20
Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’ Wolf analog aktuell Forum für analoge Musikwiedergabe www.AAAnalog.de – Ausgabe 1/2004 – 2 7,-

analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik

Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus

Biografie der Blues-Legende Howlin’ Wolf

analog aktuellForum für analoge Musikwiedergabe

ww

w.A

AA

nal

og

.de

– A

usg

abe

1/20

04 –

2 7,

-

Hinweis
Leseprobe
Page 2: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/20044

Impressum Forum

Technik

Titel

Musik

I M P R E S S U M

analog aktuell – AAA

analog aktuell ist die Mitgliederzeitschrift der Analogue Audio Association e. V. (AAA).Die AAA ist ein einge tragener Verein zur Erhaltung und Förderung der analogen Musikwiedergabe. Sie ist im Vereinsregister des Amts gerichts Reut-lingen unter VR 766 registriert.

Herausgeber:Analogue Audio Association e. V.Postfach 122772764 ReutlingenTel.: 0 71 21 - 2 37 61Fax: 0 71 21 - 23 00 67Website: www.AAAnalog.deE-Mail: [email protected]

Vorstand:Dušan Klimo (1. Vorsitzender)Peter Schappach (2. Vorsitzender)Heinz-Dieter Wilmsen (Kassenwart)Norbert Bürger (Schriftführer)

Redaktion:Joachim BungStichelwiese 2 b61389 SchmittenTel.: 0 60 84 - 37 64E-Mail: [email protected]

Layout: visuelle kommunikation, Udo BeykirchE-Mail: [email protected]

Anzeigen: Matthias HenselerTel.: 0 69 - 7 91 22 17 66 (AB)Fax: 0 69 - 7 91 22 17 66E-Mail: [email protected]

An dieser Ausgabe haben mitgewirkt:Rainer Bergmann, Alexander Bölts, Thomas Broszio (tb), Norbert Bürger, Joachim Bung, Michael Hartwig, Ansgar Hecker, Christian Heuer, Holger Hippen, Uwe Mehlhaff, Ernst Müller, Heike Petrault, Fridolin Priller, Klaus Röder, Thomas Schmitz, Maike Schneider, Christian Streckert (ces), Holger Trass

Druck:Kössinger AGFruehaufstraße 2184069 Schierling

Für unverlangt eingesandte Texte, Fotos, Illustra-tionen oder Datenträger wird keine Gewähr übernommen. Sämtliche Verwertungsrechte (weitere Zeitschriften, andere Daten- und Infor-mations träger) angenommener Manuskripte und Il lu stra tionen liegen bei der Analogue Audio Association. Bei Nichtbelieferung im Falle höherer Gewalt beste hen keine Ansprüche gegen die Analogue Audio Association.

Page 3: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 5I N H A L T

Leserbriefe 6Gehört und gesehen 7Schallplatten-Antiquariat Wiesbaden 11Selbstbau von Plattenregalen 14Schallplatten-Sammler Peter Steinmann 16Schallplattenkauf über’s Internet – Händler in den USA 18

Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik 24

Tonarm-Schablone und Messlehre von Heinz Stadthaus 31Sven Berkners Plattenwaschmaschine SB 1 36HiFi-Klassiker Tonbandmaschine TEAC A-7300 RX 40Plattenwasch-Workshop in Hamburg 43

Biografi e der Blues-Legende Howlin’ Wolf 44Jazz-Reissues: John Coltrane, Tamba 4 48Music with my fi rst love 50Music was my fi rst love 52Rainers Vorführplatten 54Gut gemastert: Beatles LP „Let it be – naked” 58Glosse „Der hörende Mensch” 59Meine erste Schallplatte 63

Editorial 3Impressum 4Neuer Anlauf bei der AAA-Switzerland 60Autorenvorstellung: Holger Trass 62Kontaktadressen von AAA-Mitgliedern 64AAA-Mitgliedsfi rmen 66

Page 4: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 7F O R U MG E H Ö R T U N D G E S E H E N

Gehört und gesehen

Flüsterbärs kleiner Bruder

Hans Günter Hannl, Hersteller von Plattenwaschmaschinen in Remscheid, hat nach seinem „Flüsterbären“ ein kleineres Modell mit dem Namen „Micro“ auf den Markt gebracht. Das Gerät hat einen Rechts-/Linkslauf und eine stufenlos regelbare Absau-gung mit Hilfe eines Saugarms. Das Reinigungsmittel muss von Hand aufgebracht werden. Zur Reinigung dient die mitgeliefer-te Bürste. Beim Waschen wird die Platte mit einem Alugewicht fi xiert. Die daran angebrachte Dichtlippe schützt das Label. Das Gerät weist die gleiche hochwertige Verarbeitung wie der Flüsterbär auf. Der Preis beträgt 899 Euro. Für AAA-Mitglie-der gewährt Hannl einen Rabatt von 10 Prozent. Des weiteren hat der Hersteller von einer Chemiefi rma ein Reinigungsmittel speziell für den Einsatz bei Vinylplatten entwickeln lassen. Die Reinigungswirkung belegt er mit Mikro skopaufnahmen vor und nach der Wäsche in 100- und 200-facher Vergrößerung. Kontakt: Hannl Reinigungsmittel, Beyenburger Straße 21, 42899 Remscheid, Telefon 02191-842976 tb

Shelter rundet Programm nach unten ab

Lange Zeit galten Shelter-Tonabnehmer als Geheimtipp, doch zuletzt wurden die von Entwickler-Legende Yazuo Osawa kre-ierten Tonabnehmer auf Grund einiger durchaus euphorischer Testberichte auch einem weiteren Kreis bekannt. Allerdings mussten interessierte Analog-Liebhaber auch bereit sein, rund 900 Euro für das Einsteigermodell 501 locker zu machen. Laut Deutschland-Vertrieb Axiss-Europe können in Kürze aber auch weniger zahlungskräftige oder -willige Shelter-Fans zu einer originalen Osawa-Kreation kommen. Der ehema-lige Entwickler von Fidelity Research hat seine Palette nach unten abgerundet und bringt mit dem Shelter 301 ein neues Einstiegsmodell. Das Erfreuliche daran: Mit rund 500 Euro wird das System nur noch gut die Hälfte des 501 kosten. Die genauen technischen Daten sowie der endgültge Preis waren bei Redaktionsschluss noch nicht festgelegt. Sicher ist indes, dass der Abnehmer wie seine großen Brüder mit dem hauseigenen Übertrager Shelter 411 harmoniert. Letzterer ist konzipiert für MCs mit einer geringen Ausgangsspannung um die 0,4 bis 0,5 mV, was dann in etwa auch für das 301 gelten sollte. ces

