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30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Seminarunterlagen
2 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Detailprogramm zum 30. Riehener Seminar
Positiv führen
Dienstag, 22. Oktober 2019
Konferenzzentrum St. Chrischona
ab 09.00 Einschreibung, Znüni 10.00 Begrüssung: René Leuenberger, Leiter Pflege und Qualität, Klinik Sonnenhalde
10.10 1. Referat: Einführung ins Thema
PD Dr. med. Johannes Beck, Chefarzt Klinik Sonnenhalde 10.25 2. Referat: Positiv führen – Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker, Berner Fachhochschule Wirtschaft 11.15 Kurze Pause
11.30 Podiumsdiskussion: Positiv führen
Über das Tagungsthema diskutieren Sr. Doris Kellerhals, Oberin Diakonat Riehen, Peter von Sury,
Abt von Mariastein und Referenten des heutigen Riehener Seminars mit Moderation durch Johan-
nes Beck, Chefarzt, Klinik Sonnenhalde 12.30 Mittagessen (Turnhalle 2. UG) WORKSHOPS ZUR AUSWAHL (90 Minuten)
14.00 Workshop 1: Mitgefühl als Haltung, um sich selbst und andere zu führen
Dr. med. Herbert Assaloni und Dr. med. Jan Martz, Praxis Zum Beherzten Leben, Bildungswerkstatt
ACT, Winterthur (Sitzungszimmer 1+2, 1. OG, oberhalb Foyer)
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur – Methoden der Akzeptanz- und Commit-
menttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Pflegefachfrau, Anja Rogausch, Fachpsychologin und Dominik Schönthaler, Psycho-
therapeut, Klinik Sonnenhalde (Lehrsaal 6+7, 1.OG)
Workshop 3: Positiv Führen am Bild - Kunsttherapie und LOM
Gabriela Jaroš, Dipl. Kunsttherapeutin, Klinik Sonnenhalde (Vorführraum 1. UG)
Workshop 4: Freundschaft - Das Immunsystem unserer Gesellschaft, Impulse zur Wiederbele-
bung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach, Manres AG, Zürich (Lehrsaal 4/5, Erdgeschoss neben Hauptsaal)
Workshop 5: Positiv führen – einen neuen Ansatz entdecken, erträumen, gestalten, erobern
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker, Berner Fachhochschule Wirtschaft (Hauptsaal)
15.30 Pause (Kaffee/ Tee/ Gebäck in der Turnhalle, 2. UG) 16.00 4. Referat: Menschen führen – Leben wecken
Pater Anselm Grün, Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach 17.00 Schluss des Seminars
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 3
4 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Referat 1: Einführung ins Thema
PD. Dr. med. Johannes Beck, Chefarzt Klinik Sonnenhalde
Einführung ins Thema – Positiv führen
Im diesjährigen Riehener Seminar wenden wir uns der Frage zu, wie Führung positiv gelingen kann.
Wir wollen dabei insbesondere beleuchten, wie eine Orientierung an den Stärken der Menschen und an sinnstiften-
den Werten das eigene Leben, die Begleitung von Menschen und die Führung von Institutionen inspirieren kann.
Dabei schlagen wir einen grossen Bogen über mehrere Aspekte zum Thema ‚Führen‘:
So sind wir alle als Individuen herausgefordert, uns selbst und unser eigenes Leben zu führen. Schon bei der Führung
von uns selbst ergeben sich Fragen wie „woran orientiere ich mich?“ , „welches sind die Werte, denen ich in meinem
Leben Raum geben möchte?“ Dabei kann auch die Frage nach unseren Stärken hilfreich sein und auch, wie wir diese
Stärken und Gaben fördern und entfalten können.
Ein Aspekt von Führung, der viele von uns, die wir am Riehener Seminar teilnehmen betrifft, liegt in der Begleitung
von Menschen im Rahmen unseres beruflichen Wirkens, sei dies im Sinne pflegerischer, therapeutischer oder seel-
sorgerischer Begleitung. Auch hier ergeben sich Fragen wie eine solche Begleitung und Führung positiv und segens-
reich gelingen kann.
Eine weitere Ebene des Führens, die wir in diesem Riehener Seminar betrachten wollen, berührt die Führungsarbeit
von Vorgesetzten im Rahmen von Gemeinschaften oder Institutionen.
Warum haben wir diese Fragen nach positiver Führung so gestellt?
Es mehren sich Erfahrungswerte aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem noch vergleichsweise jungen
Forschungsfeld der positiven Psychologie, dass eine bewusste Orientierung an den Stärken der Menschen sowie das
bewusste Pflegen von sinnstiftenden Werten viele positive Wirkungen auf das Leben des Einzelnen und auf Gemein-
schaften haben kann. Auch moderne Psychotherapieverfahren der sogenannten ‚dritten Welle‘ der kognitiven Ver-
haltenstherapie setzen bewusst und auf Basis guter Evidenz, auf diese Erkenntnisse der positiven Psychologie.
Das ist durchaus nicht selbstverständlich. Im historischen Rückblick zur Entwicklung der Psychotherapien lag der
Blick in der Vergangenheit häufig vor allem auf Belastungsfaktoren und krankmachenden Einflüssen. Die Berücksich-
tigung solcher Belastungsfaktoren ist auch in modernen Psychotherapien nach wie vor wichtig. Hinzu kommt jedoch
inzwischen zunehmend auch der Blick auf die Förderung von Stärken und Ressourcen.
