Upload
nguyenthuy
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
ISBN 978-3-86219-108-6
Ban
d 2
Un
ters
uch
un
gen
der
pla
stis
chen
Fo
rmg
ebu
ng
un
ter
Ein
flu
ss ö
rtlic
h
un
d z
eitl
ich
ver
änd
erlic
her
Tem
per
atu
r- u
nd
Sp
ann
un
gsz
ust
änd
eN
icol
as S
aba
Berichte zur Metallformgebung Band 2
Herausgegeben von / Edited by Prof. Dr.-Ing. habil. Kurt Steinhoff, Universität Kassel
Nicolas Saba
Untersuchung der plastischen Formgebung
unter Einfluss örtlich und zeitlich veränderlicher
Temperatur- und Spannungszustände
kassel
universitypress
Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel als Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) angenommen. Erster Gutachter: Prof. Dr.-Ing. habil. Kurt Steinhoff Zweiter Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Werner Homberg Tag der mündlichen Prüfung: 7. März 2011 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar Zugl.: Kassel, Univ., Diss. 2011 ISBN print: 978-3-86219-108-6 ISBN online: 978-3-86219-109-3 URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0002-31092 © 2011, kassel university press GmbH, Kassel www.upress.uni-kassel.de Printed in Germany
Geleitwort des Herausgebers
Die dem Begriff der funktionalen Gradierung zu Grunde liegende Idee, belie-
bige, in ihrer Geometrie vorzugweise dreidimensional komplexe technische
Strukturen in ihren lokalen Eigenschaften so zu variabilisieren, dass eine
bestmögliche Anpassung an ebenso komplexe Beanspruchungsprofile mög-
lich wird, ist bereits hinlänglich bekannt. Ihre technische Umsetzung in das
Umfeld der für eine industrielle Großserienfertigung üblicherweise zur An-
wendung kommenden Formgebungstechnologien unter hier gängigen Leis-
tungskriterien, wie Reproduzierbarkeit, Produktivität, Flexibilität, Effizienz und
Robustheit, die am Ende deren hohe Wirtschaftlichkeit ausmachen, lässt je-
doch nach wie vor eine nachhaltige Lösung vermissen. Findet man für ur-
formtechnisch hergestellte Strukturkomponenten noch einige wenige Ansät-
ze zur funktionalen Gradierung, so sind im Umfeld der plastischen Formge-
bungsverfahren der Umformtechnik nur noch vereinzelte Ideen sichtbar, de-
ren praktische Umsetzbarkeit bzw. technologische Wirksamkeit wohl derzeit
zurecht noch hinterfragt werden darf. Grundsätzlich ist dies so ja auch nicht
verwunderlich, da aufgrund der Wahrung der stofflichen Integrität bei der
Umformung alle solche Varianten ausscheiden, die auf den Gradierungsef-
fekt von komplexen Werkstoffverbunden bzw. Werkstoffgemischen abzielen.
Auf der anderen Seite wird jedoch nur allzu deutlich, dass das intrinsische
Eigenschaftspotenzial gerade von Stählen eine Bandbreite an Eigenschaften
eröffnet, die zwar im Sinne gezielter integraler mikrostruktureller Einstellun-
gen im Stand der Technik durchaus bekannt und wissenschaftlich umfas-
send durchdrungen sind, jedoch unter dem Aspekt der örtlichen
Variabilisierung in der vollumfänglichen Dreidimensionalität des Bauteils bis-
her nicht einmal maßgebliche Beachtung fanden. In der vorliegenden Arbeit
wird erstmalig das aus dem bisherigen Erkenntnisdefizit resultierende wis-
senschaftliche Handlungsfeld und den sich hieraus unübersehbar ableiten-
den Forschungsbedarf im Bereich thermo-mechanisch gekoppelter Formge-
bungsprozesse umfassend adressiert.
