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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
466 NOTIZEN
Korrelationen zwischen der Eiweißkonzentration in der Diät von Albinoratten, dem biologischen Eiweißwert und der lebernekrose-auslösenden
Wirkung
Ü ber den Unterschied zwischen getrockneter und frischer Magermilch
Von H e r m a n n F in k
Institut für Gärungswissenschaft und Enzymchemie der Universität Köln
(Z. Naturforschg. 13 b, 466— 467 [1958] ; eingegangen am 17. Mai 1958)
R ic h a r d K u h n faßte unlängst seine Eindrücke am Ende einer Tagung1 zusammen, indem er sagte, daß überall in den Naturwissenschaften, so auch in der Biologie, eine „Erhöhung des Auflösungsvermögens“ der Methoden festzustellen sei. Als wir dazu übergingen, die biologische Eiweißqualität im Wachstumstest nicht mehr, wie allgemein üblich, bei nur einer Konzentration von 9 bis 10% Eiweiß in der Diät, sondern gestaffelt bei rund 20%, 10%, 6,6% und neuerdings 5% entsprechend Nährstoffverhältnissen von 1 : 5 , 1 : 10, 1 : 15 und 1 : 20 zu bestimmen2, eröffneten sich uns neue Einblicke, nicht nur bezüglich des spezifischen Falls, der gerade untersucht werden sollte, nämlich bezüglich des Unterschieds im Wert von Trockenmagermilch und frischer Magermilch, sondern allgemein bezüglich des Problems der biologischen Eiweißqualität für das Wachstum und damit bezüglich des Auftretens der alimentären Lebernekrose und bezüglich anderer Erscheinungen. Es zeigte sich, daß diese drei Begriffe noch mehr zueinander in Korrelation stehen, als man bisher annahm.
Durch diese Erhöhung des Auflösungsvermögens war es vor allem möglich, auch quantitative Aussagen bezüglich der Entwertung der Milch beim technischen Trocknen zu machen, die allerdings in starkem Widerspruch zu L ä n g s neuer Behauptung * stehen, daß das Eiweiß der auf dem Walzentrockner hergestellten Trok- kenmagermilch die hochwertigste Form des Milcheiweißes sei, also besser als das der frischen Milch. Wir fanden nämlich eine bis zu 50-proz. Wertminderung für das Wachstum2 beim Magermilchpulver. Unsere Versuche stehen im Einklang mit Arbeiten von H a v e r m a n n 3 und anderen4, aus deren Arbeiten ebenfalls starke Abwertungen zu entnehmen sind.
1 9. Colloquium der Gesellschaft für Physiologische Chemie in Mosbach/Baden 1958.
2 H. F in k u. G. B r e n n e r , Hoppe-Seyler’s Z. physiol. Chem. 309, 226 [1957] ; H . F in k u. G. B r e n n e r , Naturwissenschaften 45. 272 [1958]. (X. Mitt.).
* Vortrag in Mainz am 10. IV. 1958 bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
3 H . H a v e r m a n n u . K . H . H e e r m a n n , Züchtungskunde 2 8 . 3 9 3
[ 1 9 5 6 ] .4 S. K . K o n , Nature [London] 148, 6 0 7 [ 1 9 4 1 ] ; J. P a r k e r 1
B. B. C o o k , A. F. M o r g a n u. E. O. W e a s t , J. Nutrit. 44, 52
Wir haben nun unsere leider mit viel mehr Arbeit verbundene Methode der gestaffelten Eiweißkonzentration auf weitere, ernährungsphysiologisch interessante Eiweißträger angewandt, z. B. auf frische Magermilch und die Alge Scenedesmus obliquus, auf Hefe, Malzkeime, Erbsen (gekocht) — Eiweißkonzentrate, die wir aus mehrjährigen, früheren Versuchen kannten. Es interessierte uns z. B., ob die getrocknete Scenedesmus-Alge, die sich in unserem Versuchsansatz der Trockenmagermilch gegenüber als ernährungsphysiologisch überlegen erwiesen hatte5, es in dieser Hinsicht auch mit der frischen Magermilch aufnehmen könne. Die Entscheidung mußte hier im Bereich der untersten Eiweißkonzentrationen, nämlich rund 6,6%, Nährstoffverhältnis 1 : 15, erwartet werden. Ergebnis: Alles in allem erwies sich die Scenedesmus-Alge als mindestens gleichwertig, im Punkte der geringen Nekroseauslösung sogar als überlegen.
