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Ausgabe 2 | 2015 horizont Waldbreitbacher Franziskanerinnen Impulse, Informationen, Impressionen Die Drei zeigen, dass „Heiligkeit auch heute in unserer Heimat möglich ist“ Im Westchor des Trierer Doms stehen nun Plastiken der drei Seligen Blandine Merten, Peter Friedhofen und Rosa Flesch Trier. Während im Ostchor des Domes die drei Gründerbischöfe zu sehen sind, schmü- cken nun Plastiken der drei jüngsten Seligen des Bistums den Westchor des Gotteshauses. Der Trierer Dom habe damit „eine wunder- bare geistige Achse bekommen“, freute sich Bischof Dr. Stephan Ackermann. Am zwei- ten Fastensonntag wurden die drei lebens- großen Statuen dieser drei herausragenden Ordensleute, die die jüngsten Seligen des Bis- tums sind, im Rahmen einer Vesper feierlich eingesegnet. Blandine Merten, Peter Friedhofen und Rosa Flesch zeigten, so Bischof Ackermann in sei- ner Ansprache, dass „Heiligkeit auch heute in unserer Heimat möglich ist“. Die drei Or- densleute, so unterschiedliche Persönlichkei- ten sie auch gewesen sein mögen, verbinde, dass für sie die Gegenwart Gottes real und sehr konkret gewesen sei. Diese Wirklichkeit sei in ihr Leben als Auſtrag geradezu geflutet. Für Mutter Rosa etwa habe dieser Auſtrag in der Zuwendung zu den Armen bestanden. Gottes Auſtrag zu erkennen und anzuneh- men, so wie es die Gründerin der Waldbreit- bacher Franziskanerinnen (und auf ihre je eigene Weise natürlich auch Blandine Merten und Peter Friedhofen) getan hat, das mache Christsein aus, so der Bischof. Und dieser Auſtrag führe mitten in die Welt hinein. Die lebensgroßen Plastiken sind von nam- haſten Künstlerinnen gestaltet worden, die zu einem Gestaltungswettbewerb eingeladen waren und dabei die Jury mit ihren Entwür- fen überzeugen konnten. Die Skulptur Mut- ter Rosas stammt von Professorin Elisabeth Wagner, die an der Muthesius Hochschule in Kiel Freie Kunst unterrichtet. Mutter Rosa steht barfüßig auf blankem Boden, aufrecht und gerade – eine Frau mit Rückgrat. Ihr Beim Aufstellen der Statuen mussten die Handwerker besondere Vorsicht walten lassen. Foto: ao

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Ausgabe 2 | 2015horizontWaldbreitbacher Franziskanerinnen

Impulse, Informationen, Impressionen

Die Drei zeigen, dass „Heiligkeit auch heute in unserer Heimat möglich ist“

Im Westchor des Trierer Doms stehen nun Plastiken der drei Seligen Blandine Merten, Peter Friedhofen und Rosa Flesch

Trier. Während im Ostchor des Domes die drei Gründerbischöfe zu sehen sind, schmü-cken nun Plastiken der drei jüngsten Seligen des Bistums den Westchor des Gotteshauses. Der Trierer Dom habe damit „eine wunder-bare geistige Achse bekommen“, freute sich Bischof Dr. Stephan Ackermann. Am zwei-ten Fastensonntag wurden die drei lebens-großen Statuen dieser drei herausragenden Ordensleute, die die jüngsten Seligen des Bis-tums sind, im Rahmen einer Vesper feierlich eingesegnet.

Blandine Merten, Peter Friedhofen und Rosa Flesch zeigten, so Bischof Ackermann in sei-ner Ansprache, dass „Heiligkeit auch heute in unserer Heimat möglich ist“. Die drei Or-densleute, so unterschiedliche Persönlichkei-ten sie auch gewesen sein mögen, verbinde, dass für sie die Gegenwart Gottes real und sehr konkret gewesen sei. Diese Wirklichkeit

sei in ihr Leben als Auftrag geradezu geflutet. Für Mutter Rosa etwa habe dieser Auftrag in der Zuwendung zu den Armen bestanden. Gottes Auftrag zu erkennen und anzuneh-men, so wie es die Gründerin der Waldbreit-bacher Franziskanerinnen (und auf ihre je eigene Weise natürlich auch Blandine Merten und Peter Friedhofen) getan hat, das mache Christsein aus, so der Bischof. Und dieser Auftrag führe mitten in die Welt hinein.

