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Das Ostpreußenblatt Nr. 47 – 22. November 2008 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt N och vor wenigen Wochen zeigte sich die Bundesregi- rung überraschend handlungs- fähig. Trotz des herannahen- den großen Wahljahres 2009 arbeiteten Regierungsmitglie- der unterschiedlicher Couleur nicht nur bei der Abwehr der Bankenkrise gut zusammen. Auch bei den schwierigen The- men Erbschaftsteuer, BKA-Ge- setz und Bundeswehreinsätze im Inneren gelangen Kompro- misse in der Großen Koalition. Diese Entscheidungsfreude war ein bemerkenswertes Signal staatspolitischer Verantwor- tung angesichts wachsender Herausforderungen und durch- aus auch ein Beitrag gegen die Politikverdrossenheit im Lande. Kurzfristig schien es sogar möglich, daß verbliebene Pro- jekte der Großen Koalition wie die ja keineswegs endgültig abgesagte Bahnreform und die Neuordnung der Finanzbezie- hungen von Bund und Ländern noch gelingen könnten. Gera- de letztere wäre von enormem Wert in einer Zeit, in der der Haushaltsausgleich binnen we- niger Monate einen Kurssturz von einem der höchsten Ziele der Regierung zur Sünde wider die Konjunktur erlitten hat. Doch in kürzester Zeit hat sich das Bild wieder gedreht. BKA-Reform und neue Einsatz- möglichkeiten für die Bundes- wehr gegen Terror im Inneren hängen in den Minenfeldern SPD-interner Konflikte fest. Wie sehr die Blicke auf die Wahlen gerichtet sind, hat Frank-Walter Steinmeier (SPD) gezeigt: Der sonst duchaus aufs Protokoll bedachte Außenminister empfing eine Delegation von Opel-Betriebs- räten – im Auswärtigen Amt! Der Vorgang ist ziemlich ein- malig und gibt einen Vorge- schmack auf den Stil, auf den wir uns in den kommenden Monaten einstellen müssen. KONRAD BADENHEUER: Verdruß Der Abschwung ist da Die Finanzkrise hat die Realwirtschaft erreicht – Opel als exemplarischer Fall Schneller als erwartet ist aus der Bankenkrise eine Rezession gewor- den. Die Probleme des Autobauers Opel zeigen, wie verwundbar die deutsche Wirtschaft und wie schwierig Abhilfe zu schaffen ist. Am Ende spielte die Kanzlerin auf Zeit. Sie lobte das Gespräch im Kanzleramt mit den Opel-Ma- nagement als „sehr konstruktiv“, legte sich aber nicht fest. „Bis Weihnachten“ sei zu entscheiden, ob und wie der Staat der 100pro- zentigen Tochter des US-Kon- zerns General Motors helfen kön- ne. Jedenfalls müsse sicherge- stellt sein, daß Staatshilfen nicht an die US-amerikanische Mutter fließen. So hatten sich die Opel-Mana- ger das Ergebnis ihres Bittgangs um eine Bürgschaft von gut einer Milliarde Euro wohl kaum vorge- stellt, auch wenn sie versicherten, das Unternehmen wolle sich nur für die „allerschlechtesten Bedi- nungen“ – im Klartext: für den Fall der Pleite von General Motors – absichern. Der Fall Opel (mehr dazu auf Seite 7) zeigt exemplarisch, wel- che Schwierigkei- ten die Finanzkri- se für Deutsch- land mit sich bringt, auf wel- chen Wegen aus der Bankenkrise in wenigen Wo- chen eine Rezession wurde und wie schwierig wirksame Gegen- maßnahmen sind. Zunächst war Deutschland von der US-Hypothekenkrise ja viel weniger betroffen als etwa Groß- britannien, die Schweiz oder auch Spanien. Deutsche Immobilien waren moderat bewertet und un- ser Bankensystem ist anders auf- gebaut. Nur wo deutsche Institute selber „mitgezockt“ hatten, sind auch Verluste entstanden. Und doch kann Deutschland sich der rapiden Abkühlung der Weltwirtschaft nicht entziehen. 40 Prozent der deutschen Wirt- schaftsleistung gehen in den Ex- port. Wenn im Ausland die Nachfrage schwä- chelt, schlägt das direkt auf die deutsche Kon- junktur durch. Daß bei schlechte- ren Aussichten die Verbraucher zunächst große Anschaffungen al- so vor allem Autokäufe verschie- ben, ist klar. Gerade in der Kfz- Branche ersetzt also auch die Binnennachfrage nicht den ohne- hin kräftig eingebrochenen Export. Vor einer Sonderhilfe für Opel müssen allerdings viele Fragen geklärt werden: Wie genau soll si- chergestellt werden, daß die Mittel im Falle einer GM-Pleite nicht in die Konkursmasse nach Detroit fließen? Wie ist zu verhin- dern, daß andere Autobauer durch ein „Notopfer Opel“ zusätz- liche Probleme bekommen? Plei- ten – so schmerzlich sie sind – haben ja auch den sinnvollen Ef- fekt, daß die Nachfrage zu überle- benden Wettbewerbern wandert, die dadurch gestärkt werden. Und wenn den Autobauern geholfen wird, welche Branche hält als nächste die Hand auf? Skeptiker vermuten, daß es auf diese Fragen gar keine Antwort gibt und Merkels „Hinweis auf den Weihnachtsmann“ ein höfli- ches „Nein“ war. Mögliche Hilfen hätten dann nur noch den Zweck, nach einer GM-Pleite die deut- schen Standorte vor der Schlie- ßung zu bewahren. K.B. Blochers Rückkehr Schweiz: Nationalkonservative Ideen gefragt I n linken Kreisen gilt er als der „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe- stand eidgenössischer Unabhän- gigkeit und Neutralität: Christoph Blocher, 68jähriger Repräsentant der konservativen Schweizer Volkspartei (SVP). Nach vierjähri- ger Amtszeit als Bundesrat (Mini- ster) war er 2007 trotz eines klaren Wahlsieges nicht wieder in die All- parteienregierung gewählt worden, ein Novum in der Schweizer Kon- kordanzdemokratie. Erbost verließ die SVP das Kabinett. Zwei andere SVP-Politiker, Eveline Widmer- Schlumpf und Samuel Schmid, blieben jedoch in der Regierung; ihr Kantonalverband aus Graubün- den spaltete sich als Bürgerlich- Demokratische Partei (BDP) ab. Nach einer Affäre um die Fehlbe- setzung des Armeechefpostens mußte Schmid nun seinen Rück- tritt einreichen, als Nachfolgekan- didaten benannte die Zürcher SVP Christoph Blocher. Die Bewerbung gilt als nicht aus- sichtslos, da angesichts der globa- len Finanz- und Wirtschaftskrise nationalkonservative Positionen derzeit in der Schweiz gefragt sind. Hinzu kommt, daß Blocher sich bei der Abwehr massiver steuerpoliti- scher Forderungen der EU, speziell Deutschlands, hervortut und damit in der Bevölkerung auf breite Zu- stimmung stößt. Ob der Druck allerdings stark genug ist, um Sozi- aldemokraten, Freiheitliche und die Bündner SVP-Rebellen von ih- rem strikten Anti-Blocher-Kurs ab- zubringen, ist noch offen. H.J.M. Logik der Vernunft Wenig Ergebnisse beim EU-Rußland-Gipfel V or Beginn des EU-Rußland- Gipfels, der Ende vergangener Woche in Nizza stattfand, hatte Rußlands Premier Wladimir Putin den Bau der Ostsee-Pipeline zur Disposition gestellt. Er kündigte an, wenn die EU den Bau der Pipe- line verzögere, werde Moskau stattdessen Ver- flüssigungswerke für Gas bauen und teureres Flüs- siggas liefern. Die Inbetriebnahme ist für 2011 geplant. Putin lenkte damit die Verhand- lungen auf einen Kernpunkt der Beziehungen: die Sicherheit der Energielieferungen. Auslöser für Putins Haltung ist die Forderung einiger EU-Abgeordneter, neue Untersuchungen über die Umwelt- belastungen durch die Ostsee-Pi- peline durchzuführen. Die Wieder- aufnahme der Verhandlungen folg- te der Vernunft, da beide Seiten in einem Abhängigkeitsverhältnis zu- einander stehen. Der Gipfel verlief für Rußland enttäuschend, da lediglich die ge- genseitige Bereit- schaft zur Zu- sammenarbeit bekräftigt und die Durchführung zukünftiger Gipfel- treffen sowie eine Neuauflage des Partnerschaftsabkommens be- schlossen wurden. Offen blieb der Streitpunkt Georgienkonflikt. Von dessen Regulierung könnten die zukünftigen Beziehungen der EU und Rußlands in hohem Maße ab- hängen. MRK Linkes Lager schwächelt In Hessen können CDU und FDP einen Erfolg erwarten Deutschland 5 DIESE WOCHE Ein Wirrwarrr unübersichtlicher Angebote Gesundheitsreform sollte mehr Transparenz schaffen Aktuell 2 Geschäfte mit Leichenteilen Problematische »Gewebe- spende« – Angehörige sind oft kaum informiert Hintergrund 4 Das letzte von vier Königreichen Demokratie soll Bhutan voranbringen Ausland 6 »Homestory« des Reformators Archäologen sind dem Privatleben Martin Luthers auf der Spur Kultur Vielfacher Übermacht standgehalten Die deutsche Schutztruppe in Ostafrika streckte 1918 erst nach dem Waffenstillstand von Compiègne die Waffen Geschichte 10 Gefährliche Kuschel-Justiz Gewalt in Berliner Bussen: Fahrer selber schuld an Übergriffen? Preußen / Berlin 3 9 Gedenkkultur Volkstrauertag völkerverbindend begangen M it Veranstaltungen, Gedenk- stunden und Mahnwachen ist am vergangenen Volkstrauer- sonntag der Opfer von Weltkrie- gen, Gewaltherrschaft und Vertrei- bung gedacht worden. Bundesprä- sident Horst Köhler erinnerte beim zentralen Toten- gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 90 Jahren. Als Ausdruck einer europäischen Gedenkkultur waren der Präsident des Europäischen Parlamentes Hans-Gert Pöttering und als Hauptredner der luxem- burgische Regierungschef Jean- Claude Juncker anwesend. In Vorpommern gedachte der Volksbund Deutsche Kriegsgräber- fürsorge auf dem Golm der dort begrabenen 23000 Menschen, von denen die meisten im März 1945 bei einem grausamen Luftangriff auf die mit Flüchtlingen überfüllte Hafenstadt Swinemünde starben. In Baden-Württemberg hielt im Neuen Schloß in Stuttgart General- major a. D. Bert- hold Maria Schenk Graf von Stauffenberg, Sohn des hinge- richteten Hitler- Attentäters, die Gedenkrede. Hier- an nahmen auch ehemalige Solda- ten aus Frankreich und der Ukrai- ne teil. Man gedenke all der Opfer, die ein unmenschliches Schicksal in einen Krieg gezwungen habe, der über Europa unsägliches Leid gebracht habe, sagte der 74jährige Graf Stauffenberg. HEB Hilfen für Opel womöglich erst nach einer GM-Pleite Moskau hat mehr erwartet Kranzniederlegung in Swinemünde D Du un nk kl le e W Wo ol lk ke en n: : S Se el lb bs st t d da as s G Ge ed de en nk ke en n a am m T To ot te en ns so on nn nt ta ag g w wi ir rd d v vo on n s sc ch hl le ec ch ht te en n N Na ac ch hr ri ic ch ht te en n a au us s d de er r G Ge eg ge en nw wa ar rt t ü üb be er rl la ag ge er rt t. . Bild: pa

2 3 4 Der Abschwung ist da - Preussische Allgemeine Zeitung · „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer

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Page 1: 2 3 4 Der Abschwung ist da - Preussische Allgemeine Zeitung · „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer

Das OstpreußenblattNr. 47 – 22. November 2008 UNABHÄNGIGE WOCHENZE ITUNG FÜR DEUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Noch vor wenigen Wochenzeigte sich die Bundesregi-

rung überraschend handlungs-fähig. Trotz des herannahen-den großen Wahljahres 2009arbeiteten Regierungsmitglie-der unterschiedlicher Couleurnicht nur bei der Abwehr derBankenkrise gut zusammen.Auch bei den schwierigen The-men Erbschaftsteuer, BKA-Ge-setz und Bundeswehreinsätzeim Inneren gelangen Kompro-misse in der Großen Koalition.Diese Entscheidungsfreude warein bemerkenswertes Signalstaatspolitischer Verantwor-tung angesichts wachsenderHerausforderungen und durch-aus auch ein Beitrag gegen diePolitikverdrossenheit im Lande.

Kurzfristig schien es sogarmöglich, daß verbliebene Pro-jekte der Großen Koalition wiedie ja keineswegs endgültigabgesagte Bahnreform und dieNeuordnung der Finanzbezie-hungen von Bund und Ländernnoch gelingen könnten. Gera-de letztere wäre von enormemWert in einer Zeit, in der derHaushaltsausgleich binnen we-niger Monate einen Kurssturzvon einem der höchsten Zieleder Regierung zur Sünde widerdie Konjunktur erlitten hat.

Doch in kürzester Zeit hatsich das Bild wieder gedreht.BKA-Reform und neue Einsatz-möglichkeiten für die Bundes-wehr gegen Terror im Innerenhängen in den MinenfeldernSPD-interner Konflikte fest.Wie sehr die Blicke auf dieWahlen gerichtet sind, hatFrank-Walter Steinmeier (SPD)gezeigt: Der sonst duchausaufs Protokoll bedachteAußenminister empfing eineDelegation von Opel-Betriebs-räten – im Auswärtigen Amt!Der Vorgang ist ziemlich ein-malig und gibt einen Vorge-schmack auf den Stil, auf denwir uns in den kommendenMonaten einstellen müssen.

KONRAD BADENHEUER:

Verdruß

Der Abschwung ist daDie Finanzkrise hat die Realwirtschaft erreicht – Opel als exemplarischer Fall

Schneller als erwartet ist aus derBankenkrise eine Rezession gewor-den. Die Probleme des AutobauersOpel zeigen, wie verwundbar diedeutsche Wirtschaft und wieschwierig Abhilfe zu schaffen ist.

Am Ende spielte die Kanzlerinauf Zeit. Sie lobte das Gesprächim Kanzleramt mit den Opel-Ma-nagement als „sehr konstruktiv“,legte sich aber nicht fest. „BisWeihnachten“ sei zu entscheiden,ob und wie der Staat der 100pro-zentigen Tochter des US-Kon-zerns General Motors helfen kön-ne. Jedenfalls müsse sicherge-stellt sein, daß Staatshilfen nichtan die US-amerikanische Mutterfließen.

So hatten sich die Opel-Mana-ger das Ergebnis ihres Bittgangsum eine Bürgschaft von gut einerMilliarde Euro wohl kaum vorge-stellt, auch wenn sie versicherten,

das Unternehmen wolle sich nurfür die „allerschlechtesten Bedi-nungen“ – im Klartext: für denFall der Pleite von General Motors– absichern.

Der Fall Opel (mehr dazu aufSeite 7) zeigt exemplarisch, wel-che Schwierigkei-ten die Finanzkri-se für Deutsch-land mit sichbringt, auf wel-chen Wegen ausder Bankenkrisein wenigen Wo-chen eine Rezession wurde undwie schwierig wirksame Gegen-maßnahmen sind.

Zunächst war Deutschland vonder US-Hypothekenkrise ja vielweniger betroffen als etwa Groß-britannien, die Schweiz oder auchSpanien. Deutsche Immobilienwaren moderat bewertet und un-ser Bankensystem ist anders auf-

gebaut. Nur wo deutsche Instituteselber „mitgezockt“ hatten, sindauch Verluste entstanden.

Und doch kann Deutschlandsich der rapiden Abkühlung derWeltwirtschaft nicht entziehen. 40Prozent der deutschen Wirt-

schaftsleistunggehen in den Ex-port. Wenn imAusland dieNachfrage schwä-chelt, schlägt dasdirekt auf diedeutsche Kon-

junktur durch. Daß bei schlechte-ren Aussichten die Verbraucherzunächst große Anschaffungen al-so vor allem Autokäufe verschie-ben, ist klar. Gerade in der Kfz-Branche ersetzt also auch dieBinnennachfrage nicht den ohne-hin kräftig eingebrochenen Export.

Vor einer Sonderhilfe für Opelmüssen allerdings viele Fragen

geklärt werden: Wie genau soll si-chergestellt werden, daß dieMittel im Falle einer GM-Pleitenicht in die Konkursmasse nachDetroit fließen? Wie ist zu verhin-dern, daß andere Autobauerdurch ein „Notopfer Opel“ zusätz-liche Probleme bekommen? Plei-ten – so schmerzlich sie sind –haben ja auch den sinnvollen Ef-fekt, daß die Nachfrage zu überle-benden Wettbewerbern wandert,die dadurch gestärkt werden. Undwenn den Autobauern geholfenwird, welche Branche hält alsnächste die Hand auf?

Skeptiker vermuten, daß es aufdiese Fragen gar keine Antwortgibt und Merkels „Hinweis aufden Weihnachtsmann“ ein höfli-ches „Nein“ war. Mögliche Hilfenhätten dann nur noch den Zweck,nach einer GM-Pleite die deut-schen Standorte vor der Schlie-ßung zu bewahren. K.B.

Blochers RückkehrSchweiz: Nationalkonservative Ideen gefragt

In linken Kreisen gilt er als der„Jörg Haider“ der Schweiz, seine

Anhänger hingegen verbinden mitihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer Unabhän-gigkeit und Neutralität: ChristophBlocher, 68jähriger Repräsentantder konservativen SchweizerVolkspartei (SVP). Nach vierjähri-ger Amtszeit als Bundesrat (Mini-ster) war er 2007 trotz eines klarenWahlsieges nicht wieder in die All-parteienregierung gewählt worden,ein Novum in der Schweizer Kon-kordanzdemokratie. Erbost verließdie SVP das Kabinett. Zwei andereSVP-Politiker, Eveline Widmer-Schlumpf und Samuel Schmid,blieben jedoch in der Regierung;ihr Kantonalverband aus Graubün-den spaltete sich als Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) ab.

Nach einer Affäre um die Fehlbe-setzung des Armeechefpostensmußte Schmid nun seinen Rück-tritt einreichen, als Nachfolgekan-didaten benannte die Zürcher SVPChristoph Blocher.

Die Bewerbung gilt als nicht aus-sichtslos, da angesichts der globa-len Finanz- und Wirtschaftskrisenationalkonservative Positionenderzeit in der Schweiz gefragt sind.Hinzu kommt, daß Blocher sich beider Abwehr massiver steuerpoliti-scher Forderungen der EU, speziellDeutschlands, hervortut und damitin der Bevölkerung auf breite Zu-stimmung stößt. Ob der Druckallerdings stark genug ist, um Sozi-aldemokraten, Freiheitliche unddie Bündner SVP-Rebellen von ih-rem strikten Anti-Blocher-Kurs ab-zubringen, ist noch offen. H.J.M.

Logik der VernunftWenig Ergebnisse beim EU-Rußland-Gipfel

Vor Beginn des EU-Rußland-Gipfels, der Ende vergangener

Woche in Nizza stattfand, hatteRußlands Premier Wladimir Putinden Bau der Ostsee-Pipeline zurDisposition gestellt. Er kündigtean, wenn die EU den Bau der Pipe-line verzögere,werde Moskaustattdessen Ver-flüssigungswerkefür Gas bauenund teureres Flüs-siggas liefern. Die Inbetriebnahmeist für 2011 geplant.

Putin lenkte damit die Verhand-lungen auf einen Kernpunkt derBeziehungen: die Sicherheit derEnergielieferungen. Auslöser fürPutins Haltung ist die Forderungeiniger EU-Abgeordneter, neueUntersuchungen über die Umwelt-

belastungen durch die Ostsee-Pi-peline durchzuführen. Die Wieder-aufnahme der Verhandlungen folg-te der Vernunft, da beide Seiten ineinem Abhängigkeitsverhältnis zu-einander stehen.

Der Gipfel verlief für Rußlandenttäuschend, dalediglich die ge-genseitige Bereit-schaft zur Zu-sammenarbe i tbekräftigt und die

Durchführung zukünftiger Gipfel-treffen sowie eine Neuauflage desPartnerschaftsabkommens be-schlossen wurden. Offen blieb derStreitpunkt Georgienkonflikt. Vondessen Regulierung könnten diezukünftigen Beziehungen der EUund Rußlands in hohem Maße ab-hängen. MRK

Linkes LagerschwächeltIn Hessen können CDU undFDP einen Erfolg erwarten

Deutschland

5

DIESE WOCHE

Ein Wirrwarrrunübersichtlicher AngeboteGesundheitsreform solltemehr Transparenz schaffen

Aktuell

2

Geschäfte mit LeichenteilenProblematische »Gewebe-spende« – Angehörigesind oft kaum informiert

Hintergrund

4

Das letzte vonvier KönigreichenDemokratie soll Bhutanvoranbringen

Ausland

6

»Homestory« des ReformatorsArchäologen sind demPrivatleben MartinLuthers auf der Spur

Kultur

Vielfacher ÜbermachtstandgehaltenDie deutsche Schutztruppe inOstafrika streckte 1918 erstnach dem Waffenstillstandvon Compiègne die Waffen

Geschichte

10

Gefährliche Kuschel-JustizGewalt in BerlinerBussen: Fahrer selberschuld an Übergriffen?

Preußen / Berlin

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GedenkkulturVolkstrauertag völkerverbindend begangen

Mit Veranstaltungen, Gedenk-stunden und Mahnwachen

ist am vergangenen Volkstrauer-sonntag der Opfer von Weltkrie-gen, Gewaltherrschaft und Vertrei-bung gedacht worden. Bundesprä-sident Horst Köhler erinnerte beimzentralen Toten-gedenken an dasEnde des ErstenWeltkrieges vor90 Jahren. AlsAusdruck einereuropäischen Gedenkkultur warender Präsident des EuropäischenParlamentes Hans-Gert Pötteringund als Hauptredner der luxem-burgische Regierungschef Jean-Claude Juncker anwesend.

In Vorpommern gedachte derVolksbund Deutsche Kriegsgräber-fürsorge auf dem Golm der dort

begrabenen 23000 Menschen, vondenen die meisten im März 1945bei einem grausamen Luftangriffauf die mit Flüchtlingen überfüllteHafenstadt Swinemünde starben.

In Baden-Württemberg hielt imNeuen Schloß in Stuttgart General-

major a. D. Bert-hold MariaSchenk Graf vonS t a u f f e n b e r g ,Sohn des hinge-richteten Hitler-

Attentäters, die Gedenkrede. Hier-an nahmen auch ehemalige Solda-ten aus Frankreich und der Ukrai-ne teil. Man gedenke all der Opfer,die ein unmenschliches Schicksalin einen Krieg gezwungen habe,der über Europa unsägliches Leidgebracht habe, sagte der 74jährigeGraf Stauffenberg. HEB

Hilfen für Opelwomöglich erst nach

einer GM-Pleite

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Page 2: 2 3 4 Der Abschwung ist da - Preussische Allgemeine Zeitung · „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer

AKT U E L L2 Nr. 47 – 22. November 2008

MELDUNGEN

Entführtes Kindist in Polen

Düsseldorf – Der Fall der Entfüh-rung des neunjährigen Moritz am24. Oktober auf offener Straße inDüsseldorf hat eine überraschen-de Wendung genommen. DieMutter des Entführten, Beata P.,die nach der Trennung von ihremdeutschen Mann das Sorgerechtfür ihren Sohn verloren hatte, tratim polnischen Staatsfernsehenauf und gab auch der Zeitung„Rzeczpospolita“ ein Interview, indem sie sich zu der Tat bekannte:„Es war die einzige Chance, ihnwiederzusehen.“ Während BeataP. in Deutschland zur Fahndungausgeschrieben wurde, findet ihreTat laut einem Bericht der „FAZ“in Polen viel Zustimmung. Diekonservative Presse habe Beata P.zum „Star der Stunde“ gemacht.In Polen wird deutschen Jugend-ämtern eine Politik der Zwangs-germanisierung vorgeworfen, weildiese ausländischen Eltern in Ein-zelfällen bei beaufsichtigten Be-gegnungen den Gebrauch derdeutschen Sprache vorschreiben,falls Mißbrauch oder Entführun-gen drohen. PAZ

Die Schulden-Uhr:

Ohne Sinnund Verstand

Der Haushaltsausschuß desBundestages wurde bei sei-

nen Beratungen für einen Haus-haltsentwurf für das Jahr 2009von allen Seiten bestürmt. „Mitdem Verweis auf die Finanzkrisefordert jeder Kollege für seinenBereich mehr Geld – teilweiseohne jeden Sinn und Verstand“,beklagte der haushaltspolitischeSprecher der UnionsfraktionSteffen Kampeter. Das Parlamentwerde ständig mit unabge-stimmten Plänen konfrontiert,die den Etat belasten, deren Ef-fektivität aber fraglich sei, soKampeter. Der bisherige Haus-haltsentwurf sah für das nächsteJahr eine Neuverschuldung von10,5 Milliarden Euro vor, inzwi-schen rechnet die Regierung mit18, die Opposition mit 20 Milli-arden Euro Defizit.

1.515.401.730.038 €Vorwoche: 1.515.123.863.140 €Verschuldung pro Kopf: 18410 €€Vorwoche: 18406 €

(Dienstag, 18. November 2008, Zahlen: www.steuerzahler.de)

Kirchtürme, soweit das Auge reichtWilna wird Europäische Kulturhauptstadt 2009 – »Litauen auf der Weltkarte verorten«

Rund 120 Projekte und mehr als900 Veranstaltungen kündigt dasstädtische Kulturhauptstadtbürovon Wilna (litauisch Vilnius) fürdas kommende Jahr an. Die litaui-sche Hauptstadt trägt 2009 zusam-men mit dem österreichischen Linzden Titel EuropäischeKulturhauptstadt.

Mit einem Budgetvon umgerechnetrund 46 MillionenEuro feiert Wilna2009 die Kultur undden 1000. Jahrestagder ersten urkund-lichen ErwähnungLitauens im Jahre1009. Auf dem Pro-gramm steht nebenMusik-, Film- undTheaterfestivals die„Inszenierung derStadtgeschichte“. Da-zu gehört ein Barock-spektakel mit vielenKonzerten und ei-nem Straßenfest, aufdem die Teilnehmerin Kleidung aus derBarockzeit Kunst in-szenieren. Die Veran-stalter versprechenein Kulturhaupt-stadtjahr zum Mit-machen. Wer ein In-strument spielt oderals Sänger auftretenmöchte, kann sichzum Straßenmusikfe-stival im Frühjahr an-melden und auf denStraßen der Stadtmusizieren. ImHerbst 2009 zeigtWilna „Kunst an ungewöhnlichenOrten“. Auf Brücken, Straßen,Fried- und Bahnhöfen inszenie-ren die KulturhauptstadtmacherKunstereignisse. Eine Fotoausstel-lung füllt die Fenster von Wohn-und Bürohäusern. Tanzkurse undAusstellungen beleben die Stra-ßen. Inspiriert sind viele der Er-eignisse von der Fluxus-Bewe-gung, die die beiden Litauer Jonas

Mekas und Jurgis Maciúnas ge-gründet haben.

Großen Wert legen die Veran-stalter darauf, daß viele Ereignisseund Projekte der Stadt und ihrenBewohnern über 2009 hinaus er-halten bleiben, darunter die neue

Nationalgalerie, ein „multifunktio-nales“ Kulturzentrum und das„Druckhaus der Künste“, das un-ter anderem Werken litauischerBildhauer eine neue Heimat bie-ten wird.

„Wir wollen Litauen auf derWeltkarte verorten“, erklärt IevaPetkute, die das Kulturhauptstadt-programm mit organisiert. EinerUmfrage von 2006 zufolge kennen

42 Prozent der Europäer Litauenüberhaupt nicht. „Viele denken,wir sprechen Russisch. Mancheverlegen uns sogar nach Asienoder Afrika“, wundert sich nichtnur Petkute über die Ergebnisseder Umfrage.

Um Litauen, Wilna und das Kul-turhauptstadtprogramm bekanntzu machen, hatten die Verant-wortlichen rund 1000 Freiwilligeaus 30 Ländern als „Botschafter“gewonnen. Sie werben in ihrer je-weiligen Heimat für das bislangkaum bekannte Reiseziel. So hof-fen die Stadt und die litauischeRegierung auf drei Millionen Tou-risten im kommenden Jahr.

Zu entdecken gibt es eine Men-ge: Wilnas Altstadt zählt seit 2002zum Weltkulturerbe. Polnische Je-suiten haben ihr mit ausladendemgegenreformatorischem Barockim 16. Jahrhundert ihren Stempelaufgedrückt. An die 50 Kirchen

fast aller christlichen Konfessio-nen ragen aus der Silhouette dermit 360 Hektar größten AltstadtOsteuropas.

In Scharen bestaunen die Gästedie in frischen Pastellfarben ge-strichene, barocke Pracht der Kir-chen, die an schicken Cafés undRestaurants reiche FlaniermeilePiles-Straße, das Tor der Morgen-röte mit seiner Wallfahrtskapelle

und den vielen silbernen Votivta-feln, das klassizistische Rathaus,die Kathedrale und den Präsiden-tenpalast.

Auf den ersten Blick wirkt dieweitläufige Altstadt wie ein her-ausgeputztes Freilichtmuseum.

Wer genauer hin-sieht und -hört, fin-det in den barockenGassen die Spurenund Gotteshäuser:Polen, Litauer, Weiß-russen, Juden undRussen.

Die jungen Leuteinteressieren sich inLitauen wie überallweniger für Traditio-nen als für dieschnelle, moderneKommunikation. Miteiner Mischung ausSarkasmus und Be-geisterung berichtetzum Beispiel der20jährige Tomasüber seine Heimat-stadt in einem Blog,der immerhin 600der gut 500 000 Wil-naer abonniert ha-ben. „Am besten ge-fällt mir hier, daß ichhier geboren bin unddeshalb überallFreunde treffe“, er-zählt der jungeMann mit der ihmeigenen Ironie. Amliebsten radelt erdurch die Stadt undbeobachtet die Men-schen.

Die Stadt verän-dert sich rasant. Am

Ufer des Flusses Neris wird baldein Ufo landen. Das Guggen-heim-Museum, ein futuristi-scher, silberglänzender Bau, sollim Kulturhauptstadtjahr 2009fertig werden. Auch Wilna ist indie weltweit immer gleiche,langweilige Post-Moderne mitihren Glaspalästen und ihrenLatte-Macchiato-Cafés aufge-brochen. Robert Fishman

Ein Wirrwarr unübersichtlicher AngeboteDie Gesundheitsreform sollte für mehr Transparenz bei den Krankenkassen sorgen, nun überwiegt Verwirrung

Dieser Ausgabe liegt einÜberweisungsträger der

Treuespende e.V. bei

Jury-Entscheidzum Schloßbau

V oller Bangen sahen die ge-setzlichen Krankenkassendem 15. November entge-

gen. An diesem Tag gab dieBundesregierung bekannt, wievielGeld jede Kasse aus dem Gesund-heitsfonds erhält.

Und wie bereits von den meistenBeobachtern vermutet, profitierendie Allgemeinen Ortskranken(AOK) als einzige von dem neueingeführten morbiditätsorientier-te Risikostrukturausgleich. Dieser„Morbi-RSA“ bedeutet, daß denKassen nicht mehr nur Zahlungenje nach Alter und Geschlecht ihrerVersicherten zustehen, sondernauch 80 verschiedene chronischeKrankheiten beim Finanzausgleichder Kassen berücksichtigt werden.Die Kasse, die am meisten krankeund daher kostenintensive Versi-cherte hat, bekommt aus dem Ge-sundheitsfonds die größten Sum-men. Im Falle der AOKs sind es fürdas Jahr rund 65 Milliarden Euroder insgesamt zu verteilenden 167Milliarden. Das sind 2,4 MilliardenEuro mehr als vor Einführung derneuen Regeln des Gesundheits-fonds, was auch verständlichmacht, warum sich die AOKs alsdie einzigen gesetzlichen Kranken-kassen nicht massiv gegen die Ein-führung des Gesundheitsfonds ge-wehrt haben.

Insgesamt steigen durch die Ein-führung des Einheitsbeitrages in

Höhe von 15,5 Prozent – was fürdie meisten Versicherten eine Bei-tragserhöhung bedeutet – im Jahr2009 die Krankenkasseneinnah-men um elf Milliarden Euro. Dochder erwähnte „Morbi-RSA“ sorgtdafür, daß nur die AOKs von demneuen Finanzierungssystem profi-tieren.

Wieviel Geld jede einzelne Kasseaus dem Fonds ausgezahlt be-kommt, gilt zwar als Betriebsge-heimnis, doch jede erhält pro Ver-sicherten die Grundpauschale von185 Euro im Monat. Zu- oder Ab-schläge je nach Alter, Geschlechtund Krankheitsrisiko der eigenenVersicherten sorgen dafür, daß derwirklich ausgezahlte Betrag zwi-schen 100 und 270 Euro pro Versi-chertem variiert. Das führt dazu,

daß die Betriebskrankenkassenrechnerisch auf 1,1 Milliarde Euroverzichten müssen. Die Angestell-ten- und Ersatzkrankenkassen kön-nen über etwa 530 Millionen Euroweniger als nach altem Recht ver-fügen und die Innungskrankenkas-sen müssen mit 455 Millionen Eu-ro weniger haushalten.

Den Versicherten kann all diesinsofern egal sein, als sie, gleich-gültig bei welcher Kasse sie sind,15,5 Prozent zahlen. Mit mög-lichen Rückzahlungen von gutwirtschaftenden Krankenkassen istvorerst nicht zu rechnen, da alleerst einmal schauen müssen, wiesie bei steigenden Gesundheitsko-sten mit ihrem Budget haushaltenkönnen. Erst am vergangenenDienstag streikten bundesweit Ärz-te, Krankenschwestern und Pflegerfür weitere 6,5 Milliarden Euro. Obsie ihre Forderungen bereits fürdas Jahr 2009 durchsetzen können,wird sich in den nächsten Wochenzeigen, doch da den Krankenkas-sen bereits ihr Anteil aus dem Ge-sundheitsfonds zugeteilt wurde, istihr Spielraum für Zusagen gering.Zudem müssen sie aber auch ihrenVersicherten etwas bieten. Da derWettbewerb unter den Kranken-kassen mit Einführung des Ein-heitsbeitrages künftig nicht mehrüber den Preis möglich ist, müssensie besondere Serviceangebote bie-ten, die natürlich auch Geld kosten.Besonders die großen unter ihnen,wie die AOKs, die Barmer, Techni-ker und DAK, locken mit 24-Stun-den-Erreichbarkeit und einembreiten Filialnetz. In Zeiten vonCallcentern und E-Mail-Servicekönnen jedoch auch die Betriebs-und Innungskrankenkassen eine24stündige Erreichbarkeit garan-

tieren. Wie gut die Qualität des An-gebotes ist, kann ein Versicherterbei der Wahl seiner Kasse schwerim voraus beurteilen.

Gesundheitsministerin UllaSchmidt hatte im Rahmen ihrerReform mehr Transparenz ver-sprochen, doch das Gegenteil istder Fall. Außer der Tatsache, daß

überall ein Beitrag von 15,5 Pro-zent fällig wird, ist das Servicean-gebot derart vielfältig und unüber-sichtlich, daß ein Versicherter dieverschiedenen, teilweise aberkaum vergleichbaren Angebotegenau prüfen muß. „Die Angebots-möglichkeiten in der gesetzlichenKrankenversicherung sind so um-fassend, daß wir Ihnen hier un-möglich einen kompletten undvollständigen Überblick liefernkönnen“, bedauert Thorsten Ja-kob, Pressesprecher bei der Bar-mer. Die Krankenkassenangestell-ten tragen hier inzwischen den Ti-tel „Gesundheitsmanager“ und ha-ben neben den üblichen Verwal-tungsaufgaben noch die Beratungder Versicherten bei der Wahl ih-res individuellen Tarifes zu leisten.

Da die Barmer wie die meistenAnbieter gesundheitsbewußtesVerhalten belohnt, gibt es hierzahlreiche Möglichkeiten, Teiledes Beitrages zurückzuerhalten.Auch wer alle Vorsorgeuntersu-chungen wahrnimmt oder Teileseiner Arztrechnungen selberzahlt, bekommt am Ende des Jah-res Geld zurück.

Die DAK wirbt mit Bewegungs-und Entspannungskonzepten, dieBarmer mit „Deutschland bewegtsich“ und die KKH mit speziellenProgrammen für chronisch Kranke.Die haben zwar alle anderen inirgendeiner Form ebenfalls, dochder Unterschied zeigt sich erst imDetail – diesen herauszufinden istnun Aufgabe des Versicherten, derangesichts der Fülle an oft intran-sparenten Serviceanboten vermut-lich meistens seiner Kasse treubleiben wird. Hierauf setzen offen-bar vor allem die lange durch denniedrigen Beitrag so attraktiven Be-triebskrankenkassen. Mit Zusatz-angeboten halten sie sich derzeitnoch zurück, warten erst einmalab, wie sie mit ihrem Geld aus-kommen und wie sich die Versi-cherten verhalten. Zwar kann jedermit einer Kündigungsfrist von zweiMonaten zum Monatsende seineKasse wechseln, doch wie vielediese Möglichkeit ergreifen, wirdsich erst in den nächsten Monatenzeigen. Rebecca Bellano

AOKs profitieren als einzige vom

Gesundheitsfonds

Versicherte müssenprüfen, welche Kasseihren Bedarf deckt

UUnnbbeekkaannnntteess JJuuwweell:: WWiillnnaa ffeeiieerrtt 22000099 sseeiinnee jjaahhrrhhuunnddeerrttaallttee KKuullttuurr,, ttrroottzzddeemm iisstt ddiiee SSttaaddtt vviieelleenn kkeeiinn BBeeggrriiffff.. Bild: pa

Berlin – Kommenden Freitag wirddie Jury aus acht Architekten undsieben politisch-kulturellen Funk-tionsträgern unter 30 Eingabenden Siegerentwurf für den Wieder-aufbau des Berliner Stadtschlossesals „Humboldtforum“ bekanntge-ben. In den letzten Tagen vor demEntscheid laufen Schloßgegner,medial stark unterstützt, noch ein-mal Sturm gegen die äußere Re-konstruktion. Insbesondere die Ar-chitekten in der Jury rücken vonder vom Bundestag 2002 beschlos-senen originalgetreuen Wiederher-stellung dreier Fassaden und desSchlüterhofs öffentlich ab, darun-ter sogar Jury-Vorsitzender VittorioM. Lampugnani. Ein Bericht folgtin der nächsten PAZ. H.H.

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PR E U S S E N / BE R L I N Nr. 47 – 22. November 2008 3

Der neueTotalitarismusVon HARALD FOURIER

Als vor ein paar Wochen eine HandvollMoschee-Gegner in Köln am

Demonstrieren gehindert wurde, da war inMedien und Politik Erleichterung zu spüren.Der Tenor war fast einhellig: Die mutigenBürger hätten „Pro Köln“ gezeigt, daßFremdenfeindlichkeit in ihrer Stadtunerwünscht sei.

Politiker von CDU bis DKP waren sich einiggegen die „braune Soße, die in die Toilettegehört“, wie CDU-Oberbürgermeister FritzSchramma es ausdrückte. Fernsehsenderberichteten von den „aufgeweckten jungenLeuten“, die „Zivilcourage gegen Intoleranz“gezeigt hätten. Zeitungen lobten den „liberalgesinnten Teil der Gesellschaft“ für seinenEinsatz „gegen rechts“.

Jetzt hat sich dieser „liberal gesinnte Teilder Gesellschaft“ ein neues Betätigungsfeldgesucht. In vielen deutschen Städten gab esin der Vorwoche Demonstrationen gegen dasdeutsche Bildungssystem mit mehrerenzehntausend Teilnehmern. Dabei kam es zugewalttätigen Ausschreitungen. In Hannoverhätten Chaoten beinahe den Landtaggestürmt. In Berlin besetzten Gewalttäter dieHumboldt-Universität und unterbrachenden Lehrbetrieb.

Bis zu dieser Stelle wäre Eindringlingennoch die Sympathie der Medien sichergewesen. Aber in der Humboldt-Uni schlugendie von der linksextremen SozialistischenAlternative (SAV) angestachelten rund 1000Schüler-Aktivisten eine Ausstellung über dasSchicksal jüdischer Unternehmer in derNS-Zeit kurz und klein.

Sowohl der SPD-Schulsenator als auchCDU-Politiker kritisieren die extreme Linkefür diese Gewaltausbrüche und dieZerstörung fremden Eigentums.

Genau so überrascht über die brutaleVorgehensweise linksradikaler Gewalttäterwaren die Potsdamer Stadtverordneten beiihrer Sitzung vor einer Woche. Leute aus demgleichen Umfeld drangen in eine Sitzung desStadtparlaments ein und unterbrachen dieDebatte, weil sie mit der Schließung vonJugendheimen unzufrieden sind. SPD-Ober-bürgermeister Jann Jakobs konnte seinenAugen nicht glauben und warnte: „Die Nazishaben auf diese Art und WeiseParlamentarier eingeschüchtert.“ Damit zoger sich übrigens den Zorn der örtlichenLinkspartei-Aktivisten zu.

Könnte es sein, daß der „liberal gesinnteTeil“ der Gesellschaft so liberal gar nicht ist?

Offenbar kommt der neue Totalitarismusnicht daher und sagt: „Hallo, ich bin’s, derTotalitarismus.“ Er kommt im Gewand desAntifaschismus – und er macht in seinemFreund-Feind-Denken keinen Unterschiedzwischen Pro Köln, jüdischen Unternehmernoder Potsdamer Stadtverordneten.

Sind die Berliner Busfahrer selbstschuld, wenn sie angegriffen und belei-digt werden? Ein ranghoher SPD-Poli-tiker sieht das so. Statt den Fahrernmehr Schutz vor Übergriffen zu garan-tieren, sollen sie nun darin geschultwerden, mit Pöblern „freundlicher“umzugehen.

Deutschstämmige Busfahrer solltenausländischstämmige Fahrgäste gefäl-ligst freundlicher behandeln, wies dermigrationspolitische Sprecher der Ber-liner Sozialdemokraten, Thomas Klei-neidam, die geprügelten Bedienstetenzurecht.

Unter den 1500 Busfahrern derHauptstadt geht indes die Angst um.Die Gewaltwelle in den Bussen ebbtnicht ab. Erneut gab es in der vergan-genen Woche Übergriffe: In Köpenickwurde ein Straßenbahnfahrer der Li-nie 68 am Mittwochabend laut Me-dienbericht „verprügelt und gebissen“.

Der provokante Täter hatte den Fußin die Tür gestellt, so daß sie nicht zu-ging. Daraufhin stellte der 44jährigeFahrer den Mann zur Rede. Doch derreagierte sofort mit einem Gewaltüber-griff. Das Opfer mußte mit Biß- undPlatzwunden ins Krankenhaus ge-bracht werden.

Zur gleichen Zeit in einem Bus derinzwischen berüchtigten Linie 29 inSchöneberg: Auf dem Oberdeck belei-digte ein Jugendlicher die anderenFahrgäste. Der Fahrer drückte daher

seinen Alarmknopf, darauf verließ derGast den Bus – nicht ohne den Fahrerzuvor beleidigt und bespuckt zu ha-ben. Der Rowdy entkam unerkannt.

Am folgenden Tag kam eine Mes-serstecherei in einem Bus der Linie124 in Tegel dazu, bei der ein Fahrgastlebensgefährlich verletzt wurde. AmFreitag dann fielen Jugendliche einenBusfahrer in Treptow an, sie versuch-ten ihn zu schlagen und zu würgen.Die Täter wurden festgenommen.

Die Mitarbeiter derBerliner Verkehrsge-sellschaft (BVG) sindinzwischen ziemlicheingeschüchtert. Im-mer häufiger wendensie sich lieber ab,wenn Fahrgäste pö-beln. Sie ahnen, daß sie den Kürzerenziehen. So oder so. Entweder werdensie von den Gewalttätern, überwiegendarabischer und türkischer Herkunft,beleidigt und beschimpft oder gar mitMessern angegriffen. Oder sie setzenRuhe und Ordnung resolut durch undmüssen sich dafür den Vorwurf gefal-len lassen, sie seien unsensibel.

Thomas Kleineidam hat den Busfah-rern nun in diesem Sinne die Levitengelesen. „Bei 30 Prozent entlädt sichdie Gewalt spontan, bei 40 Prozententwickelt sie sich aus Streitigkeitenzwischen Fahrgast und Fahrer. Und bei30 Prozent provozieren Busfahrer sieselbst.“ Zum Beispiel? Kleineidam:

„Wenn ein Ausländer mit Bierdose inder Hand vom Fahrer hört: ‚Draußenbleiben, hier herrscht deutschesRecht!‘“ Dieser Verweis auf die Fahr-gastordnung sei eine Provokation,meint der Spandauer SPD-Abgeordne-te.

Kein Wort davon, daß „Busfahrer-klatschen“ inzwischen bei Migranten-jugendlichen als Mutprobe gilt. Oft fil-men sie ihre Überfälle. Besondersspektakulär war der Angriff auf einen

34jährigen Fahrer derLinie 29 am 1. März,dem einer von zweiangreifenden Migran-ten ein Messer in denRücken stach. Diebeiden Täter warenzu drei und dreiein-

halb Jahren Gefängnis verurteilt wor-den (PAZ 46/08). Doch dann setzte dieBerliner Justiz die beiden Verbrecher(25 und 23 Jahre alt) gleich wieder auffreien Fuß. Sie erhielten Freigang biszum Haftantritt. Nun die erneuteKehrtwende: Das Kammergericht hatden 25jährigen Haupttäter jetzt wiederhinter schwedische Gardinen gebracht– wegen Fluchtgefahr. Zuvor habe esgroße Diskussionen zwischen Staats-anwaltschaft und Gerichten wegen dersogenannten Kuschel-Justiz gegeben,wird vermeldet.

