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Download des Alkoholatlas Deutschland 2017: http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publi- kationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutsch- land-2017_Doppelseiten.pdf Konsum: Der Alkoholkonsum sinkt in Deutschland, aber immer noch trinkt etwa ein Sechstel der Erwachsenen riskante Mengen Alkohol Der Pro-Kopf-Verbrauch von Reinalkohol der über 15-jährigen Bevölkerung lag im Jahr 2014 bei 11,0 Litern (5,9 l Bier, 3,1 l Wein/Schaumwein, 2,1 l Spirituosen). Damit liegt Deutschland etwas über dem durchschnittlichen Alkoholkonsum der EU-Mitgliedstaaten von 10,6 Litern. Der durchschnittliche Alkoholkonsum sank bei 18- bis 59-jährigen Männern von 22 g Reinalkohol/Tag im Jahr 2000 auf 16 g im Jahr 2015. Bei den gleichaltrigen Frauen hat sich die getrunkene Menge kaum verändert und lag im Jahr 2015 bei 9 g Reinalkohol/Tag. 18 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen nehmen riskante Mengen Alkohol zu sich (> 20 g Reinalkohol/Tag für Männer und > 10 g Reinalkohol/Tag für Frauen), vor allem unter 25-Jährige und Personen zwischen 45 und 65 Jahren. Der Anteil der Risikokonsumenten ist bei den Männern, die wöchentlich Alkohol trinken, in Thüringen, Sachsen und Berlin (je 22 %) am höchsten, in Bremen (15,5 %) und Schleswig-Holstein (14,7 %) am niedrigsten; bei den Frau- en findet sich der größte Anteil der Risikokonsumentinnen in Hamburg (16,7 %) und Berlin (16,0 %), der niedrigste Anteil in Brandenburg (9,4 %). Bei Jungen sank der regelmäßige Alkoholkonsum von 2004 bis 2015 von 26 auf 14 %, bei Mädchen von 16 auf 6 %. Im Jahr 2015 trinken immer noch jeweils 4 % der Jungen und Mädchen Alkohol in Mengen, die bei Erwachsenen als riskanter Konsum eingestuft werden – allerdings deutlich weniger als noch im Jahr 2007, als 13 % der Jungen und 11 % der Mädchen riskante Alkoholmengen tranken. Gesundheitsgefährdung: Alkohol ist an der Entstehung von über 200 Krankheiten beteiligt und kann abhängig machen Sowohl ein hoher kurzfristiger als auch ein langfristiger Alkoholkonsum können beim Konsumenten körperliche, psychische und soziale Schäden verursachen und durch Unfälle und Aggression andere Personen schädigen. Ein erhöhter Alkoholkonsum steigert das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und verschiedene Krebsar- ten, schädigt das Gehirn und das Nervensystem, schwächt das Immunsystem und schädigt die Leber. Während der Schwangerschaft kann ein erhöhter Alkoholkonsum eine fetale Alko- holspektrumstörung verursachen, bei der die Kinder schwere bleibende geistige und körperliche Beeinträchtigungen erleiden. Alkoholkonsum kann unter dem Einfluss verschiedener Faktoren zu einer Alkoholab- hängigkeit führen Krankheits- und Todesfälle durch Alkoholkonsum: Gut zwei Prozent aller Todesfälle sind auf Alkoholkonsum zurückzuführen, wobei deutliche regionale Unterschieden bestehen Im Jahr 2012 gingen rund 530 000 Krankenhausaufent- halte von 15- bis 64-Jährigen auf eine alkoholbedingte Erkrankung zurück. Im Jahr 2015 wurden fast 15 000 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Am häufigsten werden ausschließlich alkoholbedingte Krankheiten bei Männern in Mecklenburg-Vorpommern diagnostiziert, am seltensten in Baden-Württemberg; bei Frauen wurden die meisten solcher Diagnosen in Bremen gestellt, die wenigsten in Baden-Württemberg. Eine Alkoholabhängigkeit wurde im Jahr 2015 bei über 100 000 Männern und rund 36 000 Frauen diagnostiziert. Im Jahr 2012 starben in Deutschland rund 21 000 Men- schen im Alter von 16 bis 64 Jahren an alkoholbedingten Erkrankungen – dies entspricht 2,3 % aller Todesfälle in diesem Jahr. Schäden für die Gesellschaft: Der Alkoholkonsum verursacht der Gesellschaft durch Krankheit, Gewalttaten und Unfälle große Kosten Im Jahr 2015 standen zehn Prozent aller Tatverdächtigen (12 % der männlichen, 5 % der weiblichen Tatverdächti- gen) bei ihrem Vergehen unter Alkoholeinfluss. Im Jahr 2015 ereigneten sich rund 34 500 Unfälle, bei de- nen mindestens ein Beteiligter alkoholisiert war. Bei über 13 000 dieser Unfälle wurden Personen verletzt oder getötet. Besonders häufig sind Alkoholunfälle mit Personenscha- den in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland, deut- lich seltener in Berlin und Hamburg. Alkoholatlas Deutschland 2017 – auf einen Blick – 1 –

