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PRO DIALOG ARZT UND PRAXISTEAM 10 AUSGABE 14 FREITAG/SAMSTAG 27./28. JANUAR 2012 123456 Eine Serie in Kooperation von ÄRZTE ZEITUNG und AOK-Bundesverband Herzinsuffizienz gehört nach der Geburt eines Menschen zu den häufigsten Gründen für eine Be- handlung von Patienten im Kran- kenhaus. Welche Diagnosen eben- falls oft zu stationären Behandlun- gen von Patienten führten und welche regionalen Versorgungsun- terschiede es gibt, zeigt der Kran- kenhaus-Report 2012. Der Report wird jährlich gemeinsam von den Universitäten Witten-Herdecke und Duisburg-Essen sowie dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben. www.aok-gesundheitspartner.de (Krankenhaus); www.wido.de Herzinsuffizienz häufiger Grund für Klinikaufenthalt Eine Analyse der Heilmittelverord- nungen gibt der jährlich erschei- nende Heilmittelbericht des Wis- senschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Dem Bericht für das Jahr 2011 zufolge benötigen immer mehr Kinder beim Übergang vom Kindergarten zur Grundschule Unterstützung durch Logopäden. www.aok-gesundheitspartner.de (Heilberufe); www.wido.de Entwicklungsdefizite bei Kindern meistern helfen Seit Juli 2009 nimmt der Medizini- sche Dienst der Krankenkassen (MDK) die Pflegeeinrichtungen in Deutschland unter die Lupe. Bis Ende Dezember 2011 haben die Pflegekassen so 31 309 Pflegebe- richte samt Qualitätsprüfung ver- öffentlicht. Ergebnisse und Such- möglichkeiten für Pflegeheime und -dienste finden Ärzte im Ge- sundheitspartner-Portal der AOK. www.aok-gesundheitspartner.de (Pflege; Pflege-Navigator) Über 31 000 Pflegeberichte veröffentlicht Zehn Jahre nach Einführung der Disease-Management-Programme (DMP) zeigt sich: Die Behand- lungsmodelle werden gut ange- nommen. 2011 nahm die Zahl der DMP-Teilnehmer um 400 000 zu, derzeit gibt es bundesweit über 6,8 Millionen Einschreibungen in DMP. Allein die DMP der AOK er- reichen bundesweit über drei Mil- lionen Einschreibungen. www.aok-gesundheitspartner.de (Disease Management Programme) Zehn Jahre DMP: eine Erfolgsgeschichte AOK-TICKER Wenn der Internist Dr. Claus Michael Richter Freitagfrüh um neun seine wöchentliche Visite im Haus Leonore in Berlin-Lankwitz beginnt, dann sit- zen viele der Bewohner in den Foyers an den Tischen und trinken noch ih- ren Kaffee oder rühren in ihrem Tee. Die zum Vivantes-Konzern gehören- de Einrichtung war früher einmal ein Krankenhaus. Das ist schon rein ar- chitektonisch unverkennbar. Heute ist die „Leonore“ eines der größeren Berliner Pflegeheime, ein Minicam- pus weit im Süden der Stadt. Viele demente Menschen wohnen hier. Chronische Erkrankungen sind die Regel. Richter kennt seine Leute: „Guten Morgen Frau S., was machen die ge- schwollenen Füße? Und bei Ihnen Herr M., alles wieder in Ordnung?“ Insgesamt 200 Patienten betreuen er und seine Kollegen von der Gemein- schaftspraxis Kaiserdamm im Haus Leonore im Rahmen des Projekts careplus der AOK Nordost. Für die Visite gibt es fest eingeplante Tage „Für die Visiten sind wir zwei volle Tage pro Woche hier. Einen Tag ma- che ich, den anderen ein fester Kolle- ge. So können wir auch Urlaubsver- tretungen untereinander organisie- ren.“ Pro Visitentag sieht jeder Arzt jeweils etwa 100 Patienten. Ein strammes Programm. Careplus ist ein Vertrag der inte- grierten Versorgung (IV) gemäß Para- graf 92b SGB XI/Paragraf 140a SGB V. Gestartet wurde er im Jahr 2007 in Nachfolge des so genannten Berliner Modells, das die Versorgung durch spezielle Heimärzte in ausgewählten Einrichtungen schon seit 1998 er- möglichte. An careplus teilnehmende Ärzte übernehmen die hausärztliche Versorgung der Bewohner eines Pfle- geheims, zumindest, sofern sie bei einer der teilnehmenden Kranken- kassen versichert sind. Eine Visite pro Woche ist Pflicht. Zusätzlich kümmern sich die Ärzte um die Rufbereitschaft. „Im Vertrag gilt das bis 22 Uhr, aber in der Reali- tät sind wir rund um die Uhr an- sprechbar“, sagt Richter. Auch sonst sind Richter und seine Kollegen die medizinischen Chefkoordinatoren für die „Leonore“: Ob Einbindung von Fachärzten, Organisation der Physiotherapie oder Palliativversor- gung: „Wir machen alles“, so Richter. Arzt und Pflegeschwester sind ein eingespieltes Team Für das Pflegeheim ist dieses Haus- arztmodell attraktiv, wie Schwester Bonka Uveric betont, die mit Richter zusammen heute die eine Hälfte der Patienten durchgeht: „Wir haben ei- nen festen Ansprechpartner und eine feste Telefonnummer, die wir bei Fragen wählen können, ohne ewig warten zu müssen.