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„Lebensweisheiten und Sinnsprüche in Anwendung auf die berufliche Managementpraxis“ von: Jennifer Loew

„Lebensweisheiten und Sinnsprüche in Anwendung …. arbeiten_von_studierenden... · Web viewUnsere Gedanken und Handlungen erhalten einen Zweck, wenn wir uns mit Dingen umgeben,

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„Lebensweisheiten und Sinnsprüche in Anwendung auf die berufliche Managementpraxis“

von: Jennifer Loew

Inhaltsverzeichnis

1. Wie Management und Philosophie zusammenpassen S. 1

2. Kurzer Überblick über die Geschichte und die verschiedenen

Teilbereiche der Philosophie S. 6

3. Der Manager und das Leben S. 10

3.1 Der Sinn des Lebens und das Streben nach Glück S. 10

3.2 Sein Leben „richtig“ gestalten S. 15

4. Der Manager und die Weisheit S. 19

4.1 Weisheit: Wissen und Erkenntnis S. 20

4.2 Weisheit: Tugend und Gelassenheit S. 22

5. Der Manager und das Unternehmen S. 25

5.1 Der richtige Umgang mit Macht und Autorität S. 26

5.2 Menschen zu Höchstleistung bringen S. 28

6. Fazit: Den Unternehmensgeist neu beleben S. 32Literaturverzeichnis S. 34Versicherung S. 35

1. Wie Management und Philosophie zusammenpassen

Lebensweisheiten und Sinnsprüche für Manager- An dieser Stelle mag man sich

fragen, was das Ganze mit Philosophie zu tun haben mag. Aber es sind eben genau

die großen Philosophen und Denker, die uns seit Jahrhunderten ein weit reichendes

Repertoire an Wissen und Weisheiten über und für das Leben zusammengestellt

haben, das nur darauf wartet, genutzt zu werden, auch im Wirtschaftsleben.

Um zu erklären, wie Management und Philosophie zusammenpassen, möchte ich

vorneweg erst einmal die beiden Begriffe näher definieren:

Management:Allgemein wird unter „Management“ ein Komplex von Steuerungsaufgaben

verstanden, die bei der Leistungserstellung- und Sicherung in arbeitsteiligen

Systemen erbracht werden müssen. Hierzu gehören vor allem Aufgaben im Bereich

des Personaleinsatzes, der Organisationsgestaltung und der Mitarbeiterführung.1

Oder etwas anders formuliert:

„Management“ meint die Führung eines Unternehmens durch leitende Angestellte

mit allen dazugehörigen Aufgaben.

Der Deutschen Management- Gesellschaft zufolge gilt es, fünf Hauptfunktionen zu

erfüllen:

Ziele müssen gesetzt, Pläne erstellt, Grundsatzentscheidungen getroffen,

Anweisungen zu deren Verwirklichung erteilt und deren tatsächliche Realisierung

kontrolliert werden. Dazu notwendig ist eine gut organisierte und permanente

Kommunikation mit Mitarbeitern sämtlicher Hierarchiestufen.2

Philosophie:

Wörtlich: „Liebe zur Weisheit“

Ursprünglich die Bezeichnung für das Erkenntnisstreben nach den Anfangsgründen,

Ursachen und Elementen aller Dinge und dem letzten Ziel des Handelns.

Zuerst wurde der Begriff in der Antike geprägt, wie etwa bei Heraklit oder Platon.

Seitdem sind diese Grundprobleme in der Geschichte der Philosophie gleich

geblieben, wenn sich die Akzente auch verschoben haben und sich viele

Einzeldisziplinen entwickelt haben. Darauf werde ich in Kapitel 2 näher eingehen.

1 Vgl.: TÜV Nord Akademie/ TÜVAkademie- Rheinland GmbH/ RWTÜV Akademie GmbH, GW01_Grundlagen des Qualitätsmanagment_Rev00_070104doc2 Vgl.: Microsoft Encarta: Management, 1993-2002, Microsoft Corporation

Philosophie als Wissenschaft befasst sich im Gegensatz zu den

Einzelwissenschaften, die sich durch ihren Gegenstandsbereich definieren, mit dem

„Ganzen“; sie verliert nie den Menschen als „Ganzen“ aus den Augen.

Philosophie ist aber noch mehr:

Sie ist die rationale Auseinandersetzung zwischen freien Menschen: ein Diskurs

unter den Spielregeln der Vernunft; d.h. Macht und Indoktrination sind fehl am Platz,

es zählt das „bessere Argument“, weil es überzeugt. Ziel dieser Auseinandersetzung

ist es, der Wahrheit möglichst nahe zu kommen oder zumindest einen Konsens zu

erreichen. Jeder Mensch bringt von Natur aus die Voraussetzung zum

Philosophieren bzw. für einen philosophischen Diskurs mit sich: seine Vernunft.3

Nun aber zurück zur eigentlichen Fragestellung: Wie passen also die Führung eines

Unternehmens und das Erkenntnisstreben der Philosophie zusammen?

Die Antwort ist vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich, aber nahe liegend.

Wirtschaft und Gesellschaft sind heutzutage ständig in Bewegung und großen

Veränderungen unterzogen, das ist kein großes Geheimnis. Ein paar Stichpunkte

sollten genügen:

Wachsende internationale Zusammenarbeit, die Deregulierung und Globalisierung

der Märkte und der Übergang von einer Industrie- in eine Dienstleistungs - bzw.

Informationsgesellschaft haben den Wettbewerbs- und Konkurrenzdruck ganz

erheblich erhöht; das wirtschaftliche Klima allgemein ist „kälter“ und „rauer“

geworden. Die Folge davon sind Unternehmensumstrukturierungen und –

Verschlankungen (Change-Management; Lean-Management); d.h. nicht nur

Organisationsstrukturen und Hierarchien ändern sich, es sind dadurch auch

zahlreiche Arbeitsplätze und damit die Zukunft vieler Menschen bedroht. 4

Zumindest hat man schon mal erkannt – leider erst in den letzten Jahren - dass in

der Vergangenheit menschliche Produktionsfaktoren zu wenig beachtet wurden bzw.

dass dem „Humankapital“ eines Unternehmens bislang zu wenig Bedeutung

beigemessen wurde.

Selbstverständlich ist die Entwicklung in dieser Richtung nicht stehen geblieben;

neue Führungstheorien und Führungsprinzipien ersetzen die alten - Vom autoritären 3 Vgl.: Egger, Richard, Die philosophische Werkzeugkiste, praktische Philosophie für Manager, Zürich, 1997, S. 25ff4 Vgl.: Greiner, Albert J., Unternehmensführung: Management in der Praxis, Verlag Moderne Industrie,

München, 1978, S. 16ff

zum kooperativen, partnerschaftlichen Führungsstil, über verschiedene

Managementprinzipien, wie open-book-management, management by motivation,

managemnt by participation, usw. Sie alle haben ein Ziel: die Mitarbeiter so gut wie

möglich zu motivieren und sie damit zu Höchstleistungen zu bringen.

Es ist offensichtlich, dass das Thema Personal- und Organisationsentwicklung immer

mehr in den Vordergrund rückt.

Aber auch außerhalb der Wirtschaft, in Politik und in der Gesellschaft machen sich

diese Veränderungen bemerkbar. Neben der weltweiten Vermischung der Kulturen

stehen wir neuen Problemen gegenüber, ob man nun lieber die soziale Komponente,

wie den Verfall unserer Werte oder die ökonomische und ökologische Komponente,

wie Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung heranzieht.

