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semaphor Klassiker der Eisenbahnen CHF 26.50 / e 22.– Sommer 2014 SBB Cargo-Fahrzeuge in diversen Grüntönen Ae 6/8 der BLS am Gotthard: Bildergeschichte von 1958 Eisenbahntrajekt Bodensee: Ein historischer Rückblick Zu meines Vaters Zeit – 1959: Bm 6/6-Testfahrten nach Luino

ahrzeugeGrüntönen - Semaphor · 8.Oktober 1999 posiert die Re 460083-9 im feinen, milden Herbstlicht zwischen Büren an derAare und Dotzigen. Foto Christian Zellweger «Wie frisch

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semaphorKlassiker der Eisenbahnen

CHF

26.5

0/e

22.–

Som

mer

2014

SBB Cargo-Fahrzeuge

in diversen Grüntönen

Ae 6/8 der BLS am Gotthard:Bildergeschichte von 1958

Eisenbahntrajekt Bodensee:Ein historischer Rückblick

Zu meines Vaters Zeit – 1959:Bm 6/6-Testfahrten nach Luino

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Poster, Seiten 28/29

Gehörig (über-)motorisierterFotoextrazug von SBB Cargo:Für die Traktion des «MeetingCar» SR 50 85 89-33 510-0stehen satte 17000 PS, resp.12500 kW (Stundenleistungam Rad) zur Verfügung – hierin Form des Duos Re 4/4 II11276 und Re 6/6 11655.Entstanden ist das Bild am23. Dezember 1999 zwischenBüren an der Aare u.Dotzigen.Foto Christian Zellweger

Titelbilder

Von allen SBB Cargo-Loks trugnur die Re 460 074-8 einendurchgehend grünen Anstrich.Mittlerweile ist sowohl diesesErscheinungsbild als auch derplanmässige Re 460-Einsatzvor Güterzügen Geschichte;Wassen, 28.September 1997.Foto Urs Jossi

Die drei kleinen Bilder stam-men von Karl Stebler, ausder Sammlung SeemuseumKreuzlingen und von HansSchneeberger.

«Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.» GemässInternetrecherche kann dieses Zitat schwerlich einer einzigenPerson zugeordnet werden. Stimmig ist es trotzdem, undich nutze es, um Sie, verehrte Semaphor-Leserin, verehrterSemaphor-Leser, darauf hinzuweisen, dass wir unsere Home-page um die Rubrik «Aktuelle historische Bahnen» erweiterthaben. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass eine Rubrik die-ses Namens keine Berechtigung mehr hat in einer Zeitschrift,welche vier Mal im Jahr als Quartalsausgabe erscheint – pluseiner jährlichen Sonderausgabe. Das Internet ist in dieserHinsicht mit Bestimmtheit die bessere Alternative.Wir wollen damit keinesfalls arrivierte helvetische Eisenbahn-Homepages konkurrenzieren, sondern einfach schöne Bilderund kurze Texte zum Thema «Aktuelle historische Bahnen»ins Netz stellen – zur Freude unserer Leserschaft sowie zurErgänzung der schon seit Jahren mit grossem Engagementbetriebenen Foren und Plattformen. Schauen Sie doch malrein bei uns: www.semaphor.ch

Dieses Bild, und weitere Aufnahmen finden Sie auf unserer Homepage(www.semaphor.ch), in der Rubrik «Aktuelle historische Bahnen».

Keinesfalls ins Internet abwandern werden hingegen die fürunsere gedruckten Semaphor-Ausgaben recherchierten Inhal-te. Wie bereits in meinem letzten Editorial ausführlich darge-legt, gibt es gute Gründe für die Beibehaltung der papierenenVersion. Das meint auch Semaphor-Abonnent Bryan Stone,welcher die Situation in seinem Heimatland Grossbritannienbestens kennt, gehört er doch zum Redaktionsteam der eng-lischsprachigen Eisenbahn-Zeitschrift «Swiss Express». BryanStone’s Credo lautet nämlich: «Eine gedruckte Qualitäts-zeitschrift gewinnt gegenüber Online-Digital immer wieder!Rund 85% unserer ‹Swiss Express›-Leser wünschen nach wievor die Version auf Papier.» Daran orientieren auch wir unsvom Semaphor-Redaktionsteam!

