35
Sommerausgabe – Aromareport Aromareport 05/2011 Seite 1 von 35 Inhalt -Seite- Vorwort von Maria Hoch -2- Tsubaki - Die Blume, die den Frühling bringt von Martina Pfinder -3- Johanniskraut – von seiner Wirkung zum Namen und zur Botanik von Nicolai Nürk -8- Johanniskraut – eine wichtige Pflanze für die Dermatologie von Prof. Christoph Schempp und Dr. Ute Wölfle -10- Johanniskrautölmazerat, eine Trägersubstanz „par excellence“ für den aromapraktischen Einsatz von Maria Hoch -13- Die erste Aromatherapie von Penny Price und Len Price -17- Wenn der Schweiß ausbricht – Ätherisch-Öl-Rezepturen bei Hyperhidrose und in der Sommerhitze von Mara Renberg -21- GHS und ätherische Öle von Erich Schmidt -24- Aroma-Pflege und der Duſtkreis von Martin Henglein -27- Vereinsaktivitäten: Mitgliederversammlung 2011 Bericht von Monika Furtner-Keil -32 1. Treffen des Arbeitskreises Aroma-Forum Bericht von Silvia Baumbauer und Heidi Buchner -33- Ätherische Öle/Düſte in der Palliativpflege und Sterbebegleitung Bericht von Karin Hollfoth -33- Psycho-Aromatherapie Bericht von Karin Hollfoth -34- Wichtiger Hinweis, Bildnachweis, Impressum -35-

Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Sommerausgabe – Aromareport

Aromareport 05/2011

Seite 1 von 35

Inhalt -Seite-

Vorwortvon Maria Hoch -2-

Tsubaki - Die Blume, die den Frühling bringtvon Martina Pfinder -3-

Johanniskraut – von seiner Wirkung zum Namen und zur Botanikvon Nicolai Nürk -8-

Johanniskraut – eine wichtige Pflanze für die Dermatologievon Prof. Christoph Schempp und Dr. Ute Wölfle -10-

Johanniskrautölmazerat, eine Trägersubstanz „par excellence“ für den aromapraktischen Einsatzvon Maria Hoch -13-

Die erste Aromatherapievon Penny Price und Len Price -17-

Wenn der Schweiß ausbricht –Ätherisch-Öl-Rezepturen bei Hyperhidrose und in der Sommerhitzevon Mara Renberg -21-

GHS und ätherische Ölevon Erich Schmidt -24-

Aroma-Pflege und der Duftkreisvon Martin Henglein -27-

Vereinsaktivitäten:

Mitgliederversammlung 2011Bericht von Monika Furtner-Keil -32

1. Treffen des Arbeitskreises Aroma-ForumBericht von Silvia Baumbauer und Heidi Buchner -33-

Ätherische Öle/Düfte in der Palliativpflege und SterbebegleitungBericht von Karin Hollfoth -33-

Psycho-AromatherapieBericht von Karin Hollfoth -34-

Wichtiger Hinweis, Bildnachweis, Impressum -35-

Page 2: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

kaum steigen die Temperaturen, verwandelt sich die Natur mit dem Frühlingsbeginn bis hin zum Sommer in ein buntes Blütenmeer. Ob im Wald, auf dem Feld, den Wiesen oder im eigenen Garten, die Pflanzen erfreuen uns mit ihren wunderschönen Farben und Formen, aber ganz besonders mit ihren wohlriechenden Düften. Da heißt es so manches Mal: „Immer der Nase nach“, wie Professor Hanns Hatt sein Buch betitelt hat.Die Aromen locken uns mit Freude zu den Duftpflanzen. Genießen Sie die herrlich duftende Jahreszeit des Sommers.

Auch diese Sommerausgabe unseres Aromareports soll wieder die gewohnte Übersicht von Wissenswertem über die Botanik der Pflanzen, die ätherischen und fetten Ölen mit ihren Inhaltsstoffen, Wirkweisen und Anwendungsmöglichkeiten, aromapraktische Tipps und wissenschaftlichen Studien, sowie rechtliche Infor-mationen und Vereinsaktivitäten beinhalten.

Für die Sommerausgabe bietet sich diesmal eine besonders beeindruckende Heilpflanze des Sommers, der Sonne, der Wärme, des Lichtes und der Lebendigkeit an, das echte Johanniskraut, Hypericum perforatum. Dieser bedeutsamen Pflanze haben wir in unserer fünften Ausgabe des Aromareports einen Schwerpunkt gewidmet. Von der Botanik über wissenschaftliche Arbeiten und neuen medizinischen Erkenntnissen bis hin zu den unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten.

Am leuchtenden Sommermorgengeh ich im Garten herum.

Es flüstern und sprechen die Blumen,ich aber wandle stumm.

Es flüstern und sprechen die Blumenund schaun mich mitleidig an.

Sei unserer Schwester nicht böse,Du trauriger, blasser Mann

Heinrich Heine

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und keinen Tag ohne Duft.

Ihre/ Eure

Maria Hoch1. Vorsitzende Aroma Forum International e.V.

Liebe Aromafreunde, liebe Leserinnen und Leser,

Aromareport 05/2011

Seite 2 von 35

Page 3: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Pfinder, MartinaTsubaki - Die Blume, die den Frühling bringtEin Porträt über das Kameliensamenöl

Sie war die Lieblingsblume der Mademoiselle Chanel. Die Eleganz und Schlichtheit dieser Blüte inspirierte sie: Die Kamelie.

In Japan symbolisiert sie Langlebigkeit neben Ver-gänglichkeit, Freundschaft, Liebe und Harmonie.

Was man noch wissen sollte? Die Schönheit der Kamelie brachte sie ursprünglich nicht zu uns nach Europa, sondern der Versuch portugiesi-scher Seefahrer, Teepflanzen zu importieren. Die wenigen Exemplare aber, die den Transport über-lebten, waren nicht die erwünschten „Camellia sinensis“- Sträucher, sondern ihre blütenreichen Verwandten „Camellia japonica“ oder „Camellia sasanqua“.

Ob die Verwechslung von den Chinesen provo-ziert wurde, um ihr über Jahrhunderte sorgsam gehütetes Monopol zu schützen, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Die wertvollen Inhaltsstoffe des Tees sind jedoch mittlerweile bestens bekannt. Die Tatsache, dass Tee eine Vielzahl pharmakolo-gisch und medizinisch relevanter Eigenschaften

besitzt, wurde in Studien mehrfach bestätigt. In den letzten Jahren wurde auch das Samenöl der Teepflanze näher untersucht, dass, v.a. in der Kos-metikmittelindustrie (vgl. Chanel, Hydra Beauty Sèrum), zunehmend kommerzialisiert wird.

“Tsubaki“, wie die Kamelie in Japan genannt, bzw. das Kameliensamenöl selbst bezeichnet wird, gilt in Asien schon seit jeher als Schönheitseli-xier und war letztendlich Thema meiner Fachar-beit im Rahmen meiner Weiterqualifizierung zur Aromatherapeutin/-praktikerin 2009/2010.

Das Faszinierende ist die gelungene Abstimmung aller Komponenten, der synergistische Effekt, die Perfektion mit der die Natur im Kameliensamenöl zu spielen scheint. Die Kombination entsprechender Fettsäuren mit antioxidativ hochwirksamen Fettbegleitstoffen könnte nicht besser sein. Durch die Recherche wurde mir deutlich, warum und vor allem in wel-cher Vielfalt dieses kostbare Pflanzenöl genutzt wird. Der nun folgenden Text ist in leicht abge-wandelter Form ein Teil dieser Arbeit.

Geschmack, Geruch und Konsistenz des TsubakiKameliensamenöl ist so gut wie geruchlos und klar mit einem leicht gelblichen Schimmer. Ge-schmacklich erinnert es mich an Sesamöl, nus-sig mit feinem bitterem Nachgeschmack, jedoch nicht so intensiv. Äußerlich angewendet lässt es sich aufgrund seiner milden Textur sehr gut auf-tragen und zieht relativ schnell ein. Konsistenzge-bend ist hier vor allem die Ölsäure, die u.a. durch ihren hohen Anteil für eine extreme Hitzestabi-lität (bis 252°C!) sorgt. Unter kosmetischen Ge-sichtspunkten würde man es als mittel spreitendes Lipid bezeichnen.

Das Spreitverhalten pflanzlicher Lipide beschreibt, wie sich diese nach dem Auftragen auf die Haut von selbst ausbreiten. Der Spreitwert lässt sich nur für bei Raumtemperatur flüssige Fette ermit-teln und berechnet sich aus der Fläche in Quad-ratmillimetern, die eine bestimmte Menge einer Ölkomponente innerhalb von zehn Minuten be-deckt. Je nach Spreitverhalten werden Fette bzw.

Aromareport 05/2011

Seite 3 von 35

Page 4: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Fettsäurespektren unterschiedlicher Kameliensorten (%)

Fettsäure Camellia oleifera

Camellia sinensis

Camellia sasanqua

Ölsäure 83,9 (83,3) 56,9 79,8

Linolsäure 5,9 (7,4) 24,7 9,8

Palmitin-säure 6,7 (7,6) 15,7 9,7

Stearinsäure 1,2 (0,8) 1,7 -

Gamma-Linolensäure 0,9 (-) 0,3 0,3

Quelle: SOFA, J. Xu (1995)

(In Klammern sind die Werte einer Produktspezi-fikation (Primavera), um natürliche Schwankung-en zu verdeutlichen - in dieser Charge wurde auch Myristinsäure mit einem Anteil von 0,3% analy-siert.)

Jodzahl: Trocknend oder nicht trocknend?Bei der Klassifizierung nach Hermann Römpp zählt das Öl der Camellia oleifera und der Ca-mellia sasanqua entsprechend seiner Jodzahl von 80-87 zu den „nicht trocknenden“ Ölen. Die Jod-zahl von Camellia sinensis-Öl liegt mir nicht vor, dürfte aber in einem etwas höheren Bereich liegen und in seiner Eigenschaft tendenziell zu den halb-trocknenden Ölen gezählt werden. Die Jodzahl eines Öls verdeutlicht die Menge an Jod (in g/100g Fett), die sich an seinen freien Dop-pelbindungen (der ungesättigten Fettsäuren) an-lagern kann, d.h. je höher der Wert, desto mehr (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren sind in einem Öl enthalten. Die Bezeichnungen „trocknend“, „halbtrocknend“ und „nicht trocknend“ zielen auf das unterschied-liche Verhalten von Ölen ab, die unter Einfluss von Sauerstoff verharzen. Allerdings versteht man darunter nicht die kosmetische Wirkung auf die Haut.Grundsätzlich sind Öle mit einer höheren Jodzahl eher oxidativ instabil, da sie „reaktionsfreudiger“ sind. Hier sei auf die sog. „Wirkstofföle“ hinge-wiesen, die einen entsprechend hohen Stellenwert

Öle miteinander kombiniert, um eine Mischung zu erhalten, die ein angenehmes Aufragen und Hautgefühl vermittelt. Durch eine entsprechende Rezeptur ist eine intensivere und länger anhalten-de Pflege gewährleistet, als durch die Anwendung einer Einzelkomponente.

Ein mittel spreitendes Lipid wie Kameliensamen-öl verteilt sich gut, zeigt ein angenehmes Einzieh-verhalten und glättet über einen relativ langen Zeitraum. Es füllt kosmetisch die Lücke zwisch-en niedrig- und hoch spreitenden Lipiden und kommt daher für eine Vielzahl von Produkten in der Kosmetik in Frage.I Warum es besonders gern zur Pflege von sehr trockener, empfindlicher bis hin zu irritierter, ekzematös veränderter Haut an-gewendet wird, soll hier verdeutlicht werden.

Inhaltsstoffe: Fettsäuren & Co (Allgemeiner Teil)Der Hauptbestandteil des Kameliensamenöls sind chemisch betrachtet sogenannte natürliche Tri-glyceride, wobei jeweils ein Triglycerid aus dem dreiwertigen Alkohol Glycerin besteht, der mit je drei, meist verschiedenen Fettsäuren über Ester-brücken miteinander verbunden ist.II Je nachdem mit welchen Fettsäuren das Glycerin „bestückt“ ist, ergibt sich daraus ein entsprechender prozen-tualer Anteil von Fettsäuren innerhalb des Fettes, ein sogenanntes Fettsäurespektrum, das für jedes Pflanzenöl individuell gestaltet ist (siehe Tabel-le). Die Zusammensetzung der Triglyceride kann mittels unterschiedlicher Messverfahren wie Gas-chromatographie in Kombination mit Massen-spektrometrie sehr genau ermittelt werden.III Dies dient auch der Qualitätskontrolle bzw. -siche-rung, da sich u.U. Verunreinigungen, z.B. durch günstigere Pflanzenöle, die als eine Art Streckmit-tel funktionieren, erkennen lassen.

Aromareport 05/2011

Seite 4 von 35

Page 5: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

durch entsprechende Mischungen, z.B. mit Gam-ma-linolensäurehaltigen Nachtkerzenöl und einer Kombination aus den Kameliensamenölen von C. oleifera bzw. sinesis der Feuchtigkeitsgehalt der Haut nach und nach regenerieren. Da Kamelien-samenöl neben bekannten Fettsäuren auch hoch antioxidative Stoffe beinhaltet, ist es dazu in der Lage, dem „chronisch oxidativen Stress“ z.B. bei entzündlichen Prozessen zusätzlich entgegenzu-wirken.

Linolsäure ist chemisch an den oben genannten wichtigen Bestandteil der Stratum corneum, näm-lich an Ceramid I gebunden, dass die Doppelli-pidschicht in ihrer Struktur stabilisiert und wird nachweislich bei rein äußerlicher Anwendung in dieses Ceramid I eingebaut. Das wiederum stärkt die Barriereschicht, vermindert den transepider-malen Feuchtigkeitsverlust, die Hautfeuchtigkeit nimmt zu, die Hautrauhigkeit nimmt ab, Ekzeme können abheilen. Hinzu kommt, dass Linolsäu-re, wie Alpha- und Gamma-Linolensäure, um-gebaut durch ein körpereigenes Enzym, als Hy-droxyfettsäure ebenfalls entzündungshemmend wirken kann.IX Entzündungshemmend bedeutet, den „oxidativen Stress“ - das Ungleichgewicht, dass die normale Reparatur - und Entgiftungs-funktion überfordert, ausgelöst durch ROS,1 herabzusetzen.X

Eine weitere Fettsäure des Kameliensamenöls, die ca. 37% des Struktur gebenden Fettsäureanteils der Bilayer im Stratum corneum trägt, ist die ge-sättigte Palmitinsäure, eine gesättigte Omega-6- Fettsäure. Ihr Anteil nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab, weswegen Palmitinreiche Öle ger-ne in Rezepturen für reife Haut angewendet wer-den. Sie bildet einen leichten Schutzfilm auf der Haut, der aber bei entsprechenden Hauttyp kom-edogen wirken kann.

Diese Eigenschaft hat auch in etwas stärkerem Ausmaß die Stearinsäure, eine langkettige gesät-tigte Omega-6-Fettsäure, die abschließend ge-nannt werden soll. Es wird vermutet, dass gerade

1 engl. reactive oxygen species/ veraltet „freie Sauerstoffradikale“

in der Hautpflege haben und geringer dosiert (max. zwischen 10-20% Gesamtanteil) nur mit oxidativ stabilen Ölen kombiniert werden soll-ten, damit nebenbei eine gewisse Haltbarkeit des Pflegeprodukts gewährleistet ist.IV Wenn nun in Kosmetika Mischungen von Kameliensamenölen unterschiedlichen Fettsäurespektrums, wie ver-gleichsweise C. oleifera mit C. sinensis, auftreten, so macht das durchaus Sinn, da sie sich bzgl. der pflegenden Eigenschaften entsprechend ergänzen können.

