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1 | 2009 3lux:letters Das Architektur-Magazin Licht in Schulen 1 | 2009 Licht in Schulen Das richtige Konzept zum Lernen Licht mit System Mehr Licht und weniger Strom? Gut beraten Der direkte Weg zum schönen Licht NEUES LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK Das AEW Hochhaus in Aarau ist ein perfektes Beispiel für die Reduktion des Energieverbrauchs bei gleichzeitiger Verbesserung der Beleuchtungssituation. Durch den Einsatz neuester Leuchten-Technologien und elektronischer Vorschaltgeräte, durch die Installation von Tageslichtsensoren und Konstantlichtregelung, durch die Möglichkeit der individuellen Dimmbarkeit und die Reduktion von sechs auf vier Leuchten pro Büroeinheit ist es TRILUX gelungen, die Energiekosten dieses Objektes um stolze 87 % zu senken. Was zeigt: Neues Licht lohnt sich. www.trilux.de Neues Licht für mehr Energieeffizienz. Hermann Peter Teamleiter Immobilien, AEW Energie AG

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Licht in SchulenDas richtige Konzept zum Lernen

Licht mit SystemMehr Licht und weniger Strom?

Gut beratenDer direkte Weg zum schönen Licht

NEUES LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK

Das AEW Hochhaus in Aarau ist ein perfektes Beispiel für die Reduktion des Energieverbrauchs bei gleichzeitiger Verbesserung der Beleuchtungssituation. Durch den Einsatz neuester Leuchten-Technologien und elektronischer Vorschaltgeräte, durch die Installation von Tageslichtsensoren und Konstantlichtregelung, durch die Möglichkeit der individuellen Dimmbarkeit und die Reduktion von sechs auf vier Leuchten pro Büroeinheit ist es TRILUX gelungen, die Energiekosten dieses Objektes um stolze 87 % zu senken. Was zeigt: Neues Licht lohnt sich. www.trilux.de

Neues Licht für mehr Energieeffizienz.

Hermann PeterTeamleiter Immobilien, AEW Energie AG

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02 | 03 3lux:letters 1 | 2009EDITORIAL

das Jahr 2009 stellt die Wirtschaft weltweit vor große Herausforderungen auf vielen unterschiedli-

chen Ebenen. Was jetzt vor allen Dingen gefragt ist, sind nachhaltige Konzepte, die uns sicher durch

die turbulente Zeit bringen, sowie frische und innovative Ideen, die uns in eine spannende Zukunft

führen. Sie als Leser halten in diesem Moment einen für uns wichtigen Teil unserer Maßnahmen

in der Hand: die aktuelle Ausgabe unseres Magazins „3lux:letters“. Denn mit dieser Ausgabe

haben wir das Erscheinungsbild unseres Magazins einem Redesign unterzogen, das sowohl auf

der bewährten Tradition aufbaut als auch den Aufbruch in eine lebendige Zukunft verspricht. Die

Nachrichten und Informationen aus dem Feld des Lichts und der Architektur, die Sie seit mehr

als zwei Jahren in „3lux:letters“ finden, haben wir nun ergänzt durch Hintergrundwissen, das

besonders für Sie als Planer von großem Interesse ist. So finden Sie beispielsweise im Kapitel

lux:architektur den Einschub lux:technik, in dem die (wie der Namen bereits verrät) technische

Seite der Beleuchtungsplanung in diesem Bauvorhaben unter die Lupe genommen wird. Im Kapitel

lux:service lernen Sie in dieser Ausgabe außerdem unsere Architektenberater bei TRILUX kennen.

Die Serie „Materialkunde“ informiert Sie dieses Mal über das Reflektormaterial Miro-Silver®,

und in „Planer fragen, Hersteller antworten“ verraten wir Ihnen sogar ein kleines Geheimnis

über elektronische und konventionelle Vorschaltgeräte. Kennen Sie eigentlich schon unsere neue

Anzeigenkampagne? Die Hintergründe dazu erfahren Sie im Kapitel TRILUX. So freuen wir uns,

Ihnen wieder eine spannende Lektüre an die Hand geben zu können – viel Spaß beim Lesen!

PS: Sie haben Fragen oder Anregungen zu unserem Magazin? Dann schicken Sie bitte eine Mail an

unser 3lux:letters-Postfach: [email protected]

Ihr Dietmar Zembrot, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb

Liebe Leserinnen und Leser,

Titelseite: Nicht immer muss ein Flur mittig beleuchtet sein. An die Deckenkante versetzt, wie hier im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Münster, erzeugen die Leuchten ein interessantes Lichtspiel entlang der Wand und beleuchten den Flur akzentuiert von beiden Raumseiten.Foto: Boris Golz

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BLICKE

STATEMENT

GESCHICHTE

LESEN

PUNKT

IMPRESSION

REFLEXION

ARCHITEKTUR

SERVICE

KUNST

KURIOSUM

QUELLE

LICHT IN SCHULENPackaging Lamp; Denkmal „Willy Brandt ans Fenster“; Tetra Lamp;

Big Dipper; X-Ray Light; Empire State Building; The Nelson-Atkins

Museum of Art; Illumination des Berliner Reichstags; Konzerthalle

in Kopenhagen

Energieeffizienz – ein Lichtblick? Von Joachim Rind, Architekten-

gruppe Naujack Rumpenhorst, Koblenz

Von der opalen zur Prismen-Wannenleuchte

Drei Buchempfehlungen der Redaktion

Licht mit System. Von Mathias Wambsganß

Effektiv oder effizient?

Antworten von Frank Vetter (Day & Light, München), Maurici Ginés

(artec3, Barcelona) und Iain Macdonald (YRM Limited, London)

Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Münster, Kresing Architekten,

Münster; Passivhaus-Schulzentrum in Neckargemünd, Donnig +

Unterstab, Rastatt

Gut beraten: Die TRILUX-Lichtberater für Architekten; Materialkunde:

Miro-Silver®; Planer fragen, Hersteller antworten: EVG oder KVG?

Anzeigenkampagne von TRILUX

Ars Electronica Center in Linz von Treusch Architekten; Objektkunst

von Stuart Haygarth; Hyperion_Fragment von rosalie im ZKM in

Karlsruhe; Geometrie des Lichts von James Turrell im Zentrum für

Internationale Lichtkunst in Unna

Heiliger Schein: Licht in Saigon

Kopieren erwünscht! Die erste Elektro-Foto-Kopie

Impressum

TRILUX

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Schon von außen zeichnet sich das Innenleben der Verpackung ab: Lampe, Fassung und Stromkabel geben der Leuchte ihre Form.

Eine Verpackung ist wichtig für den sicheren Transport, doch weiß man nach dem Auspacken meist nichts mehr damit anzufangen. Der briti-sche Designer David Gardener hat mit seiner „Packaging Lamp“ eine praktische wie auch witzige Lösung des Problems zugleich gefunden. Statt die Ver packung am Ende des Trans ports zu entsorgen, wird sie einfach selbst zum Objekt: Mit weni-gen Hand griffen entsteht aus dem unliebsamen Papp mantel eine funk-tionstüchtige und außergewöhnliche Leuchte, deren äußere Form von den verpackten Bauteilen wie Energie-sparlampe, Fassung und Strom kabel bestimmt wird. Wichtig dabei war je-doch nicht nur die Ästhetik, auch die Brandgefahr des biologisch abbau-baren Verpa ckungs materials wurde mit den weniger heißen Energie spar-lam pen minimiert.

Praktisch und fast schon ele-gant wirkt die Leuchte aus dem

günstigen Verpackungsmaterial.

Packaging Lamp2008David GardenerGröße (L x B x H): 250 X 250 X 500 mmwww.davidgardener.co.uk

Am 19. März 1970 kam es in der thüringischen Landeshauptstadt zu einem histo ri-schen Ereignis: Im Erfurter Hof fand das erste deutsch-deutsche Regie rungs treffen seit der Teilung Deutschlands in zwei Staaten statt. Viele Bürger strömten zu diesem Treffen zwischen dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt und dem damaligen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Willi Stoph. Sie alle wollten den Hoff nungs-träger aus Westdeutschland sehen und verlangten „Willy Brandt ans Fens ter“. Eben dieser Ausruf ist nun seit Mai dieses Jahres als Leuchtschrift am Dach des ehema-ligen Erfurter Hofs angebracht. Zusammen mit einer separat ge schalteten Innenraumbeleuchtung jenes Zimmers, an dessen Fenster sich Willy Brandt zeigte, und einem Computerterminal für weiterführende Informationen bildet der Schrift-zug ein gelungenes Denkmal zur Würdigung des Alt-Bundeskanzlers.

Den Rufen der jubelnden Menge folgend, zeigte sich Willy Brandt vor

knapp 40 Jahren am Fenster des Hotels „Erfurter Hof“.

Denkmal„Willy Brandt ans Fenster“Dauerinstallation vonDavid Mannsteinwww.erfurt.de > erleben und verweilen > Kunst und Kultur > Erinnerungs- und Gedenkorte

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In Größe und Form an den ursprüng -lichen Schriftzug „Hotel Erfurter Hof“ angelehnt, leuchtet heute der Schrift zug „Willy Brandt ans Fenster“ über dem ehemaligen Hotel.

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STATEMENT

Der Tetra Pak ist aus den Kühlschränken kaum mehr wegzudenken. Seit mehr als 50 Jahren ist der praktische Getränkekarton des gleichnamigen schwedi-schen Unternehmens Garant für frische Milch, Säfte, Sahne oder auch Wein. Diesen altbewährten Pappbehälter hat der britische Designer Majid Asif nun als Vorbild für seine „Tetra Lamp“ genommen und rückt ihn damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Licht der Aufmerksamkeit. In seiner Form dem Original entspre-chend, wird das leuchtende Pendant aus lichtdurchlässigem Kunststoff ausge-stanzt und ist in Minutenschnelle zusammengebaut. Kaum länger dürfte das Recyceln dauern, da die Leuchte aus nur einem Material besteht. Für ein stim-mungsvolles Licht sorgt die in drei Stufen dimmbare LED-Lichtquelle im Innern der „Tetra Lamp“: Harmonie pur und das nicht nur im Kühlschrank.

Die Tetra Lamp sorgt nicht nur für ein stimmungsvolles Licht, son dern auch für ein Schmunzeln, wenn beispiels-weise der Kühl schrankplünderer bei seinen nächtlichen Streifzügen statt eines klassischen Milchkartons die Leuchte selbst neben Relish und Currysauce findet.

Tetra LampEntwurf: MASIF Designs (Majid Asif)

Größe (L x B x H): 100 x 100 x 246 mmMaterial: Polypropylen

www.masifdesigns.com

Schlicht und einfach klassisch: Die Leuchte in Form des wohl berühm-testen Getränkekartons der Welt, des Tetra Pak.

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Joachim RindArchitektengruppe Naujack Rumpenhorst, Koblenzwww.architekten-n-r.de

Bild: EU-Realisierungswettbewerb Kurfürstliche Burg, Boppard

Erderwärmung, Klimawandel, Um -weltschutz, Ressourcen scho nung, Wirtschaftswachstum …

Ist der Zustand unseres Lebens raums bereits dramatisch oder ist er in sei-ner ewigen Veränderung einfach nur stetig und unaufhaltsam in Be wegung, und unser menschliches und ehren-wertes Bemühen hilft lediglich, die Ge schwin digkeit der Veränderung kaum wahrnehmbar zu drosseln?Der Gesetzgeber jedenfalls rea giert und gibt Steilvorlagen in Form von Auflagen für die Indus trie und Be -stim mun gen in den Bau vorschriften (En EV). Zudem fördert er Maß-nahmen zur Energieein spa rung auf breiter Ebene.Aber wie angemessen gehen wir mit unserem Lebensraum um? Muss nicht Visu

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Energieeffizienz – ein Lichtblick?

das Umdenken zuerst in unseren Köpfen und damit auch in unserem eigenen Verhalten einsetzen? Wie reagieren wir als Planer? Lust oder Last? Bleiben gestalterische Qualitäten in diesen eingleisigen Dis kussionen um Energie einsparung möglicherwei-se auf der Strecke? Das gilt es, um jeden Preis zu verhindern.Uns als Planern und Ratgebern bietet die erklärte Absicht zu energieeffizi-entem Bauen die Chance, gerade mit den klassischen Tugenden sorgfälti-ger Planung die Bauherren von architektonischer Qualität zu über-zeugen. Energieeffizienz ohne Bau-kultur, ohne angemessene und kluge Lösungen vom Konzept bis zum Detail gibt es nicht.