Ich wünsche viel Lese- und Betrachtungsvergnügen

Redaktor und Herausgeber

EditorialInhaltsverzeichnis

Was, Wann, Wo?

• www.voev.ch/Service/Agenda/öV-Agenda

• www.sbbhistoric.ch, «Events»• www.rhb.ch, «Reisen»/

«Erlebnisfahrten»• www.sgeg.ch

SBB Cargo; mintgrüne Re 4/4 II,Re 6/6, Re 460 und Wagen

Seite 3

Ae 6/8 der BLS am Gotthard:Eine Bildergeschichte von1958

Seite 14

SemaForum Seite 26

Poster Seiten 28 und 29

Eisenbahntrajekt Bodensee:Reminiszenzen zur Verkehrs-Geschichte (Teil 1) Seite 30

Damals und heute:Von Roll-Areal, Bern Seite 40

Zu meines Vaters Zeit–1959:Versuchsfahrten mit Bm 6/6Bellinzona–Luino Seite 42

Literatur-Hinweise Seite 51

Fabrikschilder an den BOB-Lokomotiven HGe 3/3 Seite 52

Das besondere Bild Seite 54

Vorschau Seite 55

Impressum Seite 55

Zugschluss Seite 56

Semaphor im Internet

Beachten Sie unsere Homepagewww.semaphor.chmitsamt den neu geschaffenenRubriken:- Aktuelle historische Bahnen- Inhaltsverzeichnis 2005–2013

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SBB Cargo; mintgrüne Re 4/4 II,Re 6/6, Re 460 und Wagen

Die blau-roten Cargo-Lokomotiven derSBB-Division «Güter-verkehr» gehörenlängst zum Alltagsbildunserer Bahnen, exis-tiert dieser Anstrichdoch seit nunmehrzwölf Jahren. Davorbestand allerdingswährend kurzer Zeitein Cargo-«Kleid»,welches mittlerweilefast schon wieder inVergessenheit geratenist – wir stellen es vor.

Bereits in den Jahren 1996/97, also noch vor der eigentlichenSBB-Aufteilung in drei Divisionen, liess die Abteilung Güter-verkehr – Neudeutsch «Cargo»– jeweils einige ihrer Fahrzeugemit einem grünen Farbkleid versehen. Dabei gelangten zweiverschiedene Farbtöne zur Anwendung, verbunden mit dererstmaligen Anwendung der Schriftzüge «SBB Cargo», «CFFCargo» und «FFS Cargo»: Während die Re 460 074-8 undzwei Hbils-vy den türkisgrünen Anstrich «Pantone 327C» tru-gen, erhielten die Hbbillns-x den etwas helleren, frühlingshaftwirkenden Grünton «NCS 1080-G20Y».

Dann, im März 1999, entschied der Verwaltungsrat derSchweizerischen Bundesbahnen die Aufteilung des Unterneh-mens in die Divisionen Personenverkehr (P), Güterverkehr(Cargo) und Infrastruktur (I). Anschliessend, per 1. Septem-

Beinahe 15 Jahre ist es her,seit SBB Cargo diese Werbe-lokomotive vorstellte: Am8. Oktober 1999 posiert dieRe 460 083-9 im feinen,milden Herbstlicht zwischenBüren an der Aare undDotzigen.Foto Christian Zellweger

«Wie frisch aus dem Eigepellt» zeigt sich dieserGüterzug im November1997 in Aarberg. Die Re 460074-8, zwei Hbils-vy und der40’-Container sind durchge-hend in Türkisgrün gehalten.Foto Markus Blatter

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Ae 6/8 der BLS am Gotthard:Eine Bildergeschichte von1958

Ein Streckenunter-bruch am Simplonliess 1958 das Trans-portvolumen amGotthard gehörigansteigen. Weil beiden SBB jedoch Lok-mangel herrschte,benötigten sie umge-hend Hilfe. Die BLSstellte daraufhin fünfAe 6/8 zur Verfügung.

