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1 30 Jahre BUND Hessen Nun ist der Landesverband Hessen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) also 30 Jahre „alt“– ein Grund zum Feiern, ein Grund zum Innehalten, ein Grund zum Zurückschauen. Was ist passiert in diesen 30 Jahren? Was war wichtig – was waren die prägenden Themen? Was wurde erreicht, wo gilt es weiter zu machen? Diese Chronik möchte Gedanken zu den genannten Fragen fest- halten und dazu einladen, die vergangenen 30 Jahre Revue passieren zu lassen und zugleich zeigen, welche wichtige Rolle der BUND Hessen im landespolitischen Geschehen und vor Ort einnahm und weiterhin einnimmt. Durch das vielfältige ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Aktiven ist die Tätigkeit des BUND von herausragender Bedeutung für Natur- und Umweltschutz in Hessen. Beim „Eintauchen“ in die BUND-Geschichte fiel den an dieser Chronik Mitarbeitenden besonders die Vielseitigkeit der Umwelt- und Natur- schutzarbeit des BUND in den letzten 30 Jahren auf. Wir haben versucht, möglichst viele Facetten dieser Arbeit einzufangen und Ihnen nahe zu bringen. Sicherlich sind aber nicht alle Bereiche in dieser Chronik abgedeckt; es bedurfte einfach eines gewissen Mutes zur Unvollständigkeit, damit diese Broschüre zustande kommen konnte. So wünschen wir also allen am Natur- und Umweltschutz Interes- sierten eine anregende Lektüre und den an den einzelnen Projekten Beteiligten das ein oder andere „Ach ja“ beim Erinnern. Jörg Nitsch (Vorstandssprecher) Michael Rothkegel (Geschäftsführer) Regine Müller (Mitarbeiterin)

1976 - 2006: 30 Jahre BUND Hessen

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Was ist passiert in diesen 30 Jahren? Was war wichtig - was waren die prägenden Themen? Was wurde erreicht, wo gilt es weiter zu machen? Diese Chronik hält Gedanken zu den genannten Fragen fest und lädt dazu ein, die Jahre 1976-2006 Revue passieren zu lassen und zeigt zugleich, welche wichtige Rolle der BUND Hessen im landespolitischen Geschehen und vor Ort einnahm und weiterhin einnimmt. Aus der Vielseitigkeit des ehrenamtlichen Engagements und der Arbeit in der BUND-Geschichte sind möglichst viele Facetten eingefangen. Sicherlich sind aber nicht alle Bereiche in dieser Chronik abgedeckt; es bedurfte einfach eines gewissen Mutes zur Unvollständigkeit, damit diese Broschüre zustande kommen konnte. So wünschen wir allen am Natur- und Umweltschutz Interessierten eine anregende Lektüre und den an den einzelnen Projekten Beteiligten das ein oder andere "Ach ja" beim Erinnern. Jörg Nitsch (Vorstandssprecher), Michael Rothkegel (Geschäftsführer), Regine Müller (Mitarbeiterin)

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30 Jahre BUND Hessen

Nun ist der Landesverband Hessen des Bundes für Umwelt undNaturschutz Deutschland e.V. (BUND) also 30 Jahre „alt“– ein Grund zum Feiern, ein Grund zum Innehalten, ein Grund zumZurückschauen. Was ist passiert in diesen 30 Jahren? Was war wichtig – was waren die prägenden Themen? Was wurde erreicht, wo gilt es weiter zu machen?

Diese Chronik möchte Gedanken zu den genannten Fragen fest-halten und dazu einladen, die vergangenen 30 Jahre Revue passierenzu lassen und zugleich zeigen, welche wichtige Rolle der BUNDHessen im landespolitischen Geschehen und vor Ort einnahm undweiterhin einnimmt. Durch das vielfältige ehrenamtliche Engagement der zahlreichenAktiven ist die Tätigkeit des BUND von herausragender Bedeutungfür Natur- und Umweltschutz in Hessen.

Beim „Eintauchen“ in die BUND-Geschichte fiel den an dieser ChronikMitarbeitenden besonders die Vielseitigkeit der Umwelt- und Natur-schutzarbeit des BUND in den letzten 30 Jahren auf. Wir habenversucht, möglichst viele Facetten dieser Arbeit einzufangen undIhnen nahe zu bringen. Sicherlich sind aber nicht alle Bereiche indieser Chronik abgedeckt; es bedurfte einfach eines gewissen Muteszur Unvollständigkeit, damit diese Broschüre zustande kommenkonnte.

So wünschen wir also allen am Natur- und Umweltschutz Interes-sierten eine anregende Lektüre und den an den einzelnen ProjektenBeteiligten das ein oder andere „Ach ja“ beim Erinnern.

Jörg Nitsch (Vorstandssprecher)Michael Rothkegel (Geschäftsführer)Regine Müller (Mitarbeiterin)

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Eines der ersten wichtigen Themen, die unter der Schirmherrschaftdes neuen Landesverbandes in die öffentliche Diskussion gebrachtwurden, ist heute noch so aktuell wie damals: Im Dezember 1976tagten in Hanau 5 Interessengemeinschaften zum Schutz des Wasser-haushalts im Hessischen Ried, im Vogelsberg und Spessart. Siemachten darauf aufmerksam, dass Wasser ein begrenztes Gut ist,riefen zum sparsamen Verbrauch auf und stellten Alternativlösun-gen zur bis dahin üblichen Wasserwirtschaftspraxis vor (z.B.Trennung von Trink- und Brauchwassernutzung).

n diesem Jahr – dem ersten vollständigen Kalenderjahr des neuenUmwelt- und Naturschutzverbandes – wurden viele organisato-

rische Fragen geklärt, zum Beispiel die Entscheidungsbefugnisse derneu gegründeten Arbeitskreise, die sich mit Fachthemen auseinan-der setzten, sowie der Verteilungsschlüssel der eingehenden Gelderauf Bundes- und Landesverband sowie regionale Gruppen.

Von Anfang an lagen die inhaltlichen Arbeitsschwerpunkte desBUND Hessen in der Energiepolitik, der Verkehrspolitik, der Wasser-problematik, den Folgen der Chemisierung für Luft, Wasser, Bodenund Lebensmitteln, dem Artenschutz und der Umsetzung einermodernen, zukunftsgerichteten Naturschutzpolitik.

Wie in der ganzen Bundesrepublik (Wyhl, Brokdorf) und im Auslandspielten auch in Hessen die heftigen Auseinandersetzungen über dieAtomenergie eine große Rolle, die sich hier besonders in dervehementen Ablehnung des AKWs Biblis manifestierten. So wurdeam 16. März 1977 zusammen mit Bürgerinitiativen eine Veranstal-tung zu Fragen der Atomenergie organisiert. Hauptredner war Dr.Gruhl, der das herkömmliche Konzept des Wirtschaftswachstumskritisierte und die Energiebedarfsprognosen der Regierung in Fragestellte. Dabei legte er dar, dass die Stromerzeugung durch Atomkraft-werke weder verantwortbar noch nötig ist. Gleichzeitig rief er zumEnergiesparen in Haushalt, Industrie und Verkehr auf.

1976m 15. Oktober 1976 in Frankfurt am Main fing alles an: EineInitiativgruppe um Ruth Hofbauer, Gerhard Sitzer und Fried-

rich von Wangenheim hatte zur Gründungsversammlung eingela-den. Zum ersten Vorsitzenden wurde Friedrich von Wangenheimgewählt, zu seinen Stellvertretern Walter Hess und Dieter Popp.Ein weiteres langjähriges Vorstandsmitglied war Gerhard Heiden-felder.

Parallel war das Naturschutzzentrum in Wetzlar gegründet worden.Ziel dieses Zentrums war und ist die Verstärkung der Zusammen-arbeit zwischen den im Umwelt- und Naturschutz tätigen Institu-tionen und Personen und deren Aus- und Weiterbildung. Der BUNDHessen begrüßte die Eröffnung dieses Zentrums sehr und arbeitetein der Folge mit ihm zusammen.

Aus „Natur und Umwelt“ 1/77 S. 27:

„Der Hessische Landesverband Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland ... ist gegründet.

Das Bundesland Hessen erfordert aufgrund seiner hohen Bevölkerungszahl, seiner starkenIndustrialisierung und seiner hohen land-, forst- und wasserwirtschaftlichen Nutzung einebesonders fortschrittliche und intensive Umweltplanung.Die Ausdehnung der Städte, das Anwachsen der Industrieviertel und die naturbezogenenProbleme müssen so gelöst werden, daß sie Schädigungen des ökologischen Gleichgewichtsvon vornherein ausschließen. Denn es kann heute nicht mehr genügen, die Folgen unserertechnisierten Welt mit noch mehr Technik oder in einzelnen isolierten Aktionen zu bekämp-fen, wie das zur Zeit der Fall ist.Umweltschutz darf deshalb nicht nur darin bestehen, bereits aufgetretene Schäden zureparieren, sondern er muß als vordringliche Zielsetzung haben, mögliche Schäden durchsinnvolle Planung von vornherein zu verhüten.

Deshalb wurde am Freitag, 15. Oktober 1976 in Frankfurt der Hessische Landesverband desBundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland durch Herrn Dr. Herbert Gruhl, MdB,gegründet. Vorsitzender ist Herr von Wangenheim, Frankfurt.“

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I 1977

Cover des Buchs „Rettet die Vögel“, das zu einer starkenErhöhung der BUND-Mitgliederzahl in dessen Anfangsjahrenbeitrug, da jedem Buch eine Karte mitBeitrittserklärung beigefügt war.

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ür den BUND Hessen gab es 1979 zwei wichtige Meilensteineauf dem Weg zu einem Verband mit rechtlich verankerten und

organisatorisch realisierbaren Einflussmöglichkeiten: Gemeinsammit 5 weiteren Naturschutzverbänden erhielt er die Anerkennungnach §29 des Bundesnaturschutzgesetzes. Zudem wurde in derGemündener Straße in Frankfurt eine erste Geschäftsstelle bezogen.

Zuvor war auf der Jahreshauptversammlung in Offenbach mitReinhard Sander ein neuer Vorsitzender gewählt worden, der denscheidenden Henrich von Nussbaum ablöste.

Aufgrund des neu erstellten Bundesverkehrswegeplanes lag derinhaltliche Schwerpunkt in diesem Jahr bei dem Thema Verkehr. DieAuseinandersetzungen damit waren sowohl grundsätzlicher Art(welche Zielvorstellungen hat der BUND für den Verkehr der Zu-kunft?) als auch praktischer Natur. So setzte sich die neugebildeteKreisgruppe Waldeck-Frankenberg schwerpunktmäßig mit demgeplanten Bau der A4 von Olpe zum Hattenbacher Dreieck ausein-ander, um ein Gegengewicht zur Lobby der Autobahnbefürworterzu bilden.

nfang 1978 wurde Henrich von Nussbaum zum neuen Vorsit-zenden des Landesverbandes Hessen gewählt. Die Mitglie-

derzahl des „jungen“ Verbandes wuchs rasch – ebenso wie die Zahlder Orts- und Kreisverbände. So hatten sich 1978 bereits Gruppenim Lahn-Dill-Kreis gegründet, im Odenwald, an der Bergstraße, inGroß-Gerau und in Limburg-Weilburg. Die neu gebildeten Orts- undKreisverbände arbeiteten sich mit viel Engagement in die konkre-ten Natur- und Umweltschutzprobleme vor Ort ein. So gaben sieInformationsschriften, Resolutionen und Presseerklärungen heraus,z.B. im Rahmen der Auseinandersetzungen über Straßenbauprojekte(B38 Odenwald, Brücke in Weilburg, B 277 in Dillenburg).

