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201 9 International aufgestellt T&O Labsystems und seine innovative Labortechnik 28 Einzigartig in Deutschland Arborea Marina Resort Neustadt 54 Durchstarter StartUps auf Erfolgskurs in SH 10 Maritime Wirtschaft Volle Kraft voraus! 38 Unternehmen mit (Doppel-)Herz Axel Jürgensen hat Queisser Pharma aus Flensburg nach Asien gebracht. Rückenwind bekam das Unternehmen von der WTSH. 34

2019 - WTSH · Kontaktanzeige, Kurzfilmtitel oder der Suche vieler junger Gründerinnen und Gründer nach dem geeigneten Stand-ort zur Gründung ihres StartUps. Schleswig-Holstein,

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2019International aufgestellt T&O Labsystems und seine innovative Labortechnik 28

Einzigartig in DeutschlandArborea Marina Resort Neustadt 54

Durchstarter StartUps auf Erfolgs kurs in SH 10

Maritime Wirtschaft Volle Kraft voraus! 38

Unternehmen mit (Doppel-)Herz Axel Jürgensen hat Queisser Pharma aus Flensburg nach Asien gebracht. Rückenwind bekam das Unternehmen von der WTSH.34

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DÄNEMARK

DEUTSCHLAND

NORDSEE

OSTSEE

Niedersachsen

Schleswig-Holstein

Hamburg

Berlin

KopenhagenMalmö

SCHWEDEN

Bremerhaven

Roskilde

Sønderburg

Kolding

Flensburg

Lübeck

Kiel

Busdorf

Schwentinental

NeumünsterNeustadt

Kaltenkirchen

Tornesch

Wedel

Langballig

Güby

Felde

Kattendorf

Elmshorn

Tönning

Danewerk

Wikinger-Museum Haithabu, Busdorf, Seite 52–53

Danevirke-Museum, Danewerk, Seite 52–53

jung, risikobereit, flexibel sucht … Klingt nach kreativer Kontaktanzeige, Kurzfilmtitel oder der Suche vieler junger Gründerinnen und Gründer nach dem geeigneten Stand-ort zur Gründung ihres StartUps. Schleswig-Holstein, der Standort eines starken Mittelstandes, hat auch als Gründer-innen- und Gründerland Fahrt aufgenommen.

Viele neue Jungunternehmerinnen und Jungunterneh-mer sind auf den Markt gekommen und bei allen ist ein enormer Wille vorhanden, ihr Unternehmen und den Standort weiter voranzutreiben. Um ihr Entwicklungs-potenzial auszuschöpfen, erhalten sie vielfältige Unter-stützungsmöglichkeiten, angefangen vom Ideenwett-bewerb Schleswig-Holstein über das Gründung stipendium bis hin zum Seed- und StartUp-Fonds Schleswig-Holstein II.

Was wir im echten Norden den Gründerinnen- und Gründer-Hotspots anderenorts voraushaben, ist, dass die Wege kurz sind und das Unterstützungsnetzwerk eng geflochten ist, sodass allen eine gute Begleitung zukommt. Doch auch wir müssen immer wieder unsere Hausauf-gaben machen, um unser Gründerinnen- und Gründer -ökosystem zukunftsfest zu machen.

StartUps sind schnell, unkonventionell und verkörpern eine Kultur des Ausprobierens, des Scheiterns und des Wiederaufstehens. Diese Eigenschaften, die die Ent-wicklung innovativer Produkte oder Dienstleistungen enorm fördern, machen StartUps auch interessant für den Mittelstand, denn eine Kooperation mit aufstrebenden StartUps kann den Innovationsaktivitäten gestandener

Mittelständlerinnen und Mittelständler einen neuen Kick verleihen. Umgekehrt können StartUps von den Erfah-rungen etablierter Unternehmen profitieren und erste Aufträge generieren. Der erste Schritt dahin? Networking. Neue Wege gehen. Neue Formate ausprobieren. Berüh-rungsängste abbauen. Vertrauen schaffen. Bringen wir also zusammen, was zusammen passt.

Ihr

Dr. Bernd Bösche

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,Caterpillar, Kiel, Seite 39

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel, Seite 40

Investitionsbank Schleswig-Holstein, Kiel, Seite 10

Element 22, Kiel, Seite 48–49

Fleet 7, Kiel, Seite 23

ZfE-Inkubator, Kiel, Seite 23

Instruments of Things, Kiel, Seite 18

Maritimes Cluster Norddeutschland,

Geschäftsstelle Schleswig-Holstein, Kiel, Seite 43

Mittelständische Beteiligungsgesellschaft

Schleswig-Holstein mbH, Kiel, Seite 10

Osteolabs, Kiel, Seite 43

Phi-Stone, Kiel (Mielkendorf), Seite 42

Resteritter, Kiel, Seite 15

Umtüten, Kiel, Seite 12

Vekselwirk, Kiel (Lübeck, Kolding, Roskilde), Seite 23

Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH,

Kiel, Seite 6–9, 10–11, 30–33, 36–37, 46, 49, 56–57

Europa-Universität Flensburg, Flensburg, Seite 20–21

Hochschule Flensburg University of Applied Sciences, Flensburg, Seite 39–40

Queisser Pharma, Flensburg, Seite 34–35

Venturewærft Flensburg-Sønderburg, Flensburg (Sønderburg), Seite 22

Noordsk.studio, Langballig, Seite 13

Stiftung Louisenlund, Güby, Seite 50–51

Alter Heuboden, Felde, Seite 22

DW-ShipConsult, Schwentinental, Seite 42

Arborea Marina Resort Neustadt, Neustadt, Seite 54–55

Tim Tanne, Kattendorf, Seite 14

Gisma, Neumünster, Seite 40–41

Jürgen Löhrke GmbH, Lübeck, Seite 24–25

Technikzentrum, Lübeck, Seite 23

Vekselwirk, Lübeck (Kiel, Kolding, Roskilde), Seite 23

T&O Labsystems, Kaltenkirchen, Seite 28–29

Helzel Messtechnik, Kaltenkirchen, Seite 41

Adolf Nissen Elektrobau, Tönning, Seite 26–27FESforward, Elmshorn, Seite 17

elbwalker, Wedel, Seite 16Loll Feinmechanik, Tornesch, Seite 47

Dr. Bernd Bösche, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH)

03

E D I TO R I A L

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INHALT

Brückenschlag über den großen TeichUnternehmen und innovative Gründe-rinnen und Gründer aus dem echten Norden haben seit August 2018 einen heißen Draht zu einer der innovativsten Technologieregionen der Welt, der Heimat von Google, Tesla und Co. Das Northern Germany Innovation Office (NGIO) mit Sitz in San Francisco, Kalifornien, vernetzt Schleswig-Holstein und Hamburg mit dem Silicon Valley. Die Fäden laufen dabei in den Händen von Tim Ole Jöhnk, einem waschechten Schleswig-Holsteiner, zusammen.

Tummelplatz für Durchstarterinnen und Durchstarter Schleswig-Holstein bietet fruchtbaren Boden für die Gründerszene und ihre innovativen Ideen. Damit gerade in der Anfangsphase große Herausforderungen gemeistert werden können, gibt es im echten Norden ein dichtes Netz-werk an Unterstützungsmöglichkeiten für junge Macherin-nen und Macher. So wird aus Ideen Wertschöpfung.

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Schubkraft für InnovationenWer sich als Unternehmen nicht kritisch hinterfragt und innoviert, bleibt auf der Strecke. Doch neue Ideen brauchen Rückenwind, um zur Marktreife heran-zuwachsen. Mit Innovationsförderung wird es möglich.

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Weltkulturerbe HaithabuZum dritten Mal ist der Titel der UNESCO in den echten Norden verge-ben worden. Der Handelsplatz Haithabu und der Befestigungswall Danewerk sind von weltweiter Bedeutung – und allemal einen Besuch wert.

5206 Drei Engel für Gründerinnen und Gründer Unterstützung für StartUps in Schleswig-Holstein

10 Rückenwind für Durchstarterinnen und Durchstarter Die StartUp-Szene im echten Norden

20 Die weibliche Seite des Erfolgs Women’s Entrepreneurship Schleswig-Holstein

22 Space Cowboys Coworking Spaces: Networking für den Durchbruch

24 Technik mit Leidenschaft: Jürgen Löhrke GmbH Lösungen für eine saubere Zukunft

26 Alles im (Verkehrs-)Fluss: Nissen Elektrobau Das Unternehmen aus Tönning setzt Zeichen

28 Innovative Labortechnik: T&O Labsystems Hochmoderne Technik mit Ferienhausflair

30 Vernetzt mit dem Silicon Valley Das Northern Germany Innovation Office

34 Wie Queisser Pharma neue Märkte erobert Das Flensburger Unternehmen blickt nach Asien

36 Markteinstieg in ferne Länder So gelingt der Start im Ausland

38 Schleswig-Holstein kann Meer Die maritime Wirtschaft im echten Norden

44 Maritime Branche als Innovationsmotor Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz im Interview

46 Triebfeder für innovative Ideen Passgenaue Förderprogramme für den Mittelstand

48 Element 22 Innovationskraft von der Kieler Förde

50 Weltbewegend Nachhaltiger Spitzenkaffee aus Louisenlund

52 Hohe Ehre für Wikingerstätten Haithabu und Danewerk sind UNESCO-Weltkulturerbe

54 Duz-Hotel mit eigenem Strand Das Arborea Marina Resort Neustadt

56 Netzwerken für den echten Norden Das Partnerprogramm Schleswig-Holstein

58 Impressum

0504

I N H A LT

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DREI ENGELFÜR GRÜNDERINNEN UND GRÜNDER

FELIX ROTHER, DR. ANNELIE TALLIG UND MANDY HÖRL

In der schleswig-holsteinischen Gründerszene hat sich in den vergangenen Jahren einiges bewegt. Viele neue Player sind auf den Markt gekommen und bei allen ist ein enormer Wille vorhanden, ihr Unternehmen und den Standort weiter voranzutreiben. „Wer im echten Norden ein StartUp gründet, hat beste Voraussetzungen, auch wegen der guten Förder- und Finanzierungsangebote für Gründerinnen und Gründer“, meint Dr. Annelie Tallig von der Wirtschaftsförderung und Technologie transfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH), Teamleiterin StartUp – Förderung und Finanzierung.

Gemeinsam mit der Projektmanagerin Mandy Hörl und dem Projektmanager Felix Rother unterstützt sie im Auftrag des Landes Gründerinnen und Gründer mit einem Rundum-sorglos-Paket bei der Umsetzung von Gründungs vorhaben: an-gefangen vom Ideenwettbewerb Schleswig-Holstein über das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein, dem Seed- und Start Up-Fonds Schleswig-Holstein II sowie dem Baltic Business Angels Schleswig-Holstein e. V. Denn allein eine gute Idee reicht nicht aus, um erfolgreich zu gründen. Know-how, Kapital und tatkräftige Unterstützung sind notwendig. Hier spre-chen die drei über Erfolgsfaktoren, Stolper steine und die vielen Möglichkeiten, die StartUps in Schleswig-Holstein haben.

„GENERELL WIRD DAS THEMA GRÜNDEN UNTERSCHÄTZT – SOWOHL ZEITLICH ALS AUCH FINANZIELL.“

Dr. Annelie Tallig über die Gründe des Scheiterns von Gründerinnen und Gründern

„Wirtschaftsland“: Würdet ihr in Schleswig-Holstein gründen?

Rother: Ich würde auf jeden Fall in Schleswig-Holstein gründen, weil das ganze Ökosystem sehr persönlich ist. Es gibt ein sehr gutes Netzwerk, Aus-tausch und Veranstaltungen. Schles-wig-Holstein punktet natürlich mit seinen soften Standortfaktoren. Wie jeder weiß, sind die Schleswig-Hol-steiner die glücklichsten Menschen in Deutschland.

„Wirtschaftsland“: Nur reicht Glück allein reicht nicht aus, um erfolgreich zu gründen. Es gibt vielfältige Heraus-forderungen, die die Gründerinnen und Gründer meistern müssen. Gibt es welche, die insbesondere in der Anfangszeit unterschätzt werden?

Hörl: Auf jeden Fall! Viele haben schlicht und ergreifend mit der Ernüch terung zu kämpfen, die nach der Phase der Ideenentwicklung einsetzt. Nach der Euphorie sehen sie sich plötzlich mit so profanen Dingen wie zum Beispiel Buchhaltung konfrontiert. Viele unterschätzen den immensen Zeitaufwand, der damit einhergeht.

Tallig: Dazu kommt, dass sich Grün-derinnen und Gründer zwischen ihrem ursprünglichen Plan und den tatsächlichen Wünschen der Kund-schaft bewegen. Das ist für viele eine absolute Herausforderung.

„Wirtschaftsland“: Welche konkreten Fragen stellt ihr den Gründe rinnen und Gründern, wenn sie zu euch kommen?

Hörl: Ich frage immer nach der Zu-sammensetzung des Teams. Welche Kompetenzen haben die Teammit-glieder? Und in welcher Beziehung stehen sie zueinander? Wenn zum Beispiel enge Freundinnen oder Freunde miteinander gründen, kann es funktionieren, es kann aber auch total schwierig werden.

Die zweite Frage: Können die Grün-derinnen und Gründer ihre Idee, die sie realisieren wollen, gut rüberbrin-gen? Meine Faustregel hierzu lautet: Alles in einem Satz einfach einmal darstellen zu können.

Und die dritte Frage, die beantwortet sein sollte, ist, ob die Gründerinnen und Gründer einen Umsetzungsplan für die kommenden sechs Monate parat haben.

„Wirtschaftsland“: Welche Haus-aufgaben sollten Gründerinnen und Gründer unbedingt erledigen, bevor sie mit euch Kontakt aufnehmen?

Tallig: Wir raten immer, einige existenzielle Fragen vorab zu beant-worten: Für welches Problem biete ich eine Lösung an? Wie sieht meine Lösung, mein Produkt oder mein Service aus? Gibt es einen Markt für meine Idee? Welches Marktpotenzial hat meine Idee und wie hoch ist der Innovationsgrad? Welche Kosten kommen auf mich zu und welches Er-lösmodell kann das Vorhaben tragen? Sind alle relevanten Kompetenzen im Team vorhanden? Letzen Endes geht es auch immer um Wettbewerb und Liquidität.

„Wirtschaftsland“: Was sind aus eurer Erfahrung heraus die häufigsten Gründe fürs Scheitern?

Tallig: Generell wird das Thema Gründen unterschätzt – sowohl zeit-lich als auch finanziell.

Rother: Gründen bedeutet, sich ein-zuschränken. Es gibt am Anfang kein üppiges Gehalt, wenn es überhaupt etwas gibt. Und das kann sich schon einmal über ein paar Jahre hinziehen. Da ist Durchhaltevermögen gefragt.

Dr. Annelie Tallig, Team leiterin StartUp – Förderung und Finanzierung

Felix Rother, Projektmanager StartUp – Förderung und Finanzierung

Die WTSH-StartUp-Experten Felix Rother, Dr. Annelie Tallig und Mandy Hörl (v. l.)

„Wirtschaftsland“-Interview

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J U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E NJ U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E N

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„Wirtschaftsland“: Euer Team bietet im Auftrag des Landes Gründerinnen und Gründern ein Rundum-sorg-los-Paket: finanzielle Unterstützung durch das Gründungs stipendium Schleswig-Holstein und den Seed- und StartUp-Fonds Schleswig-Hol-stein II sowie Know-how und Kapital, vermittelt über den Baltic Business Angels Schleswig-Holstein e. V. Aber wie sieht es mit Hilfe zur Selbsthilfe aus? Wie animiert ihr Gründerinnen und Gründer dazu, sich selbst unterei-nander zu helfen?

Hörl: StartUps haben oft ähnliche Probleme oder Fragestellungen. Wir meinen, sie sollten nicht nur aus ihren Erfolgen, sondern auch aus ihren Niederlagen lernen. Was lief gut? Was läuft nicht so gut? Darum brin-gen wir sie regelmäßig zusammen. Bei den Treffen werden dann zum Beispiel Prototypen vorgeführt, denn ein Blick von außen ist immer sehr inspirierend und motivierend. Teams, die vielleicht bislang weniger ge-schafft haben, bekommen bei diesen

Netzwerkrunden viel Ansporn, bis zum nächsten Treffen weitere Dinge umzusetzen. „Wirtschaftsland“: Was macht euch so viel Spaß an der Arbeit mit Grün-derinnen und Gründern?

Hörl: Die Gründerinnen und Grün-der kommen zu uns und sind total überzeugt von ihrer Idee. Sie sind motiviert, wollen was bewegen und

nehmen jeden Tipp sehr gerne an. Für mich ein dankbarer und befriedi-gender Job.

Rother: Ich finde es großartig, dass ich durch die StartUps immer einen Bezug zu neuen innovativen Produk-ten habe. Und noch großartiger finde ich, dass ich auch daran teilhabe, gute Rahmenbedingungen für Gründerin-nen und Gründer mitzugestalten. Man hat das Gefühl, man bewegt wirklich etwas.

„Wirtschaftsland“: Was gebt ihr allen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg?

Tallig: Früh über vieles nachdenken und machen!

Rother: Netzwerkt!

Hörl: Lasst euch nicht entmutigen!

(lei) //

Mandy Hörl, Projektmanagerin StartUp – Förderung und Finanzierung

Dr. Annelie Tallig, Mandy Hörl und Felix Rother im Gespräch mit „Wirtschaftsland“ (v. l.)

Mandy Hörl, Projektmanagerin StartUp – Förderung und Finanzierung, möchte jungen Gründerinnen und Gründern Mut machen.

In einer Sketchnote hat sie zusammengefasst, wer aus ihrem Team sich womit besonders gut auskennt und welche Fragen sich Jungunternehmerinnen und -unternehmer stellen sollten, bevor sie ihr Projekt angehen. Und weil ein StartUp ein span-nendes, aber nicht immer leichtes Unterfangen ist, gibt es hier auch die „Mutmacher-Tipps“.

Dr. Annelie Tallig, Teamleiterin T +49 431 66 66 6-8 48, [email protected] Hörl, Projektmanagerin T +49 431 66 66 6-8 49, [email protected] Rother, Projektmanager T +49 432 66 66 6-8 89, [email protected]

Das WTSH-Team StartUp – Finanzierung und Förderung:

Auf den Punkt: das Angebot des WTSH-StartUp-Teams

UNTERSTÜTZUNG FÜR DURCHSTARTERINNENUND DURCHSTARTER AUF EINEN BLICK

LET’S STARTUP!

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RÜCKENWINDFÜR DURCHSTARTERINNEN

An innovativen Ideen mangelt es den Jungunternehme-rinnen und Jungunternehmern im echten Norden nicht. An Unterstützungsangeboten ebenso wenig. So prüft die Wirtschaftsförderung und Technologie transfer Schleswig- Holstein GmbH (WTSH) im Auftrag des Landes bereits in der Vorgründungs phase, ob ein StartUp für das Gründungs stipendium Schleswig-Holstein infrage kommt.

DIE STARTHILFEDas Gründungsstipendium Schleswig-Holstein soll Studie-renden und Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit innovativen und marktfähigen Ideen den Weg in die Selbstständigkeit ebnen. Das Land Schleswig-Holstein hat gemeinsam mit der Inves titionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH (MBG) bis Ende 2019 insgesamt eine Million Euro für das Gründungsstipendium bereitge-stellt. Anders als vergleichbare Angebote zur Finanzierung von Gründungsvorhaben ist dieses Stipendium unter anderem dafür vorgesehen, die Lebenshaltungskosten der zukünftigen Unternehmerinnen und Unternehmer in der Vorbereitungsphase vor und während der eigentlichen Gründung zu tragen. Die Gründung muss in den ersten drei Monaten des Stipendiums erfolgen. Die WTSH ge-währt das Gründungsstipendium im Auftrag des Landes.Hat sich ein neues Unternehmen für eine Förderung qua-lifiziert, erhalten die jungen Macherinnen und Macher für sechs bis neun Monate eine monatliche Unterstützung von 1.600 Euro und können in diesem Zeitraum ihren Business-plan entwickeln. DIE KAPITALBESCHAFFUNGWer mit dem Businessplan überzeugt, kann auf wei te ren Rückenwind hoffen, auch ohne vorher ein Gründungs -stipendium erhalten zu haben. Solchen Jungunterneh-merinnen und -unternehmern winkt Beteiligungskapital aus dem Seed- und Start Up-Fonds Schleswig Holstein II, den das Land Schleswig-Holstein gemeinsam mit der IB.SH und der MBG bereitstellt. Er unterstützt motivier-te Entrepreneure aus Hochschulen, wissenschaftlichen Einrichtungen und forschungs- und entwicklungsstarken

Betrieben sowie junge Unternehmen dabei, Ergebnisse und Methoden wissenschaftlicher Forschung in innova-tive Produkte und Dienstleistungen zu über führen. Der Fonds beinhaltet Mittel der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Landes programms Wirtschaft (2014–2020) sowie Landesmittel.

