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U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG Mi 11.11.2009 • Nr. 3 • Kostenlos Der Kindergartenauf- stand solidarisiert sich mit den Studierenden GPA Vorsitzender Katzian: „Ich lehne Studiengebüh- ren und Zugangsbeschrän- kungen prinzipiell ab.“ Künstlerin „Gustav“: Über Freigeister und das, was man tut… Foto: Foto: morgen Foto: Daria Eameri Foto: fiona.or.at Seite 4 PROTEST! Seite 11 Seite 10/11 WIR SIND DER

3/2009: Wir sind der Protest

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Morgen - die U-Bahnzeitung aus dem besetzten Audimax

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U-BahnZeitUng der ProtestBewegUng

Mi 11.11.2009 • Nr. 3 • Kostenlos

der Kindergartenauf-stand solidarisiert sich mit den studierenden

GPA Vorsitzender Katzian:

„ich lehne studiengebüh-ren und Zugangsbeschrän-kungen prinzipiell ab.“

Künstlerin „Gustav“:

Über Freigeister und das, was man tut…

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Liebe Leserinnen, Liebe Leser

Die Audimax-Besetzer_innen durften sich schon über zahlreiche Solidaritätsbekun-dungen freuen. Aber natürlich gibt es auch Menschen, die damit nichts anfangen kön-nen. Die müde Autofahrerin am Heimweg, der unter Zeitdruck stehende Bim-Fahrer, sie werden wegen den Demos sicher auch mal grummeln. Und „das hat nix mit mir zu tun“ denken sich dieser Tage viele. Ha-ben sie Recht? Weit gefehlt! Ein Blick in die Familie reicht: Wenn da keine Studis sind, dann oft Nachkömmlinge, für die die Frage „Bildung oder Ausbildung?“ nur all-zu bald interessant werden wird. Oder ei-ne Freundin entscheidet sich, nach Jahren in der Arbeitswelt ein Studium zu begin-nen. Aber: Es geht auch um grundsätzli-che Fragen, die jede_n angehen. Ob Uni, Betrieb oder sonst wo – befürworten wir noch wirkliche Demokratie, in der wir mit-bestimmen können? Sollten die Studie-renden, die den entscheidenden Teil der Universität ausmachen, nicht Räume zur Entfaltung haben, wie auch der Öffent-lichkeit Plätze, Parks etc zur Verfügung stehen? Und zeigt nicht gerade die Fi-nanzkrise, dass man nicht alles dem Diktat der Wirtschaftsmärkte unterordnen darf? Apropos Krise: Wenn etwas nicht funktio-niert, braucht es einen Ort, an dem neue Ideen, neue Konzepte überlegt, disku-tiert und quergedacht werden. So ein Ort kann die Universität sein, wenn die Rah-menbedingungen es zulassen. Eine offe-ne, fächerübergreifende, die Gesellschaft reflektierende Uni abseits des elitären Ef-fizienzdenkens bringt so uns allen was!

offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:

Die AG-Zeitung ist ein freier Zusammenschluss von Studenten und Stu-dentinnen, welche sich zum Ziel gesetzt haben die Öffentlichkeit mit unabhängigen Informationen zu versorgen. Sie ist frei von parteipoliti-schem Einfluss. Die AG-Zeitung finanziert sich durch Spenden, diese wer-de ausschließlich für Druckkosten verwendet.

grundlegende ausrichtung:

Wir sind eine freie und unabhängige studentische Wochenzeitung mit dem Ziel unsere Anliegen und Themen der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und die öffentliche Diskussion zu fördern. Wir bieten keinen Raum für jegliche Art der Diskriminierung und stehen für eine faire und kritische Auseinandersetzung mit den Themen.

impressum:

MedieninhaberIn & Herausgeber: Die Ag Zeitung der BesetzerInnen des Audimax Dr. Karl-Lueger-Ring 1 1010 Wien

Herstellerin: Druckerei Fiona, Wien www.fiona.or.at

Verlagsort & Herstellungsort: Wien

inhaltBILDUNG STATT AUSBILDUNG 3

Solidaritätserklärung des Medienverbandes 3

Wir unterstützen die Anliegen der Studierenden 4

Ganz Österreich brennt, so auch Klagenfurt! 4

Warum die Proteste der Studierenden für uns alle wichtig sind 5

Bildung steht allen zu 5

„Wien war eben dürr damals“ 6

Gelebte Demokratie im Audimax 7

„Die Grenzen des Wachstums“ 8

Uni, Bahn und Bank für alle! 9

Über Freigeister und das, was man tut… 10

Der Kindergartenaufstand solidarisiert sich mit den Studierenden 11

Studiengebühren gibt es noch 12

Filmtipp: „Operation Spring“ 12

Jugendliche: Faul und uninteressiert 12

BOCK AUF KULTUR 12

„Wir leben in einer geistigen Umnachtung“ 13

Hubsi Kramar im Audimax 13

Solidarisierungen 14

Hündin der Woche: SHIVA 15

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3U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG

BildUnG statt aUsBildUnG skandieren stUdierende üBerall im land. was das konkret heißen soll und wo eigentlich die grenze liegt.

Studierende im ganzen Land sind sich ei-nig: „Wir wollen keine reine Ausbildung! Wir wollen nicht zu Fachidiot_innen erzo-gen werden!“ Universitäten stellten histo-risch betrachtet immer schon einen Ort dar, der Studierenden Raum zur freien Entfal-tung bieten sollte, nicht zuletzt um eine mündige Persönlichkeit auszubilden und um zu lernen, Dinge und Sachverhalte zu reflektieren.

Natürlich steht am Ende jedes Studiums das Berufsleben, darüber sind sich auch die Studierenden im Klaren. Auch bedeu-tet das Bestehen einer Vielfalt von Studien-richtungen, dass bereits nach Beendigung der Schule eine konkrete Entscheidung ge-troffen werden muss. Jedoch bestand in älteren Studienplänen für jede_n die Mög-lichkeit, sich im Rahmen der freien Wahlfä-cher Zusatzwissen anzueignen – dies ohne Beschränkung und unabhängig von einer

[pii]

Übereinstimmung mit dem Hauptstudium. Die Universitäten brachten so Akademiker_innen hervor, deren Beschäftigung mit anderen Studienfächern es ihnen ermöglichte, in ihrem Berufsleben mit einem breiteren Basiswissen zu agieren.

Ob der Großteil der künftigen Arbeitgebenden ernsthaft mit einem Haufen fertiger Studierender arbeiten will, die über ihre spezifischen fachlichen Kenntnisse nichts an Mehr zu bieten haben, bzw durch die Ausgestaltung ihres Studiums als reines „Aus-wendiglernen“ von Zusammenhängen keine Ahnung haben, stelle ich in Frage. Im Rahmen vieler der neuen Studienpläne – und das nicht bloß seit der Einführung des Bachelors – wird plötzlich die Entscheidung, welcher Lebensweg eingeschlagen wer-den soll, am Augenblick der Inskription festgemacht. Darüber hinaus besteht zum Teil keine Möglichkeit, sich im Rahmen des Studiums jenen Interessen zu widmen, die über das gewählte Fach hinausgehen. In manchen Studienrichtungen so massiv, dass außer vorgegebenen „freien“ Wahlfächern keine anderen belegt werden dürfen.

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glossar

ausbildungIst der Erwerb von Fachwissen und Fä-higkeiten in Hinblick auf die spätere, berufliche Tätigkeit. Wird von einer auszubildenden Stelle übernommen. (z.B.: Lehre)

Bildung „Schöpfung, Bildnis, Gestalt“. Zielt da-rauf ab, mündige Bürger_innen her-vorzubringen, die die Fähigkeit zum selbstbestimmten Denken und Handeln besitzen und bereit sind, bestehende Verhältnisse kritisch zu hinterfragen

solidaritätserklärUnG des medienverBandesUnter den vielen solidarisierungen be-findet sich auch beispielhaft die so-lidarisierung vom österreichischen Medienverband:

Der Großteil der Medienmacher unserer Medien wird von ehrenamtlich arbeiten-den Journalisten_innen produziert. Viele dieser Journalist_innen sind Studenten_in-nen die auf der Suche sind, ihre kreative Leistungen praxisnah umsetzen zu kön-nen. Freie Medien sind oftmals die wahren Ausbildungsstätten für Journalist_innen

ebenso wie für viele PR- und Kulturarbei-ter_innen. Die Ausstattung und Ausbildung beispielsweise in einem Studium wie Publi-zistik erfährt nicht jene Ressourcen, die eine professionelle und praxisnahe Ausbildung gewährleisten können. Studenten_innen, die gegen übervolle, nicht professionelle Ausbildungsplätze protestieren, nehmen ihr Recht wahr, die Öffentlichkeit gegen eine unzureichende Investition in Ihre Zu-kunft zu informieren. Der österreichische Medienverband solidarisiert sich daher mit den protestierenden Studenten_innen.