Die BVG versuchte auf ihre Weise,auf die Gewaltwelle zu reagieren. Daslandeseigene Unternehmen ist verun-

sichert und äußert sich nicht mehr zuAngriffen auf BVG-Busfahrer. Dafürwollten die BVG-Oberen die Kamera-überwachung ausweiten und die Filmekünftig zwei Tage statt einen spei-chern.

Doch daraus wird nichts. Entspre-chende Pläne hat Innensenator ErhartKörting (SPD) gleich wieder beerdigt.Er verwies auf das Berliner Daten-schutzgesetz, das eine Löschung nach24 Stunden vorschreibe.

Ganz anders bei der S-Bahn. Die ge-hört der Deutschen Bahn und fällt da-mit unter Bundesgesetze. Deswegenkönnen die entsprechenden Aufnah-men 48 Stunden lang gespeichert wer-den. Die S-Bahn fährt überhaupt einenhärteren Kurs gegen ungeliebte Fahr-gäste. Sie hat es vor allem mit kleinkri-minellen Randalierern zu tun, die dieZüge und Bahnhöfe mit Schmierereienüberziehen, wobei sie Millionenschä-den anrichten. Im Mai etwa wurde dergerade erst eröffneten Bahnhof Julius-Leber-Brücke vollkommen verwüstet.Gegen Täter solchen Kalibers will dieS-Bahn ein Fahrverbot aussprechen.

Bei der BVG wird jedoch gezögert.Fahrverbote sind schwer durchzuset-zen. Statt dessen läuft jetzt als zusätzli-che Maßnahme gegen Gewalt eineSchulungsaktion der Busfahrer. Siesollen durch ein „Deeskalations-Trai-ning“ dazu gebracht werden, mit pö-belnden Fahrgästen freundlicher um-zugehen. Markus Schleusener

Zumindest bei derS-Bahn wirddurchgegriffen:Ein Wachmann derBerliner Stadtbahnauf Streife

Bild: pa

Gefährliche Kuschel-JustizGewalt in Berliner Bussen: Fahrer selber schuld an Übergriffen? Freigang für Messerstecher

Hoffnung an der OstseeküsteMecklenburg-Vorpommerns Tourismus-Bilanz zeigt steil nach oben

Sonja Bern wollte eigentlichim November nach Ägyptenreisen. Die Krankenschwe-

ster aus Berlin-Steglitz hatte alleslängst gebucht, da erreichte sieein Anruf des Veranstalters. Es ge-be Probleme mit den Hotels, alleReisen seien auf Eis gelegt.

Kurzerhand buchte Sonja Bernum, diesmal ein anderes Reiseziel,das so gar nicht mit Afrika ver-gleichbar war: Mecklenburg-Vor-pommern. Sie reservierte einZimmer auf der Halbinsel Zingst.

Mißmutig wegen des ausgefalle-nen Orienturlaubs startete sie mitdem eigenen Pkw in den Herbst-urlaub – im Regen. Doch als sienach zehn Tagen zurückkam, wardie 59jährige wie ausgewechselt.„Ich hätte nie gedacht, daß es soetwas Schönes so nah gibt. Wirwaren nur drei Stunden unter-wegs und hatten einen tollen Ur-laub.“ Ruhige Gegend, preiswertesZimmer, günstiges Essen (Fisch-gerichte ab zehn Euro pro Person)– Sonja Bern war begeistert vom

Urlaubsland Mecklenburg-Vor-pommern (Tourismus-Motto: MVtut gut). Und das trotz der un-freundlichen Jahreszeit.

Es hat mehr als ein Jahrzehntgedauert, daß die Region denDurchbruch als Ferienziel derDeutschen geschafft hat. Groß wa-ren die Erwar-tungen 1990,aber liebgewon-nene Gewohn-heiten wie Ur-laub an der Costadel Sol oder inder Türkei wer-den nicht so mir nichts, dir nichtsgeändert. So ging es nur in klei-nen Schritten aufwärts mit denTouristenzahlen.

Inzwischen hat sich das Landgemausert. Schon jetzt bittet dieTourismuszentrale Stralsund Pri-vatpersonen darum, daß sie Räu-me und Ferienhäuser zur Verfü-gung stellen. Die Hotelbetten inder Hansestadt werden knapp.Kein Wunder nach 246 000 Über-

nachtungen. Damit hat die 58000-Einwohner-Gemeinde sogar dieLandeshauptstadt Schwerin(95 000 Einwohner) abgehängt.

Das Berlin-Institut für Bevölke-rungsentwicklung zählt Mecklen-burg-Vorpommern bereits zu den30 beliebtesten Urlaubsregionen

Europas. Davonkann Sylt nurträumen. Derzeitliegt das Land ander Ostsee ge-messen an derZahl der Gäste-übernachtungen

pro Einwohner auf Platz 23.Mecklenburg kommt auf 14 Über-nachtungen je Einwohner. ZumVergleich: Zypern kommt auf 20Übernachtungen, die Kanaren auf30, die Balearen liegen mit über60 deutlich an der Spitze.

Das norddeutsche Bundeslandbekommt sonst eher selten guteSchlagzeilen. Die Einwohnerzahlsank seit der Wende um mehr als200 000 auf unter 1,7 Millionen.

Prognosen gehen von einem wei-teren Schwund aus. Bis 2030könnten weitere 20 Prozent abge-wandert seien.

1945/46 hatte das Gebiet seinehöchste Einwohnerzahl erreicht.Trotz der kriegsbedingten Verlu-ste wohnten in der Region überzwei Millionen Menschen, darun-ter etwa die Hälfte Heimatvertrie-bene aus Pommern, Ost- undWestpreußen. Viele setzten ihreFlucht später in den Westen fort.Doch nach 1989 folgte nicht bloßein weiterer Exodus. Jetzt brachenauch die Geburtenraten massivein.

Der blühende Fremdenverkehrgilt nun als Hoffnungsträger ange-sichts düsterer Vorhersagen. ImTourismus sollen wieder mehrMenschen Arbeit und Perspektivein ihrer schönen Heimat finden,statt das Weite zu suchen. DieAussichten dafür scheinen garnicht so schlecht. Sonja Bern wirdwohl auf jeden Fall wiederkom-men. M.S.

Um einen Gedenkort für dieuniformierten deutschen Op-

fer solcher Einsätze ist lange ge-rungen worden, bis endlich dieEntscheidung fiel. Noch in diesemJahr wird mit dem Bau eines Eh-renmals für die insgesamt 2900seit 1955 im Dienst umgekomme-nen Bundeswehrsoldaten begon-nen. Am 27. November wird derMinister den Grundstein legen.

Jung, der vor kurzem nochSchwierigkeiten damit hatte, denBegriff „Gefallene“ zu verwenden,wenn es um im Auslandseinsatzgetötete Bundeswehrangehörigeging, will an den harten Einsatzder Soldaten am Hindukusch undanderswo erinnern und an dieOpferbereitschaft seiner Truppeappellieren. Im Sommer 2009,kurz vor den Bundestagswahlen,soll das Mahnmal im BerlinerBendlerblock feierlich eingeweihtwerden.

Schon im Frühherbst hat derBundestag die Militäreinsätze amHorn von Afrika und in Afghani-

stan bis Dezember 2009 verlän-gert. Bislang war das Mandat im-mer nur für genau zwölf Monatebeschlossen worden. Die Regie-rungsfraktionen wollten mit demetwas weitergehenden Beschlußerreichen, daß der Bundestag ineinem Jahr nicht mitten im Wahl-kampf darüber zu entscheidenhat, ob der Einsatz abermals ver-längert wird.

Die Gründe liegen auf derHand: Die Mehrheit im Volk istnach wie vor gegen Auslandsein-sätze. Solche Diskussionen nut-zen nur der Linkspartei. Verteidi-gungsminister Franz Josef Jung(CDU) kämpft seit seinem Amts-antritt dafür, daß die Auslands-einsätze von den Bürgern akzep-tiert werden. Immer wieder be-tont er: „Es liegt im Interesse un-serer Sicherheit, wenn die Risi-ken, die durch internationalenTerrorismus, Krisen, Staatszerfallund Massenvernichtungswaffendrohen, an der Quelle beseitigtwerden.“ Patrick O’Brian

In Europa unterden ersten

30 Reisezielen

Endlich ein OrtGrundstein für Bundeswehr-Ehrenmal

»Busfahrerklatschen«gilt manchen

als lässige Mutprobe

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HI N T E RG R U N D4 Nr. 47 – 22. November 2008

Die Organspende kann Leben ret-ten und ist seit Jahren etabliert. Mitder sogenannten „Gewebespende“von Toten werden dagegen meistnur kleinere Probleme gelöst. Sieist ethisch äußerst heikel.

Wenn Angehörige eines kürzlichverstorbenen Menschen um dieErlaubnis für eine Gewebespendegebeten werden, wissen die wenig-sten damit etwas anzufangen. Inder Hoffnung, einem Kranken hel-fen zu können, geben sie vielleichtdie Erlaubnis. Sie ahnen dabeinicht, daß sie damit die komplette„Ausschlachtung“ des Toten veran-laßt haben. Fast alles läßt sich –auch bei über 80jährigen – nochverwenden. Vorausgesetzt der Ver-storbene litt nicht an Krebs, Hepa-titis oder Aids, können gespendeteHornhäute die Sehkraft erhaltenoder mit der Haut von Toten groß-flächige Brandwunden versorgtwerden. Manch ein Fußballspielerkickt bereits mit der Sehne einesVerstorbenen.

Ein höchst lukratives Geschäft.Denn ein ganzer Industriezweigverdient an der GewebespendeMillionensummen. Anders als beiOrganen, deren Handel weltweitgeächtet ist, kann die Leiche einesgesunden Menschen 100000 Dol-lar und mehr erbringen, wie dieamerikanische Autorin Annie Che-

ney in ihrem Buch „Body Brokers“herausfand. Während in den USAbereits über eine Million Patientenvon Implantaten von Verstorbenenprofitieren, sind es in Deutschlanderst einige Zehntausend.

Möglich wird dies durch dieFortschritte der sogenannten Tis-sue Engineering Industrie, diemenschliche Leichenteile zu High-Tech-Produkten veredelt und fürein kleines Knochenstückchen 400bis 500 Euro verlangt. Nicht nurKnochen werdenzu Blöcken, Stif-ten oder Nägelnzurecht gefräst,auch Augenhorn-häute, Gehörknö-chelchen, Herz-klappen, Gefäße,Sehnen und Hautstücke finden beizahlungskräftigen Patienten dank-bare Abnahme.

Voraussetzung für den Gewebe-handel ist jedoch die Zustimmungdes Verstorbenen beziehungsweiseder Angehörigen. Hier stoßen dieInteressen der trauernden Angehö-rigen mit denen der Industrie ofthart aufeinander. Die HamburgerWissenschaftsjournalistin MartinaKeller enthüllt in ihrem neuenBuch „Ausgeschlachtet“ die maka-bre Praxis dieses Geschäfts. Da zuwenig Menschen – aus kulturellenund religiösen Motiven – zu einer

Gewebespende bereit sind, versu-chen rechtsmedizinische Instituteauf anderen Wegen an „frische“Leichen heranzukommen.

Über eine Grauzone und ge-meinnützige Einrichtungen umge-hen Firmen das Verbot des Han-dels mit menschlichen Geweben.Die Recherchen Kellers zeigen, wiein Deutschland über ansehnliche„Aufwandsentschädigungen“ fürdie rechtsmedizinischen Institutedie industriellen Verwerter den-

noch an die be-gehrten Rohstoffeherankommen.Mit der Ahnungs-losigkeit der An-gehörigen beginntder Handel mitden Geweben.

Wenn kein Spenderausweis vor-handen ist, müssen Angehörigeinnerhalb von 36 Stunden nachdem Todesfall ihre Zustimmunggeben; sonst sind die Leichenteilenicht mehr verwendbar. Nach denEnthüllungen Kellers werden sichAngehörige fragen, ob sie einer Ge-webespende zustimmen oder eineLeiche verbrennen lassen sollen.Sobald der Kommerz mit den Ge-webeteilen bekannter wird, ent-steht die Frage, ob nicht Angehöri-ge profitieren sollten? In erstenKommentaren zu Kellers Recher-chen klingen solche Gedanken an.

Einfach „widerlich“ finden die ei-nen die Vorstellung, daß derMensch nur noch „Nutzvieh“ ist.Andere äußern offen den materiali-stischen Gedanken: „Dem Toten istes eh wurscht, Hauptsache wir Le-benden profitieren davon.“ Drittefordern bereits, daß auch die An-gehörigen „etwas“ davon habensollten. Damit rückt nicht nurOmas Häuschen, sondern auchnoch ihr Körper in den Blickpunktder Begehrlichkeiten. Auch die Po-litik hat den toten menschlichenKörper entdeckt. Angesichts desMangels an menschlichen „Roh-stoffen“ hat die EU eine „Sensibili-sierungskampagne“ unter demMotto gestartet: „Wir sind alle po-tentielle Spender.“

Wer sich einer Gewebespendeverweigert, hat dazu ein gutesRecht. Dies stellte die Juristin Bri-gitte Tag, die im ArbeitskreisAutopsie der Bundesärztekammermitarbeitet, fest. Da die Zustim-mung des Verstorbenen bezie-hungsweise der Angehörigen beiGewebe- oder Organentnahmengrundgesetzlich vorgeschrieben ist,kann umgekehrt auch jeder einerOrgan- oder Gewebespende wider-sprechen. Wenn Lebende lauter aufihr „Recht“ auf die Organe einesVerstorbenen pochen, gelte es hierdie Rechtsgüter abzuwägen, so dieJuristin. Hinrich E. Bues

Während vergangene Wo-che die Informationdurch die Medien ging,

daß nach den Niederlanden nunauch Belgien die Sterbehilfe fürKinder legalisieren will, gehendeutsche Politiker mit dem The-ma Sterbehilfe deutlich vorsichti-ger um.

Schon die Tatsache, daß Ärztein Holland einem behindert zurWelt gekommenen Kind legalbeim „Sterben helfen“ können, istin den meisten deutschen Augenschon Euthanasie und erinnert anein schreckliches Kapitel derdeutschen Geschichte der Jahre1933 bis 1945.

Demzufolge tasten sich die Poli-tiker in Berlin deutlich behutsameran das schwierige Thema heran.Doch ganz verdrängen kann manes nicht, wie der in den ersten No-vembertagen beim DeutschenBundestag eingereichte dritte Ge-setzentwurf zur „Klarstellung derVerbindlichkeiten von Patienten-verfügungen“ verdeutlicht.

Da Sterben durch den medizini-schen und medizinisch-techni-schen Fortschritt nicht mehr nurnoch als natürlicher Prozeß emp-funden wird, muß entschiedenwerden, wie man mit Willensbe-

kundungen über die Beendigungoder den Verzicht auf lebensver-längernde Maßnahmen umgeht.Der Mensch habe einen An-spruch auf menschenwürdigesSterben, und dem wollen die Ab-geordneten um den Unionsfrak-tionsvize Wolfgang Zöller (CSU)und die frühere Bundesjustizmi-nisterin Herta Däubler-Gmelin(SPD) entsprechen.

Dies wollen im Grunde auch dieAntragsteller zweier weiterer Ent-würfe, doch diese sind in ihrenAussagen deutlich radikaler – indie eine wie in die andere Rich-tung. Der Antrag um den SPD-Po-litiker Joachim Stünker sieht vor,daß eine Patientenverfügung aufjeden Fall gilt, egal, wann sie abge-schlossen wurde und ob inzwi-schen aufgrund des Fortschrittsverbesserte Heilungschancen be-stehen, die zur Folge haben, daßder Patient nachdem er einige Zeitan Maschinen angeschlossen wur-

de, irgendwann wieder gesundwerden könnte. Die Gruppe umUnionfraktionsvize Wolfgang Bos-bach und die Grüne Katrin Gö-ring-Eckardt sieht vor, daß einePatientenverfügung nur gültig ist,wenn sie nicht älter als fünf Jahreist und von einem Notar bestätigtwurde. Selbst dann können Ange-hörige sich nach eingehender Be-ratung vom behandelnden Arztnoch gegen die Umsetzung ent-scheiden.

Auch der eingangs erwähnteAntrag sieht eine Beratung vor,allerdings sollen Verfügungennicht zeitlich begrenzt werdenund auch nicht vom Notar beglau-bigt werden müssen. Auch münd-lich geäußerte Patientenverfügun-gen sollen bei der Prüfung desEinzelfalles berücksichtigt wer-den. Begleitumstände, medizini-sche Entwicklung und „weiteregeeignete Kriterien“ müssen hier-nach jedoch stets berücksichtigtwerden.

Noch vor Weihnachten sollendie drei Entwürfe im Bundestagdiskutiert werden. Bis Ostern willman das Gesetz dann endlich ver-abschieden, um in der derzeitigenrechtlichen Grauzone für mehrRechtssicherheit zu sorgen. Bel

Zeitzeugen SPD fürchtetneue Debatte um

den § 218

Die SPD befürchtet, daß imRahmen einer Neuregelung

der Spätabtreibungen wieder ei-ne Grundsatzdiskussion überden Paragraphen 218 aufkom-men könnte, und so verweigertsie jegliche Gesetzesänderun-gen. Die Union will aber genaudies. Im Schwangerschaftskon-fliktgesetz soll eine Beratungs-pflicht und eine dreitägige Be-denkzeit festgelegt werden. DenSozialdemokraten genügt es, dieMutterschaftsrichtlinien in derHinsicht zu überarbeiten, daßdie Frauen, die einen Abbruchnach der 23. Schwangerschafts-woche vornehmen lassen wol-len, eine Beratung erhalten, dieüber medizinische Fragen hin-ausgeht.

Nur eine 15köpfige Gruppeum die SPD-Politikerin Kerstin

Griese will eine gesetzliche Än-derung. Sie fordert, daß das An-gebot einer psychosozialen Be-ratung im Gesetz verankert wird:„Es geht uns nicht um Zwang,sondern darum, den Frauen zuhelfen.“ Abtreibungen nach derDrei-Monats-Frist sind nur mög-lich, wenn die Schwangerschafteine Folge von Vergewaltigungist oder die Fortsetzung derSchwangerschaft der Mutter ausmedizinischen Gründen nichtzumutbar ist. Letzteres ist fastimmer das Argument für Spät-abtreibungen. Dies hat dazu ge-führt, daß 95 Prozent der Unge-borenen, bei denen das Down-Syndrom diagnostiziert wird,abgetrieben werden.

Allerdings werden auchwegen weit geringerer Behinde-rungen inzwischen viele bereitslebensfähige Ungeborene abge-trieben. Daher befürwortet auchÄrztepräsident Jörg-DietrichHoppe das Unionskonzept: „Esdarf nicht zu Kurzschlußhand-lungen kommen.“ Ziel der Bera-tung müsse es sein, den Frauenaufzuzeigen, welche Hilfen sieerhalten, wenn ihr Kind behin-dert zur Welt kommt. Bel

Peter Singer – „Das Leben einesneugeborenen Kindes ist wenigerwert als das eines ausgewachse-nen Schweins“, dieser Satzstammt nicht etwa von Hitler, Sta-lin oder einem Kannibalen, son-dern von einem der berühmtestenBioethiker und Philosophen derGegenwart. Der 46jährige PeterSinger sorgt mit seiner kühl-ratio-nalen Lebensdefinition nicht nurbei Behindertenverbänden fürWiderspruch. Nur wer Glück,Schmerz und Befriedigung emp-finden könne, könne Interessenhaben, meint der Australier, derauch zu den Vordenkern der„Tierrechtsbewegung“ gehört.

Manfred Spieker – Der in Osna-brück lehrende Sozialwissen-schaftler gilt als einer der heraus-ragenden Kämpfer für eine „Kul-tur des Lebens“. Der Katholik undVater von sechs Kindern setzt sichfür die Rechte von Ungeborenen,Behinderten und Alten ein. Kri-tisch sieht er die Aushöhlung un-veräußerlicher Persönlichkeits-rechte durch Patientenverfügun-gen und Biomedizin. Spieker leitetdie Internationale Gesellschaft fürchristliche Soziallehre.

Roger Kusch – Der ehemaligeHamburger Justizsenator (*1954)schockierte Anfang dieses Jahres,als er der Öffentlichkeit eine Tö-tungsmaschine vorstellte. Im Juni,nur wenige Wochen nach Bekannt-gabe seiner Bereitschaft zur Ster-behilfe, kam die Suizid-Maschinebei einer 79jährigen zum Einsatz.Inzwischen hat der ehemaligeCDU-Politiker, der bei der Ham-burgwahl in diesem Jahr mit einereigenen Partei antrat, bereits einerzweiten Frau beim Suizid assistiert.

Christiaan Barnard – Der Sohn ei-ner mittellosen burischen Predi-gerfamilie war 45 Jahre alt, als er1967 Medizingeschichte schrieb.Mit einem 30köpfigen Team setzteder Südafrikaner einem 54jährigenals erstem Menschen das Herz ei-nes Toten ein. Doch das transplan-tierte Herz einer verunglückten25jährigen schlug nicht lange inder fremden Brust: Schon nach 18Tagen verstarb der Patient an einerLugenentzündung. Der LeistungBarnards tat das keinen Abbruch,er wurde nach Nelson Mandelazum zweitberühmtesten Südafrika-ner. Der 2001 – übrigens inzwi-schen österreichischer Staatsbür-ger – Verstorbene liebte den neuenRuhm und vollbrachte weitere Pio-nierleistungen in der Transplanta-tionsmedizin.

Der Wille des BetroffenenBundestag berät über Gesetzentwürfe zu Patientenverfügungen

Geschäfte mit LeichenteilenProblematische »Gewebespende« – Angehörige sind oft kaum informiert

ChefredakteurKonrad Badenheuer

(V. i. S. d. P.)

Chefin vom Dienst, Leserbriefe,Bücher: Rebecca Bellano; Politik,Wirtschaft: Hans Heckel; Kultur,Lebensstil: Silke Osman; Geschichte,Ostpreußen heute: Dr. Manuel Ruoff;Heimatarbeit, EDV: Florian Möbius;Ostpreußische Familie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Wilfried Böhm,Dr. Richard G. Kerschhofer (Wien),Hans-Jürgen Mahlitz

Verlag: Landsmannschaft Ostpreußene.V., Anschrift von Verlag und Redak-tion: Oberstraße 14 b, 20144 Ham-burg. Verantwortlich für den Anzei-genteil: Knut Bantow. Für Anzeigengilt Preisliste Nr. 28.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH, Fehmarnstraße 1,24782 Büdelsdorf. – ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zei-tung/Das Ostpreußenblatt ist das Or-gan der Landsmannschaft Ostpreu-ßen und erscheint wöchentlich zurInformation der Mitglieder des För-derkreises der Landsmannschaft Ost-preußen.

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Medizin »veredelt«Haut und Knochen zu

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Die Beratung sollden Frauen helfen

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MELDUNGEN

Wieder mehrGeburten

Wiesbaden – Laut StatistischemBundesamt sind im ersten Halb-jahr 2008 rund 4000 Kindern mehrgeboren als im Vergleichszeitraum2007. Dies deutet insoweit auf ei-nen positiven Trend hin, als bereitsim Jahr 2007 erstmals seit vielenJahren mit 685000 Babys 12000mehr geboren wurden als im Jahrzuvor. Es ist also davon auszuge-hen, daß auch in diesem Jahr ins-gesamt mehr Kinder geboren wer-den als im Vorjahr. Dennoch sinktDeutschlands Bevölkerung, da imersten Halbjahr auch die Zahl derSterbefälle um 3,9 Prozent auf437600 anstieg. Somit sind bereitsin den ersten sechs Monaten 2008103400 Kinder weniger zur Weltgekommen als Menschen verstar-ben. Bel

Im Jahr 2009 werden die deut-schen Wähler viermal an die Ur-nen gerufen – nahezu 1200 Man-date in fünf Landtagen, demBundestag und im EuropäischenParlament sind zu vergeben;außerdem hat die Bundesver-sammlung den Bundespräsiden-ten zu wählen. Schon jetzt stellendie Parteien sich für das „Super-Wahljahr“ auf.

Wand gesucht, Kopf vorhanden– mit diesem Motto gehen Hes-sens Sozialdemokraten in dieWahlschlacht. Sie wollen es nocheinmal probieren, in Wiesbadenan die Macht zu kommen. Sie wis-sen auch, mit wem (und mit wemnicht), sie wissen nur noch nicht,wie. Zweimal ist Andrea Ypsilantigegen die Wand gerannt, die sievon ihrem Lebenstraum als Mini-sterpräsidentin trennte. Zweimalerwies sich die von eigenen Ge-nossen errichtete Wand als stärker.

Nun soll es der Wähler richten,voraussichtlich am 18. Januar.Auch wenn die Mandate nichtnach Umfrage-, sondern nachWahlergebnissen verteilt werden,kann man mit hoher Wahrschein-lichkeit davon ausgehen, daß Ro-land Koch Regierungschef bleibt.Fehler wie im Wahlkampf vor ei-nem Jahr wird er nicht noch ein-mal machen, ansonsten wird ervon der Schwäche der SPD undder Stagnation bei Grünen undLinkspartei profitieren.

So geht die Union gut sortiert indas große Wahljahr 2009. Der zuerwartene bürgerliche Erfolg inHessen bringt FDP und Unionnicht nur den emotionalen Schubfür die weiteren Wahlgänge, erstabilisiert auch die Mehrheit fürBundespräsident Horst Köhler inder Bundesversammlung.

Rechnet man nun noch denAmtsbonus hinzu, den AngelaMerkel gerade in der Finanzkrisegeschickt zu pflegen versteht, danndeutet vieles darauf hin, daß amAbend des 27. September 2009 dieMehrheit für eine schwarz-gelbeKoalition in Berlin steht.

Dazu trägt auch bei, daß dieCSU in relativ kurzer Zeit ihr Per-

sonaltableau neu sortiert und so-mit gute Chancen hat, sich recht-zeitig vom Stimmungs- und Stim-mentief der letzten Landtagswahlzu erholen. Die Europawahl am 7.Juni dürfte dafür ein wichtigesStimmungsbarometer sein.

Die FDP kann ebenfalls daraufsetzen, von Bayern und Hessenaus bundesweit im Aufwind zubleiben. Die klare Haltung derhessischen Liberalen währendder Ampelspekulationen der letz-ten Monate sollte den Wählernauch über die Landesgrenzen hin-aus positiv in Erinnerung bleiben.

Für die Grünen ist ein vorrangi-ges Ziel, wieder – wie 1994 bis

2005 – drittstärkste Kraft im Bundezu werden. Fraglich ist, ob sie esschaffen, sich von dem doppeltenRückschlag bei der letzten Bundes-tagswahl – sie rutschten hinterFDP und Linke auf Rang fünf und

zudem von der Regierungs- auf dieOppositionsbank – zu erholen.

Bayern hatte ihnen noch einpassables Ergebnis gebracht: Die

Alleinherrschaft der CSU gebro-chen zu haben, verbuchten sie alsgrünen Erfolg, warum auch im-mer. Mentale Kraft für künftigeWahlschlachten saugen sie ausder ersten schwarz-grünen Koali-tion auf Länderebene in Ham-burg. Die vielen Kröten, die Bür-germeister Ole von Beust sieschlucken ließ, werden da gerneinmal kleingeredet.

Von Hessen hingegen gehen ausgrüner Sicht vorerst eher negativeSignale aus. Es war ein Fehler, soknapp vor Ypsilantis Scheiternnoch den Koalitionsvertrag mitder SPD zu bejubeln und sich in-haltlich und ideologisch rot bis

dunkelrot einfärben zu lassen.Diese Fehlfarben muß man erstmal wieder loswerden.

Genau das versuchte der neueBundesvorsitzende Cem Özdemirauf dem Bundesparteitag der Grü-nen in Erfurt. Unverhohlen mach-te er der Union Avancen: Er kön-ne sich Schwarz-Grün auch aufBundesebene vorstellen, gab er zuverstehen. Aber, wie so oft: Manachte auf das „Kleingedruckte“!Die Vorstellungskraft des neuengrünen Politstars endet nämlichda, wo unverzichtbare Grundpo-sitionen der Union anfangen.

Zum Beispiel in der Energiepo-litik: CDU und CSU haben sichaus der Umklammerung utopi-scher Ausstiegs-Szenarien desKoalitionspartners im Bund gelöstund reden wieder Klartext für ei-nen vernünftigen Energiemix. DieGrünen hingegen haben in Erfurtihren bekannten Illusionen nocheins draufgesetzt und fordern bis2030 den totalen Umstieg auf so-genannte „erneuerbare“ Energie-träger mit Abschaltung aller Koh-le-, Gas- und Kernkraftwerke.

Jedenfalls sind in diesen undanderen elementaren Fragen, diein den gegenwärtigen Krisenzei-ten die Menschen bewegen, diePositionen so weit auseinander,daß man sich ein schwarz-grünesZusammengehen auf Bundesebe-ne kaum vorstellen kann.

Wie die Grünen, so scheintauch die Linke ihr Potential nichtmehr wesentlich steigern zu kön-nen. Allenfalls im Saarland dürfteOskar Lafontaine deutlich zule-gen können. Insgesamt aber hatdie Schwäche des linken Lagerseinen Namen: SPD. Nach derSchlappe der bayerischen Genos-sen, dem sich abzeichnenden Ab-sturz in Hessen und der zu erwar-tenden Niederlage der Präsident-schaftskandidatin Gesine Schwankann das Führungsduo Müntefe-ring/Steinmeier immerhin daraufsetzen, daß seine Glaubwürdig-keit in Sachen Linkspartei nichtauf die Probe gestellt wird – dierot-grün-dunkelroten Stimmenwerden dafür wohl nicht reichen.

Hans-Jürgen Mahlitz

Das Wort habe ich noch vonmeinen ostpreußischen El-

tern im Ohr: „schettern“ – im Sin-ne von spazieren, müßig herum-gehen. Erstaunt war ich erst, alsich bei Südslawen die Verben „se-tati“ (serbisch) und „seta“ (maze-donisch) fand, beide mit „sch“ ge-sprochen, die „reisen, spazieren“bedeuten. Woher die Ähnlichkeit?Keine Ahnung!

Umgekehrt ist mir klar, daß„spazieren“ – von lateinisch „spa-tiare“ (lustwandeln) und mittel-hochdeutsch „spacieren“ – auchbei Slawen frequent ist, zum Bei-spiel polnisch „spacerujemy po le-sie“ (wir spazieren durch denWald). Ähnlich klingt es bei Tsche-chen, wenn die „spaciruji lehkymkrokem“ – mit leichtem Schrittspazieren. Oder: „Budeme si desetminuty spacirovat a potem pujde-me na obed“ – Wir gehen zehnMinuten spazieren und dann zumMittagessen.

Auch die Ukrainer halten esganz deutsch: „Pidem razom naspacer – ja prijsov, tebe nema“(Wir gingen zusammen spazieren– ich war da, du nicht). Oder et-was stärker im Jugendjargon vonKiew: „Chodjat’ na spacer i robljat’frizuri“ (Bummeln gehen und mitFrisuren angeben).

Am schönsten spaziert sich’s je-doch im nordkroatischen Varaz-din, wo Ende August 2008 zumzehnten Mal das lokale „spancir-fest“ stattfand. Vor Zeiten gehörtedie Stadt zu Ungarn, woran 1924Emmerich Kálmáns ohrwurmigeOperette „Gräfin Mariza“ erinner-te, etwa mit dem Duett „Komm’mit nach Varazdin / so lange nochdie Rosen blüh’n“. Heute lädt Bür-germeister Ivan Cehok lieber zum„Spancirfest“ ein, wenn das archi-tektonische Juwel Varazdin vonzahlreichen Künstlern, Clowns,Akrobaten, Schaustellern, Verkäu-fern etc. bevölkert und von minde-stens 200 000 Gästen aus allerWelt besucht wird.

Das S im Spancirfest trägt einHäkchen, wird also Sch ausge-sprochen; das eingefügte n dien-te wohl der leichteren Ausspra-che des Wortes, das völligdeutsch ist. Kein Wunder: Varaz-din war drei Jahrhunderte langKernstück der österreichisch-un-garischen Militärgrenze, die Eu-ropa vor den Türken schützte.Wörter wie „spancirfest“ kündennoch vom vergangenen deut-schen Einfluß dort. Der findetsich auch im ganzen Osten, ersollte im Spaziergang wiederentdeckt werden!

Ost-Deutsch (92):

spazierenVon WOLF OSCHLIES

Jeder gegen jedenSPD zankt in Hessen und Hamburg

Schwäche des linken LagersIn Hessen können CDU und FDP einen Erfolg erwarten – Schwierige Lage der SPD vor dem Wahljahr 2009

Gesetze gescheitertWahljahr 2009 wirft seine Schatten voraus

Hessens SPD kommt nichtzur Ruhe. Jürgen Walter,einer der vier als Ab-

weichler beschimpften Landtags-abgeordneten, die Andrea Ypsil-anti ihre Stimme verweigerten,fordert diese auf,Thorsten Schäfer-Gümbel auch denFrakt ionsvors i tzanzutragen. Gleich-zeitig strebt Hans-Martin Seipp, derVorsitzende desSPD-OrtsvereinsMünchhausen inNordhessen einParteiausschluß-verfahren gegenAndrea Ypsilantian und erhöht da-mit die Zahl der„Rebellen“ in der Hessen-SPD auffünf.

Aber auch in Hamburg sorgenPersonalentscheidungen bei denSozialdemokraten für Aufsehen.In Berlin ging SPD-ParteichefFranz Müntefering davon aus, daßder ehemalige Juso-Vorsitzendeund Bundestagsabgeordnete NielsAnnen erneut im HamburgerWahlkreis Eimsbüttel zum Direkt-kandidaten für die Bundestags-wahl 2009 nominiert wird.Scheinbar völlig überraschendgab es jedoch einen Gegenkandi-

daten, der auch durchkam. DanialIlkhanipour, der 27jährige Chefder Hamburger Jusos, gewann miteiner Stimme mehr gegen den35jährigen Annen. Diese Perso-nalentscheidung ist für Franz

Müntefering jedochein Schock, daNiels Annen demderzeit mit vielenRückschlägen zukämpfenden linkenFlügel der SPD an-gehört. Diesenwollte der Partei-chef vorerst scho-nen und dahersorgt die Hambur-ger Personalent-scheidung jetztauch in Berlin fürStreit.

Einige Mitglieder des linkenFlügels der Bundes-SPD unter-stellen gar eine Intrige des Ham-burger BundestagsabgeordnetenJohannes Kahrs. Dieser ist Chefdes rechten Flügels der SPD, dem„Seeheimer Kreis“. Danial Ilkha-nipour, der einige Jahre im Abge-ordnetenbüro von Kahrs gearbei-tet hat, soll von diesem bewußt alsGegenkandidat von Niels Annenim Bezirk Eimsbüttel einge-schleust worden sein, um denLinken in der Partei eine weitereNiederlage beizubringen. Bel

Erst jüngst angesichts derschnellen Regierungsbe-schlüsse zur Finanzmarkt-

krise keimte in Berlin die Hoff-nung auf, die Große Koalition seitrotz des herannahenden Bundes-tagswahljahrs 2009 doch nochhandlungsfähig.

Nun haben die Zweifler neuenAuftrieb erhalten, die teilweiseschon im Frühsommer vor einemlangen Dauerwahlkampf warnten,der die Bundes-politik lähmenkönnte: Sowohldas sogenannteBKA-Gesetz, dasdie Befugnissedes Bundeskrimi-nalamtes zur Ter-rorabwehr beträchtlich ausweitensollte, als auch das Gesetz überden Einsatz der Bundeswehr imInnern sind an innerparteilichenWiderständen der SPD praktischgescheitert. Pikant ist, daß dieFührung der Sozialdemokratenbeide Gesetzentwürfe mit formu-liert hatte, es sich also nicht umUnionsanträge handelt, sondernum Vorlagen der Koalition.

Das Gesetz über den Einsatz derBundeswehr im Innern kontert dieSPD-Linke mit einem nur schein-baren Kompromißvorschlag. SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Stegnerwarf ein, mögliche Einsätze auf

die Luft und das Wasser zu be-grenzen, Operationen am Bodenaber weiterhin zu untersagen. Ex-perten halten das aber für völligunpraktikabel.

Das BKA-Gesetz zerschellteletztlich am Widerstand der säch-sischen SPD. Als kleiner Koali-tionspartner der dort regierendenCDU kann sie eine Enthaltung desFreistaats im Bundesrat erzwin-gen, womit das Gesetz die not-

wendige Mehr-heit in der Län-derkammer ver-loren hat.

Den Zustandder Koaltion ver-anschaulicht derVorschlag von

SPD-Innenexperte Dieter Wiefels-pütz, das BKA-Gesetz in den Ver-mittlungsausschuß zur erneutenBeratung zu geben. Solch ein Aus-schuß tagt, wenn Bundestag undBundesrat sich nicht im erstenAnlauf einigen. Indes war solch ei-ne Vermittlung bisher für gewöhn-lich nur dann nötig, wenn die Re-gierungskoalition im Bund einerOpposionsmehrheit im Bundesratgegenübersteht, wie etwa in derSpätphase der Regierung Schrö-der. Derzeit verfügt die Große Ko-alition jedoch über (rechnerisch)durchaus komfortable Mehrhei-ten. Hans Heckel

SPD-Linke stoppendie eigenen

Parteigenossen

FDP pokert umErbschaftsteuer

Auch Horst Köhlerkann nun mit

Wiederwahl rechnen

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Berlin – Die FDP könnte den zäherrungenen Kompromiß der Gro-ßen Koalition zur Erbschaftsteuerzu Fall zu bringen. Die Liberalendrohen damit, daß sich dieBundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Ba-den-Württemberg, in denen diePartei mitregiert, bei der Abstim-mung im Bundesrat enthalten,wenn nicht nachgebessert wird.„Die geplanten Regelungen sindnicht verfassungskonform, sie sindzudem ungerecht und mittel-standsfeindlich“, beklagt der stell-vertretende Ministerpräsident inNRW, Andreas Pinkwart (FDP). FürBayerns Ministerpräsident HorstSeehofer wäre eine Enthaltung imBundesrat auf Drängen der inMünchen mitregierenden FDP ei-ne Blamage, da die Erbschaftsteu-erreform seine Handschrift trägt.„Wir haben einen Koalitionspart-ner, der sich offenbar bockig zeigt,aber den Maßstäben der Vernunftdoch noch Folge leisten sollte“,kommentierte CSU-Generalsekre-tär Karl-Theodor zu Guttenbergdas Verhalten der Liberalen. Bel

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AU S L A N D6 Nr. 47 – 22. November 2008

MELDUNGEN

Annäherungan die EU

Taschkent – Usbekistan hat seinenAustritt aus der Eurasischen Wirt-schaftsgemeinschaft (EAWG) er-klärt, der neben Usbekistan auchWeißrußland, Kasachstan, Kirgi-sien, Rußland und Tadschikistanangehören. Ein Ziel der EAWG istdie Bildung eines gemeinsamenMarktes mit äußeren Zollgrenzen.Usbekistan, zunächst westlichorientiert, näherte sich 2005 Mos-kau an, nachdem die EU wegen derbrutalen Niederschlagung einesAufstands in der Stadt AndischanSanktionen gegen das Land ver-hängt hatte. Die Normalisierungder Beziehungen zur EU sehenEAWG-Vertreter im Zusammen-hang mit dem geplanten Bau derGaspipeline Nabucco, über die Gasunter Umgehung Rußlands ausZentralasien nach Europa geliefertwerden soll. MRK

Vor wenigen Tagen wurde der neueKönig von Buthan feierlich ge-krönt. Sein kleines Land ist dasletzte von einst vier Königreichenin der abgelegenen Region.

Eine neue Ära ist in die langeZeit vom Westen abgeschottetenKönigreiche des Zentral-Himalayaeingezogen: Von den ursprünglichvier prunkvollen Monar-chien existiert lediglichnoch eine, der ZwergstaatButhan. Sein modern ein-gestellter neuer Königsieht sich als Garantender von ihm aus eigenenStücken eingeführten De-mokratie.

Im benachbarten Nepalwurde nach jahrelangemBürgerkrieg mit 12 000Toten die Monarchie erstvor wenigen Monatenganz abgeschafft. 2007konnte nach einem Ab-kommen mit den mao-istischen Rebellen eineföderale demokratischeRepublik ausgerufen wer-den. Sie ging 2008 unterdem Namen „Bundesre-publik Nepal“ für die 28Millionen Einwohner deszerklüfteten Landes mitseinen 100 verschiede-nen ethnischen Gruppendurch die Wahl eines Par-laments aus neun Par-teien inklusive der star-ken Fraktion der Maoi-sten in die bewegte Lan-desgeschichte ein. Mitdiesem Datum verjagtendie Nepalesen ihren absolutisti-schen Herrscher Gyanendra. DemEx-König wurden seine Steuerpri-vilegien sowie die Staatsapanagevon 3,1 Millionen Dollar gestri-chen. Sein Portrait in den Amtsstu-ben und auf Münzen ist längst ver-schwunden, seine Herrscherkroneaus Yak-Haar und Pfauenfedernmußte er an den Nagel hängen –ein harter Schlag für die seit 1769regierende Dynastie, die ihre Exi-stenz auf die Reinkarnation vonHindugöttern zurückführt.

Das bei europäischen Trekking-und Bergsteiger-Touristen unver-ändert beliebte Land mit rund300 000 Touristen jährlich wardurch marodierende Rebellen-horden, schießwütige Regie-rungstruppen und den zwölfjäh-rigen erbitterten Bürgerkrieg aus-geblutet. Abholzung der Wälderund nachfolgende Erosion setz-

ten den natürlichen Reserven desBergstaates zu. Außerdem hatteeine überbordende Korruptiondas bitterarme Land für eine Re-volution reif gemacht. Noch heu-te werden pro Jahr rund 20 000Mädchen zwischen acht und 18Jahren als Opfer der noch vor al-lem auf dem Land geübten Ka-stenstruktur eingefangen und anBordelle in Indien verkauft, Zu-stände, die den rekordsüchtigenMount-Everest-Besteigern wohlkaum bekannt sind. Immerhin

tragen sie zu 30 Prozent zumBruttosozialprodukt der Nepale-sen bei und bringen mehr Geld indie Staatskasse als etwa die Land-wirtschaft, in der 80 Prozent derEinwohner arbeiten. Die Industrie(vorwiegend Teppiche) deckt nur17 Prozent.

Das Hochland und das König-reich Tibet fiel bereits im 16. Jahr-

hundert in die Hand der Lamas.Dieses größte Staatsgebilde in denHöhen des mächtigen Bergmas-sivs wurde sodann 1950 von denroten Machthabern in Peking an-nektiert, das religiöse und bis da-hin auch staatliche Oberhaupt derBuddhisten, der Dalai Lama, muß-te ins Exil. Von dort aus kämpft erseither für mehr Autonomie undden Erhalt der alten Kultur in sei-ner Heimat, die über Jahrhunder-te von einer feudalen und von denKlöstern und der gestrengen „La-

ma-Polizei“ gesteuerten Strukturgekennzeichnet war.

Nicht viel anders erging es demKönigreich Sikkim. Die Macht des„Chogal“ (Königs) endete nachmehreren kriegerischen Ausein-andersetzungen vor allem mit Ne-pal mit der Entwaffnung der Pa-lasttruppen in der HauptstadtGangtok durch indische Soldaten.

Sikkim („Garten des Indra“) wurdeso 1976 eine Provinz Indiens, dieseit 2006 durch die erfolgte Öff-nung des hohen Nathula Passesauch über eine direkte Verbindungzum tibetischen Lhasa verfügt. Siesoll zudem bald durch eine Eisen-bahnlinie ergänzt werden, was diebeiden aufstrebenden Wirtschafts-mächte China und Indien engeraneinander bindet.

Im Gegensatz zu diesen Leidens-geschichten steht die Entwicklungim östlich gelegenen Zwergreich

Buthan, dem geheimnisumwitter-ten „Land des Donnerdrachens“,mit seinen nur 635000 Einwoh-nern. Der hoch gebildete und inOxford erzogene König Jigme(„Wohlbefinden der Bürger istwichtiger als Wachstum des Sozial-produkts“) hielt sein Land von derHauptstadt Thimpa aus streng ge-gen Einflüsse westlicher Kultur ab-

geriegelt, es gab schonbei seinem Vater jahr-zehntelang praktisch kei-ne Visa. Die Majestätenschauten stets auf denWohlstand ihrer Unterta-nen, die Bewahrung dernationalen Identität, derbuddhistischen Religionund eigenen Kultur sowieauf die sorgfältige Nut-zung der Natur und dieSchonung der Umwelt.Für einen gefällten Baumetwa müssen laut Dekretzwei neue gepflanzt wer-den. Es gelang dem jun-gen Herrscher in einerder ältesten Monarchiender Welt, das Pro-Kopf-Einkommen auf einender höchsten Stände inSüdasien zu heben.