DIE MENTORINNEN UND MENTORENUnterstützung erhalten Gründerinnen und Gründer im echten Norden auch vom Baltic Business Angels e. V., einem Zusammenschluss erfahrener schleswig-holstei-nischer Unternehmerinnen und Unternehmer, die StartUps mit Erfahrung, Wissen und Kapital unterstützen. „Der Kontakt zu Unternehme rinnen und Unternehmern mit Gründungserfahrung ist für den nachhaltigen Erfolg eines StartUps immens wichtig“, sagt Dr. Annelie Tallig, Team-leiterin StartUp – Förderung und Finanzierung bei der WTSH. Gründerinnen und Gründer haben über den Verein direkten Zugang zu Privatinves torinnen und -investoren. Die WTSH wird die Aktivitäten des Vereins auch in Zukunft als Partnerin und Beraterin intensiv begleiten.

DIE VERNETZUNGUm künftig Unternehmensgründungen noch besser zu fördern, unterstützt das Land das von Hochschulen und hochschulnahen Einrichtungen in Schleswig-Holstein getragene Projekt „Innovationsorientiertes Netzwerk Star-tUp Schleswig-Holstein“. Die Förderung des Netzwerkes erfolgt aus dem Landesprogramm Wirtschaft 2014-2020 mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwick-lung (EFRE) und Landesmitteln. Ziel ist, die Gründungs-kultur in Schleswig-Holstein insgesamt zu stärken, die Zahl erfolgreicher hochschul naher Gründungen zu erhöhen und Gründungsprozesse zu beschleunigen. Das Netzwerk verfügt über die Expertise, wichtige Spezialisierungsfelder des Landes im hochschulnahen, wissens- und technolo-gieintensiven Gründungskontext professionell zu stärken. Durch eine engmaschige Betreuung können nicht nur die spezifischen Bedarfe der Gründerinnen und Gründer früh-zeitig erkannt werden, sondern es kann auch passgenaue Unterstützungsleistung identifiziert werden. Aus diesem Projekt ist der StartUp Schleswig-Holstein e. V. hervor-gegangen, der aktuell die Eintragung im Vereinsregister beantragt und mittlerweile mehr als 20 Mitglieder umfasst. Zweck des Vereins ist die Förderung der wissenschaftli-chen Gründungsforschung und die beschleunigte Umset-zung der Erkenntnisse, die Förderung von Entrepreneurs-hip und Stärkung der Innovationskraft verschiedenster Akteure im Lande. Der Verein verfolgt damit ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. (eli/lei) //

Angebote für StartUps

Gründungsstipendium Schleswig-Holstein Ansprechpartnerin: Mandy Hörl T +49 431 66 66 6-8 49hö[email protected] http://kurzelinks.de/Gruendungsstipendium

Seed- und StartUp-Fonds Schleswig-Holstein IIAnsprechpartnerin: Dr. Annelie Tallig T +49 431 66 66 6-8 [email protected] http://kurzelinks.de/seedfonds-wtsh

Baltic Business Angels e. V.Ansprechpartnerin: Mandy Hörl T +49 431 66 66 6-8 49 hö[email protected] bba-sh.de

Innovationsorientiertes Netzwerk StartUp Schleswig-HolsteinAnsprechpartner: Felix Rother T +49 431 66 66 6-8 89 [email protected] startupsh.de

Eine gute Idee macht noch kein erfolgreiches Unter nehmen. Wer ein StartUp gründet, muss das Projekt vor allem in der Anfangsphase finanzieren und monetäre Durst strecken überstehen. Wer sich Unterstützung holt, hat gute Chancen, sich am Markt zu etablieren.

„Genius ist zu 1 Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.“Thomas Edison († 18. Oktober 1931), US-amerikanischer Erfinder, Unternehmer und Tausendsassa

UND DURCHSTARTER

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KOMFORTZWISCHEN NATUR UND MINIMALISMUS

Was vereint maximale Freiheit, Nach-haltigkeit und den Supertrend zum Minimalismus? Die erfolgreiche Idee der beiden Noordsk.studio-Gründer Carl-Felix Lentz und Leif Erik Boysen. Durch die gerade einmal 21 Quadrat-meter ihrer Tiny Houses weht frischer Zeitgeist.

Wer den Großstadtstress ohne viel Aufwand hinter sich lassen möch-te, findet in der Entwicklung des StartUps Noordsk.studio genau das richtige Tool. Die sogenannten Tiny Houses bieten auf kleinem Raum volle Ausstattung in einem ge-schmackvoll-harmonischen Ambi-ente und können, da sie auf Trailern gebaut sind, mit geringem Aufwand ihren Standort jederzeit wechseln – von der Stadt in den Wald, an den See oder wo auch immer der indi-viduelle Rückzugsort sein mag.

Das Minihaus funktioniert dabei völlig autark. Es beinhaltet eine Dusche mit einem Wasserkreislauf, in dem das Wasser in Echtzeit gefiltert und recycelt wird. Strom wird durch Solar- und Batterieenergie generiert. Es gibt einen Ofen und eine Infrarot-heizung. Den ökologischen Anspruch unterstreicht auch die Dämmung aus Seegras. Bis zu drei Personen finden in dem Tiny House von Noordsk.- studio Platz.

„Unsere Häuser sollen einen mög-lichst geringen Abdruck in der Natur hinterlassen, vielmehr sollen sie mit ihr einhergehen“, sagt Carl-Felix Lentz. Dabei spielen viele Komponen-ten eine Rolle, wie Leif Erik Boysen erklärt: „Während des Bauprozesses und auch mit der Fertigstellung verschmelzen Handwerk, Architektur, Design und das Thema Wohnen im Allgemeinen miteinander.“

Während der Teilnahme am Kurs „Bau dein Ding“ des Opencampus wurden erste 3-D-Visualisierungen der Tiny Houses entworfen. „Im Zuge dessen war die Resonanz über das Projekt enorm, was uns von der Umsetzung überzeugte“, erzählt Carl-Felix Lentz. Via Opencampus wurden Carl- Felix Lentz und Leif Erik Boysen auch auf das im Auftrag des Landes von der WTSH vergebene Gründungs-stipendium des Landes Schleswig- Holstein aufmerksam und konnten mit ihrer Idee überzeugen. Nach ebenso erfolgreicher Akquise von Sponsorenfirmen (Velux, Würth, Roggemann) konnte im Juni 2018 der Bau des Prototyps beginnen.

„Viele Menschen sind inzwischen an unserer Übernachtungsmöglichkeit in der Natur interessiert und können sich sogar den Erwerb eines eigenen Tiny Houses vorstellen“, berichtet Leif Erik Boysen.

Ihr Angebot sehen Carl-Felix Lentz und Leif Erik Boysen trotz Wohn-raumknappheit im Tourismus- und Freizeitsegment und wollen so die Menschen wieder näher an die Natur bringen. Neben Vermietung und Ver-kauf sieht das Gespann Potenzial in einer Kooperation mit Landwirtinnen und Landwirten, die auf ihren Höfen ausreichend Platz für ein Tiny House bieten.

Dann wird für alle Tiny-House-Bewoh-nerinnen und -bewohner bereits der erste Blick des Tages über die endlos scheinenden Felder schweifen. (tbu) //

noordsk-1.jimdosite.com

NOORDSK.STUDIO

„Unsere Häuser sollen einen möglichst geringen Abdruck in der Natur hinterlassen.“Carl-Felix Lentz, naturverbundener Minimalist mit Geschäftssinn

Carl-Felix Lentz (li.) und Leif Erik Boysen haben den Trend zum Minimalismus in ihren Tiny Houses umgesetzt

GROSSE WIRKUNGKLEINE TÜTE,UMTÜTEN

Bestellt man in der Bäckerei drei ver - schiedene Produkte, hält man oft drei gefüllte Papiertüten in der Hand. Drei Wegwerfartikel zu viel, finden die Un-ternehmerinnen Christina Lehmann und Anja Kromer.

Mit ihrem Unternehmen „Umtüten“ bieten sie wiederverwendbare Brot- und Snacktüten und helfen Verbrau-cherinnen und Verbrauchern und Unternehmen, jede Menge Müll zu vermeiden.

kommunikation für ein nachhaltiges Handeln. Zur Zielgruppe gehören Bäckereien und Bio-Supermärkte. Dabei war für das als Studienprojekt gestartete Unternehmen gar kein Vertrieb angedacht. „Die Tüten sind eine Lösung in Produktform“, so Anja Kromer. Mit dem Gründungs-stipendium Schleswig-Holstein, das im Auftrag des Landes von der WTSH bewilligt wurde, kon nten Christina Lehmann und Anja Kromer ihr Projekt in ein Unter nehmen verwandeln.

Das Material für die Tüten ist ebenso nachhaltig wie die dahintersteckende Idee. „Es wird regenbewässerte und zertifizierte Biobaumwolle nach GOTS (Global Organic Textile Standard) aus Tansania verwendet“, berichtet Christina Lehmann. Im Blick haben sie dabei das Verpackungsgesetz, das die Recyclingquoten bis 2020 hochsetzt, bei Papier von 70 auf 90 Prozent, bei Kunststoffen werden 63 Prozent angestrebt. Mit den Tüten von Umtüten kann jede und jeder einen Beitrag leisten. (tbu) //

umtueten.org

Anja Kromer (li.) und Christina Lehmann haben dem Verpackungsmüll den Kampf angesagt und daraus ihr Geschäftsmodell entwickelt

Mit Broot-Tüüt, Snack-Tüüt und Markt-Tüüt kann man ganz einfach Verpackungs-müll im Alltag vermeiden

Kiel lernten sich die beiden kennen. Die Aufgabe: ein globales Problem auf lokaler Ebene lösen. Die Lösung der beiden: wiederverwertbare Brot- und Snacktüten. Sie riefen ihr Projekt „Umtüten“ ins Leben und bieten nun ökologisch produzierte sowie wieder-verwendbare Biobaumwolltüten an.

„Mit Umtüten wollen wir die Men-schen direkt ansprechen“, sagt Chris-tina Lehmann. Für die Endkonsumen-tin und den Endkonsumenten bietet Umtüten drei Produkte an: die Snack-, die Broot- und die Markt-Tüüt.

Die Biobaumwolltüten mit einem abwaschbaren Inlay glänzen durch Einsatzvielfalt, individuellen Sieb-druck und stellen eine umweltfreund-liche Alternative zur Einweg tüte dar. „Solange das Umtüten mit der mitgebrachten Tüte auf der Laden-theke erfolgt, werden alle Hygiene-vorschriften eingehalten“, versichert Anja Kromer. Außerdem halten die Tüten die Lebensmittel frisch.

Weiter unterstützt und berät das Tandem seine Geschäftskundinnen und -kunden hinsichtlich der Außen-

„Wir haben Umtüten auf die Beine gestellt, um dem Verpackungswahnsinn ein Ende zu bereiten.“Christina Lehmann und Anja Kromer, pragmatische Umweltaktivistinnen

„Bereits in unserem studentischen Alltag waren uns auf dem Campus die vor Verpackungen überquellen-den Abfallbehälter ein Dorn im Auge“, erzählt Anja Kromer. Auch Christina Lehmann wollte sich mit der Verpac kungsmüllflut nicht arrangie-ren. In einem Projektplanungsmodul im Rahmen ihres Masterstudiums an der Christian-Albrechts-Universität zu

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J U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E NJ U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E N

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KÖNIGLICH SPEISEN DANK EDLER HELDEN

RESTERITTER

Angefangen hat alles mit einem Studienprojekt und dem Kochen von Marmeladen und Chutneys. Moritz Dietzsch, Oke Hansen und Nick Eßwein wollen aber nicht nur Mar-melade verkaufen, sondern auch zu einem nach haltigeren Umgang mit Lebensmitteln motivieren. Gekocht wird nämlich mit Lebensmitteln, die dem Wegwurf geweiht waren.

Die Resteritter tun aber noch mehr. Sie ziehen gegen Lebensmittelver-schwendung zu Felde, retten Obst vor der Müll tonne und machen daraus gläserweise Köstlichkeiten. Ihre Frucht aufstriche vertreiben sie mit ihrem Projekt Resteritter in mittler-weile acht Geschäften in Kiel sowie in den Sommermonaten auf Festivals. Da rüber hinaus veranstalten sie soge-nannte Schnibbelparties, auf denen mit geretteten Lebensmitteln gemein-sam ganze Menüs zubereitet werden.

Über das Thema Lebensmittelver-schwendung hatten sich die drei Stu-dienfreunde schon länger Gedanken gemacht. „So richtig griffig wurde es mit einem Seminar im Geografiestudi-um an der Christian-Albrechts-Univer-sität zu Kiel (CAU), in dem es darum ging, ökologische und soziale Prob-leme wirtschaftlich zu lösen“, erzählt Moritz Dietzsch. Statistisch gesehen wirft in Deutschland jede Person pro Jahr 82 Kilogramm noch verwendba-re Lebensmittel in den Müll. Die Idee der Resteritter, ebenjene zu retten, holte den zweiten Platz beim Nach-haltigkeitswettbewerb der Stadt Kiel und den Geldpreis beim Yooweedoo-Ideen wettbewerb. Als erste Hürde gestaltete sich die Suche nach einer vom Gesundheitsamt zugelassenen Küche. „Wir sind der AWO Kiel für die Bereitstellung sehr dankbar“, sagt Nick Eßwein. Die Bekanntheit wuchs rasant. Die Resteritter hatten zu Be-ginn ihres StartUps einzig die Kieler Nachrichten um einen Artikel gebe-ten. Seitdem steht ihr Telefon, auch

aufgrund weiterer Beiträge in Funk und Fernsehen, kaum noch still. Ins-besondere vom Kieler Obst- und Ge-müsegroßhandel Brötzmann bezieht das Trio sein Obst. Hinzu kommen Bestände aus Privatgärten. Welche Früchte in die Marmeladen kommen und welche weiteren Speisen zukünf-tig produziert werden sollen, ist stets davon abhängig, welche Lebensmittel sie retten können. „Eine sichere Bank ist eigentlich nur der Bratapfel zu Weihnachten“, so Oke Hansen.

Bestätigt fühlen sie sich durchaus. Das Ziel ist jedoch noch lange nicht erreicht. „Der Idealfall wäre, wenn es uns überhaupt nicht mehr bräuchte“, sagt Moritz Dietzsch, „weil das Be-wusstsein der Menschen hinsichtlich noch verwertbarer Lebensmittel abso-lut geschärft ist.“ Bis dahin ist noch viel zu tun. (tbu) //

Resteritter.de

„Wenn wir nur eine Person, die viele Lebensmittel weg- wirft, zum Umdenken bewegen, hat es sich gelohnt.“Moritz Dietzsch, Resteritter aus Leidenschaft

Die Resteritter Oke Hansen (v. l.), Nick Eßwein und Moritz Dietzsch setzen sich gegen die Verschwendung von Lebens mitteln ein

„Diese eventmäßige Erweiterung un-seres Projektes ist uns immens wich-tig, denn wir wollen die Menschen mit dem Thema der Lebensmittelver-schwendung unmittelbar in Kontakt bringen“, sagt Oke Hansen. Auf solch einer Schnibbelparty entsteht aus Resten ein richtiges Menü, bestehend aus Suppe, Salat, Hauptspeise und Dessert. Außerdem unterstützen die Resteritter die soziale Initiative „Mach Mittag“, die in Kiel benachteiligten Kindern ein warmes Mittagessen ermöglicht. Ein Euro jedes verkauften Glases Marmelade wird gespendet.

BIG BUSINESS MIT WEIHNACHTSBÄUMEN

Bei Tim Tanne bestellt man den Baum zum Fest einfach online. Eine hand-verlesene, hochwertige Nordmann-tanne trifft dann zum Wunschtermin zu Hause ein. Die Idee schlägt ein wie der Blitz. Unternehmen wie VW, Sony und Ferrero bescherten ihren Kundinnen und Kunden bereits einen Weihnachtsbaum von Tim Tanne. Aber auch Privatpersonen ordern ihre Christbäume schon im Onlineshop des StartUps. Diese clevere Idee überzeugte auch den Baltic Business Angels e. V., der Tim Tanne – als erstes Engagement überhaupt – unterstützt.

Weihnachtsbäume für alle! Dieses Ziel verfolgen Jasper Müller und Ingmar Brandes seit 2013, als sie die Marke Tim Tanne ins Leben riefen.„Convenience bestimmt den heuti-gen Zeitgeist. Die Leute lassen sich alles bis vor die Haustür liefern – warum nicht auch die weltschönsten Weihnachtsbäume“, erklärt Müller die Idee dahinter. Der studierte

Agrarwissenschaftler und Marketing-experte ist mit Nordmanntannen groß geworden, die seine Familie seit über 35 Jahren in Kattendorf im Kreis Segeberg anbaut. Mit Unterneh-mensberater und Co-Geschäftsführer Ingmar Brandes brachte er die Bäume erfolgreich ins Internet. Seit 2017 verdoppeln die beiden jedes Jahr ihre Unternehmensleistung. Die Idee überzeugte auch Achim Fölster, der als Mitglied des Baltic Business An-gels e. V. seit einem Jahr das StartUp mit Kapital und Know-how als Coach unterstützt. „Es macht Spaß, junge Unternehmerinnen und Unternehmer mit einer tragfähigen Geschäftsidee zu unterstützen und den Weg von der Idee zur hoffentlich erfolgreichen Marktumsetzung aktiv mit zu beglei-ten“, so Fölster.

Tim Tanne integriert hauptsächlich Christbäume in die Marketingkam-pagnen von Geschäftsleuten, die sich bei ihrer Kundschaft etwa für einen

Autokauf bedanken wollen. Jede und jeder Einzelne bestimmt online selbst, wann und wohin die Tanne geliefert wird. „Aber man glaubt nicht, wie viele noch kurz vor Weihnachten umbuchen, weil sie doch bei der Schwester oder in einem Ferienhaus in Österreich feiern“, sagt Müller. Das war der erste große Lerneffekt. Die Gründer richteten den Bestellpro-zess also stärker auf die Wünsche der Beschenkten aus. Diese können ihre Bestellung nun bis zum 18. Dezember aufgeben und bis drei Tage vor dem Versand ändern. Nerven kostete 2017 auch die unerwartet riesige Nach-frage im Versandhandel, denn Tim Tanne liefert europaweit. „Während Big Player wie Otto nicht fristgerecht liefern konnten, kamen viele Tau-send unserer Weihnachtsbäume per Express noch pünktlich zum Fest an“, erzählt Müller. „Danach haben wir un-sere Prozesse sofort weiter optimiert.“

Ihre Erfolgsbilanz beeindruckt. Staub-saugerriese Dyson steigerte mit ihrer Hilfe den Absatz seiner beworbenen Produkte um 100 Prozent. Ihre Tim- Tanne-Gutscheinkarten sind neuer-dings in der Drogeriemarktkette Budni kowsky erhältlich. Für Haribo bringen sie Weingummi an den Weih-nachtsbaum. Und 2019 verschicken sie Bäume nach China, so der Plan. Ihr nächstes großes Ziel: Bis 2022 soll Tim Tanne Marktführer im Bereich Privatkundinnen und -kunden wer-den! (sk) //

timtanne.de

TIM TANNE

Tim-Tanne-Gründer Ingmar Brandes (li.) und Jasper Müller machen den Weihnachtsbaum fit für die digitale Welt

„Tim Tanne ist ein Bienen-freund. Für jeden verkauften Baum wollen wir einen Qua-dratmeter Blüh wiese für die Wild- und Honigbienen in Schleswig-Holstein schaffen.“Jasper Müller verrät neue nachhaltige Zukunftspläne

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HEIMATLIEBEPROBLEMLÖSER MITFESFORWARD

„Reggio ermöglicht kleineren und mittleren regionalen Unternehmen, mit kleinem Budget und geringem Auf-wand in den Onlinehandel einzu steigen.“David Scharfschwerdt, junger Macher mit Herz

Die Jungunternehmer des Elms-horner Software-Entwicklers FES-forward haben eine Internetplattform entwickelt, mit der der Einzelhandel seine Produkte ganz einfach und ohne zusätzlichen organisatorischen Aufwand online verkaufen kann. Reggio heißt die Plattform und ist ein Brückenschlag zwischen Internet und stationärem Handel.

eine entsprechende Software werden die Produkte dann automatisch aus dem Warenwirtschaftssystem der Händerlin oder des Händlers in den Shop eingepflegt. „Man hat also keinen zusätzlichen Aufwand“, so Schönfelder. Auch die Kosten sind überschaubar. Lediglich eine Umsatz-provision im einstelligen Prozentbe-reich sowie eine geringe monatliche Grundgebühr fallen an.