“ Das erleichtere nicht nur die Arbeit der Schwestern. Eine schnelle Unterstützung und die Tatsache, dass der Arzt den jeweili- gen Patienten persönlich kenne, nut- ze vor allem den Heimbewohnern. Für Richter ist es umgekehrt ganz ähnlich: Er macht seine Visiten fast immer mit Schwester Bonka. Das hilft im Alltag sehr: „Wir sind ein Team, und wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können.“ Und auch die Patienten schätzen die kon- stante Betreuung. Schon die Art und Weise, wie die Bewohner hier am Morgen „ihren“ Doktor begrüßen, zeigt, dass das Versorgungsmodell den Nerv trifft. Nicht nur Begeisterung kommt al- lerdings von Seiten einiger niederge- lassener Ärzte im Umfeld der Ein- richtung. Richter kann das verstehen, gibt aber zu bedenken, dass gerade die permanente Rufbereitschaft für die Einrichtungen und die Patienten wichtig ist. Eine Einzelpraxis kann das kaum leisten. Deswegen werden viele der Heime innerhalb von care- plus von großen Gemeinschaftspra- xen versorgt, wo sich die Rufbereit- schaft aufteilen lässt. In der Gemeinschaftspraxis Kai- serdamm arbeiten fünf Ärzte und zwölf weitere Angestellte. Zwei Arzt- stellen sind ausschließlich für die sechs Pflegeheime mit insgesamt 800 Patienten verplant, die die Praxis be- treut. Dazu kommt eine Kranken- schwester, die als ständige telefoni- sche Ansprechpartnerin in der Praxis fungiert. Außerhalb von careplus ver- sorgt die Praxis weitere 2000 Patien- ten. Die Heimversorgung wird extrabudgetär vergütet Im careplus-Vertrag erhalten die Ärz- te pro Patient und Jahr rund 500 Euro extrabudgetär. Richter hält das für angemessen, würde sich aber den- noch wünschen, dass weitere Kran- kenkassen mitmachen, um ein Pfle- geheim wirklich komplett abdecken zu können. Ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste stehen bessere Möglich- keiten der digitalen Dokumentation. Seine eigene ärztliche Dokumenta- tion macht Richter in einem Laptop, der per VPN (Virtual Private Net- work) direkten Zugriff auf die Praxis- EDV bietet. „Das Problem ist, dass für die Schwestern im Pflegeheim auch eine Dokumentation nötig ist. Und hier tragen wir derzeit noch praktisch alles doppelt ein.“ Heimarzt – ein Job mit Lotsen-Funktion Im careplus-Programm der AOK Nordost sind Haus- ärzte für die medizinische Rundumversorgung in Pflegeheimen zuständig. Ein Konzept, das bei Ärzten, Schwestern und Patienten gut ankommt, wie ein Blick hinter die Kulissen des Berliner „Haus Leonore“ zeigt. Von Philipp Grätzel von Grätz Bevor Dr. Claus Michael Richter seine Visite im Haus Leonore startet, geht er mit Schwester Bonka Uveric die Patientenkar- teien durch – das liefert dem Arzt wichtige Hinweise über das Befinden seiner Patienten. © Philipp Grätzel von Grätz Die Heimarzt-Projekte der AOK Versorgung in den Regionen Die AOK hat in den vergangenen Jahren – und dies schon lang vor der Pflegereform in 2008 – mehre- re Projekte für eine bessere heimärztliche Versorgung auf den Weg gebracht. Neben Careplus sind das etwa: Pflegeheim Plus: Auch dies ist ein Projekt der AOK Nordost, aller- dings für den Bereich Mecklen- burg-Vorpommern. Die Pflegeein- richtungen arbeiten mit einem zweiköpfigen Hausärzteteam zu- sammen, das für die Betreuung ihrer Bewohner verantwortlich zeichnet. 52 Heime sowie 91 Haus- und Fachärzte und drei Arztnetze beteiligen sich an dem Projekt. AOK-Pflegenetz: Seit 2006 setzt die AOK Bayern auf den Zusammen- schluss von Leistungserbringern in Pflegenetzen. Dabei werden Heimbewohner von festen Pflege- netzärzten betreut. Derzeit gibt es acht solcher Pflegenetze, in denen 73 Pflegeeinrichtungen, 160 Ärzte und zehn Kliniken zusammenar- beiten. Integrierte Versorgung (IV): Die AOK Rheinland/Hamburg hat 2010 ein IV-Modell gestartet, das Heim- bewohnern unnötige Klinik- einweisungen ersparen soll. Rund 140 Haus- und Fachärzte, 24 Kliniken und 65 Heime beteiligen sich daran. Regionale Netzwerke: Ähnlich wie in Bayern, arbeitet die AOK Baden-Württemberg seit Anfang 2011 mit regionalen Netzwerken, die gemeinsam von Pflegeheimen und Ärzten gebildet werden. Über die Netze werden regelmäßige Arzt-Besuche in den Heimen orga- nisiert. Strukturvertrag: Im niedersächsi- schen Lingen beschäftigen die Ärzte des Ärztenetzes „Genialseit kurzem einen eigenen Heimarzt. Möglich wurde das durch den Strukturvertrag nach Paragraf 73a SGB V, den die KV Niedersachsen und alle Kranken- kassen des Landes – darunter auch die AOK Niedersachsen – ausge- handelt haben. Weitere Infos und AOK-Projekte zur Heimversorgung finden Sie unter: www.aok-gesundheitspartner.de Die Praxis -Serie Lesen Sie in der nächsten Folge: Ob lästige Nachfragen oder gar Regresse – die Verordnung von häuslicher Krankenpflege bereitet immer wieder Probleme. Doch Praxisteams können vorbeugen. Kontakt: Haben Sie Fragen oder Anregungen an die AOK oder Themenwünsche für diese Seite? Dann schreiben Sie uns an prodialog@bv.aok.de.