Die lebensgroßen Plastiken sind von nam-haften Künstlerinnen gestaltet worden, die zu einem Gestaltungswettbewerb eingeladen waren und dabei die Jury mit ihren Entwür-fen überzeugen konnten. Die Skulptur Mut-ter Rosas stammt von Professorin Elisabeth Wagner, die an der Muthesius Hochschule in Kiel Freie Kunst unterrichtet. Mutter Rosa steht barfüßig auf blankem Boden, aufrecht und gerade – eine Frau mit Rückgrat. Ihr

Beim Aufstellen der Statuen mussten die Handwerker besondere Vorsicht walten lassen. Foto: ao

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Kleid ist aus Wellpappe. Indem Margaretha das Kleid der Ärmsten der Armen trägt, ist sie solidarisch mit dem Herrn und mit de-nen, die er liebt.

Margaretha hält ein kleines Klostergebäude in ihren Händen, ein Geschenk und Auftrag des Herrn an sie. Ebenso kostbar wie zer-brechlich. Der Riss, der durch das Gebäude geht, ist unübersehbar. Ihr Gesichtsausdruck

Mutter Rosa – ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie in sich gekehrt ist und betet.

Bischof Dr. Stephan Ackermann segnete die Statuen der drei Seligen Blandine Merten, Peter Friedhofen und Rosa Flesch, die im Westchor des Trierer Domes aufge-stellt sind. Fotos: hf

verrät, dass sie in sich gekehrt ist und betet. Ob sie ahnt, was mit ihr und der Gemein-schaft geschehen und wie man ihr übel mit-spielen wird? Aber sie steht fest und bleibt treu in der Nachfolge Christi, leidend und liebend im Willen Gottes. – So zeigt sie allen Besuchern des Trierer Domes nun, dass Hei-ligkeit in jedem einzelnen Leben möglich ist, auch wenn dieses auf viele harte Proben ge-stellt wird.

Schwester M. Michaele Rohde steht in der Geistlichen Begleitung Menschen zur Seite, die Gottes Wirken im eigenen Leben entdecken wollen

Sie könne gut zuhören, sagte man ihr, und sei wertschätzend

Neuwied (fs). „Je mehr ich eine Ahnung davon bekomme, was Jesus mit dem Leben, der Liebe und der Wahrheit gemeint hat, desto deutlicher wird mir, wie viel ich noch lernen muss“. Auch nach über 20 Jahren Erfahrung in der Geistlichen Begleitung fühlt sich die Waldbreitbacher Franziska-nerin Schwester M. Michaele Rohde nach wie vor noch auf dem Weg. Dass sie sich selbst als Suchende empfindet, mag viel-leicht das verbindende Element zwischen ihr und den Menschen sein, die bei ihr in Geistlicher Begleitung sind. Diese Men-schen suchen häufig nach Wegen, um Got-

tes Wirken im eigenen Leben zu entdecken, wo und wie sie seinen Fußspuren folgen wollen und können. Dabei steht ihnen Schwester M. Michaele oft über mehrere Jahre hinweg zur Seite. Zeitweise begleitete sie bis zu 20 Menschen. Da sie heute noch viele andere Aufgaben im Orden wahr-nimmt, sind die Begleitungen mittlerweile weniger geworden, aber nach wie vor sehr abwechslungsreich.

Schon als junge Frau wurde Schwester M. Michaele gerne angefragt, wenn es irgendwo Probleme gab. Sie könne gut zuhören, sagte

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Manche Menschen, die Schwester M. Michaele begleitet, empfängt sie alle vier bis sechs Wochen in ihrem Büro im Neuwieder Stadtteil Block. Andere fragen je nach Bedarf bei ihr nach einem Termin. Foto: fs

man ihr, sie sei wertschätzend und verurtei-le niemanden. Diese Eigenschaften gehörten zu ihrem Wesen auch schon zu der Zeit, als sie noch keine Ordensfrau war. Als Lehrerin für Pflegeberufe kam ihr das sehr zugute – besser gesagt ihren Schülerinnen und Schü-lern. „Ich hatte ein Gespür dafür, wenn bei ihnen etwas im Argen lag, und viele vertrau-ten sich mir von sich aus an“, erinnert sie sich. Mit 34 Jahren (damals war sie bereits Ordensschwester) machte sie dann ihre Be-gabung zum Beruf und begann die Ausbil-dung zur Geistlichen Begleiterin. Diese um-fasste Theologie und Exegese ebenso wie umfangreiches psychologisches Wissen. Na-türlich nahmen auch Supervision und Ge-sprächsführung großen Raum ein.

