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AnwenderForum 2016
Moderne Küche – Zwischen Pflicht und Kür
13. und 14. Oktober 2016, Rednitzhembach
FODMAP‘s
Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Claudia Krüger
Selbstständig und angestellt
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Inhalte
Das Reizdarmsyndrom
FODMAP als Therapieoption
die drei Phasen der FODMAP-Diät
die Umsetzung in den Lebensalltag
Ein Zwischenspiel: Weizen und Gluten
Chancen und Risiken für Reizdarmpatienten
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Das Reizdarmsyndrom: ein paar Fakten
Betroffen sind 5 – 15% der Bevölkerung
Ursächlich multifaktorielles Geschehen vermutet
Erstmaliges Auftreten oft nach Gastrointestinalem Infekt
Bei 1/3 der Patienten zuvor virale/bakterielle Entzündungen
vermehrte Reiz- und Schmerzwahrnehmung nachgewiesen
hohe Inzidenz von bakterieller Fehlbesiedlung
familiäre Häufung (wohl eher wegen d. Umweltbedingungen)
bis zu 50% haben psychiatrische Begleiterkrankungen
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Therapieansätze bei Reizdarm
Allgemeinmaßnahmen:
Aufklärung, Betreuer-Netz schaffen
Symptomorientierte medikamentöse Therapie:
mit stufenweiser Therapie der Hauptsymptomatik
Diarrhoe, Obstipation, Bauchschmerzen, Blähungen
Ernährungstherapie
Ballaststoffe, Intoleranzen, FODMAP-arme Diät
Psychotherapie
alternative Therapien: Hypnose, Akupunktur
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Therapieansätze
Stressverringerung
moderate Bewegung
Essgewohnheiten prüfen (Zeiten, Mengen, Tempo)
Menge und Art der Ballaststoffe
Anteil von Fertiglebensmitteln
(Zusatzstoffe, Resistente Stärke)
Menge und Art der Zuckerersatzstoffe
Alkohol und Koffein sowie Sorbit und Polyole
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
FODMAP als Therapieoption
FODMAP´s sind kurzkettige nicht resorbierte Kohlenhydrate
vermehrter Wassereinstrom in den Darm
erhöhte Gasproduktion
veränderte Motilität und veränderte Permeabilität
Ziel der Essumstellung:
Symptomkontrolle
Verbesserung der Lebensqualität
Bessere Nährstoffaufnahme
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Chancen, Risiken und Aufwand
Therapieansatz FODMAP
Fermentierbare Fruktane Inulin
Oligosaccharide Galaktane Fruktooligosaccharide
Disaccharide Laktose
Monosaccharide Fruktose
And
Polyole Sorbit, Mannit
Maltit, Isomalt
Xylit
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Chancen, Risiken und Aufwand
Vor Beginn der Umstellung
Diagnostik:
Ausschluss Zöliakie
Laktose- und Fuktoseunverträglichkeit testen (aber das Empfinden der Patienten bei der Beurteilung berücksichtigen)
Zusätzlich:
Ernährungsprotokoll führen lassen und auswerten
Eigenmotivation muss vorhanden sein
nicht in stressiger Lebensphase, günstige Phase wählen
Zyklus angepasst starten
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Kritische Datenanalyse
Nicht immer ist eine FODMAP-arme Ernährung erforderlich, manchmal sind aus dem Ernährungsprotokoll auch andere Empfehlungen abzuleiten!
Verzehrsmengen („zuckerfreie“ Lebensmitteln, Obst, Ballaststoffe)
Verteilung und Menge der LM insgesamt
Menge an Koffein
Alkoholkonsum (> 4 alkoholische Getränke)
Fettreiche Essen können Trigger sein
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Vor Beginn
Schriftlich über Skalen ermitteln
Stuhlformen und Frequenzen
Blähungen und Darmempfindlichkeiten
Bauchumfang messen vor– und nach der Eliminationsphase (nicht täglich!)
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Phase 1 „Eliminationssphase“
Konsequente Einhaltung des Planes ist notwendig.
