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Grammatik und Semantik

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Die humanistische Latein-Grammatik Zunächst eine starke

semasiologische Tendenz▪ Inhaltsbezogene Erklärungen der

Wortarten gegenüber formalen bevorzugt▪ Nomina: Redeteile, welche Dinge

ausdrücken▪ Verben: Ausdruck der Handlung

▪ In der antiken Grammatikographie überwogen formale Kriterien (z.B. die Deklinierbarkeit)

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Philipp Melanchton Grammatica latina (1525)▪ Stark an der Semantik

orientiert

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GrammatikOrthographieProsodieEtymologieSyntax

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„Nomen, est pars orationis que rem significat, non actionem“

„Verbum est vox significans agere aut pati“

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Petrus Ramus (Pierre de la Ramée) (1515-1572) Scholae in liberales artes

(1559) Grammatica (1559) Grammaire (1562)▪ Trennung von Rhetorik,

Grammatik und Logik/Dialektik▪ Unterscheidungskriterium der

Wortarten: die Morphologie7

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Tommaso Campanella (1568-1639) Philosophiae rationalis quinque

(1638)▪ Exegetische und philosophische

Unterteilung der Grammatik▪ Exegetisch: Orientierung an

vorbildlichen Autoren▪ Philosophisch: ▪ das Nomen bezeichnet Essenz in zehn

versch. Modi▪ das Verb bezeichnet fließende Dinge

▪ Das Phänomen der Derivation wird ebenfalls semantisch erklärt

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Logik und Grammatikographie

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Jansenismus Der Jansenismus, benannt nach

dem Bischof Cornelius Jansen (1585-1638), ist eine Bewegung in der katholischen Kirche des 17./18. Jahrhunderts, die sich auf die Gnadenlehre des Augustinus gründet.

Das Schicksal der Jansenisten ist eng verbunden mit der Geschichte der Opposition gegen Ludwig XIV.

Das Zentrum des Jansenismus war das Kloster Port Royal nahe Versailles.

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Jansenismus Das Schicksal der

Jansenisten ist eng verbunden mit der Geschichte der Opposition gegen Ludwig XIV.

Das Zentrum des Jansenismus war das Kloster Port Royal nahe Versailles.

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Der Jansenismus, benannt nach dem Bischof Cornelius Jansen (1585-1638), ist eine Bewegung in der katholischen Kirche des 17./18. Jahrhunderts, die sich auf die Gnadenlehre des Augustinus gründet.

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Jansenismus Aus dem geistigen Umfeld

dieses Klosters stammen viele französische Berühmtheiten, wie Jean Racine, Blaise Pascal oder François de La Rochefoucauld und Antoine Arnauld.

Das Kloster wurde 1709 auf Befehl von Ludwig XIV. zerstört, der Jansenismus 1719 vom Papst verboten.

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Port-Royal-des-Champs - Maison des Solitaires

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Les Solitaires sont les hommes qui, au cours du XVIIe siècle, ont choisi de vivre une vie retirée et humble à Port-Royal-des-Champs.

Quelle: Wikipedia

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Die Ruinen von Port-Royal des Champs

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Zunächst anonym veröffentlicht Die Autoren▪ Claude Lancelot (1615-95):

Grammatiker▪ Antoine Arnauld (1612-94):

Theologe

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Grammaire générale et raisonnée [1660] Von Anauld und Lancelot im

Sinne des frz. Rationalismus verfasste Grammatik, so benannt nach der Pariser Abtei und Schule von Port Royal. ▪ Nach ihr haben die grammatischen

Regeln der Logik zu entsprechen. ▪ Sie ist allgemein verbindlich

(universalistisch). ▪ N. Chomsky greift darauf in seiner

GenerativenTransformationsgrammatik zurück.

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Philosophiegeschichtliche Einordnung Einfluss des Rationalismus auf das

Studium der Sprache. Auf Basis der Sprachen Griechisch,

Latein und Französisch (sowie sporadisch Italienisch , Spanisch, Deutsch) versucht die Grammatik von Port Royal, der Logik gehorchende, allgemeingültige Strukturen aller Sprachen zu entwickeln (universalistischen Anspruch.

Wo die untersuchten natürlichen Sprachen vom logischen (d.h. regelmässigen) Aufbau abweichen, werden sie kritisiert.

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Die Theorie der Grammatik Sprechen bedeutet Gedanken

ausdrücken Dazu bedient sich der Mensch

von ihm erfundener geschriebener und gesprochener Zeichen.

