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WETTBEWERB Fotowettbewerb zum freiwilligen Engagement Unter dem Motto „VorBilder“ ver- anstaltet das Freiwilligen-Zen- trum Augsburg einen Fotowettbe- werb anlässlich seines 20-jährigen Bestehens. Gesucht sind Bilder, die Menschen in ihrem freiwilligen Engagement in Einsatz zeigen – aus allen Bereichen wie zum Beispiel Soziales, Kirche, Kultur oder Sport. Die Jury wird 30 Bilder auswäh- len, die im Herbst dieses Jahres in einer Fotoausstellung in der Stadt- bücherei Augsburg präsentiert wer- den. Darüber hinaus werden fünf Motive mit je 200 Euro prämiert. Der Einsendeschluss ist der 11. August. Teilnahmebedingungen und weitere Informationen zur Einsendung gibt es im Internet un- ter der Adresse www.freiwilligen- zentrum-augsburg.de. (alru)

Augsburg · 2017. 10. 15. · Erinnerungen Im Rahmen unserer Serie „Woisch no“ denken viele Leser an ihre Jugend in Augsburg zurück. Der Plärrer, der erste Schultag, das erste

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  • SAMSTAG, 29. JULI 2017 NUMMER 173 43Augsburg

    ging in die Rote-Tor-Schule undspielte nachmittags in der Wolfram-straße Völkerball, Räuber und Gen-darm und ging ins Fribbe zumSchwimmen. „Wir Kinder hattenim Lager ein schönes Leben. DieAmerikaner haben auch viel für unsgetan. Besonders an Weihnachtenwar es für uns Kinder und Jugendli-che sehr schön.“

    Unten Papier und obenein paar SüßigkeitenIn den 50ern galten für Schülerstrenge Regeln: Im AugsburgerHettenbach, wo die Pestalozzischulelag, gab es rechts die Mädchen- undlinks die Bubenschule. „Zur Pausedurften die Mädchen nicht über dieMittellinie im Schulhof zu den Bu-ben“ – und anders herum, erinnertsich Leserin Hannelore Seibold, dieheute in Königs-brunn lebt. Um dieKleidung zu scho-nen, trugen dieMädchen Schürzendarüber. Und dieSchultüte, die aufdem Bild von Han-nelore Seibold sogroß wirkt, hielt nicht ganz, was sieversprach: „Sie war unten mit Pa-pier ausgestopft und im oberen Teilwaren doch ein paar Süßigkeiten.“

    Wie das Organzakleidim Kino zerstört wurdeAm Wochenende war ein Kinobe-such ein besonderes Ereignis, erin-nert sich Margot Weis aus Augsburg:„Man wurde schön angezogen. Beimir war das Sonntags-Ausgeh-Kleidchen eines aus kleinkariertem,hellgrünem Organzastoff, der ver-mutlich vorher als Gardine gedienthatte.“ Damit das auch Stil hatte,trug man dazu schwarze Lack-schühchen und blütenweiße Häkel-söckchen. In diesem Outfit mar-schierte man an die Kinokasse.„Meine Mama hat immer Loge ge-kauft, obwohl wir nicht viel Geldhatten. Das Motto meiner Mutterwar immer, dass das Leben ohnehinschon hart genug wäre und man sicheinfach was gönnen sollte.“

    Dann begann der Film. Für dieMädchen waren das irgendwelcheMärchenfilme oder „Bambi“-Ge-schichten. Margot Weis war damalsnoch so klein, dass sie komplett mitbeiden Beinchen auf dem Kinosesselsass. „Die Geschichte von Schnee-weißchen und Rosenrot war fürmich so dramatisch, dass meine zu-sammengefalteten, schweißnassenHände ständig vom Sattel bis zumSaum des Kleidchens auf und abwanderten. Als wir nach der Vor-stellung ans Tageslicht kamen, wardie Katastrophe dann überdeutlichsichtbar: Meine Sonntagsrobe hatteeinen Schlitz von oben bis unten.Der altgediente Qualitätsstoff hatteder Spannung einfach nicht standge-halten.“ Zum Glück war die Oma alseine Störnäherin geschickt undkonnte Abhilfe leisten. Vermutlichhatte sie das „robuste Material“auch mal bei einem ihrer Einsätze ineinem herrschaftlichen Haushaltüberlassen bekommen, glaubt Weis.Man war damals sehr erfinderischund alles wurde für irgendetwaswieder verwendet. „Nur die großeKunst des Improvisierens sorgte inden 50er-Jahren für ein etwas schö-neres und einfacheres Leben.“