Die „letzte Meile“ zur Kundin oder zum Kunden übernehmen schließ-lich die Händlerinnenund Händler selbst. „Bei Reggio können sie selbst entscheiden, wie die Ware zur Kundin oder zum Kunden kommt, ob per Lieferung oder Abholung und vor allem in welchen Zeiträumen“, erklärt Scharfschwerdt.

Von der Idee FESforward bereits nicht nur unterschiedlichste Geschäfte in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen überzeugt, sondern auch WTSH-Innovationsberater Dr. Thoralf Schlüter: „Reggio bietet auch regionalen Geschäften einen effizien-ten Zugang zum Onlinehandel. Es ist ein ausgezeichnetes Beispiel für erfolgreiche Transformation in Zeiten des digitalen Wandels. Gerade platt-formbasierte Geschäftsideen bergen großes wirtschaftliches Potenzial, das hier zugleich der Region zugute-kommt.“

Förderung erhält das Projekt aus dem Landesprogramm Wirtschaft. Für die Zukunft gibt es bereits weitere Pläne. „Wir entwickeln einerseits eine App, die Kundinnen und Kunden ein noch attraktiveres Einkaufserlebnis ermög-licht und andererseits eine mobile Lösung, die den Umgang mit Reggio für die Händlerinnen und Händler noch einfacher macht“, verrät Scharf-schwerdt. (ah) //

reggio.shop

Zwei der Macher hinter Reggio: Christoph Schönfelder (li.) und David Scharfschwerdt

hat mich die Softwareentwicklung begeistert“, erinnert er sich. Auch Christoph Schönfelder ist ein echtes Nordlicht und bei FESforward der Mann für agiles Projektmanagement und Vertrieb. „Wir haben hier in Schleswig-Holstein viele tolle kleine und mittelständische Einzelhandels-betriebe. Gerade für sie kostet ein Webshop oft zu viel Zeit und Geld. Mit Reggio geben wir ihnen die Mög-lichkeit, für ein kleines Budget und mit geringem Aufwand ihr regionales Sortiment online anbieten zu können.“

Nutzen kann die Plattform der Einzel-handel aller Branchen. „In den großen Ballungszentren gibt es bereits ent-sprechende Angebote und eine gute Infrastruktur. Uns ist es wichtig, auch dem Handel in den eher ländlich geprägten Regionen den Einstieg in den Onlinehandel zu ermög lichen“, so David Scharfschwerdt. Das Prinzip hinter Reggio ist ganz einfach: Die Händlerin oder der Händler erhält ihren bzw. seinen Zugang und kann den eigenen Webshop – unterstützt von FESforward – ganz nach den eigenen Bedürfnissen anpassen. Über

„Immer mehr Konsumierende kaufen im Internet ein. Auch der Onlinehan-del mit Lebensmitteln ist ein Zukunfts-trend“, erklärt Geschäftsführer und Gründer David Scharfschwerdt. Nicht nur mit seiner Heimat, dem echten Norden, sondern auch mit der Infor-matik ist er seit seiner Kindheit eng verbunden. „Bereits als Jugendlicher

LEICHT GEMACHTNUTZUNGSVERHALTEN VERSTEHEN

Das Onlinegeschäft boomt. Per Maus-klick bestellen wir die unterschied-lichsten Dinge im Internet und lassen sie uns ganz bequem nach Hause liefern. Um für Kundinnen und Kun-den attraktiv zu bleiben und sich an deren Wünsche anzupassen, müssen die Webshopbetreiber allerdings das Nutzungsverhalten kennen. Doch wie kommt man an diese Information? Und wie kann man sie verarbeiten, wenn man sie hat? Eine Herausforde-rung vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Das junge StartUp Elbwalker aus Wedel hat das Problem erkannt und bietet mit seiner Soft-ware auch gleich die Lösung.

Graue Theorie war nie ihr Ding. Schon als sich Kristina Engel und Alexander Kirtzel vor sechs Jahren im Rahmen eines Stipendiatenprogrammes der Otto Group kennenlernten, waren die beiden Studierenden der FH Wedel echte Aktive. „Ich habe mich schon lange mit dem Thema Tracking beschäftigt und erkannt, dass ein erheblicher Bedarf besteht, die Nut-

zungsdaten für Betreiberinnen und Betreiber von Webshops zu optimieren“, erzählt Alexander Kirt-zel. Zu dieser Erkenntnis kam auch Kristina Engel während ihrer Arbeit für einen großen Onlinehändler. „Die meisten Shops schöpfen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten aus, die sie eigentlich hätten. Datenbasiertes Handeln ist aber ungemein wichtig, um einen Onlinehandel langfristig erfolgreich zu führen“, so die Jungun-ternehmerin. Zwar gebe es bereits Lösungen, die eine präzise Datenana-lyse ermöglichen, diese seien aber vor allem für kleine und mittlere Betriebe oft zu teuer und aufwendig in der Handhabung. „Hier im echten Norden bilden aber gerade diese Unternehmen das Rückgrat unserer Wirtschaft“, betont Kristina Engel.

„Deshalb wollten wir für sie eine Lösung finden.“

Rund ein Jahr tüftelten die beiden an ihrer Idee, die am Ende in die Soft-ware Elbwalker mündete. Diese er-möglicht eine detaillierte Analyse des Nutzungsverhaltens: Welche Wege hat die Kundinn bzw. der Kunde in meinem Shop genommen? Welche Waren hat sie oder er in den Einkaufs-korb gelegt und welche am Ende tat-sächlich gekauft? Welches Zahlungs-mittel hat sie oder er gewählt? Diese und viele weitere Fragen kann das Programm ganz einfach beantworten. „Um Elbwalker zu verstehen, braucht man keinerlei Informatikkenntnisse“, versichert Alexander Kirtzel. Die Auswertung erfolgt über das Ana lyse-Tool Google Analytics. „Ungefähr 70 Prozent der Webshops nutzen Google Analytics, daher war dies für uns die naheliegendste Lösung. Außerdem wollten wir nicht in Konkurrenz zu anderen Angeboten treten, sondern bestehende Dinge besser machen“, so Engel.

Die Idee kam so gut an, dass die WTSH im Auftrag des Landes dem Duo das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein gewährte. „Das Stipendium verschafft uns nicht nur Seriosität gegenüber möglichen Stakeholderinnen und -holdern, son-dern auch Zeit, um die Dinge ganz in Ruhe zu entwickeln. Auch unser Men-tor an der FH Wedel ist eine große Hilfe für uns“, betont die 26-Jährige. Zunächst wollen sich die beiden aus-schließlich auf den deutschen Markt konzentrieren, langfristig möchten sie ihr Produkt aber auch international an die Frau und den Mann bringen. (ah) //

elbwalker.com

ELBWALKER

Kreatives Duo: Kristina Engel und Alexander Kirtzel greifen Online-shopbetreibern unter die Arme

„Die meisten Onlineshops schöpfen nur einen Bruchteil ihrer Möglichkeiten aus.“Kristina Engel, Co-Founderin und echte Macherin

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KLANGERLEBNISSEAUS DATEN WERDEN INSTRUMENTS OF THINGS

Die Produktentwicklung ist kein Zufall: Die drei Gründer von Instruments of Things teilen die Liebe zur elektro-nischen Musik und sind teils selbst als Musiker aktiv. Nun haben sie ein Hardwareprodukt erfunden, das die Herzen von Künstlerinnen und Künst-lern, Musikproduzentinnen und -pro-duzenten und Hobbymusikerinnen und -musikern aus dem Bereich der elektronischen Musik höher schlagen lässt. Die innovative Technik lässt sich intuitiv bedienen, wie Henrik Langer zeigt. Mit dem Smartphone in der Hand bewegt er seinen Arm nach oben und unten. Gleichzeitig verän-dert sich die Tonhöhe der Musik. „Der Bewegungssensor im Smart-phone übermittelt seine Positions-daten per Bluetooth an unser Modul. Da sich diese Daten durch die Bewe-gung ändern, verändert sich auch der Ton“, erklärt er. Von welchem Gerät die Daten kommen und mit welcher Klangeigenschaft sie gekoppelt werden, kann man selbst entscheiden – eine neue Spielwiese für Künstlerin-nen und Künstler, die live performen. Aber auch experimentierfreudigen Laien ermöglicht die neue Hardware

Fragen im Blick. Um das erste Produkt zur Marktreife zu bringen, nutzten die drei das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein, das die WTSH im Auftrag des Landes gewährte. Auf dem internationalen Kikk-Festival in Belgien begeisterte ihr Prototyp be-reits ein breites Publikum und für die Betaphase konnten sie verschiedene Künstlerinnen und Künstler gewinnen. Ihr Ziel: Rechtzeitig zur Superbooth, einer speziellen Messe für Synthesi-zer in Berlin, wollen sie im Mai 2019 an den Markt gehen. Wie stark das Interesse an Produkten wie ihrem ist, sehen die drei schon jetzt auf ihren eigenen Facebook- und Twitterka-nälen und auf Crowdfundingplatt-formen. „Ähnliche Projekte werben dort erfolgreich Gelder ein, um ihre Entwicklung starten zu können“, erzählt Knop, „wir wollen auf diesem Weg unser fertiges Produkt weltweit vermarkten und quasi auf Bestellung produzieren.“

Zurzeit entsteht jedes Exemplar noch in Handarbeit. „Ab Mai möchten wir aber gern in Serienproduktion gehen“, erklärt Schönig. Stimmen die Einnahmen, wollen sie damit auch die Entwicklungszeit für ihre nächsten Produktideen finanzieren. (br) //

instrumentsofthings.com

einen einfachen und verspielten Zugang zu elektronischen Musikinst-rumenten.

Die ersten einfachen Mixer und Radiosender baute Henrik Langer schon als Jugendlicher. Auch seine Ausbildung und das anschließende Informatikstudium an der FH Kiel wählte er aus, um komplexere und in-novative Ideen für Musikerinnen und Musiker realisieren zu können. Die Professoren Gunnar Eisenberg und Robert Manzke der Creative Techno-logies AG brachten ihn schließlich auf die Idee, sich mit seiner Leidenschaft selbstständig zu machen. Schnell fand er dafür mit Knop und Schönig die richtigen Partner. Und die ergänzen sich perfekt. Während Langer sich um die technische Seite kümmert, entwickelt David Knop als Master in Interface Design an der Muthesius Kunsthochschule das ansprechende und intuitiv zu bedienende Design des Moduls. Er ist auch für das Mar-keting des StartUps zuständig. Niko Schönig hat als Volkswirt (BA) und mit ersten Erfahrungen in der Selbststän-digkeit die Finanzen und rechtlichen

„Wir wollen unser Produkt weltweit vermarkten und auf Bestellung produzieren.“Nico Schönig (v. l.), Henrik Langer und David Knop

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J U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E N

Wir denken schon heute

an die Fachkräfte von morgen.

bleib-oben.de

FACHKRÄFTE FÜR DEN ECHTEN NORDEN

BERUFLICHE PERSPEKTIVE? BLEIB OBEN!BLEIB OBEN!

#bleiboben – so lautet das Motto der aktuellen Fachkräftekampagne Schleswig-Holsteins, mit der das Bundesland dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken will.

Die Kampagne fi ndet hauptsächlich im Social Network Instagram statt und soll junge Menschen auf die Möglichkeit einer dualen Berufsausbildung im echten Norden aufmerksam machen. Nachwuchsfachkräfte, die kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung stehen, werden wiederum auf die guten berufl ichen Perspektiven in Schleswig-Hol-stein hingewiesen. Denn der echte Norden hat auch in dieser Hinsicht viel zu bieten: vielfältige Branchen, Top-Arbeitgeber und attraktive Karrierechancen.

„Die Kampagne ist ein großer Schritt in die richtige Richtung“, so Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz. „Um dem Fachkräftemangel entgegenzu- wirken, ist es nur konsequent, bereits bei den Berufseinsteigern anzusetzen. Die tollen Perspektiven, aber auch Standortvorteile Schleswig-Holsteins gilt es entsprechend zu kommunizieren.“

Neben Bild- und Video-Beiträgen auf Instagram werden im Rahmen von #bleiboben auch Promotion-Aktionen im Umfeld der Zielgruppe umgesetzt.

Auf der Kampagnen-Website bleib-oben.de fi nden sich Informationen und weiterführende Weblinks zum Thema.

##BERUFLICHE #BERUFLICHE PERSPEKTIVE? #PERSPEKTIVE? BLEIB OBEN!#BLEIB OBEN!

FA C H K R Ä F T E F Ü R D E N E C H T E N N O R D E N

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Frauenpower hoch drei: Dr. Kirsten Mikkelsen, Prof. Dr. Ilona Ebbers und Dr. Tanja Reimer (v. l.) verleihen der weiblichen Seite des Erfolgs mehr Schubkraft mit ihrem Engagement

Noch immer wagen in Deutschland weniger Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit als Männer. Die Ursachen hierfür zu erforschen, ist Teil der Arbeit von Dr. Kirsten Mikkelsen, Dr. Tanja Reimer und Prof. Dr. Ilona Ebbers. Der andere Teil ist ganz und gar praktisch: Sie stärken Unter-nehmerinnen auf ihrem Weg zum Erfolg.

„Noch heute haben Frauen andere Startvoraussetzungen als Männer“, betont Dr. Kirsten Mikkelsen. „Das hat sehr viel mit der Soziali sation zu tun. Die Rollenbilder und Erwartungen, mit denen wir aufwachsen, sind häufig noch sehr konservativ.“ Gemeinsam mit Professorin Ilona Ebbers betreut sie den Schwerpunkt Women’s Entrepreneurship an der Europa-Universität Flensburg. Das Ziel: angehende Unternehmerinnen auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen und ihre Potenziale zu stärken. Möchten sich Frauen selbstständig machen, müssen sie sich oft die Frage anhören, wie sie das mit einer eventuellen Familien-planung unter einen Hut bringen können, so Mikkelsen. „Auf diese Idee würde bei einem Mann niemand kom-men.“ Zudem sei das Unternehmerinnen- und Unterneh-merbild noch immer sehr männlich geprägt. „Das fängt schon bei der Sprache an: Begriffe wie Unternehmerpreis, Unternehmertum oder Gründerstudie sind immer männ-lich assoziiert.“ Frauen fühlen sich dadurch oft gar nicht erst angesprochen. Dass viele Frauen gerne gründen würden, sich aber oft schlicht nicht trauen, weiß auch Ilona Ebbers. „Wir setzen deshalb schon früh an und bringen das Thema Gründen bereits in die Schulen“, sagt sie.

2011 kamen die beiden Wissenschaftlerinnen erstmals für ein Projekt zum Thema Unternehmerinnen zusammen. „Schon vor meiner Zeit in Flensburg habe ich mich an verschiedenen Hochschulen mit dem Thema beschäftigt“, so die Professorin weiter. Kirsten Mikkelsen beteiligte sich nach ihrem Studium zunächst selbst an zwei Grün-dungsprojekten, bevor ihr Weg sie in die Wissenschaft führte. „Diese Erfahrung hilft mir noch heute, wenn wir gründungs interessierte Frauen beraten“, sagt sie.

Im Lauf der Jahre haben die beiden Wissenschaftlerinnen, deren Team mittlerweile von einer dritten Kollegin, Tanja Reimer, komplettiert wird, ein breites Angebot geschaffen.

„Dazu gehören unter anderem Erstgespräche und Feed-backs zu Ideen. „Aber wir entwickeln auch Geschäfts mo-delle gemeinsam mit den Gründerinnen weiter und helfen zum Beispiel bei Fragen zu Finanzierung oder Recht wei-ter, indem wir ihnen entsprechende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner empfehlen.“

In verschiedensten Veranstaltungen präsentieren Frauen, die den Weg zur Unternehmerin bereits geschafft haben, unterschiedlichste Themen rund um das Unternehmertum. „Ein ganz wichtiger Punkt unserer Arbeit ist es, Vorbilder zu schaffen. Wir alle brauchen Menschen, die uns inspi-rieren und mit denen wir uns identifizieren können. Viele der Frauen, die wir auf dem Weg in die Selbstständigkeit beraten haben, treten später selbst als Mentorinnen auf. Das ist natürlich toll“, so Mikkelsen. Ihr neuestes „Baby“ ist das Projekt WEstartupSH, das nicht nur Studentinnen, sondern allen Gründerinnen und Gründungsinteressierten in Schleswig-Holstein offensteht. Auch Männer sind in den

Veranstaltungen gern gesehen. „Wir wollen keine Stereo-type be dienen, sondern zeigen, dass man unabhängig vom Geschlecht als Unternehmerin oder Unternehmer erfolgreich sein kann“, betont Ebbers.

Aus der Arbeit der vergangenen Jahre ist mittlerweile ein landesweites Netzwerk entstanden, das nun sukzessive ausgeweitet und professionalisiert werden soll. Dabei wollen die drei auch die Zusammenarbeit mit dänischen Partnerinnen und Partnern weiter intensivieren. „Hier im echten Norden haben wir einfach tolle Gründungs-voraussetzungen. Wir haben viele Ressourcen, viel Freiheit, eine tolle, bodenständige und stark wachsende Gründungslandschaft und eine unvergleich liche Lebens-qualität“, sind sie sich einig. (ah) //

DIE WEIBLICHE SEITE DES ERFOLGS

„Noch heute haben Frauen andere Startvoraussetzungen als Männer.“Dr. Kirsten Mikkelsen, Europa-Universität Flensburg, Internationales Institut für Management und ökonomische Bildung

WOMEN’S ENTREPRENEURSHIP SCHLESWIG-HOLSTEIN

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J U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E NJ U N G E M A C H E R I N N E N U N D M A C H E R I M E C H T E N N O R D E N

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COWORKING SPACES – RAUM FÜR INSPIRATION Studierende kennen das Prinzip schon lange. Für die erste eigene Wohnung tut man sich zusam-men, teilt Töpfe, spart Miete. Und knüpft auch noch nette Kontakte. Freelancer, StartUps und Klein-unternehmen sind in einer ähn-lichen Situation. Das Budget ist knapp, die Ausstattung begrenzt und Kontakte zu Gleichgesinn-ten das A und O. Das Ergebnis: Coworking Spaces – die WGs der digitalen Arbeitswelt.

Die modernen Bürogemeinschaf-ten sind kein exklusives Groß-stadtphänomen. Auch in kleineren Städten und sogar auf dem Land sprießen immer mehr Angebote zum kollektiven Arbeiten und Netzwerken aus dem Boden. Welt-weit planen Anbieterinnen und Anbieter von Coworking Spaces eine Flächenerweiterung von bis zu 70 Prozent. Die Nachfrage ist groß. Denn Coworking Spaces bieten das, wonach viele in der modernen Arbeitswelt streben: Unabhängigkeit, Flexibilität und ein inspirierendes Umfeld.

