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Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler Bachelorarbeit Medizinische Universität Graz Gesundheits- und Pflegewissenschaften Verfasserin: Marlies Stücklschweiger Begutachterin: Bernhardt, Birgit, MAS Medizinische Universität Graz Im Rahmen der Lehrveranstaltung Didaktik 2016, Graz

Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

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Page 1: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Autonome Bewegungsentwicklungnach der Theorie von Emmi Pikler

Bachelorarbeit

Medizinische Universität Graz

Gesundheits- und Pflegewissenschaften

Verfasserin:

Marlies Stücklschweiger

Begutachterin:

Bernhardt, Birgit, MAS

Medizinische Universität Graz

Im Rahmen der Lehrveranstaltung

Didaktik

2016, Graz

Page 2: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich an Eides statt, die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und ohne fremde

Hilfe verfasst zu haben. Außer den im Quellenverzeichnis angeführten Werken habe ich keine

weiteren Quellen herangezogen. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner

anderen Prüfungskommission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.

……………………………………………..

Graz, 14.10.2016 , Marlies Stücklschweiger, eh.

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Page 3: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Inhaltsverzeichnis

Seite

Einleitung..................................................................................................................................................... 8

Begriffsdefinition.................................................................................................................................... 10

Leben und Wirken von Emmi Pikler................................................................................................ 11

Die beziehungsvolle Pflege.................................................................................................................. 14

Säuglings- und Kleinkinderheim Lóczy........................................................................................... 17

Bewegung, ein kindliches Bedürfnis................................................................................................ 18

Die freie Bewegungsentwicklung...................................................................................................... 191.Die Rückenlage......................................................................................................................21

2.Die Lage auf der Seite............................................................................................................22

3.Die Lage auf dem Bauch........................................................................................................22

4. Vom Ellbogenstütz bis zum Knie- Händestütz.......................................................................24

5.Die Bärenstellung...................................................................................................................24

6.Vom Hocken bis hin zum Sitzen.............................................................................................25

7.Der Kniestand.........................................................................................................................26

8.Vom Stehen bis hin zum ersten Schritt...................................................................................28

Pikler Spielraum und Material........................................................................................................... 30

Beobachtungsergebnisse..................................................................................................................... 34

Schlussfolgerung (Resümee)............................................................................................................... 40

Zusammenfassung.................................................................................................................................. 44

Epilog.......................................................................................................................................................... 47

Literatur und Quellenverzeichnis..................................................................................................... 47

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Page 4: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Emmi Pikler...................................................................................................... 12

Abb. 2: Beziehungsvolle Pflege von Geburt an............................................................ 15

Abb. 3: a) Rückenlage (3 Monate) und (b) Seitenlage (3,5 Monate)............................ 21

Abb. 4: (a) Bauchlage (4 Monate) und (b) Kriechen auf dem Bauch (5 Monate).......... 23

Abb. 5: Krabbeln (8 Monate)......................................................................................... 24

Abb. 6: Sitzen (10 Monate)........................................................................................... 25

Abb. 7: Kniestand (12 Monate)....................................................................................... 26 Abb. 8: Stehen mit Festhalten, (a) 13 Monate, (b) 16 Monate...................................... 27

Abb. 9: Freies Gehen (17 Monate)............................................................................... 28

Abb. 10: Zusammenfassender Verlauf der selbstständigen Bewegungsentwicklung .... 29

Abb. 11: Spielraum und Materialien.............................................................................. 31

Abb. 12: Die prozentuelle Verteilung des Alters, in dem die Bewegungsentwicklungs- stufen „dreht sich auf die Seite“ (Stufe 1), „dreht sich auf den Bauch“ (Stufe 2) und „dreht sich vom Bauch zurück“ (Stufe 3) erreicht wurden.......... 33

Abb. 13: Die prozentuelle Verteilung des Alters, in dem die Bewegungsentwicklungs- stufen „kriecht auf dem Bauch“ (Stufe 4), „krabbelt auf Knien und Händen“ (Stufe 5) und „setzt sich auf“ (Stufe 6) erreicht wurden................................... 34

Abb. 14: Die prozentuelle Verteilung des Alters, in dem die Bewegungsentwicklungs-

stufen „richtet sich zum Kniestand auf“ (Stufe 7), „steht auf“ (Stufe 8), „unter nimmt erste freie Schritte“ (Stufe 9) und „geht sicher“ (Stufe 10) erreicht wurden.............................................................................................................. 35

Abb. 15: Charakteristische Bewegungsphasen in Abhängigkeit vom Lebensalter der Kleinkinder............................................................................................... 35

Abb. 16: Verteilungskurven für Bewegungsentwicklungsstufe 3 (a), 6 (b) und 9 (c) gruppiert nach drei unterschiedlichen Geburtsgewichtsklassen............ 37

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Page 5: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vergleich der Ergebnisse unterschiedlicher Studien über den zeitlichen Verlauf der Bewegungsentwicklung ........................................................ 30

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Page 6: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abstract

Hintergrund: Die Arbeit beschäftigt sich mit der autonomen Bewegungsentwicklung des

Säuglings und Kleinkindes nach dem Konzept der ungarischen Kinderärztin und

Pädagogin Emmi Pikler. Piklers Ansatz besteht darin, den Fähigkeiten und

selbstständigen Aktivitäten des Kindes zu vertrauen und für seine eigenen Lernversuche

eine unterstützende Umgebung zu schaffen.

Ziel der Arbeit: Hauptziel meiner Arbeit ist es, darzulegen, dass es nicht darum geht, den

Entwicklungsprozess der Säuglinge und Kinder zu beschleunigen. Vielmehr möchte ich

darauf aufmerksam machen, dass Kinder ihre eigene Zeit brauchen, um sich in ihrer

Bewegung frei entfalten zu können. Ziel der Arbeit ist es, darzulegen, dass Kinder, denen

die Möglichkeit gegeben wird, sich aus eigener Initiative zu bewegen, von selbst die

einzelnen Entwicklungsschritte der Bewegung zu lernen. Sie haben dadurch eine optimale

Voraussetzung, ihre eigene Persönlichkeit zu stärken.

Methodik: Die Methode zur Beantwortung meiner Forschungsfragen beruht auf

Internetrecherche und Literaturstudien. Bei der Internetrecherche wurde von den

Schlüsselbegriffen „Bewegung“, „Entwicklung“, „Emmi Pikler“ , „Pikler Spielraum“,

„Hospitalismus“ und „Autonomie“ ausgegangen und durch Verknüpfung der Begriffe

relevante Ergebnisse herausgefiltert. Die Literaturstudie erfolgte in Büchern, die ich mir

gekauft und von der Universitätsbibliothek der Pädagogischen Fachhochschule geliehen

habe.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie von Emmi Pikler, die im

Wesentlichen auf Autonomieentwicklung und Beziehungsqualität beruhen, zeigen

eindeutig, dass Kinder sämtliche Bewegungsformen von alleine und ohne Zutun der

Erwachsenen versuchen und eigenständig üben, wenn man ihnen genügend Zeit dafür

gibt. Die beobachtete Bewegungsentwicklung der Kinder was kontinuierlich. Der zeitliche

Ablauf der Entwicklung war individuell verschieden.

Schlüsselwörter: Bewegung, Entwicklung, Emmi Pikler, Pikler Spielraum und Autonomie

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Page 7: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abstract

Background: The thesis deals with the autonomous motion development of infants and

small children based on the concept of the Hungarian pediatrician and educator Emmi

Pikler. His approach relies on the skills and independent activities of the child and on

providing a supportive environment for his own learning attempts.

Aim of the thesis: The main objective of my thesis is to show that it is not about speeding

up the developmental process of infants and children. Rather, I would like to point out that

children need their own time to freely develop their motion skills. The thesis aims to show

that children who are given the opportunity to move on their own initiative have the ability

to autonomously learn the single steps of motion. This gives them an optimal tool to

strengthen their own personality.

Methodology: The methodology applied for answering my research questions is based on

internet research and scientific literature. The internet research was based on the German

key terms "Bewegung", "Entwicklung", "Emmi Pikler", "Pikler-SpielRaum", "Hospitalismus"

and "Autonomie" and relevant results were filtered out by linking the keywords to each

other. The scientific literature was either bought by myself or borrowed from the university

library of the University of Teacher Education Styria.

Results: The results of the observational study of Emmi Pikler are essentially based on

autonomy development and relationship quality. They clearly show that children try all

forms of motion on their own and without the support of adults and practice independently,

if you provide them with enough time. The observed motion development of children

showed continued progress. The timeline of the development differed individually.

Keywords: motion, development, Emmi Pikler, Pikler-SpielRaum and autonomy

7Seite von 49

Page 8: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Einleitung

Einführend möchte ich in meiner Arbeit kurz erläutern, warum ich mich für dieses Thema

entschieden habe. Ausschlaggebend für mein Interesse an Emmi Pikler war die Geburt

meines Sohnes Tristan im Jahr 2013. Gerade als junge Mutter ist man besonders

bestrebt, die Bewegungsentwicklung des Kleinkindes bewusst zu fördern. Nachdem mich

eine Bekannte, die auch ausgebildete Pikler- Pädagogin ist, mit der Theorie, dass

Säuglinge und Kleinkinder selbstständig die Bewegungsentwicklung von Übergangsstufen

durchlaufen, wenn man ihnen die entsprechende Zeit und den entsprechenden Raum

dazu gewährt, bekannt gemacht hatte, begann ich mich mit der Theorie und Praxis von

Emmi Pikler, einer ungarischen Kinderärztin und Pädagogin, während meiner Karenzzeit

mit ausreichend Literatur näher auseinander zu setzen.

Um den Ansatz der freien Bewegungsentwicklung von Emmi Pikler besser nachvollziehen

zu können, habe ich mich bewusst mit meinem Sohn zu einer begleiteten Pikler

Spielgruppe angemeldet. So konnte ich mir durch eigene Beobachtungen und

Erfahrungen noch zusätzlich ein Bild von der Pikler- Pädagogik machen. In dieser Zeit

wurde mir bewusst, wie die von der Expertin Emmi Pikler entwickelte Methode respektvoll

auf die Bedürfnisse von Kindern eingeht und unter anderem wie wichtig auch die

achtsame Pflege im Bezug auf die Bewegungs- und Spielentwicklung ist. Auch konnte ich

in dieser Zeit beobachten, dass Kleinkinder, die von Anfang an die Möglichkeit haben,

ungehindert zu spielen, es nicht nötig haben, dass man ihnen die Zeit vertreibt. Diese

Kinder können sich lange auf selbst gesetzte Aufgaben konzentrieren. Dabei lernen sie zu

lernen.

Die Theorie von Emmi Pikler beschreibt die ersten Bewegungsabläufe eines Säuglings -

vom Tag der Geburt bis zum freien Stehen und den ersten freien Schritten. Dabei

beschränkt sie sich nicht auf die zeitlich festgelegten Entwicklungsschritte, sondern weist

auf die Wichtigkeit eines harmonischen Bewegungsablaufes hin, der selbst vom Kind

initiiert wird.