    O Serie Jeden Montag schildert SilvanoTuiach eine besondere Begebenheitaus den 50er, 60er und 70er Jahren.Nächste Woche geht es ums Familien�bad. Haben Sie Bilder von Ihren Besu�chen dort oder anderen Badeausflü�gen? Mailen Sie sie als jpg�Datei in hoher

    Auflösung an lokales@augs�burger�allgemeine.de und

    erzählen Sie uns IhreGeschichte dazu. Bitte

    geben Sie auch IhrenNamen an.

    Diesen Montag erinnerte SilvanoTuiach, der Autor unserer Serie„Woisch no“, an den „Big Apple“und andere legendäre Discos inAugsburg. Auch bei unseren Lesernhat dieser Text Erinnerungen wachgerufen – nicht nur ans Tanzen undAusgehen. Eine Zeitreise:

    Jeden Abend ineine andere DiscoAb 1983 – Bernhard Mögele war ge-rade 16 Jahre alt – ging es los mitdem ersten eigenen Mofa, einerVespa Ciao. „Jedes Wochenendewar Siedlerhof-Wochenende! Wardas eine geile Zeit“, erinnert sichunser Leser. Ein paar Jahre spätersah seine Disco-Woche dann so aus:Montag Rockfabrik, der Klassiker.„Bis aus München kamen die Posermit ihren Rock-Tussis. Der Ladenwar brechend voll.“ Dienstags ginges dann nach Dasing ins Supermäxoder Onkel Pö’s (Rock), Mittwochwar dann wieder Rockfabrik ange-

    sagt (Heavy Me-tal). Donnerstagblieben Mögeleund seine Freun-de meistens zuHause zum Erho-len. „Freitagshatten wir danndie Qual derWahl: entwederNightlife, Glas-

    gow, Ice oder Circus und/oderRockfabrik.“ Meistens fuhr mandann noch am Freitagnacht nachMeitingen ins Morning Star, weil daab 1 Uhr Rock gespielt wurde: „Eswar lustig, wie die Popper und Dis-cogänger uns Rockfans Platz ma-chen mussten. Auch der Parkplatzfüllte sich ab Mitternacht mit OpelMantas, Ford Capri oder alten auf-gemotzten BMW. Die Golf fuhrennach Hause – ein Rocker hätte nie-mals einen VW gefahren.“

    Samstag war die Clique wieder imNightlife oder Ice oder Rockfabrik.„Falls wir am Sonntag noch nichtkaputt waren, musste man nochzum Rocknachmittag in den Cir-cus.“ Wie Mögele, der heute inGersthofen lebt, damals fast ohneSchlaf sein Abitur machen konnte(„wir waren jeden Abend unter-wegs“), sei ihm bis heute ein Rätsel.„Zum Lernen blieb fast keine Zeit.Aber es war die beste Zeit meinesLebens.“

    Die „Boiz“ hat man vor denEltern lieber verschwiegen„Ich bin Jahrgang 1947, kam 1962 indie Lehre und durfte somit endlichals streng katholisch erzogenes Ein-zelkind bis abends 20 Uhr alleineausgehen“, erinnert sich Monika Ma�jewski aus Untermeitingen. Ihre ers-ten Tanznachmittage waren in derBunten Laterne in der Altstadt, ge-nauer in der Barfüßer Straße. Nach-mittags um 14 Uhr wurde geöffnetund die ersten Tanzschritte tat manzu Drafi Deutscher und BerndSpier. „Ich glaube, es war eines derersten Lokale, in dem Platten aufge-legt wurden. Bis dato kannte ich nurdie Musikbox“, sagt Majewski.

