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as Bundesentwicklungsministerium arbeitet seit zwanzig Jahren mit den Rotariern zusammen. Als erstes Pro- jekt wurde damals eine Polio-Impfkam- pagne in Brasilien unterstützt. Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul lobt das welt- weite Engagement von Rotary International. Die Sorgen in der Welt sind groß: Die Flutkatastrophe in Asien, die Hungerkatastro- phe in Darfur, der schwierige Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Wie schafft es eine Entwicklungshilfeministerin da noch, als Helfe- rin mit knappen Mitteln den Überblick zu bewahren? Wieczorek-Zeul: Immer wieder werde ich gefragt, woher ich als Entwicklungs- ministerin die Kraft beziehe, weiter für weltweite Gerechtigkeit zu kämpfen. Die Antwort ist ganz einfach: Ich sehe selbst, wie die Menschen in Entwicklungsländern leben und mit welchem Engagement sie sich dafür einsetzen, ihre Lebensumstände zu verbessern. Dieser Lebensmut, dieser Optimismus und diese Lebensfreude geben mir den Ansporn – ja, wir können etwas verändern, ja, wir können etwas verbessern, und die Menschen in Entwicklungsländern arbeiten gerne mit uns partnerschaftlich zusammen. Dabei dürfen wir auch nicht vergessen: Entwicklungspolitik wirkt! So ging seit 1990 die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, um 130 Millio- nen zurück, bei gleichzeitigem Bevölke- rungswachstum. Und in den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich der Anteil der Analphabeten unter Erwachsenen in Ent- wicklungsländern von 47 auf 22 Prozent halbiert. Zu der aktuellen Situation in Darfur möchte ich nur noch anmerken: Wir müs- sen diesem mörderischen Treiben endlich ein Ende setzen. Deshalb setze ich mich seit langem und mit Nachdruck dafür ein, dass endlich wirksame Sanktionen wie ein UN- Waffenembargo gegen den Sudan erlassen werden. Auch halte ich es für richtig, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im Sudan begangen worden sind und weiter begangen werden, vor den Internationalen Strafgerichtshof zu bringen. Ein zweites Problem kommt hinzu: Neben den ganz großen Katastrophen gibt es viele kleinere, jedenfalls solche, die hinter den gro- ßen zu verschwinden drohen. Malaria, Kinder- lähmung, Aids. Müssen Sie nicht gewaltig kämpfen, damit diese Bedrohungen nicht vergessen werden? Ich denke nicht, dass irgendeine dieser Krankheiten als eine „kleine Bedrohung“ wahrgenommen wird. Das ist schlicht und ergreifend falsch. Wir alle wissen, dass HIV/ Aids – neben dem unermesslichen mensch- lichen Leid – eine der größten Bedrohungen für die Entwicklung ganzer Gesellschaften in Afrika ist. In dieser Einschätzung weiß ich mich einig mit der Internationalen Ge- meinschaft, den Organisationen der Verein- ten Nationen und unzähligen Nichtregie- rungsorganisationen. Das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Krankheiten und ihrer Gefährdungen ist überall vorhanden, nur schaffen sie es vielleicht nicht immer mit spektakulären Bildern in die Medien wie jetzt die Flutkatastrophe in Südasien. Und für die Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose setzt sich der vor drei Jahren geschaffene globale Fonds ein. Im- merhin ist es mittlerweile gelungen, die Kosten für die Behandlung von Aids in Entwicklungsländern