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125 Jahre Damals Gestern Heute 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wipperfürth 1885 – 2010

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125 Jahre

Damals Gestern Heute

125 JahreFreiwillige Feuerwehr Wipperfürth

1885 – 2010

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

Freiwillige Feuerwehr Löschzug I. der Stadt Wipperfürth

Egon Braun, Lorenz Gehle

Gisela Heskamp

Erich Kahl, Willibald Klein

Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum, Jahres- und Presseberichte, Abschriftenbuch der Stadt Wipperfürth, Burghard Dietz

Lorenz Gehle

Theissen Mediengruppe, Lorenz Gehle, Siegfried Förster

Heimat- u. Geschichtsverein, Gerd Richter, Egon Braun, Jochen Höfer, Werner Breuer

Firma Theissen Druck GmbH, Monheim

Herausgeber:

Text:

Textkorrektur:

Übersetzungen:

Quellen:

Konzeption:

Layout:

Bilder:

Druck:

ImpressumErscheinungsvermerk

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F R E i w i L L i G E F E U E R w E H R w i p p E R F ü R T H

JubiläumsfestschriftZum 125 – jährigen Bestehen der

Freiwilligen Feuerwehr-Löschzug Wipperfürth

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

Wipperfürth

In Blau mit einem silbernen Torturm mitansteigenden silbernen Zinnenmauer schwebend eine dreitürmige silberne Kirche; darüber ein silberner Schild, darin ein blau gekrönter, – gezungter und – bewehrter zwiegeschwärzter roter Löwe, überdeckt mit einem vierlätzigen schwarzen Turnierkragen. Die Stadt Wipperfürth wurde durch die kommunale Neugliederung vom 1. Januar 1975 mit den Gemeinden Klüppelberg und Wipperfeld zusammengeschlos-sen. Das Wappen geht auf das große mittelalterliche Stadtsiegel (Abdruck 1267) zurück und zeigt Stadtmauern und Stadtkirche in Verbindung mit dem Wappenschild des bergischen Landesherrn.

Regierungspräsident Köln9. Dezember 1975

Stadt Wipperfürth

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F R E i w i L L i G E F E U E R w E H R w i p p E R F ü R T H

Grußwort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkame-raden, es ist mir eine besondere Freude und Ehre mit Ihnen das 125-jährige Gründungs- jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr, Löschzug Wipperfürth, feiern zu können. Im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Wipperfürth wie auch persönlich gratuliere ich dem Löschzug Wipperfürth ganz herzlich zu diesem stolzen Jubiläum. Es ist großartig, wenn wir heute 125 Jahre Feuerwehrgeschichte Revue passieren lassen, 125 Jahre erfolgreiche Feuerwehrarbeit im Zeichen der Sicherheit und des bürgerschaft- lichen Miteinander hier bei uns in der Stadt Wipperfürth.

125 Jahre Löschzug Wipperfürth bedeutet 125 Jahre Dienst am Nächsten. Hat sich die Zeit seit der Gründung der Feuerwehr auch geän-dert und hat die Ausrüstung, von der alten Handdruckspritze bis zum modernen Löschfahr-zeug, einen hohen Stand der Technik erreicht, der Grundsatz der Feuerwehr, „Hilfe am Nächs-ten“, ist geblieben. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle allen Feuerwehrkameraden, die trotz des großen Freizeitangebotes in der heuti-gen Zeit, sich immer wieder in selbstloser Weise für den Feuerwehrdienst zur Verfügung stellen und rund um die Uhr Einsatzbereit sind.

Ganz gleich ob still alarmiert oder per Sirene zum Einsatz gerufen – immer dann gilt es, wie-der einmal die Leistungsstärke und den hohen Ausbildungsstand unter Beweis zu stellen. Diese Leistungsstärke, das wissen wir alle ist wahrlich kein Zufallsprodukt. Die Feuerwehr ist heute konfrontiert mit einem erheblichen breiteren Einsatzspektrum als früher, mit hohen Einsatz-zahlen und den gestiegenen Anforderungen unserer technisierten und komplexen Welt. Damit kommt nur zurecht, wer sich ständig wei-terbildet und mit ganzem Herzen bei der Sache

ist. Auch hier leistet der Löschzug Wipperfürth Vorbildliches – und das unter Zurückstellung von persönlichen Interessen. In vielen Übungen, Aus- und Fortbildungskursen halten sich die Mitglieder des Löschzuges fit für alle Aufgaben.

Ich denke, das heutige Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, den Wert des Dienstes in der Frei-willigen Feuerwehr deutlich und in der Öffent-lichkeit zu unterstreichen. Die Mitglieder leisten hervorragende Arbeit. Es ist vor allem ihr Ver-dienst, dass unsere Bürgerinnen und Bürger hier in Wipperfürth sicher leben und ruhig schlafen können. Das verdient Dank und Anerkennung. Als neuer Bürgermeister sage ich Ihnen aus-drücklich die Unterstützung der Stadt Wipper-fürth zu. Gleichzeitig bedanke ich mich im Namen der Wipperfürtherinnen und Wipper-fürther für ihre große Einsatzbereitschaft und ihr Engagement. Die Freiwillige Feuerwehr ist in der Stadt fest verankert und das soll auch so bleiben.

Ihr Michael von Rekowski Bürgermeister

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erfahren. Sicher nicht ohne Grund stand die Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum damals schon unter dem Titel „Deine Feuerwehr – ges-tern und heute“. Die Durchführung der von den Feuerwehrkräften selbstgewählten gefahr-vollen Aufgaben erforderte stets Idealismus, Pflichtbewusstsein und eine vorbildliche Kame-radschaft. Diese Tugenden haben sich für den Einsatz zum Schutz von Leben und Gesundheit, Hab’ und Gut der Mitbürger in nachahmens-werter Weise bis heute bewährt. Der vorbild- liche überwiegend freiwillige Dienst in der Feuerwehr sollte auch in Wipperfürth Ansporn erzeugen, dieses traditionelle Ansinnen stets öffentlich anzuerkennen, zu unterstützen, vor-zuleben und der Jugend weiterzugeben. Heute ist wie eigentlich in jeder Zeitepoche die aktive Beteiligung und die tätige Mithilfe unserer Bürger zum Wohl der Allgemeinheit unverzicht-bar. Ausdrücklich richte ich meinen Dank an den Jubiläumslöschzug Wipperfürth für das uneigennützig geleistete ehrenamtliche Enga-gement in den vergangenen 125 Jahren. Ich gratuliere herzlich zum 125-jährigen Jubiläum. Den Festveranstaltungen wünsche ich den ver-dienten würdigen und nachhaltig erfolgreichen Verlauf.

Mit allen Verantwortlichen hoffe ich, dass in Wipperfürth stets eine einsatzbereite Feuer-wehreinheit in guter Kameradschaft den an- spruchsvollen Dienst am Nächsten verrichten kann unter dem besonderen Schutz des hl. Sankt Florian. Manfred Savoir Bezirksbrandmeister des Regierungsbezirks Köln

Grußwort

125 Jahre Löschzug I. Wipperfürth innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Wipper-fürth verdienen die Bezeichnung Tradition. Es gilt ein echtes Jubiläum zu feiern, in dessen Rahmen die Bedeutung dieser traditionellen Gefahrenabwehr in den Vordergrund gestellt werden kann. Zu diesem stolzen Jubiläum ent-richte ich den Wipperfürther Kameraden/Innen im Namen der Feuerwehren des Regierungsbe-zirks Köln und ganz besonders auch persönlich anerkennende Glückwünsche.

In Wipperfürth wurde 125 Jahre ehrenamt-lich wichtige und verantwortungsbewusste Arbeit geleistet im Einsatz und ständiger Bereit-schaft für den Dienst an den Mitmenschen in dieser Stadt. Durch die Gründung der freiwilli-gen Jubiläumseinheit zu Beginn des vorigen Jahrhunderts sollte wohl die bis dahin in Brand-fällen geübte Nachbarschaftshilfe durch eine ausgebildete und mit den notwendigen Gerä-ten ausgestattete Organisation weiter entwi-ckelt werden. Bewegte Zeiten hat der Wipper-fürther Löschzug bis zum jetzigen Jubiläum

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F R E i w i L L i G E F E U E R w E H R w i p p E R F ü R T H

Grußwort

Zum 125- jährigen Bestehen des Löschzuges Wipperfürth darf ich die Grüße und Glückwün-sche aller Oberbergischen Feuerwehrkamera-dinnen- und Kameraden überbringen. Aber auch persönlich sage ich herzlichen. Die Tat- sache, dass in diesen Tagen der Löschzug Wip-perfürth sein 125- jähriges Bestehen feiern kann ist nicht nur für die Feuerwehr, sondern auch für die Bürgerinnen- und Bürger der Stadt ein großes Ereignis. 125 Jahre hindurch haben sich immer wieder pflichtbewusste Männer und Frauen unter Einsatz Ihrer Gesundheit und nicht zuletzt Ihres Lebens in Not geratenen Mitbür-gern geholfen. Unzählige Male mussten die Kameradinnen- und Kameraden Ihr Können unter Beweis stellen.

Das umfangreiche Aufgabengebiet der Feuer- wehren und die stetig fortschreitende Entwick-lung auf dem Gebiet der Technik fordern neben einer modernen Ausrüstung auch ein hohes Maß an Fachwissen in den verschiedenen Berei-chen. Welch ein großes Maß an Idealismus, Hin-gabe und Pflichtbewusstsein notwendig ist, um die den Feuerwehren übertragenen Aufgaben zu erfüllen, kann wohl nur derjenige ermessen, der diesen „Ehrenamtlichen Dienst“ selbst ver-richtet. Das Ehrenamt wird immer mehr als Last angesehen, weil es gerade im Bereich der Feuer-wehr mit viel Arbeit und oftmals auch Ärger verbunden ist. Aber das Ehrenamt ist nicht nur Last! Zum Glück sehen immer noch viele Menschen in der ehrenamtlichen Arbeit der Feuerwehr eine Vielzahl von Möglichkeiten, interessante und verantwortungsvolle Aufga-ben in einem Umfeld zu übernehmen, in dem soziales Miteinander und füreinander praktiziert werden kann. Die ehrenamtliche Arbeit bewegt sich zwischen Last und Lust.

Für die uneigennützige Bereitschaft, über Jahrzehnte, Jahr für Jahr, Woche für Woche, Tag für Tag, 24 Stunden rund um die Uhr für die Sicherheit und den Schutz der Bürger Sorge zu tragen, darf ich mich bei Euch, aber auch Euren Familien recht herzlich bedanken. Dem Lösch-zug Wipperfürth wünsche ich für die Zukunft viel Erfolg bei der Erfüllung Ihrer Aufgaben und der Jubiläumsveranstaltung einen guten und har- monischen Verlauf. „Gott zur Ehr, dem Nächs-ten zur Wehr“!

Uwe Lomberg Kreisbrandmeister

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

Bei der 125-jährigen Geschichte unseres Löschzuges Wipperfürth durfte ich euch sowohl als aktiver Feuerwehrmann als auch als stellver-tretender Löschzugführer und Löschzugführer ein gutes Stück des Weges begleiten. In den 40 Jahren meiner aktiven Feuerwehrzeit, wovon ich alleine 25 Jahre in der Zugführung tätig sein durfte, konnte ich dabei den Mut, das Können und die Selbstlosigkeit bei unseren Kameraden erfahren. Auch eure Sorge, wenn es galt Leib und Leben, Hab und Gut derer, die in Not gera-ten sind, zu retten und zu sichern. Ihr habt eure verantwortungsbewusste Tätigkeit und eure stete Bereitschaft für den Dienst am Nächsten oft genug unter Beweis gestellt. Für unsere Jugend erfüllt die Feuerwehr eine großartige Vorbild-funktion. Hier erleben junge Menschen erstmals, wie sehr ihre Hilfe gebraucht wird und wie wich-tig es ist, für die Gemeinschaft freiwillig Dienst zu leisten und Herausforderungen anzunehmen. Denn Feuerwehrdienst ist organisiertes Helfen rund um die Uhr in allen erdenklichen Notsituati-onen, und dieser Dienst wird ehrenamtlich geleistet. Dieses zeitliche Engagement kann nur erbringen, wer mit ganzem Herzen und mit Begeisterung Feuerwehrmann und Feuerwehr-frau ist. Bei unserem 100-jährigen Jubiläum übernahm ich das Amt des stellvertretenden Löschzugführers und später des Zugführers. Ich scheide nun zum 125-jährigen Jubiläum aus die-sem Amt aus. Mein größter Wunsch war es immer, dass alle Kameraden stets gesund von Übungen und Einsätzen nach Hause zurückkeh-ren. Ich freue mich, dass dieser Wunsch bis jetzt immer mit Gottes Hilfe in Erfüllung ging.

Ich darf mich bei allen Feuerwehrkamera- dinnen und Kameraden für die stets gute Zusammenarbeit bedanken und wünsche dem Löschzug Wipperfürth alles Gute für die Zukunft, das ihr möglichst alle Aufgaben, die auf euch zukommen, unfallfrei und erfolgreich bewältigen mögt. Ein herzliches Dankeschön! Siegfried Förster Leiter der Feuerwehr

Grußwort

Liebe Feuerwehrkameradinnen, liebe Feuer-wehrkameraden,

„Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“ unter diesem Leitsatz hatten sich vor 125 Jahren ver-antwortungsbewusste Männer zusammenge-funden und die Freiwillige Feuerwehr Wipper-fürth ins Leben gerufen. Sie hatten sich dem Dienst am Nächsten verschrieben. Ihr ehrenamt-liches Engagement zielte darauf ab, Leben zu retten, die Gesundheit zu erhalten und das Eigentum der Mitbürger zu schützen. Idealismus und Einsatzwille, Hilfsbereitschaft und Kame-radschaft gehörten von nun an ebenso zum täg-lichen Leben wie die Risiken für Gesundheit und Leben, die damit verbunden waren. Die zunächst bescheidene Ausrüstung in Form von Eimern und Leitern sowie eine alte Feuerwehrhandruck-spritze, stand den immerhin schon aktiven Wehrmännern zur Verfügung. Heute kann unsere Freiwillige Feuerwehr auf eine neue Feu-erwache und eine stattliche Anzahl von Einsatz-fahrzeugen zurückgreifen, wenn es für die 69 aktiven Männer und Frauen gilt zum Einsatz auszurücken. Der hohe Ausbildungsstand bietet die Gewähr dafür, dass neben der ureigensten Aufgabe des Feuerschutzes auch die vielfältigen Vorgänge bei technischen Hilfeleistungen erfüllt werden können.

Vorwort

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F R E i w i L L i G E F E U E R w E H R w i p p E R F ü R T H

VorwortVorwort

Jubiläen werden festlich begangen, offiziell gebührend hervorgehoben und danach, gerade in unseren schnelllebi-gen Zeit, ebenso rasch vergessen, weil von einem Tag zum Anderen wieder anderen Neuigkeiten, akute Ereignisse und vordringliche Zukunftsprobleme das allgemeine Interesse in Anspruch neh-men.

Der Sinn freilich eines Jubiläums einer Gemeinschaft kann nicht sein, darin den Anlass für eine Feier ad hoc oder für Erwartungen gleich welcher Sonderinte-ressen auch immer zu sehen, sondern sollte in seiner tieferen Bedeutung ange-messen gewürdigt werden, nämlich darin, dass man sich heute auf die Ver-gangenheit von Menschen besinnt, die unter Mühen und Plagen, mit Sorgen und Lasten gelebt und sich in allen Widerwärtigkeiten behauptet und be- währt, ja damit erst den Lebensraum und ein Arbeitsfeld erschlossen und vorge-bildet haben, deren Ausbau und Verbesserung jede Generation als eine eigens ihr zufallende Aufgabe ansieht.

Mit dem von uns zusammengetrage-nen Material möchten wir allen Bürgern der ältesten Stadt im Bergischen Land von der Geburtsstunde an die Entwick-lung in den folgenden Jahren noch ein-mal vorstellen.

Bei den dieser Arbeit zugrunde liegen-den und teilweise zitierten Quellen han-delt es sich zum überwiegenden Teil um hand-bzw. maschinenschriftliche Unter-lagen. Noch vorhandene Protokollbü-cher des Löschzuges Wipperfürth und die selbst aufbewahrten Zeitungsbe-richte aus den letzten 125 Jahren stan-den uns ebenfalls zur Verfügung. Aber auch einige lebende ältere Bürger und Feuerwehrleute konnten noch vieles aus zurückliegender Zeit erzählen.

Diese Dokumentation wurde mit Sorgfalt erstellt, kann aber nicht als eine abgeschlossene vollständige Arbeit gesehen werden. Sie soll, weil noch weitere Quellenforschungen notwendig sind, über den jetzigen Forschungsstand Kenntnis geben.

Ihre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Wipperfürth im Jubiläumsjahr 2010

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Geschichte

ckelte Werkzeuge, Leitern, die auch zur Brand-bekämpfung herangezogen wurden. Tragbar-keit und Manövrierfähigkeit dieser Leitern waren wichtig, um die Höhe der Festungsmau-ern errichten zu können. Zahlreich sind die Berichte über Feuersbrünste in antiken Groß-städten. So war Rom schon in antiker Zeit eine Millionenstadt mit mehrstöckigen Häusern. Etliche Male vernichteten Feuerbrünste ganze Stadtteile Roms. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, erkennt man, dass alle damaligen Reiche, Länder und Städte betroffen waren.

So auch in der Hauptstadt des chinesischen Reiches Sung wird 564 vor unserer Zeitrechnung nach einem Großbrand eine Feuerschutztruppe eingerichtet, deren Kommandant dem Arbeits-ministerium unterstellt ist. Absperrungen des Brandplatzes, Niederreißen von Häusern, Be- werfen gefährdeter Häuser mit feuchter Erde, Anlagen von Wasserkanälen und Löschteichen, Instandhaltung von Körben, Fässern, Eimern und Seilen für die Brunnen werden als weitere Schutzmaßnahmen angeordnet und von Solda-ten ausgeführt.

Der Politiker, Arzt und Philosoph Empedokles aus Akragas (Agrigent) in Sizilien begründet 450 vor unsrer Zeitrechnung die Lehre von den vier unvergänglichen Elementen „Feuer, Luft, Wasser und Erde“, durch deren Mischung und Entmischung alle Dinge entstehen. Für Feuer-schutz und nächtliche Sicherheit ist etwa 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung der römischen Republik ein Dreimännerkollegium die „Tresviri nocturni“ verantwortlich. Sie befehligen eine Mannschaft aus Gemeindesklaven (familia pub-lica), die an den Mauern und Toren stationiert waren. Da dies nicht ausreicht, bilden reiche Privatleute eigene Sklavenlöschmannschaften (familia privata), die gegen Bezahlung oder auch kostenlos in Aktion traten.