Ein Lichtblick?

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Es muss eine Sensation gewesen sein, als die Menschen Ende des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal das Innere ihres Körpers sehen konnten. Zu verdanken hatten sie dieses Phänomen dem deutschen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen, der 1895 die nach ihm benannten Strahlen entdeckte. Mittlerweile ge hört die daraus entwickelte Technik schon längst zum kleinen Einmaleins der Medizin. Doch warum nur nach Kno-chen brüchen und anderen Anomalien suchen, wenn es so viele andere interessante Dinge zu durchleuchten gibt? So ähnlich muss auch der kore-anische Desig ner Wonsuk Cho gedacht haben, als er gewöhnliche Glühbirnen rönt gen ließ. Ent standen sind ungewöhnliche Licht objekte, bei denen nicht die Lampen selbst, son-dern deren Inneres zu leuchten scheint.

X-Ray LightWonsuk Chowww.samulnoli.com

Ob gewöhnliche Glühbirne oder Energiesparlampe: Jede Lampe wird zuerst durchleuchtet, um anschließend als Röntgenbild wieder beleuchtet zu werden.

Big DipperSarah van Gamerenwww.studioglithero.com

Kerzen selbst zu gießen gleicht einer Geduldsprobe; am Ende jedoch entsteht garan-tiert ein Einzelstück. Mit nur einer Kerze allerdings wollte sich die De sig nerin Sarah van Gameren nicht zufrieden geben, im Gegen teil: Mit dem von ihr entwickelten „Big Dipper“ kann die Niederländerin mit gleich 24 Kerzen aus Wachs gegossene Kron-leuchter herstellen. Dahinter steckt ein simples, wenn auch ausgeklügeltes Prinzip: An zwei unterschied lich großen Metall ringen sind Hal te rungen für 24 Docht skelette angebracht. Wie bei einem sinnlichen Tanz werden die Dochte nach und nach in zwei mit Wachs gefüllte Fässer getaucht und zum Trock nen wieder herausgezogen.

So simpel wie beeindruckend: Der Big Dipper taucht durch die

„Auf-und-ab-“-Bewegung die Dochtgeflechte in flüssiges Wachs.

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Als das Empire State Building Anfang der 1930er-Jahre erbaut wurde, war Energieeffizienz noch kein Thema. Heute, fast 80 Jahre später, würde bei einem Stromverbrauch von mehr als 40 Millionen Kilowattstunden im Jahr sicherlich auch niemand auf die Idee kommen, den Wolkenkratzer mit niedri-gem Verbrauch in Verbindung zu bringen. Doch daran soll sich in Zukunft einiges ändern: Für 20 Millionen Dollar wird das derzeit höchste Gebäude New Yorks ökologisch saniert werden. Insgesamt soll der Energieverbrauch um 38 Pro zent gesenkt werden, was sich bei einem Bau wie dem Empire State Building in den beachtlichen Zahlen von 105 000 Tonnen CO2 und 4,4 Millionen Dollar Energiekosten jährlich ausdrückt. Die berühmte Außenbeleuchtung der obersten Stockwerke soll den New Yorkern allerdings erhalten bleiben.

Sanierung desEmpire State Buildingswww.esbnyc.comwww.clintonfoundation.org

Jede Nacht sollen 50 der knapp 6 400 Fenster des Empire State

Buildings ausgewechselt werden.

Der frühere US-amerikanische Präsident Bill Clinton unter-stützt mit dem Projekt „Clinton Climate“ seiner „William J. Clinton Foundation“ die Sanierung des Empire State Buildings.

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Ein typischer Leuchtkasten bringt das Röntgenbild der Glühbirne zum

Leuchten.

Der Wachs-Lüster ist erst der An -fang: Durch die flexible Gestal tung der Dochtketten kann der Big Dip per nahezu jede Form in Wachs gießen.

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Seit 1933 hat das „Nelson-Atkins Museum of Art“ in Kansas City seine Türen für interessierte Kunstliebhaber geöffnet. Im Laufe der Jahre wird jedoch selbst das größte Museumsgebäude für seine Kunstschätze zu klein, und so musste auch hier ein Erweiterungsbau her: Fünf milchig-weiße Glaskuben eines sonst größtenteils unterirdischen Neubaus bilden einen stimmungsvollen, modernen Kon trast zum bestehenden, neoklassizistischen Museums-Prunkbau. Durch eine Kapillareinlage im Glas wird das Tageslicht weich in die Ausstellungsräume ge streut. Nachts hin-gegen erscheinen die Kuben eher kühl. Die formale Zurück haltung und die Ma te-rialwahl des von dem amerikanischen Architekten Steven Holl geplanten Neubaus sprechen nicht nur die bekannte Sprache des Architekten, sondern sorgen auch für ein harmonisches Nebeneinander zweier beeindruckender Bauwerke.

The Nelson-Atkins Museum of ArtOakstreetKansas City, USAArchitekt: Steven Holl, New Yorkwww.stevenholl.comwww.nelson-atkins.org

Die Freiflächen zwischen Neu- und Altbau wurden als Ergänzung des Kunstmuseums zu einem Skulptu-rengarten umgestaltet.

Gerade die differierende Gestalt der beiden Museumsbauten ermöglicht ein konkurrenzloses und harmoni-

sches Nebeneinander.

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Durch Kombination von Prismatik und Spiegelreflektor wird bei der Prismenwanne (oben), im Gegen satz zum diffusen Licht der opalen Wannenleuchte (unten), ein eher gerichtetes Licht ermöglicht.

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Streng genommen wurde die Pris-men wanne bereits Ende der 1960er-Jahre parallel zur opalen Wannen-leuchte ein ge führt. Zu diesem Zeit-punkt wurde die Pris menwanne in die Form geblasen, was eine exakte Pris-mengeome trie jedoch kaum möglich machte. Dennoch lagen die Vorteile einer solchen Leuchte schon damals auf der Hand: Sie konnte das Licht lenken und nicht bloß ungerichtet streuen, zu dem führte sie aufgrund reduzierter Licht durch tritts ver luste zu deutlich höhe ren Leuch ten betriebswir-kungs graden.Die eigentliche Verbesserung in puncto Ener gieeffizienz brachte die Ent wick-lung der TRILUX-Leuchte 3441 um 1980: Ausgangspunkt war eine neue Leuch tengeneration, die bei 58 Watt einen Licht strom von 5 400 lm erreich-te, statt der bis dahin üblichen 4 000 lm bei 65 Watt. Hier durch konnte die

Anzahl der Lampen in der Leuchte und die Anschlussleistung bei gleichblei-bender Beleuchtungs stärke reduziert wer den. Das wiederum hatte eine deut liche Senkung der Lam pen tem pe-ra tur und damit Erhöhung des Licht-stroms zur Folge. Außerdem verbes-serten sich die optischen Ver hält nisse, da sich die Lampen nun nicht mehr ge genseitig abschatten konnten. Die Pris matik wurde außerdem mit einem innen liegenden Spie gelreflektor kom-biniert, der sowohl zusätzlichen Ef fi-zienzge winn als auch eine verbesserte Blen dungs begren zung brachte. Hierbei kam das neuartige Spritzguss verfahren für die Prismenwanne zum Einsatz.Noch heute findet sich die Leuchte im TRILUX-Programm, was sie nicht zuletzt ihrer zeitlosen Bauform zu ver-danken hat. Zusammen mit dem Fak-tor Energieeffizienz ist sie so zu einem be gehrten Klassiker geworden.

Von der opalenzur Prismen-Wan nen leuchte

GESCHICHTE

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Was als temporäre Aktion zur Fußball-WM 2006 entstand, gefiel den Berlinern so gut, dass sie sich dies nach der WM als Dauerzustand wünsch-ten: eine adäquate Illumination des Reichstagsgebäudes. Verwirklicht wurde diese zum 60. Gründungstag der Bundesrepublik Deutschland am 22. Mai 2009, an dem der Entwurf des Hamburger Lichtkünstlers Michael Batz eingeweiht wurde. Sein Lichtkonzept soll „die Bedeutung, Würde und architektonische Charakteristik des Gebäudes und seine Funktion als Sitz des Bundestages in ein angemessenes Nachtbild fortsetzen.“ Rund 400 Leuchten hüllen das Gebäude in warmweißes Licht und erfüllen zugleich ökologische Anforderungen: Mit modernster Technik werden, im Vergleich zur bisherigen Beleuchtung, 60 Prozent der Energie eingespart.

Mit drei Lichtszenarien werden unterschiedliche architektonische Akzente betont.

Die neue Gesamtillumination beleuchtet alle vier Fassaden, die

Freitreppen und die Dachskulpturen für zirka einen Euro die Stunde.

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In einer Gegend, deren architektoni-sche Zukunft ungewiss ist, scheint der Schlüssel zum Erfolg im Geheimnis-vollen zu liegen. Diesen Ansatz nutzte der französische Architekt Jean Nouvel beim Entwurf der Konzerthalle in Ko-pen hagen: Eine blaue Glasfiberplane umhüllt das quaderförmige Außen-gerüst und lässt das Innere nur erah-nen. In der Nacht wird die Fassade zu einem Ort der Bilder, der Farben, des Lichts, zu einem aus drucks vollen Spie-gel des bewegten In nen lebens. Zu-sammen mit den Höfen und Terras sen, dem mit kleinen Ge schäf ten flankier-ten Weg im Innern, den verschiede nen Konzertsälen und dem Restau rant ist die Konzerthalle eine Welt der Kon traste und Über ra schungen, ein räumliches Labyrinth. Architektur ist eben „wie Musik. Sie ist dafür gemacht, uns zu bewegen und zu erfreuen.“

Tagsüber eher unscheinbar, wird die Fassade in der Nacht zur Pro-jektionsfläche dessen, was sich im Innern abspielt.

Auch bei diesem Projekt holte sich Jean Novel zum wiederholten Male

den französischen Lichtdesigner Yann Kersalé mit ins Boot, der aus der Konzerthalle ein illuminiertes

Kunstwerk machte.

KonzerthalleEmil Homs Kanal 20KopenhagenArchitekt: Ateliers Jean Nouvel, Pariswww.jeannouvel.com

Illuminationdes Berliner ReichstagsMichael Batzwww.reichstags-illumination.deUnterstützt von:Stiftung „Lebendige Stadt“Stiftung „Zukunft Berlin“Deutscher Sparkassen- und Giroverband

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„Und Gott sprach: Es werde Licht, und es wurde Licht, und Gott trennte den Tag von der Nacht.“ Der göttliche Ur -sprung und das Wesen des Lich tes, Se hen und Erkenntnis werden im ers-ten Kapitel dieses Buches ergründet. In 13 wissenschaftlichen Forschungs-berichten erläutern Profes soren und Do zenten die verschiedenen Aspekte des Lichtes. Das zentrale Thema des Buches ist die Darstellungsweise alles Leuch tenden in der Kultur des Mittel-alters. Von Himmelsschrift und Reli-gion, Glanz und Schein in der Literatur wird ebenso berichtet wie von optischen Experimenten oder der ersten ins ze-nierten Theaterbeleuchtung. Schwarz-Weiß-Abbildungen historischer Ge -mälde und Schriften ergänzen die Kulturgeschichte des Leuchtenden.

Filme auf der Fassade, übergroße Werbescreens, verblüffende Effekte an der Häuserwand. „Media Fa -cades“ beleuchtet die historischen und technischen Hintergründe me -dialer Architektur und stellt eine umfassende Sammlung aktueller Projekte vor. Aufgeteilt in Kapitel zu mechanischen, projizierten, leuch tenden und Bildschirm-Fas -saden, verschafft das Buch kon-krete Einblicke: Techniken werden erläutert, teilweise erklären De -tailaufnahmen die Kons truktion. Zusätzlich werden verwendete Com -puterpro gram me und die interakti-ven oder generativen Systeme der Bespielung dargestellt. Somit ist dieses Buch nicht nur ein kurzwei-liger Bildband, sondern auch eine Pla nungshilfe zu einem besonders aktuellen Architekturphänomen.