Nahrungsmittellisten ausgeben und besprechen:
keine Abwandlungen
Kleinstmengen/Spuren schaden nicht
übliche Mengen zu üblichen Tageszeiten
glutenfreie Lebensmittel kritisch betrachten
Was sonst noch eine Rolle spielt und besprochen werden muss:
Stress
viel Kaffee
Alkohol
Esstempo, Verteilung der Mahlzeiten, Portionsgrößen
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Phase 2 „Toleranzfindungsphase“
Für einzelne FODMAP´s Toleranzgrenzen ermitteln
Der Kostaufbau erfolgt langsam, diese Phase dauert…
Zur Besprechung muss ein Beratungsgespräch erfolgen.
Ablauf (die Basis der Ernährung bleibt die FODMAParme Ernährung)
1 FODMAP-reiches Lebensmittel pro Woche ergänzen.
Lebensmittel auswählen, die nur eine FODMAP enthalten.
Das Lebensmittel wird in üblicher Portionsgröße zu einer üblichen Tageszeit gegessen.
Es erfolgt in der Woche ein zweiter Versuch mit dem gleichen Lebensmittel.
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Phase 3 „Langzeiternährung“
Individuelle FODMAP-reduzierte Ernährung mit möglichst großer Lebensmittelwahl.
Abschließende Beratung zum Umgang mit Außer-Haus-Essen, Einkauf und Rezeptmodifikation notwendig
Je nach beschwerdeauslösenden Lebensmittel sind problematisch:
zu geringe Ballaststoffaufnahme
Zu geringe Kalziumaufnahme
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Chancen, Risiken und Aufwand
Fazit
Wer FODMAP einsetzen möchte muss sich gut einarbeiten, die Stärken und Schwächen der Diätform kennen. Vorhergehende Untersuchungen sind Pflicht, der beschriebene Ablauf muss eingehalten werden. Die Patienten/Kunden müssen gut aufgeklärt werden und brauchen mindestens drei Einzelberatungen. FODMAP ist nicht für Gruppenschulungen geeignet. FODMAP ist nur eine mögliche Therapieform des Reizdarmsyndroms und nicht zwingend erfolgreich.
FODMAPs Viel Wirbel um den Darm
Chancen, Risiken und Aufwand
Zur Umsetzung in den Lebens-und Klinikalltag
Die Patienten benötigen eine individualisierbare Kost, die den Prinzipien der leichten Vollkost entspricht. Wird die Auswahl der Getreideprodukte besonders schwer, lohnt sich das Anbieten einer zweiten warmen Mahlzeit. Es gibt keine allgemeingültige FODMAP-Diät, da jeder Einzelne andere Unverträglichkeitsreaktionen zeigt.
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Chancen, Risiken und Aufwand
Ein Zwischenspiel: Weizen und Gluten
Weizen in aller Munde
Müsli
(Vollkorn-)Brötchen mit Käse und Tomate
Nudel-Gemüsepfanne
Kuchen
Vollkornbrot mit Kräuterquark
Flockenjoghurt
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Chancen, Risiken und Aufwand
… und bei den Diabetikern???
…„regelmäßig, gleichmäßig gegessene Kohlenhydrate
führen zu einem gleichmäßigen Verlauf der Blutzuckerwerte
und einem guten HBA1c-Wert, erst recht, wenn der
glykämische Index niedrig ist“…
Und was ist wenn nicht?
Ist der Patient nicht therapiefähig?
Oder isst er das Falsche?
Wieso soll Weizen das Problem sein?
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Chancen, Risiken und Aufwand
Nicht selten liegt ein Zöliakie/Glutenunverträglichkeit vor
Häufigkeit Zöliakie in Deutschland:
0,3% der Bevölkerung (Europa 1 %)
Nur bei 10 bis 20 % liegt das Vollbild der Zöliakie vor.
80 bis 90 % haben untypische oder keine Symptome.
Frauen erkranken häufiger als Männer (1,5:1)
Häufigkeitsgipfel: 1. - 8. und 20. - 50. Lebensjahr
Therapie: lebenslange strikte glutenfreie Ernährung
Wie viele Betroffene sehen Sie im Alltag?