um 90 Prozent zu reduzieren. So können immer mehr Menschen notwendige lebensverlängernde Medikamente erhalten. Eine nicht unwesentliche Rolle im Kampf gegen diese Übel ist das Engagement von privaten Organisationen. Hat sich aus Ihrer Sicht dieses Engagement in den letzten Jahren eher verstärkt oder abgeschwächt? Das Engagement hat sich in der Vergan- genheit deutlich verstärkt. Private Organisa- tionen spielen eine ganz wichtige Rolle im gemeinsamen Kampf für Entwicklung, Ge- rechtigkeit und Frieden. Deshalb möchte ich an dieser Stelle zunächst einmal allen danken, die sich ehrenamtlich oder finan- ziell für die gerechte Gestaltung der Globali- sierung einsetzen. Die Flutkatastrophe in Südasien und die überwältigende Spenden- bereitschaft der Deutschen hat gezeigt: Alle wollen wir etwas dazu beitragen, Not und Elend zu mindern. Aber auch unabhängig von der Flutkata- strophe kann ich feststellen, dass trotz wirt- schaftlich schwieriger Zeiten die Spendenbe- reitschaft gleich geblieben ist. Hinzu kommt, dass auch die Arbeit der Nichtregie- rungsorganisationen in den vergangenen Jahren deutlich professioneller geworden ist. So stellen sie auch mehr und mehr das Prinzip der nachhaltigen Verbesserung von Strukturen in den Mittelpunkt. Dieser Verän- derung bin ich nachgekommen, indem un- ser Ministerium, im Vergleich zu 1998, die staatlichen Zuschüsse für Nichtregierungsor- ganisationen, die sich in der Entwick- lungszusammenarbeit engagieren, verdop- pelt hat. Die Rotarier engagieren sich seit langem besonders im Kampf gegen die Kinderlähmung. Ein Tropfen auf den heißen Stein oder mehr? Jede Maßnahme, die dazu beiträgt, Polio zurückzudrängen, ist richtig und sinnvoll. In dieser Frage müssen Regierungen, Nicht- regierungsorganisationen und private Trä- ger an einem Strang ziehen – und jeder leistet das, was im Bereich seiner Möglich- keiten liegt. Ich denke, dass die Rotarier neben ihren finanziellen Beiträgen vor allem auch einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass dieses Problem in der Öffent- lichkeit nicht vergessen wird. Anfang des Jahres klang es noch hoffnungs- froh, in diesem Jahr könnte der endgültige Sieg gegen die Kinderlähmung weltweit gefeiert werden. Jetzt gibt es neue Meldungen, sie sei plötzlich wieder verstärkt aufgetreten. Wie ist der Stand der Dinge? Es ist richtig, dass die WHO zu Jahres- beginn mitgeteilt hat, dass es in Afrika wieder über 1000 Neuansteckungen im Jahr 2004 gab. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass es in Bürgerkriegsgebieten sehr schwierig ist zu impfen. Auch in Nigeria gab es aufgrund innenpolitischer Verhältnisse Probleme mit Impfungen. Des- halb haben wir als Bundesregierung spe- zielle Programme zur Ausrottung von Polio mit Nigeria aufgenommen. Ich setze mich sehr dafür ein, Polio weltweit zu beseitigen – denn das ist eine Frage des politischen Willens. Wenn wir alle politisch nur wollen, dann lässt sich auch dieser Kampf gewin- nen. Privates Engagement ist gut. Doch wie muss es organisiert sein, damit es auch wirk- lich hilft? Zu allererst gilt einmal: Privates Engage- ment in Entwicklungsländern kann nur funktionieren, wenn es einen Partner vor Ort gibt, mit dem deutsche Nichtregierungs- organisationen zusammenarbeiten. Denn so ist es viel einfacher, in