Hans Günter Hannl mit seiner Plattenwaschmaschine „Micro“

Page 5: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 11F O R U MD A S H O B B Y Z U M B E R U F G E M A C H T

Das Schallplatten-Antiquariat in der Wiesbadener Innenstadt

Das Hobby zum Beruf gemacht Manfred Eisele handelt im „Schallplatten-Antiquariat“ mit gebrauchtem und neuem VinylText und Fotos: Michael Hartwig

„Es macht mir hier Riesenspaß: Lage, Kundschaft, Atmosphäre – alles stimmt!“ Geradezu euphorisch

äußerte sich Manfred Eisele vor ein paar Jahren in einem Zeitungsportrait über seinen Laden in Wiesbaden.

Das „Schallplatten-Antiquariat“ gilt unter den Freunden alten Vinyls immer noch als besonderer Tipp –

und zwar weit über die hessische Landeshauptstadt hinaus. Nach einer langen und nicht immer sorgenfreien

Berufskarriere mit dem „schwarzen Gold“ ist Eisele froh, in der Mauergasse eine Nische gefunden zu haben,

deren Ambiente zu seinem Geschäft (und Hobby) passt. analog aktuell sprach mit dem Ladeninhaber über

sein Sortiment, seine Kunden und sein Verhältnis zur Musikindustrie.

Welche Musikrichtungen umfasst Ihr Angebot?

Bei gebrauchten Schallplatten führe ich alle Musikrichtungen außer der ganz leichten Muse wie James Last, Richard Clay-derman oder volkstümliche Musik. Den Dutzendgeschmack der Leute bediene ich nicht. Und auch die derzeitige Popmusik mache ich nicht mit. Bei neuem Vinyl handele ich mit Platten der Firma Speakers Corner und mit Restbeständen, die ich von anderen Läden aufkaufe.

Gibt es für Sie so etwas wie eine Zeitgrenze, bis zur der Ihr Ange-bot reicht?Ja, die sehe ich etwa im Jahr 1975. Alles, was danach kam, ist musikalisch nicht mehr so interessant. Im Pop-Bereich wurde die Musik ab diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich schnelllebig. Extrem wurde es Ende der achtziger Jahre. Wenn beispielsweise im November eine Platte herauskam, schrien alle hurra. Ende Dezember kannte kein Mensch mehr den Titel oder die Gruppe. In den sechziger Jahren und Anfang der Siebziger war es einfach eine unwahrscheinlich schöne Zeit, weil die Bands noch einen Namen hatten. Bei Gruppen wie Beatles, Rolling Stones, Deep Purple oder Pink Floyd haben wir Händler überlegt, ob wir eine Platte 300 mal, 500 mal oder sogar 1000 mal bestellen. In den Achtzigern war dann die Frage, eine LP ein- oder zweimal zu nehmen. Aber wie immer gibt es auch Ausnahmen.

Page 6: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200414 F O R U M S E L B S T B A U V O N S C H A L L P L A T T E N R E G A L E N

Kaufwut bei Schallplatten in allen Ehren, aber es passt schließ-lich immer nur eine LP auf den Plattenteller. Ergo müssen die restlichen Scheiben auch irgendwo Unterkunft fi nden. Doch die Möbelindustrie scheint vom Vinyltrend noch nicht viel bemerkt zu haben: Ideale Regale oder Schränke für das Archivieren von Schallplatten lassen sich kaum fi nden. Auch bei den beliebten Ikea-Regalen fehlt zumeist die vor Staub schützende Rück-wand. Andere Regalsysteme sind sündhaft teuer. Bleibt also nur der Gang zum Schreiner – der ebenfalls ins Geld gehen kann – oder der Selbstbau! Über meine persönliche Lösung möchte ich hier berichten.

Man muss sich folgendes vorstellen: Da ist ein Raum im Keller, 30 Quadratmeter groß, mit Büro und Gästebett und ... genau: 30 Kisten mit Vinyl, die auf dem Boden stehen. Das ganze ist zum einen ungemütlich, zum anderen nimmt es viel Platz weg. Eine Lösung muss her, heißt Schallplattenregal. Einfacher gesagt als getan: Zum einen soll es gut aussehen, zum anderen aber nicht so teuer sein.

Also ein paar Gedanken gemacht. Zuerst die Frage, wie viele der schwarzen Scheiben ich unterbringen will. Zwischen 3 500 und 4 000 sollten schon ins Regal gehen, male ich mir aus. Die hab’ ich zwar noch nicht, aber man sammelt ja fl eißig. Zuviel Platz wegnehmen soll es auch nicht. Mein erster Lösungsansatz lautet „Parador“. Tolle Regalbauteile der gehobenen Klasse. Der Preis war auch gehoben, und so fi el diese Lösung meinem Rotstift zum Opfer. Zumal sie für lediglich 2 500 LPs ausgelegt ist, und die habe ich ja schon!

Also Lösung zwei: Ich bau’ mir selber was. Beim genaueren Hinsehen war mir klar: Etwas billiger – aber wie wird es ausse-hen, wenn es fertig ist? Zumal ich das Problem als Rechtshänder habe, zwei linke Hände zu besitzen. Der wahre Jakob ist das also auch nicht. Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnte, aber meine Wenigkeit betreut Baumärkte. Und wie ich da so im Baumarkt

Hörst Du schon – oder schraubst Du noch?Vom Selbstbau guter und preiswerter Schallplattenregale

Text und Fotos: Holger Hippen

Lösung mit Baumarkt-Regalen: das System „Telstar 2003“

Page 7: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200416 F O R U M P L A T T E N S A M M L E R P E T E R S T E I N M A N N

Geplant war er schon lang, der Besuch bei meinem schweizerischen Plattenfreund. Bisher hatten wir unsere

Meinungen über Klassik und Opernaufnahmen nur telefonisch ausgetauscht. Die Rückreise von meinem

letzten Italienurlaub bot ideale Gelegenheit, Peter Steinmann, seine umfangreiche Plattensammlung und

seine hochkarätige HiFi-Anlage persönlich kennen zu lernen. Der Gastgeber, der bis zu seinem Ruhestand

mehr als 30 Jahre in der Verpackungsindustrie gearbeitet hat und in einem kleinen Dorf im Kanton Bern

lebt, ist Mitglied der schweizerischen Schwesterorganisation der AAA.

