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für acht Gäste kostet im August pro Woche etwa 20 000 Euro, das sind 2500 Euro pro Gast und Woche. In der Hochsaison ab Januar können die Preise deutlich höher liegen. Ein echter Vorteil bei der Crewed Charter ist der Koch an Bord. Denn pünktlich halb acht steht das Essen auf dem Pantrytisch. Oktav erklärt, was er in der beengten Kombüse in den letzten Stunden allein auf zwei Flammen gezaubert hat, wünscht guten Appetit – und verschwindet im Schiffsbauch. Erst zum Abräu- men erscheint er wieder. Als wir ihm dabei zur Hand gehen wollen, wehrt er sanft, aber entschieden ab: „Relax“, sagt er, und lächelt dabei. + Seite A8 DIE WELT Samstag, 23. August 2008 BootsWelt Anzeige Von Matthias J. Müncheberg C rewed Charter“ heißt das Zauberwort, mit dem im- mer mehr Yachtvermie- ter weltweit Kunden ge- winnen wollen. Dabei versüßen professionelle Segler erholungs- hungrigen und zahlungskräftigen Passagieren den Törn. Meist han- delt es sich um Kabinencharter, aber auch die Miete einer komplet- ten Yacht ist möglich. Der passio- nierte Segler kann bei so einem Lu- xus-Törn allerdings ganz schön ins Grübeln kommen – was tun mit der ganzen Freizeit? „Seele baumeln lassen“ sei ab so- fort die oberste Pflicht, sagt Skipper Maurice bei der gründlichen Ein- weisung. Das sollte auf den Sey- chellen, einer Gruppe von 115 Stein- und Koralleneilanden mitten im In- dischen Ozean, nun wahrlich kein Problem sein. Verheißungsvoll ru- ckelt die „Mango“, ein Segelkata- maran vom Typ Catana 47, an den Festmacherleinen in der Marina Angel Fish im Hafen von Süd-Mahé. Professionell löst Skipper Maurice die Leinen, nachdem er die Moto- ren gestartet hat, bringt einen Fender aus, dampft in eine Spring ein – und setzt kurze Zeit später die Segel der „Mango“. Er tut dies allein und routiniert, nur ab und an geht ihm der Koch Oktav zur Hand. Für die Gäste gibt es an Bord nichts zu tun. Man kann nach fliegenden Fischen Ausschau halten, sich sonnen – ja, man kann die Seele baumeln lassen. Aber ir- gendwie packt es einen dann doch als Segler. Sieben Tage nur ruhig herumliegen? Das ist zu viel. Un- willkürlich zuckt die Hand zur Schot, als das Vorsegel killt, oder zum Steuerrad, als der Wind einmal fast direkt von vorn kommt. „Abfal- len“ hämmert es im Kopf, sonst stampfen wir uns womöglich noch in der Welle fest. Gedacht, getan: Doch bevor das Manöver ausge- führt werden kann, huscht der Skip wieselflink übers Schiff, zuppelt hier an einer Leine, optimiert dort die Segelstellung und steuert die Yacht gekonnt dicht an einer Landzunge vorbei. Was soll’s – viel- leicht beim nächten Mal. Aber nach nur drei Tagen an Bord hat man sich fast daran gewöhnt, die Seele baumeln zu lassen, zu „re- laxen“. Segelmanöver gehen einen quasi nichts mehr an: Für sie wer- den die zahlenden Gäste schlicht- weg nicht gebraucht. Fehlende Se- gelaktionen können mit viel Schnorcheln, Schwimmen und Strandläufen kompensiert werden. Zum weißen, feinen Sandstrand geht es mit dem Dingi – startklar ge- macht und gesteuert, natürlich, vom Skipper Maurice. Manchmal ertappe ich mich, in Gedanken auf meinem kleinen Jollenkreuzer in heimischen Berliner Gefilden zu sein und wieder selbst an den Leinen ziehen zu können. Hier wie dort gibt es – eigentlich – im- mer etwas zu tun. Aber Maurice rät „Relax!“, und zeigt dabei seine blendend weißen Zähne. Hat der schlanke junge Mann auf dem Vorschiff zu tun, schaltet er den Autopiloten ein. So einfach ist das. Bei so viel Freund- lichkeit und Engagement kann man einfach nicht widersprechen. Kann man nicht? Man sollte aber, rät Christian Wiederer: „Wer an Bord einer Crewed Charteryacht selbst mit Hand anlegen will, kann das je- derzeit tun“, sagt der Angestellte von Master Yachting Deutschland. Voraussetzung sei allerdings, dass die Wünsche der Gäste möglichst frühzeitig mit der Crew an Bord ab- gesprochen werden, um herauszu- finden, wo die verschiedenen Interessen der Segler liegen, erklärt der Charterprofi aus Eibelstadt, der seit über zehn Jahren begleite- ten Charter anbietet. Was einem Segler an Bord der „Mango“ am Abend vor allem fehlt, ist das zufriedene Gefühl, sich selbst den Tag ersegelt, manchmal vielleicht erkämpft zu haben. Doch darum geht es ja nicht an Bord des Zehn-Personen-Schiffs, belegt mit sieben Gästen und der Crew. „Easy going“ heißt die Maxime – man soll es locker nehmen. Wer damit nicht klarkommt, chartert besser „bare- boat“. Das heißt so viel wie „nackt, kahl oder leer“ und bedeutet, das Segelboot wird allein, sprich ohne Skip und Koch angemietet. „Cre- wed Charter eignet sich insbeson- dere für Gruppenausflüge oder für Wassersportler, die einfach einmal ausspannen oder einen Koch dabei- haben wollen“, sagt Wiederer. Auch für Nichtsegler oder solche ohne Schein, welche die Situation an Bord erst einmal kennenlernen möchten, bevor sie sich endgültig für diese Art des Sports entschei- den, eigne sich diese Form des Se- gelns. Auch anlässlich von Hoch- zeiten oder Flitterwochen würden begleitete Segeltörns gern gebucht. Schließlich kann es auch praktisch sein, das erste Mal in einem neuen Revier nicht allein unterwegs sein zu müssen. Versteckte Ankerbuch- ten, reiche Fischgründe und gute Restaurants können durch das Insi- derwissen der einheimischen Scouts erkundet werden. Das hat aber seinen Preis. Eine zwischen den Seychellen-Inseln für begleitete Törns übliche Catana 582 Mit dem Katamaran durch die traumhafte Inselwelt der Seychellen: Wer an Bord gern selbst Hand anlegt, sollte allerdings besser ohne Crew chartern FOTOS: MÜNCHEBERG; DPA Nichtstun will gelernt sein Bei begleiteten Segeltörns werden Chartergästen alle Mühen abgenommen. Wer gerne selbst mit anpackt, muss sich daran erst gewöhnen. Ein Erfahrungsbericht von den Seychellen Anzeige Anzeige SEIT 40 JAHREN IHR ERFAHRENER PARTNER FÜR BROKERAGE UND CHARTER. www.dahm-international.com