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PRO DIALOGARZT UND PRAXISTEAM

10 AUSGABE 14 FREITAG/SAMSTAG 27./28. JANUAR 2012 123456

Eine Serie in Kooperation von ÄRZTE ZEITUNG und AOK-Bundesverband

Herzinsuffizienz gehört nach derGeburt eines Menschen zu denhäufigsten Gründen für eine Be-handlung von Patienten im Kran-kenhaus. Welche Diagnosen eben-falls oft zu stationären Behandlun-gen von Patienten führten undwelche regionalen Versorgungsun-terschiede es gibt, zeigt der Kran-kenhaus-Report 2012. Der Reportwird jährlich gemeinsam von denUniversitäten Witten-Herdeckeund Duisburg-Essen sowie demWissenschaftlichen Institut derAOK (WIdO) herausgegeben.

www.aok-gesundheitspartner.de(Krankenhaus); www.wido.de�

Herzinsuffizienz häufigerGrund für Klinikaufenthalt

Eine Analyse der Heilmittelverord-nungen gibt der jährlich erschei-nende Heilmittelbericht des Wis-senschaftlichen Instituts der AOK(WIdO). Dem Bericht für das Jahr2011 zufolge benötigen immermehr Kinder beim Übergang vomKindergarten zur GrundschuleUnterstützung durch Logopäden.

www.aok-gesundheitspartner.de(Heilberufe); www.wido.de �

Entwicklungsdefizite beiKindern meistern helfen

Seit Juli 2009 nimmt der Medizini-sche Dienst der Krankenkassen(MDK) die Pflegeeinrichtungen inDeutschland unter die Lupe. BisEnde Dezember 2011 haben diePflegekassen so 31 309 Pflegebe-richte samt Qualitätsprüfung ver-öffentlicht. Ergebnisse und Such-möglichkeiten für Pflegeheimeund -dienste finden Ärzte im Ge-sundheitspartner-Portal der AOK.

www.aok-gesundheitspartner.de(Pflege; Pflege-Navigator)

Über 31 000 Pflegeberichteveröffentlicht

Zehn Jahre nach Einführung derDisease-Management-Programme(DMP) zeigt sich: Die Behand-lungsmodelle werden gut ange-nommen. 2011 nahm die Zahl derDMP-Teilnehmer um 400 000 zu,derzeit gibt es bundesweit über6,8 Millionen Einschreibungen inDMP. Allein die DMP der AOK er-reichen bundesweit über drei Mil-lionen Einschreibungen.