Media FacadesHistory, Technology, ContentMatthias Hank HaeuslerErschienen 2009 bei avedition GmbH, Ludwigsburg248 Seiten, 204 farbige Abbildungen. 22 x 24 cm, gebunden, Hardcover.Englisch.€ 49,90 | CHF 84,00ISBN: 978-3-89986-107-5www.avedition.de

Geflügelte Glühbirnen, fliegende Un -ter tassen, schwebende Kerzen oder explodierende Musik in s tru mente cha rak terisieren Ingo Mau rers Werk. Materialien wie Glas, Chrom, Papier, Porzellan, Gold und vieles mehr kom-biniert er in immer neuen Farben und Formen. Die Schaffens kraft des Licht künstlers Ingo Maurer ist in diesem Buch mit einer Fülle von Farbfotos eindrucksvoll dokumen-tiert. Seinen 75. Ge burts tag feierte der bekannte Lichtdesigner aus München im Jahr 2008. Anlass ge nug für den Innen architekten Bernhard Dessecker, im Geheimen dieses „Geburtstagsbuch“ über Ingo Maurers Lebenswerk zu schreiben und es sei-nem langjährigen Freund zu schen-ken. Der Leser freut sich bis zur letz-ten Seite über Ingo Maurers humor-volle, frische, freche und explosive Ideenvielfalt.

Licht, Glanz, Blendung Beiträge zu einer Kulturgeschichte des LeuchtendenChristina Lechtermann / Haiko Wandhoff (Herausgeber)Aus der Reihe: Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik, Band 18Erschienen 2008 bei Peter Lang AG, Bern251 Seiten, diverse Abbildungen. 15 x 22 cm, Hard cover.Deutsch.€ (D) 46.90 | € (A) 48.20 | £ 32.90 | US-$ 67.95ISBN: 978-3-03911-309-5 www.peterlang.net

Designing with Light – Gestalten mit LichtIngo MaurerBernhard Dessecker (Herausgeber)Erschienen 2008 im Prestel Verlag, München.288 Seiten, 600 farbige Abbildungen.24 x 30 cm, Halbleinen.Deutsch, Englisch.€ (D) 59,00 | € (A) 60,70 | CHF 99,90ISBN 978-3-7913-3829-3www.prestel.de

LESEN

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Betrachtet man die Forschungsaktivitäten, Diskussionen und

gesetzlichen Regelungen der vergangenen Jahre rund um das

Thema „Energiesparen im Gebäudebereich“, stellt man fest, dass

sich aus der Sicht eines Energieplaners vieles in eine erfreuli-

che Richtung entwickelt hat. In den ersten Verordnungen wurde

ausschließlich der Energiebedarf für die Gebäudeheizung und

Trinkwarmwasserbereitung als Begrenzung herangezogen. Im

Bereich des Wohnungsbaus sind dies bis heute die wesentlichen,

im Planungsprozess von Architekten und Ingenieuren beein-

flussbaren Größen. Im Bereich der Nichtwohngebäude spielten

und spielen aber zusätzlich die Energiebedarfe in den Bereichen

Lüftung, Kühlung, Be- und Entfeuchtung sowie Beleuchtung eine

ganz erhebliche Rolle. Insbesondere da viele der dazu notwendigen

Prozesse ausschließlich oder unterstützend elektrische Energie

nutzen, die dann mit einem hohen Primärenergiewandlungsfaktor

beim entsprechenden Nachweis beaufschlagt wird. Seit Einführung

der EnEV 2007 werden auch diese Energiedienstleistungen bilan-

ziert. Es gilt, einen Primärenergiebedarf des geplanten Gebäudes

nachzuweisen, kleiner oder gleich einem Wert, der sich auf ein

mit Referenztechnologie ausgestattetes Vergleichsgebäude im

Berechnungsmodell der DIN V 18 599 bezieht.

Je nach Güte der Planung des Gebäudes und der Gebäudetechnik

und abhängig von der Qualität der eingesetzten Technologien kann

so der Energiebedarf für die Beleuchtung eines Bürogebäudes

leicht 20 Prozent am Primärenergiebedarf des gesamten Gebäudes

betragen. In Fällen „schlechter“ Tages- und Kunstlichtplanung kön-

nen es auch leicht 40 Prozent werden. Laut einer Studie über den

Energieverbrauch von Schulen aus dem Jahr 2003 werden durch-

schnittlich zirka 60 Prozent des elektrischen Endenergieverbrauchs

für die Beleuchtung aufgewendet. Die besondere Bedeutung des

richtigen Umgangs mit Tages- und Kunstlicht steht also aus ener-

getischer Sicht nicht zur Diskussion.

Am Strom sparen – nicht am Licht!

Die Vorgaben für Mindestbeleuchtungsstärken abzusenken ist keine

Lösung und wird auch nicht ernsthaft diskutiert. Vielmehr beschäf-

tigt sich eine zunehmende Anzahl von Studien sogar mit der

Erhöhung des Lichtangebotes an Arbeitsplätzen, in der Altenpflege

oder auch in Schulen. Die Zielrichtungen der Studien sind viel-

fältig: Von der Minderung der Folgen von Schichtarbeit über die

Anhebung der Lebensqualität in Pflegeeinrichtungen bis hin zur

gezielten Stimulation von Schülern, damit sie bessere schulische

Leistungen erzielen, reicht hierbei die Palette. Unabhängig davon,

dass die Ziele und die gegebenenfalls vorhandenen „Risiken und

Nebenwirkungen“ der jeweiligen Eingriffe immer auch einer diffe-

renzierten Betrachtung bedürfen, sind einige Fakten unumstritten:

• Viele physiologisch relevanten Effekte setzen erst bei höheren

Lichtdosen ein.

• Zur Behandlung der saisonabhängigen Depression werden

mehrere Tausend Lux am Auge empfohlen.

• Die Bürger der G-8-Staaten verbringen mittlerweile im Durch-

schnitt mehr als 90 Prozent ihrer Lebenszeit in geschlossenen

Räumen – mit steigender Tendenz.

LICHT MIT SYSTEMZum Verbot der Glühlampe mag man stehen, wie man will – die Notwendigkeit, Energie auch bei der Beleuchtung von Gebäuden zu sparen, ist unbestritten. Der Einsatz be -sonders effizienter Leuchtmittel ist jedoch nur ein Teil der Lösung, um künftige energeti-sche Anforderungen zu erfüllen. Ein weiterer Ansatz ist die Steuerung und Regelung von kompletten Lichtsystemen sein, was große Einsparpotenziale birgt, sich aber manchmal nachteilig auf die Nutzerakzeptanz auswirken kann.

Gerade bei großen Bauprojekten wie Schulen oder Bürogebäuden

lässt sich mit einer auf das Gebäude abgestimmten Kunstlichtanlage viel Strom sparen. (Im Bild: RWE-Tower

in Dormund)

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Von Mathias Wambsganß

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• Häufig sind diese Räume im physiologischen Sinne schlecht

beleuchtet und/oder die spektrale Zusammensetzung des

Lichtes ist ungünstig.

• Die erst seit Anfang des Jahrtausends bekannte Photosen-

sitivität der Ganglienzellen im Auge und deren direkte

Verbindung mit dem endokrinen System des Menschen recht-

fertigt ebenfalls höhere Lichtdosen mit entsprechenden daran

angepassten spektralen Eigenschaften.

• Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts besteht bei mehr

als 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland die Tendenz

zur Vitamin-D-Unterversorgung.

Diese Argumente stehen exemplarisch für eine Forderung, die eher

„mehr statt weniger Licht“ nach sich ziehen müsste. Ein Ausweg

aus diesem scheinbaren Widerspruch zu der besonderen energe-

tischen Bedeutung von Kunstlichtanlagen besteht in der forcierten

Nutzung von Tageslicht und im Einsatz von sorgfältig geplanten und

technisch hochwertigen Kunstlichtlösungen. Wichtige Aspekte, die

im Rahmen der Planung berücksichtigt werden müssen, sind unter

den Oberbegriffen Raum- und Systempotenzial zusammengefasst.

Raumpotenzial

Die geografische Lage und die externe Verschattung eines Gebäudes

liegen in aller Regel außerhalb des Verant wor tungs be reichs der

Planer, Orientierung und Tiefe der Räume hinge gen sind in einem

gewissen Umfang planbar. Die ent schei denden Stellgrößen für ein

gutes Raum potenzial wie Größe, Lage und Qualität der Fenster,

Auswahl und Reflexionsgrade von Materialien und ebenso die

Spezifikation des Sonnen- und Blendschutzsystems sind in hohem

Maße durch den Planer beeinflussbar. Auch die Fassade ist sicher-

lich eines der Schlüsselgewerke für nachhaltige Ge bäu de konzepte.

Viele Abhängigkeiten und Grundprinzipien sind seit Langem bekannt

und werden doch immer wieder nachlässig behandelt: Große

Glasanteile werden häufig automatisch und oft fälschlicherweise

mit guter Tageslichtautonomie in Verbindung gebracht.

Systempotenzial

Die Auswahl der möglichst optimalen Kombination aus Lampe und

Leuchte obliegt meist alleine dem Planer. Er hat damit Einfluss auf

die Lichtausbeute der Lampe, den optischen Wirkungsgrad der

Leuchte und letztendlich auf den gesamten Leuchten be triebs wir-

kungsgrad. In Anbetracht der teils erheblichen Unterschiede von an

sich ähnlichen Lösungen ist dies ein lohnendes Betätigungsfeld. Die

immer wichtiger werdende Beleuchtungs elek tronik hat ebenfalls

erheblichen Einfluss auf den Energiever brauch einer Kunstlichtanlage

und die Akzeptanz einer Lichtlö sung.

EnEV 2012 – Ausblick mit Sorgen?

Spätestens mit der zu erwartenden weiteren Verschärfung

des Anforderungsniveaus für den Primärenergiebedarf von

Gebäuden bei Inkrafttreten der geplanten EnEV 2 012 wird

effiziente Beleuchtungstechnik allein nicht mehr ausreichen,

um die dort formulierten Ziele zu erreichen. Als Konsequenz

muss das Potenzial des Tageslichts verstärkt ausgeschöpft und

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Firmen, vorgenommen, die oftmals nur wenig, teilweise gar

keine Kenntnisse im Umgang mit Tages- und Kunstlicht haben.

Trotzdem wird von ihnen eine Fülle von Entscheidungen getrof-

fen über Systemgrößen, die nicht explizit beschrieben wurden

oder aus Unkenntnis nicht beschrieben werden konnten. Die

Nutzbarkeit einer Anlage, ihre Akzeptanz und das erzielbare

Einsparpotenzial hängen aber in entscheidendem Maße von

dieser Phase der Realisierung ab. Gebäude werden schließlich

nicht errichtet, um Energie zu sparen, sondern ermöglichen

Menschen, darin zu arbeiten, und fördern dabei idealerweise

deren Produktivität und eine gute Arbeitsatmosphäre.

Im Gegensatz zur Automobilindustrie, in der solche teils kom-

plexen Zusammenhänge an Prototypen immer wieder getestet

werden, sind viele Konfigurationen in aktuellen Gebäuden quasi

„Unikate“, deren Kinderkrankheiten mühsam auf Druck unzu-

friedener Nutzer und Bauherren in einer langen, nachgeschal-

teten Phase noch behoben oder wenigstens verbessert werden.

Im schlimmsten Fall werden Funktionen schlicht deaktiviert und

die angestrebten Energieeinsparungen damit nicht erzielt. Dies

ist sicherlich nicht im Sinne von Nutzer, Auftraggeber, Planer,

Gesetzgeber und vor allem nicht im Sinne der angestrebten

Entlastung der Umwelt. Es bedarf rechtzeitig, vor der nächsten

Stufe der EnEV im Jahr 2012, einer gemeinsamen Anstrengung

der involvierten Industriepartner aus den Bereichen Lampe,

Leuchten, Elektronik, Sensoren, Fassadenbehänge und der enga-

gierten Forschungseinrichtungen, um die Wechselwirkungen

der Komponenten besser zu verstehen und die tatsächlichen

das Zusammenspiel zwischen Tages- und Kunstlicht optimiert

werden. Insgesamt werden große Erwartungen in die präsenz-

und tageslichtabhängige Kontrolle von Beleuchtungsanlagen

gesetzt, um den Energiebedarf der Kunstlichtlösungen in ent-

sprechendem Maße zu reduzieren.

Gebäudesystemtechnik

In der Praxis sind jedoch einige Hürden zu überwinden, um Anlagen

zu realisieren, die den Ansprüchen der Nutzer gerecht werden

und die in sie gesetzten energetischen Erwartungen erfüllen. In

vielen Projekten werden dazu Komponenten aus dem Bereich

der Gebäudesystemtechnik eingesetzt, die von unterschiedlichen

Herstellern kommen und deren Zusammenspiel nicht oder nur

eingeschränkt im Vorfeld erprobt wurde. In der üblicherweise kur-

zen und meist von großer Hektik geprägten Inbetriebnahmephase

müssen dann die vorgesehenen Funktionen den technischen und

räumlichen Gegebenheiten angepasst werden.

