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% „Anleger haben heute ein höheres Sicherheitsbedürfnis“ Die Nachfrage nach Wohnraum wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Davon können auch Anleger profitieren, so Andreas Cornelißen, Leiter Immobilien bei der Deutschen Apotheker- und Ärzte- bank, im Interview. djz: Herr Cornelißen, am Aktienmarkt ging es in den beiden vergangenen Jahren steil nach oben. Aber die Zuflüsse in den Markt halten sich, wenn überhaupt, in Grenzen. Woran liegt’s? Andreas Cornelißen: Nach den Erfahrungen während der Finanzkrise hat sich die Risikoaversion bei den Anlegern deut- lich verstärkt. Viele scheuen trotz steigender Kurse die höhere Volatilität bei Aktien. Das Sicherheitsbedürfnis hat einfach zugenommen. djz: Statt in Aktien fließt jetzt viel Kapital derzeit in den Wohn immobilienmarkt. Ist aus Ihrer Sicht die Entwicklung noch gesund? Cornelißen: Hier muss differenziert werden: In absoluten Top- Lagen einiger Großstädte ist nur noch wenig Luſt nach oben. Nicht zuletzt wegen der geringen Neubau-Quote tri in den sogenannten BIG 7, den sieben größten Großstädten in Deutsch- land, eine hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Das sorgt für steigende Preise. Gleichzeitig verfügen diese Städte über geringe Flächenreserven und sind Gewinner der demografischen Entwicklung. Hier steht die Wertstabilität im Vordergrund, nicht eine hohe laufende Rendite. In anderen Regionen ziehen mehr Menschen weg, als neu dazukommen. Hier steigen die Mieten und die Immobilienpreise nicht mehr, sie sinken sogar teilwei- se. Wer in Immobilien investieren will, sollte also selektiv vor- gehen, den regionalen Markt beobachten und auch die genaue Lage berücksichtigen. Wir empfehlen ein Vorgehen nach dem „ABBA“-Prinzip, das heißt, entweder in die A-Lagen der B-Städte zu investieren, oder aber in die B-Lagen der A-Städte. djz: Wie sollten Anleger aus Ihrer Sicht am besten vorgehen? Cornelißen: Mit Immobilien lassen sich unterschiedliche Anla- geziele erreichen – von der Kapitalanlage bis zur Altersvorsorge. Insgesamt kommt es auf eine ausgewogene Vermögensstruktu- rierung an. Darüber hinaus raten wir zur Diversifikation: Also lieber Immobilien an unterschiedlichen Standorten kaufen als alles auf eine Karte zu setzen. djz: ... und wenn die grundsätzliche Entscheidung pro Immo- bilie gefallen ist? Cornelißen: ... dann geht es darum, zu ermitteln, welcher Zweck mit dem Investment verfolgt wird und welche Immobilie hierfür zweckmäßig ist. Dabei sollte man nichts dem Zufall zu überlas- sen. Sinnvoll ist es, zum Beispiel durch Hinzuziehen der Bank, die Immobilien anhand von Ratings auf Herz und Nieren zu prüfen, die Meinung externer Sachverständiger einzuholen, steuerliche Aspekte zu beachten und schließlich ein individu- ell passendes Finanzierungskonzept zu erstellen. Man sieht: Es gilt viele Dinge zu berücksichtigen. Deshalb betreuen wir solche Vorhaben mit speziell ausgebildeten Immobilien-Anlagespezia- listen, die bei allen Aspekten unterstützen und immer auch die Investmentperspektive im Blick haben. Das Interview führte Hauke Gerlof Tipp! Indexierte Verträge sichern Mietanpassung Der Immobilienmarkt kennt so viele staatliche Interventi- onen wie der Gesundheitsmarkt. Die große Koalition ist dabei, gegen Mietsteigerungen zu intervenieren, nachdem das ema Mietpreissteigerungen und Wohnungsnot in Ballungsgebieten in den Medien zuletzt ein breites Echo gefunden hat. In Zukunſt soll es Vermietern erschwert werden, Mieterhö- hungen durchzusetzen, selbst bei Wechsel des Mieters. Doch Vermieter können vorbauen: Wer eine Wohnung jetzt neu ver- mietet, sollte darüber nachdenken, einen indexierten Miet- vertrag zu vereinbaren, empfiehlt Andreas Cornelißen von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Dabei ist die Mie- te an die Entwicklung der Verbraucherpreise gekoppelt. Mit derartigen Verträgen wüssten Mieter und Vermieter genau, was auf sie zukommt. Hauke Gerlof % Andreas Cornelißen // Leiter Immobilien bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank praxis 47 der junge zahnarzt 02 | 2014

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„Anleger haben heute ein höheres Sicherheitsbedürfnis“Die Nachfrage nach Wohnraum wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Davon können auch Anleger profitieren, so Andreas Cornelißen, Leiter Immobilien bei der Deutschen Apotheker- und Ärzte-bank, im Interview.