Kurt Steinhoff
Danksagung
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner vierjährigen Tätigkeit als
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Umformtechnik der Universi-
tät Kassel. Für alle kleinen und großen Aufgaben standen meine Kollegen
immer hilfreich zur Seite, so dass mein erster Dank allen Mitarbeitern des
Lehrstuhls gilt. Mein großer und besonderer Dank gilt Herrn Professor Stein-
hoff, der mich für die Tätigkeit in seiner Arbeitsgruppe begeistern konnte und
auch zum erfolgreichen Abschluss der Promotion führte. Er stand stets mit
„Rat und Tat“ zur Seite. Hieraus resultierte eine sehr angenehme Arbeitsat-
mosphäre, die es allen Mitgliedern unserer Gruppe ermöglicht, sich im Rah-
men der jeweiligen persönlichen Interessen erfolgreich zu entwickeln. Wei-
terhin bedanke ich mich ganz herzlich bei Herrn Professor Homberg von der
Universität Paderborn für die Anfertigung des zweiten Gutachtens zu meiner
Dissertation. Frau Professor Brückner-Foit von der Universität Kassel danke
ich ebenfalls zum einen für ihre Tätigkeit als Prüferin während meiner Dispu-
tation, zum anderen für die stets freundliche Zusammenarbeit im Rahmen
des SFB Transregio-30. Bei Herrn Professor Wünsch von der Universität
Kassel bedanke ich mich ebenfalls recht herzlich sowohl für die Übernahme
der Prüferfunktion während meiner Disputation als auch für die Zusammen-
arbeit im Rahmen des SFB. Auch einigen Kollegen des Lehrstuhls für Um-
formtechnik der Universität Kassel möchte ich namentlich danken. Bei den
Herrn Maikranz-Valentin, Wagner und Clobes bedanke ich mich für zahlrei-
che Diskussionen sowie die tatkräftige Unterstützung speziell bei den Expe-
rimenten. Herrn Seidel danke ich besonders für die zahlreichen Tage, die er
mit mir im Labor verbrachte. Durch etliche Diskussionen trug er ebenfalls
wesentlich zu dieser Arbeit bei. Abschließen möchte ich mit einem beson-
ders herzlichen Dank an meine Familie, meine Eltern (Souad Abdallah und
Michel Saba) und meine Geschwister (Wahib und Walid Saba) für ihre un-
eingeschränkte Unterstützung während der Zeit meiner Promotion.
Nicolas Saba Kassel, im März 2011
Inhaltsverzeichnis I
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................. I
LISTE DER SYMBOLE UND ABKÜRZUNGEN ........................................................ III
Lateinische Formelzeichen ............................................................................................. III
Griechische Formelzeichen ............................................................................................ IV
Dimensionslose Kennzahlen ........................................................................................... V
Symbole und Abkürzungen ............................................................................................ VI
ABSTRACT .............................................................................................................. VII
1 EINLEITUNG ........................................................................................................ 1
2 STAND DER TECHNIK ........................................................................................ 5
2.1 Steuerung des Fließverhaltens und Mikrostrukturgestaltung ............................. 5
2.2 Herstellung gradierter Bauteile .............................................................................. 8
3 MOTIVATION UND ZIELSETZUNG ................................................................... 13
3.1 Wissenschaftliche Zielsetzung ............................................................................ 14
3.2 Demonstrator Flanschwelle ................................................................................. 15
4 HERSTELLUNG FUNKTIONAL GRADIERTER BAUTEILE ............................. 17
4.1 Werkstoffauswahl ................................................................................................. 19
4.1.1 Ausgangszustand .......................................................................................................... 20
4.1.2 Umwandlungsverhalten des Werkstoffs 51CrV4 ............................................................ 21
4.1.3 Oberflächenreaktivität.................................................................................................... 26
4.2 Integriertes Versuchsfeld ..................................................................................... 28
4.2.1 Presse .......................................................................................................................... 28
4.2.2 Umformwerkzeug .......................................................................................................... 29
4.2.3 Werkzeug zur Herstellung von Mehrfachformelementen ................................................ 31