Erst jetzt öffnet sich dasin der übrigen Welt kaumbekannte Land zaghaftund nur für einen Hoch-preis-Tourismus. Internetist inzwischen Standard,der früher in der Infra-struktur unterentwickelteStaat wird weiter zügigausgebaut und gilt als ei-ner der wichtigsten Liefe-

ranten von Agrarprodukten für In-dien. Schon alleine deswegen wares für Jigme schwierig, seinenUntertanen die Abkehr von der rei-nen Monarchie und die Einfüh-rung der Demokratie nahezubrin-gen. Die Bürger im einzigen Landder Erde, in dem das Wohlbefinden– nicht der Wohlstand – der Be-wohner in der Verfassung als ober-ste Priorität festgeschrieben steht,waren auch so zufrieden. Jetzt istallerdings auch ihnen die Moderneverordnet worden. J. Feyerabend

Das letzte von vier KönigreichenNach der Krönung in Bhutan: Demokratie soll weiteren Anschluß an die Neuzeit ermöglichen

Streit um DeportationenTürkischer Verteidigungsminister heißt Vertreibungen gut

Blutiger Machtkampf drohtNordkorea: Kim Jong-ils Schwager Jang Song strebt an die Spitze

Milde beiVergewaltigung

Schon seit mehr als drei Mo-naten ist Kim Jong-il nichtmehr in der Öffentlichkeit

aufgetreten. Obwohl vom Nordenschrill bestritten, steht mittlerweilefür alle Beobachter der nordkorea-nischen Politik fest, daß Kim (66)Mitte August einen schwerenSchlaganfall erlitten hat, von demer sich – wenn überhaupt – nurlangsam erholt. Seine Krankenver-tretung wird von seinem SchwagerJang Song Taek (62) ausgeübt. Ernimmt die Befehle Kims entgegenund leitet sie an die Staatsorganeweiter, so heißt es. Damit könnteJang der neue starke Mann werden.Doch in der nordkoreanischenMachtelite, deren Mitglieder schonbeim vergangenen Wechsel vonKim Il-sung, dem Senior, zu KimJong-il, dem Junior, meist mit tödli-chem Ausgang gegeneinander aus-gespielt wurden, traut niemanddem anderen.

Jang selbst hat eine steile Partei-karriere gemacht, wurde an derenKaderschmiede in Pjöngjang aus-gebildet, studierte dann drei Jahrein Moskau, heiratete Kims jüngereSchwester Kim Kyong Hui undwurde Chef der Organisations-und Führungsabteilung der Arbei-terpartei. 2004 fiel er vorüberge-hend in Ungnade, angeblich wegenseines luxuriösen Lebensstils, undwurde in die Provinz verbannt.Doch schon ein Jahr später er-

nannte ihn Kim zu seinem Ge-heimdienstchef. Formell ist Jang inder Partei für die Kontrolle der Po-lizei, Richter und Staatsanwälte zu-ständig. Ein Bruder Jangs ist alsGeneral für den MilitärbezirkPjöngjang und die Verteidigung derHauptstadt verantwortlich. Auchein zweiter Bruder ist Armeegene-ral. Seine Familie ist also in Partei,Armee und Geheimdienst bestenspositioniert. Es wird angenommen,daß er sich zusammen mit seiner

Frau Kyong Hui und Kims ältestenSohn, dem vom Vater verstoßenenKim Jong-nam (37), für eine Fort-setzung der Dynastie verbündenkönnte. Jang selbst hat wenig über-lebende Feinde in der Partei. Erläßt Rivalen nämlich lieber um-bringen, als sie in die Provinz oderin Arbeitslager zu verbannen.Meist sterben sie bei Lkw-Unfäl-len. Dennoch sieht man in Südko-rea Jang als intelligenten und bru-talen Machthaber, der aber vorher-sehbar agiert, lieber als die Armee-generäle, von denen etliche regel-mäßig mit Waffengängen in denSüden drohen. Tausende von Ge-schützen sind in Grenznähe mitZielrichtung Seoul, das nur 20 Ki-

lometer von der Demarkationslinieentfernt liegt, in Bunkerstellungeneingegraben.

Auch reaktiviert Nordkorea wie-der sein nukleares Rüstungspro-gramm. Die Siegel der Atomin-spekteure der InternationalenAtomenergiebehörde hat es imSeptember brechen lassen, die In-spektoren des Landes verwiesenund wieder Anreicherungspro-gramme aufgenommen. Mögli-cherweise will Nordkorea damitwie in der Vergangenheit höhereNahrungsmittelhilfen und Energie-lieferungen erpressen. Wahr-scheinlich wollen die Verantwort-lichen auch die neue Regierung inWashington auf die Probe stellen.Im Gegensatz zum hartgesottenenMcCain halten sie Obama für einaußenpolitisch unbedarftesWeichei, dem man größere Kon-zessionen abzutrotzen hofft. Dochdroht Nordkorea gleichzeitig ab 1.Dezember mit der Schließung sei-ner Grenzen, auch gegenüber Ge-schäftsreisenden und Touristenaus China. Auch der lukrative Be-trieb seiner von Südkorea finan-zierten neuen Industriestadt Kae-sung nahe der Demarkationsliniewäre damit gefährdet. Grenzschlie-ßungen hatten in Nordkorea stetswenig mit dem Ausland zu tun. Siewaren stets Zeichen eines blutigenMachtkampfes, bei dem man keineZeugen wünschte. A. Rothacher

Nur wenige seinerFeinde leben noch

Auf einer Feierstunde zum70. Todestag von Staats-gründer Mustafa Kemal

Atatürk hat der türkische Verteidi-gungsminister Mehmet Vecdi Gö-nül die rhetorische Frage gestellt,ob die Türkei heute derselbe Na-tionalstaat sein könnte, wenn esnoch viele Griechen und Armenierim Land gäbe. Die Antwort liefertedas Mitglied der islamisch-konser-vativen Regierungspartei AKP vonMinisterpräsident Erdogan gleichselbst. Er bezeichnete den „Bevöl-kerungsaustausch“ zwischen Grie-chenland und der Türkei in denzwanziger Jahren des letzten Jahr-hunderts als „sehr wichtigenSchritt“ beim Aufbau des türki-schen Nationalstaates.

Die internationale Staatenge-meinschaft wertet die Vertreibungder 1,5 Millionen Armenier zwi-schen 1915 und 1917 als Völker-mord. Die Umsiedlung der Grie-chen 1922 ist ebenfalls höchst um-stritten.

Das griechische Außenministe-rium reagierte empört: GönulsAussagen gingen auf „inakzeptableund gefährliche“ Geschichtsverfäl-schungen zurück, „die in der dun-klen Vergangenheit hätten bleibensollen“. Die armenische Gemeinderichtete einen Offenen Brief an Mi-nisterpräsident Recep Tayyip Erdo-gan. Der Minister habe mit seinenWorten „Verbrechen gutgeheißen“.

Mit ihrem rigiden Umgang mitethnischen und religiösen Min-derheiten manövriert sich dieTürkei wiederholt ins Licht derinternationalen Öffentlichkeit. An-fang November demonstrieren inAnkara 50000 Aleviten für mehrSelbstbestimmung in religiösenFragen, etwa für ein Ende des obli-gatorischen Religionsunterrichtsfür muslimische Grundschüler,bei dem nach ihrer Meinung le-diglich sunnitische Glaubenssätze

vermittelt werden. Es war die ersteGroßkundgebung dieser Reli-gionsgemeinschaft in der Haupt-stadt. Die zirka 15 Millionen türki-schen Aleviten vertreten eine libe-rale Form des Islam, der von isla-mischen türkischen Geistlichenals Sekte abgelehnt wird.

Trotz immer wieder versicherterReformzusagen gegenüber derEU-Kommission tritt die Türkeibeim Thema Minderheiten aufder Stelle. Selbst der einem türki-schen EU-Beitritt sonst so freund-lich gesonnene EU-Erweiterungs-kommissar Olli Rehn klingt ver-stimmt. Nach der Überwindungder innenpolitischen Krise gebe esfür den „Stillstand bei wichtigen

Reformen“ keine Entschuldigungmehr. Verärgert zeigte sich Rehnüber Klagen türkischer Politiker,man sei mangels einer konkretenBeitrittszusage entmutigt: „DerWeg zu einer Mitgliedschaft führtnicht über Ausreden, sondernüber konkrete Reformen in derTürkei.“

Der EU-Fortschrittsberichtmahnt vieles an. So dürfen in derTürkei nach wie vor keine nicht-muslimischen Geistlichen ausge-bildet werden. Nach Übergriffenauf religiöse Minderheiten verlau-fen Prozesse und Ermittlungen ge-gen die Täter schleppend. Dagegenläuft der Propagandaapparat Anka-ras nach wie vor wie geschmiert,wenn es darum geht, ethnischenwie religiösen Minderheiten spal-terische Absichten gegen die türki-sche Nation vorzuwerfen.

Selbst das neue Stiftungsgesetz,das nichtmuslimischen Religions-gemeinschaften eine Rechtskör-perschaft ermöglicht, ist Stück-werk. Zwar existiert dazu seitSeptember ein Durchführungser-laß, aber andere Probleme der Re-ligionsgemeinschaften werdenvon dem neuen Gesetz gar nichterst angesprochen. Dabei geht esvor allem um ihren enteignetenBesitz. Die damals vertriebenenGriechen und Armenier durftennur mitnehmen, was sie am Leibetrugen. Mariano Albrecht

Armenier undGriechen schockiert

Istanbul – Die türkische Justizscheint sich nicht mit den Refor-men abzufinden, die mit dem Zieleines EU-Beitrittes stattgefundenhaben. Auf einer Tagung des Ju-stizministeriums sind Stimmenlaut geworden, die Strafe für Ver-gewaltiger zu reduzieren, wenndiese ihre Opfer ehelichten. Auchsolle das Mindestalter für Ehe-schließungen von 17 Jahren wie-der auf 14 Jahre gesenkt werden.Daß dies keine Einzelmeinungensind, zeigt der Fall des 76jährigenKolumnisten Hüseyin Üzmez derislamistischen, in Deutschlandverbotenen Zeitung „Vakit“. Er hat-te eine Minderjährige vergewal-tigt, wurde jedoch aus der Unter-suchungshaft entlassen. SeinerMeinung nach habe er nichts Un-rechtes getan. Nach dem Islam gel-te jedes Mädchen als erwachsen,das menstruiere, und das träfe beider 14jährigen zu. Das Gericht sahdas offenbar ähnlich und sprachihn frei. Bel

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WI RTS C H A F T Nr. 47 – 22. November 2008 7

MELDUNGEN

Briten-Pfundstürzt ab

London – Auf den zweitniedrig-sten Stand der Geschichte ist dasbritische Pfund gegenüber Euround D-Mark gefallen. Zum vergan-genen Wochenende war ein Pfundnur noch knapp 1,18 Euro wert,was etwa 2,29 Mark entspricht.Gemessen an der jeweiligen Kauf-kraft wäre dagegen ein Kurs von1,42 Euro angemessen. Seit Aus-bruch der Finanzkrise Mitte 2007hat das Pfund damit mehr als einViertel seines Außenwerts verlo-ren. Sein bisheriges Tief erreichtedas Pfund 1995, als es 2,17 Markkostete. Experten führen die neu-erliche Talfahrt auch auf die dra-matische Leitzinssenkung der bri-tischen Notenbank von 4,5 aufdrei Prozent zurück. Von vielenwurde der ungewöhnlich drasti-sche Schritt als Panikreaktiongewertet. Großbritanniens Volks-wirtschaft hängt mit dem weltweitzweitgrößten Finanzplatz Londonweit stärker vom gebeuteltenFinanzgewerbe ab als etwa diedeutsche. H.H.

Sehr schnell haben Politiker vonCDU und SPD Hilfen für Opel inAussicht gestellt. Doch negativeFolgen der Existenzkrise der Kon-zernmutter General Motors fürDeutschland sind nicht leicht abzu-wenden.

„Jeder Popel fährt ‘nen Opel“sangen einst die „Prinzen“, und dasLied der sächsichen Popgruppeendete mit dem Vers: „Nur Genie-ßer fahren Fahrrad, und sindimmer schneller da.“ Zwar werdenAutos den wenigen Kaufwilligenheute mit immer größeren Rabat-ten angeboten, so daß der Rückgriffauf das Fahrrad nicht nötig werdenwird. Dennoch hat das Lied fataleAktualität, denn Opel hat unverän-dert Imageprobleme, und in derAutoindustrie ist ein Massenster-ben nicht mehr ausgeschlossen.

Selbst ein alter Hase wie Daim-ler-Chef Dieter Zetsche bekannte:„Eine Krise dieser Dimension habeich noch nicht erlebt, und ich habein den letzten Wochen auch nie-manden getroffen, der etwas ande-res behaupten konnte.“ Der welt-bekannten Marke Mercedes-Benzgeht es noch vergleichsweise gut.Dies liegt nicht nur daran, daß manin Stuttgart qualitativ hochwertigeAutomobile baut und immer nochüber eine besonders zahlungskräf-tige Kundschaft verfügt. Anders alsviele Massenhersteller ist Daimlernicht so sehr auf die Kauflust derPrivatkunden angewiesen, da einGroßteil der nicht gerade billigenPkw im Flottengeschäft als Dienst-fahrzeuge an die Frau oder an denMann gebracht wird.

Doch auch Zetsche gibt sichungewohnt demütig und willStaatshilfen für die gesamte Auto-branche nicht ausschließen. Wasder Premiumhersteller noch imKonjunktiv formuliert, ist für denMassenhersteller Opel bereits bit-tere Realität geworden. Opel-ChefHans Demant bemüht sich um einestaatliche Milliarden-Bürgschaft,wurde aber von der Kanzleringleichsam auf den Weihnachts-mann vertröstet: Bis zum Fest wolleman entscheiden. NRW-Minister-präsident Jürgen Rüttgers hat dieBereitschaft zur staatlichen Ret-tung der Opel-Standorte in seinem

Land signalisiert, und HessensMinisterpräsident Roland Koch(ebenfalls CDU) will angeblich für„seine“ Standorte – namentlichRüsselsheim – 500 Millionen Euroaus der Schatulle holen.

Vor noch nicht allzu langer Zeitrichteten sich in Rüsselsheim alleAugen auf den „Insignia“. Er sollteder Kran sein, an dem Opel wie-der nach oben schwebt. Dochallein über die Produkte – mögensie noch so gelungen sein – kannsich ein Massenhersteller heutenicht mehr signifikant vom Wett-bewerb abheben, der auch keineschlechtere Arbeit macht. DieMarke Opel ist nach Ansicht desAutomobilexperten Stephan Dor-ner in Westeuropa über Jahre vomMutterkonzern General Motors(GM) vernachlässigt worden. Opelliegt in Deutschland mit unterzehn Prozent Marktanteil weithinter den Erwartungen von GMEuropa.

Der einst größte Autobauer derWelt hat binnen vier Jahren 73Milliarden Dollar Verlust gemacht.Der Konzern kann angeblich nurnoch bis Dezember Löhne undRechnungen zahlen. Dieses bittereResultat einer verfehlten Strategie

will das amerikanische Mutterhausjetzt zum Teil auf die Europäerabwälzen. Allein im Oktober fielder Absatz auf dem US-Markt um45 Prozent.

„Ohne Bürgschaft geht Opel inKonkurs“, sagt der „Autopapst“Ferdinand Dudenhöffer. Ohne dieBereitstellung einer Bürgschaftkönne es zu einem Super-Gau inder Branche kommen: „Dann wer-

den die Zulieferer nicht mehr lie-fern, die Händler bekommen keineneuen Autos mehr und brechenzusammen. Damit wird es zueinem Massensterben in der Auto-industrie kommen.“

Bei Opels altem Erzrivalen Fordsieht die Lage auch nicht rosig aus.Zwar jubeln die Kölner, daß sichihr Absatz im Oktober in Deutsch-land „äußerst positiv“ entwickelthabe und seit sechs Monaten derPkw-Marktanteil kontinuierlichsteige. Doch über die Ertragslagesagen diese Zahlen nicht viel, undschon will der KreditversichererEuler Hermes gemeinsamen Liefe-ranten des Opel-MutterkonzernsGM und Fords wegen der unsiche-ren Lage und Insolvenzgerüchtenkeinen Schutz mehr gewähren.

Bei Volkswagen sorgen neueHiobsbotschaften für Unruhe.Eben erst hat man die seltsamenKurskapriolen an der Börse ver-daut, da droht Ungemach aus Brüs-

sel. Kurz nachdem der Bundestagdas umstrittene VW-Gesetz verab-schiedet hat, stellt es die EU wie-der in Frage. Brüssel ist insbeson-dere gegen die in der Neufassungdes VW-Gesetzes vorgesehenSperrminorität von 20 Prozent.Diese sichert dem Land Nieder-sachsen bei wichtigen Entschei-dungen ein Vetorecht in derHauptversammlung des Konzerns.

Mercedes-Konkurrent BMW willin diesem Jahr – allerdings unfrei-willig – besonders besinnlicheWeihnachtstage einlegen. Daß viel-leicht geschenkte 200 Euro bei derKfz-Steuer niemanden zumErwerb eines Neuwagens animie-ren, diese Botschaft ist bei denPolitikern in Berlin noch nichtangekommen. Sie haben ja auchschließlich einen Dienstwagen.Leider mangelt es ihnen am Mut,in der derzeitigen Krise die Mehr-wertsteuer beherzt wieder nachunten zu befördern. Ansgar Lange

Autoindustrie droht tiefe KrisePoker um die Sicherung der deutschen Opel-Standorte – Lange Weihnachtspause nun auch bei BMW

Neue MachtbalanceBei der Reform der Weltfinanzmärkte hat die G8 ausgedient

Grüne für TotalausstiegÖko-Partei will auch alle Kohle- und Gaskraftwerke abschalten

Das GM-Debakel:73 Milliarden DollarVerlust in vier Jahren

Mit für Beobachtererstaunlicher Härtehaben die Grünen auf

ihrem Bundesparteitag darübergestritten, ob die Abschaltungaller Kohle-, Gas- und Kernkraft-werke schon in 20, 30 oder erst in40 Jahren abgeschlossen sein soll.Auf Empfehlung von Ex-Umwelt-minister Jürgen Trittin einigtensich die Delegierten schließlichdarauf, die Abschaltung „mög-lichst“ bis 2030, aber „spätestens“bis 2050 in die Tat umzusetzen.

Wie realistisch solche Szena-rien sind, spielte auf dem Partei-tag offenbar weniger eine Rolleals die Symbolkraft eines Aus-stiegsbeschlusses. Auch Unionund SPD nutzen die Energiefrageals Munition im anschwellendenWahlkampf 2009, wie der jüngsteSchlagabtausch zwischen Nieder-sachsens CDU-MinisterpräsidentChristian Wulff und SPD-Bundes-umwelt- und -energieministerSigmar Gabriel gezeigt hat.

Die großen Energiekonzernenehmen den Politikerstreit ehergelassen hin. Ihnen geht es nichtum Punktsiege in Symboldebat-ten als vielmehr um echte wirt-schaftliche Vorteile in einem sehrrealen Markt. Einem Markt, derseit der Liberalisierung des deut-

schen Strommarktes 1998 unddes Gasmarktes 2004 hartumkämpft ist. Dabei haben dieAnbieter weniger die kleinen Pri-vatkunden im Blick als die Groß-abnehmer in der Industrie. DieWechselquote bei Kleinkunden istbislang gering. bei der Industriesieht das schon anders aus. AmStrommarkt lag die Wechselquotelaut Bundesnetzagentur 2006 beiPrivathaushalten nur bei 2,2 Pro-

zent, bei Großkunden jedoch zwi-schen zehn und elf Prozent.

Dabei produzieren die vier gro-ßen Stromerzeuger Eon, EnBW,RWE und Vattenfall zusammenrund 80 Prozent des Stroms. Undsie wollen, oder wollten zumin-dest, noch mehr: Bei der ange-strebten Ausdehnung zielten sieauf die Stadtwerke, die sich vonden Grenzen ihres einst vom Staatfestgelegten Versorgungsbezirksgelöst haben und weiträumig ihreDienste auch fernab ihrer Heimat-gemeinden anbieten.

Doch nun schob der Bundesge-richtshof (BGH) erstmals einenRiegel vor die weitere Ausdeh-nung der Stromriesen. Eon wurdeeine Minderheitenbeteiligung anden Stadtwerken Eschwege ver-boten. Begründung: Der Erwerbvon Minderheitsbeteiligungen seibloß eine „Salamitaktik“, mit derdie Stromriesen eine marktbe-herrschende Stellung anstrebten,um Preise diktieren zu können.Schon jetzt ist Eon an 134, RWEan 70 der insgesamt rund 900Stadtwerke beteiligt.

Wie Eon auf das Urteil reagiert,blieb bis Redaktionsschlußunklar. Als eine mögliche Varian-te wurde sogar diskutiert, daß derKonzern alle seine Stadtwerke-Anteile wieder verkaufen könnte.

Auch am Gasmarkt dominierenwenige große Anbieter. Daß derEndverbraucherpreis trotz Ein-bruch der Weltmarktpreise kaumgefallen ist, führen Kritiker auf dieVormacht der Wenigen zurück.Doch auch hier sind Gerichte aufder Hut: Vergangene Wochewurde dem Gasversorger EWEvom Landgericht Gera der Erwerbder Geraer Anteile am Gasversor-ger VNG untersagt. VNG ist derzweitgrößte Konzern der neuenBundesländer. Hans Heckel

Gerichtsurteilehaben mehr Folgen

als Parteitage

Der von manchen erhoffteschnelle Durchbruch istausgeblieben beim Weltfi-

nanzgipfel am Wochenende inWashington. Und doch brachte dasTreffen zwei wichtige Ergebnisse.Das eine ist die Aufwertung dersogenannten Schwellenländer, wieIndien, China, Brasilien, aber auchSaudi-Arabien, Mexiko, Pakistanund der Türkei. Diese Länder sindallesamt zumindest regionale,demographische oder finanzielleGroßmächte, und der deutscheBegriff „Schwellenländer“ paßt aufsie längst nicht mehr, da sie dieSchwelle zur Industrialisierungteilweise schon seit vielen Jahrenüberschritten haben.

Indiens Ministerpräsident Man-mohan Singh, der 1,15 MilliardenMenschen repräsentiert, erklärtein Washington selbstbewußt, daßdie aktuelle Krise nicht von dieserLändergruppe ausgegangen sei,sie aber nun am härtesten von ihrgetroffen werde. Der sozialisti-sche brasilianische Präsident Lulada Silva sprach gar davon, derGipfel bedeute „faktisch“ dasEnde der bisherigen G-8-Gruppe.Das halten Experten für weitüberzogen, Tatsache ist aber, daßohne Länder wie China undSaudi-Arabien, die über enorme

Finanzreserven verfügen, dieaktuellen Probleme kaum zulösen sind. Die Vertreter der euro-päischen Länder, aber auchJapans und der USA haben dennauch gerade diese beiden neuen„Krösusse“ aufgefordert, diedurch eine Serie von Hilfs- undRettungsaktionen starkzusammengeschmolzenen Mitteldes Internationalen Währungs-fonds (IWF) aufzustocken.

Durchaus möglich, daß sie auchdazu bereit sind, aber natürlichnicht ohne erweiterte Mitsprache-rechte, wenn nicht gar ohnegründlich geänderte Strukturenbei IWF und Weltbank. Ein US-Vertreter erklärte offen, er rechnemit einem „schmerzlichen Kampf“um die künftigen Führungsstruk-turen dieser Institutionen.

Noch aber konnten die USA,die mittel- und langfristig mitweniger Einfluß auf der weltpoli-tischen Bühne rechnen müssen,einige ihrer Vorstellungen durch-

setzen. So enthält das Abschluß-dokument von Washington nichtnur ein Bekenntnis zu freierMarktwirtschaft und Abbau vonHandelshindernissen, sondernauch zum freien Kapitalverkehr.

Auf der anderen Seite stehender Ruf nach Verbesserung derTransparenz und Rechenschafts-pflicht bei komplizierten Finanz-produkten sowie die Forderung,Banken und andere Marktteilneh-mer dürften keine übermäßigenRisiken mehr eingehen und müß-ten künftig weit detaillierter überihre Finanzlage informieren. Vorallem die Forderung, die Regulie-rung und Kontrolle solle sich inZukunft auf „alle Finanzmärkte,Finanzprodukte und Marktteil-nehmer“ einschließlich derRating-Agenturen erstrecken, trägtdie Handschrift der EU und stehtdiametral gegen bisherige Positio-nen der USA. BundeskanzlerinMerkel sprach sogar von „wichti-gen Schritten zu einer globalenWirtschaftsordnung“.

Zur Umsetzung der Leitliniensind mehrere Folgetreffen geplant,das erste soll am 30. April statt-finden. Die Staats- und Regie-rungschefs der EU hatten dagegenein weiteres Gipfeltreffen bereitsim Februar befürwortet. K.B.

China, Indien undSaudi-Arabien sitzen

mit am Tisch

Rürup erteiltStruck Absage

Berlin – Der Vorsitzende derWirtschaftsweisen, Bert Rürup,hat der Forderung von SPD-Frak-tionsvorsitzendem Peter Strucknach einer Auflösung des Exper-tenrats eine Absage erteilt, derar-tiges sei vom Gesetzgeber nichtvorgesehen. Struck hatte Bundes-finanzminister Peer Steinbrückaufgefordert, den Sachverständi-genrat zur Begutachtung dergesamtwirtschaftlichen Entwick-lung abzuschaffen. „Ich glaubedenen kein Wort. Wenn man frü-here Prognosen mit der eingetre-tenen Realität vergleicht, merktman recht schnell, daß diesesogenannten Weisen vor allemviel heiße Luft produzieren“,sagte Struck der Zeitschrift„Super-Illu“. Der SPD-Politikersorgte nicht nur wegen des Inhal-tes seiner Forderung, sondernauch wegen des gewählten Medi-ums für Unverständnis. BelAAuucchh AAuuttoohhäännddlleerrnn ddrroohhtt PPlleeiittee:: SSeellbbsstt ggrrooßßee RRaabbaattttee kköönnnneenn ddiiee KKaauuffuunnlluusstt ddeerr PPrriivvaattkkuunnddeenn nniicchhtt üübbeerrwwiinnddeenn.. Bild: colourbox

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FO R U M8 Nr. 47 – 22. November 2008

Immer, wenn in Deutschland ei-ner den Mund aufmacht und ausder Front der politisch Korrek-

ten ausscheidet, wird er gejagt. Voneiner Gruppe, die sich Antifa nennt.„Antifa“, das ist eine Abkürzung vonAntifaschismus. Kampf gegen denRechtsextremismus. Wo es keineRechtsradikalen gibt, werden ande-re Gruppen für „rechts“ erklärt, et-wa die Vertriebenenverbände undihre Verbandsvorsitzende, die CDU-Abgeordnete Erika Steinbach. Odereben die Burschenschaften, die esan allen Universitäten gibt und die natür-lich ebensowenig rechtsradikal sind wiedie Vertriebenen. Manchmal genügt schoneine kritische Diskussion über die 68erund die RAF. Dann folgt regelmäßig einEinsatz der Antifa-Jagdkommandos, imharmlosesten Fall mit einer Demo, imschlimmeren Fällen mit Gewalt. Kampf ge-gen den Extremismus. Der Treppenwitz istnur der, daß die Antifa-Leute meistens sel-ber Extremisten sind, Linksextremisten.Anhänger von Stalin und Lenin. Kommu-nisten. Seltener auch Anarchisten. Klamm-heimliche Bewunderer der RAF sind alle.Also, wie soll das gehen: Radikale Linke alsHüter der Demokratie? Mit den Gewaltbe-reiten gegen den „Faschismus“?

Die Frage wird kaum diskutiert. Dennbeim Stichwort „Anti-faschismus“ rastet dergesunde Menschen-verstand bei geschlos-senen Gruppen deut-scher Meinungsbild-ner, Politiker, Buchau-toren, Publizisten undFernsehjournalisten glatt aus. Ursache da-für ist eine geradezu abenteuerliche Affi-nität deutscher Intellektueller für be-stimmte Seiten kommunistischer Propa-ganda, die eine lange, bis in die zwanzigerJahre zurückgehende Tradition hat. Geradediejenigen, die sich darauf zugute hielten,zu den redlichsten, scharfsinnigsten undunbestechlichsten Kritikern von Staat undGesellschaft in der ersten deutschen Repu-blik zu gehören, blendeten häufig ihren

Verstand aus, wenn sie Kommunisten alsdie Opfer von Verfolgung und Unterdrük-kung darstellen konnten. Sie ergriffen Par-tei für eine Sache, von der schon seit 1918bekannt war, daß sie ihre Herrschaft inRußland ausschließlich besonders brutalerund konsequenter Unterdrückung politi-scher Gegner zu verdanken hatte.

Das hinderte deutsche Publizisten undSchriftsteller nicht an einer geradezu blin-den, romantischen Parteinahme für dasrussische Experiment, die Natur des Men-schen gewaltsam zu verändern. Kurt Tu-cholsky, der als Mitarbeiter der „Weltbüh-ne“ durchaus über Hintergrundinformatio-nen aus der damaligen Sowjetunion verfü-gen konnte, antwortete 1930 auf die Frageder „Moskauer Rundschau“, wie er sich im

Falle eines Krieges ge-gen die UdSSR verhal-ten würde, unumwun-den: „Für Rußland ge-gen jene Mächte, auchdann, wenn es sichum Deutschland han-delt.“

Mit dieser Parteinahme ist Tucholskykein Einzelfall. Als Hoffnungsträger für al-le linken Utopien wurde die Sowjetunionmit einem Vertrauensvorschuß bedacht, andem weder Lenins Zarenmord, die blutigeAusschaltung aller politischen Gegner miteinem neuartigen flächendeckenden Sy-stem von Konzentrationslagern (GULag),noch der singuläre Massenmord an zehnMillionen Bauern etwas ändern konnte.Scharenweise rekrutierten die Kommuni-

sten unter den Intellektuellen des Westensdiejenigen, die Lenin einmal „nützlicheIdioten“ genannt hatte.

Solche Bündnisse hatten die Kommuni-sten auch dringend nötig. Für die Parteider Bolschewiki, zu deren Geburtsfehler esgehörte, eine Politik zu verfolgen, die unterdemokratischen Verhältnissen niemalsirgendwo mehrheitsfähig war, wurde dieInfiltration und Manipulation anderer Par-teien, Räte, Gewerkschaften und andererOrganisationen ein elementares Instru-ment ihrer Politik.

Da entsteht innerhalb der kommunisti-schen Weltbewegung der Kampfbegriff„Antifaschismus“. Der Begriff ist in Italienentstanden. Gegen die mit schwarzenHemden uniformierten „Faschisten“ (ausfasci di combattimento, ein Kampfbundvon Kriegsteilnehmern) bildet sich unterkommunistischer Initiative schon 1922 ein„antifaschistisches“ Bündnis, konnte aberden Sieg Mussolinis im Oktober nicht ver-hindern. Die „antifaschistischen“ Gruppenwirkten von Paris aus weiter. Ab Juni 1929soll nach dem Willen Stalins in Moskauder „Antifaschismus“ zu einer Waffe wer-den, um den Kommunisten zu größerenErfolgen zu verhelfen.

Die Kommunistische Partei und ihre vie-len kleinen Funktionäre hatten nun, ganzähnlich wie heute, die schier aussichtsloseAufgabe, die Sozialdemokraten und Ge-werkschaftler in Stadt und Land davon zuüberzeugen, daß es notwendig sei, zusam-men mit den Kommunisten eine „antifa-schistische Einheitsfront“ zu bilden. Aber

das fand damals (wie heute) wenig Ver-ständnis bei den sozialdemokratischenMitgliedern.

Nur die Intellektuellen, allen voran die„Weltbühne“, mit ihrem Star-Autor Kurt Tu-cholsky, wurden nicht müde, die SPD inimmer neuen Aufrufen zu einem gemein-samen Vorgehen mitder KPD zu ermun-tern. Dann folgte derAngriff Hitlers gegendie Sowjetunion. Diesowjetische Propagan-da, die eben noch die„westlichen Imperiali-sten“ und „Kriegstreiber“ angegriffen hatte,erklärte die Alliierten nun zu Verbündeteneiner „antifaschistisch-demokratischenEinheitsfront“.

Nach dem Ende des Krieges begann dieSowjetunion sogleich, den ihr in Jalta zu-gesprochenen Teil Europas in kommunisti-sche Satellitenstaaten umzuwandeln. Imersten Stadium dieser Gleichschaltungwurden „antifaschistisch-demokratische“Koalitionsregierungen gebildet, was denVölkern Osteuropas und vor allem denWestmächten suggerieren sollte, hier seienähnliche Bündnisse zwischen Demokratenund Kommunisten möglich wie im Krieggegen Hitler. Als der Westen das ganzdurchschaute, war es bereits zu spät.

Der Ostblock war in der Hand der Kom-munisten, auch der deutsche Anteil an Sta-lins Kriegsbeute, genannt „DDR“. Sie be-zeichnete sich als antifaschistisch, nanntedeshalb auch die in der ganzen Welt ver-

abscheute Mauer ihren „antifaschi-stischen Schutzwall“. Alles schonvergessen, liebe Genossen von derAntifa? Dieser DDR wurde dieBundesrepublik gegenübergestellt,von der sie mit zunehmend wenigerüberzeugenden Gründen behaupte-ten, daß in ihr die „alten Nazis“schon wieder an der Macht seien.Doch erst nach dem Ende des Kal-ten Krieges wurden diese Signalevon einer neuen Generation von Ju-gendlichen und Studenten aufge-nommen. Die sich revolutionär füh-

lenden Studenten hatten schon nach 1968neben dem abstrakten „Staat“ und dem Ka-pitalismus als höchst anschauliches Feind-bild ihre eigenen Eltern als autoritäre Fa-schisten oder zumindest „faschistoide Ty-pen“ entdeckt. Das hat Schule gemacht.

Heute trägt eine neue Generation junger„Antifaschisten“ neueFeindbilder in sich.Neue Rattenfängersind unter Jugend-lichen und Studentenfür ihre – schlechte –Sache zu mobilisieren.Die dreimal umgetauf-

te SED, aus der ehemaligen DDR munitio-nierte Linke, die neuen Militanten von At-tack, die „Freien Radikalen“, die „Antideut-schen“ die klammheimlichen Sympathi-santen und Verehrer der Gewalt und ihreMitläufer auch in anderen Parteien: Siefordern uns auf, mit ihnen den Rechtsex-tremismus zu bekämpfen. Also: Gegen Hit-ler mit Stalin? Gegen rechtsextreme Ge-waltbereite – mit Sarah Wagenknecht undden Schlägern der Antifa? Mit den Stalini-sten gegen die NPD? Danke. Oder, wie esam 15. Mai auf einer Antifa-Diskussion inMarburg hieß: „Diskurs ist nich!“

Klaus Rainer Röhl sprach am 15. Novem-ber vor der Marburger Burschenschaft„Germania“ über die Gewaltbereitschaftder 68er. Ein großes Polizeiaufgebotschützte die Diskussionsveranstaltung ge-gen etwa 150 zu allem entschlossene Anti-fa-Demonstranten.

»Moment mal!«

Rote Jagdkommandosgegen alles »Rechte«

Von KLAUS RAINER RÖHL

Starke Affinitätdeutscher Intellektueller

zum Kommunismus

»Diskurs ist nich!« –Linksradikale setzen nicht

auf Meinungsfreiheit

Zu den Stärken von Bundes-kanzlerin Angela Merkel ge-

hören ihre Natürlichkeit und ihreEhrlichkeit. Und so überraschtedie Physikerin kürzlich mit demEingeständnis, sie bedauere, kei-ne tiefere historische Bildung zuhaben. Das ist charmant, dennniemand kann alles können undwissen. Da der Kanzlerin ganzeStäbe von Experten als Beraterzur Verfügung stehen, ist dasauch nicht tragisch. Tragisch wirdes, wenn diese Berater versagen.

Das aber scheint der Fall gewe-sen zu sein, als die Bundeskanzle-rin nun den 90. Jahrestag des 11.November 1918 in Warschau be-ging. An diesem Tag bat nicht nur

das geschlagene Deutsche Reichum Waffenstillstand. Nach 123Jahren kehrte Polen als unabhän-giger Staat auf die Landkarte Eu-ropas zurück. In einem vereintenEuropa mag die deutsche Kanzle-rin dieses Ereignis freudig bege-hen. Ärgerlich ist, daß Merkel inihrer Rede vom Jahre 1918 sofortzu den deutschen Grausamkeitenan Polen nach 1939 sprang.

Vielleicht weiß sie nicht, wasden Deutschen in Polen zwischen1919 und 1939 widerfuhr, derenZahl sich in dieser Zeit durch diesogenannte „kalte Vertreibung“von 2,4 auf 1,2 Millionen halbier-te. Ihre Berater aber müßten eswissen. Sie haben versagt.

Schlecht beratenVon Konrad Badenheuer

Alte ÄngsteVon Rebecca Bellano

Die polnischen Medien führenderzeit einen Feldzug gegen

die deutschen Jugendämter (sieheMeldung Seite 2), denen sie eine„Zwangsgermanisierung“ vorwer-fen. Offenbar bestehen in Polennoch immer alte Germanisie-rungsängste, die aufbrechen,wenn beispielsweise nach demScheitern einer deutsch-polni-schen Ehe der polnische Teil dasSorgerecht verliert. Diese Ängstescheinen die deutschen Medienjedoch nicht thematisieren zuwollen, da kaum darüber berich-tet wird, wie wohlwollend undmitfühlend das polnische Staats-fernsehen über den Fall von BeataP. berichtete, der vom Jugendamtuntersagt worden war, mit ihremSohn Polnisch zu sprechen. Daßdie Frau oder von ihr Beauftragteden Neunjährigen von dessen mitdem alleinigen Sorgerecht ausge-statteten Vater und seiner neuenFrau kürzlich auf offener Straße

entführt hat, scheint in Polen nie-manden zu schockieren. Es wirktfast so, als wäre diese kriminelleKindesentführung ein zulässigesMittel, um der vermeintlichenUnterdrückung zu begegnen. Einderartiges Verhalten kann manwiederum in Deutschland nichtbilligen, aber um Polen nicht kri-tisieren zu müssen – auch hierbestehen alte Ängste – schweigenfast alle Medien das Thema liebertot. Und was die „Zwangsgerma-nisierung“ angeht: Den deutschenJugendämtern wurde bereits2007 vom Bundesjustizministe-rium untersagt, ausländischen El-ternteilen die Verwendung ihrerSprache – die übrigens ausdrück-lich als „kulturelle Bereicherung“bezeichnet wird – mit ihrem Kindzu verbieten. Und zwar auchdann, wenn tatsächlich die Ge-fahr von Mißbrauch oder Entfüh-rung bestand, wie es sich jetzt sodramatisch bestätigt hat.

Kommerz oder PietätVon Hinrich E. Bues

Eine menschliche Zivilisationzeichnet sich seit jeher auchdadurch aus, mit welcher

Ehrfurcht sie mit ihren Toten um-geht. Schon früh haben sich Chri-sten von ihrer heidnischen Um-welt durch ihren besonders sorg-samen Umgang mit Verstorbenenunterschieden. Sie ließen ihre To-ten nicht verbrennen, sondern be-statteten den Leichnam in derHoffnung auf die Auferstehungdes Leibes und der Seele. Werheute als Ziel seines Lebens dieEwigkeit hat, derer am morgigen„Ewigkeitssonntag“ in den Kir-chen gedacht wird, dem kann eskaum „wurscht“ sein, was mit demLeichnam passiert.

Der Tod gehört einer anderenOrdnung an, formuliert die Sozial-wissenschaftlerin Erika Fey-erabend. Daher sollten sich der Todund ein Leichnam möglichst ge-

schäftlichen Kategorien entziehen.Das ist allerdings kaum realisier-bar. Für die umfassende „Verwer-tung“ einer Leiche spricht dabei –so wird natürlich immer argumen-tiert – der medizinische Nutzen.Grenzen zu einerLifestyle-Medizinmit rein kosmeti-schen Anliegenlassen sich dabeikaum ziehen. Zu-dem drängenMärkte aufWachstum, und Wissenschaftlerneigen nicht zur Selbstbeschrän-kung. Spätestens wenn menschli-che Transplantate mit einer in derFabrik produzierten Pille gleichge-setzt werden, ist eine Grenze über-schritten. Der alte Traum des Men-schen von ewiger Jugend wird sichauch mit den neuen Möglichkeitender Biomedizin nicht erfüllen las-

sen. Weiterhin wird jeder Menschan Krankheiten leiden und sterbenmüssen. Erst in der Ewigkeit wirddas aufgehoben sein.

Daher dürfte es auch weiter fürviele selbstverständlich sein, daß

ein Leichnamkein Ersatzteilla-ger ist. DieRechtssprechungkennt so genann-te postmortalePersönlichkeits-rechte. „Der

Schatten eines Menschen ist grö-ßer als der Körper“ hat der Philo-soph Matthias Kettner einmal ge-sagt. Daher wird dem LeichnamRespekt bezeugt und die Störungder Totenruhe ist hierzulandestrafbar. Dennoch machen sich diewenigsten über ihren eigenen Todund den ihrer Angehörigen recht-zeitig Gedanken. So entsteht quasi

ein Vakuum, in das nun geschäft-stüchtige Firmen der Biomedizinmit dem Streben nach „Gewebe-spende“ hineinstoßen. Die Ah-nungslosigkeit und die Trauersitu-ation von Verstorbenen werdendabei schamlos ausgenützt.

Hier gilt es einer Doppelmoralund der mangelnden Informationeinen Riegel vorzuschieben. Eskönnen nicht die einen zur altrui-stischen Spende aufgefordert wer-den, während die anderen hoheGewinne machen.

Fast unlösbar erscheinen aller-dings die Gewissenskonflikte dertrauernden Hinterbliebenen zwi-schen Kommerz und Pietät. Dahersind die Lebenden zu klaren Mei-nungsäußerungen aufgefordert –sei es als deutlicher Widerspruchoder auch als eine Zustimmung zueiner Entnahme bestimmter Orga-ne oder Gewebe.

EEss ssiieehhtt hhaarrmmlloossaauuss,, ddoocchh ddeerrHHiinntteerrggrruunndd eerriinnnneerrtt aann FFrraannkkeennsstteeiinn.. SSppeezziiaalliissiieerrtteeFFiirrmmeenn vveerrwweerrtteenn GGeewweebbee vvoonn TTootteenn,, uumm aannddee--rreenn MMeennsscchheenn zzuu hheellffeenn.. SSoowweeiitt eessnnuurr uumm KKoossmmeettiikkggeehhtt,, iisstt ddaasseetthhiisscchh kkaauumm vveerr--ttrreettbbaarr..

Bild: ddp

Subtile Grenze zwischen Heilung und

Wohlfühl-Medizin

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Max Schmeling war schon Eu-ropameister im Halbschwer-

gewicht, als er im Mai 1928 denSprung über den großen Teichwagte. Doch der Empfang im vielgelobten „Dollarika“ fiel kühleraus als erwartet. Erst am 23. No-vember 1928 hat er seinen erstenKampf. In New York trifft er, voneiner fiebrigen Erkältung ge-schwächt, auf Joe Monte. Nach dersiebten Runde fühlte er sich amEnde, vor allem wegen der Grippe.„Wenn du jetzt schlapp machst,kannst du aufhören. Dann bist dunicht nur für Amerika, sondernauch für Deutschland gestorben“,trieb ihn sein Trainer in der Pausean. In der achten Runde nutzt ereine Unaufmerksamkeit Montes,um diesen mit seiner gefürchtetenRechten k.o. zu schlagen. „What aright hand!“ ruft die Boxpromoter-legende Tex Rickard begeistert undfördert damit ganz wesentlichSchmelings Karriere in den USA.

In Deutschland blieb Schmeling,der 2005 im Alter von 99 Jahrenstarb, zeitlebens einer der beliebte-sten Sportler. Gegen Hitlers per-sönliche Werbeversuche („Ach sa-gen Sie mal, Schmeling, sind Sieeigentlich in der Partei?“) blieb erstandhaft. Und 1965 beeindruckteder in der Uckermark Geborenedie Vertriebenen, weil er wegender umstrittenen Ostdenkschriftder EKD kurzerhand aus der Evan-gelischen Kirche austrat. M. R.

GE S C H I C H T E10 Nr. 47 – 22. November 2008

Vielfacher Übermacht standgehaltenDie deutsche Schutztruppe in Ostafrika streckte erst nach dem Waffenstillstand von Compiègne die Waffen

Unabhängigund beliebt

Als 1914 der Erste Weltkrieg aus-brach, war Paul von Lettow-Vor-beck ein unbekannter Kolonialoffi-zier, als 1918 alles zu Ende ging,war er ein ruhmbedecktes Vorbilddes deutschen Heeres. Unter seinerFührung hatte sich die deutscheSchutztruppe in Ostafrika gegenvielfache Überlegenheit behauptet.Sie streckte die Waffen erst EndeNovember 1918.

Dr. Heinrich Schnee, der Gou-verneur von Deutsch-Ostafrikaglaubte, daß sich auch die West-mächte an die Kongoakte halten

würden, wonach im Falle eines eu-ropäischen Krieges alle Koloniendes Kongo-Beckens neutral seinsollten. Für den Fall – der danneintrat – daß Großbritannien die-sen Vertrag brechen würde, wollteSchnee nur symbolischen Wider-stand leisten, um die „Ehre derFahne“ sicherzustellen. Tatsächlichwaren sich die Alliierten nicht ei-

nig. Frankreich und Belgien forder-ten eine Respektierung der Kongo-akte – Großbritannien jedochlehnte dies am 17. August 1914 aufBetreiben Winston Churchills ab.

Lettow-Vorbeck hatte grundsätz-lich andere Vorstellungen vomKampf in den Kolonien als Schnellund bekam mit diesem bald vielÄrger. Er wollte Deutsch-Ostafrikadauerhaft halten und sogar durchoffensives Vorgehen möglichst vie-le feindliche Truppen in Afrikabinden, die den Entente-Mächtendann in Europa fehlen würden.Lettow-Vorbeck wies dabei seiner

schwarzen Hilfstruppe, den Aska-ris, eine zentrale Rolle zu. Diedeutsche Kolonialherrschaft war inOstafrika bei den Eingeborenen –auch wenn das viele „Gutmen-schen“ ohne nähere Kenntnis derdamaligen Verhältnisse heute an-ders behaupten – ausgesprochenpopulär. Das hatte einen handfe-sten Grund: Deutschland unter-

band den Sklavenhandel. KeinSchwarzer mußte mehr fürchten,von arabischen Sklavenhändlerngefangen und verschleppt zu wer-den. So hatten die Askaris, andersals die schwarzen Hilfstruppen derBriten, Belgier und Franzosen ei-nen guten Grund für ihren Kampf.Sie wollten nie wieder Sklavenjä-ger in ihrem Land sehen.

