„Mobbing in der Schule“ - Caya Ersfeld · •Mobbing in der Schule muss von der Schule gelöst oder bereits im Vorfeld verhindert werden. •Die Schule braucht eine Haltung zum

Caya Ersfeld

Diplom-Psychologin Mobbinvortrag 2012

(c) Caya Ersfeld Tel: 07022-2629469 1 www.caya-ersfeld.de info@ caya-ersfeld.de

© Caya Ersfeld, 2012 www.caya-ersfeld.de Folie 1Quelle: Sytemische Mobbinintervention des Programms Konflikt-KULTUR - www.konflikt-kultur.de

Herzlich willkommen

„Mobbing in der Schule“

Caya Ersfeldwww.caya-ersfeld.de


Was wissen Sie über Mobbing?

Caya Ersfeld




Was möchten Sie über Mobbing wissen?


Überblick

•Was ist Mobbing?

•Wie funktioniert Mobbing?

•Wer sind die Täter, wer die Opfer?

•Wie reagieren Opfer, Opfereltern und Lehrer?

•Der Fall Carmen

•Was kann man wirklich tun? Effektive Mobbingprävention und -intervention

Caya Ersfeld




Was ist Mobbing?

• Definition:Mobbing ist das intendierte, wiederholte, systematische Viktimisieren Schwächerer durch eine oder mehrere Personen mit verbalen, körperlichen oder relationalen Mitteln über einen längeren Zeitraum, mit dem Ziel der sozialen Herabstufung.

(nach Smith & Sharp)


Was ist Mobbing?

•Psychische Gewaltbeschimpfen, ärgern, herabsetzen, Erwachsenen gegenüber anschuldigen, lächerlich machen, etc...

•Physische Gewaltschubsen, schlagen, treten, an den Haaren ziehen, mit Stiften oder Zirkel stechen, bespucken, etc...

•SachbeschädigungTurnbeutel verschwindet, Jacke verschwindet, Fahrradhelm wird zerstört, Fahrradbremsen manipuliert, etc...

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Wo und wie geschieht Mobbing?

•Mobbing entsteht in Zwangskontexten.

•Mobbing ist ein systemisches Phänomen, d.h. alle sind daran beteiligt.

•Mobbing ist ein gruppendynamisches Geschehen, d.h. es kann nur in der Gruppe funktionieren.

•Mobbing geschieht verdeckt in führungsschwachen Räumen (Umkleideraum beim Sport, Pausenhof).


Häufigkeit von Mobbing

•20 % aller SchülerInnen sind als Täter oder Opfer betroffen

•3 - 10 % sind ernste Mobbingopfer

•Betroffen sind alle Schultypen

•An deutschen Schulen: ca. eine halbe Million Mobbingopfer

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Mobbingopfer nach Schularten


Mobbingopfer nach Klassen

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Phasen von MobbingDie Testphase


Phasen von MobbingDie Testphase

• Eine neue Gruppe kommt zusammen.

• Der „Täter“ testet, wen er zum Opfer machen kann.

• Er ärgert Einzelne, stiftet Andere zum ärgern an und beobachtet die Reaktionen der Geärgerten.

• Er weiß, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist.

• Alle anderen wissen es auch.

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Phasen von MobbingDie Konsolidierungsphase


Phasen von MobbingDie Konsolidierungsphase

• Ein Opfer steht fest.

• Das Opfer hat eventuell Verteidiger.

• Der Täter hat Assistenten.

• Es gibt Lacher.

• Es gibt Außenstehende.

• Alle merken, dass etwas nicht stimmt.

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Phasen von MobbingDie Manifestationsphase


Phasen von MobbingDie Manifestationsphase

• Der Werterahmen der Gruppe hat sich verschoben.

• Für das Opfer gelten nicht mehr dieselben Regeln, wie für den Rest der Gruppe.

• Wer gegen das Opfer handelt, tut etwas Gutes (stärkt die Gruppe).

• Alle sind davon überzeugt, dass das Opfer weg muss. Dieser Glaube ist relativ irreversibel.

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Wer wird Täter?

• Täter wird ein Mensch, der es gelernt hat, sich mit gewaltsamen Methoden durchzusetzen.