▪ Die Zeichen haben zwei Seiten:1. die äußere Seite (das, was die

Zeichen ihrer Natur nach sind)2. die innere Seite (die Art, in der der

Mensch mit ihrer Hilfe seine Gedanken ausdrückt)

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Die Theorie der GrammatikAuseinandersetzung mit dem, was im Geiste passiert, als Grundlage für das Verstehen von grammatischen Strukturen▪Mit einem begrenzten System an Zeichen können unbegrenzt viele Wörter gebildet werden.

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Theorie▪ Zwei Gruppen von Wörtern(1) Wörter, die Gegenstände des

Denkens bezeichnen (Substantive, Artikel, Pronomina, Partizipien, Präpositionen und Adverbien)

(2) Wörter, die die Art und Weise bezeichnen, in der die Gedanken dargelegt werden (Verben, Konjunktionen und Interjektionen)

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Theorie In der Beschreibung der Kasus als

Ausdruck der Beziehungen unter Nomen klingt an, dass die Konzepte der Beziehungen für alle Menschen gleich sind, aber ihre sprachliche Realisierung unterschiedlich ist.

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Syntax Unterscheidung

zwischen ▪ convenance ▪ In allen Sprachen gleich

▪ régime In den einzelnen

Sprachen unterschiedlich geregelt

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Identifikation der it. Präposition da mit dem Ablativ

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Die Bedeutung der Grammatik aus linguistischer Sicht Die Grammatik enthält eine ansatzweise

Unterscheidung zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur, die an die Unterscheidung in der Generativen Grammatik erinnern.

Die Tiefenstruktur ist dabei mit den oben angesprochenen, der Logik gehorchenden allgemeingültigen sprachlichen Gesetzen zu identifizieren.

Noam Chomsky selbst zitiert die Grammatik von Port Royal als Vorläufer und frühen Verwandten seiner eigenen Theorien.

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Claude Lancelot, Nouvelle méthode pour apprendre facilement et en peu temps la langue italienne, Paris 1659

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http://books.google.de/books?hl=de&id=dwUUAAAAQAAJ&dq=Claude+Lancelot,+Nouvelle+m%C3%A9thode+pour+apprendre+facilement+et+en+peu+temps+la+langue+italienne&printsec=frontcover&source=web&ots=1HwNLHyUXC&sig=BPkkyJxHWkMwKo_Gk8zKjvj94xc&sa=X&oi=book_result&resnum=5&ct=result#PPP3,M1

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Von der Antike bis zur Neuzeit

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Die bis heute übliche Einteilung der Wortarten geht auf den griechischen Grammatiker Dionysios Thrax zurück, der im 2. Jahrhundert v.Chr. lebte. Er unterschied insgesamt acht Kategorien, und zwar Nomen (inklusive Adjektive) Verb Partizip Artikel Pronomen Präposition Adverb Konjunktion

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An dieser Klassifizierung hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig geändert...

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Der im 5. Jahrhundert n.Chr. lebende spätlateinische Grammatiker Priscian passte das Acht-Wortarten-Model, indem die Wortart Interjektion die Wortart Artikel ersetzte, an das System der klassischen lateinischen Sprache an (die zu jenem Zeitpunkt nur noch geschrieben, aber nicht mehr gesprochen wurde).

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Leon Battista Alberti unterschied in seiner um 1435 entstandenen Grammatichetta die Wortarten Nomen Artikel Pronomen Verben Präpositionen Adverbien Interjektionen Konjunktionen

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Benedetto Buonmattei (1643), einer wichtigsten Grammatiker seiner Zeit (und darüber hinaus) unterscheidet nicht weniger als zwölf grammatische Kategorien (Parti dell’Orazione):

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Originalbezeichnung

Deutsche Entsprechung

Nome Nomen, SubstantivSegnacaso Präpositionen, die

den Kasus ausdrücken

Articolo ArtikelPronome IndefinitpronomenVerbo VerbParticipio PartizipGerundio GerundiumProposizione (Preposizione)

Präposition

Avverbio AdverbCongiunzione KonjunktionInterposto InterjektionRipieno Personalpronomen

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Agostini Lampugnani kritisiert in seinen Lumi della lingua italiana (1652) die Vielzahl der Wortarten und beruft sich dabei auf die Tradition der lateinischen Grammatikographie mit ihren acht Kategorien. Er unterscheidet lediglich zwischen

vier veränderlichen und vier unveränderlichen Wortarten (Quattro Variabili, e Quattro Invariabili):

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Variabili InvariabiliNome Propositione

(Präposition)Verbo AuuerbioPronome Interiettione

(Interjektion)Participio Congiuntione

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Auffällig in allen (italienischen) Grammatiken des 15. bis 18. Jahrhunderts ist das Fehlen der selbständigen Wortart Adjektiv (aggettivo, im 19. Jahrhundert teilweise auch aggiuntivo).