Alkoholatlas Deutschland 2017 – auf einen Blick · erhöhter Alkoholkonsum eine fetale Alko-holspektrumstörung verursachen, bei der die Kinder schwere bleibende geistige und

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Download des Alkoholatlas Deutschland 2017:http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publi-kationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutsch-land-2017_Doppelseiten.pdf

Konsum: Der Alkoholkonsum sinkt in Deutschland, aber immer noch trinkt etwa ein Sechstel der Erwachsenen riskante Mengen Alkohol

• Der Pro-Kopf-Verbrauch von Rein alkohol der über 15-jährigen Bevölkerung lag im Jahr 2014 bei 11,0 Litern (5,9 l Bier, 3,1 l Wein/Schaumwein, 2,1 l Spirituosen). Damit liegt Deutschland etwas über dem durchschnittlichen Alkoholkonsum der EU-Mitgliedstaaten von 10,6 Litern.

• Der durchschnittliche Alkoholkonsum sank bei 18- bis 59-jährigen Männern von 22 g Reinalkohol/Tag im Jahr 2000 auf 16 g im Jahr 2015. Bei den gleichaltrigen Frauen hat sich die getrunkene Menge kaum verändert und lag im Jahr 2015 bei 9 g Reinalkohol/Tag.

• 18 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen nehmen riskante Mengen Alkohol zu sich (> 20 g Reinalkohol/Tag für Männer und > 10 g Reinalkohol/Tag für Frauen), vor allem unter 25-Jährige und Personen zwischen 45 und 65 Jahren.

• Der Anteil der Risikokonsumenten ist bei den Männern, die wöchentlich Alkohol trinken, in Thüringen, Sachsen und Berlin ( je 22 %) am höchsten, in Bremen (15,5 %) und Schleswig-Holstein (14,7 %) am niedrigsten; bei den Frau-en findet sich der größte Anteil der Risikokonsumentinnen in Hamburg (16,7 %) und Berlin (16,0 %), der niedrigste Anteil in Brandenburg (9,4 %).

• Bei Jungen sank der regelmäßige Alkoholkonsum von 2004 bis 2015 von 26 auf 14 %, bei Mädchen von 16 auf 6 %.

• Im Jahr 2015 trinken immer noch jeweils 4 % der Jungen und Mädchen Alkohol in Mengen, die bei Erwachsenen als riskanter Konsum eingestuft werden – allerdings deutlich weniger als noch im Jahr 2007, als 13 % der Jungen und 11 % der Mädchen riskante Alkoholmengen tranken.

Gesundheitsgefährdung: Alkohol ist an der Entstehung von über 200 Krankheiten beteiligt und kann abhängig machen

• Sowohl ein hoher kurzfristiger als auch ein langfristiger Alkoholkonsum können beim Konsumenten körperliche, psychische und soziale Schäden verursachen und durch Unfälle und Aggression andere Personen schädigen.

• Ein erhöhter Alkoholkonsum steigert das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und verschiedene Krebsar-ten, schädigt das Gehirn und das Nervensystem, schwächt das Immunsystem und schädigt die Leber.

• Während der Schwangerschaft kann ein erhöhter Alkoholkonsum eine fetale Alko-holspektrumstörung verursachen, bei der die Kinder schwere bleibende geistige und körperliche Beeinträchtigungen erleiden.

• Alkoholkonsum kann unter dem Einfluss verschiedener Faktoren zu einer Alkoholab-hängigkeit führen

Krankheits- und Todesfälle durch Alkoholkonsum: Gut zwei Prozent aller Todesfälle sind auf

Alkoholkonsum zurückzuführen, wobei deutliche regionale Unterschieden bestehen

• Im Jahr 2012 gingen rund 530 000 Krankenhausaufent-halte von 15- bis 64-Jährigen auf eine alkoholbedingte Erkrankung zurück.

• Im Jahr 2015 wurden fast 15 000 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht.

• Am häufigsten werden ausschließlich alkoholbedingte Krankheiten bei Männern in Mecklenburg-Vorpommern diagnostiziert, am seltensten in Baden-Württemberg; bei Frauen wurden die meisten solcher Diagnosen in Bremen gestellt, die wenigsten in Baden-Württemberg.

• Eine Alkoholabhängigkeit wurde im Jahr 2015 bei über 100 000 Männern und rund 36 000 Frauen diagnostiziert.

• Im Jahr 2012 starben in Deutschland rund 21 000 Men-schen im Alter von 16 bis 64 Jahren an alkoholbedingten Erkrankungen – dies entspricht 2,3 % aller Todesfälle in diesem Jahr.

Schäden für die Gesellschaft: Der Alkoholkonsum verursacht der Gesellschaft durch Krankheit, Gewalttaten und Unfälle große Kosten

• Im Jahr 2015 standen zehn Prozent aller Tatverdächtigen (12 % der männlichen, 5 % der weiblichen Tatverdächti-gen) bei ihrem Vergehen unter Alkoholeinfluss.

• Im Jahr 2015 ereigneten sich rund 34 500 Unfälle, bei de-nen mindestens ein Beteiligter alkoholisiert war.

• Bei über 13 000 dieser Unfälle wurden Personen verletzt oder getötet.

• Besonders häufig sind Alkoholunfälle mit Personenscha-den in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland, deut-lich seltener in Berlin und Hamburg.

Alkoholatlas Deutschland 2017 – auf einen Blick

– 1 –

Beeinträchtigungder Sehfähigkeit

Beeinträchtigungder Motorik

Beeinträchtigung derReaktionsfähigkeit

Beeinträchtigung derKritikfähigkeit

Beeinträchtigung derSelbstkontrolle

Störung desGleichgewichtssinns

unangemessenesSexualverhalten

Beeinträchtigung desGedächtnisses (Blackout)

Beeinträchtigungdes Atemzentrums

Störung desOrientierungssinns

Störung derThermoregulation undeutliche Sprache

Enthemmung

Stimmungs-schwankungen

Aggressivität

Schwindel

Erbrechen

KrampfanfälleEuphorie

Angst

Erregung

Betäubung

Unfälle

Unfälle

Straftaten

Gewalttaten

Vergewal-tigung

ungewollteSchwanger-schaft

Krankheitenggf. Tod

Wirkungen von Alkohol im Gehirn und mögliche Folgen für den Konsumenten sowie für andere

Mundhöhlen-/Rachenkrebs

Leberkrebs

Kehlkoprebs

Speiseröhrenkrebs Dickdarm-/Enddarmkrebs

Brustkrebs

■ etwa 5-faches Risiko

■ fast doppeltes Risiko

■ etwa 1,5-faches Risiko

■ fast dreifaches Risiko

■ ab 12–50 g Alkohol pro Tag■ ab 50 g Alkohol pro Tag

■ 1,2-faches Risiko

■ 1,5-faches Risiko

■ erhöhtes Risiko

■ 1,6-faches Risiko

■ fast vierfaches Risiko

■ erhöhtes Risiko

■ 1,5-faches Risiko

■ 1,2-faches Risiko

bei Männern bei FrauenRelatives Erkrankungsrisiko im Vergleich zu keinem Konsum

■ etwa doppeltes Risiko

■ fast fünffaches Risiko

■ achtfaches Risiko

Durch Alkoholkonsum begünstigte Krebsarten und relative Erkrankungsrisiken für diese Krebsarten für  Männer und  Frauen bei erhöhtem und hohem Alkoholkonsum im Vergleich zu keinem Konsum

• Schädlicher Alkoholkonsum verursacht der Gesellschaft in Deutschland jährlich Kosten in Höhe von rund 39 Milliar-den Euro.

Alkoholprävention in Deutschland: Es gibt zahlreiche Projekte zur Förderung eines risikoarmen Konsums, der gesetzgeberische Spielraum zur Veränderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wird aber nicht ausreichend ausgeschöpft

• Seit Jahrzehnten werden bundesweit Projekte und Kampa-gnen durchgeführt mit dem Ziel, den Einstieg in den Alko-holkonsum zu verhindern und riskantes Konsumverhalten

zu erkennen, ihm entgegenzuwirken und Abhängigkeit zu verringern.

• Im europäischen Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit eher niedrigen Alkoholsteuern.

• In den meisten EU-Ländern besteht eine Altersgrenze von 18 Jahren für den Erwerb von Alkohol – in Deutschland dürfen Jugendliche bereits ab 16 Jahren Bier und Wein trinken.

• Die Werbung für alkoholische Getränke ist in Deutschland kaum beschränkt.

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Alkoholatlas Deutschland 2017 – auf einen Blick

19,7 %

13,9 % 13,5 %

20,1 %

23,9 %

17,9 % 18,2 %

13,4 %

10,3 %12,2 %

17,7 %16,6 %

12,2 %13,8 %

18–24Jahre

25–34Jahre

35–44Jahre

45–54Jahre

55–64Jahre

65 Jahreund älter

gesamt 18–24Jahre

25–34Jahre

35–44Jahre

45–54Jahre

55–64Jahre

65 Jahreund älter

gesamt

Riskanter Alkoholkonsum bei Männern (> 20 g Reinalkohol/Tag) und Frauen (> 10 g Reinalkohol/Tag), die wöchentlich Alko-hol trinken, nach Altersgruppen | Daten: GEDA 2014/2015

12-Monatsprävalenz des riskanten Alkoholkonsums

30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens

30-Tage-Prävalenz des häu�gen Rauschtrinkens

11,0 %

15,3 %13,2 %

16,5 %

14,7 %

3,5 %

3,9 %

3,7 %

3,9 %

13,2 %

8,7 %

29,5 %

42,5 %

36,2 %

0,9 %

3,9 %

2,4 %

12,7 %

12-17 Jahre 18-25 Jahre

12–17 Jahre 18–25 Jahre

4 Tage

Riskanter Alkoholkonsum (innerhalb der letzten 12 Monate), Rauschtrinken ( 5 oder mehr bzw.    4 oder mehr Gläser Alkohol hintereinander innerhalb der letzten 30 Tage) und häufiges Rauschtrinken (an vier Tagen oder öfter innerhalb der letzten 30 Tage) bei 12- bis 25-Jährigen im Jahr 2016 nach Geschlecht und Altersgruppen | 12–17 Jahre, 18–25 Jahre | Daten: BZgA 2016

34,9

23,6

31,8

33,0

21,3

21,7

23,7

19,9

19,924,1

28,1

41,4

60,5

40,2

65,8

35,4

11,3

9,9

10,5

12,7

8,0

7,9

8,3

7,5

7,46,3

11,4

11,4

15,7

9,8

12,6

9,5

Schleswig-Holstein

Hamburg

Niedersachsen

Bremen

Nordrhein-Westfalen

Hessen

Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg

BayernSaarland

Berlin

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Schleswig-Holstein

Hamburg

Niedersachsen

Bremen

Nordrhein-Westfalen

Hessen

Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg

BayernSaarland

Berlin

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Thüringen

18 30 6654

4 7 1613

Fälle je 100 000 Einwohner

Fälle je 100 000 Einwohner

42

10

Todesfälle aufgrund von ausschließlich durch Alkohol bedingten Erkrankungen bei Jungen/Männern und Mädchen/Frauen (alle Altersgruppen) nach Geschlecht und Bundesländern | Fälle je 100 000 Einwohner | Daten: Todesursa-chenstatistik 2015 und Fortschreibung des Bevölkerungsstandes

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Alkoholatlas Deutschland 2017 – auf einen Blick