Um die Zukunft der LP ist ihm nicht bangEindrücke von einer Stippvisite bei Plattensammler Peter Steinmann

Text: Klaus Röder, Foto: Edith Steinmannn

Schallplatten sammelt Peter Steinmann schon seit mehr als 30 Jahren. „Ich liebe Musik, spiele selbst Klavier, und es war einfach mein Wunsch, die besten Solisten und Orchester hier in meinem Haus mit einer guten Anlage hören zu können“, begründet der 65jährige sein großes Interesse an der Klassik. Schwerpunkte seines musikalischen Interesses sind die Sinfo-nik von Schumann, Mahler und Bruckner, aber auch Werke der Moderne wie von Schönberg, Berg, Webern und Zemlinsky. Daneben existieren einige Jazz-Platten. Die Oper ist in seiner Sammlung gut vertreten, und Kammermusik sowie Lieder gehören ebenso zum festen Plattenbestand.

Sagenhafte 10 000 Langspielplatten stehen bei Steinmanns in Reih’ und Glied. Der Hausherr musste dieser Menge sogar ein eigenes Zimmer reservieren. Da stellt sich schnell die Frage, wie man eine solche Riesensammlung verwaltet, vor allem: wie man eine bestimmte Scheibe in vertretbarer Zeit fi ndet! Doch mein Gastgeber ist darüber nicht verlegen: „Alle wichtigen Daten jeder Platte sind in meinem Computer gespeichert“, stellt er befriedigt fest. „Die Anordnung im Plattengestell erfolgt zum einen nach Komponisten, zum anderen sind die Schallplatten numeriert. Das Auffi nden eines bestimmten Titels ist damit für mich überhaupt kein Problem.“

Eher ein Problem ist für den Hausherrn, auf Anhieb ein paar herausragende Interpretationen, Traumplatten für die einsame Insel sozusagen, zu nennen. Steinmann schmunzelt bei dieser „Suggestivfrage“, kommt dann aber schnell zur Sache: „Zu die-sen Top-Aufnahmen zählt für mich der Liederzyklus „Dichter-liebe“ von Robert Schumann, gesungen von Fritz Wunderlich in der Begleitung von Hubert Giesen am Klavier (DGG 413489-1). Als nächste Beispiele würde ich Mozarts „Zauberfl öte“ (Böhm/Wunderlich, DGG 2740207, 3 LP) und den „Rosenkavalier“ von Richard Strauss (Karajan, Schwarzkopf und andere, EMI 2900453, 4 LP) aufführen. Phantastisch fi nde ich auch die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss in der Interpretation des Gewandhausorchesters mit Norman und Masur (Philips 6514322). Schließlich darf ich Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 1 „Der Titan“ – in der vollständigen Fassung mit dem zweiten (Blumine-) Satz – nicht vergessen (BSO/Ozawa/DGG). Für den ideellen Wert einer Aufnahme entscheidend ist für mich übri-gens ganz eindeutig die Interpretation. Ideal natürlich, wenn sie auch noch hervorragend klingt!“

Apropos Klang: Nicht alle Komponenten seiner umfangreichen HiFi-Anlage sieht Steinmann über jeden Zweifel erhaben. „Die Wiedergabe meiner Musik über die Flächenstrahler empfi nde ich als nicht optimal“, erklärt er und nennt „nicht zu korrigie-

Page 8: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200418 F O R U M S C H A L L P L A T T E N K A U F Ü B E R ‘ S I N T E R N E T

Schallplattenkauf über‘s InternetTeil 5: Händleradressen in den USA

Text: Joachim Bung

Saftige Steaks, Lachs und feine Northwest Cuisine: Die Märkte und Restaurants, die Straßencafés und

bunten Viertel in Portland begeistern. Die Stadt im Nordwesten der USA ist der wirtschaftliche und

kulturelle Nabel Oregons – und auch die einzige Metropole im grünen Bundesstaat. So bleibt viel Platz für

die Natur ringsum: für den schneebedeckten Gipfel des Mt. Hood und die Columbia-Schlucht im Osten,

für liebliche Weintäler im Süden und eine wildromantische Pazifi kküste im Westen. Weniger romantisch

geht es bei Craig Moerer zu, der in Portland ein großes, international operierendes Versandunternehmen

für gebrauchte Schallplatten betreibt. In den letzten Ausgaben hat sich Uwe Mehlhaff mit den Homepages

deutscher Tonträger-Versender beschäftigt. Mit einem Blick auf Moerers Internet-Seiten und die von zwei

weiteren interessanten US-Anbietern möchte ich die Serie beschließen.

Page 9: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 19F O R U M

www.recordsbymail.com

Die Story von Moerers Geschäft beginnt im Jahr 1974. Damals trifft der gerade Achtzehnjährige die Entscheidung, sein Faible für Blues-Schallplatten zum Beruf zu machen. Ausgestattet mit gerade mal 1 000 Dollar, fahren er und sein noch jüngerer Bru-der Keith in einem klapprigen Ford sechs Wochen lang kreuz und quer durch Amerika, spulen 6 000 Meilen herunter und legen in einem Dutzend Staaten Zwischenstopps ein. Sie wüh-len in staubigen Lagerhäusern und stauen alte Schallplatten, die sie dort fi nden, für sich und ihre Freunde im Kofferraum ihres Wagens. Auch heute reist der immer noch jugendlich wirken-de Moerer viele tausend Meilen pro Jahr, um stets noch mehr der schwarzen Sammlerstücke für seine Kunden aufzutreiben. Dabei hat das Flugzeug das Auto längst abgelöst.