Zeitgleich waren erste „grüne“ Listen und Parteien entstanden. Diesführte zu eingehenden Diskussionen über die Form und Intensität,mit der der BUND Hessen diese unterstützen wollte. Man kam zudem Fazit, sich nicht direkt parteipolitisch zu beteiligen, sondernKandidaten aller Parteien, die konstruktiv im Umweltbereich tätigwaren, zu unterstützen.

Im südhessischen Mainhausen-Mainflingen begann in dieser Zeiteine jahrelange Auseinandersetzung über eine Sondermülldeponie,die die Hessische Industriemüll-Gesellschaft dort bauen wollte. Nachzähem Widerstand erreichten der örtliche BUND, weitere Natur-schutzgruppen und die Gemeinde auf dem Rechtswege, dass keineSondermülldeponie angelegt wurde. Dies bedeutete einen großenErfolg für die Gesundheit der Anwohner und für den Naturschutz.2002 wurde der Standort sogar als Naturschutzgebiet ausgewiesenund damit auch für die Zukunft als Refugium für den in Europa

seltenen und mittlerweile dort brütenden Schwarz-halstaucher gesichert. (Siehe auch Rubrik „2002“in dieser Chronik.)

1978 A

F

Naturschutz„objekt“ Schwalbenschwanz.Foto: W. Bach, OV Frankfurt-West.

1979

Auch die Pflege von Streuobstwiesengehörte von Anfang an zu den Betäti-gungsfeldern der vielen BUND-Orts-verbände. Dieses Foto neueren Datumszeigt Mitglieder des OV Frankfurt-Westbei der Entbuschung einer Wiese.Foto: OV Frankfurt-West.

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um herausragenden Erfolg des BUND Hessen und andererUmwelt- und Naturschutzgruppen wurde 1981 die Verab-

schiedung des Hessischen Naturschutzgesetzes. Hessen war damitdas zweite Bundesland (nach Bremen), in dem die Verbandsklageeingeführt wurde. Zudem enthielt das Gesetz einen Grundsatzkata-log mit dem Auftrag, die Natur in einem umfassenden Sinne alsunsere Lebensgrundlage zu sichern und es ermöglichte die Bildungvon Naturschutzbeiräten.

„Kaufen ist der sicherste Naturschutz“. Unter diesem Motto rief derBUND Hessen 1981 zu Spenden auf, um schutzwürdige Gebiete mitbesonders bedrohter heimischer Fauna und Flora aufkaufen zukönnen.

Unter Mitwirkung von BUND-Mitgliedern wurden auf der Bundes-gartenschau in Kassel naturnahe Formen der Gartengestaltunggezeigt. Währenddessen organisierten die neun Ortsgruppen des KreisesBergstraße eine Umwelt- und Naturschutzwoche in Bensheim, dieumfangreiche Informationen zur lokalen Umwelt- und Natur-schutzsituation bot.

In Nordhessen formierte sich derweil der Widerstand gegen eineatomare Wiederaufbereitungsanlage, zu deren Errichtung sich diehessische Landesregierung bereit erklärt hatte.

Das alles überragende Thema dieses Jahres bildete jedoch der Bauder Startbahn West am Frankfurter Flughafen.

n diesem Jahr wuchs der BUND Hessen stürmisch. In fast allenLandkreisen hatten engagierte Mitglieder mittlerweile Kreis-

verbände gegründet und auch die Zahl der Ortsverbände stiegstetig an.

Um fachlich kompetenter argumentieren zu können, wurde aufLandesebene ein wissenschaftlicher Beirat gebildet, dem u. a.Dr. Neidhardt, Prof. v. Weizsäcker, Dr. Klaus Traube, Dr. Oeser undHenrich von Nussbaum angehörten.

Vor dem Hintergrund des „atomaren Amoklaufs“ der RegierungBörner/Karry verabschiedete die Mitgliederversammlung des Landes-verbandes ein energiepolitisches Grundsatzprogramm, das sich andie Kernaussagen des Öko-Instituts in Freiburg anlehnte. Zugleichsprachen sich die Teilnehmer vehement gegen den Bau einer atoma-ren Wiederaufbereitungsanlage in Nordhessen und ein Zwischenla-ger für abgebrannte Brennelemente aus.

Auch in das Gebiet der Wasserpolitik brachte der Landesverbandseine Arbeit ein. Er lehnte den von der Landesregierung vorgeleg-ten Gesetzesentwurf zur Änderung des Hessischen Wassergesetzes(HWG) entschieden ab, da in diesem die ökologische Funktion derGewässer nicht berücksichtigt wurde.

Vor Ort konnte der BUND zusammen mit anderen Organisationenerreichen, dass der vieldiskutierte Odenwaldzubringer endgültig ausder Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes gestrichen wurde.

Zur gleichen Zeit organisierte der BUND Rheingau-Taunus gemein-sam mit der Bürgerinitiative „Freunde des Ernstbachtals“ den Wider-stand gegen eine Trinkwassertalsperre im Ernstbachtal, die in dieserökologisch sehr sensiblen Region geplant wurde. Als Alternativewurde zu einem sparsameren und rationellerem Umgang mit demLebensmittel Wasser aufgerufen.

1980 I Z 1981

14.11.1981: 28 Kisten mit über 220.000Unterschriften zur Unterstützung desVolksbegehrens „Keine Startbahn West“wurden vor dem Wiesbadener Innen-ministerium abgeladen. Bildmitte: Reinhard Sander, VorsitzenderBUND Hessen.Foto: Natur & Umwelt 1/82 S. 12.11.

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m fachlich tiefgehender arbeiten zu können, hatten sich bereitsin den vorhergehenden Jahren die ersten Arbeitskreise zu spezi-

ellen Themen gebildet. 1982 vergrößerte sich deren Zahl noch undes existierten nunmehr Arbeitskreise zu den Themen Energie, Verkehr,Luft, Wasser, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Natur- und Arten-schutz und Technischer Umweltschutz, die u.a. Stellungnahmen undGrundsatzprogramme erarbeiteten.

In Kassel wurde in diesem Jahr eine Geschäftsstelle für Nordhes-sen eingerichtet.

Die Auseinandersetzungen um die Startbahn West gingen auch indiesem Jahr weiter, wenngleich die „vollendeten Tatsachen“, die diehessische Landesregierung schaffen ließ, zu immer mehr Ohnmacht,Wut und Rückzug bei der betroffenen Bevölkerung und den sichengagierenden Verbänden führten.

Am 23.10.82 fand in Alsfeld eine Fachtagung des BUND Hessen zumThema „Bauen und Bewahren auf dem Land – Dorferneuerung inHessen“ statt, die das Interesse auf den ländlichen Raum und dieErhaltung von traditionellen Baustrukturen lenken wollte.

m 23. Januar 1983 wurde in Wetzlar die BUNDjugend von 27Jugendlichen gegründet. Sie erhielt ganz ordentlich eine

Satzung, einen Landesjugendvorstand mit Jörg Nitsch als erstemLandesjugendsprecher und gab gemeinsam mit weiteren hessischenJugendnaturschutzverbänden die Zeitschrift „Biber“ heraus. Imlokalen Bereich wurden Jugendgruppen auf Orts- und Kreisver-bandsebene gebildet.

1981Chronik Startbahn West

Von Anfang an von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt,verstärkte die rigorose Haltung der Landesregierung den Widerstandvor Ort. Der BUND Hessen und etwa 100 weitere Organisationenunterstützten die symbolische Bauplatzbesetzung und die Errich-tung eines Hüttendorfes. Es kam zu großen Demonstrationen undzahlreichen Aktionen im Vorfeld der Kommunalwahlen am 22. März1981. Im Mai wurden ein Volksbegehren, ein Volksentscheid „Keine Start-bahn West“ sowie ein Umwelttribunal vorbereitet, das die Landes-mitgliederversammlung und der Vorstand sowie die örtlichen BUND-Gruppen mit viel Engagement unterstützten. Währenddessen ordnete Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karryden sofortigen Vollzug des Baus der Startbahn 18 West an. DessenAufhebung beantragte der BUND Hessen Ende September, da diewasserrechtlichen Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlos-sen waren. Als „Antwort“ wurde am 6. Oktober der erste Teil desgeplanten Bauplatzes („7-Hektar-Gelände“) geräumt und der daraufstehende Wald abgeholzt. Am 14.11. konnte mit der Abgabe von über 220.000 Unterschriftenzum Volksbegehren und Volksentscheid eine beeindruckende Demon-stration des Bürgerwillens gezeigt werden. Dennoch gingen dieBauarbeiten weiter und auch das erste Hüttendorf sowie später errich-tete Dörfer wurden geräumt.

Übergabe der Unterschriften zum Volks-begehren gegen die Startbahn West. Links: Ein Vertreter des Innenministeriumsquittiert die übergebenen Ordner. Rechts: Alexander Schubart, ReinhardSander, Dirk Treber.Quelle: Rudi Hechler.

1982

1983

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Der „Biber“ erschien von 1983 bis 1993 mit 35 Ausgaben. Ab 1996 wurdedann der „Grüne Faden“ herausgegeben, der 1999 durch das „Aktiv-Info“abgelöst wurde. Dies erscheint bis heute 4–5 mal im Jahr und bringt Infor-mationen über die Aktivitäten der BUNDjugend und Tipps zum Umwelt-schutz. Ergänzt wird es seit 2004 durch den „Newsletter“, der unterwww.bundjugendhessen.de abonniert werden kann.

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nde 1983/Anfang 1984 wurden zwei neue BUND-Arbeitskrei-se mit den Schwerpunkten „Stadt- und Dorferneuerung“ bezie-

hungsweise „Recht“ gegründet. Der Arbeitskreis „Recht“ bot 1984und in den folgenden Jahren Schulungsseminare an, um die überwie-gend aus dem naturwissenschaftlichen Umfeld stammenden Aktivendes BUND in Bezug auf juristische Fragen zu informieren.

Auch in diesem Jahr war das Thema Waldsterben in aller Munde.In Hessen wiesen mittlerweile 14% der Wälder Schädigungen auf(Schadensstufe 1 bis 3). Der BUND verstärkte seine Aktionen undrief das Programm „Rettet unsere Wälder“ mit den bereits 1983angesprochenen Forderungen ins Leben.

Am 12.04.1984 mussten die betroffene Bevölkerung, die Natur unddie Umweltverbände einen herben Rückschlag hinnehmen: Die Start-bahn 18-West wurde in Betrieb genommen. Das während derAuseinandersetzungen zugesagte Nachtflugverbot wurde nicht einge-führt. Damals versprach Holger Börner auch, dass kein Baum mehrfür den Flughafen fallen solle. Was von solchen Zusagen zu haltenist, sieht man an den heutigen Plänen der maßgeblichen Landes-politiker zur Flughafenerweiterung.

Aber 1984 zeigte auch, dass das zähe „Bohren dicker Bretter“ Erfolghaben kann: Der BUND erreichte Erfolge im Wasserbau durchlangwierige „Klein“arbeit. 1980 hatte der BUND Hessen der Landes-regierung Änderungsvorschläge zur Novellierung des HessischenWassergesetzes unterbreitet. Daraufhin legte 1981 der DeutscheVerband für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK) einen Entwurfüber „Empfehlungen zur Beachtung ökologischer Aspekte bei Ausbauund Unterhaltung von Fließgewässern“ vor, zu denen der BUND eineumfangreiche Stellungnahme erarbeitete. 1982 wurde auf diesenGrundlagen vom hessischen Umweltminister Karl Schneider eine

1983 19831983 rückte bundesweit das Thema Waldsterben ins öffentlicheBewußtsein. In Hessen wurden 5.000 bis 10.000 ha Wald als mehroder minder stark geschädigt eingestuft, erste Anzeichen einerSchädigung lagen bei weiteren 50.000 bis 100.000 ha (ca. 12% derhessischen Wälder) vor, wobei insbesondere Nadelbäume betroffenwaren. Der BUND erhob deshalb folgende Forderungen: Reduzie-rung der Grenzwerte für Schwefeldioxid, Fluorchlorkohlenwasser-stoffe und Schwermetalle, wirksame Abluftreinigungsmaßnahmenwie Rauchgasentschwefelungsanlagen, Entwicklung und Einsatzvon Wirbelschichtkraftwerken und Fernwärmekonzepten, Einführungvon bleifreiem Benzin, Energieeinsparung, stärkere Nutzung regene-rativer Energiequellen. Um Druck auf die Politiker zu machen, starte-te der Landesverband gemeinsam mit anderen Natur- und Umwelt-schutzorganisationen den „Hessischen Aufruf gegen das Waldster-ben“.