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Erst die Grammatiken des 19. Jahrhunderts enthalten eigene Kapitel, in denen die Wortart Adjektiv behandelt wird. Doch selbst Piazza (1897)

subsumiert Substantiv und Adjektiv unter dem Oberbegriff nome, wobei zwischen einem nome sostantivo und einem nome aggettivo unterschieden wird.

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In der Grammatiktradition ist eine gewisse Variationsbreite in Bezug auf die Klassifizierung der Wortarten zu beobachten.

Immer wieder hat es Versuche gegeben, die von der lateinischen Grammatikographie übernommenen Kategorien abzuändern oder gar aufzubrechen.

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Diese Tendenz hat sich seit der Etablierung der strukturalistischen Linguistik im 20. Jahrhundert noch verstärkt. In besonders radikaler Art und

Weise hat sich der französische Strukturalist Lucien Tesnière von der traditionellen Einteilung der Wortarten getrennt.

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Andere Linguisten haben die Kategorien lediglich nach bestimmten Kriterien reduziert, wie z.B. der Schweizer Hans

Glinz (*1913) mit seiner Fünf-Wort-Arten-Lehre (it. teoria delle cinque parti del discorso).

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Diachrone Perspektive

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Historisch-vergleichende Grammatik (it. grammatica storico-comparativa) Sie entstand im Zusammenhang mit

der Entstehung der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert, im Rahmen derer mithilfe des Sprachvergleichs wurden Ursprung und Verwandtschaftsbeziehungen zwischen einzelnen Sprachen untersucht und Sprachfamilien erstellt wurden (z.B. die indoeuropäischen Sprachen).

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Historisch-vergleichende Grammatik Im Bereich der diachronen

Italianistik wurden in der Regel die Strukturen des Italienischen sowie der italienischen Dialekte auf die des Lateinischen zurückgeführt und miteinander verglichen.

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Historisch-vergleichende Grammatik Auf diesem Prinzip basieren

beispielsweise die Grammatica storica della lingua e dei dialetti italiani (1906) von Francesco D'Ovidio und Wilhelm Meyer Lübke oder die Historische Grammatik der italienischen Sprache und ihrer Mundarten (1949-54) von Gerhard Rohlfs.

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Synchrone Perspektive

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Aus linguistischer Sicht kann man die Grammatik z.B. nach dem Kriterium der Zielsetzung (vorschreiben oder beschreiben) unterscheiden.

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Normative bzw. präskriptive Grammatik (it. grammatica normativa/ grammatica prescrittiva) Eine auf Unterweisung über den

korrekten und verbindlichen Sprachgebrauch ausgerichtete Form grammatischer Beschreibung, die sich an historisch gewachsenen und durch Konvention festgelegten morphosyntaktischen Formen orientiert.

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Normative bzw. präskriptive Grammatik So schreibt die normative Grammatik

die Syntagmen mi piace und a me piace gegenüber *a me mi piace vor, während sich die deskriptive Grammatik sich auf die Beschreibung einer sprachlichen Varietät unabhängig von der Korrektheit beschränkt.

Ihr genügt der Hinweis auf die umgangssprachlich weit verbreitete Form *a me mi piace ohne auf die Konvention Rücksicht nehmen zu müssen.

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Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

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Dependenz- / Valenzgrammatik (it. grammatica delle dipendenze / valenze / valenziale) Sie wurde von dem französischen

Sprachwissenschaftler Lucien Tesnière (1893-1954) entwickelt und durch dessen posthum erschienenes Werk Eléments de syntaxe structurale (1959) international bekannt, wobei Ansätze dieser Theorie bereits bei dem mittelalterlichen Gelehrten Thomas von Erfurt anzutreffen sind.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Sie spezifiziert die

fakultativen und obligatorischen Ergänzungen der lexikalischen Einheiten, die in einem Satz auftreten. ▪ Das Werk erschien 2001 unter

dem Titel Elementi di sintassi strutturale in erstmals italienischer Übersetzung.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Im Modell der