Coworking Spaces bieten StartUps und Freischaffenden komplett ausgestattete Ar-beitsplätze. Kreative Kontakte gibt’s gratis dazu

VEKSELWIRK KOLDING, LÜBECK, ROSKILDE, KIELDas Interreg-Projekt Vekselwirk bietet im deutsch-dänischen Grenz-gebiet Coworking Spaces und Unterstützung für kreative Köpfe. Das Projekt stärkt den internationalen Austausch und die Sichtbarkeit kreativer Leistung außerhalb der großen Metropolen. Die Nutzung der Bürogemeinschaften ist kostenlos. Je nach Standort können die Teilneh-menden außerdem FabLabs und Showrooms nutzen und bei Workshops mitmachen. Angebote von Vekselwirk gibt’s in Kiel, Lübeck, Kolding und Roskilde. Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. vekselwirk.eu

FLEET 7 KIELJunge Unternehmen mit dem Schwerpunkt Digitalwirtschaft finden im Fleet 7 Konferenz- und Büroräume oder einzelne Arbeitsplätze zu flexib-len Konditionen in der Kieler Innenstadt und in unmittelbarer Nähe zum Medienhaus Kieler Nachrichten. Netzwerken wird im Fleet 7 großge-schrieben. StartUps und etablierte Unternehmen finden hier regelmäßig zueinander, zum Beispiel beim Innovationsfrühstück. fleet7.de

VENTUREWÆRFT FLENSBURG-SØNDERBURGAn fünf Standorten (Docks) unterstützt die Venturewærft Gründerinnen und Gründern in der Fjordregion Flensburg-Sønderburg. Die Docks haben unterschiedliche Schwerpunkte. Sie halten günstige Arbeits-plätze mit unterschiedlichen Support-Ange boten bereit. So bieten einige Docks direkte Anbindung an FabLabs. Das Dock 2 ist mit der IHK Flensburg auf rechtliche Fragen und Förderberatung spezialisiert. Ein weiterer Standort punktet mit Konferenzräumen inklu sive Catering und Empfangsservice. hs-flensburg.de/forschung/grinsh/VentureWerft

ALTER HEUBODEN FELDECoworking Spaces gibt es nur in der Innenstadt? Der Alte Heuboden bietet andere Aussichten. Direkt am Westensee gelegen finden Co-workerinnen und Coworker hier einen Arbeitsplatz im Grünen abseits des Trubels. Eine gute Internetverbindung und kreative Büronachbar-schaft gibt’s außerdem. Spannend ist am Alten Heuboden auch die Verbindung zwischen Handwerk und StartUps. Denn die Gründer des Coworking Space betreiben auf demselben Gelände ihre Sonnensegel-manufaktur. alter-heuboden.de

STADT, LAND, SPACEAUSGEWÄHLTE COWORKING SPACES IM ECHTEN NORDEN

TECHNIKZENTRUM LÜBECKIm Technikzentrum Lübeck (TLZ) arbeiten Ein-Personen-Firmen und Unternehmen mit bis zu 200 Beschäftigten Seite an Seite. An drei Stand-orten in Lübeck stehen den Mieterinnen und Mietern flexible Büro-, Konferenz- und Produktionsflächen zur Verfügung. Je nach Standort gibt es repräsentative Räume für Events, Laborbereiche und Restaurants. Eine Besonderheit ist das großzügige Raumangebot. Mit rund 37.000 Quadratmetern Fläche verteilt auf 15 Gebäude finden dort auch Firmen mit größerem Flächenbedarf Platz. tzl.de

INKUBATOR KIELSeit Anfang November haben StartUps und Jungunternehmerinnen und -unternehmer im neuen Inkubator eine Begegnungs- und Arbeits-stätte. Die ehemalige Universitätsdruckerei an der Christian- Albrechts- Universität zu Kiel ist nach aufwendigem Umbau den neuen Räumen ge-wichen, die Platz für zehn StartUs-Teams bieten. Das Beste daran: Dank Förderung können die jungen Macherinnen und Macher die Räume unentgeltlich nutzen. Der Inkubator steht unter der Obhut des Zentrums für Entrepreneurship (ZFE), das den Jungunternehmerinnen und -unter-nehmer Beratung, Veranstaltungen und Unterstützung bietet. zfe.uni-kiel.de/de/inkubator (vb/eli) //

AUSSTATTUNG INKLUSIVESchreibtisch, Postfach, Kopierer, Drucker und eine schnelle Inter-netverbindung sind die Basics. Einige Coworking Spaces bieten darüber hinaus Konferenzräume mit moderner Technik, IT-Support, Lounges, Cafés und Getränke-flatrates an.

FLEXIBEL UND RISIKOARMBüroräume werden oft nur auf mehrere Jahre vermietet. Co-working Spaces bieten flexible Mietverträge mit kurzen Lauf-zeiten. Und damit eine risikoarme Alternative für StartUps und Free-lancer. Das zahlt sich auch dann aus, wenn die Aufträge plötzlich zunehmen. Statt mit Sack und Pack umzuziehen, mietet man einfach mehr Fläche.

FÜR STARTUPS UNVER-ZICHTBAR: NETZWERK Wer Interesse an interdiszip-linärem Austausch, Tipps und nützlichen Kontakten hat, findet in Coworking Spaces eine bunte Mischung aus Gesprächspartne-rinnen und -partner. Ob Hilfe bei steuerlichen Fragen, spontane Produkttests oder einfach nur zum Feierabendbier – inspirierende Synergieeffekte sind dort immer nur wenige Schreib tische ent-fernt. Einige Coworking Spaces bieten Vorträge, Workshops und Beratungsangebote zu zielgruppenspezi fischen Themen an.

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D I E W O H N G E M E I N S C H A F T E N D E R C O W O R K E R I N N E N U N D C O W O R K E R

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„Bandschmieranlagen wie in den Anfangszeiten machen wir zwar immer noch. Doch unser Hauptauf-gabengebiet ist seit etwa 20 Jahren die automatisierte Reinigung und Hygiene“, erklärt Martin Löhrke. Der 50-Jährige führt seit 2010 das Famili-enunternehmen, dessen Anfänge er in einer Lübecker Garage als Jugend-licher schon tatkräftig miterlebt hat. Als Vater Jürgen Löhrke, von Beruf Maschinenbauer, sich 1984 selbst-ständig machte, unterstützten ihn seine Frau Luise und sein Sohn Martin mit Säge und Gewindeschneider beim Bau von Düsenstöcken und Dosieranlagen. Schon damals ging es um mehr Effizienz und Sicherheit in den Prozessabläufen, sagt Martin Löhrke. „Heute liegen die Herausfor-derungen bei der Planung und Reali-sierung von Anlagen zusätzlich in den hohen hygienischen Anforderungen, denen sich besonders Betriebe der Lebensmittel- und Getränkeindustrie stellen müssen – und das bei stark beschleunigten und hochkomplexen Produk tionsabläufen.“

Daneben geht der Trend hin zu einem möglichst geringen Verbrauch von Energie, Wasser, Reinigungsmittel und anderen Ressourcen. Hier sieht Löhrke das Unternehmen, das inter-national unter dem Namen LOEHRKE auftritt, mit seinen rund 130 Beschäf-tigten besonders gut aufgestellt: „Un-ser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir unabhängig sind und An lagen für unsere Kundschaft nicht unter der Prämisse planen und realisieren, später eigene Reinigungschemi kalien verkaufen zu wollen.“ Mit der eigenen kleinen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung, Projektpartnerinnen und -partner aus dem Hochschulbe-reich und Innovationsförderung aus dem Landesprogramm Wirtschaft, bewilligt durch die Wirtschaftsförde-rung und Technologietransfer Schles-wig-Holstein GmbH (WTSH), treibt das Unternehmen die Suche nach innovativen, nachhaltigen Reinigungs-verfahren voran.

Natürlich spiele auch hier die Digi-talisierung eine immer wichtigere Rolle, sagt Martin Löhrke. „Einen Tank oder eine Füllanlage manuell zu reinigen, wie es heute noch vielfach passiert, dann eine Probe zu nehmen und sie erstmal im Labor zu bebrüten, funktioniert nicht mehr. Wir kommen immer mehr dahin, dass automatisier-

„Mit unserem Hauptsitz in Lübeck, unserer Niederlassung in Kanada und internationalen Partnerunternehmen sind wir weltweit für unsere Kund-schaft da.“Martin Löhrke, Geschäftsführer Jürgen Löhrke GmbH

loehrke.com

Am Anfang hieß das Ziel: „Bänder laufen wie geschmiert“. Gemeint waren die Anlagen der Kundinnen und Kunden aus der Getränke industrie, überwiegend kleinere Abfüll betriebe in Norddeutschland. Heute, 35 Jahre nach der Gründung, ist die Jürgen Löhrke GmbH international und mit stark erweitertem Portfolio im Markt unterwegs. Für Martin Löhrke bringt das englische Motto des in Lübeck ansässigen Unternehmens die erfolgreiche Weiterentwicklung genau auf den Punkt: „Solutions for a Cleaner Future“.

Personalstärke130 Beschäftigte

StandortLübeck

Unternehmensstart1984

Das Löhrke-Team – hier Projektmanager Alexander Franz – setzt internationale Projekte, ob Standard- oder Sonder-anlage, mit Freude in die Tat um

te Reinigung validiert wird, das heißt, es ist genau festgelegt, wie lange bei welcher Temperatur mit wie viel Reini-gungsmittel der Prozess läuft. Damit wird die Reinigung reproduzierbar, schneller und sicherer, und die Unter-nehmen sparen bei den Betriebskos-ten Zeit und bares Geld.“

Dem Unternehmer ist anzumerken, wie tief er im Thema steckt – nicht jeder Chef könnte wie Löhrke beim Rundgang durch die Werkshalle an jeder Arbeitsstation genau erklären, was gerade vor sich geht. Studiert hat Martin Löhrke Betriebswirtschaftsleh-re an der Fachhochschule in Kiel. Als er abgeschlossen hatte, brauchte die elterliche Firma gerade eine kaufmän-nische Leitung. Ganz selbstverständ-lich sei diese Rückkehr für ihn damals nicht gewesen, erinnert er sich. Doch die Zweifel zerstreuten sich, als er kurz nach seinem Eintritt einen internati-onalen Großkunden gewinnen und damit das Unternehmen erfolgreich auf Expansionskurs bringen konnte. Das Gründerpaar Jürgen und Luise Löhrke kommt übrigens bis heute regelmäßig vorbei, um „nach dem Rechten zu sehen“. Dass Expertise und langjährige Erfahrung weiterhin nutzbar sind, ist einer der Vorteile eines Familienunternehmens. (sas) //

In der Getränke- und Lebens-mittelindustrie müssen hohe hygienische Anforderungen erfüllt werden. Dies muss bereits bei der Planung einer Produktionsanlage berück sichtigt werden.

Martin Löhrke, Geschäftsführer des Familienunternehmens, sieht einen großen Markt in der Digi-talisierung der Prozesshygiene

SAUBERE

ZUKUNFT

LOEHRKE

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A U S D E R G A R A G E Z U M I N T E R N AT I O N A L E N T E C H N O LO G I E U N T E R N E H M E N

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da kein Mensch zurecht. Was also lag da näher, als 1954 ein Patent auf die erste elektrische Warnleuchte überhaupt anzumelden?

So fing das alles an mit den Blinklichtern, sie waren tat-sächlich die Ersten, und heute gibt es allein in Tönning drei Werke, die gesamte Nissen-Gruppe hat ein Team aus 380 Personen. Zur Kundschaft gehören Autobahnmeisterei-en, Bau firmen und Straßenverkehrs behörden, das ganze Programm. Nissen Elektrobau ist weltweit aktiv, europaweit gibt es Vertriebsstandorte.

Aber warum nun ausgerechnet Tönning? Noch nicht mal 5.000 Einwohner, zwei Meter über Normalnull, die Eider, ein malerischer Hafen und dazu so ein Unternehmen, das eigentlich auf vielspurigen Straßen, Trassen, Autobah-nen zu Hause ist. „Wir sind der Region und dem Stand-ort immer treu geblieben“, sagt Wade. Er selbst hat im Unternehmen gelernt, Elektromechaniker, später studiert, seit Ende der 70-er Jahre ist er Gesellschafter und Ge-schäftsführer bei Nissen. Das ganze Unternehmen ist auch für viele seiner Beschäftigten so zu einer persönlichen Leit-bake geworden – sie fühlen sich wohl hier in Tönning, viele haben bereits bei Nissen gelernt, die Fluktuation in der Be-legschaft ist denkbar gering, nicht nur für Geschäftsführer Wade bedeutet das alles ein Stück große Lebensqualität.

Das liegt natürlich auch daran, dass Nissen dort seinen Sitz hat, wo andere Urlaub machen. St.-Peter-Ording ist 20 Autominuten entfernt. Man braucht also nur eine halbe Stunde, wenn man vorher noch sein Surfbrett aufs Dach schnallen will. (bs) //

Man fährt also von Kiel nach Tönning, einmal quer durch Schleswig-Holstein, nur gut hundert Kilometer sind das, die Meere liegen ja dicht zusammen, und unterwegs be-gegnet man auf den Straßen – das ist immer und überall so – jeder Menge Warntafeln, Blinkpfeilen, Leitbaken, Kegeln, Absicherungen, Lichtanlagen, Leuchten, Absper-rungen, Signalen. Man nimmt das als Autofahrerinnen und -fahrer ja kaum noch wahr, aber dann kommt man in Tönning in der Friedrichstädter Chaussee an und die von Adolf Nissen Elektrobau sagen einem: Die Chance, dass eine Vielzahl der Zeichen von unterwegs genau von hier, aus diesem Unternehmen, stammt, diese Wahrscheinlich-keit ist recht hoch.

Das liegt daran, dass Nissen auf seinem Gebiet längst europäischer Marktführer ist. Wo auch immer Straßen repariert, saniert oder erweitert werden, wo der Verkehr an Gefahrenstellen um- und an Engpässen durchgeleitet wird, sorgt das Tönninger Unternehmen dafür, dass alles reibungslos läuft. Mobile Verkehrssicherung eben – von der einfachen Warnleuchte bis zum intelligenten LED- System bietet Nissen für alles eine Lösung. „Letztlich“, sagt Hauptgeschäftsführer Dieter Wade, „ist ein Großteil des-sen, was auf der Straße blinkt und blitzt, von uns erfunden worden.“

Dabei hat das Unternehmen, damals nach seiner Grün-dung vor mehr als hundert Jahren, noch einen kleinen Um-weg über Land genommen, weniger befestigt sozusagen. Bevor es sich um die Straßen der Welt kümmerte, standen zunächst einmal die Viehweiden Norddeutschlands im Fokus. Im Jahr 1914 beginnt Unternehmensgründer Adolf Nissen mit der Entwicklung von Autozündanlagen, für die er in mehreren Ländern Patente anmeldet. Sein Sohn Gerd bringt dann 1947 aus kanadischer Kriegsgefangenschaft nicht nur einen Seesack voller Zigaretten mit, sondern auch eine Geschäftsidee: Jenseits des Atlantiks, das hatte er dort beobachtet, sicherten die Bäuerinnen und Bauern ihre Weiden mit elektrischen Zäunen. Und so machten sich Vater und Sohn daran, ebenfalls ein Weidezaungerät zu konstruieren – Grundkapital waren die Seesack-Zigaret-ten – und es an heimische Bauernhöfe zu verkaufen. Das lief soweit recht gut, aber irgendwann gab es tatsächlich jede Menge Konkurrenz, und so schufen sich die Nissens ein zweites Standbein. Sie schauten vom Feld auf die Straßen und sahen – jede Menge Baustellen. Unmittelbar nach dem Krieg war natürlich alles noch desolat, überall Schäden im Asphalt, und gerade bei Dunkelheit fand sich

ZEICHENNISSEN ELEKTROBAU SETZT

„Letztlich ist alles, was auf der Straße blinkt und blitzt, von uns erfunden worden.“Dieter Wade, Hauptgeschäftsführer Adolf Nissen Elektrobau

nissen-germany.com

Wo auch immer Straßen repariert, saniert oder erweitert werden, sorgt ein schleswig-holsteinisches Unter nehmen dafür, dass der Verkehr weiter fließt. Weltweit und schon seit Jahrzehnten.

Personalstärke380 Beschäftigte

StandortTönning

Unternehmensstart1914

Mobile Verkehrs sicherung aus Tönning ist ver mutlich allen Autofahrenden – nicht nur im echten Norden – schon einmal begegnet

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T&O LABSYSTEMS

IM FERIENHAUS-LOFTLABORKUMPELS

Das erwartet man jetzt so nicht. Nicht von einem Unter-nehmen, in dem es im weitesten Sinne um Laborproben geht. Man denkt an Menschen in weißen Kitteln, womög-lich mit einem Mundschutz, irgendwas Steriles zumindest. Bei T&O Labsystems in Kaltenkirchen ist das alles anders. Schon das Firmengebäude sieht aus wie ein großes dänisches Ferienhaus, und im Inneren ist nur ein einziger großer Raum. 600 Quadratmeter, keine Zwischenwände, keine Büroräume, nichts. Links die Schreibtische, rechts die Montage. Zwischen beiden Abteilungen steht nur eine Sitzecke – und dazu ein großes Aquarium. 700 Liter

Personalstärke15 Beschäftigte

StandortKaltenkirchen

Unternehmensstart2009

Ferienhausflair und eine familiäre Atmosphäre zeichnen T&O Labsystems aus. Was wie ein Urlaubsfoto aussieht, zeigt das Team des hoch innovativen Unternehmens aus Kaltenkirchen an seiner Arbeitsstätte.

schon mal zusammen in einer WG gelebt. Eine Gruppe von vielen Kumpels sozusagen. Alles Leute aus dem Maschinenbau, der Ingenieurskunst, Elektrotechnik, die sich quasi gegenseitig angeworben haben und jetzt in diesem Ferienhausloft gemeinsam arbeiten.

„Wir sind hier so eine Art erweiterter Familienbetrieb“, sagt Tom Lorenzen. Mit seinen beiden Söhnen Dave (30, Wirtschaftsingenieur) und Dennis (27, Ingenieur für Automatisierung) hat der Vater eigentlich schon immer irgendwas ausgetüftelt, die drei interessieren sich halt für innovative mechanische und elektronische Lösungen. Vor zehn Jahren beschließt Tom Lorenzen dann, seine Stelle als Produktionsleiter in einem großen deutschen Labor-automationsunternehmen aufzugeben. Ihm fehlte dort einfach die Nähe – zum Team, zu den Produkten, das Persönliche, all das, was ihm heute so wichtig ist. „Jeder Ingenieur hat doch diesen einen Traum, sich mit einer tollen Idee selbständig zu machen“, sagt Lorenzen. Als er sich seinen persönlichen Traum erfüllt, ist er fast 50. In Kal-tenkirchen fertigt das Familienteam heute hoch innovative Geräte, die Blut- oder Urinproberöhrchen in Privat- oder Krankenhauslaboren sortieren. Man kann sich das verein-facht so vorstellen: Die Automaten können einen ganzen Haufen Proberöhrchen zunächst anhand von Barcodes oder der jeweiligen Kappenfarbe registrieren und für die anschließenden Analysen nach individuellen Vorgaben in Fächer einordnen. Das ist einfach, effizient, sicher – und es erspart den Laboren das umständliche Sortieren von Hand.

Die ersten Aufträge stammten damals aus der Türkei oder Brasilien, mittlerweile aber sind T&O Labsystems auch in Deutschland deutlich auf dem Vormarsch. Es gibt welt-weit nicht mehr als vielleicht fünf Konkurrenzfirmen, das Unternehmen macht jedes Jahr ein Drittel mehr Umsatz. Wahrscheinlich, weil T&O flexibel und zuverlässig ist. Und dazu noch diese familiäre Art hat. Dass Lorenzen sein Un-

Was wie ein dänisches Ferienhaus aussieht, ist ein hoch innovatives Unternehmen – was wie eine Gruppe Kumpels daherkommt, ist die Belegschaft von T&O Labsystems. Gemeinsam mit seinen zwei Söhnen fertigt Tom Lorenzen innovative Lösungen für die Labortechnik.

Wasser mit ein paar Dutzend Cichliden. Das ist eine Bar-schart aus Afrika, und die, sagt Geschäftsführer Tom Lorenzen, schwimmt nicht einfach so rum, die hat ein wirk-lich ausgeprägtes soziales Verhalten.

Das passt. Auch bei den Beschäftigten ist das Zusammen-sein und Zusammenarbeiten ausgeprägter als in anderen Unternehmen. Die schwimmen auch nicht nur einfach so durch die Büroräume, was auch daran liegt, dass es ja gar keine gibt. Fünfzehn Leute insgesamt, Durchschnittsalter unter dreißig, viele sind befreundet oder haben sogar

ternehmen in Schleswig-Holstein aufgebaut hat und hier auch bleiben will, stand für ihn nie zur Debatte. „Wir haben von dem Standort immer profitiert“, sagt er. „Die Nähe zu Zulieferbetrieben, ein gutes Netzwerk, die individuelle Wirtschaftsförderung und letztlich auch die relativ gerin-gen Grundstückspreise, die zentrale Lage und die Nähe zum Wasser – all das macht Kaltenkirchen für uns zu einem idealen Standort.“

Außerdem sind da noch die Norddeutschen. „Menschen, die zu uns passen“, findet Lorenzen. So sehr, dass man auch in einem international aufgestellten Unternehmen wie in einer Familie leben kann. Offen, herzlich – und ganz ohne Zwischenwände. (bs) //

„Wir sind hier so eine Art erweiterter Familienbetrieb.“Tom Lorenzen, Geschäftsführer T&O Labsystems

to-labsystems.de

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I N N O VAT I V E L A B O R T E C H N I K M I T FA M I L I Ä R E R D N A W E G W E I S E N D E L A B O R T E C H N I K M I T FA M I L I Ä R E R D N A

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Venture Captial Funding kommen aus einem Zwei-Meilen-Radius rund um die Sand Hill Road in Menlo Park. Neben den klassischen Venture Capi-tals gibt es viele Ressourcen wie etwa Accelerator-Programme, Incubators und andere Arten von Mentor ship.

Ich möchte Gründerinnen und Grün-dern dabei helfen, sich mit diesem Ökosystem zu verbinden. Darüber hinaus ergänzen wir hiermit auch das StartUp-Unterstützungs angebot im Land.

„Wirtschaftsland“: Kurze Bilanz, funktioniert es so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Jöhnk: Ja, auf jeden Fall! Man kann sagen, dass das NGIO eine zentrale Anlaufstelle für Innovationsbegeister-te aus Norddeutschland geworden ist. StartUps, Unternehmen, Verbände, Hochschulen informieren sich über neue Technologien, Ansätze und Anwendungsmöglichkeiten. Aber es werden auch Mentorinnen und Men-toren für Innovationsprojekte gesucht. Wir konnten bereits konkrete Verbin-dungen herstellen und erste Projekte auf den Weg bringen.