Ebenfalls in diesem Jahr erließ Hessens Umweltminister Schneider– angeregt durch Initiativen des BUND – die neuen ökologisch orien-tierten Maßstäbe für die Behandlung unbebauter Flächen. Danachdurften Kommunen auf solchen Flächen nur mechanische Eingrif-fe anordnen, jedoch nicht die Anwendung von Pestiziden.

Auch das Motto „Kauf ist der beste Naturschutz“ wurde 1983 weiter-verfolgt. Eine 1982 in Hessen erstmals durchgeführte Haussamm-lung ermöglichte den Kauf oder die Pacht weiterer schutzwürdigerGebiete (z.B. der ehemaligen Schafhute im Raum Fritzlar, einesGroßseggenriedes bei Bad Soden, u.v.a.).

Außerdem wurde die BRD-weite BUND-Aktion „Rettet dieFrösche“ auch in Hessen lokal(z.B. durch den OrtsverbandWeiterstadt) umgesetzt, wobei esin erster Linie galt, Laichgewäs-ser von Amphibien zu sichernbzw. neu anzulegen.

Auch diesen Erd-kröten und anderenAmphibien galt die

BUND-Kampagne„Rettet die Frösche“.

Foto: G. Rauch, OV Frankfurt-West.

1984E

Weiterhin engagierten sich die hessischen BUND-Arbeitskreise stark.So entwarf der Arbeitskreis Verkehr das Modell „Hessen im Stunden-takt“ für den Schienenpersonenverkehr, das die Bahn auch auf dem„flachen Land“ wieder attraktiv machen wollte.

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985 zog die Landesgeschäftsstelle innerhalb von Frankfurt um,und zwar von der Gemündener Straße in die David-Stempel-

Straße 1. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch eine relativ hohe Fluktua-tion unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, neben anderenAngestellten führten Doris Fehse und Margarete Macharia die mittler-weile verstärkt anfallende Büroarbeit aus.

In diesem Jahr wurde die Kampagne „Rettet dieBäche” auf Initiative des Arbeitskreises Wasser insLeben gerufen. Orts- und Kreisverbände übernah-men in der folgenden Zeit zahlreiche Bachpaten-schaften und trugen damit zur Verwirklichung derneuen naturverträglichen Wasserwirtschaftsricht-linien bei.

1984verbindliche Richtlinie herausgegeben, die eine vollständige Abkehrvon der bisherigen Wasserbaupraxis bedeutete. Nachdem sich heraus-stellte, dass untergeordnete Behörden der Umsetzung dieser Richt-linie in die Praxis Steine in den Weg legten, wies der Minister zusätz-lich die Wasserbehörden an, ihren gesetzlichen Verpflichtungennachzukommen. 1983 wurde zudem das Programm „naturnaheGewässer” aufgestellt, mit dem die Renaturierung der ausgebautenFließgewässer als gesetzlicher Auftrag langfristig gesichert werdensollte. Dies ermöglichte 1984 die Entwicklung der BUND-Kampa-gne „Rettet die Bäche“ (s.u.).

Ein weiterer erst langfristig wirkender Erfolg wurde 1984 eingelei-tet: Der hessische BUND-Arbeitskreis „Technischer Umweltschutz“stellte als Vorreiter das Modell „Umweltschonende Abfallwirtschaft“vor. Es enthielt folgende Forderungen: organische Abfälle privat zukompostieren oder in einer „grünen Tonne“ zu sammeln, dieTrennung und Verwertung von weiterem Abfall wie Glas, Papierund Metall, die Rücknahme von Altöl, Batterien, Medikamenten undanderem durch Tankstellen beziehungsweise Einzelhandel undApotheken sowie die Einrichtung und Ausweitung von öffentlichenSammelstellen für Sondermüll. Viele Punkte dieses Modells wurdenwesentlich später nach und nach in Hessen eingeführt, so 1991 dasflächendeckende Sammeln von Bioabfällen und deren Kompostie-

rung. Dies trägt heute zu einer beträchtlichenVerringerung der Restmüllmenge und den dafürbenötigten Deponien bei (die zwischenzeitlich garnicht mehr zugelassen sind!).

Außerdem legte das Hessische Umweltministerium1984 eine „Wasserbilanz Rhein-Main“ vor undverzichtete – wie vom BUND gefordert - auf dasErschließungsprojekt Ernstbachtalsperre.

Trennung und Wiederverwertung von Abfall sind ein Schritt inRichtung Müllreduktion. Priorität jedoch sollte die Vermeidungvon Abfällen haben – Stichwort „Mehrweg statt Einweg“. Hier: Glas-Sammelstelle Frankfurt-Osthafen.Foto: Regine Müller.

1985

„Rettet die Bäche“ –wie man oben sieht,eine bitter notwendigeKampagne. Fotos: BUND-Landes-geschäftsstelle.

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In Zusammenhang mit diesem Thema hatte der BUND Hessen bereits1984 zum Fotowettbewerb „Lebensraum Bach – Erhaltung – Gestal-tung – Gefährdung” aufgerufen. Es beteiligten sich erfreulich vieleTeilnehmer, so dass der Jury die Preisverleihung – insbesondere fürden Sonderpreis der Stiftung Hessischer Naturschutz – schwerfiel.

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m auch mit der stark ge-stiegenen Mitgliederzahl

noch entscheidungsfähig zu blei-ben, hatte 1985 eine außeror-dentliche Mitgliederversamm-lung das Delegiertenprinzip fürHessen eingeführt. Die ersteLandesdelegiertenversammlungfand am 22.03.1986 in Hofheim/Taunus statt.

Neben dem inhaltlich weiterhinaktuellen Thema Waldsterben,

führten der Unfall von Tschernobyl und seine Folgen zu wiederneuerstarkten Forderungen nach dem Ausstieg aus der Atomwirt-schaft. In Hessen bedeutete dies konkret: Abschalten des AKWs Biblisund Versagen der Betriebsgenehmigung für die Hanauer Nuklear-betriebe sowie für neue Kernkraftwerke.

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n Nordhessen wurde 1987 eine neue Geschäftsstelle - nunmehrin eigenen Räumen – eingerichtet, und zwar in Kassel, in der

Parkstraße 44.

Nachdem 1986 bereits der 1. Hessische Umwelttag des BUND inBensheim stattgefunden hatte, wurde 1987 der 2. Hessische Umwelt-tag in Bad Hersfeld zum Thema „Wohlstand und Umwelt“ veran-staltet. Der BUND Hessen wollte damit Bürger und Politiker zur kriti-schen Reflexion über die Ziele und Werte unserer Gesellschaft heraus-fordern.

Auf juristischem Wege konnte 1987 der Leiter des hessischen Arbeits-kreises Recht, Matthias Möller, einen Erfolg erringen: Mit Unter-stützung des Öko-Institus Darmstadt gelang es ihm, die Emissions-werte, die nach der Errichtung einer Rauchgasentschwefelungsan-lage für das Kraftwerk Staudinger in Krotzenburg vorgesehen waren,drastisch zu reduzieren (z.B. Schwefeldioxid um die Hälfte).

1986

Ein noch intakterMischwald im Hintertaunus.

Foto: Regine Müller.

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Auf Veranstaltungen der BUNDjugendkönnen Kinder und Jugendliche Zusam-menhänge zwischen Natur- & Umwelt-schutz, ökologischem Landbau undgesunder Ernährung praktisch erfahren,hier beim Kühe melken auf dem Hutzel-berghof (bei Bad Sooden-Allendorf).Foto: BUNDjugend.

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1985Zugleich wurde auf Anregung des BUND die Waldbewirtschaftungim Einflussbereich von Fließgewässern durch das hessische Natur-schutzministerium grundsätzlich neu geregelt. Insbesondere Wald-pflanzengesellschaften, denen eine hohe landschaftsökologische undwasserwirtschaftliche Bedeutung zukommt (Quellgebiete, Bruch-wälder u.a.), wurden unter Schutz gestellt bzw. neu angelegt.

Doch der BUND Hessen wies in diesem Jahr auch darauf hin, dassNaturschutz nicht abseits der Felder und Äcker auf 0,6% derRestflächen betrieben werden darf. Er forderte, „daß die Landwirt-schaft als lebensnotwendiger Wirtschaftszweig für die Gesamtbe-völkerung wieder in die Lage versetzt werden muß, krisensicher undnachhaltig gesunde Nahrung in einer gesunden Umwelt zu erzeu-gen. Nur eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft kann diesenBeitrag für die Gesellschaft leisten und unsere Lebensmittel sauberhalten und gleichzeitig für eine Vielfalt von Tier- und Pflanzenar-ten sorgen“ (Natur & Umwelt, 4/85, S.16.8).

1987

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Ein Ausschnitt aus dem Neuen Hessischen Landboten zum Thema Hanauer Atombetriebe. Aus: Natur & Umwelt 3/88 S. 12.7.

n diesem Jahr überschritt die Mitgliederzahl des Landesverban-des Hessen die beeindruckende Zahl von 10.000.

Das Jahr 1988 stellte auch das Jahr des personellen Wechsels dar:Der Geschäftsführer des BUND Hessen, Dieter Popp, der zugleichGründungsmitglied gewesen war, wechselte in die Verwaltung desBiosphärenreservats Rhön. An seine Stelle trat Thorwald Ritter, derdieses Amt ehrenamtlich ausübte. Sein Nachfolger – als dann haupt-amtlicher Geschäftsführer – wurde noch im gleichen Jahr MichaelRothkegel; Wohlrad Lang kümmerte sich nun um Marketing undden Finanzbereich. 1988 und 1989 arbeitete der ehemalige Landes-jugendsprecher Jörg Nitsch hauptamtlich auf dem Gebiet des Natur-schutzes. 1990 löste ihn Thomas Norgall als Naturschutzreferent ab.Zusammen mit der bereits in der Geschäftsstelle tätigen MargareteEltze und wechselnden Zivildienstleistenden war damit das Teamder Landesgeschäftsstelle für die kommenden Jahre komplett.

Im Rahmen der inhaltlichen Arbeit verstärkten sich 1988 die Diskus-sionen über einen Nationalpark in Hessen. Wo könnte ein solcherPark ausgewiesen werden? Welche Nutzung – auch touristischer Art- sollte erlaubt sein, welche nicht? Der BUND Hessen hatte bereitsin den Vorjahren angeregt, in Nordhessen einen Buchen-National-park zu schaffen. Nach zeitweilig großer Unterstützung durch hessi-sche Politiker wurde das Projekt dann doch von der Landesregie-rung wieder aufgegeben.

In Hanau ermöglichte die Landesregierung zur gleichen Zeit denWeiterbetrieb von NUKEM und ALKEM mit Hilfe von Vorabgeneh-migungen. Der BUND Hessen versuchte juristischen und politischenWiderstand dagegen zu leisten – ebenso wie gegen die von Umwelt-minister Weimar ins Gespräch gebrachte Müllverbrennungsanlagein Wölfersheim (Wetteraukreis).