Dependenzgrammatik wird die hierarchische Struktur von Sätzen in Abhängigkeit vom Verb beschrieben. ▪ Gemäß seiner Valenz (it. valenza),

d.h. seiner Wertigkeit, verlangt das Verb eine gewisse Zahl von Ergänzungen.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Die Ergänzungen werden von

Tesnière in Aktanten (frz. actants – it. attanti), Zirkumstanten (frz. circonstances – it. circonstanti) und Indices (frz. index – it. indici) eingeteilt.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Die Ergänzungen werden von

Tesnière in Aktanten (frz. actants – it. attanti), Zirkumstanten (frz. circonstances – it. circonstanti) und Indices (frz. index – it. indici) eingeteilt.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Unter Aktanten sind alle

durch Substantive oder Pronomina zum Ausdruck gebrachte Wesen, Gegenstände oder Sachverhalte zu verstehen, die aktiv oder passiv an dem vom Verb angegebenen Vorgang (frz. procès – it. processo) beteiligt sind.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Aktanten entsprechen in

traditioneller Terminologie dem Subjekt sowie dem direkten und indirekten Objekt.

Tesniére unterscheidet drei Arten von Aktanten

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Dependenz- / Valenzgrammatik Erstaktant (frz. prime actant

– it. primo attante) Zweitaktant (frz. seconde

actant – it. secondo attante) Drittaktant (frz. tiers actant

– it. terzo attante),▪ Die Aktanten entsprechen im

Großen und Ganzen den traditionellen Fällen Nominativ, Akkusativ und Dativ.

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Erstaktant (it. primo attante) = Subjekt

Zweitaktant (it. secondo attante) = direktes Objekt

Drittaktant (it. terzo attante) = indirektes Objekt

Francesca dorme.

Lorenzo cerca il suo portafolio.

Marco presta il suo zaino al suo amico.

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Dependenz- / Valenzgrammatik Die Valenz des Verbs und

die von ihr abhängigen Kernsatzstrukturen 

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Dependenz- / Valenzgrammatik Nullwertig (0) nevicare Nevica.

(V) Einwertig (1) …dormire Tiberio sta dormendo.

(N-V) Zweiwertig(2) … guardare … Lorenzo guarda la TV.

(N-V-N) Dreiwertig (3) … dare… a … Lorenzo da il libro a

Tiberio. (N-V-N-P-N)

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Dependenz- / Valenzgrammatik Zirkumstanten sind Umstandsangaben,

d.h. Adverbien oder adverbiale Bestimmungen.

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Modale Adverbien Luigi corre come un pazzo.Temporale Adverbien Carlo non torna prima di sabato

prossimo.Ort oder Richtung Lorenzo va a teatro.Prädikatsnomen Maurizio è medico.

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Die Indices sind dem Verb indirekt untergeordnet, denn sie stehen in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zu Aktanten und Zirkumstanten.Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Artikel, Demonstrativa, Possessiva und Adjektive.

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Die Valenzgrammatik beschränkt sich nicht auf die syntaktische Analyse, sondern bezieht die Bedeutungsebene mit ein, die sich in Form von sogenannten semantischen Rollen manifestiert.

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Dependenz- / Valenzgrammatik In dem Satz la ragazza

legge il fumetto ist das Syntagma il ragazzo Agens (it. agente) des Prozesses, il fumetto hingegen Patiens (it. paziente).

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Es gibt aber auch Fälle, in denen ein Aktant nicht Agens ist, sondern Auslöser oder Veranlasser eines Prozesses, und nicht Patiens, sondern Nutznießer (frz. bénéficaire – it. beneficario). Einen solchen Fall haben wir beispielsweise in dem

Satz il mio amico fa rinnovare l’appartamento per suo figlio, wobei il mio amico als Veranlasser fungiert, l’appartamento als Patiens. ▪ Ein expliziter Agens ist nicht vorhanden.

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Die Projektion semantischer Rollen auf syntaktische Rollen nennt man Diathese (gr. διάθεσις ‚Aufstellung’ – it. diatesi) oder Genus Verbi.

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Aktive Diathese: Der Agens tritt als Erstaktant in Erscheinung, der Patiens fehlt oder kommt als Zweitaktant vor, z.B. in dem Satz il bambino mangia bzw. il bambino mangia un gelato.

Passive Diathese: Der Patiens tritt als Erstaktant auf, während der Agens fehlt oder als Drittaktant in Erscheinung tritt, z.B. in dem Satz il gelato viene mangiato dal bambino. Passivierung ist folglich ein Mittel zur Valenzreduzierung.