Während ältere psychotherapeutische Verfahren den Fokus oft darauf legten, Krankheitssymptome wie z.B. Angst
oder depressive Verstimmungen zu reduzieren, geht der Ansatz in moderneren Therapieformen wie z.B. der Akzep-
tanz und Commitment-Therapie stärker dahin, bestimmte Beschwerden wie z.B. ein erhöhtes Angstniveau oder auch
stattgehabte Belastungen als einen Teil des Lebens zu akzeptieren, was nicht gleichzusetzen ist mit diese
«gutzuheissen». Es geht vielmehr darum, die Dinge, die wir nicht verändern können bewusst zu akzeptieren und uns
trotzdem mit Hingabe den uns wesentlichen Werten in unserem Leben zuzuwenden und diesen Werten im Leben
Raum und Inhalt zu geben.
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 5
Zahlreiche Therapiestudien zu verschiedenen Krankheitsbildern wie z.B. Angststörungen, Schmerzen und Depressio-
nen konnten zeigen, dass dieser Ansatz besonders wirksam und nachhaltig ist. Bemerkenswert ist dabei auch der
zunehmende Einbezug von spirituellen Aspekten in modernen Therapieverfahren wie z.B. die achtsamkeitsbasierten
Verfahren (Mindfulness) und der bewusste Einbezug auch von spirituellen Aspekten, Glaubensfragen und Werten.
Auch das ist in der historischen Perspektive durchaus nicht selbstverständlich. So hat etwa der Begründer der Psy-
choanalyse, Sigmund Freud, eine recht kritische Distanz zur Religion eingenommen.
Die Ergebnisse der modernen Psychotherapieforschung stützen nun aus wissenschaftlicher Perspektive, wie wertvoll
der Einbezug von Werten in der Therapie sein kann und bestätigt uns in der diakonischen Arbeit unserer Klinik auf
Basis der christlichen Grundwerte.
Erkenntnisse aus der positiven Psychologie haben auch im Bereich der Arbeits- und Organistionspsychologie inzwi-
schen viel Aufmerksamkeit erhalten und es gibt auch hier gute wissenschaftliche Evidenz, dass eine bewusste Kon-
zentration auf menschliche Stärken und Werte sowohl für die Wertschätzung der Mitarbeiter, wie auch die Wert-
schöpfung von Unternehmen gute Wirkung mit sich bringt. So ist ‚Positiv Leadership‘ ein Führungsansatz, der durch
bewusste Konzentration auf menschliche Stärken und Werte mit Freude herausragende Resultate erreichen will.
Die Frage, wie weise Führung seegensreich wirken kann ist historisch nicht neu. Schon vor mehr als 1500 Jahren be-
schreibt Benedikt von Nursia, Begründer des Benediktinerordens, die besondere Bedeutung von Wertschätzung,
Vertrauen und Respekt in der Führungsaufgabe des Abtes.
Es ist uns eine grosse Freude, dass wir zu den oben skizzierten Fragen und verschiedenen Aspekten zum Thema
‚Positiver Führung‘ versierte Experten und Referenten aus der Theologie, der Wirtschaft, der Psychotherapie, sowie
der Psychologie und Philosophie gewinnen konnten.
Wir wünschen allen unseren Teilnehmern und Referenten einen interessanten Seminartag mit guten Begegnungen
und wertvoller Inspiration.
Referat 1: Einführung ins Thema
PD. Dr. med. Johannes Beck, Chefarzt Klinik Sonnenhalde
6 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Referat 2: Positiv führen—Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
Für Ihre Notizen
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
Positiv führen
Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
Referat am Riehener Seminar, 22. Oktober 2019
Diese Unterlagen sind zum persönlichen Gebrauch der Teilnehmenden. Sie dürfen nicht publiziert werden.
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
Professor an der Berner Fachhochschule, Wirtschaft
▶ Studienleiter EMBA Public Management
▶ Dozent für Positive Leadership, Happiness Economics,
Achtsamkeit und Positive Psychologie u.a.
▶ Blog: «Das subjektive Wirtschaftslexikon»
▶ Assessor, Master of NLP, Achtsamkeits-Lehrer (MBSR)
D, J, SA, USA (Harvard)
Kontakt: [email protected]
Dr. Alexander W. Hunziker
2
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 7
Referat 2: Positiv führen—Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
Führungsansatz, der durch systematische
Konzentration auf menschliche Stärken freudvoll
herausragende Resultate erreichen will.
Positive Leadership
Seliger (2014), Hunziker (2018)
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
Positive Psychologie
angelehnt an: Seligman (2011)
psychisch gesund
Fehler und Erfolg sind grundverschiedene Verfahren;
sie basieren auf unterschiedlichen Kriterien.
psychisch
krank
aufblühend
psychisch gesund (nicht krank / nicht aufblühend)
Die neue Betrachtung macht einen grossen Unterschied.
Aus Fehlern lernen wir, wie
man Fehler vermeidet.
Aus Erfolgen lernen wir,
wie man Erfolge erreicht.
8 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Referat 2: Positiv führen—Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
Für Ihre Notizen
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
▶ Ich führe ein sinnvolles, bedeutungsvolles Leben.
▶ Meine sozialen Beziehungen sind unterstützend
und erfüllend.
▶ Ich bin engagiert in und interessiert an meinen
täglichen Aktivitäten.
▶ Ich trage aktiv zum Glück und Wohlbefinden von
anderen bei.
▶ Ich bin gut und kompetent in den Aktivitäten, die
mir wichtig sind.
▶ Ich bin eine gute Person und führe ein gutes
Leben.
▶ Ich bin optimistisch für die Zukunft.
▶ Die Leute respektieren mich.