„Wirtschaftsland“: Der nächste Schritt ist es, das Silicon Valley erlebbar zu machen. Unter anderem wollen

„Wirtschaftsland“: Sie sind im Silicon Valley bestens vernetzt: mit Unter-nehmen, Venture-Capital-Firmen, Universitäten, StartUps und Accelera-tor-Programmen. Nun sorgen Sie für Vernetzung zwischen Unternehmen hier und dort und haben die Aufgabe, Elemente des Innovationssystems Si-licon Valley schleswig-holsteinischen Unternehmen an die Hand zu geben. Wie gehen Sie dabei ganz konkret vor?

Jöhnk: Zum einen durch Trend- und Techscouting: Kundschaft und Part-nerfirmen setzen mich auf bestimm-te Industrien oder Technologien an – sagen wir mal zum Beispiel auf Blockchaintechno logien in der See-fracht. Ich gebe dann einen Überblick zu Entwicklungen auf dem Markt – wer forscht gerade an dem Thema, welche An wendungsbeispiele gibt es bereits, wer hat es probiert und wel-che Erfahrungen wurden gesammelt?

So kann ich dann auch entsprechend untereinander vernetzen und bei der Kontaktaufnahme helfen. Aber ich bin auch zentraler Anlaufpunkt für junge Unternehmen, die sich informieren möchten, welche Möglichkeiten sie hier haben. Das Silicon Valley ist ja bekanntlich Geburtsort und Erfolgs-schmiede vieler StartUps. Rund 20 Prozent des welt weiten Volumens an

„Wirtschaftsland“-Interview

SILICON VALLEY

SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG

VERNETZT MIT DEM

Seit Ende August 2018 haben Unternehmen und inno vative Gründerinnen und Gründer aus Schleswig-Holstein und Hamburg eine An laufstelle an einem der bedeutendsten Standorte der IT- und Hightechindus trie weltweit. In San Francisco eröffneten beide Bundes länder gemeinsam mit weiteren Beteiligten das „Northern Germany Innovation Office Schleswig-Holstein / Hamburg (NGIO)“, das von der Wirtschaftsförde rung und Technologie-transfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) betrieben wird. Auch Bremen hat mittlerweile Interesse, Partner des NGIO zu werden. Vor Ort ist ein waschechter Schleswig-Holsteiner: Tim Ole Jöhnk. Er hält die Fäden in der Hand und vernetzt das Silicon Valley mit Norddeutschland.

Sie dies durch individuelle Reisen, Vorträge oder Webinare realisieren. Da stehen dann auch mal Besuche bei den großen Playern wie Google, Facebook oder Plug and Play auf dem Programm. Was ist denn das Ziel solcher Formate?

Jöhnk: Ziel ist es, selbst zu erleben! Die Teilnehmenden sollen nach Hause kommen und die Energie mitnehmen, die sie hier spüren. Meine Hoffnung ist es, dass so der Wunsch entsteht, sich intensiver mit diesem Innovations ökosystem zu beschäftigen. Und Firmen, die bereits häufiger im Silicon Valley waren und schon Kontakte besitzen, bekommen so einen direkten Kontakt und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Playern vor Ort. „Wirtschaftsland“: Sie sprechen von Energie, die mit nach Hause genom-men werden soll. Damit ist bestimmt auch diese typische Geisteshaltung gemeint, von der immer wieder die Rede ist. Ganz schnell – fünf Begriffe: Welches sind die typischen Kardinal-tugenden, mit denen Sie die Arbeit der Unternehmen im Silicon Valley beschreiben können?

Jöhnk: Neugierde, Risikobereitschaft, Größenwahn, Kollaboration und harte Arbeit.

„Das NGIO ist eine zentrale Anlaufstelle für Innovationsbegeisterte aus Norddeutschland.“Tim Ole Jöhnk, Director des Northern Germany Innovation Office Schleswig-Holstein / Hamburg in San Francisco, USA

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„Wirtschaftsland“: Und das alles findet sich dann wieder in agilen Managementstrukturen und in einer bestimmten Geisteshaltung. Was ist damit eigentlich gemeint?

Jöhnk: Ein guter Freund und Mentor von mir sagt gerne, dass das Silicon Valley voller Spinner ist. Jede Gründe-rin hat die nächste große Idee, jeder Gründer glaubt, dass er den Markt verändern wird – so wie es von Uber, Amazon und Google vorgemacht wurde. 99,9 Prozent werden schei-tern, das stört aber niemanden. Die 0,1 Prozent, die tatsächlich was bewe-gen, tragen dann wieder zu diesem Phänomen Silicon Valley bei. Was mir immer wieder auffällt, ist die Energie und der Wille, der alles und jeden umgibt. Man probiert aus und Sätze

wie „Das wird sowieso nicht funktio-nieren“ hört man nicht. Wenn es dann dennoch scheitert, ist das dann eben so. Und niemand sagt: „Das habe ich doch gleich gesagt“. Man schränkt sich von Beginn an gedanklich eben nicht gleich ein.

„Wirtschaftsland“: Was können denn Unternehmen hier tun, um diese Geisteshaltung zu übernehmen, ohne sie zu kopieren?

Jöhnk: Sie sollten zu allererst einmal neugierig und aufgeschlossen sein. Und es braucht Zeit und Geduld, um die richtigen Faktoren für sich selbst zu finden und in das eigene Sys-tem zu integrieren. Wichtig ist, dass jeder Innovationsprozess von der Geschäftsführung unterstützt wird.

Und ich würde behaupten, dass 90 Prozent des Nutzens erst langfristig sichtbar werden. Innovation und Disruption müssen entwickelt werden. Das kann zunächst einmal viel Geld und Zeit in Anspruch nehmen. Gleich-zeitig müssen natürlich kurzfristig Geschäftsziele erfüllt werden. Wenn aber das Management um seinen Stuhl fürchten muss, weil ihm inner-halb der ersten zwei Quartale noch kein neues tolles Businessmodell über den Weg gelaufen ist, dann lähmt das die Möglichkeiten. Wenn hingegen die Geschäftsleitung diese langfristige Strategie unterstützt und vorlebt, dann trauen sich diese Teams auch mal, was zu wagen. „Wirtschaftsland“: Herr Jöhnk, wie kommen Sie als waschechter Kieler nach San Francisco?

Jöhnk: Um es mit drei Worten zu sagen: Abenteuerlust gepaart mit Studium, Arbeit und schließlich Ehe. Ich bin bereits 2014 in die USA gezogen und habe in Oregon meinen MBA (Master Of Business Adminis-tration) gemacht. Damals wollte ich gern in den USA, insbesondere an der Westküste, studieren. In Oregon habe ich ideale Bedingungen vor-gefunden: eine gute und trotzdem bezahlbare Universität mit engen Kontakten zur Wirtschaft. Allerdings habe ich nach meinem Abschluss 2016 trotzdem nicht gleich ein Arbeits visum bekommen und bin ins Silicon Valley gezogen, weil ich

mir dort höhere Jobchancen ausge-rechnet hatte – glücklicherweise hatte ich damit auch Recht. Danach fügte sich einfach alles wunderbar zusammen. Meine Frau und ich haben geheiratet, ich hatte einen tollen Job in der Venture-Szene gefunden und plötzlich wurden Kiel und San Fran-cisco Partnerstädte.

„Wirtschaftsland“: Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Jöhnk: Der frühe Morgen ist dem Austausch mit Deutschland ge-widmet. Es sind ja immerhin neun Stunden Zeitverschiebung. Es gibt zwei Tage in der Woche, an denen ich deutlich früher verfügbar bin. Vormittags kümmere ich mich dann um die Recherchen, Planungen für Delegationsbesuche, allgemeine Büroaufgaben und andere laufen-de Projekte. Ansonsten bin ich viel in der gesamten San Francisco Bay Area unterwegs. Meine Aufgabe ist es, das Netzwerk aufzubauen und Norddeutschland im System sichtbar zu machen. „Wirtschaftsland“: Was ist das Spannende an Ihrer Tätigkeit in San Francisco?

Jöhnk: Ich finde es spannend, viele verschiedene Hüte tragen zu können. Ich arbeite mit dem Mittelstand, Regierungsbehörden, StartUps und Uni versitäten. Jeder dieser Aspekte hat seine eigenen Aufgabenbereiche, Herausforderungen und seine Einzig-artigkeit – das macht Spaß. (lei) //

Das Northern Germany Innovation Office hat seinen Sitz in der Montgomery Streetin San Francisco

Tim Ole Jöhnk, Director Northern Germany Innovation Office (NGIO), vernetzt das Silicon Valley mit Norddeutschland

„DAS NGIO IST EINE ZENTRALE ANLAUFSTELLE FÜR INNOVATIONSBEGEISTERTE AUS DEM ECHTEN NORDEN.“

Tim Ole Jöhnk, Director des Northern German Innovation Office in San Francisco und Brückenbauer zwischen Silicon Valley und Norddeutschland

Ihr Kontakt zum Northern Germany Innovation Office Schleswig-Holstein | Hamburg (NGIO)Kristin Asmussen betreut die NGIO-Aktivitäten von Schleswig- Holstein aus. Als WTSH-Außen-wirtschaftsberaterin mit Schwer-punkt USA ist sie die zentrale Ansprechpartnerin für Unter-nehmen, die Kontakt mit dem NGIO aufnehmen möchten.

Kristin AsmussenAuß[email protected] +49 431 66 66 6-86 4inno-north.com/dewtsh.de/northern-germany-innovation-office

Weitere Partnerorganisationen des NGIOLandeshauptstadt Kiel, Eurocon Ewoldt & Rösler Consultants GmbH (Kiel), KPS-Concepts GmbH (Schön kirchen), Dataport AöR (Altenholz), Mach AG (Lübeck)

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ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTENEine besondere Herausforderung bei der Unternehmens-ansiedlung in Malaysia sind die zeitaufwendigen und umfangreichen Produktzulassungen. „Alle Nahrungser-gänzungsmittel müssen vom malaysischen Gesundheits-ministerium als halal zertifiziert sein“, verrät Jürgensen. Auch gesundheitsbezogene Aussagen auf Verpackungen und Packungsbeilagen sind genehmigungspflichtig. Um diesen Prozess zu beschleunigen, vermittelte das SHBC eine externe Beratung. Jürgensen rechnet Ende 2019 mit der Markteinführung.

IN RIESENSCHRITTEN ZUM ERFOLGDie Erfolgsgeschichte von Queisser und der WTSH ist lang. Schon 2007 startete das Pharmaunternehmen vom SHBC in Hangzhou aus in den chinesischen Markt. Seit 2008 vertreibt es seine Produkte sehr erfolgreich im Reich der Mitte. Jürgensens Tipp für Unternehmen mit Aus-landsambitionen: „Holen Sie sich unbedingt Beratung und Unterstützung von Institutionen wie der WTSH, die sich im jeweiligen Markt auskennen.“

Die internationalen Erfolge von Queisser beeindrucken. 2018 sind die Norddeutschen nicht nur in Europa, son-dern auch in Südamerika, Afrika, im Nahen Osten und in Asien aktiv. Die Geschäfte laufen gut in China, Hongkong, Vietnam und Thailand. 2018 exportierte das Unternehmen Produkte im zweistelligen Millionenbereich nach Asien. Der Bestseller dort? Doppelherz. (sk) //

MIT VITAMIN B

STARTHILFE VON DER WTSHWertvolle Rückendeckung bekommt das expansionsfreu-dige Pharmaunternehmen von der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH). „Alles begann im Jahr 2017 auf unserem Länder-sprechtag Malaysia“, erinnert sich Bernd Schlegel, Außen-wirtschaftsberater bei der WTSH. Mit Spezialwissen, wichtigen Kontakten und einer Vertretung vor Ort machen er und sein Team Unternehmen aus dem echten Norden fit für den Eintritt in internationale Märkte.

GRÜNES LICHT FÜR MALAYSIAQueisser nutzte zunächst ein Gemeinschaftsbüro im Schleswig-Holstein Business Center (SHBC) der WTSH in Kuala Lumpur. Bei dieser Lösung berät eine malaysische WTSH-Fachkraft zwei bis fünf Unternehmen aus dem echten Norden. Eine Marktanalyse vor Ort bestätigte: Malaysia birgt großes Potenzial für Nahrungsergänzungs-mittel. „Durch die kaufkräftige Mittelschicht und Größe des Landes ist Malaysia für uns ein attraktiver Zukunftsmarkt“, betont Axel Jürgensen, Export Director bei Queisser. „Mithilfe der WTSH haben wir potenzielle Importeure und Vertriebspartner vor Ort gesichtet und gefunden.“ Beeindruckt haben Jürgensen vor allem die hervorragen-den Deutsch- und Englischkenntnisse der malaysischen SHBC-Beschäftigten, ihre schnellen Reaktionszeiten, ihre mittelständisch orientierte Beratung und ihr erstklassiges Netzwerk.

Nach nur knapp einem Jahr hieß es Abschied nehmen vom SHBC: Queisser eröffnete 2018 eine Vertretung in der malaysischen Hauptstadt. „Genau so soll es laufen“, freut sich Bernd Schlegel.

Gesunde Bestseller aus dem Hause Queisser Pharma gibt es viele. Der wohl bekannteste ist das Tonikum Doppelherz, das seit über 80 Jahren unter dem Slogan „Mit der Kraft der zwei Herzen“ vermarktet wird. Jährlich entstehen davon an der Flensburger Förde rund eine Million Liter für Märkte in aller Welt. Das mittelständische Unternehmen produziert zudem Arzneimittel, Medizinpräparate, Vitamine und andere Nahrungsergänzungsmittel. Letztere sollen künftig auch nach Malaysia fließen. Im Frühjahr 2018 eröffnet Queisser daher eine eigene Repräsentanz in Kuala Lumpur. Seitdem arbeitet man tatkräftig daran, den malaysischen Markt zu erobern.

NACH ASIEN

Personalstärke300 Beschäftigte

StandortFlensburg

Unternehmensstart1897

Export Director Axel Jürgensen hat die Queisser Pharma GmbH & Co. KG aus Flensburg fest in Asien verankert

Jede Charge wird bei Queisser im eigenen Labor auf Schadstofffreiheit untersucht. Erst dann verlassen die bekannten Gesundheits-produkte das Haus.

WIE QUEISSER PHARMA NEUE MÄRKTE EROBERT

„Mithilfe der WTSH haben wir poten-zielle Retailer und Distributoren in Malaysia gesichtet und gefunden.“Axel Jürgensen, Export Director Queisser Pharma

queisser.de

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„Wirtschaftsland“: Was muss man als Unternehmer tun, wenn man auslän-dische Märkte erschließen möchte?

Schlegel: Man muss sich im Klaren sein, dass eine Erschließung eines ausländischen Marktes strategisch vorbereitet und geplant werden muss. Das beginnt bereits bei der sorgfältigen Auswahl des Landes, in dem man geschäftlich tätig werden möchte. Selbstverständlich sollten hierfür auch ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen: Per sonal, Zeit und auch Reisekosten sollte man nicht unterschätzen.

„Wirtschaftsland“: Um schon zu Beginn ein wenig Struktur in das Vorhaben der Markterschließung zu bringen, bieten Sie bei der WTSH Erstgespräche an. Was sind denn die ty pischen Fragen in solchen Ge sprächen?

Schlegel: Passen meine Geschäfts-idee, mein Produkt, meine Dienst-leistung zu diesem Zielland? Welche zollrechtlichen oder interkulturellen Besonderheiten muss ich berück-sichtigen? Welche verschiedenen Unterstützungsangebote kann die

WTSH mir anbieten? Gibt es finan-zielle Hilfen?

„Wirtschaftsland“: Und was ist dann der nächste Schritt nach einem Erst-gespräch?

Schlegel: In den meisten Fällen bietet sich die Erstellung einer individuellen Marktrecherche durch unsere Teams in den Schleswig-Holstein Business Centern (SHBC) vor Ort an. In unseren Schwerpunktländern – Brasilien, Indien, China, Indonesien, Malaysia und Russland – ist es nicht einfach, aus Europa heraus ohne entsprechen-de Sprach- und Kulturkenntnisse und ohne entsprechendes Netzwerk an zuverlässige Informationen und vali-dierte Gesprächspartner zu kommen.

„Wirtschaftsland“: Was steht nach der Marktrecherche auf der To-do-Liste?

Schlegel: Wenn die Marktrecherche zu einer positiven Prognose gekom-men ist, steht eine Geschäftspart-nersuche nach den Parametern des Unternehmens an. Was biete ich an? Was suche ich? Wie muss mein Part-nerunternehmen im Ausland aufge-stellt sein, um meine Anforderungen

zu erfüllen? Verschiedene Recherche-möglichkeiten und Firmenbesuche unseres SHBC-Teams führen so zu einer „Long-List“ potenzieller Fir-menkandidaten; in enger Absprache mit dem schleswig-holsteinischen Un-ternehmen wird jetzt ein detaillierter Besuchsplan erstellt, um die vielver-sprechendsten Unternehmen vor Ort im Zielland zu besuchen und einen Einblick in die jeweiligen Betriebe und den ersten persönlichen Kontakt zu den zukünftigen Partnerunterneh-men zu bekommen. Reiseorganisati-on, -durchführung und Begleitung zu den Gesprächen gehören selbstver-ständlich zu unserem Service dazu – ebenso die anschließende Evaluation, die es den Unternehmen ermöglicht, passende Kooperationen zu wählen.

„Wirtschaftsland“: Die ersten Schritte sind getan. Das Unternehmen hat einen Fuß in der Tür. Wie können jetzt erfolgreiche, dauerhafte Geschäfts-beziehungen aufgebaut werden?

Schlegel: Wichtig ist es jetzt, Prä-senz zu zeigen. Weniger sinnvoll ist es, gleich zu Beginn eine eigene Niederlassung zu gründen. Man braucht eine Person vor Ort, die das Unternehmen im Zielland vertritt und somit dauerhaft Firmenpräsenz zeigt. Dieses Angebot bieten wir in unse-rem SHBC. Über die Mitgliedschaft in unserem Gemeinschaftsbüro erhal-ten Unternehmen eine feste, lokale Ansprechperson mit Arbeitsplatz im SHBC. Das heißt, unsere SH-Unter-nehmen bekommen anteilig einen Beschäftigten vor Ort für ihren Mit-gliedsbeitrag, inklusive Arbeitsplatz und Rezeption, ohne sich über den Arbeitsvertrag oder die Firmenräume Gedanken machen zu müssen.

„Wirtschaftsland“: Das erleichtert vieles und die Präsenz vor Ort ist gewährleistet. Kosten kommen aber bei jeder Markterschließung auf die Unternehmen zu. Gibt es Möglichkei-ten der finanziellen Unterstützung?

Schlegel: Ja, die gibt es. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt kleinere und mittlere Unternehmen im Rahmen des Landesprogramms Wirtschaft bei den Einstiegskosten. So können zum Beispiel Marktre-cherchen – deren Kosten sich nach dem Umfang dieser Recherchen richtet – ab einer Summe von 3.000 Euro mit bis zu 50 Prozent bezu-schusst werden. Ebenso können die Mitglieds beiträge für die SHBC – je nach Zielland zwischen 9.900 und 15.900 Euro pro Jahr – für die ersten 18 Monate ebenfalls zu 50 Prozent vom Land Schleswig-Holstein über-nommen werden!

„Wirtschaftsland“: Herr Schlegel, Sie unterstützen nun seit fast zehn Jahren schleswig-holsteinische Unternehmen beim Markteinstieg in ferne Länder – kann sich die Bilanz der WTSH sehen lassen?

Schlegel: Ja, auf jeden Fall! An sechs Standorten weltweit ist die WTSH mit den Schleswig-Holstein Business Centern aktiv: in China, Brasilien, Russland, Indien, Indonesien und Malaysia. Zurzeit betreuen wir ins-gesamt über 40 Firmen im Rahmen der Büromitgliedschaften. Insgesamt haben wir bereits weit über 200 Firmen den Weg in neue Märkte geebnet. Einige Firmen nutzen unser Angebot als Sprungbrett, um dann nach dem ersten Jahr den Markt eigenständig zu bearbeiten; andere

MARKTEINSTIEG IN

Wer ausländische Märkte erschließen möchte, hat Großes vor sich. Unterstützung bekommen Unternehmen dabei von der Wirtschaftsförderung und Technologie transfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH). Bernd Schlegel, Außenwirtschafts berater mit den Schwerpunkten China, Malaysia und Indo nesien, weiß, was auf Unternehmen zukommt und wie der Start im Ausland gelingt.