Da wir heutzutage in einer Gesellschaft leben, wo Zeit ein wesentlicher Faktor ist, möchte

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Page 9: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

ich mit meiner Arbeit Eltern darauf aufmerksam machen, dass es nicht darum geht, den

Entwicklungsprozess der Säuglinge und Kinder zu beschleunigen. Vielmehr möchte ich

darauf aufmerksam machen, dass Kinder ihre eigene Zeit brauchen, um sich in ihrer

Bewegung frei entfalten zu können.

Darum möchte ich in meiner Bachelorarbeit folgende Forschungsfrage beantworten:

Wie verläuft die Bewegungsentwicklung von Säuglingen und Kleinkindern, auf Grundlage

deren Eigeninitiative ohne förderliche Einflussnahme?

Meine Hypothese lautet:

Kinder, denen die Möglichkeit gegeben wird, sich aus eigener Initiative zu bewegen,

lernen von selbst die einzelnen Entwicklungsschritte der Bewegung. Sie haben dadurch

eine optimale Voraussetzung, ihre eigene Persönlichkeit zu stärken.

Im ersten Abschnitt meiner Arbeit werde ich einen Überblick über die Person Emmi Pikler

geben und auf die Bedeutung der beziehungsvollen Pflege zwischen Erwachsenem und

Säugling eingehen. Anschließend werde ich das von Emmi Pikler gegründete Säuglings-

und Kleinkinderheim Lóczy beschreiben und den Begriff „ Bewegungsentwicklung“

erläutern. Im Hauptteil meiner Arbeit werden die einzelnen Schritte der selbstständigen

Bewegungsentwicklung aufgezeigt. Darauf folgend werde ich auf den Pikler-Spielraum

eingehen und dessen Material beschreiben. Im letzten Abschnitt meiner Arbeit werde ich

die Beobachtungsergebnisse analysieren und daraus meine Schlussfolgerungen

aufzeigen.

Die Methode zur Beantwortung meiner Forschungsfragen beruht auf Internetrecherche

und Literaturstudien.

Bei der Internetrecherche wurde von den Schlüsselbegriffen „Bewegung“, „Entwicklung“,

„Emmi Pikler“ , „Pikler Spielraum“ und „Autonomie“ ausgegangen und durch Verknüpfung

der Begriffe relevante Ergebnisse herausgefiltert.

Die Literaturstudie erfolgte in Büchern, die ich mir gekauft und von der

Universitätsbibliothek der Pädagogischen Fachhochschule geliehen habe.

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Page 10: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Begriffsdefinition

Bewegung:

Bewegung ist die Veränderung eines Objektes in seinem räumlichen Verhältnis zu

anderen Gegenständen. Unter körperlicher Bewegung wird eine physische Aktivität

verstanden, die von einem Zusammenziehen oder Strecken von Muskeln und einem

erhöhten Energieverbrauch begleitet wird. Bewegungen können bewusst über das Gehirn

gesteuert oder unwillkürlich über Rückenmark und vegetatives Nervensystem ausgelöst

werden. 1

Entwicklung:

Unter Entwicklung versteht man alle Veränderungen im Erleben und Verhalten eines

Menschen, die sich im Laufe eines Lebens vollziehen und untereinander in Beziehung

stehen. Im Allgemeinen versteht man darunter einen Prozess der Entstehung, der

Veränderung bzw. des Vergehens. 2

Emmi Pikler:

Emilie Madeleine Reich auch „Emmi Pikler“ genannt, wurde am 9. Jänner 1902 in Wien

geboren. Sie war eine ungarische Kinderärztin, die im 20. Jahrhundert neue Wege in der

Kleinkindpädagogik ging. 1984 verstarb Emmi Pikler nach kurzer, schwerer Krankheit in

Ungarn.3

Autonomie:

Mit Autonomie bzw. Unabhängigkeit bezeichnet man in der Psychologie einen Zustand

von Selbstständigkeit, Entscheidungsfreiheit oder Selbstbestimmung.4

1 � Vgl. Definition-online (2016), o.s2 � Vgl. Stangl (2012), o.s3 � Vgl. Hengstenberg-Pikler-Gesellschaft (2016), o.s4 � Vgl. Stangl (2012), o.s

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Page 11: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Hospitalismus:

Unter Hospitalismus versteht man seelische, geistige und körperliche Schäden, die durch

längere Krankenhaus- oder Heimaufenthalte entstehen. Hauptsächlich sind Babys und

Kinder in den ersten Lebensjahren, meist ohne Eltern und Bezugspersonen, davon

betroffen.5

Leben und Wirken von Emmi Pikler

Emmi Pikler wurde unter dem Namen Emilie Madeleine Reich am 9. Jänner 1902 in Wien

geboren. Ihre jüdische Mutter war Kindergärtnerin, ihr Vater, Handwerker von Beruf,

stammte aus ungarisch- jüdischer Herkunft. 6

Als Emmi Pikler zwölf Jahre alt war, verstarb ihre Mutter bereits. Ursprünglich galt Emmi

Pikler das Interesse, Hebamme zu werden, sie entschied dann aber doch, ein

Medizinstudium zu beginnen. Um Kinderärztin werden zu können, begann sie 1920 ein

Medizinstudium an der Medizinischen Universität in Wien. 1927 promovierte Emmi Pikler

und absolvierte die pädiatrische Fachausbildung an der Kinderchirurgie und an der Wiener

Universitäts –Kinderklinik. 7 Emmi Pikler wurde von Professor CLEMENS VON PIRQUET

und dem Kinderchirurgen Professor HANS SALZER ausgebildet und geprägt.8 Professor

CLEMENS VON PIRQUET war davon überzeugt, dass es für die Rekonvaleszenz eines

Patienten von Bedeutung sei, sich seinem Gesundheitszustand auch entsprechend

bewegen zu können und auch liebevoll gepflegt zu werden. Für Professor Salzer war es

wichtig, dass der Umgang mit Kindern während einer Untersuchung behutsam und

einfühlsam durchgeführt werde. 9 In der Zeit, als Emmi Pikler an der kinderchirurgischen

Klinik Erfahrungen sammelte, fiel ihr an den Unfallstatistiken auf, dass Kinder aus

wohlhabenderen Familien die den ganzen Tag gut beaufsichtig waren, mehr schwere

Verletzungen beim Spielen hatten als Kinder, die auf sich selbst gestellt waren und aus

einfacheren Verhältnissen kamen. 10 Dies führte Emmi Pikler zu der Überlegung, dass

Kinder sich dann am besten entfalten können, wenn sie sich möglichst selbstständig

5 � Vgl. Next Healthlab GmbH (2016), o.s6 � Vgl. Czimmek, Anna Clair (1999), S. 5f7 � Vgl. Pikler (2001), S. 2418 � Vgl. Lorber (2008), S.669 � Vgl. Gilles- Bacciu (2015), S.17ff10� Vgl. ebd.

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Page 12: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

entwickeln durften. Aufgabe der Erwachsenen sei es, dem Kind Geborgenheit zu sichern,

stabile Beziehungen zu vermitteln und seine Umgebung so zu gestalten, dass das

Kleinkind entsprechend seinem individuellen Entwicklungsstand selbstständig aktiv

werden könne. Emmi Pikler fragte sich, was ein gesundes Kind braucht, um sich gut

entwickeln zu können. Die Antworten finden sich in ihren Theorien und in der Praxis zur

freien Bewegungsentwicklung .11

Des Weiteren wurde sie von ihrem Ehemann György Pikler, einem Pädagogen und

Mathematiker, unterrichtet. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Kindes entschlossen sich

Emmi Pikler und ihr Mann dazu, ihrem Kind freie Bewegung zu ermöglichen und seiner

Entwicklung die Zeit zum ungehinderten Spiel zu geben, die es brauchte. Aus eigener

Erfahrung war ihr bewusst, dass Kinder nicht zu Bewegungen oder zum Spielen animiert

werden müssen, sondern Pikler fand Wege, mit denen bestmögliche Entwicklung gefördert

wurde, die aber dennoch nur einen bescheidenen Einsatz von Mitteln verlangte. Aufgrund

der jüdischen Abstammung und der geltenden jüdischen Gesetze in Ungarn war es 1930

für die Kinderärztin nicht möglich eine Anstellung in einem Krankenhaus zu bekommen.

Um als Ärztin arbeiten zu können, führte sie daher eine eigene Praxis, welche sie unter

einfachen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, leitete.12 Im Sinne ihrer Erfahrungen und

Beobachtungen öffnete Emmi Pikler die Augen der Eltern für einen neuen Erziehungsweg,

der ohne jede Gewaltanwendung auskommt. Sie initiierte eine Tauschbörse für

Kindersachen und eine Art Tagespflegenetzwerk. Ihr Ziel war es, Eltern in der

Kindererziehung und Säuglingspflege zu unterstützen, damit deren Kinder selbstständig

ihr Leben aktiv bewältigen konnten. Aus ihren gewonnen Erfahrungen erschien ihr erstes

Buch „Friedliche Babys – Zufriedene Mütter“ im Jahr 1940, welches 1982 als deutsche

Auflage erschienen ist.13

Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung waren die ersten zehn Jahre, die sie als

Familienärztin arbeitete, nicht gerade leicht. Unter anderem war ihr Mann aus politischen

Gründen 1936 – 1945 in Gefangenschaft. Emmi Pikler konnte durch ihre innere Kraft die

Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg überleben. 14

Im Ungarn der Nachkriegszeit, nun selbst schon Mutter zweier Kinder, konnte sie ihre

eigene Praxis nicht wieder eröffnen. Sie beschloss, sich verlassener und unterernährter

11� Vgl. ebd.12� Vgl. Czimmek, Anna Clair (1999), S. 18f13� Vgl. Lorber (2008), S. 6714� Vgl. Pikler (2001), S. 242

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Page 13: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Kinder innerhalb einer ungarischen Organisation anzunehmen. 1946 gründete Emmi Pikler

in Budapest ein Säuglings- und Kinderheim, das als „Lóczy“ bekannt wurde. Sie leitete

dieses Heim 33 Jahre lang, welches heute noch als Pikler – Institut international bekannt

ist.15 Emmi Pikler war es von Bedeutung, eine geborgene Atmosphäre zu schaffen, in der

Säuglinge ohne den bekannten Hospitalismus aufwuchsen. Als Kinderärztin bewegte sie

sich zwischen medizinischem Wirken und pädagogischer Beraterin. Durch ihre Ergebnisse

bei der Verhütung des Hospitalismus und die Herausgabe von wissenschaftlichen

Veröffentlichungen und Fachbüchern wurde das Lóczy Institut zu einem internationalen

bekannten Methodologischen Institut.16

Nach ihrer Pensionierung war ihre beratende Tätigkeit im Lóczy weiterhin gefragt. Im

Mittelpunkt ihres Interesses stand weiterhin die Bewegungsentwicklung des Säuglings und

Kleinkindes, was dann auch 1969 das Thema für ihre Habilitation war. Ihre

Nachfolgerinnen als Leiter des Lóczy Instituts waren die Kinderärztin Judith Falk und

Maria Vincze, dann hatte es Emmi Piklers Tochter, Anna Tardos, übernommen, welche

von Beruf Kinderpsychologin war. 17 In Österreich, Deutschland und den USA wurden

Pikler – Gesellschaften gegründet, die es zu ihrer Aufgabe machten, ihre Ansätze bzw.