«Aufblühen» messen
1: triff überhaupt nicht zu
…
7: trifft völlig zu
Diener / Biswas-Diener (2009)
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
▶ Resilienz: seltener krank
(Arztbesuche, Krankheitstage, Immunsystem, Burnout, ...)
besser mit Change umgehen
Markland, Pressman, Cohen (2006)
▶ Leistung: mengenmässig
Oswald/Proto/Sgroi (2014)
▶ Kreativität: sind kreativere Problemlöser
Sousa et al. (2011)
▶ «Klima»: Stecken andere an Hasim/Wok/Ghazali (2008) werden
angesteckt Fowler/Chrstakis (2008)
Glücklichere Menschen leisten mehr
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▶ «Positive Leadership» führt zu mehr Erfolg
Cameron/Bright/Caza (2004), zit. n. Cameron (2013:11)
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 9
Referat 2: Positiv führen—Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
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Achtsamkeit wirkt
▶ Blutdruck
▶ Stresshormone, Dauerstress-
Hormone (Carlson et. al. 2007)
▶ Immunsystem (Davidson et al 2003;
Vitek-Janusek et al 2008)
▶ Hirnstrukturen (Neuroplastizität)
(Hölzl et. al. 2011)
▶ Aufnahmefähigkeit, Non-Verbales
▶ Konzentration, Flexibilität (Moore
Malinowski 2009)
▶ Resilienz (Burnout-Prävention)
▶ Lebenszufriedenheit (Davidson et
al. 2003)
▶ Verhandlungsstärke (Aiwa 2013)
▶ Kreativität, Lösungsorientierung
(Langer 2005, Greenberg et al 2012)
▶ Prosoziales Verhalten (Davidson/Mc
Ewans 2012, Reb/Narayanan/Ho
2015)
… ist eine Führungskompetenz
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
psychisch gesund (nicht krank / nicht aufblühend)
psychisch
krank
5 Quellen des Wohlbefindens: P-E-R-M-A
Quelle: Seligman (2011)
Persönliche Stärken
Positive
Emotions
Engagement
- Flow
Relation-
ships
Meaning
- Sinn
Accom-
plishment
Leistung
Flourish / Aufblühen
drei Kriterien: messbar, wirksam, um ihrer selbst Willen angestrebt
aufblühend
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Referat 2: Positiv führen—Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
Für Ihre Notizen
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Neugier Enthusias-
mus
Bindungs-
fähigkeit
Teamwork Vergebungs
bereitschaft
Sinn für das
Schöne
Liebe zum
Lernen
Authentizi-
tät
Freundlich-
keit
Fairness Selbst-
regulation
Dankbarkeit
Urteils-
vermögen
Tapferkeit Soziale
Intelligenz
Führungs-
vermögen
Bescheiden-
heit
Hoffnung
Kreativität Ausdauer Vorsicht Humor
Weisheit Spiritualität
Charakterstärken = Zentrale Grundlage
Peterson/Seligman (2004)
Weisheit
und WissenMut Humanität
Gerechtig
-keitMässigung
Transzen-
denz
Neugier Enthusias-
mus
Bindungs-
fähigkeit
Teamwork Vergebung-
bereitschaft
Sinn für das
Schöne
Liebe zum
Lernen
Authentizi-
tät
Freundlich-
keit
Fairness Selbst-
regulation
Dankbarkeit
Urteils-
vermögen
Tapferkeit Soziale
Intelligenz
Führungs-
vermögen
Bescheiden-
heit
Hoffnung
Kreativität Ausdauer Vorsicht Humor
Weisheit Spiritualität
Charakterstärken sind wirksam.Jene, die mir Energie geben, sind meine «Signaturstärken»
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
Wer «Signaturstärken» öfter einsetzt
▶ leistet mehr. (Littman-Ovadia, Lavy, & Boiman-Meshita, 2016).
▶ verhält sich eher als Teamplayer. (s.o.)
▶ Hat mehr positive Erlebnisse. (Harzer& Ruch 2012)
▶ Ist zufriedener mit seiner Arbeit (Teamrollen) (Ruch et
al. 2016)
▶ Bessere Schulleistungen (Wagner & Ruch 2015)
Stärkentraining steigert Wohlbefinden und Leistung
(Dubreuil et al., 2016)
▶ Führungskräfte können leichter Wertschätzung zeigen.
▶ Wertschätzung für «fremde» Stärken fällt leichter.
▶ Feedback wird positiver wahrgenommen.
▶ Die Passung von Job und Person gelingt leichter, v.a. bei
älteren Mitarbeitenden. (Job crafting) (Kooij et al., 2017).
▶ Personalentwicklung ist wirkungsvoller.
«Signaturstärken» unterstützen Führung
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Referat 2: Positiv führen—Zusammenspiel von Wertschätzung und Wertschöpfung
Prof. Dr. Alexander W. Hunziker
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6 Wege zum Wohlbefinden
Dankbar-
keit /
positives
Denken
Stress /
Konflikte
bewältigen
lernen
Soziale
Bezieh-
ungen
stärken
Im Hier
und Jetzt
leben
Sich Ziele
setzen
und
danach
streben
Sich um
Leib und
Seele
kümmern
Quelle: Lyubomirsky (2008)
Orientiert sich daran, was wir konkret unternehmen können.
Alle sechs Wege haben Beziehungen zum Thema «Achtsamkeit».
Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
1. Gerne tun
2. Neugierde
3. Anerkennung finden
4. Wertschätzen
5. Sinn
1. Gerne tun: Welche spezifische Tätigkeit Ihrer
beruflichen Aufgabe tun Sie am liebsten?
2. Neugierde: Wann haben das letzte Mal in ihrer
berufliche Rolle etwas Neues ausprobiert? Was war
das? War es ein Erfolg? Was haben Sie daraus gelernt?
3. Anerkennung finden: Was schätzen Menschen, die
mit Ihnen beruflich zu tun haben an Ihnen? (Denken Sie
an Kolleginnen und Kollegen, an interne oder externe Kunden.)