Dieser Beitrag entstand primär dank dem Engagement zweierEisenbahnfreunde, welche sich 1958 samt Fotoapparat undNotizblock an die Gotthardstrecke begaben, wo BLS-Loko-motiven vom Typ Ae 6/8 im Einsatz standen:– Karl Stebler stellte uns seine Fotos, diverse amtliche Doku-

mente sowie seinen 1978 angefertigten Rückschau-Bericht«1958 war’s aktuell» zur Verfügung

– Hans Schneeberger gewährte ebenfalls Einblick in seinenFundus, bestehend aus Fotos und Dokumenten.

«1958 wars aktuell»

Nachfolgend zitieren wir aus dem vom Fotografen und Chro-nisten Karl Stebler 1978 angefertigten Rückschau-Bericht:«Gleich wie im August 1978 hatte 20 Jahre früher ein Gewit-ter den Unterbruch der Simplon-Strecke auf deren Südrampe(Iselle di Trasquera–Domodossola) zur Folge, und damit dieUmleitung des Verkehrs via Gotthard. Im Unterschied zu

Grosses Bild, oben:Am ersten Tag der Ae 6/8-Gotthard-Einsätze, amDonnerstag, 21. August1958, bespannte die BLS-Lokomotive Nr. 207 u. a. denSchnellzug 164 von Zürichins Tessin. Den FS-Wagen imHintergrund nach zu schlies-sen, handelt es sich um eineKomposition, mit Ziel Italien.Entstanden ist das Bild aufder Ost-Seite des BahnhofsArth-Goldau.Foto Hans Schneeberger

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Eisenbahntrajekt Bodensee:Reminiszenzen zur Verkehrs -

Der Trajektverkehr,ein Systembruch inder Transportkette«Schienenverkehr»,hat sich auf demBodensee lang gehal-ten. Unser Beitragspürt der wechsel-vollen Geschichte undden Wurzeln einesfast vergessenen SBB-Nebenbetriebes nach.

Der Schiffsverkehr auf dem Bodensee und die Flösserei auf dem Alpenrhein haben eine langeTradition. Mit gutem Grund, denn die Wasserwege waren lange Zeit dem beschwerlichenLandweg vorzuziehen. Erst das neue Verkehrsmittel «Eisenbahn» bot eine Alternative fürden damaligen Güterverkehr. Der Bau von Bahnlinien blieb aber ein teures Unterfangenund war anfänglich erheblichen bautechnischen und traktionstechnischen Einschränkungenunterworfen. So erstaunt es wenig, wenn die Trajektierung von Zügen zwischen Zürich undWalenstadt oder gar Ragaz erwogen und heftige Dispute über «Schwimmende Eisenbahnen»auf den Juraseen geführt wurden. Schrägaufzüge mittels Wasserballast am Hauenstein oderein aerostatisches Trajektsystem am Pizzo Pettano bei Faido zeigen, dass im Schienenverkehreinst Systembrüche mittels Trajekt-Einrichtungen durchaus diskussionswürdig waren.

Vorgeschichte und Frühzeit der Eisenbahnen

Die Schifffahrt auf dem Bodensee richtete sich ursprünglich auf längstmögliche Wasserwegeaus. Rorschach erlangte dadurch als südlichster Punkt am Bodensee eine immense Bedeu-tung als Einfuhrhafen. So geht vermutlich die erste Eisenbahninitiative in der Schweiz aufdie denkwürdige Rorschacher-Versammlung vom Februar 1836 zurück – man diskutierteüber eine Eisenbahnlinie von Rorschach nach St.Gallen. Ziel war dabei eine rationelle Ver-bindung zwischen dem hochgelegenen Handelszentrum St. Gallen sowie dem Einfuhrhafenund Stapelplatz Rorschach.

Die erste Eisenbahnlinie am Bodensee erreichte 1847 Friedrichshafen und 1850 diedortigen Hafenanlagen. Schlag auf Schlag folgten daraufhin Lindau, Konstanz, Romans-horn und Rorschach. Kurz: am Bodensee endeten verschiedene Eisenbahnlinien, blieben

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-Geschichte (Teil1)

Bild links: Das in Romanshorn entstandene Foto dürfte1869, anlässlich der Inbetriebsetzung vom «Dampf-trajekt I», entstanden sein. Dieser Schluss drängt sichfast zwingend auf weil:– Zu trajektierende Lokomotiven samt Reisezugwagen

die Ausnahme, und nicht die Regel waren– Die winkenden und posierenden Leute auf einen

fotografierwürdigen Anlass schliessen lassen.Allerdings wirft das Foto auch Fragen auf:– Die NOB besass im Laufe der Zeit mehrere Loks mit

der Nr.53. In Frage kommt jedoch nur eine von derösterr. Staatseisenbahn-Gesellschaft 1867 in Wiengebaute C 3/3, welche 1879 zur Nr.124 mutierte und1893 ausrangiert worden ist