Vom 2. bis 4. November 1914scheiterte eine britische Invasionmit einem zahlenmäßig weit über-legenen Expeditionskorps bei Tan-ga. Bereits vorher hatten die Britenunter anderem mit einem Linien-

schiff und mehreren Kreuzern er-hebliche Seestreitkräfte aufgebo-ten, um die Küste zu blockieren. ImApril 1915 und März 1916 gelang-ten trotzdem deutsche Sperrbre-cher mit Nachschub auf dem See-weg in die Kolonie. Auf den großenBinnenseen Viktoria-, Kiwa- undTanganjikasee kam es zu kleinerenSeegefechten.

Erst im März 1916 begann eineneue, diesmal systematische, alli-ierte Offensive von der Landseite.Am 16. September 1916 ging mitKiswere der letzte Hafenplatz ver-loren. Allerdings hatte zu diesemZeitpunkt die deutsche Schutz-truppe ihre zahlenmäßig größteStärke erreicht. 3000 weiße Deut-sche und 12000 Askaris standennun unter Waffen. Ihnen standenfast 100000 Engländer und Belgiergegenüber. Dennoch hatten dieBriten erst Ende 1917 alle Siedlun-gen und Städte erobert. Das nutzteden Alliierten aber nichts, denn

nun ging Lettow-Vorbeck zumGuerillakrieg über. Seine Vorge-hensweise wurde später sogar vonMao Zedong studiert und nachge-ahmt. Ende 1917 sollte nochmalsein Versuch aus der Heimat unter-nommen werden, Nachschub indie bedrängte Kolonie zu bringen.Da der Seeweg für ein solchesUnternehmen inzwischen als we-

nig aussichtsreich galt, sollte einZeppelin die lange Fahrt durch-führen. Am 21. November 1917startete L 59 zu seinem 6757 Kilo-meter langen Rekordflug von Jam-bol in Bulgarien. Dieses Unterneh-men schlug fehl, aber die Schutz-truppe blieb dennoch weiter aktiv.Von den Hafenplätzen abgeschnit-ten, verlagerten sich die Kämpfeins Landesinnere. Die Truppe warnun nur noch 278 Deutsche und1600 Askaris stark.

Am 25. November 1917 wichLettow-Vorbeck mit seiner Truppeüberraschend nach Mosambik aus,um am 24. August 1918 wiedernach Ostafrika zurückzukehren.Stets verstand er es, sich mit seinerimmer weiter schrumpfendenTruppe einer Entscheidungs-schlacht zu entziehen. In die Engegetrieben marschierte er am 1. No-vember 1918 in die britische Kolo-nie Rhodesien ein. Die Nachrichtvom Waffenstillstand erreichte ihnerst verspätet. So streckte seinekleine, aber keineswegs besiegteTruppe am 25. November 1918 dieWaffen. Sie zählte nur noch 155Deutsche und 1168 Askaris. DieBewaffnung bestand nur noch ausbelgischen und englischen Beute-gewehren. Von den 37 Maschinen-gewehren waren nur sieben ausdeutscher Produktion. Und daseinzige Feldgeschütz mit 40 SchußMunition kam aus Belgien.

Der deutschen Schutztruppewurden durch den gegnerischenOberbefehlshaber ausgesprochenehrenvolle Übergabebedingungenzugestanden. Die Askaris konntensofort nach der Niederlegung derWaffen heimkehren. Auch denDeutschen machte man keineSchwierigkeiten, und schon am28. Februar 1919 erreichten dieÜberlebenden der SchutztruppeRotterdam. Am 2. März 1919 para-dierten sie durch das Brandenbur-ger Tor in Berlin.

Sieben Jahre später setzte Let-tow-Vorbeck durch, daß seine treu-en Askari-Soldaten den ausstehen-den Wehrsold und eine Rente aus-gezahlt bekamen. Nach dem er-neutem Zusammenbruch 1945übernahm die BundesrepublikDeutschland die Verantwortungfür die Askaris und nahm die Ren-tenzahlung an diese Veteranenwieder auf. Hans Lody

43 Millionen ReisenVor 75 Jahren wurde »Kraft durch Freude« gegründet

Seoul suchte neue PartnerVor 125 Jahren begannen die deutsch-koreanischen Beziehungen

LLeettttooww--VVoorrbbeecckkss KKäämmppffeerr:: AAmm 22.. MMäärrzz 11991199 ppaarraaddiieerrtteenn ssiiee dduurrcchh ddaass BBrraannddeennbbuurrggeerr TToorr.. Bild: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz

Das faschistische Italien Be-nito Mussolinis war dendeutschen Nationalsoziali-

sten in mancher Hinsicht Vorbild.Bereits 1925 war im Land, wo dieZitronen blühen, als NationalesFreizeitwerk die „Opera NazionaleDopolavoro“ gegründet worden.Vier Jahre später lernte der spätereReichsorganisationsleiter derNSDAP Robert Ley bei einer Ita-lienreise die Freizeitorganisationkennen. Nach der „Machtergrei-fung“ der Nationalsozialisten undder Beauftragung Leys mit der Lei-tung der am 10. Mai 1933 gegrün-deten „Deutschen Arbeitsfront“(DAF) schlug dieser die Gründungeiner mit der italienischen ver-gleichbaren Organisation vor. Am14. November 1933 genehmigteAdolf Hitler entsprechende Pläne.Am 27. November 1933 fand aufeiner Sondertagung der DAF imBeisein von Rudolf Heß und Jo-seph Goebbels die Gründung desvon Ley vorgeschlagenen deut-schen Pendants zur italienischen„Dopolavoro“ statt. Am 24. Ok -tober 1934 wurde Leys DAF zu de-ren Trägerin bestimmt. Ursprüng-lich war vorgesehen, die Unteror-ganisation der DAF in Anlehnung

an das italienische Vorbild „Nachder Arbeit“ zu nennen, aber dannentschied man sich für „Kraftdurch Freude“ (KdF). Eine direkteÜbersetzung des italienischen Na-mens wäre auch irreführend gewe-sen, denn das italienische Vorbildwar eine reine Arbeitnehmerorga-nisation, KdF hingegen gehörtenwie der Trägerin DAF entspre-chend dem Ideal der Volksgemein-schaft sowohl Arbeitnehmer alsauch Arbeitgeber an.

„Kraft durch Freude“ gilt als diepopulärste der NS-Organisationen.Ihre vielfältigen Aktivitäten botenein umfangreiches kulturelles undtouristisches Freizeitprogramm.Über 38 Millionen Menschen be-suchten bis 1938 ihre Theaterauf-führungen, Konzerte, Kunstaus-stellungen oder Vorträge. Danebenwurden Bunte Abende, Gymna-stik, Schwimmlehrgänge, Nähkur-se und Schachturniere organisiert.

Kernstück der Arbeit von „Kraftdurch Freude“ war aber die Orga-

nisation von Ausflügen und Rei-sen. Das hierfür zuständige KdF-Amt für Reisen, Wandern und Ur-laub erwirtschaftete 80 Prozentdes Gesamtumsatzes der Organi-sation. 43 Millionen Reisen ver-kaufte KdF bis 1939. Neben demGros der Tagesausflüge gab es sie-ben Millionen Urlaubsreisen, dar-unter 690 Hochseefahrten nachNorwegen, Madeira und Italien.Hierfür besaß der damals größteReiseveranstalter Deutschlandsneben eigenen Freizeiteinrichtun-gen auch Kreuzfahrtschiffe, vondenen die „Wilhelm Gustloff“ trau-rige Berühmheit erlangte. Für den,der es sich leisten konnte, hatteKdF mit dem KdF-Wagen, demspäteren VW „Käfer“, sogar einenPersonenkraftwagen in der Ange-botspalette.

Neben den Einnahmen warenweitere Finanzierungsquellen derAktivitäten von KdF der Mit-gliedsbeitrag von mindestens 50Reichspfennigen pro Monat sowieZuschüsse der MutterorganisationDAF.

1945 endete die Existenz auchdieser NS-Organisation durch Be-schluß der Alliierten.

Manuel Ruoff

Im Jahre 1876 zwang Japan Ko-rea unter Androhung militäri-scher Gewalt, seine bisherige

Politik der Abschottung zu been-den und mit dem Land der aufge-henden Sonne einen Freund-schaftsvertrag zu schließen. Umnicht im Zeitalter des Imperia-lismus in die Abhängigkeit Japansoder der sich nicht weniger impe-rialistisch gebärdenden benach-barten Großmacht Rußland zu ge-raten, suchte vor allem der KönigKoreas, Kojong, die Nähe zu an-deren Großmächten. Am 30. Mai1882 nahmen als erste westlicheGroßmacht die Vereinigten Staa-ten von Amerika offizielle Bezie-hungen mit Korea auf. Wenige Ta-ge später folgte Großbritannien.

Das Deutsche Reich wollte denUSA nicht nachstehen, und so er-hielt der deutsche Gesandte in Pe-king Max von Brandt Weisung,sich auch um einen Vertrag mitKorea zu bemühen. Brandt reisteper Schiff nach Korea, und bereitsam 30. Juni 1882 wurde eindeutsch-koreanischer Vertragunterzeichnet, der weitgehenddem koreanisch-US-amerikani-schen entsprach. Doch ebensowie London war Berlin mit sei-

nem Vertrag mit Seoul unzufrie-den. Deutsche wie Engländerwünschten eine stärkere Öffnungdes asiatischen Königreiches. Undso wurden beide Verträge nach-verhandelt.

Deutsche und Briten gingen da-bei gemeinsam vor, wobei der Ge-sandte in Yokohama Eduard Zap-pe die deutsche und der Gesand-te in Peking Harry S. Parkes diebritische Seite vertrat. Die Korea-ner gaben nach. Wie die Briten

konnten auch die Deutschen fürsich die Meistbegünstigungsklau-sel und niedrige koreanische Ein-fuhrzölle von durchschnittlichsiebeneinhalb Prozent durchset-zen. Am 26. November 1883unterzeichneten Eduard Zappeund Min Yong Mok vom koreani-schen Außenministerium einenHandels-, Freundschafts- undSchiffahrtsvertrag zwischen ihrenStaaten.

Mit diesem Vertrag erkanntensich nicht nur das das König- und

das Kaiserreich gegenseitig alsVölkerrechtssubjekte an, sondernvereinbarten auch die Aufnahmediplomatischer und konsulari-scher Beziehungen. Der Vertraggilt damit als Ausgangspunkt derdeutsch-koreanischen Beziehun-gen. Die Koreaner verpflichtetensich, ihre Städte Seoul und Yangh-wajin sowie ihre Häfen Inchon,Wonsan und Pusan für den deut-schen Handel zu öffnen und An-gehörigen des Deutschen Reichesan diesen Plätzen und deren Um-gebung die Niederlassung zu er-lauben. Zudem wurde den Deut-schen in Korea das Privileg ge-währt, daß sie und ihr Eigentumausschließlich der Gerichtsbarkeitihres Heimatlandes unterstellt wa-ren.

Am 18. November 1884 wurdenin Koreas Hauptstadt die Ratifika-tionsurkunden ausgetauscht, wo-mit der Vertrag in Kraft trat. DerÜberbringer der deutschen Ratifi-kationsurkunde, ein Kapitän zurSee, wurde Deutschlands ersterGeneralkonsul in Korea. Und Ko-rea entschied sich für einen Kauf-mann aus Deutschlands Tor zurWelt Hamburg als seinen erstenKonsul im Deutschen Reich. M. R.

30 statt 70

In dem Artikel „Der Mann mitder Mütze“ sind die 70er Jahre

mit 70 Jahren verwechselt wor-den. In der Unterzeile hätte es al-so heißen müssen, daß HelmutSchöns Trainerkarriere vor 30Jahren endete. PAZ

MMaaxx SScchhmmeelliinngg Bild: Internet

Am Anfang stand ein Handelsvertrag

Braunes Freizeitwerkwar Propaganda-Hit

Page 10: 2 3 4 Der Abschwung ist da - Preussische Allgemeine Zeitung · „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer

PR E U S S E N Nr. 47 – 22. November 2008 11

»Sie gehören nun der Geschichte an«Vor 200 Jahren wurde Preußens Staatsminister Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein entlassen

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Vor 90 Jahren verzichteteKaiser Wilhelm II. imniederländischen Ame-

rongen für seine Person auf denThron. Mit Wilhelms Regent-schaft fanden auch das deutscheKaiserreich und das KönigreichPreußen ihr Ende.

Sicherlich gibt es gute Gründedas Ende preußischer Staatlich-keit an jenem des Kaiserreiches,des sogenannten Bismarckrei-ches, festzumachen, endete mitder Gültigkeit der von Otto vonBismarck entworfenen Reichs-verfassung doch die hervorgeho-bene Stellung Preußens im Reich.

In der Weimarer Republik trugder Reichsadler nicht mehr dasWappenschild mit dem Preußen-aar auf der Brust, und das preu-ßische Staatsoberhaupt war nichtmehr automatisch der Spitzenre-präsentant des Reiches.

Daneben wird allerdings – vorallem von monarchistischer Seite– das Ende des preußischenStaates auch gerne an jenem derHohenzollernherrschaft festge-macht. In diesem Zusammen-hang stellt sich die Frage, ob derpreußische Staat als Republikdenkbar, ob möglicherweisenicht gar die republikanische

Staatsform Preußen wesensge-mäßer sei.

Dafür gibt es durchaus Argu-mente. Beispielsweise die Stellungdes Staates. „Es lebe die Republik“heißt es und „Hoch lebe der Kö-nig“. Während also in der Repu-blik der Staat im Vordergrundsteht, ist es in der Monarchie derMonarch. Die Frage, wie es inPreußen um das Verhältnis zwi-schen Staat und Staatsoberhauptbestellt war, beantwortet Fried-richs des Großen großes Wort:„Ich bin der erste Diener meinesStaates.“ Diese Definition desSpitzenrepräsentanten des Staates

erinnert wohl eher an den „Erstenunter gleichen“ (primus inter pa-res) der Stadtrepubliken als andas „Der Staat bin ich“ (L'État c'estmoi) des Sonnenkönigs.

Sicherlich gehört zu den Wur-zeln Preußens das Territorialfür-stentum Brandenburg mit seinerlangen Hohenzollernherrschaft.Zu den Wurzeln gehört aber auchder Staat des Deutschen Ordens,der keine Monarchie war, son-dern eine Art Ritter-Republik.Und diese „Ritter-Republik“ wardurchaus prägend für Preußen. Somuß es nicht unbedingt Zufallsein, daß die ritterlichen Tugen-

den Tapferkeit, Gerechtigkeit ge-gen jedermann, Treue und Diszi-plin, Maßhalten sowie Schutz undFürsorge für Arme und Schwacheauch preußische sind. Möglicher-weise ist es auch diese „Ritter-Re-publik“, auf die das für die Preu-ßen so typische hohe Ansehendes Staates zurückzuführen ist.Der Ordensstaat diente nämlichnicht wie die Territorialfürstentü-mer den egoistischen Interesseneines Fürsten, sondern mit derChristianisierung einem heiligenZwecke – und laut einem geflü-gelten Wort heiligt der Zweck dieMittel. M. R. WWiillhheellmm IIII.. Bild: Internet

Es ist ein Treppen-witz der Geschichte:Mit Stein setzte Na-poleon einen seinererbittertsten Gegnerals preußischen Re-gierungschef durch.Als der Franzoseseinen Irrtum be-merkte, zog er dieKonsequenzen.

Nach dem Siegüber Preußen imVierten Koalitions-krieg von 1806/07forderte der Kaiserder Franzosen dieEntlassung des bisdahin für die preu-ßische Politik ver-antwortlichen Mini-sters Karl AugustFreiherr von Har-denberg. Als Nach-folger schlug er aus-gerechnet HeinrichFriedrich KarlReichsfreiherr vomund zum Stein vor.

Abgesehen vonSteins Abneigunggegen Bonaparte,welche diesem da-mals noch unbe-kannt war, schienaus französischerSicht manches fürden Reichsfreiherrn

zu sprechen. Er stammte aus demwestdeutschen Nassau, was eineNähe zu Frankreich erhoffen ließ.Er war am 3. Januar 1807 im Streitaus preußischen Diensten geschie-den, was bei seiner Berufung zumRegierungschef neuen Streit anPreußens Spitze erhoffen ließ. Zu-dem fühlte sich Napoleon durch-aus auch als Exporteur der Errun-genschaften der Französischen Re-volution, und Stein war bei seinenReformvorschlägen für Preußendurchaus auch von den Entwick -lungen in Frankreich geprägt. DaßStein Preußens Modernisierungnicht aus Bewunderung und Sym-pathie für Frankreich erstrebte,sondern um das Königreich fit zumachen für die Auseinanderset-zung mit dem Kaiserreich, bliebdem Franzosenkaiser vorerst ver-borgen.

Napoleon fand ungewöhnlicheAlliierte in seinem Eintreten fürStein. Auch Hardenberg und Köni-gin Luise machten sich beim zö-gernden König FriedrichWilhelm III. für den Reformerstark. Sie erkannten, daß Preußenin dieser schwarzen Stunde seinerGeschichte einen energischenMann wie Stein an der Spitze be-nötigte. Dem vereinten Druck gabder Preußenkönig schließlich nachund stattete Stein in der Kabi netts -order vom 4. Oktober 1807 mitVollmachten aus, wie sie wohlnoch nie ein preußischer Minister

erhalten hatte. So schnell wieSteins Stern an Preußens Himmelaufstieg, so schnell verlosch erallerdings auch wieder. Hieranwar der Staatsminister selbst nichtganz schuldlos.

Die Erfolge der Spanier und ih-rer Verbündeten in ihrem Unab-hängigkeitskrieg gegen die franzö-sische Fremdherrschaft ließenStein am 15. August 1808 eupho-risch zur Feder greifen und einenantifranzösischen Brief schreiben,der ihn kompromittieren mußte,sollte er in die Hände Napoleonsgelangen. Dort heißt es beispiels-

weise: „Die Erbitterung nimmt inDeutschland täglich zu, und es istratsam, sie zu nähren und auf dieMenschen zu wirken. Ich wünsch-te sehr, daß die Verbindungen inHessen und Westfalen erhaltenwürden und daß man sich auf ge-wisse Fälle vorbereite, auch einefortdauernde Verbindung mitenergischen, gut gesinnten Män-nern erhalte und diese wieder mitandern in Berührung setzte. Soll-ten Ew. Durchlaucht mir hierüberEröffnung tun können, so bitte ichSie, mir Herrn Koppe oder sonsteinen vertrauten Mann wiederherzuschicken. Die spanischen

Angelegenheiten machen einensehr lebhaften Eindruck. Es wirdsehr nützlich sein, sie möglichstauf eine vorsichtige Art zu verbrei-ten. Man sieht hier den Krieg mitÖsterreich als unausbleiblich an.Dieser Kampf würde über dasSchicksal von Europa entscheidenund also auch über unsers.“

Adressat dieses Schreibens warFriedrich Wilhelms III. VertrauterWilhelm Ludwig Georg Fürst vonWittgenstein. Bote war der imSchreiben genannte Assessor KarlWilhelm Koppe. Unvorsichtiger-weise führte der Weg des Kuriersüber das von französischen Besat-zungssoldaten wimmelnde Berlin.Unweit der preußischen Haupt-stadt wurde Koppe am 26. August1808 bei Tegel von zwei französi-schen Gendarmen verhaftet undnach Spandau gebracht. SteinsBrief wurde zusammen mit weite-ren Papieren konfisziert. Stein sel-ber äußerte später den Verdacht,ein französischer Spion habe überKoppes Ehefrau von der Missionerfahren.

Genüßlich kosteten die Franzo-sen diesen vermeintlichen Beweispreußischer Illoyalität aus, um diePreußen vorzuführen. Am 8. Sep-tember 1808 veröffentlichten sieTeile von Steins Brief in ihremAmtsblatt „Moniteur“ mit dembissigen Kommentar: „Man kannden König von Preußen nur bekla-gen, daß er solche ebenso unge-

schickte wie verderbte Ministerhat.“

Nach diesem Brief schien Steinals preußischer Delegierter fürden Fürstentag, der vom 27. Sep-tember bis 14. Oktober 1808 inder Anwesenheit Napoleons in Er-furt stattfand, untragbar. Statt sei-ner wurde ein anderer entsandt.Anschließend wurden Stein erstdie Verantwortung für die Außen-politik und dann weitere Kompe-tenzen genommen. Vor 200 Jah-ren, am 24. November 1808, gabFried rich Wilhelm III. dann SteinsRück trittsgesuch statt.

Bonaparte begnügte sich jedochnicht mit dem Sturz Steins. Viel-mehr bestimmte er im Anschlußan die Entlassung, daß die GüterSteins auf dem Territorium Frank-reichs und der Rheinbundstaatenzu beschlagnahmen seien und derReichsfreiherr selber zu verhaften,ja zu erschießen sei, wenn manseiner habhaft werde. Stein flohdaraufhin in das Preußen benach-barte und weder mit Frankreichverbündete noch von französi-schen Truppen besetzte Kaiser-reich Österreich.

Wenn Steins Amtszeit als Staats-minister auch kurz war, so war siedoch voller Reformen, und AugustNeidhardt von Gneisenau ist bei-zupflichten, wenn er dem Exilan-ten bescheinigte: „Sie gehörennun der Geschichte an.“

Manuel Ruoff

Vor 90 Jahren endete in Preußen die MonarchieAm 28. November 1918 verzichtete Kaiser Wilhelm II. für seine Person auf den Thron

RReeiicchhssffrreeiihheerrrr vvoomm uunndd zzuumm SStteeiinn:: GGeemmäällddeevvoonn JJoohhaannnn CChhrriissttoopphh RRiinncckkllaakkee Bild: Wikipedia

Ein Brief wurde ihmzum Verhängnis

Page 11: 2 3 4 Der Abschwung ist da - Preussische Allgemeine Zeitung · „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer

LE S E R F O R U M12 Nr. 47 – 22. November 2008

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muß. Vonden an uns gerichteten Briefen kön-nen wir nicht alle, und viele nur inAuszügen, veröffentlichen. Alle ab-gedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.KKaannddiiddaatt aallss „„KKuuggeellffaanngg““:: TThhoorrsstteenn SScchhääffeerr--GGüümmbbeell ssoollll ddeenn aabbsseehhbbaarreenn SSttiimmmmeennvveerrlluusstt ddeerr YYppssiillaannttii--SSPPDD sscchhuulltteerrnn.. Bild: ddp

Ehrgeizlinge CDU muß siegenZu: „SPD fürchtet Debakel“ (Nr.45)

Furcht hin oder her. Die Neu-wahlen in Hessen finden statt,auch mit Zustimmung der SPD,die sie aber auch gar nicht ver-hindern könnte.

Die Hessen können nun klar se-hen, was die SPD will, und siekönnen auch davon ausgehen,daß bis zur Wahl im Januar 2009die SPD von Andersmeinendenbefreit ist.

Koch und die CDU sollten sichsehr anstrengen, um möglichst vie-le Hessen auf ihre Seite zu ziehen.Die vergangene Wahlniederlageund die Regierungszeit unter Vor-behalt müßten der CDU deutlichgemacht haben, was die Mehrheitder Hessen will. Helga Ratzlaff,

Kiel

Zu: „Rot-Rot ohne Visionen“ (Nr.42)

Daß ausgerechnet in Berlin dieSPD mit den Erben der SED zu -sammen regiert, ist eine Schande,die nicht nur vorrangig die SPDund den Berliner „Liebling“ Wowe-reit trifft, sondern indirekt auchuns alle und die Berliner CDU. Wasdie CDU sich in den letzten Jahrengeleistet hat, ist ein Skandal. Im-mer wieder haben Ehrgeizlinge diePartei in Verruf gebracht und eingemeinsames Handeln unmöglichgemacht. Kaum ist jetzt eine neueFührung in Sicht, kriechen schonwieder diese Typen aus ihren Lö-chern, um die Wahl von Henkelund Grütters zu torpedieren undauf die lange Bank zu schieben.Die Partei braucht dringlichst ei-nen Selbstreinigungsprozeß, indem alle aus der Partei geworfenwerden, die nur ihren persön-lichen Interessen dienen, und daskönnte sogar bei einigen Kreisvor-sitzenden beginnen. Auch die Ja-maika-Fans in der Berliner CDUmachen sie mir nicht sympathi-scher. Mit der FDP ja, mit den ro-ten Grünen nie!

Kant-Freund Kraus: »Selbstzucht statt Selbsucht«Zu: „Wie die Lemminge“ (Nr. 45)

Auch das Hotel meines Groß-vaters Torner, der „Dessauer Hof“in Insterburg, litt 1930 unter derBankenkrise, dem „schwarzenFreitag“ der Börse, und mußtezwangsversteigert werden.

Heute spricht man von denEnthemmten und Gierigen. Le-sen Sie, was Kant schrieb: „Reichist man nicht durch das, was

man besitzt, sondern was manmit Würde zu entbehren weiß.Denn es könnte sein, daß dieMenschheit reicher wird, wennsie ärmer ist, und daß sie ge-winnt, wenn sie verliert.“

Kants Freund Professor JohannKraus, nach dem die Grundschulemeines Mannes in Königsberg be-nannt war, sprach treffend vonSelbstzucht anstatt der Selbst-sucht!

Gräfin Marion von Dönhoff hat1991 in einer Rede an die polni-schen Abiturienten des „GräfinDöhnhoff-Gymnasiums“ in Niko-laiken gesagt: „Bemühen Sie sichum Toleranz und Liberalität undhüten Sie sich vor übertriebenemNationalismus und vor der Geld-gier, die heute so viele Menschenin Ost und West ergriffen hat. Geldist nicht das Wichtigste im Leben.“

Ilsegret Böhm, Hamburg

Deutschland kann den vier Hessen dankbar seinZu: „Ursachen der Bruchlandung“(Nr. 45)

Da vier Genossinnen/GenossenFrau Ypsilanti ihre Stimme ver-weigert hatten, war für diese unddie hessische SPD das Rennen ge-laufen. Das nicht linke Deutsch-land kann diesen Vieren nurdankbar sein. Respekt auch, daßsie vor der Wahl Farbe bekannthaben. Sie hätten ja im Dunklen

bleiben können. Spekulationensollten wir lassen.

Natürlich ist die Empörung beiall denen groß, die Frau Ypsilantigern als hessische Ministerpräsi-dentin gesehen hätten, darunteralle Spitzenfunktionäre der Bun-des-SPD, die uns so gerne den Bä-ren aufbinden wollen, daß sie aufBundesebene nicht das tun, wasauf Länderebene – siehe Berlin –für sie selbstverständlich ist.

Die Empörung ist nicht nur ver-ständlich, sie ist auch anstößig undverlogen, denn was hätten die Ab-weichler wohl aushalten müssen,wenn sie schon frühzeitig ihre Ab-lehnung kundgetan hätten. Sicherwäre alles versucht worden, um sievon der Wahl auszuschließen.Nicht zu übersehen ist doch auch,daß nicht nur Frau Ypsilanti um ei-nen lukrativen Posten gekommenist. Klaus Bonnasch, Brandenburg

Versorgungsposten für Pflüger Anscheinend hat die Partei immer RechtZu: „SPD fürchtet Debakel“ (Nr.45)

Die herbe Kritik an den vierMitgliedern der SPD-Fraktion deshessischen Landtages, vor allemaus dem Munde des Bundesvorsit-zenden Müntefering, muß jedenüberraschen, der die Entwicklun-gen nach der letzten Landtagswahlaufmerksam verfolgte. Frau Ypsi-lanti brach ihr vor der Wahl gege-benes Versprechen, keine Regie-rung unter Beteiligung oder Dul-dung durch die linke Partei bildenzu wollen. Dieser Umstand unddas von ihr in Verbindung mit den

Bedingungen der Grünen vorge-stellte politische Programm irri-tierten einen Teil der Landtags-fraktion der SPD und zumindesteinige Mitglieder des SPD-Bundesvorstandes. Einmal wegender Anlehnung an „Die Linke“, de-ren Verfassungstreue vielfach um-stritten ist, aber auch wegen derbei der Durchsetzung des Ypsilan-ti-Programms befürchteten negati-ven Auswirkungen auf Arbeits-plätze und die Wettbewerbsfähig-keit in Hessen ansässiger Unter-nehmen. Erster Kritiker von Rangwar Wolfgang Clement, der sichum ausreichende und bezahlbare

Energie Sorgen machte. Die nunan den Pranger gestellten vier Mit-glieder der SPD-Landtagsfraktionhaben ja keineswegs erst am ver-gangenen Wochenende ihre Be-denken erhoben, sondern, wie de-ren Pressekonferenz vor laufen-den Kameras gezeigt hat, auch zu-vor Einwände vorgebracht. Wie ei-ne Sprecherin des hessischenFernsehens treffend formulierte,seien sie aber von Frau Y. „unter-gebügelt“ worden. Wenn die Stim-me des Gewissens erst am Tagevor dem Betreten der Wahlkabinezum endgültigen „Nein“ zu FrauYpsilantis Planung führte, dürfte

das wohl kaum auf böse Absichtder nun „Angeklagten“, sonderneher auf deren wachsenden inne-ren Konflikt zur Umsetzung ihrerzweifellos sozialdemokratischenGrundhaltung zurückzuführensein. Aber anscheinend hat diePartei(spitze) immer Recht. Diefreie Diskussion innerhalb politi-scher Gremien ist offenbar in un-serer Republik nicht sonderlichbeliebt. Nachhilfeunterricht könn-te hilfreich sein, doch wo sind diePersönlichkeiten, die Vertrauen inPolitik überzeugend „verkaufen“können? Lienhard Schmidt,

Hamburg

Deutsche Wehrmachtssoldaten vergewaltigten nicht ungestraftZu: „Berlin soll wieder zahlen“(Nr. 44)

In keinem anderen Land derWelt werden die eigenen Soldatendermaßen diffamiert wie in derBundesrepublik Deutschland.Daran sollte sich die PAZ nichtbeteiligen. In dem oben zitiertenBeitrag heißt es: „Die Soldatenvergewaltigten etliche Frauen undtöteten mit Genickschüssen …“

Diese ungeheuerliche Anschul-digung darf nicht unwiderspro-chen bleiben. Die Angehörigen derDeutschen Wehrmacht werdennicht nur von britischen, sondernauch russischen Militärs wegen ih-res fairen und disziplinierten Ver-haltens in Schutz genommen.

Mein Vater, Jahrgang 1907, 1939Soldat und seit 1942 bis zum En-de des Zweiten Weltkriegs Kämp-fer an der Ostfront, berichtete mir

seinerzeit auf Nachfrage, daß eskeine Vergewaltigungen durchdeutsche Soldaten gab. Allein ein„Techtelmechtel“ wurde bereitshart geahndet. Ein anderer Kame-rad erzählte mir: Ein Soldat, dersich 1944 mit einer jungen Franzö-sin eingelassen hatte, wurde voneinem deutschen Militärgerichtmit drei Jahren Zuchthaus bestraftund zu einem „Himmelfahrtskom-mando“ versetzt.

Diese Tatsachen bestätigt jaauch der in Genf lebende Ameri-kanische Völkerrechtler AlfredMaurice de Zayas in seiner Stel-lungnahme in Nr. 42 auf Seite 4.

Außerdem: Die deutschen Sol-daten trugen keine Faustfeuerwaf-fen, führten also keine Genick-schüsse aus. Sie waren regulärmit Karabinern ausgerüstet.

Horst Zander, Marxen/Auetal

Unentschuldbare Vergewaltigungen

Zu: „Einsatz ohne Perspektive“(Nr. 41)

Schon wieder zwei Bundes-wehrsoldaten getötet. Die Politi-ker in ihrem sicheren Reichstagsollen es mal den Familien erklä-ren, wofür diese Männer gestor-ben sind. Bestimmt nicht für dieVerteidigung Deutschlands, wiees Peter Struck so großmäulig ver-kündet hat: „Deutschland wirdam Hindukusch verteidigt.“

Wenn es der Fall wäre, müßte ersich als Erster freiwillig melden,aber dort wird für die Interessen

der USA gestorben. Wie wäre es,wenn die abstimmenden Abge-ordneten sich freiwillig an dieFront melden, dann können sieihren Heldenmut beweisen.

Es ist schon so, im warmen Ses-sel sind viele mutige Krieger, aberwenn die Kugeln um die Ohrenpfeifen, war keiner dafür. Die Mini-ster kann man nur an ihren Amts-eid erinnern, „Schaden vom deut-schen Volk abzuwenden“. Dazu ge-hört auch, das Leben jedes einzel-nen Soldaten zu schützen undnicht für Belange anderer zu op-fern. Horst Polakowski, Gernsheim

Nicht im deutschen Interesse

Derivate kannte Tucholsky nichtGleichmachereiZu: „Falscher Tucholsky spuktweiter“ (Nr. 45)

Daß das Gedicht „Höhere Fi-nanzmathematik“ nicht von „Tu-cho“ sein konnte, mußte in der Tatschon das Wort „Derivate“ erken-nen lassen, das es als Börsenbegriffseinerzeit noch nicht gab.

Anders verhält es sich mit „Leer-verkäufen“. Sie waren in den 20erJahren auch in Deutschland üblich,wie mir vor vielen Jahrzehnten einBerliner Börsenredakteur, der be-reits vor 1930 aktiv war, beibrach-te, und zwar anhand des Verses:„Der Fixer ist bei Gott beliebt, weiler nichts hat und dennoch gibt.“

Ganz, ohne Aktien zu „haben“,kann man Wertpapiere allerdings(jedenfalls per Termin) auch nicht

„leer“ verkaufen: Man leiht sie sich(gegen eine Gebühr) und verkauftsie im eigenen Namen in der Ab-sicht, sie bei gesunkenen Kursenspäter mit einem Teil des zuvor er-zielten Erlöses zu kaufen und demLeihgeber zurückzugeben.

Daß man Pferde zwar zur Tränkeführen, aber nicht zum Saufenzwingen könne, hat Karl Schillernicht erfunden, sondern übernom-men. Einer meiner ehemaligenKollegen, Dr. rer. pol. und ebenfallsLeser der PAZ, vermutete den Ur-sprung bei dem austro-amerikani-schen Nationalökonomen JosephSchumpeter, aber The Oxford Dic-tionary of English Proverbs nenntals früheste Quelle einen engli-schen Text von etwa 1175 n. Chr.

Helge Jan Schmodde, Bad Soden

Zu: „Die Zentrale plant“ (Nr. 41)

Schon vorgestern war zu lesen,daß Ulla Schmidt die öffentlichenKassen zu einer Einheitskasse zu-sammenfassen will, um damit vieleVerwaltungen einzusparen. Wassich beim ersten Lesen gar nicht soschlecht anhört, hat nur den sozia-listischen Pferdefuß der Gleichma-cherei, das Ausgeliefertsein des In-dividuums an den Großen BruderGesundheitsfonds, der machenkann, was er will. Konkurrenz wareinmal. Freie Wahl war einmal. Al-le Erfahrung lehrt, daß dieser Wegzur Einheitskasse der schlechtestealler Wege ist wie wohl auch FrauSchmidt die schlechteste aller Ge-sundheitsminister ist.

Heinrich Deiste, Freiburg

Rahmen gesetztZu: „Alle Macht den Spendern“(Nr. 43)

Es ist wirklich schwer vorstell-bar, daß die amerikanischen Wahl-kampfspender von ihren Spendenkeinen Vorteil für sich erwarten.Nicht nur aus der allgemeinen Po-litik ihres Kandidaten, die er hof-fentlich wirklich verfolgt, sondernbei höheren Summen dürften dieErwartungen auch knallhart defi-niert sein: „Wenn du diese Unter-stützung bekommst, dann hast duauch das zu tun.“ So dürfte auchdie Politik Obamas keine sonder-lichen Überraschungen bringen.Seine Geldgeber haben ihm denRahmen vorgegeben.

Anton Schäde, Leipzig

Zu: „Frauen als Kriegsbeute“ (Nr.44)

Der Film „Anonyma“ ist einFilm und keine Dokumentation,deren Inhalte weit furchtbarerund wohl kaum zu ertragen wä-ren. Der Film, auch wenn er vonder schrecklichen Wirklichkeitabweicht, richtet die Aufmerk-samkeit der von zutreffenden In-formationen ferngehaltenenBundesbürger auf ein Geschehen,das nahezu ausgelöscht schien,aber zu unserem Schicksal gehört.

Was deutschen Frauen angetanworden ist, ist ein Verbrechen, fürdas es keine Entschuldigung gibt.Wer sich von der Entschuldigungoder Begründung „Rache“ täu-schen läßt, sollte sich selber fra-

gen, was ihn dazu bringen könnte,eine Greisin, eine junge Frau oderein Schulmädchen – oft sogar mitmehreren gemeinsam – zu verge-waltigen, nicht wenige bis zumEintritt ihres Todes. Für mich istnicht vorstellbar, daß Freunde vonuns zu solchen Untaten fähig wä-ren. Diese Vergewaltigungen, al-lein in Berlin über 100 000, sindund bleiben ein unentschuldbaresVerbrechen. Darum kann ich auchnicht verstehen, daß Rußland unszumutet, in Treptow das überdi-mensionale Siegesdenkmal einesRotarmisten zu ertragen, der einKind in den Armen hält, und denEindruck von Menschlichkeit undKinderliebe erwecken soll.

Marion Froschauer, Fellbach

Zu: „Comeback für Pflüger inBrüssel?“ (Nr. 44)

Die Berliner CDU hat sich end-lich von ihrem Fraktionsvorsit-zenden Pflüger und ihrem Partei-vorsitzenden Schmitt getrennt,die beide nicht in der Lage waren,die Partei aus ihrem Tief heraus-zuführen und den Berlinern alswählbare Alternative zu präsen-tieren. Nun sollten die Ärmstenaber nicht im Regen stehen, son-

dern schnell wieder eine Bleibefinden: Pflüger nach Brüssel,Schmitt in den Bundestag.

Gerade las ich, daß dieses Ge-schäft innerhalb der BerlinerCDU nicht nur auf Begeisterungstößt. Wir dürfen gespannt seinund können nur hoffen, daß sichdie Union nicht wieder in neueQuerelen stürzt. Schließlich wol-len wir Wowereit endlich loswer-den. Albert Oberhofer,

Berlin

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Liebe ostpreußische Landsleute, verehrte Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung und des Ostpreußenblattes,

was wir für unsere dreigeteilte Heimat Ostpreußen tun können, verwirklichen wir mit Hilfe Ihrer hochherzigen Spenden und aus eigenen Mitteln. Auch im vergange-nen Jahr folgten Sie zahlreich dem Spendenaufruf und ermöglichten uns damit die Fortsetzung unserer segensreichen Arbeit zum Besten Ostpreußens und seiner Men-schen. Es sind die vielen kleinen Zuwendungen, die entscheidend zum Gesamtaufkommen beitragen, einige unserer Weggefährten konnten sogar namhafte Beträge er-übrigen. Allen Spendern sage ich ein herzliches Dankeschön. Für den sinnvollen Einsatz der eingehenden Spenden verbürgt sich der Bundesvorstand in seiner Ge-samtheit.

Der satzungsgemäße Auftrag zum Erhalt kulturhistorischer Bausubstanz, zur Förderung der Völkerverständigung, der Heimatpflege und Kultur, der Wissenschaft undForschung wird erfüllt durch eine Vielzahl von Projekten, welche die Landsmannschaft mit Hilfe der Treuespende im Ostheim in Bad Pyrmont, im Haus Kopernikus inAllenstein oder an anderen Orten durchführt. Im Rahmen des diesjährigen Deutschlandtreffens am 10. und 11. Mai in Berlin wurde den zahlreichen Teilnehmern einProgramm geboten, das den kulturellen Reichtum Ostpreußens widerspiegelte. 63 Jahre nach Flucht und Vertreibung war das Deutschlandtreffen der Ostpreußen einemachtvolle Demonstration der Treue zur Heimat. Das von der Landsmannschaft Ostpreußen alle zwei Jahre durchgeführte „Ostpreußische Sommerfest“ fand am 2. Au-gust in Osterode statt und lockte neben den in deutschen Vereinen organisierten heimatverbliebenen Landsleuten wieder zahlreiche Ostpreußen aus dem Westen anden Drewenzsee. Auch Abordnungen der Deutschen aus Memel und Heydekrug waren vertreten.

Mit dem Ableben der Erlebnisgeneration schwindet auch das Wissen um Ostpreußen. Die junge und mittlere Generation ist über den herausragenden Beitrag, den dasLand zwischen Weichsel und Memel für die deutsche und europäische Geschichte geleistet hat, nur unzureichend oder gar nicht informiert. Aus diesem Grund unter-stützt die Treuespende Einrichtungen wie das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg oder das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, die mit Ausstellungspro-jekten und Veranstaltungen auch gezielt Menschen außerhalb des Vertriebenenbereiches ansprechen. So konnte mit Mitteln der Treuespende ein frühes Gemälde vonErnst Bischoff-Culm, das den bekannten Dichter Walter Heymann bei einer Wanderung auf der Kurischen Nehrung zeigt, aus einem privaten Nachlaß erworben wer-den. Als Dauerleihgabe bereichert das für die Darstellung der Künstlerkolonie Nidden wichtige Werk die Ausstellung des Landesmuseums. In Zusammenarbeit mit demKulturzentrum Ostpreußen ist im Altvaterturm in Thüringen eine Dauerausstellung zur Geschichte und Landeskunde Ostpreußens entstanden. Der neue Altvaterturmauf dem Wetzstein ist eine Mahnstätte gegen Vertreibung mit jährlich über 20000 Besuchern. Es gilt zu verhindern, daß Ostpreußen in wenigen Jahren zu einer „Terraincognita“ wird. Um dieser Entwicklung auch in Zukunft entgegenzutreten zu können, hat sich die Landsmannschaft Ostpreußen entschlossen, eine „Stiftung Pro Ost-preußen“ zu gründen, die ihre Arbeit im nächsten Jahr aufnehmen wird.

Neben vielen privaten Besuchern Ostpreußens sind es die in der großen Organisation der Landsmannschaft Ostpreußen ehrenamtlich Tätigen, denen ich an dieser Stelle meinen Respekt und Dank ausdrücke, denn siehalten den Kontakt zu den Deutschen Vereinen, Institutionen und den Familien aufrecht und teilen uns mit, wo geholfen werden muß.

Unsere Landsleute in der Heimat haben nur uns als Fürsprecher und Helfer. Bitte helfen Sie mit einer Spende, deutsche Sprache und Kultur in Ostpreußen zu erhalten. Unterstützen Sie unsere Bemühungen, nachwach-senden Generationen Ostpreußen als wichtiger Teil der deutschen Geschichte nahe zu bringen. Die Ostpreußen stehen geschlossen zu ihrer angestammten Heimat.

Wir geben Ostpreußen eine Zukunft.

Wilhelm v. GottbergSprecher der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Bitte benutzen Sie für die Überweisung Ihrer Spende den beiliegenden Zahlungsvordruckoder geben Sie ihn an Freunde und Bekannte weiter.Das Spendenkonto bei der HSH Nordbank lautet:Landsmannschaft Ostpreußen e. V.Konto-Nr.: 113 647 000 – BLZ 210 500 00

OstpreußenhelfenOstpreußen

Treuespende für Ostpreußen

Königsberg

Nr. 47 – 22. November 2008

MELDUNGEN »Haus des unbekannten Architekten«Am Königsberger Dom entsteht unweit des Immanuel-Kant-Grabs ein überdimensioniertes WC

Die Diskussion um das künftigeAntlitz des Königsberger Stadt-zentrums erhitzt seit geraumerZeit die Gemüter. Noch ist derStreit über die Ausrichtung – mo-dern oder an die Geschichte an-knüpfend – nicht ausgetragen. EinArchitektenwettbewerb soll dieEntscheidung erleichtern. Davonunberührt bleiben Bauvorhaben,die bereits durchgeführt werden.

Wie gewohnt unternahm PawelIwanow unlängst einen Spazier-gänge auf dem Kneiphof. Er trauteseinen Augen nicht, als er denDom, den ganzen Stolz und diebeliebteste Sehenswürdigkeit derStadt, erblickte. Mehrere StapelZiegelsteine versperrten ihm undDutzenden anderen Spaziergän-gern den Weg. Unmittelbar nebendem Grab des großen PhilosophenImmanuel Kant am KönigsbergerDom hatten Bauarbeiten begon-nen. Die neugierig gewordenenPassanten konnten zusehen, wieArbeiter aus Tadschikistan undUsbekistan Ziegelwände hochzie-hen.

Da seit geraumer Zeit Pläne zurUmgestaltung des Kneiphofs mitmodernen Hotel- und Wohnkom-plexen in Königsberg heiß disku-tiert werden, riefen viele besorgteBürger bei Dombaudirektor Igor

Kränze niedergelegt

Königsberg – Rudolf Mey, deut-scher Generalkonsul in Königs-berg, hat in Zusammenarbeit mitdem Deutsch-Russischen Haus derStadt eine Aktion von Symbolwertgestartet. Letzten Sonntag legte eraus Anlaß des InternationalenVolkstrauertags zuerst am russi-schen, dann am deutschen Solda-tenfriedhof Kränze nieder undhielt eine kurze Rede über denWert des Friedens. Nur vergleichs-weise wenige Bürger nahmen ander Zeremonie teil, und ein starkerWind blies für kurze Zeit das ewi-ge Feuer an der russischen Ge-denkstätte aus, aber der Auftrittdes Diplomaten wurde von der Re-gionalpresse gewürdigt. W. O.