Quelle: www.medienverband.at

Aus Uni wird FH, aus FH wird Gymnasium, weil das verschulte System so schön Stimmvieh schafft: schnelles Studieren als Schlagwort, das gefällt nicht nur der Krone. Den Abschluss durchziehen und möglichst wenig denken. Universalgelehrte gibts schon lange keine mehr: verhungert. Wir wollen möglichst schnell die Wirtschaft bereichern. Hoch lebe das Geld. Fuck Reflexion, unser SUV wartet.

(Andrea Stift)

Bildung ist nicht jene stressige Sache, als die sie uns immer verkauft wird. Man kann Bildung ja auch gar nicht kaufen. Bildung ist nicht nur Schu-lung, sicher nicht Anpassung und schon gar nicht Beschränkung. Bildung braucht Raum – innerhalb und außerhalb des Hörsaals – und Zeit, sehr viel Zeit. Und auch wenn man sie Euch nicht lässt: nehmt sie Euch!

(Andreas Unterweger)

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Wir Unterstützen die anlieGen der stUdierendendie gewerkschaft der Privatangestellten, druck, Journa-lismus, Papier hat sich von anfang an mit den Protesten der studierenden solidarisiert. wir haben den Vorsitzen-den wolfgang Katzian drei Fragen gestellt.

warUM solidarisieren sie sich Mit den stUdierenden-Protesten?

Wir unterstützen die Anliegen der Studierenden, weil sie Studi-enbedingungen vorfinden, die nicht mehr zumutbar sind. Man muss der Protestbewegung auch grundsätzlich Anerkennung aussprechen, weil es ihr gelungen ist, in der Öffentlichkeit ei-ne Diskussion, eine breite öffentliche Diskussion über die Hoch-schul-, Wissenschafts- und Forschungspolitik der vergangenen 10 Jahre zu beginnen. Diese waren gekennzeichnet durch ei-ne Verknappung der Mittel, aber auch durch einen Verlust von Mitbestimmung für Studierende. Den politisch Verantwortlichen möchte ich daher dringend raten sich mit den Anliegen der Stu-dierenden ernsthaft und wertschätzend auseinander zu setzen.

was halten sie Von stUdiengeBÜhren Und ZUgangsBeschränKUngen?

Ich lehne Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen prin-zipiell ab. Keines der drängenden Probleme auf unseren Uni-versitäten und im Bildungssystem ließe sich dadurch lösen. Statt über neue Hürden zu diskutieren sollte man endlich die wesentli-chen Herausforderungen im österreichischen Bildungssystem an-gehen, etwa die mangelnde Durchlässigkeit, die viel zu frühen Bildungswegentscheidungen oder die fehlenden Sprachförde-

rungen. Dabei sind genau diese Schwachstellen die eigentlichen Zugangsbeschränkungen zu den Universitäten. Was das viel zi-tierte „Problem“ der ausländischen Studierenden in manchen Studienrichtungen betrifft, so lässt sich auch das nicht durch Stu-diengebühren oder Zugangsbeschränkungen lösen. Vielmehr ist das ein Thema, das man auf Ebene der EU angehen muss und für das man europäische Lösungen finden muss.

wie schätZen sie die allgeMeinPolitische lage ein Und welche rolle sPielt ihre organisation daBei?

Wir befinden uns derzeit mitten in einer beinharten Vertei-lungsauseinandersetzung. Während Investoren, Eigentümer und Vorstände von Unternehmen langsam aufatmen, weil Boni und Dividenden wieder zu fließen beginnen, ist die Frage, wer die Kosten der Krise bezahlen soll, noch lange nicht geklärt. Die laufenden Kollektivvertragsverhandlungen genauso wie die po-litischen Auseinanderssetzungen über die Finanzierung des So-zialstaats zeigen deutlich, was da auf uns zukommt: Die Kosten der Krise sollen jenen aufgebürdet werden, die am wenigsten dafür können, den Arbeitnehmer_innen und den Menschen, die ohnehin nichts oder wenig besitzen. Ihnen sollen Lohnerhöhun-gen vorenthalten bzw. Sozialleistungen gekürzt werden. Die GPA-djp kann und wird das nicht hinnehmen. Wir vertreten sowohl was die Teilhabe der Arbeitnehmer_innen am gesellschaftlichen Wohlstand betrifft, als auch was die Zukunft des Sozialstaats be-trifft eine klare Position und wir sind bereit die notwendigen Konflikte auch auszufechten.

Ganz Österreich Brennt, so aUch klaGenfUrt!

Lodern die Flammen österreichweit seit Wochen auf hohem Ni-veau, ist es in Klagenfurt ein Flackern, welches gelegentlich et-was Zunder bedarf. Der Funke aus Wien sprang am 27. Oktober über und entzündete eine Protestkundgebung, die darin mün-dete, dass ein Bereich der Aula in Beschlag genommen wurde. Abends fand man sich zum ersten Plenum ein, in dem das wei-tere Vorgehen debattiert wurde. Daran anschließend, als soli-darisches Zeichen für alle besetzten Hochschulen, übernachtete eine Gruppe in der Uni.

Am nächsten Tag „brannte“ die Aula, als dem tagenden Unirat mit der „menschlichen Zugangsbeschränkung“ eines der Prob-leme veranschaulicht wurde.

Weitere Flammen konnten zur Demo bei der Eröffnung des neuen Servicegebäudes getragen werden und „brannten“ auch auf der Uni-Party, während der wir unsere Besetzung behaup-ten konnten.

[mtv] [gs] [lk]

seit gut zwei wochen wird auf konstruktive art und wei-se ein teil der aula der alpen–adria–Universität Klagen-furt besetzt.

Neben „Bildungsmontag“ und „Club der toten Bildung“ wurden mit den AG-Treffen weitere regelmäßige Termine geschaffen.

Im Zuge des bundesweiten Aktionstages hat die Klagenfurter Protestbewegung den Funken in die Innenstadt getragen, um ein Aufflammen der Bevölkerung zu fördern – Bildung geht uns ALLE an.

In der Zwischenzeit fand außerdem eine Vernetzung mit Schü-ler_innen der „brennenden“ Klagenfurter Schulen statt. Es bleibt die Hoffnung, dass ein Funke ein Feuer entfachen kann!

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5U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG

WarUm die Proteste der stUdierenden für Uns alle WichtiG sind

Immer wieder haben junge Menschen damit Geschichte geschrie-ben: Für mehr Gleichberechtigung, Demokratie und Zukunfts-chancen. Und immer wieder haben sie damit für öffentliche Irritation gesorgt: Weil ihre Forderungen vielen radikal erschei-nen oder weil sie laut und übermütig auftreten. „Dürfen’s denn des?“ fragen verängstigte Mitbürger_innen, und „Geht’s was ar-beiten!“ schallt den Protestierenden häufig entgegen.

Wenn Studierende heute demonstrieren und dafür Hörsäle und öffentliche Räume besetzen, dann tun sie das nicht nur, um sich eine bessere Ausbildung und berufliche Chancen zu sichern. Sie tun es, weil gute und freie Bildung die wichtigste Investition in unser aller Zukunft ist. Wenn unsere Regierung diese Zukunft auf den Finanzmärkten verzockt und mit unseren Steuergeldern Banken und Konzerne fördert, anstatt sie in Bildung, Gesund-heit und Infrastruktur zu investieren, dann sollte der Protest der jungen Generation auch unser aller Protest sein. Wenn uns die Regierung nun die angeblichen Kosten der Uni-Besetzun-gen vorrechnet, dann verschleiert sie damit nur die Millionen und Milliarden, die der österreichischen Volkswirtschaft durch die mangelnde Besteuerung der Multimillionäre und Konzerne und das damit einhergehende Kaputtsparen von Schulen und Universitäten entgehen – zulasten unserer Zukunft und vor al-lem der unserer Kinder.