Prinzipien zu vermitteln. 1984, nach kurzer, schwerer Krankheit, starb Emmi Pikler im Alter

von 82 Jahren. 18

Abb. 1: Emmi Pikler, Quelle: www.hengstenberg-pikler.de , o.s

15� Vgl. Pikler (2001), S. 24216� Vgl. Pikler (2001), S. 24217� Vgl. Lorber (2008), S. 6918� Vgl. ebd.

13Seite von 49

Page 14: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Die beziehungsvolle Pflege

Emmi Pikler beschäftigte sich in ihrem ersten Buch „Friedliche Babys-Zufriedene Mütter“ in

erster Linie mit der Bewegungsentwicklung des Säuglings und Kleinkindes.19

Darin stellt sie dar, dass das Aufsetzen, Aufstellen und das An-der-Hand-Führen eines

Kindes die Bewegungsentwicklung behindert. Wenn Eltern ihre Kinder in Kinderwagen,

B a b y - W i p p e o d e r L a u f g e r ä t e n f i x i e r e n , g e h e n d e m S ä u g l i n g v i e l e

Entfaltungsmöglichkeiten verloren. Das Bewegungsbedürfnis des Säuglings kann sich nur

dann entfalten, wenn man die freie Bewegungsmöglichkeiten nicht dadurch einschränkt,

dass man die Kinder in Positionen bringt oder hält, die sie weder selbstständig aufsuchen,

noch verlassen können. Das geschieht unter anderem durch gewisse Kindermöbel, durch

Aufsetzen, wenn das Kind dies noch nicht selbstständig kann oder durch stundenlanges

Herumtragen in Positionen, die das Kind noch nicht selbst aufsuchen kann. 20 In der Pikler-

Sichtweise sind „Bewegung“, „Aktivität“, „Selbstständiges Lernen“, „aus eigener Initiative

hervorgehende selbstständige Bewegung“, „Spiel und Aktivität“ für wesentlich erachtete

Begriffe. Diese betonen die Autonomie des Säuglings und Kleinkindes. All das kann der

Säugling nur unter gewissen Bedingungen verwirklichen, wobei die Beziehung zum

Erwachsenen die bedeutendste Rolle spielt. Emmi Pikler betont in ihren Büchern, dass die

„beziehungsvolle Pflege“ ebenso ein wichtiger Aspekt ist. Der Säugling benötigt eine

Beziehung, die ihm Sicherheit gibt und Geborgenheit und Wärme vermittelt.21

Nur wenn die Sicherheit gewährleistet ist und wenn das Kind das Erlebnis hat, geliebt zu

sein, hat es Freude daran und ist es fähig, selbstständig zu handeln und zu lernen, das

heißt, etwas Neues auszuprobieren. Die Autonomie des Kindes ist somit nicht von der

Mutter-Kind-Beziehung zu trennen. Das Neugeborene macht gerade in den ersten

Wochen entscheidende Erfahrungen in der Persönlichkeitsentwicklung. Seiner gesunden

Entwicklung ist mit freundlichem Sprechen und einer taktvollen Pflege zu begegnen. Es ist

sehr wichtig, dass das Kind spürt, dass die Worte, die man zu ihm spricht, auch wirklich

ehrlich an das Kind gerichtet sind. Der Säugling wird mit der Zeit spüren, dass seine

Bedürfnisse respektvoll wahrgenommen werden. Ein richtiger Dialog bildet sich während

19� Vgl. Pikler (2013), S. 21ff20� Vgl. Pikler (2013), S. 57ff21� Vgl. ebd.

14Seite von 49

Page 15: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

der Pflege nur dann heraus, wenn das Kind darauf vertrauen kann, dass der Erwachsene

auch wirklich für ihn da ist. Nur so kann sich eine Kooperation entwickeln, wenn der

Säugling merkt, dass der Erwachsene Interesse hat, mit ihm zusammen zu arbeiten. 22

Das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen entsteht durch die Erfahrung, die die Kinder

täglich mit den Erwachsenen erleben, welche bemüht sind, ihre Bedürfnisse zu verstehen.

Vorwiegend geht es bei der Kooperation mit dem Kind darum, die kindlichen

Grundbedürfnisse zu beachten. Sicherheit und Vertrauen bekommen die Kinder in erster

Linie durch die intensive Zuwendung in den jeweiligen Pflegesituationen. Pikler zeigt, dass

Füttern, Baden, An- und Ausziehen Ereignisse sein können, bei denen der Säugling von

Anfang an ein aktiv Teilnehmender sein kann. Die Pflege wird zu einem Zusammensein,

das Gelegenheit zu Kommunikation und Kontakt bietet, der auf der Beobachtung der

Signale beider Seiten beruht. Diese Zeit bezeichnet Emmi Pikler als besondere Zeit der

Zuwendung und als Zeit der ungeteilten Aufmerksamkeit, die dem Kind geschenkt wird.

Der Erwachsene teilt dem Kind jeden „Handgriff“ mit Worten mit, und wartet den nächsten

Schritt der Bereitschaft des Kindes ab. Bald darauf arbeitet das Kind schon selbstständig

mit z.B., in eine Hose zu schlüpfen. 23

Das Kind selbst gibt durch seine Mithilfe das Zeitmaß vor. Die Pflegehandlungen erfolgen

dabei immer in einer Gleichmäßigkeit, so dass das Kind dadurch Sicherheit, Vertrauen

und Orientierung gewinnt und so zu einem aktiven Partner wird. Nebenbei wächst das

Vertrauen des Kindes in die Pflegeperson. In dieser intensiven Zeit des Zusammenseins,

das von Respekt, Zuwendung und Achtsamkeit geprägt ist, spürt das Kind auch die

einfühlsamen Berührungen der Pflegeperson. 24

Die Pikler-Sichtweise zeigt also den hohen Stellenwert von alltäglichen Pflegetätigkeiten

wie Waschen, Baden, Wickeln, An-und Ausziehen. Sie sollen nicht zu einem kriegerischen

Ereignis zwischen Erwachsenem und Kind ausarten, sondern als etwas Schönes erlebt

werden. Die Zeit der Pflege ist daher nicht nur eine Notwendigkeit der Hygiene, vielmehr

ist sie ein ereignisreiches Zusammensein. 25

22� Vgl. ebd.23� Vgl. Ostermayer (2013), S. 19f24� Vgl. Ostermayer (2013), S. 19ff25� Vgl. ebd.

15Seite von 49

Page 16: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Nur im Vertrauen geliebt zu sein kann das Kind nach der Pflege wieder in Ruhe

experimentieren und motorische Fähigkeiten ausprobieren. Die Erfahrungen der

Kinderärztin zeigen, dass sich Ereignisse, die sich täglich wiederholen und im Leben des

Säuglings eine wichtige Rolle spielen, so geschehen können, dass sie mit Freude

verbunden sind und die Beziehung bereichern. Das Kind steht mit dem Erwachsenen

ständig in einer Wechselbeziehung, weil es angemessene und zum Mitmachen einladende

Pflege braucht, jedoch gelegentlich unabhängig sein muss. Kinder brauchen eine

liebevolle, achtsame, interaktive Beziehung und praktische Pflege in Form von Essen,

Schutz und Körperpflege. Sie brauchen jedoch auch Unabhängigkeit, um zu lernen wozu

ihr Körper in der Lage ist. 26

Die Pflege eines Kindes ist in den Augen von Emmi Pikler ein sehr wichtiger Aspekt. Sie

stellt nicht nur eine Art Erziehung dar, sondern baut auch eine wichtige Beziehung

zwischen Mutter und Kind auf, in der sich das Kind autonom und frei entfalten kann, was

somit die Grundlage für eine freie Bewegungsentwicklung ist.

(a) (b)

Abb.2: Beziehungsvolle Pflege von Geburt an. (a) 2 Tage alt (b) 2 Monate alt. Foto: M.Stücklschweiger

26� Vgl. Petrie, Owen (2006), S. 41ff

16Seite von 49

Page 17: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Säuglings- und Kleinkinderheim Lóczy

Im Jahr 1946 gründete Emmi Pikler das Kinderheim Lóczy, benannt nach der Lóczystraße

in Ungarn, in der sich diese Einrichtung befand. Diese wurde damals für Kleinkinder

gegründet, die langfristige Betreuung und Pflege brauchten. Vorwiegend wurden

Neugeborene aufgenommen, deren Mütter an Tuberkulose im Wochenbett verstorben

waren und aus anderen Gründen nicht in anderen Familien aufgenommen werden

konnten. Insgesamt gab es im Lóczy 70 Plätze, wobei die Kinder durchschnittlich bis zu

zweieinhalb Jahren im Säuglingsheim blieben. 27

Für eine gute Zusammenarbeit zwischen Kind und Pflegerin war es Emmi Pikler auch

wichtig, dass die Kinder immer die gleiche Bezugsperson bzw. Pflegerin hatten und diese

nicht regelmäßig ausgewechselt wurden. Um in der Pflege genug Zeit zu haben, betreute

eine Pflegerin nur neun Kinder. 28

Den Kindern im Lóczy wurde der notwendige Raum und Platz zum Spielen und

ausreichende Ruhe zum Schlafen gegeben. So wurde darauf geschaut, dass jedes Kind

auf einer geeigneten Unterlage (Matratze) mit genügend Platz für seinen individuellen

Bewegungsfreiraum schlief. Es sollte keine nachgiebige, weiche Unterlage sein und es

wurde ohne Kissen geschlafen. 29

Außerdem achtete Emmi Pikler bereits beim Neugeborenen darauf, dass die Kleidung die

Bewegungen von Kopf, Hals, Rumpf und Armen nicht beeinträchtigte und somit die

Bewegungsfreiheit ermöglichte.30

27� Vgl. Pikler (2001), S. 2428� Vgl. ebd.29� Vgl. Pikler (2001), S. 3030� Vgl. Pikler (2001), S. 28

17Seite von 49

Page 18: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Bewegung, ein kindliches Bedürfnis

Ein neugeborener Säugling beobachtet zunächst einmal seine Umgebung, bevor er das

erste Mal seine eigenen Hände entdeckt. Am Anfang wird er eher seine Hände durch

Zufall entdecken, dann wird er immer gezielter auf seine Hände blicken und seinen