• Motto: „Ich groß - der klein“

• Er hat aggressive Vorbilder in den Medien und/oder in seinem Umfeld (Familie, Schule).

• Mangelnde Grenzziehung durch Eltern und/oder Schule.

• Er war eventuell selber schon Opfer.

• Die Rolle des Täters ist relativ stabil.


Charakteristika des Täters

•Hohe Intelligenz

•Hohe soziale Kompetenz(kann andere gut manipulieren)

•Wille zur Macht

•Wunsch nach Aufmerksamkeit

•Empathieblockade

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Die Motive des Täters

•Zuneigung ist das drittwichtigste Nahrungsmittel:Essen, Trinken, Zuneigung.

•Täter hat das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, nach sozialer Geltung.

•Der Täter übt Macht aus und steigert damit sein Ansehen in der Gruppe und seinen Selbstwert.


Die Motive der Assistenten

•Schutz

•Anerkennung

•Gefühl von Stärke und Macht

•Zugehörigkeit

•Orientierung am Vorbild

•Es macht Spaß

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Wer wird Opfer?•Jeder Kann Opfer werden.

•Täter suchen nach Aufhängern beim Opfer. Die Aufhänger müssen nicht wahr sein, sie müssen funktionieren.

•Die Aufhänger sind Nasenlängenunterschiede.

•Es stimmt nicht, dass Mobbingopfer gleich Außenseiter ist, zumindest nicht zu Beginn.

•Die Rolle des Opfers ist nicht so stabil, wie die des Täters.


Wieso wird ein Opfer Opfer?

•Falsches Wehren:• Geärgerte Kinder reagieren falsch, z.B. indem sie

weinen oder ausrasten, also „uncool“ reagieren.

• Weinen führt zu Schonung. Diese Aufmerksamkeit bekommen andere Kinder nicht. Das weckt Aggressionen.

•Mangelnde Unterstützung

•Aufhänger• Etwas, woran man die Aggressionen gegen das Opfer

festmachen kann (z.B. „der stinkt“, „der trägt Kleidung von Aldi“).

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Reaktionen der Opfer

•Sie geben sich selbst die Schuld.

•25 % aller Mobbingopfer haben noch nie mit einem Erwachsenen darüber gesprochen.

•Liebesbeweis an die Eltern; die Kinder wollen sie nicht belasten.

•Sie haben große Angst, dass es schlimmer wird.


Folgen für die Opfer•Schlaflosigkeit

•Psychosomatische und psychische Erkrankungen

•Suizidgedanken

•Das Selbstwertgefühl sinkt immens

•Grenzenlose Scham

•Lebenslang verändertes Bindungsverhalten

•Lebenslang veränderte Gefühle in Beziehungen

•Traumatisierung

•Suizid

•Amoklauf

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Der Fall Carmen


Die Schule als Ort des Geschehens

• Die hierarchische Struktur der Schule bietet ein optimales Umfeld für den Missbrauch von Macht und die Aufwertung des sozialen Status gewaltbereiter Schüler durch die Abwertung von Opfern.

• Wenn es Mobbing an einer Schule gibt, spricht das nicht gegen die Schule.

• Es kommt auf den Umgang der Schule, des Rektors und des Lehrerkollegiums mit Mobbing an.

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Umgang der Schule mit Mobbing• Hilflosigkeit

• Abwehr

• Verantwortung abschieben

• Die Schuld beim Opfer suchen

• Viktimisieren des Opfers und der Opfereltern

• Ressourcenknappheit

• Information

• Engagement

• Effektives Handeln

• Strategien gegen Mobbing als Teil der Schulkultur


Fallstricke im Umgang mit Mobbing•Bagatellisieren

•Die Ablehnungsfalle

•Die Verständnisfalle

•Dem Opfer keinen Glauben schenken

•Mit Schuldzuweisungen und Vorwürfen arbeiten

•Nach dem Schuldigen fahnden

•Mit Täter und Opfer gemeinsam über das Problem reden

•Die Täter bestrafen

•Einen Täter-Opfer-Ausgleich durchführen

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Fallstricke im Umgang mit Mobbing•Nur Einzelgespräche mit dem Opfer führen

•Eltern von Opfer und Täter an einen Tisch setzen

•Mit der Klasse das Problem „diskutieren“.