4.3 Erwärmungsprozess ............................................................................................. 32
4.3.1 Induktive Erwärmung ..................................................................................................... 34
4.3.2 Analytische Beschreibung zum Erwärmungsverfahren ................................................... 40
4.3.3 Induktionsanlagen ......................................................................................................... 42
4.3.4 Induktionsspulendesign ................................................................................................. 43
4.4 Abkühlprozess ...................................................................................................... 44
II Inhaltsverzeichnis
4.5 Handlingseinrichtung ............................................................................................ 49
4.6 Sensorikkonzept .................................................................................................... 50
4.6.1 Mechanische Prozessgrößen ........................................................................................ 51
4.6.2 Temperaturfeldmessung und Simulation ........................................................................ 52
4.7 Werkstoffanalyse ................................................................................................... 58
4.7.1 Mechanische Prüfung .................................................................................................... 58
4.7.2 Metallographische Untersuchungen ............................................................................... 59
4.8 Referenzversuch .................................................................................................... 60
5 ERGEBNISSE ..................................................................................................... 63
5.1 Simulation der Temperaturprofilentwicklung während des Prozesses ............. 63
5.1.1 Erwärmungsvorgang ..................................................................................................... 64
5.1.2 Umformung ................................................................................................................... 66
5.1.3 Abkühlung ..................................................................................................................... 67
5.2 Gradierung durch unterschiedliche Erwärmungsstrategien .............................. 68
5.2.1 Induktive Erwärmung mit Mittelfrequenzanregung .......................................................... 68
5.2.2 Induktive Erwärmung mit Hochfrequenzanregung .......................................................... 77
5.3 Gradierung durch unterschiedliche Abkühlstrategien........................................ 80
5.3.1 Kontaktkühlung ............................................................................................................. 80
5.3.2 Medienkühlung .............................................................................................................. 86
5.4 Sondereffekte......................................................................................................... 90
5.4.1 Mehrfachformelemente .................................................................................................. 90
5.4.2 Asymmetrische Formelemente ...................................................................................... 93
5.4.3 Lokale Schereffekte unter thermo-mechanischer Einwirkung ......................................... 95
5.4.4 Innere Abschreckung .................................................................................................... 96
5.4.6 Zeiligkeit ...................................................................................................................... 100
6 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................... 103
7 AUSBLICK ........................................................................................................ 105
7.1 Anlagenkonzept ................................................................................................... 105
8 LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................. 113
Abkürzungsverzeichnis III
Liste der Symbole und Abkürzungen
Lateinische Formelzeichen
a m2 s-1 Temperaturleitfähigkeit (λ ρ-1 c-1)
Ac3 °C Austenitisierungstemperatur
AR m2 Querschnittsfläche des Rohlings
ATW m2 Kontaktfläche Werkzeug/Werkstück
c J kg-1 K-1 spezifische Wärmekapazität
cp J kg-1 K-1 isobare spezifische Wärmekapazität
cP,K J kg-1 K-1 isobare spezifische Wärmekapazität des Kühlmedi-
ums
cv J kg-1 K-1 isochore spezifische Wärmekapazität
cv,T J kg-1 K-1 isochore spezifische Wärmekapazität des Werk-
zeugwerkstoffs
cv,W J kg-1 K-1 isochore spezifische Wärmekapazität des Werk-
stückwerkstoffs