4. Wertschätzen: Was schätzen Sie an Ihrem
Arbeitsumfeld besonders? (Team, Arbeitsort,
Arbeitsbedingungen, Klientel, …)
Was schätzen Sie an Ihren KollegInnenen? Hat jemand
von ihnen eine besondere Stärke?
5. Sinn: Zu welchem grösseren Ganzen leisten Sie an
Ihrer Stelle einen Beitrag?
Positives Alltagsgespräch
12
12 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Definition Mitgefühl
Mitfühlen bedeutet, sich vom Leid anderer oder dem eigenen Leid berühren zu lassen, mit der klaren Ab-
sicht und dem engagierten Wunsch, ihm aktiv zu begegnen und vorzubeugen.
In der Definition von Mitgefühl ist eine klare Absicht enthalten, auf hilfreiche und heilsame Weise auf
Leiden zu reagieren. Mitgefühl wendet sich dem Leiden zu, nicht um es schnell wegzumachen, sondern
um dem Leiden mit Weisheit zu begegnen, um langfristig und nachhaltig etwas Heilsames in Gang zu set-
zen. Es anerkennt auch Schmerz und Leiden als Grundelemente menschlicher Existenz.
Zwei zentrale Prozesse von Mitgefühl:
Der Mut, sich dem Leiden engagiert zuzuwenden, statt es zu vermeiden und zu ignorieren; das er-
fordert Präsenz und Akzeptanz
Die Bereitschaft, sich die Weisheit anzueignen, die es braucht, um sich im Angesicht von Leiden
adäquat verhalten zu können.
Mitgefühl kann ein bewusst gewählter Kompass sein, wenn es darum geht, sich selbst und andere in
schwierigen Zeiten zu führen. Es handelt sich bei Mitgefühl um eine in uns angelegte und abrufbare Qua-
lität und innere Einstellung, die wir bewusst kultivieren können. Es kann verstanden werden als Motivati-
on, mit der wir unsere Aufmerksamkeit, unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen.
Statt uns automatisch von schwierigen Situationen, Gefühlen und Gedanken, von eigenem Leid und dem
Leid des anderen abzuwenden, hilft die Haltung von Mitgefühl, sich dem Unangenehmen, dem Leidvollen
und dem Schmerzlichen zuzuwenden und dabei eine freundliche, fürsorgliche, unterstützende, beruhi-
gende, ermutigende und Ressourcen bereitstellende Absicht zu verfolgen.
Mitgefühl kommt in unserem Verhalten auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck: in der Stimme, in der
Körperhaltung, in Gesten, in einer Berührung, dem Blick und dem, was und wie wir es sagen, einem Lä-
cheln, einer klaren, bestimmten Grenzsetzung oder in einer energischen Handlung.
Je nach Kontext sind unterschiedliche Eigenschaften von Mitgefühl und verschiedene konkrete Formen
des Verhaltens zweckmässig, um effektiv und werteorientiert führen zu können.
Aus unserer Sicht ist die Praxis von Mitgefühl nicht an eine bestimmte Tradition gebunden, sondern eine
zutiefst menschliche, verbindende Fähigkeit, die biologisch in unserem Fürsorgesystem angelegt ist, die
wir mit kontinuierlichem Üben entwickeln, entfalten und stärken können. Ansätze dazu finden sich in un-
serer christlichen Kultur in den Tugenden, der Barmherzigkeit, des Mutes (der Zivilcourage/des sozialen
Engagements) und der Güte. Im Buddhismus wird Mitgefühl als einer der vier unermesslichen Schätze
geehrt und praktiziert.
Workshop 1: Mitgefühl als Haltung, sich selbst und andere zu führen
Dr. med. Herbert Assaloni, Dr. med. Jan Martz
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 13
Im Workshop wollen wir Raum schaffen, um in der Begegnung miteinander die Haltung des Mitgefühls zu
erforschen und Anregung bieten, wie wir Mitgefühl nutzen können, um in der Führung von Einzelpersonen
und Teams, aber auch in der Selbstführung verantwortungsvoll und werteorientiert handeln zu können.
Literatur:
Dalai Lama & Desmond Tutu: Das Buch der Freude, Lotos-Verlag 2016
Christopher Germer: Selbstmitgefühl - das Übungsbuch: Ein bewährter Weg zur Selbstakzeptanz, innerer
Stärke und Freundschaft mit sich selbst, Arbor-Verlag, 2019
Paul Gilbert, Chöden et al: Achtsames Mitgefühl: ein kraftvoller Weg, das Leben zu verwandeln, Arbor-
Verlag, 2014
Russell Kolts: CFT leicht gemacht: eine Einführung in die Praxis der Compassion Focussed Therapy, Arbor-
Verlag, 2017
Kristin Neff: Selbstmitgefühl - wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste
Freund werden, Kailash-Verlag 2012
Mirjam Tanner: Compassion Focussed Therapy - Mitgefühl im Focus, Reinhardt-Verlag 2015
Konstantin Wecker & Bernard Glassman: Die revolutionäre Kraft des Mitgefühls, Kösel-Verlag 2012
Papst Franziskus: Der Name Gottes ist Barmherzigkeit, Penguin-Verlag 2017
Workshop 1: Mitgefühl als Haltung, sich selbst und andere zu führen
Dr. med. Herbert Assaloni, Dr. med. Jan Martz
14 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur—
Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Dr. Anja Rogausch und Dominik Schönthaler
Für Ihre Notizen
Wer um einen Sinn (seines Lebens) weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein
mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden
zu überwinden.
Viktor Frankl (1905 – 1997)
Neurologe und Psychiater,
Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse
ACT-Grundgedanken
Sowohl angenehme als auch schwierige Gefühle (z.B. Angst, Wut, Trauer)
sind Teil der Normalität. Wie kann ich auf diese Gefühle reagieren?
a. Erlebnisvermeidung: Unangenehmes Erleben kontrollieren zu wollen.