Rezessive Diathese: Der Agens wird ausgeblendet, z.B. in dem Satz si parla italiano.

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Aktive Diathese: Der Agens tritt als Erstaktant in Erscheinung, der Patiens fehlt oder kommt als Zweitaktant vor, z.B. in dem Satz il bambino mangia bzw. il bambino mangia un gelato.

Passive Diathese: Der Patiens tritt als Erstaktant auf, während der Agens fehlt oder als Drittaktant in Erscheinung tritt, z.B. in dem Satz il gelato viene mangiato dal bambino. Passivierung ist folglich ein Mittel zur Valenzreduzierung.

Rezessive Diathese: Der Agens wird ausgeblendet, z.B. in dem Satz si parla italiano.

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Die Konnexionen (frz. connexions - it. connessioni) werden durch Striche markiert. Sowohl segnale als auch via hängen von indica ab.

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Die regierenden Elemente (d.h. im vorliegenden Fall indica, segnale und via) werden auch als Knoten (fr. nœud – it. nodo) bezeichnet, wobei das Prädikat indica den Zentralknoten (fr. nœud central – it. nodo centrale) darstellt.

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Tesnière unterscheidet zwischen vollen (parole piene) und leeren (parole vuote) Wörtern. Zur ersten Gruppe gehören

Verben, Substantive, Adjektive und Adverbien, während er bei den leeren Wörtern zwischen Indices (it. indici), Junktiven (it. giuntivi) und Translativen (it. traslativi) differenziert, wobei die Indices eine Untergruppe der Translativen bilden.

Die Symbole der vollen und leeren Wörter

VollO = SubstantivA = AdjektivI = VerbE = Adverb

Leerj = Junktivet = Translative

 

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Junktive und Translative Den Junktiven (Junktoren) fällt die Aufgabe

zu, die vollen Wörter oder die Knoten, die sie bilden, miteinander verknüpfen, während die Translative dafür sorgen, dass ein volles Wort oder sein Knoten in eine andere Kategorie überführt wird.

Die Translation betrifft alle syntaktischen Grundkategorien.

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Junktive und Translative In einem substantivischen Knoten

(Nominaphrase) wie il blu di Prussia oder lo stupido del/di paese fungieren die Artikel il und lo sowie die Präposition di als Translative. ▪ Der erste verwandelt ein Adjektiv (blu, stupido) in

ein Substantiv, während der zweite ein Substantiv (Prussia, paese) in einen Ausdruck mit adjektivischer Bedeutung verwandelt (di Prussia ≈ prussiano, di paese ≈ paesano).

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Junktive und Translative Damit Substantive oder Adjektive die

prädikative Funktion von Verben übernehmen können, müssen sie die Verbindung mit einer Copula eingehen.

Diese stellt folglich ein Translativ dar, der Substantive und Adjektive in Verben umwandelt.

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Junktive und Translative Die Indices sind Translative für die

Ausgangs- und Zielkategorie gleich sind. Sie beschränken sich darauf, die Kategorie

des Knotens anzuzeigen.▪ Hierzu gehören z.B. der bestimmte Artikel vor

einem Substantiv, Flexionsendungen und klitsche Pronomina, während die betonten Pronomina von Tesniére zu den Substantiven gezählt werden.

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Mithilfe eines virtuellen Stemmas lassen sich übereinzelsprachlich die strukturellen Eigenschaften eines Satzes repräsentieren, z.B. frz. Paul parle bien it. Paolo parla bene lat. Paulus bene

loquitur

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O = SubstantivI = VerbE = Adverb

parleparlaloquitur

bienbenebene

PaulPaoloPaulus

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Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

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Generative Grammatik (it. grammatica generativa): Der Begriff geht auf den

amerikanischen Linguisten Noam Chomsky (*1928) zurück

Er wird oft im Sinne von generativer Transformationsgrammatik (it. grammatica generativa trasformazionale) gebraucht.

Sie geht von den angeborenen Prinzipien in Sprachfähigkeit des Menschen aus (Universalgrammatik).