EEttwwaass ggrrooßß ggeerraatteenn:: DDeerr aauuffffäälllliiggee TTooiilleetttteennnneeuubbaauu aamm KKöönniiggssbbeerrggeerr DDoomm vveerrssppeerrrrtt ddeenn BBlliicckk aauuff ddaass KKaanntt--GGrraabb.. Bild: TschernyschewFortsetzung von Seite 14

Zigaretten ausKönigsberg

Königsberg – Illegal geschmuggel-te Zigaretten aus dem Königsber-ger Gebiet der Marke „Jin Ling“überschwemmen den bundes-deutschen Markt. Im Ruhrgebietwird der Marktanteil diesesGlimmstengels, der in Königsberg1,80 Euro pro Stange kostet undauf dem bundesdeutschen Marktfür 16 bis 24 Euro zu kaufen ist,schon auf bis zu 18 Prozent ge-schätzt. PAZ

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OST P R E U S S E N H E U T E14 Nr. 47 – 22. November 2008 Das Ostpreußenblatt

Odinzow an, weil sie glaubten, dieBebauung sei bereits im Gange.Odinzow konnte sie damit beruhi-gen, daß es sich lediglich um denBau eines „sanitärtechnischen

Komplexes“ – zu Deutsch: einesgrößeren Toilettengebäudes –handele. Weil der KönigsbergerDom über keine Toiletten verfügte,hatte man auf der Insel einige „Di-xies“ aufgestellt.

Zwar ist man sich über diesesBauvorhaben auf dem Kneiphof

einig, doch wirkt die Größenord-nung der im Bau befindlichen Be-dürfnisanstalt unmittelbar an denMauern des Architekturdenkmals„Königsberger Dom“ überdimen-sioniert und störend. Für gewöhn-lich nennt man in Rußland Toilet-ten „Haus des unbekannten Archi-

tekten“. So gesehen muß sich derSchöpfer dieser Anlage für seinWerk nicht schämen.

Igor Odinzow konnte die be-sorgten Anrufer weiter beruhigen,indem er versicherte, daß es vor-erst keine weiteren Baumaßnah-men auf dem Kneiphof gebe. Ver-

änderungen könnten erst durch-geführt werden, nachdem die Er-gebnisse des internationalen Ar-chitekturwettbewerbs zur Inselbe-bauung vorlägen. Bleibt nur zuhoffen, daß die teilnehmendenBaumeister in ihren Projekt-Pla-nungen der grünen Lunge der

Stadt, als die der Park des Kneip-hofs gilt, Rechnung tragen. Dieüberwiegende Mehrheit der Kö-nigsberger ist gegen eine zu dich-te Bebauung der Insel, denn sie isteine der wenigen verbliebenenGrünflächen im Stadtzentrum.

Jurij Tschernyschew

»Haus des unbekannten Architekten«Fortsetzung von Seite 13

Lewe Landslied,liebe Familienfreunde,der Schock saß tief, als die Nach-richt kam. Mich erreichte sie übereinen weiten Umweg aus Estland,als Frau Ann Rekkaro mir mitteil-te, daß ihre Freundin Herta Tu-schewitzki verstorben sei, der sieals geborener Königsbergerin ihresamländische Tracht verdankte.Noch beim Deutschlandtreffen inBerlin hatten sie mich zusammenaufgesucht, beide in ihrer schö-nen Tracht, Herta Tuschewitzkilebhaft und herzlich wie eh undje. Wer hätte gedacht, daß es ihreletzte Teilnahme an einem Hei-mattreffen sein sollte, an denensie so oft mitgewirkt hatte. Ost-preußische Werkwochen ohneHerta Tuschewitzki, Veranstaltun-gen des „Freundeskreises zur Er-haltung und Pflege ostpreußi-schen Kulturgutes“, bei denen siestets ein beliebter und ansprech-barer Mittelpunkt war, ohne dieseFrau, die es sich zur Aufgabe ge-macht, ostpreußisches Kulturgutzu bewahren und zu gestalten?Kaum denkbar für alle, die mit ihrverbunden gewesen waren, diesie auf einer dieser liebevoll ge-stalteten Ausstellungen als Träge-rin heimatlicher Volkskunst ken-nengelernt hatten. Und das nichtnur sichtbar in ihrer samländi-schen Tracht, sondern auch alsMitgestalterin vieler Heimattref-fen, die von ihrer tiefen Verbun-denheit zum ostpreußischenBrauchtum zeugten, das sie in ih-rer offenen und heiteren Art auchUnwissenden zu vermitteln ver-stand. Es soll und muß deshalbnoch einmal auf das Wirken die-ser Ostpreußin eingegangen wer-den, und dazu bietet unsere Ost-preußische Familie, der sie sicheng verbunden fühlte, den bestenPlatz.

Geboren wurde Herta Schulzam 8. September 1930 in Lethe-nen, Kreis Labiau, wuchs aber imSamland auf, wo die altpreußi-sche Vergangenheit auch in denOrtsnamen lebendig blieb: in Kö-niglich Sudau. Auf dem Gut Car-mitten wurde nach dem ErstenWeltkrieg für Frauen und Männereine nach alter Überlieferung ge-fertigte schöne und tragbareTracht geschaffen, von denen eini-ge Kleidungsstücke durch alleFluchtwirren gerettet werdenkonnten. Als Herta Tuschewitzkidiese in der Heimatstube der Hei-matkreisgemeinschaft LandkreisKönigsberg entdeckte, erhielt siedie Genehmigung, eine Frauen-tracht nach diesen Vorlagen anzu-fertigen. Sie hatte schon als jun-ges Mädchen bei ihrer Tante inKönigsberg, einer Schneidermei-sterin, nähen gelernt, vertieftediese Kenntnisse nach dem Kriegals Ehefrau in einem großen Ge-schäftshaushalt in Hannover. Alsdie Ostpreußin von den Werkwo-chen in Bad Pyrmont hörte, nahmsie sofort daran teil und wurdebald Werkleiterin für ostpreußi-sche Trachten. Ihre neu erarbeite-te Carmitter Tracht erregte Be-wunderung, aber dabei blieb esnicht. Das Volksgut der Heimat sosichtbar und anschaulich weiter-zutragen sah Frau Tuschewitzkials ihre Verpflichtung an. So folg-ten die Tracht aus dem GroßenMoosbruch, nach intensivemNachforschen, Sammeln vonStoffresten und aufgrund alter Fo-

tos auch die Kurische und Masu-rische Tracht, die ostpreußischeSommer- oder Arbeitstracht. Undschließlich das lange Festtags-kleid im dunkelroten Röschen-muster mit Bernsteinknöpfen.Überall, wo diese Trachten zu se-hen waren, erregten sie Aufsehenund Bewunderung.

Vor allem auf den Ausstellun-gen des 1986 ins Leben gerufenen„Freundeskreises zur Erhaltungund Pflege ostpreußischen Kul-turgutes“, zu dessen Mitbegrün-dern Herta und ihr Ehemann Wil-helm Tuschewitzki gehörten. Inden 22 Jahren seines Bestehensist der Verein mit Sitz in Kempenauf dem Gebiet der Bewahrungund Pflege ostpreußischen Kul-turgutes unermüdlich tätig gewe-sen, hat bei Großausstellungenund Deutschlandtreffen wie aufden Kulturtagen der ostpreußi-schen Kreisgemeinschaften mit-gewirkt, war mit seinen vielseiti-gen Exponaten beim Ferientreff inSeeboden ebenso präsent wie aufAusstellungen in Museen undRathäusern wie in Augsburg. Undkonnte in Rauschen und Königs-berg vor staunenden russischenBesuchern „Volkskunst aus Ost-preußen“ aufzeigen. Im Mittel-punkt dieser informativ wie at-traktiv gestalteten Präsentationenimmer Herta Tuschewitzki in ih-rer schönen Tracht und demBernsteinschmuck: „GelebtesOstpreußen“, wie ein Freund demWitwer schrieb, dem das Beileidaller gilt, die seine Frau gekannthaben. Irgendwie wird sie immerdabei sein, wenn man eine ost-preußische Tracht sieht.

Doch nun zu anderen Themenund Problemen, davon gibt es ge-nug.

Unser Landsmann Paul Toll-kühn aus Weil am Rhein meldetsich wieder einmal nach langerZeit. Er stammt von der Pregelin-sel Spohr – ich muß gestehen,

daß ich nie zuvor etwas von die-sem Eiland im Pregel nördlichvon Schloß Friedrichstein, posta-lisch zu Waldau gehörend, ge-wußt habe, dabei glaubte ichdoch immer, meine HeimatstadtKönigsberg und das umliegendeSamland bis in den letzten Win-kel zu kennen! Diesmal betrifftseine Frage das Thema Familien-forschung. Es handelt sich umden Namen, den er trägt: Toll-kühn. Er möchte gerne wissen,woher er stammt und wer seineVorfahren waren. Da kann ichihm schon einmal mit Sicherheitsagen, daß sein Familiennameprussischen Ursprungs ist. Indem von der Gesellschaft „Tolke-mita“ herausgegebenen Buch„Deutsche Familiennamen –Prussischer Herkunft“ ist er ver-merkt: Tollkühn, Tollkien: Tolky-nen. Wer sich mit prussischer Ge-schichte beschäftigt, kennt dieBezeichnung „Tolken“ für diesprachlichen Mittler zwischenPrussen und Deutschen, die beideSprachen beherrschten und somiteine Art Dolmetscher waren. Siehielten sich besonders lange imSamland, wo es noch bis weit indas 17. Jahrhundert hinein prussi-sche Sprachinseln gab. Und tat-sächlich stammen die nachweis-baren Vorfahren von Paul Toll-kühn aus Königsberg und demUmland, allerdings reichen dieDokumente nicht sehr weit in dieVergangenheit zurück. SeineGroßeltern waren Karl Tollkühnund Auguste geborene Salzmann.Sie hatten sechs Kinder: dreiMädchen mit Namen Berta, Ger-trud und Therese, und die dreiSöhne Gustav, Franz und Fritz,letzterer der Vater von Paul Toll-kühn. Deren Nachkommen sindüber ganz Deutschland verstreut.Deshalb bittet unser Landsmannalle, die den Namen Tollkühn tra-gen und mit ihm verwandt seinkönnten, sich bei ihm zu melden.

Auch für jeden Hinweis auf weite-re Namensträger wäre er dankbar.Ich nehme an, unser Landsmannmit dem altpreußischen Namenwird reichlich Post bekommen!(Paul Tollkühn, Lindenstraße 15in 79576 Weil am Rhein, OrtsteilHaltingen, Telefon 07621/62726.)

Natürlich freue ich mich immer,wenn ich Erfolge melden kann.Das ist aber nur möglich, wennmir diese auch mitgeteilt werden,was nicht immer der Fall ist. Einschlechtes Gewissen möchte ichin dieser Hinsicht aber nieman-dem einreden, es sei denn, er be-zichtigt sich selber eines solchen– wie Frau Irmgard Koelmann ausHeimbach. Um so mehr freue ichmich, daß sie jetzt – ausgelöstdurch eine kürzlich veröffentlich-te Suchfrage, in der sie sich indi-rekt wiederfand – mir die Reak-tionen auf zwei ihrer Wünschemitteilt. Und die eine beinhalteteinen vollen Erfolg, denn FrauKoelmann fand die gesuchteFreundin aus ihrer Kindheit wie-der. Sie schreibt: „Über HerrnKonrad Moysich, ehemals Pr. Hol-land, erhielt ich Kontakt zu sei-nem Bruder in Verden, der mirzur Anschrift der gesuchtenFreundin verhalf. Jetzt tauschenwir regelmäßig Fotos und Erinne-rungen aus. Ja, da hat Herr Moy-sich recht, man fühlt sich nichtnur miteinander verbunden, son-dern gehört in Wahrheit zusam-men – ein Gefühl, das ich nachinsgesamt 20 Umzügen, das El-ternhaus mit eingerechnet, wederin Westdeutschland noch im Aus-land erlebt habe.“ Auch auf ihreFrage nach dem Schicksal ihrerVerwandten aus Landeck, KreisSchlochau/Posen, erhielt sie ei-nen Hinweis, der sich allerdingsauf weitere Suchmöglichkeitenbezog. Da die Betreffenden nichtbeim Evangelischen Suchdienstin Stuttgart registriert sind,nimmt Frau Koelmann an, daß sie

in der Heimat verblieben unddort – hoffentlich nach einem er-träglichen Schicksal – die letzteRuhe fanden.

Es ist schön, wenn man von er-freulichen Dingen berichtenkann, und deshalb danke ichHerrn Dr. Horst Hüttenbach fürsein Schreiben, das sich auf dieKönigin-Luise-Büste in Königs-berg bezieht. In Folge 21 hatte ichüber seine Suche nach einer Ab-bildung dieses Reliefs geschrie-ben, über die er mir beimDeutschland-Treffen berichtethatte. Die einst von KönigsbergerBürgern gestiftete Pergola im ParkLuisenwahl steht noch, aber dievon Christian Rauch geschaffeneBüste fehlt. Herr Dr. Hüttenbachsuchte nun eine Abbildung desOriginals, denn die Pergola solltewieder ihren alten Zustand erhal-ten. Ich wollte schon unsere Ost-preußische Familie bemühen, daentdeckte ich doch in einem altenBuch eine Abbildung der Pergolamit Büste und konnte sie HerrnDr. Hüttenbach übermitteln.„Wenn es gelingt, die Pergolawiederherzustellen, werde ichdarüber berichten“, schrieb ichdamals. Das kann ich nun tun,und zwar hocherfreut, denn HerrDr. Hüttenbach teilt uns folgendesmit: „Nach weiteren Recherchen(Christian Daniel-Rauch-Museumin Bad Arolsen, Königin Luise-Gedenkstätte in Schloß Hohen-zieritz, Stiftung PreußischeSchlösser und Gärten in Berlinund andere), durch die Freiherrvon Hammerstein und ich ver-suchten, die Identität der Büste zuklären, konnten wir der ,Gipsfor-merei der Staatlichen Museen zuBerlin, Preußischer Kulturbesitz‘einen Gipsabdruck der Büste inAuftrag geben. Sie dürfte inzwi-schen bei dem russischen Direk-tor des Parks Luisenwahl einge-troffen sein. Dort wird entschie-den werden, ob eine Ausführungin Marmor oder ein modernerKunststeinabguß erfolgt. Hierbeidürfte die Frage des überall mög-lichen Vandalismus eine Rollespielen. So ist nun zu hoffen, daßdie Königin bald wieder ihren an-gestammten Platzin Luisenwahl ein-nimmt.“ Wir dan-ken Herrn Dr.Hüttenbach sehrfür diese Mittei-lung, die vor allemalte Königsbergererfreuen wird.

Es gibt vieleLandsleute, diesuchen in jederFolge das Ost-preußenblatt nachvertrauten Namenab. So auch FrauChristel Bukowskiaus Alveslohe.Und als ihr kürz-lich in großenBuchstaben der Ortsname „Geh-lenburg“ entgegensprang, da„hüpfte mein Herz“, wie sieschreibt. Es war wieder ein Stück-chen Heimat da, denn sie war 20Jahre alt, als sie Gehlenburg ver-lassen und von Haus und Hof ander Kumilskoer Chaussee Ab-schied nehmen mußte. Aber daist nach über 60 Jahren immernoch „eine offene Wunde“, unddie hat einen Namen: Kurt Bu-kowski. Es ist ihr jüngerer Bruder,von dem die Familie nie wiederetwas gehört hat, seit er zum Mi-litär kam. Kurt Bukowski,* 27. November 1927 in Gehlen-

burg, wurde einberufen, als derRusse schon weit in Ostpreußenvorgedrungen war. Am 18. Januar1945 kam er zur leichten Artille-rie nach Heilsberg. Mehr wissenseine Angehörigen nicht, konntenbisher auch keine Auskunft übersein Schicksal bekommen. SeineSchwester hofft aber immer noch,daß sich jemand findet, der mitihrem Bruder zusammen waroder wenigstens Hinweise gebenkann, „wo diese Kinder eingesetztwurden“. Ich möchte Frau Bu-kowski nicht zu große Hoffnun-gen machen, denn gerade vonden Menschen, die in den be-rüchtigten „Heilsberger Kessel“gerieten, blieben viele Schicksaleungeklärt. Aber vielleicht findetsich doch noch ein ehemaligerKamerad, der sich an Kurt Bu-kowski erinnert oder über die ge-nannte Einheit zu berichten weiß.(Christel Bukowski, Ostpreußen-straße 17 in 25486 Alveslohe.)

Und wieder eine Suche, die voneiner Enkelin unternommen wird,die den Hinweis bekommen hat,sich an uns zu wenden. Wollenmal sehen, ob wir ihr helfen kön-nen. Es geht um die Großmuttervon Felicia Hoffmann aus Minden,die Ermländerin Martha Lieder,* 11. Januar 1910 in Heilsberg. Siebrachte im Oktober 1935 in Kö-nigsberg eine Tochter Erika zurWelt, das Kind muß katholisch ge-tauft worden sein. Wo die unver-heiratete Frau bis dahin gelebt hat,ist unbekannt. Sie soll auf einemGutshof oder einer Domäne gear-beitet haben. Es heißt, daß derVerwalter das Kind annehmenwollte. Die Angaben über die Jah-re danach sind schon etwas kon-kreter. Bis 1945 hat Martha Liederauf einem Gut in Tolksdorf, KreisBraunsberg gearbeitet. Ihre Toch-ter Erika wurde dort eingeschult.Nun möchte Frau Hoffmann alleswissen, was den Lebensweg ihrerGroßmutter erhellen könnte. Siehat mir eine ganze Reihe von Fra-gen übermittelt, die allerdings sonicht beantwortet werden können,wie zum Beispiel: Gibt es Listen,wer auf welchem Gutshof gearbei-tet hat? Gehen wir also anders vor

und fragen, ob je-mand Martha Lie-der gekannt hatund mit ihr vorder Geburt ihrerT o c h t e rErika – wann undwo – zusammenwar? Gibt es Ver-wandte oder Be-kannte, die überMutter und KindAuskunft gebenkönnen? Wer vonehemaligen Tolks-dorfern kannteMartha Lieder, aufwelchem Gut oderHof hat sie gear-beitet? Das Land-

wirtschaftliche Güter-Registerweist für Tolksdorf zwölf land-wirtschaftliche Betriebe über 20Hektar auf. Wer ging zusammenmit Erika zur Schule? Über jedeAntwort würde sich die Enkelinfreuen. (Felicia Hoffmann, König-straße 41 in 32342 Minden, Tele-fon/Fax 0571/3856238, E-Mail: fe-licia [email protected].)

Eure

Ruth Geede

„Unsere Familie“ auch im Internet-Archiv

unter www.preussische-allgemeine.de

HHeerrttaa TTuusscchheewwiittzzkkii:: IIhhrr llaannggeess FFeessttttaaggsskklleeiidd iimm dduunnkkeellrrootteenn RRöösscchheennmmuusstteerr mmiitt BBeerrnnsstteeiinnkknnööpp--ffeenn eerrrreeggttee wwiiee iihhrree aannddeerreenn TTrraacchhtteenn AAuuffsseehheenn uunndd BBeewwuunnddeerruunngg.. Bild: privat

Ruth Geede Bild: Pawlik

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GL Ü C K W Ü N S C H E Nr. 47 – 22. November 2008 15Das Ostpreußenblatt

ZUM 105. GEBURTSTAG

Fröhlich, Emil, aus Stolzenau,Kreis Ebenrode, jetzt Zeller-straße 19, 22145 Hamburg, am24. November

ZUM 99. GEBURTSTAG

Brandtner, Reinhold, aus Wie-kenfeld, Kreis Ebenrode, jetztAuf der Harf 2, 36304 Alsfeld,am 30. November

Buchholz, Reinhold, aus Teich-acker, Kreis Ebenrode, jetztSiedlerweg 7, 48599 Gronau,am 25. November

ZUM 98. GEBURTSTAG

Kellotat, Anni, geb. Schwedopp,aus Ostseebad Cranz, KreisSamland, jetzt Kurt-Schuma-cher-Straße 14, 67551 Worms.am 29. November

Zahn, Helene, geb. Bieberneit,verw. Rattay, aus Neuendorf,Kreis Treuburg, jetzt Am Hofe-garten 16, 04680 Tanndorf, am30. November

ZUM 96. GEBURTSTAG

Abramowski, Käthe, aus Lyck,jetzt Karolinenstraße 1, Senio-renresidenz Haus Flammen-berg, 59759 Arnsberg, am 29.November

Busch, Olga, geb. Pfeffer, ausLyck, jetzt Musberg 23, 24326Ascheberg, am 23. November

Janson, Annemarie, geb.Gruber, aus Goldbach, KreisWehlau, jetzt Hagedornstraße18, 20149 Hamburg, am 28.November

Zielasko-Dubies, Liesbeth, ausLyck, Kaiser-Wilhelm-Straße102, jetzt Mittelstraße 11,33602 Bielefeld, am 27. No-vember

ZUM 95. GEBURTSTAG

Henke, Ida, aus Kelchendorf,Kreis Lyck, jetzt Adam-Rük-kert-Straße 15, 64372 Ober-Ramstadt, am 25. November

Wegner, Frieda, geb. Hartwig,aus Goldensee, Kreis Lötzen,jetzt Bauweg 8, 48465 Schüt-torf, am 27. November

ZUM 94. GEBURTSTAG

Brandt, Ida, geb. Kaleyta, ausStosnau, Kreis Treuburg, jetztDorfstraße 9, 15518 Falken-berg, am 24. November

Denda, Gottlieb, aus Eschenwal-de, Kreis Ortelsburg, jetztHainblekweg 37, 38259 Salz-gitter, am 24. November

Ennulat, Erna, geb. Gurklies, ausBerkeln, Kreis Elchniederung,jetzt Hannoversche Straße 63,31547 Rehburg-Loccum, am29. November

Hoffmann, Elfriede, geb. Zim-mermann, aus Königsbergund Danzig, Milchkannengas-

se, jetzt Diakoniestift, Berg-straße 35 C, 49076 Osnabrück,am 28. November

Jegelka, Helene, geb. Petrick,aus Wolfsdorf, Kreis Elchnie-derung, jetzt Heinrich-Forke-Straße 3, 33609 Bielefeld, am28. November

Schnabel, Ilse, geb. Nickel, ausInse, Kreis Elchniederung,jetzt Diepenheimstraße 6,48683 Ahaus, am 29. Novem-ber

Ott, Grete, geb. Rosengart, ausProstken, Hauptstraße 45,Kreis Lyck, jetzt Schwarzwald-straße 60, 58093 Hagen, am25. November

Prinzen, Ruth, geb. Schneider,aus Tilsit, jetzt Birkenweg 1,25938 Wyk auf Föhr, am 26.November

ZUM 93. GEBURTSTAG

Bacher, Lydia, geb. Petrautzki,aus Scharfeneck, Kreis Eben-rode, jetzt Erikastraße 2,64668 Rimbach, am 26. No-vember

Frohl, Alfred, aus Wachteldorf,Kreis Lyck, jetzt AsbergerStraße 4, 47802 Krefeld, am27. November

Nebjonat, Herbert, aus Karkeln,Kreis Elchniederung, jetztBrahmsstraße 14, 74369 Löch-gau, am 29. November

Warnat, Siegfried, aus Preußen-wall, Kreis Ebenrode, jetztOraniensteinestraße 84,65582 Dietz, am 29. Novem-ber

Wilde, Elfriede, geb. Kalinowski,aus Treuburg, Lötzener Straße,jetzt Christiansweg 3, 65582Dietz, am 27. November

ZUM 92. GEBURTSTAG

Grust, Frieda, aus Albrechtsfel-de, Kreis Treuburg, jetzt Pfarr-felderweg 1, 01833 Stolpe, am26. November

Siegmund, Erna, geb. Schwer-mer, aus Neuendorf, KreisWehlau, jetzt Römerstraße 12,97475 Zeil, am 28. November

ZUM 91. GEBURTSTAG

Alexander, Heinz, aus Ortels-burg, jetzt Pettenkoferstraße21, 87439 Kempten, am 26.November

Hallung, Charlotte, geb.Hempel, aus Wehlau, GroßeVorstadt, jetzt Hebelstraße 18,79189 Bad Krozingen, am 24.November

Klingenberg, Ida, geb. Schrage,aus Liebwalde, Kreis Mohrun-

gen, jetzt Lerchenstraße 30,37412 Herzberg/Harz, am 29.November

Wichmann, Walter, aus Neu-Tra-kehnen, Kreis Ebenrode, jetztRigaer Straße 8, 21337 Lüne-burg, am 28. November

ZUM 90. GEBURTSTAG

Klein, Fritz, aus Friedlau, KreisElchniederung, jetzt Markt-platz 7, 96515 Sonneberg, am28. November

Kohl, Margarete, geb. Turowski,verw. Karrasch, aus Vierbrük-ken, Kreis Lyck, jetzt Haus-stockweg 57, Wohnstift OttoDibelius, App. 402, 12107 Ber-lin, am 25. November

Modreger, Charlotte, geb.Schneider, aus Drusken, KreisEbenrode, jetzt Kirburger Weg103, 50767 Köln, am 27. No-vember

Quoos, Aurora, geb. Buddrus,aus Warten, Kreis Elchniede-rung, jetzt Souchaystraße 2,23556 Lübeck, am 26. Novem-ber

Schlusnus, Dr. Karl, aus Golden-see, Kreis Lötzen, jetzt Jo-hann-Werner-Straße 6, 82131Gauting, am 28. November

Schröter, Helmuth, aus Koschai-nen, Kreis Mohrungen, jetztWolfgang-Borchert-Straße 8,38239 Salzgitter-Thiede, am24. November

ZUM 85. GEBURTSTAG

Baumann, Lisbeth, geb. Reckert,aus Tutschen, Kreis Ebenrode,jetzt Raiffeisenstraße 9 a,76877 Offenbach an derQueich, am 24. November

Brüggemann, Hildegard, geb.Kulschewski-Kantner, ausGrabnick, Abbau, Kreis Lyck,jetzt OT Sprengel 17, 29643Neuenkirchen, am 25. Novem-ber

Burdinski, Emil, aus Flamm-berg, Kreis Ortelsburg, jetztEckernförderstraße 30, 24376Kappeln, am 27. November

Ciesla, Alfred, aus Fröhlichshof,Kreis Ortelsburg, jetzt Son-nenstraße 64, 83043 Bad Aib-ling, am 25. November

Dangeleit, Otto, aus Elbings Ko-lonie, Kreis Elchniederung,jetzt Jarmstorfer Straße 10,19205 Gadebusch, am 28. No-vember

Dreyer, Herbert, aus Grünlinde,Hohenstücken, Kreis Wehlau,jetzt Dorfstraße 2, 16909Zaatzke, am 29. November

Feige, Margarete, geb. Groß, ausSteinberg, Kreis Lyck, jetztKurzer Kamp 5, 59192 Bergka-men, am 23. November

Krause, Otto, aus Diedrichsdorf,Kreis Neidenburg, Kattowitz-straße 16, 44263 Dortmund,am 27. November

Losch, Herbert, aus Korschen,Kreis Rastenburg, jetzt Prozes-sionsweg 13, 49661 Cloppen-burg, am 29. November

Maukel, Erich, aus Ebenrode,jetzt Meertal 214, 41464Neuss, am 25. November

Nowotsch, Erich, aus Borschim-men, Kreis Lyck, jetzt Vehren-

bergstraße 81, 45968 Glad-beck, am 29. November

Rossmannek, Fritz, aus Alt Key-kuth, Kreis Ortelsburg, jetztBuchenallee 53, 46354 Oe-ding-Südlohn, am 24. Novem-ber

Schönicke, Käthe, geb. West-phal, aus Deschen, Kreis Elch-niederung, jetzt Straße desFriedens 76, 14943 Lucken-walde, am 30. November

Weckwerth, Eva-Maria, ausWalden, Kreis Lyck, jetztHeinken Hedfeld 1, 58553Halver, am 24. November

Weigelt, Lola, geb. Queiß, ausSchwanis, jetzt Am Sturmfeld2, 17459 Koserow, am 29. No-vember

ZUM 80. GEBURTSTAG

AAssssmmaannnn, Anneliese, geb. RRiiee--cchheerrtt, aus Warschfelde, KreisElchniederung, jetzt Blaukis-senstieg 17, 22297 Hamburg,am 24. November

BBaabbbbeell,, Wolfgang, aus Allen-burg, Kreis Wehlau, jetzt Ha-fenstraße 23 A, 24226 Hei-kendorf, am 30. November

BBoorrmmüülllleerr, Irmgard, geb. BBeemm--bbeennnneecckk, aus Neuendorf,Kreis Lyck, jetzt Oberdorfstra-ße 10, 38871 Abbenrode, am27. November

BBuuddsszzuuhhnn,, Kurt, aus Mühlen -thaler Weg 35, Kreis Sens-burg, jetzt Friedensstraße 70,25421 Pinneberg, am 24. No-vember

CChhiittttkkaa,, Erich, aus Haasenberg,Kreis Ortelsburg, jetzt AmKnie 19, 45699 Herten, am 26.November

DDrreeyyeerr, Reinhard, aus Lötzen,jetzt Hauptstraße 2, 37127Niemtal-Imbsen, am 24. No-vember

DDüürrrree,, Waltraut, geb. LLeemmkkee,aus Kreuzingen, Kreis Elch-niederung, jetzt Friedrich-Aue-Straße 1, 39130 Magde-burg, am 28. November

DDuussnnyy, Alfred, aus Eichhorn,Kreis Treuburg, jetzt Schmidt-Blegge-Straße 34, 51469 Ber-gisch Gladbach, am 24. No-vember

GGurrkkee, Hildegard, geb. GGuutttt--mmaannnn, aus Enskehnen, KreisStallupönen, jetzt Spierow-weg 13, 13597 Berlin, am 25.November

HHassssee,, Lieselotte, geb. RReeiinnhhoolldd,aus Korschen, Kreis Rasten-burg, jetzt Oderstraße 7,49661 Cloppenburg, am 26.November

HHerrwwiixx,, Elisabeth, geb. HHööhhnn,aus Liewenberg, Kreis Heils-berg, jetzt Geldernsche Straße305 D, 47506 Neukirchen-Vluyn-Rayen, am 2. Novem-ber

HHocchhffeellddtt,, Adelheid, aus Treu-burger Schloßstraße 9 b, KreisTreuburg, jetzt Heyestraße 4,31676 Obernkirchen, am 25.November

KKlleeiinn,, Erdmute, geb. SScchhaaaakk,aus Neuhof, Kreis Neiden-burg, jetzt Wielandstraße 40,65187 Wiesbaden, am 30. No-vember

KKoohhllkkee, Rüdiger, aus Bären-

bruch, Kreis Ortelsburg, jetztKlaus-Groth-Straße 26, 21337Lüneburg, am 28. November

KKoollllaakkoowwsskkii, Hildegard, geb.FFeesstteerr, aus Bischofstein, KreisNeidenburg, jetzt LünenerStraße 50, 45731 Waltrop, am25. November

KKoonnrraadd, Horst, aus Grenzberg,Kreis Elchniederung, jetztSüßackerweg 3, 26670 Uplen-gen, am 28. November

LLaannggnneerr,, Erika, geb. KKaaeehhlleerr,aus Roddau, Perkuiken, KreisWehlau, jetzt Schönburgstra-ße 23, 55469 Simmern, am24. November

LLeehhmmaannnn, Helene, geb. WWiillkkoopp,aus Neu Schiemanen, KreisOrtelsburg, jetzt Auf demEsch 20, 27619 Schiffdorf, am28. November

LLiippsskkii, Gertrud, geb. CCzzyymmoocchh,aus Giesen, Kreis Treuburg,jetzt Dransfelder Straße 23,37079 Göttingen, am 29. No-vember

LLooppppooww, Hanieli, geb. LLaasskk, ausWalden, Kreis Lyck, jetztSteingarten 22, 22175 Ham-burg, am 25. November

LLaaggeerrppuusscchh, Horst, aus Hein-richswalde, Kreis Elchniede-rung, jetzt Rosengarten 39,38533 Vordorf, am 27. Novem-ber

MMaaeettzz, Axel, aus Lyck, Königin-Luisen-Platz 3, jetzt Wolfrats-hauser Straße 74, 82067Ebenhausen, am 30. Novem-ber

MMaasscchhmmaannnn, Elsbeth, geb. TTaamm--kkuuss, aus Berkeln, Kreis Elch-niederung, jetzt Wiemerskam-per Weg 16, 22889 Tangstedt,am 26. November

MMaatthheess,, Helene, geb. RReeeettzz,Moithienen, jetzt Geldmersch46, 59065 Hamm, am 27. No-vember

NNeeiiddeerr, Christel, geb. GGrruunn--wwaalldd, aus Schölen, Kreis Hei-ligenbeil, jetzt Neptunstraße2, 59067 Hamm, am 29. No-vember

NNiieemmeeyyeerr, Hildegard, aus Kech-lersdorf, Kreis Lyck, jetzt ZumRiedgraben 2, 19075 Pampow,am 28. November

OOeellssnneerr, Lothar, aus Wehlau,Pfleger Kolonie, Kreis Weh-lau, jetzt Sternstraße 9, 48249Dülmen, am 25. November

PPrroorrookk, Alfred, aus Deutscheck,Kreis Treuburg, jetzt Ochsen-werder Landstraße 177, 21073Hamburg, am 24. November

RReeiicchhaarrddtt,, Charlotte, geb.SSkkrriimmmmeerr, aus Wehlau (Or-tuff-Schülerin), jetzt GroßeGartenstraße 9, 39164 Wanz-leben, am 29. November

SScchheelllliinnsskkii, Edith, geb. AAllbbaatt,,aus Kalkhöfen, Kreis Ebenro-de, jetzt Neue Straße 1, 76596Forbach, am 26. November

SScchhmmiiddtt,, Elsbeth, geb. LLeemmkkee,

aus Schakendorf, Kreis Elch-niederung, jetzt Lerchenstra-ße 50, 27749 Delmenhorst, am27. November

Schmidt, Erika, geb. Kock, ausPartheinen, Kreis Heiligen-beil, jetzt Donaustraße 24,78244 Gottmadingen, am 30.November

Schram, Eva, geb. Koschletzki,aus Eydtkau, Kreis Ebenrode,jetzt Ulzburger Straße 82,22399 Hamburg, am 25. No-vember

Teibl, Erna, geb. Figura, ausGregerswalde, Kreis Lötzen,jetzt Am Trieb 23, 73312 Geis-lingen/Steige, am 25. Novem-ber

Will, Waltraut, geb. Mischel, ausMilken, Kreis Lötzen, jetzt Al-te Dorfstraße 8, 25575 Bering-stedt, am 26. November

Zins, Walter, aus Eydtkau, KreisEbenrode, jetzt Attenkofer-straße 14, 81369 München, am24. November

Rieck, Heinz und Frau Christl-Annelies, geb. Findeisen, ausTreuburg, Egerländerstraße 3,jetzt Haßleyer Straße 39,58093 Hagen, am 29. Novem-ber

Zindler, Rudolf, und Frau Mar-got, geb. Grommek, aus Moh-rungen, jetzt Goethestraße 50,26123 Oldenburg, am 24. No-vember

Trompell, Werner, und FrauHelga, geb. Boeck, aus Schnei-demühl, Kirchspiel Pobethen,Kreis Samland, jetzt Heinrich-Heine-Straße 1, 17166 Te-terow, am 29. November

Jahr 2009

7. / 8. März: Arbeitstagung derKreisvertreter in Bad Pyr-mont

25. / 26. April: ArbeitstagungDeutsche Vereine südlichesOstpreußen

25. Juli: Sommerfest der Deut-

schen Vereine in Hohenstein

Auskünfte erteilt die Landsmann-schaft Ostpreußen, Oberstraße14 b, 20144 Hamburg, Telefon(040) 41400826. Auf einzelneVeranstaltungen wird im Ost-preußenblatt gesondert hingewie-sen. Änderungen vorbehalten.

VERANSTALTUNGSKALENDER DER LO

Die Rede des Sprechers anläßlich des Deutschlandtreffens derOstpreußen am 10. und 11. Mai 2008 in Berlin liegt in gedruk-

kter Form vor. Die Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von 2Euro pro Exemplar bei der Landsmannschaft Ostpreußen, HerrnDieter Schultz, Oberstraße 14 b, 20144 Hamburg, bestellt werden.Bitte legen Sie Ihrer Bestellung einen mit 85 Cent frankierten Rück -umschlag bei.

REDE DES SPRECHERS

Sonntag, 23. November, 9.20Uhr, WDR 5: Alte und NeueHeimat.

Sonntag, 23. November, 19.30Uhr, ZDF: Die Deutschen –Bismarck und das DeutscheReich.

Dienstag, 25. November, 20.15Uhr, ZDF: Die Deutschen –Wilhelm und die Welt.

Mittwoch, 26. November, 20.15Uhr, ARD: Das Feuerschiff.

Mittwoch, 26. November, 20.15Uhr, 3sat: Menschen & Mächte

– Der Erste Weltkrieg.Mittwoch, 26. November, 23.30

Uhr, ARD: Ein Jude, derDeutschland liebte – Das Ta-gebuch des Willy Cohn.

Donnerstag, 27. November, 20.15Uhr, Hessen: Die Frau desHeimkehrers.

Donnerstag, 27. November, 20.15Uhr, 3sat: Te Deum – Himmelauf Erden. Die Dominikaner.

Freitag, 28. November, 20.15Uhr, Phoenix: Dienen bei derNVA.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Hamburg – Ein Weihnachtskonzert gibt der Ostpreußenchor amMittwoch, 10. Dezember, 15 Uhr, in der St.-Gabriel-Kirche, Hartz-loh-Platz 17. Der Eintritt ist frei. Die Kirche kann mit dem HVVvon Barmbek aus mit dem Bus 172 oder 7 bis zur HaltestelleHartzloh erreicht werden. Von hier aus sind es rund sieben Mi-nuten Fußweg. Weitere Information erhalten Sie bei Ilse Schmidt,Telefon (040) 2543035.

Weihnachtskonzert

»Wir gratulieren«

auch im Internet-Archiv unter

www.preussische-allgemeine.de

Page 15: 2 3 4 Der Abschwung ist da - Preussische Allgemeine Zeitung · „Jörg Haider“ der Schweiz, seine Anhänger hingegen verbinden mit ihm die Hoffnung auf den Fortbe-stand eidgenössischer

HE I M ATA R B E I T16 Nr. 47 – 22. November 2008Das Ostpreußenblatt

Adventstreffen in Osterode (Ost-preußen) – Vom 27. bis 30. No-vember findet das traditionelleAdventstreffen in Osterode statt.Wer hat Lust auf Tanzen, Singenund Kennenlernen mit heimatver-bliebenen deutschen Jugend-lichen? Die Anreise kann relativschnell und günstig mit dem Flug-zeug nach Danzig erfolgen, dannweiter mit dem Zug bis nach Oste-rode. Mitglieder und Interessen-ten sind ganz herzlich eingeladen.

Landesgruppe – Mittwoch, 26.November, 18 Uhr, Treffen derGruppe im Haus der Heimat, gro-ßer Saal, Schloßstraße 92, 70176Stuttgart. Prof. Dr. phil. WolfgangStribrny hält einen Vortrag: „DasWilhelminische Zeitalter 1888–1918“. Prof. Stribrny wird in sei-nem Vortrag die Geschichte Preu-ßens aufleben lassen und der Re-gierungszeit des letzten deutschenKaisers Wilhelm II. (1888-1918) impolitischen, sozialen und kulturel-len Leben nachgehen. Deutsch-land entwickelte sich in dieser Pe-riode zu einem der fortschrittlich-sten Industrieländer und war füh-rend in Naturwissenschaft undTechnik. Die Gesellschaftsstrukturblieb weitgehend intakt. Der Adelund insbesondere das adlige Offi-

zierskorps blieben gesellschaftlichtonangebend und das wirtschaft-lich erfolgreiche Bürgertum such-te sich in seinem Lebensstil derHerrschaftselite anzupassen. Inder Wilhelminischen Ära warendie bürgerlichen Freiheiten soweit gewährleistet, daß sich in al-len Lebensbereichen Auffassun-gen äußern konnten, die zur herr-schenden Richtung in erklärtemGegensatz standen. Es erwartetSie ein interessanter Vortrag mitanschließender Diskussion.

Schwenningen am Neckar –Sonnabend, 29. November, 14.30Uhr, Adventsfeier der Gruppe. –Donnerstag, 4. Dezember, 14.30Uhr, Treffen der Gruppe im Re-staurant Thessaloniki. Vorlesungvon Weihnachtsgeschichten ausder Heimat.

Stuttgart – Mittwoch, 3. Dezem-ber, 15 Uhr, Treffen der Frauen-gruppe zur Adventsfeier mit Tom-bola, Haus der Heimat, kleinerSaal, Leitung hat Frau Lüttich. Bit-te Gebäck und Päckchen mitbrin-gen. Lieder und Gedichte zur Ad-ventszeit werden vorgetragen.

Ulm / Neu-Ulm – Sonnabend,22. November, 9 Uhr, Verkauf für„Ulmer Helft“ in der Hirschstraße.– Sonnabend, 29. November, 14.30Uhr, Treffen der Gruppe zumSchabbernachmittag in den „Ul-mer Stuben“.

Wendlingen – Sonntag, 23. No-vember, 14.30 Uhr, Gedenken allerLandsmannschaften zum Toten-sonntag am Ostlandkreuz auf demFriedhof. Anschließend trifft mansich zur Kaffeestunde im GasthausLamm, Kirchheimerstraße 26. Miteinem kulturellen Teil wird derNachmittag zu Ende gehen.

Augsburg – Sonnabend, 22. No-

vember, 13 Uhr, Mitgliederver-sammlung der Gruppe im „Rie-dinger Park“, Wolfgangstraße. An-schließend Grützwurstessen.

Fürstenfeldbruck – Freitag, 5.Dezember, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe zur Weihnachtsfeier inder Gaststätte Auf der Lände.

Starnberg – Sonnabend, 6. De-zember, Treffen der Gruppe zurVorweihnachtsfeier.

Weiden – Sonntag, 30. Novem-ber, 14.30 Uhr, Treffen der Gruppein der Gaststätte Heimgarten zurVorweihnachtsfeier.

Heilsberg – Sonntag,30. November, 17Uhr, Nikolausfeierim Clubhaus Lank-witz, Gallwitzallee

53, 12249 Berlin. Anfragen: BennoBoese, Telefon (030) 7215570.

Rößel – Sonntag, 30.November, 17 Uhr,Nikolausfeier imClubhaus Lankwitz,Gallwitzallee 53,

12249 Berlin. Anfragen: Ernst Mi-chutta, Telefon (05624) 6600.

Sensburg – Sonn-abend, 22. Novem-ber, 15 Uhr, Vortrag:„Der Kreis Sens-burg“, Sportcasino

Zur Wulle, Wullenweberstraße 15,10555 Berlin. Anfragen: AndreasMaziul, Telefon (030) 5429917.

Angerburg – Don-nerstag, 4. Dezem-ber, 14 Uhr, „OaseAmera“, Borussia-straße 62, 12103 Ber-

lin, Weihnachtsfeier. Anfragen:Marianne Becker, Telefon (030)7712354.

Darkehmen – Don-nerstag, 4. Dezem-ber, 14 Uhr, „OaseAmera“, Borussia-straße 62, 12103 Ber-

lin, Weihnachtsfeier. Anfragen:

Marianne Becker, Telefon (030)7712354.

Goldap – Donners-tag, 4. Dezember, 14Uhr, „Oase Amera“,Borussiastraße 62,12103 Berlin, Weih-

nachtsfeier. Anfragen: MarianneBecker, Telefon (030) 7712354.

Bartenstein – Sonn-abend, 6. Dezember,14.30 Uhr, RathausZehlendorf, Kirch-straße 1-3, 14153 Ber-

lin, Weihnachtsfeier. Anfragen: El-fi Fortange, Telefon (030) 4944404.

Johannisburg –Sonnabend, 6. De-zember, 13 Uhr, „En-zianstuben“, Enzian-straße 5, 12203 Ber-

lin, Weihnachtsfeier. Anfragen:Christel Koslowski, Telefon (030)8613887.

Lyck – Sonnabend, 6.Dezember, 15 Uhr,Ratsstuben JFK, AmRathaus 9, 10825Berlin, Weihnachts-

feier. Anfragen: Peter Dziengel, Te-lefon (030) 8245479.

Tilsit-Stadt – Sonn-abend, 6. Dezember,15 Uhr, RatskellerCharlottenburg Rat-haus, Otto-Suhr-Al-

lee 102, 10585 Berlin. Anfragen:Heinz-Günter Meyer, Telefon(030) 2751825.

Tilsit-Ragnit – Sonn-abend, 6. Dezember,15 Uhr, RatskellerCharlottenburg Rat-haus, Otto-Suhr-Al-

lee 102, 10585 Berlin. Anfragen:Emil Drockner, Telefon (030)8154564.

Bremen – Sonnabend, 6. De-zember, 10 Uhr, OstdeutscherWeihnachtsmarkt der BremerLandsmannschaften im Gemein-desaal der Domgemeinde, Sand-

straße. Ein vom BdV betriebenesTages-Café bietet selbstgebacke-nen Kuchen. – Sonntag, 7. Dezem-ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppezur ostpreußischen Adventsfeierim Atlantic-Hotel Airport beimBremer Flughafen. Die Adventsan-dacht hält auch in diesem JahrPfarrer i. R. Wolfgang Krzizanow-ski. Für die musikalische Umrah-mung sorgt der Arbeitskreis Ost-preußen Platt. Man möchte har-monisch und besinnlich zusam-men sein, Lieder singen und sichan eigenen Darbietungen erfreu-en. Die Kosten der Kaffeetafel be-tragen 11 Euro. Für Mitglieder er-mäßigt: 10 Euro pro Person. DieTeilnahme ist aus organisatori-schen Gründen nur nach vorheri-ger Anmeldung in der Geschäfts-stelle möglich. Die Geschäftsstelleder Gruppe befindet sich in derParkstraße 4, 28209 Bremen, Tele-fon (0421) 3469718.