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Chancen, Risiken und Aufwand
Diabetes und …
Häufigkeit Zöliakie mit Typ-1- Diabetes: 5 –7 % bei Typ-1
lebenslange Unverträglichkeit gegenüber Gluten/Gliadin
entzündliche Prozesse, Zottenattrophie, Nährstoffmangel, KH-Resorption gestört
Zöliakie-Screening bei
Diagnosestellung, dann alle 2 Jahre
unerklärlich verschlechterte HbA1c-Wert und Hypo´s
stark schwankenden BZ-Werten…
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Chancen, Risiken und Aufwand
Weizenfrei bei Diabetes
Wir sehen manchmal nach weizenhaltigen Mahlzeiten einen erstaunlich hohen BZ-Wert, der nicht durch die Menge der Kohlenhydrate begründbar ist. Mögliche Ursachen:
Zu wenig Insulin für die Menge der KH (das 2 BE-Brötchen) Gegenregulation Stressreaktion auf Weizen???
Stress führt zu Adrenalin- u. Cortisonausschüttung Stress durch
entzündliche Veränderungen durch Unverträglichkeiten? Stress durch Reizdarmsyndrom? Stress durch Blutdruckanstieg und Gewichtszunahme? Stress durch hohe Blutzuckerwerte?
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Chancen, Risiken und Aufwand
Diabetes und Glutensisnitivität
… oder Weizenunverträglichkeit:
Häufigkeit: ???
Diagnose über Antikörperbestimmung und Pricktest.
Test unzuverlässig, eine zuverlässige Diagnose kann nur auf eine weizenfreie Ernährung basieren.
Symptome: Gastrointestinale Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel, Ekzem, Asthma, Rhinitis, Juckreiz.
Therapie: Weizenfreie Ernährung, ggf. unter Austesten von Toleranzschwellen, ähnlich der Laktoseunverträglichkeit
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Chancen, Risiken und Aufwand
Ein Überblick
Zöliakie NCGS Weizenempfindlichkeit
Dauerhafte, konsequente glutenfreie Ernährung
Zeitlich beschränkte glutenfreie Ernährung (1-2 Jahre?)
Zeitweiliger Verzicht auf Weizen
Individuelles Austesten der Toleranzschwellen für glutenhaltige Lebensmittel
Individuelles Austesten der Toleranzschwellen für weizenhaltige Lebensmittel
Ggf. entzündungshemmende Therapie erforderlich (Cortison)
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Chancen, Risiken und Aufwand
Diagnosestellung
Glutensensitivität oder Weizenunverträglichkeit?
1. Ausschluss Zöliakie
2. Ausschluss Weizenallergie
3. Glutenfreie Ernährung
4. Weizenfreie Ernährung
5. Austesten von Toleranzmengen
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Chancen, Risiken und Aufwand
Glutenfrei als „Wunschkost?“
Ohne Beschwerden glutenfrei essen – macht das Sinn?
Beratung notwendig (Wahl der Lebensmittel, Rezepte…) Mischung der Lebensmittel (vollwertig) insgesamt betrachten
Keine Nachteile durch Glutenverzicht bei Gesunden, aber
Vermehrte Kosten Höherer Aufwand Veränderungen im Lebensstil erforderlich
Glutenfrei ohne Zöliakie – wir beraten, aber …nur auf Wunsch, wenn es keine Notwendigkeit gibt. …bei Diabetes, Übergewicht, Reizdarm… - wenn die Werte unerklärlich sind oder der Wunsch nach Veränderung besteht.
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Chancen, Risiken und Aufwand
Ist es wirklich das Gluten???
Es werden andere Weizeninhaltsstoffe erforscht und möglicherweise verursachen diese Beschwerden.
Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI´s):
- Resistenzgene mit hohem Potential Immunreaktionen hervorzurufen
(Ernährungsempfehlungen bleiben aktuell gleich)
FODMAP´s
- In diesem Fall der Fruktangehalt in Weizen und Roggen
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Chancen, Risiken und Aufwand
Chancen und Risiken für Reizdarmpatienten und das „Haus“
Verbesserung der z.T. jahrelangen Beschwerden
Minimieren von Teilhabestörungen
Verlust des Krankheitsgewinns
Risiko einer weiteren „Enttäuschung“
Keine Lösung aller Probleme des Lebens
Individuelle Betreuung und Zeigen eines hohen Engagements
Vermehrter Zeit- und Kostenaufwand (daher kritisch entscheiden, was notwendig ist)
Aber auch ggf. kürzere Liegedauer, geringere Medikation