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gefuhrt. Es wird also auch hier, genau SO wie bei der entsprechenden Verbindung des Ferrocyanwasserstoffs , der bei der Behandlung mit Salzsaure gebildete Imidoather unter Abspaltung von Alkohol zerlegt und der regeiierirte Platincyanwasserstoff in das Ammoniumsalz ver- wandelt. 167. A. Hantzsch und V. Traumann: Amidothiazole aus Sulfoharnstoff und halogenisirten Ketonen, resp. Aldehyden. (Vorlauf ige Mi ttheilun g.) (Eingegangen am 8. Mara.) Im vorletzten Hefte dieser Berichte publicirt Hr. Br. Pawlewski eine Notiz uber die Eifiwirkung von Chloraceton auf Diphenylsulfo- liarnstoff"), in welcher unter anderem erwahnt wird, dass Chloraceton auch auf Sulfoharnstoff und Saureamide , und desgleichen Chloressig- iither auf Sulfoharnstoff und verwandte Kiirper reagire. Obgleich wir eigentlich nur wegen der ersterwahnten Reaction zu der vorliegenden Mittheilung veranlasst werden, so darf doch wohl auch von unbetheiligter Seite die Hemerkung gestattet sein, dass die Einwirkung von Chlor- essigather auf Sulfoharnstoff die bekannte Synthese des Sulfohydantoi'ns nach Vol ha'rd 2, reprasentirt, welche besonders von Maly und A n d r e as c h vielfach benutzt, resp. modificirt worden ist ; ferner, dass uber die Einwirkung von Chloraceton auf Saureamide bereits zwei Notizen von Bliirnlein und L e w y vorliegen, auf welche in der uber- uiichsten Mittheilung Bezug genommen werden wird. Dagegen baben wir die Producte aus Chloraceton und Sulfoharnstoff sowie verwandten Kiirpern bereits vor einigen Monaten eingehend studirt, und sind hier- bei zu einer wesentlich anderen Auffassung derselben geldngt , als Hr. Pawlewski. Unsere Untersuchungen stehen z. Th. in engem Zusammenhang mit der Arbeit van Hantzsch und Weber: ))Ueber Verbindungen des Pyridins der Tiophenreihe (Thiazo1s)e ", in welcher linter anderem das Product der Einwirkung von Chloraceton auf Animoniumrhodanid , das sogen. Rhodanpropimin << , erkannt worden ist als S Amidoniethylthiazol, CH3 ' 1 NIla. \' N 9 Diese Berichte XXI, 401. 2, Ann. Cheni. Phann. 166, 3S3 j) Dicse Rericlitc XX, 3115.

Amidothiazole aus Sulfoharnstoff und halogenisirten Ketonen, resp. Aldehyden

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gefuhrt. Es wird also auch hier, genau SO wie bei der entsprechenden Verbindung des Ferrocyanwasserstoffs , der bei der Behandlung mit Salzsaure gebildete Imidoather unter Abspaltung von Alkohol zerlegt und der regeiierirte Platincyanwasserstoff in das Ammoniumsalz ver- wandelt.

167. A. H a n t z s c h und V. Traumann: Amidothiazole aus Sulfoharnstoff und halogenisirten Ketonen, resp. Aldehyden.

(Vor lauf ige M i t the i lun g.) (Eingegangen am 8. Mara.)