Moerer unterhält eines der umfassendsten Sortimente an gebrauchten LPs und Singles in zahlreichen musikalischen Stil-richtungen, darunter Rock und Pop, Soul, Funk, Jazz, Oldies, Blues, Rhythm & Blues, Doo-Wop, Soundtracks, Easy Liste-ning, Country, Folk, Reggae und lateinamerikanische Musik. Die Schallplatten sind meist Pressungen aus den USA. Im knapp 600 Quadratmeter großen Lager warten ständig mehr als eine Million Scheiben auf neue Besitzer. Craig und seine fünf Mitar-beiter bedienen Musikliebhaber in über 60 Ländern der Erde, zu denen seit etwa zehn Jahren auch ich zähle. Nicht nur das Sortiment mit vielen Raritäten, auch die treffenden Zustands-beschreibungen, die problemlose Kaufabwicklung und nicht zuletzt eine jedes Risiko vermeidende Money-Back-Garantie,

S C H A L L P L A T T E N K A U F Ü B E R ‘ S I N T E R N E T

Portland mit der mächtigen Kulisse des Mt. Hood - einem erloschenen Vulkan

Page 10: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200424 T I T E L G Ü N T E R P A U L E R U N D D I E D M M - T E C H N I K

Klanglich in allen Parametern überlegenBeim Disc-Cutting setzt Toningenieur Günter Pauler heute voll auf DMM-Technik

Text: Norbert Bürger, Fotos: Ansgar Hecker

Ein stolzes Herrenhaus, vom Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Die Mauern sind 1,20 Meter dick,

3,50 Meter hoch die Räume. Hier, in dem Relikt eines Klosters, das inmitten des niedersächsischen

Kreisstädtchens Northeim liegt, residiert Günter Pauler – in Personalunion Produzent, Toningenieur

und Chef seines audiophilen Plattenlabels Stockfi sch. Durch seine Hände gingen schon Masterbänder

von Eric Clapton, Tina Turner, Genesis, Paul Mc Cartney oder Sting, die er mit feinem Gehör und

Einfühlungsvermögen remasterte. In Fachkreisen gilt der Klangmagier als unumstrittene Nummer eins in

Deutschland. Der groß dimensionierte, Außengeräusche völlig abschirmende Gewölbekeller bietet ideale

Arbeitsbedingungen für ein Tonstudio. Die Liste der dort vertretenen Hersteller von State-of-the-Art

Hardware liest sich wie das Who is Who der Studiotechnik. Von der AAA hatten Ansgar Hecker, Peter

Schappach, Andreas Zierold und ich das Vergnügen, Paulers Unternehmen kennen zu lernen und mit dem

Gastgeber über seine Arbeit und sein technisches Credo ein Gespräch zu führen.

Page 11: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 25T I T E L

Norbert Bürger: Wie kam es denn zur Gründung von Pauler Acoustics?Günter Pauler: Die Firma ist fast 30 Jahre alt. Begonnen haben wir mit Musikproduktionen. Bei 700 Produktionen habe ich aufgehört zu zählen. Dann folgte die Schallplattenüberspielung mit einer Neumann VMS-70. Als die CD aufkam, waren wir die Ersten, die mit einem Sonic Solutions – das ist ein digitales Mas-tering- und Restaurationssystem – in Deutschland arbeiteten. Die Übergänge zwischen den Technologien und die Kundenan-forderungen waren fl ießend. Nichts ist zum Stillstand gekom-men. Unsere Flexibilität haben wir uns bis heute erhalten.

Welche Ziele verfolgen Sie in punkto Technik, Qualität und Musikauswahl bei Ihrem Label „Stockfi sch“?Um mit dem Letzteren anzufangen: Musikauswahl ist natürlich eine persönliche Geschmacksfrage. Das ist eine Sache, die jeder für sich entscheidet. Mich interessieren „Singer/Songwriter“, also englischsprachige Liedermacher, meist gitarrenbetont, die einen sehr guten Text transportieren. Hinzu kommen Ausfl üge in die E-Musik, wenn sie mir gefällt. Das heißt, wenn sie sehr lebendig ist und nicht von beamteten gelangweilten Musikern runtergespielt wird. Was die Qualitätsansprüche in Sachen Technik anbelangt: Da bin ich kompromisslos! Ich versuche immer, neue Geräte und Techniken zu erproben. Häufi g werde ich von Firmen mit Vorserien bemustert. Als Gegenleistung schreibe ich regelmäßig für zwei Studiozeitungen Test- und Erfahrungsberichte. Einige von diesen Geräten bleiben dann

auch tatsächlich hier im Studio, wenn sie mich sehr überzeu-gen, was hin und wieder vorkommt.

Stichpunkt Qualität: Wie kontrollieren Sie denn die Produkte Ihres Schallplatten-Presswerkes Pallas?Das ist ein wichtiges Thema. Die Leute geben sich dort echt Mühe! Ständig werden Stichproben gemacht. Trotzdem kann es vorkommen, dass durch extreme Temperaturen wie im letz-ten Sommer der Auskühlungsprozess nicht ganz funktioniert. Da kann es dann zu Höhenschlag, also Verwellungen kommen. Auf jeden Fall ist Pallas diejenige Firma, die sich am meisten bemüht, ihren Qualitätsstandard hoch zu halten.

Man hat manchmal doch das Gefühl, dass da mehr Handwerk drin steckt. Es ist eigentlich etwas Kostbares.Ja, es spielen viele Parameter eine Rolle. Es beginnt mit der Aus-wahl des Granulats – welche Qualität es hat – und geht bis zum Zustand der Maschinen – ob wirklich der Heiz- und Kältezyk-lus eingehalten wird. Es gibt viele Dinge, die da mit einwirken. Nicht nur die Firma Pallas, alle Presswerke haben es nicht leicht. Es gibt ja keine Hersteller mehr für Pressen. Die letzten Firmen wie der schwedische Pressenbauer Toolex Alpha haben aufgege-ben oder umgerüstet auf die Herstellung von CD-Automaten. Alle Presswerke sind bemüht, die Pressmaschinen am Leben zu erhalten, indem sie von stillgelegten Pressen Ersatzteile über-nehmen oder Ersatzteile selbst bauen. Es ist also nicht einfach geworden, in dieser Szene einen hohen Standard zu halten.