CTW - Kontaktflächenverhältnis
d0 m Rohlingdurchmesser
dwa0 m Außendurchmesser des Rohlings
dwi0 m Innendurchmesser des Rohlings
D m Spulendurchmesser
D m Flanschdurchmesser
f s-1 Frequenz (allgemein)
fHeiz s-1 Heizfrequenz
Ie A elektrischer Strom
J A m-2 Stromdichte
J0 A m-2 Stromdichte an der Oberfläche
Kf N mm-2 Fließspannung
L m erwärmte Länge des Rohlings, Anströmlänge
MS °C Martensitstarttemperatur
m kg Masse
n - Windungszahl des Induktors
p(x, t, T) W dissipierte Energie
p bar Luftdruck
PHeiz W Heizleistung
IV Abkürzungsverzeichnis
PN W Nennleistungsaufnahme der Erwärmungsanlage
PR W induzierte Leistung im Rohling
qE W m-3 Energiequelldichte
Q J Wärme (allgemein)
QJ J Joulesche Wärme
r m Radius
r0 m Radius des Rohlings
Re Ω elektrischer Widerstand
s m Luftspalt
t s Zeit (allgemein)
tHeiz s Heizdauer
TProz s Prozesszeit
T K Temperatur (allgemein)
T K Werkstücktemperatur
T1 K mittlere Rohlingtemperatur zu Beginn der Erwär-
mung
T2 K mittlere Rohlingtemperatur zum Ende der Erwär-
mung
Taus K Ausgangstemperatur des Kühlmediums
Tein K Eingangstemperatur des Kühlmediums
TAust K Austenitisierungstemperatur
Tm K mittlere Temperatur
Tro K Temperatur an Rohlingsoberfläche
TU K Umgebungstemperatur
TT K Werkzeugtemperatur
TW K Werkstücktemperatur
Ue V elektrische Spannung
V m3 Volumen
VK m3 s-1 Volumenstrom des Kühlmediums
vAuf K/s Aufheizrate
vSch mm/s Schließgeschwindigkeit der Presse
Griechische Formelzeichen
α W m-2 K-1 Wärmeübergangskoeffizient
Abkürzungsverzeichnis V
δ m Stromeindringtiefe
ε kg m K-2 A-2 elektrische Permeabilität
ε - Emissionsgrad
η - thermischer Wirkungsgrad
ηG - Generatorwirkungsgrad
ηth - Übertragungswirkungsgrad
λS W K-1 m-1 Wärmeleitfähigkeit des Festkörpers
λS,W W K-1 m-1 Wärmeleitfähigkeit des Werkstückwerkstoffs
λS,T W K-1 m-1 Wärmeleitfähigkeit des Werkzeugwerkstoffs
λth W K-1 m-1 Wärmeleitfähigkeit des thermischen Teilsystems
μ kg m K-2 A-2 magnetische Permeabilität
μ - Coulomb-Reibung
ρ1 Ω mm2 m-1 spezifischer Widerstand des Induktors
ρ2 Ω mm2 m-1 spezifischer Widerstand des Rohlingss
ρth kg mm-3 Dichte des thermischen Teilsystems
ζ N mm-2 Schubspannung
ζ kg-1 m-3 K4 A2 dielektrische Leitfähigkeit
φ - Formänderung, Umformgrad
Φ W Wärmestrom (allgemein)
Φro W Wärmestrom über Rohlingoberfläche
ΦK W Wärmestrom der Konvektion
ΦS W Wärmestrom der Strahlung
Dimensionslose Kennzahlen
Gr 2
p
3
0 TLg
Grashof-Zahl
Nu F
L
Nußelt-Zahl
Pr a
Prandtl-Zahl
Ra a
LTg 3
p0
Rayleigh-Zahl
VI Abkürzungsverzeichnis
Symbole und Abkürzungen
Δ Laplaceoperator
Ø Durchmesser
°C Grad Celsius (empirisch ermittelte Temperaturskala)
3D 3-dimensional
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CVD Chemical Vapour Deposition
DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft
DIN Deutsches Institut für Normung
DLC Diamond-Like Carbon
DMS Dehnmessstreifen
evtl. eventuell
ECAP Equal Channel Angular Pressing
FEM Finite Elemente Methode
Gl. Gleichung
HU Universalhärte (Martenshärte)
HV Härte nach Vickers
MIM Metal Injection Molding
o. Ä. oder Ähnliches
PVD Physical Vapour Deposition
SFB Sonderforschungsbereich
SPS Speicherprogrammierbare Steuerung
TP Teilprojekt
TR Transregio
u. a. unter anderem
vgl. vergleiche
z. B. zum Beispiel
ZTA Zeit-Temperatur-Austenitisierung
ZTU Zeit-Temperatur-Umwandlung
Abstract VII
Abstract
A highly innovative approach for thermo-mechanical processing in metal-
forming technology enables the production of steel products with full three-
dimensional geometry and, at the same time, tailored mechanical properties.
The application of locally and temporally differential thermo-mechanical ef-
fects to initial homogeneous workpiece materials combines thermally-
controlled material flow with functional grading of mechanical properties,
which result directly from the process-integrated thermo-mechanical control
of local microstructural evolution. Temperature and micro hardness mea-
surements are used, in order to investigate the effects of different heating
and cooling strategies. By an appropriate choice of process parameters and
resulting thermo-mechanical conditions, defined functionally-graded proto-
type parts could be realized.
Based on the results of the parameter studies, the research focus lies on the
development, installation and testing a fully integrated experimental set-up.
This should not only allow to extend the parameter studies regarding to the
locally and temporally differential thermo-mechanical design but also to ad-
vance the conceptual design of specific systems engineering in hardware
and software. In this context, process control strategies should be developed
for selected functional reference gradations of the demonstrator "flanged
shaft". Those reference gradations orient on the extension of the thermo-
mechanically induced geometrical and microstructural freedom of design.