die Strukturen und Gesellschaften vor Ort integriert zu werden und dadurch dauerhafte Akzeptanz zu erhal- ten. Zudem kann ich allen, die sich privat engagieren wollen, raten, sich darüber zu informieren, wie Hilfsmaßnahmen nachhal- tig gestaltet werden können. Dazu gibt beispielsweise Bengo, die Beratungsstelle für private Träger in der Entwicklungszu- sammenarbeit, praktische und sehr nützli- che Ratschläge. Und als letzter Punkt: Ich denke es ist wichtig, dass sich Nichtregie- rungsorganisationen und private Träger in Deutschland und vor Ort über ihre Arbeit informieren und abstimmen. Hat sich über die Jahre ein direkter Draht zwischen den Entwicklungspolitikern der Regie- rung und den Rotariern ergeben? Wenn ja, wie sieht er aus? Das Bundesentwicklungsministerium ar- beitet seit zwanzig Jahren mit den Rotariern zusammen. Als erstes Projekt haben wir da- mals eine Maßnahme der Rotarier gegen Polio in Brasilien unterstützt. Seit dieser Zeit ist ein enges und vertrauensvolles Verhältnis entstan- den. Im Jahr 2001 haben mir die Rotarier auch den „Rotary Award“ verliehen. Ich denke, dass die Rotarier mit ihrem Engagement wichtige Arbeit leisten – zumal viele ihrer Mitglieder weltweit ja durchaus die Möglichkeiten dazu haben, sich zu engagieren. Und die letzte Frage: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Wo wird die Hilfe der Rotarier noch gebraucht? Zunächst einmal wünsche ich mir, dass die Rotarier ihre Arbeit auch in den nächsten 100 Jahren fortsetzen und sogar verstärken können. Denn die Rotarier sind eine weltweite Organisation, die deshalb überall viel bewirken kann. Dabei möchte ich es aber ihrer eigenen Entscheidung überlassen, welchen Bereich sie als be- sonders wichtig erachten. Aber es gibt noch etwas zweites: Ich denke, dass die Rotarier sowohl innerhalb ihrer Organisa- tion als auch über ihre Einflussmöglich- keiten sich dafür einsetzen könnten, noch mehr Menschen für die Fragen von welt- weiter Gerechtigkeit, Frieden, Armuts- bekämpfung und Entwicklung zu interessie- ren und zu begeistern. Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, für Entwicklungspolitik auch in Wirtschaft, Wissenschaft und Ge- sellschaft weiter zu werben, denn nur ge- meinsam können wir dafür sorgen, dass nicht mehr jeden Tag 30 000 Kinder in Entwicklungsländern an vermeidbaren Krankheiten sterben müssen. (Die Fragen stellte Stefan Braun) HILFSMASSNAHMEN NACHHALTIG GESTALTEN Im Kampf gegen die Kinderlähmung soll jetzt auch ein putziger Steiff-Bär aus Gien- gen mithelfen. Die im Distrikt 1830 ansäs- sige Firma hat das Kerlchen mit dem schwarzen Pelz zum hundertsten Geburts- tag produziert. Das 32 Zentimeter große Bärchen hat das Logo der Rotarier, das Zahnrad, quasi wie eine Ehrenmedaille um den Hals. Der gesamte Erlös (Preis: 199 Euro) kommt der PolioPlus-Kampa- gne von Rotary zugute. (Informationen unter [email protected]) ALLE MÜSSEN AN EINEM STRANG ZIEHEN Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat 2001 den „Rotary Award“ erhalten. Foto: AP Dienstag, 22. Februar 2005 D Ein Bär mit schwarzem Pelz kommt PolioPlus zugute 6 „Die Rotarier können viel bewirken“ Bundesministerin Wieczorek-Zeul: Der Sieg gegen Polio ist auch eine Frage des politischen Willens IMPFKAMPAGNE GEGEN KINDERLÄHMUNG 100 JAHRE ROTARY INTERNATIONAL

