2
G. MALORNY : Xnderungen der neuromuskul~,ren Erregbarkeit. 171 G. ~IALORNY (Kiel) : ):nderungen der neuromuskul~iren Erregbarkeit nach eurareartigen Stoffen. Fragen der Ausseheidung und Aufhebbarkeit der Wirkung. Die Priifungen der ErregbarkeitsKnderungen wurden unter Mitarbeit yon F. K. OHNV.SORGE am peripheren Stumpf des N. tibialis bei deka- pitierten Katzen vorgenommen; im Vergleich hierzu wurde in vielen F~llen auch die _~nderung der direkten Erregbarkeit verfolgt. M_it I-Iilfe des Megatestes liel3en sich gut reproduzierbare Reizzeit-Stromst~rke- kurven gewinnen, die im doppelt logarithmischen ~[al3stab wiedergegeben wurden. Nerv und Muskel wurden mit klar definierten rechteckigen StromstSBen, die hinsichtlich Stromst~rke, Periodenfolge und Impuls- dauer gut regelbar waren, gereizt; die Minimalzuckungen wurden registriert. Nach d-Tubocurarin -- als 1)ri~parat diente Curarin-ASTA -- sowie nach Magnesiumchlorid und Dekamethoniumjodid (C 10) kam es zu Ver- schiebungen der l~eizzeitkurven. Abgesehen yon den Versuchen mit Mg- Salzen wurden im allgemeinen sowohl nach indirekter als auch nach direkter Reizung Zunahmen der Chronaxiewerte beobachtet. Zur Aufrecht- erhaltung des L~hmungszustandes fiber 1/£ngere Zeit war die Vornahme einer Dauerinfusion erforderlich. An Hand der Reizzeitkurven lieBen sich die hierffir benStigten Dosen gut bestimmen. Fiir d-Tubocurarin !agen sie in der GrSBenordnung, wie H. H. SCHNEIDER 1950 sie ~ngab. Die Aufhebbarkeit der L~hmung dutch geeignete Antidote lieB sich am Erfolgsorgan durch Prfifung tier indirekten und direkten Erregbar- keit gut verfolgen. Fiir die Aufhebung einer nicht zu starken Curarin- 1/ihmung eigneten sich geringe CaCl~-Dosen (z. B. 0,09 m~fol Ca++ pro Kilogramm intravenSs). Bei der Urethan-Katze kehrte u. a. die dureh Curarin verlorengegangene Spontanatmung nach Ca++-Gabe wieder. Prostigmin war dem Calcium oft fiberlegen. Bei Atropinisierung, die zur Erzielung des gleichen L/~hmungseffektes hShere Curarindosen erforder- ]ich machte, verlor hingegen das Antidot Prostigmin an Wirkung, w/~h- rend Calcium seine gute decuraresierende Wirkung beibehielt. Vielleicht kSnnten bei Prostigminversagern in der chirurgischen Praxis geringe Ca++-Gaben die Curarel~hmung gfinstig beeinflussen. In unseren Ver- suchen schiitzt Ca++-Vorbehandlung mittels Dauerinfusion die Tiere vor dem Eintritt der Curarevergiftung. -- Die periphere )~Iagnesiuml~hmung liel3 sich dutch Prostigmin bessern; Calcium erwies sich hier abet als das wirksamere Antidot. -- Bei der Dekamethonium-Vergiftung war Prostigmin auch in unseren Versuchen wirkungslos, Ca ++ hingegen schwach wirksam (Besserung der muskul~ren Erregbarkeit). ~ber- raschenderweise wirkte Ergotamin auf den L~hmungszustand oft deut- lich abschw/~chend. Auch die C 10-L/~hmung des nicht narkotisierten

Änderungen der neuromuskulären Erregbarkeit nach curareartigen Stoffen. Fragen der Ausscheidung und Aufhebbarkeit der Wirkung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Änderungen der neuromuskulären Erregbarkeit nach curareartigen Stoffen. Fragen der Ausscheidung und Aufhebbarkeit der Wirkung

G . MALORNY : Xnderungen der neuromuskul~,ren Erregbarkeit. 171

G. ~IALORNY (Kiel) : ):nderungen der neuromuskul~iren Erregbarkeit nach eurareartigen Stoffen. Fragen der Ausseheidung und Aufhebbarkeit der Wirkung.

