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LVR-Klinik Bedburg-Hau
Trauma und TraumatherapieTrauma und TraumatherapieTrauma und TraumatherapieTrauma und Traumatherapie
bei bei bei bei
Kindern und JugendlichenKindern und JugendlichenKindern und JugendlichenKindern und JugendlichenKindern und JugendlichenKindern und JugendlichenKindern und JugendlichenKindern und Jugendlichen
Beate Stocks Beate Stocks Beate Stocks Beate Stocks
Ambulanz und Tagesklinik für KinderAmbulanz und Tagesklinik für KinderAmbulanz und Tagesklinik für KinderAmbulanz und Tagesklinik für Kinder---- und Jugendpsychiatrieund Jugendpsychiatrieund Jugendpsychiatrieund Jugendpsychiatrie
GeldernGeldernGeldernGeldern
LVR-Klinik Bedburg-Hau
Traumatisierung Traumatisierung Traumatisierung Traumatisierung ––––
ein Thema für den Kinder ein Thema für den Kinder ein Thema für den Kinder ein Thema für den Kinder –––– und Jugendbereich?und Jugendbereich?und Jugendbereich?und Jugendbereich?
�Bremer Jugendstudie (1999) von Essau et. Al.:
22% der 1035 befragten Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren gaben an, bereits ein traumatisches Ereignis erlebt zu haben
Folie 2Klinik aktuell - 29.9.2012
traumatisches Ereignis erlebt zu haben
1,6 % mit dem Vollbild einer PTBS
�Deutsche Studie (2000) von Perkonigg et al.:
26 % der jungen Männer zwischen 14 und 24 Jahren und
17,7 % der Frauen hatten ein traumatisches Erlebnis
1,3 % mit dem Vollbild einer PTBS
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Traumatisierung Traumatisierung Traumatisierung Traumatisierung ––––
ein Thema für den Kinder ein Thema für den Kinder ein Thema für den Kinder ein Thema für den Kinder –––– und Jugendbereich?und Jugendbereich?und Jugendbereich?und Jugendbereich?
Eine posttraumatische Belastungsstörung ist im Kindesalter so häufig wie ADHS
Folie 3Klinik aktuell - 29.9.2012
Kindesalter so häufig wie ADHS
(2,2 % Prävalenz)(Steil, Rosner, 2009)
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Möglichkeit 1:
�das Kind ist eingebunden in ein liebevolles, stabiles Elternhaus, Elternhaus,
�hat Sicherheit und Geborgenheit als Lebenskonzept verinnerlicht,
�erfährt dann eine oder mehrere Situationen, in denen es eine massive Bedrohung und Verletzung seiner selbst oder nahestehender Menschen erfährt
Folie 4Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Vorrangiges Therapieziel:
�Wiederherstellung von subjektiver und objektiver Sicherheit
�Unterstützung des Familiensystems�Unterstützung des Familiensystems
�Verarbeitung der Ereignisse als in der Vergangenheit befindliche Erinnerungen, die in der Gegenwart keine Bedrohung mehr darstellen
Folie 5Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Fallbeispiel: Paulina, 14 Jahre�Adoptivkind, stabiles, liebevolles Elternhaus
�wird beim Sport von einem Unbekannten in der Umkleidekabine bedrängt, festgehalten, geküsst und begrapscht, sie kann jedoch entkommenfestgehalten, geküsst und begrapscht, sie kann jedoch entkommen
�Paulinas Eltern unterstützen sie, lassen sich gemeinsam beim Opferschutz beraten, zeigen den Täter an
Symptome:
�kann die Umkleidekabine nicht mehr betreten
�Alpträume von dem Übergriff
�Zittern und Angst, sobald sie jemanden sieht, der dem Täter ähnlich sieht
�deutliche Konzentrationseinbuße v.a. beim Sport
�hat 1. Freund, erträgt aber keinerlei Körperkontakt
Folie 6Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Fallbeispiel: Paulina, 14 Jahre
Therapie:
�Aufklärung der Eltern und Paulinas über Trauma und typische Folgestörungen�Aufklärung der Eltern und Paulinas über Trauma und typische Folgestörungen
�Fazit: Paulinas Reaktionen sind „normal“!