I1988

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1989

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1988Um positive Alternativen auf dem Energiesektor vorzustellen, veran-staltete der BUND zusammen mit Energiewendegruppen und demDGB 1988 in Seeheim-Jugenheim und 1989 in Idstein die Hessi-schen Energietage. Mit Hilfe von Ausstellungen, Vorträgen undForen zu den unterschiedlichsten Bereichen wie „rationelle Energie-nutzung“, „Energieeinsparung“ und „Nutzung alternativer Energi-en“ wurden Argumente für eine andere Energiepolitik vorgebrachtund Schritte für ihre praktische Umsetzung zu Hause, im Betriebund in der Gemeinde gezeigt.

Wichtigstes Thema im Frankfurter Raum bildete in diesem Jahr dieBundesgartenschau im Niddatal. Auch eine Sammlung von 50.000Unterschriften konnte nicht verhindern, dass das ehemals schutzwür-dige Gebiet ausgeräumt und in eine Kunstlandschaft verwandeltwurde.

In Südhessen wurde derweil die Sondermüllverbrennungsanlage vonBiebesheim zum Schwerpunkt der Arbeit. Die Hessische IndustriemüllGmbH (HIM), Betreiberin der Anlage, plante einen zusätzlichenneuen Verbrennungsofen, um bis zu 100 kg PCB und PCT pro Stundeverbrennen zu können. Dagegen wehrten sich mit großer Vehemenzdie Mitglieder des BUND-Ortsverbands Riedstadt sowie weitereBürgerinitiativen aus der Umgebung.

990 fand die Mitgliederversammlung in Kassel statt. GastrednerIlja Weiss, Tierschutzbeauftragter des Landes Hessen, hielt in

seinem Referat zum Thema „Gentechnik und Tierversuche“ eineindringliches Plädoyer für mehr Sensibilität gegenüber unserenleidensfähigen Mitgeschöpfen.

Das Jahr 1990 stand im Banne der deutsch-deutschen politischenVeränderungen. Die Öffnung der Grenze hatte auch Auswirkungenauf die Arbeit des BUND Hessen. Bereits bestehende Kontakte zuDDR-Umweltgruppen wurden intensiviert und ein „Hessisch-Thürin-gisches Umweltprojekt“ ins Leben gerufen. Der ehemalige Grenz-streifen zwischen beiden deutschen Staaten und der Sperrbereichauf DDR-Seite bildeten ein in Deutschland einmaliges Biotop, dases zu schützen galt. Vom Bund Naturschutz (bayrischer Landesver-band des BUND) wurde das Projekt „Grünes Band“ ins Leben gerufen,an dem sich der hessische und weitere Landesverbände im Laufeder kommenden Jahre beteiligten.

1989ach 10 Jahren gab der Landesvorsitzende Reinhard Sander1989 sein Amt ab. Die Landesdelegierten dankten ihm herzlich

für seine hervorragende Arbeit und wünschten ihm alles Gute fürdie Zukunft. Zum neuen Vorsitzenden wurde Sanders bisherigerStellvertreter Eckhard Engert gewählt. Um in der internationalen Umweltbewegung mitwirken zu können,wurde der BUND Deutschland in diesem Jahr der deutsche Vertre-ter von Friends of the Earth International.

Im Rahmen der Landesdelegiertenversammlung verlieh der BUNDim April 1989 erstmals seinen „Umwelthammer“. Preisträger dieses„Negativ-Wanderpreises“ wurden Ministerpräsident Walter Wallmannund sein Kabinett aufgrund ihrer Vernachlässigung des Umwelt-und Naturschutzes in Hessen.

N

Der Vorstand und Mitarbeiter desLandesverbandes 1989 auf einer

Klausurtagung im Odenwald. Von links:Walter Raiss, Karl Kerschgens, SusanneLang (BUNDjugend), Dieter Kellermann,Wolfgang Wenzel, Jürgen Roth, Volker

Rothenburger, Annegret Grafen, MichaelRothkegel (Geschäftsführer), Eckhard

Engert, Brigitte Martin, Thomas Norgall.Foto: BUND-Landesgeschäftsstelle

19901

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21

1991

20

1990Anfang 1991 konzentrierten sich die Aktivitäten auf die bevorste-hende Landtagswahl und die zeitgleich durchgeführten Volksab-stimmungen, unter anderem über die Aufnahme des Umweltschutzesin die hessische Verfassung. Der BUND Hessen rief damals nachausführlicher innerverbandlicher Diskussion die Wähler und Wäh-lerinnen zu einem Nein auf, da der vorgelegte Formulierungsvor-schlag keinerlei Fortschritte gegenüber der bis dahin gültigenRegelung brachte. Der Landesverband vertrat die Ansicht, dass nacheiner breiten öffentlichen Diskussion über einen weitergehendenVorschlag abgestimmt werden sollte.

Nach den Landtagswahlen legte der neue Umweltminister FischerALKEM und NUKEM in Hanau aufgrund nicht erfüllter Auflagenstill. 1994 kamen die Betreiberfirma Siemens und die Energiever-sorgungsunternehmen überein, die Produktionsanlagen aufzugebenund zu demontieren.

1991

992 zog die Landesgeschäftsstelle erneut um, diesmal nachMörfelden-Walldorf in die Kelsterbacher Str. 28. Bei der BUNDju-

gend nahm im gleichen Jahr die hauptamtliche Mitarbeiterin SabineWolters ihre Arbeit als Jugendbildungsreferentin auf.

Eine außerordentliche Delegiertenversammlung des BUND Hessenin Gießen brachte im Herbst des Jahres neuen Schwung in wichti-ge innerverbandliche und inhaltliche Diskussionen. In verschiede-nen Gesprächsrunden wurde über die Motivation von Aktiven undNeulingen, die Sinnhaftigkeit der Arbeit nach §29 des Bundesna-turschutzgesetzes, organisatorische Probleme in einem großenUmweltverband und Zukunftsperspektiven debattiert.

Vom 17. bis 22. September 1992 fand in Frankfurt der zweiteDeutsche Umwelttag unter dem Motto „Europolis – Europa in derWelt“ statt. An dieser Großveranstaltung nahmen die Umweltver-bände mit teil, kritisierten sie aber auch heftig wegen des Überge-wichts der Wirtschaftsorganisationen, die dort nur Imagepflegebetrieben.

In Hessen gab es in diesem Jahr für den Umweltschutz – aber auchdie Paläontologie – einen großen Erfolg: Die hessische Landesre-gierung rückte von ihrem Plan ab, die Grube Messel (Südhessen)mit Müll zu verfüllen. In der Grube, in der ursprünglich Ölschieferabgebaut worden war, hatte man wertvolle Fossilien entdeckt. DerBUND hatte daraufhin eine örtliche Bürgerinitiative in den Zielenunterstützt, die Grube zu schützen und Müll zu vermeiden - alsAlternative zur Errichtung zusätzlicher Mülldeponien. Heute ist dieGrube Messel eine wichtige Forschungsstätte für Paläontologen undwurde 1995 sogar als Naturerbe in die Welterbeliste der UNESCOaufgenommen.

um 15-jährigen Bestehen des BUND Hessen organisierte derLandesverband 1991 eine Sommerakademie mit dem Thema

„Klimaschutz und Stadtökologie“. Neben Vorlesungen und Diskus-sionen bildeten Musik- und Kabarettdarbietungen Teile des umfang-reichen Programms.

1991 wurde die Rhön zum Biosphärenreservat erklärt. Der BUNDund andere Naturschutzorganisationen trugen zur Planung undGestaltung der dortigen Verbindung von Naturschutz, Landwirt-schaft und Tourismus bei, die zu einer nachhaltigen Stärkung derRegion führten (siehe auch unter „1997“).

Z

Landschaft in der 1991 zum Biosphärenreservat erklärten Rhön.

Foto: Regine Müller.

1 1992

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23

1993

22

1992Leider lassen gegenwärtig Wirtschaftsverbände eine Machbarkeits-studie für eine neue Trasse der A4 erstellen, die eventuell nicht durchdas Rothaargebirge, dafür jedoch durch das westhessische Berglandverlaufen könnte. Hier wären ebenfalls wertvolle Naturräume inGefahr und Anwohner Lärm und Abgasen ausgesetzt. Der BUNDsetzt stattdessen auf Alternativkonzepte, insbesondere eine ökolo-gische Entwicklung der Region. Damit einhergehender sanfter Touris-mus könnte nicht nur zur Erhaltung der Schönheiten der Landschaftbeitragen, sondern auch die regionale Ökonomie stärken.

In Biebesheim hatte die Erörterung zur Errichtung eines drittenVerbrennungsofens bereits in den Vorjahren die völlig veralteteTechnik der Anlage bloßgestellt. Die kommunale Arbeitsgemein-schaft der umgebenden Gemeinden und Landkreise – auf Anregungdes BUND KV Groß-Gerau gegründet – hatte den Klageweg einge-schlagen. Dies führte 1993 zum Erfolg: Der dritte Ofen wurde nichtgebaut. Um die bestehende Anlage auszulasten, wurde allerdings inden folgenden Jahren verstärkt Giftmüll aus dem Ausland impor-tiert, so auch 1997 unter der rot/grünen Landesregierung, was derBUND als „Skandalentscheidung“ mit Vehemenz ablehnte.

1993

ährend der Landesdelegiertenversammlung in Hanau-Wolfgang wurde die Satzung erneut geändert: Seitdem

werden anstelle eines/einer ersten Vorsitzenden 5-7 gleichberech-tigte SprecherInnen gewählt, jeweils 2 von ihnen vertreten den BUNDnach außen.In Sachanträgen traten die Delegierten gegen die weitere Nutzungder Kernenergie (Hanauer Atomfabriken, AKW Biblis) ein, für dasEnergiesparen und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen undgegen einen Rückschritt im hessischen Naturschutz- und Planungs-recht.

Bei der BUNDjugend trat Veronika Becker-Rausch in diesem Jahreine halbe Stelle als Verwaltungsangestellte an.

W

In etwas kleinerem Rahmen, aberdafür mit großem lokalen Erfolg,wurden im Oktober die Hersfel-der Klimaschutztage durchge-führt. Auf dem Programm, dasvom ortsansässigen Kreis- undOrtsverband gemeinsam mit denStadtwerken von Bad Hersfeldzusammengestellt worden war,standen Vorträge, Exkursionenund eine Messe, auf der Be-währtes und Neues zum The-ma Energieeinsparung gezeigtwurde.

Die „FliehendenBäume“ des

Bildhauers BerndMoenike, die aufdem Deutschen

Umwelttag inFrankfurt stummum Hilfe für den

Wald riefen.Quelle: Natur &

Umwelt 2/93.

m März 1993 fand die jährliche Delegiertenversammlung inRüsselsheim statt. Sie beschloss eine Satzungsänderung, durch

die u.a. die Zahl der StellvertreterInnen des/der Vorsitzenden erhöhtwurde. Zum neuen Vorsitzenden wurde Eberhard Best gewählt.Zudem wurde das Grundsatzprogramm „Global denken – lokalhandeln“ verabschiedet, in dem der BUND Hessen die Mitwirkung

der Naturschützer bei allen um-weltrelevanten Genehmigungs-verfahren forderte.

„Manche Totgesagte leben län-ger“: Der Verkehrsausschuss desDeutschen Bundestages hatte diemittlerweile verstaubten Plänezum Bau einer Autobahn durchdas Rothaargebirge (zwischen

Olpe und dem Hattenbacher Dreieck) wieder aus der Versenkunggeholt. Der BUND Hessen, der Landesverband Nordrhein-Westfalenund weitere Naturschutzgruppen protestierten 1993 mit Erfolg gegendiese Bauabsichten, die wertvolle und bereits geschützte Landschaf-ten unwiederbringlich zerstört hätten.

Landesdelegierten-versammlung in

Rüsselsheim.Foto: Volker

Rothenburger.

I

1994

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2524

1994ie Landesdelegiertenversammlung 1995 in Marburg-Marbachstand unter dem Motto „Zukunftsfähiges Deutschland –

zukunftsfähiges Hessen“, mit dem konkrete Reduktionsziele für denStoff- und Energieverbrauch vorgestellt wurden. Es lehnte sich andie Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“, die im Auftrag des BUNDund von Misereor vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt,Energie erstellt worden war. Das neue Schlagwort lautete „Nach-haltigkeit“.

