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JAHRE ROSINAK & PARTNER JAHRESBERICHT 2015/2016

2015/2016 · BackRub, der Vorläufer von Google, wird entwickelt 1. UN-Klimakonferenz in Berlin Färöer besiegt Österreich 1:0 Startschuss für die Verlängerung der U6 nach Floridsdorf

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j a h r e

rosinak & partner

J a h r e s b e r i c h t2 0 1 5 / 2 0 1 6

Impressum

Herausgeber: Rosinak & Partner ZT GmbHSchloßgasse 11, 1050 Wienwww.rosinak.at

Redaktion: Andrea Weninger, Werner Rosinak

Layout und Gestaltung: Eva Schuster

Druck: Druckerei Robitschek

Wien, im Juni 2016

jah r esb er ic ht 2015/16 1

vorwort

Vorwort1976 gründete werner rosinak das ingenieurbüro rosinak – mit einem

Mitarbeiter. Damals war der berufsstand der Ziviltechniker noch von einem unerschütterlichen selbstverständnis und einem hohen stellenwert in der Gesellschaft geprägt: der Ziviltechniker als „objektiver“ sachverständiger, der Zivil-techniker als anerkannte „Lösungsmaschine“ für technische Probleme aller art.Die technik, die Digitalisierung und neue Kommunikationsformen haben unsere arbeitsweisen allerdings verändert. so ist der Ziviltechniker mitten in der Gesell-schaft angekommen, ohne privilegierten Logenplatz. Das erfordert natürlich auch ein anderes selbstverständnis: Der Ziviltechniker sucht nicht vordergründig Lösun-gen, er stellt zuerst einmal die richtigen Fragen, hört zu, und übernimmt damit gesellschaftliche aufgaben und trägt verantwortung.rosinak & Partner haben sich in diesem sinne in den letzten jahrzehnten verän-dert: die Ziviltechniker sind weiblich, die aufgaben sind vielfältig, die verantwor-tung, das wissen und die Lösungskompetenzen sind auf viele expertinnen und experten verteilt. heute haben wir mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus den unterschiedlichsten Fachgebieten kommen. ein Gutteil unserer Projek-te sind nicht mehr alleine Planungsaufgaben, sondern sind auf hohe beratungs- und beteiligungskompetenzen angewiesen, wie dies bei verkehrskonzepten, bei Masterplänen für stadtteile oder bei Umweltgutachten der Fall ist. vier jahrzehnte sind vergangen: 40 jahre rosinak & Partner! wir laden sie daher herzlich ein, dieses jubiläum mit uns gemeinsam zu feiern.

Andrea Weninger

2 jah r esb er ic ht 2015/16

Einsturz der Reichsbrücke

Probebetrieb der U1 am Netz der Stadtbahn

Niki Lauda verunglückt am Nürburg ring

Lärmschutzwand Am Schöpfwek

Straßenprojekt Erdberger Lände

Reinhold Messner bezwingt als erster Bergsteiger den Mount Everest

Victor Gruen stirbt

Wohnstraße Wichtelgasse

Radwegekonzept Wien

Stationsvorfelder U1-Kagran und U1 Kaisermühlen

Vigdís Finnbogadóttir: erste demokra-tisch gewählte Frau als Staatsoberhaupt

Die Sowjetunion greift Afghanistan an

Boykott der Olympischen Spiele in Moskau durch 57 Länder

Regulärer Luftfahrbetrieb der Concorde

Mao stirbt

Werner Rosinak Zivilingenieur für Bauwesen

personen

wien und österreich

welt

projekte

1976

© istock/fluxfoto

© is

tock

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et

1980

Hearst ’as net, wia die Zeit vageht!© Hubert von Goisern

jah r esb er ic ht 2015/16 3

h east ’as n et, wia Di e Zeit vaGeht!

Gorbatschow wird KPdSU-General sekretär

Commodore stellt den Amiga vor, Windows die Version 1.01

Boris Becker gewinnt mit 17 Jahren Wimbledon

Wiedervereinigung Deutschlands

Nelson Mandela wird freige lassen: Ende der Apartheid

Tim Berner-Lee entwickelt den ersten Web-Browser

Attentat auf Yitzak Rabin

BackRub, der Vorläufer von Google, wird entwickelt

1. UN-Klimakonferenz in Berlin

Färöer besiegt Österreich 1:0

Startschuss für die Verlängerung der U6 nach Floridsdorf

Österreich tritt der EU bei

Strategieplan für Wien

Eröffnung der U6 nach Siebenhirten

Autobahn A23 Kaisermühlen–Hirschstetten

Forschungsauftrag Tempo 100 auf Autobahnen

S-Bahnverbindung Wien–Bratislava

Landesverkehrskonzept Salzburg

Lärmkataster Wien, Niederösterreich

Verkehrskonzept Tirana

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tock

/srd

jan

111

1985 1995

Volksbegehren gegen Abfangjäger

Der Weinskandal wird aufgedeckt

1990

4 jah r esb er ic ht 2015/16

personen

wien und österreich

welt

projekte

© is

tock

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ck3D

20052000

Sanktionen der EU gegen Österreich

Margarete Schütte-Lihotzky stirbt

Verkehrsstudie Eisenbahnstrecke Schwanenstadt–Salzburg

RUMBA: Richtlinien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung

Generalverkehrsplan Österreich

Das Humangenom-Projekt wird nach zehn Jahren vollendet

Eröffnung der Öresund-Brücke zwischen Schweden und Dänemark

Der letzte Rover Mini läuft vom BandAbsolute Mandatsmehrheit für die SPÖ bei Wiener Gemeinderatswahlen

Stadtentwicklungsplan Wien 2005

Rapid gewinnt das Spiel zur Champions-League-Qualifikation gegen Lok Moskau 1:0

Urbane Luft Initiative Wien

EDV-Wochenprogramm für U-Bahn- Bauarbeiten

UVE Grenzkraftwerk Inn

Angela Merkel wird deutsche Bundeskanzlerin

Papst Johannes Paul II stirbt

Erster Flug des größten Passagierflugzeuges Airbus A380

jah r esb er ic ht 2015/16 5

h east ’as n et, wia Di e Zeit vaGeht!