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Generative Grammatik In Bezug auf die Generative

Grammatik werden drei Entwicklungsphasen unterschieden, und zwar(1)Standardtheorie(2)Die Government-Binding-

Theorie(3)Minimanistische Grammatik /

minimalistisches Programm

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Entwicklungsphasen: Standardtheorie In den 60er Jahren entwickelte

Chomsky die sogenannte Standardtheorie (it. teoria standard), die sich in eine syntaktische, eine semantische sowie eine phonologische Komponente gliedert, wobei der syntaktischen, die ihrerseits zwischen einer Oberflächen- (it. strutture superficiali) sowie einer Tiefenstruktur (it. strutture profonde) unterscheidet, die größte Bedeutung zufällt.

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Entwicklungsphasen: GBT Im Jahre 1979 hielt Chomsky

eine Reihe von Vorlesungen an der Scuola Normale in Pisa, die 1981 unter dem Titel Lectures on Government and Binding veröffentlicht wurden . ▪ Bei der Government-Binding-

Theorie (it. teoria della reggenza e del legamento) handelt es sich um eine eine Weiterentwicklung der Transformationsgrammatik.

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Entwicklungsphasen Die minimanistische

Grammatik / minimalistisches Programm (engl. core grammar; it. programma minimalista) aus den 90er Jahren stellte eine Abkehr von vielen Prinzipien der Government-Binding-Theorie dar, da nur noch zwei Faktoren als notwendig erachtet werden.

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Generative Grammatik Die generative Grammatik

ist in der Lage, mithilfe rekursiver Regeln aus einer endlichen Zahl von Wörtern eine unendliche Zahl an Sätzen hervorzubringen, d.h. zu generieren.

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Generative Grammatik Die Rezeption in Italien

erfolgte in den späten 60er Jahren: ▪ Norma Costabile, Le strutture

della lingua italiana: grammatica generativo-trasformativa (1967) ▪ Mario Saltarelli, La grammatica

generativa trasformazionale: con introduzione alla fonologia, sintassi e dialettologia italiana (1970).

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Italienische Übersetzungen der Werke Chomskys L’analisi formale del linguaggio

(1969), Le strutture della sintassi (1970) La grammatica generativa

trasformazionale (1970) La grammatica trasformazionale

(1975)

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Die Rezeption der Generativistik in Italien In den 70er Jahren erschienen

weitere Interpretationen der GTG durch italienische Linguisten▪ Franco Lo Piparo, Linguaggi,

macchine e formalizzazione. Sugli aspetti logico-matematici della grammatica generativo-trasformazionale di Noam Chomsky (1974)

▪ Giorgio Graffi / Luigi Rizzi, La sintassi generativo-trasformazionale (1979)

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Die Rezeption der Generativistik in Italien▪ Andrew Redford, La sintassi

trasformazionale: introduzione alla teoria standard estesa di Chomsky (1983)▪ Giorgio Graffi, Noam

Chomsky e la grammatica generativa (1988).

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Einfacher Satz (it. frase semplice) • F = Satz (it. frase) • Det = Artikel /

Determinator (it. determinante)

• N = Nomen (it. sostantivo, nome)

• V = Verb (it. verbo)

• SN = Nominalphrase (it. sintagma nominale

• SV = Verbalphrase (it. sintagma verbale)

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

Die Struktur des Satzes lässt sich auch etwas weniger übersichtlich mithilfe eckiger Klammern darstellen : [F [SN [Det la ] [N polizia ] ] [SV [V arresta ] [SN [Det il ] [N ladro ] ] ] ].

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Die Verbindungslinien des Baumdiagramms werden Zweige (it. rami; engl. branches) genannt.

Die Schnittpunkte zweier Zweige bezeichnet man als Knoten (it. nodo; engl. knot).

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Kategorien, die von gleichen Knoten dominiert werden, bezeichnet man als Schwesterknoten (it. nodi-sorelle), während der sie dominierende Knoten als Mutterknoten (it. nodo-madre) bezeichnet wird.

Die Schwesterknoten wiederum fungieren gegenüber dem Mutterknoten als sogenannte Tochterknoten (it. nodi-sorelle).

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Es existieren verzweigende und nichtverzweigende Knoten.

Letztere werden auch als Terminalsymbole (it. simboli terminali; engl. terminal symbols) bezeichnet.

Eine Kette von Terminalsymbolen, die ausschließlich von einem gleichen Knoten dominiert wird, wird als Konstituente (it. costituente) bezeichnet.

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Wortketten und Konstituenten Syntaktische Prozesse

betreffen nur Konstituenten, niemals Wortketten. ▪ Für die Identifizierung von

Konstituenten gibt es mehrere Möglichkeiten …

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Die Identifizierung von Konstituenten Topikalisierung (it.

topicalizzazione). ▪ Hierunter ist die Voranstellung

von Konstituenten aus Gründen der besonderen Hervorhebung zu nennen (z.B.Vado spesso a Genova A Genova vado spesso).