[Klaus Werner-Lobo]

Und wenn sich heute junge Menschen ins Audimax und andere Hörsäle setzen, um dort Demokratie und friedliches Zusammen-leben zu lernen, über Politik und Gesellschaft nachdenken, für diesen demokratischen Diskurs neue Medien nutzen und eige-ne Medien wie diese Zeitung schaffen, dann sollten wir ihnen dafür dankbar sein und sie mit allen Mitteln unterstützen. Denn sie schaffen sich – und uns – damit die Zukunft, die ihnen – und uns - kurzsichtige und eigensinnige Politiker verbauen wollen.

Klaus Werner-Lobo ist Autor („Schwarzbuch Markenfirmen“, „Uns gehört die Welt!“ u.a.), www.klauswerner.com

seit dem 19. Jahrhundert sind Universitäten nicht nur ein ort der lehre und Forschung, sondern auch des studenti-schen Protests gegen soziale Ungerechtigkeiten, autoritä-re Machthaber und engstirnigkeit.

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BildUnG steht allen zU

Die Chancen in der Bildung sind ungleich verteilt, das ist der Kern des Problems. Deshalb unterstützen wir als AK immer, wenn es um freien und gleichen Zugang zur Bildung und um eine Wei-terentwicklung und Verbesserung im Bildungssystem geht.

Österreich braucht mehr Studierende und mehr AbsolventInnen. Wir haben zu wenige mit höherer Ausbildung. Für Gesellschaft und Wirtschaft der Zukunft ist das aber eine ganz entscheiden-de Frage, hier aufzuholen.

Daher sind Studiengebühren und Beschränkungen in der Bil-dung der falsche Weg. Die Arbeiterkammer ist dagegen, dass die Brieftasche und der Bildungsabschluss der Eltern darüber ent-scheiden, ob jemand studieren kann oder nicht. Es braucht mehr Geld für die Universitäten. 6 von 10 Studierenden arbeiten regel-mäßig während des Studiums, weitere 2 im Sommer. Wir brau-chen daher viel mehr Unterstützung berufstätiger Studierender.

Die hohe Arbeitslosigkeit und die Sorge um den eigenen Job sind für die meisten AK Mitglieder - alle unselbständigen Beschäftig-

herbert tumpel, Präsident der arbeiterkammer wien und der Bundesarbeiterkammer bezieht für Morgen stellung zu den studierenden-Protesten.

ten, auch die freien DienstnehmerInnen - derzeit die größten Probleme. Deshalb fordern wir ein neues Arbeitsmarktpaket. Je früher desto besser. Und wir stellen uns gegen die beginnend-nen Angriffe auf das Sozialysystem. Es darf nicht sein, dass die ArbeitnehmerInnen die Kosten der Krise bezahlen sollen.

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„Wien War eBen „schmetterlinge“ – sänger, hörspielautor und Kinderthe-atermacher georg herrnstadt über die arena Besetzung im Juni 1976 und was sie mit der audimax-Besetzung ge-meinsam hat.

georg, dU warst einer der initiator_innen der arena-BesetZUng iM JUni 1976. wie KaM es daZU?

Wien war in den 60iger und 70iger Jahren für junge Leute ein ausgetrocknetes Terrain. Es gab kaum Kulturcafes, wenige Auf-trittsmöglichkeiten für Künstler_innen, die Jugendzentren der Stadt Wien boten keinen Platz für Kreativität oder gar Selbstver-waltung. Riesige Subventionen gabs für die Hochkultur, kaum Geld dagegen für Alternatives jeglicher Richtung. Wien war eben dürr damals. Die Wiener Festwochen hatten allerdings einen ori-ginellen Intendanten: Ulrich Baumgartner. Er suchte und organi-sierte erstmals nichthochkulturelle Räume und Inszenierungen. Einer davon war der alte Auslandsschlachthof in St. Marx, der nach den Festwochen 1976 geschliffen werden sollte. Dagegen wehrten sich die Arenabesetzer_innen, die aus recht unterschied-lichen sozialen und politischen Lagern kamen.

was wUrde KonKret geFordert?

Die wesentliche Forderung war eben der Erhalt des Geländes und der Gebäude zur Errichtung und längerfristigen Etablie-

[WR]

rung eines selbstverwalteten Kulturzentrums, die Übernahme der Kosten durch die Gemeinde Wien. Wir wollten einfach ei-nen Freiraum für uns alle. Dazu muss man sich vorstellen, dass der Auslandsschlachthof ein riesiges Gelände mit vielen Plätzen, einigen großen Hallen, mehreren mittleren Räumlichkeiten und vielen kleinen Gebäuden war. Eigentlich wie eine kleine Stadt mit Grünbestand. Einfach großartig.

wie wUrde Mit der BewegUng Von seiten der stadt wien UMgegangen?

Ich war erstaunt über das relativ harmlose Vorgehen der Polizei und das teilweise kooperative Verhalten der Stadtverwaltung. Das hatte mehrere Gründe. Erstens hatte es die Stadt nicht ei-lig, die Besetzung verursachte vorerst keine besonderen Kosten. Zweitens war die Resonanz in der Bevölkerung bemerkenswert positiv – in relativ kurzer Zeit hatten um die 70.000 den Forde-rungskatalog der Arenabesetzer_innen unterschrieben. Es gab auch finanzielle und Naturalien-Hilfe von den Geschäften der Umgebung. Ich denke, dass einige in den Behörden wie bei-spielsweise das Kulturamt mit Kultur-Stadträtin und Festwochen Schirmherrin Gertrude Fröhlich-Sandner und andere inhaltlich auf unserer Seite waren. Die Betonköpfe waren die Bürokrat_innen und Finanzer_innen, die sich letztendlich durchsetzten. Man soll-te bedenken, dass die allgemeine Stimmung für eine Durchlüf-tung der Stadt war – viele Initiativen wie der „Falter“, das WUK, die Kulisse etc. sind aus der Arena-Bewegung hervorgegangen.

GeleBte demokratie imimmer wieder fragen Politik und Medien nach „Vertre-tern (sic) der audimax-Besetzung“. das basisdemokra-tische Prinzip scheint gedanklich schwer fassbar: es gibt keine_n sprecher_in der protestierenden student_innen. es gibt viele einzelne stimmen.

Fragen wie „Wen schicken wir zur Diskussionsrunde im ORF?“ werden nicht von einer repräsentativen Gruppe entschieden. Per-sonenvorschläge werden im Plenum eingebracht. Es wird darü-ber diskutiert und schließlich abgestimmt.

wie FUnKtioniert ein PlenUM?

Einfach ist es sicher nicht. Besonders schnell werden Entschei-dungen auch nicht getroffen. Und: Nach drei Stunden Diskus-sion mit hunderten Einzelpersonen und nahezu ebenso vielen verschiedenen Meinungen will man vielleicht auch einfach den Hut drauf hauen. Aber: Man bleibt. Denn: Basisdemokratie, der Grundsatz auf den sich das Plenum geeinigt hat, heißt genau das. Bleiben, seine Meinung einbringen und diskutieren – bis es einen Konsens gibt. Gelebte Demokratie heißt eben manchmal auch sich streiten. Aber: Es werden keine Entscheidungen über die Köpfe einzelner Stimmen hinweg getroffen.

Der grobe Ablauf eines Plenums ist klar. Trotzdem geht es oft chaotisch zu. Das liegt auch am Prozess der Entscheidungsfin-dung, der noch nicht ganz klar entwickelt ist.

[gaz]

glossar

Plenum = Vollversammlung:

1. Begrüßung und Vorstellung der Tagesordnung 2. Einsprüche/ Abstimmung über die Tagesordnung 3. Aktuelle Mitteilungen 4. Vorstellung und Diskussion der Hauptthemen 5. Vorstellung und Abstimmung über eingebrachte Anträge 6. Offenes Mikrophon

Basisdemokratie: Anstatt sich von Parteien vertreten zu las-sen, stimmen bei basisdemokratischen Entscheidungen die Betroffenen selbst ab.

Konsensprinzip: Alternativ zum Mehrheitsprinzip, ist das Ziel jeder Abstimmung im Plenum der einstimmige Beschluss. Liegen gegen einen Antrag substantielle Gegenstimmen vor, wird der Antrag diskutiert und verbessert, bis ein Kon-sens erreicht ist.

Redner_innen-Liste: Wer sich zu Wort melden will, zeigt dies durch ein Handzeichen an. Ein_e Listenführer_in, notiert, wer etwas sagen möchte und vergibt das Rederecht. Dabei wird darauf geachtet, dass sich Beiträge von Männern und Frau-en abwechseln.

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wie wUrde die arena-BesetZUng Medial dargestellt?