Wir alle haben Zukunftshoffnungen und v. a. Zukunftsängste, die sich auf unser

Denken und Handeln, im Alltag aber auch in der Arbeit, erheblich auswirken. Immer

wieder spricht man von fehlender Identifikation, dem zu folge fehlender Motivation

und dem Verlust des „Corporate Spirit“ ( Unternehmensgeist).5

„Es gibt nämlich ein Heilmittel für die Seele, die Philosophie.“ Seneca

Doch welche Konsequenzen ergeben sich daraus nun für Führungskräfte?

Zunächst sind Manager unsere Zeitgenossen und damit von all den Veränderungen,

als Menschen wie auch als Arbeitnehmer, ebenso direkt betroffen.

Darüber hinaus „führen“ sie andere Menschen, d.h. sie müssen mit ihnen konstruktiv

umgehen, sie motivieren und unterstützen, ihre Ängste erkennen und ihre

Fähigkeiten unterstützen, damit alle ihren bestmöglichen Beitrag zum Erreichen des

Unternehmensziels beisteuern können.

Kurz: Die Rede ist von sog. Schlüsselqualifikationen, wie Führungs- und

Handlungskompetenz, Sozialkompetenz, Methoden- und Innovationskompetenz,

usw. (die Palette ist groß), die eine moderne Führungskraft mit sich bringen muss.

Es gibt keine „einfachen Rezepte“, wie man sich diese Schlüsselqualifikationen am

Besten aneignet, aber mit Hilfe der Philosophie bzw. durch Auseinandersetzen mit

philosophischen Gedankengut lassen sich Erkenntnisse und Einsichten über die

Grundlagen menschlichen Handelns gewinnen und wie sich dauerhafter Erfolg

daraus ableiten lässt. Philosophie als geistige Auseinandersetzung fördert genau

5 Vgl.: Morris,Tom, Aristoteles auf dem Chefsessel, Was Manager von Philosophen lernen können, Landsberg/Lech, S. 9ff

diese Schlüsselqualifikationen. So kann man seinen Horizont erweitern, sich

Orientierungswissen aneignen und sich gelassener auf all die Veränderungen

einlassen.

Schließlich darf man nicht vergessen, dass die eigentliche Grundlage dauerhafter

Spitzenleistung im Unternehmen immer die Menschen sind, die die Arbeit tun.

Deshalb ist es gar nicht so weit hergeholt, sich auf zutiefst menschliche Aspekte

(Glück, Sinn, Erfüllung), auch am Arbeitsplatz, zu konzentrieren. Ansonsten wird

keine noch so schön formulierte Management-Strategie den gewünschten Erfolg

bringen.

Die Philosophie hat uns also ein großes Portfolio an intellektuellem Kapital, an

Lebensweisheiten und Sinnsprüchen hinterlassen, das von jedem Manager

gewinnbringend in seinem Unternehmen investiert werden kann.6

„Man könnte sagen, dass Völker, deren Gesetze von Philosophen gemacht werden, immer wohlhabend sind.“ Aristoteles

Zum Aufbau der Arbeit:In Kapitel 2 folgt ein kurzer Überblick über die verschiedenen Teilbereiche der

Philosophie und die geschichtliche Entwicklung, um umständliche Erklärungen

während des Textes zu vermeiden.

Kapitel 3+4 erläutern philosophische Erkenntnisse über das Leben und die Weisheit.

In Kapitel 5 soll der Praxisbezug zum Unternehmen genauer erklärt werden und

Kapitel 6 fasst die wichtigsten Erkenntnisse nochmals zusammen.

Unterstützt werden die Aussagen dabei durch ausgewählte Zitate und Sinnsprüche

von großen Philosophen und Denkern.

Da alle Zitate ausschließlich aus Morris, Tom: Aristoteles auf dem Chefsessel und

www.Sinnsprueche.de stammen, habe ich mir die Freiheit genommen, nicht jedes

Zitat mit einer Fußnote zu versehen. Sollte eines nicht aus einer dieser Quellen

stammen, habe ich dies gekennzeichnet.

6 Vgl.: Morris, Tom, S. 13ff

2. Kurzer Überblick über die Geschichte und die verschiedenen Teilbereiche der Philosophie

Antike• Vorsokratiker Pythagoras, Heraklit, Eleaten, Pluralisten, Atomisten, Sophisten

• Klassische griechische Philosophie Sokrates, Platon, Aristoteles

• Hellenistische und römische Philosophie

Epikureismus, Stoizismus, Skeptizismus, Neuplatonismus, Boethius

Philosophie des Mittelalters Augustinus

• Scholastik Anselm von Canterburry, Roger Bacon, Thomas von Aquin, Wilhelm von Ockham,

Mystik

Philosophie der Neuzeit• Humanismus• Mechanismus und Materialimus Galileo Galilei, Francis Bacon

• Rationalismus René Descartes, Thomas Hobbes, Baruch Spinoza, Gottfried Willhelm leibniz

• Britischer Empirismus John Locke, George Berkeley, David Hume

Philosophie der Neuzeit• Französische Aufklärung Voltaire, Jean-Jacques Rousseau,

• Deutscher Idealismus Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Georg Wilhelm Friedrich Hegel

• Marxismus• Existenzphilosophie• Lebensphilosophie Evolutionismus, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Positivismus,

Utilitarismus, Pragmatismus

Philosophie des 20. Jahrhunderts• Neomarxismus• Phänomenologie• Existenzialanalyse• Existenzialismus

Jean- Paul Sartre, Albert Camus, Karl Jaspers

• Hermeneutik• Analytische Philosophie und Sprachphilosophie

Linguistic Turn, Logischer Empirismus, Ordinary Language Philosophy

• Wissenschaftstheorie Kritischer Rationalismus, Thomas S. Kuhn, Paul Feierabend

• Strukturalismus und Poststrukturalismus Ferdinand de Saussure, Claude Lévi-Strauss, Michel Foucault, Umberto Eco7

Die verschiedenen Teilbereiche der Philosophie

Erkenntnistheorie Erkenntnis: Was können wir wissen? Wann ist eine Aussage wahr? Wie kommt

Erkenntnis zustande?

Logik Die Form des Denkens: Wann ist ein Gedankengang wahr? Wie lässt sich die

Struktur des Denkens beschreiben?

7 Vgl.: Microsoft Encarta, Abendländische Philosophie, 1993-2002, Microsoft Corporation

Metaphysik Das Übernatürliche: Was steckt hinter den sichtbaren Erscheinungen dieser

Welt? Gibt es Gott, Freiheit, Unsterblichkeit?

Ethik Das moralisch gute Handeln: Wie sollen wir handeln? Wie können wir gerecht

zusammenleben? Lässt sich ein allgemeingültiges Moralprinzip begründen?

Anthropologie Der Mensch: Was ist der Mensch? Was unterscheidet ihn vom Tier?

Ästhetik Das Schöne/ Die Kunst: Was ist schön und geschmackvoll? Was ist schön?

Praktische Philosophie Das gute Leben/ Das was sein soll: Worin besteht Glück? Wie lässt es sich

erreichen? Was ist der Sinn des Lebens?