© M

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C. F

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2010 2015 2016

Spanien wird Fußballweltmeister

Die Bohrinsel Deepwater Horizon explodiert und sinkt

Der Vulkan Eyjafjallajökull bricht aus

Wiener Linien: 2,2 Mio. Fahrgäste pro Tag

Eröffnung der U2 von Stadion bis Aspernstraße

„Kottan ermittelt“ kommt ins Kino

Führungsteam

Forschungsauftrag: MyITS

Bürgerbeteiligung Kornmakt Bregenz

Straßendetailprojekt Krankenhaus Wien Nord

Anschlag auf Charlie Hebdo

Helmut Schmidt stirbt

ein heißer Jahrhundertsommer

Mariahilfer Straße wird Begegnungszone

Vollbetrieb am Wiener Hauptbahnhof

Wien bekommt internationale Aufmerksamkeit für gleichgeschlecht-liche Ampelpärchen

Stadtentwicklung Bahnhof Stockerau

Verkehrsberuhigung Goldschlagstraße

ÖV Güteklassen

Eröffnung des Gotthard Basistunnels

David Bowie, Zaha Hadid und Imre Kertész sterben

200. Geburtstag des Konditors Franz Sacher

Rapid bekommt ein neues Stadion

Mobilitätsmasterplan Kärnten

Sonderbauaufsicht Luft Autobahn A26

Fernbusterminal Wien

Wir sind 40!

j a h r e

r os i n a k & pa rt n e r

6 jah r esb er ic ht 2015/16

nach einer längeren Durststrecke sind die rapidler jetzt wieder im aufwind – und da kommt das neue stadion gerade rechtzeitig! viele sternstunden ihres teams

erlebten die rapid-Fans bis vor kurzem im Gerhard-hanap-pi-stadion, einer der ganz großen erfolge war der einzug ins europacupfinale der cupsieger im jahr 1996 – mit namhaf-ten stars wie hans Krankl und antonin Panenka.

Eine neue Rapid-Ära beginnt 2016nachdem das hanappi-stadion in die jahre gekommen war, entschied sich der sK rapid für den bau eines neuen stadions am gleichen standort – mit einem um 90 Grad gedrehten spielfeld. Das neue allianz-stadion bietet bis zu 28.400 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz, das entspricht einer Kapazitätserweiterung von rund 60 Prozent. wie bei einem modernen Fußballstadion üblich, sind aufenthalts- und hospi-talitybereiche sowie ein rapid-shop in das stadion integriert. ein großzügiger stadionvorplatz an der Keißlergasse bietet den Fans künftig vor und nach den Matches ausreichend Platz.

Verkehrskonzept von Rosinak & Partnerrosinak & Partner erarbeiteten das verkehrskonzept und das wegweisungskonzept für das neue stadion des sK rapid. als Grundlage dafür wurden beim letzten ausverkauften rapid-spiel im hanappi-stadion im juli 2014 umfangreiche Daten erhoben. Mit 50 Zählern konnten die verkehrsströme vor und nach dem Match im Detail erfasst und analysiert werden. Darauf aufbauend entwickelten wir die verkehr-lichen Maßnahmen. eine wesentliche verbesserung im verkehrsablauf ergibt sich durch das abstellen von bussen, einsatzfahrzeugen und tv-Übertragungswägen am areal nördlich des stadions. Für Gästefans gibt es einen reservier-ten sektor im stadion, mit eigenem Zugang von der Linzer straße.Der Großteil der rapid-Fans wird künftig weiterhin mit öffentlichen verkehrsmitteln anreisen, insbesondere mit der

U4 und der s45. Um einen einwandfreien ablauf im bahnhof hütteldorf zu gewährleisten, wurden die Fußgängerströme simuliert. eine neue haltestelle der straßenbahnlinie 49 in der Linzer straße verkürzt die Fußwege zum stadion.Die Pkw der besucherinnen können im Park & ride hüttel-dorf untergebracht werden. Kooperationen mit weiteren Park & ride-Garagen ermöglichen es den rapid-Fans aus dem süden und norden, ihr auto gleich am stadtrand zu parken und komfortabel und staufrei mit der U-bahn nach hütteldorf zu fahren.

Neues Stadion – besseres ImageMit der allianz-arena schafft der sK rapid eine gute voraus-setzung, das image des Fußballklubs weiter zu entwickeln. in Zukunft sollen verstärkt Familien angesprochen werden – der Fußball als reine Männerdomäne entspricht nicht mehr dem Zeitgeist. Das von rosinak & Partner in Kooperation mit dem sK rapid und der stadt wien entwickelte verkehrskon-zept unterstützt eine reibungsfreie und sichere abwicklung der Fußballspiele. Die eröffnung des neuen stadions für den sK rapid ist im juli 2016 vorgesehen.

Der SK Rapid ist wohl der traditionsreichste Wiener Fußballklub. Die „Grün-Weißen“ waren bereits 32 Mal österreichischer Fußballmeister.

Ein neues Stadion für die Hütteldorfer

Das neue Rapid-Stadion © SK Rapid Wien

jah r esb er ic ht 2015/16 7

ei n n eU es staDion FÜ r Di e h ÜtteLDor Fer

Aufgrund der

zahlreichen fans

sind das MObilitäts­

management und die

wegweisung

besonders

wichtig.

© istock/pixfly

8 jah r esb er ic ht 2015/16

Mit dieser Frage beschäftigte sich rosinak & Partner in den letzten jahren sehr intensiv. Michael szeiler ist vorsitzender des Fsv-ausschusses für begegnungs-

zonen und hat das österreichweit geltende rvs-arbeitspapier „einsatzkriterien für begegnungszonen“ federführend erstellt. im jahr 2014 hat rosinak & Partner mehrere begegnungszo-nen in niederösterreich im auftrag des Landes ausführlich analysiert, um daraus schlussfolgerungen für einen niederös-terreichischen Leitfaden für begegnungszonen abzuleiten.

Wo sind Begegnungszonen sinnvoll?begegnungszonen sind sinnvoll, wenn auf belebten Plätzen oder straßen die aufenthaltsqualität für Fußgängerinnen erhöht und zugleich die Dominanz des Kfz-verkehrs verringert werden soll. Geringe Geschwindigkeiten, gegenseitige rück-sichtnahme, eine straßengestaltung nach dem Prinzip der „selbsterklärenden straße“ sowie gute sichtbeziehungen ge-währleisten in begegnungszonen ein hohes Maß an verkehrs-sicherheit. Mit einer begegnungszone können zusammen-hängende, belebte öffentliche räume geschaffen werden; die trennwirkung herkömmlicher straßen, die die Plätze oftmals in mehrere bereiche teilten, wird deutlich verringert.wo bzw. wann sind begegnungszonen nicht sinnvoll? straßen mit mehr als einem Fahrstreifen je richtung sind als begeg-nungszonen jedenfalls ungeeignet. außerdem bedarf es einer Mindestanzahl von Fußgängerinnen, damit begegnungen unterschiedlicher verkehrsteilnehmer überhaupt stattfinden können.