Ihre jüngste Klientin ist erst 22, die älteste bereits über 70 Jahre alt. Sie lernten, wie die meisten anderen auch, Schwester M. Micha-ele durch Empfehlungen von Freunden oder Bekannten kennen. Manche kommen alle vier bis sechs Wochen zu ihr, andere verein-baren immer dann einen Termin, wenn sie Bedarf haben. Die meisten bleiben aber über Jahre hinweg mit Schwester M. Michaele in Kontakt. So hat sie eine Zeit lang eine be-rufstätige Mutter mit drei kleinen Kindern begleitet, die sich nach mehr Spiritualität in ihrem Alltag sehnte. „Gemeinsam gingen wir dann Fragen auf den Grund wie: Welche Werte setze ich für mich? Wo hat Gott sei-nen Platz in meinem Leben und wo bin ich bereit, ihm einen festen Platz zu geben?“, er-klärt Schwester M. Michaele. Für die junge Mutter hat sich herausgestellt, dass sie sich in Exerzitien und Zeiten der Stille Gott be-sonders nahe fühlt, und dafür schafft sie sich nun regelmäßige Freiräume.

Jede Begleitung verläuft individuell, die Be-dürfnisse der Menschen sind höchst unter-schiedlich. Um hier noch mehr auf sie einge-hen zu können, hat Schwester M. Michaele sich zur Heilpraktikerin für Psychotherapie und zur Gestalttherapeutin weitergebildet. „Manchmal wird den Menschen in der Geist-lichen Begleitung klar, dass sie eigentlich eine therapeutische Begleitung benötigen, bei-spielsweise wenn sie mit einem autoritären Vater aufgewachsen sind, der seine Liebe an gute Leistungen gekoppelt hat“, erklärt sie. Manchmal zeige sich eine solche problemati-sche Biographie auch im eigenen Gottesbild. Wenn sie einverstanden sind, kann Schwester M. Michaele den Menschen dabei helfen, sol-che und ähnliche Blockaden erst zu lösen, bevor sie die eigentliche Geistliche Beglei-tung fortsetzen. So möchte die Ordensfrau ihnen neue Wege und Sichtweisen eröffnen und ihnen häufig genug zu einem wertschät-zenden Selbstbild verhelfen.

Ob in der Geistlichen Begleitung, in der The-rapie oder in den Ausbildungskursen zur Ex-erzitienleitung (diese Qualifikation hat sie nämlich auch) – Schwester M. Michaele ist sich stets bewusst: „Da wirkt jemand mit, Gott ist dabei, bei allem, was ich tue“. Für sie ist er der eigentlich Handelnde, für den sich einerseits ihr Klient, andererseits aber auch sie selbst öffnen möchte. Dieses Vertrauen, dass Gott ihr bei ihrer Aufgabe hilft, hat sich mit den Jahren entwickeln müssen. Es gab Zeiten, da litt sie unter Selbstzweifeln, ob sie ihrer Verantwortung auch gerecht werden könne. Gott aber immer fest an ihrer Seite zu wissen, das empfinde sie als echtes Geschenk, das sie an jeden weitergeben möchte, mit dem sie arbeitet.