Weitere schwierige Gefühle kommen hinzu (z.B. Scham, Selbsthass, Sucht).
b. Akzeptanz: Sich dem eigenen Leid mitfühlend zuwenden.
Wahrnehmen, statt dagegen ankämpfen.
An dem ausrichten, was wichtig ist und sich dafür einsetzen.
Psychische Flexibilität (= sechs ACT-Kernfertigkeiten)
als Weg zu einem werteorientierten, sinnerfülltem Leben.
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 15
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur—
Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Dr. Anja Rogausch und Dominik Schönthaler
Ich merke, wo
ich mit meiner
Aufmerksamkeit
bin
Ich erlebe etwas
von mir als stabil
(Beobachter)
Ich bin bereit,
meine Gefühle
wahrzunehmen,
ohne gleich reagieren
zu müssen
…und setze mich
dafür ein.
Ich bin bereit,
meine Gedanken
mit Abstand zu
betrachten
Ich kann sagen,
was mir wichtig ist…
Psychische
Flexibilität
Hexaflex
Werte…
… beziehen sich auf das, was meinem Leben Sinn und Bedeutung verleiht,
… die Summe der Vorstellungen einer Person von einem gut gelebten Leben,
… sind gewählte Richtungen, in die sich mein Leben entwickeln soll:
„Wofür soll mein Leben stehen?“
„Wofür will ich sorgen / mich einsetzen?“
„Was tue ich, um Sinn zu erfahren?“
„Was tue ich, wenn ich mich lebendig fühle?“
„Wie will ich als Mensch sein?“
… machen sich non-verbal bemerkbar: leuchtende Augen, Strahlen, Tränen
Werte:
Ich kann sagen,
was mir wichtig ist…
16 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur—
Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Dr. Anja Rogausch und Dominik Schönthaler
Für Ihre Notizen
Metaphern
Kompass
Leuchtturm
Fixsterne am Himmel
Zielscheibe
Werte:
Ich kann sagen,
was mir wichtig ist…
Wozu sich mit Werten befassen?
Menschen mit einem Gefühl von Sinn oder Werten im Leben…
… haben eine grössere Selbstachtung (z.B. Kashdan, 2013)
… leben länger (z.B. Hill & Turiano, 2014)
… kommen mit Verlust oder Schwierigkeiten im Leben besser klar,
sind resilienter (z.B. Schaefer et al., 2913)
… haben eine grössere Lebenszufriedenheit (z.B. Kashdan, 2013)
Werte:
Ich kann sagen,
was mir wichtig ist…
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 17
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur—
Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Dr. Anja Rogausch und Dominik Schönthaler
Wertgeschätze Lebensbereiche
Beziehungen / Freunde / Familie
Arbeit / Erfolg
Religion / Spiritualität
Gesundheit
Genuss / Intimität
Gesellschaftliches Engagement
Lernen / persönliche Weiterentwicklung
Sorge für Menschen der nächsten Generationen
(Steger, 2013)
Wertgeschätzte Handlungen (Karten)
18 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur—
Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Dr. Anja Rogausch und Dominik Schönthaler
Für Ihre Notizen
Wertgeschätzte Handlungen (Karten)
Imagination
«Der ideale Tag» (nach Wengenroth, 2017)
Stellen Sie sich vor, Sie könnten einen Tag von früh bis spät so verbringen,
wie Sie möchten. Wie würden Sie den Tag gestalten? Mit was für Leuten
wären Sie gern zusammen an diesem Tag? Würden Sie arbeiten? Wenn ja,
was genau würden Sie tun? Was möchten Sie noch erleben am Morgen, am
Vormittag, am Mittag, Nachmittag, Abend und in der Nacht des idealen
Tages?»
«Die Geburtstagsrede zum 80. Geburtstag»
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 19
Workshop 2: Den eigenen Werten auf der Spur—
Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie zur Werteklärung
Claudia Faller, Dr. Anja Rogausch und Dominik Schönthaler
Fotografieren (Steger, 2013)
«Machen Sie in der kommenden Woche
Fotos von den Dingen, die für Sie
wertvoll sind und Ihrem Leben Sinn
verleihen»
Z.B. abstrakt, symbolisch oder konkret
Fotos später durch Erklärungen ergänzt,
inwiefern sie etwas Wertgeschätztes
abbilden
Literatur
Bohlmeijer E, Hulsbergen M. 2015. Im Augenblick leben. In 9 Wochen zu mehr Achtsamkeit mit der Akzeptanz- und
Commitmenttherapie. Beltz-Verlag.
Eifert GE & Timko CA. 2012. Mehr vom Leben: Wege aus der Anorexie - Das ACT-Selbsthilfebuch. Beltz-Verlag.
Frankl V. 2019 (Neuauflage). Wer ein Warum zu leben hat. Lebenssinn und Resilienz. Beltz-Verlag.
Harris R. 2011. ACT leicht gemacht. Arbor-Verlag.
Hayes SC et al. 2014. Akzeptanz- & Commitment-Therapie. Achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis.
Junfermann-Verlag.
Steger Met al. 2013.The mind’s eye: A photographic method for understanding meaning in people’s lives. Journal of Positive
Psychology. DOI:10.1080/17439760.2013.830760
Steger M, Sheline K, Merriman LA, Kashdan TB. 2013. Acceptance, commitment, and meaning: Using the synergy between
ACT and meaning in life research to help.
Wengenroth M. 2017. Therapie-Tools - Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Beltz-Verlag.