Erkenntnisse der Studie für Niederösterreichim rahmen dieser verkehrsstudie in niederösterreich wurden begegnungszonen in st. Pölten, Pöchlarn, Mödling,

Leobersdorf und sitzenberg-reidling sowie der hauptplatz der stadt haag analysiert. Letzterer ist keine begegnungs-zone, aber nach dem Prinzip des shared space1 gestaltet. es hat sich gezeigt, dass alle untersuchten straßen und Plätze als begegegnungszonen geeignet sind. Die Durchschnitts-geschwindigkeiten liegen nur knapp über der Geschwindig-keitsbeschränkung von 20 km/h, was eine hohe verkehrs-sicherheit zur Folge hat. es gibt jedoch auch erkenntnisse, denen bei künftigen begegnungszonen mehr augenmerk geschenkt werden muss:

• Plätze sind grundsätzlich sehr gut als begegnungszonen geeignet. im ortszentrum sind Plätze oftmals belebt, intensiv genutzt und aufgrund der städtebaulichen struktur von autofahrerinnen sofort als raum für Fuß-gängerinnen erkennbar.

• belebte straßen können auch als begegnungszonen geeignet sein, sofern viele Fußgängerinnen die Fahrbahn queren. Die räumlichen verhältnisse sind aber meistens beengt, und es ist darauf zu achten, dass Fußgängerin-nen beidseits der Fahrflächen ausreichend Platz zum Gehen und verweilen haben. insbesondere in einkaufs-straßen sind legal oder illegal parkende Pkw eine heraus-forderung – bei der Planung und der Umsetzung.

• eine gute begegnungszone steht und fällt mit einer attraktiven Gestaltung, insbesondere mit der richtigen wahl des oberflächenmaterials. Menschen nehmen die oberflächen unbewusst wahr und verhalten sich intuitiv dementsprechend. so wird beispielsweise herkömm-licher grauer asphalt „automatisch“ als Kfz-Fahrbahn eingestuft, während großformatig gepflasterte Flächen als Gehbereiche wahrgenommen werden. eine derartig

Seit der gesetzlichen Verankerung in der StVO im Jahr 2013 sind Begegnungszonen der verkehrsplanerische Modetrend schlechthin – fast alle Gemeinden wollen eine haben. Aber was können Begegnungszonen tatsächlich leisten? Wo sind sie sinnvoll – und wo nicht?

Begegnungszonen: Mehr als ein Modetrend?

jah r esb er ic ht 2015/16 9

b eGeGn U nGsZon en

gepflasterte Fahrfläche wird daher von Kfz-Lenkerinnen als „ort für Fußgängerinnen“ erkannt; die erwartungs-haltung, dass Fußgängerinnen die Fahrfläche queren bzw. benutzen steigt und die Fahrgeschwindigkeit wird dementsprechend angepasst.

Die gesammelten erfahrungen und erkenntnisse fließen in die derzeit laufende Überarbeitung des rvs-arbeitspapiers zu begegnungszonen ein. eine aktualisierte Fassung wird im jahr 2016 veröffentlicht.

Resümeebegegnungszonen können einen wichtigen beitrag zur aufwertung und attraktivierung öffentlicher räume leisten. Die Qualität und die identitätsstiftende wirkung sind höher,

wenn bürgerinnen in die Planung einbezogen werden. Keine begegnungszone funktioniert wie eine andere – es bedarf daher für jede straße und jeden Platz besonderer Überlegun-gen. Damit eine bestmögliche wirkung erzielt wird, sollten begegnungszonen von verkehrsplanerinnen und (Land-schafts-)architekteinnen gemeinsam geplant werden.

1 Shared Space ist ein in Holland entwickeltes Gestaltungsprinzip für Straßen und Plätze. Es beruht auf einer Gestaltung, die allen Verkehrsteilnehmern signalisiert, dass es sich um Flächen handelt, welche Fußgänger, Radfahrer und Kfz im Mischverkehr gleichbe-rechtigt benutzen. Shared Space beinhaltet jedoch keine rechtlichen Bestimmungen wie z. B. Geschwindigkeitsbeschränkungen, Vorrang-regelungen, etc.

Begegnungszone Pöchlarn in Niederösterreich © Rosinak & Partner

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© MA 21/C. Fürthner

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im rahmen eines internationalen wettbewerbes wurden städtebau-liche Perspektiven für die siemens-

äcker erarbeitet – insbesondere was die baulichen bezüge zur nachbarschaft betrifft. nach diesem wettbewerb fand ein kooperatives Planungsverfahren des bauträgers sozialbau statt, bei dem neben den Fachplanerinnen und vertreterinnen der stadt wien auch die anrainerinnen involviert waren. Die ergebnisse wurden bei mehreren bürgerinformationsveranstaltungen öf-fentlich präsentiert und diskutiert – so konnten die anregungen der bürgerin-nen in das Leitbild einfließen.

Leitbild SiemensäckerDieses Leitbild sieht für das etwa acht hektar große areal 1.200 wohnungen vor. außerdem sind eine schule, ein Kin-dergarten, ein nahversorger und eine sporthalle geplant, um für die heutigen und zukünftigen bewohnerinnen auch ein entsprechendes angebot an sozialer infrastruktur zu schaffen. besonders wichtig sind dabei eine ansprechende Gestaltung der Freiräume und eine gute Durchwegung des Gebietes.

Zentrales element ist der 10.000 m² große Park in der Mitte des areals, der ausreichend Platz zum erholen und spielen bieten soll.

Einbettung in die Umgebung im jahr 2020 sollen die ersten bewoh-ner einziehen. Um das areal zukünftig zu erschließen, ist der ausbau mehrerer straßen vorgesehen. Dadurch werden der Zugang zur s-bahn-station sie-mensstraße erleichtert, komfortable radwegverbindungen geschaffen, eine buslinienanbindung ermöglicht und eine verträgliche verteilung des Projekt-verkehrs erreicht. Plätze und Gassen sowie eine gute fußläufige Durchquerung gliedern das neue stadtgebiet. Die bebauung und die einbettung in den bestand sind eine besondere herausforderung, schließ-lich muss das areal anschluss an die benachbarten Gewerbegebiete und Kleingärten finden. rosinak & Partner berieten im rahmen des kooperativen Planungsverfahrens die sozialbau aG bei der verkehrs-erschließung und überprüften die verkehrlichen und umwelttechnischen

auswirkungen des Projektes. im an-schluss daran wurde ein straßendetail-projekt für die erschließungsstraßen als Grundlage für die Flächenwidmung ausgearbeitet.

Di e si eMensäc Ker

Die sogenannten Siemensäcker liegen südlich der Siemens City in Floridsdorf, umgeben von Betrieben, Einfamilienhäusern, Kleingärten und Grünfächen. Wien ist eine der am stärksten wachsenden Städte in Europa, deshalb ist die Schaffung von Wohnungen und Arbeitsplätzen die zentrale Aufgabe der Stadtplanung – aber auch eine große Herausforderung.