– Für genau diese NOB-Schlepptenderlokomotivesprechen der domlose Kessel, das sehr weit hintenangebrachte Ramsbottomventil, die Allan-Steuerungbei der mittleren Triebachse sowie das Geländer(«Gartenzaun»). Letzteres ist typisch für viele NOB-Dampfmaschinen

– Gegen die NOB-Nr.53 sprechen hingegen ihre«modernen» zwei seitlichen Führerstandsfenster.Üblich war damals lediglich ein einziger glasloserAusschnitt in der Führerhaus-Seitenwand. Ob dieC 3/3 53 zwischen 1867 und 1869 einen moderni-sierten Führerstand, mitsamt zwei neuzeitlichenFenstern, erhalten hat? Wohl kaum!

– Und was ist mit der wie ein riesiger Spielzeugholz-klotz wirkenden Tenderbeladung – oder gehört daszum (retouchierten) Hintergrund?

Foto Slg. Seemuseum Kreuzlingen

Bild unten: Ein Güterschleppkahn – man beachte dasVerbindungsseil – verlässt Rorschach. Entstanden istdas undatierte Bild um 1900. Foto Slg. Anton Heer

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Damals und heute:Von Roll-Areal, BernGrosses Bild, oben: Klein, aber oho! Das Akkumulatoren-Traktörchen der Firma Von Roll hat vier Centurion-Panzer im Schlepp, welche ihrerseits je auf einen SBB-Güterwagen vom Typ Smmps verladen sind. Die Taraeines Smmps beträgt 24 t, seine Lastgrenze liegt bei 56 t. Summa summarum hat der Traktorenwinzling, seinEigengewicht ist am Untergestell mit «TARA 7810 KG» angeschrieben, rund 4x 80 t = 320 Tonnen zu bewegen.Entstanden ist die Aufnahme am 1.Mai 1984 – sinnigerweise also an einem «Tag der Arbeit».

Grosses Bild, unten, links: Ziemlich genau 30 Jahre später, am Sonntag, 13. April 2014, stand derselbe Fotografpraktisch am gleichen Ort und drückte auf den Auslöser seiner Kamera – mittlerweile kein voluminöses analo-ges Mittelformat-«Geschütz» mehr, sondern ein handlicher, digitaler «Knipsomat». Dabei stellte der ebenfallsum drei Jahrzehnte gealterte Mann fest, dass heute, 2014 also, praktisch nichts mehr gleich ist wie anno 1984:1. Der «Eiserne Vorhang» in Europa und der «Kalte Krieg» sind Geschichte – na ja, nicht ganz: Stichwort Krim-und Ukraine-Krise… 2. Mittlerweile hat die Schweizer Armee ihre über 300 Centurion-Panzer verschrottetoder an Private und Museen veräussert. 3. Ebenfalls verschwunden sind die Gleise im Von Roll-Areal. 4. Damitwurde auch der schnuckelige Schienentraktor arbeitslos. Seiner magnetisierbaren «Saug-»Puffern wegennannte man ihn übrigens, und sinnigerweise, «Tintenfisch». 5. Das einstige Industriegelände wird heute vonder Universität Bern genutzt und heisst «Hochschulzentrum Von Roll».Einziger unveränderter Fixpunkt sind die Bäume am rechten Bildrand.

Kleines Bild, unten, rechts: Nachdem die Firma Von Roll auf ihren Akkumulatorentraktor verzichten konnte,stellte ihn das Historische Museum Olten als Blickfang für die Ausstellung «150 Jahre Eisenbahn in Olten» vorsGebäude – hier am 25. August 2006. Zwei Jahre später nahm das Museum den Traktor sogar in seine Samm-lung auf (www.historischesmuseum-olten.ch). Fotos Christian Zellweger

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Zu meines Vaters Zeit –1959:Versuchsfahrten mit Dieseltraktion Bellinzona–Luino

Im Januar 1959 klärteHans Schneebergerfür den SBB-Zugför-derungsdienst ab,ob auf der teilweisenicht elektrifiziertenStrecke von Bellinzonavia Cadenazzo nachLuino Dieselloks desTyps Bm 6/6 anstelleder Dampfmaschineneingesetzt werdenkönn(t)en.

