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Gross 21 20 Weltreise micro: Kleiner Tretroller ganz

20 Weltreise Gross - microscooter · 2019. 7. 21. · Innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre soll Wim Ouboters Vision eines Elektro-Kabinenrollers Wirklichkeit werden. 26 Weltreise

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Page 1: 20 Weltreise Gross - microscooter · 2019. 7. 21. · Innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre soll Wim Ouboters Vision eines Elektro-Kabinenrollers Wirklichkeit werden. 26 Weltreise

GrossGross2120 Weltreise

micro:Kleiner

Tretroller ganz

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2322 Weltreise

Ich bin ein eher bequemer Mensch», sagt Wim Ouboter. «Nicht mehr als nötig» ist eines der Er-folgsrezepte seiner Produkte. Der Schweizer ist der Herr der Trottinetts, die er als micro Scooter

neu erfunden, ständig verbessert und über die ganze Welt verbreitet hat. Mehr als zehn Millionen Stück sind bisher produziert worden.

Durch seine «Bequemlichkeit» entstand Ende der 1990er Jahre die Idee der micro Scooter. Der Weg von Ouboters Büro zu einem Würstchenstand in der Zürcher Innenstadt war das, was er eine typische «micro-Distanz» nennt: «Zu weit, um zu Fuss zu gehen, zu nah, um extra das Fahrrad aus dem Keller zu holen.» Der heute 55-Jährige verbesserte in seiner Werkstatt ein Trottinett; was eigentlich ein Kinder-spielzeug war, funktionierte er in ein Fortbewe-gungsmittel für sich um. Weil es sozial etwas auffällig gewesen wäre, als erwachsener Mann mit einem Tret- roller ins Restaurant zu kommen, in dem er sich mit seinen Kollegen regelmässig auf ein Glas Wein traf, machte er die Lenkstange des Scooters einklappbar. So zusammengefaltet, passte er diskret in eine grosse Einkaufstasche. «Es wäre damals noch megapeinlich gewesen, den Scooter an der Garderobe abzustel-len», sagt er.

Ein aussichtsloses Projekt

Begeistert von seinem neuen Fortbewegungsmittel dachte Ouboter daran, es zu kommerzialisieren, und fragte drei Freunde um ihre Meinung. «Die war ver-nichtend.» Sie zweifelten an seinem Verstand und rieten ihm ab. Mit einem solch aussichtslosen Pro-jekt würde er nur Geld versenken. So ging Ouboter wieder zu Fuss zum Bratwurst-Stand, und der micro Scooter Number one landete in einer Ecke der Tief-garage.

Kinder aus der Nachbarschaft entdeckten den Pro-totyp und waren begeistert. Der micro Scooter unter-schied sich von einem gewöhnlichen Kindermodell mit dicken Reifen und einer schweren Stahlkon-

struktion gewaltig. Normale Kindertrottinetts haben ein langes Brett, auf dem man steht. Bei Ouboters war es kurz. Normale Kindertrottinetts haben Rei-fen, die mit Luft gefüllt sind. Ouboters rollte auf den schnellen Rollen von Inlineskates. «Der Scooter

machte einfach mehr Spass.» Kein Wunder, dass die Kinder in der Tiefgarage Schlange standen, um mit dem Scooter herumzufräsen.

Als Wim Ouboter die Begeisterung der Kinder für seinen Scooter sah, beriet er sich mit seiner Frau. Ob sie etwas dagegen habe, wenn ihr Mann sein Geld mit etwas so Peinlichem wie einem Trottinett verdienen wolle? Kein Grund zum Fremdschämen, sagte sie und gab ihr Okay. Ab dann begann die Sache mit den micro Scootern richtig ins Rollen zu kommen, heute flitzen sie rund um den Globus durch die Strassen. Sie haben dazu geführt, dass sich die Idee der Mobilität in den Städten verändert hat. Vor anderthalb Jahrzehn-ten hätte sich kaum ein Erwachsener auf dem Weg zur Arbeit auf einem Trottinett sehen lassen. «Heute ist das komplett akzeptiert», sagt Wim Ouboter.

Den Zeitgeist getroffen

Ouboter organisierte die Produktion in China, über- zeugte Vertriebspartner und Händler. Micro hatte mit den wendigen Flitzern den Zeitgeist getroffen – ohne Planung, ohne zu ahnen, dass eine so ein-fache Idee wie ein verbessertes Trottinett eine so grosse Nachfrage auslösen könnte. Mehr als 80 000 micro Scooter produzierten 9000 Mitarbeitende

Wim Ouboter hat mit seinen micro Scootern überall auf der Welt das urbane Leben ins Rollen gebracht. Jetzt denkt er über einen Elektro-Kabinenroller für die Stadt nach und will mit guerillamässig ausgesetzten Scootern die urbane Mobilität verbessern.