Feuerwehrgeschichte Vor unsere Zeitrechnung

Seit der Mensch sein Fell verloren hat, muss er sich mit Hilfe des Feuers Wärme verschaffen. Feuer ist ein zentraler Bestandteil der Mensch-werdung – ohne Feuer kein Mensch. Feuer ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens, gehört es doch zum Leben wie das Trin-ken. Der Mensch musste immer darauf achten, dass er das Feuer im Herd hütete und es keinen Schaden anrichten konnte.

Der Steinzeitmensch beherrschte 10.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung die Kunst, die beim Schlagen von Feuersteinen entstehenden Funken mit Zunder aufzufangen und deren Glut durch Blasen zum Feuer anzufachen. Etwa 4.000 Jahre vor Christi lernte der Mensch die künstlichen Feuererzeugungen durch Reiben von Holz und das „Feuerbohren“ mit einem Feuerquirl. Dabei wird ein Hartholzstückchen in einem muldenförmig gehöhlten Brett von Hand oder mittels einer Schnur rasch gedreht; das entstehende Holzmehl entzündete sich durch Reibung, damit entsteht auch die Gefahr des von Menschen verursachten Schadenfeuers. Die alten Ägypter nutzten für den Krieg entwi-

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BeginnBeginn unserer Zeitrechnung

Der Brand Roms in der Zeit vom 19. bis 28. Juni des Jahres 64 gilt als der größte Brand des Altertums- es wird angenommen, dass Kaiser Nero die Brandstiftung veranlasste, um einen Vorwand für die Christenverfolgung zu haben. Dass die Christen unschuldig waren hat 60 Jahre später Plinius durch eine amtliche Untersuchung festgestellt. Der römische Histo-riker Tacmitus berichtete detailliert über diesen Brand und beschrieb auch ausführlich die Vor-schriften, die für den Wiederaufbau der Stadt erlassen wurden. Sie beinhalten bereits Regeln des Vorbeugenden Feuerschutzes und muten selbst heute noch, nach fast 2.000 Jahren, nahezu modern an, so unter anderem: breite Straßen, regelmäßige Häuserfronten, Einschrän- kung der Holzbauweise und Stockwerkzahlen. Als erste Stadt auf deutschen Boden erhält Köln, damals im Jahre 70 eine römische Kolonie „Colonia Claudia Ara Agrippinensis“, an Stelle einer älteren Zuleitung aus der Umgebung eine Wasserleitung (Aquädukt) von 78 km Länge, die Quellwasser aus der Eifel in einem Kanal und über Arkaden zuführt. Sie wurde 353 beim Einzug der Franken zerstört.

Im Stadtbuch der freien Reisstadt Augsburg von 1276 wird den Wein- und Wasserträgern Steuerfreiheit zugesichert und gleichzeitig be- fohlen, im Brandfalle Löschwasser zur Brand-stelle zu tragen, ohne dafür Lohn beanspruchen zu können.

Der Rat der freien Reichsstadt Esslingen berichtet 1331 nach Reutlingen über ihre Löschordnung, dass die Weinschenken Wein-händler, Eichmeister und Weingärtner verpflich-tet sind, bei Schadenfeuern mit ihren Eimern und Gölten herbeizueilen und bestmögliche Löschversuche anzustellen.

1361 erscheint in Erfurt die wahrscheinlich die erste Feuerordnung, diese wurde im Jahre 1429 erneuert. 1370 erschien in München eine Feuerverordnung und 1403 erschien in Cöln eine vollständige Löschordnung an der sich viele Städte, wie z. B. Bremen 1433, Frankfurt 1439, Nürnberg 1449, Lübeck 1461, Stuttgart 1492 und viele Städten mehr orientierten. Um die Brandbekämpfung bei höheren Häusern durchführen zu können, wurde im Jahre 1472 vermutlich der erste Vorläufer der fahrbaren Leiter entwickelt.

In Wien lässt sich 1512 der erste Rauchfang-kehrer nieder. Innerhalb der nächsten 100 Jahre sind es 7 Mitglieder in diesem Berufstand. Die Überlieferung lässt erkennen, dass durch die- sen Berufsstand ein erheblicher Rückgang von Häuserbränden nachzuweisen sind. Die erste

St. Florianus mit Mühlstein Im Jahre 304 wurde Florianus (geb. in Zeiselmauer bei Wien) am 04. Mai 304 mit einem an den Hals gebundenen Steinbro-cken (Mühlstein) in der Enns ertränkt (siehe Bericht Florianus).

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eigentliche Versicherungsanstalt wird am 30. November 1676 mit der Einrichtung der Ham-burger „General-Feuer-Ordnungs-Kasse“ geschaf- fen, die heute noch besteht. Sie versicherte bis zu einer Höhe von 15000 Courant – Mark.

Ende September 1745 beschließen wohlha-bende Bürger in Barmen private Maßnahmen zum Schutz der „Gemarke“ der Ortsmitte der Gemeinde. Eine Kollekte zur Beschaffung von Spritzen wird veranstaltet, im Januar 1748 erhält die „Löschgilde“ mit der vom Kurfürsten Karl Theodor „gnädigst konfirmierten Brand- ordnung „ihr obrigkeitliches Privileg.

Im 18. Jahrhundert wird der Dienst der Feu-erreiter eingerichtet, um auf dem Lande schnell nachbarliche Löschhilfe heranholen zu können. Besitzer eigener Pferde wurden dazu eingeteilt, der Dienst ging reihum, Pferd und Reiter waren besonders gekennzeichnet, meist durch rote Satteldecke und rote Mütze. Sie durften nir-gends aufgehalten werden und hatten überall „Wegerecht“.

1795 machte Friedrich Volkmar in Eiderstedt den Vorschlag, Heustöcke durch eine hinein- gesteckte Eisenstange auf Selbstentzündung zu kontrollieren. Die Innentemperatur des Heu-stocks sollte mit der hand an der gut wärmelei-tenden Stange gefühlt werden. In Kochendorf gründet Adam Bachert am 17. Dezember 1823 eine Werkstätte für Glocken- und Gelbguß sowie die Fertigung von Pumpen und Feuer-spritzen. Es ist die älteste deutsche Feuerwehr-gerätefabrik in Familienbesitz.

Der Aachener Feuerversicherungs-Gesell-schaft wird am 10. Februar 1834 die Konzession für Bayern erteilt. So nennt sich seitdem“ Aachener und Münchener Feuerversicherungs- Gesellschaft. Nach dem Erlass der Feuerlösch-ordnung vom 12. Marz 1836 „für den Stadt-kreis Aachen“ durch das kgl. Regierungspräsi- dium Düsseldorf wird in Aachen ein militärisch organisiertes Freiwilliges Brandkorps und eine Rettungskompanie aufgestellt.

Die Gründung der Provinzial-Feuer-Versicherungsanstalt der Rheinprovinz zu Düsseldorf erfolgte 1836. Die Westfälische Provinzial-Feuersozietät in Münster erhält am 1. Januar 1837 ihre heutige Gestalt.

Erste Feuerspritzen um 1600/1614

Erste Feuerspritzen um 1600/1614

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Der schlimmste Großbrand in Deutschland ereignete sich vom 5- bis 8. Mai 1842 in Ham-burg. Das Feuer wütete 3 Tage. Die Bilanz: 100 Tote, 28000 Obdachlose und 4200 zerstörte Gebäude. Schaden in Silbergeld über 135 Mil-lionen Mark.

Carl Metz gründet in Heidelberg, in der Hirschstrasse, am 2. November 1842 eine „Ma- schinenfabrik, Eisen- und Messinggießerei“ u.a. auch für Feuerwehrgeräte. Das Lieferprogramm umfasst Stadt- und Landspritzen sowie Feuer-wehrzubehör. Die Berliner Hakenleiter kam etwa 1846 auf. Der Schornsteinfegergehilfe Jacob legte dem Polizeipräsidium das Modell einer von ihm erfundenen, Hakenleiter vor.

1857 entwickelte Carl Metz, in Heidelberg, seine erste Schlauchverbindung für Feuerlösch-schläuche und Armaturen, das sogenannte „Metz`sche Normalgewinde“. 1860 Erschei-nung der ersten Feuerwehrzeitung „Die deut-sche Feuerwehrzeitung, technische Blätter für die deutschen Feuerwehren“, durch Oberstudi-enrat Dr. Kapf in Stuttgart. Bis 1882 erschien es bei W. Kitzinger, von 1882 bis 1920 bei Kohl-hammer in Stuttgart. Am 17.Februar 1863 wurde das Internationale Komitee vom Roten Kreuz von Hery Dunant gegründet.

Das Jahr 1864 wird vom C.D. Magirus als Gründungsjahr seines Unternehmens in Ulm bezeichnet. Später übernehmen seine Söhne die Firma, die sich zur größten Feuerwehrgerä-tefirma des Kontinents entwickelt.

C.D. Magirus baute in Ulm 1872 seine „Ulmer – Leiter“, eine Zweiradschiebeleiter bis 14 m Steighöhe, die im Freistand bestiegen werden kann. Sie erhält auf der Wiener Welt-ausstellung 1873 eine Goldmedaille.

1875 legten 29 Länder das Internationale Metermaß fest, das dem vierzigmillionsten Teil des Erdumfangs entsprach. Rußland dagegen führte das metrische Maß erst 1917 ein. Eng-land beginnt erst jetzt damit, das metrische Maß nach und nach einzuführen. Die USA rech-nen noch heute mit Fuß und Meilen.

Wilhelm Walther gründet in Köln – Kalk eine Fabrik für Armaturen, in der 1879 die erste Sprinkleranlage gefertigt wird. Erste Kunden sind Öl und Getreide- Mühlen.

8.12.1881 Österreich Wien Ringtheater, Theater Großbrand, 1760 Besucher (Tote 800) Dieser wohl spektakulärste Brand des ausge-henden 19. Jahrhunderts brachte die Verwen-dung des Sprungtuches. Mit ihm wurden beim Brand des Wiener Ringtheaters ca. 130 Perso-nen vom Balkon des Gebäudes gerettet. Das Ausland wurde über dieses Rettungsgerät erst ein Jahr später aufmerksam.

Fahrbare Handdruckspritze

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1885

FlorianusDer heilige Florianus

Er soll kelt. oder illyrischer Abstammung gewesen und im heutigen Zeiselmauer bei Wien, einem Ort zwischen Tullin und Kloster Neuburg an der Donau geboren sein. Der Ort seines Wirkens und Sterbens war Lauriacum (heute Lorch bei Enns, Oberösterreich). Lauria-cum war unter Kaiser Marcus Aurelius 161 – 180 als röm. Kastell gegen die Markomannen (im heutigen Böhmen) errichtet worden und entwickelte sich in der Folgezeit auch zu einer bürgerlichen Stadt.

Diokletian (284 – 305) erhob Lauriacum zum Sitz des kaiserlichen Stadthalters u. damit zur Hauptstadt der Provinz Ufer-Norikum (das Gebiet zwischen Inn und Raab). Zugleich war Lauriacum der kirchliche Mittelpunkt der Provinz (Ausgrabungen der alten Bischofskirche). Flo-rian war zuerst Offizier im röm. Heer und dann Vorstand der Kanzlei des Stadthalters Aquilinus.

Bei Ausbruch der Christenverfolgung durch Diokletian 303/304 wurden 40 Christen aufge-spürt und eingekerkert, darunter viele Soldaten. Florian wollte ihnen beistehen und wurde dabei selbst ergriffen. Der Stadthalter wollte ihn zum vorgeschriebenen Götteropfer gemäß dem kai-serlichen Edikt vom Frühjahr 304 überreden

Weil Florian dies ablehnte, wurde er gefoltert und schließlich, mit einem Stein beschwert, in die Enns gestürzt. Sein Leichnam wurde später aufgefunden und von einer Matrone (gesetzte Frau) namens Valeria auf ihrem Landgut bestat-tet. Über seinem Grab wurde eine Kapelle er- richtet, heute steht an dieser Stelle das berühmte Chorherrenstift St. Florian. Die Gebeine der übrigen Märtyrer von Lorch wurden in neuerer Zeit aufgefunden und im Hochaltar der Basilika zu Lorch beigesetzt. Reliquien des Hl. Florian werden auch in Krakau aufbewahrt.

1885 wird in Wipperfürth die Freiwillige Feuerwehr geründet.

Gottlieb Daimler baute 1888 die erste „Feuerspritze mit Motorbetrieb“ (Motorfeuer-spritze), für diese bekam er am 29. Mai 1888 das Reichspatent Nr. 46779.

Albert Ziegler gründet 1891 in Gingen an der Brenz eine Hanfspinnerei und Schlauch- weberei, aus der sich durch Erweiterung und Abrundung des Produktionsprogramms die heutige Schlauch- und Feuerwehrgerätefabrik entwickelt hat.

C.D. Magirus baut 1892 seine erste Dreh- leiter, eine vierteilige, verspannte Leiter für Pferdezug von 25 m Steighöhe mit einem in Fahrzeugmitte angeordneten Drehturm ähnlich der Ausführung Hoenig.

Im Bayerwerk Leverkusen wird 1893 ein Frei-willigen-Feuerlöschkorps aufgebaut, dass 1902 mit 23 Mann als Berufsfeuerwehr anerkannt wird.

Löscheimer aus dem 19. Jh.

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Florianus Florian ist einer der volkstümlichen Heiligen des süddeutschen Raumes. Dies spiegelt sich in der Legende wieder, die sich um ihn rankt: Danach wollte sich bei seiner Hinrichtung zunächst niemand an dem hochverdienten Offi-zier und Beamten vergreifen. Schließlich stieß ihn doch einer der umstehenden Soldaten von der Brücke in den Fluss. Als dieser sich den Erfolg seiner Henkerstat ansehen wollte, verlor er plötzlich das Augenlicht. Der Leichnam sei mitsamt dem schweren Stein aus dem Fluss aufgetaucht und ein Adler habe ihn gegen Ver-unehrung durch die Heiden bewacht.

Des nachts sei die Matrone Valeria der Märty-rer erschienen mit der Aufforderung, ihn zu bestatten, was sie auch bereitwillig tat. Doch die beiden Ochsen, die das Gefährt mit seinem Leichnam zogen, seien vor Durst ganz ermattet. Auf das Gebet der Valeria hin sei auf wunderba-rer Weise eine Quelle entsprungen („Florians-brunnen“). Als „Wasserheiliger“ ist Florian zum Patron bei Wasser- und Feuersgefahr geworden.

Die spätere Legende, die den Ursprung sei-nes Feuerpatronates nicht mehr verstand, sagt erklärend, er habe schon als Kind ein brennen-des Haus mit einem Schaff Wasser gelöscht. Auch habe einmal ein Bösewicht die Kapelle über seinem Grab angezündet.

RK gestorben, am 04. Mai 304 Darstellung: als röm. Soldat mit Harnisch und Helm, Banner oder Lanze in der Hand, Kreuz auf der Brust oder auf dem Schild, mit Mühlstein. Aus einem Schaff Wasser auf ein brennendes Haus gießend. Seltener: Ein Adler bewacht seine Leiche am Flussufer; entkleidet, die Hände gebun-den, einen Mühlstein am Hals, von einem Soldaten von der Brücke gestoßen (so in St. Bonifatius, München) Patron: von Oberösterreich, Stift und Markt St. Florian, Krakau, Bologna. Gegen Feuers- und Wassergefahr, bei Dürre und Unfruchtbarkeit der Felder; der Bierbrauer, Böttcher, Hafner, Kaminkehrer Schmiede und Seifensieder, der Feuerwehr.

LiturgieLiturgie:

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Zeitreise Im Jahr 1404 am 29. November hat ... [Erzbi-schof von Köln] Friedrich von Moers diese Stadt mit Militär umzingelt, aber ein gewisser Bürger namens Krevel hat aus dem Siegburgischen Turm Feuerbrände auf diese geschossen, so dass das Militär gezwungen war abzuziehen: „Kre-vels brandt“

Am 11. Oktober 1412 ist die Stadt durch einen Brand zerstört worden; er wird „Tegen brandt“ genannt. Ebenfalls im Jahre 1412 ist ein Stadtbrand erwähnt, (das Datum ist aber nicht bekannt). Dieser Brand ist im Haus des Bürgers Winrich ausgebrochen, deshalb „Winrichs Feier-brant“ genannt.

24 Juli 1449 hat: Gerhard, Herzog von Jülich und Berg und Graf von Ravensberg, bekundet, dass sein Oheim (ohme) Herzog Adolf einst der vor allem wegen Fehden von Brand und ande-ren Schäden und Mängel betroffenen Stadt Wipperfürth für ihren Wiederaufbau und ihre Befestigung die Akzise (assyse) überlassen hatte und dass er selber es bisher ebenso gehalten hat. Da die Stadt immer noch mit der Sorge für Baulichkeiten (notbouw) und andere notwen-dige Dinge belastet ist, überlässt der Herzog nunmehr für sich und seine Nachkommen die ganze Akzise auf ewige Zeiten dem Bürger-meister, dem Rat und den Bürgern seiner Stadt, damit diese sie zu Bau, Befestigung und sonst zum Nutzen (zo nutze, bouwe, urbers, vestun-gen und besten wille) der Stadt verwenden. Der Herzog gelobt für sich und seine Nachkommen, Bürgermeister, Schöffen, Rat und Bürgern von Wipperfürth in ihrem Anspruch auf die Akzise nicht zu stören. Zeugen: Wilhelm von Nessel-rode, Herr zom Steyne, Landdrost des Herzogs in dessen Land Berg, Johan Quade, Ritter, Lam-bert von Bevessen, derzeit Hofmeister des Her-zogs, alle drei Räte und Getreue des Herzogs, die an der Vereinbarung dieser Verschreibung mitgewirkt haben (hant helpen dadingen. Sie-gel: Herzog und Zeugen.

Eine Zeitreise von Anno 1217 bis 1885

Aus einem sehr alten handschriftlichen Buch der Kirchmeister, in deutscher Sprache geschrieben, ist zur Kenntnis der Nachwelt kurz das Folgende ins Lateinische übersetzt worden:

Daraus folgen Aufzeichnungen von Bränden und weiteren Aufzeichnungen:

Im Jahr 1333 am 30. September ist diese Stadt durch einen Brand zerstört worden, mit Ausnahme von vier Häusern. Der Brand begann im Hause des Bürgers Tilmann Lebart, der am „Mauseloch“ an der Südostecke des Markt- platzes wohnte, wo auch der Leopartsturm stand. Dieser Brand wird der „Levertz (oder Lebartsbrand)-Brandt“ genannt.

Im Jahr 1352 am 7. Juni ist die Stadt durch Blitze angezündet worden.

Im Jahr 1368 ist die Stadt nachts durch einen Brand vernichtet worden und es sind 80 Men-schen durch das Feuer um Leben gekommen: „Lappen Brandt“. In den verhängnissvollen Jah-ren, welche die Bürger Wipperfürth`s erlebten, erfreute sich das Land einer angenehmen Bege-benheit. Wilhelm der II erhielt nämlich vom Kai-ser Menzeslaus auf dem Reichstage zu Aachen 1380 die herzogliche Würde, das Land wurde seitdem Herzogthum Berg genannt.

Im Jahr 1383 ist die Stadt wieder durch einen Brand zerstört worden: „Leven brandt“.