Im vorletzten Hefte dieser Berichte publicirt Hr. Br. P a w l e w s k i eine Notiz uber die Eifiwirkung von Chloraceton auf Diphenylsulfo- liarnstoff"), in welcher unter anderem erwahnt wird, dass Chloraceton auch auf Sulfoharnstoff und Saureamide , und desgleichen Chloressig- iither auf Sulfoharnstoff und verwandte Kiirper reagire. Obgleich wir eigentlich n u r wegen der ersterwahnten Reaction zu der vorliegenden Mittheilung veranlasst werden, so darf doch wohl auch von unbetheiligter Seite die Hemerkung gestattet sein, dass die Einwirkung von Chlor- essigather auf Sulfoharnstoff die bekannte Synthese des Sulfohydantoi'ns nach Vol ha ' rd 2, reprasentirt, welche besonders von M a l y und A n d r e as c h vielfach benutzt, resp. modificirt worden ist ; ferner, dass uber die Einwirkung von Chloraceton auf Saureamide bereits zwei Notizen von B l i i r n l e i n und L e w y vorliegen, auf welche in der uber- uiichsten Mittheilung Bezug genommen werden wird. Dagegen baben wir die Producte aus Chloraceton und Sulfoharnstoff sowie verwandten Kiirpern bereits vor einigen Monaten eingehend studirt, und sind hier- bei zu einer wesentlich anderen Auffassung derselben geldngt , als Hr. P a w l e w s k i . Unsere Untersuchungen stehen z. Th. in engem Zusammenhang mit der Arbeit van H a n t z s c h und W e b e r : ))Ueber Verbindungen des Pyridins der Tiophenreihe (Thiazo1s)e ", in welcher linter anderem das Product der Einwirkung von Chloraceton auf Animoniumrhodanid , das sogen. Rhodanpropimin << , erkannt worden ist als

S A m i d o n i e t h y l t h i a z o l , CH3 ' 1 NIla.

\ ' N

9 Diese Berichte XXI, 401. 2, Ann. Cheni. Phann. 166, 3S3 j) Dicse Rericlitc XX, 3115.

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Ganz ahnlich, nur vie1 glatter, meist sogar quantitativ , verlauft nun die Reaction zwischen Halogen-Ketonen und dem Isomeren des Rhodanammoniums, dem Sulfoharnstoff. Es fiihrt dieselbe also nicht, wie Hr. P a w l ew s k i angiebt, zu substituirten Sulfoharnstoffen, sondern direct zu Thiazolderivaten; sie ist, wie wir constatiren konnten, eine in den weitesten Grenzen anwendbare Synthese von ms-Amidothiazolen, bei welcher der SulfoharnstoR, wie gewiihlich, in seiner labilen Form reagirt :

X-CHC1 HS x - c - s

H N N

Wahrend also z. B. das Product der Einwirkung yon Chloraceton auf Sulfoharnstoff, nach Hrn. P a w l e w s ki’s Angaben und Analysen,

als Acetonylsulfoharnstoff C S<N Ha ’ CH2 * * CH3 erscheint, enthalt

dasselbe erstens die Elemente des Wassers weniger; es ist ferner identisch mit dem obenerwahnten ms - Amidometh ylthiazol oder, wenn man die Amidothiazole kiirzer als B T h i a z o l i n e (( bezeichnet: es ist M e t h y l t h i a z o l i n .

ebenfalls bereits analysirte Base : Alsdann ist die analog aus Bromacetophenon entstehende und

S P h e n y l t h i a z o l i n , CsHS 1 l--NH2, u. s. w.

\, N

Vor allem interessant ist das aus Dichlorather und Sulfoharnstoff entstehende Product; ersterer reagirt wie in vielen Fallen, hier indess ganz besonders glatt, mit dem Sulfoharnstoff als Monochloraldehyd, und man erhalt im Sinne der Gleichung

CcHsClzO+CS(NHa)2= CaHGO+2HC1+ C3H4NaS

CH-S I I I /

Arn ido th iazo l oder T h i a z o l i n , C H C--NHa

N Alle diese sehr scharf charakterisirten , starken Basen documen-

tiren ihre Verwandtschaft zu den aromatischen Aminen dadurch, dass sie sich diazotiren lassen; ferner , dass diese Diazothiazolsalze gleich allen achten Diazokijrpern mit aromatischen Aminen und mit Phenolen

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auf die bekannte Weise in Amido- resp. Oxy-Azokorper verwandelt werden konnen:;:so erhalt man beispielsweise