Oliver Klaffke micro Alina Günterr

«Heute flitzen die micro Scooter rund um den Globus durch die Strassen.»

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Weltreise

Von Zürich aus um die ganze Welt Das waren einige der Stationen von micro bei der Eroberung der Märkte rund um die Welt. Die Marke wird durch die richtigen Vertriebskanäle gestützt, die zum Brand passen. Entscheidend für den Markenerfolg ist, dass sich micro in den jeweiligen Märkten an die Vorlieben der Konsumentinnen und Konsumenten anpasst.

… mit Hindernissen

Schon während des ersten Booms der Scooter um die Jahrtausendwende musste sich micro gegen Nachahmer wehren, die dem Unternehmen stark zusetzten. Als die Internetblase platzte, war die coole Art der Fortbewegung mit dem Scooter plötzlich nicht mehr so gefragt.

Absatzfl aute: Was hat micro gemacht?

Wim Ouboter hat auf Innovation, Celebrities, POS Displays und Joint Ventures mit Weltfi rmenwie Peugot, K2 oder Samsonite gesetzt. Dadurch wurde die Marke micro gestärkt und das Branding als der original Scooter betont.

2014

60 Mio.

1998

2001

2002

2003

2004

Stetiges Wachstum …

Mehr als 10 Millionen Scooter hat micro bisher verkauft. Im Jahr 2014 machte das Unter-nehmen einen Umsatz von über 60 Millionen Franken. Heute arbeiten knapp 30 Leute am Unternehmenssitz in Küsnacht bei Zürich.

DeutschlandMarkteintritt: 1999Einwohner: 81 Mio.

Die Tochterfi rma micro Mobility Systems Germany organisiert nicht nur den Vertrieb in Deutschland, sondern betreibt auch das Logistik-zentrum für den europäischen Markt. In Deutschland trifft micro auf harte Konkurrenz mit vergleich-baren Qualitätsprodukten. Trotzdem verzeichnet micro in Deutschland Jahr für Jahr ein starkes Wachstum.

GrossbritannienMarkteintritt: 2005Einwohner: 65 Mio.

In Grossbritannien übernahmen zwei Frauen den Vertrieb der micro Scooter in Lizenz. Dort spielen Webshops eine wichtige Rolle – Briten lieben es, über das Internet zu kaufen.

AserbaidschanMarkteintritt: 2013 Einwohner: 10 Mio.

Wie in den meisten Ländern setzt micro auch in Aserbaidschan auf die Kombination von zwei Vertriebskanälen: 60% des Absat-zes wird über Webshops erzielt und 40% über Fachhändler im Highend-Segment. Auch hier sind es zwei Frauen, die den Markt evaluieren und den Vertrieb organisieren. Und in den riesigen Parkanlagen in Aserbaidschans Städten lässt es sich wunderbar um die Bäume fl itzen.

ChinaMarkteintritt: 2010Einwohner: 1360 Mio.

Seit micro in China seine Scooterverkauft, verdoppeln sich die Stückzahlen dort jedes Jahr. Im chinesischen Markt ist der Brand entscheidend. Die Kundenwollen das Original. Bei der Markenkommunikation spielen Prominente eine wichtige Rolle. Streetshots von Promis helfen, die Marke micro richtig zu positionieren. Schauspieler wie Hugh Jackman, Katie Holmes oder Will Smith, Celebrities wie Gisèle Bündchen oder TV-Koch Jamie Oliver sind mit den micro Scootern gesichtet worden. Chinesen lieben es, sich an Vorbildern zu orientieren.

JapanMarkteintritt: 2007Einwohner: 127 Mio.

In Japans Städten mit ihren über-füllten Zügen sind die faltbaren, platzsparenden Scooter sehr begehrt.Die Japaner sind kritische und anspruchsvolle Kunden. Zeitweise boomte die micro Scooter-Begeis-terung, und die Nachfrage war so gross, dass die Scooter per Luft-fracht aus China statt wie üblich per Schiff geliefert wurden.

BrasilienMarkteintritt: 2008 Einwohner: 205 Mio.

Brasilien ist für micro ein schwieriger Markt. Die Einfuhrzölle sind enorm hoch und verunmöglichen es, im Markt konkurrenzfähig zu sein. Ausserdem werden die Scooter hemmungslos kopiert, ohne dass rechtlich viel dagegen unternommen werden kann.