Eine dimmbare, präsenz- und tageslichtabhängig regeln-

de Kunstlichtanlage kann mit wenigen Worten in einem

Leistungsverzeichnis beschrieben werden. Idealerweise wer-

den seitens der Planer zusätzlich dezidierte Vorgaben zu den

geforderten Funktionen gemacht, die nur dann eine vernünf-

tige Nutzerakzeptanz erfahren, wenn ihre automatisierten

Vorgänge entweder schlüssig nachvollziehbar oder für den

Nutzer völlig diskret ablaufen. Konkret wird aber die detail-

lierte Parametrisierung im Rahmen der Inbetriebnahme durch

„Systemintegratoren“, auf Gebäudesystemtechnik spezialisierte

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Wichtig bei der Lichtplanung in einem Gebäude ist, Kunst- und Tageslicht in einem gemeinsamen System zu sehen und – wie hier in der alten Bibiliothek der Uni Kiel – aufeinander abzustimmen.

PUNKT 3lux:letters 1 | 2009

Die Arbeit des Lichtplaners beginnt bereits in der Entwurfsphase: Beim

„Gemeentehuis“ in Steenbergen wurden die Fensteröffnungen so

angeordnet, dass durch einen Schlitz in Deckennähe das Licht tief

in den Raum fallen kann.

Page 13: 3lux:letters

Potenziale zuverlässig zu ermitteln. Vor allem aber müssen die

grundlegenden Funktionen, die solche Anlagen übernehmen

sollen, einheitlich und präzise beschrieben sein.

Erfolgsrezept „Kombinierbare Produktvielfalt“

In Anbetracht der steigenden Bedeutung der Gebäudeauto mat -

isierung, beispielsweise bei der Verknüpfung von Kompo nenten der

Ein zel raumregelung mit denen der Primäranlagen, darf eine rein

herstellerspezifische Lösung zur Tages- und Kunst lichtregelung

oder Steuerung nicht die einzige Erfolg versprechende Variante

sein. Ebenso wenig sollten Stehleuchten, die quasi „ab Werk“

hervorragend aufeinander abgestimmte Einzel komponenten und

Regelungsalgorithmen besitzen können, die einzige Lösung sein.

Im Interesse des Wettbewerbs muss es möglich sein, auch

unterschiedliche Kombinationen aus Leuchte, Sensor, Behang

und Elektronik verschiedener Hersteller für die Nutzer zufrie-

denstellend zu betreiben und die energetischen Ziele tatsächlich

zu erreichen. Eigenschaften und Funktionen der Kom ponenten

wie Sensorcharakteristik und Erfassungsbereich sowie Dimm-,

Steuerungs- und Regelungsstrategien, Soll wert verschiebungen,

Ausschaltzeitpunkte, Verhalten bei Wiedereinschalten und vieles

mehr müssen einheitlich dokumentiert und für Planer leicht ver-

fügbar sein. Dies ist Grundlage für eine erfolgreiche Abstimmung

des Gesamtsystems und dessen individuelle Anpassung an das

jeweilige Gebäude. Beginnend mit der Entwurfsplanung, bleibt

sie durchgängig verfolgbar bis zur Inbetriebnahme und wird im

Anschluss daran außerdem adäquat dokumentiert.

Mathias Wambsganß

geboren 1965 in Ludwigshafen am Rhein, studierte bis 1995 Architektur an

der TH Karlsruhe. 1999 gründete er zusammen mit vier Partnern aus

Architektur, Ma schi nenbau und Physik die ip5 Ingenieurpartnerschaft. Bis

2004 lehrte und forschte er am Fach gebiet Bauphysik und Technischer

Ausbau in Karlsruhe und unterrichtet seit 2006 an der Hochschule für

angewandte Wissenschaften in Rosen heim Lichtplanung, Lichtgestaltung

und vernetzte Gebäudetechnologie. Seit 2007 ist er zudem Vor standsmitglied

der LiTG (Deutsche Lichttechnische Gesellschaft). www.ip5.de

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14 | 15 IMPRESSION 3lux:letters 1 | 2009

Quipu der Inkas, Larco Museum in Lima, Peru. Auf den ersten Blick sind es bloß Tausende von Schnüren aus gefärbter Wolle oder Baumwolle. Doch „Quipu“, die Knotenschrift der Inkas (ca. 1400-1532), ist nicht nur ein Sammelsurium an Fäden, sie ist einzigartig: Der in die Schnüre hineingeknotete Zahlencode gab Aufschluss über alle wichtigen Informationen, wie Volkszählungen oder den Ernteertrag. Eine äußerst effektive Art, große Datenmengen zu übertragen und über Generationen hinweg zu speichern.

EFFEKTIV?

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Albert Einstein (Ulm 1879–1955 Princeton), US-schweizerischer Physiker, Nobelpreisträger und Begründer der Relativitätstheorie.

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Aus ihm entspringt alle wahre Kunst und Wissenschaft.“

Foto: Museo Larco, Lima/Peru

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16 | 17 IMPRESSION 3lux:letters 1 | 2009

Lichtwellenleiter aus Glasfaser oder Kunststoff. Ein Lichtleitkabel besteht aus mehreren Tausend Fasern, von denen jede einzelne nur wenige Hundertstel Millimeter dick ist. Dennoch werden große Daten mengen mit einer Geschwindig-keit von 160 000 Kilometern pro Sekunde übertragen. Doch nicht nur die Schnelligkeit ist ein Pluspunkt: Die effizien te Technik macht es möglich, ein 10 Tonnen schweres Kupferkabel durch ein nur noch 1 Kilo leichtes Glasfaserkabel zu ersetzen – eine ressourcenschonende Alternative.

EFFIZIENT?

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Nikola Tesla (Smiljan 1856–1943 New York), amerikanischer Physiker und Elektrotechniker serbischer Herkunft. Erst durch seine Erfindung des Wechselstroms

wurde der Transport elektrischer Energie über große Entfernungen möglich.

„Wir wirbeln mit unfassbarer Geschwindigkeit durch endlosen Raum, um uns herum dreht sich alles, alles ist in Bewegung, überall ist Energie.“

Foto: istockphoto

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Frank VetterLichtplanerDay & Light Lichtplanung, München

Frank Vetter: Der wichtigste Punkt, um bei der Beleuchtung

Energie zu sparen, ist die Effizienz der Leuchtmittel. Doch geht

die Effizienz häufig zulasten der Lichtqualität, insbesondere der

Farbwiedergabe. Deshalb planen wir ganzheitlich und kom-

pensieren den Einsatz von weniger effizienten Leuchtmitteln

an Stellen, wo gute Farbwiedergabe und Brillanz gefragt ist,

durch die Kombination verschiedener Leuchtmittel. Darüber

hinaus lässt sich bei der Wahl der Lichttechnik Energie sparen,

indem das Licht mit wenig Verlust dahin gelenkt wird, wo es

gebraucht wird. Aber besonders entscheidend ist eine sinnvolle

Lichtplanung über die Forderung der Normen hi naus: Durch eine

ausgewogene Kombination von hellen Flächen und direktem

Licht kann ein Raum erfahrbar gemacht und der Sehaufgabe ent-

sprechend beleuchtet werden, ohne hohe Beleuchtungsstärken

zu erfordern.

Energie effizient einzusetzen spart Energie. Jedoch: Umgekehrt bedeutet das bloße Sparen von Energie nicht zwangsweise, sie auch energetisch sinnvoll zu verwenden. Inwiefern spielt die Effizienz in Ihrer Arbeit eine Rolle?

NACHGEFRAGT3lux:letters hat drei renommierten

Licht experten drei Fragen zum Thema

„Licht in Schulen“ gestellt.

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Wohnanlage am Innsbrucker Ring, München

REFLEXION 3lux:letters 1 | 2009

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Maurici Ginés Lichtdesignerartec³, Barcelona

Iain MacdonaldArchitektYRM, London

Maurici Ginés: Energieeffizienz ist schon beim Ansatz wichtig,

wenn man kontrollieren und festlegen kann, welche Effizienz-

stufe er reicht werden soll; sie ist Teil des kreativen Prozesses.

Für gewöhnlich arbeitet man mit der Effizienz des Lichtpunktes

oder der Lichtquelle, der bzw. die sich am einfachsten anschlie-

ßen lässt; dies ist in der Regel der Fall im Haushaltsbereich oder

vor allem auch bei der Beleuchtung von Außenräumen. Addiert

man dann die Effizienz des gesamten Systems hinzu, das sich

aus einer globalen Strategie ergibt, haben wir eine exponentielle

Effizienzsteigerung. Als Beispiel ließen sich die Leitpläne für die

öffentliche Beleuchtung anführen, bei denen man von einem

globalen Ansatz ausgeht; damit lassen sich effektive Strategien

zum Energiesparen und zur Energieeffizienz anwenden, ohne

dass dabei Ziele vernachlässigt würden, die sich positiv auf die

Wahrnehmung und das Wohlbefinden der Bürger auswirken .

Iain Macdonald: Bei uns wird Energieeffizienz ganzheitlich behan-

delt. Da wir das ISO-14001-Zertifikat erlangt haben, achten wir

so wohl bei Dienstreisen als auch beim täglichen Betrieb unserer

Büros auf die CO2-Bilanz unseres Energieverbrauchs. So benut-

zen wir z. B. lieber einen Bleistift als den Laptop, um eine Idee zu

skizzieren. Wir ziehen diese Haltung auch durch, wenn wir Projekte

ent werfen, damit wir die Standards wie Breeam oder LEED einhal-

ten. Auf einer Makroebene, beispielsweise bei der Stadtplanung,

achten wir darauf, die Grundstücknutzung zu analysieren und im

Modell abzubilden, den Energieverbrauch, die Ökosysteme und das

Verhältnis zwischen wirtschaftlicher und umweltbewusster Nach-

haltigkeit. Dazu gehört auch, Transportarten zu untersuchen, Trends

auf dem Grundstücksmarkt, die Strategien der Stadt planung, die

lokalen Energieressourcen etc., bevor wir damit be ginnen, Gebäude

zu entwerfen. Zu Lernzwecken haben wir die YRM Sustainability

Group, welche alle Gruppen und Partnerbüros mit einbezieht.

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Torre del Agua, Saragossa West End Park, Sofia

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Gallileo, Frankfurt am Main

Effizient, individuell und schön – Licht muss heutzu-tage mehr leisten, als nur zu erhellen. An welchem Ort haben Sie zuletzt ein Ihrer Meinung nach gutes Beispiel für eine solche zeitgemäße Beleuchtung entdeckt?

Frank Vetter

geboren 1973 in München, studierte Innenarchitektur an der Fachhochschule

Rosenheim. Vor und während seines Studiums sammelte er bereits bei

HL-Technik Lichtplanung und Lichtplanung Ulrich Werning Erfahrung im Bereich

der Beleuchtungsplanung. Nach seinem Studium 1999 arbeitete er bis 2003 als

Lichtplaner bei Werning Tropp und Partner (später Werning Day & Light), wo er

anschließend bis 2008 als Projektleiter tätig war. 2009 wurde er zusammen mit

Ulrich Werning zum Gesellschafter des mittlerweile in Day & Light Lichtplanung

GbR umbenannten Unternehmens. www.dayandlight.de

Der Siegeszug der Kompaktleuchtstofflampe (der sogenannten „Energiesparlampe“) scheint unauf-haltsam, obgleich sie als Nachfolger der her-kömmlichen Glühlampe durchaus umstritten ist. Energieeffiziente Alternativen gibt es, doch auch diese haben Vor- und Nachteile. Welchen Be leuch-tungsmix empfehlen Sie unseren Lesern?

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Frank Vetter: Solange die Niedervolt-Halogenlampe noch nicht

vom Gesetzgeber verboten wird, ist das der einzige Ersatz für

die Glühlampe, sofern die Qualität eines durchgängigen

Farbspek trums etc. gefragt ist, wie beispielsweise über dem

Esstisch. In Be spre chungsräumen ist eine Kombination aus

Leuchtstoff- und Halogenlampen sinnvoll. An anderen Stellen,

wie etwa Ver kehrs zonen, kann dies durch den Einsatz von effizi-

enten Leuchtmitteln wie Leuchtstofflampen kompensiert wer-

den. Wo Effizienz und Brillanz gefragt sind, ist der Einsatz von

Halogen metalldampflampen em pfehlenswert. Bestehende

Glühlampen fassungen können mit Hochvolt-Halogenlampen in

Glühbirnen form bestückt werden. Leider sollen diese ab 2016

auch abgeschafft werden. Im Wohnbereich ist es sinnvoll, bald

auf Nieder volt-Halogensysteme umzusteigen.