Die Priifungen der ErregbarkeitsKnderungen wurden unter Mitarbeit yon F. K. OHNV.SORGE am peripheren Stumpf des N. tibialis bei deka- pitierten Katzen vorgenommen; im Vergleich hierzu wurde in vielen F~llen auch die _~nderung der direkten Erregbarkeit verfolgt. M_it I-Iilfe des Megatestes liel3en sich gut reproduzierbare Reizzeit-Stromst~rke- kurven gewinnen, die im doppelt logarithmischen ~[al3stab wiedergegeben wurden. Nerv und Muskel wurden mit klar definierten rechteckigen StromstSBen, die hinsichtlich Stromst~rke, Periodenfolge und Impuls- dauer gut regelbar waren, gereizt; die Minimalzuckungen wurden registriert.

Nach d-Tubocurarin - - als 1)ri~parat diente Curarin-ASTA - - sowie nach Magnesiumchlorid und Dekamethoniumjodid (C 10) kam es zu Ver- schiebungen der l~eizzeitkurven. Abgesehen yon den Versuchen mit Mg- Salzen wurden im allgemeinen sowohl nach indirekter als auch nach direkter Reizung Zunahmen der Chronaxiewerte beobachtet. Zur Aufrecht- erhaltung des L~hmungszustandes fiber 1/£ngere Zeit war die Vornahme einer Dauerinfusion erforderlich. An Hand der Reizzeitkurven lieBen sich die hierffir benStigten Dosen gut bestimmen. Fiir d-Tubocurarin !agen sie in der GrSBenordnung, wie H. H. SCHNEIDER 1950 sie ~ngab.

Die Aufhebbarkeit der L~hmung dutch geeignete Antidote lieB sich am Erfolgsorgan durch Prfifung tier indirekten und direkten Erregbar- keit gut verfolgen. Fiir die Aufhebung einer nicht zu starken Curarin- 1/ihmung eigneten sich geringe CaCl~-Dosen (z. B. 0,09 m~fol Ca ++ pro Kilogramm intravenSs). Bei der Urethan-Katze kehrte u. a. die dureh Curarin verlorengegangene Spontanatmung nach Ca++-Gabe wieder. Prostigmin war dem Calcium oft fiberlegen. Bei Atropinisierung, die zur Erzielung des gleichen L/~hmungseffektes hShere Curarindosen erforder- ]ich machte, verlor hingegen das Antidot Prostigmin an Wirkung, w/~h- rend Calcium seine gute decuraresierende Wirkung beibehielt. Vielleicht kSnnten bei Prostigminversagern in der chirurgischen Praxis geringe Ca++-Gaben die Curarel~hmung gfinstig beeinflussen. In unseren Ver- suchen schiitzt Ca++-Vorbehandlung mittels Dauerinfusion die Tiere vor dem Eintr i t t der Curarevergiftung. - - Die periphere )~Iagnesiuml~hmung liel3 sich dutch Prostigmin bessern; Calcium erwies sich hier abet als das wirksamere Antidot. - - Bei der Dekamethonium-Vergiftung war Prostigmin auch in unseren Versuchen wirkungslos, Ca ++ hingegen schwach wirksam (Besserung der muskul~ren Erregbarkeit). ~ber- raschenderweise wirkte Ergotamin auf den L~hmungszustand oft deut- lich abschw/~chend. Auch die C 10-L/~hmung des nicht narkotisierten

Page 2: Änderungen der neuromuskulären Erregbarkeit nach curareartigen Stoffen. Fragen der Ausscheidung und Aufhebbarkeit der Wirkung

172 H. M]~RCKER und W. D. ERD.~ANN : Zur Kreislaufwirkung des d-Tubocurarins.

Kaninchens liel~ sich durch Ergotamin antagonistisch beeinflussen. Pentamethonium und Hexamethonium waren hingegen die sichersten Antagonisten des Dekamethoniums.