�Eltern und Freundeskreis unterstützen grandios, immer gesprächsbereit, Freunde begleiten beim Sport, sind für Paulina da
Speziell:
�Kombination von Gesprächen, Entspannungstechniken, EMDR
Verlauf:
Nach wenigen Terminen kann Paulina die Umkleide wieder betreten, ihrem Sport nachgehen, Konzentration ist besser, keine Schlafstörungen mehr
Folie 7Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Möglichkeit 2:
� das Kind ist in einem Familiensystem aufgewachsen, in dem die Grundbedürfnisse (liebevolle Zuwendung, sichere die Grundbedürfnisse (liebevolle Zuwendung, sichere Verfügbarkeit von Nahrung, Schutz und Unversehrtheit) nicht stabil gewährleistet waren
�die Traumatisierung erfolgte innerhalb der Familie, durch Menschen, die „normalerweise“ für den Schutz und die Versorgung zuständig sein sollten, die vom Kind geliebt werden
Folie 8Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Folge:
�grundlegende Stress - Regulationsmechanismen des Körpers werden nicht trainiertwerden nicht trainiert
�Blutdruck ↑, Herzfrequenz ↑, Stresshormone ↑, Impulsivität ↑, Konzentration↓
�nicht nur in Situationen, die als bedrohlich empfunden werden, oder bei Erinnerung an traumatisierende Einzelereignisse, sondern immer!
Folie 9Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Vorrangiges Therapieziel:
�Wahrnehmung für die eigenen Körperreaktionen trainieren
�Erlernen von Regulationsmöglichkeiten�Erlernen von Regulationsmöglichkeiten
�Ideen entwickeln, was Sicherheit bedeuten könnte
�Vertrauen in das Konzept „Hoffnung“ schaffen
Folie 10Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Fallbeispiel: Lisa, 4 Jahre�Pflegekind, stabiles, liebevolles Elternhaus
Vorgeschichte:
�Jüngstes von 4 Kindern der leiblichen Eltern, mit 6 Monaten aus der Familie genommen worden
�leibl. Eltern psychisch krank und drogenabhängig
�Kinder wurden über Stunden eingesperrt, wenn Eltern weggingen
�körperliche und sexuelle Gewalt
�unzureichende Versorgung mit Nahrung, Kleidung, Zuwendung, Hygiene
Folie 11Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Fallbeispiel: Lisa, 4 Jahre
Symptome:
�Lisa ist extrem anhänglich, lässt Eltern nicht alleine weggehen
�große körperliche Unruhe, stetig in Bewegung, schreit teilweise über Stunden
�großes Kontrollbedürfnis: was angezogen werden soll, wer wo sitzt, wer was spielen darf, etc.
�panische Angst beim Windeln wechseln und vor dem Baden
� in Momenten größerer Unruhe wird der Pflegevater komplett abgelehnt
� Im Kindergarten benötigt sie Einzelbetreuung, weil die Stimmung jederzeit kippen kann
�Situationen, in denen sie über Minuten völlig abwesend erscheint, nicht ansprechbar, scheint dabei subjektiv keine Luft zu bekommen
Folie 12Klinik aktuell - 29.9.2012
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Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung Formen der Traumatisierung
bei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichenbei Kindern und Jugendlichen
Fallbeispiel: Lisa, 4 Jahre
Therapie:
�Aufklärung der Eltern über Trauma und typische Folgestörungen�Aufklärung der Eltern über Trauma und typische Folgestörungen
�Fazit: Lisas Reaktionen sind „normal“!