Wie auch aktuell gab es alles, sogar auch anfängliche Begeis-terung in einigen bürgerlichen Zeitungen. Als der verregnete Herbst kam und die Arena-Besetzung unbehaglich wurde, gab es auch maßlos übertriebene Berichte über Kriminalität, Krank-heiten und andere Schwierigkeiten.

hast dU dir Von der aUdiMax-BesetZUng schon ein eigenes Bild Machen Können?

Ich war am 26. Oktober im Audimax, verfolge den Livestream und bekomme mehrmals Berichte von meinem Sohn und einigen sei-ner Freund_innen. Ich werd‘ sicher wieder ins Audimax kommen.

sind denn die ForderUngen der „aUdiMaxist_innen“ Berechtigt?

Natürlich, die Forderungen sind grundsätzlich berechtigt. Es war höchste Zeit, dass sich ein studentischer Protest organisiert, die Zustände sind untragbar. Manche Punkte sind vielleicht etwas plakativ, wie etwa „Bildung statt Ausbildung“. Es muss realisti-scher Weise beides geben. Tatsächlich studieren die meisten Stu-dent_innen etwa Medizin, weil sie später als Mediziner_innen arbeiten wollen und nicht, weil sie etwa ihre Bildung bezüglich der Natur des Menschen vervollkommnen wollen, bei den Jus

oder WU Student_innen wird es ähnlich sein. Wichtig ist auch zu erkennen, dass manche der Audimax-Punkte an anderen For-derungen an die derzeitige Regierung anknüpfen: Für eine aus-reichende Finanzierung der Universitäten – etwa eine Milliarde mehr für die Unis, wie sie ja auch manche Rektor_innen fordern – ist ein anderes Steuer-und Abgabensystem gefragt. Genau das müsste ja auch im Interesse vieler gesellschaftlicher Gruppen und Schichten liegen, die es auch anzusprechen gilt. Möglichkeiten gäb’s da viele, zum Beispiel eine Vermögens–, Erbschafts– oder Aktiensteuer, die Aufhebung der Höchstbeitragsgrenzen usw. Umverteilung ist das Stichwort. Könnte man alles bei Christian Felber (Anm.: von der „ATTAC“ Bewegung Österreich) nachlesen.

aProPos „attac“ - dU hast BeMerKt, dass die Frage der ideologischen VereinnahMUng iM PlenUM des BesetZten aUdiMax teils heFtig deBattiert wUrde. gaB es aUch in der Bewe-gUng Von 1976 streit ÜBer die Politische aUs-richtUng Und transPortierte inhalte?

Natürlich gab es bei uns in der Arena auch – ich nenne es ein-mal abstrakte – Ideologiedebatten. Aber sobald es um konkre-te Arbeit innerhalb der Arena ging war das vorbei, auch die diversen damals recht aktiven linken Gruppen – einer fühlte ich mich näher verbunden – halfen zwar organisatorisch, aber kochten nie ihr eigenes Süppchen. Vielleicht sind das die Kin-derkrankheiten mancher Bewegungen. Kapitalismus weg oder nicht, wie und ob der Sozialismus kommt oder aussehen soll steht heute nicht zur Debatte. Warum? Eine vernünftige Bil-dungsreform ist grundsätzlich auch innerhalb des Kapitalismus möglich. Man sieht bessere Systeme in den skandinavischen Ländern, und auch unter Kreisky lebten wir ja im Kapitalismus. Also kein Kräfteverschleiss! Und gemeinsame Ziele formulie-ren, die eine breite Mehrheit finden.

wo siehst dU noch geMeinsaMKeiten?

Die praktischen und organisatorischen Probleme sind ganz ähn-lich. Auch der Lernauftrag für alle Beteiligten ist vergleichbar. Allerdings sind die technischen Vernetzungsmöglichkeiten heu-te exorbitant besser, rasanter. Ich finde das toll.

welche PersPeKtiVen siehst dU FÜr die stUdentenBewegUng der „‘09er“?

„Alle!“

ZUr Person: georg „schUrli“ herrnstadt

Geboren 1948 in Wien war „Schurli“ Herrnstadt mit Willi Rese-tarits ein Gründungsmitglied der Polit-Band „Schmetterling“. Er rief bei einem Konzert auf einer Anti-Bundesheer Demo zur Besetzung des sogenannten „Auslandsschlachthofs“ in St. Marx auf. Die Besetzung dauerte den ganzen Sommer an, ein Frei-raum für Kunst und Kultur wurde geschaffen. Im Oktober wur-de das Gelände schließlich geräumt, die Gemeinde Wien machte den verschiedenen Gruppierungen das Angebot den sogenann-ten „Inlands-Schlachthof“ als ständiges Kulturzentrum „Arena“ zur Verfügung zu stellen.

http://www.arena.co.at

dürr damals“

Und so sieht ein PlenUM aUs:

Auf der Bühne zwei Moderator_innen, ein_e Protokollant_in, Notizzettel, Kugelschreiber, Wasser. Vor der Bühne eine Person mit Mikrophon, das zu den einzelnen Redner_innen im Plenum gebracht wird, um die Verständlichkeit zu verbes-sern. Und: ein volles Audimax.

Hier sitzen keine Parteien, nach Fraktion von links nach rechts aufgefädelt. Hier sitzen Individuen mit individuellen Meinun-gen und jede Meinung hat einen Platz. Das Prinzip funktio-niert, die Struktur ist im entstehen.

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„die Grenzen des WachstUms“ Was Passiert, Wenn die Wirtschaft immer Weiter Wächst

wachstUM schaFFt arBeit – oder?

Wirtschaftswachstum ist ein Schlagwort das die Politik beherrscht wie kaum ein ande-res. Es gilt als Lösung für alle wirtschaft-lichen und sozialen Probleme und schafft Arbeit. “Wenn die Wirtschaft wächst, dann geht es allen gut.” heißt es immer und im-mer wieder. Stimmt, oder? Was wächst da eigentlich, wenn die Wirtschaft wächst? In erster Linie steigt die Produktion. Wo man mehr produziert wird auch mehr konsu-miert und weggeworfen. Ganz klar. Dazu braucht man mehr Arbeitskraft. Das könn-te Arbeitsplätze schaffen. Meistens ist es jedoch einfacher und billiger, die Men-schen, die schon Arbeiten, einfach länger arbeiten zu lassen. Längere Arbeitszeiten für alle also, trotz steigender Arbeitslosig-keit. Ja man opfert immer mehr kostba-re Lebenszeit, um Dinge zu produzieren,

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für Staaten. Wenn so etwas passiert spricht man von einer Krise und alle sind sehr trau-rig, weil manche Menschen sehr viel Geld verlieren. Soviel Geld, dass man es sowieso nie ausgeben könnte. Aber ganz egal, die Allgemeinheit erklärt sich natürlich sofort solidarisch und zahlt – man will ja nicht, dass jemand traurig ist. Das Geld kommt aus dem Nichts: neue Kredite, also neue Schulden und noch mehr Zinsen. Erinnern wir uns: Man braucht Wachstum auch we-gen der Zinsen. Also mehr Wachstum und eine Krise scheint vergessen.

Kann das ewig so weitergehen?

Die Antwort ist ein klares „Nein!“. Wirt-schaftswachstum heißt steigender Res-sourcenverbrauch – hätten wir unbegrenzt Ressourcen könnten wir ewig so weiter-machen. Das haben wir aber nicht. Der-zeit verbrauchen wir mehr als nachwächst, wodurch die Böden unfruchtbar werden, Fischbestände zurückgehen und die Erde sich erwärmt. Im Klartext heißt das, dass wir auf verantwortungsloses Wachstum verzichten müssen, wenn wir nicht wollen, dass die Erde früher oder später zu Grunde geht. Es geht nun darum, den drohenden Absturz unserer Versorgung (siehe Gra-phik) möglichst sanft zu gestalten, um ei-ne weiche Landung sozusagen. Wenn wir jetzt damit beginnen, ist das noch möglich. Natürlich müssten wir dazu unser Finanz-system so anpassen, dass der Teufelskreis unterbrochen wird, ja dass Geld nicht mehr arbeiten kann. Das ist möglich, aber nicht gewollt. Dabei müssten wir eigentlich gar nicht auf so viel verzichten. Die meisten von uns haben jetzt schon genug, um gut leben zu können und dort wo zu wenig ist, kann man sich mit den Überschüssen von anderswo helfen. Das würde mehr Le-bensqualität für alle bedeuten und den zukünftigen Generationen ließen wir ei-ne reelle Chance, die Erde weiter zu be-wohnen. Die vergangene Krise wäre eine Möglichkeit gewesen etwas zu ändern – wir haben sie vertan.