„Die Rotarier können viel bewirken“ - rotary1830.org · Foto: AP Dienstag, 22. Februar 2005 D Ein Bär mit schwarzem Pelz kommt PolioPlus zugute 6 „Die Rotarier können viel

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Page 1: „Die Rotarier können viel bewirken“ - rotary1830.org · Foto: AP Dienstag, 22. Februar 2005 D Ein Bär mit schwarzem Pelz kommt PolioPlus zugute 6 „Die Rotarier können viel

as Bundesentwicklungsministeriumarbeitet seit zwanzig Jahren mit denRotariern zusammen. Als erstes Pro-

jekt wurde damals eine Polio-Impfkam-pagne in Brasilien unterstützt. MinisterinHeidemarie Wieczorek-Zeul lobt das welt-weite Engagement von Rotary International.

Die Sorgen in der Welt sind groß: DieFlutkatastrophe in Asien, die Hungerkatastro-phe in Darfur, der schwierige Kampf gegen deninternationalen Terrorismus. Wie schafft es eineEntwicklungshilfeministerin da noch, als Helfe-rin mit knappen Mitteln den Überblick zubewahren?Wieczorek-Zeul: Immer wieder werde

ich gefragt, woher ich als Entwicklungs-ministerin die Kraft beziehe, weiter fürweltweite Gerechtigkeit zu kämpfen. DieAntwort ist ganz einfach: Ich sehe selbst,wie die Menschen in Entwicklungsländernleben und mit welchem Engagement siesich dafür einsetzen, ihre Lebensumständezu verbessern. Dieser Lebensmut, dieserOptimismus und diese Lebensfreude gebenmir den Ansporn – ja, wir können etwasverändern, ja, wir können etwas verbessern,und die Menschen in Entwicklungsländernarbeiten gerne mit uns partnerschaftlichzusammen. Dabei dürfen wir auch nichtvergessen: Entwicklungspolitik wirkt! Soging seit 1990 die Anzahl der Menschen,die in absoluter Armut leben, um 130 Millio-nen zurück, bei gleichzeitigem Bevölke-rungswachstum. Und in den vergangenendrei Jahrzehnten hat sich der Anteil derAnalphabeten unter Erwachsenen in Ent-wicklungsländern von 47 auf 22 Prozenthalbiert.

Zu der aktuellen Situation in Darfurmöchte ich nur noch anmerken: Wir müs-sen diesem mörderischen Treiben endlichein Ende setzen. Deshalb setze ich mich seitlangem und mit Nachdruck dafür ein, dassendlich wirksame Sanktionen wie ein UN-Waffenembargo gegen den Sudan erlassenwerden. Auch halte ich es für richtig, dieVerbrechen gegen die Menschlichkeit, dieim Sudan begangen worden sind und weiterbegangen werden, vor den InternationalenStrafgerichtshof zu bringen.

Ein zweites Problem kommt hinzu: Nebenden ganz großen Katastrophen gibt es vielekleinere, jedenfalls solche, die hinter den gro-ßen zu verschwinden drohen. Malaria, Kinder-lähmung, Aids. Müssen Sie nicht gewaltigkämpfen, damit diese Bedrohungen nichtvergessen werden?Ich denke nicht, dass irgendeine dieser

Krankheiten als eine „kleine Bedrohung“

wahrgenommen wird. Das ist schlicht undergreifend falsch. Wir alle wissen, dass HIV/Aids – neben dem unermesslichen mensch-lichen Leid – eine der größten Bedrohungenfür die Entwicklung ganzer Gesellschaftenin Afrika ist. In dieser Einschätzung weißich mich einig mit der Internationalen Ge-meinschaft, den Organisationen der Verein-ten Nationen und unzähligen Nichtregie-rungsorganisationen. Das Bewusstsein fürdie Bedeutung dieser Krankheiten und ihrerGefährdungen ist überall vorhanden, nurschaffen sie es vielleicht nicht immer mitspektakulären Bildern in die Medien wiejetzt die Flutkatastrophe in Südasien. Undfür die Bekämpfung von HIV/Aids, Malariaund Tuberkulose setzt sich der vor dreiJahren geschaffene globale Fonds ein. Im-merhin ist es mittlerweile gelungen, dieKosten für die Behandlung von Aids inEntwicklungsländern um 90 Prozent zureduzieren. So können immer mehrMenschen notwendige lebensverlängerndeMedikamente erhalten.Eine nicht unwesentliche Rolle im Kampf