Ein neues Stadtquartier entsteht: die Siemensäcker

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Mit der Textzeile „Kommt der Komet, oder kommt er zu spät“ lässt Falco in „Nur mit Dir“ offen, wann und ob der Komet kommt. © istock/TanjalaGica

jah r esb er ic ht 2015/16 13

Der hoc h haUs-Kon FLi Kt

im Falle der Komet-Gründe liegen die positiven aspekte für die stadtent-wicklung auf der hand: ein städte-

baulicher impuls bei einem Knoten des öffentlichen verkehrs, durchmischte nutzungen und öffentliche Freiräu-me. so gesehen ist jedes dieser hoch-hausprojekte, die aus architektur-wett-bewerben hervorgehen, das ergebnis eines komplexen abwägungsprozesses, der nicht auf den Gegensatz zwischen einer zu bewahrenden vergangenheit und einer dynamischen Zukunft redu-ziert werden sollte. im Falle der bebau-ung der Komet-Gründe bekennen sich jedenfalls stadt- wie bezirkspolitik „als tor zu Meidling“ zu diesem Projekt.

Die Komet-Gründe: eine endlose GeschichteDie bisherige Geschichte dieses an-spruchsvollen Projekts ist ein Lehrstück für die Planung und Kommunikation. nach jahren der Projektentwicklung hieß es im november 2015 zurück an den start: der verwaltungsgerichtshof hob die baubewilligung aus formalen Gründen auf. nun müssen die Pläne und Gutachten aktualisiert und neu eingereicht werden. nach dem abriss der vorhandenen desolaten Gebäude

muss man sich also noch länger an die brachfläche im wiental gewöhnen.

Das Projektvorgesehen sind eine randbebauung an der schönbrunner schloßstraße und ein 60 Meter hoher turm, mit woh-nungen, büros und einkaufsflächen. besonders schwierig gestaltete sich die Planung der Freiflächen, da vielfältige funktionelle ansprüche – belieferung, Platz für Fußgängerinnen und radfah-rerinnen sowie für den aufenthalt – auf begrenzter Fläche ermöglicht werden mussten. Übergeordnete Planungen wie die radlangstrecken entlang des wientals landen dann in den niederun-gen lokaler rahmenbedingungen und Möglichkeiten.wir haben dieses Projekt mit meh-reren aufgaben begleitet: mit einem verkehrskonzept, einer daraus abgelei-teten – aus unzähligen varianten her-vorgegangener – straßendetailplanung sowie mit einer Umweltuntersuchung. Die besondere herausforderung bei derartigen Projekten ist eine produk-tive Kommunikation – innerhalb des Planungsteams, mit den behörden, vor allem aber auch mit einer kritischen bevölkerung.

Trotz mehrerer Hochhauskonzepte, die Kriterien und Eignungszonen definieren, erzeugt nahezu jedes Hochhaus im dichtbebauten Wiener Stadt-gebiet heftige Konflikte, vor allem dann, wenn das Weltkulturerbe bedroht scheint. Diesen Sorgen stehen allerdings auch immer positive Aspekte gegenüber.

Der Hochhaus-Konflikt

jah r esb er ic ht 2015/16 15

16 jah r esb er ic ht 2015/16

Der Modal split ist ein fachliches Konstrukt, das in der Zivilgesellschaft kaum angekommen ist. als Maß-zahl dient er verkehrs- und stadtplanerinnen für

die einschätzung, wo sich handlungsfelder auftun: welche Potenziale können bei welchen verkehrsmitteln aktiviert werden? Der Modal split vermittelt allerdings keine Qua-lität, nur im vergleich – zur vergangenheit, zu anderen städten, Ländern, Gemeinden – ist er brauchbar. Der Modal split ist eine relativzahl. Über tatsächliche verkehrsmengen sagt er daher nichts aus. 100 % von ganz wenig ist immer noch ganz wenig.

Komplexe ErhebungsmethodenDie erhebungsmethoden zum Modal split könnten un-terschiedlicher nicht sein, der normative Gehalt ist hoch: Geglaubt wird, was verkehrspolitisch gerade nützlich ist. Die klassischen erhebungsinstrumente (Fragebögen, inter-views) sind komplex und für viele Menschen überfordernd, nur mit erfahrung, mit höchster Genauigkeit und methodi-schem aufwand sind brauchbare ergebnisse zu erwarten.Dem Modal split wohnt der Mangel aller Zahlen inne: er sagt über Qualitäten und ihr Gegenteil nichts aus. wie ein unter-suchtes Gebiet in seiner Mobilität „verfasst“ ist, erklärt der Modal split nur unzureichend: ist jetzt Zürich so viel besser als wien, und was ist mit München, berlin oder gar Paris?herumgesprochen hat sich mittlerweile, dass der fach-gerecht ermittelte Modal split die Fußwege unterschätzt bzw. aufgrund der erhebungsmethode zu einem Großteil nicht berücksichtigt: was aber bedeutet das für Politik & Planung?Für ganze bundesländer – mit städten, verkehrskorridoren und ländlichen räumen – ist der Modal split in Zahlen

gegossener nonsens: die periphere Gemeinde mit einer handvoll einwohnerinnen und die Mittelstadt sind weder vergleichbar noch in einem Kollektiv gut aufgehoben. auch wenn sich die Politik mit visionären Modal split-Zielen schmückt – gemessen wird sie immer noch an konkreten handlungen.

Und was tun mit der Multimodalität? Wie sie erheben und in Zahlen kleiden?Der Modal split ist also eines von vielen Merkmalen zur Mobilität, vermutlich nicht das wichtigste. nichts entlastet uns dabei, Mobilität kreativ und über Zahlen hinaus zu beschreiben.

Es gibt wenige Begriffe im Verkehr, die so häufig vergleichend verwendet werden wie der so genannte Modal Split, die Wegewahl der Menschen. Wie ist er heute, was kann man morgen und übermorgen, was am Nimmerleinstag erreichen? Was ist realistisch, was ist Utopie, und was irgendwo dazwischen? Was lässt sich über den Fetisch in kritischer Distanz sagen?