FERNE LÄNDER

Bernd Schlegel, Außenwirtschafts-berater der WTSH

Unternehmen nutzen unser Angebot kontinuierlich über Jahre hinweg als Schnittstelle zwischen dem schles-wig-holsteinischen Headquarter und dem Ge schäfts partnerunternehmen im Ausland – und solange wir helfen können, sind wir bereit. Denn jedes Auslandsengagement eines hiesigen Unternehmens stärkt auch die Wirt-schaft im echten Norden. (lei) //

„SPRACH- UND KULTURKENNTNISSE SOWIE EIN NETZWERK SIND UNENTBEHRLICH.“

Außenwirtschaftsberater Bernd Schlegel über entscheidende Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteinstieg im Ausland

„Wirtschaftsland-Interview

Außenwirtschafts beratungbei der WTSH – von der Erst-beratung bis zur Unterstützung beim Aufbau einer eigenen Niederlassung

Schwerpunkte Brasilien, China, Indien, Indo nesien, Malaysia, Russland

Ansprechpartner Torsten Drews Abteilungsleiter AußenwirtschaftT +49 431 66 66 6-8 [email protected]

Bernd Schlegel Außenwirtschaftsberater Schwerpunkt China, Indonesien, Malaysia T +49 431 66 66 6-8 [email protected]

wtsh.de/ aussenwirtschaftsberatung

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SAUBERERE ENERGIE FÜR TRANSPORT UND INDUSTRIEIn Brunsbüttel wird gerade das erste deutsche Terminal für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas – LNG) ge-plant. Hier am stark befahrenen Schnittpunkt von Elbe und Nord-Ostsee-Kanal sollen in Zukunft bis zu 220.000 Kubik-meter LNG gebunkert und weiterverteilt werden. Im Markt ist Bewegung: LNG wird derzeit vor allem in der Schifffahrt als umweltfreundlicher Treibstoff nachgefragt, um die stei-genden Umweltauflagen für die Liegezeiten in den Häfen und für die Fahrten in den sogenannten SECA-Gebieten auf Nord- und Ostsee einhalten zu können. Denn anders als beim herkömmlichen Schiffsdiesel entstehen beim Ver-brennen von LNG weder Schwefeldioxid noch Feinstaub oder Ruß. Die Emissionen von Stickoxid sind ebenfalls um bis zu 90 Prozent niedriger. LNG ist aber auch für die ener-gieintensive Industrie vor Ort eine interessante Alternative. Deshalb unterstützt Schleswig-Holstein das Projekt der German LNG Terminal GmbH und macht sich auch für eine Förderung durch den Bund stark. „Auf dem Weg zu 100 Prozent umweltfreundlichen Energieformen dient LNG als Brückentechnologie, mit der wir die Umweltbelastung sofort verringern können“, betont Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz. „Das Terminal wird die Region für weitere Industrieunternehmen attraktiv machen und so die Chance bieten, neue Arbeitsplätze zu schaffen.“ Ein LNG-Terminal wäre ein wichtiger Impuls und Gewinn für Brunsbüttel, die gesamte Unterelberegion und den Hamburger Hafen. Davon könne sowohl die Industrie als

auch die Transport- und Logistikwirtschaft profitieren, so der Minister. Vor allem aber habe es strategische Bedeu-tung für die Energieversorgung der gesamten Bundesre-publik Deutschland: Ein eigenes LNG-Terminal würde die Unabhängigkeit von der Erdgasversorgung aus Russland erhöhen und den Wettbewerb auf dem Gasmarkt stärken.

SCHIFFSANTRIEBE WERDEN UMWELT FREUNDLICHERBei Neubau und Umrüsten ihrer Schiffe setzen immer mehr Reedereien auf verflüssigtes Gas als Treibstoff. Caterpillar gehört zu den Pionierunternehmen beim Bau von LNG- Mo toren. Mehrere Frachtschiffe wurden vom Kieler Pro-duk tions standort bereits mit Gas oder sogenannten Dual- Fuel-Motoren ausgerüstet. Mit den Kreuzfahrtschiffen wird nun ein weiterer Markt erschlossen. Mit der AIDA prima setzt die Reederei bereits ein Schiff ein, bei dem die Stromerzeugung umweltfreundlich mit LNG erfolgt. Die neueste Generation der „Nova“-Klasse wird sogar vollständig mit LNG betrieben werden.

An der Hochschule Flensburg wird intensiv an umwelt-freundlichen Schiffsantrieben und Energieträgern ge-forscht. In enger Kooperation errichten das Wind Energy Technology Institute um die Professoren Thorsten Faber und Clemens Jauch und das Maritime Zentrum der Hoch-schule direkt am Hafen eine 700 Kilowatt-Laboranlage mit einem hochmodernen Gas-Verbrennungsmotor. Sie wird den Forschenden ermöglichen, besondere Strategien zum Einspeisen von Windstrom ins Energienetz sowie innova-tive Landstromkonzepte für Schiffe zu entwickeln und zu testen. Neben grundsätzlichen Umweltaspekten im Zusam-menhang mit Gasmotoren interessiert die Forschenden auch das Potenzial von synthetischem Erdgas, das mithilfe von überschüssigem Strom aus Windenergie hergestellt werden kann.

Mehr Autarkie: Ein eigenes LNG-Terminal in Schleswig-Holstein macht auch Deutschland insgesamt unabhängiger von russischen Erdgaslieferungen

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Mit mehr als 1.800 Unternehmen, etwa 45.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von rund 9,2 Milliarden Euro ist die maritime Wirtschaft ein echtes Zugpferd der schleswig-holsteinischen Wirtschaft. Ihre innovativen Produkte und Lösungen sind international gefragt. Zudem sind insgesamt 15 Bildungs- und Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein im maritimen Umfeld aktiv. Meeresforschung, Tiefsee- und Biotech nologie machen die Schätze der Meere für die Menschen nutzbar.

Zwei Meere vor der Haustür, dazu der Nord-Ostsee-Kanal als meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt – seit Jahrhunderten ist die maritime Wirtschaft in Schleswig-Holstein zu Hause und nach wie vor ein wichtiger Wirt schaftsmotor

„Ein LNG-Terminal wird die Region für weitere Industrieunternehmen attraktiv machen und neue Arbeits plätze schaffen.“Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein

Weg be rei ter: Das Kreuzfahrtschiff AIDAprima kann heute schon über einen Dual-Fuel-Motor mit LNG im Hafen betrieben werden

In Brunsbüttel sollen zukünftig bis zu 220.000 kubikmeter Flüssigerdgas für Schifffahrt und Industrie gebunkert werden

KANN MEER

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TECHNOLOGIETRANSFER IN DIE WIRTSCHAFTIn Flensburg wird aber auch an der Entwicklung umwelt-freundlicherer Lösungen für die bestehenden Schiffsan-triebe und Kraftstoffe gearbeitet. „Hocheffiziente Die-selmotoren und selbst diverse Schwerölsorten werden voraussichtlich noch über Jahrzehnte eine wesentliche Rolle in der Schifffahrt spielen“, erklärt Prof. Dr. Micha-el Thiemke, Leiter des Studienganges Schiffstechnik in Flensburg. „Abgase, die beim Verbrennen von schwefel-haltigem Schiffsdiesel entstehen, können jedoch gereinigt und damit sowohl die bestehenden als auch verschärfte zukünftige Grenzwerte für Emissionen unterschritten werden.“

Dafür entwickelt das Team um Thiemke und Professor Rom Rabe gemeinsam mit Kooperationspartnerinnen und -partner aus der Wirtschaft unter anderem zwei Verfahren zur Nass- und Trockenentschwefelung für einen effizienten Einsatz an Bord weiter. Die Automatisierung der Prozesse spielt dabei eine wichtige Rolle. Damit die immer komple-xer werdenden Systeme möglichst fehlerfrei miteinander

kommunizieren können, erarbeiten die Flensburger mit Partnerunternehmen aus dem Verband Deutscher Maschi-nen- und Anlagenbau (VDMA) gerade ein einheitliches Protokoll für die smarte Datenübertragung an Bord. AUTONOME SCHIFFFAHRTAuch die Automatisierung der Schiffssteuerung und -navi-gation haben Wissenschaft und Wirtschaft im Blick. In ver-schiedenen Projekten entwickeln sie gemeinsam Systeme und Komponenten, damit Schiffe in Zukunft teilweise oder vollständig autonom fahren können. Thomas Meurer vom Lehrstuhl für Regelungstechnik ist einer von 14 Professorin-nen und Professoren an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die an diesem Thema arbeiten. „Ein Problem, das es zu lösen gilt, sind Manöver in begrenzten Gewässern. Dazu zählen das An- und Ablegen oder Manöver zur Kollisionsvermeidung in Häfen“, erklärt Meurer. Basierend auf einem mathematischen Modell für Schiffsdynamik haben er und sein Team diese Szenarien erforscht und Lösungsansätze ermittelt. Mithilfe dieser Ansätze könnten autonome Manöver besonders zeiteffizient umgesetzt werden oder sie ermöglichen den wirtschaftlich optimalen Weg und haben damit einen geringeren Energieverbrauch zur Folge.

TECHNOLOGIE FÜR DIE TIEFSEEDie schleswig-holsteinische maritime Forschung und Entwicklung beschäftigt sich aber nicht „nur“ damit, was auf dem Wasser geschieht, sondern auch damit, was unter der Meeresoberfläche liegt. So gehört die Gisma GmbH aus Neumünster zu den weltweit führenden Anbietern von elektrischen-, Lichtwellenleiter- und Hybrid-Steckverbin-dungen für den Einsatz unter Wasser. Diese garantieren eine störungsfreie Signalübertragung, je nach Anwen-

dungsgebiet sogar bis zu einer Tiefe von 10.000 Metern. Die besondere Herausforderung: Die Steckverbindungen müssen hohem Druck standhalten und nass steckbar sein. „Wir haben bereits unter Wasser nass steckbare Steckver-bindungen für Betriebsspannungen bis 12 Kilovolt entwi-ckelt, die im Offshorebereich zum Einsatz kommen“, erklärt Geschäftsführer Tobias Frerck.

Die Produkte von Gisma werden aber auch bei der Gewinnung erneuerbarer Energien und in der Industrie verwendet. Eine besondere Expertise hat das Unterneh-men im Bereich der Hybridsteckverbinder entwickelt und ist hier sogar Weltmarktführer. Gisma führt alle Schritte von Entwicklung und Konzeption über Fertigung und Vertrieb selbst durch und beschäftigt dafür derzeit 71 Personen. Tendenz steigend. Dies gilt auch für den Platzbedarf. Seit der Gründung 1983 ist die Firma stetig gewachsen und wurde dabei auch von der Stadt Neumünster unterstützt.

MESSTECHNIK INTERNATIONAL GEFRAGTDie Helzel Messtechnik GmbH ist wiederum eher an der Wasseroberfläche aktiv. „Unser Wave-Radar-System Wera liefert von der Küste aus verlässliche Daten über Meeres-strömungen und signifikante Wellenhöhe und -richtung über Entfernungen von mehr als 200 Kilometern“, erklärt Mitgründer Thomas Helzel. Die Technik aus Kaltenkirchen ist weltweit im Einsatz, beispielsweise als Frühwarnsys-tem, oftmals jedoch für Forschungsprojekte. Im Rahmen des Zukunftsprogramms Wirtschaft Schleswig-Holstein (2007−2013) entstand die Zusammenarbeit mit dem Helm-holtz-Institut in Geesthacht, das derzeit von drei Wera- Systemen Daten aus der Deutschen Bucht erhält.

Diese Daten werden genutzt, um die hydrografischen Modelle des Wattenmeeres mit seinen sehr dynamischen Strömungen zu verbessern. Mit den Daten können aber auch die Verbreitung von Ölteppichen vorhergesagt oder beispielsweise Servicefahrten zu den Offshorewindparks effektiv geplant werden. Die Erkenntnisse aus der Zu-sammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen setzt Helzel Messtechnik in industrietaugliche Produkte um.

Auch das Maritime Zentrum in Flensburg forscht als der Träger für maritime Studien-gänge, maritime Forschung und Entwicklung an emissionsärmeren Schiffsantrieben

Zukunftsweisend: Die Berechnungen und Modelle von Professor Thomas Meurer (l.) und Max Lutz (r.) von der CAU sollen dazu beitragen, dass Schiffe bald autonom die Kieler Förde überqueren können

Wie breitet sich ein Ölteppich aus? Wann können Servicefahrten zu den Offshorewindparks stattfinden? Antworten darauf liefern die Messdaten des Wave Radar-Systems von Helzel aus Kaltenkirchen

„Schiffsabgase können so gereinigt werden, dass sogar zukünftige Emissions-grenzwerte unterschritten werden.“Prof. Dr. Michael Thiemke, Leiter des Studienganges Schiffstechnik an der Hochschule Flensburg

„Der Hafen Rotterdam nutzt unser System, um die An- und Abfahrten der Schiffe zeitlich optimal zu planen und so mehr Güter umzuschlagen.“Thomas Helzel, Geschäftsführer Helzel Messtechnik

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LEISE SCHIFFEWeniger Schiffslärm an Bord, im Hafen und auch unter Wasser – daran arbeiten die Ingenieure der DW-Ship-consult. Die meisten Kundinnen und Kunden der Schwen-tinentaler bauen Megayachten und Kreuzfahrtschiffe. Sie wünschen sich für ihre Passagiere ein möglichst ruhiges Reiseerlebnis an Deck und in den Kabinen. Wer hingegen wie das deutsche Forschungsschiff Sonne die Tiefsee erforscht, muss vor allem unter Wasser möglichst leise sein. Nur dann können die biologischen und geologischen Untersuchungen störungsfrei durchgeführt und selbst schwache akustische Signale empfangen werden. Eine Standardlösung für weniger Lärm gibt es jedoch nicht. „Der Geräuschpegel hängt nicht etwa von der Größe oder Länge des Schiffes ab, sondern von vielen anderen Fakto-ren wie zum Beispiel Motorleistung, Propellerdesign oder der Gestaltung des Abgasstranges. Entscheidend ist auch, in welchen Frequenzen der Lärm verstärkt auftritt“, erklärt Thomas Büchler, kaufmännischer Leiter bei DW-Ship-consult.

Die international gefragte Beratungsfirma gehört zu den größeren der weltweit nur etwa zehn Unternehmen, die schon während der Planungsphase die Geräuschentwick-lung des zukünftigen Schiffes berechnen und optimieren. Zunehmend spielt dabei auch die Lautstärke während der Liegezeit im Hafen eine Rolle. „Im kanadischen Vancouver gibt es bereits ein komplettes Schallmonitoring. Wer zu laut ist, muss im Hafen draufzahlen“, berichtet Büchler. Auch in Europa gewinnt das Thema an Relevanz. Einzelne deutsche Seehäfen haben bereits begonnen, Schiffslärm gezielt zu erfassen und zu analysieren.

NANOTECHNOLOGIE VERRINGERT TREIBSTOFFVERBRAUCHUmweltschutz und mehr Wirtschaftlichkeit zugleich ver-spricht das biologische Anti-Fouling-Produkt von Phi- Stone. Die Ausgründung aus der Christian-Albrechts-Uni-versität zu Kiel entwickelt wissenschaftliche Lösungsan-sätze aus der Materialwissenschaft für die kommerzielle Nutzung weiter. „Algen, Seepocken und Muscheln, die sich am Schiffsrumpf festsetzen, erhöhen den Strömungs-widerstand. Der Treibstoffverbrauch steigt um bis zu 40 Prozent“, erklärt Phi-Stone-Geschäftsführer Hartmut Schmidt-Niepenberg. „Die Transportindustrie kostet das weltweit über 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr.“ Der neue Schutzanstrich aus Polythiourethan (PTU) und speziell ge-formten Keramikpartikeln ist besonders glatt. See pocken und Co. können sich daran schlechter festsetzen und lassen sich auch leichter entfernen. Da das Produkt ohne Lösungsmittel auskommt, wird das Meeres getier nicht geschädigt. Einen weiteren Schwerpunkt legt Phi-Stone derzeit auf die Entwicklung spezieller Verbindungstechni-ken für bestimmte metallische Legierungen wie beispiels-weise Aluminium und Titan, die ebenfalls im Schiffbau zum Einsatz kommen.

Als eines von weltweit zehn Unternehmen berechnet und optimiert DW-Shipconsult aus Schwentinental die Geräuschentwicklung eines Schiffes bereits in der Planungsphase

MEDIZINTEST AUS DEM MEERWie Erkenntnisse aus der Meeresforschung für die Medizin genutzt werden können, zeigt die Geschichte der Firma Osteolabs. Bei seinen Forschungen rund um Korallenriffe entdeckte der Geochemiker Dr. Anton Eisenhauer vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Parallelen beim Abbau von Kalk aus Korallen und aus menschlichen Knochen. Seine Entdeckung übertrug er auf die Diagnostik für Osteoporose. „Es gibt unterschiedliche Kalziumisotope, leichte und schwere“, erklärt Eisenhauer. „Wenn sich viel leichtes Kalzium im Urin oder Blut befindet, das wir eigentlich für den Knochenaufbau brauchen, deu-tet dies auf Osteoporose hin.“ Die Idee überzeugte auch Dr. Michael Müller, den leiten den Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig- Holstein (UKSH). Mit Dr. Stefan Kloth holten sich die bei-den Wissenschaftler einen erfahrenen Unternehmer und Gründer ins Führungsteam von Osteolabs. Ihr einfaches Testverfahren in Arztpraxen oder zu Hause soll nun das Ver hältnis der Isotope messen und damit die Volkskrank-heit in einem deutlich früheren Sta dium als das bisherige Röntgenverfahren anzeigen. (br) //

Das biologische Anti-Fouling-Mittel des Kieler StartUps Phi-Stone macht es Algen, Seepocken und Muscheln nicht nur schwerer, sich am Schiffs-rumpf festzusetzen. Sie können auch leichter entfernt werden.

„In Vancouver gibt es bereits ein komplettes Schallmonitoring. Wer zu laut ist, muss im Hafen draufzahlen.“Thomas Büchler, kaufmännischer Leiter DW-Shipconsult

Interdisziplinär: Seine Forschungsergebnisse über Korallenriffe übertrug Dr. Anton Eisen-hauer von Osteolabs auf die Diagnostik von Osteoporose

Das Maritime Cluster Norddeutsch-land (MCN) vereint die Vielfalt der maritimen Wirtschaft und vernetzt die Aktivitäten aus fünf Bundeslän-dern. Mit Geschäftsstellen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklen-burg-Vorpommern und Schles-wig-Holstein ist die maritime Branche in ganz Norddeutschland organisiert und stets vor Ort. Schiffbau, Zuliefer-betriebe, Meerestechnik, Schifffahrt, Offshorebereich – sie alle finden hier eine gemeinsame Plattform, die das enorme Zukunftspotenzial der Bran-che fördern will.

Das MCN ist ein Netzwerkt mit 270 Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissen-schaft und Politik und bietet zudem ein umfangreiches Veranstaltungsan-gebot. Dazu gehören Fachtagungen, Workshops, Messebeteiligungen und etliche weitere Formate. Für inter-

MARITIMES CLUSTER NORDDEUTSCHLAND E. V. (MCN)disziplinären Austausch sorgen die Fachgruppen des MCN. Mitglieder können sich hier branchenübergrei-fend austauschen, Kooperationen bilden und neue Projekte initiieren – eines der Hauptziele des Maritimen Clusters. Innovationen und Projekte der mari timen Branche sollen geför-dert werden. Unternehmerinnen und Unternehmerfinden hier Beratung zu ihren Projektideen, Unterstützung bei der Suche nach Projektpartnerinnen und -partnern und Informationen zu Förderprogrammen. Die MCN-Ge-schäftsstelle Schleswig-Holstein treibt u. a. intensiv die Internationalisierung des Clusters voran. Insbesondere sollen Kontakte in Skandinavien und im Ostseeraum vertieft werden. „Hier treffen mittelständische Unterneh-men zusammen, die alle weltweit ak-tiv sind“, erklärt Thomas Helzel, Helzel Messtechnik GmbH, „durch dieses

Netzwerk konnten wir unserer Kund-schaft bereits Partnerbetriebe für weitere Projekte nennen. Das ist auf jeden Fall ein großer Vorteil.“ Auch Thomas Büchler von DW-Shipconsult weiß den Austausch untereinander zu schätzen: „Im inter nationalen Geschäft trifft jede Firma irgend wann mal auf die gleichen Probleme und wenn eine der an deren dafür schon eine Lösung gefunden hat, ist das für alle natürlich besonders wertvoll.“ (br/eli) //

AnsprechpartnerMatthias WieseGeschäftsstellenleiterSchleswig-HolsteinMaritimes Cluster NorddeutschlandT +49 431 66 66 6-8 [email protected]

maritimes-cluster.de

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„Wirtschaftsland“: Als Land zwischen zwei Meeren hat die maritime Wirtschaft „natürlich“ Bedeutung für Schleswig-Holstein. Aber nur aus Tradition?