Im Jahr 1386 wieder ein Stadtbrand namens „Belenbrand“, der im Hause des Bürgers von Overrode (Overath) ausbrach.

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Den zahlreichen Brandkatastrophen, von denen die bergische Stadt Wipperfürth heimge-sucht wurde, ist zuzuschreiben, dass dort heute nur noch drei Bauwerke existieren, die vor dem Jahre 1600 entstanden sind. Es sind dies die romanische Basilika St. Nikolaus, ein ruinöser Rest der Stadtmauer und das 1590 datierte Brunnenbecken auf dem Marktplatz

Der Marktbrunnen war natürlich zunächst einmal eine rein praktische Einrichtung. Die Men-schen brauchten Trinkwasser, Brauchwasser und Löschwasser. Das eigentliche Brunnenbecken war so als Reservoir für Löschwasser vorgesehen. Vom heutigen Becken wissen wir, dass sein „Kes-sel“ ehemals so angelegt war, dass er 80 bis 100 Ohm (also ca. 13.000 l) fasste. Am o6. April 1591: Bürgermeister, Schöffen und Rat der Stadt Wipperfürth haben dem Herzog in einem Gesuch (supplication) vorgetragen, dass sie seit dem letz-ten Brand kein Rathaus mehr hätten, in welchem man Prozesse und andere Angelegenheiten der Bürger bequem behandeln könnte (da man bequemlich gerichts –und sunst burgerliche hen-del tractiren), sondern immer wieder in einem anderen Haus tagen müssten. Dadurch entstün-den ihnen und den Parteien fühlbare Kosten zumal da es sich in Wipperfürth um ein Hauptge-richt (heubtgericht) handele. Nun gebe es da

Am 27. Juni 1456 ist ein Drittel der Stadt ab-gebrannt; dieser Brand heißt „Bervelß- brandt“.

Im Jahr 1465 am 27. Juni, kam es zu einer schweren Brandkatastrophe, so dass unsere Kir-che und die Stadt durch das Feuer völlig zerstört wurde. Der Brand brach im Hause Buchholz (Buircholtz; Boechfeldt) aus und zerstörte 61 Häuser. Nach diesem Stadtbrand hatte der Wip-perfürther Pfarrer Vollmar und die Bürgerschaft gelobt, eine Wallfahrt nach Catania/Sizilien zur Begräbnisstätte der Hl. Agatha zu unterneh-men. (In den nördlicheren deutschsprachigen Gebieten sowie in der Schweiz ist die Heilige Agatha auch die Schutzpatronin gegen Feuers-gefahr). Die Gemeinde wurde von diesem Gelübde entbunden und erbaute zum Ersatz dafür 1474 „zur Ehre Gottes“ und der hl. Agatha eine Kapelle aus Holz in der Nähe „ob dem Berg by der Dyrdrop“ (Dierdorf) im Kirchenspiel Wipperfürth. Seitdem zog alljähr-lich am Dreifaltigkeitssonntag eine große Pro-zession von Wipperfürth nach Agathaberg. Bereits 1477 wurde diese hölzerne durch eine steinerne Kapelle ersetzt.

Am 14. Mai 1511 um die vierte Nachmittags-stunde ist die Stadt durch einen Brand zerstört worden, aber die Pfarr-kirche ist zusammen mit dem Siegburger und Kölner Tor und wenigen Häusern erhalten geblieben. Dass aber unsere Kirche erhalten geblieben ist, geschah durch das Verdienst von Leiendeckern [oder Webern?], die auf dem Friedhof die Mauer durchbrachen, um Wasser zu schöpfen. Am 25. Juli 1585 brannte die gesamte Stadt ab, allein das Siegburger Tor blieb erhalten. Fünf Menschen kamen ums Leben. Der Bürger Drossel hatte beim Bier-brauen nicht auf das Feuer geachtet. Ein in der Obhut der Pfarrers befindlicher bedeutender Kelch, welcher zur Kirche und zur Kapelle der hl. Agatha gehörte, ist vernichtet worden. Nach dem Brand verließ der Pfarrer Johannes Tumeler fluchtartig die Stadt (Droseel-brand).

Bild vom Marktbrunnen um 1885

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Am 18. Sept. 1781 Ein Blitzschlag äschert den zur Vikarie St. Petri gehörenden Hof Nieder-röttenscheid völlig ein. Im Jahr 1795 am 3. Sep-tember ist die ganze Stadt zerstört worden, so dass das Kloster der Franziskaner ebenso wie unsere Pfarrkirche mit allen Türmen verbrannte und der größte Teil der Einwohner fast drei Tage lang ohne Dach war, ein sehr geringer Teil der Habe ist gerettet worden; weil um die Mitte der fünften Stunde ein Brand in der Nähe der Fran-ziskaner in einem Haus von, ich weiß nicht wem, seinen Ausgang nahm und um die achte Stunde mit der Einäscherung der lutherischen Kirche, die in der Nähe des Attendorner Tors war, endete.

Acht Häuser, die im Jahr 1780 verbrannt waren, sind in dieser Brandkatastrophe erhalten geblieben. Die Lage der Bürger war um so erbärmlicher, weil die Preise damals sehr hoch lagen und ein schrecklicher Krieg herrschte; denn am achten Tag nach dem Brand kam ein General der Franzosen mit 800 Soldaten in die Stadt. Der Grund, warum die ganze Stadt abbrannte, war gewiss, dass die Häuser mit Holzschindeln gedeckt und die Straßen allzu schmal waren. Deshalb war die Mehrheit des Magistrats für eine Neuordnung der ganzen Stadt, die auch von unserer Regierung angeord-net wurde, wenn auch mit vielen Widersprü-chen und großer daraus resultierender Mühsal.

Von Burkhard Dietz ist zu lesen: Durch die Anwesenheit der redlichen und

biedern östreichischen Truppen, deren Verpfle-gung den Bürgern sogleich vergütet wurde, und deren Anzahl sich auf 400 Mann in der Stadt und Umgebung belief, war viel baares Geld in Umlauf gekommen und der Wohlstand der Stadt hatte sich der Art gehoben, daß man-che ihrer Bürger durch klugen Fleiß und Betrieb-samkeit und viele durch die gewohnte Spar-samkeit über bedeutende Kapitalien verfügen konnten.

aber eine kleine Kapelle, deren Einkünfte zu ihrer Instandhaltung nicht ausreichten und die daher verfalle. Sie haben daher gebeten, diese unmit-telbar am Markt gelegene (allernegst am markt-gelegen) Kapelle als Stadthaus verwenden zu dürfen (zu einem Stadthauß zu verordnen)uns sich erboten, den Altar für den Gottesdienst zu erhalten; diesem werde die Reparatur des Gebäu-des sogar zugute kommen. Die herzoglichen Beamten zu Wipperfürth haben die Darstellung von Bürgermeister, Schöffen und Rat bestätigt. Das Gesuch wird daher vom Herzog mit dem Vorbehalt dass der Gottesdienst wie bisher beste-hen bleibe, genehmigt.

Am 3. November 1750 wurde ein Stadtbrand gerade noch verhindert. Der Brand hat im Haus von Friedrich Gardeweg begonnen, wie dieser Holzkohle in leere Seifenfässer gelegt hatte, die dann brannten. Das Feuer konnte noch gelöscht werden und zu Ehren der hl. Barbara wurde ein Messe gelesen.

Am 26. Dezember 1780 ist ungefähr um die Mitte der sechsten Stunde nach der Komplet im Kloster im Anwesen des Herrn Advokaten Chris-tian Heinrich Wülfing ein Feuer ausgebrochen, und es sind neun Häuser eingeäschert worden.

Die Stadt Wupperfurt: von Erich Philipp Plönnius 1715

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nen erhoben, da wurden ihre Seufzer Dankge-bete zum Schöpfer und Erhalter der Menschen. Denn ein Trost war ihnen geblieben: Kein theu-res Haupt der Ihrigen war verloren.

Am Abend war leider ein Mann aus der benachbarten Gegend durch den Umsturz einer Mauer verletzt worden.

Wenige Habe wurde gerettet. Vieles entzün-dete sich noch auf der Wupperaue durch die hinüberfliegenden Feuerfunken und mußte über die Wupper an den Wolfsberg weiter geflüchtet werden. So war diese am Morgen noch blühende und gewerbreiche Stadt Abens acht Uhr zueiner einzigen, großen, schauerli-chen Brandstätte, das Franziskanerkloster sammt der dazu gehörigen Kirche, die 1794 neu erbaute lutherische Kirche, das Rathaus, Hospi-tal und sogar die Stadtthore, in so fern sie aus brennbaren Stoffen bestanden, waren ein Raub des entfesselten, furchbaren Feuerelements geworden. Nur die wenigen im Jahre 1780 auf der südöstlichen Seite der Stadt abgebrannten und seitdem wieder neu aufgebauten Häuser blieben in dieser größten Feuersbrunst, welche die Stadt je betraf, ganz unversehrt erhalten.

Die in ihrer schönen Bauart damals beson-ders ausgezeichnete Pfarrkirche des hl. Nikolaus

Mitten unter den Schrecken, den die das ganze bergische Land plötzlich überströmenden französischen Kriegsschaaren, überall unter den überraschten Einwohnern verbreiteten, war die Stadt Wipperfürth (Donnerstag) am 3. Septem-ber 1795 durch die größte Feuersbrunst, welche sie je erlitten, faßt ganz in Asche verwandelt worden.

An dem verhängnisvollen Tage ihres großes Unglücks Nachmittags 4 Uhr brach auf der Rabenstraße in dem obern, südlichen Theile der Stadt der Brand aus und bei dem sehr trockenen Wetter und herrschenden, warmen Südwind verbreiteten sich in wenigen Minuten die Flam-men in stets wachsenden, unauslöschlichen Feuerströmen über die sechs Häuserreihen, der obern, mittlern und untersten Straße. Da durch die bald unerträgliche Hitze der Luft und durch die entsetzte Gluth der mit Blitzesschnelle fort-sprühenden Flammen die mit hölzernen Schin-deln bedachten und sogar an den Seiten beklei-deten Häuser sich auch nur durch einen fliegenden Funken sofort entzündeten und dem nacheilenden, dafür wüthenden Feuerstrome neue Nahrung gaben, so erhoben sich die erschrecklichen Flammensäulen in allen Theilen der Stadt unversehens mit der Schnelligkeit des fortströmenden Windes. Nachdem von den bei-den, Anfangs sogleich in Thätigkeit gesetzten, hiesigen, großen Feuerspritzen Eine vom Feuer ergriffen und verzehrte worden, war jede Anstrengung, der überhand nehmenden Gluth des Feuers durch Löschen Einhalt zu thun, ver-gebens. Den verängstigten Bürgern blieb nicht übrig, als die grauenvolle Brandstätte, wo ein längeres Verweilen Todesgefahr brachte, zu ver-lassen, um ihr Theuerstes, ihre Kinder und Fami-lien, in Sicherheit zu bringen. Als die von allem Habe augenblicklich entblößten, bekümmerten Väter und Mütter am Abend dieses unglückli-chen Tages von ihrer Zufluchtsstätte unter freien Himmel, umgeben von den Ihrigen, den thrä-nengefüllten Blick zu den hellstrahlenden Ster-

Wiederaufnahmeplan des Landvermessers Brass 1795/1796

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kommen. Sie nahmen alsbald einen Umweg über die Aue, um auf der östlichen Seite der Stadt durch Löschen die Erhaltung der neuen lutherischen Kirche bewirken. Allein die Alles vernichtenden Gewalt des sie auch dort überall umgebenden Brandes und ein augenblickliches Mißverständniß machte auch diese, wie jede andere Anstrengung zur Dämpfung der Gluth unwirksam. Unter den benachbarten Ortschaf-ten, welche trotz den eben begonnenen, schwe-ren Kriegesdrangsalen den hiesigen ärmeren Brandunglücklichen Lebensmittel und Kleidung spendeten, zeichnete sich unter andern die Stadt Radevormwald aus, welche zwei Karren mit Brod und etliche Hemden zur Unterstützung der Armen nach Wipperfürth sandte. Das Andenken an alle und jede Beweise freund-nachbarlicher Aufmerksamkeit und christlicher Nächstenliebe, welche die Stadt in jenen Tagen des allgemeinen Schreckensvor dem herannah-enden Kriegssturm, von allen benachbarten Städten und Ortschaften, zur Milderung ihres herben Unglücks erfuhr, hat sich bis auf den heutigen Tag mit lebhaften Zügen in dem Andenken hierselbst erhalten. Die begüterten Bürger fanden auf ihren Höfen, die weniger bemittelten bei freundlichen nachbarn auf dem Landeeinstweilen eine Wohnung; andere woll-ten sich nicht von dem eingestürzten, väterli-chen Heerde trennen und umhüllten die hier und da noch vorfindlichen Trümmern iher abge-brannten Häusern, oder sogar ihre geräumigen Keller mit Strohbedachung, um darunter wäh-rend des bevorstehenden harten Winters ihren kümmerlichen Aufenthalt mit ihren Familien zu bereiten.

In den folgenden Tagen nach dem Brande (6.7 September) kamen die ersten Geschwader der französischen Chaffeurs (Jäger) von Hückes-wagen aus auf der jetzigen alten Straße heran-gezogen. Mit verhängtem Zügel im scharfen Gallop reitend, den blanken Säbel zwischen den Zähnen quer im Munde tragend, in jeder Hand

wurde dadurch entzündet, daß Feuerfunken auf das hölzerne Zifferblatt der Thurmuhr flogen und das selbe sogleich entzündeten. Durch eine Thüröffnung in dem lehmen Boden oberhalb der Glocken erreichte die ihrer Nahrung fol-gende Flamme den über 50 Fuß hohen Helm oder Spitze des Thurmes, der bald mit seinem Flammenstrome die ganze Kirche überfluhete. Die 3 großen, helltönenden, schönen Glocken schmolzen in der eingeschlossenen Gluth und das flüssig gewordene Erz stürzte in glühenden Strömungen auf den tiefen Boden im Inneren des Thurmes hinab. Eben so entzündete sich die schöne Klosterkirche an einer in deren Vorder-seite befindlichen, hölzernen Thür. Wenn man zu den 300 abgebrannten Häusern die öffentli-chen, kostspieligen Gebäude zählt und jedes im Durchschnitt auch nur zu 1000 Thlr. anschlägt, so ergibt sich ein Verlust an Häuserwerth von 300,000 Thlr., welche Summe mit den ver-brannten Möbeln und bedeutenden Waaren-vorräthen, zu 200,000 Thlr. geschätzt, sich auf eine halbe Million belaufen mag.

Zum letzten Male ließen auf kurze Zeit die sämmtlichen Kirchenglocken ihrer traurigen Hülferuf in langsamen, schauervollen Schlägen über die brennende Stadt und die noch im Segen des Herbstes umher belebte Umgebung erschallen. Immer sanfter verhallten ihre hinster-benden Klänge. Bald hatte ihr Dasein aufgehört. Die erschrockenen Landleute der auswärtigen Gemeinde eilten von allen Seiten haufenweise herbei, um der indeß ganz in Flammen stehen-den Stadt und der theuren Pfarrkirche, wo mög-lich, schnelle und wirksame Hülfe zu bringen. Nicht weniger strömten die Bewohner der benachbarten Ortschaften, sobald sie den Wehrruf vernommen, zur Rettung herbei. Viele Bürger der jetzigen Stadt Hückeswagen langten in möglichster Geschwindigkeit mit ihrer Feuer-spritze vor dem westlichen Stadtthore an, konn-ten aber wegen der glühenden Trümmer der zusammengestürzten Häuser nicht hindurch

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Häusern die Contributionen und Lieferungen zu erlassen, während der Dauer diese französi-schen Lagers (2. Oktober bis 9.Dezember) Nicht allein täglich Lebensmittel, sondern sogar ihr weniges, gerettetes Küchengeräth dorthin abliefern, während in diesen Schreckenstagen, wo man nicht selten die beängstigten Bewoh-ner unseres Landes von Haus und Hof mit ihren Familien, Vieh und Habe entflohen und in den entlegensten Hütten der Berggegend versteckt antraf, das Niederbergische von dem Heere des französischen Generals Kleber und hier im Oberbergischen von jenem Divisionsgenerals Mei überströmt wurde, hatten die tapferen Kai-serlichen sich noch im Besitz der Gegend zwi-schen Sieg, Agger und der unteren Sülz behaup-tet. Bei den letzten Flüssen hatten sie noch Lindlar und bei dem erstern Siegburg besetzt.

Dieser Umstand gibt Zeugnis für die Thatsa-che, daß die Sammtgemeinde in den Kriegslas-ten nicht einmal vom ganzen Amte Steinbach unterstützt werden konnte. In den folgenden, auf beglaubigten Thatsachen fußenden Ueber-sicht ist der Verlust, den die Sammtgemeinde Wipperfürth, am meisten aber die Stadt in den ersten Kriegesjahren erlitt, in summarischen Zahlen aufgestellt. Laut eines vorliegenden genau geführten Verzeichnisses hatte ein hiesi-ges Haus während des Zeitraums von 1795 bis

ein zum Abfeuern gespanntes Pistol vorhaltend, sprengten die ersten 25 Reiter auf die Stadt los. Anfangs war man noch ungewiß, ob es noch kaiserlich-östreichische Truppen seien, die sich in vollem Rückzug befanden. Nur zu bald wurde den geängstigten Bürgern die traurige Gewiss-heit, daß es die Vorhut der Division unter dem damaligen Divisionsgeneral Mei war. Hier ver-mutheten sie noch die Anwesenheit der braven Destreicher. Nachdem sie sich durch überall vor-geschobene Posten ihre Stellung gesichert hat-ten, begannen sie sich als echte Söhne jene französischen Republik zu betragen, die gekom-men waren, den Völkern Freiheit und Gleichheit zu bringen. In der That befreiten sie die armen Deutschen, welche ihre erste räuberische Wuth erfuhren, von allem, was sie hatten, und mach-ten die Reichsten den Aermsten, die Paläste den Hütten, gleich. Am Oberrhein rühmte ein fran-zösischer Kommissär den damaligen, tyranni-schen Gewalthabern der französischen Republik in einem Berichte: Er habe den Bewohnern nichts als die Augen gelassen, womit sie ihre Verluste beweinen könnten.

Auf der Ohlerbrücke standen preußische Husaren zur Bewachung dieser Grenze, deren Standquartier sich in Radevormwald befand. Die jenseitigen Bewohner hatten das Glück von den Drangsalen des Krieges und den schweren Kon-tributionen verschont zu bleiben, die der Feind die hierseits wohnenden Bürgern und der Stadt Wipperfürth fortwährend zu zahlen, auflegten. Dagegen entrichteten jene an Preußen Schutz-geld. Ein großer Theil des frazösischen Korps unter dem damaligen General Mei, der zu Hückeswagen residirte, bezog bald hernach ein Standlager auf den Höhen oberhalb dem Wip-perhofe.