Einleitung 1
1 Einleitung
Der wachsende internationale Wettbewerb und die stetig steigenden Roh-
stoff- und Energiepreise führen dazu, dass internationale Unternehmen ihre
Fertigungsverfahren ständig optimieren müssen, um eine stetige Steigerung
der Produktqualität und Effizienz zu erreichen. Es zeigt sich jedoch, dass mit
dem heutigen Stand der Technik bei etablierten Fertigungsprozessen ein
Grad der Effizienz erreicht wurde, bei dem nur noch wenig Spielraum zur
Steigerung der Wirtschaftlichkeit vorhanden ist. Mit großem Nachdruck wird
daher der Versuch unternommen, völlig neuartige umformtechnische Pro-
zesse zu entwickeln [STE03]. Des Weiteren führen die ökonomische und
technologische Wettbewerbsfähigkeit und natürlich die ökologische Nachhal-
tigkeit zu einer kontinuierlichen Verdichtung der Funktionalität, nicht nur auf
Systemebene sondern auch auf Einzelkomponentenebene. Dazu gehören
komplexe Geometrien sowie maßgeschneiderte mechanische Eigenschaf-
ten, adaptiert an ein oft komplexes Belastungsprofil. Leider können Techno-
logien, die derzeit Stand der Technik sind, nur eine begrenzte Gestaltungs-
freiheit anbieten. In diesem Zusammenhang nimmt die Abkehr von integralen
Produktgestaltungsprinzipien mit resultierenden homogenen Eigenschaften
des Bauteils hin zu funktional gradierten physikalischen Produkteigenschaf-
ten und damit bauteilspezifisch inhomogener Eigenschaftsverteilung zu. Dies
führt zu einer zunehmenden Forderung nach gradierbaren Werkstoffsyste-
men einerseits und zugehörigen hoch effizienten Fertigungsmethoden an-
derseits.
Der in dieser Arbeit verfolgte Forschungsansatz einer Eigenschaftsgradie-
rung auf der Grundlage einer Umformung mit zeitlich und örtlich variabler
Temperaturführung stellt einen vollkommen neuartigen Realisierungsansatz
dar. Wenngleich sowohl die verwendeten Ausgangswerkstoffe kommerziell
verfügbaren Werkstoffen entsprechen und auch die generelle Prozessumge-
bung in ihren wesentlichen Grundzügen konventionellen Massivumformver-
fahren und zugehöriger Erwärmungstechnik entspricht, so ist es der neuarti-
ge Ansatz einer thermisch differenziellen Prozessführung an sich, der bisher
hinsichtlich der hier auftretenden komplexen thermo-mechanischen Wech-
selwirkungen nur in Ansätzen verstanden ist. Ziel der vorliegenden Arbeit ist
2 Einleitung
es daher, diese Wechselwirkungen in ihren Grundlagen experimentell zu er-
fassen, um in der wissenschaftlichen Aufbereitung dieser Erkenntnisse
schließlich die zentrale Voraussetzung für eine exakte Prognose des Pro-
zessverlaufes und der resultierenden Produkteigenschaften zu schaffen.
Der im Fokus der vorliegenden Arbeit stehende Ansatz einer Massivumfor-
mung mit örtlich und zeitlich veränderlicher Temperaturführung wurde bereits
in umfangreichen Vorarbeiten behandelt [WEI00a, WEI00b, KAY01, WEI01a,
WEI01b, WEI01c, STE03, STE05a, STE05b, STE05c, WEI05].
Abbildung 1.1: Massivumformung mit örtlich und zeitlich variabler Temperatur-
führung [STE03]
Steuerung des Werkstoffflusses. Unter konventionellen integralen Pro-
zessbedingungen wird der Werkstofffluss überwiegend über die Werkzeug-
kontur und die gegebenen kinematischen Randbedingungen der Umformma-
schine bestimmt. Ferner entsteht durch den unmittelbar aus der örtlich und
zeitlich veränderlichen Temperaturführung resultierenden Fließspannungs-
gradienten ein den lokalen Werkstofffluss beeinflussender Prozessgestal-
tungsparameter. Für das bereits in Abbildung 1.1 dargestellte Beispiel einer
Welle mit Einfachflansch ergibt sich aus dieser Prozessführung der in Abbil-
dung 1.2 in unterschiedlichen Phasen dargestellte charakteristische Verlauf
eines Umformschrittes. Zu erwähnen ist hierbei nicht nur der mit zunehmen-
dem Werkzeugkontakt einhergehende Übergang von kontaktlosen Wärme-
übertragungsmechanismen (Konvektion, Strahlung) auf eine kontaktgebun-
dene Wärmeleitung, sondern insbesondere auch der Übergang von einer
Einleitung 3
weitgehend freien Umformung zu einer überwiegend werkzeuggebundenen
Umformung [STE05a, STE05b, WEI05].
Abbildung 1.2: Übergangseffekte bei dem thermo-mechanisch gekoppelten Um-
formprozess einer Welle mit Einzelflansch [STE05b]
Durch eine werkzeuglose Vorformgebung gekoppelt mit einer gesteuerten
Temperaturverteilung ist es möglich, komplexe Geometrien mit funktional
gradierten Eigenschaften zu erstellen [KAY01, STE05b, STE05d].