Frank Vetter: Ein beispielhaftes Projekt ist der neue Sitz für die

National Assembly of Wales (www.mondoarc.com > Projects >

Architectural). Die Beleuchtung ist gestalterisch zurückhaltend,

fügt sich aber sehr gut in die Architektur ein und unterstreicht

diese. Besonders der Hauptsaal lehnt sich an das oft zitierte,

aber seit eh und je ungeschlagene Vorbild Pantheon in Rom an,

nutzt somit optimal die Tagesbelichtung und reduziert auf diese

Weise den Energieaufwand für das Kunstlicht. Eine Kombination

aus diffusen und brillanten Leuchtkörpern ermöglicht individu-

elle Lichtszenen und ist durch eine intelligente Lichtsteuerung

optimal auf die Tageslichtsituation abgestimmt. Ein großes

Komp liment an die Kollegen von BDSP Partnership DPA Lighting

und ARUP.

REFLEXION 3lux:letters 1 | 2009

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Iain Macdonald: Ein aktuelles Beispiel ist die Vielfalt von Beleuch-

tungsprojekten in Linz, der europäischen Kulturhauptstadt 2009.

Neben der beeindruckenden Beleuchtung des Ars Electronica

Cen tre (AEC) bieten auch andere Gebäude wie das Lentos Kunst -

museum Linz und das beinahe fertiggestellte Schloss museum

ein attraktives Ensemble beim Blick über die Donau. Die fas-

zinierenden Lichteffekte des AEC werden durch 40 000 LED-

Lampen auf allen Fassaden in wechselnden Farben und mit einem

minimalen Energieverbrauch von nur 3-5 kW erzeugt (www.aec.

at). Auch die sanften Wechsel der MIT-Campus-Beleuchtung be -

eindrucken. Bei all diesen Pro jekten unterstützen wir die Idee, dass

sich Beleuchtungssystem und Architektur zu einem untrenn baren

Design verbinden. Die Systeme scheinen praktische Be leuch -

tungszwecke und ästhetische Ziele mit Leichtigkeit zu vereinbaren.

Spa and Leisure Complex, BukarestPlaza del Torico, Teruel

Maurici Ginés

geboren 1970 in Barcelona, studierte neben Lichtdesign und Be leuch tungs technik

an der Technischen Hochschule Universidad Politécnica in Terrassa, Barcelona

auch Elektrotechnik für Niederspannung im Ministerium für Bildung und Kultur

sowie Solarenergie am Studienzentrum für Solarenergie Censolar, Sevilla. Mit der

Absicht, dem Beruf des unabhängigen Lichtdesigerns in Spanien Anerkennung zu

verschaffen, gründete er 1998 Artecluminotecnia (seit 2007 artec3). 2004 wurde er

als erster Spanier als Professionalmitglied in die Professional Lighting Designers

Association (PLDA) aufgenommen. www.artec3.com

Iain Macdonald

geboren 1955 in Glasgow, studierte Architektur an der Macintosh School of

Architecture in Glasgow sowie Industrial Design an der Domus Academy in

Mailand. Nach seinem Abschluss war er als Architekt und Planer in London und

Basel tätig, wo er an bedeutenden Projekten wie den Royal Victoria Docks oder

dem britischen Pavillon für die Expo 92 mitarbeitete. 1992 gewann er zusam-

men mit YRM den Wettbewerb für den Euro Medical Technology Campus. 1997

war er Ge schäfts führer im Pariser Standort des international tätigen Büros

Aukett + Heese und wechselte im Oktober 2006 zu YRM. www.yrm.co.uk

Maurici Ginés: Jede Art von Raum verlangt in Abhängigkeit von

seiner Nutzung oder visuellen Kommunikation nach unterschied-

lichen Mitteln. Angesichts der Vielzahl von Leuchten, Diffu soren

und Beleuchtungskörpern würde ich empfehlen, einen Beleuch-

tungsberater hinzuzuziehen, der Ihnen bei der korrekten Auswahl

behilflich ist. Und zwar sowohl auf der Ebene der Lichtquelle

als auch der Lichtumgebung. Ich hoffe, dass die Glühlampe mit

ihrem sanften Licht, ihrer ausgezeichneten Farbwiedergabe

und ihrer guten Recyclingfähigkeit nicht verschwindet. Ich hoffe

auch, dass ich eines Tages damit überrascht werde, wie es der

Forschung gelungen ist, die Effizienz der Glühlampen zu ver-

dreifachen, wie ich auch dieser Tage überrascht feststellte, dass

die Fotovoltaikplatten ihre Stromproduktion dank einer neuen

Materialzusammensetzung verdoppeln konnten.

Iain Macdonald: Die Mischung unterschiedlicher Lichtquellen – so -

wohl Tages- als auch Kunstlicht – für Räume und gezielt zum

Arbeiten ist uns sehr wichtig. In unseren Büros haben wir ein anpas-

sungsfähiges Beleuchtungssystem, das in Echtzeit auf die externen

Licht verhältnisse reagiert. In Design-Studios scheint eine variable

Be leuchtung, die das Ambiente verändert, die Kreativität zu fördern.

Da die Kosten für die ganze Nutzungsdauer grundlegend sind für

nach haltige Gebäudeplanung, sind auch Details wie die Wahl der

Leuchten wichtig. Das Entsorgungsproblem bei Energiesparlampen

auf grund des Quecksilbergehalts mancher Modelle wiegt die be -

kannten Vorteile der längeren Lebensdauer und des niedrigeren

Ener gieverbrauchs auf. Daher – oder falls die Lichtfarbe wichtig für

die Atmosphäre ist – ziehen wir eine passende Mischung von Ener gie-

sparlampen und Glühlampen für die Arbeitsplatzbeleuch tung vor.

Maurici Ginés: Der Torre Agbar in Barcelona von Yann Kersalé

erscheint mir als ein ge wagter Ansatz für eine Stadt, die bei der

Stadtbeleuchtung wenig riskiert. Er kennzeichnet in zurückhal-

tender, unauffälliger Weise ein bisschen den zu folgenden Trend,

jedoch als festgelegte visuelle Kommunikation. Oder die Bridge

of Aspiration in London von Speirs & Majors – ein Werk, in dem

Archi tektur und Beleuchtung die visuelle Kommunikation innen

und außen kreativ lösen, indem ein Konzept benutzt wurde, das

sich auf die Thematik des Gebäudeinhalts gründet. Aber auch der

Crown Fountain in Chicago des Künstlers Jaume Plensa und das

Lichtdesign von Jim Baney, die als Beispiel dienen, wie man einen

öffentlichen Außenraum, ausgehend von der Beleuchtung und der

visuellen Information, strukturieren und der Bevölkerung näher-

bringen kann, indem er als dichterische Freiheit benutzt wird.

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Bauherr:Stadt Münster

Architekten:Kresing Architekten GmbH, Münster

www.kresing.de

Standort:Dieckmannstraße, Münster, Deutschland

www.freiherr-vom-stein-gymnasium-muenster.de

Leuchten:Baureihe 391···Baureihe 500···

Sein 50-jähriges Standortjubiläum durfte das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in dem Bau am Hindenburgplatz in Münster nicht mehr feiern: Steigende Schülerzahlen machten einen Umzug ein Jahr zuvor unvermeidbar. Dafür musste kein bestehendes Gebäude als neue Unterkunft her, vielmehr schufen Kresing Architekten dem alten Gymnasium mit dem neuen Bau in Gievenbeck endlich seine ganz eigene Heimstatt.Von Marina Schiemenz

EIN HAUCH VON GRÜN

Wie ein roter Faden zieht sich die Farbe Grün als besonderes Gestal-

tungsele ment durch das gesamte Gebäude: In den Fluren beispiels-

weise setzt es punktuelle Akzente.

Fotos:Christian Richters, Münster; Studio K,

Altenberge; Boris Golz, Arnsberg

ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2009

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Der vierseitig umschlossene Pau-senhof weitet sich aufgrund der teilweise aufgeständerten Riegel optisch bis zum Vorplatz und der Freitreppe aus.

Eine überdimensional große Son-nenuhr ziert den großzügig ange-legten Vorplatz, der direkt in den Pausenhof überzugehen scheint.

ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2009

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Auf der kleinen Dachterrasse können Schüler und Lehrer fernab

des Unterrichts beim Blick in den Himmel entspannen.

Die große Freitreppe, unter der sich zum Teil die Umkleideräume befin-den, führt in die Vierfachsporthalle.

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Linear angeordnete Leuchten brin-gen nicht nur Licht in die Pau sen-

halle, sondern markieren gleichzeitig eine prägnante Raumkante an der

Unterseite der Galerie.

TECHNIK

Stirnseitige Öffnungen sorgen für wärmebeständige Durchgangs-

verdrahtung bei der weiß pulver-lackierten Leuchte.

Baureihe 391···raster RSX aus Reinst aluminium hat aufgrund seiner reflexionsverstär-kend beschichteten Oberfläche be -sonders hohe Wir kungsgrade. Zu -dem ist die Leuchte bildschirmge-recht nach EN 12464-1, was durch reduzierte Leuchtdichten L < 1000 cd/m2 für Ausstrahlungswinkel oberhalb 65° rundum zutrifft. Betrieben wird die weiß pulverla-ckierte 3911RSX mit einem elektro-nischen Multi-Lamp-Vorschaltgerät. Die be tont schmale Ausführung ermöglicht ein elegantes Design.Die Endkaschierung dieser Stan-dard leuchte wurde hier als Son der-an fer tigung den Decken ausschnitten an gepasst.

In den Klassenräumen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums wurde eine Leuchte der Baureihe 391··· verbaut. Sie ist universell für Decken mit verdeckten und sichtbaren Trag-schienen sowie gesägten Einbau-öffnungen einsetzbar. Das fein seg-mentierte Dark light-Para bolspiegel-

Lichtstärke-Verteilung

ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2009

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Durch das flexible technische Kon zept kann die Aula individuell – beispielsweise als Konzertsaal – genutzt werden.

Die Vierfachsporthalle wird über die Tribünenränge erschlossen,

Hier dominieren helle Farben, doch auch Grün findet sich als

Gestaltungselement wieder.

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Münster, 1851: In den Privaträumen der 37-jährigen Emilie Koch tummeln sich 12 junge Mädchen, die Köpfe wissbegierig in dicke Bücher gesteckt. Grund ist nicht etwa ein gemütlicher Lesenachmittag bei Kaffee und Tee, sondern vielmehr die erste Unterrichtsstunde in der neu gegründeten evangelischen Pri-vatschule für Mädchen, die die engagierte Lehrerin mit Erlaubnis der königlichen Regierung in Münster ins Leben gerufen hat. 1909 wurde die Töchterschule zu einem evangelischen Gym nasium, das 1920 von einer privaten zu einer städtischen Schule umgewandelt wurde und 1923 seinen heutigen Namen erhielt: Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. In den Folgejahren waren diverse Standortwechsel in Münsters Innenstadt vonnöten, bevor das Schulgebäude 1957 am Hindenburgplatz eingeweiht wurde. Als erstes Gymnasium in Münster nahm das „Stein“, wie es von Schülern und Lehrern liebevoll genannt wird, den Ganztagsbetrieb auf. Zusammen mit dem breiten und differenzierten Ober stu-fenangebot führte die Ganztagsbetreuung zu kontinuierlich stei-genden Schülerzahlen, was einen erneuten und (hoffentlich) letz-ten Umzug im Jahr 2006 nötig werden ließ. Doch wenn schon ein

Neubau, dann sollte nicht nur der Standort in Münsters Stadtteil Gievenbeck und die Einbindung in die Umgebung stimmen, son-dern auch das pädagogische Konzept im Entwurf transportiert werden. Dies stellte eine ganz besondere Herausforderung an das Münsteraner Büro Kresing Architekten.Flankiert von den Kasernengebäuden auf der einen und den Wohnriegeln auf der anderen Seite, gliedert sich die Schule als signifikantes Bauvolumen in die Vorstadtbebauung ein. Geplant als breiter, aber lang gestreckter Baukörper, wird die Schule in ver-schiedene Bereiche aufgeteilt, die zwar Einzelnutzungen Platz bieten, sich aber dennoch dem Gesamten unterwerfen und innen und außen verschwimmen lassen. Hierdurch entsteht ein neues Verständnis von Schule als Lebensbereich: Kulturelles Wachsen und Werden im Gegensatz zu Bildung als abgegrenztem Bereich.Der großzügige Vorplatz führt über eine leichte Rampe unter einem aufgeständerten Riegel hindurch in den zentralen, zu einem Drittel überdachten Innenhof des Schulkomplexes, direkt auf eine Sitzinsel mit Solitärbaum zu. Im Norden lenken zwei eingeschossige Verbindungsflügel den Blick auf die großzügige Freitreppenanlage,

In den Klassenräumen wird der Frontalunterricht auch optisch um -gesetzt: Die Sitz plätze der Schüler werden durch ein Licht rechteck beleuchtet, Pult und Tafel werden durch eine separate Leuchte in den Fokus gerückt.

ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2009

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die zu den Zuschauerrängen der Vier fach sport halle führt. Vom südlichen Ende des Schulhofs gelangt man in die verglaste, zwei-geschossige Pausenhalle, in der die Unterkante der Galerie – ähn-lich den Raumkanten in den Fluren – mit einem Lichtband betont wird. In direktem räumlichem Bezug befindet sich die Aula mit Bühne und dazugehörigen Nebenräumen, hinter denen sich Musik- und Bandraum anschließen. Durch diese räumliche Anordnung entstehen fließende Über gänge: von der Turnhalle über die große Freitreppe und den Schulhof bis hinein in die Pausenhalle und die Aula.Über das Erdgeschoss legen sich die beiden Geschosse für die Sekundarstufe I und II, die jeweils dem Alter der Schüler ent-sprechend gestaltet sind und durch die Fachklassentrakte verbun-den werden. Eine offene Terrassenflä che und thematisierte Gar-tenhöfe lockern die Geschossigkeit auf und sorgen gleichzeitig für ein angenehmes Verhältnis von Offenheit zu Geschlossenheit. In Verlängerung des Schulgebäudes liegen die Lehrgärten und die Kleinspielfelder. Auch eine wechselfeuchte Obstwiese, eine Haltestelle für regionale Schulbusse, ein Pkw-Stellplatz im Süden

sowie der eingeschossige Bungalow der Haus meis ter wohnung im Westen und die Leichtathletikanlagen im Norden gruppieren sich rund um den Neubau.Neben der Begrünung aller einsehbaren Dachflächen sorgen Biotope und naturnahe Freiflächen für einen ökologischen Vorteil und schaffen gleichzeitig Möglichkeiten der Naturerkundung im Freiluftunterricht. Macht man sich diesen engen Bezug zur Natur bewusst, wird schnell klar, dass sich die Konzentrationsfarbe Grün nicht nur in Wellenbewegungen durch die Gebäudeteile zieht, sondern direkt aus der Natur zu kommen scheint und wie-der zu dieser zurückfließt. Diese große Naturverbundenheit war wohl mit ein Grund, bei der Wahl der einzelnen Materialien und Bau elemente auf Nachhaltigkeit und Robustheit zu achten. Zudem sind durch den ausgewogenen Anteil an Glas und geschlossenen Flächen in der Fassade, die massiven Innenwände und die gute Isolierung der Außenwände hohe Solargewinne zu erwarten. So ist das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nicht nur Schule, sondern, wie die Architekten sagen, ein „Lebensraum für Schüler und Lehrer“.

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Längsschnitt

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Bauherr:Stadt Neckargemünd

www.neckargemuend.de

Architekten:Donnig + Unterstab, Rastatt

www.donnig-unterstab.de

Standort:Alter Postweg 10, Neckargemünd, Deutschland

www.gymnasium-neckargemuend.de

Leuchten:Baureihe 5051 AL···

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In Neckargemünd bewiesen die Architekten Donnig + Unterstab eindrucksvoll, dass der Passivhaus standard auch bei einem größeren Schulbauprojekt erfolgreich einzu-halten ist: Seit Mai 2008 finden rund 1300 Schüler dort in einem Gebäude Platz, das aus öko logischer Sicht ein Zeichen setzt und so vormacht, wie energieeffizient der Schulbetrieb in Zukunft sein kann.Von Lasse Ole Hempel

PASSIVHAUS MACHT SCHULE

In den Klassen- und Computer-räumen bieten die Hängeleuchten

der Trilux-Baureihe 5051 AL··· eine Mischung aus direktem und indirek-

tem Licht und sorgen so für eine augenschonende Arbeitssituation.

Fotos:Irene Heermann, Neckargemünd; Donnig + Unterstab,

Rastatt; Boris Golz, Arnsberg

ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2009

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In den Laborräumen des Schul-zentrums kam die Leuchte TRILUX

Fi des ca aufgrund ihrer leicht zu rei ni gen den Oberflächen und ihres

hoch wertigen Verbund-Sicherheits-glases zum Einsatz.

Der leichte Schwung im Grund riss und der zurückgesetzte Eingangs-bereich lockern die ansonsten eher strenge Fassadengestaltung auf.

ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2009

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Die Hängeleuchte ist in drei verschie-denen Lampenlängen erhältlich und

kann so den räumlichen Gegeben-heiten perfekt angepasst werden.

Baureihe 5051 AL···

Die 932 Quadratmeter große Solar-an lage auf dem Dach des Kom plexes

macht das Neckargemün dener Schul zentrum zum größten nach

Passivhausbauweise zertifizierten Schulbau Deutschlands.

Die weiß lackierten, aus Aluminium gefertigten Hängeleuchten der Serie 5051AL··· von TRILUX sind besonders gut für eine arbeitszonenorientierte Beleuchtung geeignet: Ob mit direk-tem Licht der Arbeitsplatz oder mit indirektem Licht der gesamte Raum beleuchtet werden soll, die mit 40 mm sehr schmale Leuchte kann beides. Für besonders hohe Wir-kungs grade sorgen dabei die fein segmentierten Darklight-Parabol-spiegel RSX aus Reinstalu minium. Die Längs seiten der 5051 AL beste-hen aus stranggepressten Alu mi-niumpro filen, die Kopfstücke aus Aluminium-Druckguss.

Im Passivhaus-Schulzentrum Neckar-gemünd griff man zu einer Son der-lösung: Die Leuchte wurde hier als Licht band ausgeführt und mit zwei Lampen bestückt.

Lichtstärke-Verteilung

TECHNIK

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Die Neuplanung des Schulzentrums in Neckargemünd stellte die Architekten vor eine besondere Herausforderung, denn hier sind und Realschule auf einem Gelände vereint und unter einer gemeinsamen Verwaltung. Nachdem das ursprüngliche Schul-zentrum 2003 durch einen Brand zerstört wurde, schrieb die Stadt 2005 einen Wettbewerb für die Neubebauung des Geländes aus. Möglich und sogar erwünscht war dabei die städtebauliche Neuordnung des Areals, die die innerstädtische Lage des Schulzentrums und die extreme Hanglage stärker berücksich-tigt. Die Gewinner dieses Realisierungswettbewerbs, das Architekturbüro Donnig + Unterstab aus Rastatt, reagierten mit einer U-Form auf die speziellen Anforderungen: Ein gangsbereich, Aula und zentrale Verwaltung sind in dem zum Stadtkern aus-gerichteten Riegel untergebracht. Dieser ge schwungene Hauptflügel im Südwesten bildet mit seiner Raumkante einen neuen Abschluss zur Stadt, strahlt Selbst bewusstsein aus und verleiht dem Zentrum die angemessene städtebauliche Bedeutung. Zusammen mit den beiden Riegeln, in denen sich jeweils Gymnasium oder Realschule befinden, entsteht ein

Gesamtensemble, das sich in das neue Ortszentrum harmo-nisch einbettet. Dabei folgt die u-förmige Anordnung der Bau-körper dem natürlichen Verlauf des Geländes und lässt in ihrer Mitte genügend Platz für einen großzügigen Campus.Insgesamt verfolgten die Architekten ein eher ungewöhnliches architektonisches Konzept: Statt wie oftmals üblich die Haupt-eingänge am höchsten Punkt des Geländes anzulegen, sind sie beim Neckargemünder Schulzentrum am tiefsten Punkt zu fin-den, die Parkmöglichkeiten hingegen liegen der Schule abge-wandt an höchster Stelle. Der großzügig angelegte Eingangs-bereich erlaubt einen jeweils separaten Zugang zu den beiden Schulen. Die Aula ist das zentrale Element des Schulzentrums und gleichzeitig wichtiges Verbin dungs glied zwischen den bei-den Riegeln. Der Weg von der Aula in Richtung des rechteckig ausgebildeten Campus und der umliegenden Freiflächen führt über das oval geformte Atrium, von dem aus man über Stufen das Niveau des höher gelegenen Schulhofs erreicht.Eine Schule, so heißt es, sei vor allem ein sozialer Ort, an dem Kommunikation an erster Stelle steht. In Neckargemünd lädt

Den wechselnden Anforderungen an das Licht begegneten die Planer

mit einer Kombination aus Spots und Hängeleuchten.

Für Raum und Transparenz sorgen die großzügige Verglasung der Hallen sowie breite Freitreppen, die die einzelnen Geschosse miteinan-der verbinden.

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das weitläufige, den Schulkomplex umgebende Gelände Schüler und Lehrende gleichermaßen zur Erholung und zum Austausch, aber auch zum Sport und zum Unterricht im Freien ein. Bei der Planung der Flächen und Gebäude verfolgten die Architekten das Ziel, genügend Raum für Flexi bilität zu lassen – auch, um so das Schulzentrum an den sich womöglich ändernden späteren Bedarf anpassen zu können.Die gesamte Gebäudehülle entspricht dem Passiv hausstandard. Eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung sorgt dafür, dass auch die inneren Wärmegewinne genutzt werden – wie die sola-re Energie und die Wärmeabgabe von Personen und Geräten. In jedem Klassenraum ist jedoch zusätzlich ein einzelner Heiz-körper zu finden, der in besonders kalten Wintern zum Einsatz kommt. Für das geothermische System wurden 14 Bohrungen à 140 Meter durchgeführt. Zwei Drittel der benötigten Energie erzeugt eine Wärmepumpe. Das letzte Drittel liefern zwei Heizkessel, die mit Holzpellets befeuert werden. Durch dieses ökologisch innovative Energiekonzept konnte das Schulzentrum Neckar gemünd so zum größten nach dem Pas sivhausstand

zertifizierten Schulbauprojekt Deutschlands werden. Zudem gewann das Büro Donnig + Unterstab für sein Dachkonzept einen Preis beim International Green Roof Congress 2009: Die 4 000 Quadratmeter mit einer intensiven Dachbegrünung ver-sehenen Dachflächen optimieren nicht nur die Isolierung des Gebäudes, sondern tragen auch auf 932 Qua dratmetern drei großflächige Fotovoltaikanlagen.Der Beleuch tungsentwurf orientiert sich am Gesamtenergie-konzept. Der verantwortliche Lichtplaner Heinrich Gantert vom Oberhausener Planungsbüro Gantert und Braun setzte auf einen sparsamen und zugleich intelligenten Umgang mit Energie. Im Komplex wird die Beleuchtung zentral gesteuert und an die jeweiligen Gegebenheiten und Anfor derungen an -gepasst: Über das Gebäude verteilte Sensoren sorgen dafür, dass sich Sonnen- und Kunstlicht optimal ergänzen, und regeln automatisch die Intensität der Leuchten nach Bedarf. Mithilfe indirekten und direkten Lichts sowie natürlicher Beleuch tung wird so eine optimale Arbeitsumgebung für Schüler und Lehrer geschaffen.

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

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Entwurfsprozess einbezogen werden – und das vollkommen ohne Verpflichtungen und ohne den üblichen Zeitdruck.Mittlerweile gibt es einige digitale Werkzeuge, mit denen sich das geplante künstliche Licht berechnen und visualisieren lässt. Auch TRILUX stellt diese selbstverständlich zur Verfügung, wie beispielsweise das Programm Dialux, mit dem sich eine Beleuchtungsplanung relativ realitätsnah visualisieren lässt. Unumgänglich ist aber vor allem, sich individuelle Szenarien und Atmosphären vor dem geistigen Auge vorzustellen. Der richtige Gesprächspartner mit dem umfassenden Verständnis für das Licht ist in dieser Phase eines Entwurfs wirklich Gold wert. So ist der TRILUX-Lichtberater beides: Er denkt von der archi-tektonischen Seite her, sucht also nach der bestmöglichen Licht-Raum-Wirkung, er hat jedoch auch immer die konkre-te Machbarkeit im Hinterkopf, wodurch sich die Idee eines Lichts – einmal ausgedacht – am Ende sehr gut und vor allem sehr schnell in eine Leistungsbeschreibung umsetzen lässt. Das vereinfacht den Arbeitsalltag des Planers enorm – für ein Architekturbüro heutzutage unerlässlich!