    Ein weiteres Lokal, das für dieneuesten Hits bekannt war, war dasBounty am Senkelbach. „Es hattenicht den besten Ruf: Da ab 20 Uhrauch viele Amerikaner kamen, gabes auch etliche Schlägereien. MeinenEltern hatte ich erzählt, ich wär’zum Tanztee im Königsbau, die hät-ten mir nie und nimmer den Besuchin der Boiz, wie man damals sagte,erlaubt.“ Im Bounty gab es nach denErinnerungen unserer Leserin eine„wunderschöne Discokugel“, dasCola kostete eine Mark und die Mu-sik, die dort aufgelegt wurde, „wareinfach klasse“. Heute muss Ma-jewski schmunzeln, wenn sie bei 30Grad in ihrem Garten sitzt und da-ran denkt, „dass wir damals um 15Uhr bei 30 Grad auf den Einlass ge-wartet haben und die schönste Som-merzeit in einer verrauchten, dunk-len Kneipe verbracht haben.“

    Mit der Straßenbahn war Ma-jewski vom Senkelbach bis Hochzollfast eine Stunde unterwegs. Weil siefrüh nach Hause musste, musste siespätestens um 21 Uhr raus. Die Mu-sik der 60er Jahre hat das Leben un-

    serer Leserin geprägt: „Trotz derStrenge und Verbote hat alles seinenReiz gehabt. Wenn ich mich heutemit einem Bekannten über dieseZeit unterhalte, ist das erste Wortimmer: Woisch no?“

    Zum Tanzen ging esin die WeinstubenMarianne Steude und ihr Mann lieb-ten das Tanzen – vielleicht, weil siesich auch beim Tanzen kennenge-lernt hatten. Das war an Silvester1956, beim Ball des TSV Kriegsha-ber in der Turnhalle. In diesem undden folgenden Jahren gab es in derStadt viele Orte, an denen man Wal-zer, Foxtrott und andere Schritteprobieren konnte. „Als ich 17 Jahrealt war, ging ich öfter mit meinerFreundin am Sonntag zum Fünf-

    Uhr-Tanztee ins Café Königsbauam Königsplatz oder ins Kurhaus,das notdürftig saniert war.“ Spätertanzte Steude mit ihrem Mann gerneSonntagnachmittag im Café Huber-tus in Oberhausen, samstags ging esin die Augusta-Weinstuben in derMaximilianstraße. 1957 nahmenSteudes dort an einem Boogie-Wett-bewerb teil und belegten den zwei-ten Platz. „Als Prämie erhielten wireine Flasche Sekt – damals für unsunerschwinglich.“

    Die Amerikaner haben viel fürdie Kinder im Lager getanDas Leben war früher einfach. Ger�linde Gleich aus Neusäß erinnert sichdaran, dass sie mit ihrer Familie imsogenannten Regierungslager B ander Wolframstraße lebte – mit meh-

    reren Flüchtlingen. „Wir warensechs Familien in einem Raum.“Wohin es ihren Vater verschlagenhatte, wusste Gerlinde Gleich da-mals nicht: Er war zunächst alsLuftschutzwart nach Reichenbergversetzt worden, erst später erfuhrdie Familie, dass er später im öster-reichischen Linz gelandet war. Daihre Mutter früh an Krebsgestorben war, wuchsGerlinde Gleich beiden Großeltern auf,

    Wie sich die Augsburger die Zeit vertriebenErinnerungen Im Rahmen unserer Serie „Woisch no“ denken viele Leser an ihre Jugend in Augsburg zurück.

    Der Plärrer, der erste Schultag, das erste Auto – vieles prägte die Menschen. Und es gab nette Erlebnisse

    Dieses Bild vom „Frauenspaziergang“ im Jahr 1954 zeigt Renate Ott aus Augsburg mit Oma und „Stadtoma“.

    Gerlinde Gleich, eine geborene Mayer, lebte 1948 mit ihrer Familie und mehrerenFlüchtlingsfamilien in einer Baracke an der Wolframstraße.

    Andrea Lang (r.) und ihre Schwesterliebten Kater Schnurri.

    Ein Bild mit bedrückendem Hintergrund.Zu sehen sind die Eltern von Gertrud Riglaus Aichach mit ihrer Tochter Christine.Aufgenommen wurde das Bild 1935.

    Gerhard Taryne erinnert sich an den Plärrer 1971 und seine erste Liebe Dolly. Kennengelernt hatten sie sich in der Kneipe Affenstall im Herrenbach. Zwei Jahre ging allesgut. Taryne weiß, dass Dolly verheiratet ist und einen Jungen hat: „Seit 45 Jahrenhabe ich sie nicht mehr gesehen, bis mir das Bild wieder in die Hände fiel.“

    Marianne Steude und ihr Mann tanztenSamstagabend gerne in den Augustus�Weinstuben in der Maximilianstraße.

    „Woisch no“ –Folge

    W i h “

    Dieses Bild zeigt Leserin Emma�MariaKränzle beim Coca�Cola�Ball in der Ro�senaugaststätte. Sie tanzt mit Jonny Hill.