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Die Identifizierung von Konstituenten Koordination (it.

coordinazione). ▪ Sie ist nur in Bezug auf

Konstituenten möglich: ▪ Prendo un cappuccino e un’acqua

minerale.

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Die Identifizierung von Konstituenten Parenthese (it. parentesi).▪ Parenthetische Ausdrücke (z.B.

penso, credo) können nur an den Grenzen zwischen einzelnen Konstituenten eingeschoben werden (z.B. Lorenzo va – credo – a Genova).

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Die Identifizierung von Konstituenten Pronominalisierung (it.

pronominalizzazione). ▪ Sie ist ebenfalls nur bei

Konstituenten möglich (z.B. Lorenzo vede un uomo strano e anche Tiberio lo vede).

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Strukturbaum(albero di derivazioni, diagramma ad albero, indicatore sintagmatico)

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Argumente und Prädikate Die Begriffe Argument (it.

argomento) und Prädikat (it. predicato) werden in der generativen Syntaxtheorie im Sinne der formalen Logik verstanden.

Einfache Sätze bestehen aus einem Prädikat und einem Argument oder auch aus mehreren Argumenten.

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Argumente und Prädikate Einfache Sätze bestehen aus

einem Prädikat und einem Argument oder auch aus mehreren Argumenten.

Letztere sind sogenannte referierende Ausdrücke, deren Aufgabe darin besteht, eine Entität, Person oder Objekt auszuwählen, über die gesprochen wird.

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Argumente und Prädikate Einfache Sätze bestehen aus

einem Prädikat und einem Argument oder auch aus mehreren Argumenten.

Letztere sind sogenannte referierende Ausdrücke, deren Aufgabe darin besteht, eine Entität, Person oder Objekt auszuwählen, über die gesprochen wird.

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Argumente und Prädikate Die traditionelle Grammatik

unterteilt die Wörter in Kategorien wie Nomen, Verb, Adjektiv, Adverb etc., wobei der Terminus Prädikat ausschließlich auf das Verb angewandt wird.

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Argumente und Prädikate In der Logik spielen diese

grammatischen Kategorien keine so große Rolle. ▪ Hier werden Ausdrücke,

welche Relationen zwischen referierenden Ausdrücken (Argumenten) definieren als Prädikate bezeichnet.

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Argumente und Prädikate Diese Relationen können ein-

oder mehrstellig sein. ▪ Intransitive Verben (z.B. dormire)

sind einstellige Prädikate, da sie nur über ein Argument verfügen.

▪ Transitive Verben (z.B. trovare) haben zwei Argumente und werden daher als zweistellig bezeichnet.

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Argumente und Prädikate Ditransitive Verben (z.B. dare)

schließlich sind dreistellig und verfügen über drei Argumente.

Jedes Prädikat hat somit seine eigene Argumentenstruktur. ▪ Diese sagt nichts darüber aus, wie

die Prädikate syntaktisch realisiert werden, sondern gibt lediglich Auskunft über die Anzahl der notwendigen Konstituenten.

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Argumente und Prädikate Nicht alle Argumente, die in der

Argumentenstruktur eines Verbs existieren, werden realisiert, da sie automatisch mitverstanden werden.

Man spricht in diesem Fall auch von implizieten Argumenten (it. argomenti impliciti). ▪ So muss beispielsweise das Subjekt

im Passivsatz nicht unbedingt erscheinen (z.B. Gesù è stato tradito [da Giuda]).

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Argumente und Prädikate Nicht nur Verben verfügen

über eine Argumentenstruktur, sondern auch Substantive, Adjektive oder Präpositionen.

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Die X-Bar-Theorie Ausgangspunkt der von Chomsky

entwickelten X-Bar-Theorie (it. teoria X-barra) ist die Annahme, dass alle syntaktischen Strukturen aller natürlicher Sprachen gemeinsamen, universellen Bauprinzipien unterliegen,▪ d.h. dass die Kategorien Verbalphrase

(VP), Nominalphrase (NP), Adjektivphrase (AP) und Präpositionalphrase (PP) nach universellen Strukturprinzipien aufgebaut sind.

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Die X-Bar-Theorie Phrasenkopf (it. testa del

sintagma; dargestellt durch X): ▪ Ein obligatorisches Element,

dessen Argumentenstruktur den weiteren Aufbau der Phrase bestimmt.