Buchholz: Schleswig-Holstein kann auf eine lange und stolze Schiffbautradition zurückblicken. Aber es gibt nicht nur den Blick zurück, sondern auch einen nach vorne: Durch kluge Spezialisierung auf bestimmte Sparten wie den Yachtbau oder RoRo-Schiffe konnten sich unsere Werften gut aus der Krise herausarbeiten, die die gesam-te Branche vor ein paar Jahren sehr hart traf. Jetzt sind unsere Schiffbauunternehmen wieder gut aufgestellt und international gefragt. Der Schiffbau ist also nicht bloß eine liebgewonnene Tradition, sondern auch eine Branche mit Zukunft. Insbesondere dann, wenn man bedenkt, wie viele Zuliefererbetriebe da dranhängen und wie viel Innova-tionspotenzial in neuen Technologien steckt, die für die Schifffahrt der Zukunft relevant sein werden.

„Wirtschaftsland“: Woran denken Sie da konkret?

Buchholz: Es gibt zwei ganz aktuelle Themen, die ich als Beispiel nennen möchte: die sich verschärfenden Um-weltauflagen, die Fähren und Kreuzfahrtschiffe weltweit sauberer machen sollen, und der Trend zur autonomen Schifffahrt. Bei den Umweltauflagen hätte man die Hände

in den Schoß legen und jammern können, wie schwierig das doch alles umzusetzen sei. Oder man macht sich auf den Weg und nutzt die verschärften Vorgaben zur Reduk-tion von schädlichen Schiffsemissionen als Innovations-impuls. Das haben viele Reedereien und Hafenbetriebs-firmen getan. Jetzt fahren Schiffe mit Hybridantrieben, es gibt LNG-Fähren, es gibt Projekte zum Bau von Landstrom-anlagen und vieles mehr. Das nützt nicht nur der Umwelt, die vor Luftverschmutzung geschützt wird, sondern auch Schleswig-Holstein als Wirtschaftsstandort. Denn diese Innovationen halten uns wettbewerbsfähig und leistungs-stark in einem hart umkämpften Markt.

„Wirtschaftsland“: Und was hat es mit der autonomen Schifffahrt auf sich? Ist das noch Zukunftsmusik?

Buchholz: Das ist ein Trend, den Deutschland nicht ver-schlafen darf. In der Automobilindustrie ist der technolo-gische Wettlauf um die Entwicklung autonomer Fahrzeuge längst entbrannt. Die Schifffahrtsbranche wird nachziehen. Und für diesen Fall sind wir gut aufgestellt: Mit dem tech-nologischen Know-how an unseren Küsten und unserem Maritimen Cluster Norddeutschland sollten wir eigentlich genügend Ressourcen aufbringen, um auf diesem Zu-kunftsfeld weit vorn mitzuspielen. Und das gilt nicht nur für die Seeschifffahrt, sondern auch für die Binnenschiffe, die nach Verbandsangaben in 15 Jahren ohne Schiffsführende auskommen wollen.

„Wirtschaftsland“-Interview

INNOVATIONSMOTOR

Dr. Bernd Buchholz: „Schleswig-Holstein hat sehr gut entwickelte industrielle Kerne in den Bereichen erneuerbare Energien, maritime Industrie, Medizintechnik und Life Sciences. Das sind alles Kompetenzfelder mit Zukunftsperspektive, hier steckt enormes Potenzial für Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze drin.”

SCHLESWIG-HOLSTEINS MARITIME WIRTSCHAFT ALS

UND WERTSCHÖPFUNGSFAKTOR

zwischen unseren Forschungseinrichtungen und den Unternehmen haben, wenn echter Gründergeist durchs Land weht und sich viele StartUps entwickeln. Deshalb setzen wir als Land auf Innovations- und Gründungsförde-rung mit Schwerpunkt digitale Wirtschaft.

„Wirtschaftsland“: Die maritime Wirtschaft ist für Schleswig-Holstein auch ein wichtiger Industriezweig. Wie sehen Sie da die Perspektiven?

Buchholz: Schleswig-Holstein ist zwar kein „klassisches“ Industrieland, hat aber sehr gut entwickelte industrielle Kerne etwa in den Bereichen erneuerbare Energien, maritime Industrie, Medizintechnik und Life Sciences. Das sind alles Kompetenzfelder mit Zukunftsperspektive, hier steckt enormes Potenzial für Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze. Deshalb haben wir unsere Industriepolitik neu auf diese Stärken ausgerichtet und uns messbare Ziele gegeben, damit wir ehrlich überprüfen können, wo wir genau stehen. Die maritime Industrie mit Schiffbau und Wehrtechnik gehört selbstverständlich zu einem unserer zentralen industriepolitischen Handlungs-felder dazu. (bp) //

Damit das gelingt, brauchen wir natürlich die notwendi-ge digitale Infrastruktur, also die flächendeckende Ver-sorgung mit Glasfasertechnologie und den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes. Und wir brauchen einen gut funkti-onierenden Wissens- und Technologietransfer zwischen unseren Hochschulen und Forschungseinrichtungen einerseits und den Unternehmen und Reedereien ande-rerseits. Daran arbeiten wir. Und nicht nur wir allein: Die Kieler Universität zum Beispiel bereitet gerade ein digita-les Testfeld für die Kieler Förde vor.

„Wirtschaftsland“: Aquakultur, blaue Biotechnologie, Meeresenergie, maritimer Bergbau – wie ist in diesen Zukunftsfeldern Schleswig-Holstein aufgestellt?

Buchholz: Sehr gut! Wir haben hochkarätige Forschung auf vielen maritimen Gebieten, daraus haben sich Aus-gründungen aus Hochschulen entwickelt, die mit sehr innovativen Produkten und Dienstleistungen ihren Markt erschließen. Etwa im Bereich Bio-Kosmetik, ökologische Schiffsanstriche und medizinische Diagnostik. Nano- und marine Biotechnologie sind echte Innovationstreiber. Und die Digitalisierung sorgt ebenfalls für einen Schub in Forschung und Entwicklung. Das funktioniert aber nur, wenn wir einen regen Wissens- und Technologietransfer

Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Techno logie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, im Gespräch mit „Wirtschaftsland“

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INNOVATIONSFÖRDERUNG

FÜR DEN MITTELSTAND IM ECHTEN NORDEN

Erfolgreiche Unternehmen haben eins gemeinsam – den Willen zur Innovation. Neben der Weiterent-wicklung eingeführter Produkte wird es immer wichtiger, neu zu denken und sich neuen Entwicklun-gen zuzuwenden. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ist dies eine besondere Herausfor-derung. Die Finanzierung innovativer Projekte bis hin zur Marktreife bleibt eine Hürde, die sie allein nicht immer bewältigen können. Oft ist es ein langer und kostspieliger Weg, den sie von der Idee bis zur Erfolgsgeschichte gehen müssen.

Damit kleinere und mittlere Unternehmen im Land ihre Erfolg versprechenden Vorhaben verwirklichen können, fördert das Land Schleswig-Holstein innova-tive Entwicklungsvorhaben: mit der Innovationsför-derung des Landesprogramms Wirtschaft. Wie diese zum Markterfolg verhilft, zeigen die Beispiele auf den folgenden Seiten. (eli) //

wtsh.de/innovative-ideen-realisieren

„Das ist sie!“, sagt Jens Loll und öffnet schwungvoll die Tür der Maschine in einem abgetrennten Produktions-raum der Loll Feinmechanik GmbH in Tornesch. Was ein wenig anmutet wie ein großer Backofen, ist das Herzstück einer Pilotlinie, die das Unternehmen in den letzten drei Jahren aufgebaut und zur Marktreife geführt hat. In einem innovativen Verfahren, dem sogenannten Metall-Laser-Sintern (kurz: MLS), werden hoch filigrane und individualisierte Bauteile gefertigt. Ermöglicht hat dies unter anderem die Innovationsförderung aus dem Landesprogramm Wirtschaft.

Schon bevor er 2001 Geschäftsführer des Betriebes wurde, war die Fein-mechanik Jens Lolls Steckenpferd. „Nach meiner Ausbildung zum Fein-mechaniker und meinem Studium der

Feinwerktechnik habe ich zunächst in der Autoindustrie gearbeitet, bevor es mich schließlich zurück nach Hause zog“, erzählt er. Zurück im echten Nor-den leitete er zunächst an der Seite seines Vaters die Loll Feinmechanik GmbH. 1946 gegründet, ist das Unter-nehmen heute ein führender Spezi-alist für Zerspanung, fertigt Bauteile und Geräte für unterschiedlichste Indus triebereiche. Mit MLS erschlie-ßen sich nun ganz neue Märkte und Möglichkeiten. „Normalerweise fertigt man im Maschinenbau Teile, indem der Mechaniker Metall abträgt. Beim Metall-Laser-Sintern funktioniert dies genau umgekehrt“, erklärt Loll. Auf Basis digitaler 3-D-Konstruktions daten werden die Teile in einer Schutzgasat-mosphäre aus einem feinen Metall-pulver aufgebaut. Dieses wird Schicht für Schicht auf eine Fertigungsplatte

aufgetragen. Ein Laser schmilzt dann an den entsprechenden Stellen Material ein, sodass schließlich die gewünschte Form entsteht.

Das neue Verfahren hat diverse Vorteile. „Zum einen sind wir we-sentlich schneller und haben einen deutlich geringeren Materialeinsatz, da die komplette Fertigung in nur einem Schritt erfolgt. Zudem können innerhalb eines ,Jobs’ gleich mehrere Teile mit teilweise völlig unterschiedli-cher Konstruktion entstehen. Darüber hinaus können wir mit MLS wesentlich filigraner und individueller arbeiten“, ergänzt der zweifache Familienvater.

Mittlerweile ist das Projekt aus der Pilotphase herausgewachsen und das Unternehmen hat bereits erste Teile geliefert. „Unter anderem haben wir endoskopische Instrumente ange-fertigt. Im subtraktiven Verfahren wäre das nicht möglich gewesen. Die Innovationsförderung hat es uns letzt-endlich ermöglicht, das Verfahren zur Marktreife zu bringen.“ Seit August 2018 beschäftigt Loll nun einen Mitar-beiter, der sich ausschließlich um den Vertrieb der Technologie kümmert. „Als wir 2015 mit dem Pilotprojekt begonnen haben, waren wir hier im Norden noch Vorreiter, mittlerweile sind ein bis zwei Wettbewerbsteil-nehmende unserem Beispiel gefolgt. All das zeigt mir, dass es richtig war, in diese Technologie zu investieren.“ (ah) //

loll-feinmechanik.de

MARKTREIFESPITZENTECHNOLOGIEAUS TORNESCH

LOLL FEINMECHANIK

Stolz auf ihr Pilotprojekt: Giovanni Leggio (Leiter additive Fertigung, l.) und Geschäftsführer Jens Loll

TRIEBFEDERUND CHANCE

Innovationsförderung

Die Wirtschaftsförderung und Technologie transfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) unterstützt im Auftrag des Landes schleswig-holsteinische Unternehmen bei ihren Innovationsprojekten mit Zuschüssen aus dem Landesprogramm Wirtschaft für:

• Projekte zur betrieblichen Forschung, Entwicklung und Innovation

• die Einstellung von Innovationskräften• die Durchführung von betrieblichen Prozess-

und Organisationsinnovationen• Maßnahmen in Forschung, Innovationen und

Technologietransfer• Projekte zur Energiewende und Umwelt-

innovation

Höhe: bis max. 50 Prozent der KostenZuschüsse: müssen nicht zurück gezahlt werdenVoraussetzung: Schaffung von Arbeitsplätzen

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Es ist die vielleicht spannendste Firma, die es derzeit in Kiel gibt. Es geht um Titan, um wirklich innovative Prozesse und einen Mann, der eine Holztreppe hinauf- und hinabläuft.

Die Treppe gibt es immer noch. Da ist er schon damals hoch und run-ter gerannt, immer wieder, das war gleich nach der Gründung des Unter-nehmens, vor acht Jahren. Oben die Büroräume, unten die Produktion, er wollte halt überall sein. Wenn man Er-folg haben will, muss man manchmal zwei Stufen auf einmal nehmen, aber Matthias Scharvogel hat auf dieser Stiege immer gleich drei Absätze ge-nommen. Neunzehn Stufen aus Holz. Ausgerechnet Holz.

Denn eigentlich geht es hier, am Kieler Seefischmarkt, um etwas

ganz anderes. Es geht um Titan. Im Periodensystem der Elemente steht Titan an der 22. Stelle, eingepfercht zwischen dem langweiligen Scandi-um (21) und dem zähem Vanadium (23). Titan, völlig zu Unrecht ein wenig versteckt, links in der Mitte des Periodensystems, hat da weit bessere Eigenschaften: Es ist extrem leicht, gleichzeitig von höchster Festigkeit, robust und korrosionsbeständig. Und es kann ehrlich gesagt noch viel mehr und deshalb hat Matthias Scharvogel sich irgendwann gedacht, dass die Zukunft womöglich aus Titan sein könnte.

Jetzt ist es aber so, dass dieses stolze Metall sich nicht so ohne Weiteres bearbeiten lässt. Man kann es fräsen und bohren, sicher, aber das dauert erstens viel zu lange und zweitens

fällt dabei viel zu viel Abfall ab. Also hat Scharvogel von Anfang an auf die MIM-Technologie (Metal Injection Moulding) gesetzt. Und er hat sie mit den Jahren stetig weiterentwickelt. Denn mit ihr lässt sich Titan – quasi pulverisiert – als Spritzguss verar-beiten. In nur einem Arbeitsschritt wird dem gesamten Bauteil seine endgültige Geometrie gegeben. Gegenüber den herkömmlichen Ver-fahren bedeutet das nicht nur einen deutlichen Zeitvorteil. Es können auch Teile produziert werden, deren konventionelle Herstellung unmög-lich oder zumindest unwirtschaftlich wäre. Element 22 stellt so Implantate für die Medizintechnik her, aber auch Bauteile für Premiumprodukte wie Uhren und Schmuck oder Teile für die Luftfahrtindustrie. Rund 50 ver-schiede Produkte hat Element 22 im Programm: Aus den Spritzgussformen entstehen Teile für Flugzeugtrieb-werke genauso wie für Handys oder medizinische Endoskope. Mal so groß wie eine Hand, mal so klein, dass man fast eine Lupe braucht, um das Bauteil überhaupt zu erkennen.

Mit der steten Weiterentwicklung die-ses Spritzgussverfahrens hat sich Ele-ment 22 mittlerweile tatsächlich zum Weltmarktführer titanisiert. Wo andere noch drehen, fräsen und bohren – das kann für ein Bauteil schon mal 20 Stunden dauern – gießen und backen Scharvogel und seine mittlerweile 30 Beschäftigten die Titanstücke in wenigen Sekunden in Form. Das ist faszinierend und auch ein bisschen geheimnisvoll, denn wer genau seine weltweite Kundschaft ist, also etwa Flugzeugbau-, Uhrenherstell- oder Medizintechnikunternehmen, das darf Scharvogel nicht verraten.

PATENTIERTEINNOVATIONSKRAFTVON DER KIELER FÖRDE

ELEMENT 22

Mit seinem Unternehmen Element 22 ist Chief Executive Officer (CEO) Matthias Scharvogel Weltmarktführer in der Ferti-gung von Titanbauelementen

Die Technologie hat Scharvogel mit seinem Team über die Jahre immer weiterentwickelt und verfeinert – gera-de erst hat er ein neues Patent ange-meldet. Die Prozesse sind mittlerweile so optimiert, dass die Spritzgussteile am Ende sogar noch fester sind als herkömmlich gefrästes Titan. Und auch rund um die Holztreppe hat sich in den vergangenen Jahren viel getan – die Produktionshallen sind weiter gewachsen, mehr Öfen, mehr Maschi-nen, mehr Mitarbeiter, das alles hat sich seit der Gründung verdreifacht. Das soll auch alles so bleiben und vor allem noch weiter wachsen, einfach deshalb, weil Kiel und damit Schles-wig-Holstein für Scharvogel ein idea-ler Standort für sein Unternehmen ist. „Das Land unterstützt uns sehr“, sagt er, „dazu kommt, dass wir hier dank der Fachhochschule, der Technischen Fakultät der CAU und der Forschungs-einrichtungen immer wieder neue, gut ausgebildete Fachkräfte gewin-nen können.“

Natürlich ist die ganze Titangeschich-te für Scharvogel noch längst nicht abgeschlossen. Andere würden jetzt vielleicht verliebt ihre Bauteile anschauen, Matthias Scharvogel aber denkt schon heute an so eine Art neue industrielle Revolution, an nachhaltige Verfahren, an mehr. „Last-wagen zum Beispiel“, sagt er. So ein 40-Tonner aus Stahl, der darf ja nur 20 Tonnen laden, weil er selbst schon genauso viel wiegt. Mit Titan könnte man da einiges machen, gerade im Bereich der motorisierten Fortbewe-gung. Mal sehen. (bs) //

element22.de

VON DER IDEE ZUM FÖRDERPROJEKTIN SECHS SCHRITTEN ZUM ERFOLG

Ihre Ansprechpartner

Peer Biskup, Teamleiter InnvoationsberatungT +49 431 66 66 6-8 57, [email protected]. Ronny Marquardt, Teamleiter Innovationsförderung T +49 431 66 66 6-8 42, [email protected]

2. WTSH-Innovationsberatung kontaktieren

Beratung von der Ideenfindung, Konzeption und Entwicklung bis zum richtigen Förderprogramm

3. Projektvorschlag bei der WTSH- Innovationsförderung einreichen

Die WTSH-Innovationsförderberatung prüft den Projektvorschlag. Ist dieser förder fähig, kann Förderung erteilt werden.

5. Zuwendungsbescheid

6. Projektstart

1. Innovative Projektidee

Die WTSH-Innovationsförderung prüft und unterstützt bei der Antragsstellung.

Formgebundenen Förder antrag bei der WTSH-Innovationsförde-rung stellen 4.

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WELTBEWEGENDNACHHALTIGER SPITZENKAFFEE

Neben Deutsch, Mathe und Musik steht für die 17-jähri-ge Marielene heute Kaffeerösten auf dem Stundenplan. Gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern des Internats und Ganztagsgymnasiums Louisenlund veredelt sie rohe Kaffeebohnen aus Ruanda eigenhändig zu köstli-chem Filterkaffee, Espresso und einer Peaberry-Mischung. In dem schuleigenen Trommelröster knistern und knacken die roten Bohnen bei 200 Grad Celsius etwa 20 Minuten – so lange, bis unliebsame Bitterstoffe verschwunden sind. Der spezifische Charakter der Bohnen bleibt dabei erhal-ten. Er wird durch das Mikroklima und Anbaugebiet der familiengeführten Gitesi-Plantage bestimmt – im Hochland von Ruanda, 1.820 Meter über dem Meeresspiegel.

HOCHKARÄTIGER GENUSS Seit 2016 produzieren Marielene und das Schulteam den ausgezeichneten Kaffee als Röstung unter der Marke Louisenlunder. Und das äußerst erfolgreich. Denn der sortenreine, von Hand geerntete und sortierte Bourbon- Arabica-Kaffee der Gitesi-Ernte gewann bereits 2012 den Cup of Excellence – die höchste Auszeichnung in dem weltweit renommiertesten und anerkanntesten Wettbe-werb für Spezialitätenkaffee. Seitdem überzeugen die Bohnen regelmäßig mit Spitzenergebnissen. Typisch für den Louisenlunder ist seine sanfte Fruchtigkeit, die sich mit einem Schuss Vollmilch in Noten von dunkler Schokolade und Karamell verwandelt.

NACHHALTIGER KOFFEINSCHUBBesonders gut ist der Kaffee von der Schlei auch in ande-rer Hinsicht, denn er fördert fairen Handel und nachhaltige Entwicklungshilfe. Die Kaffeebäuerinnen und -bauern in Ruanda erhalten doppelten Lohn für ihre Bohnen – einmal für die abgelieferte Menge und einmal für die Qualität. Bezahlt werden sie außerdem mit Milchkühen, Saatgut, landwirtschaft lichen Geräten und anderen Dingen, die ihren Lebens standard erhöhen.

KAFFEE MACHT SCHULENeben den Bäuerinnen und Bauern profitieren auch die Kinder in Ruanda von dem Projekt. Mindestens 30 Prozent des Verkaufs preises fließen in die Grundschule des Dorfes Ntamara. Der Erlös kommt 140 Kindern aus ärmsten Fami-lien zugute und versorgt sie verlässlich mit Lehrbüchern, Schulgebühren und einem täglichen Mittagessen in der Schulkantine. „Die Kinder dort hassen Ferien! Weil sie dann nicht zur Schule gehen können,“ erzählt Internats-schüler Max (17).

Einen nachhaltigen Bildungsschub erleben aber auch er und die anderen Teilnehmenden der außerunterricht-lichen Arbeitsgemeinschaft Ruanda-Gilde im Gymnasium an der Schlei. Denn der gesamte Herstellungsprozess des Speziali tätenkaffees liegt vollständig in ihrer Hand. In Ruanda lernen sie, wie die Bohnen per Hand geerntet, gewaschen und sortiert werden. Auch für Einkauf, Direkt-import, Röstung in Louisenlund sowie Packaging und Verkauf sind sie verantwortlich. „Mit dieser Bildungsini-tiative geben wir unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ein Bewusstsein für die immense weltweite soziale, handwerkliche und ökonomische Bedeutung von Kaffee zu entwickeln“, berichtet der Lehrer und ehemalige Entwicklungshelfer Hauke Nagel. Er leitet das Schul projekt.