N T h iazo l - azo -Dime thy lan i l in , lX>-N = N- '-\----N(CH~)~ \ -~ /

S u. 8. w.; Farbstoffe, welche den bekannten Azofarbstoffen in jeder Weise entsprechen. Gerade dieser Umstand hatte uns von der Ver- offentlichung dieser Arbeit bisher zuriickgehalten. In der Hoffnung auf die technische Verwerthbarkeit der Thiazolfarbstoffe sind dieselben durch die freundliche Vermittelung des Hrn. v. G e r i c h t e n in den Hochster Farbwerken in grosserem Massstabe dargestellt und in dieser Hinsicht eingehend gepriift worden, wie denn auch ein hierauf beziigliches Schriftstiick bereits mehrere Wochen vor dem Erscheinen der Notiz des Hrn. P a w 1 e w s k i gerichtlich deponirt worden ist. Und obgleich diese Azofarbstoff'e den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen haben, dass von einer Patentirung dieser Reactionen iiberhaupt ab- gesehen wurde, so sind wir doch den HHrn. v. G e r i c h t e n , K u z e l und E b e r t gerade deshalb zu um so grosserem Danke fur die Liebenswiirdigkeit verpflichtet , mit welcher sie die betreffenden Ver- suche ausgefiihrt haben. - Auch hieriiber wird der Eine von uns noch ausfuhrlich berichten.

Gegenwartig sei nur noch erwahnt, dass natiirlich monosubstituirte Sulfoharnstoffe secundiire Thiazylamine erzeugen; SO ist z. B. die von uns ebenfalls bereits untersuchte und analysirte Base aus Monophenyl- sulfoharnstoff und Dichlorather

P h e n y l a m i d o t h i a z o l oder T h i a z y l a n i l i n I -S

1 /-\ ,-NH-- ' \-/

N

Auch uber die Producte aus s y m m e t r i s c h e n disubstituirten Thio- harnstoffen (z. B. aus Diphenylsulfoharnstoff) , welche sich natiirlich nicht ohne weiteres als echte Thiazolderivate auffassen lassen, ist eine eingehendere Untersuchung zur Aufklarung ihrer Constitution im Gange.

Schliesslich werden nunmehr, nach der Entdeckung der Thi- azolkorper und dieser ihrer Synthese aus Sulfoharnstoff, auch gewisse andere, bereits bekannte, Reactionsproducte des letzteren sich als Thi- azolabkommlinge zu erkennen geben. Die sogenannte 8 S u l f u v i n u r - s a u r e a z. B., welche N e n c k i und S i e b e r ') aus Sulfoharnstoff und Dibrombrenztraubensaure erhielten, wird jedenfalls nicht im Sinne der von genannten Forschern aufgestellten , etwas auffallenden Formel

1) Journ. fur prakt. Chenlie [2] 25, 74.

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(CH . CO . C 0 ) S . CNH . NH2 constituirt sein, sondern wird sich wohl als eine

A m i d o t h i a z o l c a r b o n s g u r e , COOH--/pi-NH2 , S

\/ N

herausstellen. Die bisherigen Ergebnisse dieser von Hrn. S t eu d e be- gonnenenuntersuchung befinden sich hiermit in voller Uebereinstimmung ; SO ‘z. B. bildet sich auch diese Saure vie1 reichlicher aus der Mono- brombrenztraubensaure , obschon diese bekanntlich nicht rein erhalteii aerden kann; die Sulfuvinursaure entsteht daher jedenfalls durchaus conform unserer Amidothiazolsynthese:

CH2Br H S CH-S I I I I

COOH-CO + C-NH? = COOH-C C-NHzfHaOfHBr \/

N /

H N Eingehendere Mittheilungen seitens der HHrn. Dr. Tr auman i i

Z i i r i ch , am 6. Mar, 1888. and S t e u d e werden in kurzer Zeit erfolgen.

168. A. Hant c h und L. Arapides Ueber Methylthiazol. [Vorlaufige Mittheilung.]

(Eingegangen am 8. MSLrz.)

In der von A. H a n t z s c h und J. H. W e b e r veroffentlichten Arbeit BUeber Derivate des Thiazols ’)< ist nachgewiesen worden, dass das allein rein und krystallisirt zu erhaltende Product aus Chlor- aceton und Rhodanmetallen nicht das Rhodanaceton, sondern vielmehr das isomere

CH-S I I

‘N’ O x y m e t h y l t h i a z o l , CH3-C C-OH,

d. i. ein phenolartiges Hydroxylderivat des methylirten Pyridins der Thiophenreihe , des Thiazols (CH)3 N S darstellt. Das nachstliegeade Ziel, auf welches auch bereits am Schlusse besagter Arbeit hinge-

I) Diese Berichte XX, 3118.