20 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Workshop 3: Positiv Führen am Bild - Kunsttherapie und LOM
Gabriela Jaroš, Dipl. Kunsttherapeutin
Positiv Führen am Bild – Kunsttherapie und LOM
Einleitung
Menschen verschiedensten Alters und Herkunft finden sich in meinem Kunsttherapieatelier ein. Sie brin-
gen ihre einzigartigen Lebensentwürfe, -erfahrungen und Prägungen mit. Sie haben Erwartungen, Ängste
und oftmals Widerstände. Sie treten ins Atelier ein, in einen Erfahrungsraum, wo sie noch keine Spuren
hinterlassen haben. Das Atelier präsentiert sich ihnen ähnlich einem leeren Blatt Papier. Diesem Moment
des Erstkontaktes, der die Patienten mit der Kunsttherapie und mit mir als Kunsttherapeutin haben, mes-
se ich eine grosse Bedeutung zu, denn hier beginnt die Beziehungsgestaltung. Eine sorgsame Begrüssung
und das fokussierte Interesse für die Einzigartigkeit des Patienten sind für mich Schlüsselelemente für
eine erfolgreiche Beziehungsgestaltung. Ich als Kunsttherapeutin bin also dafür verantwortlich, dass ich
den Erstkontakt passend und individuell gestalte. Fragen wie «Wer ist mein Gegenüber?», «Was zeichnet
diesen Menschen aus?», «Wie sind Nähe und Distanz zu gestalten?», «Wie schnell können wir arbeiten?»
etc. sind zuerst zu klären, damit eine gelingende Beziehung etabliert werden kann.
Die Begrüssung des Patienten bietet sich mir an, um zum signifikanten Gegenüber für den Patienten zu
werden. Wie ein therapeutischer Helfer zum signifikanten Du wird, beschreibt Bauer wie folgt:
«Der Helfer muss, bevor er den Zugang zum Selbst des Hilfesuchenden finden kann, zu einem naheste-
henden signifikanten DU werden … zu einem signifikanten DU wird man durch Präsenz, geduldigem
Zuhören, Aushalten und Stehen-lassen-können dessen, was mir der Hilfesuchende erzählt.»
Bauer 2019: S. 198
Grafik 1: Patient-Therapeut-Bild
30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen 21
Ein signifikantes Du in der Therapeutin zu erfahren, ist Grundvoraussetzung dafür, dass der Patienten
beginnt sich auf eine therapeutische Beziehung einzulassen. Das Erleben und Wahrnehmen einer wert-
schätzenden, individuell abgestimmten therapeutischen Beziehung sind die ersten Schlüsselelemente,
damit Patienten später mir die Erlaubnis geben sie positiv am Bild zu führen.
Im Folgenden werde ich zunächst aufzeigen, welche Bedeutung der sorgfältigen Einführung ins therapeu-
tische Atelier als Ausgangspunkt für das Führen am Bild zukommt. Weiter werden verschiedene Prozesse
des Führens am Bild beschrieben. Abschliessend wird die Kunsttherapieform des lösungsorientierten Ma-
lens (LOM) vorgestellt.
1. Die Einführung- Freiraum Kunstatelier
Beim Eintritt ins therapeutische Atelier, einem unbekannten Erfahrungsraum, bringen Patienten unter-
schiedliche Erwartungen und/oder Widerstände mit. Meine Aufgabe als Kunsttherapeutin ist es hier, ei-
nerseits das Atelier mit seinen Möglichkeiten vorzustellen und andererseits positive Erwartungen zu ver-
stärken. Das Atelier wird zuerst als freier, geschützter Raum, als Freiraum vorgestellt, der unzählige Frei-
heitsgrade für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten anbietet. Es gibt Wahlmöglichkeiten bezüglich Mal-
material, künstlerischen Techniken und Ausdruck. Das Angebot an Malmaterial – ich nenne es «Kiosk» –
beinhaltet verschiedene Pinseldicken, Bleistifte, Farbstifte und flüssigen Farben. Hier darf ausgelesen
werden. Vom Zeichnen mit dem Bleistift bis zum Malen mit den Fingern ist alles erlaubt. Dies ist wichtig
und passend, weil durch das Malen und Zeichnen innerseelische Prozesse Gestalt bekommen. Ich gehe
davon aus, dass die Hände Werkzeuge der Seele sind und eine schnellere Ausdruckgeschwindigkeit auf-
weisen als das Denken. Damit können die Hände, bevor das kritische Denken einsetzt, innerseelischen
Prozessen Ausdruck geben, so dass am Bild eine persönliche Handschrift entsteht.
Was gemalt ist, ist gemalt und ist gut so. Das schöpferische Tun ermöglicht dem Patienten, sich handelnd
und als ein Gestalter seines Lebens wahrzunehmen. Unbewusstes sowie oftmals «blinde Flecken» erhal-
ten Gestalt auf dem Papier und werden so sichtbar gemacht. Der Gestaltungsprozess des Bildes berührt
den Patienten ganzheitlich, d.h. im Fühlen, Handeln und Denken.
Als erfahrene Kunsttherapeutin weiss ich, dass Patienten nur das annehmen können, was vor allem ihr
Herz berührt. Unbewusste Inhalte, die nur kognitiv bearbeitet werden, führen meist nicht zu zielführen-
den Lösungen. Ich nutze die Kunsttherapie, um die Patienten dabei zu unterstützen ihr Auge des Herzens
zu entwickeln, weil die Sichtweise Auge des Herzens ihnen neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet.
Workshop 3: Positiv Führen am Bild - Kunsttherapie und LOM
Gabriela Jaroš, Dipl. Kunsttherapeutin
22 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
Workshop 3: Positiv Führen am Bild - Kunsttherapie und LOM
Gabriela Jaroš, Dipl. Kunsttherapeutin
Grafik 2: Einstiegsbild
2. Führen am Bild – eine therapeutische Kunst
Wie Patienten ihr erstes Bild (Grafik 2) gestalten, ist ausgesprochen unterschiedlich und abhängig wie ger-
ne Patienten malen.