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„Die Lampe Gottes wird nicht verlöschen“

Waldbreitbach (al). Mut, Begeisterung, Zu-hören, offen sein, Zeugnis geben, … mit die-sen und noch vielen weiteren Begriffen brachten die Teilnehmer die Waldbreitba-cher Impulse auf den Punkt. Vorausgegan-gen war die Frage und Bitte der Moderatorin Schwester Dr. Emmanuela Kohlhaas, Prio-rin der Benediktinerinnen Köln-Raderberg, mit einem Wort zu beschreiben, wie die Teilnehmer am Ende der Veranstaltung die Ordensgemeinschaften wahrnehmen und was sie ihnen für die Zukunft mitgeben wol-len. Thema der Waldbreitbacher Impulse, die es bereits 2000 bis 2007 gegeben hatte und die letztes Jahr wieder ins Leben geru-fen worden waren, war „weltgewandt und himmelwärts – Ordensleben heute“. Dazu waren eine Reihe namhafter Interviewpart-ner eingeladen: Bischof Dr. Stephan Acker-mann und der Neuwieder Landrat Rainer Kaul, verschiedene Ordensleute, Vertreter der Caritas, weltliche Mitarbeiter und asso-ziierte Mitglieder der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Gemeinsam mit den Moderatoren Theo Strauch, Logopäde und Stimmtrainer, und Schwester Emmanuela gingen sie der Frage nach, was das Ordens-leben heute ausmacht und was Ordensge-meinschaften der Gesellschaft und der Kir-che geben können.

Zum „warm werden“ und um ins Thema einzusteigen, baten die Moderatoren Inter-viewpartner und Teilnehmer, sich in der

Die Besucher der Waldbreitbacher Impulse diskutierten „weltgewandt und himmelwärts“

Mitte des Raumes auf einer imaginären Skala aufzustellen: Am Pol von Moderator Strauch war 100 Prozent Ordensleben, am Pol von Schwester Emmanuela 100 Prozent weltli-ches Leben. Mit kurzen Fragen, warum sie ihre entsprechende Position auf der Skala ge-wählt hätten, war man dann auch schon mit-ten im Thema. So erzählte Margit Haas, die assoziiertes Mitglied bei den Waldbreitba-cher Franziskanerinnen ist, dass sie zwar ein weltliches Leben als Mutter und Großmutter gewählt habe, aber ihre andere Seite gern Or-densfrau wäre. „Jeder von uns hat eine welt-gewandte und eine himmelwärts gerichtete Seite“, griff Schwester Emmanuela dieses Statement auf und gab dies als Frage an die Interviewpartner weiter.

So beschrieb Bischof Ackermann, dass er für seine Aufgaben eine „heilige Gerissenheit“ benötige. Er müsse beispielsweise weltmän-nisch sein, wenn er mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft zusammentreffe. Dennoch ist ihm die Nachfolge Jesu immer wichtig. „Die Welt ins Gebet nehmen“, so erklärte Schwester Scholastika Jurth, Generalprio-rin der Dominikanerinnen Koblenz-Aren-berg, ihre Position zwischen weltgewandt und himmelwärts. Dr. Birgit Kugel, Direkto-rin des Diözesan-Caritasverbandes Trier, ist es als weltliche Angestellte des Bistums wich-tig, ihr Christsein zu leben und dafür Sorge zu tragen, dass das christliche Profil ihres Verbandes spürbar bleibt.

Schwester Edith-Maria Magar, Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, begrüßte Mitte März die Teilnehmer bei den Waldbreitbacher Impulsen. Fotos: al

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Um Christsein, um die Aufgaben und Rele-vanz der Ordensgemeinschaften für die Ge-sellschaft und die „verfasste Kirche“, wie es Schwester Edith-Maria Magar, die General-oberin der Waldbreitbacher Franziskanerin-nen, ausdrückte, ging es in der Diskussion mit dem Plenum. So ist Bischof Ackermann dankbar für „die heilige Unruhe“, die die Or-den in die Kirche bringen. Schwester Scho-lastika mache sich große Sorgen, wie es in den Pfarreien weiter gehen kann und fragte, ob Ordensgemeinschaften sich nicht auch stärker dort einbringen sollten. Altabt Bene-dikt Müntnich von der Benediktinerabtei Maria Laach sieht in der Glaubensauthenti-zität von Ordensleuten eine große Chance für Ordensgemeinschaften.