gegen diese Übel ist das Engagement von

privaten Organisationen. Hat sich aus IhrerSicht dieses Engagement in den letzten Jahreneher verstärkt oder abgeschwächt?Das Engagement hat sich in der Vergan-

genheit deutlich verstärkt. Private Organisa-tionen spielen eine ganz wichtige Rolle imgemeinsamen Kampf für Entwicklung, Ge-rechtigkeit und Frieden. Deshalb möchteich an dieser Stelle zunächst einmal allendanken, die sich ehrenamtlich oder finan-ziell für die gerechte Gestaltung der Globali-sierung einsetzen. Die Flutkatastrophe inSüdasien und die überwältigende Spenden-bereitschaft der Deutschen hat gezeigt: Allewollen wir etwas dazu beitragen, Not undElend zu mindern.Aber auch unabhängig von der Flutkata-

strophe kann ich feststellen, dass trotz wirt-schaftlich schwieriger Zeiten die Spendenbe-reitschaft gleich geblieben ist. Hinzukommt, dass auch die Arbeit der Nichtregie-rungsorganisationen in den vergangenenJahren deutlich professioneller gewordenist. So stellen sie auch mehr und mehr dasPrinzip der nachhaltigen Verbesserung vonStrukturen in den Mittelpunkt. Dieser Verän-

derung bin ich nachgekommen, indem un-ser Ministerium, im Vergleich zu 1998, diestaatlichen Zuschüsse für Nichtregierungsor-ganisationen, die sich in der Entwick-lungszusammenarbeit engagieren, verdop-pelt hat.

Die Rotarier engagieren sich seit langembesonders im Kampf gegen die Kinderlähmung.Ein Tropfen auf den heißen Stein oder mehr?Jede Maßnahme, die dazu beiträgt, Polio

zurückzudrängen, ist richtig und sinnvoll.In dieser Frage müssen Regierungen, Nicht-regierungsorganisationen und private Trä-ger an einem Strang ziehen – und jederleistet das, was im Bereich seiner Möglich-keiten liegt. Ich denke, dass die Rotarierneben ihren finanziellen Beiträgen vorallem auch einen wichtigen Beitrag dazuleisten, dass dieses Problem in der Öffent-lichkeit nicht vergessen wird.Anfang des Jahres klang es noch hoffnungs-

froh, in diesem Jahr könnte der endgültige Sieggegen die Kinderlähmung weltweit gefeiertwerden. Jetzt gibt es neue Meldungen, sie seiplötzlich wieder verstärkt aufgetreten. Wie istder Stand der Dinge?Es ist richtig, dass die WHO zu Jahres-

beginn mitgeteilt hat, dass es in Afrikawieder über 1000 Neuansteckungen im Jahr2004 gab. Dies hängt unter anderem damitzusammen, dass es in Bürgerkriegsgebietensehr schwierig ist zu impfen. Auch inNigeria gab es aufgrund innenpolitischerVerhältnisse Probleme mit Impfungen. Des-halb haben wir als Bundesregierung spe-zielle Programme zur Ausrottung von Poliomit Nigeria aufgenommen. Ich setze michsehr dafür ein, Polio weltweit zu beseitigen

– denn das ist eine Frage des politischenWillens. Wenn wir alle politisch nur wollen,dann lässt sich auch dieser Kampf gewin-nen.

Privates Engagement ist gut. Doch wiemuss es organisiert sein, damit es auch wirk-lich hilft?Zu allererst gilt einmal: Privates Engage-

ment in Entwicklungsländern kann nurfunktionieren, wenn es einen Partner vorOrt gibt, mit dem deutsche Nichtregierungs-organisationen zusammenarbeiten. Denn soist es viel einfacher, in die Strukturen undGesellschaften vor Ort integriert zu werdenund dadurch dauerhafte Akzeptanz zu erhal-ten. Zudem kann ich allen, die sich privatengagieren wollen, raten, sich darüber zuinformieren, wie Hilfsmaßnahmen nachhal-tig gestaltet werden können. Dazu gibtbeispielsweise Bengo, die Beratungsstellefür private Träger in der Entwicklungszu-sammenarbeit, praktische und sehr nützli-che Ratschläge. Und als letzter Punkt: Ichdenke es ist wichtig, dass sich Nichtregie-rungsorganisationen und private Träger inDeutschland und vor Ort über ihre Arbeitinformieren und abstimmen.