Wichtiger waren jedoch die Feststellungen, die wir in diesem Fall und bei weiteren Eiweißträgern machten, die aber bezüglich ihrer Allgemeingültigkeit noch an vielen Beispielen in mühevollen Untersuchungen bestätigt werden müssen und die wir einstweilen folgendermaßen ausdeuten möchten: Auch für die hochwertigsten Eiweißträger gibt es im Rattenversuch in der Diät eine untere kritische Dosis, bei der die jungen Albinoratten an alimentärer Lebernekrose zu sterben beginnen2. Für die als höchstwertig bekannten Eiweißarten der flüssigen Magermilch und der getrockneten Scenedesmus- Alge liegt sie bei 6,6 bis 5% Eiweiß in unserer erprobten, physiologisch durchaus tragbaren Diät *. Hier beginnt, während bei Trockenmagermilch mit Sicherheit kein einziges Tier mehr den Versuch überlebte, auch bei frischer Milch und bei der getrockneten Scenedesmus-Alge regelmäßig ein Teil der Tiere an alimentärer Lebernekrose zu sterben. Wenn diese Erscheinungen früher nicht so klar erkannt worden sind, so lag es vielleicht daran, daß nicht so ausgedehnte Versuchszeiten wTie bei uns, nämlich von 120 Tagen, beobachtet wurden. Vielleicht war es aber auch die Äußerung von H im s -
w o r t h 6, daß unterhalb einer niedrigliegenden Eiweißschwelle die Tiere weniger leicht an Lebernekrose sterben.
Was den von uns gefundenen Milchtrocknungsschaden betrifft, der einerseits in einer bis zu 50-proz. Abwertung des Wachstumswertes in unserem Versuchsansatz bestand, und andererseits in dem eindeutigen Unterschied, daß in unserer 10-proz. Normaldiät bis zu 100% aller Geschwistertiere im Gegensatz zu den Frischmilch -
[1951] ; H . D. C rem er u. E. M enden, Z. Lebensmittel- Unters. u. Forsch. 104, 42 u. 117 [1956],
* Auch bei Weglassen der Hefe in unserer Diät, also nur mit Milcheiweiß.
5 H . F in k , I. S c h lie u. E. H e r o ld , Naturwissenschaften 41, 169 [1954]; H . F in k , Referate vom X. Congres Intern, des Ind. Agr. Madrid 1954; H . F ink u. E. H e r o ld , Naturwissenschaften 42, 516 [1955] ; H . F ink u. E. H e r o ld , Hoppe- Seyler’s Z. physiol. Chem. 305, 182 ] 1956] ; 307, 202[1957].
6 H . P. H im sw o rth , Lectures on the liver and its diseases, Blackwell Scient. Publ., Oxford 1950, p. 59.
NOTIZEN 467
tieren an alimentärer Lebernekrose starben, so ergibt sich hier nun eine neue Formulierung, die allerdings mehr „systematisch“ als kausal klingt.
Die Veränderung der Magermilch beim heute meist üblichen, zu robusten Trocknen äußert sich in einer Verschiebung der unteren kritischen Dosis, bei der alimentäre Lebernekrose auftritt, von 6,6 bis 5% bei frischer Magermilch in der Diät auf ca. 10% in der Trockenmagermilch. Mit anderen Worten:Während bei Trockenmagermilch schon bei 10% Eiweiß in unserer physiologisch suffizienten Diät bis zu 100% aller Geschwistertiere an alimentärer Lebernekrose sterben, im Gegensatz zur frischen Magermilch, wo sie bei 10% Eiweiß die 120 Versuchstage und noch viel länger am Leben bleiben, beginnt bei der frischen Magermilch das Auftreten von Todesfällen an alimentärer Lebernekrose erst bei 6,6 bis 5% Eiweiß in der Diät.
Von größerer Tragweite für die Ernährung dürfte unsere schon erwähnte Feststellung einer eindeutigen Wertminderung beim Trocknen für das Rattenwachstum von bis zu 50% sein, die grundsätzlich in Übereinstimmung steht mit Versuchen von H a v e r m a n n 3 bei der Schweinemast.