Der Fetisch

jah r esb er ic ht 2015/16 17

Der Fetisc h

Verkehrsplaner-Fetisch: Der Modal Split © stock.tookapic.com

Wien

27

39

27

7

München: 2008London: 2011Wien: 2015Niederösterreich: 2014/15Kärnten: 2014/15St. Pölten: 2012Korneuburg: 2015Bregenz: 2009

London 42

36

20

2

München

37

21

28

14

St. Pölten 56

17

16

11

Korneu-burg

49

17

18

16

Bregenz44

9

28

19

Nieder- österreich

6413

15

8

Kärnten

77

6

13

4

Pkw ÖV zu Fuß Fahrrad

Werte stammen aus den aktuellen Landes- bzw. Stadtverkehrskonzepten

18 jah r esb er ic ht 2015/16

in der tat hat die stadt Mürzzuschlag seit 1971 etwa ein viertel seiner ein-wohnerinnen verloren. wie die gesam-

te obersteiermark war Mürzzuschlag vom tiefgreifenden strukturwandel der stahlindustrie als Folge des globalen

wettbewerbs stark betroffen. heute sind die ehemaligen betriebe der

verstaatlichten industrie welt-marktführer, aber mit einem Fünftel der belegschaft. Die Pro-duktivität wurde enorm erhöht, nur so können industriebetriebe

in reichen Ländern wie Öster-reich im wettbewerb bestehen.

ein Facharbeiter verdient in diesen betrieben mehr als ein Universi-

tätsabsolvent. Die Folge: absolventen mit bakk-abschluss stehen lieber in der werkshalle von böhler als sich in ihrem akademischen Fach einen job zu suchen, wie man in der schauplatzsen-dung sehen konnte. Die statistik erzählt jedenfalls eine andere Geschichte, als sie die orF-sendung suggerieren möchte:• Der Zuwachs des bruttoregional-

produkts je einwohnerin war von 2001 bis 2011 mehr als dreimal so hoch wie etwa in Graz oder in Österreich insgesamt.

• Das einkommen der unselbständig beschäftigten liegt sowohl über dem steirischen (108 – 112 %) als

auch über dem österreichischen Durchschnitt (105 – 109 %).

• Die Zahl der arbeitsplätze hat von 2001 – 2011 um über 4 % zugenom-men.

• Die region hat eine positive wande-rungsbilanz mit dem ausland.

(Daten für den Politischen bezirk bruck an der Mur / Mürzzuschlag)

Negative Geburtenbilanzen, schrumpfende KaufkraftDer bevölkerungsrückgang wird mitt-lerweile zu einem größeren teil durch die negative Geburtenbilanz verur-sacht. Leere Geschäfte gibt es in nahezu jedem stadtzentrum in Österreich, auch in den wiener Geschäftsstraßen. sie sind nicht der schrumpfenden Kauf-kraft, sondern den shopping-centern am stadtrand geschuldet. Kein wunder also, dass sich der bürgermeister von Mürzzuschlag über diese sendung be-schwert hat, denn die positive Faktenla-ge wurde einfach ignoriert. ja, die ein-wohnerzahl nimmt ab, aber das heißt nicht, dass „das Licht ausgeht“ und es den verbliebenen einwohnerinnen schlecht gehen muss. schließlich gehen in 30% der politischen bezirke und in 40% der Gemeinden die bevölkerungs-zahlen zurück. Düstere Untergangssze-narien helfen den betroffenen regio-

In der ORF-Sendung „Am Schauplatz“ vom Jänner 2016 wurde unter dem Titel „Die letzten Arbeiter“ Mürzzuschlag in ein düsteres Licht gestellt: Eine Region mit Bevölkerungsrückgang, die Jungen gehen weg, die Geschäfte sperren zu, Jobs gehen verloren, die Politik versagt.

Und der Letzte macht das Licht aus?

Wenn die

Einwohnerzahl

sinkt, geht noch

lange nicht das

Licht aus!

jah r esb er ic ht 2015/16 19

U n D Der LetZte Mac ht Das L ic ht aUs?

nen und Gemeinden nicht weiter und sie stellen auch keine basis für einen konstruktiven Dialog mit den handelnden akteurinnen und akteuren dar. Das soll nicht bedeuten, dass abwanderung und bevölkerungsabnahme keine Probleme verursachen; es ist auch nicht sinnvoll, diese entwicklung zu tabuisieren, aber es geht um eine fakten- und datenbasierte auseinandersetzung mit dem Phänomen bevölkerungsrück-gang.

Impulspapier: Regionen mit Bevölkerungsrückgang Dazu trägt ein impuls-Papier bei, das rosinak & Partner gemeinsam mit der bundesanstalt für bergbauernfragen und der Österreichischen arbeitsgemeinschaft für regio-nalentwicklung (Öar) im auftrag des bundeskanzleramts erstellt haben: „regionen mit bevölkerungsrückgang, experten-impulspapier zu regional- und raumordnungs- politischen entwicklungs- und anpassungsstrategien“.

Dieses impulspapier war auch eine wesentliche Grundlage für die neue ÖreK-Partnerschaft „strategien für regionen mit abwanderungstendenzen“. ÖreK-Partnerschaften sind themenspezifische Zusammenschlüsse von institutionen, die die raumentwicklung in Österreich maßgeblich beein-flussen. Ziel der Partnerschaften ist es, Lösungsvorschläge und empfehlungen zu aktuellen Problemen und Fragen der raumentwicklung in Österreich auszuarbeiten und in die politischen entscheidungsprozesse einzuspielen. Die Partner-schaft „strategien für regionen mit abwanderungstenden-zen“ zeichnet sich durch eine breite beteiligung aus. neben dem bundeskanzleramt nehmen auch das Ministerium für ein lebenswertes Österreich und alle bundesländer mit ausnahme von wien teil. rosinak & Partner haben neben der erarbeitung des impulspapiers auch an der Moderation des vorbereitungsprozesses und an der erstellung des arbeits-programms dieser Partnerschaft mitgewirkt.

© Rosinak & Partner

20 jah r esb er ic ht 2015/16

Stadtentwicklung beim Linzer Hauptbahnhof

heute werden briefe und Pakete also mit Lieferwä-gen und Pkw verteilt; die nähe zu einem bahngleis spielt aufgrund der logistischen anforderungen des

e-commerce-booms für die Post keine zentrale rolle mehr. Die freiwerdenden Flächen bieten für die stadt Linz nun eine hervorragende Möglichkeit, stadtentwicklung an einem hochattraktiven bahnhofsstandort zu betreiben. Das 35.000 m² große areal zeichnet sich nicht nur durch seine nähe zum Zentrum, sondern auch durch die gute anbindung an straßenbahn und bus sowie an nationale und internationale bahnverkehre aus.