Fettsäuren: Die Mischung machtsEin wesentliches Ziel der Hautpflege ist die Er-haltung und Förderung einer „intakten Barriere-schicht“ im Stratum corneum der Haut, die in ihrem wesentlichen Bestandteil primär aus Ce-ramiden, Cholesterol, Fettsäuren und Wachsen besteht und sich als „Bilayer“ zu einer Art Dop-pelmembran mit lipophilen (nach innen) und hydrophilen (nach außen gerichteten) Anteilen ordnet.V

Kameliensamenöl wird gerne im Rahmen der Pflege bei trockener, irritierter Haut und ato-pischen Ekzemen wie der Neurodermitis ge-nannt, deren gestörte Barriereschicht sich als Folge von hohen transepidermalen Wasserver-lust (TEWL=Transepidermal Water Loss) zeigt. Dazu gehört auch die Unterrepräsentation eines der wichtigsten Barrierestoffe, das linolsäurehal-tige Ceramid I. Aufgrund eines häufigen Enzym-defektes ist z.B. der Körper Betroffener nicht in der Lage, Linolsäure in Gamma-Linolensäure, u.a. eine Vorstufe der ProstaglandineVI, umzu-wandelnVII. Grundsätzlich bedeutet das, dass die Haut der Neurodermitiker vergleichsweise gerin-ge Mengen von Barrierestoffen produziert.

Das Öl der C. oleifera ist ölsäurebetont (vgl. Ta-belle). Eine der ausschlaggebenden Eigenschaf-ten der Ölsäure besteht darin, dass sie als sog. „Enhancer“ für andere Stoffe dient. Das heißt, sie besitzt nachweislich die Fähigkeit, die Lipid-barriere der Haut durchlässiger zu machen und fettlösliche Wirkstoffe auch in tiefer liegende Hautschichten einzuschleusen.VIII So lässt sich

Aromareport 05/2011

Seite 5 von 35

Page 6: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Bereits 1988 wurde durch Hong in einer Ver-suchsreihe mit jungen Männern festgestellt, dass Kameliensamenöl im Vergleich zum Rindertalg den HDL-Cholesterin-Spiegel positiv beein-flusst.XV Durch den positiven Einfluss auf den Fettstoffwechsel kann Arteriosklerose vermieden und somit der Blutdruck gesenkt werden. Saponi-ne gehören zu den therapeutisch wirksamen Be-standteilen von Heilpflanzen, wobei u.a. entzün-dungshemmende, schleimlösende und Hormon stimulierende Eigenschaften beobachtet werden und sie in der Lage sind, Cholesterin zu binden und die Aufnahme anderer Stoffe aus dem Darm zu unterstützen.XVI Dies trifft v.a. auf das in C. ole-ifera nachgewiesene Triterpensaponin zu, dass das Immunsystem stimuliert, sowohl die anti- bakterielle als auch die antivirale Abwehr steigert und bei Mensch und Tier Mutationen und anti-oxidativen Prozessen entgegenwirkt.XVII Man ver-mutet sogar eine präventive Wirkung gegenüber Darmkrebs.In einer Studie von 2006 war es Forschern beson-ders wichtig, relevante Fettbegleitstoffe zu diffe-renzieren und die hauptsächlich als antioxidativ wirksamen Komponenten zu identifizieren bzw. deren spezielle, auf die Gesundheit des mensch-lichen Organismus förderlichen Auswirkungen näher zu charakterisieren.Bereits in einer anderen Forschergruppe hatte sich herausgestellt, dass Kameliensamenöl3 ähn-liche antioxidative Eigenschaften wie Sesamöl besitzt, auch wenn sie sich in ihrem Fettsäuren-spektrum erheblich unterscheiden, v.a. bzgl. des Linolsäuregehalts. Im Vordergrund stand hier das Ausfindigmachen natürlicher Antioxidantien, die sich unbedenklich auf den lebenden Organismus auswirken.XVIII

In der Studie von 2006 wurde schließlich erstmals neben Sesamin eine sog. „Komponente B“ aus Ka-meliensamenöl vom Typ C. oleifera in respektab-len Anteilen (33,88 bzw. 18,41 mg pro 100g Kame-liensamenöl) isoliert. Beide Wirkstoffe sind in der Lage durch ROS geschädigte Zellen bzw. deren DANN zu reparieren.

3 nicht näher klassifiziert

durch den langgestreckten Aufbau dieser beidenFettsäuren, die Bilayer gefestigt und durch die da-raus entstehende fehlende Flexibilität überschüs-siger Talg bei entsprechend veranlagter Haut weniger ungehindert abfließen kann.XI

In älteren Analysen2 taucht neben einem mini-malem Anteil Myristicinsäure auch Arachinsäure auf, die sich angeblich ausschließlich auf das Öl der C. sasanqua beziehen. Exakt dieselben Wer-te werden aber auch in einer Produktspezifika-tion für C. oleifera genannt (Datum unbekannt). Aufgrund dieser widersprüchlichen Angaben, evtl. sogar möglichen Fehlanalysen wegen älterer Messmethoden und fehlenden fachspezifischen Informationen bzgl. dieser Fettsäuren, erübrigt sich momentan die Relevanz für eine grundlegen-de spezielle Eigenschaft des Kameliensamenöls.

Die Fettbegleitstoffe des Kameliensamenöls und ihre Wirkung (Studien)Die Tatsache, dass sich Tee aus einer Vielzahl von Inhaltsstoffen, die pharmakologisch und medizi-nisch relevant sind, zusammensetzt, führt zu der Schlussfolgerung, dass auch die Samen der Tee-pflanze biologisch aktive Substanzen, wie Sapo-nine, Flavonoide, Vitamine und Fettbegleitstoffe enthalten. Man weiß noch relativ wenig über die genauen physiologischen Einflüsse des Kamelien-samenöls auf den menschlichen OrganismusXII, es wird jedoch seit Jahrhunderten in der chine-sischen Medizin eingesetzt, z.B. bei Verbrennun-gen, Magenschmerzen und als sehr wichtiges Nahrungsergänzungsmittel.XIII

In der Küche hat es im asiatischen Raum den gleichen Stellenwert als hervorragendes Speiseöl wie z.B. das Olivenöl in Südeuropa. Gerne wird es auch aufgrund der ähnlichen Zusammensetzung bzgl. der prozentualen Anteile an Fettsäuren mit dem Olivenöl verglichen.1998 identifizierten Chen et al. Bereits Saponin im Kameliensamen durch Tierversuche an Rat-ten, das dazu fähig ist, Blutfettwerte zu senkenXIV.

2 z. B. Hager 1978, Band 7b, siehe Krist/ Buchbauer/ Klausberger, Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, S.448

Aromareport 05/2011

Seite 6 von 35

Page 7: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

gehalt pro kg Kameliensamenöl). Das bereits ge-nannte Sesamin ist zusätzlich in der Lage, diesen Effekt zu verstärken und fungiert, ähnlich wie die Ölsäure, als „Enhancer“.

Es bedarf keiner weiteren Erklärung, dass eine derartige Kombination von wertvollen Inhalts-stoffen, wie sie das Kameliensamenöl enthält, der Gesundheitsförderung und Pflege des Menschen dient und in derartiger Form einmalig ist.

„Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Sterne, Blumen und Kinder.“ (Dante Alighieri)

Martina PfinderKrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie, Aromapraktikerin

QuellenI http://www.olionatura.de/_basics/spreitverhalten.phpII http://de.wikipedia.org/wiki/Fetts%C3%A4uren und http://www.olionatura.de/_oele/fettsaeuren.phpIII Peter J. Lee/ Alice J. Di Gioia: Waters Corporation, Characterization of Tea Seed Oil for Quality Control and Authentication, Milford, Massachusetts/ USA, 2009IV http://www.olionatura.de/glossar.php?id=13V http://www.olionatura.de/glossar.php?id=24V http://www.dermaviduals.de/deutsch/publikationen/ problemhaut/pflege-bei-neurodermitis-die-barriere- unterstuetzen.htmlVII http://www.dermaviduals.de/deutsch/publikationen/ problemhaut/pflege-bei-neurodermitis-die-barriere- unterstuetzen.htmlVIII http://www.olionatura.de/_oele/fettsaeuren.php?id=1IX http://www.olionatura.de/_oele/fettsaeuren.php?id=2

Sesamin, wie die Komponente B, gehören zur Stoffgruppe der Lignane, die zu den Phytoöstro-genen gezählt werden. Sie haben möglicherweise einen prophylaktischen Effekt auf die Entstehung hormoninduzierter Tumoren wie z.B. Brust- und Prostatakrebs.XIX

In Kameliensamenöl vom Typ C. sinensis wurden neben Beta-Carotin, dem Provitamin A, mehrere natürliche Formen des Vitamin E entdeckt, wie Alpha-, Gamma- und Delta-Tocopherol, bzw. Al-pha-, Beta- und Gamma-Tocotrienol, sowie ver-schiedene Polyphenole, wie sie auch – natürlich in wesentlich höheren Mengen – in den Blättern der Teepflanze zu finden sind.XX

Die Tocopherole sind, wie kann es auch anders sein, lipidlösliche Antioxidantien, die mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Membranlipiden, Li-poproteinen und Depotfett vor einer Zerstörung durch Oxidation (Lipid-, Peroxidation) schützen. Freie Radikale würden die Doppelbindungen der Fettsäuren der Zell- und Organellmembranen angreifen. Tocopherole wirken als Radikalfänger, indem sie selbst zu reaktionsträgen Radikalen umgewandelt werden.XXI Tocopherole werden bei oraler Einnahme gegenüber den Tocotrienolen deutlich besser durch den Körper resorbiert, allerdings werden letztere effektiver über die Haut aufgenommen. Ihnen werden auch biologische Funktionen zugesprochen, die bei den bekannte-ren Tocopherolen nicht zu finden sind: das sind wiederum antiproliferative, neuroprotektive, cho-lesterinsenkende und entzündungshemmende Eigenschaften.

In vitro wurde dies bereits bestätigt und eines kommt noch hinzu: Alpha-Tocotrienol hat im Vergleich zu Alpha-Tocopherol eine 40- bis 60-fach höhere Wirkung als Antioxidanz gegenüber der Lipid-Peroxidation in den Zellmembranen. Dies bedeutet, dass es eine wesentlich höhere Schutzfunktion für die Haut gegenüber schädi-gender Strahlung, z.B. durch UV-B, ausübt.XXII In Kameliensamenöl4 kommen beide Formen des Vitamin E vor (210mg Alpha-Tocopherolbei 254,8 Gesamttocopherolgehalt bzw. 119 mg Alpha-Tocotrienol bei 164,5 Gesamttocotrienol-4 C. sinensis

Aromareport 05/2011

Seite 7 von 35

Page 8: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Nürk, NicolaiJohanniskraut – von seiner Wirkung zum Namen und zur Botanik

Das echte Johanniskraut, auch Tüpfel-Johannis-kraut genant, ist botanisch unter dem Namen Hypericum perforatum L. bekannt und gehört mit über 480 weiteren Hypericum Arten zu der Familie der Johanniskraut- oder Hartheugewäch-se (Hypericaceae, früher: Guttiferae). Dieses vor allem an sonnigen, warmen Plätzen wachsende Kraut wurde schon im Altertum als wertvolle Heilpflanze geschätzt und die vielen volkstüm-lichen Bezeichnungen – Johannesblut, Gottes-gnadenkraut, Christi Wunderkraut, Liebfrauen-bettstroh, Wundkraut – zeugen von der großen Bedeutung dieser Heilpflanze in unserem Kultur-raum. In Werken von Dioscorides und Androma-chos, dem Leibarzt Kaiser Neros (Erstes Jahrhun-dert n. Chr.), Hildegard von Bingen (Anfang 12. Jahrhundert) und Paracelsus (Ende 15. Anfang/ 16. Jahrhundert) wird die Verwendung des Johan-niskrauts zum Teil ausführlich beschrieben.

X http://www.dermaviduals.de/deutsch/publikationen/ problemhaut/pflege-bei-neurodermitis-die-barriere- unterstuetzen.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Reaktive_SauerstoffspeziesXI http://www.olionatura.de/_oele/fettsaeuren.php?id=5 und http://www.olionatura.de/_oele/fettsaeuren.php?id=9XII Na- Hyung Kim et al.: Green tea seed oil reduces weight gain in C57BL/6J mice and influences adipocyte differentiation by suppressing peroxisome proliferator- activated receptor- gamma, Department of Pharma- cology, Republic of Korea, 2008XIII Peter J. Lee/ Alice J. Di Gioia: Waters Corporation, Characterization of Tea Seed Oil for Quality Control and Authentication, Milford, Massachusetts/ USA, 2009XIV Chia-Pu Lee/Gow-Chin Yen, Antioxidant Activity and Bioactive Compounds of Tea Seed (Camellia oleifera Abel.) Oil, Department of Food Science and Biotech- nologie, National Chung Hsing University, Taiwan, Republic of ChinaXV John M. Ruter: Nursery Production of Tea Oil Camellia Under Different Light Levels, Trends in new crops and new uses, ASHS Press, Alexandria, Virginia/USA, 2002XVI http://de.wikipedia.org/wiki/SaponineXVII Zhang, Y.:1999. Animal feed compositions and uses of triterpenoid saponin obtained from Camellia L. plants, United States Patent 6,007,822./aus John M. Ruter: Nursery Production of Tea Oil Camellia Under Different Light Levels, Trends in new crops and new uses, ASHS Press, Alexandria, Virginia/USA, 2002xviii A. Rajaei/M. Barzegar/M. A. Sahari: Comparison of antioxidative Effect of tea and Sesame Seed Oils Wextracted by Different Methods, Department of Food Technology, Tarbiat Modares University, Teheran, Islamic Republic of Iran,2008XIX Chia-Pu Lee/Gow-Chin Yen, Antioxidant Activity and Bioactive Compounds of Tea Seed (Camellia oleifera Abel.) Oil, Department of Food Science and Biotechno- logie, National Chung Hsing University, Taiwan, Republic of ChinaXX Fazel M./Sahari M.A./Barzegar M.: determination of Main Tea Seed Oil Antioxidants and their Effects on Common Kilka Oil, Food Technology Department, Faculty of Agriculture, Tarbiat Modares University, Teheran, Iran, 2008XXI http://de.wikipedia.org/wiki/TocopherolXXII http://de.wikipedia.org/wiki/Tocotrienol

Aromareport 05/2011

Seite 8 von 35

Page 9: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

kung, beim Menschen über Generationen erprobt war. Das heidnische Fest der Mittsommerwende wurde christianisiert und Johannes dem Täufer zugeschrieben, der drei Tage später am 24. Juni geboren wurde und die Pflanze, die an diesem Tag zu kultischen Ritualen genutzt wurde, bekam sei-nen Namen: Johanniskraut. Beim Tanz ums Son-nenwendfeuer trugen die Mädchen früher einen Kranz aus blühendem Johanniskraut, die corona regis. Auch heute noch wird das Johanniskraut um die Mittsommerwende geerntet, da die Kon-zentration an medizinisch wirksamen Inhaltsstof-fen, vor allem Hypericin und Hyperforin, in der Pflanze in dieser Zeit am höchsten ist.

Von Juni bis September können wir die schönen goldgelben Johanniskrautblüten in den heimi-schen Wiesen, Weg- und Waldrändern, auf Bö-schungen und an Gebüschen bewundern. Es ist ein anspruchsloses Kraut das oft als Pionierpflan-ze auf kargen Böden wächst und als ein Anzei-ger für die Magerkeit der Wiesen gilt. Die ganze Pflanze wird 50–100 cm hoch und hat einen auf-rechten und harten Stiel, weshalb es auch Hartheu genannt wird, da es das Heu hart macht. Erken-nen lässt sich das Johanniskraut an den gelben Blüten, die büschelförmig an dem Pflanzenstiel sitzen. Die Blüten setzen sich aus fünf sternförmig ausgebreiteten Kronenblättern zusammen.

Altes Volksdenken brachte den balsamischen, blutroten Blütensaft in Verbindung mit dem Blut und den Wunden Jesus. Tatsächlich ist das Johannisöl, welches aus den Blüten der Pflanze hergestellt wird, ein wunderbares Wundöl, das schmerzlindernd, entzündungshemmend und heilend wirkt. Andere volkstümliche Namen, wie Teufelsbanner oder Fuga daemonum, deuten das Hauptanwendungsgebiet des Krautes als mildes Antidepressivum an.