Das greift eine weitere Frage auf, der die Im-pulse nachgingen: Inwiefern ist Ordensle-ben heute noch zeitgemäß? Dazu baten die Moderatoren einige Interviewpartner, von ihrer Berufung zu berichten: Bischof Acker-mann ereilte seine Berufung, als er fürs Abi-tur lernte. Dass er Theologie studieren woll-te, war ihm damals bereits klar. Um sich zu erkundigen, rief er in Trier an. Die Sekretä-rin fragte ihn, ob er denn auch ins Priester-seminar wolle und er schon mit dem Re-gens, dem Leiter des Priesterseminars, gesprochen habe. Auf seine etwas zögerliche Antwort stellte sie ihn kurzerhand zum da-maligen Regens durch. „So bin ich also Priester geworden“, erinnert er sich lachend. Schwester Edith-Maria bekam ihre Beru-fung in einer Tanzveranstaltung im Pfarr-heim bei dem Schlager „Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an“. „Da merkte ich, dass etwas mit mir passiert, was ich nicht ge-plant hatte“, blickt sie zurück. In ihrer Aus-

bildung zur Krankenschwester wurde dieser Ruf stärker. „Und nun fange ich immer etwas an einem Sonntag an“, ist die Generaloberin dankbar. Von ähnlichen Erlebnissen berich-ten auch die anwesenden jungen Schwestern Schwester Marina Buding, die im kommen-den Jahr ihre Ewige Profess feiern wird, Schwester Dorothea-Maria Slabschie, die nur einen Tag zuvor ihre zeitliche Profess er-neuert hatte, und Novizin Schwester Diane Tobossi.

„Die Zukunft der Waldbreitbacher Franzis-kanerinnen sitzt also schon unter uns“, freute sich Moderatorin Schwester Emmanuela und gab dann die Frage an die Interview-partner und Teilnehmer weiter, wie denn die Ordenslandschaft wohl im Jahr 2050 ausse-hen wird. Bischof Ackermann ist sich sicher, dass es Ordensgemeinschaften immer geben wird, aber sicher in anderen Formen: „Die kirchliche Landschaft wird pluraler und es wird ziemlich anders“. Auch Schwester Edith-Maria ist sich sicher: „Die Lampe Got-tes wird nicht erlöschen“. Sie und ihre Ge-meinschaft vertrauen auf das Wirken Gottes „und daraus wird viel Neues entstehen.“

Die jungen Schwestern Schwester Marina Buding, die im kommenden Jahr ihre Ewige Profess feiern wird, No-vizin Schwester Diane Tobossi und Schwester Dorothea-Maria Slabschie (von links), die nur einen Tag zuvor ihre zeitliche Profess erneuert hatte, erzählten Moderatorin Schwester Dr. Emmanuela Kohlhaas, Priorin der Benediktinerinnen Köln-Raderberg, von ihren Berufungen.

Auch Bruder Ulrich Schmitz, Superior der Franzis-kanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Hausen (rechts), gab sein Statement.

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Überzeugt, dass „das Erbe Mutter Rosas weiter getragen wird“

Merxheim. Sie waren immer nah an den Menschen und haben sich selbst immer ver-standen als gläubige Menschen, die mit an-deren gläubigen Menschen (das Gesangbuch spielte dabei keine Rolle) gemeinsam auf dem Weg sind. Der Respekt und die große Wertschätzung, die die Waldbreitbacher Franziskanerinnen in Merxheim genießen, wurzelt sicher in dieser natürlichen Beschei-denheit und Menschlichkeit, so Dechant Günter Hardt in seiner Predigt. Am ersten Fastensonntag nahm die Gemeinde Merx-heim – an der Nahe im Landkreis Bad Kreuz-nach gelegen – Abschied „von unseren Wald-breitbacher Schwestern“, wie es auf dem Liedzettel hieß. Und dieser Abschied fiel nicht nur Schwester M. Wendelina Beyer und Schwester M. Elisabeth Ludwig, die zu-sammen mit der im Vorjahr verstorbenen Schwester M. Ottilie Kreber dort jahrzehnte-lang gelebt und gewirkt haben, sichtlich schwer. – Schwester M. Wendelina Beyer ist zwischenzeitlich in den Konvent in Neustadt an der Weinstraße gezogen, Schwester M. Elisabeth Ludwig ins Mutter-Rosa-Alten-zentrum nach Trier.