www.aok-gesundheitspartner.de(Disease Management Programme)

Zehn Jahre DMP: eineErfolgsgeschichte

� AOK-TICKER

Wenn der Internist Dr. Claus MichaelRichter Freitagfrüh um neun seinewöchentliche Visite im Haus Leonorein Berlin-Lankwitz beginnt, dann sit-zen viele der Bewohner in den Foyersan den Tischen und trinken noch ih-ren Kaffee oder rühren in ihrem Tee.Die zum Vivantes-Konzern gehören-de Einrichtung war früher einmal einKrankenhaus. Das ist schon rein ar-chitektonisch unverkennbar. Heuteist die „Leonore“ eines der größerenBerliner Pflegeheime, ein Minicam-pus weit im Süden der Stadt. Vieledemente Menschen wohnen hier.Chronische Erkrankungen sind dieRegel.

Richter kennt seine Leute: „GutenMorgen Frau S., was machen die ge-schwollenen Füße? Und bei IhnenHerr M., alles wieder in Ordnung?“Insgesamt 200 Patienten betreuen erund seine Kollegen von der Gemein-schaftspraxis Kaiserdamm im HausLeonore im Rahmen des Projektscareplus der AOK Nordost.

Für die Visite gibt es festeingeplante Tage

„Für die Visiten sind wir zwei volleTage pro Woche hier. Einen Tag ma-che ich, den anderen ein fester Kolle-ge. So können wir auch Urlaubsver-tretungen untereinander organisie-ren.“ Pro Visitentag sieht jeder Arztjeweils etwa 100 Patienten. Einstrammes Programm.

Careplus ist ein Vertrag der inte-grierten Versorgung (IV) gemäß Para-graf 92b SGB XI/Paragraf 140a SGB V.Gestartet wurde er im Jahr 2007 inNachfolge des so genannten BerlinerModells, das die Versorgung durchspezielle Heimärzte in ausgewähltenEinrichtungen schon seit 1998 er-möglichte. An careplus teilnehmendeÄrzte übernehmen die hausärztlicheVersorgung der Bewohner eines Pfle-geheims, zumindest, sofern sie beieiner der teilnehmenden Kranken-kassen versichert sind.

Eine Visite pro Woche ist Pflicht.Zusätzlich kümmern sich die Ärzteum die Rufbereitschaft. „Im Vertraggilt das bis 22 Uhr, aber in der Reali-

tät sind wir rund um die Uhr an-sprechbar“, sagt Richter. Auch sonstsind Richter und seine Kollegen diemedizinischen Chefkoordinatorenfür die „Leonore“: Ob Einbindungvon Fachärzten, Organisation derPhysiotherapie oder Palliativversor-gung: „Wir machen alles“, so Richter.

Arzt und Pflegeschwestersind ein eingespieltes Team

Für das Pflegeheim ist dieses Haus-arztmodell attraktiv, wie SchwesterBonka Uveric betont, die mit Richter

zusammen heute die eine Hälfte derPatienten durchgeht: „Wir haben ei-nen festen Ansprechpartner und einefeste Telefonnummer, die wir beiFragen wählen können, ohne ewigwarten zu müssen.“ Das erleichterenicht nur die Arbeit der Schwestern.Eine schnelle Unterstützung und dieTatsache, dass der Arzt den jeweili-gen Patienten persönlich kenne, nut-ze vor allem den Heimbewohnern.

Für Richter ist es umgekehrt ganzähnlich: Er macht seine Visiten fastimmer mit Schwester Bonka. Dashilft im Alltag sehr: „Wir sind einTeam, und wir wissen, dass wir uns

aufeinander verlassen können.“ Undauch die Patienten schätzen die kon-stante Betreuung. Schon die Art undWeise, wie die Bewohner hier amMorgen „ihren“ Doktor begrüßen,zeigt, dass das Versorgungsmodellden Nerv trifft.

Nicht nur Begeisterung kommt al-lerdings von Seiten einiger niederge-lassener Ärzte im Umfeld der Ein-richtung. Richter kann das verstehen,gibt aber zu bedenken, dass geradedie permanente Rufbereitschaft fürdie Einrichtungen und die Patientenwichtig ist. Eine Einzelpraxis kanndas kaum leisten. Deswegen werdenviele der Heime innerhalb von care-plus von großen Gemeinschaftspra-xen versorgt, wo sich die Rufbereit-schaft aufteilen lässt.