Die ganze Division mochte an 6000 Mann betragen. Die eben wieder aus ihrem Schutt wieder erstehenden Stadt mußte ungeachtet des schonenden Befehls, den abgebrannten

Die Wupper bildete damals die preußische Demarkationslinie (Grenzlinie)

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Wahrlich ein großer Verlust, welcher wohl die meisten Quellen des frühen Wohlstandes ganz erschöpfte. Soll man nun noch die oft uner-schwinglichen Kriegskoste während der beson-ders in den letzten Jahren sehr drückenden Fremdherrschaft in Zahlen darstellen? Ueber-flüssig: weil die obigen, erfahrungsmäßigen Angaben den zureichenden Grund der jahrelan-gen, folgenden Lähmung der frühern, hiesigen Gewerbethätigkeit und der fast allgemeinen Erschöpfung des Vermögensstandes so viele braven und fleißigen Bürger einleuchten erhal-ten. Über jahrhunderte hin gab es keine andere technische Möglichkeit der Feuermeldung und der Nachrichtenübermittlung als Ausrufen, Bla-sen von Hörnern, Lärmen mit Ratsche, Trom-meln, schießen, Läuten von Sturmglocken oder das Ausstrecken von Fahnen oder Laternen auf Kirchtürmen.

Herrlich zeigte sich die über alles wohlthätige Macht der Religion in dem nie wankenden Ver-trauen der Bürger auf die sichtbare Hülfe Got-tes. Dieses schöne Gottvertrauen gab ihnen fes-ten Muth zum Wiederaufbau ihrer verlassenen Stadt und es schien, als vermehrten sich ihre wenigen Mittel unter ihren Händen zum Gelin-gen des angefangenen Werkes. Denn: Wenn der Herr das Haus nicht bauet, so arbeiten die Bauleute vergebens. Wenn der Herr die Stadt nicht bewachet, so wachen die Wächter verge-bens. (Psalm 126)

In einem Zeitraum von 2 Jahren standen viele Häuser neu erbaut und die Pfarr- und Klosterkir-che sammt dem Klostergebäude wieder herge-stellt. Die neue Stadt wurde nach einem besse-ren Bauplane angelegt, wodurch die Straßen breit und gerade und die Häuser durch ihre soli-dere Bauart und unbedingt steinerne Kamine gegen Feuersgefahr mehr gesichert wurden. Im Jahr 1796 erschallte schon wieder das frohe Geläute der größten, aus dem im Stadtbrande eingeschmolzenen Metall neu gegossenen, jet-

zum lüneviller Frieden (1801, 9. Februar) 550 Tage Einquartierung von Militair aus Gemeinen und Offizieren bestehend. Nimmt man in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung damals auch nur 100 Häuser dieses Vermögens an, so ergibt sich eine Anzahl von 55,000 Tagen auf dem Militair. Berechnet man die Zehrungskos-ten im Durchschnitt auf jeden Tag 10 Silbergro-schen, so stellt sich eine runde Summe von mehr als 18,000 Thaler heraus. Eben so kann man für alle übrigenBürger (infra et extra muros) damals mit einer gleichen Summe belastet, 18,000 Thaler ansetzen, gleich 36,000 Thaler, und berechnet man zu den ermäßigten Preisen die Gesammtlieferungen an Lebensmittel und Pferdefutter (Fourage) während dieser Jahre nur 14,000 Thaler, was offenbar zu wenig, so ergibt sich die hohe Summe von 50,000 Thaler Kriegs-kosten, welche die Stadt und auswärtige Bür-gerschaft in diesen unglücklichen Kriegesjahren, ohne je die geringste Vergütung dafür zu erhal-ten, aufgebracht hat. Weil damals die allge-meine Brand-Ussekuranz (Versicherung) noch nicht in`s Leben getreten war, auch der Kriegs-unruhen wegen keine Kollekten für die hiesie-gen, dürftigen Brandbeschädigten konnten gehalten werden, und auch annähernden Schätzung der Brandschaden 500,000 Thaler ausmacht, o steigt der Gesammtverlußt, mit der vorigen Summe vereinigt, auf 550,000 Thaler.

Brandwache mit Holzratsche

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Am 25. März 1848 wurde in Wipperfürth die Bürgerwehr unter der schwarz – rot – gol-denen Fahne gebildet. Die Bürgerwehr oder Bürgergarde ist eine im 19. Jahrhundert aus der Waffenpflicht der Bürger zur Verteidigung ihrer Stadt hervorgegangene militärähnliche Einrichtung. Die Bürgerwehren waren in der Märzrevolution von entscheidender Bedeu-tung. Mit der Entwicklung der stehenden Heere verloren die Bürgerwehren ihre Bedeu-tung und waren seither vielerorts nur Soldaten-spiele. So auch in Wipperfürth. Die Auflösung der Bürgerwehr erfolgte daraufhin schon am 11. Oktober 1848.

Am 20 Oktober 1868 brannte es in der Unteren Straße, der in der Dunnerkuhle anfing und acht Häuser verichtete.

zigen de Glocken. Mit diesen; feierlich schönen, heiligen Klängen kehrete Freude in die bisher trauernden Gemüther der Gläubigen zurück, welche ihre Schritte an Sonn- und Feiertagen beflügelte, um sich in der altehrwürdigen, wie-der neu hergestellten, allen so theuern Pfarrkir-che mit dankerfülltem Herzen gegen Gott der gewohnten, frohen Sabatfeier zu weihen.

Die Inschrift der großen Glocke ist folgende: „Gegossen durch C.H. die Greven

aus Meschede.“

Die zweite Glocke wurde hier 1805 gegossen.

Die dritte Glocke wurde 1806 hier gegossen.

Im Jahr 1801, 26. Sept. erschien die chur-fürstliche Verordnung, wodurch dem Herzogt-hum Berg die Wohlthat der Brandassekuranz (Brandversicherung) gleich den oberländischen Staaten zu Theil wurde.

Unverkennbar sind die mannigfachen Vort-heile dieser seit kurzem auf die ganze preußi-sche Rheinprovinz ausgedehnten, wohltätigen, unter dem Schutz und der Bürgerschaft des Staates stehenden, allgemeinen Brand=Versiche- rung. Sie ist nicht nur das wirksamste Mittel, dem Brandgeschädigten in seinem Unglück thätige Hülfe zu leisten und ihn vor dem Unter-gang seines Vermögens zu retten, sondern sie sichert auch die auf die Häuser oder Gebäude dargeliehenen Kapitalien, vermehrt bedeutend den Reichthum der Mitglieder so wie des gan-zen Staates und befördert das Aufbauen neuer Häuser, wodurch überall der Nahrungstand befördert und der Kredit vermehrt und gefes-tigt wird. Dies bewährte sich an der 7 Jahre nach der Einäscherung der hiesigen Stadt eben-falls am 14. Aug. 1802 abgebrannten Stadt Radevormwald.

Diese Danksagung führt auf einen Brand vom 19. Okt. 1866 zurück der in keiner alten Akte zu finden ist. Bürgermeister Leonhardt führte die Amtsgeschäfte mit einem Sekretär in seinem Haus an der Lenneper Straße bis 1905.

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

hinauf um hinter dem Kloster den Ring der Stadtmauer wieder zu schließen. Im Baugrund der Stadt Wipperfürth an der bekannten „Ellers Ecke“ wollte ein Investor hier an der Stadtkante, der Stadtfläche oberhalb und der Gartenfläche unterhalb, ein Haus mit mehreren Wohneinhei-ten bauen. Zu sehen war die sogenannte Villa „Hochgürtel“ und eine runde Gartenlaube. Eine Vorbesprechung und folgende kleine Schürfun-gen brachten Scherben und Bauschutt aus letz-ten 150 Jahren zu Tage.

Am 22.06.2001 wurde eine Schicht Stein-klaster, mit Flusskiesel gestickt, frei. In den fol-genden Wochen des Grabens wurde bei den Arbeiten die Gründung der nördlichen gelege-nen Mauer und Turm freigelegt. Ein markantes Mauerstück zeigte sich auf einer Pfahlgründung mit Holzpfählen, eingerammt in den Auenbo-den von 18 bis 24 Pfählen /m². Auf diesen war der kleine, runde Eckturm im Westen der Stadt-zeichnung von Ploennis (1795) mit Treppe erbaut.

Durch weitere Erdabtragungen trat sichtbar der Brandschutt von den einzelnen Stadtbrän-den hervor.

Pfahlgründung der Stadtmauer

StadtmauerUnsere Stadtmauer

Die Stadt war seit frühester Zeit mit einer Stadtmauer umgeben, vermutlich wurde sie nach dem letzten großen Stadtbrand im Jahre 1795 „geschliffen“ (abgetragen). Die Stadt-mauer begann auf dem heutigen Klosterberg an der Siegburger Pforte, verlief den Schützengra-ben entlang herab zur Kölner Pforte, bog (hinter der Ellersecke) ab zur Mahlpforte (am Radium), wandte sich den Mühlengraben nach außen, an der Pfarrkirche vorbei zum Attendorner Tor und stieg am ehemaligen „Brunnen“ heute an der Gaulstraße, wieder zu Höhe des Krähenberges

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anmuthigen ThaleUeberreste deutlich zu sehen sind. Die vier Stadtthore hießen: kölner, attendorner, sieg-burger und Mahlthor. Bei dem letzeren befand sich früher die Wall = oder Gerichtsstelle. In der Nähe diese Thores befand sich der feste Thurm für die Gefangenen, in dessen Mitte ein großer, sogenannter Seiger, (Baumstamm) aufgerichtet war, an welchen die Verbrecher, nach damaliger Weise angeschnallt wurden. Sie ist gegenwärtig Kreisstadt des Kreises Wipperfürth. Hier befin-det sich die Königliche Tandrathur, das König- liche Friedensgericht des Kanton Wipperfürth; ferner eine Königliche Postverwaltung und Salz-faktorei.

Die frühere evangelische Kirche, so wie das ehemalige Rathaus und andere öffentliche Gebäude sind nach dem letzten Brand (1795) zerstört worden, sie hat jetzt wieder 130 Häuser und über 1,600 Einwohner. Die neuen, ziemlich regelmäßig gebauten Häuser geben der Stadt ein eiteres Ansehen, welches durch ihre schöne, ländliche, Umgebung sehr erhöhet wird. Dietz

In dem anmuthigen Thale

In dem anmuthigen Thale der Wupper, des Hauptflusses des bergischen Landes, der das-selbe in seiner von der schöpferischen Natur so reichlich ausgestatteten, reizendsten und bevöl-kersten Gegenden in so mannigfachen Windun-gen sanft durchfließt, daß sie oft zu ihrer Quelle zurückkehren scheint, liegt am Abhange des von Süden sich in das Wupperthal hinabsenken-den Berges die jetzige Stadt Wipperfürth. Dieser Berg führt den Namen Krakenburg, wahrschein-lich von einer ehemaligen Feste, auf deren Stelle das Kloster der Franziskaner steht. Ihre genaue geogrophische Lage ist beinahe 4,700 preuß. Ruthen nördlich und 8,000 preuß. Ruthen öst-lich von Köln. (1 Ruthen = 3,76 m) Sie gehörte ehemals zu den vier Hauptstätten des bergi-schen Landes. Die Stadt war befestigt, sie hatte starke Mauern, worin sich die vier Thore als Thürme erhoben und einen dieselben umge-benden Wall und Graben, wovon vorzüglich im jetzigen Garten des Bürgers Herbst noch die

Halt Wacht! Feuerwehr lebe

Hurra hoch,

Gott zur Ehr und dem Nächsten zur Wehr

Das ist der Wahlspruch der Feuerwehr

Feuerwehr hoch.

Nicht störet der Schrecken die Ruhe der Nacht

Die Feuerwehr hält ja so treulich die Wacht

Bürgerwohl hoch.

Und wer nicht den Wehrmann achtet und ehrt

Der ist fürwahr kein Schuß Pulver wert.

Wehrmann leb hoch.

„Wer seine Vergangenheit nicht kennt, der hat auch keine Zukunft.“ Diese wunderschöne, historiesche Bild ist all denen gewidmet, denen der Bezug zur Historie abhanden ge-kommen ist.

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

1885 – 1985 des Bergischen Menschen kennt und die knappe Zeile der Chronik gut zu deuten: Eine „Zwangs-feuerwehr“, die man damals zu gründen ver-suchte, sei wenig „beliebt“ gewesen.

1885 – 1985 Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr und die Entwicklung in den folgenden 125 Jahren.

Fast überall in deutschen Landen boten die behördlichen Einrichtungen zur Feuerbekämp-fung eigentlich jahrhundertelang das Bild einer undisziplinierten Masse von Löschdienst-pflichten.

Nach dem Staat zu rufen hatte wenig Zweck. Es gab ihn nicht oder er war zur Hilfe nicht in der Lage. Die Bürger der alten Stadt wussten und mussten sich helfen. Die organisierte Selbst-hilfe der Gemeinschaft, der Bürger stand am Anfang der Stadtwerdung. Sicherlich war die- ses tätige Gemeinschaftsbewusstsein genau so wichtig für den Prozess der Stadtbildung wie die Schenkungskarte eines Landesherrn, ja sie war die Voraussetzung für die gnädiglich verliehe-nen Privilegien.

So kann man sich die Entstehung von Wip-perfürth politisch und mitmenschlich vorstellen. War in dieser Zeit des Mittelalters die Schützen-kompanie der Ausdruck des Bürgerwillens, so wurde es gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Feuerwehr. In dem so oft von vernichtenden Bränden heimgesuchten Wipperfürth hat es wohl immer eine lose organisierte Feuerwehr gegeben. Davon künden alte Texte und Urkun-den. Man erfährt von Katastrophen, die öfters auch Opfer an Menschenleben forderten, gewaltige Verluste an Sachwerten mit sich brachten und von der Art, wie man sich dage-gen zu wehren versuchte. Natürlich mit wenig Erfolg, denn es fehlte an einer durchgreifenden und wirksamen Organisationsform und es man-gelte an der Technik. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzieht sich in der Stadt zu einer Zeit des königlich-kaiserlichen Absolutis-mus und eines bis in die privaten Bereiche vor-gedrungenen Militarismus ein erstaunlicher Akt demokratischer Selbsthilfe. Wer den Charakter

Vom Original wörtlich übernommenWichtige Informationen der damaligen Presse an alle Bürger dieser Stadt Wipper-fürth, 3.Juli 1885

Es scheint nun doch als wenn wirklich am hie-sigen Platz eine „Freiwillige Feuerwehr zustande kommen sollte. Seit längerer Zeit haben sieben verschiedene Bürger sich damit beschäftigt, konnten aber noch nicht damit fertig werden, da sie immer auf Widerwärtigkeiten stießen, wel-che die Sache hemmten. Es ist eigentlich beschä-mend in einer Stadt wie Wipperfürth nicht mal

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Daraufhin trafen sich:in der Gastwirtschaft Eugen Drecker (dann

Geschäftshaus Otto Wurth) an der Unteren Straße (jetzt Hausnummer 49) kamen am 05. Juli 1885 einige gestandene Wipperfürther Bürger und beschlossen, als Alternative zur „Zwangsfeuerwehr“ eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. In jenen Tagen hatte diese Bezeich-nung ihre volle Bedeutung, sie musste, das spürt man in den alten wohlverwahrten Protokollen der Gründungsjahre, wie ein Aufstand der Bürger gegen die zunehmenden Maßregeln der preußischen Bürokratie wirken. Der Zulauf zur Freiwilligen Feuerwehr war entsprechend groß. Schon am 26. Juli des Gründungsjahres ließen sich 82 wackere Männer in die Namenslisten der neuen Feuerwehr eintragen. Mit diesen Männern begann die Geschichte der modernen Feuerwehr, die in Wipperfürth im Jahr 2010 genau 125 Jahre alt wird.

In der Liste der ersten Wehrmänner sind viele bekannte alte Namen zu finden. Der Handwer-ker Fritz Grüterich wurde der Feuerwehrhaupt-mann. In der Namensliste finden wir Berufe wie Klempner, Dachdecker, Anstreicher, Schmie-der, Schreiner, Metzger, Zimmermann, Sattler, Drechsler, Weber, Fuhrleute, Bäcker, aber auch zahlreiche Kaufleute und Fabrikanten. Nament-lich die Handwerkerschaft des alten Wipper-fürth stellt die meisten Feuerwehrleute, eine Tatsache, die sich bis in unsere Tage feststellen lässt.

Die ersten Übungen der neuen Wehr werden gehalten, man nennt es Exerzieren. Eine große Zahl Feuerwehrleute war notwendig, denn wirksame Brandbekämpfung konnte mit den primitiven Gerätschaften jener Zeit nur eine große, gut eingeübte Truppe garantieren.

eineFreiwillige Feuerwehr zu haben, wo kleinere Orte danit schon weit voran sind. Ein jener Bür-ger von Wipperfürth weiß ja wie es mit der hie-sigen gezwungenen Bürger – Feuerwehr ist, wel-che Unannehmlichkeiten die schon abgesetzt hat. Mit Rüksicht darauf jeder dafür sein, damit eine tatkräftige aus jungen Leuten bestehende Freiwillige Feuerwehr ins Leben trete. zu diesem Zwecke findet am Sonntag den 5. (siehe Inserat) eine Generalversammlung statt zur jungen kräf-tige Bürger, der das 18. Aufnahme er Mietglie-der. Ein jeder Lebenjahr erreicht hat, kann nach dem Status aufgenommen werden und können dann in den nächsten Tagen schon Übungen mit den von der Gemeinde zur Disposition gestellten Spritzen und Geräten gemacht werden.

Alle welche der Freiwilligen Feuerwehr bei-treten und noch in der gezwungenen Bürger – Feuerwehr sind, treten nach Aussage des Herrn Bürgermeisters aus derselben aus. Auch ist es möglich, dass in nächster Zeit die gezwungene Feuerwehr ganz aufgelöst werden kann, wenn sich die Freiwillige Feuerwehr als stark genug allein erweist. Diese würde ja manchem Bürger und Ge- schäftsmann sehr willkommen sein. So wünschen wir nun dem neuen Verein das beste Gedeihen zum Wohl der ganzen hiesigen Bürgerschaft.

Blick auf die Stadt Wipperfürth 1885

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

hiesigen gezwungenen Feuerwehr an Dämpfung eines Brandes im auswärtigen Theile der Bürger-meisterei zu gewähren ist.

Bei Unfällen, von welchen Mannschaften der freiwilligen Feuerwehr bei Bränden betroffen werden und für welche nicht andere Personen, Organisationen und Institute aufzukommen haben, wird die Gemeinde in der Weise eintre-ten, daß sie von Fall zu Fall ihre Entscheidung trifft.

Die gewünschte Lieferung eines Situations-planes der Stadt hat die Stadtverordneten- Versammlung als nicht erforderlich abgelehnt.

Die Zurücknahme der Gestattung der Benut-zung der Gemeinde-Feuerlöschgeräthe sowie der Vergütung für (nächste Reihe unleserlich, verklebt.) Bränden wird vorbehalten.