Theoretische Philosophie Das „Sein“/ Das was ist: Wie lassen sich der Mensch, das Leben, die Welt

erklären?8

8 Vgl.: Egger, Richard, S. 23f

3. Der Manager und das Leben

Bevor ich zeigen werde, wie Erkenntnisse aus der Philosophie sinnvoll in den

Unternehmensalltag integriert werden können, ist es von grosser Bedeutung, zuerst

einige Einsichten über das Leben an sich zu gewinnen.

Denn jeder Mensch hat eine subjektive Vorstellung vom ( „Guten“ ) Leben, geprägt

durch sein familiäres, gesellschaftliches und kulturelles Umfeld und wenn man

andere Menschen zu Spitzenleistung motivieren will, muss genau das respektiert

werden.

Man muss die inneren Beweggründe kennen, die der Mensch zur

Handlungsgrundlage in seinem Leben macht und sich dabei vor allem mit seiner

eigenen Lebensweise auseinander setzen.

„Es hat keinen Sinn, vom Interesse der Gemeinschaft zu sprechen, ohne zu wissen, was das Interesse des Individuums ist.“ Jeremy Bentham

3.1 Der Sinn des Lebens und das Streben nach Glück

„Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen“Epikur

Um eine sichere Grundlage für die Arbeitszufriedenheit und dauerhafte

Spitzenleistung im Unternehmen zu schaffen, um die Arbeit mit „Sinn“ zu erfüllen, ist

es von ungeheuerer Wichtigkeit, dass man etwas sehr Zentrales über den Sinn des

Lebens versteht – eine Einsicht, die zur Grundlage unserer Handlungen und zum

Maßstab unserer Entscheidungen herangezogen werden kann.

So lassen sich nicht nur Lebensfragen beantworten, sondern es lassen sich

Einsichten damit gewinnen, die in jedem Unternehmen direkt, effizient und damit

schließlich auch gewinnbringend angewendet werden können. Denn wer den Sinn

seiner Handlungen nicht versteht, kann diese auch nicht effektiv planen.9

Wir alle beschäftigen uns ( oder haben es zumindest schon ) mit der Frage nach dem

Sinn im Leben bzw. was ihn denn letzten Endes ausmacht. Doch die Frage so zu

stellen, ist nicht ganz korrekt, denn damit wird automatisch unterstellt, dass es einen

Sinn gibt und dieser nur noch entdeckt werden müsste. Die eigentliche Frage muss

lauten, ob es überhaupt einen Sinn im Leben gibt.

„Ob es im Leben Sinn gibt, ist die wichtigste aller Fragen.“ Albert Camus

9 Vgl.: Morris, Tom, S.116ff

In der Geschichte der Philosophie haben sich drei grundlegende Antworten auf diese

Frage herauskristallisiert, die ich im Folgenden kurz erläutern möchte:

Der Nihilismus:Es gibt keinen Sinn im Leben!

Letztendlich ist alles absurd und endet im Nichts.

Diese sehr radikale und erschreckende Sichtweise über das Leben dominierte

besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und einer der wichtigsten

Vertreter dieser Ansicht war der berühmte britische Philosoph Bertrand Russel.

Jedoch konnte sich diese Theorie nicht sehr lange durchsetzen, denn von einem

praktischen Standpunkt aus betrachtet, ist es schlicht unmöglich, ein Leben als

Nihilist zu führen. Irgendwann behandelt auch der überzeugteste Nihilist eine Sache

im Leben so, als habe sie mehr Wert als eine andere und damit wäre die

Argumentationskette für die Schlussfolgerung des Nihilismus zweifelsfrei

unterbrochen.

Der Relativismus:Sinn im Leben gibt es nur, wenn man ihm einen verleiht.

Unsere Gedanken und Handlungen erhalten einen Zweck, wenn wir uns mit Dingen

umgeben, die uns erfreuen und dieser Zweck ist ausreichend, um die Dinge mit

Bedeutung, also mit Sinn zu erfüllen.

Davon ausgehend hängt Sinn also von dem ab, was wir denken und besonders von

dem, was wir tun. Ein zielgerichtetes Leben ist nach Meinung der Relativisten ein

sinnvolles Leben.

Sowohl im Geschäftsleben, als auch im Alltag verleihen wir unserem Leben also

Sinn, indem wir ihm eine Richtung geben.

„Es gibt keine Bedeutung im Leben, abgesehen von derjenigen, die der Mensch ihm durch die Entfaltung seiner Kräfte, durch sein schöpferisches Leben gibt.“ Erich Fromm

Aber auch der Relativismus stößt irgendwann auf seine Grenzen:

Man kann Dingen folglich nur Sinn verleihen, wenn man auch Einfluss auf sie hat. Da

sich aber die meisten prägenden Elemente im Leben unserer Kontrolle entziehen

( Geburt, Tod, Kultur und Zeit, Familie, etc.), so sind wir alleine auch nicht in der

Lage, unser ganzes Leben von Anfang bis Ende mit wirklichem Sinn zu erfüllen.

Diese Erkenntnis führt automatisch zur dritten Antwort auf die Frage nach dem Sinn:

Der Absolutismus: Dem Leben wohnt ein von uns unabhängiger , objektiver und absoluter Sinn inne,

der uns als Grundlage und Leitbild unserer Handlungen und Gedanken dienen kann.

Auch als „Werteabsolutismus“ bezeichnet, werden hier objektive Regeln für

Sinnhaftigkeit festgelegt und wer sein Leben nach diesen Regeln gestaltet, führt ein

sinnvolles Leben und umgekehrt.

Genau das ist auch das Prinzip aller Weltreligionen: Der letzte absolute Wert ist der

allmächtige Gott, der allem Leben einen umfassenden Sinn verleiht.

Doch auch hier lässt sich begründete Kritik nicht vermeiden:

Wenn man nach präzisen Aussagen sucht, was denn nun genau diese Werte sind,

wird man schnell enttäuscht.

Denn was ist beispielsweise für einen Atheisten dieser absolute Wert? Mit Sicherheit

nicht Gott!10

„Auf meiner Suche nach Antworten auf die Frage des Lebens fühlte ich mich genauso wie ein Mann, der sich in einem Wald verirrt hat.“ Tolstoi

Um nun zu einer absoluten Antwort zu kommen, muss die Aussage des

Absolutismus noch von einer anderen Seite betrachtet werden:

„Werte“ spielen in unserem Leben eine ganz entscheidende Rolle für unser Denken,

Urteilen und besonders für unser Handeln. Denn jeder Mensch hat Werte, ob er sich

dessen bewusst ist oder nicht, ob er will oder nicht und ob er darüber nachdenkt oder

nicht.

Doch was genau ist ein Wert? Hier eine kleine Definition:

„Ein Wert ist die akzeptierte und verinnerlichte Vorstellung von etwas, das

gewünscht, erstrebt, anerkannt oder verehrt wird.“11

Diese Definition schließt gleichzeitig die Tatsache mit ein, dass es so etwas wie eine

„Wertehierarchie“ geben muss, die jeder Mensch in sich trägt, da es immer eine

Sache gibt, die man mehr erstrebt als eine andere, also es auch einen Wert bzw.

Werte gibt, die einem mehr „wert“ sind als andere.

Und daraus lässt sich auch die Antwort nach dem Sinn im Leben ableiten, nämlich

aus einer guten Mischung von Relativismus und Absolutismus:

10 Vgl.: Morris, Tom, S. 120ff11 Aus: Egger, Richard, S. 49

„ Der Sinn des Lebens wird sichtbar, wenn ich mir die Werte bewusst mache, um

derentwillen ich lebe. Diese Werte kommen dann zum Vorschein, wenn ich frage, auf

was ich nicht verzichten will.“12

Der Sinn des Lebens meint also etwas so Wertvolles, um dessentwillen man lebt.