Bewegungen folgen, bis er begreifen wird, dass ein direkter Zusammenhang zwischen

sich selbst und seinen Bewegungen entsteht. 31

Nach dem Entdecken der Hände folgt das Entdecken eines interessanten Gegenstandes,

den er anfangs neugierig beobachten und anschließend danach greifen wird. Mit der Zeit

wird er immer mehr Gegenstände entdecken und erforschen und diese mit dem Mund und

den Händen ertasten. Das Kind erfährt über das „Be-greifen“, wie sich ein Gegenstand

anfühlt und welche Dinge es damit ausprobieren kann. Der Körper des Kindes wird dabei

zum Bindeglied dieser Informationen. Durch die Körperbewegung erfährt das Kind

Informationen aus seiner Umwelt. Je älter das Kind wird, desto mehr wird es von seiner

Umwelt und seinen Bewegungsmöglichkeiten lernen und mit der Zeit seine

Selbstständigkeit erlangen. Das Kind gewinnt durch die Bewegung Selbstvertrauen,

handelt eigenverantwortlich und bewegt sich aktiv hin zu einem gewissen Grad an

Unabhängigkeit. Das gelingt, wenn dem Kind eine Umgebung bereitet wird, in der es frei

forschen kann und in der sich ihm viele Möglichkeiten für Erforschen und Entdecken

bieten. Durch seinen eigenen Unternehmungsgeist begreift der Säugling, dass er

bestimmte Handlungskompetenzen erlernen kann. 32 Von großer Bedeutung ist, dass das

Kind das Gefühl bekommt, die einzelnen „Lebensaufgaben“ aus eigener Initiative heraus

gemeistert zu haben. Das Bewusstsein, das erste Mal etwas selbst aus eigener Kraft

geschafft zu haben, wofür es sonst Hilfe gebraucht hätte, ist zum einen die notwendige

Motivation und zum anderen die Bestätigung, selbst Fähigkeiten in sich zu haben. So wird

das Kleinkind erneut Anforderungen ausprobieren und seine persönlichen Möglichkeiten

entdecken. Nicht zu vergessen ist, dass die Bewegung eine Art von Kommunikation

darstellt. Sie ist Mittel des Ausdruckes und der Verständigung. Wenn das Kleinkind durch

die Sprache seine Bedürfnisse und Wünsche noch nicht all zu gut vermitteln kann,

versucht es, seine Befindlichkeiten über den Körper zum Ausdruck zu bringen. Ohne

31� Vgl. Kallo, Balog (1996)32� Vgl. Zimmer (1999)

18Seite von 49

Page 19: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Bewegung wäre das Kind sehr eingeschränkt, sich mit seiner Umwelt auseinander zu

setzen. 33

Die freie Bewegungsentwicklung

Die geschaffenen Rahmenbedingungen im Heim ermöglichten Emmi Pikler die

frühkindliche Entwicklung genau zu dokumentieren und zu analysieren. In den ersten drei

Lebensjahren der Bewegungsentwicklung wurde das Kleinkind beobachtet und studiert,

zusätzlich mit Zeichnungen dokumentiert und fotografisch festgehalten. Ihre Fähigkeit zur

genauen Beobachtung führte zu neuen Erkenntnissen über die Kompetenz und

Bedürfnisse des Kindes.

Die Beobachtungen wurden nach einer vorgegebenen Methode durchgeführt. Der

Beobachter notierte 30 Minuten lang mit der Genauigkeit einer Viertelminute die Position

des Kindes und dessen Positions- und Platzwechsel. Wobei sich der Säugling bzw. das

Kleinkind immer auf seinem gewohnten Platz unter den anderen Kindern befand. Zur

Kontrolle der Aufzeichnungen wurden selektiv Parallelaufzeichnungen einer zweiten

Pflegerin durchgeführt. 34

Unter der Leitung von Emmi Pikler war die wesentliche Prämisse, dass die Kinder in der

Bewegungsentwicklung in keine Position gebracht wurden, die sie selbst noch nicht in der

Lage waren auszuüben. Die Kinder wurden auch nicht ermutigt oder animiert, eine

Bewegung zu vollbringen, die sie selbstständig noch nicht ausführen konnten. Die

Säuglinge wurden immer in ihre Grundposition auf dem Rücken liegend gebracht, sei es

zum Schlafen oder Spielen. Auch wurden sie am Rücken liegend im Arm getragen und nur

für ein paar Minuten zum Aufstoßen aufrecht gehalten, wobei der Kopf und der Rücken gut

gestützt wurden. 35 Nachdem sich ein Kind von selbst in eine neue Position gebracht hatte,

wurde es wieder in die Ausgangsposition, die Rückenlage, gebracht. 36

33� Vgl. Zimmer (1999)34� Vgl. Pikler (2001), S.44 ff35� Vgl. ebd. 36� Vgl. ebd.

19Seite von 49

Page 20: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Grund für das oben genannte Verhalten war es zu vermeiden, dass ein Kind Positionen

oder Lagen lernte und einnahm, in die es von selbst nicht kam und immer wieder

Hilfestellungen von einem Erwachsenen benötigen würde. Dadurch war man als

Erwachsener nicht direkt bei einem Bewegungsversuch behilflich und man achtete darauf,

das Kind nicht indirekt zu bestimmten Bewegungen anzuregen.

Damit auch die Eltern der Kinder die richtige Vorgehensweise im Umgang mit dem Kind

kennenlernten, wurden auch diese in die Pikler – Pflege mit einbezogen.

Der Säugling bewegt sich vorerst einmal auf dem Rücken liegend, dann dreht er sich zur

Seite und bewegt sich von Mal zu Mal hin und her, beginnt zu rollen, zu robben und zu

krabbeln und setzt sich stufenweise auf. Dann zieht er sich auf die Knie und stellt sich

während des Festhaltens auf. Darauffolgend lernt er zu stehen, ohne sich festhalten zu

müssen und vermag aus eigener Entscheidung intuitiv zu gehen. Erstmals wagt er einige

wenige Schritte, lernt dann aber innerhalb weniger Wochen zu gehen. 37

Körpergröße und Körpergewicht eines Kindes verändern sich stark in den ersten beiden

Lebensjahren. In dieser Zeit lernt ein Kind auch, sich eigenständig fortzubewegen.38 Beim

Vergleich zweier unterschiedlich schnell entwickelter Kinder konnte Pikler aufzeigen, dass

sich auch das „entwicklungsverzögerte“ Kind genauso gut entfaltete wie das „normale“,

wenn man ihm genug Zeit gab.

Die Daten in Emmi Piklers Studie basieren auf 722 Kindern, 346 Jungen und 376

Mädchen in der Zeit von 1946 bis 1963. Alle Kinder hatten zu dieser Zeit ein gesundes

Nervensystem und waren normal entwickelt. Alle Kinder der Studie wurden vor dem

vierten Lebensmonat in das Lóczy aufgenommen und blieben mindestens drei Monate im

Heim.39

Die Kinder wurden immer auf den Rücken bzw. die Position gelegt, die sie täglich

benutzten. Alle Positions- und Platzwechselbewegungen begannen und beendeten die

37� Vgl. Gilles- Bacciu, Heuer (2015), S. 4538� Vgl. Pikler (2001), S. 41f39� Vgl. Gilles- Bacciu, Heuer (2015), S. 45

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Page 21: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Kinder selbstständig, aus eigener Initiative. Beobachtet wurden die Bewegungen der

Kinder in der Zeit, die sie mit freiem Spielen verbrachten.

Folgende Stufen der motorischen Bewegungsentwicklung wurden dabei registriert und

dokumentiert:

1. Der Säugling dreht sich vom Rücken auf die Seite.

2. Der Säugling dreht sich auf den Bauch.

3. Der Säugling dreht sich vom Bauch wieder zurück auf den Rücken.

4. Der Säugling kriecht auf dem Bauch.

5. Der Säugling krabbelt (auf den Händen und Knien nach vorne).

6. Der Säugling setzt sich auf.

7. Der Säugling setzt sich zum Kniestand auf.

8. Der Säugling steht auf.

9. Der Säugling geht die ersten freien Schritte.

10. Der Säugling geht sicher, aus eigener Initiative. 40

Im Folgenden sollen nun die einzelnen Schritte der Bewegungsabläufe, die aus eigener

Initiative geschehen, näher beschrieben werden:

1. Die Rückenlage

Um dem Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt die Möglichkeit zu geben, sein

Gleichgewicht selbst zu finden, legt man den Säugling in die Grundlage, „Die Rückenlage“.

In dieser Position fühlt sich das Neugeborene in der Regel wohl. Die Arme und Beine

können sich sehr gut frei bewegen und werden von Mal zu Mal zielgerichteter und auch

lebhafter. Mediziner argumentierten oftmals, dass sich das Becken in der Bauchlage

besser ausbilden könne als in der Ausgangslage auf dem Rücken. Doch Emmi Pikler

konnte durch ihre Dokumentationen festhalten, dass es für die Ausbildung des Beckens

keine Rolle spielt, in welcher Position der Säugling liegt. 41 Das Neugeborene ist von

40� Vgl. Pikler (2001), S. 3641� Vgl. Pikler (2001), S. 191f

21Seite von 49

Page 22: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Anfang an im Stande, seinen Rumpf von einer Seite zur anderen zu drehen und auch von

der Unterlage abzuheben. Die Arme und Beine des Babys werden immer muskulöser, so

dass es diesem irgendwann gelingt, sich von der Unterfläche abzustoßen. Dies sind

schon die ersten Zwischenschritte, die der Säugling macht, um sich mit kleinen

Schrittbewegungen vom Platz im Kreis zu drehen. 42

(a) (b)

Abb.3: (a) Rückenlage (3 Monate) und (b) Seitenlage (3,5 Monate). Fotos: M.Stücklschweiger

2. Die Lage auf der Seite

Wenn der Säugling das Becken und den Schultergürtel von der Unterlage etwas

wegdrehen kann, kommt es zur ersten Rotationsbewegung der Wirbelsäule. Das

wiederholte Hin - und Zurückdrehen spielt eine wesentliche Rolle für die Kräftigung der

Rumpfmuskulatur und für das Trainieren des Gleichgewichts. Mit Hilfe von Armen und

Beinen gelingt es dem Kind schließlich, das Gleichgewicht zu halten und sich komplett auf

die Seite zu drehen. Der Säugling ist in dieser Lage fähig, den Kopf und den Rumpf nach

vorne oder hinten zu bewegen und den Kopf für geringe Zeit anzuheben. 43

Durch die Drehung des Kopfes, der Arme und Beine und des Beckens vermag sich der

Säugling schließlich mit einem Schwung auf den Bauch zu wenden. 44

3. Die Lage auf dem Bauch

42� Vgl. ebd.43� Vgl. Pikler (2001), S. 195f44� Vgl. Pikler (2001), S. 195f

22Seite von 49

Page 23: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Spielt das Kind in der Seitenlage, kann es passieren, dass es während des

Experimentierens sein Gleichgewicht verliert und auf den Bauch fällt. Oftmals gerät ein

Arm unter den Rumpf des Säuglings, was zunächst für das Kind als sehr unangenehm

erscheint. Durch leichte Unterstützung dreht man es in die Ausgangslage auf den Rücken

zurück. Nach kurzer Zeit wird sich der Säugling wieder in die Bauchlage drehen. Je öfters

das Kind die Bauchlage einnimmt und übt, desto mehr wird es sich an seine neue Position

gewöhnen.45

Kann der Säugling sich in der Bauchlage auf beiden Händen abstützen und seinen Kopf

und seinen Brustkorb anheben, kann er seinen Kopf sicher halten. Er kann seine Position

jederzeit ändern, und sich wieder in Bauch - oder Rückenlage zurücklegen. Später gelingt

es dem Säugling, sich auch zu rollen. Auch so kann er sich einen großen Platzwechsel

verschaffen. Nicht nur durch Rollen oder Wälzen kann sich der Säugling eine neue

Position verschaffen, er kann durch das sogenannte „Kreisrutschen’“ auf dem Bauch

liegend seinen Platz wechseln. Der auf dem Bauch liegende Säugling setzt seine

aufgestützten Unterarme, um seine Achse kreisend, abwechselnd weiter. 46 Auch das

Kriechen oder Robben auf dem Bauch dient zur Fortbewegung des Säuglings. Der

Säugling kriecht, ohne seinen Bauch von der Unterlage abzuheben, sich mit seinen

Unterarmen ziehend nach vorne. Dabei schiebt er sich auch mit seinem gebeugten Knien

nach vorne. Das Kriechen auf dem Bauch kann zu einer recht schnellen Bewegung

werden. 47

a) (b)

Abb.4: (a) Bauchlage (4 Monate) und (b) Kriechen auf dem Bauch (5 Monate). Fotos:

M.Stücklschweiger

45� Vgl. Pikler (2001), S. 197ff46� Vgl. ebd.47� Vgl. ebd.