Düstere Aussichten – Die Graphik zeigt, dass unser Verbrauch an Ressourcen derzeit maximal ist. (obere Kurve) Unsere Vorräte gehen stillschweigend zurück. In naher Zukunft wird eine all-gemeine Versorgung nicht mehr möglich sein (Graphik inspiriert von der Studie „The Limits to Growth: The 30-Year Update“ , Autoren: Donella H. Meadows , Dennis Meadows , Jorgen Randers)

die man eigentlich gar nicht braucht und irgendwann wieder weg wirft, um Platz für Neues zu schaffen. Dabei könnten wir unsere Zeit viel sinnvoller für Freunde und Familie oder Hobbys verwenden, wenn wir nur so viel arbeiten würden, wie notwen-dig ist. Wachstum schafft hauptsächlich unnötige Arbeit.

wer BraUcht dann eigentlich wirKlich wachstUM?

Wachstum hat zwei weitere Folgen: Gigan-tische Unternehmensgewinne und enorm steigender Ressourcenverbrauch. Die Un-ternehmen brauchen diese Gewinne einer-seits um ihre Aktionär_innen zu erfreuen und anderseits um die Zinsen für ihre Schul-den zahlen zu können. Bleibt das Wachs-tum aus, können sie das nicht mehr und werden von ihren wachsenden Schulden erdrückt. Das gleiche gilt übrigens auch

11.11.09 12.11.09 Metallertag am Abend ein Film zum Thema

14.11.09 EC Basisdemokratie und sozialer Umgang

11:11 Faschingsbeginn 13.11.09 Abends: Konzerte 15.11.09 Tag der offenen Tür @Audimax

17:30 Kochkurs der KoKü 16.11.09 Verdacht auf Maschek

23:00 Filmrissfestival @Audimax

aUdimax ProGramm

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9U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG

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es) ein wunderbarer song, interpretiert von Floor

wolff, Unding & Friends, hat uns noch kurz vor redaktionsschluss erreicht. wir wollen ihn euch und uns nicht vorenthalten:

Audimax, geschätztes lang besetztes Haus, Auch wenn mancher nicht recht an uns glaubt. Und die dümmsten Scherze sich dazu erlaubt Sei beruhigt, Audimax, wir halten ’s aus!!

Chorus: Audimax, Österreich hört dir zu. Audimax, Ich schwör’s dir, ohne Witz, Wenn es sein muss, wirst von nun an du Audimax, mein neuer Hauptwohnsitz.

Audimax, das Zentrum einer neuen Welt. (von) vorgelebter De…mokratie. Gegenseitigem Respekt und Sympathie. Unser Audimax, bist so wie’s uns gefällt!

Chorus: Audimax, die EU hört dir zu. Audimax, Ich schwör’s dir, ohne Witz, Wenn es sein muss, wirst von nun an du. Audimax, mein neuer Hauptwohnsitz.

(Bridge:) In ein paar Wochen wirst du unser trautes Heim. Die Freie Bildung wird in dir gelebt, Und jede und jeder darf rein. Audimax, Beratungsplenum dieser Zeit Berät von hier Europas Politik. Gio Hahn, Josef Pröll kommen her für Tipps Und sind am Abend bei der Party voll dabei.

Chorus: Audimax, die EU hört dir zu. Audimax, Ich schwör’s dir, ohne Witz, Es muss sein, also bist ab jetzt du. Audimax, mein neuer Hauptwohnsitz.

(Bridge:) Für ein paar Jahre bist du unser trautes Heim. Die Freie Bildung wird in dir gelebt, Und jede und jeder darf rein.

Audimax, Beratungsplenum dieser Zeit Berät die ganze Welt der Politik. Obama, Dalai Lama kommen her für Tipps Und sind am Abend bei der Party voll dabei.

Chorus: Audimax, ganze Welt hört dir zu. Audimax, Ich schwör’ dir, ohne Witz, Es muss sein, also bist ab jetzt du. Audimax, der Menschheit Hauptwohnsitz.

(Únd wenn ihr noch mehr Spaß haben wollt, singt „obladi blada!“)

http://unsereuni.at/wiki/index.php/Audimax-Hauptwohn-sitz www.unding.org Interpreten: Floor Wolff, UNDING & Friends Text © ® 2009, Stefanie Kremmel und Floor Wolff

Uni, Bahn Und Bank

für alle! Ein steinreiches Land wie Österreich kann und sollte sich eine „Uni für alle“ leisten. Derzeit gibt Österreich 1,06% seiner Wirt-schaftsleistung für die Hochschulen aus. So können natürlich nicht alle studieren, die wollen. Für ineffiziente Großbanken, die nicht wirtschaften können, stellt Österreich 35% der Wirtschaftsleis-tung zur Verfügung – ohne Spardiskussion. Im Unterschied zu Universitäten braucht das Land jedoch keine ineffizienten Groß-banken. Sinnvoller wären „Demokratische Banken“, die sich auf die Grundfunktion von Banken beschränken (sichere Verwaltung der Sparguthaben, zinsfreie Kredite an kleine Unternehmen und Haushalte, kostenloses Giro-Konto für alle) und direkt von der Be-völkerung kontrolliert werden. Die „Demokratische Bank“ wäre viel billiger und effizienter als global profitorientierte Großban-ken. Die Mittel würden frei für die Unis, Pflegebetreuung und andere wichtige Zukunftsprojekte wie zum Beispiel: die „Bahn für alle“. Angesichts des nahenden Erdölschocks wäre es eine überlebensnotwendige Vorbereitungsmaßnahme, den öffentli-chen Verkehr flächendeckend auszubauen und ausreichend zu finanzieren. Schon in wenigen Jahren kann sich der Benzinpreis vervielfachen, und es ist sogar realistischerweise zu befürchten, dass es zu Versorgungsengpässen und -stopps kommt. Und dann brauchen wir eine leistungsstarke Bahn für alle ohne Zugangsbe-schränkungen. Generell braucht es einen demokratischen Wirt-schaftssektor jenseits von Markt und Staat: Bahn, Post, Bank und Uni sollen weder Staatsbetriebe sein noch private Aktien-gesellschaften, sondern Demokratische Betriebe, die von der Be-völkerung, vom Souverän kontrolliert und organisiert werden. Ein gewählter (!) „Bildungskonvent“, „Mobilitätskonvent“ und „Bankenkonvent“ könnten die Werte, Ziele, Inhalte/Leistungen und Finanzierung dieser demokratischen Güter ermitteln. Die Aufgabe von Regierung und Parlament wären, die Ergebnisse der Konvente umzusetzen. Finanzkrise, Klimawandel und Uni-Streik zeigen: Die Gesellschaft muss weiterentwickelt werden.

Christian Felber

ZU den BÜchern Und reden Von christian FelBer aUF den BeFreiten Unis:

http://www.christian-felber.at/buecher.php

http://www.christian-felber.at/schaetze.php

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üBer freiGeister Und am 3.11.2009 besuchte uns „gustav“ im audi-max. eigentlich spielt sie gerade eine reihe von Konzerten in München, hat sich aber dazu ent-schlossen, einen außernatürlichen abstecher nach wien zu machen. Vor ihrem auftritt ha-ben wir die überaus charmante und charisma-tische Person getroffen, um ihr ein paar Fragen zu stellen. gustav hat sich unseren Fragen ge-stellt und ist die ein oder andere diskussion mit uns eingegangen.

nach etwa 30 Minuten haben wir sie in richtung audimax „entlassen“. Völlig frei von starallü-ren nahm sie ihr equipment selbst in die hand und baute die Bühne mit auf.

Kurz vor dem Konzert nippte sie noch an ihrem silbernen Flachmann. wir hätten nur zu gerne gewusst, was drinnen ist…

was Bewegt dich daZU, ZU Uns in das aUdiMax ZU KoMMen?

Gustav: Was mich bewegt, ist im Endeffekt eure Be-wegung.

dU hast dich Mit Unserer BesetZUng solidarisch erKlärt, was BedeUtet solidarität FÜr dich?

Gustav: Solidarität ist ein schon lange verschüttetest Bedürfnis, das endlich wieder einmal ausgelebt wer-den kann und deshalb bin ich so glücklich, dass so ein leidenschaftlicher, intelligenter Protest hier stattfin-det und auch immer mehr um sich greift. Wo ich es einfach auch als logische Konsequenz empfinde, dass ich mich zu diesem Protest äußere und mich damit solidarisiere. Weil es mir einfach auch aus der Seele spricht, die Themen, die ihr jetzt besprecht und dis-kutiert und in die Medien bringt.

wenn dU eines deiner lieder Unse-rer BewegUng widMen wÜrdest Und Könntest, welches wÜrde es sein Und warUM?