Das bleibt natürlich letztendlich jedem selbst überlassen, denn jeder hat eine

individuelle Vorstellung seiner Wertehierarchie und diese kann und wird sich im

Laufe eines Lebens auch verändern.

Aber gibt es nicht etwas, das alle Menschen als wertvoll erachten, nachdem alle

streben? Einen Wert, der über allen anderen steht?

Ich behaupte: Ja! Und zwar das Glück.

„Alle Menschen suchen nach dem Glück. Dies gilt ohne jede Ausnahme. Welche Mittel auch immer sie einsetzen, alles dient diesem Ziel. Der Grund, warum der eine in den Krieg zieht und der andere ihn scheut, ist bei beiden derselbe Wunsch, nur mit anderen Mitteln verfolgt.“ Blaise Pascal

Diese Erkenntnis findet man schon bei Aristoteles und ist von vielen anderen

Philosophen wiederholt worden. Letztendlich sucht der Mensch in seinem Leben nur

nach einem: dem Glück. Das ist das Streben, das alle Menschen vereint und das

allen Handlungen zugrunde liegt.13

Doch worin genau besteht Glück? Hat man das verstanden, kann man auch

erkennen, worauf andere Menschen in ihrem Leben und auch besonders in ihrer

Arbeit wirklich wert legen und was sie motiviert und somit die Grundlage für

dauerhafte Spitzenleistung im Unternehmen schaffen.

In der philosophischen Tradition haben sich drei Definitionen von Glück

herausgebildet:

1. Glück als Lust und Vergnügen

2. Glück als tiefe innere Zufriedenheit

12 Aus: Ebd., S. 5313 Vgl.: Weimer, Alois/ Wolfram, Mit Platon zum Profit, Ein Philosophie Lesebuch für Manager, 3. Auflage, F.a.M. 1995, S. 69ff

3. Glück als Teilnahme an etwas Erfüllendem14

Doch was ist nun das wahre Glück?

„Glück ist kein Zustand, den man erreicht, sondern eine Form des Reisens“ Margaret Lee Runbeck

Eines ist auf jeden Fall sicher: Das Glück als Zufriedenheit (mit seinem Leben) hat

Vorrang gegenüber dem rauschhaften Glück des Vergnügens. Denn Letzteres

empfinden wir nur für den Augenblick, es geht so schnell, wie es gekommen ist.

Aber es ist weder nur das Eine noch das Andere, obwohl Glück mit beidem sehr wohl

zusammenhängen kann. Bleibt nur noch das Glück als Teilnahme an etwas

Erfüllendem.

Doch wann empfinden wir etwas als „erfüllend“? Die nahe liegenste Antwort ist, wenn

wir etwas als sinnvoll empfinden.

Also wenn wir in unserem Leben, unserer Arbeit und unseren Handlungen Sinn

erleben, stellt sich Glück als emotionale Begleiterscheinung ein. Und damit hängt die

Glücksfrage direkt mit der Sinnfrage zusammen.

Aber wie Aristoteles und Platon einst schon sagten:

„Glück ist Selbstgenügsamkeit.“ Aristoteles

Wer nur das Glück vor Augen hat, verliert aus den Augen, was wirklich Sinn machen

könnte.

„Ist der Mensch mäßig und genügsam, so ist auch das Alter keine schwere Last, ist er es nicht, so ist auch die Jugend voller Beschwerden.“ Platon

3.2 Sein Leben „richtig“ gestalten

14 Vgl., Morris, Tom, S. 27ff

Blaise Pascal brachte in Kapitel 3.1 zitierten Sprichwort auch schon zum Ausdruck,

worauf ich als Nächstes zu sprechen kommen wollte: Egal mit welchen Motiven bzw.

Mitteln die Menschen zeitweise ihre Pläne und Ziele verwirklichen, es geht letztlich

immer ums glücklich sein. Und Glück empfindet man, wenn etwas erfüllend, also

sinnvoll ist.

Diese Erkenntnis schließt die Tatsache ein, dass der Mensch immer ein Ziel, eine

Aufgabe braucht, wonach er sein Leben „sinnvoll“ gestaltet. Das heißt nicht

automatisch, dass er auch immer eines hat, viel zu oft verliert der Mensch sein Ziel

aus den Augen. Es heißt nur, dass alle Menschen das Bedürfnis danach haben. Die

Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit sind hierfür das beste Beispiel.15

„Wir gehen nicht zur Arbeit, nur um Geld zu verdienen, sondern um einen Sinn in unserem Leben zu finden. Was wir tun, macht einen großen Teil dessen aus, was wir sind.“ Alan Ryan

Also auch oder besser gerade am Arbeitsplatz braucht der Mensch eine Aufgabe, die

ihn erfüllt. Und gerade als Führungskraft ist es wichtig, das zu erkennen und auch

anzunehmen. Man sollte bzw. muss seinen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, Sinn

und damit Erfüllung am Arbeitsplatz zu finden und somit sowohl zum Glück des

Individuums, als auch zum Glück Aller beitragen.

Wann und unter welchen Umständen genau Arbeit als „erfüllend“ bezeichnet werden

kann, darauf werde ich im letzten Kapitel meiner Arbeit noch detaillierter eingehen.

„Arbeit ist der Arzt der Natur und unabdingbare Voraussetzung für das menschliche Glück.“ Galen

Der Mensch gestaltet also sein Leben. Und zwar tut er dies nach dem Prinzip von

Mittel und Zweck.

„Mittel ist, was man um eines Zweckes (z.B. das Glück) willen einsetzt; Zweck ist, um

dessentwillen das Mittel (z.B. erfüllende Arbeit) eingesetzt wird.“16

Weiter oben war davon die Rede, dass der Sinn des Lebens auch immer etwas mit

den Werten zu tun hat, die sich die Menschen setzen. Menschen wollen sich

15 Vgl., Morris, Tom, S. 257ff16 Aus: Egger, Richard, S. 42

demnach in ihren Werten bestätigt fühlen, sie wollen sie in jedem Bereich ihres

Lebens wieder finden, um eben Erfüllung und Sinn zu finden.

Daraus ergeben sich direkt einige Konsequenzen für unser Denken und Handeln:

„Unser Wertesystem und unsere Weltsicht sollten, so scheint mir, ebenso teil unseres Arbeitslebens sein wie sie teil unseres Lebens in unseren Familien, Kirchen und unseren sonstigen Aktivitäten und Gruppen sind.“ Max DePree

Damit ist eigentlich schon das Wesentliche gesagt; die Aufforderung zu moralischem

und ethischem Handeln nicht nur im Privatleben, sondern auch gerade im

Wirtschaftsleben, wo Machtmissbrauch und Korruption heutzutage leider an der

Tagesordnung stehen.

Zu jeder Zeit moralisch korrekte Entscheidungen zu treffen, ist unter dem Druck

unserer Umgebung nicht immer ganz leicht. Dennoch gibt es einige einfache

moralische „Regeln“ aus jahrtausendealten Erkenntnissen und Lehren, die in vielen

Situationen moralische Orientierung geben können.