2008 nichtstun will gelernt sein

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Page 1: 2008 nichtstun will gelernt sein

für acht Gäste kostet im August proWoche etwa 20 000 Euro, das sind2500 Euro pro Gast und Woche. Inder Hochsaison ab Januar könnendie Preise deutlich höher liegen.

Ein echter Vorteil bei der CrewedCharter ist der Koch an Bord. Dennpünktlich halb acht steht das Essen

auf dem Pantrytisch. Oktav erklärt,was er in der beengten Kombüse inden letzten Stunden allein auf zweiFlammen gezaubert hat, wünschtguten Appetit – und verschwindetim Schiffsbauch. Erst zum Abräu-men erscheint er wieder. Als wirihm dabei zur Hand gehen wollen,wehrt er sanft, aber entschieden ab:„Relax“, sagt er, und lächelt dabei.

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Seite A8 DIE WELT Samstag, 23. August 2008Boot s Welt

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Von Matthias J. Müncheberg

Crewed Charter“ heißt dasZauberwort, mit dem im-mer mehr Yachtvermie-ter weltweit Kunden ge-

winnen wollen. Dabei versüßenprofessionelle Segler erholungs-hungrigen und zahlungskräftigenPassagieren den Törn. Meist han-delt es sich um Kabinencharter,aber auch die Miete einer komplet-ten Yacht ist möglich. Der passio-nierte Segler kann bei so einem Lu-xus-Törn allerdings ganz schön insGrübeln kommen – was tun mit der ganzen Freizeit?

„Seele baumeln lassen“ sei ab so-fort die oberste Pflicht, sagt SkipperMaurice bei der gründlichen Ein-weisung. Das sollte auf den Sey-chellen, einer Gruppe von 115 Stein-und Koralleneilanden mitten im In-dischen Ozean, nun wahrlich keinProblem sein. Verheißungsvoll ru-ckelt die „Mango“, ein Segelkata-

maran vom Typ Catana 47, an denFestmacherleinen in der MarinaAngel Fish im Hafen von Süd-Mahé.Professionell löst Skipper Mauricedie Leinen, nachdem er die Moto-ren gestartet hat, bringt einenFender aus, dampft in eine Springein – und setzt kurze Zeit später die Segel der „Mango“.