23Seite von 49

Page 24: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

4. Vom Ellbogenstütz bis zum Knie- Händestütz

Der Ellbogenstütz ist der erste Schritt des Aufsetzens und entsteht vorwiegend aus der

Seitenlage. Der Kopf des Säuglings ist in der Position frei beweglich und der Rumpf kann

vom Kind nach vorne oder hinten gedreht werden. Der Oberarm und das obere Bein sind

frei beweglich und werden vom Säugling benutzt, um sich im Gleichgewicht zu halten. Aus

dieser Position ist es dem Kind möglich, sich wieder zurück in die anderen Positionen zu

drehen. Wenn das Kind fähig ist, seinen Oberkörper mit ausgestrecktem Arm auf der Hand

abzustützen und sich der Schwerpunkt somit auf eine Gesäßhälfte verlagert, wird es als

„abgestützter Seitsitz“ bezeichnet. Aus dieser Lage wiederum ist es dem Kind möglich, in

den Hand-Kniestütz zu wechseln. 48 Beim Knie-Händestütz ist der Rumpf des Kleinkindes

parallel vom Boden abgehoben und das Kind stützt sich hier mit seinen Händen und Knien

ab. Mit Schaukelbewegungen nach vor und zurück erprobt es sein Gewicht zu verlagern. 49

In dieser Position beginnt das Kind auf Händen und Füßen zu krabbeln. Auch ist dies die

Ausgansstellung bis zum Gehen. Kinder halten sich oftmals auch im „Vierfüßlerstand“

während des Spielens auf, auch wenn sie schon gehen können. Auch ist es die

Ausgangsposition, wenn das Kind zu hocken beginnt. 50

Abb.5: Krabbeln (8 Monate). Foto: M.Stücklschweiger

5. Die Bärenstellung51

48� Vgl. Pikler (2001), S. 203ff49� Vgl. Pikler (2001), S. 203ff50� Vgl. Pikler (2001), S. 203ff51� Vgl. Pikler (2001), S. 213

24Seite von 49

Page 25: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Die Bärenstellung ist neben den anderen genannten Positionen eine weitere, in dem es

dem Kind möglich ist sich fortzubewegen. Das Kleinkind stützt sich auf seinen Händen und

Fußsohlen ab, hält währenddessen aber seine Arme und Beine ausgestreckt. Oft sieht

man Kinder in dieser Position, wie sie ihre Köpfe auf dem Boden abstützen, da der Kopf in

dieser Position tiefer liegt als sonst. Das Kind bewegt sich wie beim Krabbeln in dieser

Position vorwärts, nur dass seine Knie den Untergrund nicht berühren. Aus dieser Position

gelangt das Kind in die Hocke, aber auch in den oben genannten Knie - Händestütz. 52

6. Vom Hocken bis hin zum Sitzen

Wenn sich das Kind bei gebeugten Hüft - und Kniegelenken über den Fußsohlen

ausbalanciert, spricht man vom Hocken des Kindes. Meistens ist der Rumpf leicht nach

vorne geneigt, die Kopfhaltung wird durch die Blickrichtung des Kindes bestimmt.

Während die Beine leicht gespreizt und die Füße nach vorne gerichtet sind, berührt das

Gesäß des Kindes den Untergrund nicht. 53 Die Arme nimmt das Kind oft als Unterstützung

zum Ausbalancieren in dieser Stellung dazu. Aus dieser Haltung gelangt das Kind dann

zunächst in die Position des Sitzens und Stehens. 54 Wenn das Kind den Rumpf über den

Sitzbeinhöckern ausbalanciert, befindet es sich in der Sitzposition. Ist das Becken über

den Sitzbeinhöckern aufgerichtet, kann das Kind schon sehr gut sitzen. Würde es auf

einem Hocker sitzen oder auf einer Erhöhung, bekommt es durch die Berührung der

eigenen Fußsohlen ein Gefühl von Sicherheit im Sitzen. (So kann es das Gleichgewicht

besser halten). Kinder, die das Sitzen schon gelernt haben, stützen sich dennoch

manchmal bei Gelegenheit mit einer Hand am Boden ab. Es gibt unterschiedliche

Möglichkeiten des Sitzens. Dies wird durch die Lage oder Stellung der Beine

unterschieden. 55 Die Kinderärztin Emmi Pikler unterscheidet zwischen richtigem und

schlechtem Sitzen. Ist der Rücken ganz gerade, der Bereich um das Kreuzbein herum

gestreckt und das Gewicht auf die Sitzhöcker verlagert, so bezeichnet sie das Sitzen als

„richtiges Sitzen“. So sitzt das Kind nicht nur ökonomisch, sondern es kann sich bequem

bewegen und ermüdet nicht so schnell. 56 Man unterscheidet zwischen Fersensitz, wobei

52� Vgl. Pikler (2001), S. 213ff53� Vgl. Pikler (2001), S. 220f54� Vgl. Pikler (2001), S. 220f55� Vgl. Pikler (2001), S. 224ff56� Vgl. Pikler (2001), S. 224f

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Page 26: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

das Kind auf den Knien gebeugt mit seinem Gesäß auf den Fersen sitzt, dem Seitsitz, dies

erfolgt, wenn beide Füße zur selben Seite geneigt sind und dem Langsitz, wenn beide

Beine gespreizt oder geschlossen nach vorne ausgetreckt sind. Man spricht vom Sitzen

des Kindes, wenn es sich aus eigener Kraft aufsetzen oder hinsetzen kann, ohne dabei

jegliche Unterstützung von außen zu bekommen oder sich mit Händen oder dem Rücken

abstützen muss. 57

Abb.6: Sitzen (10 Monate) Foto: M.Brandstätter

7. Der Kniestand

Im Kniestand befindet sich das Kind, wenn es seinen Rumpf aufgerichtet hat und über

den Knien ausbalanciert, die Füße und Zehen unterstützen das Kind hierbei. Der Kopf ist

in dieser Position aufrecht gehalten. Am Anfang hält sich das Kind womöglich noch mit

den Händen fest, schließlich lernt es aber freihändig zu knieen. 58 Vom Kniestand aus

kann das Kind abwechselnd seine Knie belasten und auch so kann es zu einer

Vorwärtsbewegung gelangen. Meistens setzt sich das Kind auf seine Fersen, und

verlagert auf diese Weise sein Gleichgewicht auf sein Gesäß. Würde das Kind an einem

stabilen Gegenstand Halt suchen, könnte es sich aufrichten und sich später wieder in den

Kniestand zurück begeben. Würde das Kind in den „Ein - Bein Kniestand gelangen, würde

es sich auf das am Boden befindliche Knie abstützen. 59

57� Vgl. ebd.58� Vgl. ebd.59� Vgl. Pikler (2001), S. 213ff

26Seite von 49

Page 27: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abb.7: Kniestand (12 Monate) Foto: M.Stücklschweiger

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Page 28: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

8. Vom Stehen bis hin zum ersten Schritt

Die ersten Versuche des Stehens sind meistens zeitgleich mit dem Aufsetzen des Kindes

zu beobachten. Ein Kind steht, wenn es sich teilweise oder ganzheitlich über seinen

Fußsohlen ausbalanciert und aufgerichtet hat. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren,

hält sich das Kind am Beginn noch fest. In dieser Position übt es noch das Beugen und

Strecken der Knie und Hüftgelenke. Das Kind steht zuerst einmal mit breiten Beinen „da“,

die Knie und Hüftgelenke sind ein wenig gebeugt, die Füße sind hier leicht nach außen

gestellt. Die Füße richten sich erst nach vorne, wenn es die Knie- und Hüftgelenke

gestreckt hat und die Beine schließen kann. 60 Wenn das Kind von selbst aufstehen und

sein Gleichgewicht halten kann, und in dieser Position seine Arme, Beine, seinen Rumpf

und Kopf frei bewegen kann, dann spricht man davon, dass das Kind stehen kann. Aus

dem Stehen heraus kann das Kind sich in die Position des Hinhockens und Hinkniens

begeben oder auch in den Bärenstand, sich aufsetzen und aufstehen. Das Stehen selbst

übt das Kind von Mal zu Mal, auch dies braucht seine Zeit. 61 Beim Üben der Position hält

sich das Kind immer weniger fest. Hat es die Sicherheit erlangt, probiert es die ersten

Schritte auf die Seite. Immer noch hält es sich zu dieser Zeit an festen Gegenständen fest.

Zu diesem Zeitpunkt hält sich das Kleinkind trotzdem noch sehr gerne zum Spielen auf

dem Boden auf, da es sich in dieser Position schon weitaus sicherer fühlt und die Hände

frei zum Spielen hat. 62

(a) (b)Abb.8: Stehen mit Festhalten, (a) 13 Monate, (b) 16 Monate; Foto: M. Stücklschweiger

60� Vgl. Pikler (2001), S. 229ff61� Vgl. ebd.62� Vgl. ebd.

28Seite von 49

Page 29: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Allmählich benötigt das Kind nicht mehr die Hilfe eines festen Gegenstandes, um sich

aufzustellen, es richtet sich aus der Position des Krabbelns über den Bärenstand zum

Stehen auf. Das Kind beginnt zu gehen, wenn es seinen Rumpf aufrichtet, und sein

Gleichgewicht bei jedem Schritt auf den einen und dann wieder den anderen Fuß

verlagert. Es wird auch dann vom selbstständigen Gehen gesprochen, wenn das Kind aus

eigener Initiative eine Treppe hinauf und hinunter steigen kann. Anfangs wird es immer mit

Nachstellschritten gehen, wenn es dann sicherer ist, wird es Schrittwechsel anwenden.