„Die eigene Tücke und das eigene Grauen quält einen jeden am meisten; das eigene Verbrechen verfolgt ihn und schlägt ihn mit Wahnsinn“ Cicero

Die wohl bekannteste und in jeder großen Kultur anerkannte moralische Regel, die

jemals aufgestellt wurde, ist die „Goldene Regel“:

„Behandle andere so, wie du selbst gerne behandelt werden willst.“

Diese Regel schließt ein, dass man sich in andere Menschen „einfühlen“ muss, sich

vorstellt, wie man sich anstelle des Anderen mit all seinen Wünschen, Interessen und

Werten fühlen würde. Unabdingbar dafür ist ein ehrliches Interesse an seinen

Mitmenschen und Kommunikationsbereitschaft.

Auch Immanuel Kant (1724-1804) hat eine klassische Formulierung für das

Grundprinzip der Moral gefunden, den sog. Kategorischen Imperativ:

„Handle so, dass du zugleich wollen kannst, dass deine Handlungsregel zum obersten Gesetz wird“

Kant hat den Kategorischen Imperativ auch noch auf eine zweite Art formuliert:

„Behandle einen anderen Menschen immer als Zweck, nie als bloßes Mittel!“

Im Klartext: Man muss den Menschen in seiner Umgebung dieselben menschlichen

Rechte zugestehen wie sich selber. Denn alle Handlungsmaximen, die dem

Kategorischen Imperativ widersprechen, verletzen auch die Fairness. Und schließlich

sind moralische Geschäfte bzw. Geschäftsbeziehungen langfristig gesehen, immer

noch die besten.17

Aktuelle Wert- und Moralvorstellungen sollten sich deshalb unbedingt in jeder

Unternehmenspolitik, -Kultur und im Führungsstil widerspiegeln, um so die

bestmöglichen Rahmenbedingungen – nicht nur für die Mitglieder des Unternehmens

– sondern eben auch für Höchstleistung auf allen Ebenen zu schaffen.18

Zum Schluss die goldene Regel noch einmal etwas schöner formuliert:

„Wer die Menschen so behandelt, wie sie sind, der macht sie damit schlechter. Wer aber die Menschen so behandelt, wie sie sein könnten, der macht sie damit besser.“ Johann Wolfgang von Goethe

17 Vgl.: Morris, Tom, S. 191ff18 Vgl.: Greiner, Albert, J., Unternehmensführung: Management in der Praxis, München, 1978, S. 29ff

4. Der Manager und die Weisheit

„Ohne natürliche Einsicht sind Regeln und Richtlinien wertlos.“ Quintilian

Um wirklich Nutzen aus diesen Einsichten zu ziehen, sind jedoch nicht nur Regeln

notwendig, sondern es braucht ein fundamentales Verständnis von Ethik und Moral.

In der heutigen Zeit ist es, wie gesagt, nicht immer einfach moralische

Entscheidungen zu treffen und in ethischem Sinn richtig zu handeln. Zu sehr ist man

oftmals äußeren Einflüssen unterlegen und neigt, gerade in der Wirtschaft, zu

Korruption, Machtmissbrauch und nicht wirklich moralischem Handeln. Aktuelle

Beispiele aus der Wirtschaft zeigen das immer wieder und wie sehr dies auch dem

Image eines Unternehmens schaden kann. Man denke nur daran, was passiert (ist),

wenn Manager in Spenden- oder Schmiergeldaffären o.ä. verwickelt sind, wenn

herauskommt, dass ein Unternehmen durch Ausbeutung – sei es von Kindern oder

billigen Arbeitskräften – seinen Gewinn maximieren will, usw. Ich denke worauf ich

hinaus will, ist klar.

Nach Aristoteles braucht man genau zwei Qualitäten, um zu diesem fundamentalen

Verständnis zu gelangen: Weisheit und Tugend.19

„Weisheit und Tugend sind wie die beiden Räder eines Karrens.“ Japanisches Sprichwort

Im folgenden Kapitel soll nun erläutert werden, was Weisheit ist, wie Tugend ins

Spiel kommt, wie beides einem Manager von Nutzen sein kann und wie man auf der

Suche nach Weisheit diesem „Ideal“ ziemlich nahe kommen kann. Auf Letzteres

schon einmal eine kurze Antwort vorneweg: Durch Philosophie. Denn sie ist ja

wörtlich die „Liebe zur Weisheit“. 20

„Philosophie; die Liebe zur Weisheit ist im tiefsten Grunde die Abwehr des Unbegreiflichen.“ Oswald Sprengler

4.1 Weisheit: Wissen und Erkenntnis

„Es gibt vielmehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Weisheit träumen lässt.“ William Shakespeare

Woran ist Weisheit zu erkennen bzw. wie könnte man sie definieren?

Vielleicht so:

Zunächst beruht Weisheit auf einem tieferem Wissen, sie ist „tiefe“ Lebenseinsicht

und Erkenntnis des Richtigen.

„ Eines ist nur der Weise, sich auf den Gedanken zu verstehen, welcher alles auf alle Weise zu steuern weiß.“ Heraklit

19 Vgl.: Morris, Tom, S. 197f20 Vgl.: Egger, Richard, S. 111f

„Die Weisheit des Weisen ist sein außergewöhnliches Maß an gesundem Menschenverstand.“ Dean W. R. Inge

Weisheit aber nur mit Wissen in Verbindung zu setzen ist ein großer, leider häufig

gemachter Fehler. Es muss sich in der Praxis auswirken. Nicht nur das Wesentliche

verstehen, sondern es auch leben und danach handeln.

„Kenntnisse bloß zu sammeln ist genauso schlecht, wie Geld zu horten. Auch Wissen will umgesetzt sein.“ Robert Lee Frost

„Der Weise weiß nicht nur das, was aus den obersten Ausgangssätzen abgeleitet wird; er hat auch von diesen obersten Sätzen ein sicheres Wissen. So dürfen wir denn in der philosophischen Weisheit eine Verbindung von intuitiven Verstand und diskursiver Erkenntnis erblicken. Sie ist die Wissenschaft von den erhabensten Seinsformen. Sie ist Wissenschaft sozusagen in Vollendung.“ Aristoteles21

Rupert Lay, ein renommierter (Moral-) Philosoph und Managementlehrer formulierte

seine Definition von Weisheit etwas wissenschaftlicher, aber bringt damit die Sache

genau auf den Punkt und gibt gleichzeitig einige Rahmenbedingungen für die Bildung

von Weisheit an:

„ Weisheit bezeichnet:

- ein Expertenwissen

- auf dem Gebiet der fundamentalen Pragmatik des Lebens,

- das zu besonders ausgewogenen Urteilen und fundierten Ratschlägen bei

schwierigen Lebensproblemen befähigt,

- die gleichzeitig mit einem hohen Grad an Ungewissheit verbunden sind.“22

Er weist auch darauf hin, dass Weisheit zu einem Teil aus dem „Menschheitswissen“,

das in tausenden von Jahren als (Über-) Lebenswissen errungen wurde und zu

einem anderen Teil aus dem persönlichen Erfahrungswissen stammt. Und dieses

Erfahrungswissen gründet, wie er sagt, in angeborenen oder erworbenen

charakterlichen Merkmalen. Dabei unterscheidet er vier Bedingungskomplexe, die für

die Ausbildung von Weisheit notwendig oder zumindest von Nutzen sind:

21 Vgl.: Egger, Richard, S. 110ff22 Aus: Lay, Rupert, Weisheit für Unweise, Düsseldorf, 1998, S. 55

- Bedingungen der Erkenntnis

- Psychologische Bedingungen

- Soziale Bedingungen

- Sittliche Bedingungen23

„Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz.“ Laotse

Den Bedingungen der Erkenntnis möchte ich mich an dieser Stelle kurz etwas näher

widmen. Sie setzen sich zusammen aus folgenden Fähigkeiten:

- Die Fähigkeit und Bereitschaft, im Erkennen fortzuschreiten und Erkenntnis zu

erweitern

- Wissen um Informationsursachen

- Wissen um die Tücken der Containermetapher ( damit gemeint sind die

Tücken der menschlichen Kommunikation bzw. Ausdrucksweise )

- Unterscheidung des Veränderbaren vom Unveränderbaren

- Denken in Alternativen24

Zu den anderen Bedingungen werde ich im nächsten Abschnitt noch einmal kurz zu

sprechen kommen.