Leonhardt Der Bürgermeister

Aus dem Archiv wird berichtet: (original Schrift wurde übersetzt) Wipperfürth, am 15. Juli 1885

Auf den Antrag vom 29. v. M. benachrichtige ich Sie hierdurch, daß die hiesige Stadtverordne-ten-Versammlung in ihrer Sitzung vom 9. d. M. beschlossen hat, der hiesigen freiwilligen Feuer-wehr zur Beschaffung von Uniformen und Uten-silien einen einmaligen Beitrag von 600 M zu bewilligen , auch genehmigt hat, daß die der Gemeinde gehörenden Feuerlöschgeräthe bei den Uebungen und bei Bränden von der freiwil-ligen Feuerwehr mit benutzt werden.

Für den Fall, daß die freiwillige Feuerwehr oder ein Theil derselben zu einem Brande in aus-wärtige Theile der Bürgermeisterei ausrückt, soll der Kasse derselben bis auf Weiteres dieselbe Vergütung aus den von den Landbewohnern aufgebrachten resp. aufzubringenden (..nächste Zeile nicht lesbar, verklebt..).. Beschlüsse vom 26. August 1883 im Falle der Betheiligung der

Erster Feuerwehrmann: Fritz Grüterich, zugleich Hauptmann der Feuerwehr

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Dienstverrichtungen1885 – Dienstverrichtungen

Am 19 Juli morgens 5 UhrAm 26 Juli nachmittags 5 UhrAm 2 August morgens 5 UhrAm 9 August morgens ½ 5 UhrAm 9 August Nachm. 5 Uhr

Am 23 August 5 Uhr NachmittagsAm 30 August 5 Uhr NachmittagsAm 6 Sept 5 Uhr NachmittagsAm 20 Sept 5 Uhr NachmittagsAm 22 Sept ¼ 4 Uhr NachmittagsAm 17 Okt 4 Uhr NachmittagsAm 15 Nov. 4 Uhr NachmittagsAm 16 Dez. 9 Uhr abends

Am 17 Dez. 10 Uhr morgensAm 17 Dez. 3 Uhr nachmittags

Diensteinteiler der WehrEinkleider und ExerzierenUebung mit GerätenUebung mit Geräten Wurde die Wehr durch Feueralarm gesammelt.In wenigen Minuten traf dieselben an der Brandstelle Haus Nr 5 am Wall hierselbst mit sämmlichen Geräten ein, in fast voller Stärke 78 Mann waren Angetreten. Das Feuer den vier anliegenden Gebäuden mitgeteilt, konnte durch that- kräftiges eingreifen und Ausdauer der Mannschaften, gegen 9 Uhr, abends vollständig gelöscht werden.Große Uebung, Musikkappelle mit AngetretenExerzierenÜbung an den SpritzenÜbungBrandalarm Brand zu VoßkuhleUebungUebungBrandalarm Richartz Hinterhaus gleichzeitig Brande es auf der Neihe Und rückte auch dahin, ein Löschzug abZimmerbrand auf der Unterestraße BiesenbachsZimmerbrand Gaulstr. (Wirtschaft Kern)

Der obige Druck wurde hier in Wort und Text Original übernommen.

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9. August

Brandstelle eintraf. Durch den Einsturz der Scheune drang die Flamme in das Innere der Wohnräume, doch gelang es der Wehr nach angestrengter Arbeit, das Feuer zu dämpfen und das eigentliche Haus, soweit es noch nicht vom Feuer ergriffen war, zu retten. Der größte Theil der Mobilien wurde ebenfalls gerettet und durch Wachen vor dem Verderben geschützt.

Alles war bei der Rheinischen Provincial-Feuer-Societät versichert, welche durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr vor größerem Schaden bewahrt wurde. Mit Rücksicht hierauf erlauben wir uns, die ….. Rheinische Provincial-Feuer-Societät auf unsere ungünstigen Entfer-nungsverhältnisse ergebenst hinzuweisen, da wir trotz der größten Sparsamkeit und Einfach-heit unserer Einrichtungen leider nicht im Stande waren, unsere Ausgabe von den uns zufließen-den Mitteln zu decken, und nehmen uns des-halb die Freiheit, die …… Societät um einen gut Zuschuß zu unserer Utensilienkasse ganz erge-benst zu bitten. In der Hoffnung, für unsere Bitte ein geneigtes Gehör zu finden zeichnet mit aller Hochachtung ergebenst Das Commando der freiwilligen Feuerwehr

Eine so große Mannschaft wie die gut 90 Mann der Freiwilligen Feuerwehr zu einer auch unter den Schwierigkeiten des Ernstfalles sicher operierenden Truppe auszubilden, das wird nicht ganz einfach gewesen sein. Eine kurze Notiz des Feuerwehrhauptmanns Grüterich vom 4. Dezember des Gründungsjahres 1885 gibt uns dazu einen Einblick.Freiwillige Feuerwehr.Wipperfürth, den 19ten Dezember 1885

Herrn Ernst Breidenbach, Laut Commandobeschluß vom 8t. ds sind Sie

als Strafe für verweigerten Gehorsam aus der Reihe der Steiger gestrichen und der Spritze-mannschaft überwiesen worden. Sie werden ersucht, Ihre Steigerutensilien bis Dienstag Mit-

9. August 1885 nachmittags 5 Uhr. Brand am Wall

Nachmittags wurde die Wehr durch Feuer-alarm gesammelt. In wenigen Minuten traf die-selbe an der Brandstelle Haus Nro. 5 am Wall hierselbst mit sämtlichen Geräthen ein. Inzwi-schen hatte sich (bei dem sehr trockenen Wetter und Westwinde) das Feuer den vier unmittelbar umliegenden Gebäuden mitgetheilt; durch that-kräftiges eingreifen und Ausdauer der Mann-schaften, gelang es die brennenden Gebäude größtentheils zu retten, und bis gegen 9 Uhr Abends das Feuer vollständig zu löschen. Der 9. August war ein Sonntag, in der „Kaiserhalle“ am Wall war Fest der Kriegsveteranen, als im Hause des Dachdeckers Schumann nebenan das Feuer ausbrach. Dachdeckermeister Schumann ist einer der Urahnen der Wipperfürther Wehr.

Am 22. Sept. 1885 brannte das Haus des Beinghaus zu Vohskuhle. Obwohl die Brand-stätte in der Landgemeinde liegt, rückte die hie-sige freiwillige Feuerwehr dennoch sofort auf die erste Nachricht hin zur Hilfeleistung aus. Von den dichtangebauten Nebengebäuden, die mit Stroh und ….. angefüllt waren, stürzte die Scheune zum Theil ein, wie die Wehr auf der

Erste Hand-Feuerspritzen, angeschafft1886

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man durch ein Foto, das ein Jahr nach der Grün-dung der Wehr im Jahr 1886 in der Unteren Straße bei einer „Löschübung“ zum ersten Jahrestag der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Wipperfürth entstand.

Eine winzig anmutende Handspritze, von acht Mann bedient, wird ergänzt durch die Artistik der Steiger auf schwankenden Leitern, die teilweise freistehend mit Seilen gehalten werden.

Die Chronik der ersten Jahre berichtet von zahl-reichen schweren Bränden in Wohnhäusern und Fabriken. So als ob der „rote Hahn“ geradezu auf die Gründung einer Feuerwehr gewartet hätte...Die Werkstatt des Schreinermeisters an der Gaulst-raße brennt. Die Wehrmänner retten alle Werk-zeuge und Maschinen, weil, wie die Chronik voll Mitgefühl vermerkt, nichts versichert gewesen sei. „Der Brand war kaum gelöscht, da kam Feuer-alarm von der Neye“, heißt es in der Chronik wei-ter. Am 28. Dezember 1885 brennt es in Nieder-gaul und an der Unteren Straße. Mehrfach lesen wir von Bränden im alten Stadtkern. Die flinken Steiger mit der Leiter holen aus den rauchgefüllten Wohnungen die Bewohner. Man kennt den bauli-chen Zustand der Häuser im Stadtkern und weiß noch heute aus eigener Erfahrung welch große Gefahren noch Schadensfeuer hier bedeutet.

tag unserm Zeugwart Herrn M. Schmits abzulie-fern und gegen ihre neue Uniform in Empfang zu nehmen.Hochachtungsvoll Das Commando der Freiw. Feuerwehr I.A. der Hauptmann, Fritz Grüterich

…mit dem Bemerken zurück, daß ich mich hiermit als freiwilliger Feuerwehrmann ganz abmelde, und weder zu der Steiger, noch zu der Spritzenmannschaft gehören will. Die Utensilien folgen...W/fürth 21/12 85 Ernst Breidenbach

Der Hauptmann berichtet von einem Haus-brand am Sonntag, 20. Dezember 1885 in der Unteren Straße. Hier das Klagelied des Feuerwehr-chefs über die Disziplinlosigkeit seiner jungen Truppe: „Es entstand hier ein bedeutender Auf-enthalt durch das Undichtsein verschiedener Schläuche, sowie durch Unordnung. Zum Beispiel hatte man das Strahlrohr der kleinen Spritze mit einem Haufen Lederschläuche derart beiseite geworfen, dass man erst nach langem Suchen sol-ches in einer Ecke hervorzog. Auch waren ver-schiedene Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr anstatt zum Spritzenhause direkt zum Brande gelaufen und mussten nachher noch Mannschaf-ten geschickt werden, um die zurückgebliebenen Geräte zu holen. Bei der Nachtwache hatten sich verschiedene Mitglieder der Freiwilligen Feuer-wehr an der Brandstätte herumgetrieben und sogar mit der Wachmannschaft zu streiten ver-sucht ....“

Man kann sich vorstellen, dass es beim nächs-ten Übungsappell ein schlimmes Donnerwetter gab.

Eiserner Drill der Steigermannschaften, turneri-sche Gewandtheit und Mut mussten die fehlen-den technischen Hilfsmittel ersetzen. Einen Begriff von der Feuerlöschtechnik der ersten Zeit erhält

Von links: Christoph Voss, Paul Eck

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Noch gefährlicher waren jedoch die Groß-brände, die sich um die Jahrhundertwende in Wipperfürth ereigneten. Die später dann aber

Zu diesem Fest liegen keine weiteren Infor-mationen vor, nur der Jubelgesang der Feuer-wehr Wipperfüth.

Man erfährt von einem Brand der Textilfab-rik an der Leiersmühle, entstanden durch einen Blitzschlag am 1. Juli 1895.

Am 14. Februar 1901 Nachts um 1 Uhr bricht bei bitterer Winterkälte ein Brand in der Textilfabrik an der Brunsbachsmühle aus. Bei -22 Grad hätten die Spritzen nur mit größter Anstrengung bedient werden können, berich-tet der Chronist.

Erstes Foto der Feuerwehr beim ersten Stiftungsfest 1886 in der Unteren Straße, mit der neu angeschafften freistehen-den Balance – Schiebeleiter, Steighöhe 15 m. Links im Bild das heutige Haus „Uhren Ries“. Hersteller: Nürnberger – Feuer-löschgeräte und Maschinen- fabrik AG Anschaffungspreis: 960,-Mark.

1900 Mai 18 2 Uhr, Nachts Brand der Fabrik E. C. Hamm

1900 Juli 18 5 Uhr, Nachmittags Brand Graboski Dohrgaul

1900 Okt. 7 8 Uhr, Morgens Brand zu Niedergaul

1900 Okt. 8 5 Uhr, Nachmittags Fortset-zung des Brandes

1889 Nov 22 Brand bei Dahl a. d. Gaulstraße

1890 März 6 Brand Leiersmühle1890 April 14 Brand zu Hilgersbrücke1890 April 15 Alarm zu Baumbicker

Wipperfürth1890 Dezember 6 Brand zu Clitzhaufe1891 Februar 19 Brand zu Pedenpohl1891 Sept. 29 Brand bei Franz Wolf jr.

Hier1894 Juli 5 Brand bei Alb. Cause-

mann Hier

1897 Aug. 6 10 Uhr, Abend Brand bei Werle (später Klöver) Hochstraße

umso raschere Industrialisierung in Wipper-fürth ließ wahrscheinlich die Brandvorsorge vergessen. Die Chronik der Jahrhundertwende berichtet vom verheerenden Brand am 29. Aug. 1897 um 7 Uhr der „Braunstein Fabrik“, eine Textilfabrik, die damals an der Stelle des heutigen Postamtes an der Lüdenscheider Straße stand.

Im neuen Jahrhundert setzt sich die Serie der Brände und Einsätze fort: Häuser und Höfe geraten in Brand, aber auch wieder Werkstätten und Fabriken.

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Ein verheerender Brand, der am 27 – 29. Mai 1901 (Pfingsten) im alten St. Joseph-Hospital ausbrach, ist ebenso wie ein Mann, von dem hier berichtet wird, schon fast zur Legende geworden. Es ist die Rede von Ewald Schleiser, einer der Männer vom Wall, der 1885 bei der Gründung der Wehr dabei war und schon 1891 das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr in Wipperfürth über-nahm.

Er leitete die Rettungsarbeiten beim Kran-kenhausbrand 1901. „Seiner Umsicht und seinem energischen Einsatz war es zu ver-danken, dass keine Menschenleben dem Feuer zum Opfer fielen“, heißt es in einer späteren Würdigung der Person Ewald Schlei-sers, der später Kreisbrandmeister des ehe-maligen Kreises Wipperfürth wurde und zu Lebzeiten so etwas wie ein lebendes Denk-mal der alten Feuerwehr im hohen Alter wurde.

Der Hospitalbrand von 1901 ist wirklich ein Ruhmesblatt der Wipperfürth Feuerwehr. 110 Kranke, alte Menschen und Waisenkinder leb-ten in diesem Fachwerkbau, der von der Ordens-gemeinschaft der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ geführt wurde. Es gab nur eine verletzte Frau, die sich beim Sprung in Leinentücher leicht verletzte. Alle Menschen konnten aus dem auf ganzer Länge brennenden Gebäude gerettet werden. Nur ein Teil des Gebäudes blieb erhal-ten. Tag und Nacht waren die Wehrmänner im Einsatz, insgesamt 18 Stunden ohne Ablösung. Sie spendeten das ihnen zustehende Wachgeld in Höhe von 100 Mark spontan für die Wieder-aufbau des Krankenhauses.

1901 Juni 30 3 Uhr, Morgens Brand Wahle im Adler ??

1901 August 30 4 Uhr, Morgens Brand zu Pedenpohl Buscher Scheune

1901 Mai 22 10 Uhr, Abends Brand bei Pfeffer a. d. Bahn

Ein Brand entstand auch in der Textilfabrik an der Ersten Mühle. Eine weitere Textilfabrik, die Firma Drecker & Kuhlmann, ging am 19. Jan. 1902 um 12 Uhr in Flammen auf.

Der Fabrikbau, ein vierstöckiger Bruch-steinbau, stand unmittelbar neben dem Stadt-kern, an der Stelle an der sich heute der Kom-plex der Firma Radium befindet. „Dieser Brand hatte einen äußerst gefährlichen Charakter“, heißt es in der Chronik. Wolle und Stoffe, Öl und Fette gerieten mit den hölzernen Decken und Treppen in Brand. Der feste, viereckige Mauerbau wirkte wie ein Hochofen, er schickte in den Nachthimmel glühende Fetzen über die Dächer der Stadt bis hin zur Gaulst-raße. Überall hätten die Bewohner auf den Dächern mit nassen Tüchern, den Feuerregen gelöscht.

Das Bild zeigt uns die Brandruine der Fabrik mit ihren meterdicken Bruchsteinmauern

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AnschaffungAnschaffung der ersten FeuerwehrfahneOriginaltext

Mit Schreiben vom 15.August 1905 schreibt die Bonner Fahnenfabrik an Herrn Albert Berghaus:

Den uns durch Ihre geschätzte Zuschrift vom 14. August 1905 erteilten Auftrag zur Lieferung der neuen Feuerwehrfahne, haben wir mit ver-bindlichstem Dank in Nota genommen. Wir bit-ten Sie, uns recht bald den versprochenen Besuch abzustatten, um alles nähere über die Ausführung der Fahne etc., mit uns zu bespre-chen. Wie Ihnen bekannt, steht uns nur eine sehr kurze Lieferfrist zur Verfügung und bitten wir deshalb, den Besuch nicht sehr lange zu ver-schieben, bzw. die Entscheidung recht bald zu treffen.

Somit konnte die neue Feuerwehrfahne rechtzeitig zum 10. jährigen Stiftungsfest gelie-fert werden.

Beschreibung und Ausstattung der Fahne:Wir offerieren Ihnen nach der neuen Skizze

die Standarte, wie folgt:

Größe 80 x 80 cm. Erste Seite von roter Seide angefertigt. Muster verschiedener Farben einlie-gend, unter denen Sie nach Belieben wählen.

In der Mitte befindet sich das Bildnis der hei-ligen Agatha, umgeben von einem Kranz und einem Feuerwehrspruch. Die Ecken bekommen geschmackvolle Verzierungen.

Weitere gefährliche Brände waren der Brand des Adlers (später Gesellenhaus), der Schreinerei J.W. Schnepper am 05 Januar 1902.

Brände und Übungen von 1903 – 04 teilweise unbekannt:

1904 März y Gegen Morgen Brand zu Wipperhof Schmitz Franz wobei die Spritze versagte

1904 Juli ? Morgens Brand zu Nieder-gaul Scheune des Ackerer Karl Keller

1904 Okt Nacht Brand zu Sonnen-schein Grüterich Wasser-mangel

1904 2 Nachts bei Wilh. Drecker Brand in Werstäte (Werk-stätte) (Die Wehr kam nicht in Tätigkeit)

1904 2 Nacht Brand an der Bahn Arbeiterschoppen

1905 Febr 15 1 Nachts Brand an der Weinbach Fabrikgebäude teil-weise und Wohnhaus ganz von Geschwister Mahsen

1905 März 20 6 Abend brannte der Eiskeller Brauerei Bremkuhl. Es waren 17 Mann der Wehr erschienen

1905 Juli 3 1 Uhr Nachts Blitz einge-schlagen zu Saßenbike/ J. Schorde angetreten 15 Mann

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Anschaffung

Die zweite Seite schlagen wir in weisser Farbe vor und würde auf dieser Seite das dortige Stadtwappen anzubringen sein, ebenfalls von einem Kranz umgeben und bekommt diese Seite ausserdem noch den Namen Ihres verehrl. Vereins, sowie die Jahreszahl 1885 nebst pas-senden Verzierungen.

An drei Seiten bekommt die Standarte einen Besatz von eleganten Bouillongoldfranzen und erfolgt die Ausführung der Stickerei durch lang-jährig geschulte Arbeitskräfte in künstlerischer Weise bis in die kleinste Einzelheiten hinein. Sämtliche Schrift wird in Gold und Silber, sämmtl. Stickereien in Gold, Silber und Seide ausgeführt (nicht in Wolle) Kränze, Wappen und sonstige Darstellungen unter mannigfachen Schattierungen.