    Viele haben solche Bilder vom erstenSchultag zuhause. Dieses zeigt Hannelo�re Seibold im Jahr 1952.

    Dieses Bild zeigt LeserGünter Friemel aus Kö�nigsbrunn mit seinem850er Fiat, der mit Opel�Felgen (gefiel dem TÜV nicht) und einemFrontschild aus Meran (Abarth Shop) be�stückt war.

    Bernhard Mögele

    Augsburg kompakt

    KABARETT

    Kabarett�Bustour mitWalter RanzmayrDie Kabarett-Bustour mit Kabaret-tist Silvano Tuiach alias WalterRanzmayr startet in eine neue Run-de. Am Donnerstag, 14. Septem-ber, um 15 Uhr geht es von der End-haltestelle der Linie 3, Haunstet-ten, Inninger Straße los. Kartenvor-verkauf bei Ursula Rost unter0821/85137. (alru)

    AKTION

    Kinder schnuppern eineWoche lang ZirkusluftZu ihrer 90-Jahr-Feier hat sich dieAWO Schwaben etwas besonderseinfallen lassen: Zwei Wochen langwidmet sich der FamilienzirkusRio mit seinen Artisten, Clowns undZauberern auf dem GöggingerFestplatz den Kindern. In der Kin-der-Mitmach-Woche von Montag,31. Juli, bis Freitag, 4. August, kön-nen Buben und Mädchen täglichvon 9 bis 17 Uhr Zirkusluft genie-ßen. Die Kosten belaufen sich ein-schließlich Mittagsverpflegung auf179 Euro. Weitere Informationund Anmeldung unter0821/43001138 oder [email protected] (alru)

    AUFRUF

    Tanzgruppen fürsStac�Festival gesuchtAn den Wochenenden zwischen 13.bis 22. Oktober verwandelt sichdas Reese Theater im KulturparkWest in einen Schauplatz für diedarstellende Kunst: Das Stac-Festi-val findet statt. Die Veranstaltersuchen ab sofort Tanzgruppen jedenAlters und jeder Tanzrichtung füreinen Auftritt. Alle Informationenzur Anmeldung online unterwww.stac-festival.de (alru)

    AKTION

    Kinderrallye durch dasjüdische KulturmuseumWas machen Donald Duck, MickyMaus und Goofy im Museum?Und wie sehen eigentlich hebräischeBuchstaben aus? Diese und andereRätsel können Kinder im Grund-schulalter bei einer Rallye durchdas jüdische Kulturmuseum amSonntag, 6. August, von 14.30 bis16 Uhr lösen. Die Teilnahme istkostenlos. Eine Anmeldung ist biszum Mittwoch, 2. August, erforder-lich unter 0821/513658. (alru)

    STUDIENTAG

    Auf der Suche nachdem GlückAlle streben nach Glück, aber diewenigstens scheinen es wirklicherhaschen zu können. Daher lädt dieFrauenseelsorge der DiözeseAugsburg am Samstag, 16. Septem-ber, in das Haus St. Ulrich, Kap-pelberg 1, zu einem Studientag ein.Unter dem Motto „Glück ist mehrwert – ein Mehrwert“ sollen an die-sem Tag von 9 bis 17 Uhr Antwor-ten auf die Fragen rund um das The-ma Glück gesucht werden. Anmel-dung und weitere Informationenunter der Telefonnummer0821/31662451 oder per Mail [email protected] (alru)

    WETTBEWERB

    Fotowettbewerb zumfreiwilligen EngagementUnter dem Motto „VorBilder“ ver-anstaltet das Freiwilligen-Zen-trum Augsburg einen Fotowettbe-werb anlässlich seines 20-jährigenBestehens. Gesucht sind Bilder, dieMenschen in ihrem freiwilligenEngagement in Einsatz zeigen – ausallen Bereichen wie zum BeispielSoziales, Kirche, Kultur oder Sport.Die Jury wird 30 Bilder auswäh-len, die im Herbst dieses Jahres ineiner Fotoausstellung in der Stadt-bücherei Augsburg präsentiert wer-den. Darüber hinaus werden fünfMotive mit je 200 Euro prämiert.Der Einsendeschluss ist der 11.August. Teilnahmebedingungenund weitere Informationen zurEinsendung gibt es im Internet un-ter der Adresse www.freiwilligen-zentrum-augsburg.de. (alru)