Wie man sieht, ist es ein weiter Weg bis zur Weisheit. Da Weisheit aber

lebenslanges Lernen voraussetzt, kann sie eigentlich nie erreicht werden. Denn

jeden Tag kommt neues Wissen hinzu, altes ändert sich oder wird auch ganz

verworfen.

Fakt ist, das man nach Weisheit letztlich nur streben, sie suchen und ihr vielleicht

nahe kommen kann.

„Der Weise lebt in der Einfalt und ist ein Beispiel für viele. Er will nicht selber scheinen, darum wird er erleuchtet.“ Laotse

„Was ist der Unterschied zwischen Glück und Weisheit? Wer glaubt glücklich zu sein, der ist es wirklich. Wer glaubt, weise zu sein, der ist der größte Narr.“ Jüdisches Sprichwort

23 Vgl.: Ebd., S. 6324 Vgl.: Ebd., S. 64-80

4.2 Weisheit: Tugend und Gelassenheit

Unser Charakter kann als das Maß an Weisheit und Tugend, das einer Person zu

eigen ist, bezeichnet werden. Deshalb sollte man im Kontext von Weisheit die

Tugend auf keinen Fall vergessen, da beides eng miteinander verbunden ist.25

„Wenn ein großer Mann die Tugenden ablegt, wie kann er dann den Erartungen an seinen großen Namen entsprechen?“ Konfuzius

Tugenden sind nicht nur auf der Suche nach Weisheit ein bedeutender Meilenstein,

sie bilden auch Grundlage für ethisches und moralisches Handeln und damit auch für

eine gute Zusammenarbeit im Unternehmen. Da die Liste aller Tugenden ziemlich

umfassend ist, werde ich an dieser Stelle nur einige ausgewählte nennen:

Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Freundlichkeit, Klugheit, Mäßigkeit, Güte,

Ausgeglichenheit, Vertrauens- und Liebenswürdigkeit, Zuverlässigkeit, Integrität,

u.v.m.

Wie gesagt, es gibt selbstverständlich noch viele weitere Tugenden bzw. positive

Charaktereigenschaften, die man geläufig als Tugenden bezeichnet. Sie alle fördern

die soziale Harmonie und die geistige Gesundheit und tragen somit auch zu

Qualitäten bei, die genauso zu dauerhaftem Glück wie auch zu beständigem Erfolg

befähigen.

Um nochmals auf Rupert Lay zurückzukommen: Hier ist zwar nicht die Rede von

Tugenden, sondern von Bedingungen, die zur Weisheit disponieren. Im vorherigen

Abschnitt wurden die Bedingungen der Erkenntnis schon vorgestellt, nun sollen die

anderen drei Kategorien kurz aufgelistet werden:

Psychische Bedingungen:

- Orientierung, Integration, Zentrierung

- Gelassenheit und Ruhe

- Ich-Kompetenz

25 Vgl.: Morris, Tom; S. 198

- Trauern können

- Orientierung im Chaos

- Empathie

- Personale Toleranz

- Authentizität

Soziale Bedingungen (Begabungen):

- Soziale Intelligenz

- Menschenliebe

- Andere und anderes ernst nehmen

- Konfliktfähigkeit

- Kommunikationsfähigkeit

- Motivationsfähigkeit

Sittliche Bedingungen:

- Sittliches Gewissen

- Meinungstoleranz

- Klugheit26

Wie man sieht, finden sich in dieser Liste eine ganze Menge von den Tugenden

wieder, wenn auch etwas wissenschaftlicher formuliert. Von einer Führungskraft

werden diese Fähigkeiten heutzutage zum größten Teil erwartet bzw. sie sollte so

viele dieser Eigenschaften, wie möglich, in sich vereinen. Deshalb lohnt es sich

immer, gerade für Manager, nach Weisheit zu streben, denn man strebt damit

gleichzeitig nach Tugend. Und Weisheit und Tugend führen zu unternehmerischer

Stärke.

„Wahre Tugend besteht im Grunde aus einem Wohlwollen gegenüber dem Sein im allgemeinen. Oder, exakter ausgedrückt, sie ist Einwilligung, Neigung und Vereinigung des Herzens mit dem Sein im allgemeinen, die unmittelbar in einem allgemeinen guten Willen ausgeübt wird.“ Jonathan Edwards

Zum Schluß dieses Kapitels noch eine sehr schöne Formulierung, die auf die Zeit der

Stoa, eine antike Philosophenschule, zurückgeht. Die Stoiker befassten sich intensiv

26 Vgl.: Lay, Rupert, S. 80-116

mit dem Thema Weisheit und waren danach bestrebt, mit sich und der Welt in

Übereinstimmung zu leben, durch Selbstbeherrschung und vor allem Gelassenheit:27

„Ich wünsche mir die Kraft, die Dinge zu verändern, die ich ändern kann- und die Gelassenheit, die Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann- und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“ Seneca

Weisheit besteht also nicht nur aus reinem Wissen und der Erkenntnis des Richtigen,

sie beruht außerdem auf einer tiefen inneren Ruhe und Gelassenheit sich selbst und

der Welt gegenüber.

5. Der Manager und das Unternehmen

„Management ist die Kunst, Talente richtig einzusetzen.“ Robert Strange McNamara

Wie lassen sich nun die Erkenntnisse der vorherigen beiden Kapitel in die harte

Realität des Wirtschafts- bzw. Unternehmensalltags sinnvoll, effektiv und effizient

integrieren? Ist dies überhaupt möglich oder sollte man sich als Manager nicht doch

besser an die altbewährten Führungsprinzipien und – Strategien halten? Letzteres

bleibt natürlich jeder Führungskraft selbst überlassen. Aber der Wandel der

Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik, der Werte und Einstellungen der Menschheit

in den letzten Jahrzehnten und vor allem die aktuelle wirtschaftlich Lage vieler

Unternehmen lassen schon eher darauf schließen, dass es mit veralteten Methoden

nicht mehr weitergeht. Unternehmen müssen auf die veränderten äußeren

Rahmenbedingungen ihrerseits mit Veränderung reagieren, um dem

Wettbewerbsdruck langfristig standhalten zu können.