Gradierte Werkstoffeigenschaften. Durch die Einstellung komplexer Mikro-
strukturprofile ist es im funktionstragenden äußeren Flanschbereich möglich,
ein vollständiges martensitisches Gefüge bei gleichzeitiger endkonturnaher
Geometrieeinstellung vorzusehen. Im direkt angrenzenden Schaftbereich
kommt es zur Ausbildung mehrphasiger Gefügestrukturen, die auf die gradu-
ell unvollständige Austenitisierung und sukzessive Abnahme der Abkühlge-
schwindigkeit zurückzuführen ist. Lokale Phasenverteilungen führen so zu
entsprechend funktionsangepassten Festigkeits- und Zähigkeitsverhältnis-
sen. Die in Abbildung 1.3 dargestellten Härteprofile verdeutlichen diesen
gradierten Eigenschaftsverlauf [STE05a, STE05b, WEI05].
4 Einleitung
Abbildung 1.3: Flexible Einstellung der Mikrostruktur durch Umformung mit örtlich
und zeitlich veränderlicher Temperaturführung [STE05b]
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der zuvor vorgestellte Prozessgestal-
tungsansatz nicht allein auf Verfahren der Massivumformung begrenzt ist. In
weiterführenden Arbeiten konnte dieser Ansatz auch auf den Bereich der
Blechumformung übertragen werden [MAI08a, MAI08b, LEN08, STE08a,
MAI07, STE05a].
Somit konnte gezeigt werden, dass für eine definierte Einstellung gradierter
Mikrostrukturen die unmittelbar aus der thermo-mechanischen Prozessfüh-
rung resultierende zeit- und ortsabhängige Temperaturverteilung im Werk-
stück maßgeblich ist. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit gilt es dabei, alle
im Hinblick hierauf relevanten Effekte und Mechanismen zu erfassen und
hinsichtlich ihres Einflusses auf die resultierenden Produkt- und Prozessei-
genschaften zu untersuchen.
Stand der Technik 5
2 Stand der Technik
Ein Gradientenwerkstoff (englisch: Functionally Graded Materials – FGM) ist
dadurch gekennzeichnet, dass er über eine Eigenschaftsänderung über min-
destens eine makroskopische Dimension verfügt. Man spricht von einer funk-
tionalen Gradierung, wenn diese Eigenschaftsänderungen in ihrem spezifi-
schen Verlauf über die gesamte Bauteilgeometrie der Zielsetzung der an-
wendungsorientierten Anpassung der physikalischen Bauteileigenschaften
folgen. Hieraus ergibt sich die Frage der Verfügbarkeit von technologischen
Optionen für eine praktische Realisierung eines solchen Gestaltungsansat-
zes, der die Voraussetzung erfüllen muss, die etablierten integralen Produkt-
gestaltungsprinzipien nachhaltig zu ersetzen [STE09a].
Das Konzept der Gradientenwerkstoffe wurde 1984 am National Space La-
boratory in Japan entwickelt, mit dem Ziel Wärmedämmmaterialien (zunächst
für die Raumfahrt- und Schmelzreaktortechnolgie) herstellen zu können
[KOI97, ILS93]. Seitdem werden diese neuartigen Werkstoffsysteme vor al-
lem von speziellen nationalen Forschungsprogrammen mit wachsendem In-
teresse vorangetrieben. Beispiele hierfür sind u. a. [HIR98, WAT03] in Japan,
[RÖD98] in Deutschland, [GAS98] in Finnland, [LEV98] in Russland, [GE98]
in China und [COL98] in Frankreich.
2.1 Steuerung des Fließverhaltens und Mikrostrukturgestaltung
Im Stand der Technik werden unterschiedliche Zielsetzungen für die gezielte
Nutzung gekoppelter, thermo-mechanischer Prozessstrategien verfolgt. Eine
dieser Zielsetzungen befasst sich mit der Nutzung der Temperatur-
Zeitabhängigkeit der Mikrostrukturentwicklung, um die hieraus resultierenden
mechanischen Eigenschaften zu beeinflussen. Dabei stellt die zeitgleiche
Mikrostruktur- und Geometrieeinstellung eher die Ausnahme dar, in den
meisten Fällen erfolgt die Einstellung der mikrostrukturellen Eigenschaften
sequentiell in einer der geometrischen Formgebung nachgeschalteten Pro-
zessstufe.
6 Stand der Technik
Eine weitere Zielsetzung verfolgt den Ansatz die thermische Aktivierung ge-
zielt zu nutzen, um das temperaturabhängige Fließverhalten im Sinne eines
verbesserten Formfüllungsverhaltens zu beeinflussen. Der Vorteil dieses An-
satzes liegt daran, dass dieser Effekt für ein breites Spektrum von Werkstoff-
varianten anwendbar ist [STE09a].