In der Gemeinschaftspraxis Kai-serdamm arbeiten fünf Ärzte undzwölf weitere Angestellte. Zwei Arzt-stellen sind ausschließlich für diesechs Pflegeheime mit insgesamt 800Patienten verplant, die die Praxis be-treut. Dazu kommt eine Kranken-schwester, die als ständige telefoni-sche Ansprechpartnerin in der Praxisfungiert. Außerhalb von careplus ver-sorgt die Praxis weitere 2000 Patien-ten.

Die Heimversorgung wirdextrabudgetär vergütet

Im careplus-Vertrag erhalten die Ärz-te pro Patient und Jahr rund 500 Euroextrabudgetär. Richter hält das fürangemessen, würde sich aber den-noch wünschen, dass weitere Kran-kenkassen mitmachen, um ein Pfle-geheim wirklich komplett abdeckenzu können.

Ebenfalls ganz oben auf derWunschliste stehen bessere Möglich-keiten der digitalen Dokumentation.Seine eigene ärztliche Dokumenta-tion macht Richter in einem Laptop,der per VPN (Virtual Private Net-work) direkten Zugriff auf die Praxis-EDV bietet. „Das Problem ist, dass fürdie Schwestern im Pflegeheim aucheine Dokumentation nötig ist. Undhier tragen wir derzeit noch praktischalles doppelt ein.“

Heimarzt – ein Job mit Lotsen-FunktionIm careplus-Programm der

AOK Nordost sind Haus-

ärzte für die medizinische

Rundumversorgung in

Pflegeheimen zuständig.

Ein Konzept, das bei

Ärzten, Schwestern und

Patienten gut ankommt,

wie ein Blick hinter die

Kulissen des Berliner

„Haus Leonore“ zeigt.

Von Philipp Grätzel von Grätz

Bevor Dr. Claus Michael Richter seine Visite im Haus Leonore startet, geht er mit Schwester Bonka Uveric die Patientenkar-teien durch – das liefert dem Arzt wichtige Hinweise über das Befinden seiner Patienten. © Philipp Grätzel von Grätz

Die Heimarzt-Projekte der AOKVersorgung in den Regionen

Die AOK hat in den vergangenen Jahren – und dies schon lang vor der Pflegereform in 2008 – mehre-re Projekte für eine bessere heimärztliche Versorgung auf den Weg gebracht. Neben Careplus sind das etwa:

Pflegeheim Plus: Auch dies ist ein Projekt der AOK Nordost, aller-dings für den Bereich Mecklen-burg-Vorpommern. Die Pflegeein-richtungen arbeiten mit einem zweiköpfigen Hausärzteteam zu- sammen, das für die Betreuung ihrer Bewohner verantwortlich zeichnet. 52 Heime sowie 91 Haus- und Fachärzte und drei Arztnetze beteiligen sich an dem Projekt.

AOK-Pflegenetz: Seit 2006 setzt die AOK Bayern auf den Zusammen-schluss von Leistungserbringern in Pflegenetzen. Dabei werden Heimbewohner von festen Pflege-netzärzten betreut. Derzeit gibt es acht solcher Pflegenetze, in denen 73 Pflegeeinrichtungen, 160 Ärzte und zehn Kliniken zusammenar-beiten.

Integrierte Versorgung (IV): Die AOK Rheinland/Hamburg hat 2010

ein IV-Modell gestartet, das Heim-bewohnern unnötige Klinik-einweisungen ersparen soll. Rund 140 Haus- und Fachärzte, 24 Kliniken und 65 Heime beteiligen sich daran.

Regionale Netzwerke: Ähnlich wie in Bayern, arbeitet die AOK Baden-Württemberg seit Anfang 2011 mit regionalen Netzwerken, die gemeinsam von Pflegeheimen und Ärzten gebildet werden. Über die Netze werden regelmäßige Arzt-Besuche in den Heimen orga-nisiert.

Strukturvertrag: Im niedersächsi-schen Lingen beschäftigen die Ärzte des Ärztenetzes „Genial“ seit kurzem einen eigenen „Heimarzt“. Möglich wurde das durch den Strukturvertrag nach Paragraf 73a SGB V, den die KV Niedersachsen und alle Kranken-kassen des Landes – darunter auch die AOK Niedersachsen – ausge-handelt haben.

Weitere Infos und AOK-Projekte zur Heimversorgung finden Sie unter: www.aok-gesundheitspartner.de

Die Praxis-Serie

Lesen Sie in der nächsten Folge: Ob lästige Nachfragen oder gar Regresse – die Verordnung von häuslicher Krankenpflege bereitet immer wieder Probleme. Doch Praxisteams können vorbeugen.

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