Die antidepressive Wirkung des Johanniskrautes ist mittlerweile in vielen medizinischen Unter-suchungen und Meta-Analysen bestätigt worden und der Lateinische Name, Hypericum, leitet sich genau aus dieser Heilwirkung ab. Wie im Codex Dioscuridei Aniciae Iulianae nunc Vindobonen-sis (357r) illustriert, wurde im alten Griechenland eine Pflanze mit dem Namen upereikon (uperei-kon) zur Mittsommerwende (21. Juni) über Hei-ligenstatuen und Hausaltare angebracht (uper = über, eikwn = Bildnis, Heiligenbild), um böse Dä-monen und Geister zu vertreiben die speziell an diesem Tag ihr Unwesen trieben. In vielen natur-nahen Kulturen wurden Depressionen mit bösen Geistern erklärt, die von der kranken Person Be-sitz ergriffen haben. Es scheint nahe liegend, dass man zum Schutz der Heiligtümer eine Heilpflan-ze verwendet hat, bei der die „dämonenabweh-rende“ Eigenschaft, also ihre antidepressive Wir-

Aromareport 05/2011

Seite 9 von 35

Page 10: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Am Stiel der Pflanze verlaufen zwei feine Längs-rillen, jeweils von den Blattansätzen zu den Stiel hinab. Der mit Mark gefüllte Stiel kann daher als zweikantig bezeichnet werden, ein Merkmal, das bei einheimischen Kräutern sehr selten vor-kommt. Finden wir auch noch auf oder an die-sen beiden feinen Längsstreifen die erwähnten schwarzen Punkte (und am Stiel auch nur hier), so handelt es sich zweifelsfrei um das echte Johan-niskraut, Hypericum perforatum.

Nicolai NürkDoktorand im Leibniz Institute of Plant Genetics and Crop Research (IPK)

Prof. Dr. med. Dipl. Biol. Schempp, Christoph/Dr. Wölfle, UteJohanniskraut - eine wichtige Pflanze für die Dermatologie Johanniskraut (Hypericum perforatum L., Abbil-dung 1) ist eine traditionelle Heilpflanze, die zur Familie der Hartheugewächse, der Hypericaceen, gehört und auf Brachen, an Wegrändern und in lichten Wäldern wächst.Der Stand des Wissens über Inhaltsstoffe des Johanniskrautes und deren Pharmakologie wur-den vielfach in Übersichtsartikeln und Themen-heften zusammengefasst, z.B. im Sonderheft „Pharmazie in unserer Zeit“ von 2003. Darin fin-det sich auch eine Darstellung der interessanten Kulturgeschichte, in der sich die Beflügelung der Phantasie in Kunst, Volksglauben und Heilwesen durch diese psychotrope Pflanze widerspiegelt.

Abbildung 1: Johanniskraut (Hypericum perforatum L.). Blüte mit zwei der charakteristischen Inhaltsstoffe, Hypericin (links) und Hyperforin (rechts). Paper Schempp im BJD (2000)

In ihrer Mitte tragen sie viele (bis zu 100) Staub-blätter, die typischer Weise in drei Bündeln an-geordnet sind. Die Blüten produzieren viel mehr Blütenstaub als für die Bestäubung erforderlich wäre. Mit dem übrigen Blütenstaub verköstigt die Pflanze die bestäubenden Insekten, beim Johan-niskraut vor allem verschiedene Fliegenarten, da die Blüten keinen Nektar produzieren und auch keinen typischen Blütenduft aufweisen.

Das charakteristische Merkmal des Johannis-krautes sind Drüsen, die als schwarze oder durch-sichtige Punkte an den Blütenblättern und den gegenständigen, stengellosen und ganzrandigen Laubblättern zu finden sind. Der oben erwähn-te blutrote Saft, der beim Zerdrücken der Blüten und Blätter die Fingerspitzen violettrot färbt, ent-hält Hypericin, das in den dunklen (rot-schwar-zen) Drüsen gespeichert wird. In den durchsich-tigen Drüsen, die sich am besten als kleine Punkte erkennen lassen, wenn man die Blätter gegen das Sonnenlicht hält, sind vor allem Hyperforin und ätherische Öle gespeichert. Diese Erkennungs-merkmale finden sich aber auch bei anderen nah verwandten einheimischen Arten, die nicht ganz so heilkräftige Eigenschaften besitzen, allerdings auch seltener anzutreffen sind. Die Unterschei-dung zwischen dem medizinisch wertvollen, ech-ten Johanniskraut und anderen, ähnlich ausse-henden Arten ist dennoch einfach und eindeutig:

Aromareport 05/2011

Seite 10 von 35

Page 11: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

bacterium acnes wurde bei 0,1 µg/ml Hyperforin bereits abgetötet. Deshalb weisen hyperforinhalti-ge äußere Anwendung einen günstigen Effekt bei der Behandlung von Wunden und infizierten Ek-zemen auf (Schempp et al, 1999; Weckesser, 2004).Neueste Untersuchungen zeigen hervorragende heilungsfördernde Eigenschaften eines Wundöls mit Johanniskraut und Neembaum (Analyze & Realize 2010).

Abbildung 2: Hemmung eines Penicillin-resistenten Stammes von Staphyllococcus aureus (Weckesser, 2004)

Für den topischen Einsatz von Johanniskraut bei Neurodermitis sind weniger fette Cremes oder Lotionen sinnvoll, da bei entzündeter Haut ein Öl oft nicht toleriert wird.

Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre be-schäftigten sich mit der photosensibilisierenden Wirkung von Johanniskraut nach innerlicher Ein-nahme und äußerlicher Anwendung. Hypericin und dessen Derivate sind für die photosensibi-lisierende Wirkung des Johanniskrautes verant-wortlich. Weidetiere, die größere Mengen an Jo-hanniskraut gefressen haben, können an einem phototoxischen Syndrom erkranken, das sich in Rötung, Schwellung und Nekrosen an nicht be-haarter, belichteter Haut zeigt und als Hypericis-mus bezeichnet wird (Kaul 2000). Bei Studien am Menschen zeigte sich, dass es weder durch hoch dosierte Einnahme, noch durch äußerliche An-wendung von Johanniskrautöl zu einer Photosen-sibilisierung kommt. Die in der Haut erreichten Konzentrationen an photosensibilisierendem Hy-pericin liegen um den Faktor 10 bis 100 unter dem phototoxischen Schwellenwert von 100 ng/ml (Schempp et al. 2002). Hingegen zeigten experi-mentelle Untersuchungen der letzten Jahre für das

In zahlreichen Studien konnte bei leichten bis mit-telschweren Depressionen in den letzten Jahren eine Wirkung des Johanniskrautes belegt werden. Man fand, dass das Johanniskrautextrakt ähnlich wie andere Antidepressiva die neuronale Aufnah-me der Neurotransmitter Noradrenalin, Seroto-nin und Dopamin hemmen kann (Schempp u. Wölfle 2010).

Seit der Antike wird Johanniskraut neben der Anwendung als psychotrope Pflanze in Form von Johanniskrautöl zur Behandlung akuter Haut-wunden und Verbrennungen verwendet. Für die Herstellung des Johanniskrautöles werden das frische Kraut und die Blüten angestoßen und in fettem Pflanzenöl, z.B. Olivenöl, ausgezogen. Der auffälligste Inhaltsstoff des Johanniskrautes ist der rot fluoreszierende Farbstoff Hypericin (ein Naphthodianthron), der in den Sekretbehältern der Pflanze angereichert ist und beim Zerreiben der Blätter zum Austreten eines blutroten Saftes führt. Im getrockneten Kraut können insgesamt 0,1 % Hypericin und ähnliche Verbindungen gefunden werden. Die intensive rote Farbe des Johanniskrautöles beruht auf Abbauprodukten des Hypericins.

Das Johanniskraut enthält jedoch noch weitere pharmakologisch gut wirksame Substanzen wie Flavonoide und als zweite spezifische Substanz, die vor allem in den Blüten und Früchten vor-kommt, das Phloroglucin-Derivat Hyperforin. Es ist mit etwa 4,5% in der getrockneten Pflanze enthalten. Durch Sonnenlicht wird das Hyperfo-rin allerdings zerstört, daher sollte der Ölauszug im Dunkeln erfolgen wie es bereits von dem rö-mischen Arzt Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt überliefert wurde. Hyperforin ist auch antibakteriell wirksam. Niedrige Konzentra-tionen von hoch aufgereinigtem Hyperforin (0,1 µg/ml) hemmen das Wachstum von verschiede-nen gram-positiven Bakterien einschließlich mul-tiresistenter Stämme von Staphyllococcus aureus (MRSA; Abbildung 2; Weckesser, 2004). Im Ge-gensatz zu Penicillin, das seine Wirkung gegen MRSA Erreger verloren hat, hemmte Hyperforin das Wachstum vollständig. Auch das Propioni-

Aromareport 05/2011

Seite 11 von 35

Page 12: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

des Johanniskrautextrakts gegenüber der Creme-grundlage gezeigt (Schempp et al. 2003). Im Jahr 2002 wurde ein Pflegekonzept auf der Basis eines hyperforinreichen Johanniskrautextraktes ein-geführt, dessen Wirksamkeit und Hautverträg-lichkeit in verschiedenen Studien dokumentiert werden konnte. Bei 117 Probanden mit atopischer Diathese wurden Johanniskrautcreme und -lotion über vier Wochen angewendet und hinsichtlich der Verträglichkeit, der Wirksamkeit und der kosmetischen Akzeptanz bewertet. Die Produkte zeigten eine gute Verträglichkeit und kosmetische Akzeptanz und statistisch signifikante Verbes-serungen bezüglich des Hydratationseffekts, des transepidermalen Wasserverlusts und der Reduk-tion der Schuppigkeit der Haut (Heinrich u. Tron-nier 2003).

Auch bei Babys und Kleinkindern ab sechs Mo-naten konnte in Form eines zweiwöchigen Tests an Stelle der üblichen Pflegeprodukte eine deut-liche Reduktion von Trockenheit und Schuppung der Haut gezeigt werden. Die Verträglichkeit war ausgezeichnet. Eine Gesichtscreme mit Johannis-krautextrakt zeigte nach zweiwöchiger Anwen-dung eine deutliche Reduktion der Schuppigkeit der Haut, die eindrucksvoll mit lasermikroskopi-schen Aufnahmen belegt werden konnte (Teich-mann et al. 2006). Schließlich wurde die Wirksam-keit und Verträglichkeit der Johanniskrautcreme kürzlich in einer Anwendungsbeobachtung mit 203 Neurodermitis-Patienten bestätigt (Band-holz 2009). Die Vorteile von Johanniskraut aus dermatologischer Sicht bestehen somit neben der antientzündlichen und antibakteriellen Wirkung in der sehr guten Hautverträglichkeit auch bei Kleinkindern und im fehlen bekannter pflanzli-cher Allergene.

Hyperforin ausgeprägte entzündungshemmen-de und differenzierungsfördernde Eigenschaften (Schempp u. Wölfle 2010). Unter den Wirkstoffen des Johanniskrautes hemmt Hyperforin das Cro-tonölinduzierte Mausohrödem am effektivsten (Sosa S 2007).

Hyperforin hemmt außerdem die antigenprä-sentierenden epidermalen Langerhanszellen und die Proliferation aktivierter Lymphozyten (Schempp et al. 2000). Neben der entzündungs-hemmenden Wirkung konnte kürzlich gezeigt werden, dass Hyperforin in Keratinozyten einen Kalziumeinstrom bewirkt. Eine erhöhte Kalzium-konzentration in der unteren Epidermis stimu-liert das Wachstum der Keratinozyten, während sie in der oberen Epidermis die Differenzierung und Vernetzung der Keratinozyten und letztlich ihre Umwandlung in Korneozyten fördert. Die Korneozyten bilden schließlich die wasserun-durchlässige Hornschicht. Diese Effekte werden offensichtlich durch den Kationenkanal TRPC6, der sich auf der Zelloberfläche der Keratinozy-ten befindet, vermittelt. Durch die verbesserte Ausnutzung des Kalziums in der Epidermis wird die gesunde Ausbildung einer intakten Hautbar-riere durch das Hyperforin gefördert (Müller et al. 2008, Schempp u. Wölfle 2010, Leuner et al., 2010). Der Kalziumgradient scheint bei einigen Hauterkrankungen, wie der atopischen Dermati-tis oder Psoriasis, gestört zu sein. Aufgrund der entzündungshemmenden und differenzierungs-fördernden Eigenschaften des Hyperforins ist die Verwendung hyperforinreicher Johanniskraut-extrakte zur Behandlung entzündlicher Hauter-krankungen und zur Förderung der epidermalen Barriere sehr gut geeignet.

In der Tat zeigten Pilotuntersuchungen an der Universitäts-Hautklinik in Freiburg eine gute Wirkung von Johanniskrautcreme bei der Be-handlung der Neurodermitis. Im Rahmen ei-ner placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde im Halbseitenvergleich bei Patienten mit Neurodermitis eine signifikante Überlegenheit

Prof. Dr. med. Dipl. Biol. Christoph Schempp Universitäts-Hautklinik Freiburg

und Dr. Ute Wölfle Dipl. Biologin, Heilpflanzenexpertin

Aromareport 05/2011

Seite 12 von 35

Page 13: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Hoch, MariaJohanniskrautölmazerat, eine Trägersubstanz „par excellence“ für den aromapraktischen Einsatz - mit Rezepturbeispielen abgeleitet von der Signatur des Hypericum perforatum

MazeratbeschreibungUnter dem Begriff Mazeration (Mazerat, lat.: ma-ceratio, macerare heißt ein-, aufweichen) versteht man in der Biologie/ Chemie die „Gewinnung von Drogenextrakten durch Ziehenlassen von Pflan-zenteilen in Wasser oder Alkohol bei Normal-temperatur“ (www.duden.de), einen sogenannter Kaltwasserauszug, Kaltauszug oder Kaltansatz. Wird während dieses Vorgangs Wärme zugeführt, beschreibt man diesen Prozess als „digerieren“. Für das Auslaugen von Kräutern können je nach Gebrauch unterschiedliche Flüssigkeiten wie z.B. Wasser, Alkohol, Wein, Essig, Öl oder Milch ver-wendet werden.Beim Johanniskrautölmazerat handelt es sich um einen Kaltauszug, fast immer mit Olivenöl (Olea europaea), in dem die fettlöslichen Pflanzenin-haltsstoffe der Heilpflanze Hypericum perfora-tum (echtes Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut, durchlöchertes Johanniskraut, Hartheu) extra-hiert werden. Somit profitiert man in der Anwen-dung sowohl von den Wirkweisen des verwende-ten, fetten Pflanzenöls (in diesem Beispiel vom Olivenöl), als auch von den fettlöslichen Wirk-stoffen des echten Johanniskrauts (Hypericum perforatum). Gerbstoffe gehen nicht oder nur sehr gering in das Mazerat über.Die Farbe des öligen Auszuges aus Johanniskraut-blüten erinnert mich sehr an das tiefrote Frucht-fleisch des Granatapfels oder an die Farbnuancen der Edelsteine Karneol, Granat oder Rubin. Die Färbung variiert von braunrot/ Karneol über blut-hellrot/ Rubin bis hin zu dunkelrot/ Granat. Die rote Färbung entsteht durch Abbauprodukte des Hypericins. Der Duft ist intensiv-krautig, warm, herb, würzig und repräsentiert Sommer, Licht, Wärme, Lebendigkeit und Sonne. Die Haltbarkeit beträgt ca. ein Jahr.

LiteraturDingermann T, Schubert-Zsilavecz M (Hrsg.). Johannis-krautextrakte. Pharmazie in unserer Zeit 2003; 32 (3): 177-252.

Schempp CM, Pelz K, Wittmer A, Schöpf E, Simon K. Anti-bacterial activity of hyperforin from St. John’s wort, against multiresistant Staphylococcus aureus and gram-positive bacteria. Lancet 1999; 353: 2129.

Weckesser S. Testung der antibakteriellen und antimykoti-schen Aktivität ausgewählter Pflanzenextrakte gegenüber dermatologisch relevanten Keimen. Dissertation, 2004.

Schempp C, Wölfle U: Hyperforin – ein Multitalent für die Haut. HAUT 2010; 4: 178-180. Kaul R. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2000.

Schempp C.M., Müller K.A., Winghofer B., Schöpf E., Simon J.C. Johanniskraut (Hypericum perforatum L.), Eine Pflanze mit Relevanz für die Dermatologie. Hautarzt 2002; 53: 316-321. Analyze & Realize. Case studies to evaluate the efficacy and tolerability of the wound dressing PHY010 in the treatment of acute and chronic wounds. Unpublished clinical report, Februar 2010.

Schempp CM, Winghofer B, Lüdtke R, Simon-Haarhaus B, Schöpf E, Simon JC. Topical application of St. John´s wort (Hypericum perforatum) and of its metabolite hyperforin inhibits the allostimulatory capacity of epidermal cells. Br JDermatol, 2000; 142: 979-984.