Bremerhaven – Freitag, 21. No-vember, 14.30 Uhr, kleines Elbin-gertreffen im „Barlach-Haus“.Günter Kuhn (Kreisvertreter El-bing-Land) wird Einwohnerlistenmitbringen, in denen sich be-stimmt alle hiesigen Elbingerwiederfinden werden. GünterMauter (Kreisvertreter Elbing-Stadt) wird einen Einblick in dieFamilienforschung im Raum El-bing geben. Für die Vorbestellungvon Kaffee und Kuchen ist eineAnmeldung, bis zum 14. Novem-ber, unter Telefon 86176 unbedingterforderlich.

LANDESGRUPPEMontag, 24. November, 15 Uhr,

Stunde der Begegnung des LvD,Haus der Heimat, Teilfeld 1(gegenüber der S-BahnstationStadthausbrücke). Es gibt kulturel-le Beiträge. – Freitag, 12. Dezem-ber, 14 Uhr, Weihnachtsfeier derLandesgruppe im Restaurant Ro-sengarten, Alsterdorfer Straße562, Hamburg, Telefon (040)

504477. 14 Uhr Einlaß, 14.30 Uhr,Begrüßung durch den Ersten Vor-sitzenden Hartmut Klingbeutel,14.45 Uhr, Kaffeezeit (Plachan-dern erlaubt), 15.15 Uhr, unter derLeitung von Dieter Dziobaka singtund spielt der LAB Chor mit sei-ner Instrumentalgruppe beliebteWeihnachtsmelodien zum Mitsin-gen. 16.15 Uhr, Edith Neuring wirdmit ihrem Akkordeon überwie-gend maritime Weisen spielen.Dabei ist Frohsinn angesagt. An-schließend wird die Weihnachts-feier mit fröhlichem Geschabberlangsam ausklingen. An- und Ab-fahrt: U/S-Bahnhof Ohlsdorf. Par-ken im Umfeld möglich.

.HEIMATKREISGRUPPEN

Elchniederung –Mittwoch, 3. Dezem-ber, 15 Uhr, vor-we i h n ach t l i ch e rNachmittag der

Gruppe in den ETV-Stuben,Bundesstraße 96, Ecke Hohe Wei-de, U-Bahnstation Christuskirche,Hamburg-Eimsbüttel. Mit Musik,Liedern zur Jahreszeit und Vorträ-gen soll der Advent gefeiert wer-den. Bitte ein Päckchen für denJulklapp mitbringen. Der Eintrittist frei. Freunde und Gäste sindherzlich willkommen.

Heiligenbeil – Sonn-tag, 30. November,14 Uhr, Weihnachts-feier der Gruppe imSeniorentreff der

AWO, Bauerbergweg 7. Mitgliederund Freunde sind herzlichst ein-geladen. Gemeinsam will mansich mit dem Ersten Advent aufdas Weihnachtsfest einstimmen.Sie erreichen den Seniorentreffmit der Buslinie 116, bis Bauer-berg. Anmeldung bei K. Wien, Te-lefon (040) 30067092, bis 29. No-vember. Kostenbeitrag für Kaffee,Kuchen und Videofilm: 5 Euro. –Vom 25. April bis 2. Mai 2009fährt die Gruppe in die Heimat, inden nördlichen Teil des KreisesHeiligenbeil. Für fünf Übernach-tungen in Königsberg, zweiZwischenübernachtungen im süd-lichen Teil des Kreises, auch wennSie nicht aus dem Kreis Heiligen-beil stammen, es gibt die Möglich-keit, an zwei Tagen, Ihren Heimat-ort zu besuchen. Interessentenmelden sich bis zum 15. Dezem-

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Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Stresemannstra-ße 90, 10963 Berlin, Zimmer 440,Telefon (030) 2547343 Geschäfts-zeit: Donnerstag von 13 Uhr bis16 Uhr Außerhalb der Geschäfts-zeit: Marianne Becker, Telefon(030) 7712354.

BERLIN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Te-lefon (0421) 250929, Fax (0421)250188, Hodenberger Straße 39b, 28355 Bremen. Geschäftsfüh-rer: Bernhard Heitger, Telefon(0421) 510603, Heilbronner Stra-ße 19, 28816 Stuhr.

BREMEN

Vorsitzender: Hartmut Klingbeu-tel, Kippingstraße 13, 20144Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mo-biltelefon (0170) 3102815. Stell-vertreter: Hans Günter Schattling,Helgolandstraße 27, 22846 Nord-erstedt, Telefon (040) 5224379.

HAMBURG

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 17

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ber bei K. Wien, Telefon (040)3006792, ab 18 Uhr.

Gumbinnen – Sonn-abend, 6. Dezember,14 Uhr, Treffen derGruppe im Haus derHeimat, Teilfeld 1,

Hamburg, Zu erreichen mit der S-Bahn bis Station Stadthausbrückeoder mit der U-Bahn bis StationRödingsmarkt und von dort einemFußweg von sechs Minuten (Blick-richtung Michaeliskirche). Es er-warten Sie wie immer eine Kaffee-tafel und anschließend ein vor-weihnachtliches Programm.

Insterburg – Mitt-woch, 3. Dezember,14 Uhr, Treffen derGruppe im HotelZum Zeppelin, Froh-

mestraße 123, 22459 Hamburg.Zusammen soll auf die Vorweih-nachtszeit mit Gedichten, Weih-nachtsliedern und einer schönenÜberraschung eingestimmt wer-den. Mehr Informationen sind beiManfred Samel, Telefon und Fax(040) 587585, zu bekommen.

Osterode – Sonn-abend, 29.November, 15 Uhr,Weihnachtsfeier derGruppe im Restau-

rant Rosengarten, AlsterdorferStraße 562, Hamburg-Ohlsdorf. Esbeginnt mit einer gemeinsamenKaffeetafel, die Feier wird musika-lisch umrahmt. Julklapp-Päckchenkönnen mitgebracht werden. An-meldungen an Günter Stanke,Dorfstraße 40, 22889 Tangstedt,Telefon (04109) 9014.

BEZIRKSGRUPPENBillstedt – Dienstag, 2. Dezem-

ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppe imRestaurant im Ärztehaus Billstedt,Möllner Landstraße 27, 22111Hamburg. Nach dem Kaffeetrin-ken beginnt das kulturelle Pro-gramm. Gäste sind herzlich will-kommen. Nähere Informationenbei Amelie Papiz, Telefon (040)73926017.

Harburg/Wilhelmsburg – Mon-tag, 24. November, 15 Uhr, Treffender Gruppe im Gasthaus Wald-quelle, Höpenstraße 88, Meckel-feld (mit der Buslinie 443 bisWaldquelle). Heribert Strauch hälteinen Diavortrag über die Sächsi-sche Schweiz. – Montag, 8. De-zember, 15 Uhr, Heimatnachmittagim Gasthaus Waldquelle,Höpenstraße 88. Es gibt einevorweihnachtliche Feier nach ost-preußischer Art.

FRAUENGRUPPEHamburg/Bergedorf – Freitag,

28. November, 15 Uhr, Treffen derFrauengruppe im Sozialem Zen-trum, Ludwig-Rosenberg-Ring 47.Ernst Korth zeigt den Film: „DieElbe – von der Quelle bis zurMündung“.

WESTPREUSSENMittwoch, 26. November, 14.30

Uhr, kultureller Adventsnachmit-tag im Hotel Tiefenthal, Wandsbe-ker Marktstraße 109. Anfahrt vomHauptbahnhof mit der U-Bahnli-nie 1 bis Wandsbek-Markt, Aus-gang Quarree.

SALZBURGER VEREINSonnabend, 29. November, 13

Uhr, Adventsnachmittag der Mit-glieder des Salzburger Vereins e.V. im Hotel St. Raphael, Adenauer-allee 41, zwischen Hauptbahnhofund Bahnhof Berliner Tor. Gästesind herzlich willkommen.

Bergstraße – Sonnabend, 29.

Dezember, 15.30 Uhr, Treffen desFreundeskreis in den Räumen derChristuskirche, Heppenheim. DieLeitung hat das VorstandsmitgliedElke Schuster. – Sonntag, 7. De-zember, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe im Gasthaus auf der Au,Bensheim-Gronau zum Advents-nachmittag, zusammen mit demdortigen BdV-Ortsverband. Pfarre-rin i. R. Inge Volp wird eine kleineAdventsandacht halten.

Dillenburg – Mittwoch, 26. No-vember, 15 Uhr, Treffen der Grup-pe im Café Eckstein, KönigsbergerStraße, Dillenburg. Ingrid Nowa-kiewitsch hält einen Vortrag übereine Ostseekreuzfahrt von Kielnach St. Petersburg.

Hanau – Sonntag, 30. Novem-ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppezur Adventfeier in der „Sandel-mühle“, Phillipp-Schleißner-Weg2a. Bei Kaffee und Kuchen werdengemeinsam Weihnachtslieder ge-sungen, Gedichte und Geschich-ten vorgetragen. Freunde und Be-kannte sind herzlich willkommen.

Wiesbaden – Donnerstag, 27.November, 18.30 Uhr, Treffen derGruppe zum Stammtisch im Re-staurant Kleinfeldchen, Holler-bornstraße 9, Wiesbaden. Vorgese-hen ist ein festliches Wildessen.Serviert werden verschiedeneWildgerichte mit Klößen und Rot-kohl sowie einer Wildsuppe. Fürdie Platz- und Essensdispositionbitte unbedingt umgehend anmel-den bei Familie Schetat, Telefon(06122) 15358. ESWE-Busverbin-dung: Linien 4, 17, 23, 24 und 27(Haltestelle Kleinfeldchen). –Sonnabend, 6. Dezember, 19 Uhr,Einladung der Oberschlesier zurBarbara-Feier in die Christian-Bü-cher-Halle, Weidenbornstraße 1.Die Saalöffnung erfolgt um 17.30Uhr, es wird ein Kostenbeitrag von6 Euro erhoben. Prof. Dr. MichaelPietsch hält eine Ansprache.

Bad Bevensen – Sonnabend, 29.November, 9 Uhr (bis 16 Uhr), deretwas andere Weihnachtsbasar inden Räumen des Gemeindezen-trums, Dreikönigskirche. Die Gä-ste erwartet ein abwechslungsrei-cher Tag bei Kaffee und selbstge-backenem Kuchen, weihnacht-lichen und ostpreußischen Hand-arbeiten aus eigener Fertigung,Königsberger Marzipan, selbstge-machter Marmelade, deftiger Erb-sensuppe und guten Gesprächenmit netten Menschen.

Braunschweig – Mittwoch, 26.November, 16 Uhr, Treffen derGruppe im Stadtparkrestaurant.Jörg Hertel zeigt einen Diavortrag:„Vergessenes Ostpreußen“. – Mon-tag, 8. Dezember, 15 Uhr, vor-weihnachtliches Zusammenseinim Stadtparkrestaurant. – Bei derletzten Zusammenkunft regierteder Frohsinn. Viele Mitglieder wa-ren der Bitte um heitere Beiträgegefolgt. Es gab lustige Berichte ausdem Leben und auch aus Berufen,wobei Mißverständnisse beimArzt besonderes Vergnügen berei-teten. Viele Teilnehmer konntennoch eine Geschichte beitragen.Zuhörer und Vortragende hattenSpaß an diesem Nachmittag.

Buxtehude – Sonnabend, 6. De-zember, 15 Uhr, Treffen der Grup-pe in der Begegnungsstätte Hohe-luft zur adventlichen Feierstundemit Königsberger Marzipan und

ostpreußischem Streuselkuchen.Es ist eine Anmeldung bis zum 1.Dezember erforderlich.

Helmstedt – Donnerstag, 27. No-vember, 8.30 Uhr, wöchentlicheWassergymnastik im Hallenbad.Informationen erteilt Helga An-ders, Telefon (05351) 9111. –Dienstag, 2. Dezember, 12.30 Uhr,Besuch der Modenschau der Fir-ma Matthiesen in Braunschweig.Informationen erteilt Helga An-ders, Telefon (05351) 9111.

Osnabrück – Dienstag, 2. De-zember, 16.45 Uhr, Kegeln im Ho-tel Ibis. – Donnerstag, 4. Dezem-ber, 15 Uhr, Literaturkreis in derGaststätte Bürgerbräu, Blumenhal-ler Weg 43. – Sonntag, 7. Dezem-ber, 15.30 Uhr, Treffen der Gruppezur Adventsfeier in der Osnab-rück-Halle. Anmeldung umge-hend an Xenia Sensfuß, Telefon430751, oder Gertrud Franke, Te-lefon 67479.

Rinteln – Sonnabend, 29. No-vember, 15 Uhr, Treffen der Grup-pe im Hotel Stadt Kassel, großerSaal, Klosterstraße 42, zur Ad-ventsfeier. Es ist ein umfangrei-ches Programm vorgesehen. Sowird unter anderem der Frauen-chor der Vereinigten Chöre Rin-teln Lieder zum Advent darbieten.Mitglieder und Gäste sind herz-lich willkommen, Gäste werdenum Anmeldung gebeten. WeitereInformationen bei Ralf-Peter Wun-derlich, Telefon (05751) 3071, oderJoachim Rebuschat, Telefon(05751) 5386.

Aachen – Sonnabend, 6. Dezem-ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppezur Weihnachtsfeier im Haus desDeutschen Ostens, Franzstraße 74,im Saal des Restaurants Franz.Fünf Minuten vom Hauptbahnhof,gleich am „Maschiertor“. DerWeihnachtsmann hat auch schonseine Teilnahme zugesagt, um sei-ne Grüße zu überbringen. Es gibtein buntes, besinnliches Pro-gramm und es wurde ein neues

Weihnachtsstück eingeübt. Mit-glieder, Freunde und Nachbarnsind herzlich willkommen. Alldenjenigen, die nicht mehr an denAktivitäten teilnehmen können,wird ein geruhsames, friedlichesWeihnachtsfest und alles erdenk-lich Gute für das kommende Jahrgewünscht.

Bielefeld – Sonntag, 30. Novem-ber, 15 Uhr, Adventsfeier derGruppe im Wohnstift Salzburg,Memeler Straße 35. – Donnerstag,4. Dezember, 15 Uhr, Gesprächs-kreis der Königsberger und Freun-de der ostpreußischen Hauptstadt,Wilhelmstraße 13, 6. Stock.

Düsseldorf – Donnerstag, 27.und Freitag, 28. November, 14 Uhr,Königsberger Marzipanbackenmit Jürgen und Ursula Pietsch, Ko-stenbeitrag 8 Euro. Anmeldungenumgehend bei Frau Bergmann imRaum 403, GHH. – Sonntag, 30.November, 11 Uhr, Messe für Hei-matvertriebene und Aussiedler inder St.-Antonius-Kirche, Fürsten-platz.

Ennepetal – Sonntag, 23. No-vember, 11.30 Uhr, kurzes Treffender Gruppe am Gedenkstein inder Gasstraße.

Essen – Freitag, 21. November,15 Uhr, Treffen der Gruppe in der„Stern Quelle“, Schäferstraße 17,45128 Essen, in der Nähe desRWE-Turmes. Verwandte, Freundeund Gäste sind herzlich willkom-men. Kontakt unter Telefon (0201)626271.

Gütersloh – Sonnabend, 6. De-zember, 15 Uhr (bis 22 Uhr), dieGruppe ist mit einem Stand aufdem Spexarder Weihnachtsmarktvertreten. Dort werden von derGruppe Grützwurst, Bigos (polni-sches Sauerkraut-Gericht), heißeBarschtsch-Suppe, Schmalzbroteund Bärenfang angeboten. AlleSpezialitäten sind selbstgemacht,darauf legen die Organisatoren ei-nen großen Wert. Informationenbei Marianne Bartnik, Telefon(05241) 29211.

Köln – Dienstag, 2. Dezember,14 Uhr, unter dem Motto: „Lichtim Ost“ findet ein Adventskonzert(Flöte, Piano und Sopran) im Kol-pinghotel, Helenenstraße 32,Köln, statt.

Lippe – Mittwoch, 3. Dezember,15 Uhr, Treffen der Gruppe im„Kleinen Festsaal“ der Stadthalle,Detmold, zur Adventsveranstal-tung. Kurt Grindel hält einen Vor-trag: „Einsam und Allein?“ undRuth Welsch trägt die Kurzge-

schichte: „Alles hat seine Stunde“vor.

Witten – Donnerstag, 27. No-vember, 15.30 Uhr, Treffen derGruppe. Zweiter Teil zum Thema:Aufbruch zur Flucht – wie war es?

Mainz – Freitag, 28. November,13 Uhr, Treffen der Gruppe zumKartenspielen im Café Oase,Schönbornstraße 16, 55116 Mainz.

Kaiserslautern – Sonnabend, 6.Dezember, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe zur Weihnachtsfeier inder Heimatstube, Lutzerstraße 20.

Dresden – Sonnabend, 6. De-zember, 14 Uhr, Weihnachtsfeierder Gruppe im katholischen Pfarr-amt St. Petrus, Dohnaer Straße 53,Dresden.

Leipzig – Autsch! Da wurdedoch tatsächlich die schöne StadtLeipzig, in der Ausgabe 45, kurz-fristig nach Thüringen verlegt.Dieses ist natürlich völlig falsch.Und der Chor sang zur „GoldenenKonfirmation“ im Liegnitzer Dom,der bekanntlich in Lieg-nitz/Schlesien steht. Der Fehler-teufel wurde von der Redaktionbei den Hörnern gepackt undmußte sich entschuldigen.

Limbach-Oberfrohna – Sonn-abend, 29. November, 14 Uhr, Tref-fen der Gruppe zur heimatlichenWeihnachtsfeier. Eine Kindergrup-pe aus Chemnitz unter der Lei-tung von Frau Füssel wird mitweihnachtlichen Weisen erfreuen.Gedichte und Geschichten zurWeihnachtszeit werden das Pro-gramm ergänzen. Dazu sind alle

Landsleute ganz herzlich eingela-den. Es wird wieder hausgemach-te Wurst angeboten.

Aschersleben – Mittwoch, 3. De-zember, 14 Uhr, Treffen der Frau-engruppe im „Bestehornhaus“,Hechnerstraße 6, 06449 Aschers-leben.

Dessau – Montag, 1. Dezember,14.30 Uhr, Treffen der Singgruppeim Waldweg 14.

Gardelegen – Freitag, 28. No-vember, 14 Uhr, Treffen der Grup-pe zum vorweihnachtlichen Ba-stelnachmittag in der Begegnungs-stätte der VS-Gardelegen.

Fehmarn – Sonnabend, 22. undSonntag, 23. November, 10 Uhr,Weihnachtsbasar der Arbeitsge-meinschaft „Hilfe für Euch“ imHaus der Heimat.

Mölln – Sonnabend, 29. Novem-ber, 15 Uhr, Adventsfeier derGruppe im „Quellenhof“. Der be-sinnliche Nachmittag wird mitHarfenspiel eingeleitet. Nach derBegrüßung werden Gedichte undGeschichten vorgetragen. Das ge-meinsame Singen von Adventslie-dern begleiten Gitarren- und Ak-kordeonspieler. Die Ansprachezur Weihnachtszeit wird Irmin-gard Alex, die Erste Vorsitzende,halten. Zwischen den Darbietun-gen wird gemeinsam Kaffee ge-trunken. Außerdem gibt es einenBasar, der zu Weihnachtseinkäu-fen einlädt. Zu dieser Feier sindauch die Landsleute aus Pom-mern, Danzig, Schlesien undMölln sehr herzlich eingeladen.

Neumünster – Sonnabend, 6.Dezember, 15 Uhr, Adventsfeierbei Kerzenschein in der Stadthalleam Kleinflecken.

HE I M ATA R B E I T Nr. 47 – 22. November 2008 17Das Ostpreußenblatt

„Nur wer vergessen wird, ist wirklich gestorben.“– Wir werden dich nie vergessen und sind glücklich,daß wir eine so lange Zeit mit dir verbringen durften.

Alfred Herrmann* 17. Dezember 1928 † 7. November 2008

Er starb nach kurzer Krankheit im Krankenhaus Paderborn.In Liebe und Dankbarkeit nahmen wir Abschiedund trauern um unseren Vater, Schwiegervater

und Großvater, Bruder, Schwager und Onkel.

Marion Henneböhl, geb. HerrmannRudolf Henneböhl

mit Lisa, Daniela, Andrea und SaraLiselotte Weber, geb. Herrmann

Matthias WeberStefanie Weber

Birgit Hanisch, geb. WeberMichael Hanisch

mit Leonie und Silas

Die Trauerfeier und die anschließende Beisetzung fandenam Donnerstag, dem 13. November 2008, um 12.00 Uhr

auf dem Westfriedhof in Bad Driburg statt.

Hedwig Gloddekgeb. Poczesny

* 23. September 1920 † 3. Oktober 2008in Kornau, Kreis Ortelsburg in Hamburg

(Ostpreußen)

In Liebe und DankbarkeitWerner GloddekGünter GloddekChristel MörbachHorst Gloddekim Namen der Familien

Die Beerdigung fand am Dienstag, den 14. Oktober 2008, auf demFriedhof Hamburg-Bergstedt statt.Kontakt zur Familie:Christel Mörbach, Alte Dorfstraße 25, 22397 Hamburg.

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot,der ist nur fern, tot ist, wer vergessen wird.Immanuel Kant

Wolfgang Gerlach* 27. 7. 1926 † 25. 9. 2008Pr. Holland Detmold

In stiller Trauer nehmen wir AbschiedWaltraud Gerlach

Uwe und Antje Gerlachmit Hendrik und Maike

32756 Detmold, Humboldtstraße 18a

Die Trauerfeier fand am Freitag, dem 3. Oktober 2008,um 11.00 Uhr in der Trauerhalle des Bestattungshauses

Merz und Wegener, Detmold, Hindenburgstraße 34, statt.Die Urnenbeisetzung erfolgte zu einem späteren Zeitpunkt in aller Stille.

IN MEMORIAM

Ursula Noakgestorben am 10. November 2000

– Tochter des Lehrers Gustav Noak –der Schulen in Lucknojen sowie Geidlauken/

Heiligenhain/Kreis Labiau

Ich denke an Dich in Liebe und Dankbarkeit

Lothar MietheTelefon 0 41 72 / 78 58

Bis wir uns wiedersehen!

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Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 16

Vorsitzende: Margot Noll, geb.Schimanski, Am Storksberg 2,63589 Linsengericht, Telefon(06051) 73669.

HESSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Werstener Dorfstr.187, 40591 Düsseldorf, Tel. (02 11)39 57 63. Postanschrift: Buchen-ring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964)1037, Fax (02964) 945459.

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim.

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender: Erwin Kühnappel,Gahlenzer Straße 19, 09569 Oe-deran, Telefon (037292) 22035,Fax (037292) 21826. (Geschäfts-stelle: Telefon und Fax (0371)5212483, Trützschlerstraße 8,09117 Chemnitz. SprechstundenDiens-tag, 9 bis 15 Uhr.

SACHSEN

Vors.: Bruno Trimkowski, Hans-Löscher-Straße 28, 39108 Magde-burg, Telefon (0391) 7331129.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 553811, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

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HE I M ATA R B E I T18 Nr. 47 – 22. November 2008Das Ostpreußenblatt

Nachlese des Hauptkreistref-fen 2008 – Als 2. Kassenprüfe-rin wurde Herta Hoffman ge-wählt. Sie bildet gemeinsam mitder schon früher gewähltenPrüferin Regine Balzer das sat-zungsgemäße Prüferteam. Kon-rad Wien steht als gewählter Er-satzprüfer zur Verfügung. Beiden Ergänzungswahlen zumKreistag wurden folgende Mit-glieder gewählt: Siegfried Dre-her als Stadtvertreter von Zin-ten, Siegfried Schulz und Wen-dula Gorn als Stadtvertreter/invon Heiligenbeil, Rüdiger Han-tel als stellvertretender Kirch-spielvertreter von Hohenfürstund Dieter Roos als stellvertre-tender Kirchspielvertreter vonGrunau-Alt Passarge. BeimKirchspiel Brandenburg wurdenHans-Hartwig v. Platen als 1.Kirchspielvertreter und der bis-herige kommissarische Kirch-spielvertreter Ernst Perbandtzum Stellvertreter gewählt. Fol-gende Sondertreffen fanden amSonnabend, den 13. Septemberstatt: Gemeinde Schwengels(Leitung: Eleonore Kath), Kirch-spiel Bladiau (Leitung: KonradWien), Stadtgemeinschaft Zin-ten (Leitung: Viola Reyentanz),Kirchspiel Deutsch Thierau(Leitung: Heinz Klein).

Jubiläumskonfirmation beimKreistreffen – Es ist schon fastein fester Bestandteil bei unse-rem Kreistreffen in Burgdorf ge-worden, unsere Jubiläumskon-firmation, so auch in diesemJahr, in der St. Pankratiuskirchezu Burgdorf zogen die Konfir-manden, begleitet von Orgel-musik, angeführt von PastorWolfgang Thon Breuker, in dieKirche ein. Wir erlebten einenGottesdienst, wie wir es von zuHause kannten. In seiner Pre-digt ging Pastor Thon Breukerauf unsere Geschichte ein, sie

hatte zum Thema „Wurzel desLebens“, 1. Moses 28, V. 16-19(Heimat, Flucht, Vertreibungund Glauben). Nach der Einseg-nung, gemeinsame Abendmahlund Dankgebet erhielten alleJubiläumskonfirmanden eineErinnerungsurkunde. DurchKrankheit konnten von den an-gemeldeten 16 Personen nur elfteilnehmen, die Urkunden ha-ben alle inzwischen aber schonerhalten. Daß die Jubiläums-konfirmation schon zum Kreis-treffen gehört, hat die Anteil-nahme der Gottesdienstbesu-cher erwiesen. Wer den Ablaufdes gesamten Gottesdiensts mitPredigttext haben möchte, wen-de sich bitte an den Kirchspiel-vertreter von Badiau, KonradWien, Telefon (040) 30067092,ab 18 Uhr.

Gruppenreise 2009 nach Hei-ligenbeil – Es findet eine Grup-penreisen nach Heiligenbeilvom 25. April bis 2. Mai 2009statt. Wer an dieser Reise in dennördlichen Teil des Kreises Hei-ligenbeil teilnehmen möchte,sollte sich bitte bis zum 15. De-zember 2008 beim Kirchspiel-vertreter Bladiau Konrad Wienmelden. Lm. Wien ist unter Te-lefon (040) 30067092 ab 18 Uhrzu erreichen. Die Reiseunterla-gen werden umgehend ver-sandt.

56. Krefelder Jahreshaupttref-fen/425 Jahre Stadtrechte, 55Jahre Patenschaft (Fortsetzungaus Folge 46) – Der Gottes-dienst in der Alten evangeli-schen Kirche in unserer Paten-stadt Krefeld bildete am Sonn-abendvormittag den besinn-lichen Auftakt des Heimattages.Pfarrer und Propst i. R. ClausBurmeister (Georgenburg) fandden brüderlichen Beistand, dendie Insterburger den heute inder Heimat lebenden Menschen

zuteil werden lassen, bemer-kenswert angesichts des eige-nen Leides. Ehre Gott und liebedeinen Nächsten – das sei derSchlüssel zu allem. Stadtvorsit-zender Reiner Buslaps begrüßtam Sonnabendnachmittag dieLandsleute, BürgermeisterinKarin Meinke, Uwe Raatz alsVertreter der Stadtverwaltungder Stadt Krefeld und weitereEhrengäste im „Et Bröckske“:Das Jahr 2008 war geprägtdurch drei Jubiläen, die uns, un-sere Arbeit und unsere Heimat-geschichte beträffen. Zum einenbegehe man den 425. Jahrestagder Verleihung der StadtrechteInsterburg, zum anderen feiereder „Insterburger Brief“, dasMitteilungsblatt der heimattreu-en Insterburger aus Stadt undLand, seinen 60. Jahrgang.Außerdem seien wir wieder zuGast in der Stadt Krefeld, derenPatenschafts-Übernahme 1953wir ebenfalls feierten. Er dankteauch den elf Heimatgruppenund ihren Leitern für ihre gelei-stete Arbeit. Bei vielen Men-schen, die es nicht selbst erlebthätten, gäbe es leider immernoch wenig Verständnis für dasLeid der Vertriebenen, stellteKrefelds Bürgermeisterin KarinMeinke in ihrem Grußwort fest.In Gesprächen habe sie erfah-ren, daß bei nicht wenigen Ver-triebenen die Sorge, ob man ei-ne neue Heimat finde, fastschwerer gewesen sei als derWeg dorthin, also die Flucht.Angekommen zu sein, ange-nommen zu werden, habe zuDankbarkeit geführt. Mit dieserFeier wolle man der eigenen Le-bensgeschichte gedenken. „Nurgroßes Leid kann eine solcheGemeinschaft zusammen-schweißen, die auch nach mehrals 60 Jahren noch so zu-sammensteht.“ Sie freue sich,daß Krefeld symbolisch seit 55Jahren durch das Jahreshaupt-treffen für eine gefundene neueHeimat stehe. Die Bürgermei-sterin gab ihrer Hoffnung Aus-druck, daß man in Krefeld auchnoch das 60. Treffen als Jubi-läum begehen könne.

In ihrem Festvortrag „Stadt-rechte und Stadtentwicklungvon Insterburg“ knüpfte Aud-lind Vohland an die aktuelle po-litische Krise von Banken und„freiem Markt“ an und schlugden Bogen zu dem Augenblick,als dieser „freie Markt“ nochnicht existierte und 45 Jahrelang für Insterburg erkämpftwurde. Die Stadterhebung von1583 aufgrund des köllmischenRechts begründete städtischenHandel und freies Gewerbe,Existenzsicherung des einzel-nen, Schutz vor unlauteremWettbewerb und den Beginn ei-nes Steuersystems. Zentral aber,so führte Audlind Vohland mitBegeisterung aus, war dieSchaffung von Rat und Gericht,die alljährliche Wahl dieser In-stitutionen durch die gesamteBürgerschaft und nicht zuletztdie Einrichtung des „Insterbur-ger Schöppengerichts“, Der mitden Stadtrechten begründete„Bürgersinn“ ließ sich bald ander kostbaren, von Bürgern ge-stifteten Ausstattung der Lu-therkirche ablesen und führtezur ersten Hochblüte der Stadt.Parallel zum Vortrag wurde ineinem besonderen Raum dasThema „Stadtentwicklung“ er-lebbar gemacht in einer Aus-stellung mit Zeichnungen, altenPostkarten und Fotos. Zu-sammengetragen wurde diesesAusstellungsmaterial von Dr.Gerd Berger und Manfred Sa-met.

Großen Beifall erhielt derOstpreußen-Chor Remscheidfür eine Folge vertrauter ost-preußischer Lieder. Die neu-zeitliche Stadtwicklung mit Ge-bäuden und Infrastrukturunterstrich Carola Maschke inihrem Vortag, Lebendig wurdeder Kaffeeklatsch im Cafe End-rikat, wo Frau Schacknies (Ca-rola Maschke) und Frau Schnei-

dereit (Bruno Romeiks) die In-sterburger Gesellschaft in hu-morvoller Mundart durchhe-chelten. Zusammen mit Eber-hard Jung, dem Urgroßneffenvon Frieda Jung, trug CarolaMaschke Gedichte unserer Hei-matdichterin und Ehrenbürge-rin von Insterburg vor. In einemNebenraum stellte der AutorKlaus Marczinowski zusammenmit Eberhard Jung sein neu er-schienenes Buch über FriedaJung vor. Erinnerungen bleibenlebendig, neue Eindrücke berei-chern das Leben. Bis zumWiedersehen beim nächstenJahreshaupttreffen in Krefeldvom 8. bis. 10. Oktober 2009!

Martin Schmidtke erhielt Kö-nigsberger Bürgermedaille – ImRahmen der Jubiläumsfeierzum 40jährigen Bestehen desMuseums Stadt Königsberg er-hielt Martin Schmidtke ausSonthofen die KönigsbergerBürgermedaille der Stadtge-meinschaft Königsberg (Pr). Mitdieser Auszeichnung wurdeSchmidtke für mehrfache Ver-dienste geehrt: Zunächst trägter als gewählter Stadtvertreterder Stadtgemeinschaft Königs-berg (Pr) schon seit vielen Jah-ren die Arbeit der Stadtgemein-schaft mit. Frühzeitig begannMartin Schmidtke mit derSammlung von Königsberg-Postkarten. Seine große Samm-lung hat er schon häufig ausge-stellt, zum Beispiel bei Ostpreu-ßentreffen oder auch in seinemjetzigen Wohnort Sonthofenund im Kulturzentrum Ostpreu-ßen in Ellingen, dreimal auchim heutigen Königsberg (Kali-ningrad).

Gerade dort war sie ein gro-ßer Erfolg, da sich die russi-schen Bürger nun viel besserdie frühere Architektur derStadt vorstellen konnten. DieseAusstellungen der Jahre 1991,1994, 2001 haben besondersviele russische Heimatforscherangeregt, sich auf die Spurendes alten Königsbergs zu bege-ben. Über ihre Forschungen lie-gen inzwischen zahlreiche rus-sische Schriften vor. Dann trater 1994 als Verfasser des Bu-ches „Königsberg in Preußen –Personen und Ereignisse 1255–1945 im Bild“ hervor, das inzwi-schen ein Standardwerk für allegeworden ist, die sich mit derKultur- und Geistesgeschichtevon Königsberg (Pr) beschäfti-gen. 2001 brachte er mit derWitwe von Max Fürst, MargotFürst, eine neue, reich bebilder-te Neuauflage des Buches „Ge-filte Fisch“ heraus. Schließlichfolgte 2006 sein weiteres Werk„Rettungsaktion Ostsee 1944/45– Eine Großtat der Menschlich-keit“ mit Abbildungen und Be-schreibungen von mehr als1000 beteiligten Schiffen.

Martin Schmidtke wurde1930 in Königsberg geboren. Erbesuchte die Goltz-Volksschule,dann die Vorstädtische Oberre-alschule. Im Januar 1945 floh ermit seiner Mutter und seinemjüngeren Bruder über Pillau miteinem Schiff nach Schleswig-Holstein. 1949 begann er inRummelsberg eine Ausbildungals Diakon, war Erzieher fürschwer erziehbare Kinder, dannim Gemeindedienst in der Ju-gendarbeit tätig. Anschließendarbeitete er als Programmiererin der Stadtverwaltung. 1971wurde er in Sonthofen ansässigund leitete das Soldatenheim„Haus der Begegnung“ bis zuseinem Ruhestand. MartinSchmidtke ist verheiratet undhat zwei Söhne.

Tatjana Gräfin Döhnhoff zurLesung im Preußen-Museum –Der Nachmittag des 18. Oktober2008 war für die 64 Teilnehmeran der Veranstaltung mit TatjanaGräfin Dönhoff im Preußen-Mu-seum in Minden ein sehr interes-santes und besonders für die Ost-preußen bewegendes Erlebnis.Die HeimatkreisgemeinschaftLandkreis Königsberg hatte Tatja-na Dönhoff zur Lesung aus ihrenBüchern „Weit ist der Weg nachWesten“ und „Die Flucht“ in dasPreußen-Museum eingeladen.Tatjana Gräfin Dönhoff ist dieGroßnichte von Gräfin MarionDönhoff gebürtig auf SchloßFriedrichstein im Kreis Königs-berg – der bekannten Journali-stin und Herausgeberin der Wo-chenzeitung „Die Zeit“.

Tatjana Dönhoff ist die erste,die nicht – wie noch ihr Vater,der mit zehn Jahren aus Ostpreu-ßen fliehen mußte – auf SchloßFriedrichstein geboren wurde.Dem Journalismus wandte siesich früh zu. Sie ist nun nach vie-len Stationen – Verlagslehrebeim „Kölner Express“, StudiumPolitik, Geschichte und Journa-lismus in Hamburg, „Stern“, Sti-pendium in den USA, Rückkehrnach Deutschland als Reporterinin Mitteldeutschland nach demFall der Mauer, in London Chef-redakteurin bei der ersten euro-päischen Wochenzeitung „TheEuropean“ – unter anderem freieJournalistin. Seit einigen Jahrenbesitzt sie ein eigenes Anwesen,ein ehemaliges Schulhaus in derOsten-Niederung in Niedersach-sen. Hier ist auch ein großer Teilihres Buches „Weit ist der Wegnach Westen“ entstanden, in demsie die Flucht ihrer Großtantevon Januar bis Ende März 1945von Quittainen (Kreis PreußischHolland), Ostpreußen, nach Vin-sebeck, Kreis Steinheim inNiedersachsen schildert. Zusam-men mit dem jungen Fotografenvon der „Zeit“ Jo Röttger, war siesechzig Jahre nach der Flucht ih-rer Tante – es sollte so wie 1945im Winter sein allerdings imAuto, mit ihrem Hund aufgebro-chen, um auf den Spuren ihrerFamilie nachzureisen.

Im Mindener Preußen-Mu-seum präsentierte sie nun Diasaus ihrem Buch und erzählte völ-lig unbefangen von ihren Begeg-nungen und Erlebnissen auf ih-rer Reise in Vergangenheit undGegenwart des heute polnischenTeils Ostpreußens. Sie betonteausdrücklich, sowohl von denheute in Ostpreußen lebendenPolen als auch von den „Dage-bliebenen“, wie sie die heimat-verbliebenen Deutschen nennt,gastfreundschaftlich aufgenom-men zu sein. Wiederholt hob siehervor, in die Landschaft Ost-preußens verliebt zu sein, undfragte sich, ob das Gefühl für eineLandschaft vererbt wird, wenneine Familie mehr als 600 Jahrein ihr verwurzelt war. Sie ist je-denfalls im Land ihrer Väteremotional zu Hause. So war sieauch nicht die reine Journalistin,die ihre Erlebnisse schilderte,sondern jemand, der mit demLand, das er bereiste, aufsengsteverbunden ist. Diese Liebe zumLand ihrer Vorfahren konnte sieihren Zuhörern so vermitteln,daß während des langen Vortra-ges eine auf den Boden fallendeStecknadel zu vernehmen gewe-sen wäre.

Der zweite Teil der Veranstal-tung galt „der Flucht“ DieserZweiteiler, den die ARD im vori-

gen Frühjahr ausstrahlte, geht aufdieses Buch zurück. Sie erzählte,wie der Film zustande kam, daßer in Polen nicht gedreht werdendurfte und man deshalb Litauenauswählte. Ihr Vater, so berichte-te sie, hätte sie am Morgen nachdem Filmereignis angerufen undgemeint: „Solche piesligen Fuhr-werke haben wir in Ostpreußenaber nicht gehabt.“ Beim Drehendes Filmes hatte man wegen derohnehin schon entstandenen ho-hen Kosten auf vorhandene Pfer-dewagen zurückgreifen müssen.Und so lassen sich auch andereähnliche Ungereimtheiten desFilmes erklären. Zum Inhalt ihresBuches aber legte sie auf einesWert: Sie habe alles in Archivenrecherchiert, ausgewählt und le-diglich fiktive Namen gewählt.Bei diesen Recherchen sei sieauch auf die Liebesgeschichte ge-stoßen, die sie in ihr Buch einge-flochten hat. Es war ein unsenti-mentaler Blick auf Vergangenheitund Gegenwart unserer Heimat,den Tatjana Gräfin Dönhoff ihrenZuhörern bescherte, aber einemotionaler und liebevoller, unddas dankten diese ihr mit langanhaltendem Beifall.

Ortelsburger Kreistreffen 2008(Fortsetzung aus Folge 46) – DenKreisvorsitzenden Edelfried Ba-ginski überraschte er mit einerLaudatio und überreichte ihm fürseine Verdienste um Heimat undVaterland das Goldene Ehrenzei-chen der Landsmannschaft Ost-preußen. Stehend sangen dannalle begleitet von der Musikka-pelle das Ostpreußenlied „Landder dunklen Wälder“.

Es folgte der Oberbürgermei-ster der Stadt Herne, der in sei-nen Grußworten das Ausbleibender polnischen Gäste bedauerteund alle Anwesenden – vor allemdie Delegation des deutschenVereins aus Ortelsburg – in Her-ne herzlich willkommen hieß. Ererinnerte an glückliche und un-beschwerte Kinder- und Jugend-zeit in der Heimat, aber auch andie leidvolle Erfahrung des Hei-matverlustes und der Flucht Er-eignisse, die die Erlebnisgenera-tion verarbeiten mußte. Mit Be-friedigung stellte er fest, daßmehr als 60 Jahre nach Ende desZweiten Weltkrieges Deutsch-land ein Dokumentationszen-trum zu Flucht und Vertreibungerhält. Es wird Erinnerung undGedenken an das ,,Jahrhundertder Vertreibungen“ und das da-mit verbundene tiefe menschli-che Leid in Europa wachhaltenund zur Versöhnung beitragen.Deshalb wird in dieser Doku-mentation – neben der Darstel-lung persönlicher Einzelschik-ksale der zwölf bis 14 Millionendeutschen Vertriebenen – auchder Schicksale der Angehörigenanderer Völker gedacht. Er bestä-tigte die Bedeutung und den Wertder Patenschaft und erwähnte da-bei die Heimatstube, die Martin-Opitz-Bibliothek sowie den Ge-denkstein „gegen Krieg und Ver-treibung“ an der Graeffstraße.„Für mich bleibt der Aspekt wich-tig, daß daraus vor allem neue Im-pulse erwachsen. Denn es ist ei-nes, die Erinnerung zu bewahren,unser Leben jedoch können wirnur im Hier und Heute gestalten:in der Gegenwart. Mit der Paten-schaft zwischen der OrtelsburgerKreisgemeinschaft und der StadtHerne und mit den vielen freund-schaftlichen Kontakten in das

AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift.Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke,Remscheider Straße 195, 42369Wuppertal, Tel.: (0202) 461613.Stellvertreter: Christian Perbandt,Im Stegfeld 1, 31275 Lehrte, Tel.:(05132) 57052.

HEILIGENBEIL

Vom 19. Dezember 2008bis 2. Januar 2009 bietetdas Ostheim wieder eine

Weihnachtsfreizeit für Seniorenan. Bei abwechslungsreichenProgrammangeboten, vom mor-gendlichen Singen oder derGymnastik nach dem Frühstück,über kleineWanderungen,Diavor t rägen ,Basteln oder Le-sungen, bis hinzur „Haus-weihnacht“ amheiligen Abendund dem gemeinsam begange-nen Jahreswechsel, sowie natür-lich echt ostpreußischer Kücheund Festessen zu den Feierta-gen, findet wohl jeder Gast et-was passendes zu seiner Unter-haltung und wenn es auch nurdas Plachandern mit Landsleu-ten aus der alten Heimat ist. Inder Hufeland-Therme könnenSie die Meersalzgrotte genießen,in verschiedenen Saunenschwitzen oder das Wasser inunterschiedlichen Formen aufden Körper wirken lassen. Bad

Pyrmont selbst lädt mit seinenSehenswürdigkeiten, Einkaufs-möglichkeiten, Cafés, Kulturan-geboten und dem Weihnachts-markt zum Bummeln und genie-ßen ein.

Für diese 14tägige Weihn-achtsfreizeit stehen noch Ein-

zelzimmer zumPreis von 651Euro und Dop-pelzimmer zumPreis von 560Euro pro Personzur Verfügung.Die Inklusivprei-

se beinhalten Vollpension mitallen Festmenüs, die Silvester-feier, die Gästebetreuung undeine Halbtagesfahrt. Die Kurtaxewird vom Staatsbad Bad Pyr-mont separat erhoben.

Anfragen und Anmeldungen,diese bitte nur schriftlich, rich-ten Sie an: Ostheim – Jugendbil-dungs- und Tagungsstätte, Park-straße 14, 31812 Bad Pyrmont,Telefon (05281) 93610, Fax:(05281) 936111, E-Mail: [email protected]

Feiern wie DaheimWeihnachtsfreizeit für Senioren im Ostheim

Für jeden Gastfindet sich

was passendes

Geschäftsstelle: Telefon (02151)48991, Fax (02151) 491141. Besu-che nur nach vorheriger Termin-vereinbarung. Altes Rathaus, AmMarktplatz 10, 47829 Krefeld.

INSTERBURG

Stadtvorsitzender: Klaus Weigelt.Patenschaftsbüro: Karmelplatz 5,47049 Duisburg, Telefon (0203)2832151.

KÖNIGSBERG–STADT

Kreisvertreterin: Gisela Broschei,Bleichgrabenstraße 91, 41063Mönchengladbach, Telefon(02161) 895677, Fax (02161)87724. Geschäftsstelle: Im Preu-ßen-Museum, Simeonsplatz 12,32427 Minden, Telefon (0571)46297, Mi. Sa. u. So. 18-20 Uhr.

KÖNIGSBERGLAND

Kreisvertreter: Edelfried Baginski,Tel. (0209) 72007, SchweidnitzerStraße 21, 45891 Gelsenkirchen.Geschäftsführer: Manfred Katz-marzik, Tel. (0231) 373777, AmKirchenfeld 22, 44357 Dortmund.

ORTELSBURG

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 19

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HE I M ATA R B E I T Nr. 47 – 22. November 2008 19Das Ostpreußenblatt

moderne Szczytno (Ortelsburg)wollen wir auf die Zukunft schau-en und neue Akzente setzen.“Dem Kreisvorsitzenden EdelfriedBaginski dankte er sehr herzlichfür dessen Verdienste um die Pa-tenschaft und versicherte ihm, daßder weiteren Zusammenarbeit mitder Kreisgemeinschaft nichts ent-gegenstehen soll, auch wenn Ba-ginski selbst im kommenden Jahrnicht mehr als Vorsitzender kan-didieren möchte. Mit einem„Glückauf“ wünschte er dem Tref-fen einen harmonischen Verlauf.