Das Jahr 1995 stand verstärkt unter dem Zeichen der Arbeit gegendie Gentechnik. Der BUND Hessen engagierte sich für den Öko-Landbau und gegen die Massentierhaltung und Verwendung vonGentechnik in der Landwirtschaft. Er rief gemeinsam mit den Anbau-verbänden Bioland und Demeter zu Spenden auf, um die Klage gegengentechnische Freilandversuche in der Wetterau zu unterstützen.

Einen weiteren Schwerpunkt dieses Jahres bildete die Fachtagung„Gesundheit und Umwelt“ am 10.6.1995 in Frankfurt. Es fandenVorträge und Diskussionen über Umweltmedizin, Elektrosmog, einÖkodorf-Projekt, Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen und Um-weltängste statt.

Ende dieses Jahres gab derBUND-Landesverband zudem dieStudie „Integratives Verkehrs-konzept Hessen“ heraus. Nebenvielfältigen verkehrpolitischenForderungen enthielt sie auchkonkrete Alternativkonzepte zuNeubauvorhaben von Bahn undStraße sowie für einen attrakti-ven öffentlichen Personennah-verkehr.

D

Titel der Studie„ZukunftsfähigesDeutschland“.

Naturerfahrung und Naturkunde sindwichtige Bausteine der Umweltbildung

der BUNDjugend. Hier ein Kind mitKäscher am Bach. Foto: BUNDjugend.

1994 wurden Pläne hessischer Politiker bekannt, das im südhessi-schen Ried gelegene Naturschutzgebiet und Europa-ReservatKühkopf-Knoblochsaue durch ein riesiges Dammbauwerk in einHochwasserrückhaltebecken zu verwandeln. Damit wäre diesesbedeutendste Auenschutzgebiet der alten Bundesländer mit europa-weiter ökologischer Bedeutung zerstört worden. 1995 führte dasgroße Engagement des BUND sowie weiterer Naturschutzorganisa-tionen zum Erfolg: Die Pläne wurden zurückgezogen und diesenaturnahe Flußauenlandschaft blieb erhalten.

Zum Hessentag 1994 in Groß-Gerau führte die BUNDjugend einemehrtägige Fahrrad-Sterntour unter dem Motto „Mobil ohne Auto“von Gießen und Wiesbaden aus durch. Anschließend präsentiertensich die Teilnehmer mit Ständen und Aktionen auf dem Hessentag. Der Fahrradsterntour nach Groß-Gerau folgten in den kommendenJahren weitere Radtouren durch Hessen, die auf Umweltproblemeentlang der Strecke aufmerksam machten: 1998 die Tour „Wood-smog“ von Biblis nach Kassel gegen die Auswirkungen des Straßen-verkehrs und 2002 die Tour „bike+10“ von Worms nach Göttingen,Zweig einer großen Sternradtour anlässlich der Umweltkonferenzin Johannisburg, die 10 Jahre nach dem Treffen in Rio de Janeirostattfand.

Farbenfroh warbdie BUNDjugend

1994 für das Motto„Mobil ohne Auto“.Foto: BUNDjugend.

1995

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2726

uf der Landesdelegiertenversammlung in Gießen wurde überdie leicht sinkende Mitgliederzahl in Hessen diskutiert, da dies

eine geringere Zahl von aktiven Mitgliedern und sinkende Mitglieds-beiträge bedeutete. Als Gegenmaßnahmen wurden mehr und besse-re Öffentlichkeitsarbeit (z.B. auch im Internet) und professionelleMitglieder- und Spendenwerbung beschlossen.

In Kelkheim gewann der BUND zusammen mit der Hessischen Gesell-schaft für Ornithologie und Naturschutz und der Schutzgemein-schaft Deutscher Wald den ersten Bürgerentscheid in der Geschich-te der Stadt. Er richtete sich gegen den Bau eines Golfplatzes aufdem städtischen Rettershof. Die Wasserversorgung der Greens hättezu massiven Beeinträchtigungen des Naturschutzgebietes Krebs-bachtal geführt.

Auch der Ortsverband Altenstadt-Limeshain engagierte sich stark.Für die Ausarbeitung eines Energie-Sparkonzepts, das den örtlichenStromverbrauch um bis zu 30% senken und damit eine von Büdin-gen nach Altenstadt geplante Hochspannungsleitung überflüssigmachen könnte, wurde ihm 1997 der Energie- und Umweltpreis derSchuler-Stiftung und des Wuppertal-Institutes verliehen.

Im Schwalm-Eder-Kreis wurden BUND-Mitglieder in einer Blitzak-tion Besitzer einer Rhönschafherde, um diese Tiere einer vomAussterben bedrohten Haustierrasse vorm Schlachter zu retten. Der Landesverband übernahm daraufhin die Herde und setztesie als „Land-schaftspfleger“für die wert-vollen Grün-l andg e s e l l -schaften imBiosphärenre-servat Rhönein.

1996 A

Schäfer Weckbachmit der BUND-Herde.Gut zu erkennen istder für Rhönschafetypische schwarzeKopf. Foto: ReinerCornelius.

n Fortsetzung des Workshops „Gesundheit und Umwelt“, der 1995stattgefunden hatte, gründete sich 1996 ein BUND-Arbeitskreis

zu diesem Themenbereich. Er greift seitdem Aspekte wie Wechsel-beziehungen zwischen Umweltbelastungen auf der einen und Krank-heiten auf der anderen Seite sowie Gesundheitsverträglichkeitsprü-fungen auf.

Während der Landesdelegiertenversammlung in Frankfurt-Höchstkam es 1996 zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen zur Frageder Haustürwerbung. Um den Verband nicht zu zerreißen, verzich-tete der Landesvorstand vorerst auf die Umsetzung des knappenVotums der Landesdelegiertenversammlung für professionelle Mitglie-der- und Fördererwerbung an der Haustür. In späteren Jahren setztesich die Linie durch, solche Werbungen dort durchzuführen, wo dieOrtsverbände es wünschen und begleiten können.

Im Zentrum der landesweiten Arbeit stand 1996die Kampagne zur Kennzeichnung gentechnischveränderter Lebensmittel. Eine riesige zähneflet-schende Gen-Tomate wurde als Blickfang für Aktio-nen von den örtlichen BUND-Gruppen in Kassel,Marburg, Limburg, Gießen und Usingen genutzt.

Auch das bundesweite Projekt „Zukunftswald 2000“ wurde in Hessenumgesetzt. Der Ortsverband Alsfeld startete die Aktion mit einerPflanzung von 200 heimischen Eschen, Ahornen, Eichen und Linden.

Im Werra-Meißner-Kreis initiierte derweil der BUND Hessisch Lichten-au das Modellprojekt „Rotes Höhenvieh für die Landschaftspflege“und setzte es gemeinsam mit einer Nutzgemeinschaft aus Landwirt-schaft und Gewerbe mit Erfolg um. Die Ziele bildeten: extensive(anstelle von intensiver) Weidenutzung, Schutz einer vom Ausster-ben bedrohten Rinderrasse, Herstellung von Qualitätsprodukten undderen regionale Vermarktung, Verbraucherberatung und Verbesse-rung der Kommunikationsstruktur zwischen Naturschutz undLandwirtschaft. Das „Rote Höhenvieh“ wurde 1997 von der Gesell-schaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen alsNutztierrasse des Jahres vorgestellt.

1997I

Die zähnefletschendeGen-Tomate.

Foto: BUND-Landes-geschäftsstelle.

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29

1998

28

In einem weiteren Bereich zeigte die Landesregierung 1998 gleich-falls mangelnde Beachtung des Naturschutzes und verstieß zudemnoch gegen EU-Recht: Sie verschleppte die Benennung von Gebie-ten gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Der BUNDHessen drängte daher in diesem und in den folgenden Jahren sehrdarauf, die entsprechenden Vorgaben zu erfüllen.

1998 rückte auch der Kühkopf in Südhessen wieder ins Zentrum derBUND-Aktivitäten. Nachdem die Forstwirtschaft in diesem Gebiet15 Jahre lang keine Abholzungen durchgeführt hatte, sollte 1997wieder damit begonnen werden. Der BUND erreichte zusammenmit anderen Naturschutzorganisationen, dass diese Pläne nichtverwirklicht wurden und dass das Gebiet – und damit über 1.000Hektar Wald – seit 1998 per Verordnung vor solchen Maßnahmengeschützt ist.

uch 1999 gab’s wieder eine Landesdelegiertenversammlung.Diesmal lautete das Motto „Mehr Natur und der Mensch fühlt

sich wohl“. Zudem wurde der Einstieg in eine neue Energiepolitikgefordert mit dem Antrag „Energiewende – Aufbruch in einezukunftsfähige hessische Energiepolitik“, der sich für Energieein-sparung, den Ausbau regenerativer Energien und für neue Arbeits-plätze ohne Atomkraft aussprach.

Ein neuerlicher Umzug der Landesgeschäftsstelle fand statt, undzwar diesmal nach Frankfurt-Niederrad in die Triftstr. 47. Als haupt-amtliche Mitarbeiterin der BUNDjugend schied Veronika Becker-Rausch aus; an ihre Stelle traten die Jugendbildungsreferentin Barba-ra Michalski und der Umweltpädagoge Stephan Hübner.

1999 wurde das 1995 begonnene Spendenprojekt Gentechnikkla-ge abgeschlossen, bei dem 160.000 DM für die Klage gegen Freiset-zungsversuche von gentechnisch veränderten Raps- und Maispflan-zen in der Wetterau gesammelt worden waren. Nach umfangreichenAktionen vom BUND, den ökologischen Anbauverbänden sowieBürgerinitiativen verzichtete die Firma Agrevo auf den Freiset-zungsversuch. Die dadurch zum Teil nicht benötigten Spendengel-

1998

A

998 verabschiedeten die Landesdelegierten in Frankfurt-Goldsteindie Resolution „Flugverkehr schädigt Mensch, Klima und Umwelt

– kein Ausbau des Frankfurter Flughafens“ und bekräftigten dieForderung nach einem Nachtflugverbot. Zudem wurde der Leitan-trag „Umwelt und Naturschutz sind die Grundlagen nachhaltigerWirtschaft in einem zukunftsfähigen Hessen“ beschlossen und alleLandtagsparteien zur Umsetzung der Beschlüsse des Umweltgipfels1992 von Rio aufgefordert.

Die BUNDjugend Hessen verabschiedete 1998 Rahmenrichtlinien,die auf eine konsequente Umsetzung einer nachhaltigen und gesun-den Lebensweise auf ihren Veranstaltungen zielte. Die Anreise erfolgtmit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Verpflegung stammt überwie-gend aus kontrolliert biologischen Anbau und aus der Region. DieErfahrungen von über 15 Jahren in der Organisation von Bildungs-arbeit wurden 2006 in der Broschüre „Gesund durch die Freizeit“zusammengefasst und herausgegeben.

Dieses Jahr brachte einen großen Rückschlag inden Bemühungen, in Nordhessen ein Buchenwald-gebiet zum Nationalpark auszuweisen. Der einstfür Mitteleuropa typische Buchenwald war 1995zum Biotop des Jahres gewählt worden. Nach 10Jahren zähen Ringens auf Seiten des BUND Hessenund weiterer Naturschutzorganisationen wollte diehessische Landesregierung 1997 den Kellerwald imhessischen Kreis Waldeck-Frankenberg unter Schutzstellen. Doch durch Probleme vor Ort bekam sie1998 „kalte Füße“ und stellte das Projekt ein. Imdarauf folgenden Jahr wurden trotz großen Protes-tes sogar einige sehr alte Bäume in der Kernzonedes Gebietes eingeschlagen. Aber auch in diesem

Fall zahlte sich das langjährige Engagement und die Hartnäckigkeitdes BUND Hessen schließlich aus: 2003 erfolgte endlich die Entschei-dung der Landesregierung, Teile des Kellerwaldes zum Nationalparkzu erklären (s.a. das Jahr 2004 in dieser Chronik).