Unter strengsten Ausschluss jeder flüchtigen oder oberflächlichen Arbeit zeichnen sich unsere

1906 Januar 30 Brand bei Blumberg Ohlhaus1907 Mai 28 9 Uhr, Brand bei Wwe Braun Schützenpl.1908 Mai 7 Brand zu Hämmern, Haus der Fa. Jul. Rossbach Angetreten I Löschzug Spritze

1, 6 Mann,15 Mann II Löschzug mit Leiter1908 Juli 26 nachmittags Vom Blitz gezündet, dasAnwesen des Dachdeckermeister Jul.

Schmitz zu Saßenbike Angetreten 18 Mann mit Spritze 4 Uhr nachm. bis 10 Uhr abends

1908 August 21 Morgens 9 30 bis abends 8 30 Brand zu Hilgersbrücke Ausgerückt 13 Mann 1908 Sept. 29 11 Uhr Morgens Brand der Scheune Josef Blumberg Unterestr. Angetreten

18 Mann1908 Okt. 24 3 Uhr nachm. bis 5 Uhr nachmitags Brand Wohnhaus des ???? ???? Gaulst-

raße, Dachstuhl verbrannte Angetreten 17 Mann1909 Januar 4 10 Uhr morgens abgerückt 5 Uhr nachm. eingerückt Brand zu Münte,

Anwesen des Ackerers Wahle 5 – 2 Uhr nachts abgerückt 6 Uhr morgens1909 März 2 8 Uhr abends abgerückt 12 Uhr nachts Brand Gaulstraße Spinnerei des H. J.

Schorde Angetreten 33 Mann 612 Uhr nachts Brand Unterestr. E. H. Haus-mann siehe Zeitungsbericht 21 Brand zu Hämmern Scheune Alfer

1909 August 24 Ausgerückt 10 Uhr morgens bis 6 Uhrnachm. Wehr bis 10 Uhr abends einge-rückt Brand zu Ober-Röttenscheid Wohnhaus des Müllensieper total Brand

1909 Nov. 29 1 Uhr – 4 Uhr nachm. Brand Eiskeller

Fahnen aus durch künstlerische Compositionen geschmackvolle Anordnung, reiche Ausstat-tung, grösste Dauerhaftigkeit. Für sämtliche Eigenschaften übernehmen wir ausdrücklich Garantie und bitten näheres aus beigefügtem Garantieschein zu ersehen.

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Der heutige Brand in Niederröttescheid hat, ich muß es zu meinem Bedauern aussprechen, gezeigt, dass die freiw. Feuerwehr des Wehrbe-zirks Wipperfürth für den Ernstfall nicht, oder doch nur inganz geringem Maße seiner hohen Aufgabe gewachsen ist.

Es genügt auf keinen Fall, dass die Feuerwehr es sich damit genug sein läßt bei Festen nur voll-zählig zu erscheinen. Die freiw. Feuerwehr hat ganz andere Pflichten und insbesondere dieje-nige Wehr, die sich die schöne Bezeichnung „freiwillige“ beizulegen berechtigt ist. Diese freiwillig übernommenen Pflichten bestehen in erster Linie darin, sich im Falle der Not hilfsbereit unter Hintenansatzung des eigenen Ichs in den Dienst der guten Sache zustellen. Da können kleinliche Rücksichten gegen sich selbst nicht gelten, da heißt es den schönen Wahlspruch:

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ vor Augen haben, und danach handeln.

Bei Uebungen hat dieses zu geschehen durch eifrige Teilnahme an denselben und im Ernstfalle durch kräftiges Eingreifen zum Schutze des Nächsten. Wenn der Wehrmann sich dieser Pflicht nicht voll und ganz mehr bewusst ist, so kann und darf er für sich die Ehre nicht mehr in Anspruch nehmen das Wehrmannskleid zu tra-gen. Wenn ich mich daher bei einer der nächs-ten Uebungen = und ich erwarte, dass solche im Interesse des Ansehens und der Fertigkeit der Wehr recht oft abgehalten werden = nicht davon überzeugen und mir die Gewißheit ver-schaffen kann, dass die Angelegenheit mit vol-lem Ernst und gründlich angefasst und durchge-führt wird, so bin ich gezwungen, die Auflösung der freiw. Feuerwehr Wipperfürth und Schaf-fung einer Zwangswehr bei der Behörde in Vor-schlag zu bringen. Wenn auch der heutige Brand insoweit keine Bedeutung hatte, als keine Menschenleben in Gefahr und die Nachbar-schaft nicht gefährdet war, und daher das Ver-

Neben den harten Übungen und vermehrten Einsätzen kam aber auch das Gemütliche nicht zu kurz, somit konnte das Silberne Jubiläum, also das jährliche Stiftungsfest der freiw. Feuer-wehr Wipperfürth am 7. Und 8 Mai 1910 in der Kaiserhalle zu Wipperfürth gefeiert werden. Die Musik wurde ausgeführt von Mitgliedern des „Wipperfürther Musikvereins“ unter der Lei-tung des Herrn Emil Herrmann.

1910 Dez. 6 abends 6 Uhr 11 Uhr Brand zur Kluse

1913 Juni 16 11 Uhr m. 6 Uhr nachm. Brand Herbstmühle Kißlers Haus Angetreten18 Mann

1914 Mai 9 10 – 6 Brand Wurth’s Miethaus zu Röttenscheid Angetreten 3 Mann

Alte Feuerwehrfahne mit Hauptmann-Helm, Lederhelm für den Steiger, Signalhorn und Bajonett

Zu diesem Brand schreibt „Herr Branddirek-tor Krebsbach“ am 09. Mai 1914 an das Kom-mando der freiw. Feuerwehr Wehrbezirk Wip-perfürth (wörtlich übernommen):

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selbst sei im Schlafanzug auf den Markt gelau-fen und von einem Nachbarn mit in dessen Haus genommen worden, während die Mutter ihn verzweifelt sucht.

Das Feuer griff nicht nur auf das Lösersche Haus, sondern auch auf das hinter dem Stamm-haus der Firma an der Unteren Straße gelegene Bürgerhaus über, das 1976 von dem Kaufmann Joseph Kausemann erbaut worden war. 1931 erwarben Johann Jacob Weisweiler und seine Frau Louise geb. Kausemann das Anwesen; sie betrieben hier eine Brauerei mit Gastwirtschaft, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Stamm-lokal der Schützengesellschaft war. Als das Feuer ausbrach, teilten sich das Uhrmachergeschäft Ries und die Stadtkasse die untere Etage.

Ganz ungewöhnlich ist, dass vom Brand selbst ein Foto existiert, die Erklärung allerdings ist ein-fach. Der Fotograf Emil Hardt hatte schräg gegenüber, in dem Haus, in dem sich heute die

sagen der Wehr keine größeren Folgen hatte, so ist das schlechte Antreten der Wehr direkt dazu angetan gewesen, und der man nicht die nötige Achtung zu zollen sich für verpflichtet hält, im weiteren Mißkredit zu bringen. Dieser Gefahr kann ich mich aber als Aufsichtsführender nicht länger mehr aussetzen und erwarte daher vom Kommando wie auch von jedem Wehrmann zukünftig vollste Pflichterfüllung. Hierzu gehört aber in erster Linie das pünkliche und allseitige Antreten bei Uebungen und insbesondere bei Brandfällen, ganz gleich ob der Brand auf dem Lande oder in der Stadt, sei es bei Nacht oder bei Tag ausbricht, wenn nicht zwingende Gründe den Wehrmann abhalten. gez. Krebsbach

Ewald Schleiser wurde 1908 Kreisbrandmeis-ter. Noch mit 70 Jahren, im Jahr 1933, war er ständig bei Übungen und Bränden dabei. Nach Kriegsausbruch am 3. September 1795 wurde Wipperfürth durch einen Brand fast vollständig vernichtet. Fast auf den Tag 119 Jahre später, am 4. September 1914 entging die Stadt nur knapp einem ähnlichen Schicksal, verlor aber 3 Häuser, von denen zwei zu den schönsten und bedeutendsten der Stadt gehörten.

Ausgebrochen sein soll das Feuer im Haus der Familie Berger am Markt. Es war 1796 von Wilhelm Eller errichtet, um die Mitte des 19. Jahrhunderts aber umgebaut und erweitert worden. In dieser Zeit betrieb hier Carl Meurer eine Handlung mit Gastwirtschaft Die Firma „Carl Meurer Nachfolger“ gehörte 1914 Max Berger und Rudolf Löser, der mit seiner Familie in dem kleinen Schiferhaus rechts neben dem Stammhaus der Firma wohnte.

Max Bergers Sohn Adolf, Wipperfürths inzwi-schen verstorbener Altbürgermeister, wusste zu erzählen, dass am 4. September 1914 „Bade-tag“ gewesen sei und das möglicherweise ein defekter Badeofen den Brand ausgelöst habe. Er

Rauchende Trümmer nach dem Brand; links steht der Tresor des Uhrmachers Ries, der den Flammen getrotzt hat und noch heute existiert.

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gesetzt. Der Hunger ist groß........ Den techni-schen Fortschritt markiert in der kleinen Stadt die Glühlampenfabrik Radium. Neben der „offi-ziellen“ Wipperfürther Feuerwehr besteht schon sehr früh in der 1904 gegründeten Firma Radium ein eigener „Halbzug“ der Radium-Werksfeuerwehr, die eng mit der Stadt-Feuer-wehr zusammenarbeitet.

Seit dem 1. Weltkrieg bis 1922 fehlen dem Chronist Informationen

Häufig brennen Schreinereien und Säge-werke und die Sperrholzfabrik Blank (1928) an der Leiersmühle. Die Feuerwehr hat nun schon viele organisatorische und technische Erfahrun-gen, wenn auch die Ausrüstung noch nach dem 1. Weltkrieg mehr als dürftig erscheint.

Politisches und Zeitgeschichte spielen in die Geschichte der Feuerwehr hinein. Das galt für die Zeit nach dem 1. Weltkrieg, als französische Trup-pen das Rheinland besetzten und auch in Wip-perfürth ihr Regiment ausübten. So schreibt der Schriftführer der Wipperfürther Feuerwehr 1922 einen artigen Brief an den französischen Kom-mandant der Besatzungsbehörde in Wipperfürth und bittet höflichst um Auskunft, ob „bei Aus-brechung eines Brandes die Wehr sich ihrer Uniform Löschungsarbeiten vornehmen kann?“ Und ob Übungen ebenfalls in Uniform abgehal-ten werden könnten, lautet Frage 2, für die in den Protokollen leider keine Antwort vorliegt.

Wie aus den Brandberichten 1924 zu lesen ist wurde diese Motorspritze bei Brandeinsätzen in der Stadt, bereitwillig von der Firma Radium-Gesellschaft zur Verfügung gestellt und diente zur Unterstützung der Handpumpen bei der Wasserförderung. Es handelt sich hier um ein Magirus Fabrikat gebaut 1922 in Berlin-Tempel-hof und lief unter der damaligen Bezeichnung: Zentrifigal-Pumpe Typ FE 3 mit einer 400 ltr./min. Förderleistung. Der Antrieb ist ein wasser-

Bäckerei Felder befindet und das noch heute einer Tochter des Fotografen gehört. Josef Loe-sers Gasthof „Zum goldenen Ritter“ blieb von den Flammen verschont. Hier bewährte sich die Regelung, die beim Wiederaufbau von 1795 auf einen Abstand zwischen den Häusern bestanden hatte, trotzden grenzt die Rettung angesichts des gewaltigen Feuers, das von den Petroleumvorrä-ten im Keller der Handlung „Carl Meurer Nach-folger“ genährt wurde, an ein Wunder. Noch nach mehreren Tagen sollen Flämmchen aus dem petroleumgetränkten Erdreich geschlagen sein.

Der Krieg ging dem bitteren Ende zu. 1917 wird die Feuerwehr gar zu Bürgerwachen zum Schutz gegen Feld- und Gartendiebstählen ein-

Aus dem Fotoarchiv F + S Hardt: Erste Motorspritze der Firma Radium.

Auf diesem Bild sehen wir die erste Motorspritze, die in Wipperfürth zum Einsatz kam, mit den Kameraden von der Radium-Feuerwehr. Von links: H. Wilke, H.G. Schmitz, F. Unterstenhöfer, W. Pfeifer.

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ter und Vorstände der einzelnen Wehren des Kreises zu einer Besprechung zum 13. Juni 1925 zur Bildung des lang erstrebten Kreisfeuerwehr-verbandes, vom Landrat Huttrop nach Wipper-fürth eingeladen. Es wurden Ziele und Zwecke eines Feuerwehrverbandes klar gelegt. Zur Ver-bandsgründung gehören die Wehren des Kreises Wipperfürth: Klaswipper, Cürten, Dohrgaul, Egen, Engelskirchen, Frielingsdorf, Hämmern, Kempershöhe, Kreuzberg, Loope, Lindlar, Olpe, Scheel, Süng, Thier, Wipperfeld, Wipperfürth. Es entwickelte sich eine rege Aussprache, welche die Versammlung überzeugte, dass durch einen organischer Zusammenschluss sämtl. Wehren des Kreises, das hiesige Feuer-Löschwesen stark gefördert werden würde. So sprach sich dann die Mehrheit für die Gründung eines Kreisver-bandes aus.

Der Kreisfeuerwehrverband Wipperfürth wurde zum 40- jährigem Jubelfeste der Freiwilli-gen Feuerwehr Wipperfürth am 21. Juni 1925 ins Leben gerufen. In der Festversammlung, in Gegenwart von sämtl. Wehren, wurden die Richtlinien und Statuten, wovon letztere noch einer Genehmigung der Regierung und des Pro-vinzialverbandes bedurften, bekannt gegeben. Auf Anregung der Brandmeister und Vorstände trug namens sämtlicher Wehren Brandmeister Schleiser von der Freiw. Feuerwehr Wipperfürth dem Herrn Landrat das Amt des 1. Vorsitzenden des Verbandes an. Dem allgemeinen Wunsche folgend, nahm Herr Landrat die Wahl an. Der gewählte Vorstand (die Herrn Brandmeister Lang aus Wipperfeld, Rüggeberg aus Dohrgaul, Prinz aus Lindlar, Steinbach und Wächter aus Wipperfürth) schlug einstimmig den Brandmeis-ter Herrn Ewald Schleiser für das Amt des Kreis-brandmeisters vor. Herr Schleiser erklärte sich zur Annahme bereit. Als Schlusssatz vom Herrn Landrat:

Hoffen wir, dass die Gründung zum Segen für den Kreis und seinen Gemeinden ausschlägt.

gekühlter Vierzylinder-Motor mit 12 PS Leistung/ 1400 Upm.

Bei einem Brandbericht vom 12. August 1924 erfahren wir: „innerhalb weniger Minuten raste die Feuerwehr durch die Straßen, gefolgt von der Motorspritze der Radium-Gesellschaft“. In einer Holzwerkstatt an der Brückenstraße war ein gefährlicher Brand ausgebrochen. Unter der Wupperbrücke der Brückenstraße stand die neue Motorspritze und pumpte das Wupper-wasser in die Höhe. Der Chronist, beeindruckt von der neuen Maschine, spricht von „unge-heuren Wassermassen“, die die Motorpumpe förderte. Er schließt seinen Bericht: „....die vor-zügliche Arbeit der Spritzen, besonders der Motorspritze, haben uns vor einem drohenden großen Unglück behütet....dank auch der Radium-Gesellschaft, die so bereitwillig mit ihrer Motorspritze bei Bränden im Interesse der Allge-meinheit zur Verfügung steht...“ Das Motorzeit-alter in der Brandbekämpfung hatte nun auch in Wipperfürth begonnen.

Technik und Ethos der Brandbekämpfung durch die Selbsthilfe der Bürgermannschaften sollten aber einen schweren Rückschlag in Deutschland erleiden.

Da Wipperfürth in dieser Zeit auch Kreisstadt war, denn durch die Einteilung des Kölner Regie-rungsbezirks in Stadt und Landkreise am 20. April 1816 wurde Wipperfürth ein eigenständi-ger Kreis. Im Jahre 1932 wurde der Kreis Wip-perfürth aufgehoben und mit dem früheren Kreis Mülheim zum Rheinisch-Bergischen Kreis mit der Kreisstadt Bergisch Gladbach vereinigt.

Somit fiel auch in diese Zeit das 40 jährige Bestehen der freiw. Feuerwehr Wipperfürth. Zu dieser Zeit war Herr Huttrop als Landrat im Amts-sitz Wipperfürth tätig. Um die Feuerwehren zu stärken und gemeins ame Interessen zu vertre-ten, waren die Herrn Bürgermeister, Brandmeis-

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40 Jahre Beckmann, Emil Schleiser, August Kemper, Josef Scheider, Carl Wigger, Franz Draude, Josef Braß, Paul Scheider, Berhnhard Berg,

Hintere Reihe von links: Josef Berger, Bernhard Offermann, Ernst Semm, Semm junior, Alb ert Rocholz, Walter Wolf, Hubert Röttgen, Werner Radermacher, Walter Blumberg,

davor: Eugen Marienfeld, Karl Höller, Josef Braun, Walter Vollmer, Bernhard Scheider, Willi Blumberg, Josef Jathe, Albert Höller, Fritz Förster, Wilhelm Laufersweiler, Hubert Kaplan

Auf der Leiter: Josef Dreiner, Andreas Sauer, August Voßwinkel, Frößler

rechte Reihe daneben rechts: Josef Dörmbach, Hans Eck, Franz Mostert, Willi Scheider, J. Mostert, Hubert Wagner

40 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wipperfürth

Gruppenaufnahme zum vierzigjährigen Jubi-läum 1925 auf dem Ohl auch Schützenohl und Stadtbleiche genannt. Im Bild links die Motor-spritze von der Firma Radium, Baujahr 1922.

Vordere Reihe von links nach rechts:Hugo Eck, Willi Karthaus, Kaspar Hemmert, Bernhard Albus, Heinrich Steinbach, Richard Drecker, Dr. Eugen Kersting, Ewald Schleiser, Albert Scheveling, August Hasky, August Heider, Albert Berghaus, Willi Schumann, Wilhelm Wolf, Theodor Drecker, Franz

Mechanische Ausziehleiter, Ausziehhöhe ca. 15 Meter. (Fotarchiv Hardt)

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Etwas zum Schmunzeln:Am 13. Juli 1927 schrieb der Förster des

Kreiswaldbauverein ein Beschwerdebrief an den Vorsitzenden der Freiw. Feuerwehr Wipperfürth.

:Orginaltext

Schon vor einiger Zeit wurde mir von verschiedenen Seiten mitgeteilt, dass ich von Mitglie-dern der freiw. Feuerwehr Wipperfürth der fahrlässigen Brandstiftung beim damaligen Wald-brand in der Gegend Münte. ??????? Jetzt nun höre ich, dass ein Feuerwehr-Mitglied sich einer Privatperson gegenüber geäussert haben soll. „Der junge Förster wird wohl da oben poussiert haben und einen Zigarettenstummel weggeworfen haben und dadurch ist dann der Brand ent-standen. Wie konnte der sonst schon so schnell dort oben sein“. Im übrigen soll über diesen Fall auch unter den damals anwesenden Feuerwehrleuten gesprochen worden sein.