Der stellvertretende Vorsitzendedes deutschen Vereins aus Ortels-burg, Arkadiusz Leska, bedanktesich für die Einladung und für dieHilfe durch die Kreisgemein-schaft. Nach dem gemeinsam ge-sungenen Lied „Kein schönerLand“ dankte der Zweite Vorsit-zende Dieter Chilla in seinenSchlußworten allen, die zur Vor-bereitung und Durchführung desTreffens beigetragen haben ,undrief auf zum nächsten Kreistreffenam 20. September 2009 an gleich-er Stelle. Die Feierstunde endetemit der deutschen Nationalhym-ne. Das anschließende Plachan-dern dauerte bis in die spätenNachmittagsstunden. Alte Freund-schaften und Bekanntschaftenwurden wieder aufgefrischt unddie Ausstellungen im Foyer einge-hend besichtigt. Manche Besuchernutzten die Gelegenheit, um amnächsten Tag die Heimatstube auf-zusuchen, wo sie mit masurischerGastfreundschaft bewirtet wur-den.

Ein historischer Stadtrund-gang durch Rastenburg – Heftmit 45 Seiten und zahlreichenBildern. Auf drei unterschied-lichen Wegen werden Sie von ei-ner Sehenswürdigkeit zur näch-sten geführt und können dieStrecke auf der abgedrucktenund angehängten Kopie des al-ten Stadtplans verfolgen. NebenWissenswertem zu den alten Ge-bäuden berichtet Edith Kaesauch über den heutigen Zustandin Rastenburg.

Weihnachten in Ostpreußen –Auf 54 Seiten finden Sie Ge-schichten und Gedichte, die Bru-no Sposny liebevoll zusammengestellt hat. Beim Lesen werdenSie wieder an all die schönen Ge-bräuche der ostpreußischenWeihnachtszeit erinnert. Ob esum die kindliche Freude geht,das Weihnachtsfest zu feiern oderdie „Schimmelreiter“ noch ein-mal lebendig werden zu lassen,in Hochdeutsch und in ostpreu-ßischem Platt können Sie esnachlesen. Das Büchlein enthältBeiträge von Elisabet Boehm, IdaDittloff, Gretel Gingter, FriedrichHelmerking, Lina Kellermann,Gertrud Hollweg, Alfred Kirb-schus (Alk), Regina Mowitz, Ge-org Plaumann, Ernst Pohl, Erna

Radtke, Minna Scheiba, ChristelSkiba, Bruno Sposny, Katharinade Vries-Thimm, Wanda Wend-land, Ernst Wiechert geb. Schö-nauer und Bruno Zachau. BeidePublikationen sind bei der Kreis-gemeinschaft, Geschäftsstelle Pa-tenschaft Rastenburg, Kaiserring4, 46483 Wesel, Telefon (0281)26950 erhältlich

9-Tage-Busreise in die Heimat– Vom 16. bis 24. Mai 2009 fährtdie Kreisgemeinschaft in dieHeimat. Stationen auf der Reisewerden unter anderem sein:Pommern, Oberlandkanal, dieMasurische Seenplatte, Johan-nisburger Heide und Allenstein.Der Reisepreis beträgt 835 Europro Person bei HP, EZ-Zuschlag178 Euro. Im Reisepreis enthal-ten: Unterbringung im DZ beiHP in guten Mittelklassehotels,Zimmer mit Du/WC, Deutsch-sprachige Reiseleitung ab Hotel(erster Tag) für die gesamte Rei-se, Eintritte (Heiligelinde, Wie-chert-Haus), Stakerkahnfahrt aufder Kruttinna, Fahrt auf demOberlandkanal, Schiffsfahrt aufden Masurischen Seen vonSchmidsdorf nach Lötzen unddie Sicherungsscheine. Nicht imPreis enthalten: Kurta-xe/Straßensteuer 12 Euro, Kaf-fee/Tee und Gebäck 14 Euro (2Euro pro Tag für sieben Tage),Fakultatives und Trinkgelder.Kurtaxe und Kaffeegeld sowiedas Fakultative wird die Reiselei-terin während der Fahrt einsam-meln. Ausführliche Informatio-nen bei der Geschäftsstelle Pa-tenschaft Rastenburg, Kaiserring4, 46483 Wesel, Telefon (0281)26950, oder im Internet:www.masurenreisedienst.de.

Kreisvertreter: Hubertus Hilgen-dorff, Tel. (04381) 4366, Dorfstr.22, 24327 Flehm. Gst.: Paten-schaft Rastenburg: Kaiserring 4,46483 Wesel, Tel. (0281) 26950.

RASTENBURG

Dr. Heinrich Matthéeerblickte am 31. Juli 1935in Ringen im Kreis Treu-

burg als Sohn des Otto Matthéeund seiner Ehefrau Emilie Jorzikaus Reuß das Licht der Welt. Erentstammt einer hugenottischenFamilie, die aus Le Locle, nord-westlich von Neuchá-tel/Neuenburg in der französi-schen Schweiz, nach Ostpreußeneingewandert war und 1870 vonGollubien nach Ringen übersiedel-te. In Woinassen im Kreis Treuburgbesuchte Heinrich Matthée von1941 bis 1944 die Volksschule.

Nach der Flucht aus der ost-preußischen Heimat 1944/45 undharten Entbehrungen ließ sich dieFamilie Matthéein Wolfenbüttelnieder. HeinrichMatthée besuchtehier von 1946 bis1955 die Ober-schule für Jungen,die er mit demAbitur abschloß.Während seinerSchulzeit ver-brachte er1952/53 ein Jahrals Austausch-schüler in denUSA. Ein Studiumin der Fachrich-tung Bergbau ander Bergakade-mie/TH Clausthalund der TU Berlinschloß sich an, das er 1961 als Di-plomingenieur beendete. Von 1962bis 1968 war Heinrich Matthéewissenschaftlicher Assistent ander TH/TU Clausthal. Im Jahre1968 erwarb der begeisterte Bur-schenschaftler den Doktorhut.

Dr. Heinrich Matthée arbeiteteseit dem 1. August 1968 insgesamt32 Jahre lang in leitender Positionbei Dyckerhoff-Zement, zuletzt alsDirektor. Aus seiner 1962 ge-schlossenen Ehe, seine Fraustammt aus Königsberg, sind dreiSöhne hervorgegangen. Im Jahre2000 ist Dr. Matthée nach einemäußerst erfolgreichen Berufsleben

in den wohlverdienten Ruhestandgetreten.

Dr. Heinrich Matthée war von1996 bis 2008 Kreisvertreter derKreisgemeinschaft Treuburg. Es istsein Verdienst, daß am 25. Ok-tober 2003 nach jahrelangen Vor-bereitungen und Herrichtung deralte evangelische Friedhof in Treu-burg eingeweiht werden konnte.Die Hinweistafel des Friedhofesstellt fest, daß dort von 1820 bis1945 deutsche Bürger aus Marg-grabowa/Treuburg und Umgebungihre letzte Ruhe gefunden haben.Die Lebenden werden aufgefor-dert, dieser Tatsache zu gedenkenund den Friedhof zu ehren. Die Ta-fel weist zudem deutlich darauf

hin, daß die Herrichtung der Grä-berstätte mit Mitteln der Kreisge-meinschaft Treuburg und durchdie Förderung der Stadt Olecko,der Landsmannschaft Ostpreußenund der Patenstadt Leverkusen indeutsch-polnischer Verständigungermöglicht worden ist.

Im Jahre 1945 hatten die Polenan dem alten Treuburger Preußen-denkmal den Adler ausgetauschtund eine Tafel mit einem Text an-gebracht, der für die deutschenHeimatvertriebenen aufgrund fal-scher historischer Aussagen unzu-mutbar war. Dr. Heinrich Matthéeforderte daher im Jahre 1999, daß

nicht über gemeinsame Projektemit der Stadt Olecko (Treuburg)gesprochen werden dürfe, so langedieser Tafeltext existierte. Es istsein Verdienst, daß das Denkmalmit dem nicht akzeptablen Textdurch einen Granitstein mit einerneuen polnischen Inschrift ersetztworden ist. Die deutsche Überset-zung findet sich auf einer Bronze-tafel auf dem Kirchberg, die eben-falls am 25. Oktober 2003 der Öf-fentlichkeit vorgestellt worden ist.Sie gedenkt aller Menschen, dankdenen die Bürger der Stadt Olecko(Treuburg) in Frieden leben, undjenen Menschen, die sich be-sonders um die Stadt seit ihrerGründung im Jahre 1560 verdient

gemacht ha-ben.

Ein weiteresProjekt, in dassich Dr. Hein-rich Matthéeintensiv einge-bracht hat, istdie Restaurie-rung des altenRathauses ausdem Jahre1818, die zur450-Jahr-Feierder Stadt imJahre 2010 ab-gesch lossensein wird. Indiesem Ge-bäude sollauch der Deut-

sche Verein einen Versammlungs-raum erhalten und die Kreisge-meinschaft Treuburg zwei Ausstel-lungsräume für ihre Ausstellungenzur Verfügung gestellt bekommen.

Dr.-Ing. Heinrich Matthée hatsich um die Landsmannschaft Ost-preußen und um die Kreisgemein-schaft Treuburg verdient gemacht.In Würdigung seiner außerge-wöhnlichen Leistungen und seinesEinsatzes für Ostpreußen verleihtdie Landsmannschaft OstpreußenHerrn Dr.-Ing. Heinrich Matthéedas

Goldene Ehrenzeichen

Aufrichtig, ehrlich undpersönlich grüßen:

Weihnachten und Neujahr als beste Gelegenheit.

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26. NOVEMBER 2008

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Allen Freunden und Bekannten wünsche ichein frohes Weihnachtsfest sowie alles Gute

für das Jahr 2008 und hoffe auf ein Wiedersehen auf demDeutschlandtreffen in Berlin.

Peter DankowskiSchäferkamp 32, 21117 Hamburg

ElisabethGrüßt Mama und Papa

den liebsten Opa der Welt

Heinz aus Eichhorn/Kr. Treuburg

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Kreis Tilsit-RagnitP.O.Box 147, Sunbury 3429

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Goldenes EhrenzeichenHeinrich Matthée bezog in der Heimatarbeit immer feste Position

Wilhelm v. Gottberg überreicht die Auszeichnung Bild: Rugullis

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 18

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HE I M ATA R B E I T20 Nr. 47 – 22. November 2008Das Ostpreußenblatt

»Eintauchen in heimatliche Geborgenheit«LO-Sprecher Wilhelm v. Gottberg ließ 50 Jahre Ostheim Revue passieren – Ein beliebter Treffpunkt nicht nur für Ostpreußen

Neben dem 60jährigen Bestehender Landsmannschaft gab es vor14 Tagen ein zweites Jubiläum zuBegehen: Das 50jährige Bestehendes Ostheims. Aus diesem Anlaßhielt der Sprecher der LO, Wil-helm v. Gottberg, im Rahmen ei-nes gemütlichen Abends folgendeAnsprache.

Der Verein Ostheim wurde am24. Oktober 1956 von der Lands-mannschaft Ostpreußen und derdeutsch-baltischen Landsmann-schaft gegründet und in das Ver-einsregister des AmtsgerichtsBonn eingetragen. Bonn ist auchheute noch offizieller Sitz desVereins Ostheim e.V.

Der Zweck des Vereins war undist die Durchführung von Vortrags-veranstaltungen, Lehrgängen undSeminaren mit dem Ziel, ostpreu-ßische Geschichte und Kultur imBewußtsein derOstpreußen unddes gesamtendeutschen Volkeszu erhalten, pfle-gen und weiterzu-entwickeln sowieden Heimatge-danken zu fördern und der Völker-verständigung zu dienen.

In der Zeit des Kalten Kriegeswar auch die geistige Ausein-andersetzung mit dem Kommu-nismus ein Aspekt für die Arbeitdes Vereins Ostheim.

Bald nach der Gründung desVereins stellte sich heraus, daß zurDurchführung der satzungsgemä-ßen Aufgaben und zur Verwirkli-chung der angestrebten Ziele einfestes Haus notwendig war. DieVerantwortlichen der Landsmann-schaft waren sich damals einig,daß der Vereinszweck am Bestendurch ein geistiges Zentrum inForm einer Jugendbildungs- undTagungsstätte erreicht werdenkonnte. Um störende Einflüsseund Abhängigkeiten von Drittenzu vermeiden, erschien es schondamals wünschenswert, das Eigen-tum am Schulungszentrum zu er-werben. Schon im Mai 1958 ge-lang es den beiden Mitgliedern desVereins Ostheim e. V., der LO und

der Landsmannschaft der Balten-Deutschen, die Kurklinik Wiesen-haus in Bad Pyrmont zu erwerben,nachdem Objekte in Mölln, Schar-beutz und auch in Berlin verwor-fen wurden.

Das damalige Ministerium fürFamilie und Jugend leistete dan-kenswerterweise eine Finanzie-rungshilfe zum Erwerb des Hau-ses.

Es war damals für die Verant-wortlichen der Landsmannschafteine kluge und mutige Entschei-dung, dieses Haus zu kaufen. Da-mals gab es noch keine Zuschüssefür Seminare und Veranstaltungendurch die öffentliche Hand, wie esheute noch gängige Praxis ist. Dergesamte Schulungs- und Seminar-betrieb mußte durch die Teilneh-mer sowie durch Zuschüsse derLandsmannschaften abgedecktwerden, Die Gäste, die in das Ost-

heim kamen, hat-ten alle dasFlüchtlingsschik-ksal erleidenmüssen und ge-hörten deshalbnicht zu den gut-situierten Kreisen

der Altbundesrepublik.Es war ein Experiment, und die-

ses Experiment ist geglückt, wasdurch die heutige Veranstaltung 50Jahre Ostheim dokumentiert wird.

Mit dem Ausscheiden der bal-ten-deutschen Landsmannschaftals Träger des Ostheims im Jahr1963 steht das Haus nun in der al-leinigen Verfügungs- und Verant-wortungskompetenz der Lands-mannschaft Ostpreußen.

Für viele unserer Landsleute istdieses Haus zur Heimat geworden.Es ist ein Ort, an dem man eintau-chen kann in heimatliche Erinne-rung, in heimatliche Geborgenheit.Es ist ein Ort, an dem die Heimatauf Schritt und Tritt die Menscheneinfängt.

Dies gilt allerdings nur für dieMenschen der Erlebnisgeneration.Für sie war der Besuch des Ost-heims immer ein Stück Lebens-qualität und Lebenshilfe, die bei-trugen, ein schweres Vertreibungs-schicksal zu bewältigen.

Wer von unseren ostdeutschenSchicksalsgefährten einmal in dasOstheim nach Bad Pyrmont kam,kam in der Regel wieder, und dasnicht nur einmal, sondern viel-leicht ein Dutzend Mal.

Für die Nachgeborenen der Er-lebnisgeneration gilt ein andererSchwerpunkt. Die Schulen und so-mit der Staat kommt seiner Ver-pflichtung, umfassend über dieKultur- und Geistesgeschichte desdeutschen Ostens zu informieren,nicht nach. Damit die Geschichteder Ostprovinzen des früherenDeutschen Reiches nicht in weni-gen Jahrzehnten zu einer Fußnote

in den Geschichtsbüchern ver-kommt, müssen wir uns bemühen,Kenntnisse zu vermitteln, die beiden Nachwachsenden das Be-wußtsein vermitteln, ein Erbe undeinen Auftrag erhalten zu haben,daß beides weitergetragen werdenmuß.

Im übrigen können Kenntnissein der ostdeutschen Kultur- undGeistesgeschichte das Selbstbe-wußtsein der nachwachsendenGeneration stärken. Eine Aussagemeines ältesten Sohnes ist exem-plarisch für einen Teil der Nachge-

borenen der Flüchtlingsgenera-tion.

Zitat: „Seit ich die Gutshäusermeiner Großeltern väterlicher- wiemütterlicherseits aufsuchen konn-te, weiß ich erst richtig, woher ichkomme. Ostpreußen war eine ent-wickelte, europäische Siedlungsre-gion, ebenso wie Bayern oderSachsen. Diese Erkenntnis hatmein Selbstbewußtsein gestärkt.“

Das Ostheim hat in den vergan-genen 50 Jahren mehr als 2500Seminare und Veranstaltungendurchgeführt. Es kommen nichtnur Ostpreußen hierher, sondernauch Oberschlesier, Pommern,

Westpreußen und Baltendeutsche,der Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge, aber auch solcheexotischen Vereinigungen – ich sa-ge das mit Sympathie – wie dieZüchtervereinigung des ostpreußi-schen Skuddenschafes und despommerschen, rauhwolligenLandschafes. Mit besonderer An-teilnahme haben wir ein Treffenhier im Ostheim registriert ausAnlaß der fünfzigjährigen Wieder-kehr der Freilassung aus dem rus-sischen Arbeitslager Schadrinsk.Es finden Klassen- und Schultref-

fen, Gemeinde- und Ortstreffenostdeutscher Gruppierungen statt.Gelegentlich kommen wir auchdem Wunsch nach, ein Familien-fest oder ein Jubiläum im Ostheimfeiern zu können.

Aus der Fülle der von der LOdurchgeführten Veranstaltungensollen zwei besonders hervorgeho-ben werden, das sind: Die unge-mein populären staatspolitischenSeminare, mehr als 100 haben indiesem Hause stattgefunden. Siewurden begründet und lange Zeitgeleitet vom unvergessenen FritzLöbert, Kreisvertreter von Königs-berg-Land. Leider mußte diese Se-

rie wegen nicht mehr gewährterZuschüsse 1991 beendet werden.

Die traditionsreiche Einrichtungder Werkwoche ist zu einer Insti-tution geworden. Werkwoche, sostand es einmal in der PAZ ge-schrieben, Werkwoche, das ist einSympathieträger, der es versteht,allen nichtostpreußischen Teil-nehmerinnen, und es werden im-mer mehr, Ostpreußen auf eineganz besondere Weise nahezu-bringen.

Hier wird Ostpreußen als etwaserfahren, das lebendig is,t und

nicht als etwas abstraktes. EineWerkwoche berührt die Seele.Mehrere Dutzend Werkwochenhaben inzwischen hier im Hausestattgefunden.

Unvergessen bleiben die erstenBegegnungsseminare mit unserenmitteldeutschen Landsleuten imJahr 1990. Für sie war es nicht nurinnere Genugtuung, sondern fastso etwas wie eine Therapie, end-lich über ihr schweres Vertrei-bungsschicksal mit Schicksalsge-fährten sprechen zu können.

Ebenfalls unvergessen bleibendie ersten Begegnungsseminaremit unseren heimatverbliebenenLandsleuten aus Ostpreußen zumJahresende 1990. Sie wurdenschon so früh durch den besonde-ren Einsatz von Gerhard Prengelermöglicht und auch von ihm ge-leitet. Heute gehören die Begeg-nungsseminare mit unseren hei-matverbliebenen Landsleuten zueiner Selbstverständlichkeit.

Das Ostheim mit dem VereinOstheim e. V. ist ein geliebtes Kindder Landsmannschaft Ostpreu-ßen. Dies belegt die Tatsache, daßdie Landsmannschaft in den ver-gangenen 50 Jahren mindestens900000 Deutsche Mark für denErhalt und den Betrieb des Hausesaus eigenen Mitteln aufgebrachthat. Dazu kommt der Kaufpreisdes Hauses. Und noch ein kleinesDetail: Von den fünfzig Jahren, diedie Landsmannschaft jetzt in Be-sitz des Ostheims ist, haben dieverschiedenen Sprecher 35 Jahrelang den Vorsitz im Verein gehabt.

50 Jahre Ostheim, das ist eineFülle von Episoden und Fakten.Die Geschichte dieses Hauses, wä-re sie denn akribisch protokolliertworden, ergäbe ein umfangreichesWerk, das Aufschluß gäbe überviele menschliche Begegnungenund Schicksale von Menschen, diesich nach Jahren des Verloren-seins zufällig hier wieder gefun-den haben. Das Ostheim und diehier stattgefundenen Veranstaltun-gen waren segensreich für Ost-preußen und die Ostpreußen undfür viele Menschen der anderendeutschen Stämme. Möge dasauch zukünftig so sein.

Das Ostheim: EinOrt, an dem die

Heimat lebendig wird

FFüürr vviieellee iisstt ddaass OOsstthheeiimm,, ddiiee JJuuggeennddbbiilldduunnggss-- uunndd TTaagguunnggssssttäättttee ddeerr LLaannddssmmaannnnsscchhaafftt OOssttpprreeuu--ßßeenn iinn BBaadd PPyyrrmmoonntt,, zzuu eeiinneemm SSttüücckk HHeeiimmaatt ggeewwoorrddeenn.. Bild: Ostheim

Wer am vorvergangenenWochenende in Bad Pyr-mont dabei war, wird das

so schnell nicht vergessen: AmSonnabend intensive Beratungender Ostpreußischen Landesvertre-tung (OLV), danach ein heimat-licher Abend mit Erinnerung an diebewegte Geschichte des Ostheims(siehe unten), schließlich am Sonn-tag die Gedenkveranstaltung „60Jahre Landsmannschaft Ostpreu-ßen“ im festlichen Rahmen.

Für ein langes Wochenendeschien Ostpreußen so lebendig zusein wie irgendein deutschesBundesland, nur vielleicht mit et-was höherem Altersdurchschnittseiner „Landtagsabgeordneten“,die zudem aus irgendeinemGrund ihren Plenarsaal gegen ei-nen bescheideneren Versamm-lungsraum ausgewechselt hatten.Da aber das Tiefstapeln ein festerBestandteil des preußischen Le-bensstils ist, tun die Mitglieder

der Ostpreußischen Landesvertre-tung bewußt genau das nicht, wassie könnten und was beispiels-weise die Bundesversammlungder Sudetendeutschen Lands-mannschaft mit demselben Rechtauch tut: Sich mit einem Exilpar-lament zu vergleichen und ent-sprechende Strukturen zu bilden.

Von solchen Äußerlichkeitenabgesehen, liegt einer der großenUnterschiede zwischen der Ost-preußischen Landesvertretung

und einem deutschen Landtagdarin, daß Abstimmungen, auchüber heikle Satzungs- und Perso-nalfragen, in der OLV nach einge-hender Diskussion regelmäßigsehr große Mehrheiten ergebenund daß die Finanzen der Lands-mannschaft Ostpreußen imUnterschied zu fast allen Länder-haushalten Überschüsse aufwei-sen. Und so hat die Tagung derLandesvertreung ebenso wie derEmpfang anläßlich des 60jährigenBestehens der LandsmannschaftOstpreußen der Volksgruppedurchaus Ehre gemacht und hättegewiß mehr öffentliche Be-achtung verdient.

Wie bereits berichtet, blicktdie Landsmannschaft auf einungewöhnlich ereignisreichesJahr 2008 zurück, was sich inden Berichten des Sprechers,aber auch weiteren, teilweiseschriftlich vorgelegten Be-richten und den Diskussio-nen darüber eindrucksvollniederschlug. An vielen Stel-len wurde deutlich, daß dieOstpreußen auch 63 Jahrenach Flucht und Vertreibungtrotz des zahlenmäßigen Rückgangs der Erlebnisgene-ration noch lange nicht „mitihrem Latein am Ende“ sind.Eindrucksvoll sichtbar wurde

dies beispielsweise, als der 34jäh-rige Historiker Grischa Vercamerseine Arbeiten über die Geschich-te der Komturei Königsberg im 13.bis 16. Jahrhundert präsentierte.Hier wurde deutlich, wie langePrußen und Deutsche kooperier-ten und wie unrichtig das hart-näckige Vorurteil von der weitge-henden Dezimierung der balti-schen Vorbevölkerung Ostpreu-ßens im 13. Jahrhundert ist. DerGierschke-Dornburg-Preis mitdem Vercamer ausgezeichnetwurde, wird von der „Dr. Herbertund Marga Gierschke-Stiftung“

verliehen und ist mit 3000 Eurodotiert. Der Preis wird seit demJahr 2004 in der Regel nur alledrei Jahre verliehen, sein Nameerinnert an das Stifterehepaarund an die Stadt Dornburg, in derunter Kaiser Otto I. im 10. Jahr-hundert mehrere Reichstage statt-fanden. – Die Berichterstattungüber das Wochenende in Bad Pyr-mont wird mit der Dokumenta-tion des Berichts des Sprechersvor der OLV und der zumindestauszugsweisen Veröffentlichungder Festrede von Professor Man-fred Kittel fortgesetzt. K.B.

»Tue Gutes und rede darüber«

Als gemeinnütziger Verein fördert die Landsmannschaft Ostpreußeneine Fülle gemeinnütziger Aktivitäten, von der Pflege ostpreußischer

Kulturgüter über den Jugendaustausch und die Völkerverständigung biszur Hilfe für sozial Bedürftige in Ostpreußen. Gewöhnlich redet dieLandsmannschaft über dieses Engagement eher wenig – so wenig, daß inder breiten Öffentlichkeit der gemeinnützige Charakter dieser Volksgrup-penorganisation teilweise gar nicht mehr bekannt ist.

Um das zu ändern, berichtet die Preußische Allgemeine nun gerne dar-über, daß der Vorstand der LO die Förderung folgender Vorhaben be-schlossen hat (Auszug): Zuschuß zu den Baukosten der Kirche in Groß-Le-gitten, Zuschuß für Sanierungsarbeiten am Haus der Heimat in Goldap,Förderung von Reparaturarbeiten an der Allenburger Kirche, Förderungder Herausgabe eines Künstlerlexikons von Ost- und Westpreußen, För-derung des Goldaper Sommerfestes 2009, Förderung eines Zeitzeugenge-sprächs „Kinderschicksale in Königsberg 1944 bis 1948“. PAZ

VVoorr ddeerr RReeddee iimm HHootteell SStteeiiggeennbbeerrggeerr:: LLOO--SSpprreecchheerr WWiillhheellmm vv.. GGoottttbbeerrgg.. Bild: Rugullis

Rückblick auf ein erfolgreiches WochenendeDie Tagung der OLV und die Gedenkveranstaltung am Folgetag haben die Vitalität der ostpreußischen Sache bestätigt

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LE B E N S ST I L Nr. 47 – 22. November 2008 21

Wie man sichbettet, so liegt

man ...

Eine Gesellschaft wird nichtzuletzt auch daran gemessen,

wie sie ihre Toten bestattet. Oftmalsgeben nur noch Relikte aus GräbernAufschluß über eine Kultur. Geradein unseren Tagen ist zu beobachten,daß Menschen nach neuen Beiset-zungs- und Friedhofsformensuchen. So wurde vielerorts einsogenannter Friedwald eröffnet, einOrt, an dem die Asche Verstorbenerzu Füßen bestimmter Bäume beige-setzt wird.

Überhaupt entschließen sichimmer mehr Menschen für die Ein-äscherung, nicht zuletzt weil siepreisgünstiger ist als die Erdbestat-tung. Eine anonyme Bestattung isthingegen für die Angehörigen oft-mals schwer zu verkraften. Ihnenfehlt ein Ort zum Trauern.

Mancherorts hat man sich wiederder Kolumbarien erinnert, diebereits zu Beginn des 20. Jahrhun-derts sehr beliebt waren. Kolumba-rien, ursprünglich das Wort füreinen Taubenschlag und wegen derÄhnlichkeit der Name für altrömi-sche Bestattungsnischen, sindGebäude oder Gewölbe, die Urnenaufnehmen können. Wenn die Anla-ge auch oft an moderne Schließfä-cher erinnert, so werden sie dochgern angenommen. Deutlich teurerals eine anonyme Bestattung undnur unwesentlich teurer als eine miteinem schlichten Kissenstein, hatdie Beisetzung im Kolumbariumeinen Vorteil: Man kann Design undDekor der Urnennischen selbstbestimmen und sogar die Innenräu-me mit Grabbeigaben schmücken.

Daß solche Freiheiten auch zuskurrilen Erscheinungen führen,zeigt der HSV-Friedhof im Schattender HSH Nordbank Arena in Ham-burg. Dort können Fans sich unterechtem Arena-Rasen und in Särgenoder Urnen mit dem HSV-Logobestatten lassen. Zur Krönung kannbei der Beisetzung auch das HSV-Lied „Hamburg, meine Perle“ abge-spielt werden. „Tod ist Tod – danachkommt nichts mehr. Ist also egal woman liegt“, meint ein Fan im Inter-net. „Aber, wer anders denkt, mageben auch dann dem Verein so dieTreue geben.“ os

Die „Betenden Hände“ vonAlbrecht Dürer (1471–1528) zie-ren Schlafzimmer und Wohnstu-ben. Kopien dieses Meisterwerkshaben die Herzen der Deutschenerobert. Eine Ausstellung inNürnberg widmet sich diesemPhänomen.

Es gehört zu den am meistenreproduzierten Bildern vonAlbrecht Dürer und befindet sichheute in der Albertina zu Wien.Und wie an kaum einem anderenWerk des Nürnberger Meistersscheiden sich die Geister: Kunstsagen die einen, Kitsch die ande-ren. Allerdings trifft der BegriffKitsch eher auf die zahllosenKopien zu, die im Laufe der Jahr-hunderte entstanden, die aber dieHerzen ihrer Besitzer im Sturmeroberten.

500 Jahre ist das Motiv nun alt.Geschaffen hat es Dürer für einvon dem Frankfurter KaufmannJakob Heller bestelltes Altarbild.Der reiche Tuchhändler beauf-tragte Dürer mit der Anfertigungeines Flügelaltars, von dem nurVorstudien im Original erhaltensind, nachdem der Altar im Jahr1729 verbrannte. Zu diesen Vor-studien gehören auch die Beten-den Hände, ein Blatt, das dieHände eines Apostels darstellt,der Zeuge der HimmelfahrtMariens ist. Auf dem Heller-Altarbefindet sich dieser Apostel amrechten Rand des Mittelteils.

Das mit Tuschpinsel und Weiß-höhung auf blauem Grundgezeichnete Bild zeigt zwei zumBeten gefaltete Hände. Dürer fer-tigte die Zeichnung an, indem erauf einem Spiegel seine eigenelinke Hand optisch verdoppelteund mittels eines zweiten Spie-gels die im Bild festgehaltene Per-spektive als Zeichenvorlageerhielt.

Einem größeren Publikum wirddiese Zeichung erst im 19. Jahr-hundert bekannt geworden sein,als das Blatt 1871 auf einer Aus-stellung in Österreich gezeigtwurde. Eine erste Abbildung fandsich 1877 in der kunsthistori-

schen Literatur. Mit der wachsen-den Popularität Dürers als Verkör-perung des deutschen Künstlersschlechthin wurde auch seinWerk immer bekannter.

In den späten 1920er Jahrenbegann man die Betenden Händeauch dreidimensional darzustel-len. Von Terrakotta bis Metall rei-chen die Materialien. Zahlreichwaren auch die Gelegenheiten, zudenen man dieses oft selbst gefer-tigte Werk verschenkte: zur Hoch-zeit, zum Muttertag, zur Konfir-mation.

Das Germanische Nationalmu-seum und die Stadt Nürnbergbaten nun Besitzer der BetendenHände um ihre Geschichten zurKopie. Rund 200 Repliken wur-den gesichtet und ebenso vieleGeschichten gehört.

„Bei den vorgelegten seriellproduzierten Stücken erstauntedie geringe Zahl identischerObjekte“, so Claudia Selheim vomMuseum. „Das MassenphänomenBetende Hände besetzte in derNachkriegszeit offenbar auch eineMarktlücke, in der es sich fürFabrikanten oder Produzentenvon Devotionalien durchausfinanziell lohnte, mit kleinen Auf-lagenhöhen Geschäfte zu betrei-ben, was letztlich einen Varian-tenreichtum in den Ausführungennach sich zog. Selten überliefertsind inzwischen Weihwasserbek-ken. Zu den gezeigten Kuriositä-ten zählt eine Spieluhr mit derMelodie des ,Ave Maria’, derenWerk in den reliefierten Händenverborgen ist.“

Die Betenden Hände haben kei-nen Eingang in den Kirchenraumgefunden, sondern sind ein Zei-chen privater Frömmigkeitgeblieben. Vielen gelten sie auchals ein Sinnbild der Hoffnung.

Silke Osman

Im Kunsthaus, Königstraße 93,Nürnberg, ist vom 22. Novemberbis 14. Dezember eine Ausstel-lung mit dem Titel „1000x kopiert– Albrecht Dürers BetendeHände“ zu sehen. Geöffnet täglichvon 11 bis 19 Uhr, Eintritt frei.

Viele von uns haben im abge-laufenen Kirchenjahr einennahestehenden Menschen

verloren und trauern um ihn. Plötz-lich und unerwartet, mitten ausdem Leben, oder voraussehbar,vielleicht sogar vom Kranken nachlangem Leiden müssen selbstlängst erhofft, starb er und fehlt unsnun. Ganz gleich, wie lange erleben durfte, ob er schon als Kindoder erst in hohem Alter starb –immer war es für uns noch zu früh.

Wenn ein Mensch gestorben ist,bewegen uns zunächst rückblik-kend Fragen nach den Gründenund Umständen seines Todes. Dakann auch Zorn aufkommen, wennder Tod noch zu vermeiden gewe-sen wäre, wenn er durch Unrecht,Gewalt, den Krieg und seine Folgenverursacht war. Auch bedauern wir,was dem Verstorbenen nun nichtmehr mitzuerleben möglich ist,welche Pläne er nicht mehr vollen-den kann. Dann betrauern wir denVerlust, der durch diesen Tod füruns selbst eingetreten ist, die aufge-rissene Lücke in unserem eigenenLeben. Schließlich kommen auchFragen nach der Zukunft des Ver-storbenen auf, nicht nur aus ver-ständlicher Neugier, sondern auchaus Sorge um unsere Verstorbenen.Aus Liebe fragen wir uns, was wirfür sie noch Gutes tun können.Doch nach christlichem Glaubensind alle Toten in Gottes Hand; wir

können nichts mehr für sie tun.Auch alles, was noch bei der Bestat-tung kirchlich-kultisch geschieht,ist eigentlich nur ein Abschieds-und Übergabe-Ritus. Außer denFürbitten und Segenswünschen fürden Toten gelten die Worte desPfarrers und die Lieder in ersterLinie den Trauernden zu Trost undHoffnung.

In Todesanzeigen lesen wir: „Inunserem Herzen lebst Du weiter.“Auch Immanuel Kant wird zitiert:„Wer im Gedächtnis seiner Liebenlebt, der ist nicht tot, der ist nurfern. Tot ist nur, wer vergessenwird.“ – Doch diese Art von Weiter-leben ist wohl bestenfalls auf dieZeit der nächsten beiden Genera-tionen begrenzt; danach erinnernmeistens nur noch Grabsteine oderFamiliengeschichten von fern andie Verstorbenen. Christliches Den-ken schaut hinauf zu Gott und sei-ner Ewigkeit. Wir fragen genauernach der Hoffnung, die wir alsChristen aufgrund der Auferwek-kung Jesu Christi von den Totenhaben dürfen. Wird es eine solcheauch für uns geben? Und wenn ja,wie soll das zugehen? Es gibt aller-dings auch kluge Leute, die sichselbst den Blick über die Todes-grenze verbieten. Albert Schweit-zer, der Theologe, Arzt und Musi-ker, hat einmal gesagt: „Was wir fürunser Leben brauchen, hat uns Gottoffenbart. Was danach kommt,

überlasse ich vertrauensvoll ihm.“– Tatsächlich müssen wir nichtalles wissen. Wir können, gerade indiesen Fragen, nur spekulierenoder die Aussagen der Bibel darü-ber zu verstehen versuchen. Soschreibt Paulus im 1. Brief an dieKorinther, Kapitel 15, Verse 42 bis44a: „So auch die Auferstehung derToten. Es wird gesät verweslich undwird auferstehen unverweslich. Eswird gesät in Niedrigkeit und wirdauferstehen in Herrlichkeit. Es wirdgesät in Armseligkeit und wird auf-erstehen in Kraft.Es wird gesät einnatürlicher Leibund wird auferste-hen ein geistlicherLeib.“ Paulusbeschreibt hiernatürlich keinWissen, sondern er zieht Folgerun-gen aus dem biblischen Schöp-fungsglauben und aus der Aufer-weckung Jesu. Es sind tastende Ver-suche, sich dem Geheimnis vonTod und Leben zu nähern.

Wenn Paulus ganz drastisch vonVerwesen spricht, dann wendet ersich indirekt gegen die im grie-chisch-platonischen Denken undsogar noch bei uns weit verbreiteteVorstellung, wir Menschen besäßeneine unsterbliche Seele, einen auchdurch den Tod nicht zerstörbarenPersonenkern. Diese Vorstellung istsogar in die Theologie und bis in

unser Gesangbuch eingedrungen.Da heißt es in einem Lied vonJohann H. Schein (EG 525, 3): „Ruhtdoch der Leib sanft in der Erd, dieSeel zu dir sich schwinget ...“ – Zufragen ist allerdings, ob dieses soschön tröstlich erscheinende Bildnicht doch unsere menschlichenMöglichkeiten weit überschätzt.Haben wir wirklich eine Kraft inuns, die unser Sterben überdauert?Bestenfalls dürfen wir von einerauch im Tod bleibenden Verant-wortung vor Gott sprechen, der wir

auf keine Weiseentgehen können.

Nach paulini-schem Denkenhaben wir nichtnur einen Leib,sondern sind völ-lig leiblich, mit

Leib, Geist, Seele in unzertrennba-rer Einheit. Wobei das Seelischenur eine besondere Seite unseresGanzen ist, das mit unserm Sterbenebenso vergeht wie alles andere anund in uns. Paulus will uns mit sei-ner nüchternen Ausdrucksweiseunsere Illusionen wegnehmen, alskönnten wir von uns aus zu GottesEwigkeit gelangen. Wenn es einenach dem Sterben noch bleibendeSeele gäbe, müßte auch sie also vonGott erst erlöst und für das ewigeLeben zubereitet werden. Mag sein,daß „die Parapsychologie zuver-lässig beglaubigte Beispiele außer-

sinnlicher Wahrnehmungen vor-legt, die eine außerkörperliche gei-stig-seelische Existenz für möglicherscheinen lassen“, wie der Theo-loge Heinz Zahrnt schreibt (in„Gotteswende“, Seite 224). Aberauch Zahrnt meint nicht, daß sichdaraus das ewige Leben begründenläßt, das allein Gottes lebensschaf-fende Tat bleibt.

Der Apostel Paulus jedenfallswill in unseren Herzen und KöpfenPlatz machen für die einzig ange-messene Hoffnung, die allein aufGott vertraut. Denn nur der Schöp-fer kann aus dem Tod neues Lebenerwecken. Paulus erinnert kurzvorher an die Vielfalt der Lebewe-sen und Gestirne, in der sich diewunderbare Schöpferkraft Gotteszeige. Wenn Gott solch Wunderba-res hervorbrachte, dann dürfen wirauch darauf vertrauen, daß er ausvöllig Verwestem und Vergangenemneues Leben erschaffen kann.

Nicht mehr nach dem Modell desAdam, so des aus den Elementender Erde Gemachten, mit zwarlebendiger aber sterblicher Seele,der wieder zu Erde werden muß.Sondern nach dem Modell Christi,mit einem „geistlichen Leib“ wer-den wir von Gott zu ewigem Lebenerweckt. Wann, wo und wie dasgeschehen kann, werden wir nichterfahren, sollten es aber, wie AlbertSchweitzer von sich sagt und unsrät, vertrauens- und hoffnungsvoll

Gott überlassen. Solche Hoffnungauf Auferweckung durch Gott hatschon jetzt positive Folgen fürunseren Alltag. Sie hilft dazu, denVerlust geliebter Menschen eherauszuhalten, nicht in Schwermutzu versinken und sich nicht abzu-kapseln.

Unsere Liebe, die jetzt nichtmehr den Verstorbenen erreicht,dürfen wir nun an andere Men-schen verschenken, die ja auch vonGott geliebt sind. Gerade Men-schen in Trauer nach schweremVerlust sollten – auch durch unsTrauernde – nicht in ihrer Trauerallein bleiben müssen, sondernneue Hoffnung und Lebensmutdurch unsere Liebe bekommen.

Unsere Auferstehungshoffnungstärkt auch die Bereitschaft zumErtragen von Spannungen undKonflikten, von Geschehnissen undNöten, die unser Leben belasten.Die Hoffnung auf Gottes Neuschöp-fung schenkt uns Kraft, dem zuwiderstehen, was uns niederdrük-ken will. Auch unser unvollkomme-nes, bruchstückhaftes Leben hateine erfreuliche Perspektive, wennes im Vertrauen auf Gott gestaltetwird, der in seiner grenzenlosenLiebe schließlich alles zum Gutenwenden wird. Darauf hoffen wirChristen an guten wie an schlim-men Tagen, in Hochzeiten desLebens wie in Zeiten der Trauer.

Klaus Plorin, Pfarrer i. R.

Nur der Schöpfer kann aus dem Tod neues Leben erweckenChristliche Gedanken zum Ewigkeitssonntag – Die Hoffnung auf Auferweckung hat schon jetzt positive Folgen im Alltag

AAllbbrreecchhtt DDüürreerr:: BBeetteennddee HHäännddee ((TTuusscchhppiinnsseell aauuff bbllaauueemm GGrruunndd,, 11550088)) Bild: Albertina

Ein Sinnbild der HoffnungDie »Betenden Hände« von Albrecht Dürer wurden immer wieder kopiert – Eine Ausstellung zeigt Beispiele

Tastende Versuche,sich dem Geheimnis

zu nähern

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NE U E BÜ C H E R22 Nr. 47 – 22. November 2008

Freundinnenfür immer?

Roman über Freundschaften

Das letzte Glück in KönigsbergFamiliensaga geht weiter: Helga Kutz-Bauer über Ostpreußen von 1923 bis 1945

Bei demBuchtitelvon DoraHeldts Ro-

man „Unzertrennlich“ in Verbin-dung mit dem Thema beste Freun-dinnen mag sich dem Leser zu-nächst der Gedanke an kommer-ziellen Kitsch und oberflächlichesFreundinnen-Klischees aufdrän-gen. Doch zeigt der Roman bei nä-herer Betrachtung ein ganz ande-res Gesicht.

Die 43jährige Christine lebt seitder Trennung von ihrem MannBernd, der sie mit ihrer bestenFreundin Anja betrogen hat, inHamburg und ist dort für ein Ver-lagshaus im Innendienst tätig.Kurz vor ihrem 44. Geburtstag be-kommt ausgerechnet sie den Auf-trag, eine Kolumne über „besteFreundinnen“ zu schreiben. FürChristine der blanke Hohn. Dochgerade diese Kolumne bringt ihreFreundinnen Dorothea, Gabi undRuth auf eine wunderbare Idee.Sie recherchieren, mit welchenMädchen Christine im Laufe ihrerKinder- und Jugendzeit gut be-freundet war, und schicken an alleEinladungen für eine Überra-schungsparty zu Christines Ge-burtstag.

Diese Einladungen lösen beiden Frauen die unterschiedlich-sten Gefühle aus. In Erinnerungenan die unbeschwerte Jugend- undKinderzeit schwelgend, ziehenplötzlich viele von ihnen Bilanz inihrem Leben und schauen, was ei-gentlich aus ihren Wünschen undTräumen geworden ist und wodurch Familie oder Karriere Teileihrer Persönlichkeit auf der Strek-ke geblieben sind.

So auch Frauke, die nach Erhaltder Einladung mit ihrer Tochter

Lisa alte Fotoalben durchblättertund von ihrer Tochter unverblümtdie Wahrheit entgegengeschmet-tert bekommt. „Frauke schlug dasAlbum vorsichtig auf … Es kamenimmer mehr Erinnerungen, Frau-ke und Christine waren auf unge-fähr 20 Bildern abgebildet. Fraukehörte ihrer Tochter nicht mehr zu,sie tauchte ein in eine Zeit, die fast30 Jahre zurücklag … Ihr SohnMax holte sie in die Realität zu-rück. Sie hatten ihn beide nichtgehört, er stand plötzlich am Tischund fragte: ,Was ist denn los? Sen-timental journey?‘ … ,Mama willsich mit einer alten Freundin tref-fen, deshalb gucken wir uns die al-ten Bilder an. Mein lieber Mann,ich glaub nicht, daß die sich wie-der erkennen, .... Sie sah total an-ders aus. Ganz klasse. Du erkennstsie nicht wieder.‘ Frauke fühltesich geohrfeigt.“

Dora Heldt hält in ihrem Roman„Unzertrennlich“ keine Patentlö-sung für die Tatsache bereit, daßwohl jeder in seinem LebenFreundschaften knüpft und diesejedoch früher oder später wegenFamilie, Beruf oder Umzug imSande verlaufen oder durch neueersetzt werden. Aber ihr gelingt es,den Leser für dieses Thema zusensibilisieren, um selbst einmalnachzudenken, welche Freundeihm in welchen Lebensabschnittentreu zur Seite gestanden haben.

Und vielleicht setzt sich der Le-ser zum Ende des Romans selbsteinmal an den Computer, um beieiner Suchmaschine im InternetNamen lang vergessener Freundeeinzugeben. A. Ney

Dora Heldt: „Unzertrennlich“, dtv,München 2008, kartoniert, 296Seiten, 7,95 Euro

Auch imzweiten Teilihrer Fami-l i e n s a g aweiß HelgaKutz-Bauerihren Leser

in ihren Bann zu ziehen. Nach„Königsberger Schnittmuster“, indem das Schicksal der im Rahmender napoleonischen Kriege nachOstpreußen gewanderten Franzö-sin Carine und ihrer Nachkom-men der Jahre 1807 bis 1923 dar-gestellt wird, zeichnet die Autorinnun in „Königsberger Kreuzwege“den Weg der verschiedenen Fami-lienzweige nach.