Sosa, S., Pace, R., Bornancin, A., Morazzoni, P., Riva, A., Tu-baro, A., Della Loggia, R. Topical anti-inflammatory activity of extracts and compounds from Hypericum perforatum L. J Pharm Pharmacol. 2007; 59: 703-709.

Müller M., Hill K., Beschmann K., Rubant S., Boehncke W.H., Harteneck C., Schempp C., Müller W.E., Leuner K. Specific TRPC6 channel activation, a novel approach to stimulate keratinocyte differentiation. J Biol Chem 2008; 283: 33942-33954.

Leuner K., Kraus M., Boehnke W.H., Schempp C.M., Müller W.E. Hyperforinhaltige Dermatika bei Neurodermitis- Deutscher Apotheker Verlag 2010; 19:46-49.

Schempp C.M., Hezel S., Simon J.C. Behandlung der sub-akuten atopischen Dermatitis mit Johanniskraut-Creme, Eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie im Halbseitendesign, Hautarzt 2003; 54: 248-253.

Heinrich U., Tronnier H. Johanniskraut-Extrakt zur Pflege der atopischen Haut. Kosmetische Medizin 2003; 24: 3-4.

Teichmann A., Sadeyh Pour Soleh H., Schanzer S., Richter H., Schwarz A., Lademann J. Evaluation of the efficacy of skin care products by laser scanning microscopy. Laser Phys Lett 2006; 3: 507-509.

Bandholz T. Anwendung und Akzeptanz einer Johannis-kraut-Creme bei Patienten mit trockener und empfindlicher Haut – Ergebnisse einer in Hautarztpraxen durchgeführten Anwendungsbeobachtung. Vortragszusammenfassung, 13. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie, Heidel-berg, 1. April 2009.

Aromareport 05/2011

Seite 13 von 35

Page 14: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Anwendungsmöglichkeiten von Johanniskrautöl-mazerat abgeleitet von der Signatur des Hyperi-cum perforatumVon Paracelsus stammt der Lehrsatz: „Die Natur zeichnet ein jegliches Gewächs, so von ihr aus-geht, zu dem, dazu es gut ist. Darum, wenn man erfahren will, was die Natur gekennzeichnet hat, so soll man’s an den Zeichen erkennen, was Tu-gend in selbiger ist.“ Die Pflanze wird intensiv, be-züglich ihrer äußeren und inneren Erkennungs-zeichen, beobachtet, d.h. Farbe und Formen der Blüten und Blätter, Duft, Geschmack, Verhalten, Gesellschaft, Standorte, Name, Konsistenz, Fort-pflanzung, Rhythmus und Lebensdauer.

Der Synergieeffekt der ätherischen Öle (äth. Öle) in den Mischungen wird genutzt. Die Abkürzung der Tropfen = gtt. Das Johanniskrautölmazerat wird nachfolgend als Johanniskrautöl bezeichnet.

Die strahlend gelbe Farbe der Blüten des Johan-niskrauts wird nach uralten Überlieferungen den Organen Leber und Galle zugeordnet, d.h. anzu-wenden zur Unterstützung bei Leber- und Gallen-beschwerden.

Wirkweise: Fördert die Gallensekretion, unter-stützt die Leberentgiftung bei Leber belastenden Behandlungen und Fastenkuren

Mischung zur Unterstützung der Leberfunktion beim Fasten: 50 ml Johanniskrautöl bioÄth. Öl: 10gtt Rosmarin officinalis L. CT Verbenon bio

Herstellung von Johanniskrautölmazerat•die Blüten von der Sommersonnenwende 21. Juni oder ab 24. Juni, dem Johannitag bis September, also genau in der Jahreszeit des Sommers, an sonnigen warmen Tagen sammeln•ein sauberes Glas, z.B. ein Einmachglas (vorher kochend heiß ausgespült) gut zwei Drittel mit angestößelten Johanniskrautblüten füllen•das Glas, wenn möglich mit bestem Olivenöl (natives Olivenöl extra kbA) auffüllen, so dass die Blüten vollkommen mit dem Öl bedeckt sind, und verschließen•bei Zimmertemperatur ca. 4-6 Wochen an einen dunklen Ort stellen•ab und zu durchschütteln•nach 4-6 Wochen filtern bzw. fein absieben•durch einen Trichter in dunkle Flaschen füllen (beim Umgießen des Rotöls an eine Unterlage denken)•Flaschen verschließen, etikettieren und mit Namen des Inhaltes und Abfülldatum beschriften•Zum Herstellen von Ölmazerat aus Johannis- krautblüten können auch andere Öle wie z.B. Sonnenblumen-, Sesam-, Traubenkernöl oder ein fettes Öl der Region verarbeitet werden

Dieses Rotöl ist nicht zu verwechseln mit dem ätherischen Öl des Hypericum perforatum.

Johanniskraut wurde 1995 vom Verband der Heilkräuterfreunde Deutschlands (Verband wurde 2004 aufgelöst) zur Heilpflanze des Jah-res gewählt. Es ist eine von der Wissenschaft, Schulmedizin und Pharmaindustrie anerkannte Heilpflanze.

Das Rotöl ist der „Allrounder“ unter den Mazera-ten. Es kann sowohl als alleiniges Mittel, wie auch als universelle Trägersubstanz separat oder ge-mischt mit anderen Basisölen verwendet werden. Johanniskrautölmazerat ist bei vielen Beschwer-den, d.h. universell einsetzbar.

Aromareport 05/2011

Seite 14 von 35

Page 15: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Anwendung: Der Tee der Pflanze wird bei Blu-tungsneigungen empfohlen.Betrachtet man die Laubblätter, entdeckt man schwarze und durchsichtige Punkte, die wie Löch-er oder Perforationen aussehen. Diese durchlöch-erten Blätter stellen den Bezug zu Schuss- und Stichverletzungen dar.„Wenn man die Blätter des Hartheus durch das Licht ansieht, gewahrt man viele helle Punkte, welche davon herrühren, weil der Teufel, erbost über die Macht der Pflanze, alle ihre Blätter mit Nadeln durchstach (Ritter von Perger, 1864)“.Die Linien in den Blättern stellen die Signatur zu den Nerven und Sehnen her.

„Die Adern in den Blättern sind ein Zeichen, dass Perforata alle Phantasma austreibt (Paracelsus III/630)“.

Wirkweisen: Schmerzlindernd, Muskel entspan-nend, durchblutungsfördernd, entzündungshem-mend, antidepressiv, Nerven stärkend, beruhi-gend.

Besonders gut einzusetzen bei Rheumatismus, Arthritis, Ischialgien, Muskelverspannungen, -zerrungen und -verhärtungen, Herpes Zoster, Neuralgien, Mundschleimhautentzündung

Eine schmerzlindernde Mischung für den Abend vor dem Schlafen gehenMischung: 40ml Johanniskrautöl bio 10ml Calophyllumöl (Calophyllum inophyllum) bioÄth. Öle: 5gtt Eukalyptus citriodora bio 5gtt Lavendel fein (Lavandula officinalis) bio 5gtt Majoran (Oreganum majorana) bio 3gtt Melisse (Melissa officinalis) bio 5gtt Petit grain Mandarine (Citrus reticulata blanco) bioAnwendung: Die schmerzenden oder verspann-ten Hautareale mit der Mischung vor dem Schla-fen gehen einreiben

Anwendung: Einmal täglich eine Ölauflage auf die Leberregion (rechter Oberbauch). Einen EL dieser Mischung auf eine Mullkompresse oder Taschentuch geben, das Tuch mit Folie abdecken und auf einer Wärmflasche erwärmen, die Folie abnehmen, das erwärmte Tuch auf die Leber-region platzieren, mit einem Handtuch und der Wärmflasche zudecken und ca. 20 Minuten belas-sen. Die Auflagen erfolgen während des Fastens.

Die goldgelben Blüten leuchten wie die Sonne und ihre Staubgefäße verkörpern die Sonnenstrahlen, d.h. sehr erhellend bringen sie Licht ins Dunkle.

Wirkweise: Stimmungsaufhellend, ausgleichend, leicht antidepressivMischung: 50 ml Johanniskrautöl bioÄth. Öle: 5gtt Bergamotte (Citrus aurantiumvar. bergamia) bio 2gtt Angelikawurzel (Angelika archangelika) bio 2gtt Neroli (Citrus aurantium L. ssp.amara) bio 1gtt Rose (Rosa damaszena) bio

Anwendung: Morgens nach dem Aufwachen den Bauch im Uhrzeigersinn mit der Mischung sanft einmassieren, maximal drei Wochen anwenden. Im Artikel zuvor ist die antidepressive Wirkung von Johanniskrautextrakt beschrieben.

Zerreibt oder zerquetscht man die Blüten und Blätter, tritt roter Saft aus deren Sekretbehältern aus. Es ist der rote Farbstoff Hypericin, der auf die Beziehung zum Blut hinweist.

Aromareport 05/2011

Seite 15 von 35

Page 16: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Johanniskraut blüht im Sommer unter größter Hitzeeinwirkung und hat damit beste Strategien für „heiße Lebensumstände“ entwickelt. Deshalb kann das Rotöl auch sehr gut bei Verbrennungen angewendet werden. Es wächst an trockenen, son-nigen Standorten.

Mischung für die Hautpflege bei Sonnenbrand 1. GradesMischung: 50ml Johanniskrautöl bio 5gtt Sanddornfruchtfleischöl (Hippophae rhamnoides) bioÄth. Öle: 10gtt Lavendel fein (Lavandula officinalis) bio 2gtt Pfefferminze (Mentha piperita) bio

Anwendung: Die geröteten Hautareale mit der Mischung dreimal tgl. einreiben, bis die Be-schwerden abgeklungen sind.

Der leicht bittere, trockene Geschmack weist auf die Stoffwechsel anregenden Wirkweisen hin. Auf der Zunge spürt man die zusammenziehenden Ei-genschaften des Johanniskrautes.

Es könnten noch sehr viele Anwendungsmöglich-keiten benannt werden, denn überall findet man eine Indikation für die Verwendung dieses wert-vollen Mazerats, besonders in der Aromatherapie und -pflege. Dies sollte aber eine exemplarische Darstellung für die gesundheitsfördernde Selbst-pflege sein, die das exzellente Johanniskrautöl zu bieten hat. Wann immer möglich, sollten Öle bes-ter Qualität aus kontrolliert biologischem Anbau verwendet werden. Mittlerweile gibt es von ver-schiedenen Firmen schon fertige Mischungen, die für die Aromatherapie und –pflege angeboten werden.

Wichtig ist mir noch zu erwähnen, dass diese An-wendungsmöglichkeiten keinen Arzt- oder Heil-praktikerbesuch ersetzen.

Maria HochPflegedirektorin, Aromaexpertin

Der harte, manchmal verholzte Stengel bezeich-net die Signatur des Bindegewebes und gibt Stabilität;Einzusetzen bei Verhärtungen wie z.B. Narben, Dammschnittpflege oder zur Kräftigung der Ve-nen.

Mischung zur NarbenpflegeMischung: 25ml Johanniskrautöl bio 25ml Hagebuttensamenöl (Rosa rubiginosa, Rosa moschata) bio 5 gtt Sanddornfruchtfleischöl (Hyp- pophae rhamnoides) bioÄth. Öle: 5gtt Lavendel fein (Lavandula officinalis) bio 2gtt Karottensamen (Daucus carota) bio 2gtt Kamille blau (Matricaria recutita) bio 3gtt Rosengeranie (Pelargonium graveolens) bioAnwendung: Die Narbe mit der Mischung drei-mal tgl. einreiben. Es ist darauf hinzuweisen, dass Sanddornfruchtfleischöl die Wäsche orange färbt.

Beim Verblühen der Blüten und deren fauligen Anblick ist die Signatur des Johanniskrautes mit der bräunlich gelben Substanz eines Wundsekre-tes zu vergleichen.

Das Johanniskrautmazerat ist wegen seiner hei-lungsfördernden und entzündungshemmenden Eigenschaft sehr bekannt als Wundöl. Dies wurde im vorherigen Artikel bereits erwähnt.

Aromareport 05/2011

Seite 16 von 35

Page 17: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Ölen gewonnen, (wie Kamillen- oder Lavendel-wasser) können Hydrolate auch aus Pflanzen her-gestellt werden, die einen geringfügigen Anteil an ätherischen Ölen haben, z.B. Holunderblüten und Kornblumen. Einige Pflanzen – vor allem ergiebi-ge, wie Kornblume, Eichenholz und Wegerich – werden nicht hauptsächlich zur Öl, sondern zur Hydrolatgewinnung destilliert. Die Verwendung von Hydrolaten ist älter als die von ätherischen Ölen.

Lavendelhydrolat und Lavendelöl

Die Kennzeichnung – der Name ist entscheidend!Im Deutschen existiert ein allgemeines gültiges Verständnis dafür, was ein ätherisches Öl ist, aber leider kennt man destillierte Wasser unter vielen Begriffen. Nicht alle von ihnen sind richtig und das kann zur Verwirrung führen.

Ein Hydrolat ist der kondensierte Dampf nach der Destillation. Guérain (1886) definiert es als „eine farblose Flüssigkeit, die bei der Destillation von Wasser mit wohlriechenden Blumen oder mit anderen duftenden Substanzen gewonnen wird“. Ein altertümlicher Begriff für ein Hydrolat ist „le-benswichtiges Wasser“ – welcher leider heutzuta-ge nicht mehr gebräuchlich ist.

Literaturv. Braunschweig, Ruth: Pflanzenöle, Stadelmann Verlag 2010

Krämer, Klaus: ABC des Johanniskrauts, Peter Erd Mün-chen, 1998

Rippe, Olaf/Madejski, Magret: Die Kräutermedizin des Paracelsus, AT-Verlag 2006, Baden und München

Schulz, Volker: Ölmazerat aus Johanniskraut-Blüten fördert Wundheilung nach Sectio. Ergebnisse einer kontrollierten Studie mit 144 Patienten, Zeitschrift für Phytotherapie 1.2011, Haug Verlag

Wabner, Dietrich/ Beier, Christiane: Aromatherapie, Else-vier GmbH, München, Urban&Fischer 2009

Vonarburg, Bruno: Energetisierte Heilpflanzen, AT-Verlag 2010

Werner, Monika /von Braunschweig Ruth: Praxis Aroma-therapie, Haug Verlag 2009

Internetadressen:

www.de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia

www.duden.de

www.heilkräuter.de

www.kräuter-verzeichnis.de

www.naturheilkunde21.com

Price, Penny/ Price, LenDie erste AromatherapieEinleitungPflanzen und Pflanzenextrakte werden schon seit dem Altertum angewandt, um die Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern. Die Anwen-dung hat eine probiotische Wirkung (d.h. das Le-ben begünstigend), im Gegensatz zu Antibiotika (welche die gegenteilige Bedeutung haben – gegen das Leben). Wasser selbst hat eine lange Anwen-dungsgeschichte im Bereich der Heilung und Rei-nigung, z.B. bei Badekuren, Thalassotherapie und bei der Herstellung von Bachblüten-Essenzen.

Wie man Hydrolate gewinntDestillierte Pflanzenwasser, üblicherweise be-kannt als Hydrolate, sind Erzeugnisse der Was-serdampfdestillation, größtenteils von Pflanzen, die ätherische Öle enthalten. Häufig als ein Ne-benprodukt bei der Erzeugung von ätherischen

Aromareport 05/2011

Seite 17 von 35

Page 18: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Die Erträge liegen normalerweise zwischen einem und fünf Litern pro kg an Pflanzenmaterial. Zur Hydrolatgewinnung aus Thymian, Bohnenkraut und Rosmarin benötigt man eine geringere Menge an Pflanzen aus Salat, Weißdorn oder Schafgarbe. Einige sind bekannt als „Gewicht für Gewicht“-Produkte, zum Beispiel ergeben 100 Pfund Rosen, mit ausreichend Wasser destilliert, 100 Pfund duf-tendes Rosenwasser/ Duftrosenwasser (Poucher 1936). Paris (2000) sagt, dass das Gewicht des Hy-drolats, welches aus dem kondensiertem Dampf gewonnen wird das gleiche sein sollte, wie das des ursprünglichen Pflanzenmaterials.