1

1999

Buchenstämme imKellerwald – Natur-

verjüngung und Tot-holz sind charakte-ristisch für natur-

gemäß bewirtschaf-tete Wälder.

Foto: Julia Beltz.

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31

2000

30

1999

Thematisch stand das Jahr 2000 im Zeichen der Auseinanderset-zungen über Atomkraft und die Erweiterung des Frankfurter Flugha-fens. Die rot/grüne Bundesregierung hatte mit den Kraftwerksbe-treibern Gesamtlaufzeiten vereinbart, die den Ausstieg weit in dieZukunft verschoben. (Heute wollen die Betreiber nicht einmal dieselaschen Vereinbarungen einhalten!) Dagegen betonte der BUND seineForderung zum Sofortausstieg aufgrund der Gefährdung von Menschund Umwelt durch die Nutzung der Kernenergie. Der Landesver-band wies insbesondere auf die Defizite des AKW Biblis hin, als dawären: Fehlen einer externen Notstandswarte, unzureichende Erdbe-ben- und Störfallfestigkeit wichtiger Komponenten, mangelhafteQualität der Werkstoffe, unzureichende Beherrschung von Störfäl-len und Sabotageakten.

Ebenfalls 2000 scheiterte das Mediationsverfahren zum Frankfur-ter Flughafen. Der BUND Hessen blieb bei seinen Forderungen „Neinzum Ausbau“ und „Lärmschutz sofort“ und wird gegen den Baueiner neuen Landebahn alle Rechtsmittel ausschöpfen.

uf der Landesdelegierten-versammlung am 24. März

2001 in Frankfurt-Goldsteinwurde der Vorstand wieder bzw.neu gewählt. Mitglieder des Vorstands sieheFoto links.

2000

Vorne: Stephan Henrich, Wettenberg; Brigitte Martin, Darmstadt; Peter Hansen,Frankfurt; Dr. Lutz Katzschner, Kassel (Fachratssprecher); Herwig Winter, Mörlenbach.Hinten: André Brumund, Frankfurt; Jörg Nitsch, Obertshausen; Sebastian Dern, Fried-berg (BUNDjugend); Walter Raiss, Mörfelden-Walldorf. Wiedergewählt als Schatzmeister wurde: Stefan Baumgardt, Rimbach (nicht aufdiesem Foto).Foto: BUND-Landesgeschäftsstelle

A

der wurden dem „Verein zurFörderung der biologisch-dynamischen Gemüsesaatzucht“sowie dem „Gen-ethischenNetzwerk e.V.“ zur Verfügunggestellt.

In Nordhessen hatte sich bereits 1996 eine regionale Aktionsge-meinschaft unter Mitarbeit der örtlichen BUND-Gruppen gegen diegeplante Autobahn A44 Kassel–Wommen gebildet. Sie forderteanstelle der Autobahn den Ausbau des regionalen Nahverkehrssys-tems, die Verlagerung des Güterfernverkehrs auf die Schiene undein striktes Nachtfahrverbot für LKW auf der B7. Ortsumgehungenfür die B7 wurden aufgrund der hohen Belastung der ansässigenBewohner akzeptiert. Da die Proteste der Aktionsgemeinschaft nichtsfruchteten, beschloss der BUND 1999, eine Verbandsklage gegenden Bau der A44 einzureichen.

BUND-Landesvor-standsmitgliedEckhard Engert

(links) überreichtSchecks an den

Verein zur Förderungder biologisch-

dynamischenGemüsesaatzuchtund an das Gen-

ethische Netzwerk. Foto: BUND-Landes-

geschäftsstelle.

n diesem Jahr wurde bei der BUNDjugend eine Stelle für dasFreiwillige Ökologische Jahr eingerichtet. Seitdem werden die

hauptamtlichen Mitarbeiter jeweils ein Jahr lang von einem jungenMenschen unterstützt, der die Arbeit dieser Jugendorganisationbesser kennen lernen und mitgestalten möchte.

Mit der Fortbildungsreihe„Öko-Führerschein“ konnte dieBUNDjugend von 2000 bis 2004viele Jugendliche fit für denUmweltschutz machen. An zweiWochenenden und während dreifünftägigen Seminaren wurdendie Themen Wald, Wasser, Abfall,Landwirtschaft und Ernährung

I

Exkursion im Rahmen des Öko-Führer-scheins: Mit der BUNDjugend Gießen zueiner Kühlschrank-Recyclinganlage.Foto: BUNDjugend.

sowie Verkehr, Energie und Klima behandelt. Außerdem wurdemethodisches Wissen im Bereich Gruppenleitung, Projektplanungund Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vermittelt.

2001

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3332

2001Im Jahr 2002 starteten die Landesdelegierten die Initiative„Aufbruch im VerBUND“. In Anlehnung an die Basisbewegung

„Aufbruch – anders besser leben“ setzten die Teilnehmer und Teilneh-merinnen der Versammlung ein Zeichen und verpflichteten sich, ihrprivates Konsumverhalten zu überprüfen und schrittweise ökolo-gisch nachhaltiger zu gestalten. Im Laufe des folgenden Jahreswurden auch Mitwirkende aus dem Kreis der Mitglieder gewonnen,über deren Erfahrungen im Rahmen der Initiative regelmäßig in denBUND-Medien berichtet wurde.

Dieses Jahr brachte einen großen Erfolg für die Naturschutzarbeitdes BUND: Mit Hilfe einer Verbandsklage konnte der Bau derAutobahn A 44 im Abschnitt Hessisch Lichtenau vorerst gestopptwerden, weil „der Planungsträger den Anforderungen des euro-päischen Naturschutzrechts, nämlich der Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtlinie, nicht gerecht geworden ist.“

Einen weiteren Durchbruch stellte die Ausweisung der TongrubeMainhausen als Naturschutzgebiet dar. Diese sollte in den späten70er Jahren als Deponie für Sondermüll und später für Bauschuttund Erdablagerungen genutzt werden (s.a. Jahr 1978 dieser Chronik).Dadurch wäre ein inzwischen entstandener Lebensraum zerstörtworden, der unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes wertvollist, da er z.B. neben vielen anderen Raritäten den seltenen Schwarz-halstaucher beherbergt. Der BUND erinnerte an den Antrag aufAusweisung als Naturschutzgebiet aus dem Jahr 1994 und stellteklar, dass er eine rechtswidrige Zerstörung mit einer Verbandskla-ge verhindern werde. Dies führte zu einem Einlenken der politischVerantwortlichen, so dass die Tongrube auch als Vogelschutzgebietfür das europäische Schutzge-bietsnetz „Natura 2000“ gemel-det werden konnte.

I

Europäische Sumpfschildkröte, die inHessen vom Aussterben bedroht ist.

Der BUND rief ein Artenschutzprojekt insLeben, für das sich insbesondere die

Ortsverbände Frankfurt und Offenbachengagierten.

Foto: Karl-Heinz Pfeifer

2001 beantragte der Kraftwerksbetreiber von Biblis ein Standort-Zwischenlager für 128 Castor-Behälter mit abgebrannten Brenn-elementen sowie ein Interimslager (für die Zeit bis zur Fertigstel-lung des Zwischenlagers). Der BUND Hessen setzt sich vehementgegen solche Lager ein, da sie nicht ausreichend gegen Erdbeben,Flugzeugabstürze, Hochwasser und Sabotageakte geschützt wären.

Am 2.9.2001 fand der Aktionstag „Natur erleben – Rheinauen erhal-ten“ statt, der durch das Aktionsbündnis Rheinauen (Zusammen-schluss von BUND, HGON, NABU, VCD u.a. örtlichen Gruppen)organisiert worden war. Die Veranstaltung hatte zum Ziel, dasEuropa-Reservat „Rheinauen“ bekannt zu machen, für dessen unein-geschränkte Erhaltung zu werben und damit eine mögliche Straßen-

brücke zwischen Bingen undRüdesheim zu verhindern.

Ebenfalls in diesem Jahr erwarbder BUND eine Herde von Moor-und Heidschnucken, zwei altenLandschaf-Rassen, zur Pflegevon südhessischen Naturschutz-flächen.

Seit 2001 bildet der BereichErnährung, Landwirtschaft und

grüne Gentechnik ein wichtiges Schwerpunktthema in der Öffent-lichkeitsarbeit der BUNDjugend. Beim evangelischen Kirchentag2001 und auf den Jugendkirchentagen 2002 in Gießen, 2004 inWiesbaden und 2006 in Bad Nauheim-Friedberg war die BUNDju-gend jeweils mit einem großen Aktionsstand vertreten. So standzum Beispiel 2004 die aufblasbare Gentomate in den Grünanlagenvor dem Wiesbadener Bahnhof. Mit einem Quizrad sowie einerAusstellung zum Thema Ernährung und Landwirtschaft wurden dieJugendlichen angeregt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Das Quizrad auf demJugendkirchentag

2004 in Wiesbaden.Foto: BUNDjugend.

2002

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35

2003

34

2002Die Unterstützung der Arbeit in der Landesgeschäftsstelle durchZivildienstleistende hatte sich in den vergangenen Jahren aufgrundderen verkürzter Dienstzeit immer schwieriger gestaltet. Alsderen Ersatz wurde im Juni2003 deshalb Ulrike Karlheimfür allgemeine Bürotätigkeiteneingestellt.

Im Juli 2003 feierte die BUND-jugend Hessen ihren 20. Ge-burtstag mit einer großen Partyin der Nähe von Gießen. Ehema-lige und gegenwärtig Aktivewaren eingeladen zu einemerstklassigen Festbüffet, zumAustausch von Erinnerungen und einem Überraschungsprogramm(weitere Informationen direkt über die BUNDjugend Hessen, Trift-str. 47, 60528 Frankfurt, Tel 069/677376-30 oder unter www.bundju-gendhessen.de.)

Ebenfalls 2003 startete der BUND Hessen einen neuen Service fürseine Mitglieder: den Eco-Club. Seitdem können alle Mitgliedernachhaltige und ökologisch sinnvolle Angebote aus den BereichenEnergie, Vermögen, Versicherungen, Freizeit und Urlaub sowie Hausund Wohnung nutzen und durch besondere BUND-Rabatte dabeiauch noch sparen.

Am 13. Oktober 2003 gründeten Umweltverbände (BUND, Green-peace), Verbände des ökologischen Landbaus, die Arbeitsgemein-schaft Bäuerliche Landwirtschaft, attac, der Umweltbeauftragte derevangelischen Kirche Kurhessen und Waldeck sowie verschiedeneGruppierungen der Lebensmittelwirtschaft das Aktionsbündnis „KeineGentechnik auf Hessens Feldern und in Hessens Lebensmitteln“. Inder „Wiesbadener Erklärung“ legte das Bündnis seine Ziele undForderungen an die hessische Landesregierung, die hessischenLandwirte und die Verbraucher für eine gentechnikfreie Landwirt-schaft und Lebensmittelerzeugung vor.