Es tut sich viel in der Licht- und Beleuchtungsplanung, angekurbelt vor allem durch den rasanten technischen Fortschritt der letzten Jahre und durch die Energie einspar-verordnungen. Architekten sehen sich dabei jedoch mit einer schier unüberschau-baren Vielfalt an Beleuch tungs möglichkeiten konfrontiert. Unterstützung in der Pla-nung erhalten sie da von den Licht beratern bei TRILUX, mit denen schon während des Entwurfs Lichtlösungen erarbeitet werden können.

GUT BERATEN MIT TRILUX

„Es geht uns nicht um ein bestimmtes Produkt, sondern vor allem um das Licht selbst und dessen Qualität im Raum: um Dynamik, Lichtrichtung und Lichtintensität“, beschreibt Martin Westermann, Lichtberater bei TRILUX. So wie viele weitere seiner Kollegen in ganz Europa ist er unterwegs, um die Architekten bei ihrer Planung professionell zu unterstützen. Mit diesem Service wendet sich TRILUX direkt an die Architekten, ohne den Fokus auf den Verkauf zu legen, denn bei diesem Service ist eher der Weg das Ziel: sich mit den Architekten im Sinne des guten Lichts über die laufenden Bauvorhaben auszutauschen.Dies ist sinnvoll in Zeiten, in denen für Architekten immer häufiger Zeit auch Geld ist und in der sich Planer deswegen über jeden pro-fessionellen Austausch freuen. Mit den Lichtberatern von TRILUX steht Architekten nun ein Ansprechpartner zur Verfügung, den sie getrost als Sparringspartner im Entwurfsprozess verstehen können. Denn die Berater sind entweder selbst Architekten oder Innenarchitekten oder haben sich in der Lichtplanungspraxis entsprechende gestalterische Kompetenzen hart erarbeitet. Deswegen können die TRILUX-Lichtberater schon früh in den

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Diese und viele andere Berater in ganz Europa stehen in Licht fragen gerne zur Verfügung (von links oben nach rechts unten): Sabine Madaus (Deutschland), Birgit Mörl-Richter (Deutschland), Hetty Rümke de Gier (Nieder lande), Martin Rohde (Deutsch land), Lorenzo Clerici (Ita lien), Pierre Thinès (Belgien), Pål Frigstad (Nor wegen), Pavel Boucek (Tsche-chien), Richard Holt (Groß britannien), Martin Westermann (Deutschland). Die Kontaktadressen befinden sich im Impressum auf Seite 47.

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MATERIALKUNDENicht nur als TFT-, LCD- oder LED-Display in Mobiltelefonen, Notebooks, Monitoren oder Fernsehern: Die nächste Generation der Aluminiumoberflächen, das High-Tech-Aluminiumband Miro-Silver® des deutschen Unternehmens Alanod, findet sich auch in der Beleuchtungstechnik von TRILUX.

Bereits Mitte der 1990er-Jahre fand eine kleine Revolution im Bereich lichttechnischer Oberflächen statt. Mithilfe spezieller Schichtensysteme konnte das Reflexionsvermögen von Alumi-niumoberflächen auf bis dahin unerreichte 95 Prozent gesteigert werden. In der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts gelang dann der nächste Evolutionsschritt mit einer nochmaligen Steigerung der Oberflächenreflexion auf nunmehr 98 Prozent. Ermöglicht wurde dies erst durch die zusätzliche Aufbringung einer Reinsilberschicht, die durch das bereits bewährte Ab schluss- Schichtensystem ver-lustfrei und korrosionsfest versiegelt wird. Zusammen mit den bekannten Vorteilen wie völliger Farb neutralität der Reflexion, hoher mechanischer Belastbarkeit und der Alterungs- und UV-Bestän digkeit führen die verbesserten Reflexions eigenschaften zu Effizienzsteigerungen von meist 10 bis 30 Prozent im Vergleich zu immer noch häufig verwendeten Eloxal oberflächen. Bei TRILUX sind seit Mitte dieses Jahres alle Spiegel raster für T5-Leuchten standardmäßig mit hochreflektiver Silber beschichtung ausgestat-tet. Dies sorgt für eine durchgehend hohe Qualität und durch die hohen Stückzahlen außerdem für einen günstigen Preis.

Durch seine hohen Reflexionswerte ist Miro-Silver® besonders gut für

lichttechnische Systeme der Innen- und Außenbeleuchtung geeignet.

Miro-Silver® (Schichtaufbau links) wird in verschiedenen Glanzgraden

hergestellt, wie beispielsweise Hochglanz-Miro-Silver und struktu-

riertes Miro-Micro Matt.

ReflexionsverstärkendesSchichtsystem aus Oxiden

Reinsilber

Haftvermittlungsschicht

ALANOD Grundmaterial

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PLANER FRAGEN,HERSTELLER ANTWORTENIm Arbeitsalltag eines Planers stellt sich so manche Frage, die oftmals in keinem Handbuch zu finden ist. Antwort auf solche Fragen geben an dieser Stelle die Experten von TRILUX, die auch gerne noch den einen oder anderen Trick verraten.

Thomas KretzerGeschäftsführer

Wie erkenne ich, ob eine Leucht stoff röhre mit einem konventionellen (KVG) oder einem elektronischen Vor schalt gerät (EVG) be trieben wird?

Entladungslampen (Leuchtstofflampen, Hochdrucklampen) weisen eine negative Strom-Spannungscharakteristik auf. Bei konstanter Spannung steigt der Strom aufgrund zunehmenderLeitfähigkeit der Gasentladung extrem an und würde die Lampebeschädigen. Daher ist eine Strombegrenzung durch Vorschalt-geräte notwendig. Diese Strombegrenzung kann mit konventio-nellen (KVG) oder elektronischen Vorschaltgeräten (EVG) erfolgen. Möchte man nun wissen, welche Technologie in einer Leuchte eingebaut ist, lässt sich das sehr leicht herausfinden: mithilfe einer handelsüblichen Handykamera beispielsweise. Flackert die eingeschaltete Lampe beim Betrachten durch das Kameradisplay, handelt es sich um ein konventionelles Vorschaltgerät. Zeigt sich die Lampe allerdings ruhig und klar, ist ein elektronisches Vorschaltgerät eingebaut. Der Grund dafür ist die sehr niedrige Frequenz (50 Hz), mit der das KVG arbeitet – ein EVG hingegen erzielt eine Betriebsfrequenz von bis zu 70 kHz. Durch Kamera und Display macht sich die niedrigere Frequenz als Flackern bemerkbar. Das menschliche Auge jedoch ist zu träge, um den Flackereffekt an der Leuchte ohne Hilfsmittel zu bemerken.

Mithilfe einer Handykamera kann man schnell sehen, ob die Leuchte

mit einem elektronischen (links) oder einem konventionellen

Vor schalt gerät betrieben wird. Interessant ist es zu sehen, was

beim Drehen der Kamera geschieht.

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Werbeagentur Serviceplan aus Hamburg. Aus diesem Grund bleibt es bei den Anzeigen nicht bei einem Schlagwortsatz allein. Die Er -läuterung zum abgebildeten Produkt oder Projekt im Lauftext lie-fert gleich die wichtigsten Informationen für jeden Planer, der es etwas genauer wissen will. Besondere Liebe steckt außerdem in der Schrift, die eigens für die Kampagne entwickelt wurde – und zwar aus echtem Licht: Jeder einzelne Buchstabe des Alphabets wurde dabei mithilfe einer Lampe in nächtlicher Arbeit quasi frei-hand nachgezeichnet und mit Langzeitbelichtung von einer Kamera aufgenommen, der Vielfalt wegen gleich in mehreren Versionen. So bleibt es auch beim geschriebenen Wort nicht nur bei der einfa-chen Information per Buchstaben. Vielmehr wird das, was TRILUX als einer der wichtigsten Innovationsführer in der Branche zu sagen hat, stilecht per Lichtstrahl transportiert.Energieeffizienz, Gestaltungskompetenz und Neues Licht sind die drei Schlüsselworte, die auch in Zukunft für TRILUX stehen werden. Dass dies der richtige Pfad ist, zeigen allein die vie-len Auszeichnungen, die TRILUX für seine Arbeit erhalten hat. „Neues Licht“ lohnt sich also!

Neues Licht für mehr Energieeffizienz! MIt diesem Slogan rüs-tet sich TRILUX für eine Zukunft, die geprägt sein wird von der Diskussion um den Verbrauch von Energie. Die Tatsache immer knapper werdender Ressourcen trifft alle Bereiche des täglichen Lebens, ob die Automobilwirtschaft, die Industrie – oder eben die Beleuchtungsbranche. Schon lange bevor in der Öffentlichkeit das Verbot der Glühlampe zugunsten der Energiesparlampe diskutiert wurde, entwarfen die Ingenieure bei TRILUX Leuchtensysteme mit sehr hohen Wirkungsgraden. Schließlich war die Steigerung der Effizienz von Anfang an der wichtigste Kernbereich, was sich spätestens seit 1948 in der Namensgebung begründet: TRI-LUX, die dreifache Lichtausbeute.Dieser verantwortungsvolle Umgang spiegelt sich mehr denn je in der neuen Anzeigenkampagne des Sauerländer Unternehmens wider. Und das gleich auf mehreren Ebenen: „Wir wollten eine Kampagne entwerfen, mit der zum einen die Leistungsfähigkeit der TRILUX-Produkte und deren Energiesparpotenzial und zum anderen die Kompetenz von TRILUX in der Gestaltung von Licht aufgezeigt wird“, erklärt Axel Thomsen, Kreativdirektor bei der

Dass bei den Leuchten von TRILUX das Design eines Produkts wie auch dessen tech-nische Ausstattung stimmen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Welche wichtigen Vorteile sich für den Planer dahinter verbergen, verrät die neue Anzeigenkampagne, bei der es in Text und Bild einiges zu erfahren gibt.

TECHNIK, DIE VERSCHÖNERT

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Die neue Anzeigenkampagne von TRILUX vermittelt auf unterschied-lichen Ebenen: Neben der Leuchte

selbst und einem Schlagwortsatz finden sich weiter unten detail-

lierte Informationen rund um die Kernthemen Energieeffizienz,

Gestaltung und Neues Licht.

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Von der Dämmerung bis Mitter nacht werden Lichtkompositionen gezeigt, die das Donauufer weithin in buntes Licht tauchen.

Als Basisprogrammierung ist eine ruhige und unauffällige Installation

geplant, um die Wirkung der Fassade nicht zu erschöpfen.