Ätherische Öle setzen sich aus vielen verschiede-nen Arten von flüchtigen Molekülen zusammen, welche teilweise oder vollständig wasserunlöslich sein können. Durch den Faktor der Wasserlös-lichkeit unterscheidet sich das Verhältnis von lös-lichen und teilweise löslichen Pflanzenverbindun-gen in Hydrolaten von denen in ätherischen Ölen. Deshalb weist das allgemeine Profil der Moleküle, die man in Hydrolaten findet, entweder eine große Ähnlichkeit oder einen extremen Unterschied auf zum Profil der Moleküle von ätherischen Ölen, die am Ende des Destillationsvorgangs gewonnen werden, auf.

Lagerung und QualitätssicherungDie Haltbarkeitsdauer von Hydrolaten variiert entsprechend der Pflanzenquelle und den Lager-bedingungen. Catty (2000) betrachtet die Le-bensdauer von Hydrolaten ähnlich wie die von Basisölen. Sie müssen kühl aufbewahrt werden, bei weniger als 14°C, nach Viaud (1983, S.24), geschützt vor Sonnenlicht, in sterilisierten Behäl-tern und vor Oxidation geschützt. Plötzliche Tem-peraturschwankungen sollten vermieden werden. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden, können einige destillierte Wasser Schimmel bil-den. Üblicherweise können destillierte Wasser zwei bis drei Jahre aufbewahrt werden (Rouvière & Meyer 1989, S. 82-83), was auch unsere Erfah-rung ist. Hydrolate, die einen hohen Anteil an an-tiseptischen Phenolen besitzen, können gut auf-bewahrt werden, z.B. Thymus vulgaris.

Einige andere Begriffe, die für ein Hydrolat be-nutzt werden sind „Hydrosol“, „Aromawasser“, „Blütenwasser“ oder „Duftwasser“.

•Blütenwasser: Diese Bezeichnung ist unkor-rekt, da nicht alle destillierten Wasser aus Blüten gewonnen werden.•„Aromawasser“, „Duftwasser“: Das sind fal-sche Begriffe, da keiner von ihnen künstlich im Labor hergestellte, synthetische Wasser oder die vielen Wasser, die aus der Zusammenmischung von ätherischen Ölen und Wasser entstehen, ausschließt.)

•Hydrosol: Wird oft (vor allem in den USA) für „destillierte Wasser“ benutzt. Ob-wohl dieser Begriff nicht falsch ist, ist Hydrosol ein allgemeiner, nicht spezifischer Begriff, wel-cher eine große Bandbreite an Produkten um-fasst. Nach „Walker“ (1991) ist es eine kolloidale Lösung in Wasser (Walker 1991), die für eine Destillation nicht notwendig ist, charakterisiert durch mikrofeine Parti-kel (zwischen 0,2 und 0,002 Mikron), wo-bei Wasser das Trägermedium (der Partikel) darstellt. Ein Hydrosol erlangt man durch anhaltende Imprägnierung einer Substanz in Wasser, die ein ätherisches Öl enthält. Andere Hydrosole sind Tinte, wasserlöslicher Dünger, eine Handelsbezeichnung für Lack- benzin, Stärke und ähnliche Substanzen. Monomethyl-Hydrosol findet man in Pilzen, so-wie in Raketentreibstoff.

Laut Definition sind Hydrolate destillierte Pflan-zenwasser und müssen ein Erzeugnis eines Des-tillations-Prozesses sein.

Pflanzenmaterial, ein ergiebiges und zugleich flüchtiges MolekülgeschenkWährend der Destillation von Hydrolaten muss der Prozess kontrolliert werden, sodass eine enge Beziehung zwischen der Menge des Pflanzen-materials und der Menge an erhaltenem Hydrolat besteht. Anders gesagt: Die Menge an gewonne-nem Hydrolat muss proportional zum Gewicht der Pflanzen und zur Pflanzenart sein.

Aromareport 05/2011

Seite 18 von 35

Page 19: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

•Äußerlich können Hydrolate zur Hautpflege (Cremes, Gesichtswasser, Masken, etc.), Haar-pflege und sowie generell (Tierpflege, Raum-spray, etc.) verwendet werden.

•Medizinisch werden Hydrolate auf Grund ih-rer sanften Wirkung, ohne das Risiko Irritatio-nen hervorzurufen, verwendet. Sie sind nützlich bei der Desinfektion von offenen Wunden und können ebenfalls auf Schleimhäute aufgetragen werden. Dies hat zur Folge, dass Hydrolate auch für Vaginalduschen, Mundspülungen, Gurgeln -sogar bei Entzündungen am Auge angewendet werden (Franchomme & Pénoël 1996, S.86).

•Innerlich können sie bestimmungsgemäß ohne Bedenken angewandt werden (Roulier 1990, S.115). Hydrolate können sowohl aus medizini-schen Gründen als auch zum Genuss ihres Ge-schmacks genutzt werden. An dieser Stelle sollte betont werden, dass zur innerlichen Anwendung nur Hydrolate mit therapeutischem Qualitäts-standard verwendet werden sollten.

•Und obwohl Hydrolate schon bei ihrer Her-stellung verdünnt werden, heißt das nicht, dass diese nicht weiter verdünnt werden sollten. Pay-ne (1999) empfiehlt einen Teelöffel (5ml) von destilliertem Pflanzenwasser mit 200 ml purem Wasser zu verdünnen - wobei die Wirksamkeit noch gewährt ist.

•Bei Magenverstimmungen und andere Ver-dauungsstörungen, wie beispielsweise Verstop-fung oder Durchfall, wirkt eine Tasse Hydrolat versetzten Wassers oder Tees, dreimal am Tag getrunken, bekömmlicher als Tabletten. Auch bei Harnwegsproblemen, wie Blasenentzündung schlägt diese Art von Behandlung an. Außerdem können Hydrolate und Tees bei Schlaflosigkeit helfen sowie arthritische Schmerzen lindern und bieten, im Gegensatz zu ätherischen Ölen, eine risikoarme Einnahme von pflanzlichen Heil-wirkstoffen.

Idealerweise sollten Hydrolate keine Konservie-rungsstoffe oder Stabilisatoren enthalten, da die-se die therapeutische Qualität beeinflussen kön-nen. Dennoch fügen viele Unternehmen diese aus wirtschaftlichen Gründen hinzu (sowie auf Grund der Regularien der europäischen Wirt-schaftsgemeinschaft). Aus diesem Grund vertrei-ben Firmen Hydrolate die ca. 14% Ethanol enthal-ten, was große Sorgsamkeit bei der Anwendung im Augenbereich, auf der Haut, bei Kindern, so-wie gesundheitlich geschwächten und alkoholab-hängigen Personen voraussetzt.

Die Nutzung von HydrolatenHydrolate wurden über einen Zeitraum von un-gefähr dreieinhalb Jahrhunderten (evtl. länger) für die Zubereitung von Speisen, aus medizini-schen Gründen sowie zur Körperhygiene genutzt (Genders, 1977, S.17), was auf eine lange Tradi-tion von therapeutischer und hygieneorientierte Nutzung hinweist.

In der richtigen Dosierung und Auswahl sind Hy-drolate hilfreich für viele gesundheitliche Proble-me. Hinzu kommt, dass sie eine revitalisierende Wirkung bei sämtlichen Hauttypen aufweisen, auch bei äußerst sensibler Haut da sie nahezu kei-ne Haut irritierenden Bestandteile beinhalten.

Aromareport 05/2011

Seite 19 von 35

Page 20: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Gesundheitsfördernde GetränkeUm zur Gesundheit und Ausgeglichenheit des Körpers beizutragen, verdünnt man 200 ml Hyd-rolat in einem Liter gefiltertem Wasser und trinkt dies über den Tag verteilt.

FazitHydrolate sind sanft wirksame Mittel, die helfen, das Wohlbefinden zu fördern. Sie enthalten nur wasserlösliche natürliche Moleküle aus Pflan-zenmaterial und mikroskopisch kleinen Topfen an ätherischen Ölen. Da Hydrolate im Allgemei-nen eine beruhigende und wohltuende Wirkung und kaum Gegenanzeigen aufweisen, können sie gefahrlos bei Kindern und Tieren, in Kombi-nation mit homöopathischen Arzneimitteln und bei Menschen mit schwachem Immunsystem an-gewandt werden, für die ansonsten eine stärkere Behandlung nicht besonders verträglich wäre.

Hydrolate können ebenfalls zu Mischungen kom-biniert werden, um daraus Synergien anhand ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften zu erschaffen. Die tägliche Anwendung von Hyd-rolaten für die Gesundheit gehört dazu um den Körper im Gleichgewicht zu halten, ohne irgend-welche Nebenwirkungen oder unerwartete und unerwünschte Effekte, denn alles wird durch eine sanfte Energie erreicht, um die physische und die psychische Gesundheit zu verbessern.

Penny und Len PriceWichtige englische Vertreter der Aromatherapie

QuellenCatty S 2001 Hydrosols: the next aromatherapy. Healing Arts, Rochester p.59

Franchomme P, Pénoël D 1996 L’aromathérapie exactement. Jollois, Limoges p. 86

Genders R 1977 A book of aromatics. Darton, Longman and Todd, London p. 17

Guérain P (ed) 1886 Dictionnaire des dictionnaires. Librai-rie des Imprimeries Réunis, tome 3

Payne B 1999 Hydrolats for therapeutic use. Positive Health (September): 19-21

•Für die Anwendung bei Kindern ist es möglich sie zu süßen. Hydrolate werden dabei für die äußerliche und innerliche Nutzung empfohlen, vor allem auf Grund ihrer geringen Aggressivität.

•Des Weiteren werden Hydrolate auch gerne beim Kochen verwendet.

Es folgen nun unterschiedliche Empfehlungen zur Nutzung:

Behandlungen auf der HautDie Anwendung von Hydrolaten als Gesichtsrei-niger, Gesichtswasser und Gesichtsspray. Zwei Arten der Nutzung sind möglich, 50/50 mit pu-rem Wasser verdünnt oder unverdünnt. Hydro-late wie Rose (Rosa damascena), Kamille (Cha-maemelum nobile) und schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) sind speziell für reife Haut geeig-net, wobei Neroli (Citrus aurantium var. amara fol.) für trockene- und schuppige Haut äußerst hilfreich ist. Eisenkraut (Lippia citriodora) wird häufig für ölige und unreine Haut verwendet.

RaumerfrischerHydrolate wie Thymian (Thymus vulgaris) sind besonders nützlich um die Verbreitung von Krankheiten einzudämmen. Um ein wohnliches Umfeld zu schaffen, sollten man Geranie (Pelar-gonium graveolens) gemeinsam mit Lavendel (Lavandula officinalis) ausprobieren.

Mundwasser und GurgelmittelMan verdünnt 1:10 für Kinder und 1:4 für Er-wachsene für Gurgellösungen. Pfefferminze (Mentha x piperita) ist bekannt dafür den Atem zu erfrischen und die Gesundheit des Zahnflei-sches zu erhalten, während Thymian (Thymus vulgaris) gegen Halsschmerzen und Infektionen hilft.

KompressenMan tunkt eine Kompresse in Hydrosol und presst es auf die Stelle, die behandelt werden soll. Rosmarin und Salbei (Rosmarinus officinalis, Sal-via officinalis) sind hilfreich für entzündete und verkrampfte Muskeln.

Aromareport 05/2011

Seite 20 von 35

Page 21: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Ein Fallbeispiel aus meiner PraxisDie Patientin, 58 Jahre alt, litt seit 1 ½ Jahren an fokaler Hyperhidrose, d.h. vor allem unter den Achseln und teilweise auf Stirn und Nacken Die heftigen Schweißausbrüche mit Hitzewallungen, verbunden mit großen Schweißflecken, empfand sie in der Öffentlichkeit als sehr peinlich und see-lisch belastend. Vor allem in Stresssituationen, bei Sorgen und Aufregung brach ihr regelmäßig der Schweiß aus.Chronische Erkrankungen und Störungen der ge-neralisierten Hyperhidrose konnten ausgeschlos-sen werden. Keine Hormongaben; Blutdruck war normal.Sämtliche bisher erfolgten medikamentösen Be-handlungen waren erfolglos geblieben. Sie brach-te mir eine Auswahl von sechs verschiedenen pharmazeutischen Medikamenten mit, sowie ein Deodorant, das Aluminiumchloridhexahydrat enthielt (wird gerne bei Hyperhidrose verschrie-ben): mit katastrophaler Wirkung nach ihrer Aus-sage, ihre Haut juckte, brannte und wurde wund.

Meine erste Verschreibung war ein Deodorant auf Ölbasis, da ihre Haut bereits wund war: 3 Tr. Lavendel, 3 Tr. Geranium, 2 Tr. Rosenholz, 2 Tr. Benzoe, 1Tr. Koriander, 2 Tr. Palmarosa auf insgesamt 30 ml Jojobaöl.Dazu homöopathischer Salbei Salvia dil. D6 (DHU): 3x täglich 5 Tropfen.

Ergebnis: innerhalb von zwei Wochen war eine deutliche Besserung eingetreten; zwar noch ge-legentlich Hitzewallungen, v.a. bei körperlicher Anstrengung und Aufregung; jedoch wurden die Schweißausbrüche zunehmend geringer oder blie-ben ganz weg, Achseln, Stirn und Nacken blieben trocken. (Behandlungszeitraum war Mitte Mai - Juli, d.h. wir hatten häufig heißes und schwüles Wetter)Nach vier Wochen eine zusätzliche Gaben einer phytotherapeutischen Rezeptur, die u.a. Baldrian und Johanniskraut enthielt, für weitere sechs Wo-chen. Gleichzeitig wurde das deodorierende Öl beibehalten.

Poucher W A 1936 Perfumes, cosmetics and soaps. Chap-man & Hall, London Vol. II p. 34-35

Paris M 2000 Hydrolats. 2nd Medical Aromatherapy Con-ference, Nice

Roulier G 1990 Les huiles essentielles pour votre santé. Dangles, St-Jean-de-Braye p 115

Rouvière A, Meyer M-C 1989 La santé par les huiles essen-tielles. M. A. Editions, Paris p. 82-83

Viaud H 1983 Huiles essentielles - hydrolats. Présence, Sisteron p. 24

Walker P B M 1991 Chambers science and technology dictionary. Chambers, Edinburgh

Renberg, MaraWenn der Schweiß ausbricht - Ätherisch-Öl-Rezepturen bei Hyper-hidrose und in der Sommerhitze

Ätherische Öle lassen sich wunderbar zur Linderung von Schweißausbrüchen verwenden. Dies ist für uns alle angenehm, wenn uns die lan-gersehnte Sommerhitze den Schweiß aus den Po-ren treibt.

Auch bei Hyperhidrose – d.h. übermäßigem Schwitzen, bedingt durch Krankheit oder großen Stress und nervliche Belastung, kann man in der naturheilkundlichen Praxis mit ätherischen Ölen Abhilfe schaffen, wie die nachstehende Praxis-Fallgeschichte zeigt.

Aromareport 05/2011

Seite 21 von 35

Page 22: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

malen Durchfeuchtung der Hornschicht, um eine möglichst hohe Reibung für sicheren Griff und sicheren Tritt bei Jagd und Flucht zu gewährleis-ten. Stress (z.B. in Gefahrensituationen) steigert die Schweißproduktion über eine Aktivierung des Sympathikus.

Die HyperhidroseAls krankhaftes Schwitzen bezeichnet man eine Überproduktion an Schweiß aus den merokrinen Schweißdrüsen der Haut Es wird von den Betrof-fenen meist als psychosoziales Leiden empfun-den, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Eine andauernde Erkrankung kann zu dermato-logischen Folgeerkrankungen führen.

Am bekanntesten sind die häufiger anzutreffen-den Formen der Hyperhidrose

•bei Frauen die hormonell bedingte Schweiß-ausbrüche bei Hitzewallungen während und nach den Wechseljahren

•bei jungen Menschen in der Adoleszenz, v.a. bei seelisch oder vegetativ labilen Personen, die unter schweißnassen, meist kalten Händen und/ oder Schweißfüßen leiden

Unterschieden werden zwei Formen der Hyperhi-drose:

•Die primäre Hyperhidrose ist eine lokale Form, mit vermehrtem Schweiß v.a. axillär, palmoplan-tar, im Gesicht und am Nacken. Es handelt sich um eine konstitutionell bedingte Überfunktion in lokal begrenzten Körperarealen. Auslösend sind psychische Belastung und emotionelle An-spannung.