G Ü N T E R P A U L E R U N D D I E D M M - T E C H N I K

Mikroskopische Kontrolle des Schneiddiamanten und der Span-abnahme

DMM-Anlage während eines Schnittes

Page 12: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 31T E C H N I KS T A D T H A U S - S C H A B L O N E U N D - M E S S L E H R E

In einer Zeit, als die Umsätze mit Schallplatten immer mehr einbrachen, hielt ein Dortmunder HiFi-Händler fest zum Plattenspieler, und dies aus guten und in Vorführungen über-zeugenden Gründen. Ärgerlich war für Heinz Stadthaus jedoch, dass die Angaben zur Justage der Plattenspieler, Tonarme und Tonabnehmer seitens der Hersteller mitunter mangelhaft oder widersprüchlich waren. „Ein für alle gleiches geometrisches Problem müsste doch zu einer einzigen, optimalen Lösung füh-ren“, dachte er sich. Doch welche der Angaben nun richtig und welche falsch waren, konnte er nicht ohne weiteres erkennen.

Grundlagen der Geometrie des Abtastvorgangs

Seine Recherche der fundamentalen Zusammenhänge ergab, dass bereits vor langer Zeit Untersuchungen zur Geometrie des Abtastvorgangs bei einer Schallplatte und den damit verbunde-nen Verzerrungen veröffentlicht worden waren. Von Löfgren (1938) und Baerwald (1941) führte der Weg über Bauer (1945) zu Stevenson1, der bereits 1966 alle wesentlichen Grundlagen in einem zweiteiligen Artikel dargestellt hatte. Später veröffent-lichte Stark noch ein numerisches Näherungsverfahren, doch ist der analytische Ansatz von Stevenson für die Erfordernisse der Einstellpraxis besser geeignet. Schon die frühen Autoren wiesen den Vorteil einer gekröpften Anordnung des Tonabneh-mers am Tonarm im Abtastverlauf nach. Zur Schallplattenmitte hin wird der Weg, den die Nadel in einer Sekunde zurücklegt, immer kürzer, wodurch die Schwingungen verdichtet und die Abtastungen schwieriger werden. Daher muss das Optimieren der Abtastverzerrungen nicht nur den tangentialen Spurfehl-winkel der Nadel berücksichtigen, der durch den kreisför-migen anstelle des idealen radialen Abtastvorgangs entsteht.

Optimiert werden muss auch das Verhältnis des Fehlwinkels zur jeweiligen Entfernung von der Schallplattenmitte. Dies führt beispielsweise dazu, dass die größte Winkelabweichung von der idealen Rillentangente am äußeren Schallplattenrand liegt, ohne dass dies beim Hören auffällt. Am Ende des Abtast-bereichs beträgt dagegen der Fehlwinkel infolge der Kröpfung weniger als die Hälfte des Maximums.

Allerdings lassen sich die Grundlagenartikel nicht einfach als Einbauanleitungen verwenden. In seinem Kundenkreis fand Heinz Stadthaus einen Mathematiker, der sich dieser Grundlagen annahm und sie untersuchte. Bernd Ortmann überdachte die Ansätze und erarbeitete – in Zusammenarbeit mit dem Praktiker Stadthaus – für die theoretischen Lösungen Stevensons praxisgerechte Formulierungen. Er führte die For-meln zurück auf die wesentlichen Parameter, so dass anhand von nur zwei Grenzwerten die optimale Einstellung für jede Tonarmlänge und jedes Schallplattenformat ermittelt werden kann. Aus dem Abtastbereich mit den beiden Grenzwerten (Abtastbeginn und -ende) ergibt sich die Universalität der resultierenden und von Ortmann folgerichtig so bezeichneten Konstruktionskonstante. Für jeden Abtastbereich gibt es genau eine Konstruktionskonstante für alle Tonarmlängen, bei der die geringsten Verzerrungsverhältnisse über den gesamten Abtastbereich auftreten. Die Konstruktionskonstante bestimmt das Verhältnis zwischen dem Montagepunkt des Tonarms auf dem Plattenspieler und der effektiven Tonarmlänge einschließ-lich der gekröpften Anordnung des Tonabnehmers.

Anders ausgedrückt, legt die Entfernung des Tonarmlagers vom Plattentellerlager (der Achsabstand) über die Konstrukti-

Eine Frage der Einstellung Tonarm-Schablone und Messlehre von Heinz Stadthaus sorgen für optimales Klangniveau von Plattenspielern

Text und Illustrationen: Christian Heuer

Nur sorgfältig in den Tonarm eingebaute und optimal justierte Tonabnehmer funktionieren einwandfrei.

Dass dies für das klangliche Ergebnis ganz entscheidend ist, wird von keinem HiFi-Liebhaber bestritten.

Bei mangelhafter Montage sind die besten Komponenten in ihrem Nutzen eingeschränkt und damit ihr

Geld nicht wert. Nun sollte man annehmen, dass in der langen Entwicklungsgeschichte der Plattenspieler

die notwendigen Grundlagen für optimale Justage erarbeitet und in der Praxis richtig angewendet worden

sind. Doch leider trifft besonders Letzteres nicht zu. Deshalb wurde die hier besprochene Schablone für

Drehtonarme entwickelt.

Page 13: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200436 T E C H N I K S C H A L L P L A T T E N - W A S C H M A S C H I N E S B 1

Vinyl – wenn‘s sauber und gepfl egt sein sollEinfach, praktisch, gut: Sven Berkners Platten-Waschmaschine SB 1

Text und Fotos: Thomas Schmitz

Wer kennt das nicht: Man sitzt abends bei einem Gläschen und lauscht der Musik – natürlich analog.

Je nach Lust und Laune wird die eine oder andere schwarze Scheibe aufgelegt, die dieses Mal aus den

vielen Bewerbern im Regal das Rennen gemacht hat. Dann ein Schreck, der mir beim Blick auf eine der

Schallplatten durch die Glieder fährt. Spätestens nach dem Absenken der Nadel bestätigt sich meine

Befürchtung: Es knistert mächtig los. Lagerfeuerromantik zum falschen Zeitpunkt, und der nächste

Waschtag der AAA ist noch weit.