Ein multifunktionales Zentrumein erstes entwicklungskonzept sieht für die Liegenschaft Flächen für handel, Gastronomie und Dienstleistungen mit etwa 10.000 m² verkaufsfläche vor. Dazu kommen wohnun-gen und büros, ein studentenheim und eine seniorenresi-denz, ein Pflegeheim sowie ein ärztezentrum. etwa 2.000 Pkw-stellplätze sind für das gesamte areal vorgesehen. städtebaulich und verkehrlich ist die entwicklung des Gebie-tes eine herausforderung, schließlich liegt es zwischen der bahntrasse und der westring-Kreuzung der geplanten Linzer autobahn a26.Das areal ist derzeit als bauland-Kerngebiet gewidmet. Die geplanten handelsflächen von mehr als 1.500 m² verkaufsflä-che erfordern gemäß oberösterreichischem raumordnungs-gesetz eine raumverträglichkeitsprüfung. rosinak & Partner bearbeiteten im rahmen der raumverträglichkeitserklärung sowohl die verkehrlichen als auch die umweltrelevanten Grundlagen wie Luftschadstoffemissionen, -immissionen und schall.

Auswirkungen auf Verkehr und Umweltauf basis der geplanten nutzungen und der Lage des Projekt-areals im stadtgebiet von Linz wurde die verkehrserzeugung abgeschätzt – bei der berechneten verkehrsverteilung spielt die geplante a26 eine wesentliche rolle. Geprüft wurden die auswirkungen der nutzungen auf die auslastung der bestehenden und zukünftigen verkehrsinfrastruktur, sowie aufbauend darauf die auswirkungen der schall- und Luft-schadstoffemissionen des verkehrs auf die immissionssitua-tion im Untersuchungsgebiet.rosinak & Partner haben zudem die Machbarkeit einer wohn-nutzung am standort hinsichtlich der örtlichen schallbelas-tung und der Luftschadstoffsituation untersucht – als Grund-lage dafür diente eine exemplarische bebauungsvariante. ein städtisches entwicklungsgebiet dieser Größe stellt sowohl städtebaulich wie verkehrlich eine herausforderung dar.

Das Verteilzentrum der Österreichischen Post AG befand sich 20 Jahre lang am Linzer Hauptbahnhof. Vor einem Jahr entschied sich das Unter nehmen, ihre „Drehscheibe“ ins 25 km entfernte Allhaming zu verlegen und gleichzeitig zu modernisieren.

jah r esb er ic ht 2015/16 21

aM haU Ptbah n hoF Li nZ

Graphische Darstellung der Ergebnisse der Ausbreitungsrechnung mit dem Modell GRAL für die verkehrlichen Immissionen © Rosinak & Partner

22 jah r esb er ic ht 2015/16

A26 Linzer Autobahn – Luftschadstofftechnische Sonderbauaufsicht

Für die erste etappe – die errichtung der neuen Donaubrücke sowie die daran anschließenden anschlussstel-

len Donau nord und Donau süd – wurden Karl schönhuber und roland Kranabeter von rosinak & Partner im juli 2015 vom bundesministerium für verkehr innova-tion und technologie (bMvit) als sonder-fachexperten für Luftschadstoffe bestellt. ihre aufgaben sind die Kontrolle von luft-schadstofftechnischen auflagen aus dem bescheid der Umweltverträglichkeitsprü-fung und die Überprüfung der Maßnah-men der Umweltverträglichkeitserklärung – mit dem Ziel, die schadstoffbelastung während der bautätigkeit für die bevölke-rung so gering wie möglich zu halten.Der bauherr, die asfinag, muss sich an 35 luftschadstoffrelevante auflagen und Maßnahmen für den ersten bauab-schnitt der autobahn halten. Darunter fallen relativ einfache auflagen wie der einsatz von modernen baugeräten, die staubfreihaltung von straßen und Manipulationsflächen bis hin zu kom-plexen technischen Maßnahmen wie die Kapselung von Maschinen, die Filterung

von ablüften oder zum beispiel die installation von wasservorhängen beim bergmännischen tunnelvortrieb.Der nachweis, dass alle vorgeschrie-benen auflagen der Umweltverträg-lichkeitsprüfung eingehalten werden und die bevölkerung durch die bautä-tigkeit nicht übermäßig belastet ist, wird durch eine mobile Luftgütemess-stelle der tU Graz in unmittelbarer nähe der baustelle erbracht. Diese Messstelle wird fernüberwacht und deren Daten analysiert. Da aber nicht alle Maßnahmen vom computer aus überprüft werden können, sind die sonderfachexperten auch auf der baustelle unterwegs – teilweise auch ohne vorherige ankündigung. bei diesen begehungen werden vor ort die auflagen und Maßnahmen kontrolliert und dokumentiert. Der behörde wird jedes Quartal berichtet, ob die auflagen erfüllt werden. neben dieser sonder-bauaufsicht richtete die asfinag auch eine unabhängige anlaufstelle für an-rainerinnen und anrainer ein, um auf etwaige beschwerden rasch reagieren

Die A26 Linzer Autobahn verbindet die Mühlkreis Autobahn bei Binder-michl mit der B127 Rohrbacher Straße. Die Strecke ist etwa 4 km lang und verläuft größtenteils unterirdisch. Über die Donau und die Westbahn werden zwei neue Brücken errichtet. Aufgrund der Größe des Projekts sind drei Realisierungsetappen notwendig, die zu unterschiedlichen Zeitpunk-ten für den Verkehr frei gegeben werden.

Mobile Luftgütemessstelle direkt am Bauplatz am südlichen Donauufer© Rosinak & Partner

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Abbrucharbeiten für die Baustelleneinrichtung am südlichen Donauufer© Rosinak & Partner

zu können. Mit den vorbereitenden arbeiten für den bau des ersten abschnittes begann die asfinag im sommer 2015. im jahr 2019 soll der erste abschnitt für den verkehr freigege-ben werden. bis dahin fallen für Karl schönhuber und roland Kranabeter noch einige baustellenbegehungen, Quartalsbe-richte und stellungnahmen an.

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Zu-Fuß-Gehen: Ein neuer Trend?Die Tageszeitung „Der Standard“ machte im Oktober letzten Jahres den Fußgänger zum „Kopf des Tages“ und betitelte den Beitrag folgenderma-ßen: „Der Fußgänger: Von der Politik wiederentdeckt“. Die Stadt- und die Bundespolitik setzt nun also Konzepte und Maßnahmen zur Förderung des Zu-Fuß-Gehens um.

im rahmen der walk21 wien, der weltweit größten Konfe-renz zum thema Fußverkehr und lebenswerte städte, wur-de von Umweltminister andrä rupprechter der Masterplan