Gustav: Ja, ich hab ein ganz ein altes Lied, das ich bis jetzt noch nie aufgeführt hab, weil mir quasi der Impuls dafür gefehlt hat. Ich hab noch nie Funktion dafür gefunden und heute bin ich total glücklich, dieses Lied anstimmen zu dürfen. (Anm.: Liedtitel: „Explodieren“)

es werden Viele slogans Bei den de-Mos gerUFen, was wäre dein Persön-licher deMoslogan?

Gustav: Ja ich tu’ mir dabei schwer, weil meine Lieder natürlich voll sind mit Slogans, Zitaten und Bearbei-tungen. Deshalb denk’ ich mir, dass ihr schon die rich-tigen Dinge auf die Plakate schreibt. Naja, ich hab’

[bib][sud][mvh]

ja mein Medium schon gefunden, es obliegt ja den Menschen, die auf die Straße gehen, ihre eigenen Transparente und Gedanken zu pointieren und ich tu’ das mit meinem Medium. Also ich tu’ das, was ich tu’ und somit bin ich eh schon genug transparent.

die BesetZUng ist schon oFt Kritisiert worden, giBt’s irgendwas, dass dU Kritisieren wÜrdest, irgendeinen PUnKt, der dir nicht geFällt daBei?

Gustav: Also ich könnt ja eigentlich nur was dazu sagen, wenn ich direkt an den Plena mitarbeiten würde, dann hätte ich die Berechtigung dazu, mir darüber so eine Meinung zu bilden.

Aber das, was ich quasi von außen beobachten kann, ist eine ganz elabo-rierte Form von Basisdemokratie und ich hoff’, dass die Kraftressourcen da-für einfach noch weiter vorhanden sind.

was ist deine Persönliche lieBlingsForderUng?

Gustav: Also prinzipiell ist für mich dieser romantische Aspekt des freien Zu-gangs zur Bildung für alle das ganz massive, dieser ganz massive Wert, der verteidigt und wieder eingefordert werden muss. Das ist etwas, dass mir ein Grundbedürfnis und einfach ein Menschenrecht ist und raus aus der Pri-vatisierung gezogen werden muss. Und das ist der Punkt, den man sofort unterschreiben muss, wenn man ein halbwegs klar denkender Mensch ist.

dU warst an der angewandten Und hattest ein rela-tiV Freies stUdiUM. in wieFern Kannst dU eigentlich den Protest nachVollZiehen?

Gustav: Also ich kann aus meiner Geschichte so heraus lesen, ich fing an zu studieren als es noch keine Studiengebühren gab und wir begriffen damals die Universität, unsere Ateliers, als sozialen Raum.

eVa Jantschitsch

alias Gustav ist in Graz geboren und wuchs dort auf.

Seit 1997 lebt sie in Wien. Während ihres Studiums an der Angewandten hat sie sich mit Performance und diversen Werbeprojekten beschäftig.

Ihr erster musikalischer Auftritt fand 2002 bei einem Frauenbandenfest statt, bei dem sie sich mit einem Kassettenrekorder begleitete.

ihre alBen

Rettet die Wale, 21. März 2004, Label: Mosz (Cargo Records) Verlass die Stadt, 16. Mai 2008, Label: Chicks on Speed Records

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11U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG

Das, was ihr ja jetzt auch hier behauptet und einfordert: Die Universität als sozialen Raum, wo’s immer darum geht, dass man miteinander lernt, von-einander lernt, also von seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen lernt. Ja, und an das Wissen von Professorinnen und Professoren andocken kann. Also die quasi eine Ergänzung des Forschen und Recherchierens sind. Wir hatten das Gefühl, wir hätten unglaublich viel Zeit zu denken, zu recher-chieren - ohne wirtschaftlichen, ökonomischen Druck. Und dann kamen die Studiengebühren.

dU sPrichst dich Ja in deinen songtexten deZidiert gegen sexisMUs Und chaUVinisMUs aUs. ich sehe da eine geFahr FÜr Unsere BewegUng. also, dass sexis-MUs Unsere BewegUng sPalten Könnte.

Gustav: Jaja, ich versteh’s deshalb weil ihr ja quasi auch immer eine femi-nistische Perspektive mitdiskutiert. Das ist ja ein immanenter Prozess. Das wird da zum Nebenkonflikt bei euch. Das wird bei fast jedem Plenum auch angesprochen.

Einfach dieses Sichtbarmachen von genau diesem Konflikt von intellektu-ellen Menschen, das ist ein extrem wichtiger und notwendiger Schritt, das auch klarzumachen, euch selber klarzumachen oder uns selber klarzuma-chen. Das wird man so schnell nicht ausklammern können.

eine Prognose, wie lang wird’s noch daUern, was wird raUsKoMMen?

Gustav: Rauskommen wird, wir werden freie Bildung für alle schaffen. (lacht)

wir danKen gUstaV sehr herZlich FÜr ein interessantes interView Mit Brennenden theMen.

das, Was man tUt…

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der kinderGartenaUfstand solidarisiert sich mit den stUdierendenDas Kollektiv Kindergartenaufstand erklärt sich solidarisch mit den Beset-zer_innen der Uni Wien, der Akademie der bildenden Künste und der Uni Graz und mit allen Universitäten, deren Student_innen aktivistisch für die Anliegen von Bildung eintreten und Probleme aufzeigen.

Wir sind ein Kollektiv aus Kindergartenpädagog_innen und sehen ein ös-terreichweites Problem im Bildungsbereich, das sich über alle Institutio-nen vom Kindergarten, bis hin zur Universität spannt. Es handelt sich um ein brennendes Problem, das wir gemeinsam an die Öffentlichkeit tragen. Vernetzung aller im Bildungsbereich Arbeitenden, Lehrenden, Studieren-den ist jetzt wichtig! Von politischer Seite wird versucht das Kindergarten-problem als regionales Problem darzustellen, oder auf die Wirtschaftskrise abzuwälzen. Das ist falsch. Österreichweit arbeiten wir seit Jahren in über-füllten Gruppen, sind unterbezahlt, oft am Ende unserer Kräfte und ab-solvieren in unserer Freizeit unbezahlt Fortbildungen und bereiten unsere Arbeit vor-und nach. Die Gruppen in denen Kinder tagtäglich bis zu 10 Stunden verbringen sind mit 25 Kindern überfüllt. Individuelle Betreuung daher nicht möglich. „Eigene Grenzen wahrnehmen und „Nein“ sagen hat mit Lernen zu tun!

der BildUngsBegriFF Beginnt iM Kindergarten

Es muss möglich sein, dass die Kinder Zeit bekommen auf sich selbst zu hören und dadurch auch lernen, Anderen zuzuhören; Dass Kinder Fragen stellen lernen, weil es Zeit gibt, diese auch zu beantworten; Dass Kinder ‚nein‘ sagen lernen, weil es Zeit gibt, das ‚nein‘ zu akzeptieren und andere

Lösungen gemeinsam zu erarbeiten. Bei einem Set-ting von 20-27 Kindern pro pädagogisch ausgebil-deter Person, ist das nicht möglich. Personalmangel spüren wir in den Kindergärten und spürt ihr an den Unis und in den Schulen.

das KolleKtiV KindergartenaUF-stand Fordert daher

Der Bildungsbereich muss sofort von Menschen, die in den Bereichen arbeiten, selbst gestaltet werden! Wir wollen als Expert_innen wahrgenommen wer-den, an Bildungsplänen mitarbeiten und gestalten, was uns selbst betrifft!

Wir fordern einen Betreuungsschlüssel von 1/8: ei-ne Pädagog_in/acht Kinder. Auch an den Unis man-gelt es an Lehrenden und sind überfüllte Hörsäle ein Dauerzustand.

Bildung ist keine Ware, sondern muss ein Recht sein und daher für alle Menschen frei zugänglich ge-macht werden!

Mehr geld FÜr BildUng & MitsPracherecht!

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stUdienGeBühren GiBt es noch immer wieder ist in den Medien zu lesen, wissen-schaftsminister hahn wolle die studiengebüh-ren wieder einführen. was dabei ganz übersehen wird: studiengebühren wurden nie abgeschafft, es gibt sie nach wie vor.