Patienten, welchen das Malen anfangs schwerfällt, beginnen oft mit experimentellen Maltechniken. Die-
se spielerischen künstlerischen Impulse ermöglichen einen raschen ästhetischen Effekt, der dem Patien-
ten das Gefühl von Sicherheit und Kompetenz in seine Fähigkeiten vermitteln kann.
Patienten, die gerne Malen, fordern oft (am Bild) die Unterstützung technischer Hilfestellungen für ihre
Bilder ein. Ihr Wunsch liegt in der Präzision und Perfektion des künstlerischen Handwerks und der Weiter-
entwicklung gestalterischer Fähigkeiten.
Patienten, welche sehr (stark) verunsichert wirken, können z.B. durch mein Angebot einer grossen Aus-
wahl an Bilderkarten leichter in einen Gestaltungsprozess gelangen.
Als Kunsttherapeutin beobachte ich den Prozess des ersten Sichtbarwerdens des Bildes sehr präzise. Mit
der Art und Weise, wie ein Patient sein erstes Bild gestaltet, gibt er mir erste Hinweise zu seiner Person
und zu möglichen therapeutischen Strategien.
Mit dem Führen am Bild beginne ich jetzt, indem ich zusammen mit dem Patienten sichtbare Bildinhalte
vertieft betrachte und bespreche. Durch präsente, respektvolle und empathische Begleitung am Bild un-
terstütze ich den Patienten dabei verborgene Gefühle Gewahr zu werden und zu verbalisieren.
Ich ermutige ihn darin, sich mit seinen persönlichen Entwicklungszielen auseinanderzusetzen und neue
Lösungen auf dem Bild zu prüfen. Beispielsweise können störende Erinnerungsbilder in Ordnung gebracht
oder durch neue wohltuende Bilder ersetzt werden.
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Experimentelles Malen: Einstiegsbild und kunsttherapeutische Weiterführung
Wunsch nach künstlerischer Perfektion: Prozess
Kunstkarte: Einstiegsbild (Dubuffet) und kunsttherapeutische Weiterführung
Workshop 3: Positiv Führen am Bild - Kunsttherapie und LOM
Gabriela Jaroš, Dipl. Kunsttherapeutin
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Workshop 3: Positiv Führen am Bild - Kunsttherapie und LOM
Gabriela Jaroš, Dipl. Kunsttherapeutin
Wenn ein neues Bild entstanden und ausgestaltet ist, ist dieser Prozess vergleichbar mit einer Geburt. Das
geborene Bild, nennen wir es Neugeborenes, nimmt Raum ein, ist Ausdruck aller Sinne und ist Sinnbild für
Neues. Elisabeth Wellendorf beschreibt mit welcher Behutsamkeit ein neugeborenes Bild zu betrachten
ist:
«Das Bild ist wie ein Neugeborenes und ich muss warten, bis mir die Mutter erlaubt, es zu betrachten.»
Ich erlebe in der Kunsttherapie, wie das Bild und die Patien-
ten plötzlich erleben, dass das Bild einen Möglichkeittsraum
zum Atmen eröffnet und sich ein neuer Raum für Sinnfin-
dung auftut. Belastende Bilder wurden während des Malpro-
zesses und passende kunsttherapeutische Interventionen
verändert, so dass sie in den Hintergrund treten und ver-
schwinden.
3. LOM / Lösungsorientiertes Malen
Mit der Bezeichnung Kunsttherapie werden zurzeit eine breite Palette an unterschiedlichen therapeuti-
schen Ausrichtungen beschrieben.
LOM ist eine kunsttherapeutische Methode, die das Ziel hat, störende Erinnerungsbilder durch stö-
rungsfreie Bilder im Gehirn zu ersetzen und damit einen neuen, neutralen Eindruck zu erreichen. Mittels
LOM gelingt es störende Erinnerungsbilder wie Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalterfahrungen und er-
littener Missbrauch jeglicher Art zu bearbeiten und zu ersetzten.
Egger und Merz sagen:
«Das Lösungsorientierte Malen unterscheidet sich von anderen kunsttherapeutischen Methoden da-durch, dass sie nicht auf Ausdruck, sondern auf Eindruck ausgerichtet ist. Eindruck insofern, als unter Anleitung gemalte klare und einfache Bilder erinnerte verstörende Bilder in den Hintergrund treten lassen und von den belastenden Emotionen befreien.» PDF zum LOM mit Forschungsbericht unter: http://www.lom-malen.ch/methoden/forschung/
Ich bin eine überzeugte LOM Therapeutin. Meine langjährige kunsttherapeutische LOM-Erfahrung ver-
deutlicht, wie die Lösungsorientierte Maltherapie den Patienten entscheidend im Alltag helfen kann, ihre
Belastungen zu minimieren und verstörende Bilder zu beruhigen, indem Gedächtnis- und Automatikfunk-
tions-Störungen mittels dieser Methode gezielt angegangen und verändert werden können.
Meine hier beschriebenen Gedanken stellen die Grundlage zu meinem Workshop-Referat dar. Sie werden
anhand vieler Fallbeispiele aus meiner Praxis erläutert.