� Intensive, langfristige heilpädagogische Therapie mit Förderung der Körperwahrnehmung, der Regulationsmechanismen, Entspannungsverfahren
� Intensive Einbeziehung der Eltern zur Regulierung und Förderung Lisas und zur weiteren Förderung der Beziehung und Bindung
�Beratung und Coaching der Eltern zur Erhaltung ihrer Partnerschaft, gegenseitiger und gemeinsamer Entlastung und Stärkung ihrer Position als gute Eltern
�geplant: gezielte traumatherapeutische Spieltherapie, EMDR
Folie 13Klinik aktuell - 29.9.2012
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Besonderheiten des Verlaufes einer Besonderheiten des Verlaufes einer Besonderheiten des Verlaufes einer Besonderheiten des Verlaufes einer
Traumafolgestörung im KindesalterTraumafolgestörung im KindesalterTraumafolgestörung im KindesalterTraumafolgestörung im Kindesalter
Das Erleben eines – als (lebens) bedrohlich empfundenen Ereignisses – aktiviert bei Kindern das Bindungsverhalten
Folie 14Klinik aktuell - 29.9.2012
�Schutzsuchen bei Bindungspersonen und Vermeidung der Trigger
�Trennungsängste, Entwicklungsrückschritte�Schlafstörungen�Spezifische Phobien�Unspezifische Belastungssymptome (Kopf- und
Bauchschmerzen)
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Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und
Jugendlichen auf ein PsychotraumaJugendlichen auf ein PsychotraumaJugendlichen auf ein PsychotraumaJugendlichen auf ein Psychotrauma
Unter 5 Jahren: Unter 5 Jahren: Unter 5 Jahren: Unter 5 Jahren:
�Trennungsangst
Folie 15
�Schreien, Wimmern
�Erstarren und /oder ungezielter Bewegungsdrang
�Zittern
�ängstlicher Gesichtsausdruck
�extremes Klammern
�regressives Verhalten wie Daumenlutschen, Bettnässen und Angst vor Dunkelheit
Klinik aktuell - 29.9.2012
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Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und
Jugendlichen auf ein PsychotraumaJugendlichen auf ein PsychotraumaJugendlichen auf ein PsychotraumaJugendlichen auf ein Psychotrauma
6 6 6 6 –––– 11 Jahre:11 Jahre:11 Jahre:11 Jahre:
�sozialer Rückzug, Kontaktabbruch
Folie 16Klinik aktuell - 29.9.2012
�Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme
�Alpträume, Schlafprobleme
�Reizbarkeit, Wutausbrüche, Prügeleien
�Schulverweigerung
�Psychosomatische Beschwerden
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Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und Altersabhängige Reaktionen von Kindern und
Jugendlichen auf ein Psychotrauma Jugendlichen auf ein Psychotrauma Jugendlichen auf ein Psychotrauma Jugendlichen auf ein Psychotrauma
12121212----17 Jahre:17 Jahre:17 Jahre:17 Jahre:
�Flashbacks
�Alpträume
Folie 17
�Alpträume
�Vermeidung
�Depression
�Drogenmissbrauch
�antisoziales Verhalten
�Suizidgedanken
�Nachlassen der Schulleistung
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Hierarchie der Gehirnfunktionen
Neurobiologie Neurobiologie Neurobiologie Neurobiologie
Kortex abstraktes Denken, konkretes Denken
Folie 18Klinik aktuell - 29.9.2012
Limbisches System
Mittelhirn
Hirnstamm
Sexualverhalten, emotionale Reaktivität
Erregung von Nervenzellen, Appetit, Sättigung
Blutdruck, Herzschlag, Körpertemperatur
nach Bruce Perry
Schlaf
motorische Regulation
Zugehörigkeit, Bindung
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TraumaverarbeitungTraumaverarbeitungTraumaverarbeitungTraumaverarbeitung
aktuell
unwichtig
Folie 19Klinik aktuell - 29.9.2012
lange her
wichtig
gefährlich
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Traumaverarbeitung Traumaverarbeitung Traumaverarbeitung Traumaverarbeitung
Folie 20Klinik aktuell - 29.9.2012
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Traumatherapie bei Kindern und JugendlichenTraumatherapie bei Kindern und JugendlichenTraumatherapie bei Kindern und JugendlichenTraumatherapie bei Kindern und Jugendlichen
Stabilisierung der Patienten und des Umfeldes
�Aufklärung
�Vermittlung von zusätzlicher Unterstützung
� Imaginationstechniken – Etablieren eines „sicheren Ortes“
Folie 21Klinik aktuell - 29.9.2012
�Achtsamkeitsübungen, Regulation des Stresssystems
Integration der Traumaerinnerung (Aufräumen des Kleiderschrankes)
�Gesprächstechniken
�Gestalttherapeutische Techniken
�Spieltherapie
�EMDR
→→ Wiederherstellung von Sicherheit
LVR-Klinik Bedburg-Hau
AnsprechpartnerAnsprechpartnerAnsprechpartnerAnsprechpartner
�LVR-Klinik Bedburg-Hau,
Ambulanzen für Kinder- und Jugendpsychiatrie in
Bedburg-Hau, Geldern und Moers
�Jugendämter�Jugendämter
�Opferschutzstelle (Weißer Ring)
Folie 22Klinik aktuell - 29.9.2012