Mikrostrukturgestaltung. Durch geeignete Legierungskonzepte wird gene-
rell das Vermögen metallischer Werkstoffe zur thermo-mechanisch bewirkten
Mikrostruktureinstellung beeinflusst [KLO97, FLE04, UST04, HAU04]. Die
Kombination eines angepassten Legierungskonzeptes mit einer gezielten
Temperaturführung während des Warmwalzprozesses erzielte signifikante
Verbesserungen im Festigkeits-Zähigkeitsverhältnis bei guten Verarbei-
tungseigenschaften durch die extreme Feinkörnigkeit, die Steuerung der
Ausscheidungsvorgänge sowie durch gezielte Anteile an harten und/oder
metastabilen Phasen [MEY88, CHA00a, CHA00b, TOM00, BOD02, DEG02,
ASE02, ELS04, FLE04, HAU04, LAC06, KLI07, KRU07, LEE07, SER07,
GRA08, MAS08 MUK09, ALA10].
Auf dem Gebiet der stückbezogenen Massivumformung sind die Weiterent-
wicklungen der thermo-mechanischen Prozessführung nicht in dem Maße
fortgeschritten wie bei der Blechumformung [RAE03]. Hier konnten Verbes-
serungen in den Eigenschaften durch die Entwicklung der ausscheidungs-
härtenden ferritisch-perlitischen (AFP-)Stähle und durch eine angepasste
Prozesstemperaturführung in Verbindung mit gezielter Mikrolegierung erzielt
werden [PET97, GON98, BAR07]. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls
das Abschrecken aus der Schmiedehitze [BRE00] zu erwähnen. Im Bereich
der Blechumformung ist hauptsächlich die Technologie des Press- bzw.
Formhärtens von Blechhalbzeugen aus höchstfestem Vergütungsstahl zu
erwähnen [GON98, FLE01, ARA02, AUS02, RAE03, TJO03, GEI05, MER05,
NIC05, TEK07]. Eine hierfür umfangreiche Zusammenstellung findet sich in
[STE08b, OLD09] oder in Übersichtarbeiten [KAR10]. Es sei an dieser Stelle
explizit auf die in [STE09a] dargestellten Ergebnisse verwiesen.
Eine weitere Verfahrenstechnik, die sich mit der Gestaltung definierter Mikro-
strukturen befasst, ist die Severe Plastic Deformation (SPD) oder Hochver-
formung. Dieser Ansatz wird zum Herstellen nanostrukturierter, kompakter
Stand der Technik 7
Werkstoffe verwendet [VAL01, ZHU03, MIN03, WEI04, PAR04, ROS05,
RUS07, AZU08, VAL10]. Dabei werden Mikrostrukturen im Nano- oder zu-
mindest Submikrometer-Bereich in ursprünglich grobkristallinen Ausgangs-
materialien durch Einbringen sehr hohe plastische Verformungen erreicht
[ZRN08]. Das Metall wird sehr hohen Scherumformungen unterworfen, die
zu einer extremen Vermehrung von Gitterdefekten und dadurch zu einer
Kornverfeinerung führen. Auf diesem Wege gewonnene massive Nano-
Werkstoffe weisen eine Kombination aus stark erhöhter Festigkeit und sehr
guter Duktilität auf [VAL01, FIR03, VAL04, CHE08]. Die bekanntesten Ver-
fahren der SPD-Technik sind u. a. das Equal Chanel Angular Pressing
(ECAP), die Hochdrucktorsion (High Pressure Torsion - HPT), das
Accumulative-Roll-Bonding (ARB), das Repetitive Corrugation and
Straightening (RCS) und das Multi-Directional Forging (MDF) [MÜC08,
ZRN08]. Die Zielsetzung dieser Verfahren ist die Verbesserung der mecha-
nischen Eigenschaften durch ultrafeinkörniges Gefüge. Die durchschnittlich
erzielte Korngröße liegt bei reinen Metallen bei ≈ 150 – 300 nm, und bei Le-
gierungen werden noch feinkörnigere Endgefüge erhalten [VAL04, WEI04,
MÜC08]. Ein weiterer Ansatz in Richtung Ultrafeinkörnigkeit ist die Verarbei-
tung partikelverstärkter Aluminiummatrix-Verbundwerkstoffe. Nachteilig hier-
bei ist das relativ geringe Materialvolumen, welches in einem Durchgang
verarbeitet werden kann [MÜC08]. Darüber hinaus hat eine Interaktion der
thermischen und mechanischen Effekte während des Prozesses der Hoch-
verformung einen Einfluss auf die Mikrostrukturverfeinerung und somit auf
die mechanischen Endeigenschaften [BRZ02, VOR05, FIG09]. Hierbei hängt
der Einfluss der Temperatur stark vom verarbeiteten Material selbst ab.