Page 14: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200440 T E C H N I K T O N B A N D M A S C H I N E T E A C A - 7 3 0 0 R X

Gebaut für die Ewigkeit Tonbandmaschine TEAC A-7300 RX: Oldtimer mit hohem Akzeptanz- und Spaßfaktor

Text und Fotos: Uwe Mehlhaff

Ich bin leider kein Nachfahre der Rocke-feller-Dynastie. Vielleicht ist es auch besser so. Daher war ich schon frühzeitig darauf bedacht, für möglichst wenig Geld vernünftige HiFi-Geräte, vornehmlich Tonbandmaschinen, zu erstehen. Und wenn das Geld für Neugeräte nicht reich-te, schaute ich mir in den Schaufenstern diverser damaliger Second-Hand-Läden (seinerzeit noch schamhaft „An- und Verkauf aller Art“ genannt) hier in Köln die Nase platt. Und von diesen „An- und Verkauf“-Geschäften gab es in den frü-hen achtziger Jahren in der Domstadt am Rhein zuhauf.

In den Anfangsjahren meiner Karriere als Tonbandfreund musste ich gehöriges Lehrgeld bezahlen. Nicht alle Verkäufer zählten zu den seriösesten, und die von mir erworbenen Teile waren oftmals mit

Mängeln behaftet – Garantie natürlich ausgeschlossen. Ich erinnere mich an ein Tonbandgerät von Grundig mit der Typenbezeichnung TK 47, das nicht mehr umspulte, eine Uher SG 63, bei der der Motor des Schwestermodells 263 ein-gebaut war oder gar eine Philips N 4450 mit einem defekten Wiedergabekanal. Ich könnte unter dem Motto „Geld in den Sand gesetzt – Schnee von gestern“ noch ausgiebiges Material für eine separate Story liefern ...

Als mein damaliger Arbeitgeber nach vollendeter Ausbildung als Versiche-rungskaufmann mir eine Festanstel-lung antrug und ich dem Charme eines gesicherten Arbeitsplatzes nicht wider-stehen konnte, kam die Zeit der Neu-anschaffungen. Leider gab es nicht alle Wunschgeräte neu und so musste ich

das eine oder andere in alten HiFi-Jahr-büchern erspähte und auf dem großen HiFi-Wunschzettel festgehaltene Objekt der Begierde als nicht mehr erhältlich ad acta legen.

Durch einen damaligen Bekannten bekam ich vor vielen Jahren zufälliger-weise eine gebrauchte Tonbandmaschine TEAC A-7300 RX zum Preis von 1200 DM angeboten – ein zweiteiliger Koloss mit einem Gesamtgewicht von rund 40 Kilogramm. Dieses Monstrum hat irgendwann zwischen 1976 und 1978 im Land der aufgehenden Sonne das Licht der Welt erblickt und im Neuzustand nach meinen Recherchen etwa 7500 DM gekostet – für damalige Verhältnisse sehr viel Geld. Es handelt sich um eine Profi -Maschine in Halbspurtechnik (daher auch der Zusatz „2 track Master Recor-

Page 15: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200444 M U S I K D I E B I O G R A F I E D E S H O W L I N ‘ W O L F

“It sounded like he gargled with Drano”Die Biografi e des stimmgewaltigen Chester A. Burnett a.k.a. Howlin’ Wolf

Text: Holger Trass

Wie der Electric Chicago Blues nach England kam – das war das Thema meines Beitrags über Muddy

Waters in Heft 1/2003 von analog aktuell. In dieser Ausgabe stelle ich eine weitere Blues-Legende vor. Es

ist Chester A. Burnett, der unter seinem besser bekannten Namen Howlin’ Wolf zusammen mit englischen

Musikern Berühmtheit erlangte.

Chester Arthur Burnett wird am 10. Juni 1910 in West Point, Mississippi, als Sohn eines Farmers geboren und nach dem 21. Präsidenten der USA genannt. Er singt schon als Kind in der Baptistenkirche in Aberdeen und zieht Anfang der zwanziger Jahre auf die Young & Myers Plantation in der Nähe von Rule-ville. In direkter Nachbarschaft liegt die Dockery Plantation. Dort arbeitet der Mann, von dem Chester nicht nur den Blues, sondern auch „Showmanship“ erlernt – die Art des Vortrags, welche die Zuhörer mitreißt. Es ist Charley Patton, der „große alte Mann” des Delta-Blues.

Mit 18 Jahren bekommt Burnett von seinem Vater eine Gitarre geschenkt. Nach einem Zusammentreffen mit Patton, der ihm die Grundzüge des Gitarrespielens beibringt, entsteht bei ihm der Wunsch, Bluessänger zu werden. Bereits Anfang der drei-ßiger Jahre beginnt er mit Auftritten in lokalen Juke-Joints. Als dann auch noch Rice Miller (Sonny Boy Williamson II) seine Halbschwester Mary heiratet und Wolf das Harmonikaspielen lehrt, ist es um ihn geschehen. Ende des Jahrzehnts sieht man ihn mit Mundharmonika, die an einer Nackenstütze befestigt ist, und einer der ersten elektrisch verstärkten Gitarren auf-treten. Nach vier Dienstjahren in der U.S. Army lässt er sich in West Memphis, Arkansas, als Farmer nieder und spielt an Wochenenden in Bars und Clubs. Dort ist er im Jahr 1948 Mit-begründer der „House Rockers”, einer lokal bekannten und erfolgreichen Band. Mit dieser Band bekommt er eine tägliche halbstündige Livemusik-Sendung beim Lokalsender KWEM. Zu der Band gehören Willie Johnson (Guitar), Albert Williams (Piano) und Willie Steel (Drums).

1951 wird für Burnett ein Schicksalsjahr: Nahezu gleichzeitig erweckt die Radiosendung im März das Interesse von Ike Tur-ner (ja, genau dem), der als Talentscout für Modern Records in Los Angeles unterwegs ist, und des kürzlich verstorbenen Sun-Produzenten Sam C. Phillips, der mit seinem „Memphis Recording Service“ unter anderem für das Chess-Label arbei-tet. Sam Phillips’ erster Eindruck: „When I heard him, I said: ‘This is for me. This is where the soul of man never dies.’ He was about six foot six, with the biggest feet I‘ve ever seen on a human being. Big Foot Chester is one name they used to call him. He would sit there with those feet planted wide apart, playing nothing but the French harp, and I tell you, the greatest show you could see today would be Chester Burnett doing one of those sessions in my studio. God, what would it be worth to see the fervor in that man‘s face when he sang. His eyes would light up and you‘d see the veins on his neck, and buddy, there was nothing on his mind but that song. He sang with his damn soul.” Verständlich, dass dieser Mann wegen des stimmgewalti-gen Gesanges auch den Spitznamen Howlin’ Wolf trägt.