Inhaltlicher Schwerpunkt der Naturschutzarbeit des Jahres 2002bildete die Auseinandersetzung mit dem Raumordnungsverfahrenzum Ausbau des Frankfurter Flughafens. Der BUND legte eineStellungnahme von 194 Seiten vor, die Vorstandsmitglieder Brigit-te Martin und Walter Raiss sowie der Naturschutzreferent ThomasNorgall nahmen an dem dreiwöchigen Erörterungstermin teil. Siewiesen das Regierungspräsidium Darmstadt und die Öffentlichkeiteingehend auf die Problematik der Fraport-Pläne hin. Als Beispie-le sollen hier nur genannt werden: Die Flughafenkapazität ist ohneAusbau und mit Ausbau jeweils deutlich größer als behauptet.Zentrale Sicherheitsfragen sind unklar (Stichwort: Vogelschlagrisi-ko). Der Waldverlust ist deutlich größer als behauptet. EuropäischeVogelschutzgebiete werden beeinträchtigt bzw. zerstört. Die Lärmgut-achten sind nicht haltbar. Das Vorhaben verstößt gegen denBannwaldschutz. Die Arbeitsplatzprognose wurde gegenüber dersogenannten „Mediation“ um 75 Prozent reduziert. Hierbei ist dermögliche Verlust von Arbeitsplätzen – zumindest im Rhein-Main-Gebiet – durch die geplante Umsiedlung des Chemiewerks Ticonanoch gar nicht berücksichtigt.

ährend der Landesdelegiertenversammlung am 15. März2003 ernannten die 132 Delegierten unter lang anhalten-

dem Beifall das ausscheidende Vorstandsmitglied Walter Raiss zumEhrenmitglied des BUND Hessen. Nach zwanzigjähriger Zugehörig-keit zum Landesvorstand kandidierte der 76-Jährige nicht mehr fürdieses Amt. Vorstandskollege Jörg Nitsch betonte in seiner Lauda-

tio die besonderen Verdienstevon Walter Raiss und dankte ihmfür seine Arbeit.

W

Walter Raiss spricht zu den Delegiertenauf der Landesdelegiertenversammlung2003. Wenig später wird er unter großemApplaus der Anwesenden zum Ehrenmit-glied ernannt. Foto: BUND-Landesgeschäftsstelle.

2003

Demo der BUNDju-gend gegen Auto-verkehr währendeiner Sommerfrei-zeit auf Sylt. Foto: BUNDjugend.

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37

2003

36

Zum Raumordnungsverfahren der geplanten ICE-Neubaustreckezwischen Frankfurt-Flughafen und Mannheim (ICE NBS Rhein/Main– Rhein/Neckar) erarbeitete der BUND eine umfangreiche Stellung-nahme. Im Mittelpunkt stehen dabei die Forderungen nach größt-möglicher Schonung der Natur und bestmöglichem Schutz der Bevöl-kerung vor Lärm und Erschütterung. Für das ICE-Projekt Main-Kinzig-Fulda brachte der BUND eineneigenen Vorschlag in die Planungsüberlegungen ein. Der BUNDHessen sprach sich gegen komplette Neubaulösungen im Spessart(sog. Mottgersspange) oder im südlichen Kinzigtalkorridor, sondernfür eine modifizierte Aus- und Neubaulösung im Kinzigtal aus.

Zudem stand auch das Jahr 2003 inhaltlich unter dem Zeichen desgeplanten Flughafenausbaus in Frankfurt. Neben der fachlichenmusste der BUND sich ebenfalls auf eine juristische Auseinander-setzung vorbereiten und rief zu Spenden für die anwaltliche Vertre-tung im Planfeststellungsverfahren und eine mögliche Verbands-klage auf. Die Fachleute des BUND wiesen die Öffentlichkeit auchauf den Zusammenhang zwischen dem Bau der Wartungshalle fürden A 380 (das größte Flugzeug der zivilen Luftfahrt) und denFlughafenausbau hin. Sie betonten den Naturschutzwert derBannwälder rund um den Frankfurter Flughafen. So hat der bundes-weit gefährdete Hirschkäfer im Kelsterbacher Wald sein größtes

hessisches Vorkommen und südlich des Flughafenswurde großflächig die höchste Dichte des Mittel-spechts in Deutschland nachgewiesen. Dies sindnur zwei Beispiele für viele seltene Tiere (und auchPflanzen), deren Lebensraum sich rund um denFlughafen befindet und die bei einem Ausbaugefährdet wären.

2003Die Ausstellung der BUNDjugend„Unter den Tellerrand geschaut“zum Themenkomplex Ernährung,Landwirtschaft und GrüneGentechnik befindet sich in 10aufklappbaren Kisten, die mitHilfe von Modellen und TextenInformationen zu einzelnenThemenfeldern wie Bioanbauoder Zusatzstoffen in Lebens-mitteln geben. 2003 wurde dieAusstellung mit dem Inno-vationspreis des HessischenJugendrings ausgezeichnet.

Die Kiste „Fertigge-richte“ macht an-

schaulich, was sichalles in unserer

Nahrung verbirgt.Foto: BUNDjugend.

Die Umweltmesse „ÖKO-TRENDS“ fand 2003 bereits zum 4. Mal in Gelnhausen statt. Organisiert wird sie vom BUNDOrtsverband und der Stadt Gelnhausen.Foto: Stephan Consemüller.

Einige Kisten der Ausstellung „Unter denTellerrand geschaut“. Foto: BUNDjugend.

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2004

38

in Koordination mit dem Landesvorstand Daten zu diesem Themen-bereich, erarbeitete eine umfangreiche Stellungnahme zur Bestands-aufnahme des Hessischen Umweltministeriums und nutzte damitdie Chance, Hessens Wasserpolitik positiv zu beeinflussen.

Ebenfalls in diesem Jahr wurdenim Rahmen der Naturschutz-arbeit das BUNDprojekt „EinRettungsnetz für die Wildkatze“gemeinsam mit den Landesver-bänden Thüringen und Bayernsowie der verbandsübergreifen-de Arbeitskreis „Hessenluchs“gegründet. Mit Hilfe des „Ret-tungsnetzes“ will der BUND denBiotopverbund für die Wildkatzen wiederherstellen; der Arbeitskreis„Hessenluchs“ will die Öffentlichkeit über das „Pinselohr“ infor-mieren und befasst sich mit seiner Rückkehr und der Möglichkeiteiner dauerhaften Etablierung in unserem Bundesland.

Zudem verstärkte der BUND Hessen 2004 seine Aktivitäten am„Grünen Band“, dem ehemaligen Todesstreifen zwischen BRD undDDR. Der Beauftragte des BUND Hessen für das Grüne Band,Dr. Reiner Cornelius, organisierte zahlreiche Veranstaltungen vorOrt, bei denen die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmerdie Naturschätze dieser Region entdecken konnten.

Einen weiteren Schwerpunkt der BUND-Arbeit stellte auch in diesemJahr das Engagement gegen den Flughafenausbau dar. Der Landes-vorstand Hessen entschloss sich, gegen die Erweiterung und Neuer-richtung der Flugzeug-Wartungsanlage für die Condor Cargo Technik(CCT-Werft) Verbandsklage einzureichen. Das Vorhaben war vomhessischen Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) in einem behör-deninternen Verfahren ohne Umweltverträglichkeitsprüfung imNovember 2003 genehmigt worden. Da die Naturschutzverbändenicht beteiligt und wesentliche Naturschutzgesichtspunkte falschbewertet worden waren, sah sich der BUND gezwungen, seine Posi-tion im Klageweg geltend zu machen.

Im gleichen Jahr spielte die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EUauch beim BUND Hessen eine wichtige Rolle. Ziel der WRRL ist es,für Oberflächengewässer einen guten ökologischen und chemischensowie für das Grundwasser auch mengenmäßigen einen befriedi-genden Zustand bis zum Jahr 2015 zu erhalten bzw. herzustellen.Im Laufe des Jahres 2004 sammelte der BUND-Arbeitskreis Wasser

chwerpunktthemen der Landesdelegiertenversammlung am27. März 2004 stellten die Nachwuchsförderung und die

Nachwuchsarbeit im BUND und in der BUNDjugend dar. In mehre-ren Referaten und Beiträgen wurden die Möglichkeiten erörtert, dasfreiwillige Engagement, besonders von jungen Aktiven, zu stärken.

2003 hatte das siebzehnjährige Ringen des BUND Hessen um einenBuchenwald-Nationalpark endlich zum Durchbruch geführt: DerKellerwald sollte nun unter Schutz gestellt werden, nachdem dieLandesregierung durch Probleme vor Ort 1998 noch „kalte Füße“bekommen und das Projekt eingestellt hatte. Doch die Überzeu-gungsarbeit des BUND und anderer Naturschutzverbände führte zueinem Meinungsumschwung in der Region und so konnte am25. Mai 2004 die Einrichtung des Nationalparks in großem Stil vonund mit allen Beteiligten gefeiert werden.

Bei der offiziellen Eröffnung desNationalparksKellerwald am

25. Mai 2004 warder Andrang groß.

Foto: ThomasNorgall.

2004 S

Luchskatze mitJungem im Gatter.Foto: AndreasSommer.

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4140

Um den Ausbau des Flughafens ermöglichen zu können, musste dieLandesregierung vor Abschluss des Planfeststellungsverfahrens denLandesentwicklungsplan ändern. Im Wissen darum, dass dieMenschen in der Rhein-Main-Region durch den Ausbau erheblicheNachteile erfahren werden, wollte die Landesregierung deren Betei-ligung in einem öffentlichen Verfahren möglichst erschweren. Gegendiese Behinderung der Bürgerrechte haben der BUND-Landesver-band Hessen und das Bündnis der Bürgerinitiativen „Kein Flugha-fenausbau – Für ein Nachtflugverbot von 22.00 – 6.00 Uhr“ eineBeteiligung der Bürger in Form einer Unterschriftensammlungorganisiert. Am 26. September 2005 konnten Vertreter beider Organi-sationen dem Hessischen Wirtschaftsministerium den Protest von20.000 Bürgerinnen und Bürgern gegen die Festschreibung desFlughafenausbaus im Landesentwicklungsplan übergeben.

Viele hessische BUND-Gruppen und -Aktive beteiligten sich 2005an der Aktion „Abenteuer Schmetterling“, die auf der Landesdele-giertenversammlung durch eine Mitarbeiterin der Bundesge-schäftsstelle vorgestellt worden war. Mit der gemeinsamen Aktionvon BUND, ZDF und Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ)sollte der Schutz der einheimischen Schmetterlinge und ihrer Lebens-räume intensiviert, weitere Erkenntnis zur Biologie der Arten gewon-nen und die breite Öffentlichkeit nachhaltig für das Thema interes-

2005

Während derKundgebung derLandesdelegiertengegen den Ausbaudes Flughafens.Foto: BUND-Lan-desgeschäftsstel-

005 fand die Landesdelegiertenversammlung in Kelsterbachstatt. Neben den Themen „Flughafenausbau“ und der Aktion

„Abenteuer Schmetterling“ (beide siehe unten) beschlossen dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer einstimmig den Leitantrag„Flächenverbrauch stoppen – Zukunftsfähigkeit sichern“. In ihmwird darauf hingewiesen, dass derzeit in Hessen täglich 5–6 HektarFläche versiegelt werden (das entspricht im Jahr etwa einer Flächevon 3.000 Fußballfeldern). Zur drastischen Reduktion des Flächen-verbrauchs forderten die Delegierten zukunftsfähige Lösungsstrate-gien, die natur- und sozialverträglich sind, zum Beispiel die Sanie-rung von Gebäuden an Stelle von Neubauten.

Im Mittelpunkt der inhaltlichen Arbeit stand 2005 wiederum dergeplante Ausbau des Frankfurter Flughafens. Im Rahmen desPlanfeststellungsverfahrens rief der BUND alle Betroffenen zuEinwendungen auf, um ihre Ansprüche bezüglich gesundheitlicherAspekte und der Wertminderung ihrer Immobilie zu wahren. Am14. März 2005 wurde die 458-seitige Stellungnahme des BUNDHessen fristgerecht beim Regierungspräsidium Darmstadt einge-reicht. In ihr wurden zahlreiche gravierende Planungsdefizite wieunzureichende Alternativprüfungen und Umweltkonflikte wie daserhöhte Vogelschlagrisiko und die steigende Luft- und Lärmbela-stung angeführt. Der zentrale Kritikpunkt betraf den geplantenStandort für die Landebahn Nordwest im Kelsterbacher Wald. Dortsind neben zahlreichen Tier- und Pflanzenarten sechs europäischeSchutzgebiete, darunter auch ein „artenreicher Borstgrasrasen“,gefunden worden, der nach den Bestimmungen der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie der EU (FFH-Richtlinie) als sogenannter „prioritä-rer Lebensraum“ eingestuft werden muss.Einen knappen Monat später, am 9. April 2005, führten die Landes-delegierten im Rahmen der in Kelsterbach stattfindenden Landes-delegiertenversammlung eine Kundgebung gegen den Flughafen-ausbau durch, um öffentlichkeitswirksam den Standpunkt des BUNDzu unterstreichen.