Vietnam Markteintritt: 2011Einwohner: 91 Mio.

In Vietnam gelten Scooter von micro als Schweizer Qualitätsspielzeug und Statussymbol. Der Swissness-Faktor ist wichtig als Differenzie-rung zu anderen billigeren Produk-ten. Es ist ein Nischenprodukt, und die Stückzahlen sind sehr limitiert.

KanadaMarkteintritt: 2008Einwohner: 35 Mio.

Im kanadischen Markt ist micro stark im Premium-Segment für Erwachsene. Anders als in anderen Ländern machen hier die Modelle für Erwachsene den grossen Teil des Umsatzes aus. Ein ausgewan-derter ehemaliger Finanzchef von Swarovski Schweiz und seine Familie organisieren den Vertrieb der micro Scooter in Kanada.

IranMarkteintritt: 2011 Einwohner: 78 Mio.

Zur micro Kundschaft im Iran gehört vor allem eine obere Mittelschicht, die sich und ihren Kindern etwas leistet. micro selbst ist positiv über-rascht, dass sich im Iran überhaupt ein Markt für die Scooter etabliert hat, wenn auch ein ganz kleiner.

USAMarkteintritt: 1999Einwohner: 321 Mio.

Ein mit Wim Ouboter befreundetes Ehepaar hängte den alten Job in der Finanzbranche an den Nagel und eröffnete die Vertretung in den USA. Inzwischen zählt das Unter-nehmen 18 Mitarbeitende. Die micro Roller werden bezeichnenderweise im Museum of Modern Art in New York verkauft, aber in keinem Toys «R» Us des Landes.

TaiwanMarkteintritt: 2012Einwohner: 23 Mio.

In Taiwan steht Schweizer Qualität bei einer breite Mittelschicht hoch im Kurs. Als innovatives Schweizer Hightech-Produkt kommt der micro Scooter bei den technikaffi nen Taiwanesen deshalb sehr gut an.

FrankreichMarkteintritt: 1999Einwohner: 67 Mio.

Frankreich ist für micro einerseits ein wichtiger Markt, um neue Mobility-Konzepte auszuprobieren, andererseits ist er für das Image im Fashion/Lifestyle-Bereich enorm wichtig. Dazu arbeitet micro beispielsweise aktuell mit der Prêt-à-porter-Plattform «WHO’S NEXT» zusammen. Ausserdem besteht einePartnerschaft mit Peugeot. So kommt die neue Peugeot- Hybrid-High-End-Limousine «Exalt» im Herbst 2015 mit einem micro e-Scooter als Standardzubehör auf den Markt.

SchweizMarkteintritt: 1998Einwohner: 8,5 Mio.

Es erstaunt nicht, dass in der Schweiz im Verhältniszur Bevölkerung die meisten micro Scooter im Umlauf sind. Als heimatlicher Hafen werden hier auch neue Modelle, Konzepte und Ideen aus-probiert, bevor sie den Weg in andere Märkte fi nden. Ein Beispiel sind die von micro ins Leben gerufenen «micro Scooter Kids Days». Hier lernen Kinder, wie sie sich auf ihrem Scooter im Alltag am sichersten bewegen. In der Schweiz haben bereits über 35 000 Schülerinnen und Schüler an einem «Kids Day» teilgenommen. Jetzt wird das Projekt in weitere Länder exportiert.

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Innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre soll Wim Ouboters Vision eines Elektro-Kabinenrollers Wirklichkeit werden.

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in drei Fabriken in China jeden Tag. Finanzierenkonnte Ouboter die Produktion nur, weil er mit seinen Kunden eine 14-tägige, mit den Herstellern aber eine 4-wöchige Zahlungsfrist vereinbart hatte. Kaum hatte micro die Scooter auf den Markt ge-bracht, rollten auch schon die Produkte der Nach-ahmer auf den Platz. Scooter in Gross und Klein. Aus Metall, aus Plastik, mal bunt, mal businesslike grau. Innerhalb weniger Monate entstand in China eine komplette Scooter-Industrie, die mit dreisten Plagiaten und ziemlich micro Scooter-ähnlichen Modellen Geld in die eigene Tasche umleiten woll-te. «Unglaublich!», sagt Ouboter und schiebt einen

Industriekatalog mit Plagiats-Scootern über den Besprechungstisch. Dutzende von chinesischen Her stellern bieten Importeuren aus aller Welt ihre Scooter an. «Mit einer ungeheuren Geschwindigkeit wird man kopiert.» Vor ein paar Wochen hat micro ein rosafarbenes Trottinett für Kleinkinder auf den Markt gebracht. Ouboter zeigt das Angebot eines chinesischen Herstellers, dessen Scooter genauso wie das neuste micro Modell aussieht. «Egal, was man macht – man wird kopiert», sagt er. Geistiges Eigentum wird schamlos geklaut. «Aber in China soll das ja angeblich eines der grössten Komplimen-te sein.»