Am 14. Mai 1951 nimmt Howlin’ Wolf in Phillips’ Sun-Studio in Memphis in der 706 Union Avenue „Moanin’ At Midnight” und „How Many More Years” auf. Die Aufnahmen gehen zur Veröffentlichung an Chess nach Chicago. Die Firma Modern Records, die der Meinung ist, wenigstens gleiche Rechte an die-sem Interpreten zu haben, lässt Ike Turner die gleichen Songs bei KWEM aufnehmen. Im November 1951 bringen beide Labels fast gleichzeitig die Schallplatten auf den Markt. Die Modern-Tochter RPM, welche die Single veröffentlicht, druckt den falsch geschriebenen Titel „Morning At Midnight” auf das

Page 16: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200448 M U S I K J A Z Z R E I S S U E S

Jazz Reissues Text: Alexander Bölts

Impulse AS 77 / Speakers Corner Records

CTI Stereo A&M SP 3004 / Speakers Corner Records

Page 17: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200450 M U S I K M U S I C W I T H M Y F I R S T L O V E

Music with my fi rst loveText: Maike Schneider

Musik, genauer: Musikstücke sind für mich immer mit Menschen verbunden, mit denen ich sie gehört habe.

Musik, die mich in Lebenssituationen begleitet und mich getröstet hat, mich seelisch hat fl iegen lassen, mich

die erste Liebe und den ersten Liebeskummer hat erleben lassen. Höre ich sie irgendwann wieder aus einem

Autoradio klingen oder jemanden summen, fi nde ich mich zurückversetzt in die Vergangenheit.

Aufgewachsen bin ich in den Siebzigern, an die ich mich eigentlich nicht wesent-lich erinnere außer an die Musik, die ich bei meinem älteren Bruder, analog!, mitgelauscht habe. Stapel von Singles, Jungs in Schlaghosen, die nett zur klei-nen Schwester ihres Kumpels waren. Jene Musik hat mich als Teenie mit dem Walkman wieder eingeholt, in stibitzten Kassetten (niemals zurückgegeben), beim Austragen von Werbung – dem Job meines ersten, selbst verdienten Geldes. Janis Joplin wünschte sich einen Mer-cedes Benz, während ich mir die Sohlen ablief ...

Meine erste selbst gekaufte Schallplatte (den Plattenspieler hatte ich von mei-nem Bruder geerbt) war „The Getaway“ von Chris de Burgh. In der Erinnerung schaudert’s mich, aber damals liebte ich ihn heiß und innig. Ich glaube, alle Mädels standen auf seine soften, roman-tischen Songs. Meiner besten Freundin lieh ich die Platte aus und bekam sie mit einem Kratzer zurück. Ein schwerer Schlag für unsere Freundschaft!

Meine erste große Liebe lernte ich in der Tanzstunde kennen. Und dabei fallen mir da unsägliche Klassiker wie „Im Taxi vor mir fährt ein fremdes Mädchen“, „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und dergleichen ein. Foxtrott, Chachacha

und Jive. Fabelhaft, sich im bodenlangen, knallroten Kleid im Wiener-Walzer-Takt zu drehen. Hach, das Kleid hab’ ich noch, der Name des Tanzpartners ist mir aber entfl eucht. Hm.

Der nächste Kerl erwischte mich blank-weg mit Rod Stewarts „I‘m sailing“. Stehblues im Dunkeln, feuchte Hände, sanftes Schaukeln. Der erste Mann ganz nah ... Noch heute bekomme ich ein Glit-zern in den Augen, wenn ich mich an die damaligen Parties erinnere. Ihn verlor ich an Depeche Mode und die Grufti-Szene, die sich bei uns gebildet hatte. Ich fand das einfach nur doof und langweilig und dachte, es wär besser ohne ihn. Immer noch schiebe ich das auf die Musik und weigere mich, sie offi ziell „gut“ zu nen-nen, obwohl ich mir eingestehen muss, sie hat auch heute noch was.

Die zweite Liebe traf mich mit Billy Joel wie ein Blitz. Höre ich seine Musik, über-fällt mich auch heute noch plötzliche Sommerhitze, viel Freude und Gelächter. Was waren wir jung damals! Es war in den Ferien, ein Haufen kichernde Mäd-chen, und er wie aus der Vergangenheit mit zerzausten, rotblonden Haaren und einer hinreißenden Marinejacke ... Einen einzigen Brief bekam ich noch von ihm. Den zwanghaft folgenden ersten Liebes-kummer zu überwinden, half mir Kate

Ferienfreizeit mit der Kirche

Als Teenager mit Mutter (rechts) und Großmutter

Klein-Maike (vorn halb rechts) mit Ver-wandten und Freunden

Page 18: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200452 M U S I K M U S I C W A S M Y F I R S T L O V E

Music was my fi rst loveText: Rainer Bergmann

Buddy And The Huddle –Monument For John KaltenbrunnerB.A.T.H. haben wieder zugeschlagen. Endlich, möchte ich sagen. Endlich wieder eine wunderbare Platte abseits der alltäg-lichen musikalischen Ödnis. Abseits der wohlgeordneten musi-kalischen Schubladen. Aber das kennen wir ja schon: Indierock, Polka, Country, Bluegrass und was weiß ich mischen sich zu der typischen B.A.T.H.-Melange. Musik zum entspannten Genießen und Zuhören. Klanglich gibt es nichts auszusetzen. Ein im besten Sinne analoges Klangbild mit Wärme, Präzision, Luftigkeit und Detailfülle.

