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B01_Leseprobe

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Nachmittags war ich im ParkUm Blumen zu pflückenGefunden hab ich nur Pusteblumen.

Sie sehen so lustig ausWie ein verrückter ProfessorEine in der Hand, beschloss ichSie zu küssen

Nach vollendetem Akt sah ichDass ihr rundes FederkleidHinüber war

Ich habe eine große Lücke zu verzeichnenBin traurig, dass die BlumeUnter meinem LiebesansturmGelitten hat

Ich versuche, sie herzurichtenAber auch dasGeht daneben.

Nun steht sie ganz nackt vor mirMan sagt ja: Kleider machen LeuteIch sprech ja nun aus Erfahrung.

So nackig mit ihrem grünen StielIst sie schon ein wenig fad

Bist jetzt mein LesezeichenGetrocknet auch ganz schön.

Zahnarzt des Löwen

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Ein Liebeslied ist SchokoladeMit SahneUnd dazu ein Schuss Rum.Dies gilt es umzurühren und barfuß zu schlürfen.

Alle Gefühle von A bis ZIn eine Achterbahn gesetztDurchgeschütteltAb und zu schreit ein Gefühl heiser und lauterAls der Rest der Crew.

Ewigkeit ist der MittelpunktUnd vermutlich ungesundEine Krankheit im Getriebe der Liebe

Alle wollen ein VersprechenEinen Vertrag der HerrlichkeitKann’s nicht gebenMuss sich behauptenTagaus und tagein

Gut der Glaube, Hoffnung erwacht

Ein Glück ist die Liebe naivVerzeiht und beschütztUnd schläft nie

Liebeslied

Gedichte | Zahnarzt des Löwen | Liebeslied | Autorin | Angela Peltner |17

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Trägst Du ihn nicht,trägt er Dich davon.

Autor | Jakob Rengner | Illustration | Johannes Reinhart

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So ein irrsinniger Mensch war fast sein ganzes Leben lang inhaftiert.

Mehrfach lebenslänglich. Wegen Zynismus.

Die Nächte – alles andere als erholsam – hatte er begonnen, Flüsse zu erschaffen.

Im Kopf

Um im Wachen dem Wahnsinn zu trotzen.

Besser, als bewusstloser Schlaf, der ihm ekelhaft blieb.

Die Augen zu

Hinter seinen Lidern die Quelle: mal lehmige Erdnarben, das Wasser rinnend, wie aus

einer Wunde; mal Höhlen, Sturzbäche speiend, der Urprung verborgen.

Von dort die Reise

Nur so schnell, wie der Strom in seinen archaischen Windungen eben wuchs: zu Beginn

tobend reißend eng die Berge hinab.

In der Ebene langsam

stetig stark zum Meer:

Seine Majestät!

Die Flüsse waren oft eine ganze Nacht lang.

Z i g t a u s e n d e Kilometer Treiben.

Wind. Farben. In stoischer Ruhe und ohne diesen –Ehrgeiz. Schlafen konnte er nie vor

dem Verschwinden des Einen im Ganzen.

Der Mündung

Und das Meer erreichte er nie vor Sonnenaufgang. Also schlief er nicht mehr.

Später dann, jedwede Grenze überschritten, ihm alles einerlei geworden, haben ihn

die Leute einfach gehen lassen. Keiner wusste jetzt mehr so recht.

Aber er leerte alles aus und stieg

hinab

in

seine

Sehnsucht:

Ein Tal mit einem mächtigen Strom, gesäumt von flachen Ufern. Nach den Wiesen bald

steile Felsen. Bäume! Die wucherten mit kräftigen Wurzeln am geduldigen Stein –Nichts,

garnichts Ungeduldiges. Und Menschen, Zeitgeizige! gab es hier keine. Wo zum Teufel!

zum Teufel!

Nie und nimmer, dass er hier schon ein Mal gewesen war. Aber eben zum Schutz in der

Nacht schon so viele Läufe wahr gemacht und wahrgenommen, dass er hier nur selbst-

verständlich sein wollte. Der Fluss wand sich nicht einfach irgendwie zum Meer, sondern

hatte vielmehr einen großen Willen und ein

Epos | Trägst Du ihn nicht, trägt er Dich davon |19

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Ziel.

War wesentlich. Er beschloss, seinen Verstand hier zu lassen.

Der schlichte Umstand, dass der Strom Felsen und Wald neben sich in die Schranken

wies, entlockte ihm große Bewunderung. Dann rührte es ihn. Er schöpfte Vertrauen

schloss die Augen.

Darin die

Sonnenstrahlen

im Wasser

gebrochen. Aufgefächert in alle Ursprünge leuchteten sie die Seele wach. Die brüllte

entzündet vor Ahnung dann geweckt aus ihm heraus. Donnerte – ziemlich unanständig –

übermütig und wenig höflich Buckel herunter und ging Wände gefährlich hoch. Hinauf und

hinab zu ihrer Wahrheit.

Regen

weckte ihn. Der Fluss trat über die Ufer. Der Irrsinnige blieb

und

die

Wellen kamen.

ein tanzender strudel um seine zehen dann die waden umspült wie brückenpfeiler vom

strömen irgendwann stürzen sie ein zum teufel! Zum Teufel!

Schenkel, Schwanz, und Bauch kalt, gibt er alles aus, ehe der Körper gegen die Strömung

bricht. Er lässt sich fortreißen von dieser Zärtlichkeit und verschwindet – der Vollständigkeit

halber – ganz. Dieser Augenblick Ausweg-

los, aber ohne Schrecken, sondern äußerst schmackhaft, schmeckt es nach Seeligkeit.

Weil alles so schier uferlos herankam.

Auch in dieser Nacht wurden Menschen verwirrt oder verloren,

Belästigten oder beslasteten sich oder andere.

Ein Mann benahm sich derart komisch, dass er dabei ums Leben kam.

Irrsinn.

Viele kamen am nächsten Tag nicht zur Arbeit. Ein Unterschied bestand schon

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Epos | Trägst Du ihn nicht, trägt er Dich davon |21