27 Vgl.: Egger, Richard, S. 116f

„Ein Volk, so scheint es, ist immer eine bestimmte Zeit lang fortschrittlich und dann nicht mehr. Wann hört es auf fortschrittlich zu sein? Wenn es aufhört, Individualität zu besitzen.“ John Stuart Mill

„Die Menschheit ist in einem solchen Maße zu einer großen Familie geworden, daß wir für unser eigenes Wohlergehen nicht mehr garantieren können, außer wir garantieren für das aller anderen auch. Wer für sich selbst glücklich sein will, muss, ob er nun will oder nicht, auch für das Glück der anderen sorgen.“ Bertrand Russel

Auch die modernen Managementtheorien gehen diesem Trend immer mehr nach,

man hat erkannt, dass der Mensch die wichtigste Ressource im Unternehmen ist und

dementsprechend gefördert werden muss. Aber jede noch so gut gemeinte

Managementstrategie bringt auf Dauer nur wenig Erfolg, wenn die fundamentalen

Einsichten dafür fehlen. Deswegen lohnt es sich allemal, die Erkenntnisse der

Philosophie auch auf das Wirtschaftsleben und die dazugehörigen Aktivitäten zu

beziehen.

5.1 Der richtige Umgang mit Macht und Autorität

„Unzählige Menschen haben Völker und Städte beherrscht, ganz wenige nur sich selber.“ Seneca

In unserer heutigen Zeit spielen menschliche Werte neben rein monetären

Gesichtspunkten jedoch (leider) immer noch eine eher untergeordnete Rolle. In den

meisten Unternehmen beschränkt sich Denken auf eindimensionales,

gewinnorientiertes Denken. Es geht darum, Gewinnspannen zu vergrößern, Profite

zu steigern und einen sicheren Platz auf dem Markt zu halten bzw. diese Position

noch weiter auszubauen. Die Folge dieser ganzen Entwicklung ist, dass sich dieses

Denken auch in unserer Gesellschaft widerspiegelt.

„Der Mensch will das Beste für sich selbst, koste es die Welt, was es wolle.“ Robert Browning

Die Menschen neigen nur allzu oft zu egozentrischen Denken und Handeln,

besonders wenn sie einmal in den Genuss der Macht gekommen sind, den der Beruf

einer Führungskraft mit sich bringen kann. Und das übt sich besonders negativ auf

den Umgang miteinander aus, sei es im Privatleben wie im Wirtschaftsleben.28

„Es ist immer so, dass wir, getrieben von einer Geisteshaltung, die nicht anzudauern bestimmt ist, unsere unwiderruflichen Entscheidungen fällen.“ Marcel Proust

„Autorität wird nur dann nicht angezweifelt, wenn sie sich auf fachliche Leistung und untadelige menschliche Haltung gründet.“ Gustav Heinemann

Die meisten Manager denken, sie alleine hätten die Fäden in der Hand, alles muss

nach ihren Vorstellungen passieren, am besten sofort und ja keine Widerworte.

Mitarbeiter sind nur Mittel zum Zweck, nämlich das Unternehmensziel, mit dem sich

natürlich auch keiner außer der obersten Leitung identifizieren kann, zu erreichen.

Wozu auch? Hauptsache die Arbeiter erledigen ihre Arbeit.29

Vergessen dabei wird allerdings immer, dass ein solches Verhalten genau das

Gegenteil von dem bewirkt, was eigentlich erreicht werden will. Ein solcher Chef wird

nicht geachtet, sondern gefürchtet. Das hemmt Arbeitsmoral und Motivation der

Mitarbeiter und schadet jedem Unternehmen auf Dauer nur.

Mit den Erkenntnissen aus der Philosophie kann ein Führungsstil entwickelt werden,

der den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ihn als Ganzen mit all seinen

( veränderten) Bedürfnissen wahrnimmt und somit die Grundvoraussetzung für ein

gutes Unternehmensklima und Höchstleistung jedes Mitglieds bildet.

„Wenn ein Manager sich nicht selbst führen kann, macht ihn keine Fähigkeit, Fertigkeit, Erfahrung und kein Wissen zu einem leistungsfähigen Manager.“Peter F. Drucker

Hier ein paar Stichpunkte, wie ein im philosophischen Sinne guter Führungsstil

aussehen könnte:

28 Vgl.: Weimer, Alois/Wolfram, S. 151ff29 Vgl.: Weimer, Alois/Wolfram, S.41ff

- Ethik und Moral unbedingt mit einbeziehen

- Auf einem positiven Menschenbild aufbauen

- Kunden- und Mitarbeiterinteressen als oberstes Ziel

- Permanente Weiterbildung, bzgl. Kunden-/Mitarbeiterinteressen, aktuelle

Marktlage, etc. ( „Liebe zur Weisheit“!)

- Mitarbeiter nie als Mittel, sondern als Zwecke betrachten30

Aus Kants Kategorischen Imperativ, um den es bei der Herausforderung zu

moralischem Handeln in Kapitel 2 ging, lässt sich auch eine „Grundregel“ des

Führens ableiten:

„Führen sie Mitarbeiter so, wie sie selbst geführt werden möchten!“

Was es braucht, um ethisch und moralisch gute Entscheidungen zu treffen, habe ich

in den letzten Kapiteln erläutert. An dieser Stelle ist nur wichtig, zu verstehen, dass

all diese Einsichten auch direkt auf das Wirtschaftsleben zu beziehen sind.

Ein Unternehmen ist eine Organisation von Menschen und muss als solche

wahrgenommen werden, mit all den dazugehörigen Bereichen. Also gelten diese

moralischen Grundsätze nicht nur den Mitarbeitern gegenüber, sondern jeder

Person, mit der man im Zuge seiner Arbeit Kontakt hat: Kunden, Vertragspartner,

Lieferanten, etc. Denn sie alle sind Menschen.

„Autorität, wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert, als durch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.“ Theodor Storm

5.2 Menschen zu Höchstleistung bringen

„Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht die Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!“ Antoine de Saint- Exupéry

30 Vgl.: Egger, Richard, S. 123ff

Auch wenn ich mich im vorigen Abschnitt etwas negativ über das Gewinndenken und

seine Folgen geäußert habe, darf man jedoch auf keinen Fall vergessen, dass ein

Unternehmen ökonomisch handelt und dies auch tun muss, um eine

Überlebenschance in der Marktwirtschaft zu haben und Arbeitsplätze zur Verfügung

stellen zu können. Wenn ein Unternehmen Insolvenz anmelden muss, weil es

jahrelang zu gutgläubig kalkuliert hat, nützt das weder dem Unternehmen, noch den

Mitarbeitern, noch der Wirtschaft allgemein.

Der springende Punkt liegt in der Betrachtungsweise: Führen heißt nicht nur zu

wirtschaftlichem Erfolg verhelfen, sondern man muss als Manager seine Aufgabe im

Führen von Menschen sehen, ein Team von unterschiedlichen Menschen zu einer

sinnvollen, sinnstiftenden und damit erfüllenden Zusammenarbeit, zu Höchstleistung,

anzuleiten.31

„Kein Begriff ist schlechter definiert als der der Höchstleistung, obwohl sie das ist, was wir am meisten anstreben; ja, wir ausschließlich anstreben.“ Jonathan Edwards

Und Höchstleistung und das Streben danach ist für unternehmerisches Handeln eine

der wichtigsten Voraussetzungen. Um Menschen zu Höchstleistung zu bringen,

muss man wissen, wie man sie dazu motivieren kann. Die Einsichten der Philosophie

über das Leben, das Glück, die Weisheit, die Ethik und Moral, zeigen, worauf es am

Arbeitsplatz ankommt.32

„Durch die Kraft der Vorstellung überwinden wir die Unterschiede zwischen uns selbst und anderen Wesen und lernen so, Mitgefühl, Nachsicht, Barmherzigkeit, Vergebung, Mitleid und Liebe zu üben – Tugenden, ohne die weder wir noch die Welt überleben können.“ Wendell Berry

Die Erkenntnisse über den Sinn des Lebens, das Glück und die Wertvorstellungen

der Menschen sagen, dass der Mensch auch oder gerade in seiner Arbeit nach

Erfüllung sucht. Arbeit dient heutzutage nicht mehr nur dazu, die Grundbedürfnisse

sicher zu stellen. Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung und Erfüllung sind die

Werte, nach denen die Menschen auch am Arbeitsplatz suchen. Sie brauchen

31 Vgl.: Egger Richard, S. 119ff32 Vgl.: Morris, Tom, S. 264ff

Gemeinschaft mit einem gemeinschaftlichen Ziel, partnerschaftliche Strukturen, das

Gefühl nützlich zu sein und verstanden zu werden und Anerkennung und Respekt

von ihren Vorgesetzten. Die Fähigkeiten der Mitarbeiter müssen erkannt und

individuell gefördert werden.