Um die Sache nun klar zu stellen möchte ich Ihnen mitteilen dass ich an dem fraglichen Tage schon früh zu Hause war und dort also das Alarmsignal vernahm. Darauf begab ich mich auf die Strasse wo ich mich noch ca. 10 Min. mit Nachbarn unterhielt dann erst machte ich mich auf den Weg zur Brandstelle quer über die Felder. Hier gelang es mir mit Hilfe einiger jungen Leuten das Feuer auszuklopfen. Darauf erschien der erste Radfahrer der Feuerwehr und erlaubte sich neben-bei bemerkt einige Frechheiten mir gegenüber.

In meinem eigenen Intressen muss ich darauf bestehen, dass die Angelegenheit möglichst schnell in einer Versammlung der freiw. Feuerwehr richtig gestellt wird und mir von der Richtig-stellung schriftlich Mitteilung gemacht wird.

Mit vorzgl. HochachtungFörster des Kreiswaldbauvereins Wipperfürth

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Allerdings traten immer wieder Spannungen zwischen dem damaligen Hauptmann und der Feuerwehr auf, da Gelder für die Musik abge-zwackt wurde, die der Beschaffung von Feuer-wehrbedarf fehlte.

Herauf zog 1933 die braune Diktatur, die auch nicht vor der Feuerwehr halt machte, her-auf zog der Krieg 1939-1945.

Der Oberpräsident der Rheinprovinz richtet über Regierungspräsidenten und Landrat an die Stadt und den Brandmeister der Freiwilligen Feu-erwehr am 18. August 1933 ein Schreiben, dass die bezeichnende Überschrift „Politische Gleich-schaltung der Freiwilligen Feuerwehr“ trägt. Die Wortwahl war entlarvend genau und wird für diese Vorgänge noch heute verwendet. Die „restlose Durchdringung auch der Freiwilligen Feuerwehren mit den Ideen der nationalsozialis-tischen Revolution“ sei geboten und maßge-bend bei der Auswahl der Führer und Mitglieder. Nur „streng national gesinnte Persönlichkeiten“ seien zur Leitung einer Wehr berufen. Das Ziel müsse die Ausschaltung solcher unzuverlässiger Persönlichkeit sein, die nicht diesen Anforderun-gen entsprechen. Unzuverlässig seien insbeson-dere diejenigen zu bezeichnen, die in Wort und Schrift oder durch ihr sonstiges Verhalten in

Aus der Pressemeldung vom 29. August 1928 übernommen, da das Original fasst unle-serlich ist.

In der gestern Abend abgehaltenen Kom-mandositzung der hiesigen Freiw. Feuerwehr, wurde u.a. beschlossen, eine eigene Musikka-pelle zu gründen. Ein Trommlerkorps besteht schon seit geraumer Zeit in dem Verein. Die unter Leitung des Herrn Otto Goller stehende Münter „Waldkapelle“ tritt mit dem heutigen Tage unter den Namen „Wipperfürther Feuer-wehrkapelle“ der Wehr bei. Hoffentlich wird diese Neugründung von Erfolg gekrönt sein. Des weiteren läßt der Brandmeister der Wehr zur Beruhigung der Bürgerschaft bekannt machen, dass in den nächsten Tagen eine Alarmübung stattfinden wird.

„Gott zur Ehr dem Nächsten zur Wehr“

Die Feuerwehrkapelle wurde in den braunen Jahren um 1939 zur Feuerschutzpolizei (Musik-zug) umbenannt und löste sich in den Kriegsjah-ren auf.

Gründung einer Feuerwehr – Kapelle am 28. August. 1928

Fahnenabordnung beim Tag der Arbeit, 1. Mai. Von links: Wilhelm Schumann, Josef Jahte, Frößler

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Ewald Schleiser zum 50jährigen Jubiläum

gehässiger Form gegen die „nationale Bewe-gung“ aufgetreten seien. Unbedingt auszu-schließen seien Kommunisten, Angehörige der SPD und der Gewerkschaften. Ein SPD-Mann könne jedoch Mitglied der Feuerwehr bleiben, wenn er sich nicht parteipolitisch betätige, wenn er die Hochachtung aller Wehrkameraden genieße und wenn er sich treu zur neuen Regie-rung bekenne. Noch können Wehrmitglieder mit „nicht-arischer“ Abstammung, also Juden, in der Feuerwehr bleiben, wenn sie seit dem 1. August 1914 dem Wehrvorstand angehören oder wenn sie „Frontkämpfer“ im 1. Weltkrieg waren. Von „Freiwilligkeit“ war dann in den nächsten Jahren nach 1933 in der Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr viel zu spüren.

Ende 1933 erlebte die Wehr eine größere Umwälzung. Im Zuge der Neuorganisation der Deutschen Feuerwehren laut Feuerlöschgesetz vom Dezember 1933 wurden die Wehren, Wip-perfürth, Hämmern und Egen zur Amtsfeuer-wehr Wipperfürth zusammengeschlossen.

Aus der Literatur ist nicht zu erkennen, dass die Freiwillige Feuerwehr ihr 50-jähriges Jubi-läum gefeiert hat, lediglich ist ein Gedicht von Ewald Schleiser verfasst worden:

7. Aug. 1931 (Dachstuhlbrand Koppelberg Lüdenscheiderstr.) (genannt Bügelisen)

Blumenkränze schlingen heute Ach, es ist schon lange her

An dem schönen Fest der Freude Daß man legte unsere Wehr

Um dein Haupt sich, teurer Greis. Getrost in deine Meisterhand

Jetzt nach heißen Tagesstunden, Und wenn auch dein hohes Alter

Da die Arbeit überwunden, Dich verdrängte als Verwalter

Lohnet sich der Mühe Preis. Bliebst du doch im Ehrenamt.

Fünfzig Jahre sind verflossen Möge so dein Vorbild mahnen

Seit du treu und unverdrossen Und uns führen auf die Bahnen

Schwerer Arbeit dich geweiht; Die in Liebe du gewandelt.

Doch, des Schicksals reiche Gnade Daß auch wir im neuen Staat

Hat auf deinem Lebenspfade Sprießen als die junge Saat

Viele Blumen ausgestreut. Treu danach wie du gehandelt.

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Der Bericht über die Brandeinsätze des letz-ten Kriegsjahres 1945 ist ein besonderes Zeitdo-kument aus der Zeit der Schrecken.

Am 11. Februar brennt „Tankholz“ der Firma Blechmann. Viele Zeitgenossen können mit dem Begriff „Tankholz“ nichts anfangen. Es handelt sich um kleingeschnittenes Holz (Klötzchen), die in einem Generator auf dem Fahrzeug (LKW, PKW) unter Luftabschluss verbrannt wurden und so Gas für Motoren lieferten.

16. Februar: Brand im Magazin der Firma Boucke an der Leiersmühle (heute Bergmann Kabelwerke). „Durch Feindeinwirkung“ steht im Bericht, Jagdbomber griffen ständig solche Ziele an. Bei Boucke wurden Bombenrohlinge hergestellt. Es gab zwei Tote, vermerkt der Feu-erwehrbericht. Am gleichen Tag Heuboden-brand bei Schmitz am Wipperhof („Feindeinwir-kung“).

21. Februar 1945: In Drecke bei Thier stürzt ein viermotoriger Bomber ab, die Feuerwehr muss löschen.

21. Februar: Ein am Bahnhof stationierter Flak-Zug wird durch Jagdbomber (Jabs) ange-griffen und in Brand geschossen. 17 Mann der Feuerwehr leisten einen gefährlichen Löschein-satz. Das Haus Kausemann an der Wilhelms-höhe in unmittelbarer Nachbarschaft des Bahn-hofs erhält einen Volltreffer Frau und Tochter überleben.

14. März: Scheunenbrand am Wipperhof durch Flieger. Am gleichen Tag gegen 18 Uhr wird ein Munitionszug im Bahnhof durch Jagd-bomber in Brand geschossen. 12 Mann der Feu-erwehr leisten hier einen lebensgefährlichen Einsatz. Am gleichen Tag noch mehrere Einsätze als Folge von Jagdbomberangriffen: In Hohl bei Kreuzberg brennt ein Dachstuhl (Bordwaffenbe-schuss).

Sehr bald erinnert man sich jedoch, der unpo-litischen Dienste der Feuerwehr, als der vom poli-tischen Irrsinn angezettelte Krieg ins eigene Land zurückschlägt. Der Luftkrieg stellte die Feuerweh-ren vor nie gekannte und furchtbare Aufgaben. 1941 schreibt der „Höhere SS- und Polizeiführer“ an die Feuerwehr und ordnet das Sammeln von Brandplättchen an, die Bomber nachts abgewor-fen haben. Im Januar 1941 macht das Luftgau-kommando Münster auf Angriffstaktiken der englischen Bomber in „mondhellen klaren Näch-ten“ aufmerksam. Wichtige Industriewerke seien angegriffen worden, benachbarte Lager habe man zuerst mit Brandbomben entzündet, um so Licht für weitere Angriffe zu haben. Es klingt wie eine makabre Weissagung: „mit gleichartigen Angriffen auf das rheinisch-westfälische Indust-riegebiet muss jederzeit gerechnet werden...“

Naiv klingt der Rat: „Brandbomben sind nur dann gefährlich, wenn man nichts dagegen unternimmt. Fest steht, dass mit Sand usw. die Brandbomben gelöscht werden können...“

Am 4. Januar 1941 gibt es einen Bericht vom Großangriff auf Bremen und von den Erfahrun-gen, die Feuerwehren hier gemacht haben. Schläuche müssen nach jedem Einsatz sofort getrocknet werden, notfalls in Säälen, Turnhal-len oder Schulen. Die Bomber kommen wieder...

Ein kleines Zeitdokument aus dem Jahre 1942 folgt in den Feuerwehr-Akten. Der Bürger-meister Dr. Hankow schreibt an den Feuerwehr-mann D. am 12. August 1942 und droht ihm eine Geldstrafe an, weil er am Übungsabend der Wehr am 6. August 1942 gefehlt, habe. Am 14. August antwortete Feuerwehrmann D. post-wendend: „Leider war es mir nicht möglich, mich rechtzeitig zu entschuldigen. Meine allein-stehende, betagte Mutter wurde in der Nacht vom 31.7. zum 1.8.1942 in Düsseldorf vollstän-dig fliegerbeschädigt. Sie verlor restlos alles außer dem nackten Leben...“

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Wipperfürth erfährt konzentrierte Bomben-angriffe von Jagdbombern am 22., 23. und 24. März.

Bomben fallen auf die Schreinerei Draude an der Bahnstraße, der Besitzer und weitere vier Menschen werden getötet. In die Landwirt-schaftsschule an der Ringstraße rast ein engli-scher Jagdbomber, es gibt drei Tote. Es brennt bei Leo Bosbach, bei Grüterich auf dem Sonnen-schein. Überall muss die Feuerwehr helfen. Das Rathaus wird durch eine Bombe zerstört, es gibt sieben Tote.

25. März: Die Fabrikhalle der Firma F.J. Schulte am Bahnhof brennt durch Fliegereinwir-kung. Ein Mann der zur gleichen Zeit auf der Lenneper Straße war, flüchtete in ein neben der Straße befindliches Gebüsch und wird hier durch Zufall von einem Brandkanister getroffen. Er war mit einem Handwagen unterwegs um Essen für Flüchtlinge zu holen, die in Hämmern in einem Saal untergebracht waren. Die Feuer-wehr muss die verkohlten Leichen bergen.

Am 30. März fallen die Brandbomben auf das Holzlager der Firma Blechmann und auf das Finanzamt an der Brückenstraße. Sprengbom-ben schlagen in eine Halle der Stadtwerke an der Herbstmühle und bei der Fa. Volkenrath ein. In den Stadtwerken wird ein Monteur von Hum-boldt-Deutz und in der Fa. Volkenrath ein Lehr-ling namens Dörpinghaus getötet. Bei diesem Angriff wird der Feuerwehrmann Otto Freund durch Splitter verletzt und stirbt wenige Tage danach im Krankenhaus an Wundstarrkrampf, da keine Tetanusspritzen mehr vorhanden sind.

Am gleichen Tag Brände und Zerstörungen durch Bomben und Bordwaffenbeschuss bei der Fa. Radium und Bäckerei Josef Schulte. Der rest-liche Gebäudeteil von der alten Stadtmühle wird ganz zerstört.

Die Front rückt näher, Wipperfürth liegt jetzt unter Artilleriebeschluss. Bei Granateinschlägen in Niedergaul werden vier Soldaten und drei Mitarbeiter der Firma Vorwerk (Gudelius, Kals-bach, Kopp) getötet. Das Artilleriefeuer dauert zwei Tage und zwei Nächte. Auf der Lüden-scheider Straße in Höhe des heutigen Postamts wird ein Pferdefuhrwerk der Wehrmacht von Granaten getroffen. Zwei tote Soldaten müssen geborgen werden. In den Baracken auf dem „Hausmanns Platz“ wo auch das Arbeitsamt untergebracht ist gibt es drei Tote, darunter auch der Leiter dieser Behörde, der von einem schweren Splitter getroffen wird und verblutet. Diese Leiche wird als letzte des Morgens um 6 Uhr geborgen um sie mit dem Feuerwehrwagen in die mit Toten überfüllte Leichenhalle am Krankenhaus zu transportieren. Da die Tiefflie-gertätigkeit ständig vorhanden ist, schafft man den Transport bis zur Leichenhalle nicht mehr und so fährt man mit dem Toten zum nahen Feuerwehrgerätehaus im Radium-Werk.

Am 14. April den zweiten Tag nachdem die Amerikaner eingerückt sind, spricht Wehrführer Josef Braun bei dem amerikanischen Komman-danten vor und erhält eine Genehmigung zum Abtransport der Leiche, nachdem zwei Ameri-kaner das Fahrzeug und Gerätehaus überprüft haben. Der Krieg und die Nazizeit sind zu Ende. Diese gefährlichen und aufopferungsvollen Ein-sätze in den letzten Kriegswochen wurden von den älteren Jahrgängen der Feuerwehr und von den 14-16 Jährigen Jungen aus der damaligen Feuerwehr-HJ (Hitlerjugend) versehen, da die Männer zwischen 16-55 Jahren zum RAD (Reichsarbeitsdienst) bzw. als Soldat in der Wehrmacht eingezogen waren. Die Arbeit der Feuerwehr aber geht in den bitteren Nach-kriegsjahren weiter. Die Einsätze für den Rest des Jahres 1945 und des Jahres 1946 sind weni-ger „heldenhaft“ und dramatisch: Waldbrände, Zimmerbrände, Dachstuhlbrände. Hauptbrand-meister Josef Braun berichtet 1948, dass 17

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Für die Einsätze der letzten Kriegstage für die Zeit der amerikanischen und englischen Besat-zungstruppen bis Ende 1945 steht der Feuer-wehr die unfreiwillige Leihgabe, das Löschfahr-zeug aus Monschau zur Verfügung.

Die amerikanischen Truppen rüsten das Feu-erwehrauto von Wipperfürth mit einem Schild: „Fire Service“ aus. Das Feuerwehrauto von Wip-perfürth ist weit und breit das erste nicht militä-rische Kraftfahrzeug in Wipperfürth. Es dient im Chaos der Nachkriegstage nicht nur rein feuer-wehrtechnischen Aufgaben. Es ist nacheinander Leichenwagen, Versorgungsfahrzeug und Trans-portmittel für alle nur erdenklichen Aufgaben dieser Notzeit. Mit „Fire Service“ fahren die Feu-erwehrleute Korn zur Mühle in die Bäckerei Schulte und bringen so das erste Brot unter die hungernden Menschen. Ende 1945 holen die Feuerwehrleute von Monschau ihr Fahrzeug wieder ab. Inzwischen haben Wipperfürths tüchtige Wehrmänner einen zweiten Behelf beschafft. Aus den von Amerikanern requirier-ten und vor den Wupper-Sieg Garagen an der Gaulstraße abgestellten und ständig bewachten Fahrzeugen „besorgt“ sich die Feuerwehr ein ehemaliges Luftschutzeinsatzfahrzeug. Der LKW wird hergerichtet und mit Löschwerkzeu-gen ausgerüstet. Mit diesem Provisorium hielt sich Wipperfürths Feuerwehr noch lange Zeit.

Wehrmänner Soldat wurden, 9 gefallen und fünf vermisst oder in Gefangenschaft seien.

Fast alle Einsätze in den Kriegsjahren musste die Feuerwehr Wipperfürth ohne eigenes Lösch-fahrzeug leisten. Sie hatte zwar die 1936 erhal-tene Tragkraftspritze, war aber auf die – zweifel-los immer ausgezeichnete – Zusammenarbeit mit der technisch besser ausgerüsteten Radium-Feuerwehr und ihren LKW angewiesen. Im letz-ten Kriegsjahr 1945 „lieh“ sich Wipperfürths Feuerwehr von der Stadt Monschau (Eifel) ein Löschfahrzeug (LF 8), das beim Anrücken der Alliierten über den Rhein „evakuiert“ worden war.

Das am 22. März 1945 durch Fliegerangriff zerstörte Rathaus. Aus diesen Trümmern wur-den 7 Tote von der Feuerwehr geborgen.

Im März 1945 kam dann noch ein Feuer-lösch-Veteran aus Düren hinzu, ein vollgummi-bereiftes Löschfahrzeug mit kräftiger Motor-pumpe (Baujahr um 1929) und aufgeprotzter Holzleiter. Da es an Platz für die Unterstellung dieses Fahrzeuges fehlt, kommt es in Quartier in den Lagerhallen der Firma Blechmann am Köl-ner-Tor-Platz. Und ausgerechnet hier schlägt in den letzten Kriegstagen eine Brandbombe ein und setzt den Feuerwehr-Veteranen in Brand.

Das am 22. März 1945 durch Fliegerangriff zerstörte Rathaus. Aus diesen Trümmern wurden 7 Tote von der Feuerwehr geborgen.

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Pumpen und schließlich eine Kraftfahrdrehleiter, eine technische Riesenkonstruktion, die nur ein Mann bedient! Der Sprung von der Riesen-mannschaft von Feuerwehrleuten, 90 an der Zahl, die sich 1886 in der Unteren

Langsam kommt auch der ordentliche Feuer-wehrdienst wieder in Gang. Junge Leute mel-den sich als Nachfolger für die durch ausgefal-lene Wehrmänner zum Dienst in der neuen Freiwilligen Feuerwehr nach 1945. In der Lan-desfeuerwehrschule in Warendorf werden ab 1947 wieder regelmäßige Ausbildungslehr-gänge durchgeführt. 1948 kommen zwei neue Tragkraftspritzen, doch ihre technische Konst-ruktion ist noch sehr unbefriedigend.