Die ersten freien Schritte des Kindes erfolgen meistens breitbeinig mit sehr kleinen

Schritten. Oftmals finden die ersten autonomen Schritte mit einem Spielzeug in der Hand

statt, als würde es ihm die Sicherheit verschaffen, daran Halt zu finden . 63 Wenn das Kind

problemlos seine Richtung ändert oder stehen bleibt, und mit einer Leichtigkeit weitergeht,

um sein gewünschtes Ziel zu erreichen ohne sich ausschließlich auf seine Schritte zu

konzentrieren, erst dann spricht man wirklich davon, dass das Kind frei und sicher gehen

kann. 64

Abb.9: Freies Gehen (17 Monate); Foto: M. Stücklschweiger

63� Vgl. Pikler (2001), S. 230f64� Vgl. ebd.

29Seite von 49

Page 30: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abb.10: Zusammenfassender Verlauf der selbstständigen Bewegungsentwicklung 65

Pikler Spielraum und Material

Damit sich die Kinder möglichst unabhängig und frei bewegen konnten, wurde ihnen eine

Umgebung geschaffen, die ihnen den notwendigen Rahmen dazu gab. Dabei sollte die

Umgebung den Forschungsdrang des Kindes unterstützen und entsprechend der

Entwicklungsebene angepasst sein. Das bedeutete, dass die Entwicklungsebene der

Raum war, in dem sich die Säuglinge und Kleinkinder gemeinsam aufhielten, spielten,

lernten und sich entfalteten. Gerade im motorischen Bereich gabt es eine

Entwicklungsspanne von bis zu 36 Monaten, in der die Kinder vor allem motorisch

verschiedene Bewegungsformen durchliefen. Der Spielraum war eine Art (Selbst-)

65� Vgl. Pikler (2001), S. 35

30Seite von 49

Page 31: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Erfahrungsraum, in dem sich die Säuglinge entwickelten und bewegten; in der ersten

Entwicklungsphase häufig auf dem Boden liegend, robbend oder krabbelnd. Dort erlernten

aber auch Kinder das Gehen und Laufen. Somit war es wichtig, den Raum für die

unterschiedlichen Entwicklungsbedürfnisse abzutrennen und entwicklungsgemäß zu

gestalten, wenn die Kinder in nur einem Raum beobachtet werden konnten. 66

Um die Räume ein wenig abzutrennen, verwendete man in der Pikler - Pädagogik

sogenannte Spielgitter, die dabei halfen, einzelne Bereiche im Spielraum abzutrennen. So

konnte man durchaus für Säuglinge, die noch hauptsächlich auf dem Boden lagen, einen

geschützten Bereich schaffen. Es ging aber nicht nur vorwiegend um den Schutz, der

dadurch für die Kleinsten geschaffen wurde, sondern vielmehr auch darum, dass sich die

Kinder, die einen größeren Bewegungsradius brauchten, frei bewegen konnten, ohne

ständig von den Kleinen behindert zu werden. Selbst der Wickeltisch war mit einem Gitter

umrahmt, welches dem Kind auf der einen Seite den Schutz gab, nicht hinunter zu fallen,

auf der anderen Seite unterstützte der Wickelaufsatz das Kind, sich in die gewünschte

Körperposition zu bringen, in der es „ohne Gefahr“ gewickelt und gepflegt werden mochte.

Der Wickelaufsatz unterstützte das Kind somit in seiner Selbstwirksamkeit und

Eigenständigkeit. 67

Der Spielraum sollte im allgemeinen als Orte dienen, an dem sich Kinder wirklich frei

entfalten konnten, wofür sie Lust hatten und wozu sie in ihrer Entwicklung auch bereit

waren. Im Allgemeinen war der Pikler Spielraum ein vorbereiteter Raum, in dem Kinder

weder in ihrem Spiel maßgeregelt, noch angeleitet wurden. Im Spielraum hatten Eltern von

Anfang an die Möglichkeit, ihre Kinder als eigenständige Person zu erleben. 68

Aus einem inneren Impuls heraus wendeten sich die Kinder irgendwann dem Material zu,

das sie interessierte. Eine eigene Entscheidung treffen zu können ist eine wesentliche

Erfahrung, von der jeder Mensch in seinem Leben profitiert. Diese Selbstbestimmtheit

offenbarte die individuelle Kreativität jedes Kindes, ist eine Herangehensweise, die das

Selbstgefühl und die persönliche Zufriedenheit stärkte. Kinder lernten Ausdauer zu

entwickeln, sich konzentriert auf Prozesse einzulassen, flexibel mit Schwierigkeiten

66� Vgl. Pikler (2013), S. 21f67� Vgl. Pikler (2013), S. 21ff68� Vgl. Steinschulte (2011), S. 77f

31Seite von 49

Page 32: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

umzugehen und die eigene Wirksamkeit zu erfahren. Dadurch wurden sie geschickter,

sicherer und lernten sich gut einzuschätzen. Im vorbereiteten Raum fand das Kind die

nötige Sicherheit und Ruhe, die es brauchte, um sich in ein Spiel vertiefen zu können. Die

Eltern dienten als Beobachter und gaben ihrem Kind ein Gefühl der Sicherheit und wurden

als wichtige Bezugsperson gesehen, wenn es Hilfe wirklich brauchte. 69

Nachdem für Emmi Pikler die Autonomie, Individualität und Persönlichkeitsentfaltung des

Kindes an erster Stelle stand, sollte das Spielmaterial so angeboten werden, dass sich die

Kinder selbst damit auseinandersetzen konnten, ohne auf die Unterstützung des

Erwachsenen angewiesen zu sein. Material zum Spielen könnte dem Säugling ab dem

dritten Lebensmonat angeboten werden. Die Sicherheit, welches Material ausgesucht

wird, spielte eine wichtige Rolle, nachdem die Säuglinge anfangs sehr viel Material mit

dem Mund ertasteten und erforschten. Somit waren einfache Gebrauchsgegenstände wie

Dosen, Körbe oder Papprollen sehr gut als Spielsachen geeignet. Auch gab es

spezifisches Pikler- Spielmaterial wie zum Beispiel bunte kleine Tücher, Filz - oder

Weidenbälle.70

69� Vgl. Steinschulte (2011), S. 77f70� Vgl. Pikler, (2013), S. 24f

32Seite von 49

Page 33: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abb.11: Spielraum und Materialien Foto: M. Stücklschweiger

33Seite von 49

Page 34: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Der Kinderärztin war es von großer Bedeutung, das Spielfeld der Kinder überschaubar zu

halten. Das Spielmaterial sollte immer wieder aufs Neue geordnet werden. Nachdem sich

das Kind eine gewisse Zeit mit dem Material beschäftigte, sollte man als Erwachsener

beobachten, wann ein Gegenstand für das Kind uninteressant wurde.

Dann sollte das Material in gewissen Abständen neu geordnet oder durch neue Impulse

ersetzt werden. Wichtig ist dennoch, dass den Kindern genug Zeit gegeben wurde, um

sich in Ruhe mit einem Gegenstand oder Material zu beschäftigen. 71

Beobachtungsergebnisse

Die im Lóczy im Rahmen der Beobachtungsstudie von Emmi Pikler gewonnenen Daten

werden in die bereits im Kapitel 4 beschriebenen 10 Bewegungsentwicklungsphasen des

Kleinkindes aufgeteilt:

1. Es dreht sich von der Rückenlage auf die Seite (und zurück).

2. Es dreht sich von der Seite auf den Bauch.

3. Es dreht sich vom Bauch wieder zurück in die Rückenlage.

4. Es kriecht auf dem Bauch.

5. Es krabbelt auf den Knien und Händen.

6. Es setzt sich auf.

7. Es richtet sich zum Kniestand auf und lässt sich wieder nieder.

8. Es steht auf und lässt sich wieder nieder.

9. Es fängt an die ersten freien Schritte freihändig zu gehen.

10. Es geht frei und sicher. 72

71� Vgl. Pikler, (2013), S. 24f72� Vgl. Pikler, (2001), S. 36ff

34Seite von 49

Page 35: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

In den folgenden Abbildungen 12 – 14 wird ein umfassenderer Überblick über das

Erreichen der einzelnen Stufen der Bewegungsentwicklung in Abhängigkeit vom Alter der

Kleinkinder dargestellt.

Betrachtet man in Abb. 12 die ersten drei Bewegungsentwicklungsstufen, so erkennt man,

dass sich drei von vier Kindern ohne Hilfestellung einer Pflegerin nach 32 Wochen vom

Rücken auf den Bauch und wieder zurück drehen können. 90% der Kinder haben nach 23

W o c h e n d i e B e w e g u n g s e n t w i c k l u n g s s t u f e 1 , n a c h 3 0 W o c h e n d i e

Bewegungsentwicklungsstufe 2 und nach 37 Wochen die Bewegungsentwicklungsstufe 3

erreicht. Aus dem Diagramm ist auch die kontinuierliche Reihenfolge der einzelnen

Entwicklungsstufen erkennbar. 73

Abb. 12: Die prozentuelle Verteilung des Alters, in dem die Bewegungsentwicklungsstufen „dreht sich auf die Seite“ (Stufe 1), „dreht sich auf den Bauch“ (Stufe 2) und „dreht sich vom Bauch zurück“ (Stufe 3) erreicht wurden. (modifiziert M. Stücklschweiger)

Der zeitliche Verlauf der drei Bewegungsentwicklungsstufen 4 bis 6 ist in Abb. 13

dargestellt. Hier fällt auf, dass die Bewegungsentwicklungsstufen 5 („krabbelt auf den

Knien und Händen“) und 6 („setzt sich auf“) bei den untersuchten Kindern mit geringen

Schwankungen nahezu zeitgleich erfolgt. 90% der Kinder haben nach 47 Wochen die

Bewegungsentwicklungsstufe 4, nach 55 Wochen die Bewegungsentwicklungsstufe 5 und

nach 54 Wochen die Bewegungsentwicklungsstufe 6 erreicht.

Abb. 13: Die prozentuelle Verteilung des Alters, in dem die Bewegungsentwicklungsstufen „kriecht auf dem Bauch“ (Stufe 4), „krabbelt auf Knien und Händen“ (Stufe 5) und „setzt sich auf“ (Stufe 6) erreicht wurden. (modifiziert Marlies Stücklschweiger)

73� Vgl. ebd.