Und es sei gleich vorweg gesagt,auch wenn die Autorin dies erstam Ende ihres Buches mitteilt.Ein Teil dieser Erlebnisse trägtautobiographische Züge. Da dieAutorin selbst erst 1939 in Kö-nigsberg geboren wurde, blieb ihrim Grunde gar nicht viel anderesübrig, als die Lebensläufe derzeitlich vor diesem Jahr gebore-nen Personen auf eine fiktive Ba-sis zu stellen.

Doch dies gilt nur für die mei-sten der Einzelschicksale, die hi-storischen Entwicklungen sindakribisch recherchiert. Hierbeikonnte Helga Kutz-Bauer, die biszu ihrer Pensionierung 2003 Lei-terin der Landeszentrale für poli-tische Bildung in Hamburg war,auf ihr während des Studiums unddanach erlangtes Wissen zur Sozi-algeschichte zurückgreifen. Da siezudem einen Faible für die Ge-schichte der Sozialdemokratie hatund über Quellen von maßgeb-lichen SPD-Mitgliedern in Ost-

preußen verfügt, sind ihre Schil-derungen über die Lebensumstän-de der Arbeiterklasse in Königs-berg äußerst detailliert und au-thentisch.

Doch bei aller Politikgeschichtevergißt die Autorin nicht, vor al-len ihren weiblichen Lesern etwasfürs Herz zu bieten. Liebesge-schichten, Familienzusammenhaltund tapfere Frauen hat sie in denverschiedensten Konstellationenparat.

Im Zentrum der „KönigsbergerKreuzwege“ steht Friede, dieTochter von Marie, deren Schick-sal der Leser schon im ersten Teilmaßgeblich verfolgen konnte.Friede, die jüngste Tochter vonMarie, folgt nicht dem Vorbild ih-rer Mutter und Schwestern, Nähe-rin, Hausmädchen oder Fabrikar-beiterin zu werden, sonderndringt darauf, eine Ausbildung zurSekretärin zu erhalten. Sie hofft,auf diese Weise in die Mittel-schicht aufzusteigen. Um ihrerTochter diesen Wunsch zu erfül-len, muß Marie putzen gehen,doch ihr Arbeitsplatz behagt ihrsehr, denn sie putzt auf dem Kö-nigsberger Schloß – übrigens ge-nau wie die Großmutter der Auto-rin, wie diese der PAZ verriet.

Da der Roman die Jahre 1923 bis1945 umfaßt, ist es verständlich,daß Politik eine wichtige Rolle in

Helga Kutz-Bauers Roman spielt.Friede versucht zwar immer, sichvon der Politik fernzuhalten, aberob Wirtschaftskrise, die Regie-rungswechsel während der Wei-marer Republik, die „Machtergrei-fung“ der Nationalsozialisten oderder Zweite Weltkrieg mit Fluchtund Vertreibung, Friede muß auchohne Interesse an Politik die Kon-sequenzen der von anderen ge-machten Politik tragen – wie soviele Menschen in diesen Jahren.

Doch sie versucht, das Beste ausihrem Leben zu machen. ImGegensatz zu ihren älteren Schwe-stern macht sie sich nicht zu frühan die Familiengründung und ge-nießt mit ihrem Langzeit-Freundund späteren Mann Otto vieleglückliche, im Roman ausführlichbeschriebene Sommerurlaube inOstpreußen.

Da beide Arbeit haben, was, wiedie Autorin anhand vieler Beispie-le deutlich macht, in diesen Jahrenkeineswegs selbstverständlich ist,lebt das junge Paar in einem ge-wissen Wohlstand und hat daherwenig Verständnis für die sozial-demokratischen Aktivitäten eini-ger Familienmitglieder.

Beeindruckend schildert dieHistorikerin, wie der Nationalso-zialismus schleichend das Lebender Menschen beeinflußte. Erstwaren es nur Gegner des Regimes

wie die in der Roman-Familie ak-tiven SPD-Anhänger und Kom-munisten, dann die jüdischen Be-kannten und dann jeder, der sichnicht den Massen anschloß. Hier-bei wird vor allem für nachgebo-rene Generationen nachvollzieh-bar, wie erst langsam und unauf-fällig, dann aber immer schnellersich die Schlinge um die Freiheitder Menschen enger zog und vie-le so ungewollt zu Mitläufernwurden.

„,Reisen Sie mit Ihren Kindernnach Westen‘, klang es Friede im-mer wieder im Ohr. Andererseitswollte sie nicht in die Flüchtlings-ströme geraten, die nach der be-fohlenen Räumung des 30 Kilo-meter hinter der Front liegendenGebietes mit Planwagen die Stra-ßen verstopften und die Bahnhöfezu Heerlagern machten.“

Friede zieht mit ihren KindernHella, wie Helga Kutz-Bauer 1939geboren, und Jürgen gen Westenund entscheidet sich, trotz Bittenihres Mannes Otto, nicht nocheinmal ins zerstörte Königsbergzurückzukehren, wo er kurzfristigmit seiner Einheit stationiert ist.In Niedersachsen findet sie eineUnterkunft, aber kein Zuhause.Ein Teil ihrer Familie ist über denNorden Deutschlands verteilt, ei-nige sind seit Anfang 1945 sogarspurlos verschwunden – unter an-derem ihr Mann. Rebecca Bellano

Helga Kutz-Bauer: „KönigsbergerKreuzwege – Von glücklichen Ta-gen und schrecklichen Zeiten1923 bis 1945“, Rautenberg,Würzburg 2008, 355 Seiten, 14,95Euro

L a n g eZeit wur-de die Er-forschungder politi-s c h e n

Führungsschichten in der deut-schen Geschichtswissenschaft imZuge des Trends zu sozialwissen-schaftlichen Themen vernachläs-sigt. In dieser Hinsicht ist jedocheine „kulturalistische Wende“auszumachen. Es hat sich die An-schauung durchgesetzt, daß derWeg zu weiteren Erkenntnisfort-schritten auch über die Phänome-ne Dynastie, Monarchie, Fürstund Hof führt; dies nicht zuletztdurch die Fülle von Anknüp-fungspunkten an weitere For-schungsfelder.

Frank-Lothar Kroll, Professorfür Europäische Geschichte des19. und 20. Jahrhunderts an derTechnischen Universität Chem-nitz, ist Spezialist für Herrscher-häuser und Autor mehrererMonographien. In der Reihe C. H.Beck Wissen ist ein Band aus sei-ner Feder mit dem Titel „Die Ho-henzollern“ erschienen, in demder Werdegang der Hohen-zollerndynastie von ihren schwä-bischen Wurzeln im 11. Jahrhun-dert bis zur Gegenwart dargestelltwird.

An ausführlichen Gesamtdar-stellungen sowohl der GeschichteBrandenburg-Preußens als auchder Herrscherpersönlichkeitenherrscht kein Mangel. Die beson-dere Herausforderung der Aufga-benstellung durch den vorgegebe-nen schmalen Umfang lag daherauf der Hand. Im Mittelpunkt desInteresses des in neun Epochen

eingeteilten Zeitraums von 1061bis 1947 beziehungsweise 1990stehen die Regenten und ihr Ein-fluß auf die gesamtstaatliche Ent-wicklung.

Als Vorsitzendem der Preußi-schen Historischen Kommissionist es Kroll ein besonderes Anlie-gen, die enge Verknüpfung desHauses Hohenzollern mit derdeutschen und der europäischenGeschichte herauszustellen. Dieeinzelnen Kapitel orientieren sichan der Herausformung der Lan-desherrschaft im 16. und 17. Jahr-hundert, thematisieren die Kon-solidierung monarchischer Macht

in der Zeit des Hochabsolutismusim 18. Jahrhundert und beleuch-ten die schwankende innere Ent-wicklung bis 1866. Dem Kapitel„Die Hohenzollern in Deutsch-land“ (1866–1918) wurde aller-dings nur ein äußerst knapperUmfang eingeräumt. Unter ande-rem wird die vielschichtige Ent-wicklung, die zum Ausbruch desErsten Weltkriegs führte, nur an-gedeutet.

Mit dem Kunstgriff der Eintei-lung jedes Kapitels in themenbe-zogene Abschnitte ermöglicht derAutor einen unmittelbaren Ein-blick in die Inhalte. Die Abschnit-te sind jeweils den Errungen-schaften und besonderen Ereig-nissen einer jeden Epoche gewid-met. Dadurch kann der Leser qua-

si als Benutzer gezielt auf das le-xikalisch komprimierte Wissen zujedem der Themenkomplexe zu-greifen, wobei auch der Kennerauf weiterführende Gesichts-punkte stößt.

Im Kapitel „Vom Kurfürstentumzum Königreich (1640–1701)“sind die Abschnitte überschrie-ben: „Der Große Kurfürst“, „Stän-depolitik“, „Stehendes Heer undFinanzverwaltung“, „ZwischenSchweden und Frankreich“, „Asyl-politik“, „Kronerwerb und Königs-krönung“ und schließlich „Stehen-des Heer und Finanzverwaltung“.

Bewußt ließ Frank-Lothar Krollnicht den 25. Februar 1947, dieAuflösung des Staates Preußendurch Kontrollratsbeschluß deralliierten Siegermächte, als End-datum der historischen Entwick-lung gelten, sondern das Jahr1990: „Die Realisierung der deut-schen Einheit im Herbst 1990 hatauch der Hohenzollerndynastie –wenn man so will – eine letzte,gleichsam postum erfolgte Bestä-tigung ihres Einsatzes für diedeutsche Nationalstaatsgründungim 19. Jahrhundert gebracht. Siedürfte damit den wohl endgülti-gen Schlußpunkt ihrer geschicht-lichen Bedeutung erlangt haben.“

Der Anhang umfaßt eine be-achtliche Literaturliste, ein Per-sonenregister und Regententa-bellen der brandenburgischenKurfürsten und preußischen Kö-nige sowie der Fürsten und Köni-ge von Rumänien (1860–1947).

Dagmar Jestrzemski

Frank-Lothar Kroll: „Die Hohen-zollern“, C. H. Beck, München2008, 128 Seiten, 7,90 Euro

„Ist esnicht auchu n s e r eh e i l i g ePflicht undAu f g ab e ,

den jungen Menschen immerwieder von dem Wesen und vonder Schönheit des Landes zu be-richten, das ihren Vätern undMüttern Heimat war“, fragt Mar-garete Kudnig in einem Beitragfür die neue Ausgabe des „Red-lichen Ostpreußen“. „Wer solltedenn sonst davon sprechen, wennnicht wir, die wir dort jung undreich und glücklich waren!“ DieAutorin, eine Dithmarscher Bau-erntochter, lernte durch ihrenMann, den Dichter Fritz Kudnig,und auf gemeinsamen Wanderun-gen durch Masuren und auf derKurischen Nehrung das Land Ost-preußen und seine Menschenkennen und lieben.

Viele junge Menschen fragenvermehrt nach ihren Wurzeln undstoßen dabei oft auf eine Her-kunft aus dem deutschen Osten.Sie wollen wissen, wie es damalswar, als die Großeltern Ostpreu-ßen verlassen mußten. Wie habensie gelebt, bevor der große Kriegbegann? Welche Sitten und Ge-bräuche pflegten sie? Wie ver-brachten sie ihre Kindheit und Ju-gend. Und sagten sich tatsächlichFuchs und Hase dort hinten amEnde des Reichs „Gute Nacht“oder war dort doch ein bißchenmehr los?

Einen Teil dieser Fragen könnendie Beiträge in der neuen Ausga-be des „Redlichen Ostpreußen“gewiß beantworten. Da erfährtman vom harten Leben der Neh-

rungsfischer, die selbst bei star-kem Frost hinausziehen. Begleitethatte sie einst der Maler EduardBischoff, der anschaulich davonzu berichten weiß.

Von einem „Fischzug“ ganz an-derer Art erzählt Fritz Skowron-nek. Bei ihm geht es um die Jagdnach einem, oder besser zweiWölfen. Beschaulicher geht’s daschon zu, wenn Kurt Kumpies vonden Störchen Ostpreußens be-richtet.

Brauchtum und Lebensart derOstpreußen findet man fachkun-dig erläutert in einem Text von Er-hard Riemann, der allerlei Wis-

senswertes über Fastnachtsgebäckzu erzählen weiß. Ebenso fundiertsind die Beiträge von Fritz Gauseüber das Schulwesen in Königs-berg und von Herbert MeinhardMühlpfordt über den Aufenthaltder beliebten Königin Luise in derStadt am Pregel.

Schmunzeln wird der Leserhingegen bei der Lektüre der Er-innerungen von Fritz Kudnig, derdie Schlacht bei Sedan auf ost-preußische Art erleben durfte.Lovis Corinth, dessen Vater Loh-gerber war, weiß eine heitere Be-gebenheit um einen echt ostpreu-ßischen Handel zu erzählen.

Auch in der neuen Ausgabe des„Redlichen Ostpreußen“ gedenktdie Herausgeberin in guter alterTradition bedeutender Persön-

lichkeiten, die in Ostpreußen ge-boren wurden und die mit ihremLeben und Wirken Spuren hinter-ließen. Elisabet Boehm aus Ra-stenburg etwa, die vor 150 Jahrengeboren wurde und den Land-frauenverein gründete. Oder Si-mon Dach aus Memel, der vor350 Jahren starb, dessen Lied„Ännchen von Tharau“ aber nochheute gesungen und geliebt wird.Georg Jakob Steenke, der vor 125Jahren starb. Seine Meisterlei-stung, der Bau des Oberländi-schen Kanals, können Touristenaus aller Welt immer noch be-wundern.

Ebenfalls vor 125 Jahren starbder Neidenburger Eisenbahnkö-nig Henry Strousberg. Nicht inOstpreußen geboren, dem Landdennoch sehr verbunden fühltensich der Dichter Willy Kramp, derBernsteinschnitzer Jan Holschuhund der Astronom Friedrich Wil-helm Bessel. Sie alle, wie auchder Dichter Alfred Brust, habenmit ihrem Wirken Meilensteinegesetzt und das Bild Ostpreußensjeder auf seine besondere Weisegeprägt. Im „Redlichen Ostpreu-ßen“ für das Jahr 2009 wird die-ses bunte Bild nachgezeichnet. Ei-ne lohnende Lektüre für alle, dieOstpreußen im Herzen tragen,oder die mehr erfahren möchtenüber das „Land der dunklen Wäl-der“. Ilse Pfeiffer

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Peter Scholl-LatourDer Weg in denneuen Kalten KriegNach dem Ende des Kalten Kriegesund dem Zusammenbruch derSowjetunion trat der Westen alsSieger der Geschichte auf. Nato-Ost Erweiterung, Balkankriege,Afghanistan-Einmarsch oder Irak-Feldzug - sie alle wurden ohneRücksicht auf Russland oderandere Mächte in Szene gesetzt.Einer der wenigen, die dieseMuskelspiele von Anfang an mitSkepsis beobachtet haben, istPeter Scholl-Latour. Frühzeitig hat

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Heimatatlas für OstpreußenDer Zauber Ostpreußens in historischen Kartenund malerischen BildernFür die ostpreußischen Schulen und für Ostpreu-ßen überhaupt einen Heimatatlas zu schaffen warmein langgehegter Wunsch. Die Kriegsjahre unddie wirtschaftliche Not des Vaterlandes nach demKriege machten die Ausführung dieses Gedankenserst unmöglich; sie lehr-ten uns zu erkennen,wie notwendig es ist,Heimatglauben und Hei-matliebe zu wecken undzu stärken", schrieb OttoWiechert 1926 als Vor-wort. Auf 80 farbigenKarten und 70 histori-schen Fotos und Por-traits wird dem Betrach-ter das Ostpreußen derzwanziger Jahre nahegebracht. Neben derFrage, wo sich welcherOrt befindet, wird auchüber Niederschlags-menge, Bodengüte,Bevölkerungsdichte undsogar Berufsgliederung der ostpreußischenBevölkerung im Jahr 1907 informiert. Das vielsei-tige Kartenmaterial erinnert an eine längst vergan-gene Zeit, wo Königsberg noch nicht Kaliningradgenannt werden musste und die Stadt noch ingepflegter deutscher Architektur erstrahlte, vonder viele historische Aufnahmen zeugen. Der Bild-teil mit zeitgenössischen Ansichten der vielfältigenLandschaften, traditionsreichen Städte undberühmten Bauwerke, jeweils ergänzt durch kurzeErläuterungen, zeigt das Land in seiner ganzenSchönheit. Von der Rominter Heide, der Marien-burg und dem Rötloffsee, über das Allensteiner

Deutsch-Ordensschloss und Brandenburg am Fri-sching bis zum Schloss und zum Dom in Königs-berg -- allesamt Bilder, die den Betrachter einfan-gen und mitnehmen auf eine Reise in das alte Ost-preußen.Das abschließende historische Kapitellistet -- eingeleitet vom prachtvollen Ostpreußen-

Wappen -- vom Hoch-mittelalter bis zum Endedes Deutschen Kaiser-reichs die ostpreußi-schen Landesherren auf,beschäftigt sich mit derGeschichte des Deut-schen Ordens, zeigt Por-

träts bedeutenderHerrscher wie dieder preußischenKönige Friedrich I.und Friedrich II.sowie der großenK ö n i g s b e r g e rP h i l o s o p h e nImmanuel Kantund Johann GeorgHamann, derenNamen ebenso wie

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PA N O R A M A24 Nr. 47 – 22. November 2008

MELDUNGEN ZITATE

Zeichnung: MohrAAlllleess TTääuusscchhuunngg??

Der weise PeterWie es in der Marktwirtschaft zugeht, warum Struck so gut Bescheid weiß, und wie

Sodann die Demokraten beim Kragen packt / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Sahra Wagenknecht hat sogarein Buch veröffentlicht, inwelchem sie mit dem Kapi-

talismus abrechnet, und zwarendgültig, denn den Kapitalismushat’s tödlich erwischt. Das ist dieBotschaft der Schönen von derLinkspartei, die die perfekte Rol-lenbesetzung wäre für eine „Lin-denstraßen“-Folge mit dem Titel:„Rosa Luxemburg kommt um fünfzum Mate-Tee“.

Der anschwellenden Schar vonKapitalismusbestattern bricht dieStimme vor Begeisterung, wennsie uns Ungläubigen die grausigeWahrheit ins Gesicht schreit. Wassie uns zu sagen hat, ist in ihrenAugen wirklich erschreckend: Inder Marktwirtschaft geht’s zu wieauf dem Marktplatz! Wenn wirdas geahnt hätten ...

Wenn wir uns anstrengen, ha-ben wir den Sumpf aber baldtrockengelegt. Es ist wie immer:Der Appetit kommt beim Essen.Erst wollte die Politik ja nicht sorecht zulangen und sich lieberraushalten aus dem Wirtschafts-geschehen. Damals, als die Krisenoch jung war. Nun aber habendie Akteure ihre Chance begrif-fen, denn: Wer hilft, hat dieMacht. Und dazu die Stimmendes Volkes, denn wir mögen das,wenn ein Politiker vor Tausendevon verunsicherten Arbeiterntritt, mit großer Geste dem bösenGeist des Weltmarkts die Türweist und ruft: „Wir lassen euchnicht im Stich!“ Das hat was! EinMann, ein Wort, ein Holzmann-wort.

Apropos: Wie lange hat das sei-nerzeit eigentlich gedauert vomSchröderversprechen an dieHolzmann-Belegschaft bis zur un-vermeidlichen Doch-noch-Pleitedes Unternehmens? Der Zeitraumist entscheidend, denn die zentra-le Frage lautet: Ist es möglich fürdie Politiker, sich bis zur Bundes-tagswahl im September 2009durchzuopeln oder wird der GM-Virus die deutsche Tochter schonvorher dahinraffen? Nicht auszu-denken, wenn Milliarden aus derKasse der Steuerzahler am Endeverlorengingen (für den Wahl-kampf).

Wir werden sehen, auf jedenFall hat Kanzlerin Merkel die Sa-che auf den Stapel ihrer Chefsa-chen gelegt. Es gibt ja allerhandIdeen, wie man den Autobauer

retten könnte. Eine davon ist,Opel an einen chinesischen Inve-stor zu verkaufen. Wie es danachweitergeht, ist recht genau abseh-bar: Zunächst läßt sich Chinesen-Opel üppige Staatsbeihilfenschmecken, die geleistet werdenmüssen, um die „Arbeitsplätze inDeutschland zu sichern“. Nach ei-ner Schamfrist (indes, brauchenwir sowas noch?) wandern dieArbeitsplätze dann gut gesichertnach Fernost ab. Und schließlichquellen Lawinen von Peking-Opels mit Jahrzehnten deutschenKnowhows unter der Haube inBremerhaven aus dem Autofrach-ter und machen VW und Co. dieHölle heiß.

Wollen wirdas? Natürlichnicht. Ein zweiteLösung wäre,Opel einem derdrei großendeutschen Auto-bauer zum Kaufa n z u b i e t e n .Auch nicht soreizvoll, denn das wäre ja wiederkapitalistisch gedacht.

Am schönsten wäre es, denschlingernden Betrieb in staatli-che Obhut zu nehmen. Der Staatkann das sowieso besser. In die-sem Falle säßen nicht mehrirgendwelche Wirtschaftshasar-deure am längsten Hebel, die unsseit 1948 ohnehin nur Kummerbereitet haben, sondern verant-wortungsvolle Politiker.

Da böte sich eine ganze Phalanxerfahrener Wirtschaftslenker ausder Politik an, die ihren ökomi-schen Sachverstand vor den Au-gen der Welt unter Beweis gestellthaben: Glos, Steinbrück, Bsirske,Gabriel, Koch, Koppelin, Lafontai-ne, Platzeck, Seehofer, Sommer,Steinmeier, Tiefensee, Wieczorek-Zeul. Man könnte noch zahlloseweitere funkelnde Namen hinzu-fügen, die Genannten aber zeich-net aus, daß sie sich alle schonkennen – aus ihrer gemeinsamenArbeit im Verwaltungsrat derKfW-Bankengruppe nämlich. Dorthaben sie gezeigt, was politischeKontrolle zu leisten vermag. Opelwäre bei ihnen gewiß gut aufge-hoben.

Was meine Sie? Der ewige Hin-weis auf die Rolle der Politik beider KfW-Pleite sei pure Häme? Dahaben wir uns aber gründlich

mißverstanden, aus diesen Zeilentrieft echter Respekt. Vergleichenwir doch mal: Dieser unmöglicheAckermann von der DeutschenBank als Abbild des wüsten Kapi-talisten hier und SPD-Fraktions-chef Struck als Inbild des geradli-nigen Politikers dort.

Ackermann, der eben noch dendicken Max machte, winseltplötzlich herum, er habe sich„vom Saulus zum Paulus gewan-delt“ und sehe ein, daß es schär-fere staatliche Regeln für den Fi-nanzmarkt geben müsse. AberStruck? An dessen Ego ist dieKfW-Pleite ebenso schrammenfreivorübergezogen wie das Totalver-

sagen der Bafin,der staatlichenBundesaufsichtfür das Finanz-wesen, die see-lenruhig zugese-hen hat, wie amdeutschen Kapi-talmarkt hem-mungslos fehl-bewertete Müll-

papiere gehandelt wurden, ohneeinmal den Finger zu heben. Wä-re er so ein Würstchen wie dieserAckermann, würde uns PaulusStruck jetzt zerknirscht erzählen,daß Politiker und staatliche Auf-sichtsbehörden wohl auch nichtganz bei der Sache gewesen seien.

Aber nein: Kerzengerade ver-kündet Struck, daß die Politikkünftig sogar auf den Rat der fünfführenden Wirtschaftsforschungs-institute verzichten könne, weilPolitiker und Ministerielle das al-les viel besser drauf hätten alsdiese Ökonomie-Professoren. Die„Fünf Weisen“ geben regelmäßigGutachten heraus. Darin enthal-ten sind auch Konjunkturprogno-sen, die gelegentlich sogar nochdeftiger danebenlagen als die Vor-hersagen der Bundesregierung!

Doch diese Prognosen ärgernPeter Struck nicht so sehr wiemanches andere, was mit kon-stanter Bosheit in den Expertisender „Weisen“ geschrieben steht.Dabei handelt es sich regelmäßigum Ratschläge, die Steuern zusenken oder die Bürokratie zustraffen.

Die Krise als Chance zu begrei-fen bedeutet für die Strucks die-ser Tage aber gerade, die Bürokra-tie, also den Einfluß des Staates,kräftig auszudehnen in möglichst

weite Bereiche der Wirtschaft.Auf diese Weise entstündenschließlich allüberall neue Postenfür verdiente Parteifreunde, dieaufgrund von Privatisierungsor-gien zuletzt sogar um ihren war-men Sessel im Vorstand der Stadt-werke fürchten mußten. UndSteuersenkungen? HinterhältigeNeoliberale preschen vor und for-dern, die Mehrwertsteuer zu sen-ken. Das würde die Massenkauf-kraft stärken, insbesondere derkleinen Leute, die unter der Steu-er zu leiden hätten.

Ja, das stimmt natürlich. Aberwo bliebe bei solchen Senkungs-programmen denn die Vertei-lungshoheit des Staates? Um dasGeld sozial gerecht an die Men-schen zu verteilen, muß es die Po-litik ihnen erst einmal wegneh-men, so einfach ist das. Mehr-wertsteuer-Senkungen zugunstenvon Rentnern und Kleinverdie-nern sind demnach neoliberalerUnflat, basta.

Glücklicherweise hat angesichtsder Krise keiner mehr Angst vormSozialismus. Das animiert die Hü-ter des roten Grals dazu, gleich ei-nen Schritt weiterzudenken. DieDunkelroten haben sich mit PeterSodann einen richtig sympathi-schen Fernsehonkel auf denSchild gehoben, der gemächlichvor sich bramarbasierend so eini-ges über das rote Denken enthüllt.Deutschland sei gar keine Demo-kratie, sagt er, weil es keine per-fekte Demokratie sei. In der per-fekten Demokratie gäbe esschließlich keine so armen und soreichen Leute wie im heutigenDeutschland.

Ein Fuchs ist er. „Perfekte De-mokratie“ als Mindestforderung!Damit hat er sie alle am Kragen,die Demokraten. Denn perfektkann eine Demokratie nie sein,solange der Demos, das Volk, ausMenschen besteht. Die machenbei allem, was sie machen, näm-lich immer irgendetwas falsch. Er-go: Wer die „perfekte Demokratie“und nichts darunter fordert, for-dert entweder die Abschaffungder Menschen oder die Abschaf-fung der Demokratie.

Als die Bolschewisten einsehenmußten, daß man für eine Revolu-tion auf Menschen leider nichtganz verzichten kann, fiel ihnendie Wahl leicht, was entbehrlichwar.

Ein Mann, ein Wort,ein Holzmannwort:

Die Politikwird Opel niemals

im Stich lassen!

Die eiserne RegelLabor-Mäuse provozierenwieder einmal Zank und Streit,denn auf Genmais reagierensie mit Schwund der Fruchtbarkeit!

In die Praxis übertragenscheint das zwar nicht schlimmzu seinund als Schutz vor Mäuseplagenwär’s chemiefreiobendrein.

Ökologisch ist indessendie Methode ein Problem:Mäusemangel – nicht vergessen –stört das Katz-und-Maus-System!

Andres Brot heißt andre Lieder,und so singen im Choralandre Öko-Gurus wiedervon der Menschheit Überzahl:

Sie empfehlen statt der PilleGenmais für die Dritte Welt –ist vielleicht auch Gottes Willeoder, was man dafür hält.

Aber samt und sonders gegendiese Genmais-Therapiesind die Umweltschutz-Kollegenvon der Pharma-Industrie!

Ein Dilemma, wie wir sehen,doch die Lösung zeigt sich schon:Saatgutzüchten, Pillendrehen –da gibt’s nur die Fusion!

So wird Öko-Fußvolk lockerexklusiv fürs Klima frei,sind ja Wind- und Sonnenzockermit im Syndikat dabei.

Forscher kriegen selbstverständlichneue Mäuse offeriert –genmaisresistente endlich,daß in Zukunft nix passiert ...

Ist’s nicht wie mit Spekulanten?Auch bei Öko – denkt nur dran –werden Mäuse Elephanten,und es blecht der Kleine Mann!

Pannonicus

ZUR PERSON

Praxis mitTheorie vereint

Im Zuge ders c h w e r e n

Krise des Auto-bauers Ope lavancierte erzum Stammgastin deutschenMedien, kein

regelmäßiger Zuschauer von TV-Nachrichten, der sein Gesichtnicht kennt: Aber was macht Fer-dinand Dudenhöffer zum „deut-schen Autopapst“?

Der 57jährige Hochschulprofes-sor kennt die Automobilbranchesowohl aus der beruflichen Praxiswie aus der Warte des wissen-schaftlichen Beobachters. Nachdem Studium der Volkswirt-schaftslehre war Dudenhöffer von1985 bis 1996 nacheinander beiOpel und Porsche sowie bei denDeutschland-Niederlassungenvon Peugeot und Citroen an ver-antwortlicher Stelle tätig.

Danach wechselte er in die Wis-senschaft, zunächst als Professorfür Marketing und Unterneh-mensführung mit SchwerpunktAutomobilwirtschaft an der Fach-hochschule Gelsenkirchen. 2000und 2008 gründete er „Centers ofAutomotive Research“ an jenerFachhochschule und an der Uni-versität Duisburg-Essen, wo erseit vergangenem Oktober Inha-ber des Lehrstuhls für AllgemeineBetriebswirtschaftslehre undAutomobilwirtschaft ist.

Wie alle Experten hat auch Du-denhöffer Kritiker, die seine Aus-sagen in Zweifel ziehen. Sein Le-bensweg aber hebt ihn von aller-lei selbsternannten „Fachleuten“ab, die als angebliche Kennerirgendeiner Materie durch Presseund Rundfunk gereicht werden.Die derzeitige Krise im Autobauwerde insgesamt 100 000 Arbeits-plätze kosten, fürchtet Dudenhöf-fer, und noch bis 2010 dauern. Bisdahin müßten die deutschen Her-steller vor allem in neue Modelleinvestieren, um danach die Nasewieder vorn zu haben. H.H.

Ist die einst gepriesene deut-sche Arbeitsethik wirklich Ver-gangenheit? Das Ausland seivom Gegenteil überzeugt, be-richtet der PersonalvermittlerKlaus Steinmann, und verrietdem Nachrichtensender n-tv,was ausländische Arbeitgeberan Deutschen schätzen:

„Deutsche sind gut organi-siert, arbeiten strukturiert undüberlassen nichts dem Zufall.Sie berücksichtigen alle Eventu-alitäten, zeigen sich flexibel undhaben Fall-Back-Lösungen parat(gemeint sind wohl: Notlösun-gen, wenn etwas schiefgeht, d.Red.). Aber vor allem sind siefür ihre gute Qualität, Ausbil-dung, Zuverlässigkeit und Ge-nauigkeit bei Arbeitgebern imAusland bekannt und beliebt.“

Der Kandidat der Linksparteifür das Amt des Bundespräsi-denten, Peter Sodann, erzähltedem „Tagesspiegel“ (18. No-vember) seine Vision von derZukunft Deutschlands:

„Sehen Sie, wenn ein Experi-ment mißlingt, wird es in derWissenschaft eines Tages unterveränderten Bedingungenwiederholt. Ich hoffe auf dieWiederholung des sozialisti-schen Experiments unter verän-derten, d. h. demokratischen Be-dingungen.“

Hessens SPD-SpitzenkandidatThorsten Schäfer-Gümbel läßtin der „Frankfurter Allgemei-nen“ keinen Zweifel über dieVorwürfe an Andrea Ypsilanti:

„Ja, es hat diesen Wortbruchgegeben.“

Schloßbaukann beginnen

Potsdam – Nachdem vergangenenMontag die letzte Beschwerde ei-ner unterlegenen Bieterfirma fürden Wiederaufbau des PotsdamerStadtschlosses zurückgezogenwurde, sind nun alle rechtlichenHürden für den Baubeginn beisei-te geräumt. Im Jahre 2012, so wirdin Potsdam erwartet, wird derBrandenburgische Landtag in dasdann neu errichtete Schloß ein-ziehen können.

Berliner sehrzufrieden mit

ihrer StadtBerlin – Trotz Sorgen über diewirtschaftliche Lage sind die Ber-liner überraschend zufrieden mitihrer Stadt, ja beinahe eupho-risch. Dies ergab eine Studie derHertie-Stiftung. Danach leben 90Prozent der 2000 Befragten gernin Berlin, nur zwei Prozent wollenfort. Vor allem junge Zugereiste,besonders aus Amerika und West-europa, seien begeistert von derdeutschen Hauptstadt als neuerglobaler Metropole. Der Kontaktvon Einheimischen und Migran-ten sei besser als erwartet, diesgelte allerdings nicht für Pro-blemstadtteile wie Kreuzberg.

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KU LT U R Nr. 47 – 22. November 2008 9

KULTURNOTIZEN

Briefmarke fürLovis Corinth

Weiden – Die Deutsche Post AGhat zu Ehren des am 21. Juli 1858im ostpreußischen Tapiau gebore-nen Malers Lovis Corinth eine

Sondermarke herausgebracht. Die1,45-Euro-Marke zeigt zwei sei-ner Werke: das 1902 entstandeneSelbstbildnis mit Modell sowiedas Motiv „Morgensonne“ von1910. Die Signatur des Künstlers,der 1925 in Berlin starb, verbin-det beide Motive als künstleri-sches Element. Die Entwürfestammen von Irmgard Hesse. os

Das Landesmuseum für Vorge-schichte in Halle an der Saalezeigt bis zum 26. April 2009 diegroße Landesausstellung „Fundsa-che Luther – Archäologen auf denSpuren des Reformators“ mit neuentdeckten Hinterlassenschaftender Familie Martin Luthers.

Kaum eine historische Persön-lichkeit hat die geistige Entwick-lung Europas so geprägt wie derReformator Martin Luther (1483–1546). Wenn er auch als eine derwichtigsten Gestalten der europä-ischen Geschichte gilt, so ist dochüber sein Privatleben und seineFamilie nur wenig bekannt gewe-sen. Bis jetzt. Was bei den Promi-nenten von heute die sogenanntenHomestories in der Boulevard-presse sind, das macht im FalleLuthers durch glückliche Zufälledie Archäologie möglich. Zahlrei-che ausgegrabene Fundstücke ausdessen Elternhaus in Mansfeldsowie dem Luther-Haus in Witten-berg, die das Herz der Landesaus-stellung bilden, sowie einigeFunde aus Luthers Geburtshaus inEisleben verraten Erstaunlichesüber den Haushalt und dieLebensführung der FamilieLuther.

Vieles ist in schriftlichen Quel-len nicht oder gar falsch vermerkt.So soll Luther selbst stets behaup-tet haben, er stamme aus ärm-lichen Verhältnissen: „Ich bin derSohn eines armen Häuers (Berg-mannes). Meine Mutter hat all ihrHolz auf dem Rücken eingetra-gen.“ Der Kurator der Ausstellungin Halle, Björn Schlenker, mahntallerdings: „Alle Äußerungen zuseiner ärmlichen Kindheit stam-men aus Luthers Tischreden.Diese wurden aber erst 20 Jahrenach seinem Tod von seinem letz-ten Famulus (Schüler) veröffent-licht. Ob er das tatsächlich alles sogesagt hat, weiß Gott allein.“ Inder Ausstellung kann man sichnun auf 1200 Quadratmetern erst-mals ein Bild vom Leben desReformators und seiner Familiemachen. Über 600 Exponatgrup-pen von 63 Leihgebern aus siebenLändern machen dies möglich.

Bei der Grabung im Herbst 2003am Mansfelder Elternhaus kamenHunderte von Gegenständen zuta-ge, die ein Licht auf die Lebens-umstände im Hause Luther wer-fen. Ergebnisse eigens durchge-führter Bauforschungen liefernein vollkommen neues Bild der

l u t h e r i s c h e nImmobilie inM a n s f e l d :Luthers bewohn-ten kein einzel-nes Haus, son-dern ein stattli-ches Gehöft mitWohngebäuden,Stallungen undLagerhäusern. Eshatte eine Stra-ßenfront vonetwa 25 Meternund eine Tiefevon 70 bis 80Metern. Wiewohlhabend dieFamilie war, zei-gen Funde wiekostbare Gläser,Tafelmesser undein spektakulärerMünzschatz von300 Silbermün-zen. Alles scheintüberhastet ent-sorgt worden zusein. Die Archäo-logen fandenhierfür eine plau-sible Erklärung:„Als zwei BrüderLuthers 1505 inMansfeld an derPest starben, ver-brannte die Fami-lie offenbar ingroßer Eile dieBesitztümer derSöhne, da sieb e f ü r c h t e t e ,angesteckt zuwerden, und ent-sorgten siezusammen mitanderem Abfallin einer Grubeauf dem Grund-stück. Dort befan-den sich zudemHunderte vonTierknochen, dieeine relativgenaue Rekon-struktion vonLuthers Speise-plan erlauben.Man leistete sichdas teure Fleischvon jungen Schweinen, jagte undverzehrte sogar Singvögel.“ DieAusgrabungen in Mansfeld warenAnstoß für ein weiteres For-schungsprojekt am Lutherhaus inder Wittenberger Collegienstraße,wo ebenfalls spektakuläre Hinter-

lassenschaften der Familie zutagekamen.

Martin Luther bewohnte dasehemalige Klostergebäude ab1525 zusammen mit Frau Kathari-na und sechs Kindern. – Zwei vonihnen, Sohn Johannes (1526–

1575) und Tochter Margarethe(1534–1570), verheiratete vonKuenheim, lebten und starbenübrigens in Ostpreußen. – Dieaußerordentlich zahlreichen undvielfältigen Fundstücke in Witten-berg erzählen in eindrucksvoller

Weise vom Alltag und Arbeitendes Reformators und seiner Fami-lie. Aufschluß geben vor allem dieFunde im Turm, dem ehemals als„Waschhaus“ geschmähten Gebäu-de, das in Wirklichkeit LuthersArbeitszimmer beherbergte. Dorthatte er nach eigener Aussageseine bahnbrechenden Ideen ent-wickelt.

„Für evangelische Christen“, soBischof Axel Noack im Grußwortzum aufwendig gestalteten Aus-stellungskatalog, „ist aber derTurm die wohl größte Sensation.Im sogenannten Turmerlebnisgelangte Martin Luther zu der fürunser evangelisches Bibelver-ständnis so wichtigen Erkenntnis,daß wir aus Gnade und Glaubenvor Gott gerecht werden und nichtdurch unsere Verdienste(Röm 1, 17). Die Archäologenhaben diesen ,Geburtsort derReformation‘ wiederentdeckt –vollkommen unbeachtet ist er im19. Jahrhundert abgerissen wor-den.“

Um den Turm herum fandensich weitere Kostbarkeiten. Siewaren nach Luthers Tod, als dieUniversität Wittenberg das Wohn-haus übernommen hatte und sichvon allem unnützen Zierrat trenn-te, im Hinterhof entsorgt worden.So kann man in der Ausstellungauch edles Tafelgeschirr aus Vene-dig und der Türkei bestaunen,aber auch buntglasierte Ofenka-cheln, verziert mit Personen ausdem Alten Testament. Pikanter-weise besaß Luthers Gegenspieler,der in Halle residierende KardinalAlbrecht von Brandenburg, einenebensolchen Kachelofen.

Ergänzt wird die Schau durchHabseligkeiten Luthers, welchedie Jahrhunderte weit verstreut inverschiedenen musealen Samm-lungen überdauerten und die indieser Vollständigkeit bisher nochnie zusammen gezeigt wurden,darunter seine Kutte, die er alsAugustinermönch trug.

Silke Osman

Die Ausstellung „FundsacheLuther – Archäologen auf denSpuren des Reformators“ im Lan-desmuseum für Vorgeschichte,Richard-Wagner-Straße 9, Halle(Saale), ist bis 26. April 2009 vondienstags bis sonntags von 9 bis19 Uhr, am 24. und 31. Dezembervon 9 bis 14 Uhr geöffnet, Eintritt7 / 5 Euro, Katalog im Museum24,90 Euro.

Eine der preußischen Tugen-den ist, so weiß man, dieZurückhaltung: Mitunter

aber stört diese an und für sichlobenswerte Eigenschaft – vorallem dann, wenn es sich um eineAusstellung über einen derbeliebtesten deutschen Künstlerhandelt: Die Rede ist von „Loriot– Die Hommage“, jener Exposi-tion, die das Museum für Filmund Fernsehen in Berlin zum85. Geburtstag von Vicco vonBülow veranstaltet hat. Freilich –alle Schaffensperioden des gro-ßen Humoristen sind darinbeleuchtet: von seinen Anfängenals Cartoonist bei Zeitungen wiedem „Hamburger Abendblatt“oder dem „Stern“ während derfrühen 1950er Jahre bis hin zuseiner Arbeit als Schauspielerund Regisseur von Filmen wie„Ödipusssi“ (1988) und „Pappaante Portas“ (1990).

Es fehlen darin nicht seinelegendär gewordenen Fernseh-sketche oder die Zeichnungen

mit den berühmten Knollennase-männchen, weder seine lyrischenVersuche noch seine Ausflüge indie Welt der klassischen Musikund der Oper.

All das kann man in einer Gale-rie betrachten, in der sich nebendem graphischen Werk die inbraune Bilderrahmen projiziertenFilmsequenzen denkbar skurrilausnehmen. Aber: Was eine sol-che Gesamtschau gewöhnlicherhellt, die Traditionen, denensich der Künstler besonders ver-pflichtet fühlt, oder seine Prägun-gen durch Weggefährten oderFreunde – davon erfährt mannichts.

Der Besucher hat sich insofernselbst etwas zusammenzureimen,über Sinn und Unsinn des komi-schen Universums von Loriot,über seine Quellen und Zuströ-me, und hierbei sind ihm auchnur die spärlichen biographi-schen Angaben der Veranstalterbehilflich, beispielsweise dieBedeutung des Künstlernamens:

Denn Loriot heißt auf französischPirol – er ist das Wappentierderer von Bülow, dem alten preu-ßischen Adelsgeschlecht und esist zugleich ein versteckter Hin-weis auf die künstlerische Iden-tität.

Tatsächlich scheint das humori-stische Schaffen des 1923 inBrandenburg an der Havel gebo-renen Bernhard Victor (Vicco)Christoph Carl von Bülow nichtloszulösen zu sein von seinerHerkunft und Erziehung.

Als Sohn eines preußischenPolizeioffiziers, von dem er ein-mal sagte, daß dieser immer„selbstbeherrscht“ und „würdig“gewesen sei, sich aber zugleichauch „totlachen konnte überdiese Würde und auch die Komik,die mit ihrem Mißlingen verbun-den war“, hat Loriot dieses MotivZeit seines Lebens aufgegriffen.

Immer sind es bei ihm Figuren,die gerade durch ihre Würde undHaltung komisch wirken – vorallem dann, wenn in ihre geord-nete Welt das Chaos hereinbricht.So etwa, wenn ein Chef seineäußerst kurzsichtige Sekretärinverführen will und sie bittet, dieBrille abzunehmen, so, wenn einMann einer Frau eine berührendeLiebeserklärung mit einer Nudelam Mund macht, die ihm dortvom Essen hängengeblieben ist,und so auch in dem wohlberühmtesten Fernsehsketch vonLoriot, der „Zimmerzerstörung“,als der in einer Villa auf die Herr-schaft wartende Finanzbeamte

ein Bild an der Wand gerade rük-ken will und dadurch die ganzeEinrichtung demoliert. Als dasZimmermädchen ihn hereinbit-ten will und konsterniert schaut,sagt Loriot verstört: „Das Bild ander Wand hängt schief!“

Ordnungssinn, Aufrichtigkeit,Redlichkeit – auch das sind preu-ßische Tugenden. In dem Loriotsie immer wieder liebevoll aufsKorn genommen hatte, wurde erin der Bundesrepublik auch zumNachfahren jener preußischenOffiziere, die mit ihren selbstiro-nischen Witzen das Satiremaga-zin „Simplicissimus“ belieferten– aber davon erfährt man eben-falls nichts.

Man hätte sich dahergewünscht, daß die Veranstalterdie geistigen Wurzeln von LoriotsKomik offengelegt hätten, zumalvor allem ältere Besucher sich anden längst bekannten Gagserfreuten, während jüngere oftetwas ratlos davor standen.

Michael Böhm

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Massing – Das Berta-Hummel-Museum am Marktplatz zeigt der-zeit eine Gegenüberstellung vonArbeiten von Berta Hummel(1909–1946), Lovis Corinth undPeter Wittmann, RegensburgerMaler und Gartenkünstler, unterdem Titel „Seelenlandschaften“.Präsentiert werden unter ande-rem Corinths Bilder vom Wal-chensee, die das Kunstforum Ost-deutsche Galerie in Regensburgzur Verfügung stellt. Öffnungszei-ten: Montag bis Sonnabend von 9 bis 17 Uhr, Sonntag von 10 bis17 Uhr, Eintritt 4 / 2 Euro. os

C. D. Friedrich in Holland

Amsterdam – Die deutscheromantische Landschaft wirdanhand der Werke des PommernCaspar David Friedrich (1774–1840) aus der Eremitage St.Petersburg in einer Ausstellungder Hermitage Amsterdam, Nieu-we Herengracht 14, gezeigt. Dazusind bis zum 18. Januar Arbeitenvon Zeitgenossen, Vorgängernund Nachfolgern Friedrichs zusehen. Montags bis sonntags von10 bis 17 Uhr. os

Berta Hummelund Corinth

»Homestory« des ReformatorsArchäologen sind dem Privatleben Luthers auf der Spur – Er stammte aus vermögender Familie

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Der Wappenvogel bleibt unsichtbarDie Berliner Loriot-Ausstellung versäumt es, die geistigen Wurzeln der Kunst Vicco v. Bülows offenzulegen