Mit diesen Tragkraftspritzen mussten aller-dings im Jahre 1950 einige Einsätze wie z.B. 05.01. Zimmerbrand Dr. Kürle, 22. Jan. Groß-feuer Lumpenreißerei Bernh. Meyer, 09. März Großfeuer Scheune/Stall und Wohnhaus Max Müller Kreuzberg, 10. März Zimmerbrand Franz Floßbach, 28. April Großfeuer Geb. Schnell Berghof Wohnhaus und Stall, 27. Dez. Dach-stuhlbrand Aug. Braun, Kaiserstr..

Erst das Jahr 1951 markiert eine völlige Neu-orientierung und einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Feuerwehrlöschmannschaften und der Feuerlöschtechnik. „Historischer Tag der Wipperfürther Wehr“ schreibt am 21. April 1951 die Lokalzeitung. Diese Würdigung des Tages gilt nicht der Einsatzbereitschaft und Treue der Mannschaften, sondern diesmal allein dem technischen Fortschritt.

Die Stadt Wipperfürth kauft für ihre Feuer-wehr das erste Tanklöschfahrzeug im alten Rhei-nisch Bergischen Kreis und in den angrenzenden Kreisen.

Stadtdirektor Wilhelm Kaupen, „Chef der Wehr“ in den Aufbaujahren nach 1945, wusste, was eine moderne Feuerwehr braucht. Das Tanklöschfahrzeug von 1951 leitet eine völlig neue Entwicklung in der Geschichte der Feuer-wehr ein. Die technische Entwicklung bringt ständig neue Werkzeuge und Geräte: Neue Tanklöschfahrzeuge, immer leistungsfähigere

TLF 15 Mercedes/Metz mit einem 2400 ltr./min. Löschwas-sertank und einer eingebauten Heckpumpe, Leistung 1500 ltr./min. angeschafft. Es war zugleich das erste TLF 15 im alten Rheinisch Bergischen Kreis. Am Steuer Egon Braun. idet, die Hände gebunden, einen Mühlstein am Hals, von einem Soldaten von der Brücke gestoßen (so in St. Bonifatius, München) Patron: von Oberös-terreich, Stift und Markt St. Florian, Krakau, Bologna. Gegen Feuers- und Wasserge-fahr, bei Dürre und Unfrucht-barkeit der Felder; der Bier-brauer, Böttcher, Hafner, Kaminkehrer Schmiede und Seifensieder, der Feuerwehr

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Auszug aus einer Presse- meldung vom Freitag, dem 04. März 1955Ein „Jubiläumsgeschenk“ für die Feuerwehr traf ein. Die Freiwillige Feuerwehr Wipperfürth, die im Jahre 1955 ihr 70jähriges Bestehen begehen kann, hat – quasi als Jubiläumsgabe – nach Bewilli-gung durch die Wipperfürther Stadtvertretung eine neue Feuerwehrleiter erhalten. Das Gerät ist am Donnerstag am 03. März in Wipperfürth eingetroffen. Es handelt sich hierbei um eine Magirus – Konstruktion der modernsten Bauart. Die neue Leiter weist eine Steighöhe von 17 Metern auf und kostet 5 800 DM.

Die neue Feuerwehrleiter, rechts davondas alte Monstrum aus dem Jahre 1886

Die neue Feuerwehrleiter, rechts davondas alte Monstrum aus dem Jahre 1886

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Die Gründe für die tragischen Brandkatastro-phen, denen Menschenleben zum Opfer fielen, sind zunächst in der wesentlich reicheren Innen-ausstattung der modernen Wohnung zu suchen. Das moderne Haus weist im Gegenteil zu den Wohnungen unserer Eltern und Großeltern viele Gegenstände und Materialien auf, die einem Feuer reiche Nahrung bieten. Darunter befinden sich auch viele Arten von Kunststoffen, die bei Hitze gefährliche Gase ausströmen und die Brandbekämpfung zusätzlich erschweren (schweres Atemschutzgerät).

Der zweite Grund ist ferner in den geänder-ten Lebensumständen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu suchen. Die alten Groß-familien wohnten, zumeist noch mit Mitgliedern aus drei Generationen und mit vielen Kindern, relativ beengt in den bescheidenen Wohnhäu-sern. So ergab sich eine natürliche und intensive Kontrolle, ein Brand im Zimmer blieb nicht lange unentdeckt, die Bewohner konnten sich früh genug in Sicherheit bringen. Hinzu kam noch die enge Nachbarschaft, so dass gefährliche Ent-wicklungen sehr bald entdeckt wurden. Die neue Zeit baute neue, große Häuser mit reicher Innenausstattung und mit weniger Menschen darin. Auch die technisch hochperfekte ausge-rüstete und schnelle Feuerwehr kann diese nach-teiligen Lebensumstände nicht wett machen.

Straße wie zur Parade vor der Schlacht auf-bauten, bis zur hochtechnisierten, mechanisier-ten und automatisierten Kraftfahrdrehleiter durchmisst die ganze Bedeutung dieser Ent-wicklung von Menschkraft und Maschine.

So musste schon im Anschaffungsjahr das Tanklöschfahrzeug sich bewähren. Wie z. B. bei den Einsätzen, Scheunenbrand in Oberkemme-rich, Kohlenbunkerbrand Kordt u. Rosch, Scheu-nenbrand in Niederkemmerich, Wohnhausbrand, Gaulstr., Küster.

Durch Rohrbrüche der Barmer Wasserleitung waren die Neyesiedlung, Leyersmühle mit dem Kloster und Wipperhof teilweise ohne Trinkwas-ser. Zur Versorgung mit Trinkwasser wurde das Tankfahrzeug eingesetzt und leistete hier hervor-ragende Dienste. In der Zeit vom 08 bis 19 Febr. 1952 wurden in 18 Einsätzen 43.000 l Wasser an die Bevölkerung in Gefäße abgegeben. Hinweis: Das wäre in heutiger Zeit undenkbar.

Auch die Brandeinsätze nahmen in 1952 nicht ab: Feuer in der Produktionsstätte Dix & Co, Brunsbachsmühle, wieder Großfeuer in Nieder-röttenscheid, Scheunebrand in Agathaberg, Zimmerbrand in der Unteren Straße, bei Neuhoff, Staubexplosion Biesterfeld & Stolting, Leichen-transport in der Mordsache in Vossebrechen.

Was uns doch an dieser Stelle zum Nachden-ken Anlass geben sollte, ist die Tatsache, dass in der heutigen Zeit der Wohlstandsgesellschaft, trotz der technischen Entwicklung, bei der Aus-rüstung und der schnellen Alarmierung seit Bestehen der Feuerwehr, in den letzten zehn Jahren die ersten Menschen und zwar zweimal zwei kleine Kinder Wohnhausbränden zum Opfer fielen.

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Waldfeste Ihm standen als Steigerführer und Abtei-lungsleiter wackere Männer zur Seite. Ihm folgte als Leier der Feuerwehr Ewald Schleiser bis in die 30-er Jahre dieses Jahrhunderts. Nach-folger in diesem Amt an der Spitze der Frei- willigen Feuerwehr war zunächst August Kem-per, dann Paul Schleiser und ein Mann, der im Krieg und erst recht nach dem Krieg viel für die Entwicklung von Wipperfürths Wehr bedeutete: Josef Braun: Zeitweilig ist er im Krieg Wehrführer und wird sofort nach dem Krieg von der neuen Stadtverwaltung zum Hauptbrandmeister ernannt. 1965 tritt er in den Ruhestand und erfährt in Würdigung seiner Verdienste um das Feuerlöschwesen manche Ehrung durch Stadt, und Bürgerschaft. Er stirbt als Ehren-Hauptbrandmeister im Ju- biläumsjahr 1975. Sein Nachfolger wird 1965 Hauptbrandmeister Heinz Soika. Oberbrand-meister an seiner Seite sind Herbert, Dreiner und Egon Braun, Sohn des Hauptbrandmeisters Josef Braun. Die Feuerwehrfamilie Braun bleibt der Wehr mit ihm erhalten. Schon sein Großva-ter ist unter den Gründern der Wehr im Jahr 1885 zu finden.

Unvergessene Waldfeste

„Kappes und weiße Böhnchen mit Brat-wurst“ waren die alten Spezialitäten der Feuer-wehr, wenn`s mal gemütlich wurde. Unverges-sen die Waldfeste auf Münte oder Röttenscheid oder auch auf dem Mölchen (oberhalb der Gaulstr.), wohin man mit Kind und Kegel, Ge- sangverein und der früher existierenden Feuer-wehrkapelle zog. Unvergessen aber auch das wohlverdiente „Gut Schlauch“ in der Gastwirt-schaft, die den Eltern des verstorbenen Fahrleh-rers Wolf gehörte, wenn der Fahrlehrer die Feu-erwehrleute in der damals noch ziemlich neuen Kunst des Autofahrens unterwiesen hatte.

Zu dieser Zeit waren die Geräte in der Schule an der Lüdenscheider Straße untergebracht. Die Schläuche wurden damals ziemlich mühselig in der Wupper gewaschen.

Den führenden Männern der Wipperfürther Feuerwehr sei in diesem Zeitabschnitt von 125 Jahren gedacht. Mit dem Handwerker Fritz Grü-terich fing es 1885 an. Er wurde der erste Feuer-wehrhauptmann.

Anschaffung der neuen Fahne 1960 wieder durch die Bonner Fahnenfabrik

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Schwieriger Löscheinsatz am 20. Mai 1969: Braunkohlenstaub bei der Firma Kordt & Rosch war in Brand geraten. Braunkohlenstaub, der in diesem Werk zur Energieversorgung von Öfen für Rohstahl verwendet wird, entzündete sich in Bunkern und Transportleitungen. In der Dachkonstruktion setzte sich der Brand fort. Vor drei Jahren war auf die gleiche Weise hier ein Brand ausgebrochen, der sich bis auf dieB-raunkohlenstaubvorräte erstreckte und nur unter Einsatz von erheblichen Kohlensäure bekämpft werden konnte, denn Braunkohlen-staub bildet zusammen mit Luftsauerstoff ein sehr explosives Gemisch.

Wieder hieß es 18. August Großeinsatz bei der Forma Kordt & Rosch, und es wird nicht der letzte gewesen sein.

Die Feuerwehr, die wegen ihrer häufigen Wassereinsätze und anderer Hilfeleistungen schon fast nicht mehr den Namen verdient, hatte wieder einen Großbrand zu bekämpfen. Doch als die Feuerwehrmänner am Einsatzort am 29. Oktober 1970 auf dem Felderhof eintra-fen, kamen ihnen angesichts der Gefahrenlage ernste Gedanken. Die Scheune des Bauernhofes brannte in voller Ausdehnung und das Feuer drohte auf das angrenzende Wohnhaus überzu-greifen. Verhängnisvoll wirkte sich aus, dass der

Nun ist die „Feuerwehrfamilie“ Braun vom Wall wirklich „pensioniert“. Am 29. Oktober 1966 wurde das neue Alarmsystem Notruf 112 eingeweiht. Fast 30 Jahre lang war das Alarm-system in der Wohnung des Wehrführers Josef Braun eingerichtet.

Immer musste jemand aus der Familie, zumeist aber Frau Braun im Hause bleiben. Diese Notrufnummer lief ab sofort bei der Zent-rale bei der Tag und Nacht besetzten Pförtner-loge bei der Firma Radium auf.

Heinz Soika der zuletzt das Amt des Stadt-brandmeisters bekleidete, war stellvertretender Kreisbrandmeister im alten

Rheinisch Bergischen Kreis von 1967 bis 1975 und Einsatzleiter des Katastrophenschut-zes der 54. und 59. Bereitschaft von 1971 und 1975. Auch als Mitglied des Wipperfürther Stadtrates seit 1977 konnte Heinz Soika für die Feuerwehr wirken und Einfluss nehmen.

Josel Braun und seine Gattin

Kohlenstaubbrand bei Kordt & Rosch

Helene und Josef Braun

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DA M A L S G E S T E R N H E U T E

mehrstöckigen Häusern notwendig geworden. Brandbekämpfung und Rettung aus oberen Stockwerken dieser „Hochhäuser“ ist nur mit der 30 Meter ausfahrbaren Kraftdrehleiter möglich.

Zu einem tragischen Unfall wurde die Feuer-wehr Wipperfürth am 22. Okt. 1972 nach Kür-ten gerufen.

Eine Katastrophe ereignete sich in der Nacht vom Samstag auf Sonntag zwischen Eichhof und Kürten. Dort wurde ein PKW, der auf einen mit Langeisen geladenen LKW-Anhänger auf-fuhr, buchstäblich von den Eisenstangen aufge-spießt. Die drei Insassen des Wagens, fanden bei diesem grausigen Unfall den Tod. Die Feuerweh-ren aus Kürten und Wipperfürth mussten sie mit Spezialgeräten aus dem aufgespießten und voll-kommen zertrümmerten Fahrzeug heraus-schweißen.

3. Februar 1973. Die Feuerwehrfamilie feiert ihr „Winterfest“ im Karneval. Es wird nicht lange dauern. Um 22.30 Uhr, als das offizielle Programm gerade zu Ende gehen soll und die Stimmung langsam warm wird, gellt plötzlich die Brandsirene. „Das darf doch nicht wahr sein!“ lautet der erste Satz. Dann aber rennen maskierte und kostümierte Feuerwehrleute zum Gerätehaus. Was wie ein Ulk zu später Stun- de aussieht, ist bitterer Ernst. Bei der Firma Kordt & Rosch am Bahnhof ist ein gefährlicher Brand ausgebrochen. Das „Winterfest“ findet im Freien statt.

Die Fabrik brannte in 24 Stunden zum zwei-ten Mal:

Kaum 24 Stunden nach dem Einsatz am 16. April 1973 wurde wieder Großalarm gegeben. Erneut war in der Metallwarenfabrik Fernholz an der Brunsbachsmühle ein Brand ausgebrochen. Anders als am Vorabend, als das Feuer in Abfällen nur geringen Schaden anrichten

Hydrant, der unmittelbar am Brandort lag, nicht genügend Wasser lieferte.

Verzweifelt versuchte die Feuerwehr, in den kritischen Minuten einen ergiebigen Hydrant zu finden. Schließlich konnte man den Hydrant vor dem Hause Herman an der Brückenstraße über eine rund 500 Meter lange Schlauchleitung anzapfen. Trotz der erheblichen Wasserprob-leme konnte das Wohnhaus gerettet werden.

Blitzschlag äschert die holzverarbeitende Fabrik am 03. August 1971 in Hönnige ein. Hin-ter den Fenstern des Giebels glühte es wie bei einer festlichen Illumination rot auf. In Sekun-den schlugen die Flammen zum Fenster hinaus und durchbrachen die Dachziegel, die prasselnd zerbrachen. Als die Feuerwehr mit ihren Fahr-zeugen eintraf, war im Geviert der Ziegelaußen-mauern des Fabrikgebäudes aus Holz, Holz-wollevorräte und anderen Materialien ein Hochofen entstanden, der seine Funken in die Nacht schleuderte.

Anfang 1972 wird die Feuerwehr Wipper-fürths mit einem neuen technischen Hilfsmittel ausgerüstet: Eine Magirus-Kraftdrehleiter im Wert von rund 225.000 DM. Die Beschaffung dieser hervorragend konstruierten „Maschine“ war mit dem zunehmenden Bau von vier- und

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F R E i w i L L i G E F E U E R w E H R w i p p E R F ü R T H

gruppen Egen und Hämmern gehören zum alten Bereich der Stadt Wipperfürth. Der Haupt-brandmeister der ehemaligen Gemeinde Klüp-pelberg, wird stellvertretender Haupt- und Stadtbrandmeister von Wipperfürth.

konnte, war diesmal die Lage kritischer. Der Brand entstand im Fertigungslager der Firma, die Kronkorken für alle Arten von Flaschen herstellt.

Eine Serie von landwirtschaftlichen Betrieben wurde ein Raub der Flammen.

Am 23. Juni 1974 brannte das Gehöft in Hülsen, am Ende der Neye- Talsperre gelegen. Wegen der unsicheren Wetterlage hatte der Bauer wenige Stunden vor dem Brand noch fri-sches Heu für die Unterdachtrocknung in seiner Scheune eingefahren.

Am 23. August 1974 wurde der Hof in Nie-derröttenscheid, der zu den größten landwirt-schaftlichen Betrieben im Bergischen Land zählt, ein Raub der Flammen. Das Feuer breitete sich explosionsartig aus und vernichtete die Aufbau-ten des Stall- und Scheunengebäudes und der Dachstuhl wie das Obergeschoß des angrenzen-den Wohnhauses. Der Einsatz dieser Großscha-denslage dauerte für die Feuerwehr mehr als 24 Stunden.

Zu Beginn des Jahres 1975 wurden die Gebiete der Stadt Wipperfürth und der Gemeinde Klüppelberg und Wipperfeld durch Landesgesetz (kommunale Neuordnung) zur neuen und größeren Verwaltungseinheit der Stadt Wipperfürth mit etwa 23.000 Einwohnern zusammengeschlossen. Das bedeutet auch einen organisatorischen Zusammenschluss der Feuerwehren in diesen Gebieten. Die Lösch-gruppen in den dörflichen Zentren der ehemals selbständigen Gemeinden operieren weiter selbständig, gehören aber zur Gesamtorganisa-tion der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Wip-perfürth. Wipperfürth Feuerwehr zugeordnet wurden am 1. Januar 1975 die Löschgruppen Wipperfeld, Kreuzberg, Klaswipper, Dohrgaul und Thier. Die Löschgruppe Kempershöhe wurde wie der Ortsteil am 1. Januar 1975 der Gemeinde Marienheide zugeschlagen. Die Lösch-

Auf WipperfürthDort wo die Gaul mit ihren sanften WellenSich in die Wupper schlängelnd Bett ergießt,

o an der Krakenburg romant`schem HangeDen Wand`rer ein so freundlich Städtchen grüßt;Dort will ich sein, in Wipperfürth alleinKann man so recht glücklich sein.

Dort wo noch alte Biederkeit und TreueIn trautem Bunde mit dem Fortschritt lebt,Ich lobe mir das stolze Land der Berge,Wo Industrie und Intell`genz sich hebt.Dort will ich sein, in Wipperfürth alleinKann man so recht glücklich sein.

Wo nach der Liebe heil`ge Flamme glühetIn jedes Mädchens, jedes Jüngling Herz;Wo noch in ihrem alten Rechte thronenDie Lebensfreude und der holde Scherz.Dort will ich sein, in Wipperfürth alleinKann man so recht glücklich sein.

Wo noch Humor in froh gesell`gem KreiseDer Laune und des Witzes Schwingen hebt;Wo ungestraft in der Gesellschaft SchrankenEin harmloses Wort von Mund zu Munde schwebt,Dort will ich sein, in Wipperfürth alleinKann man so recht glücklich sein.

Ich lobe mir das wack`re Volk der berge,Ich lobe mir das liebe Wipperfürth.O glücklich, wen des Schicksals frohe StundeIn dieses lebensfrohe Städtchen führt.Dort will ich sein, in Wipperfürth alleinKann man so recht glücklich sein.

Ludwig Sauer