▶ djz: Herr Cornelißen, am Aktienmarkt ging es in den beiden vergangenen Jahren steil nach oben. Aber die Zu� üsse in den Markt halten sich, wenn überhaupt, in Grenzen. Woran liegt’s?

Andreas Cornelißen: Nach den Erfahrungen während der Finanzkrise hat sich die Risikoaversion bei den Anlegern deut-lich verstärkt. Viele scheuen trotz steigender Kurse die höhere Volatilität bei Aktien. Das Sicherheitsbedürfnis hat einfach zugenommen.

▶ djz: Statt in Aktien f ließt jetzt viel Kapital derzeit in den Wohn immobilienmarkt. Ist aus Ihrer Sicht die Entwicklung noch gesund?

Cornelißen: Hier muss di� erenziert werden: In absoluten Top-Lagen einiger Großstädte ist nur noch wenig Lu� nach oben. Nicht zuletzt wegen der geringen Neubau-Quote tri� in den sogenannten BIG 7, den sieben größten Großstädten in Deutsch-land, eine hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Das sorgt für steigende Preise. Gleichzeitig verfügen diese Städte über geringe Flächenreserven und sind Gewinner der demogra� schen Entwicklung. Hier steht die Wertstabilität im Vordergrund, nicht eine hohe laufende Rendite. In anderen Regionen ziehen mehr Menschen weg, als neu dazukommen. Hier steigen die Mieten und die Immobilienpreise nicht mehr, sie sinken sogar teilwei-se. Wer in Immobilien investieren will, sollte also selektiv vor-gehen, den regionalen Markt beobachten und auch die genaue Lage berücksichtigen. Wir empfehlen ein Vorgehen nach dem „ABBA“-Prinzip, das heißt, entweder in die A-Lagen der B-Städte zu investieren, oder aber in die B-Lagen der A-Städte.

▶ djz: Wie sollten Anleger aus Ihrer Sicht am besten vorgehen?

Cornelißen: Mit Immobilien lassen sich unterschiedliche Anla-geziele erreichen – von der Kapitalanlage bis zur Altersvorsorge. Insgesamt kommt es auf eine ausgewogene Vermögensstruktu-rierung an. Darüber hinaus raten wir zur Diversi� kation: Also lieber Immobilien an unterschiedlichen Standorten kaufen als alles auf eine Karte zu setzen.

▶ djz: ... und wenn die grundsätzliche Entscheidung pro Immo-bilie gefallen ist?

Cornelißen: ... dann geht es darum, zu ermitteln, welcher Zweck mit dem Investment verfolgt wird und welche Immobilie hierfür zweckmäßig ist. Dabei sollte man nichts dem Zufall zu überlas-sen. Sinnvoll ist es, zum Beispiel durch Hinzuziehen der Bank, die Immobilien anhand von Ratings auf Herz und Nieren zu

prüfen, die Meinung externer Sachverständiger einzuholen, steuerliche Aspekte zu beachten und schließlich ein individu-ell passendes Finanzierungskonzept zu erstellen. Man sieht: Es gilt viele Dinge zu berücksichtigen. Deshalb betreuen wir solche Vorhaben mit speziell ausgebildeten Immobilien-Anlagespezia-listen, die bei allen Aspekten unterstützen und immer auch die Investmentperspektive im Blick haben.

Das Interview führte Hauke Gerlof

Tipp!Indexierte Verträge sichern MietanpassungDer Immobilienmarkt kennt so viele staatliche Interventi-onen wie der Gesundheitsmarkt. Die große Koalition ist dabei, gegen Mietsteigerungen zu intervenieren, nachdem das � ema Mietpreissteigerungen und Wohnungsnot in Ballungsgebieten in den Medien zuletzt ein breites Echo gefunden hat.

In Zukun� soll es Vermietern erschwert werden, Mieterhö-hungen durchzusetzen, selbst bei Wechsel des Mieters. Doch Vermieter können vorbauen: Wer eine Wohnung jetzt neu ver-mietet, sollte darüber nachdenken, einen indexierten Miet-vertrag zu vereinbaren, emp� ehlt Andreas Cornelißen von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Dabei ist die Mie-te an die Entwicklung der Verbraucherpreise gekoppelt. Mit derartigen Verträgen wüssten Mieter und Vermieter genau, was auf sie zukommt. Hauke Gerlof

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Andreas Cornelißen //Leiter Immobilien bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank

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