Gehen im wiener rathaus als nationales strategiepapier zur Förderung des Zu-Fuß-Gehens präsentiert. Der Plan ist eine anleitung für Gemeinden und städte, welche Maßnahmen sie bei der Gestaltung des öffentlichen raumes und zur etab-lierung fußgängerfreundliche strukturen umsetzen können.wien ist dabei vorbild, mit 27 % anteil an Fußwegen beim Modal split – und eigentlich noch viel mehr, berücksichtigt man alle wege zu anderen verkehrsmitteln, also zum beispiel auch Fußwege zu bus und bahn. Das jahr 2015 wurde daher von der stadt wien als „jahr des Zu-Fuß-Gehens“ beworben. Das ganze jahr präsentierte die Mobilitätsagentur verschie-dene imagekampagnen, bei denen das Zu-Fuß-Gehen nicht

nur als gesund, sondern auch als hip, modern und urban dar-gestellt wurde. Die Fußgänger-Karte – zuerst belächelt – fand einen absatz von über 80.000 stück im ersten jahr. Mobile apps, das street Life Festival und zahlreiche andere veranstal-tungen führten durch das jahr – mit einem vergleichsweise hohen bekanntheitsgrad bei der bevölkerung. Ein Trend: nur in den Städten!Dennoch: Die Förderung des Fußverkehrs geht über Maß-nahmen der bewusstseinsbildung und werbung hinaus. Zu-Fuß-Gehen mag gesund, billig, sozial und inklusiv sein. im dichtbebauten stadtgebiet sind die voraussetzungen oftmals gut, zumal restriktionen beim autoverkehr die nutzung an-derer verkehrsarten ermöglichen und notwendig machen. an den rändern der stadt, vor allem aber im ländlichen raum,

Peatónito: der Superheld tritt für die Rechte der Fußgänger ein © stadt wien marketing / C. Fürthner

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ZU FUss Geh en

ist das Zu-Fuß-Gehen nicht etabliert. in kleinen Gemeinden, wo der öffentliche verkehr fast ausschließlich für schüle-rinnen unterwegs ist, ist die nutzung anderer verkehrsmittel als das auto im-mer noch mit der Frage verbunden, ob man seinen Führerschein verloren hät-te. blickt man ins bundesland Kärnten, ist dies besonders auffällig: bei einem Modal split beim Pkw-verkehr von 77 % – was bleibt da noch für das Zu-Fuß-Gehen, den öffentlichen verkehr oder den radverkehr übrig? ausgestor-bene innenstädte und leere straßen-räume sind die Folge.

Handeln statt Fordernin anderen Ländern wie zum beispiel Mexiko haben Fußgängerinnen kaum Platz und wenig rechte. stress im stra-ßenverkehr und ein hohes Gefahren-potenzial kennzeichnen die städte in süd- und Mittelamerika. Für die rechte der Zu-Fuß-Gehenden setzt sich dort Peatónito ein – ein junger superheld, bekleidet mit Luchador-Maske und wal-lendem Umhang. er malt Gehsteige auf die straße, stellt sich den autos in den weg und blockiert Fahrbahnen, um den Fußgängern Platz zu bieten. er kämpft im rahmen seiner nGo für mehr berücksichtigung der Fußgänger bei der Umsetzung von verkehrsprojekten. Peatónitos‘ aktionen sind in der stadt sichtbar, er setzt Maßnahmen um, für die in Planungsprozessen oftmals jahre vergehen und Kompromisse erst gefun-den werden müssen.

Vom Prestigeprojekt zum Alltagauch in wien ist die Umsetzung von verkehrsberuhigenden Maßnahmen für den Fußverkehr oft umstritten. Gelun-gene Prestigeobjekte wie die Maria-hilfer straße besitzen zwar eine hohe internationale strahlkraft, überzeugen kann man oftmals aber mit „kleineren“

Projekten aus dem in- und ausland. in diesem sinne darf es nicht nur bei derar-tigen vorzeigeprojekten bleiben. auch in wohngebieten muss man den öffentli-chen raum gestalten, insbesondere für Fußgängerinnen und ihre aufenthalts-qualität, wie dies in der seestadt aspern an zahlreichen guten beispielen gelun-gen ist. oft geht es dabei nur um kleine Maßnahmen, wie kurze ampelschaltun-gen bei Kreuzungen, Durchwegungen im stadtteil, attraktive sitzgelegenhei-ten und ausreichende Gehsteigbreiten, die über das regelmaß von zwei Metern hinausgehen. Die Gestaltung des öffent-lichen raumes in neuen wiener stadt-entwicklungsgebieten zeigt eines sehr deutlich: dort, wo es zu gemeinsamen, grundstücksübergreifenden Planungen und Umsetzungen kommt, profitieren die nutzerinnen und der öffentliche raum, auch wenn er vielfach in Privatbe-sitz ist und „nur“ als öffentlicher raum wahrgenommen wird.

Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung ob das Zu-Fuß-Gehen tatsächlich ein neuer trend ist, werden wir sehen, wenn sich neue technische entwick-lungen beginnen durchzusetzen. ob autonomes Fahren die verkehrssicher-heit verbessert und den (motorisierten) verkehrsfluss erleichtert, werden wir in absehbarer Zukunft erfahren. welche bedeutung diese technologie für das Leben in den städten hat, wissen wir noch nicht. werden autonome Fahrzeu-ge überhaupt als individuelle verkehrs-mittel zur verfügung stehen? Und wenn ja, wird dann überhaupt noch jemand zu Fuß gehen? vielleicht hatte Kaiser wilhelm ii ja recht, die ära des automobils war nur vorübergehend, nun folgt etwas ganz neues.

Bebauung der Bombardiergründe © Rosinak & Partner

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Die wirklichkeit ist anders: ökonomisch können Zivil-technikerinnen von anwaltshonoraren nur träumen, und im arbeits-alltag finden sich ingenieurinnen

zumeist als Dienstleisterinnen wieder, die – wie andere Professionisten im bauwesen – aufträge nach anweisungen erfüllen. Dieses Gefälle zwischen auftraggeber und auftrag-nehmer wird durch öffentliche auftraggeber befördert, die sich zunehmend auf steuerungs- und Managementaufga-ben zurückziehen und deshalb die inhaltliche arbeit „nach unten“ delegieren. es entsteht der eindruck, die verwaltung schätzt ihre Managementleistungen höher ein als inhaltliche Lösungen. auf diese weise geht allerdings der fachliche Dia-log aus unterschiedlichen blickwinkeln, der allen aufgaben gut täte, ebenso verloren wie die inhaltliche Kompetenz bei öffentlichen auftraggebern.