AUSGEZEICHNETES ENGAGEMENTWie gut der ostafrikanische Röstkaffee aus dem echten Norden schmeckt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Zwei-Sternekoch Dirk Luther aus dem „Alten Meierhof“ in Glücksburg bietet die Spezialität im hoteleigenen Genuss- Shop zum Kauf an: „Das Louisenlunder Engagement verdient jede Unterstützung!“. Das sieht auch das Bundes-ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung so. Beim Schulwettbewerb „Alle für EINE WELT für alle“ der 11. bis 13. Klassen eroberten die Schüler letztes Jahr den zweiten Platz.

Wer Lust auf den Röstkaffee von der Schlei bekommen hat, kann ihn am 15. September 2019 auf dem Green Market in Eckernförde kaufen. (sk) //

Im Internat Louisenlund in Güby sorgt Röstkaffee aus Ruanda für Schlagzeilen. Die preis-gekrönte Spezialität wird nicht nur fair gehandelt, sondern schenkt auch nachhaltig Bildung – an der Schlei genauso wie in dem afrikanischen Entwicklungsland.

AUS LOUISENLUND

Die Schülerinnen der Ruanda-Gilde engagieren sich für Bildung in der dritten Welt

„Dass Bildung ein echtes Privileg ist, wurde mir erst in Ruanda bewusst.“Marielene (17), Schülerin in Louisenlund

louisenlund.de

Ob mit oder ohne Milchschaum – der Louisenlunder ist eine international ausgezeichnete Köstlichkeit

Nach der Ernte werden die hellen Kaffeebohnen erst gewaschen und dann sortiert

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HOHE EHREFÜR ZWEI WIKINGERSTÄTTEN

Schleswig-Holstein kann Welterbe! Zum dritten Mal ist der begehrte Titel von der UNESCO in den echten Norden an eine Stätte von weltweiter Bedeutung vergeben worden. Der wikingerzeitliche Handelsplatz Haithabu und das Danewerk als Befestigungswall, der die Siedlung und noch Jahrhunderte später die Südgrenze des dänischen Reiches schützte, sind als Ensemble neu auf der Liste.

Den vielleicht schönsten Blick auf das frisch gekürte Weltkulturerbe haben Spaziergänger, die sich zwischen den beiden Standorten des Wikingermuseums Haitha-bu bei Schleswig auf halber Strecke eine Pause gönnen. Hinter ihnen liegt das moderne, gerade erst umfassend sanierte Ausstellungshaus, in dem in einer multimedialen Schau Originalfunde wie Schmuck, Waffen, Werkzeuge, Runensteine und ein königliches, aus dem einstigen Hafenbecken geborgenes Langschiff zu bestaunen sind. Vor ihnen ist hinter saftigen Wiesen, üppigen Hecken und Bäumen der zweite Museumsteil auszumachen: Sieben nach archäo logischen Befunden rekonstruierte Häuser, die direkt am blaugrauen Wasser der Ostseeförde Schlei stehen, wo das Zentrum der historischen Handelsmetro-pole Haithabu vermutet wird. Im Sommer wird hier mit Veranstaltungen und Vorführungen alter Handwerkskunst das keineswegs nur kriegerische Wikingerleben um das Jahr 1.000 für Besucher anschaulich gemacht – vor allem Familien nutzen dieses Angebot sehr gern.

Wer weiter Ausschau hält, erkennt den Wall, der das Siedlungsgebiet von Haithabu wie ein rundes U umgibt. An diesen Halbkreiswall schließt das Danewerk an, eine Schutz- und Befestigungsanlage, die sich über rund 30 Kilometer in Ost-West-Richtung erstreckt – und längst nicht jedem Einwohner Schleswig-Holsteins ein Begriff ist, wie Matthias Maluck vom Archäologischen Landesamt sehr wohl weiß. „Selbst hier in der Region wussten viele Menschen lange nichts über das Danewerk, obwohl es direkt vor ihrer Haustür liegt.“ Das habe sich im Zuge der Welterbebewerbung schon deutlich verändert, sagt der Archäologe. Er hat den Antrag in einem großen Verbund von Akteuren erarbeitet und war für das Land Schleswig- Holstein dabei, als er im Golfstaat Bahrain am 30. Juni 2018 bei der Sitzung des Welterbekomitees vorgestellt wurde. 14 Jahre nach dem ersten Impuls dauerte es dort nur sieben Minuten bis zur Zustimmung.

Bei der dänischen Bevölkerung auf beiden Seiten der heutigen Staatsgrenze war das Danewerk – dänisch Dane virke – nie vergessen. Vor dem kleinen Museum im Örtchen Dannewerk, das über den Wall und seine Funk-tionen bis ins 20. Jahrhundert hinein informiert, parken häufig Reisebusse aus dem rund 50 Kilometer entfernten Nachbarland.

„Aus etwas Trennendem ist heute ein Symbol der Völkerverständigung geworden.“Nis Hardt, Museumsleiter Danevirke-Museum

haithabu-danewerk.de

HAITHABU UND DANEWERK SIND JETZT WELTKULTURERBE

Die Freude über den Titel ist groß bei Matthias Maluck (li.) vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein und bei Museums leiter Nis Hardt

Die Ausstellung ist zweisprachig auf Deutsch und Dänisch gestaltet. „Aus etwas Trennendem ist heute ein Symbol der Völkerverständigung geworden“, freut sich Museums-leiter Nis Hardt und meint damit auch den erfolgreichen Welterbeantrag, den die dänische Minderheit der Schles-wig-Holsteiner, zu der sich Hardt zählt, aktiv unterstützt hat. Wenige Meter vom Museum entfernt steht mit der sogenannten Waldemarsmauer der vielleicht prominen-teste Teil des Danewerks, fast 850 Jahre alt und damit

eines der ältesten Ziegelsteinbauwerke Nordeuropas. König Waldemar der Große ließ diese Mauer errichten, um das dänische Reich vor Überfällen aus dem Süden zu schützen. An der Mauer vorbei führt ein schöner Spazier-weg zu weiteren Überresten der Geschichte. Dass große Teile entlang des Denkmals Danewerk seit langem Natur-schutzgebiet sind, macht es zusätzlich lohnend, dieses Welterbe zu entdecken. Ein touristisches Vermarktungs-konzept ist in Arbeit. (sas) //

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DUZ-HOTELMIT EIGENEM STRAND

Seit Sommer 2018 können Gäste in der Lübecker Bucht in das erste von 20 europaweit geplanten Arborea Resorts einchecken. Das neue Haus punktet mit trendigem Design, Nachhaltigkeit und einer Toplage zwischen dem größten privaten Yachthafen an der Ostseeküste und einem Naturschutzgebiet mit ausgedehnten Salz-wiesen. Außergewöhnlich ist das Konzept auch sonst: Welches Hotel hat schon eine voll ausgestattete Holz- und Fahrradwerkstatt? Oder eine Küche, in der die Gäste mitkochen können?

In der Lobby des Arborea Marina Resort Neustadt wirbt der Wochenplan für einen bunten Mix an Aktivitäten: Armband flechten, Drachenflieger bauen in der Souter-rainwerkstatt, Mitsegeln auf der Ostsee, Stand-up-Paddling am hoteleigenen Strand, Yoga und Aquafit im Gym und abends Lagerfeuer mit Sänger auf der Wiese hinter dem Haus. Langweilen muss sich ganz sicher niemand in dem neuen Hotel mit 124 Zimmern und Suiten. Auf Ruhe und Entspannung verzichten aber auch nicht: „Du ganz per-sönlich wählst aus, ob und was Du machen willst“, betont Johann Kerkhofs.

Der gebürtige Niederländer ist einer von zwei Geschäfts-führern von Arborea Hotels und Resorts und der kreative Kopf hinter der neuen Hotelmarke. Dass er jede und jeden, ob Gäste oder Angestellte, sofort mit „Du“ an-spricht und sich auch so ansprechen lässt, ist für manchen gewöhnungsbe dürftig und durchaus als Statement zu verstehen: „Bei Arborea sollen alle mit allen auf Augenhö-he ins Gespräch kommen können.“ Urlaub mache doch am meisten Spaß, wenn die Gäste Erlebnisse teilen: „Genau dafür schaffen wir Anlässe – indoor wie outdoor.“ In der Werkstatt schnitzen, schrauben, basteln geht bei jedem Wetter; im stufenförmigen Atrium, genannt The Stairs, auf die Ostsee und in die Wolken schauen, auch. In zwei Restaurants wird regionale und saisonale Küche serviert, in der „Mitmachküche“ sogar mit Gästebeteiligung zuberei-tet. Und im 1.000 Quadratmeter großen „Sparadise“ ist es sowieso erst bei „Schietwetter“ so richtig schön.

„Bei Arborea soll jeder mit jedem auf Augen höhe ins Gespräch kommen können.“Johann Kerkhofs, Geschäftsführer Arborea Hotels und Resorts GmbH

arborea-resorts.com

Frisches Design, Raum für Begegnung, Genuss und Kreativität sind die Arborea-Zutaten für erst-klassige Erholung im echten Norden

StandortNeustadt

Personalstärke70 Beschäftigter

Eröffnung2018

Natur, Lässigkeit, dazu das etwas Kantige, Ungewöhnliche: Das alles steht laut Kerkhofs für die Marke Arborea. Schleswig-Holstein und speziell dieser besondere Platz auf dem Gelände des Ancora-Marina-Yachthafens habe dazu richtig gut gepasst, erklärt der 58-Jährige, der schon Hotels in Europa, im Nahen Osten und auch in Afrika entwickelt hat. Dass sich mit Oliver Seiter vom Yachthafen Ancora Marina ein Bauherr fand, der das 29 Millionen Euro teure Projekt mittrug, alle kommunalen Gremien zügig und einmütig den Weg frei machten und die Wirt-schaftsförderung und Technologietransfer Schleswig- Holstein GmbH (WTSH) die Koordinierung zum Beispiel mit der Investitionsbank und dem Wirtschaftsministerium in Kiel übernahm, machte das Vorhaben perfekt. Das Pro-jekt wurde mit 2,1 Millionen Euro im Rahmen des Landes-programms Wirtschaft (einzelbetriebliche Investitionsför-derung) gefördert. Freuen kann sich Kerkhofs auch über ein Spitzenranking im Netz.

Die WTSH bietet Investorinnen und Investoren, Betreibe-rinnen und Betreibern, Projektentwicklerinnen und -ent-wicklern und Kommunen einen in Deutschland einmaligen Service: die kostenlose Investitionsberatung für Hotelpro-jekte. Mehr Infos unter wtsh.de. (sas) //

ARBOREA MARINA RESORT NEUSTADT

Mit der jungen Hotelmarke Arborea hat Johann Kerkhofs seine Idee vom perfekten Urlaub umgesetzt: Der Niederländer mag es lässig und kommunikativ, hell und natürlich.

Geschäftsführer Johann Kerkhofs im Arborea Marina Resort Neustadt

Hotelinvestments für Projekte mit TrendpotenzialSystematisches Investitionsmanagement für Hotel-projekte: Damit der Markteinstieg gelingt, gibt es bei der WTSH Unterstützung von der Bewertung potenzieller Hotelstandorte bis hin zur Unterstützung beim Fördergeldantrag.

AnsprechpartnerinPetra StangenbergAnsiedlungsberaterin HotelprojekteT +49 431 66 66 6-8 [email protected]

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N AT U R N A H E L Ä S S I G K E I T I N D E R L Ü B E C K E R B U C H T

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NETZWERKENFÜR DEN ECHTEN NORDENEs gibt viele Netzwerke, aber es gibt wohl kaum ein anderes Netzwerk im Land, das in den vergangenen vier Jahren so erfolgreich gewachsen ist wie das Partnerprogramm „Schleswig-Holstein. Der echte Norden.“. Was einst mit der Idee begann, gemeinsam mit der Wirtschaft Schleswig- Holsteins für den Standort und um Fachkräfte zu werben, ist heute ein fest etabliertes Standortmarketingtool der WTSH. Innerhalb von vier Jahren ist die Mitgliederzahl des Partnerprogramm von 0 auf nahezu 400 Netzwerk ende gewachsen. Die Besonderheit: Hier trifft Pharmazie auf Maschinenbau, Weltmarktführerinnen und -führer auf StartUp oder Hochschule auf Internat. Alle eint ein gemeinsames Ziel: ihren Standort bekannter zu machen und dessen Potenzial nach außen zu tragen. Das geht nur mit ganz viel Herzblut und noch mehr Identifikation für den echten Norden – authentisch echt! (lei) //

50 Premium partnerinnen und -partner zweimal im Jahr, ein Ziel: den echten Norden voranbringen

„Wir haben eine vertrauensvolle, offene, echte, authentische Unternehmenskultur, in der sich junge Fachkräfte wunderbar entwickeln und entfalten können. Wir müssen bloß immer wieder gemeinsam darauf hinweisen!“ Katrin Birr, Geschäftsleitung, Gebr. Friedrich GmbH & Co. KG

Partner programm „goes“ Karrieremessen

Vertrauenssache Round-Table- Gespräche: netzwerken und voneinander lernen, von Best Practice bis Worst Case

„Der echte Norden drückt ein Stück weit auch das Selbstverständnis der Firma Timm Elektronik aus. Wir sind ein Unternehmen, mit dem viele Werte verbunden sind, für die auch Schleswig-Holstein steht. Verlässlichkeit, Bodenständigkeit, Langfristigkeit im Denken und Handeln, Verantwortungsbewusstsein für Mensch und Umwelt – auch darum sind wir Premiumpartner im WTSH Partnerprogramm.“ Dr. Thomas Overbeck, Geschäftsführer und Inhaber H. Timm Elektronik GmbH

„In unseren Round-Table-Gesprächen geht es sehr ehrlich und vertrauensvoll zu. Wir sprechen hier nicht nur über unsere Erfolge, sondern auch über Dinge, die nicht gut laufen. Nur so können wir voneinander lernen.“ Thomas Büchler, Commercial Director DW-Shipconsult GmbH

„Es ist die authentische, offene und erfrischende Art der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie ihre Anpackermentalität, die mich jeden Tag aufs Neue begeistert und mir zeigt, wofür sich die Arbeit lohnt.“

Judith Kunze, [email protected] +49 431 66 66 6-8 22WTSH-Partnerprogramm„Schleswig-Holstein. Der echte Norden.“ wtsh.de/partnerprogramm

Partnerprogramm präsentiert Karrierechancen im echten Norden

Entwicklung der Anzahl der Partnerinnen und Partner 2014–2018

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2014 2015 2016 2017 2018

Branchenübergreifendes Netzwerken Premium-partner-Event: zweimal im Jahr diskutieren, sich vernetzen und kennenlernen

Die Facebookseite des Partner-programms bietet Informationen rund um das Netzwerk, über neue Partnerinnen und Partner sowie Events

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W T S H - PA R T N E R P R O G R A M M „ S C H L E S W I G - H O L S T E I N . D E R E C H T E N O R D E N “W T S H - PA R T N E R P R O G R A M M „ S C H L E S W I G - H O L S T E I N . D E R E C H T E N O R D E N “

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Veröffentlicht durch:WTSH – Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbHLorentzendamm 24, 24103 KielT +49 431 66 66 6-0, F +49 431 66 66 6-7 00E-Mail: [email protected]

V. i. S. d. P. Dr. Bernd BöscheGeschäftsführer der WTSHAmtsgericht Kiel, Handelsregister HRB 3358Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE134868530

ChefredaktionUte Leinigen, Leiterin Standortmarketing / Öffentlichkeitsarbeit der WTSHT +49 431 66 66 6-8 20, F +49 431 66 66 6-7 69

Autoren Vera Baastrup (vb), Thorben Bull (tbu), Nelly Eliasberg (eli), Andrea Henkel (ah), Susanne Kratzenberg (sk), Ute Leinigen (lei), Dr. Birte Pusback (bp), Beatrix Richter (br), Björn Stähler (bs), Sabine Spatzek (sas)

GesamtkonzeptionNew Communication GmbH & Co. KGWerbe- und Marketingagentur, Kiel

ProjektmanagementNelly Eliasberg, New Communication

LektoratNelly Eliasberg, Susanne Kratzenberg, New Communication

GestaltungFrauke Heinsohn, New Communication

Produktionppa.bumann GmbH & Co. KGPrint- & Produktionsagentur Friedrich-Voß-Straße 1a, 24768 Rendsburg

Layout und Gestaltung sind urheberrechtlich geschützt. Gleiches gilt für die einzelnen redaktionellen Beiträge und ihre Zusammenstellung sowie für Fotos und Grafiken. Möchten Sie Inhalte und Fotos übernehmen, wenden Sie sich bitte an die Chefredaktion unter [email protected]. Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsar-beit der WTSH herausgegeben. Sie darf weder von Partei-en noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landes-regierung zugunsten einzelner Gruppen verstanden wer-den könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

BildnachweiseTitelseite, Seite 34–35: Frank Peter (A. Jürgensen, Queisser Pharma); Seite 03: WTSH (Dr. B. Bösche); Seite 05: Wikinger Museum Haithabu; Seite 06–08: New Communication/Nelly Eliasberg; Seite 10: panther-media.net/Wavebreak Media Limited; Seite 11/12: Christina Lehmann, Thorben Bull (Umtüten); Seite 11/13: Thorben Bull (Noordsk.studio); Seite 11/14: Teresa Horstmann (Tim Tanne®); Seite 11/15: Thorben Bull (Resteritter); Seite 11/16: Andrea Henkel (Elbwalker); Seite 11/17: Andrea Henkel (FESforward); Seite 11/18/04: Instrument of Things/WTSH; Seite 19: Anzeige (MWVATT); Seite 20: panther media.net/iconspro (Silhou etten); Seite 21: Women’s Entrepreneurship Schles-wig-Holstein/#WEstartupSH; Seite 22: Sünje Fock (Fleet 7); Seite 22–23: panther media.net/Djemphoto; Seite 24–25: Sabine Spatzek (GF M. Löhrke/PM A. Franz), panthermedia.net/Romaset (Abfüllanlage); panthermedia.net/LovArt (Icon); Seite 26–27: Adolf Nissen Elektrobau GmbH & Co. KG; Seite 28–29: Björn Stähler (T&O Labsystems GmbH & Co. KG), panthermedia.net/Alhovik; Seite 30: panthermedia.net/nstanev (Golden Gate Bridge); Seite 32/04: New Communication, Nelly Eliasberg (T. O. Jöhnk); Seite 33: Timo Wilke (Kristin Asmussen), Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (NGIO San Franciso Außenansicht); Seite 35: panthermedia.net/I. Petrovic; Seite 36–37: panthermedia.net (Weltkarte, Globus), New Communication/Nelly Eliasberg (Bernd Schlegel); Seite 38: M. Ruff/gra-fikfoto.de; Seite 39: Martin Feller (AIDAprima), Gate Terminal/Aeroview b.v. (Gastanker); Seite 40: M. Staudt/grafikfoto.de (Maritimes Zentrum), AG Meurer/CAU, PE TF UNI KIEL (T. Meurer, M. Lutz); Seite 41: Helzel Mess technik GmbH; Seite 42: DW-Shipconsult GmbH, Phi-Stone GmbH; Seite 43: Osteolabs GmbH; Seite 45: Thomas Eisenkraetzer (Dr. Bernd Buchholz); Seite 46–49: panthermedia.net/Howcolour (Icons); Seite 47/04: Loll Feinmechanik GmbH; Seite 48: Public Domain (PD); Seite 50–51: Oliver Michael Maier (Kaffeetasse, Packshot), Stiftung Louisenlund (Aufnahmen Ruanda), panther media.net/amin268 (Icons); Seite 52–53: M. Staudt/grafikfoto.de (Wikingerschiff), Sabine Spatzek (Schild, M. Maluck, N. Hardt); Seite 54–55: Christoph Schöch © Arborea Hotels und Resorts; Seite 56–57: Timo Wilke (Premiumpartner-Events, Firmenkontakttag); Seite 59: Photograph © Darren Baker (Anzeige); Sonstige Seite 04–55: panthermedia.net (diverse Icon-Sets)

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I M P R E S S U M

Wenn Sie zu den vielen Menschen gehören, die am Ende ihres Urlaubs in Schleswig-Holstein wehmütig die Koffer packen: Bleiben Sie doch gleich hier! In Schleswig-Holstein lässt es sich ausgezeichnet leben und arbeiten. Hier finden Sie optimale Standortbedingungen für Ihr Unternehmen – und das ganz entspannt. Wir helfen Ihnen beim Aufbau einer Niederlassung oder der Gründung einer Firma.

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