Hat sich über die Jahre ein direkter Drahtzwischen den Entwicklungspolitikern der Regie-rung und den Rotariern ergeben? Wenn ja, wiesieht er aus?Das Bundesentwicklungsministerium ar-

beitet seit zwanzig Jahren mit den Rotariernzusammen. Als erstes Projekt haben wir da-mals eine Maßnahme der Rotarier gegen Polioin Brasilien unterstützt. Seit dieser Zeit ist einenges und vertrauensvolles Verhältnis entstan-den. Im Jahr 2001 haben mir die Rotarier auchden „Rotary Award“ verliehen. Ich denke, dassdie Rotarier mit ihrem Engagement wichtigeArbeit leisten – zumal viele ihrer Mitgliederweltweit ja durchaus die Möglichkeiten dazuhaben, sich zu engagieren.

Und die letzte Frage: Wenn Sie einenWunsch frei hätten: Wo wird die Hilfe derRotarier noch gebraucht?Zunächst einmal wünsche ich mir, dass

die Rotarier ihre Arbeit auch in dennächsten 100 Jahren fortsetzen und sogarverstärken können. Denn die Rotarier sindeine weltweite Organisation, die deshalbüberall viel bewirken kann. Dabei möchteich es aber ihrer eigenen Entscheidungüberlassen, welchen Bereich sie als be-sonders wichtig erachten. Aber es gibtnoch etwas zweites: Ich denke, dass dieRotarier sowohl innerhalb ihrer Organisa-tion als auch über ihre Einflussmöglich-keiten sich dafür einsetzen könnten, nochmehr Menschen für die Fragen von welt-weiter Gerechtigkeit, Frieden, Armuts-bekämpfung und Entwicklung zu interessie-ren und zu begeistern. Nutzen Sie IhreMöglichkeiten, für Entwicklungspolitikauch in Wirtschaft, Wissenschaft und Ge-sellschaft weiter zu werben, denn nur ge-meinsam können wir dafür sorgen, dassnicht mehr jeden Tag 30 000 Kinder inEntwicklungsländern an vermeidbarenKrankheiten sterben müssen.

(Die Fragen stellte Stefan Braun)

HILFSMASSNAHMENNACHHALTIG GESTALTEN

Im Kampf gegen die Kinderlähmung solljetzt auch ein putziger Steiff-Bär aus Gien-gen mithelfen. Die im Distrikt 1830 ansäs-sige Firma hat das Kerlchen mit demschwarzen Pelz zum hundertsten Geburts-tag produziert. Das 32 Zentimeter große

Bärchen hat das Logo der Rotarier, dasZahnrad, quasi wie eine Ehrenmedailleum den Hals. Der gesamte Erlös (Preis:199 Euro) kommt der PolioPlus-Kampa-gne von Rotary zugute. (Informationenunter [email protected])

ALLE MÜSSEN ANEINEM STRANG ZIEHEN

Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat 2001 den „Rotary Award“ erhalten. Foto: AP

Dienstag, 22. Februar 2005

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Ein Bär mit schwarzem Pelz kommt PolioPlus zugute

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„Die Rotarier können viel bewirken“B u n d e s m i n i s t e r i n W i e c z o r e k - Z e u l : D e r S i e g g e g e n P o l i o i s t a u c h e i n e F r a g e d e s p o l i t i s c h e n W i l l e n s

IMPFKAMPAGNE GEGEN KINDERLÄHMUNG

100 JAHRE ROTARY INTERNATIONAL