Noch eine andere Gesetzmäßigkeit ergibt sich aus
7 H . F in k u . E. H e r o l d , Hoppe-Seyler’s Z. physiol. Chem. 311,13 [1958].
Bestimmung der C-terminalen Aminosäuren von Menschen-, Pferde- und Rinderhämoglobin
V on T homas K auffm ann und F ritz-P eter B oettcher
Institut für Organische Chemie der Techn. Hochschule Darmstadt
(Z. Naturforschg. 13 b, 467—468 [1958] ; eingegangen am 11. Juni 1958)
O bw oh l die H äm oglobine zu den am meisten untersuchten E iweißarten gehören, und sich m ehrere A u to r e n 1-9 mit der Bestim m ung der Ar-term inalen A m ino säuren befaßten, ist uns bisher nur eine A rbe it über die C-term inalen Am inosäuren bekannt geworden. H uism an und D ozy 10 fanden, daß durch das Enzym C arboxypeptidase aus menschlichem Hämoglobin pro M o l Proteid (M o l.-G ew . 68 000) je ein M ol Histidin
1 R . R . P o r te r u . F . S a n g e r , Biochem. J. 42, 287 [1948].2 E. H a v in g e r , Proc. nat. Acad. Sei. USA 39, 59 [1953].3 T. H . J. H u is m a n u . I . D r in k w a a r d , Biochim. biophysica
Acta [Amsterdam] 18,588 [1955].4 V. M. I n g r a m , Biochim. biophysica Acta [Amsterdam] 16,
599 [1955],5 H . B r o w n , Arch. Biochem. Biophysics 61, 241 [1956].6 G. S c h r a m m , I . W. S c h n e id e r u . A . A n d e r e r , Z. Natur
forsdig. 11b, 12 [1956].7 H. S. R h in e s m it h , W. A. S c h r o e d e r u . L. P a u l in g , J. Amer.
chem. Soc. 79, 609 [1957].8 M. S. M a s r i u . K. S in g e r , Arch. Biochem. Biophysics 58.
414 [1955].
unserer gestaffelten Auswertungsweise mit „erhöhtem Auflösungsvermögen“ . Die Einbeziehung der hohen Eiweißkonzentration von 20% in unser Schema erwies sich zwar, wie zu erwarten, bezüglich der Aussagen über den biologischen Eiweißwert als zu unempfindlich2. Mit ihrer Hilfe kann man aber dafür anderes finden, z. B. das Vorhandensein von Noxen und Inhibitoren. Die bisher untersuchten Eiweißträger teilen sich einstweilen in zwei Gruppen. Die erste vom Prototyp des Magermilchpulvers: Hier wird das Auftreten von Ausfallserscheinungen, in diesem Fall speziell die Lebernekrose auslösende Wirkung mit steigender Konzentration geringer. Die zweite vom Prototyp Hefe: Hier nimmt das Auftreten von Ausfallserscheinungen mit Erhöhung der Konzentration in der Diät nicht ab, sondern eher zu. Hierher gehören bisher Hefen, besonders Zellstoffhefe, Champignon und die rohe 7 Scenedesmus-Alge, wobei die Ausfallserscheinungen bei diesen drei Eiweißträgern nicht alle dieselben sind. Gemeinsam ist allen Dreien das Auftreten von Leberschäden, dabei sind aber auch noch andere Erscheinungen festzustellen. Bei Champignon z. B. geringe Freßlust, Wachstumsstillstand, meist öfter hintereinander auftretende, heftigste Krämpfe, bis dann der Tod eintritt8.
8 H . F in k u . K. W. H o p p e n h a u s , Naturwissenschaften 43, 133[1956] ; H. F in k u . H. K u b in , Hoppe-Seyler’s Z. physiol.Chem. 309, 158 [1958].
und Tyrosin abgespalten werden. Sie vermuten daher, daß diese Aminosäuren die Carboxylendgruppen von zwei Polypeptidketten darstellen.
Zur Klärung der Verhältnisse haben wir versucht, die von A k a b o r i und Mitarbb. n >12 zur Bestimmung der C-terminalen Aminosäuren eingeführte Hydrazinspaltung auf Menschen-Hämoglobin anzuwenden. Wir erhielten jedoch keine eindeutigen Ergebnisse, da die bei der Hydrazinolyse aus den nicht C-terminalen Aminosäuren entstehenden Hydrazide sich nur unvollkommen abtrennen ließen. W ir fanden aber, daß durch Umsetzung der Hydrazinolyse-Produkte mit dem wasserunlöslichen Polyacrolein13 die Hydrazide schnell und quantitativ entfernt werden können 14. Bei der Anwendung dieser verbesserten Hydrazinolyse-Methode auf kristallisiertes Menschen-Hämoglobin15 und auf das ent-
9 W. A. S c h r o e d e r u . G e n j i M a t s u d a , J. Amer. chem. Soc. 80, 1521 [1958].
10 T. H . J. H u is m a n u . A. D o z y , Biochim. biophysica Acta [Amsterdam] 20, 400 [1956].
11 S. A k a b o r i , K . O h no u . K . N a r it a , Bull. chem. Soc. Japan 25, 214 [1952].
12 S . A k a b o r i , K. O h n o , T. I k e n a k a , A . N a g a t a u . I . H a r u n a ,
Proc.Japan Acad. 29, 561 [1953].13 Die Darstellung des Polyacroleins erfolgte nach der Vor
schrift von R. C . S c h u l z , H. C h e r d r o n u . W. K e r n , Makromolekulare Chem. 24, 141 [1957].
14 Einzelheiten über die verbesserte Hydrazinolyse-Methode werden an anderer Stelle veröffentlicht.
15 Wir bezogen die Präparate von den Behringwerken A.G. Marburg/Lahn.