Eigensinn und SelbstdenkenDiese aufgabenteilung führt allerdings nicht dazu, dass un-abhängige beratungsleistungen bei Planerinnen nachgefragt würden. vielmehr entsteht eine beratungsresistenz, verbun-den mit der Frage: brauch‘ ma des?was aber wäre nun die voraussetzung für beratung? eva novotnY hat das in ihrem bildungsbuch „ermächtigen“ an sechs aspekten festgemacht:• selbstdenken• eigensinn• versiertheit in der Dynamik sozialer systeme• Motivation durch eine autonome Moral• sprachmacht• humorZu diesen allgemeinen Qualitäten kommt der fachliche an-spruch, die Meta-ebene des jeweiligen Problems ansteuern zu können: wie stellt sich das inhaltliche, organisatorische und kommunikative Umfeld dar, ist das Problem (die auf-

gabe) auf der gegenständlichen Planungsebene überhaupt lösbar, sind konzeptionelle Fragen ausreichend geklärt?Und was tun beraterinnen überwiegend: FraGen stellen! Diese Kompetenz muss allerdings außerhalb einer konventi-onellen (universitären) ausbildung erworben werden. Denn dort werden Lösungskompetenzen antrainiert: technische Universitäten und vor allem Fachhochschulen erzeugen antwortgeber, die möglichst rasch auf Lösungen zusteuern – schließlich kostet fragen Zeit, lässt Fragende als inkompetent erscheinen. Die haltung: ich weiß noch zu wenig, um ant-worten zu geben; ich bin mir nicht sicher, ob das genannte Problem überhaupt eines ist; ich muss nachdenken, welche Phänomene zu ihrem Problem gehören; ich suche noch nach den passenden Fragen; all das könnte den eindruck einer soliden ahnungslosigkeit erwecken, und wer hat schon genügend selbstbewusstsein, diesen eindruck entstehen zu lassen.

Planung – Beratung – Beteiligungwir haben uns intern intensiv mit dem Dreigestirn Planung – beratung – beteiligung auseinandergesetzt und festge-stellt, dass es in unseren Kompetenzfeldern infrastruktur – verkehr – raumplanung – Umwelt unterschiedliche sicht-weisen bei der Frage „was ist beratung?“ gibt. angesichts dessen ist der nächste schritt nicht ein gemeinsames ver-ständnis, sondern eine generelle sensibilisierung im sinne: was ist der beratungsanteil der jeweiligen aufgabe, und wie können wir ihn intern und extern bewusst machen?Überzeugt sind wir, dass die Zukunft unseres berufsstan-des darin liegt, an aufgaben in einer beratungshaltung heranzugehen, also das inhaltliche, soziale und prozessuale Umfeld einer aufgabe frühzeitig im blick zu haben. Zu hoffen ist, dass dieser größere blickwinkel auch bessere Lösungen ergibt.

Im Selbstverständnis der Ziviltechniker – also der befugten ArchitektIn-nen und IngenieurInnen – ist die Beratungskompetenz immer schon ent-halten. So wurde im Vorbereitungskurs für die notwendige Prüfung die Rolle als „technischer Notar“ lange Zeit vermittelt, was uns in die Nähe beratender Rechtsanwälte rückt.

Was ist Beratung?

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was ist b eratU nG?

© Rosinak & Partner, Planoptimo, MA 21/C. Fürthner

Beratung heisst:

fragen stellen!

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Unsere Sprache in Wort und Bildseit vielen jahren organisiert das büro diverse Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen. Der längerfristige schwerpunkt „Gut schreiben“ wurde im jänner 2015 mit einem weiterbildungs-tag über das Lektorat von texten fortgesetzt. Das bewährte schreibseminar von Frau Professor Maria nicolini, das immer wieder aha-erlebnisse liefert und großes vergnügen bereitet, fand außerdem im März 2016 statt, so dass auch die „neuen“ Mitarbeiterinnen ihre schreib-Fertigkeiten trainieren konnten. auch in der digitalen welt bleiben Papier und stift wichtige begleiter – dieser nicht mehr so selbstverständliche ansatz wurde in einem Zeichenkurs verfolgt. Zehn unserer Mitarbei-terinnen übten mit Dominik scheuch und Monika rycerz von Yewo Landscapes das Freihand-Zeichnen und verfeinerten ihre entwurfsfähigkeiten.

Ljubljana 2016: wo weniger mehr ist Zwei jahre nach der Fact Finding Mission in London wurde es Zeit, wieder einmal gemeinsam zu verreisen und einen blick über den tellerrand zu werfen. Da man zum verreisen auch gute Freunde braucht, machten wir uns gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des büros Planoptimo Köll aus tirol auf den weg nach Ljubljana.Ljubljana ist eine reizvolle stadt mit 280.000 einwohnern. Die altstadt schmiegt sich gleichermaßen an die Ufer des Ljubljanica Flusses und an die hänge der burg. Durch die engen mittelalterlichen Gässchen und Plätze der altstadt haben sich noch vor zehn jahren unzählige autos gezwängt. als im jahr 2006 Zoran jankovic zum bürgermeister gewählt wurde, begann er sofort mit der Umsetzung seiner vision:

Das gesamte historische Zentrum Ljubljanas wird schrittwei-se autofrei und zur Fußgängerzone! heute begegnet man in Ljubljanas Zentrum nur noch Fußgängerinnen, radfahrerin-nen und dem „Kavalir“. Der Kavali(e)r ist ein kleines elektro-fahrzeug – ähnlich einem Golfcart, das Fahrgäste gratis und umweltfreundlich durch die autofreie Zone befördert. noch in diesem Frühjahr wird der Kavali(e)r einen großen bruder bekommen: den „Urban“. Dieser wird dutzenden Fahrgästen Platz bieten und ihnen den steilen anstieg zur burg ersparen.vizebürgermeister janez Koželj radelte am zweiten tag mit uns durch die stadt. bei dieser Gelegenheit konnten wir auch gleich das Leihradsystem bicikeLj testen. nicht fehlen durfte auch die feierliche eröffnung eines neuen radweges durch den vizebürgermeister und unseren Freund blaž Lok ar, und abschließend der besuch des hauses des großen sloweni-schen architekten jože Plecnik, der das stadtbild Ljubljanas maßgeblich geprägt hat, sich selbst aber außer arbeiten kaum etwas gegönnt hat – getreu seinem Motto „comfort is the cousin auf lazyness!“wir erkundeten in begleitung von boris Matic von scapelab, eines der führenden architektubüros in Ljubljana, und Matej ogrin von der ciPra slowenien den bisweilen letzten clou der stadtplanung: Die Umgestaltung und verkehrsberuhigung der slovenska cesta. aus der früheren hauptverkehrsachse wurde eine Fußgängerzone, die nur noch von Linienbussen und radfahrerinnen befahren wird.alles in allem eine unglaublich spannende, interessante und be-reichernde reise, welche noch dazu perfekt organisiert war. Und dafür gilt unser abschließendes und größtes Lob blaž Lokar, der diese reise zu etwas ganz besonderem gemacht hat! hvala!

Neugierig in die Welt hinaus!

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