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Workshop 4: Freundschaft— Das Immunsystem unserer Gesellschaft,
Impulse zur Wiederbelebung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach
«Freundschaft»Positiv führen
Wie Orientierung an Stärken und Werten das eigene Leben,
die Begleitung von Menschen und die Führung von Institutionen inspirieren kann
Philipp Johner
22. Oktober 2019
Riehener Seminar – Konferenzzentrum Basel – St. Chrischona
Einziges Buch der
Psychologie /
Kunst Handwerk&
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Workshop 4: Freundschaft— Das Immunsystem unserer Gesellschaft,
Impulse zur Wiederbelebung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach
Für Ihre Notizen
Mein Freund ist der Anwalt / Fürsprecher meiner Bestimmung
Erfolg
Die drei Dimensionen
eines Unternehmens /
manres.com
Es
Wir Ich
Ziele
Umsatz / Marktanteil
Kriterien: Effizienz und Output
Ziel: Zukunftsfähigkeit
/ Überlebensichern
Wohlbefinden, ganzheitliche Fitness,Sinn
Ziel: Psychologische
Gesundheit und Lebensqualität
Beziehung, interpersonell,
Gemeinschaft
Individuum, Persönlich,
Selbst
Aufgabe, Unpersönlich,
Organisation
Gemeinschaft, Solidarität, Vertrauen, Respekt
Ziel: Systeme bauen, Harmonie
Erfolg, Vision,
Mission, Strategie
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Workshop 4: Freundschaft— Das Immunsystem unserer Gesellschaft,
Impulse zur Wiederbelebung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach
Leadership
& Coaching /
manres.com
Ziele
VertikaleLeadership
Erfüllung
Wozu?
Wer bin ich?
Transformation
Warum bin ich?
Ziele erreichen
Was? Wann?
Wie?
Transaktionalität
Widerstände
HorizontaleLeadership
Sinn
Ganzheitliche Fitness
Spirituell
Mental
Emotional
Physisch
„Sein“
„Tun“
Ängste
Habe ich wirklich
gelebt?
Habe ich wirklich
mein Leben gelebt?
Ängste
Scheitern
Ablehnung
Zusammenfassung
bezüglich Motivation / • Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten
• Motivation ist eine unbewusste Form von Intelligenz
• Wirklich motiviert ist nur jemand, der aufgrund eigener Erfahrungen mit sich
und einer Sache Freude empfindet
• Ganzheitliche Motivation entsteht, indem alle Ebenen des Menschen
angesprochen werden (physisch, emotional, mental, spirituell, also: Energie,
Verbundenheit, Verstehen und Selbstbewusstsein)
• Eine gesunde Kultur des „Motiviert-Seins“: Es geht «von selbst...», man spürt
Energie in der Organisation, die Leute haben Orientierung
• Nachhaltiges Tun ist immer im Sein des Einzelnen basiert
• Freude ist eine Belohnung für sinnvolles Tun
• Es geht nicht um Vergleiche, sondern um Wachsen, um Hingabe
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Workshop 4: Freundschaft— Das Immunsystem unserer Gesellschaft,
Impulse zur Wiederbelebung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach
Für Ihre Notizen
Ist Ist
Soll= Potenzial
Jetzt
Soll
Die zwei Seiten eines Transformations-prozesses /
manres.com
Business Seite
Business-Plan
Aktionsplan
Meilensteine
Strategie
• Struktur
• Prozesse
• Systeme
Psycho-logische Seite
Identität = Ist + Potenzial
Sach-logische Seite
So
urc
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© M
an
res
Qualität
Zeit
GAP-Analyse
Freunde = Fürsprecher
meines Potenzials / • Freunde lernst Du in der Krise kennen
• „Sag mir, wer Deine Freunde sind; ich sage Dir, wie Deine
Zukunft ist...“
• Sind treu und unabhängig; immer auf der Seite meines «Mehr» und fordern
mich deshalb heraus: Liebevoll, «ungeschminkt» und geduldig
• Entdecke täglich den Bedarf an Freundschaftlichem in Deinem Alltag
• Du hast so viele Freunde wie Du zulässt
• Sei Du Dir Dein bester Freund
• Gott will Dein Grosser Freund sein
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Workshop 4: Freundschaft— Das Immunsystem unserer Gesellschaft,
Impulse zur Wiederbelebung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach
4 / SinnVision / Mission
3 / Wachstum Persönliche Entwicklung
2 / Zuwendung,Gemeinschaft
1 / Raum, SchutzHalt
Existentielle
Gesundheit /
Jesus Christus als Ihr
Freund / «Ich sage hinfort nicht, dass Ihr Knechte seid, denn ein Knecht weiss
nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass Ihr Freunde
seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich Euch
kundgetan.»
Johannes 15, 15
«Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in Euch angefangen hat das
gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.»
Philipper 1, 6
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Workshop 4: Freundschaft— Das Immunsystem unserer Gesellschaft,
Impulse zur Wiederbelebung einer verlorenen Kunst
Philip Johner, Erfolgscoach
Für Ihre Notizen
Zusammenfassung /
Pflegen Sie Freundschaft
Seien Sie sich selbst ein guter Freund
Nutzen Sie Gelegenheiten, in denen Sie Ermutigung & Präsenz geben können
Sie bekommen
Lebensqualität im Alltag
Erlebten Lebenssinn
Grossartige Zukunftsaussichten
Stärkeres soziales System
Nehmen Sie das Angebot des besten aller Freunde an, Gott in
Christus
«Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und
auftun, zu dem werde ich hingehen…»,
Nur auf dem Weg der Freundschaft kann
man
einen Menschen richtig erkennen.
Aurecius Augustus (Kirchenvater, 354-430 n. Chr.)
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.
Wilhelm Busch
Der einzige Weg, einen Freund zu haben,
ist der, selbst einer zu sein
Ralph Waldo Emerson
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Referat 4: Menschen führen – Leben wecken
Pater Anselm Grün, Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach
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Für Ihre Notizen
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Für Ihre Notizen
34 30. Riehener Seminar am 22. Oktober 2019: Positiv führen
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