Am 24. September 2008 beschloss der Nationalrat die Änderung der Studienbeitragsregelung, nicht deren Abschaffung. Nicht nur Migrant_innen aus bestimmten Ländern müssen Studiengebühren zahlen. Wer nicht in Mindeststudienzeit plus zwei Toleranzsemester fer-tig ist, muss für jedes weitere Semester den Studien-beitrag entrichten. Per Gesetz wurde zwar festgelegt, dass es bestimmte Gründe gibt, die zu einem Erlass des Studienbeitrages führen können, doch werden die Studierenden darüber nur schlecht informiert (vom bürokratischen Aufwand einmal abgesehen).

Besonders problematisch ist die neue Regelung für Studierende, die Studienbeihilfe beziehen. Diese wird nämlich nur für das Hauptstudium entrichtet und zwar nur dann, wenn dieses in Mindeststudienzeit plus ein Toleranzsemester absolviert wird. Viele Stu-dierende gehen aber einem Zweit- oder Drittstudi-um nach, welches aus zeitlichen Gründen fast immer etwas langsamer läuft. Die Studierenden müssen sich schließlich darum kümmern, im Hauptstudium zügig voranzukommen. Leider sieht die neue Regelung vor, dass Studiengebühren für jedes Studium zu bezahlen sind. So müssen Bezieher_innen von Studienbeihil-fe nun plötzlich für ihr Nebenstudium die Gebühren entrichten, obwohl sie ja eigentlich aufgrund sozia-ler Förderungswürdigkeit davon befreit sein sollten. Viele sind daher gezwungen, ihr Zweitstudium wie-der abzumelden.

[mic]

JUGendliche: faUl Und Uninteressiert Öffentlich gab es in den vergangenen Jahren selten ein gutes Wort über die Jugend. Die einen sahen sie als faule Computerhocker, die anderen kriti-sierten sie dafür, uninteressiert zu sein. Atem- und ratlos wurde bei Wahlen auf ihren Rechtsruck geblickt. Planlos schimpften Minister_innen wenn die Ergebnisse der PISA-Studie nicht passten: „Ihr denkt doch nur an Partys!“.

Es gibt zu wenige Unter-30-Jährige, als dass sie für Parteien wichtig wären. Deshalb werden ihre Wünsche ignoriert, ihre Angewohnheiten und Hob-bys gar verteufelt. Die neue Lebenswelt der Jungen wird nicht akzeptiert und verbessert. Als „gute“ Jugendpolitik gilt, sie mit Alibislogans und Dis-co-Besuchen zu ködern.

Meist machen die Umstände nötig, dass sich in der Gesellschaft etwas tut. Irgendwann haben Ignorierte und Unverstandene genug. Wie man auch politisch denkt, die alternden und unterfinanzierten Bildungsstätten (als wichtiger Teil des Jugendlebens) sind unübersehbar. Wer einen Blick dorthin wirft, wird auch erkennen: Das ist eine Generation die Anhand dieser Prob-leme gerade ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdeckt. Sie entwi-ckelt eigene Polit- und Protestkulturen und formuliert ihre Vorstellungen.

Probleme und Fragen ändern sich ständig, grundlegende gesellschaftli-che Streitfragen selten. Und so gibt es auch unter den Jugendlichen von heute wieder Konservative und Progressive, Linke und Rechte, Pragmati-ker_innen und Idealist_innen. Aber uninteressiert und faul gelten als Eti-ketten nicht mehr. [tsc]

filmtiPP: „oPeration sPrinG“

1999 startete die österreichische Polizei eine groß an-gelegte Operation gegen den organisierten Drogen-handel. Zahlreiche Menschen afrikanischer Herkunft wurden, teilweise zu unrecht, beschuldigt und verur-teilt. Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber las-sen in „Operation Spring“ Beteiligte aller Seiten zu Wort kommen. Sechs Jahre nach der umstrittenen Ak-tion entfachte der Film neuerdings eine Debatte zu den zweifelhaften Praktiken der Justiz.

Bock aUf kUltUr

Das Flüchtlingsprojekt Ute Bock bietet verschiedene Veranstaltungen an, die unter dem Motto „Wir treten auf solange Flüchtlinge auf der Stra-ße stehen!“ laufen. am Freitag, 19.11.2009 z.B. findet im Fluc „Bock auf Kultur goes minimal“ statt. Ein Event für die Techno / Electro / Mi-nimal – Fans. Mit von der Partie sind die Djs Ken Hayakawa vs. Dj Laminat – Patrick Pulsinger – sowie Markus Lindner - Thomas Vavrovsky – Gregor Möller und VJs Tongemisch, Diascope, Bildwerkvisuals. Einlass ab 22:00. Die Mindestspende beträgt im Vorverkauf €6 und für die Abendkasse €8. diese spenden gehen direkt an das Flüchtlingsprojekt.

kUltUrecke

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13U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG

„Wir leBen in einer GeistiGen UmnachtUnG“ hubsi Kramar im gespräch

warUM solidarisierst dU dich Mit den JetZigen stUdierenden-Protesten?

Hubsi Kramar: Es ist mir wichtig, dass das jetzt passiert. Dass ihr, die Jugend, das selbst in die Hand nehmt. Keine ÖH, keine Par-teien sondern ihr selbst organisiert.

wie wichtig ist dir ein Freier ZUgang ZU BildUng, KUnst Und KUltUr?

Hubsi Kramar: Bildung ist nicht nur der freie Zugang, sondern der nicht freie Zugang ist Ausdruck eines Klassensystems. Der freie Zugang zu Bildung müsste das erste Anliegen der Regie-renden sein. Die jetzigen sind Vergangenheitsverwalter welche ihre Hierarchie schützen wollen. Sie wollen nicht, dass junge Menschen am Projekt Zukunft teilnehmen, weil es ihren Besitz und Reichtum gefährdet.

sollen UniVersitäten BildUng oder aUsBildUng Bieten?

Hubsi Kramar: Jeder hat andere Talente. Bildung muss für jeden die Basis sein, um seine Talente zu entfalten.

sind diese Proteste notwendig?

Hubsi Kramar: Es wendet eure Not! Wer will denn so studieren? Ich habe damals alles studieren können, was ich wollte. Wenn mir ein Professor nicht gefallen hat, bin ich zu einem anderen gegangen. Notwendigkeit ist die von der Nacht zum Tag, wir le-ben in einer geistigen Umnachtung.

haBen die Proteste eine erFolgsaUssicht?

Hubsi Kramar: Der Erfolg bist du, seid ihr. Widerstand ist ein Dau-erzustand, ein ständiger, permanenter, notwendiger Zustand. Dort wo du aufgehalten wirst, musst du aufstehen.

[gog]

ZUr Person

Hubert „Hubsi“ Kramar (* 27. Juni 1948 in Niederösterreich) ist ein österreichischer Schauspieler, Regisseur, Produzent, und Aktionist. Nach seiner Matura widmete er sich seiner künst-lerischen Bildung im In und Ausland.

Unter seinen Auszeichnungen befinden sich die Kainz-Medaille (Förderpreis der Stadt Wien, 1985), der Deutsche Kleinkunst-preis mit dem Theater Wilde Mischung (Sparte Kleinkunst, 1989), Gustav Gründgenspreis (2000) sowie der Nestroy-The-aterpreis (beste Off-Produktion) mit Tina Leisch (2003).

3raUM- anatoMietheater KUnst, KUltUr Und KoMMUniKation

Beatrixgasse 11 a-1030 wien 0650/ 323 33 77 www.3raUM.or.at

hUBsi kramar im aUdimax

Mit einer Vorpremiere ihres neuen Stücks traten Hubsi Kramar und sein Ensemble am Dienstag den dritten No-vember nach dem Plenum auf der Bühne des Audimax auf. Mit einer satirischen Darbietung über die österrei-chischen Medienlandschaft und ihrer aktuellen Bericht-erstattung sowie einigen Musikstücken unterhielten sie die Besetzer_Innen im Audimax. Mit diesem Auftritt er-klärten sich die Künstler_innen mit der Protestbewegung solidarisch und hielten fest, wie wichtig Bildung für un-ser Gesellschaft und ihre Zukunft ist.