Er tut dies allein und routiniert,nur ab und an geht ihm der KochOktav zur Hand. Für die Gäste gibtes an Bord nichts zu tun. Man kannnach fliegenden Fischen Ausschauhalten, sich sonnen – ja, man kanndie Seele baumeln lassen. Aber ir-gendwie packt es einen dann dochals Segler. Sieben Tage nur ruhigherumliegen? Das ist zu viel. Un-willkürlich zuckt die Hand zurSchot, als das Vorsegel killt, oderzum Steuerrad, als der Wind einmalfast direkt von vorn kommt. „Abfal-len“ hämmert es im Kopf, sonststampfen wir uns womöglich nochin der Welle fest. Gedacht, getan:

Doch bevor das Manöver ausge-führt werden kann, huscht der Skipwieselflink übers Schiff, zuppelthier an einer Leine, optimiert dortdie Segelstellung und steuert die Yacht gekonnt dicht an einerLandzunge vorbei. Was soll’s – viel-leicht beim nächten Mal.

Aber nach nur drei Tagen an Bordhat man sich fast daran gewöhnt,die Seele baumeln zu lassen, zu „re-laxen“. Segelmanöver gehen einenquasi nichts mehr an: Für sie wer-den die zahlenden Gäste schlicht-

weg nicht gebraucht. Fehlende Se-gelaktionen können mit vielSchnorcheln, Schwimmen undStrandläufen kompensiert werden.

Zum weißen, feinen Sandstrandgeht es mit dem Dingi – startklar ge-macht und gesteuert, natürlich,vom Skipper Maurice. Manchmal ertappe ich mich, in Gedanken auf meinem kleinen Jollenkreuzerin heimischen Berliner Gefilden zusein und wieder selbst an den Leinen ziehen zu können. Hier wie dort gibt es – eigentlich – im-mer etwas zu tun.

Aber Maurice rät „Relax!“, undzeigt dabei seine blendend weißenZähne. Hat der schlanke jungeMann auf dem Vorschiff zu tun,schaltet er den Autopiloten ein. Soeinfach ist das. Bei so viel Freund-lichkeit und Engagement kann maneinfach nicht widersprechen. Kannman nicht? Man sollte aber, rätChristian Wiederer: „Wer an Bordeiner Crewed Charteryacht selbst

mit Hand anlegen will, kann das je-derzeit tun“, sagt der Angestelltevon Master Yachting Deutschland.Voraussetzung sei allerdings, dassdie Wünsche der Gäste möglichstfrühzeitig mit der Crew an Bord ab-gesprochen werden, um herauszu-finden, wo die verschiedenen Interessen der Segler liegen, erklärtder Charterprofi aus Eibelstadt, der seit über zehn Jahren begleite-ten Charter anbietet.

Was einem Segler an Bord der„Mango“ am Abend vor allem fehlt,ist das zufriedene Gefühl, sichselbst den Tag ersegelt, manchmalvielleicht erkämpft zu haben. Dochdarum geht es ja nicht an Bord desZehn-Personen-Schiffs, belegt mitsieben Gästen und der Crew. „Easygoing“ heißt die Maxime – man solles locker nehmen. Wer damit nichtklarkommt, chartert besser „bare-boat“. Das heißt so viel wie „nackt,kahl oder leer“ und bedeutet, dasSegelboot wird allein, sprich ohne

Skip und Koch angemietet. „Cre-wed Charter eignet sich insbeson-dere für Gruppenausflüge oder fürWassersportler, die einfach einmalausspannen oder einen Koch dabei-haben wollen“, sagt Wiederer.

Auch für Nichtsegler oder solcheohne Schein, welche die Situationan Bord erst einmal kennenlernenmöchten, bevor sie sich endgültigfür diese Art des Sports entschei-den, eigne sich diese Form des Se-gelns. Auch anlässlich von Hoch-zeiten oder Flitterwochen würdenbegleitete Segeltörns gern gebucht.Schließlich kann es auch praktischsein, das erste Mal in einem neuenRevier nicht allein unterwegs seinzu müssen. Versteckte Ankerbuch-ten, reiche Fischgründe und guteRestaurants können durch das Insi-derwissen der einheimischenScouts erkundet werden.

Das hat aber seinen Preis. Einezwischen den Seychellen-Inseln fürbegleitete Törns übliche Catana 582

Mit dem Katamaran durch die traumhafte Inselwelt der Seychellen: Wer an Bord gern selbst Hand anlegt, sollte allerdings besser ohne Crew chartern FOTOS: MÜNCHEBERG; DPA

Nichtstun willgelernt sein

Bei begleiteten Segeltörns werden Chartergästenalle Mühen abgenommen. Wer gerne selbst mitanpackt, muss sich daran erst gewöhnen. Ein

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