35Seite von 49

Page 36: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Auch bei Entwicklungsstufen 7 bis 10 ist eine kontinuierliche Reihenfolge der einzelnen

Stufen erkennbar (Abb. 14). 90% der Kinder haben nach 54 Wochen die

Bewegungsentwicklungsstufe 7 („richtet sich zum Kniestand auf“) und nach 60 Wochen

die Bewegungsentwicklungsstufe 8 („steht auf“) er re ich t . Auch be i de r

Bewegungsentwicklungsstufe 7 ist erkennbar, dass es hier teilweise eine zeitliche

Überschneidung mit den Bewegungsentwicklungsstufen 5 und 6 gibt. Das bedeutet, dass

die Entwicklungsstufen „krabbelt auf den Knien und Händen“, „setzt sich auf“ und „richtet

sich zum Kniestand auf“ teilweise parallel erfolgen. Zu erkennen ist auch, dass ausgehend

v o n d e r B e w e g u n g s e n t w i c k l u n g s s t u f e 8 b i s z u m E r r e i c h e n d e r

Bewegungsentwicklungsstufen 9 und 10 die größte Zeitspanne benötigt wird. 90% der

Kinder haben nach 80 Wochen die Bewegungsentwicklungsstufe 9 („unternimmt erste

freie Schritte“) und nach 84 Wochen die Bewegungsentwicklungsstufe 10 („geht sicher“)

erreicht.

Abb. 14: Die prozentuelle Verteilung des Alters, in dem die Bewegungsentwicklungsstufen „richtet sich zum Kniestand auf“ (Stufe 7), „steht auf“ (Stufe 8), „unternimmt erste freie Schritte“ (Stufe 9) und „geht sicher“ (Stufe 10) erreicht wurden. (modifiziert Marlies Stücklschweiger)

Um einen noch besseren Gesamtüberblick zu erhalten, ist das Ergebnis über die

d u r c h s c h n i t t l i c h e z e i t l i c h e A n e i n a n d e r - F o l g e d e r g e n a n n t e n

Bewegungsentwicklungsphasen in Abb. 5 dargestellt:

36Seite von 49

Page 37: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abb. 15.: Charakteristische Bewegungsphasen in Abhängigkeit vom Lebensalter der Kleinkinder (N=591).

Die untersuchten Kinder fingen im Durchschnitt mit 17 Wochen an, sich zur Seite und mit

24 Wochen auf den Bauch zu drehen. Mit durchschnittlich 29 Wochen haben die Kinder

gelernt, sich vom Bauch auf den Rücken zu drehen und mit 39 Wochen fingen sie an, auf

dem Bauch zu kriechen. Mit Knien und Hände zu krabbeln begannen sie mit 44 Wochen

und begannen sich in der gleichen Woche aufzusetzen. Die ersten freien Schritte wurden

mit 66 Wochen unternommen und mit durchschnittlich 72 Wochen gingen sie sicher.

In der Grafik erkennt man auch, dass die Standardabweichungen von den

Durchschnittswerten bis zum Ende der untersuchten Entwicklungsstufen immer größer

werden. Während die Abweichungen für den Zeitpunkt des Drehens auf die Seite +/- 4,6

Wochen, also im Ganzen 9 Wochen betrug, lagen die Abweichungen für den Zeitpunkt

des sicheren Gehens im Ganzen bei 24 Wochen, dh. insgesamt bei einem halben Jahr.

Die untersuchten 591 Kinder hatten alle ein normales Geburtsgewicht von über 2,5 kg.

Emmi Pikler untersuchte auch den Einfluss des Geburtsgewichtes auf die

Entwicklungsdaten. Zu diesem Zweck wurde die freie Bewegungsentwicklung für drei

unterschiedliche Gewichtsklassen (≤ 2kg, 2kg – 2,5kg, > 2,5kg) analysiert. In der

nachfo lgenden Abb i ldung werden be isp ie lha f t d ie Ergebn isse fü r d ie

Bewegungsentwicklungsstufe 3 „sich auf den Bauch drehen“), 6 („setzt sich auf“) und 9

(„erste freie Schritte“) dargestellt.

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Page 38: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Abb.16 a,b,c: Verteilungskurven für Bewegungsentwicklungsstufe 3 (a), 6 (b) und 9 (c) gruppiert nach drei unterschiedlichen Geburtsgewichtsklassen.

Es ist deutlich zu erkennen, dass beide Gruppen die vom Normalgewicht abweichen,

einen deutlichen Rückstand im Vergleich zur Gruppe der Kleinkinder mit Normalgewicht

besitzen. Während der Rückstand der Gruppe mit einem Geburtsgewicht größer als 2kg

und kleiner 2,5kg einen nahezu gleichmäßigen durchschnittlichen Rückstand von 3-4

Wochen besitzen, bleiben die Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2kg mit

zunehmendem Alter im Laufe ihrer Bewegungsentwicklung immer mehr hinter der Gruppe

mit normalem Geburtsgewicht zurück. In Abbildung 16 c ist zu erkennen, dass für diese

Gruppe die Verzögerung der Bewegungsentwicklung für die „ersten freien Schritte“ bis zu

17 Wochen betragen kann. Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass jedes Kind sein

individuelles Tempo in seiner Bewegungsentwicklung besitzt.

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Page 39: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

In Tabelle 1 werden Vergleiche der auf Basis der autonomen Bewegungsentwicklung von

Emmi Pikler erhaltenen Ergebnisse mit Ergebnissen anderer Studien aufgezeigt.

Tabelle 1: Vergleich der Ergebnisse unterschiedlicher Studien über den zeitlichen Verlauf

der Bewegungsentwicklung. 74

* Beim Vergleich wurden die von den Studienautoren angegebenen Kindesalter auf volle Wochen gerundet.** Aufsetzen aus der Bauchlage

Die Studie von Gesell75 zeigt bei den Bewegungsentwicklungsstufen 2, 6 und 9 gute

Übereinstimmung beim erhobenen zeitlichen Verlauf. Auch die Studie von Illingsworth für

die Bewegungsentwicklungsstufen 4 und 5 zeigt eine Übereinstimmung. Auch die Daten

der Studie von Bühler/ Hetzer weichen mit Ausnahme der Bewegungsentwicklungsstufe 1

nur geringfügig von den Piklerdaten ab. Bei Heranziehung aller Studienergebnisse ist aber

zu erkennen, dass nur zwei Bewegungsentwicklungsstufen im Lóczy später auftraten als

in den hier verglichenen Studien. Dabei handelt es sich um das „Zurückdrehen vom

Bauch auf den Rücken“ und „das Aufstehen“. Als mögliche Ursache wird von Emmi Pikler

angeführt, dass im Lóczy das Drehen vom Bauch auf den Rücken erst dann erfolgte,

nachdem sich das Kind schon vom Rücken auf den Bauch drehen konnte. Die

Verzögerung beim Aufstehen könnte darauf basieren, dass den Kindern in Lóczy eine sehr

große Krabbelfläche zur Bewegungsfreiheit zur Verfügung stand.

Kinder, die in den ersten Lebensjahren außerhalb ihrer Familien aufwachsen, leiden für

gewöhnlich an spezifischen Persönlichkeitsstörungen. Sie zeigen Oberflächlichkeit in ihren

sozialen Kontakten und zeigen Schwierigkeiten darin, ihren Affekt zu zügeln. Von der

74� Vgl. Pikler, (2001), S. 41; modifiziert M. Stücklschweiger75� Vgl. Gesell/Amatruda (1964), Zit. nach Pikler, (2001), S. 41

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Page 40: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Arbeitsgemeinschaft des Psychologischen Instituts der Ungarischen Akademie wurde eine

Nachuntersuchung von dreißig zufällig gewählten Kindern, die das Lóczy verlassen hatten,

durchgeführt. Bei keinem dieser Kinder konnten Spätsymptome des Hospitalismus

nachgewiesen werden. 76

Die Entwicklung von Persönlichkeit und die Fähigkeit zur sozialen Bindung verlief bei allen

im Kinderheim Lóczy betreuten Kindern zufriedenstellend. Unter einhundert anderweitig

Untersuchten gab es zum Zeitpunkt der Untersuchung weder Arbeitsunwillige noch

Kriminelle. 77

Schlussfolgerung (Resümee)

Schon ganz am Anfang seines Lebens macht der Säugling die Erfahrung, dass er durch

sein Handeln in seinem Umfeld etwas bewirken kann. Wird den Kindern die Zeit für die

Pflege, beim Spielen und für ihre Bewegung gegeben, nimmt die Bewegungsentwicklung

in den ersten Lebensjahren ihren natürlichen Gang und jedes Kind lernt aus eigener Kraft

die Grundelemente der Bewegung. Wichtig ist es, dass ihm jene Zeit eingeräumt wird, die

es benötigt, um eine neu erlangte Bewegungsentwicklungsstufe so lang zu erproben, bis

es sich selbst etwas Neues zutraut. Jedes Kind hat sein individuelles Tempo in seiner

Bewegungsentwicklung.

Der Erwachsene ist unbewusst an sich selbst orientiert. Alles, was das Kind betrifft, wird

nach eigenen Vorstellungen beurteilt. Der Erwachsene fühlt sich dadurch verpflichtet, das

Kind mit seinen Betrachtungsweisen zu konfrontieren und sieht das Kind als Wesen, dem

man jede Tätigkeit abnehmen muss. Der Erwachsene ist das Vorbild und macht keine

Fehler. Jede Abweichung von der vom Erwachsenen festgelegten Norm gilt als

problematisch. Auf diese Weise wird die Persönlichkeit des Kindes immer mehr

eingeschränkt.

76� Vgl. Pikler (2001)77� Vgl. ebd, S24f.

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Page 41: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Es muss den Erwachsenen bewusst sein, dass auch nur eine geringe Lageveränderung

für den Säugling einen Gleichgewichtsverlust darstellt und deshalb sein Gleichgewicht so

lange geübt werden muss, bis es sich in der neuen Position sicher und beweglich fühlt. 78

Eine Beschleunigung des Entwicklungsprozesses ist daher nicht sinnvoll. Die

Erwachsenen können die Kinder als Bezugspersonen in ihrer Entwicklung begleiten. Sie

sollten die Aufgabe eines Beobachters einnehmen. Wünscht das Kind Unterstützung, wird

es sich von selbst an die Eltern wenden. Die Aufgaben der erwachsenen Bezugsperson

sind dabei: Raum-Geben, Vertrauen-Schaffen, Bereitschaft-Zeigen, Beobachten und

Führen.

Das bedeutet aber auch für die Erwachsenen, das Kind nicht zu animieren, anzuspornen

oder in seiner Bewegungsentwicklung anzutreiben. Es besteht dabei die Gefahr, den

Säugling bzw. das Kleinkind in eine Bewegungsunsicherheit zu bringen. Die „Absicht“ des

Erwachsenen dem Kind zu helfen, würde dem Kind die Freude am selbstständigen

Gelingen rauben.

Die Rahmenbedingungen für das Kind sollen dabei so gestaltet sein, dass es vor

möglichen Gefahren geschützt und in allen Situationen über volle Bewegungsfreiheit

verfügt. Die Gestaltung der sachlichen Umwelt ist an den Entwicklungsstand des Kindes

anzupassen. „Umgebung bedeutet für das Kind alles, worauf es mit seinem ihm zur

Verfügung stehenden Mitteln wirken kann, um seine Bedürfnisse zu befriedigen“ (Pikler

2005, S.40).