•Bei der generalisierten sekundären Hyperhid-rose (am ganzen Körper möglich) muss unbe-dingt die genaue Ursache abgeklärt und diese dann behandelt werden. Sie kann z.B. als Sym-ptom von Systemerkrankungen auftreten, bei neurologischen oder endokrinologischen Stö-rungen, oder exogen induziert sein durch Ver-giftung oder Medikamente.

Ergebnis: ein deutlicher Rückgang der Hitzewal-lungen. Die Schweißausbrüche sind zwei Monate nach Behandlungsbeginn ganz weggeblieben.

Zusätzlich wurde ein „Einschlaf-Raumspray“ mit ätherischen Ölen (in Aqua dest.) entwickelt. Es half ihr die Ein- und Durchschlafstörungen spürbar zu verbessern und damit auch die kör-perliche Verfassung am Morgen.Rezeptur des Einschlafsprays (mit der Patientin gemeinsam abgestimmt): 6 Tr. Lavendel, 4 Tr. Palmarosa, 2 Tr. Benzoe, 1 Tr. Ylang, 2 Tr. Neroli auf insgesamt 50 ml Aqua dest. mit etwas Ethanol.

Geeignete ätherische Öle zur Stärkung der neuro-vegetativen/ emotionalen Belastbarkeit auswäh-len - vgl. Lavendel (enthält v.a. Monoterpenole und Ester: stimmungsaufhellend), Melisse u.a.In jedem Fall sollte eine genau abgestimmte per-sönliche Öl-Rezeptur erstellt werden. Die positi-ven und ablehnenden Reaktionen des Patienten auf die einzelnen ausgewählten Duftstoffe sind nach meiner Erfahrung entscheidend für die Aus-wahl und den guten Erfolg der Behandlung.

Physiologie des SchwitzensGesundes Schwitzen dient in erster Linie der Steuerung unseres Wärmehaushalts. Schweiß, eine geruchslose, klare wässrige Flüssigkeit, ent-hält zu 99% Wasser, sowie Mineralien, Laktat, Harnstoff und Spuren von Aminosäuren und Vi-taminen.2-4 Millionen ekkrine bzw. merokrine Schweiß-drüsen sind über die gesamte menschliche Haut verteilt, besonders zahlreich aber an den Handflä-chen, Fußsohlen und in den Achselhöhlen. Me-rokrine Schweißdrüsen sind die einzigen Struk-turen unserer Haut, die über das sympathische Nervensystem mit Azetylcholin als Neurotrans-mitter innerviert werden. Die Schweißdrüsen an Handflächen, Fußsohlen und in den Achselhöh-len stehen vorwiegend unter emotionaler Kont-rolle (s. fokale Hyperhidrosis).Der entwicklungsgeschichtliche, physiologische Sinn und Nutzen der vermehrten Schweißdrüsen an Handflächen und Fußsohlen liegt in der opti-

Aromareport 05/2011

Seite 22 von 35

Page 23: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Den Hautschutz nicht vergessen: z.B. mit den ätherischen Ölen von Rosenholz, Palmarosa, La-vendel, Benzoe – ganz besonders in Pflanzenöl-Basis (z.B. in Aprikosenkernöl). Hautpflegend und zugleich geeignet für ein Deodorant sind Li-naloe, Manuka, Palmarosa, Geranie (Haut & Hor-mone), Immortelle, Rosenholz, Lavendel, Orange, Palmarosa.Die antibakterielle Wirkung der ätherischen Öle ist notwendig, um Hautproblemen und schlech-ten Geruch vorzubeugen – z.B. mit Geranium, Lavendel, Palmarosa, Benzoe, Rose (Monoterpe-nole).

Erfrischend in der Sommerhitze – zur Abkühlung der ganzen Körpertemperatur

•innerlich: ein erfrischendes Getränk ist kal-tes Wasser, das mit einem Gemisch aus Minzen und Zitrusölen parfümiert wurde (ca. ½ Trop-fen auf 1 Liter). Fertig zu kaufen gibt es z.B. die Mischung Minze - Limette - Douglasfichte von Primavera

•äußerlich: ein Spray mit ätherischen Ölen in Aqua destillata für Gesicht-Hals-Dekolleté zur Abkühlung zwischendurch, besonders unter-wegs. Bewährt haben sich auch lauwarme Wa-schungen, Bad oder Dusche; anschließend ein paar Tropfen kühlendes, deodorierendes Kör-peröl auf der Haut verteilen.

Mara RenbergHeilpraktikerin

Zu der naturheilkundlichen Therapie der Hy-perhidrose eignet sich vor allem Rezepturen aus der Phyto-Aromatherapie. Auch die Berücksich-tigung der psychosomatischen Hintergründe kann hilfreich sein (hier die genaue Ursache der Störung beachten). Entspannungstechniken (AT, Yoga, u.a.) unterstützen bei emotional bzw. belas-tungsbedingter lokalisierter Hyperhidrose.Ganz allgemein sollten natürlich zusätzliche Sti-muli vermieden werden – also z.B. Vermeidung von erhöhter Wärmebelastung, von Reizstof-fen wie Nikotin, Kaffee, Tee, Alkohol, heißen und scharfen Speisen; kleine, kalorienreduzierte Mahlzeiten, passende Kleidung und Schuhwerk sind angesagt. Vorsicht auch bei Seifen und Deodorantstoffen – stattdessen lieber Wasser bevorzugen, um die Schutzschicht der Haut zu stärken, und dazu sanft desodorierende pflanzliche Hautöle (s. weiter un-ten).

Ätherische Öle und Hautpflege bei wetterbeding-tem Schwitzen in der SommerhitzeDie Pflege und Erfrischung der Haut mit äthe-rischen Öl-Rezepturen - z.B. als Gesichtsspray, Dusch- oder Körperöl, Deodorant auf Wasser- oder Öl-Basis, wird als sehr angenehm empfun-den und ist leicht herzustellen.

Für Deodorants geeignet sind Benzoe (gut bei Schweißgeruch), Geranium, Lavendel, Palmaro-sa, Rosen- und Sandelholz. Auch Koriander, Li-mette, Lemongrass, Mandarine, Melisse, Orange, Zeder eignen sich gut.

•Monoterpenole, die die Stresshormonproduk-tion regulieren, sind z.B. enthalten in Koriander, Lavendel, Palmarosa, Rose, Geranie. Rosenholz reduziert Stresshormone (Catecholamine), be-ruhigt das Nervensystem und pflegt die Haut.

•Bei Schweißfüßen hat sich Perubalsam be-währt.

•Hormonell ausgleichend sind z.B. Melisse und Lavendel (regulierend); im Klimakterium auch Geranium, Bergamotte und Muskatellersalbei.

Aromareport 05/2011

Seite 23 von 35

Page 24: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Bis zum Ende des Jahres 2001 wurde das System von der „IOMC Coordination Group“ entwickelt. Es dauerte bis zum Juli 2003, bis das GHS von der UN ECESOC angenommen wurde. Schließlich gab es noch eine weitere Revision, um den heuti-gen Stand zu erreichen.

Das GHS (Globally Harmonized System of clas-sification & labelling of chemicals) ist damit die Grundlage zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien und Gemischen. Unterschied-liche Klassifizierungen wurden in der Vergan-genheit von verschiedensten Ländern für ein und denselben Stoff vergeben. Was als schädlich innerhalb der EU gekennzeichnet wurde, konnte in anderen Ländern „giftig“ oder nur als „min-dergiftig“ deklariert sein. Dazu kam noch eine große Anzahl an von unterschiedlichsten Pikto-grammen zur schnellen visuellen Information. Zudem unterschieden sich die Piktogramme in Größe, Farbe und Symbol. Zu guter Letzt wurden für den Umgang und die Lagerung der Chemika-lien andere Piktogramme verwendet als für den Transport. Die Notwendigkeit, den internationa-len Handel zu vereinfachen war unausweichlich, der wichtigste Aspekt dabei war und ist aber der Schutz des Menschen und der Umwelt.

Das GHS, wie auch REACH basieren auf drei wichtigen Vorgängen:

•Identifikation des Stoffes und dessen negativen Eigenschaften (Risiken)

•Kategorisierung und Einstufung

•Kennzeichnung und das Sicherheitsdatenblatt (Informationen für Weiterverwender)

zu 1.: Analyse zur Identität der Substanz und Ver-unreinigungen sind die Basis. Danach kommen komplexe Untersuchungen zur Toxizität (Mensch und Umwelt), irritative und sensibilisierende Eigenschaften bis hin zu carcinogenen, cancero-genen und mutagenen Effekten.

LiteraturM. Werner/R. von Braunschweig: Praxis Aromatherapie

D. Wabner/Ch. Beier: Aromatherapie

Monika Sonntag, Thomas Ruzicka Hautklinik, Universitäts-klinikum, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf: Artikel „Hyperhidrose“- aus „Psychoneuro“ 2005; 31 (6): 315–320

Dr.med. R. Böni, Dermatologische Klinik, Universitäts-spital Zürich: Artikel „Schwitzen und Hyperhidrose“ -aus „Schweiz.Med.Forum“ Nr. 18, 2.Mai 2001: S. 464-467

Schmidt, ErichGHS und ätherische Öle oder REACH-CLP, ätherische Öle und deren Mischungen

Solche Begriffe wie GHS, REACH und CLP sind auch in Bezug auf ätherische Öle und deren Mischungen in aller Munde – hoffentlich bei den Herstellern, Vermarktern und Händler, die damit umgehen müssen. Es ist eine verwirrende Sache um diese Abkürzungen und man muss schon tief in der Materie stecken, um hier einen Durchblick zu bekommen. Eines ist aber sicher: Es ist eine be-stehende Verordnung und zudem eine, die ange-passt wurde und schon in Kraft ist.Noch in den 90er Jahren gab es auf der Welt die verschiedensten Klassifizierungen für gefährliche Stoffe. Sowohl die USA als auch Europa hatten unterschiedliche Systeme, dazu kamen Kanada, Japan und China und schließlich noch das Inter-nationale UN Transport System. Das Wachstum des Warenaustauschs mit gefährlichen Substan-zen und Mischungen war ständig am Wachsen, die Notwendigkeit einer Harmonisierung war ohne Alternative.

„Eine weltweit harmonisierte Gefahrenklassifika-tion und ein kompatibles Kennzeichnungssystem einschließlich dem Bedarf von Material-Sicher-heits-Daten und leicht verständlicher Symbo-le sollte verfügbar sein, wenn möglich im Jahre 2000“. Das ist das Mandat der UN-Konferenz über Umwelt und erneuerbarer, zukunftsfähiger Ent-wicklung. Es handelt sich hierbei um die UNCED Agenda 21, Kapitel 19 aus dem Jahre 1992.1

Aromareport 05/2011

Seite 24 von 35

Page 25: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Mischungen. Ändert sich nun die Einstufung ei-nes Stoffes nach dem neuen EU-CLP, muss dann aber die Mischung, die diesen Stoff enthält, auch sofort nach dem neuen EU-CLP gekennzeichnet werden.

Nun gilt das GHS natürlich nicht nur für die Sub-stanzen sondern auch für jegliche Mischungen mit gefährlichen Stoffen. Geregelt wird das nach der Verordnung für gefährliche Mischungen.3 Wie bereits im alten System der EU werden die ätherischen Öl als „Mischungen“ bewertet. Somit ergibt sich die Notwendigkeit, jedes ätherische Öl neu zu bewerten. Geht man nach der Verordnung müsste man jede Charge einer Produktion ana-lysieren und danach die Kennzeichnung und das SDB erstellen. Da dies in der Praxis nicht durch-führbar ist, sollte man sich mit der Einstufung an die Maximalwerte der ISO-Standards ätheri-scher Öle halten oder falls keiner existiert an die AFNOR-Standards. Es wäre hier zu aufwändig die Kennzeichnung der einzelnen ätherischen Öle zu nennen, hier aber die Gegenüberstellung der Pik-togramme des alten Chemikalienrechts mit dem neuen EU-CLP:

Sehr giftig für Wasserorganismen, kann in Gewäs-sern längerfristig schädliche Wirkungen haben

Gesundheitsschädlich: kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen

zu 2.: Die Risiken des Stoffes werden mit vorbe-stimmten Kategorien abgeglichen und danach die Einstufung vorgenommen.

zu 3.: Es folgt die Zuordnung zu den R- und S-Sätzen (Risk- and Safety-Phrases), und den Pikto-grammen, sowie die Erstellung des Sicherheitsda-tenblattes oder bei sehr gefährlichen Stoffe eines SDR (Safety Data Report- ist ein erweitertes Si-cherheitsdatenblatt mit bis zu 60 Seiten Daten). Dieses Sicherheitsdatenblatt hat der Hersteller oder Vertreiber dem weiterverarbeitenden Kun-den bei der ersten Lieferung wie auch bei jeder Änderung der Einstufung der Substanz unaufge-fordert zu übermitteln. Das Sicherheitsdatenblatt ist aber nicht für den Endverbraucher vorgese-hen, sollte aber über das Internet einsehbar sein.

Die relevante Auswirkung des GHS auf das be-stehende System ist zunächst eine höhere Anzahl von Klassen der Einstufung. In allen Bereichen, von der Entflammbarkeit bis hin zu Toxizität, Sensibilisierung auf Haut und am Auge sowie der Aspirationsgefahr sind deutliche Unterschiede, die einerseits die Kennzeichnung verschärfen, auf der anderen Seite aber auch ein bestehendes Ri-siko niedriger einstufen als bisher. Dies gilt nicht nur für die menschliche Sicherheit sondern na-türlich auch für die Umwelt.

Im Zuge der REACH-Verordnung wurde das EU-Gefahrstoff-System mit dem GHS harmoni-siert und am 5. September wurde die Verordnung 790/2009 der Kommission vom 10. August zur Änderung der Verordnung (EG) Nr.1272/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen zwecks Anpassung an den technischen und wissenschaftlichen Fort-schritt im Amtsblatt der Europäischen Union (L 235) veröffentlicht.2 Hier sind die Vorschriften genannt wie eine große Liste von direkten Einstu-fungen von Chemikalien. Der neue Name dieses Systems lautet: EU-CLP (CLP= Classification-La-belling-Packing). Zum 1.12.2010 wurde die neue EU-Verordnung 1272/2008 für gefährliche Stoffe wirksam, zum 1.6.2015 dann auch für gefährliche

Leichtentzündlich (unter 21°C)

Entzündlich (über 21°C bis 55°C)

Aromareport 05/2011

Seite 25 von 35

Page 26: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Neue Kennzeichnung nach EU-CLP (GHS)

Gefahr

3.10/1 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein

Warnung

2.6/3 Flüssigkeit und Dampf entzündbar

Warnung

4.1/1 Sehr giftig für Wasserorganismen, Lang- zeitwirkung

Warnung

3.2/2 Verursacht Hautreizungen

Prävention:Von Hitze/ Funken/offener Flamme/ heißen Ober-flächen fernhalten. Nicht rauchen. Behälter dicht verschlossen halten. Behälter und zu befüllende Anlage erden. Explosionsgeschützte elektrische Anlagen/ Lüftungsanlagen/ Beleuchtungsanlagen verwenden. Nur funkenfreies Werkzeug verwen-den. Vorbeugende Maßnahmen gegen elektrosta-tische Aufladungen treffen. Nach Handhabung gründlich waschen. Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz tragen.

Am Beispiel des Orangenöls sollen hier die Un-terschiede der Kennzeichnung zwischen dem al-ten Chemikalienrecht und dem neuen EU-CLP sowie die Komplexität gezeigt werden:

Alte Kennzeichnung nach Gefahrstoffverord-nung:

Xn Gesundheitsschädlich und N Umweltgefährlich

Besondere Gefahrenhinweise für Mensch und Umwelt

R-Sätze:10 Entzündlich.38 Reizt die Haut.50/53 Sehr giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.65 Gesundheitsschädlich: kann beim Ver- schlucken Lungenschäden verursachen.

S-Sätze: 23 Gas/ Rauch/ Dampf/ Aerosol nicht einat- men (geeignete Bezeichnung(en) vom Hersteller anzugeben).36/37 Bei der Arbeit geeignete Schutzhand- schuhe und Schutzkleidung tragen.43 Zum Löschen Sand, Kohlendioxid oder Pulverlöschmittel, kein Wasser verwenden.45 Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen (wenn möglich, dieses Etikett vorzeigen).57 Zur Vermeidung einer Kontamination der Umwelt geeigneten Behälter verwen- den.60 Dieses Produkt und sein Behälter sind als gefährlicher Abfall zu entsorgen.

Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich

Aromareport 05/2011

Seite 26 von 35

Page 27: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Gefahr-Piktogramm „Gefahr“ zu tragen und ein Warnzeichen, da die Aspirationsgefahr besteht und Hautreizungen, sowie Augenreizungen mög-lich sind. Als Verbraucher sollte man sich diese Kennzeichnung ansehen.

Erich SchmidtDipl. Betriebswirt, Analytiker ätherische Öle, Vorstand des Deutschen Verbandes der Riechstoff-hersteller

Quellen1 http:/www.unece.org/trans/danger/danger.htm2 Regulation (EC) No 1272/2008 on classification, labelling and packaging of substances and mixtures3 http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do? uri=OJ:L:2009:235:0001:0439:DE:PDF4 http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3332.pdf

Henglein, MartinAroma-Pflege und der DuftkreisDie Ereignisse der letzten Zeit machen deutlich, dass der lang erwartete «Paradigmenwechsel» (Th. Kuhn) stattfindet. Allerdings nicht in der naiven Art und Weise, wie es im Musical «Hair» als Beginn des Wassermann-Zeitalters darge-stellt wurde. Die Botschaft des 21. Jahrhunderts, gesungen von Joni Mitchell, auf dem Woodstock -Festival (1969): «we are stardust...» (1) ist zwar mehr denn je aktuell, aber es sind die Umwelt-katastrophen, welche das Umdenken erzwingen. Im Folgenden sollen einige Anregungen gegeben werden, wie Aroma und die Arbeit mit dem Duft-kreis, die Umstellung zu nachhaltiger Pflege (2) unterstützen kann.

Duft als LeitbildDuftstoffe sind von ihrer Natur her „wesentlich“. Sie enthalten Informationen, Energie und see-lische Wärme. Solange sie aber als harmloses Detail angesehen werden, können sie nicht ihre ursprüngliche Aufgabe erfüllen. In der täglichen Nahrung konzentriert Aroma das Wahrnehmen und Erleben von Qualität, es bringt Steigerung

Reaktion: Bei Verschlucken sofort Giftinforma-tionszentrum oder Arzt anrufen. Bei Berührung mit der Haut (oder Haar) mit reichlich Wasser und Seife waschen. Alle kontaminierten Klei-dungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen/ duschen. Gezielte Behandlung (siehe Kennzeichnungsschild). KEIN Erbrechen herbei-führen.

Bei Hautreizung: Ärztlichen Rat einholen/ ärzt-liche Hilfe hinzuziehen. Kontaminierte Kleidung ausziehen und vor erneutem Tragen waschen.

Bei Brand: Zum Löschen verwenden: CO2, Löschpulver oder Wassersprühstrahl. Ausgetrete-ne Mengen auffangen.

Lagerung: An einem gut belüfteten Ort lagern. Kühl halten. Unter Verschluss lagern.Entsorgung: Entsorgung des Inhalts/ des Behäl-ters gemäß den örtlichen/ regionalen/ nationalen/ internationalen Vorschriften.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass die gezielte Information wesentlich umfangreicher geworden ist. Vor allem für den Verbraucher wird es schwie-rig sein, sich an das neue System zu gewöhnen. Hier ist eindeutig ein Mangel an Information des Gesetzgebers gegenüber den Verbrauchern erkennbar. Zwar wird vom UBA eine Informati-onsbroschüre ins Internet gestellt, diese ist aber viel zu komplex um von einem normal gebildeten Bürger verstanden zu werden.4 Zudem ist eine zu große Anzahl an Piktogrammen verwirrend und für den Verbraucher ist dann ein solches Produkt nicht mehr akzeptabel. Es bleibt nur zu hoffen, dass in der Zukunft nicht das geschieht, was in der Vergangenheit normal war: Die Warnungen wurden erst beachtet und überdacht, danach wur-de es aber Routine und der Umgang mit diesen Produkten wurde wieder lasch.

Zu guter LetztAuch eine Reihe von Fertigprodukten müssen nun unter GHS-CLP gekennzeichnet werden. Ein Fußbodenreiniger der zuvor nicht gekenn-zeichnet werden musste, ist nun verpflichtet, das

Aromareport 05/2011

Seite 27 von 35

Page 28: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

sphäre als ordnende und stabilisierende Faktoren. So bilden viele Vertreter der Myrtaceen-Familie, der Nadelhölzer, Lorbeergewächse und der Ingwerfami-lie um nur einige Pflanzenfamilien zu nennen, wert-volle Duftstoffe, welche die Atmosphäre reinigen. Als die Holländer im 17. Jahrhundert die Gewürznelken-Kulturen auf einigen Inseln der Molukken (indischer Ozean) zerstörten, verbreiteten sich schnell tödliche Epidemien. Die Rolle der Eukalyptusbäume bei der Bekämpfung der Malaria in Europa ist bekannt. Un-sere heutige, von Epidemien weitgehend verschonte Lebensweise verdankt insbesondere den Myrtenge-wächsen und Nadelbäumen sehr viel. Terpene und ihre funktionellen Gruppen bilden die Grundlage eines komplexen Kommunikationssystems. Düf-te teilen mit was „wesentlich“ ist, ohne dass wir uns dazu das Objekt, von dem der Duft ausgeht aneig-nen müssen. Es ist möglich, dass sie sich darin das Vorbild einer nicht auf Domination aufbauenden Kommunikation finden ließe. (4) Das Leben auf der Erde ist nach der Gaia-Theorie, (Lovelock, Margu-lis) Bestandteil eines selbstregulierenden Systems. In ganzheitlichen Ansätzen innerhalb der Natur-, Sozi-al-, und Humanwissenschaften dienen Kreismodelle zur Verdeutlichung der „Interdependenzen“. So z.B. in der Biologie der Funktionskreis von J. v. Uexküll, der anthropologischen Medizin der „Gestaltkreis“ von V. v. Weizsäcker und für die Tiefenökologie der Nachhaltigkeitskreis von H. Jackson. C. G. Jung erkannte die Bedeutung von Kreismodel-len (Mandalas) für die seelische Heilung.

des Lebensgefühls. Ob sich in einer Pflanze die Aromen optimal entwickeln, bleibt abhängig von ihrer Lebensqualität - wer kennt nicht die Tomate ohne Geschmack und das Hochgefühl, wenn eine wirklich ausgereifte Frucht sein Aroma verbrei-tet! Darüber hinaus vermittelt der Duft einiger Pflanzen, Harze und Hölzer eine Ahnung von der geistigen Welt. Ekstatische Momente - ob „per fu-mum“ als Räucherung oder als Hauterfahrung - es sind Wegweiser zu tieferem Erleben, sinnlich und/ oder spirituell. Nachhaltige Pflege ist die Forderung des Tages. Plötzlich sind alle sozialen Akteure „nachhaltig“, „verantwortlich“, etc. In der bunten Welt der Werbung tanzen Bankmanager und Chemieriesen auf intakten Blumenwiesen, zum Klange jugendlicher, engagierter Popmusik. Umso wichtiger werden deshalb konkrete Ansät-ze, die erlauben, dem Spardruck von Rationali-sierung und Stellenabbau effektive Maßnahmen gegenüberzustellen. Die Verwendung der ätheri-schen Öle ist ökonomisch und umweltschonend. Es entsteht eine „gute Atmosphäre“, die das Ar-beitsklima verbessert und oft Burn-out verhin-dert. Die menschliche Qualität der Aromapflege ist daher ein zusätzlicher wertvoller Aspekt. Die Gesamtheit dieser Faktoren ermöglicht nachhal-tige Pflege und garantiert effektive Verbesserun-gen der Patienten-Befindlichkeit.

Duft und SelbstregulationEs geht um solidarische Hilfe und Unterstützung bei der Selbsthilfe. So wird durch unsere Arbeit „Empowerment“-Strategie im Gesundheitswe-sen wirksam. Hierzu braucht es neue Formen der Vermittlung. (3) Pflanzliche Duftstoffe, ebenso wie Farben, Pigmente und schließlich Hormo-ne, Vitamine oder Neurotransmitter stehen in direkter Verbindung mit der zentralen Fähigkeit der grünen Pflanzen, das Licht der Sonne und an-dere kosmische Energien in irdische Materie zu verwandeln. Ohne dieses „Wunder“ gäbe es kei-ne Entwicklung auf der Erde und jeden Tag lie-fern sie der Biosphäre auf unserem Planeten die Lebensgrundlage. Aus einfachen Zuckern stellen viele Pflanzen die Basis der Duftstoffe, die Terpe-ne, her. Diese harmonisieren das Verhältnis mit den Nachbarn und wirken in der gesamten Bio-

Aromareport 05/2011

Seite 28 von 35

Page 29: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Der Duftkreis-Arbeitsinstrument und Imago MundiDer Duftkreis (M. Henglein) (5) beschreibt die Interaktion zeitlicher und räumlicher Faktoren, wie sie durch die Position der Erde in unserem Sonnensystem gegeben sind. Aus geozentrischer Sichtweise gibt die Bewegung der Sonne im Jah-res- und Tageslauf den präzisen Rahmen. Es ent-stehen zwölf Felder (Graphik 2), die osmologisch mit „Biostrategien“ identifiziert werden.

Jedes Feld beinhaltet spezifische Herausforderun-gen für alle Organismen, aber auch Faktoren, die Unterstützung bieten. Dadurch entsteht sowohl kosmobiologisch, als auch archetypisch eine „Ge-stalt“. Die Lebensprozesse von Pflanze, Tier und Mensch sind weitgehend analog und finden ihre Wurzeln in der kosmischen Ausgangssituation. Die Verankerung in diesem Rahmen ist keine Erfindung unserer Zeit. Traditionelle westliche und östliche Weltmodelle wurden integriert. Insbesondere die chinesische Energetik, u.a. die Meridianuhr, bietet vielfältige Möglichkeiten die Bedeutungsebenen auszuschöpfen. Mit Hilfe der Duftsignaturen unterstützen wir die ganzheitliche Selbstregulation und fördern partnerschaftliche (solidarische) Aktivität. Es geht darum, nicht in die alten Muster von Beherrschung (Dominator-Modell, Eisler) zu fallen, also partnerschaftliche Beziehungen zu ermöglichen. (6) In der Pflege kann dies durch eine Verbindung ganzheitlicher und salutogenetischer Aspekte (7) erreicht wer-den. Bei der osmologischen Verwendung der

Der Duftkreis als OrientierungshilfeDuftkreisarbeit erlaubt, die bewussten und unbe-wussten Anteile der Persönlichkeit zu integrieren. Nach der Stabilisierung geht es um die Verbesse-rung der Lebensqualität und schließlich um die Sinnfindung. Natürlich sind die drei Ebenen nie völlig getrennt. Wir nehmen die Pflanze als Vor-bild. Jeder Duft entspricht einem seelisch-biolo-gischen Thema. Die Reaktion auf diesen Duft gibt im Riechtest die Ausgangssituation. Ablehnung bedeutet ein Problem mit der jeweiligen Thema-tik. Starke Anziehung dagegen, ein „Hungerduft“, weist auf die Möglichkeit, seine „Batterien auf-zuladen“. Die Einbeziehung der Duftreaktionen gibt die Grundlage der sanften aber tiefen Ent-wicklungsarbeit. Ausgehend von der Pflanzen-gestalt, eröffnen sich die wegweisenden Bezüge: Sta, (Holz) und Wurzel bei den Düften geben Halt, helfen zu strukturieren. Die Blüte erleichtert den seelischen Ausdruck, gibt Gefühlen Raum. Fruchtschalen, wie z.B. Zitrone, Orange und Grapefruit verbessern die Informationsverarbei-tung und die soziale Kommunikation. Mag eine solche Betrachtung auch auf den ersten Blick als naiv erscheinen, sie spiegelt doch die vielfältige Morphologie der Pflanze und ihre biochemische Zusammensetzung.

Aromareport 05/2011

Seite 29 von 35

Page 30: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Abschließend noch zwei Beispiele symbolischer Pflanzengestalten:Die Orchideen, trotz ihrer großen Vielfalt, sind nur mit einem Duft vertreten: Vanille. Der Inbe-griff der Verführung entsteht nicht von alleine. Die Fermentation der Fruchtschoten von Vanilla planifolia war schon den Azteken bekannt. Die „schwarze Blume“, (Nahuatl) gibt das beliebteste Aroma der Welt, obwohl es einen fast alchemisti-schen Zubereitungsprozess braucht. Acht Mona-te ruhen die Schoten in einer Art Sarg, nachdem sie zuvor einen Monat im Schatten und anfäng-lich eine Woche in der Sonne ruhten. Schon hier zeigt sich die eigenartige Verbindung zum weibli-chen Organismus und seinen Zyklen. Die Vanille spricht die geheimen Wünsche an, erotisiert und steigert das Konsumverhalten. Das „innere Kind“ und das Bedürfnis nach Geborgenheit werden von der Vanille angesprochen. Betrachtet man die faszinierenden Orchideen etwas genauer, zeigt sich ihre Natur, zwischen Selbstdarstellung und Verschleierung. Trotz eines enormen Aufwandes an Lockmitteln, geben sie nur ungern etwas von sich her, sie bilden praktisch keine ätherischen Öle. Dabei ist die Familie der Orchideengewäch-se nach den Korbblütlern die größte aller Blü-tenpflanzenfamilien, mit mehr als 17000 Arten. Zwischen Lilien, Iris, Tulpen und Orchideen gibt es eine gewisse Verwandtschaft, als ob sich die ästhetisch-verführerische Seite etappenweise ver-selbständigt hätte. Kein Wunder, dass Orchideen erst im 19. Jahrhundert ihre große Stunde hatten (M. Proust und das „Fin de siècle“). Der Jugendstil feierte ihre weibliche Schönheit. Man sah in ihnen den Ausdruck einer gewissen „Dekadenz“. Mon-sieur Swann, dessen Liebe zu Odile ihn langsam zerstören wird, trägt als Symbol dieser Beziehung eine Cattleya (Orchideenart). (8) In Wirklichkeit sind die Orchideen sehr lebenstüchtig, sie können sich sehr gut an die verschiedenen Klimazonen anpassen und entwickeln raffinierte Überlebens-strategien. An genaue Zeitpläne gebunden, von den Gewohnheiten der Insekten abhängig, haben sie ihre Verführungskunst optimiert. (9) Schein-bar ist dies das einzige Ziel der biologischen Stra-tegien und zweifellos ist die Orchidee Meisterin des Spiels. Das Vanille-Aroma verstärkt das Be-

Düfte steht die Reaktion des Patienten auf die Düfte im Vordergrund. Der Dufttest dient zum Einstieg. Er gibt wertvolle Auskünfte zur Befind-lichkeit und seelischen Konstitution. Pflegemaß-nahmen können nur beschränkt die subjektive Reaktion einbeziehen. Es geht dabei um Impulse, welche die Selbstregulation fördern. Obwohl das Pflegemodell von Schwester L. Juchli derzeit als veraltet gilt, vermittelt es doch wertvolle Ansätze, um die ganzheitliche Arbeit mit tageszeitlichen Rhythmen zu verbinden. Wir haben deshalb in der osmologischen Aroma-Pflege den Duftkreis und den Pflege- Ansatz von L. Juchli abgestimmt. Sie verwendet ebenfalls die maslowsche Pyrami-de. (siehe ihre Graphik der „Mitwelt“) In der in-tegralen Osmologie bestimmt die Bedürfnispyra-mide die Abfolge der Interventionsebenen (s.o.).

DuftsignaturenAls Beispiel für die Ordnungswirkung der Duftsi-gnaturen nehmen wir die unterschiedliche Rolle der Lippenblütler, der Rosengewächse und der Asteraceen. Offenbar entfalten die Duftpflanzen in den verschiedenen Stadien ihrer Entwick-lungsgeschichte, spezielle Eigenschaften, die sie im Kontext einer Coevolution mit den Menschen entwickeln. So können die Lippenblütler Beistand geben um die Entfaltung der Persönlichkeit, die Ich-Stärke zu unterstützen. Jeder dieser beliebten Düfte verkörpert ein vorbildliches „heroisches“ Verhalten, das dem Patienten (oder Klienten) hilft, über seine bisherigen Grenzen hinauszu-wachsen. Das Selbst, im Duftkreis in der Mitte angesiedelt, wird hingegen insbesondere von den Familien der Asteraceen und den Rosengewäch-sen unterstützt. Kamillen und Chryanthemen helfen uns, das Leben so anzunehmen wie es ist und die Rosen, sich ohne Rückhalt zu geben.Wir sagen: Nimm dein Leben an (Kamillenthe-ma) und lebe deine Leben-das Thema der Rose. Erst wenn wir bereit sind, die Menschheit nicht mehr als isoliertes Phänomen zu betrachten und „Schwester Pflanze“ (F. v. Assisi), achtsam zu be-handeln, werden wir die Hinweise mit der gebo-tenen Ehrfurcht und Liebe aufnehmen. In der Duftkreisarbeit steht diese einzigartige Beziehung im Mittelpunkt.