Die Waldbreitbacher Franziskanerinnen haben ihren Konvent in Merxheim aufgelöst

Mehr als 100 Jahre waren Waldbreitbacher Franziskanerinnen in Merxheim tätig, ha-ben in Kindergarten und Sozialstation ge-arbeitet und sich auf vielfältige Weise auch in das gesellschaftliche Leben der kleinen Gemeinde eingebracht. Merxheim, so Ge-neralvikarin Schwester Gerlinde-Maria Gard in ihrer kurzen Ansprache, habe für die Gemeinschaft immer einen besonderen Stellenwert gehabt; und so sei sie sich auch sicher, dass Mutter Rosa heute hier tätig sein würde. Nur: Die personellen Ressour-cen des Ordens lassen ein weiteres Engage-ment in Merxheim nicht mehr zu. Trotz-dem ist Schwester Gerlinde-Maria überzeugt, dass „der Samen auf guten Boden gefallen ist“ und in Merxheim „das Erbe Mutter Ro-sas weiter getragen wird“.

Die Gemeinde will das ihrige dazu tun, dass dies gelingen kann. Den Kontakt will man auf alle Fälle halten. Und so stehen die Einladung und natürlich auch schon das Programm für den ersten Besuch von Schwester M. Wendelina und Schwester M. Elisabeth im Spätsommer.

Im Rahmen einer Eucharistiefeier wurden am ersten Fastensonntag Schwester M. Wendelina Beyer (Mitte) und Schwester M. Elisabeth Ludwig (2. von links) feierlich aus Merxheim verabschiedet. Unser Bild zeigt die beiden zusammen mit Generalvikarin Schwester Gerlinde-Maria Gard (rechts), Konventsoberin Schwester M. Marlene Eichhorn und Dechant Günter Hardt. Foto: hf

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Schwester M. Veronika DreymüllerBerufungBerufungIhr Vater hatte für sie eine Verwaltungslauf-bahn im Sozialamt in Gerolstein vorgesehen. „Zuerst war ich auch ganz zufrieden mit die-sem Beruf“, erinnert sich Schwester M. Vero-nika Dreymüller. Bis eines Tages in ihr der Wunsch reifte, Krankenschwester zu werden. Dieser Wunsch war so groß, dass es für sie kei-ne Alternative gab: „Ich musste das einfach machen“, erzählt sie. Sobald sie 18 Jahre alt war, ging sie gegen den Willen ihres Vaters nach Trier ins Marienkrankenhaus der Wald-breitbacher Franziskanerinnen. Hier lernte sie auch die Ordensschwestern kennen: „Schwes-ter M. Augustina habe ich heiß und innig ge-

liebt“, erinnert sie sich. Irgendwann kamen ihr erste Gedanken an ein Ordensleben. Erst hat sie sich dagegen gewehrt, „aber sie waren wie eine Klette“, so Schwester M. Veronika. Gleichzeitig beobachtete sie bei sich, dass sie häufig schlecht gelaunt war: „Je mehr ich aber der Idee, ins Kloster zu gehen, zustimmte, desto fröhlicher und gelöster wurde ich“. Sie vertraute sich Schwester M. Augustina an und nur acht Tage nach ihrem Examen trat sie in den Orden ein. Auch dieser Wunsch war wieder so drängend, dass es für sie keine Alternative gab – und dieses Mal war sogar ihr Vater damit einverstanden.

„Meine Mitschwestern inspirieren mich“

Waldbreitbach (al). Hier kann ich sein, hier bin ich zu Hause“, ist die Antwort von Schwes-ter Dorothea-Maria Slabschie, als sie bei den Waldbreitbacher Impulsen Mitte März (siehe unseren Bericht auf Seite 4) gefragt wird, wa-rum sie sich für die Ordensgemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen ent-schieden hat. Nur einen Tag zuvor hatte die junge Ordensfrau ihre Professerneuerung ge-feiert. Das ist sozusagen ihre Antwort auf eine zentrale Frage der Waldbreitbacher Im-pulse: Ist ein Ordensleben heute noch zeitge-mäß? Dass sie Ordensfrau werden wolle, wusste sie, seitdem sie neun Jahre alt war. Da-mals hatte sie Ordensleute kennen gelernt und war von ihnen beeindruckt. „So mit 16 Jahren hatte sich das erstmal gegeben“, erin-nert sich Schwester Dorothea-Maria. „Doch der Ruf kam irgendwann doch zu mir“. Bei den Waldbreitbacher Franziskanerinnen hat sie sich von Anfang an wohl gefühlt. „Auch dank der guten Geistlichen Begleitung von Schwester Gerlinde-Maria Gard“, ist Schwes-ter Dorothea-Maria dankbar.