Schlufiwort zu SC]ZRIEVER: In der Wahl yon ,,Summations"kurven sehen wir keinen Nachteil, da es uns um die Aufhebbarkeit der Curarewirkung ging und wir auf konstante Versuchsbedingungen bedacht sein mul]ten (Curarewirkung als Test bei 50 Hz). Studien fiber die Summationswirkung wurden durch Variation von Reizintervall und Reizzahl auch durchgeffihrt, aber in anderem Zusammen- hang. Die doppelt logarithmische Darste]lung tier Reizst~rke-Reizdauerkurven l&Ht die Feinheiten der Erregbarkeitsi~nderung gerade im Bereich der kiirzesten Reizzeiten besser erkennen. Zu BRi3CXE : DaB durch Curare auch das Erfolgsorgan gesch&digt wird, sahen wir daraus, dal~ auch nach dem Antidot die Erregbarkeit fast nie den Norwalwert ganz erreichte und auch Reste der gr5Beren Ermfidbar- keit blieben. Das Bestehen eines Heterochronismus ist wegen des un~rschiedlichen Verhaltens der Chronaxie bei indirekter und direkter Reizung nicht unwahr- scheinlich.

H. MERCKER und W. D. ERDMANN (G6ttingen) : Zur Kreislaufwirkung des d-Tubocurarins.

Im Tierversuch (Hunde in Morphin-Pernocton-Urethan und Katzen in Pernocton-Narkose) treten nach d-Tubocurarin (0,2--0,4 mg/kg) Blutdrucksenkungen auf, die durch Prostigmin weitgehend aufgehoben werden k6nnen. Die Durchblutungsmessung der V. femoralis mit der Thermostromuhr zeigt wiihrend der Prostigminwirkung nach d-Tubo- curarin im allgemeinen eine Minderung der Durchblutung (in bezug auf die Blutdruckwerte), was fiir eine periphere Vasokonstriktion spricht. Prostigmindauerinfusion (7,5--107/kg/min) schwi~cht die Blutdruck- senkung durch d-Tubocurarin ab oder verhindert sie ganz. Bei hSheren Prostigmindosen kann sogar eine Umkehr der Blutdrucksenkung nach d-Tubocurarin auftreten. Die Blutdrucksenkung nach Histamin wird durch eine Prostigmindauerinfusion nicht abgeschwgcht. Die Befunde sprechen gegen die tibliche Erkli~rung der Blutdrucksenkung nach d-Tubocurarin durch Histaminfreisetzung. (ALA~, ANREr, BARSOUM, TALAAT und WI~.~I~G]~R; REID.) Als Ursache der Blutdrucksenkung nach d-Tubocurarin diskutieren GUYTON und REEDER die MSglichkeit eines Einflusses auf den Muskeltonus mit Riickwirkung auf den Kreis- lauf. Dieses ist unwahrscheinlich, da beim narkotisierten Versuchstier d-Tubocurarin nicht zu einer Erniedrigung der Muskelspannung fiihrt und au~erdem mehrere Substanzen mit Curarewirkung (Calebassen- Prgparate und Flaxedil) keine wesentliche Blutdrucksenkung bewirken. Gegen eine Rolle der sympathischen Ganglien (Blockung durch d-Tubo- curarin, Aufhebung des Blocks durch Prostigmin) sprechen vorerst die Angaben yon GUYTON und REEDEa, wonach die sympathischen Gan- glien erst bei h6heren Dosen yon d-Tubocurarin geblockt werden und