Aromareport 05/2011

Seite 30 von 35

Page 31: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Anmerkungen(1) „Wir sind Sternenstaub und wir müssen wieder, zurück in den Garten“ (Eden) Joni Mitchell

(2) „eine nachhaltige Entwicklung berücksichtigt die Bedürfnisse heutiger Generationen, ohne die Chancen zukünftiger Generationen zu gefährden.“ Website der deut-schen Unesco-Kommision e.V. (www.unesco.de)

(3) u.a.: R. Eisler, die Kinder von Morgen, Freiburg 2005-R. Eisler fordert eine „caring“ economy (Wirtschaft und Päd-agogik). In der Pflege (Aroma-care) ist bereits das Grund-prinzip des „caring“ einbezogen.

(4) M. Henglein, Geruch und Ganzheit, Luzern 1984

(5) R. Eisler, von der Herrschaft zur Partnerschaft 1989, Bertelsmann

(6) Der Duftkreis wurde 1986 zum ersten Mal veröffent-licht. Seitdem regelmäßig Ausbildungen in praktischer Aro-matherapie (PAT), integraler Osmologie und Aroma-Pflege Infos unter: [email protected]

(7) Salutogenese: Das Modell wurde von Aaron Antonovsky (1923-1994) eingeführt und inzwischen auch erfolgreich im Kontext der Pflege; siehe auch: „Haut und Körperpflege im Pflegeunterricht“, ein Projekt der Schwesternschule der Universität Heidelberg, PDF-Dokument

(8) M. Proust, auf der Suche nach der verlorenen Zeit, insbesondere Band 1, in Swanns Welt. Frankfurt 1988 (er-schien erstmals zwischen 1913 und 1927)

(9) Roman Kaiser, der Schweizer Duftforscher, hat die „Duftuhr“ der Orchideen entschlüsselt, mit der Technik des „headspace“ in: Vom Duft der Orchideen, Basel 1993 und NZZ-Folio 1,11

dürfnis berührt und verwandelt zu werden. Etwas spekulativ gesehen, könnte man im Vanille-Duft eine Energie sehen, welche das männlich domi-nante Verhalten in eine mehr gefühlsorientierte, weibliche Strategie verwandelt. Dennoch gibt es eine mit ihr evolutionär und morphologisch ver-wandte Pflanze, die über das rein Biologische hin-aus weist. In ihrer „Körpersprache“ ähnelt sie der Orchidee, entwickelt ebenfalls eine hochentwi-ckelte Ästhetik des Verschleiern und Offenbarens. Aber aus der Perspektive einer gemeinsamen spi-rituellen Entwicklung ist die Iris Vermittlerin zwi-schen Erde und Kosmos, Mensch und geistiger Welt. Schon in der Antike gab man der Iris ihren Namen, welcher eine Verbindung mit der Götter-botin Iris herstellt. Iris war das weibliche Gegen-stück zu Hermes, dem Merkur der Römer. Mer-kur ist ein kleiner Planet unseres Sonnensystems, dessen Laufbahn immer in der Nähe der Sonne bleibt. Seine Bewegung gleicht einem Bienenflug und symbolisiert den menschlichen Versuch zu verstehen, was unsere Rolle im Gesamtsystem ist. Hermes/ Merkur wird deshalb als Gott der Kom-munikation gesehen, aber auch der Händler und Diebe. Iris, mit einem farblichen Feld umgeben (Aura) und Hermes, das System der kommunizie-renden Kanäle, stellen beide Aspekte des feinstoff-lichen Körpers dar. Der Energiefluss wurde sym-bolisch durch den Caduceus (den Merkurstab) mit den ihn umwindenden Schlangen dargestellt. In der indischen Kultur gibt es vergleichbare Symbole: die Schlangen sind demnach die männ-lich-weiblichen Energiebahnen Ida-Pingala mit dem Zentralkanal Shushumna als Stab. Offenbar war bekannt, dass der feine Iris-Duft eine deutlich regenerierende Wirkung auf den menschlichen Energiekörper und die „Gewebe“ entfaltet. Damit wird die Iris eine der Leitpflanzen der Osmologie. Das alte Wissen findet so seine Bestätigung durch die guten Erfahrungen der ganzheitlichen Pflege.

Martin HengleinHeilpraktiker, Aromatherapeut, Osmologe, Gründer der Schule ISAO

Aromareport 05/2011

Seite 31 von 35

Page 32: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Acht Fortbildungen konnten im letzten Geschäfts-jahr durchgeführt werden. Für das Programm ist Karin Hollfoth in Absprache mit dem Vorstand verantwortlich.

Ein Blick in die Versammlung

Der Internetauftritt wurde logischer und anspre-chender gestaltet und ein Aroma-Blog für die Mitglieder/innen eingerichtet. Besondere Inhalte der Themenanregungen werden von den Organi-satoren Silvia Baumbauer und Heidi Buchner ger-ne entgegengenommen.

Der aktuelle Mitgliederstand beläuft sich auf 85. Mitgliederwerbung und Mitgliederpflege wurde mit als wichtigstes Ziel für das neue Geschäftsjahr genannt.

Einen korrekten Kassenstand und eine positive Bilanz konnte der Kassenwart Wolfgang Hoch vorstellen. Nach Einsicht der beiden Kassenprü-fer/innen Brigitte Epping und Paul Gellert wurde der Vorstand von der Mitgliederversammlung für den Kassenstand 2010 entlastet.

Zum Abschluss bedankte sich Maria Hoch bei ih-rem engagierten Vorstandsteam Karin Hollfoth, Christiane Lübke, Silvia Baumbauer und Wolf-gang Hoch mit Blumensträußen für ihre Arbeit und allen Anwesenden für ihr Kommen.

Furtner-Keil, MonikaMitgliederversammlung 2011Der Verein Aroma Forum International e.V. konnte am 07. Mai 2011 bereits seine vierte Mit-gliederversammlung durchführen.

Kassenprüfer müssen freundlich begrüßt werden

Die Klinik Augustinum München stellte ihren Vortragsraum zur Verfügung und die Mitgliede-rinnen und Mitglieder ihre Zeit und ihr Engage-ment.Nach Begrüßung der Anwesenden durch die 1. Vorsitzende und Versammlungsleiterin Maria Hoch stand der Geschäftsbericht des Vorstands auf dem Programm:Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit repräsen-tierten Vorstand und Vereinsmitglieder/innen den Verein z.B. auf dem Süddeutschen Pflegetag 2010, bei der Bio-Fach 2011 und dem Heilprakti-ker/innenkongress.

Im Botanischen Garten besuchte Maria Hoch 2010 die Eröffnungsfeier der „Rosentage“. Am Freitag, den 01. Juli 2011, wird sie dort zu diesem Anlass den Vortrag „Faszination Rosenöl – ein Juwel unter den ätherischen Ölen“ halten.

Intensive Kontakte mit Interessenten aus Irland, der Schweiz, Frankreich und Luxemburg sollen den Verein auf internationaler Ebene stärken und ein Netzwerk des künftigen Austausches etablie-ren. Als „Highlight“ wurde der halbjährlich er-scheinende Aromareport bezeichnet. Die Nach-frage ist enorm. Die Qualität großartig.

Aromareport 05/2011

Seite 32 von 35

Page 33: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Karin Hollfoth und Wolfgang Hoch am Ende der Versammlung

Wie immer gab es nach Beendigung der Mitglie-derversammlung bei einem kleinen Imbiss in ge-mütlicher Runde noch intensiven Austausch.

Monika Furtner-KeilAromapraktikerin, Teilnehmerin

Baumbauer, Silvia/ Buchner, Heidi1.Treffen des Arbeitskreises Aroma-ForumAm 12. April 2011 um 19.00 Uhr trafen sich elf Interessierte zu unserem ersten Arbeitskreis Aro-ma-Forum im Vortragsraum der Klinik Augusti-num.Frau Maria Hoch als 1. Vorsitzende des Vereins „Aroma Forum International e.V.“ begrüßte alle Anwesenden und wünschte einen guten Start und ein erfolgreiches Gelingen für die Zukunft des Arbeitskreises. In der Vorstellungsrunde wurde über den berufli-chen, wie auch privaten Aroma-Hintergrund der Anwesenden und den Erwartungen an den Ar-beitskreis gesprochen. Persönliche Erfahrungen mit den verschiedenen Ölen, Wissen über Studi-en und vieles mehr soll ausgetauscht werden. Da-durch erhoffen wir uns ein engeres Zusammenar-beiten und Verbreiten der Aromakultur und der praxisorientierten Anwendung der Aromapflege. Persönliche Fragen rund zum Thema ätherische Öle und ihrer Anwendung werden einem großen Platz eingeräumt.

Das Rad muss nicht von jedem neu erfunden wer-den – lasst uns zusammenarbeiten!

Mit einem kleinen kurzweiligen Vortrag über neue und alte Erkenntnisse des Kokosöles in der Ernährung und Hautpflege von Silvia Baumbau-er wurde der Abend eingeläutet. Diese Theorie wurde mit süßen und pikanten Köstlichkeiten aus Kokosöl und Rosengetränken gleich kulinarisch umgesetzt.

Das nächste Treffen des Arbeitskreises findet am 11. Oktober 2011 um 19 Uhr statt. Es werden alle Interessierten dazu herzlichst eingeladen. Als großes Thema sollen die Erfahrungen mit ätheri-schen Ölen in der Pflege von MRSA-Patienten ste-hen. Alle Studien, Wissenswertes und persönliche Erfahrungen zu diesem Thema sind erwünscht!

Silvia Baumbauer und Heidi BuchnerOrganisationsteam des Arbeitskreises

Fortbildungen 2011Karin Hollfoth

Ätherische Öle/Düfte in der Palliativpflege und Sterbebegleitung – Tagesseminar am 26.02.2011 mit Dorothea Rupprecht

Dieses Seminar fand von Aroma Forum Interna-tional im St. Theresienkrankenhaus in Nürnberg statt. Dorothea Rupprecht beginnt mit einer ein-fühlsamen, stimmungsvollen Einführung mit Bil-dern, Texten und Musik in das Thema der Düfte in der Sterbebegleitung. Sie macht bewusst, dass nicht nur die körperliche Begleitung, sondern auch die seelische Betreuung wichtig ist. Voraus-setzung ist die positive Wertschätzung und ehrli-che Begegnung. Die Kommunikation in der Ster-bebegleitung erfolgt oft nonverbal, sie kann über Geruch und Musik erfolgen. In dieser Situation kann die Aromapflege begleitend eingesetzt wer-den. Sie ist eine Bereicherung für den Patienten.

Aromareport 05/2011

Seite 33 von 35

Page 34: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Die ätherischen Öle fördern die Kommunikati-on, können Ängste mindern und ein seelisches Gleichgewicht herstellen, so dass das Sterben leichter und angstfreier wird. Nach der Pause geht es mit einer entspannenden Ohrmassage weiter. Danach konnten sich die Teilnehmerin-nen ein persönliches Öl mischen und Dorothea Rupprecht stellt einige Rezepturen vor, mit denen sie gute Erfolge in der Sterbebegleitung erzielt hat.

Zum Schluss demonstrierte sie uns die sanfte, aber sehr wirkungsvolle Pentagramm-Einrei-bung. Diese Einreibung kommt aus der anthro-posophischen Medizin und ist wie ein Fünfstern angeordnet.

Es war ein interessanter Tag, der aber auch bei einigen Teilnehmern, bedingt durch das Thema, eine gewisse Schwere hinterlassen hat.

Karin HollfothAromapraktikerin, Lehrerin für Pflegeberufe

Fortbildungen 2011Karin Hollfoth

Psycho-Aromatherapie – Tagesseminar am 02.04.2011 mit Sabine Maucker

Frau Maucker ist Krankenschwester und Heil-praktikerin. Sie arbeitet im Bezirkskrankenhaus Memmingen, einer Psychiatrischen Klinik, in der sie seit 1996 die ätherischen Öle zur Thera-pie einsetzt, später kam noch die Phytotherapie hinzu. Sie betreut dort ambulante und stationäre Patienten ausschließlich mit Aromatherapie. Die alternativen Methoden werden individuell auf den Patienten abgestimmt und auf einem Tages-plan zusammengetragen.

Frau Maucker hat eine Statistik erstellt, bei der man feststellen konnte, dass 70% der Anwen-dungen Beschwerdefreiheit oder Besserung er-brachten. Positive Nebeneffekte waren, Patienten warben untereinander auf der Station für die al-ternativen Methoden. Es kam zu Situationen, dass alle Duftlampen vergeben waren und das Bad über Stunden belegt war. Es wurde sichtbar, wie die Patienten die Zuwendung und verstärkte Auf-merksamkeit genossen.Viele wünschten bei der Entlassung die Rezepturen, denn sie wollten zu Hause nicht auf ihre liebgewonnen Anwendungen verzichten.

Im Seminar hat Frau Maucker uns einen kleinen Teil von Übungen und Ölmischungen aus ihrem unerschöpflichen Reportoir vorgestellt. Es begann morgens mit der Wake-up-Übung zum Wachwer-den, nach der Pause ging es weiter mit der Go-rillaübung, die kräftigt, motiviert und aktiviert und der Demonstration einer Bauchkompresse. Dazwischen durften wir viele Ölmischungen rie-chen, die Namen trugen wie z. B.: „Angsthase, Jetz` isch aber a Ruah, Schoko-Time, Streithansel, Geh` nicht gleich in die Luft und Betthupferle“.

Nach der Mittagspause beginnen wir mit einer Übung zur Aktivierung des Corpus collosum (Hirnbalken), die Ohr-Mütze. Und wenn man einmal sehr anstrengende Patienten betreuen musste und es heftig zuging, kann man sich mit Neroli oder Rosenhydrolat oder Rescue/ Tropfen, verdünntes Zirbelkiefer oder Myrtenoel einen Schutzmantel anziehen. Diese beiden Übungen konnten wir dank des schönen Wetters im Freien durchführen.

Es war ein sehr informativer und erfahrungsrei-cher Fortbildungstag mit vielen Ideen von alter-nativen Methoden, die in den Pflegealltag integ-riert werden können.

Karin HollfothAromapraktikerin, Lehrerin für Pflegeberufe

Aromareport 05/2011

Seite 34 von 35

Page 35: Aroma Report Sommerausgabe Org 120 Dpi

Wichtiger Hinweis:Die Angaben über die Dosierung und Anwen-dungsmöglichkeiten der vorgestellten Rezepturen sind sorgfältig und gewissenhaft erarbeitet wor-den und haben sich in der Praxis bewährt – je-doch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr.

Da die Themenbereiche Aromatherapie, Aroma-pflege und Aromakultur ständiger Weiterentwick-lung unterliegen und menschlicher Irrtümer und Druckfehler nie völlig auszuschließen sind, über-nehmen weder der Verein Aroma Forum Interna-tional e.V. noch die Autoren die Haftung für even-tuelle Fehler oder Schäden jeglicher Art.

ImpressumAroma Forum International e.V., MünchenHauptorganisationsbüro PuchheimHügelstr.1082178 Puchheim

Handynummer: 0176 - 665 24 52Fax: 089 - 800 14 94E-Mail: [email protected]

Konzept und Layout:Maria Hoch und Christina Strych

Lektorat:Monika Furtner-Keil, Maria Hoch und Christina Strych

Bildnachweis:Seite 1 links und rechts, 8, 9, 10 links © Nicolai NürkSeite 1 mittig, 2, 14, 15, 16 © Maria HochSeite 4, 7 © Martina PfinderSeite 10 rechts, 11 © Dr. Ute WölfleSeite 17, 19 © Len PriceSeite 21, 23 © Mara RenbergSeite 28, 29 © Martin HengleinSeite 32, 33 © Monika Furtner-Keil

Aromareport 05/2011

Seite 35 von 35