Die Elektrifizierung der Strecke von Cadenazzo ins italienische Luino war längst beschlos-sen, als der junge SBB-Ingenieur Hans Schneeberger gegen Ende 1958 den Auftrag fasste,eine der vier Bm 6/6 Prototypen vom Depot Basel ins Tessin zu ordern und der Fragenachzugehen, ob die Dieselloks im schweren Verkehr auf der genannten Strecke zusätzlichzu den Dampflokomotiven eingesetzt werden könnten. Ausgangspunkt war allerdings nichtCadenazzo, sondern das nahe Bellinzona mit seinem grossen SBB-Depot.

Verwendbarkeit der Bm 6/6 für die Linie Bellinzona–Luino

Primär galt es zu testen, ob die Bm 6/6 alle Rampengeleise und Weichen befahren konnten.Weil das italienische Lichtraumprofil stellenweise enger ist als dasjenige der SBB, «und zwargerade dort, wo die Bm 6/6-Lokomotiven mit dem Führerhaus bis an die Fahrzeugumgren-zungslinie herankommen, mussten zur Abklärung der Verwendbarkeit der Bm 6/6–Lokauf der Luino-Linie einige Fahrten unternommen werden», umschrieb der BeauftragteHans Schneeberger vom Zugförderungsdienst des Kreises II den Zweck seiner Mission. ImWeiteren sollten die Versuchsfahrten Anhaltspunkte über Fahr- und Umschlagszeiten sowieAnfahrverhältnisse vermitteln. Ökonomische Kriterien – wie sie heute sicher an erster Stellestünden – waren interessanterweise offenbar weniger gefragt.

Rekognoszieren– eine feine Sache!

Obschon Hans Schneeberger von seiner Praktikumszeit als Heizer im Jahre 1957 die Streckegut kannte (siehe Semaphor-Ausgabe «Sommer 2012», Seiten 18 – 31), «verordnete» er sich

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mit Dieseltraktion Bellinzona–Luino

Bild oben:Luino,15. Januar 1959: DieBm 6/6 1503 wartet nebendem Depot, bis der Personen-zug 2495, geführt vomDampfross Eb 3/5 5819, aus-gefahren ist.

Bild rechts:Am 9. Januar 1959 wurdeeine RekognoszierungsfahrtBellinzona–Luino unternom-men. Hans Schneeberger hatden Zug 2503 mit der Eb 3/55812 von Luino bis Cadenaz-zo selbst gefahren. UnserBild zeigt den gleichen Zug,jedoch sieben Monate spä-ter, am 9. August 1959 beimHalt in Ranzo-S. Abbondio.Fotos Hans Schneeberger

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Fabrikschilder an den BOB-HGe 3/3

Eine Geschichte zumSchmunzeln sollunseren Lesern denGeschmack auf die imAugust 2014 erschei-nende Semaphor-Son-derausgabe wecken.Gewidmet ist sie demThema «100 JahreHGe 3/3-Lokomotivender Berner OberlandBahnen».Sowohl der hier vor-liegende Bericht alsauch die kommende«Sonderausgabe 2014»sind primär das Werkvon Urs Jossi.

Die an den Lokomotiven angebrachten Fabrikschilder sind nicht nur bei Eisenbahnfreun-den und Sammlern beliebt, sondern genossen auch bei den Erbauern jahrzehntelang einenhohen Stellenwert. Dementsprechend – und ganz im Gegensatz zu heute – brachte mansie denn auch gross und prominent auf den Seitenwänden der Fahrzeuge an. Waren meh-rere Lieferfirmen beteiligt, stellte sich natürlich die Frage nach der Gestaltung und Plat-zierung, was im Falle der BOB-Lokomotiven einen interessanten Briefwechsel zwischenden Herstellern und dem Bahnunternehmen auslöste. Seitens der Industrie betraf das diefolgenden Unternehmen:1.) Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM),2.) Aktiengesellschaft Brown Boveri & Cie (BBC) und3.) Maschinenfabrik Oerlikon (MFO).