Die Leute wollen das Original

Sich juristisch gegen Plagiate zu wehren, ist ein meist aussichtsloser Kampf, der viel Zeit, Heerscharen von Anwälten und vor allem tiefe Taschen braucht. «Am wirkungsvollsten ist es, die Marke zu pfl egen und sie konsequent weiterzuentwickeln», sagt Ouboter. Branding ist der beste Schutz gegen die Piraten. «Es ist das Original, das die Leute wollen.» Das gute Mar-kenimage basiert auf Werten wie Swissness, hoher Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit und wird durch Fakten gestützt: So sind Ersatzteile beispiels-weise zehn Jahre lang verfügbar. Als Marktführer hat micro das Know-how und die Begeisterung, die Pro-duktpalette ständig weiterzuentwickeln.

Ouboter hat darauf verzichtet, micro Scooter über Discounter zu verkaufen. In der Billigecke will er sei-ne Scooter nicht sehen, denn das würde ein falsches Bild von der Qualität vermitteln. In den verschiede-nen Ländern setzt er auf exklusive Vertriebspartner, auf den Einzelhandel und auf den Direktverkauf über eigene Webshops. So kann das Look and Feel der Marke kontrolliert und richtig transportiert werden. Zudem macht der Vertrieb über das Internet wirt-schaftlich Sinn, denn die gesamte Wertschöpfungs-kette hat micro so unter Kontrolle – der Umsatz fl iesst komplett in die eigene Kasse.

Koff erraum, wo auch der Akku aufgeladen wird. Mit der Zusammenarbeit verfolgen Peugeot und micro eine gemeinsame Strategie für die urbane Mobili-tät. Das Design ist puristisch-futuristisch, und – was micro Chef Ouboter besonders stolz macht – auf der Lenkstange prangt neben dem Peugeot-Logo der Schriftzug der Schweizer Scooter-Erfinder. «Peugeot hat dieses Co-Branding ausdrücklich ge-wollt», sagt Ouboter. Auf dem Autosalon in Paris im Frühjahr 2015 wurde der micro Peugeot-Scooter zusammen mit der «Exalt»-Limousine vorgestellt, wo sich der französische Präsident François Hollan-de besonders für diese zweirädrige Weltneuheit auf der Messe für Vierräder interessierte.

Die nächsten Coups

Ouboter treibt seine Vision der urbanen micro Mobili-tät weiter. In seinem Büro hängen Entwürfe für einen Elektro-Kabinenroller an der Wand – ein kugeliges Auto im Miniformat, auf dessen durchgehender Sitz-bank zwei Leute Platz haben. Es ist der Isetta nach-empfunden, dem coolen Kabinenroller der 1950er Jahre. Die Front ist gleichzeitig die Tür, die man zum Ein- und Aussteigen hochklappt. «Das soll ein Ge-fährt werden, das den Frauen gefällt», sagt Ouboter. Autos für Männer gibt es schon genug: gross, kräftig

Wim OuboterBezeichnet sich selbst als Quereinsteiger und Querkopf. Seine Ausbildung begann mit einer Banklehre, gefolgt von einem Hochschulab-schluss als Betriebsökonom und einem Marketingstudium an der Universität Boston. Anschliessend gründete er mit einem Partner eine Pro-duktionsfi rma für technische Textilien in South Carolina, USA. Zurück in der Schweiz, war er in der Immobilien-branche und Verwaltungsrat einer Computerhandelskette. Dann packte ihn die Idee, einen nützlichen Gegenstand zu erfi nden, der gleichzei-tig Spass macht: micro war geboren. Wim Ouboter ist verheiratet, lebt in Uetikon bei Zürich und ist Vater von zwei Söhnen.

micro.ms

und protzig. Eines, das sympathisch, klein, wendig und praktisch ist – also ideal für die Stadt –, gebe es noch nicht. Micro ist entschlossen, es zu bauen, und an einer Schweizer Fachhochschule sind Forscher im Moment damit beschäftigt, das Projekt weiter voranzutreiben. Auf die Suche nach einem Hersteller in China ist Ouboter bereits gegangen – innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre will er das Modell an die Startlinie fahren lassen.