Die LP ist die musikalische Umsetzung des gleichnamigen Romans von Tristan Egolf. Dieser beschreibt in seinem beim Suhrkamp-Verlag erschienenen Roman das Leben des Zie-genjungen John Kaltenbrunner im trostlosen Nest Baker im amerikanischen Getreidegürtel. Der Junge ist ein Außenseiter in einer Außenseitergesellschaft und lebt mit seiner Mutter auf einer heruntergekommenen Farm. Mit Mühe und Not macht er daraus eine gut gehende Schaf- und Hühnerzucht, bevor ein Tornado alles zerstört. Als schließlich auch noch die frommen Betschwestern seiner Mutter ihm den Rest wegnehmen, wird John Müllmann und rächt sich am Ort durch einen Streik, den er anzettelt. Er landet irgendwann später im Knast. Eine moder-ne Outlawgeschichte, die mit dem kleingeistigen Provinzleben gnadenlos abrechnet. Das erinnert mich stark an ältere Platten von B.A.T.H., auch das ist also beim alten geblieben. Auch das Plattenlabel – Ciclismo – ist geblieben. Das ist schön!

Page 19: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/200454 M U S I K R A I N E R S V O R F Ü H R P L A T T E N

Rainers VorführplattenSechs heiße Scheiben, die der HiFi-Anlage alles abverlangen

Text: Rainer Bergmann

Jeder von uns hat sicherlich ein paar Platten, die er besonders gut kennt und immer dann aus dem Regal

holt, wenn zum Beispiel ein neuer Tonabnehmer eingebaut und justiert ist und nun zeigen soll, was er so

alles kann. Und es gibt – wenn wir ehrlich sind – auch ein paar Scheiben, die für unbedarfte Besucher

reserviert sind. Denen wir voller Stolz mal zeigen wollen, was unsere Anlage so drauf hat.

Nun ja, und wenn wir Freunde, Verwandte oder auch Vereinskollegen besuchen, dann schauen wir dort im

Plattenregal ja auch erst mal nach bekannten Scheiben und bitten, diese doch mal aufzulegen. Wir wollen

schließlich wissen, wie es dort klingt. Und falls wir nicht sicher sind, ob wir etwas Bekanntes vorfi nden

werden, bringen wir sicherheitshalber die eine oder andere Platte mit. Um solche Platten geht es hier.

Falls jemand Interesse hat, diese Platten auch mal selbst zu hören, werde ich sie zu den nächsten analog

foren mitbringen.

Page 20: analog aktuell 1/2004 – Leseprobe · 2014-10-17 · Klangmagier Günter Pauler und die DMM-Technik Tonarm-Schablone und Messlehre von Stadthaus Biografie der Blues-Legende Howlin’

ANALOG AKTUELL 1/2004 55M U S I KR A I N E R S V O R F Ü H R P L A T T E N

Runrig – The Big WheelDie schottische Band Runrig erfreut sich gerade in Deutschland einer großen, treuen Fangemeinde, was ich wirklich interessant fi nde. Schließlich wird nicht nur englisch gesungen, sondern auch ziemlich häufi g gälisch, was ja nun eine ziemlich exoti-sche Sprache ist. Andererseits scheint die wunderbar melodi-sche Musik, die irgendwo zwischen Rock und Folk anzusiedeln ist, irgend etwas in unseren Herzen zum klingen zu bringen. Da werden Sehnsüchte wach nach unberührter Natur, nach weiten, unverbauten Blicken, Ruhe und Entspannung und dergleichen mehr. Nicht umsonst gibt es bei uns so viele irische Kneipen, sorry: Pubs. Und wer jemals in Schottland oder Irland war, kommt nicht mehr davon los.

Wie dem auch sei, jedenfalls ist Runrig eine sehr produktive Band mit einer ellenlangen Liste an Veröffentlichungen, die so zirka alle zwei Jahre um eine Platte länger wird. Und da viele (wenn nicht sogar alle) Aufnahmen auf Vinyl veröffentlicht wurden, ist es eigentlich kein Problem, an eine der vielen wun-derbaren Platten zu kommen. Was mich besonders freut, ist das durchweg hohe Qualitätsniveau sowohl der Songs als auch des Klangs. Auf „The Big Wheel“ geht es im Titellied „Headlights“ erst ganz sanft und leise los, bis plötzlich das Schlagzeug förm-lich explodiert und der Gesang einsetzt. Hier kann man die dynamischen Fähigkeiten seiner Anlage mal so richtig schön vorführen. Das knallt richtig gut. Auch musikalisch fi nde ich die ganze LP äußerst hörenswert. Vielleicht sollte man sich dazu einen charaktervollen und doch eleganten Single Malt gönnen. Einen Bruichladdich zum Beispiel. Slainte!

Kevin Eubanks – The Heat Of HeatDiese Platte birgt ein nicht unerhebliches Gefahrenpotenzial. Sollte die beste Ehefrau/Freundin von allen das Cover in die Finger bekommen, sind Sätze wie diese vorprogrammiert: „Nimm dir mal ein Beispiel an diesen Muskeln!“ „Ach, der sieht aber besser aus als Du mit Deinem Bauch.“ „Sag mal Schatz, wann hat eigentlich das Bodybuildingstudio an der Ecke geöff-net? Geh doch mal bitte schauen. Und lass dir gleich einen Termin geben!“ Aber es gibt ja neutrale weiße oder schwarze Außenhüllen zum Auswechseln. ;-)

Was mich dennoch bewogen hat, die Platte zu kaufen, ist der E-Bass, den Mr. Eubanks im Arm hält. Satt und mächtig schnalzt das Teil aus den Boxen. Tief und konturiert geht der Klang in den Frequenzkeller hinunter, dass es nur so eine Freude ist. Die Lautstärke rauf, bis die Sicken um Gnade fl ehen. So mögen wir das. So soll es sein. Ich kenne keine Platte, auf der das so überzeugend und mit so viel Saft und Kraft rüberkommt, wie auf dieser. Dabei tut sich vor allem das gleichnamige Stück auf der ersten Seite hervor. Musikalisch fi nde ich die Produktion des amerikanischen Jazzlabels GRP ansonsten eher belanglos. Das mögen Andere anders sehen, ist halt Geschmackssache. Jedem das Seine. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass GRP-Platten – wie die Scheiben vieler anderer Labels auch – eine eigene Klangcharakteristik haben. Ich kenne Leute, die den Sound nicht mögen. Bei dieser Platte passt er, wie ich fi nde, wie die Faust aufs Auge.