Und als Führungskraft sollte man die dafür geeigneten Rahmenbedingungen

schaffen, durch vorleben, loben, anerkennen – durch Information, Kommunikation,

Kooperation und Beteiligung.

Des weiteren gehören dazu auch eine entsprechende Arbeitsumgebung zu schaffen

und ein Unternehmensklima, in dem sich jeder Einzelne wohl fühlt und sich mit

seiner Arbeit identifizieren kann. Wenn jeder seine persönliche Höchstleistung

einbringen kann, steigt die Produktivität jedes Unternehmens, Kosten sinken und die

Position auf dem Markt kann gehalten oder sogar erweitert werden.33

Wie ich in der Einleitung schon kurz erwähnt habe, hat auch die Wissenschaft diese

Kenntnisse weitest gehend in ihre Theorien übernommen; modernes

Personalmanagement, Qualitäts- Management, Change- Management, usw. stellen

den Menschen mit seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Werten in den Mittelpunkt

und richten ihre Strategien danach aus. Bereiche wie Arbeitswissenschaften und

Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigen sich speziell mit „Arbeitsformen“

und der „Arbeitsperson“ an sich und allen sie beeinflussenden Faktoren. Man hat

auch hier erkannt, dass die Arbeitsleistung nur begrenzt durch extrinsische Anreize

(wie Lohnerhöhungen, Prämien,etc.) gesteigert werden kann und dass für eine

dauerhafte Leistungserhöhung intrinsische Anreize ( Selbstbestimmung- und

Verwirklichung, Verantwortung, etc.) dabei von ausschlaggebender Bedeutung sind.

Als konkrete Maßnahmen werden dort vorgeschlagen:

- Dezentralisierung von Verantwortung im Arbeitsbereich

- Partizipation und „konsultierendes“ Management

- Aufgabenerweiterung als arbeitsorganisatorisches Gegenstück zur Delegation

von Verantwortung ( job-enrichment, -enlargement, -rotation; Gruppen- und

Teamarbeit,etc.)

- Beteiligung der Arbeitenden an der Kontrolle und Beurteilung der eigenen

Arbeit34

33 Vgl.: Mankiw, Gregory, N: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2., überarbeitete Auflage, Stuttgart, 2001, S. 560ff34 Vgl.: Luczak,Holger, Arbeitswissenschaften, 2. vollständig neu überarbeitete Auflage, Berlin, Heidelberg, 1998, S. 267ff

Wie nun jedes Unternehmen für sich diesen Weg beschreitet, ist individuell

abhängig. Fakt ist, dass sich in den meisten Unternehmen etwas ändern muss, um

konkurrenzfähig zu bleiben.

Die Einsichten der Philosophen und großen Denker können dabei eine große

Hilfestellung sein und durch die Zeit des Wandels und der Herausforderung leiten.

„Die Ideale, die mich auf meinem Weg geführt und immer wieder mit neuem Mut erfüllt haben, dem Leben frohen Herzens ins Gesicht zu sehen, waren Wahrheit, das Gute und Schönheit.“ Albert Einstein

6. Fazit: Den Unternehmensgeist neu beleben

Zum Schluss möchte ich drei Wege aufzeigen, mit denen man den „Corporate Spirit“

wiederbeleben kann. Mit Unternehmensgeist ist das Gefühl der Gemeinschaft, der

Verbundenheit gemeint, das eigentlich jeder Mitarbeiter zu seinem Unternehmen und

seiner Arbeit haben sollte. Warum man vom Verlust des Corporate Spirit in unserer

heutigen Zeit spricht, habe ich in dieser Arbeit des Öfteren erläutert:

Gesellschaftlicher-, Wirtschaftlicher- und Wertewandel sind die dafür

verantwortlichen Faktoren.

Es gibt aber drei simple Möglichkeiten, als Führungskraft zu einer guten

Unternehmenskultur beizutragen, die ich abschließend kurz vorstellen möchte:

1. Weg: Auf Kleinigkeiten achten!

„Wenn ich mir überlege, welche große Wirkung kleine Dinge oft zeitigen – ein beiläufiges Wort, eine Berührung, eine Münze für den Zeitungsjungen – bin ich versucht zu denken…es gibt keine kleinen Dinge.“ Ralph Waldo Emerson

Das heisst nichts anderes als auf eine Beständigkeit in moralischem Verhalten zu

achten und aktiv vorzuleben in jeder noch so kleine Geste.

„Wer anderen Gute tun will, muss es in den kleinen Dingen tun. Das Allgemeingut ist nur die Forderung des Schurken, des Heuchlers und des Schmeichlers.“ William Blake

2. Weg: Moralische Mentoren

„Was klug ist, muss man lernen von dem klugen Mann.“ Euripides

Die Anpassungsfähigkeit und die Formbarkeit des Menschen sind ungeheuer groß,

sie gleichen sich in gewissem Maße den Leuten an, mit denen sie allgemein Umgang

haben. Deshalb kann es nie schaden, mit weisen und moralischen Menschen zu

verkehren, sein Wissen zu erweitern und an die Mitarbeiter weiter zu vermitteln.

„Ein einziges Gespräch mit einem weisen Mann ist besser als zehn Jahre bloßes Studium der Bücher.“ Henry Wadsworth Longfellow

3. Weg: Moralische Vorstellungskraft

„Die Vorstellungskraft ist das mächtigste Instrument des moralisch Guten.“ Percy Bysshe Shelly

Durch die Vorstellungskraft ist es dem Menschen möglich, sich in andere hinein zu

versetzen und zu fühlen. Das ist der Schlüssel für einen moralischen Umgang mit

den Menschen – nicht nur im Umfeld des Unternehmens – sondern auch im privaten

Umfeld. Diese Vorstellungskraft muss trainiert und den Menschen nahe gebracht

werden in Form einer Vision, mit der sich alle identifizieren können.35

Mit Hilfe dieser Anhaltspunkte lässt sich eine Kultur im Unternehmen verwirklichen,

die den Menschen als Ganzes sieht und auch so behandelt, basierend auf einer

ethischen und moralischen Grundlage - und dem Unternehmen damit letztendlich zu

wahrer und dauerhafter Spitzenleistung verhelfen kann.

Bleibt mir nur noch zu sagen:

„So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig. Man muss sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Möglichste getan hat.“Johann Wolfgang von Goethe

35 Vgl.: Morris, Tom, S. 211-220