Ihr bereits 30-jähriges Jubiläum feiert die Ars Electronica in Linz, das Festival für digitale Kunst und Medienkultur im Jahre 2009. Das zugehörige Museum AEC wurde zu diesem Anlass erweitert und mit einer dominierenden Medienfassade versehen.Von Franziska Bettac

Im Zuge des Titels „Linz 2009 – Kulturhauptstadt Europas“ eröff-nete das selbst ernannte „Museum of the Future“ vom Wiener Architekturbüro Treusch Architekten pünktlich zum 1. Januar 2009. Das bestehende Museum wurde um zwei weitere Bau-körper und um großzügige unterirdische Flächen ergänzt. Eine gemeinsame Fassade, die neue Lichthülle, fasst die Kubaturen zu einer Einheit. Die Medienfassade wird von 40 000 farbigen LEDs erleuchtet und gilt mit ihren 5 000 m² als die derzeit größte in Europa. Auf insgesamt 1 100 Gussglasscheiben, den einzelnen „Pixeln“, können komplizierte Farbverläufe gezeigt werden. Zur Eröffnung entwickelte der New Yorker Künstler Zachary Lieberman ein generatives „Work-in-process“-Lichtkunstwerk, das von aktuellen Planetenbahnen und dem Sonnenlauf beein-flusst wird – eine Reverenz an Johannes Kepler, der von 1612 bis 1627 einen Lehrstuhl in Linz innehatte. Das AEC benötigt nachts für seine aufwendigen Lichtinszenierungen 3 bis 5 Kilowatt, vergleichbar mit dem Verbrauch von 12 Computern. Um jedoch auch in den Dämmerstunden weithin sichtbar zu leuchten, ver-fünffacht sich der Energiebedarf in dieser Zeit. www.aec.at

PLANETENBAHNEN AN DER LEUCHTFASSADE

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Jahrelang hat Stuart Haygarth am Strand von Dungeness in der südostenglischen Grafschaft Kent Dinge gesammelt, die andere achtlos weggeworfen hatten – im Grunde schlichtweg Müll. Doch gerade aus diesen banalen und unscheinbaren Dingen zaubert er Unerwartetes: Sein Gezeiten-Kronleuchter „Tide“ beispielsweise besteht aus lichtdurchlässigen Plastikfundsachen, deren Formen unterschiedlicher nicht sein könnten. Erst das Zu sam men spiel lässt sie zu einem Ganzen verschmelzen und er innert so an den Mond als Auslöser der Gezeiten. Haygarth

‚ Leuchte „Optical“ hin-

gegen scheint aus Hunderten funkelnder Dia man ten zu bestehen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es nicht die wertvol-len Edelsteine sind, in denen sich das Licht bricht, sondern mehr als 2 000 Brillengläser. Aus handelsüblichen Sehhilfen ist auch der mehrfach abgestufte Lüster „Spectacle“ gestaltet, der ein-drucksvolle Licht effekte zaubert. Verspielt kommt dagegen das Nachtlicht für Kinder daher, das aus mit Gimmicks gefüllten Plas-tikkugeln zu sam mengebaut ist. Mit ihrer Vielfalt und Leidenschaft könnte Stuart Haygarth

‚ Hommage an den Müll kaum gelungener

sein. www.stuarthaygarth.com

Ob gebrauchte Plastikflaschen, ausge-diente Brillengläser oder sogar Lebens-mittel behälter vom Schnell imbiss: In den Händen des britischen Künstlers Stuart Haygarth wird selbst das kleins-te Stückchen Unrat zu einem wahren Kunstwerk.Von Marina Schiemenz

DIE KREATIVE SEITEDES MÜLLS

Aus Plunder und Unrat, den andere lieber entsorgen würden, zaubert

Stuart Haygarth Unglaubliches: den Gezeiten-Leuchter „Tide“ (oben), den funkelnden Lüster

„Optical“ (Mitte) oder sogar ein Kindernachtlicht im Rahmen der

Vogue Nippon 2007 (unten).

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Spectacle wirkt wie ein teurer. extravaganter, fünfstufiger Lüster einer Hotellobby. Das Geheimnis ist allerdings viel schlichter: Handelsübliche Brillen machen ihn zu etwas Besonderem.

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Auf den ersten Blick wirkt das Werk der Stuttgarter Künstlerin rosalie knallig-poppig, erinnert an Werbeflächen und an ein überdimensionales LED-Bild. Doch bei längerem Betrachten entwickelt „HYPERION_Fragment“ eine erstaunlich eindringliche Intensität.Von Franziska Bettac

Die Lichtkomposition der Künstlerin rosalie schwillt an, glüht, ent-wi ckelt Schnelligkeit und Rhythmus, um dann wieder ruhig, gar be ruhigend, ja „leise“ zu werden. Ursprünglich entstand dieses Pro jekt im Dialog mit dem österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas. Gemeinsam schrieben sie das „Konzert für Licht-stimme und Orchester“ für die Donaueschinger Musiktage 2006, bei dem allein rosalies Lichterwand die Musiker dirigierte. Im ZKM kann der Besucher nun die Licht-Skulptur ohne Musik erleben, doch HYPERION fasziniert auch als Fragment. Laut rosalie geht es „um die Idee einer besonderen ästhetischen Aus fahrt. Eine Reise ins Niemandsland.“ HYPERION_Fragment schafft es, den Betrach-ter mit auf die Reise zu nehmen: Das glimmende, zit ternd leucht-ende Kunstwerk zieht ihn in seinen Bann, ohne ihn da bei mit seiner gewaltigen Leuchtkraft zu überfallen. Das Werk ver dankt seinen Namen der mythologischen Gestalt des Hyperion, dem riesenhaf-ten, griechischen Titanen. Er ist der Vater des Son nen gottes Helios, der Nacht Selene und der Morgenröte Eos. Eine In stal lation „Helios“ hat rosalie bereits 2007 erschaffen – dürfen wir uns also auf Selene und Eos freuen? www.rosalie.de, www.zkm.de

LICHTERWANDALS DIRIGENT

Die eindrucksvolle Wand aus insgesamt 3 150 computer ge-steuert beleuchteten Pixeln hat eine beeindruckende Größe von 9,25 x 27 Metern.

Aus der Nähe: Weiße, handelsübli-che Putzeimer aus Kunststoff wer-den durch RGB-Leuchtdioden zum

Glühen gebracht.Foto

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„Third Breath, 2005“ im Zentrum für Lichtkunst in Unna ist die erste feste Installation des amerikani-schen Lichtkünstlers James Turrell in Deutschland. Vor allem das Spiel des farbigen Kunstlichts mit dem Licht des Himmels lädt hier zum Verweilen ein.

Die Dauerinstallation funkioniert im Prinzip wie eine Camera obscura: Das Licht aus dem Skyspace fällt

in den dunklen unteren Raum und wird auf den Boden projiziert.

Die Werke des US-amerikanischen Lichtkünstlers James Turrell for dern von ihrem Betrachter das, was vielen heutzutage abhanden ge kommen ist: Zeit! Seine Installationen müssen erlebt werden – ein flüchtiger Blick genügt nicht. James Turrell sieht das Licht als Phä -no men, als Medium, das dem Menschen physische und emotio nale Reaktionen abverlangt. Obwohl Licht nicht fassbar ist, wird es bei ihm zum Gegenstand. In Turrells Observatorium Roden Crater, quasi dem Ur-Typus seiner Skyspaces-Serie, lässt sich der Him mel über Arizona in all seinen Facetten erleben. Ob in den USA, England, Israel oder Japan, überall gibt es mittlerweile Skyspaces, und immer geht es um das Erfahren des Himmels. „Third Breath, 2005“ in Unna geht noch einen Schritt weiter: In dem zweistöckigen Bau befindet sich im oberen Stock der Skyspace. Durch eine Linse im Boden wird das Licht in einen Raum darunter projiziert, ähnlich einer Camera obscu-ra, und erscheint dort als 2-D-Live-Abbild. Bei Däm merung, wenn sich der Himmel dunkelblau färbt, werden die Wand flächen mit far-big changierendem Licht beleuchtet, wodurch der Himmel stets komplementär erscheint – ein faszinierendes Schau spiel, von dem man sich kaum lösen mag. www.lichtkunst-unna.de

Sein Dauerprojekt „Roden Crater“ in der US-amerikanischen Wüste von Arizona ist gleichzeitig der Prototyp für die „Skyspaces“, die mittlerweile auf der ganzen Welt zu finden sind. Nun hat der Lichtkünstler James Turrell auch in Deutschland einen Skyspace errichtet, und zwar im Ruhrgebiet-Städtchen Unna.Von Thomas Geuder

DER HIMMEL ÜBER UNNA

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Dass man sich in Asien bisweilen besonders an allem erfreut,

was bunt und kitschig ist, ist in einer global vernetzten Welt

nichts Neues mehr. Als Europäer auf Reisen ertappt man

sich dennoch immer wieder bei der Verwunderung über allzu

kuriose Ausprägungen dieser Leidenschaft. So auch in der

Kathedrale Notre-Dame in Saigon, dem in Vietnam offiziellen

„Ho-Chi-Minh-City“: Als genügte nicht die heilige Aura der Maria

allein, verpassten ihr findige Pastoren kurzerhand einen blau er -

strah lenden Heiligenschein nebst ebenso blauem Licht rahmen.

Dem Reisenden stellt sich bei diesem Anblick postwendend die

Frage, ob die zahlreichen Danksagungen an den Wänden nun

der Heiligen gewidmet sind oder in dem ein oder anderen Fall

nicht vielleicht auch dem „Wunder Beleuchtung“ – wir werden

es wahrscheinlich nie erfahren.

HEILIGER SCHEIN

KURIOSUM 3lux:letters 1 | 2009

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Herausgeber:

TRILUX GmbH + Co. KGHeidestraßeD–59759 Arnsbergwww.trilux.eu

Redaktion:Vivian Hollmann (TRILUX)Dietmar Zembrot (TRILUX)Thomas Kretzer (TRILUX)Thomas Geuder (GKT)Marina Schiemenz (GKT)

Verlag:Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbHFasanenweg 18D-70771 Leinfelden-Echterdingenwww.ait-online.dewww.gkt-publishing.de

Die Zeitschrift und alle in ihr ent hal tenen Beiträge und Ab -bil dun gen sind ur heber recht-lich ge schützt. Für un ver langt ein gesand te Bil der und Ma -nus kripte über nehmen Ver lag und Redak tion kei nerlei Ge -währ. Farb- und Dimen sions -abwei chun gen entsprechen den üblichen Tole ran zen. Farb- und Modell ände run gen vorbehalten.

Printed in Germany

Kostenloses Abonnement: Schreiben Sie bitte eine kurze E-Mail mit Ihrer Postadresse an: [email protected]

Kontakte für Architekten:

Martin WestermannDeutschland WestTel. +49 (0) 151.17 11 03 [email protected]

Martin RohdeDeutschland Süd-WestTel. +49 (0) 151.17 11 02 [email protected]

Birgit RichterDeutschland SüdTel. +49 (0) 151.17 11 02 [email protected]

Sabine MadausDeutschland NordTel. +49 (0) 151.17 11 02 [email protected]

Richard HoltGroßbritannienTel. +44 (0) 12 45.46 34 [email protected]

Chris SkinnerGroßbritannienTel. +44 (0) 12 45.23 63 [email protected]

Lorenzo ClericiItalienTel. +39 02.36 63 42 [email protected]

Hetty Rümke-de GierNiederlandeTel. +31 (0) 33.4 50 71 12 [email protected]

IMPRESSUM

Pierre ThinèsBelgienTel. +32 (0) 497.43 58 [email protected]

Pål FrigstadNorwegenTel. +47 67.10 92 [email protected]

Pavel BoucekTschechienTel. +420 235.524 [email protected]

Markus BuccoSchweizTel. +41 (0) 56.419 66 [email protected]

Der Erfinder Chester Carlson prä-sentiert seinen patentierten Xero-

gra fen. Das Kunstwort „Xero graphy“ entstand aus den griechischen Wor-

ten für „trocken“ und „schreiben“.

Die Zeiten, in denen Manuskripte mühevoll von Hand dupliziert wer-den mussten, sind lange vorbei. Mit nur einem Knopfdruck erhält man heute zahlreiche Kopien. In den 1930er-Jahren war an einen solchen Luxus noch nicht zu denken. Die Vision eines Kopier geräts allerdings war damals bereits fest im Kopf des amerikanischen Phy sikers Chester Carlson verankert. Nach den ersten fruchtlosen Versu chen, ein geeigne-tes Verfahren zu entwickeln, stieß Carlson schließlich auf die Photo-elektrizität: Ausgangs punkt seiner

KOPIEREN ERWÜNSCHT!

Überlegung war eine mit Schwefel beschichtete Zinkplatte, die im Dun-keln durch Reibung elektrostatisch aufgeladen wurde. Eine beschriftete Glasscheibe wurde auf die Platte ge-legt und mit einer Fotolampe etwa 10 Sekunden lang belichtet. Dabei ver-lor der Schwefel genau dort seine Ladung und somit Haftung, wo er nicht von der zu kopierenden Schrift verdunkelt wurde. Anschließend be-stäubte Carlson die Zinkplatte mit feinem Bildpulver, das an jenen Stellen hängen blieb, die noch mit Schwefel bedeckt waren. Mit leich-tem Druck wurde die Platte auf ein Stück Wachs papier gedrückt, wo-durch das Pulver auf dem Papier fi-xiert wurde. Die erste Elektro-Foto-Kopie war geboren! Zwar war es von dieser ersten Kopie bis zum heutigen Kopierer noch ein langer Weg, aber dennoch hat Chester Carlson der Menschheit mit seiner Erfindung das Leben um einiges erleichtert.

Das Titelblatt von Chester Carlsons Patentschrift vom 6. Oktober 1942.

Die erste Elektro-Foto-Kopie zeigt sowohl Datum als auch Ort ihres Entstehens: den 22. Oktober 1938 in Astoria/New York.

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