22005

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43

Während der Landesdelegiertenversammlung am 18. März 2006wurde ein neuer Vorstand gewählt. Stephan Henrich aus Heuchel-heim und Peter Hansen aus Frankfurt traten nicht wieder zur Wahlan und wurden mit Applaus verabschiedet. Wiedergewählt wurdenals gleichberechtigte Landesvorstandssprecher Brigitte Martin ausDarmstadt, Otto Löwer aus Kassel, Jörg Nitsch aus Obertshausen,Dirk Teßmer aus Heuchelheim und Herwig Winter aus Mörlenbach.Als Schatzmeister wurde Martin Stichel aus Hasselroth wiederge-wählt. Vertreter des Fachrates im Landesvorstand ist Prof. LutzKatzschner aus Kassel. Die BUNDjugend wird durch Rabea Lou Stein-brink vertreten. Neu in den Landesvorstand gewählt wurdenDr. Claudia Weiand aus Königstein und Hermann Maxeiner ausHünfelden.

2006

Vorne: Dr. ClaudiaWeiand, Jörg Nitsch,Brigitte Martin.Hinten: HermannMaxeiner, MartinStichel, Otto Löwer,Dirk Teßmer, HerwigWinter.Nicht auf dem Foto:Prof. LutzKatzschner, RabeaLou Steinbrink(BUNDjugend).Foto: Julia Beltz.

Und so sieht`s 2006 beim BUND Hessen aus: Es gibt ca. 21.000Unterstützer in 23 Kreis- und 110 Ortsverbänden, die sich flächen-deckend über Hessen verteilen. Wie der BUND Hessen gegliedert ist,zeigt das Schaubild im Kapitel „Struktur des BUND Hessen“.

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2005siert werden. Etliche Ortsverbände griffen das Thema auf, führtenSchmetterlingstage, -Monitoring sowie weitere Aktionen mit vielFreude an den wunderbaren Geschöpfen durch. „Abenteuer Schmet-terling“ fand so großen Anklang, dass die Aktivitäten 2006 fortge-setzt wurden.

Seit 2005 führt die BUNDjugend Hessen in Kooperation mit derNaturfreundejugend Hessen und Attac Frankfurt den globalisie-rungskritischen Stadtrundgang in Frankfurt durch. Die Führungenrichten sich an Schulklassen und sollen die Schülerinnen und Schülerzur Reflexion des eigenen Konsumverhaltens anregen, indem sie dieAuswirkungen der Produktion von Konsumgütern auf Umwelt undLebensbedingungen der Menschen in der ganzen Welt aufzeigen.Anfang 2006 wurde das Projekt mit dem Umweltpreis der Irene undCarl Scherrer Stiftung ausgezeichnet. Ebenfalls anerkannt ist es alsoffizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwick-lung“.

Bei einer BUND-Exkursion beobachtenKinder ein Widderchen auf einer Acker-witwenblume.Fotos: Claudia Weiand.

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2006

45

Anlässlich des 20. Jahrestages der Atomkatastrophe in Tscherno-byl am 26. April 2006 rief der BUND Hessen gemeinsam mit anderenOrganisationen zur Demonstration „AtomKraftWaffen Abschaffen“in Biblis auf. Die Katastrophe hatte in erschreckender Weise gezeigt,dass die Atomkraft unbeherrschbar ist. Die Reaktorblöcke Biblis Aund B werden als einzige deutsche Atomkraftwerke ohne externeNotstandswarte betrieben und sie bieten keinen ausreichenden Schutzgegen Terrorangriffe mit Passagierflugzeugen. Daher sprach sichVorstandssprecher Herwig Winter unter großem Beifall der Demon-strierenden gegen die von Roland Koch geforderte Laufzeitverlän-gerung für das AKW Biblis aus. Der Sofortausstieg und die Energie-wende hin zu Erneuerbarer Energie und mehr Effizienz sei das Gebotder Stunde. Die Aktiven der BUNDjugend sorgten für Aufsehen,indem sie in „Strahlenschutzanzügen“ „Castorbehälter“ in Formbemalter Pappkartons zurück zum Erzeuger des Atommülls trugen.Außerdem konnten sich die Demonstrationsteilnehmerinnen und-teilnehmer mit alternativen Energiebällchen bei der BUNDjugendstärken.

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2006Vom 12. September 2005 bis 27. März 2006 fand der Erörterungs-termin für die geplante Nordwest-Landebahn des FrankfurterFlughafens statt, zu dem über 127.000 Einwendungen von Bürgern,Kommunen und Verbänden vorlagen. Der BUND Hessen nahm mitmehreren Vertretern teil und informierte die Öffentlichkeit regel-mäßig über den Ablauf der Veranstaltung. Der Landesvorstandbewertete den Erörterungstermin nach Abschluss als Erfolg für dieEinwenderseite. Die zahlreichen und massiven Defizite in den zentra-len Gutachten führten dazu, dass die überarbeiteten Planunterlagenerneut ausgelegt werden müssen.Erfolg für den BUND auch beim Bundesverwaltungsgericht: DasGericht bestätigte am 6. Dezember 2006 die Auffassung des BUND,dass er bei der Planung der drei Jahre zuvor genehmigten CCT-Halleangehört hätte werden müssen.

Am 1. April 2006 führte der Arbeitskreis Energie seinen drittenWorkshop durch, diesmal zum Thema „Solarthermie“, nachdem2004 bereits ein Workshop zum Thema „Strom“ und 2005 eineVeranstaltung zum Thema „Energie aus Biomasse“ mit großem Erfolgstattgefunden hatten.

Demonstration in Biblis: auf dem Weg zum AKW. Foto: BUNDjugend.

Die BUNDjugend vor dem Werkstor des AKW Biblis. Foto: BUNDjugend.

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Ausblick

Nun, das waren die ersten 30 Jahre BUND Hessen. Viel Engagement,viel Arbeit, viele Erfolge, aber auch etliche Misserfolge. Misserfolgeleider gerade bei den „großen“ Themen wie Ausstieg aus derAtomenergie – das AKW Biblis hängt noch immer am Netz. Dennochist es wichtig, auch bei diesen Themen weiter am Ball zu bleiben.Man stelle sich nur vor, wo wir heute ständen, wenn der BUND undandere Umweltschutzorganisationen nicht zäh und beharrlich dieBelange der Natur und damit auch der Gesundheit der Menschenverfolgten. NUKEM und ALKEM arbeiteten noch und in Nordhessenstände wahrscheinlich eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage.

Auf anderen Gebieten gab es wichtige Erfolge: Die Luft- und Gewäs-serqualität in Hessen wurde deutlich verbessert – wenn es auch hiernoch einiges zu tun gibt. Mit dem Kellerwald wurde endlich einBuchenwald-Nationalpark in Hessen eingerichtet, die Gruben Messelund Mainflingen-Mainhausen konnten für Natur und Wissenschaftgerettet werden. Und die Erfolge im „Kleinen“ sind ebenfalls hoch

2007

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Struktur des BUND Hessen

Was bringt die Zukunft? Für diesen heimlichen Jäger vielleicht bessere Überlebenschancen – das BUND-„Rettungsnetz für die Wildkatze“ wird dabei helfen. Foto: Thomas Stephan.

17.00016.00015.000

14.00013.00012.00011.00010.0009.0008.0007.0006.0005.0004.0003.0002.0001.000

0

18.00019.00020.00021.00022.00023.000

19821983

19841985

19861987

19881989

19901991

19921993

19941995

19961997

19981999

20002001

20021981 2003

20042005

2006

Landesgeschäftsstelle(Mitarbeiter eingestellt durch Landesvorstand)

Landesdelegiertenversammlung(Delegierte aus Orts- und Kreisverbänden)

BUNDjugend(Mitgliedsalter bis 25 Jahre)

Landesjugendleitung(entsendet 1 Vertreter in den Landesvorstand)

110 OrtsverbändeArbeitskreise

Jugendvollversammlung

23 Kreisverbände

Landesvorstand5--7 Vorstandssprecher

1 Schatzmeiser1 Fachratssprecher

1 Vertreter der BUNDjugend

Landesrat(Kreisverbandsvorsitzende)

Fachrat(Sprecher der Arbeitskreise)

BUND Hessen

wählt

wählt

hauptamtlicherBereich

Mitglieder

Förderer

ehrenamtlicherBereich

Mitglieder und Förderer des BUND Hessen

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einzuschätzen: zum Beispiel in der Rhön die Erhaltung von Gebietenmit besonderen Pflanzengesellschaften, die von den „BUND“-Schafenbeweidet werden, oder auch die renaturierte Nidda. Die „Wildnis“,von der Hubert Weinzierl schon vor vielen Jahren sprach, liegt auchin diesen vermeintlich kleinen Dingen und ist als „Frei“-Raum fürMensch und Natur so ungemein wichtig.

Und was steht an für die nächsten Jahre? Arbeit gegen das bereitsgenannte AKW Biblis, den Ausbau des Frankfurter Flughafens, fürWildkatze und Luchs und viele kleine und größere Projekte. Nicht zuvergessen die tatkräftige Arbeit der BUND-Aktiven vor Ort, die auchweiterhin Streuobstwiesen pflegen, Pony-Freizeiten für Kinder undvieles andere organisieren und damit ihr Engagement für die Umweltund ihre Freude an der Natur zum Ausdruck bringen. Ebenso wichtigwird es sein, dass der BUND als kritischer Beobachter und Mahnerweiter den Umwelt- und Naturschutzgedanken in Wirtschaft, Politikund zu den Menschen bringt. Hier ist besonders an die Weiterent-wicklung von bereits in den letzten Jahren entwickelten Instrumen-ten zu denken: Nutzung der neuen Medien, Zusammenarbeit mitökologisch arbeitenden Firmen und Einbindung der ökonomischenMacht der Verbraucher, z.B. gegen Gentechnik in landwirtschaftli-chen Produkten und Lebensmitteln. Im umweltpolitischen Zusam-menhang wird es auch eine wichtige Rolle spielen, immer wiederdarauf hinzuweisen, dass Umweltschutz in Hessen (und anderswo)nicht – wie aus kurzfristigem Denken heraus immer noch behauptetwird - Arbeitsplätze gefährdet, sondern durch seine Zukunftsfähig-keit per saldo Arbeitsplätze schafft.

Alles in allem: Es gibt noch viel zu tun. Natur- und Umweltschutzsind heute so wichtig und aktuell wie vor 30 Jahren. Deshalb:

Auf die nächsten 30 Jahre BUND Hessen!

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11

1976

30

Bund fürUmwelt undNaturschutzDeutschlandCh

roni

k

1976 2006

F R E U N D E D E R E R D E

30Jahre BUND Hessen

F R E U N D E D E R E R D E

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Hessen e.V.

Triftstrasse 47, 60528 FrankfurtTel. 0 69 - 67 73 76 0 Fax 0 69 - 67 73 76 20

eMail: [email protected]: www.bund-hessen.de

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Impressum

Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Hessen e.V.Dezember 2006Text: Regine Müller unter Mitarbeit von Jörg Nitsch, Michael Rothkegel und Sabine Wolters (BUNDjugend)Gestaltung: Julia BeltzDruck: