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Nürnberger Nachrichten 21/07/2012 Copyright (c)2012 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe $$edition July 22, 2012 10:41 am / Powered by TECNAVIA Verkleinert auf 68% (Anpassung auf Papiergröße) AB /Samstag, 21. Juli 2012 Seite 9 Um denTurtelberg Ultraleichtflieger nahmen Gäste mit in die Luft Asyl im Wirtshaus „Brandner Hof“ beherbergt äthiopische Flüchtlinge Musiker Ankisawi aus Äthiopien ist einer der 26 Asylbewerber, die derzeit im „Brandner Hof“ leben. Fotos: epd Marion und Bernd Hiller kümmern sich in ihrem Landgasthof in Brand um afri- kanische Flüchtlinge und geben ihnen mehr als nur ein Dach über dem Kopf. LOKALES GEILSHEIM (pet) „Über den Wolken“ hieß es beim vierten Flieger- fest der „Turtelbergflieger“ Geils- heim. Das Team um Gerhard Kitzstei- ner und Karl Bauer hatte Flugbegeis- terte und Neugierige zu seiner Flug- halle auf den 508 Meter hohen Turtel- berg eingeladen. Ein mittäglicher Regenschauer hielt den Besucheransturm zunächst in Grenzen, jedoch spitzte am Nachmit- tag die Sonne heraus und prompt strömten die Besucher zum Flugplatz nach Geilsheim.Vor vier Jahren wurde der Flugplatz offiziell in Betrieb ge- nommen und mittlerweile haben elf Ultraleichtflieger ihren Platz in der großzügigen Flughalle gefunden. Durch eine „zweite Ebene“ mit mobi- len Eisenträgern wurden Stellplätze für die Ultraleichtflugzeuge mit ei- nem Gewicht von rund 300 Kilo- gramm geschaffen. dennoch zu Rundflügen für die Besu- cher des Fliegerfests und den Copilo- ten wurde eine herrliche Aussicht auf ihre Heimat mit Hesselberg, Römer- park oder die mäandernde Wörnitz geboten. Die frischen Windverhältnis- se und eine wechselnde Thermik bil- deten zwar keine idealen Vorausset- zungen für einen ruhigen Flug, denn nur die Segelflieger und die großen Greifvögel freuen sich über die Ther- mik, so Gerhard Kitzsteiner. Am liebs- ten bewegen sich die Ultraleichtflie- ger in den Abendstunden bei Wind- stille in der Luft, so der Vorsitzende der Turtelbergflieger. Für die Mithilfe derVereinsmitglieder und der Dorfge- meinschaft bei der Organisation des Fliegerfests dankte Kitzsteiner, denn für einen 400 Einwohner zählenden Ort sei ein Flugplatz schon eine Be- sonderheit. Dies sah auch Bürger- meister Günther Babel bei seinem Be- such am Fliegerfest so und würdigte BRAND (epd) – Das Schönste ist, auf der Flucht ein Zuhause zu finden. Im kleinen mittelfränkischen Weiler Brand ist genau das passiert. Der „Brandner Hof“ ist ein typisches Landgasthaus. Ein Ausflugslokal mit hübschem Biergarten, einer gutbür- gerlichen Küche, netten Wirtsleuten und kleinen Gästezimmern mit Satel- litenfernsehen. Was sich Touristen eben so wünschen. Feriengäste ver- irren sich allerdings immer seltener dorthin, die meisten Zimmer sind in- zwischen anderweitig belegt: mit Asylbewerbern aus Somalia und Äthi- opien. Gut ein Dutzend dunkelhäutiger junger Männer sitzt im Wirtsraum und mittendrin wirbelt „Mama“ Marion. Die 46-jährige Wirtin bringt „ihren Jungs“ das Mittagessen. Heute gibt es Spinatlasagne oder Buntbarsch auf Reis, dazu Salat mit essigsaurem Dressing. Ankisawi möchte nichts da- von. „Mama, weißt doch, ich bin kne- schig“, sagt der 25-jährige Äthiopier und grinst verschmitzt. Marion Hiller rollt mit den Augen und geht wieder. Kurze Zeit später stellt sie Ankisawi Nudeln mit Tomatensoße hin: „Das wird jetzt gegessen, basta.“ Was ein wenig wie ein Schulland- heimaufenthalt wirkt, ist Alltag im „Brandner Hof“. Seit September 2010 vermieten Marion und Wolfgang Hil- ler Zimmer an den Landkreis Weißen- burg-Gunzenhausen, der für die Un- terbringung von Asylbewerbern in seiner Region zuständig ist. Hillers könnten es sich leichtmachen, so wie viele andere, die Zimmer oder Woh- nungen an Behörden vermieten, die dann wiederum Flüchtlinge dort un- terbringen. Denn Asylbewerber sind bares Geld. Auf Kosten der Schwächsten Profit zu machen, das ist aber nicht die Art der Hillers. „Natürlich brauchen wir das Geld“, räumt Wolfgang Hiller ein. Der Landgasthof wäre schon längst Geschichte, wenn es die Afrikaner nicht gäbe. „Von ein paar Feierabend- bieren in den warmen Sommermona- ten kann ich nicht das ganze Jahr le- ben“, sagt Marion Hiller. Die Situati- on wurde über Jahre hinweg wirt- schaftlich immer schwieriger. Als dann noch der Sommer 2010 schlecht lief, stand das Gasthaus vor dem Aus. Da kam den Hillers die Anfrage aus dem Landratsamt nicht ungelegen. „Aber gezögert haben wir trotzdem“, erinnert sich Wirtin Hiller. Brand ist, man kann es nicht anders sagen, ein Kaff. Es liegt nicht mal mehr an einer befahrenen Straße, seit- dem es eine Umgehung gibt. „In Brand ist der Hund verrückt“, sagt Ankisawi. „Nein, nicht verrückt – verreckt, hinü- ber, tot“, verbessert ihn die Chefin: „Wir haben einfach mal am Stamm- tisch gefragt, was die Leute von der Idee halten.“ Die Rückmeldungen wa- ren durchweg positiv; sicherlich auch, weil es das Wirtshaus sonst nicht mehr lange gegeben hätte. Von kleinen Anlaufschwierigkeiten abgesehen, entwickelte sich aus dem Vermieter-Zwangsmieter-Verhältnis schnell so eine Art große Familie: „Mama“ Marion und „Papa“ Wolf- gang, die von ihren 26 „Jungs“ auch so gerufen werden. „Jeder von meinen Jungs hat ein Schicksal“, sagt sie: „Ich kann doch nicht das Geld nehmen, um ihnen ein Zimmer und Essen zu geben, und sonst sind sie mir wurscht.“ Die Jungs seien schließlich nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, „die sind wie Pfle- gekinder für mich“. Ihre beiden Töch- ter seien da schon manchmal richtig eifersüchtig. Die Hillers und ihr Landgasthof sind in Bayern eine Ausnahme. Die Flüchtlingspolitik der Landesregie- rung gilt bundesweit als besonders restriktiv. Wer als Asylbewerber im Freistaat landet, hat nichts zu lachen. Massenunterkünfte, Essenspakete, Residenzpflicht – willkommen fühlt man sich da nicht unbedingt. Die bayerische Asylverordnung ist un- missverständlich, man will „die Be- reitschaft zur Rückkehr in das Hei- matland fördern“, heißt es imVerord- nungstext. Ankisawi kann nicht einfach wieder heimgehen. Er kommt für äthiopische Verhältnisse aus einer eher wohlha- benden Familie. Aber der 25-Jährige ist Musiker und hat sich mit dem äthi- opischen Regime angelegt. „Dem Aus- wärtigen Amt zufolge ist Äthiopien ein Urlaubsparadies“, sagtWirt Hiller, „doch alle Flüchtlingsorganisationen – und unsere Jungs – sagen etwas an- deres.“ Das Land im Nordosten Afri- kas sei ein Regime à la DDR, nach au- ßen demokratisch, nach innen repres- siv. Wer nicht spure, wird zum Terro- risten erklärt. Ankisawi und sein 28-jähriger Mit- bewohner Tewelde sind intelligente junge Männer. Täglich sitzen sie vor ihren Deutschbüchern, pauken Gram- matik undVokabeln. Dreimal die Wo- che gibt es für die Flüchtlinge Deutschunterricht. Pensionierte Leh- rer pauken mit den Flüchtlingen kos- tenlos. „Wir müssen Deutsch lernen, wenn wir hier eine Zukunft haben wollen“, sagt Tewelde. Wer andere junge Männer mit ver- gleichbaren Geschichten in einer der großen Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber trifft, spürt den Unter- schied. Bei den Hillers, das ist ein Zu- hause. Dagegen sind die Massenunter- künfte ein Dach über dem Kopf. Teu- rer als Gemeinschaftsunterkünfte mit Essens- und Hygienepaketen ist die Pension samtVollverpflegung bei Hil- lers nicht, heißt es laut Berechnungen von Organisationen wie dem Bayeri- schen Flüchtlingsrat. Die Verwaltung der Massenbehausungen und deren Sicherung verschlängen viel mehr Geld. Dennoch leben in Bayern die meisten 21 489 Flüchtlinge (Stand Ende Mai 2012), deren Asylverfahren noch laufen oder deren Asylantrag be- reits abgelehnt wurde, in Gemein- schaftsunterkünften. Gerade mal 10074 seien in privaten Wohnungen untergebracht, weitere 1303 Asylbe- werber seien in Gasthäusern oder Pensionen eingemietet. Inzwischen gehören die Afrikaner zum Ortsbild von Brand. Im Gottes- dienst am Sonntag machen sie mitt- lerweile „einen beachtlichen Anteil“ aus, sagt der evangelische Pfarrer von Gräfensteinberg, Matthias Knoch. Die Gemeinde hat enge Kontakte zu den Hillers in Brand, einmal im Monat fin- det ein englischsprachiger Gottes- dienst mit den Flüchtlingen statt. Un- ter den Männern im „Brandner Hof“ sind sowohl ein Priester als auch ein Prediger der äthiopisch-orthodoxen Kirche, berichtet Knoch.Vor dem En- gagement der Eheleute Hiller hat er großen Respekt: „Sie tun weitaus mehr, als sie tun müssten. Sie helfen, wo sie nur können.“ Dass in dieser Haltung auch ein bisschen die Gefahr zur Aufopferung steckt, weiß auch Gastwirtin Marion Hiller: „Ich kann meinen Jungs ein besseres Leben ermöglichen, warum sollte ich es dann nicht auch tun?“ Dazu gehört für sie neben einem sau- beren Bett, Essen und Trinken eben auch Zuhören, Spaß haben, Ausflüge machen, Geborgenheit geben und manchmal auch ein bisschen verhät- scheln – so, wie man das mit seinen Kindern eben macht.

Altmühlbote_21_07_2012

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Nürnberger Nachrichten 21/07/2012

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Verkleinert auf 68% (Anpassung auf Papiergröße)

AB / Samstag, 21. Juli 2012 Seite 9

UmdenTurtelbergUltraleichtflieger nahmen Gäste mit in die Luft

Asyl imWirtshaus„Brandner Hof“ beherbergt äthiopische Flüchtlinge

Statt vielerWorte

AB-Mitarbeiter Peter Tippl überwand seine Ängste und flog mit. Unser Bild zeigt einen Blick auf Wassertrüdingen undden Hesselberg. Das Engagement der „Turtelbergflieger“ würdigte auch Bürgermeister Günther Babel.

Musiker Ankisawi aus Äthiopien ist einer der 26 Asylbewerber, die derzeit im „Brandner Hof“ leben. Fotos: epd

Marion und Bernd Hiller kümmern sich in ihrem Landgasthof in Brand um afri-kanische Flüchtlinge und geben ihnen mehr als nur ein Dach über dem Kopf.

LOKALES

GEILSHEIM (pet) – „Über denWolken“ hieß es beim vierten Flieger-fest der „Turtelbergflieger“ Geils-heim. Das Team um Gerhard Kitzstei-ner und Karl Bauer hatte Flugbegeis-terte und Neugierige zu seiner Flug-halle auf den 508 Meter hohen Turtel-berg eingeladen.

Ein mittäglicher Regenschauer hieltden Besucheransturm zunächst inGrenzen, jedoch spitzte am Nachmit-tag die Sonne heraus und promptströmten die Besucher zum Flugplatznach Geilsheim.Vor vier Jahren wurdeder Flugplatz offiziell in Betrieb ge-nommen und mittlerweile haben elfUltraleichtflieger ihren Platz in dergroßzügigen Flughalle gefunden.Durch eine „zweite Ebene“ mit mobi-len Eisenträgern wurden Stellplätzefür die Ultraleichtflugzeuge mit ei-nem Gewicht von rund 300 Kilo-gramm geschaffen.Den schwierigen Wetterverhältnis-

sen zum Trotz starteten einige Piloten

dennoch zu Rundflügen für die Besu-cher des Fliegerfests und den Copilo-ten wurde eine herrliche Aussicht aufihre Heimat mit Hesselberg, Römer-park oder die mäandernde Wörnitzgeboten. Die frischenWindverhältnis-se und eine wechselnde Thermik bil-deten zwar keine idealen Vorausset-zungen für einen ruhigen Flug, dennnur die Segelflieger und die großenGreifvögel freuen sich über die Ther-mik, so Gerhard Kitzsteiner.Am liebs-ten bewegen sich die Ultraleichtflie-ger in den Abendstunden bei Wind-stille in der Luft, so der Vorsitzendeder Turtelbergflieger. Für die MithilfederVereinsmitglieder und der Dorfge-meinschaft bei der Organisation desFliegerfests dankte Kitzsteiner, dennfür einen 400 Einwohner zählendenOrt sei ein Flugplatz schon eine Be-sonderheit. Dies sah auch Bürger-meister Günther Babel bei seinem Be-such am Fliegerfest so und würdigtedas Engagement der „Turtelbergflie-ger“ für die Region.

BRAND (epd) – Das Schönste ist,auf der Flucht ein Zuhause zu finden.Im kleinen mittelfränkischen WeilerBrand ist genau das passiert. Der„Brandner Hof“ ist ein typischesLandgasthaus. Ein Ausflugslokal mithübschem Biergarten, einer gutbür-gerlichen Küche, netten Wirtsleutenund kleinen Gästezimmern mit Satel-litenfernsehen. Was sich Touristeneben so wünschen. Feriengäste ver-irren sich allerdings immer seltenerdorthin, die meisten Zimmer sind in-zwischen anderweitig belegt: mitAsylbewerbern aus Somalia und Äthi-opien.

Gut ein Dutzend dunkelhäutigerjungerMänner sitzt imWirtsraum undmittendrin wirbelt „Mama“ Marion.Die 46-jährige Wirtin bringt „ihrenJungs“ das Mittagessen. Heute gibt esSpinatlasagne oder Buntbarsch aufReis, dazu Salat mit essigsauremDressing. Ankisawi möchte nichts da-von. „Mama, weißt doch, ich bin kne-schig“, sagt der 25-jährige Äthiopierund grinst verschmitzt. Marion Hillerrollt mit den Augen und geht wieder.Kurze Zeit später stellt sie Ankisawi

Nudeln mit Tomatensoße hin: „Daswird jetzt gegessen, basta.“Was ein wenig wie ein Schulland-

heimaufenthalt wirkt, ist Alltag im„Brandner Hof“. Seit September 2010vermieten Marion und Wolfgang Hil-ler Zimmer an den LandkreisWeißen-burg-Gunzenhausen, der für die Un-terbringung von Asylbewerbern inseiner Region zuständig ist. Hillerskönnten es sich leichtmachen, so wieviele andere, die Zimmer oder Woh-nungen an Behörden vermieten, diedann wiederum Flüchtlinge dort un-terbringen. Denn Asylbewerber sindbares Geld.Auf Kosten der Schwächsten Profit

zu machen, das ist aber nicht die Artder Hillers. „Natürlich brauchen wirdas Geld“, räumtWolfgang Hiller ein.Der Landgasthof wäre schon längstGeschichte, wenn es die Afrikanernicht gäbe. „Von ein paar Feierabend-bieren in den warmen Sommermona-ten kann ich nicht das ganze Jahr le-ben“, sagt Marion Hiller. Die Situati-on wurde über Jahre hinweg wirt-schaftlich immer schwieriger. Alsdann noch der Sommer 2010 schlechtlief, stand das Gasthaus vor dem Aus.

Da kam den Hillers die Anfrage ausdem Landratsamt nicht ungelegen.„Aber gezögert haben wir trotzdem“,erinnert sichWirtin Hiller.

Brand ist, man kann es nicht anderssagen, ein Kaff. Es liegt nicht malmehr an einer befahrenen Straße, seit-dem es eineUmgehung gibt. „In Brandist der Hund verrückt“, sagtAnkisawi.„Nein, nicht verrückt – verreckt, hinü-ber, tot“, verbessert ihn die Chefin:„Wir haben einfach mal am Stamm-tisch gefragt, was die Leute von derIdee halten.“ Die Rückmeldungen wa-ren durchweg positiv; sicherlich auch,weil es dasWirtshaus sonst nicht mehrlange gegeben hätte.

Von kleinen Anlaufschwierigkeitenabgesehen, entwickelte sich aus demVermieter-Zwangsmieter-Verhältnisschnell so eine Art große Familie:„Mama“ Marion und „Papa“ Wolf-gang, die von ihren 26 „Jungs“ auch sogerufen werden. „Jeder von meinenJungs hat ein Schicksal“, sagt sie: „Ichkann doch nicht das Geld nehmen, umihnen ein Zimmer und Essen zu geben,und sonst sind sie mir wurscht.“ DieJungs seien schließlich nicht nur einWirtschaftsfaktor, „die sind wie Pfle-gekinder für mich“. Ihre beiden Töch-ter seien da schon manchmal richtigeifersüchtig.

Die Hillers und ihr Landgasthofsind in Bayern eine Ausnahme. DieFlüchtlingspolitik der Landesregie-rung gilt bundesweit als besondersrestriktiv. Wer als Asylbewerber imFreistaat landet, hat nichts zu lachen.Massenunterkünfte, Essenspakete,Residenzpflicht – willkommen fühltman sich da nicht unbedingt. Diebayerische Asylverordnung ist un-

missverständlich, man will „die Be-reitschaft zur Rückkehr in das Hei-matland fördern“, heißt es imVerord-nungstext.

Ankisawi kann nicht einfach wiederheimgehen. Er kommt für äthiopischeVerhältnisse aus einer eher wohlha-benden Familie. Aber der 25-Jährigeist Musiker und hat sich mit dem äthi-opischen Regime angelegt. „DemAus-wärtigen Amt zufolge ist Äthiopienein Urlaubsparadies“, sagtWirt Hiller,„doch alle Flüchtlingsorganisationen– und unsere Jungs – sagen etwas an-deres.“ Das Land im Nordosten Afri-kas sei ein Regime à la DDR, nach au-ßen demokratisch, nach innen repres-siv. Wer nicht spure, wird zum Terro-risten erklärt.

Ankisawi und sein 28-jähriger Mit-bewohner Tewelde sind intelligentejunge Männer. Täglich sitzen sie vorihren Deutschbüchern, pauken Gram-matik undVokabeln. Dreimal die Wo-che gibt es für die FlüchtlingeDeutschunterricht. Pensionierte Leh-rer pauken mit den Flüchtlingen kos-tenlos. „Wir müssen Deutsch lernen,wenn wir hier eine Zukunft habenwollen“, sagt Tewelde.

Wer andere junge Männer mit ver-gleichbaren Geschichten in einer dergroßen Gemeinschaftsunterkünfte fürAsylbewerber trifft, spürt den Unter-schied. Bei den Hillers, das ist ein Zu-hause.Dagegen sind die Massenunter-künfte ein Dach über dem Kopf. Teu-rer als Gemeinschaftsunterkünfte mitEssens- und Hygienepaketen ist diePension samtVollverpflegung bei Hil-lers nicht, heißt es laut Berechnungenvon Organisationen wie dem Bayeri-schen Flüchtlingsrat. Die Verwaltung

der Massenbehausungen und derenSicherung verschlängen viel mehrGeld. Dennoch leben in Bayern diemeisten 21489 Flüchtlinge (StandEnde Mai 2012), deren Asylverfahrennoch laufen oder derenAsylantrag be-reits abgelehnt wurde, in Gemein-schaftsunterkünften. Gerade mal10074 seien in privaten Wohnungenuntergebracht, weitere 1303 Asylbe-werber seien in Gasthäusern oderPensionen eingemietet.

Inzwischen gehören die Afrikanerzum Ortsbild von Brand. Im Gottes-dienst am Sonntag machen sie mitt-lerweile „einen beachtlichen Anteil“aus, sagt der evangelische Pfarrer vonGräfensteinberg,Matthias Knoch. DieGemeinde hat enge Kontakte zu denHillers in Brand, einmal imMonat fin-det ein englischsprachiger Gottes-dienst mit den Flüchtlingen statt. Un-ter den Männern im „Brandner Hof“sind sowohl ein Priester als auch einPrediger der äthiopisch-orthodoxenKirche, berichtet Knoch.Vor dem En-gagement der Eheleute Hiller hat ergroßen Respekt: „Sie tun weitausmehr, als sie tun müssten. Sie helfen,wo sie nur können.“

Dass in dieser Haltung auch einbisschen die Gefahr zur Aufopferungsteckt, weiß auch Gastwirtin MarionHiller: „Ich kann meinen Jungs einbesseres Leben ermöglichen, warumsollte ich es dann nicht auch tun?“Dazu gehört für sie neben einem sau-beren Bett, Essen und Trinken ebenauch Zuhören, Spaß haben, Ausflügemachen, Geborgenheit geben undmanchmal auch ein bisschen verhät-scheln – so, wie man das mit seinenKindern eben macht.

Jugendfreizeit in Schweden

WEISSENBURG – Das Evangeli-sche Jugendwerk in Weißenburg hatfür die Jugendfreizeit in Schwedennoch freie Plätze. Vom 18. August biszum 1. September geht es mit Reise-bus und Fähre nach Alstermo in Sma-land, wo ein Freizeitenhaus mit direk-tem Zugang zum See zur Verfügungsteht. Die „typisch“ skandinavische

Landschaft mit ihren großen Nadel-wäldern, ausgedehnten Seen und wei-ten Mooren ist aus dem Fernsehenbestens bekannt. Der Katthuld-Hof,die Heimat von Michel aus Lönneber-ga, und Bullerbü liegen ganz in derNähe des Hauses. Interessierte könnensich bis zum 23. Juli beim Evangeli-schen Jugendwerk in Weißenburg un-ter Telefon 09141/974640 melden.