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Die X-Bar-Theorie Komplement (it.

complemento): ▪ Hierunter versteht man

obligatorische verbalphraseninterne Konstituenten. Es hängt von der Argumentenstruktur des jeweiligen Phrasenkopfes ab: X′ → X, (complemento...).

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Die X-Bar-Theorie Adjunkt (it. aggiunto): ▪ Hierunter versteht man optionale

phrasale Konstituenten. ▪ Er ist fakultativ und rekursiv, denn er ist nicht von der Argumentenstruktur abhängig und außerdem uneingeschränkt wiederholbar: X′ → X′, aggiunto.

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Spezifikator (engl. specifier; it. specificatore): Durch den Spezifikator wird

die maximale Projektion XP abgeschlossen: XP → (specificatore), X′.

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Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

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Die Bezeichnung „Funktionale Grammatik“ wird für verschiedene linguistische Theorien verwendet: Die Theorie der Funktionalen

Grammatik (Functional Grammar, FG) nach Simon C. Dik.

Lexikalisch-funktionale Grammatik (LFG) [it. Grammatica lessico-funzionale] nach Joan Bresnan und Ronald Kaplan

Systemisch-funktionale Grammatik [it. Grammatica sistemica-funzionale] nach Halliday.

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Funktionale Grammatik (it. grammatica funzionale) Entwickelt von Simon C. Dik (1978)▪ Geht zurück auf die Funktionale

Linguistik begründet in der Prager Schule

▪ Verhältnis von Form und Funktion („Je mehr Funktion desto weniger Form“)

▪ Funktion: durch sprachliche Äußerung hervorgerufene außersprachliche Wirkung ▪ Kommunikative Funktion von

Sprache

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Beschreibung und Erklärung sprachlicher Phänomene durch deren Funktion▪ Topik vs. Prädikation▪ Thema vs. Rhema▪ Definitheit/Belebtheit▪ Syntaktische Funktionen

(LFG/Relationale Grammatik) ▪ Semantische Rollen

(Kasusgrammatik)

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Die Funktionale Grammatik nach Simon C. Dik▪ Ihr Ziel besteht darin, die

grammatischen Regeln und Prinzipien von Einzelsprachen auf die Regeln und Prinzipien der sozialen und kommunikativen Interaktion zurückzuführen.

124http://www.functionalgrammar.com/

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Funktionale Grammatik Rezeption in Italien▪ Die Theorie wurde in Italien in

den 70er Jahren rezipiert und bis heute angewendet

▪ Edoardo Lombardi Vallauri, Grammatica funzionale delle avverbiali italiane (2000)

▪ Vittorio Vinay, Come si analizza il testo musicale: grammatica funzionale, analisi sintagmatica (2002).

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Epestemisch kognitiv objektiv

Sozial interpersonal Kommunikativ subjektiv

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http://www.uni-erfurt.de/sprachwissenschaft/personal/lehmann/ling/lg_system/grammar/morph&syn/Funkt_Grammatik_Grundbegriffe.html

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Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts

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Kasusgrammatik (it. grammatica dei casi): Sie wurde 1968 durch Charles

J. Fillmores (*1929) Aufsatz „The Case for Case“ bekannt und stellt gewissermaßen einen Gegenentwurf zur generativen Transformationsgrammatik dar, in der grammatische Relationen wie Subjekt und Objekt formal repräsentiert werden.

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Sätze werden in der Kasusgrammatik (engl. case grammar) als Kombination aus einem Verb und einem oder mehreren Tiefenkasus aufgefasst, welche semantische Rollen bzw. Kasusrollen übernehmen.

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Sie unterscheidet zwischen Oberflächenkasus (it. casi

superficiali) Nominativ Akkusativ Genitiv Dativ

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Tiefenkasus (it. casi profondi)▪ Agentiv - agentivo ▪ Instrumental - strumentale ▪ Dativ - dativo ▪ Faktiv - fattivo ▪ Lokativ – locativo ▪ Objektiv - oggettivo

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Die Tiefenkasus charakterisieren die semantischen Beziehungen der verschiedenen Nominalphrasen die hauptsächlich durch ein Verb vorgegeben sind.

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135Quelle: http://www.uniroma2.it/didattica/LMDC0506/deposito/introduzione.pdf

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136Quelle: http://www.uniroma2.it/didattica/LMDC0506/deposito/introduzione.pdf

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