Für die Bewegungsfreiheit ist es auch von großer Bedeutung, dass seine Kleidung

bequem und funktional ist. Heute ist es leider oft so, dass Mütter gerne einem gewissen

Modetrend bei Kindern nachgehen, welcher dann zum Ergebnis führt, dass den Kindern

oftmals ungeeignete, zu enge Kleidung angezogen wird, um möglichst schick auszusehen.

Aber Kinder sollen durch zu enge und unpraktische Kleidung (Gürtel, Hemden,

Strumpfhosen etc.) nicht in ihrer Bewegungsfreiheit und ihrer Selbstständigkeit

eingeschränkt werden.

78� Vgl. Pikler, (2013), S. 16

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Page 42: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Emmi Pikler erkannte auch, dass Kinder, die sich jede Bewegung bis ins kleinste Detail

selbst erarbeitet hatten, ein weitaus besseres Gleichgewicht und ein sehr genaues

Körperbewusstsein entwickelten. Die Bewegungsabläufe waren harmonischer und die

Kinder insgesamt zufriedener. Da sich die Kinder die Ziele selbst setzten und nicht von

Erwachsenen angeleitet wurden, erlebten die Kinder seltener einen Misserfolg. Sie

bewegten sich viel geschickter als andere Kinder und konnten sich selbst besser

einschätzen.

Für die Persönlichkeitsbildung des Kindes ist der Aufbau einer stabilen persönlichen

Beziehung zwischen dem Kind und einer festen Bezugsperson im Sinne einer

beziehungsvollen Pflege wichtig. Jedes Kind soll sich als Person anerkannt und

angenommen fühlen. Damit kann das Kind seinem individuellen Entwicklungstempo

gemäß ein Bewusstsein über sich und seine Umgebung und damit Kompetenz

entwickeln.79

R. Whight (1959) definiert Kompetenz als „Fähigkeit eines Organismus, wirkungsvoll in

Beziehung mit seiner Umgebung zu treten“. Durch die täglichen Erfahrungen kann das

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Wirkungsmöglichkeit geschwächt

oder verstärkt werden. Dies hat eine grundlegende Wirkung auf die Tätigkeit der Kinder,

ihr Verhalten und ihre Ziele, sowie die gesamte Struktur ihrer späteren Persönlichkeit. 80

Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie von Emmi Pikler, die im Wesentlichen auf

Autonomieentwicklung und Beziehungsqualität beruhen, zeigen eindeutig, dass Kinder

sämtliche Bewegungsformen von alleine und ohne Zutun der Erwachsenen versuchen und

eigenständig üben, wenn man ihnen genügend Zeit dafür gibt. Die beobachtete

Bewegungsentwicklung der Kinder ist kontinuierlich. Der zeitliche Ablauf der Entwicklung

ist individuell verschieden.

Auch für Frühgeborene und mit Untergewicht geborene Kinder wurde die autonome

Bewegungsentwicklung bestätigt. Diese Gruppe erreicht jedoch die einzelnen

79� Vgl. Lorber,(2008), S.7280� Vgl. Wight (1959), Zit. nach Pikler, (2001), S. 166f

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Page 43: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Bewegungsentwicklungsstufen gegenüber der Gruppe mit Normalgeburtsgewicht zeitlich

verzögert.

Vergleiche mit anderen Studien mit nicht autonomer Bewegungsentwicklung zeigen

teilweise ähnliche Ergebnisse. Mit Ausnahme von zwei Bewegungsentwicklungsstufen

(„Zurückdrehen vom Bauch auf den Rücken“ und „das Aufstehen“) traten keiner der

Bewegungsentwicklungsstufen im Lóczy später auf als in diesen Vergleichsstudien.

Als mögliche Ursache für die beiden Abweichungen wird von Emmi Pikler angeführt, dass

im Loszy das Drehen vom Bauch auf den Rücken erst dann erfolgte, nachdem sich das

Kind schon vom Rücken auf den Bauch drehen konnte. Die Verzögerung beim Aufstehen

könnte darauf basieren, dass den Kindern in Lóczy eine sehr große Krabbelfläche zur

Bewegungsfreiheit zur Verfügung stand.

Meine Hypothese, dass „Kinder, denen die Möglichkeit gegeben wird, sich aus eigener

Initiative zu bewegen, die einzelnen Entwicklungsschritte der Bewegung von selbst lernen,

die Kinder aktiv und freier sind und eine optimale Voraussetzung haben, ihre eigene

Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen “ konnte damit bestätigt und die

Forschungsfrage „Wie verläuft die Bewegungsentwicklung von Säuglingen und

Kleinkindern, auf Grundlage deren Eigeninitiative ohne förderliche Einflussnahme?“

beantwortet werden.

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Page 44: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Zusammenfassung

Die Pädagogik von Emmi Pikler basiert auf den Grundlagen von Wertschätzung, Respekt

und Achtsamkeit gegenüber dem Säugling von Geburt an. Sie vertraut auf seine

eigenständige Entwicklungsfähigkeit und dass der Erwerb motorischer Fähigkeiten von der

geistigen Reife des Kindes abhängig ist. Die Persönlichkeit eines Kindes kann sich nur

dann entfalten, wenn man dem Kind auch die Möglichkeit gibt, seinen eigenen Impulsen

folgen zu können. Das Kind weiß selbst am besten wann es bereit ist, neue

Entwicklungsschritte zu tun. Durch Üben und Probieren lernt es selbstständig

Schwierigkeiten zu überwinden. Die gemachten Erfahrungen sind ausschlaggebend für

eine kontinuierliche, selbstständige und freie Bewegungsentwicklung und bilden auch die

Grundlage für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Eine aktive Förderung, „welche

die vielen notwendigen Übergangsstufen verkennt, läuft Gefahr, den Säugling in eine

Bewegungsunsicherheit zu bringen, die zu muskulären Verspannungen,

Haltungsschäden, Fußdeformitäten oder Ähnlichem führen kann“ 81

Als Rahmenbedingungen für eine selbstständige Bewegungs- und Persönlichkeits-

entwicklung spielt einerseits der Aufbau einer stabilen Bindung zu einer Bezugsperson

bzw. einigen wenigen Erwachsenen und andererseits eine den momentanen Bedürfnissen

und Bestrebungen des Kindes entsprechende angebotene Umgebung eine wichtige Rolle.

Erst das Gefühl der Geborgenheit ermöglicht dem Kind das eigene Interesse zu verfolgen

und damit kann es im eigentlichen Sinn lernen, das Gelernte in seine Persönlichkeit zu

integrieren.

81� Vgl. Aly (2011), S. 13

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Page 45: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

Auf Basis von systematischen Beobachtungen und Erfahrungen im Kinderheim Lóczy

wurde die selbstständige Bewegungsentwicklung in 10 Bewegungsentwicklungsphasen

aufgeteilt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass bei entsprechenden

Rahmenbedingungen sämtliche Bewegungsformen von alleine und ohne Zutun der

Erwachsenen eigenständig erlernt werden, wenn man ihnen genügend Zeit dafür gibt. Die

beobachtete Bewegungsentwicklung der Kinder verlief kontinuierlich und war individuell

verschieden.

Meine Hypothese, dass „Kinder, denen die Möglichkeit gegeben wird, sich aus eigener

Initiative zu bewegen, die einzelnen Entwicklungsschritte der Bewegung von selbst lernen

die Kinder aktiv und freier sind und eine optimale Voraussetzung haben, ihre eigene

Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen “ konnte damit bestätigt und die

Forschungsfrage „Wie verläuft die Bewegungsentwicklung von Säuglingen und

Kleinkindern, auf Grundlage deren Eigeninitiative ohne förderliche Einflussnahme?“

beantwortet werden.

Gerade als junge Mutter war ich besonders bestrebt, die Bewegungsentwicklung meines

Kindes bewusst zu fördern. Um Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen,

sollten wir vor allem in dieser besonderen Zeit behutsam und wertschätzend mit ihnen

umgehen. Durch meine Bachelorarbeit hat sich nicht nur meine Einstellung bezüglich der

generellen Kindererziehung verändert, sondern auch der Umgang mit meinem eigenen

Kind. Ich persönlich beziehe meinen Sohn nun noch mehr in meinen Alltag mit ein,

beobachte wie er sich mit seiner Umgebung auseinandersetzt und achte auf einen

respektvollen Umgang im Bezug auf seine eigene Meinung und sein Handeln. Ich finde es

sehr schön, wie mir mein Sohn diesbezüglich auf seine Art und Weise Feedback gibt,

denn durch seine Reaktionen und sein Spiegeln kann auch ich wiederum als Mutter

wachsen. Ein wesentlicher Punkt, den ich von meiner Bachelorarbeit als Mutter daher

mitnehme ist, dass man Kindern die freie Entwicklung ermöglichen soll, ihnen liebevoll zur

Seite stehen und seine Kinder als Mutter ins Leben begleiten soll. Vor allem ist es mir

neben der freien Bewegungsentwicklung wichtig, dass sich mein Sohn durch meinen

achtsamen und liebevollen Umgang zu einem selbstständigen Menschen mit hoher

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Page 46: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

sozialer Kompetenz entwickelt, damit er später eigenständig und selbstsicher seinen

eigenen Weg durchs Leben findet. So habe ich mir fest vorgenommen, meinen Sohn

weiterhin so anzunehmen wie er ist und ihm geduldig seine Zeit für seine Entwicklung zu

geben, dir er für sich braucht.

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Epilog

An dieser Stelle gilt mein Dank Frau Prof. MAS Birgit Bernhardt für die Betreuung meiner

Bachelorarbeit und Frau Mag. Doris Lepolt, die mir als ausgebildete Pikler Pädagogin

immer mit wertvollen Ratschlägen zur Seite stand und mich mit dem Thema vertraut

gemacht hat.

Ganz besonders bedanken möchte ich mich auch bei meinem Lebenspartner Armin

Pichler, der mich während des Studiums mit Geduld und Hilfsbereitschaft unterstützte.

Ohne unseren liebenswerten Sohn Tristan wäre diese Abschlussarbeit nicht zustande

gekommen. Danke!

Abschließend möchte ich mich im Besonderen von ganzem Herzen bei meinen Eltern

bedanken, dass sie mir das Studium ermöglichten, mich und meine Familie in jeder

Situation unterstützten, mir stets ihre Zeit widmeten wie auch ihre Hilfe anboten und mir

immer ein gutes Vorbild waren und stets bleiben werden.

„Lassen wir also dem Kleinkind die Freiheit mit seiner eigenen Methode und seiner Entwicklung

gemäß seine Umwelt zu erfahren. Drängen wir es nicht. Ermutigen wir es nicht zu Leistungen, für

die es noch nicht reif ist, und wenn ihm etwas gelingt, loben wir es auch nicht übertrieben.

Würdigen wir eher die erreichten Ergebnisse, und nicht nur mit lobenden Worten, sondern auch

in unserem Verhalten.“ 82

Literatur und Quellenverzeichnis

82� Vgl. Pikler (2013), S. 75

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Page 48: Autonome Bewegungsentwicklung nach der Theorie von Emmi Pikler

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