Mit Kabinenroller setzt micro auf den Trend, sich in der Stadt vom Auto zu verabschieden – zu un-wirtschaftlich, zu teuer und zu unbequem. Da ist die Lösung, mit einem kleinen Kabinenroller unter-wegs zu sein, viel netter. Velos in der Stadt fi ndet er auch ziemlich unpraktisch. «Sie brauchen viel zu viel Platz, um sie abzustellen», sagt er. Scooter sind da viel besser. Und statt auf öff entliche Velostationen zu setzen, an denen man kurzfristig ein Velo mieten kann, wie es sie in Paris, London oder Zürich gibt, schwebt ihm ein kostenloser Scooter-Verleih vor. Der soll durch Werbung fi nanziert werden, die an den Lenkstangen prangt. Mit einigen Städten ist er im Gespräch, um Scooter-Stationen zu eröff nen – inanderen möchte er einfach ein paar hundert Scooter guerillamässig «aussetzen». Wer will, schnappt sichdann einen Scooter, fährt bis zum Ziel – etwa zu einem Würstchenstand – und lässt ihn dort einfach ste-hen. Noch nicht einmal ins Restaurant muss man ihn mitnehmen. Bequemer geht es kaum. Für Wim Ouboter hat das Zeitalter der micro Mobilität erst begonnen. •

«We are mobility»

Ouboter hat die Marke in den vergangenen 16 Jahren konsequent gepfl egt und den Claim «We are mobi-lity» immer wieder neu mit den passenden Produkten umgesetzt. «Kurze Distanzen in der Stadt möglichst rasch und unkompliziert zurückzulegen, war unsere Vision, als wir vor über 15 Jahren entstanden sind», sagt Wim Ouboter. Daraus ist eine Markenbotschaft entstanden: «Wir bieten Lösungen für die micro Mobilität.» Das ist die Mobilität für den urbanen Lebensraum, um zwischen Wohnung und Arbeits-platz zu pendeln. Vom Büro aus zum Lunch zu rollen. Von zu Hause aus zur nächsten Haltestelle zu kom-men und ab dort weiter mit Bus, Metro oder U-Bahn zu fahren. Der Anspruch, dabei die Dinge so ein-fach wie möglich zu machen, lässt genügend Raum, das Design der Scooter so zu variieren, dass neue Produktgruppen geschaff en werden, die den unter-schiedlichen Mobilitätsansprüchen von verschiede-nen Zielgruppen gerecht werden.

«Die ersten Scooter waren ganz klar Fahrzeuge für Erwachsene. Als wir gesehen haben, dass Kinder auch gerne mit ihnen fahren, haben wir welche für sie konstruiert.» Scooter für Kinder müssen anderes leisten als solche, mit denen ein Manager vom Bahn-hof ins Büro rollt. Der Schwerpunkt liegt tiefer, die Hebelwirkung der Arme und Beine ist bei Kindern und Erwachsenen unterschiedlich. Das wirkt sich

auf die Fahreigenschaften aus und deshalb müssen die Dimensionen eines micro Scooters für Kinder an-dere sein als bei einem für Erwachsene. «Hier steckt mehr Know-how dahinter, als man auf den ersten Blick denkt», sagt Ouboter. Mittlerweile gibt es ein Dutzend verschiedener micro Scooter, Lazy luggage Gepäckroller, micro triker-Kinderwagen, Interlock Scooter, Snowpark Scooter oder Kickboards.

Zusammenarbeit mit Peugeot

Eine der neusten Entwicklungen von micro ist ein Scooter mit Elektroantrieb, der es gleich zweifach in sich hat: technisch und was den Markenerfolg be-triff t. Der Elektroantrieb ist im Hinterrad eingebaut, der Akku ist fl ach und im Trittbrett integriert. Dem e-Scooter sieht man die Motorisierung nicht an. Der 250 Watt starke Motor hilft mit bis zu 25 km/h, in der Stadt lässig unterwegs zu sein. Für das Marketing ist der e-Scooter ein grosser Erfolg, denn er ist Stan-dardzubehör zur neuen Peugeot-Hybrid-Highend-Limousine «Exalt», die im Herbst 2015 auf den Markt kommt. Zusammengefaltet passt er in den

«Hier steckt mehr Know-how dahinter, als man denkt.»

Branding ist der beste Schutz

gegen die Piraten.