Brief vom 24.Dezember 1913 der SLM, an die Direktion der BOB

Betr. Elektr. B.O.B.-Lok.-Firmentafel: Mit den beiden Elektrizitätsfirmen in Oerlikon und Badenführen wir eine unglaublich lange Korrespondenz betr. die Anordnung der Namen unserer dreiFirmen auf der Firmentafel; unser letzter Vorschlag ist der durch die beiliegende Skizze No. 4568veranschaulichte.Was nun die Reihenfolge der Firmen betrifft, so sind wir von der Annahme ausgegangen, dassSie nur mit Baden [gemeint war die BBC] einerseits, und uns anderseits Verträge abgeschlossenhaben, und es ist dies auch der Grund, warum wir unsern Namen direkt demjenigen der BadenerFirma folgen liessen. Die Elektriker wollen uns nun aber mit aller Gewalt an den Schluss drän-

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Impressum

«Semaphor» – Klassiker der Eisenbahnen; 10. Jahrgang 2014

Erscheint 5x: März, Juni, August, Oktober und Dezember

Herausgeber Christian Zellweger

Verlag/Redaktion Semaphor GmbHFalkenriedweg 37, CH-3032 HinterkappelenHomepage: www.semaphor.chMail: [email protected]: +41 (0)31 901 31 76

Redaktion Christian ZellwegerMail: [email protected]

Abonnemente Dietschi Print&Design AGZiegelfeldstrasse 60, CH-4601 OltenTelefon: +41 (0)62 205 75 75 (Zentrale)Mail: [email protected]

Grafik Peter Merz

Layout, Satz, Bild Walter Hunn

Druck Dietschi Print&Design AG, Olten

Abonnementspreis Schweiz CHF 99.–; Europäische Union e 82.–

Einzelnummer Schweiz CHF 26.50; Europäische Union e 22.–

ISSN-Nr. 1661-576X

Filme, Dias und Fotos altern je nach Produkt und Lagerung unterschiedlich.Wir korrigieren die Farben lediglich dann, wenn das Sinn macht – undnur sanft. Aus Gründen der Authentizität belassen wir in der Regel auchalterungsbedingte Fehler wie rote Punkte in der Filmschicht u.ä.

Nachdrucke, Reproduktionen oder sonstige Vervielfältigungen – auch aus-zugsweise und mit Hilfe elektronischer Datenträger – sind nur mit vorherigerschriftlicher Zustimmung der Redaktion sowie des Autors oder Inhabers derSammlung, aus der das Dokument stammt, möglich.

Zudem bitten wir um Verständnis dafür, dass wir keine Originalabzüge oderdigitale Daten der abgedruckten Bilder oder die Adressen des Fotografen/Sammlers liefern können.

Vorschau auf Semaphor-Sonderausgabe 2014Erscheint in der zweiten Augusthälfte 2014

Exakt vor 100 Jahren, 1914 also,stellten die Berner OberlandBahnen (BOB) ihre kombiniertenZahnrad-/Adhäsions-Dampfloko-motiven ins zweite Glied zurückund wickelten ihren Betrieb fortanpraktisch zu 100% elektrisch ab.Dazu beschaffte man acht Maschi-nen des Typs HGe 3/3 – plus 1926eine neunte Lok. Die sehr kom-pakt gebauten Fahrzeuge bewähr-ten sich und prägten bis Mitte der1960er-Jahre das Bild der BOB.

Es hätte aber auch völlig anderskommen können: Zur Diskussionstanden anfänglich nämlich sowohlTriebwagen der Bauart BChe 4/4und BCFhe 4/4 als auch Lokomo-tiven des Typs HGe 4/4. Letzterehätte man ihrer gelenkigen Bauartund ihrer Vorbauten wegen wohlals «Krokodile» bezeichnet.

Alle diese Projekte gehören zurElektrifikations-Geschichte derBOB, respektive zur Entstehungder HGe 3/3, und werden somitebenfalls in unserer Semaphor-Sonderausgabe vorgestellt. AlsAutor zeichnet der BOB-Mitarbei-ter und bekannte Eisenbahnfoto-graf Urs Jossi verantwortlich. CZ