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kreUzWorträtsel waagrecht 1 Geistiges Lösungsmittel, kann getankt werden (sollte aber nicht zuviel) 5 Anfangs noch zum Anstoßen, im ganzen eine abgelöste Glaubensgemeinschaft

8 Schlüpfst du Verkehrt in diese Patschen wirst du von einem Alligator gefressen! 9 Getrieben: „Wo ist denn diese Truhe bloß? / Beim Suchen bin ich -“ ? 10 Designierter Fetzenschaffer, zeitgemäße Art der Suppenkelle (1-2Wörter) 11 Dort orakeln schwimmende Säugetiere?12 Ein beständiges landwirtschaftliches Gebäude in England, standfest von Hercules gereinigt.15 Aerodynamisch Anzügliches, kann durch die zotigen Finger gleiten 18 Von einem der Auszug um das Trennverfahren zu lernen.19 Ebenso ein Partikels die Objekte der englischen Sprache.20 Künstlerische, literarische und philosophische Kammer, im Wilden Westen mit Schwingtürn ausgestattet.21 Ob das rechtmäßig ist, liegt im Auge des Betrachters.

Stefan Verhovsek

solidarisierUnGen Uni Wien – TU Wien - Akademie der bildenden Küns-te - Universität für angewandte Kunst - Zentrum für Translationswissenschaft - Studierende der Wirt-schaftsuniversität Wien - FH Technikum Wien - Institut für praktische Theologie der Katholisch-Theologi-schen Fakultät, Uni Wien - FV Evangelische Theolo-gie Wien - FV Katholische Theologie Wien - Dekane der Katholisch-Theologischen Fakultät und der Evan-gelisch-Theologischen Fakultät, Uni Wien - Uni Graz - TU Graz - ÖH Klagenfurt - Mitglieder des Instituts für Soziale Ökologie: IFF Wien: Alpen Adria Universität Klagenfurt - Uni Salzburg - Uni Linz - Kunstuni Linz - SoWiMax - Plattform Unbeschränkt Studieren- Uni-versitätslehrer_innenverband (ULV) - Arbeitskreis kri-tischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (KRIBIBI) im Renner-Institut – Hochschullehrer_innenplattform PLUM - einige Professor_innen an der BOKU - Verein österreichischer gehörloser Studierender – Student_innengewerkschaft in der GPA-djp - IG externe Lek-tor_innen und freie Wissenschafter_innen - BRG/BORG Kirchdorf a.d. Krems - Die LehrerInnen-_initiative (VLI) und die Unabhängige Bildungsgewerkschaft (UBG) - Corriente Obrera Revolucionaria – Rama Universita-ria (Argentinien) - The National Union of Students in Denmark - AStA = Allgemeiner Studierendenausschuss StuRa - Freier Zusammenschluss von Student_innen-schaften - AStA FU Berlin - Vollversammlung der FU Berlin - AStA Marburg Philipps Universität Marburg - ASta TU Darmstadt - AStA der Leibniz Universität Hannover - Tübinger Fachschaften-Vollversammlung - AStA FH Aachen

Studentenrat der TU Dresden - Stura Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - Konferenz Sächsischer Studierendenschaften - Bundesfachschaftenkonfe-renz der deutschsprachigen - Raumplanungsstudie-renden - Zahlreiche Fachschaften und Gruppen der Uni Hamburg - Fachschaftsinitiative am Otto-Suhr-In-stitut der FU Berlin - HfbK-Studis HH - Fachschaftsräte und Gruppen der Uni Hamburg - AStA Uni Frankfurt a.M. - AStA Uni Münster

Umfeld des Uni-AStA und des lokalen Bildungsstreik-bündnisses in Münster - u-AStA Uni Freiburg - AStA Uni Landau - Fachschaften-VV Uni Tübingen - AK-Protest Uni Trier - AstA Uni Regensbur - Studierende der Uni Paderborn blockieren das Treppenhaus und fordern - vom Präsidenten der Hochschule eine Stellungnah-me zu den schlechten Studienbedingungen - West-falen-Blatt: Studenten fordern von Risch Antworten - AStA Uni Osnabrück - Uni - Heidelberg - Hörsaal 14 und Hörsaal 8 Neue Uni besetzt - Uni Münster - Au-dimax in Münster besetzt - Uni Potsdam - Audimax am Neuen Palais spontan besetzt - Streikkomitee der Sorbonne (Paris) - Plenum of the Faculty of Humani-ties and Social Sciences in Zagreb (Croatia) - L’Union nationale des Etudiant-e-s du Luxembourg - Aktion kritisch-unabhängiger Studierender – Student_innen-rat der Universität Bern - Occupy California, an auto-nomous collective at UC Santa Cruz - Attac Österreich - IG Kultur Österreich - Die - Grünen Österreich - Die Grünen Andersrum - Piratenpartei Österreichs - KPÖ Wien Sprecher Didi Zach - Gemeinderätin Gerlinde Grünn, KPÖ Linz - Landtag Burgenland - Dringlich-keitsantrag zur Entschließung der Solidarität - Sozial-demokratie & Homosexualität - Wiener Gemeinderat - Grünalternative Jugend Linz - Österreichischer Me-

dienverband - Österreichischer Gewerkschaftsbund - Unabhängige Gewerk-schafter_innen im ÖGB - Jugendvertrauensrat des ÖGB - Betriebsrat SIS & CT der Siemens AG Österreich - Sozialdemokratische Gewerkschafter_innen - Gewerkschaft Metall – Textil – Nahrung - Arbeiterkammer Oberösterreich - AK-Rat des Gewerkschaftlichen Linksblocks Steiermark

Betriebsrat und Gewerkschafter_innen des AMS OÖ - unabhängige Bil-dungsgewerkschaft

Aktion kritischer Schüler_innen Vorarlberg - akin - Redaktion Aktuelle Infor-mationen - AktionsGemeinschaft Salzburg - Österreichischer Gehörlosen-bund - Verein Ute Bock; Flüchtlingsprojekt - Werkstatt Frieden & Solidarität - Kulturplattform OÖ - Kulturverein Freiwerk - Kulturrat Österreich - Be-rufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs - Zentralverband - Be-rufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs - Landesverband für Wien, NÖ und Burgenland - Dachverband der Filmschaffenden - Depot - Kunst und Diskussion - eipcp – European Institute for Progressive Cultural Policies - Emergence of Projects - FIFTITU% - Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in OÖ - FOKUS - Forschungsgesellschaft für kulturöko-nomische und kulturpolitische Studien - IG Bildende Kunst - IG Freie The-aterarbeit - IG Kultur Österreich - IG Kultur Steiermark - IG Kultur Wien - aufdraht – kulturverein - konsortium.Netz.kultur – KosmosTheater - Kul-tur in Graz - Kulturrisse - Zeitschrift für radikaldemokratische Kulturpolitik – monochrom - ORANGE 94.0 - Verein Freies Radio Wien - Plattform Gene-ration Praktikum - Redaktion Bildpunkt - Secession - Tiroler Landesverband für Psychotherapie – Übersetzergemeinschaft - Verein Bildung und Zukunft für Waisenkinder - werkmobil - ein multiprofessionelles Frauenkollektiv - World-Information Institute - Wüde Weiba - Arbeits- und Aktionsgruppe - Radio FRO 105.0MHz - Juso-Hochschulgruppe Heidelberg

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hündin der Woche: shivaShiva, die dreijährige Knutschkugel besitzt viel Sitz-fleisch, was sich für lange Besetzungen als sehr nützlich erweist. Am liebsten würde sie in der VOKÜ aushel-fen aber sie macht sich auch als Staubsauger nützlich oder muntert mit Schmuseeinheiten die Leute auf.

senKrecht1 Diesen indischen Bezirk trinken Ostfriesen schon zum Frühstück 2 Der Klumpen findet sein Ende im Klo 3 Großsichtspur, rauf und runter fährt sie eine Zahl entlang, das Leben und die Liebe können eine sein 4 Ein Spärling den schon Shakespear besang, bitte nicht mit dem Baum verwechseln 5 Es entpuppt sich, dass der Schuppenflügler rein rechnerisch eine Naturkatastrophe auslösen kann- es liegt ja das zer-Schlagen schon in seinem Namen 6 Der Fürst von Medina hat einen islamischen Nachfolger7 Die Jungfrau spannt mich auf die Folter 11 Seines Markenzeichens ist eine Maus mit zu großen Ohren 13 Gebt arg acht, dass ihr nicht im Sand aushebt oder angegraben werdet! 14 Am Semmering gelegen, geht man nicht gerne ho-nein, ausser man mag Plasti-k 16 Im Gegensatzt zu 14senkrecht verbringt man hier gerne seinen Urlaub, auch wenns nicht California ist 17 Ernie und Bert wohnen in dieser Straße, man kann aber auch eine Masse Öl daraus gewinnen

hier ist der hUnd drinn...

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