„Authentizität kann eine Flamme entzün-den“, weiß Schwester Dorothea-Maria aus eigenem Erleben. „So wie mich meine Mit-schwestern immer wieder neu inspirieren, so möchte ich auch das meine dazu beitra-gen, dass Orden Leuchttürme für die Gesell-

Mitte März feierte Schwester Dorothea-Maria Slabschie ihre Professerneuerung

schaft sein können“, so ihr Statement zum Ende der Waldbreitbacher Impulse und ihr Wunsch für die Zukunft der Ordensgemein-schaften.

Mit ihrer Professerneuerung gibt Schwester Dorothea-Maria dieser Zukunft ein Gesicht. „Durch Gottes Liebe sind deine Gelübde mög-lich. Und auch in Durststrecken ist Gott im-mer bei dir“, gab ihr Schwester M. Michaele Rohde bei der Professfeier mit auf den Weg. Sie hatte die junge Ordensfrau auf ihre Profess-erneuerung vorbereitet. Gott sei genauso ein-zigartig, „wie jede einzelne von uns“, betonte Generaloberin Schwester Edith-Maria Magar, als sie Schwester Dorothea-Maria zum Zei-chen der Verbundenheit das Kreuz der Wald-breitbacher Franziskanerinnen umlegte.

Mit ihrer Unterschrift bestätigt Schwester Dorothea-Maria Slabschie (Mitte) ihre Gelübde. Foto: al

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HorizontWaldbreitbacher Franziskanerinnen Impulse, Informationen, ImpressionenMargaretha-Flesch-Straße 856588 WaldbreitbachTelefon: 02638 81-1080Telefax: 02638 81-1083E-Mail: generalat@wf-ev.dewww.waldbreitbacher-franziskanerinnen.deHerausgeber:Waldbreitbacher Franziskanerinnen BMVARedaktionsteam:Schwester M. Gertrud LeimbachSchwester M. Wilma FrischHeribert FrielingAnja LoudoviciAndrea SchulzeFranziska SprengerLayout: Danuta LaudeAnne Orthen Druck: Heinrich Lauck GmbH, Flörsheim am Main

ImpressumTermine: Tag der Orden im Rahmen der Heilig

Rock Wallfahrt 24. April 2015 Trier, Dom

Pilgerwanderung: Auf den Spuren Mutter Rosas 02. Mai 2015, 9:00 Uhr bis ca. 18:00 Uhr Waldbreitbach, Mühlsteinraum Haus Klara

Abendlob zu Ehren der seligen Rosa Flesch (Mutter Rosa Gedenktag 19. Juni) 18. Juni 2015, 19:30 Uhr, Waldbreitbach, Mutterhauskirche

NachtLeben im Kloster 26. Juni 2015, Neustadt/Wied, Kloster Ehrenstein

Weitere Termine und Informationen unter:

www.waldbreitbacher-franziskanerinnen.de

Haus Franziskus schließt Mitte des JahresTrier. Ende Juni wird das Haus Franziskus seine Arbeit beenden und geschlossen. Das geht aus einem Schreiben hervor, das in die-sen Tagen an die Besucher des Begegnungs-forums verteilt wird und von Schwester Edith-Maria Magar, der Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, unter-zeichnet ist. Die Ordensgemeinschaft, die das Haus Franziskus im Jahre 1986 als gene-rationenübergreifende Begegnungsstätte ein-gerichtet hatte, sieht sich nicht mehr in der Lage, „die wichtige Aufgabe personell und finanziell fortzuführen“, wie es in dem Schreiben wörtlich heißt.

Die Waldbreitbacher Franziskanerinnen lei-den wie die allermeisten Ordensgemein-schaften nicht nur in Deutschland unter Nachwuchsmangel und Überalterung. Das zwingt sie, Konvente zu schließen und da-mit Angebote aufzugeben, die sie viele Jahre für die Menschen wahrgenommen und se-

gensreich gestaltet haben – so im Herbst 2014 den Schwestern-Konvent in Trier-Ehr-ang oder im Februar in Merxheim (siehe unseren Bericht auf Seite 6).

Haus Franziskus Foto: hf