•Dem Opfer keine Helfer zur Seite stellen.

•Fehlende Kontrolle nach einer Intervention.

•Vor der Klasse mit dem Opfer arbeiten. Die Aufforderung an die Kinder das Problem selber zu lösen, überfordert diese und kann zu einer Verfestigung oder Eskalation führen.

•Appelle zur Gegenwehr, wie „Jetzt wehr‘ dich doch mal“ sind kontraproduktiv.


Was man stattdessen tun kann•Opfer und Täter brauchen Unterstützung durch Gleichaltrige und Erwachsene.

•Erwachsene sollten frühzeitig eingreifen, sonst fühlen sich die Opfer schutzlos, die Täter bestätigt.

• „Hilfe holen“ erlauben, das ist kein „Petzen“.

•Opfern Glauben schenken.

•Konkrete Verhaltensregeln schaffen Orientierung.

•Persönliche Schuldzuweisungen schaden.

•Erziehende brauchen eine gemeinsame Erziehungslinie, die frühzeitiges Eingreifen ermöglicht.

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Was man stattdessen tun kann

•Opfer brauchen Kontakte zu Gleichaltrigen mit denen sie positive soziale Erfahrungen machen. Erwachsene können sie bei der Kontaktaufnahme unterstützen.

•Täter brauchen Anerkennung für positive Eigenschaften und Verhaltensweisen

•Es ist Recht der Kinder und Aufgabe der Erwachsenen, dass Mobbingverhalten geächtet und verhindert wird.


Mobbingprävention•Mobbing in der Schule muss von der Schule gelöst oder bereits im Vorfeld verhindert werden.

•Die Schule braucht eine Haltung zum Thema Mobbing.

•Die Ächtung von Mobbing ist im Idealfall Teil der Schulkultur.

•Sie braucht informierte Lehrkräfte, die schnell und effektiv eingreifen können, wenn Mobbing in einer Klasse bekannt wird.

•Das erfordert das Bereitstellen von Ressourcen für Fortbildung und Engagement bei den Lehrern.

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Prävention und -intervention

•Die Klasse braucht eine Erzählkultur, z.B. ein Mal in der Woche Klassenrat.

•Das Opfer braucht Ansprechpartner, um sich bei Mobbing Hilfe zu holen.

•Das Opfer braucht Verteidiger.

•Die Klasse braucht Regeln, für deren Einhaltung die Lehrer sorgen, bzw. deren Nichteinhaltung sie mit Konsequenzen belegen.


Was Eltern tun können

•Mobbingvorfälle genau dokumentieren: Das Mobbingtagebuch.

•Mit dem Klassenlehrer sprechen.

•Eventuell mit dem Schulleiter sprechen.

•Dem Kind Glauben schenken.

•Dem Kind positive Parallelerlebnisse ermöglichen.

•Dem Kind sagen, dass es keine Schuld an diesen Vorfällen hat.

•Schlimmstenfalls das Kind aus der Schule nehmen.

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Der Schulwechsel

•Wenn es nicht mehr anders geht, sollte die Schule gewechselt werden.

•Das Kind kann erneut Opfer werden, weil seine Haltung des Selbstschutzes erneut zu Mobbingverhalten ihm gegenüber führen kann.

•Wenn das Opfer die Klasse verlässt, führt das dazu, dass sich der Täter ein neues Opfer in der Klasse sucht.


Mobbingintervention•Das Freiburger Präventions-, Fortbildungs-und Schulentwicklungsprogramm Konflikt-KULTUR

• Herausfinden, was in der Klasse geschieht.

• Herausfinden, wer das Opfer ist.

• Menschenrechte mit den Schülern erarbeiten.

• Empathieblockaden aufheben, die Gefühle berühren.

• Die Schüler dazu verpflichten, die Menschenrechte zu achten.

• Den Klassenlehrer schulen, damit er mit weiteren Vorfällen umgehen kann.

• Die Schüler können sich Hilfe holen, Mobbing wird geahndet.

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Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Caya Ersfeld

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