Werkstoffe mit hohem Anteil an Legierungselementen und/oder niedriger
Stapelfehlerenergie weisen bei selber Verformungstemperatur feinere Mikro-
strukturen auf [VOR05]. Dieser Ansatz ist von besonderer Bedeutung für die-
se Arbeit, da es sich bei dem hier vorgestellten Prozess um eine Kopplung
der thermo-mechanischen Effekte handelt (s. Abschnitt 5.4.3).
Fließverhalten. Bei der Betrachtung des Standes der Technik werden lokale
Temperaturgradienten in Bezug auf das Fließverhalten des Materials ange-
wandt, wenn es gilt das Formänderungsvermögen zu verbessern. Dies kann
durch eine thermisch aktivierte Reduzierung der lokalen Fließspannung er-
reicht werden. In der Blechumformung sind in diesem Zusammenhang laser-
8 Stand der Technik
unterstützte Verfahrensvarianten des Biegens, Tief-, Draht- und Streckzie-
hens, des Drückwalzens sowie des Hydroformings bekannt [KLO97, HOF00,
GRO01, ZEI01, KAL04, PIT03, PIT05, TÖN05, GEL07, MÄN07]. Im Gegen-
satz zu dieser in-situ Aktivierung wird in [RHA02, MER02] ein entsprechen-
der Effekt durch eine der Umformung vorgeschaltete lokale Lösungsglühbe-
handlung sowohl für Titanbleche als auch für Aluminiumbleche erreicht. Ein
wichtiger Unterschied zu dem in dieser Arbeit vorgestellten Ansatz, dass die-
se Variante der thermischen Aktivierung zu keinem Zeitpunkt dazu genutzt
wird, um hiermit gleichzeitig eine anwendungsangepasste Eigenschaftsver-
teilung zu erzeugen. Diese ist ebenfalls für den Bereich der Massivumfor-
mung relevant und wird durch sequentiell aufeinander folgendes Kalt- und
Warmfließpressen oder durch eine Halbwarmumformung [KÖR92, KÖR94]
sowie durch eine in den Prozessablauf zwischengeschaltete induktive
Rekristallisationsglühung [WAG96] erzielt, ohne die bekannten Vorteile der
Kaltmassivumformung komplett zu verlieren.
Lokale Methoden zur Verbesserung des Umformvermögens, wie das Elekt-
rostauchen [BEU82] oder das Axial-Radial-Umformen [SCH98], verwenden
lokale, induktive Erwärmungstechniken zur Erreichung der Halbwarm- oder
Warmumformtemperatur. Dabei wird die Lage des Querfließbereichs direkt
durch die Erwärmung festgelegt. Fortgeführt wurde der Gedanke zur thermi-
schen Beeinflussung des Materialflusses für die schnelle und einfache Her-
stellung von komplexen Vorformen mit seitlichen Nebenformelementen und
Querfließanteilen in [MER98, HUA03] und mittels FEM-Simulationen vertie-
fend untersucht. Die Form stellt sich durch die thermisch gesteuerte Fließ-
spannungsverteilung ein.
Zum Abschluss dieses Abschnitts kann festgestellt werden, dass keiner der
bisher diskutierten Ansätze die gezielte gleichzeitige Einstellung der resultie-
renden Bauteilgeometrie und –eigenschaften bietet.
2.2 Herstellung gradierter Bauteile
Derzeit werden gradierte Eigenschaften bei metallischen Halbzeugen und
Fertigteilen, die in ihrer geometrischen Ausprägung von einem im Vergleich
zu ihrer Oberfläche großen Volumen gekennzeichnet sind, hauptsächlich mit
Stand der Technik 9
Hilfe der Verfahren der Schmelz- und Pulvermetallurgie sowie der Beschich-
tungstechnologie realisiert [DEL92, KAW97, SUR97, JOE99, JOE01, KIE03,
NIS05]. Angesichts der Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen, ein-
gesetzten Technologien, findet die Pulvermetallurgie am häufigsten Verwen-
dung [JOE99, NIS05, YAR06], da hier eine breite Variation der Materialei-
genschaften besteht. Weitere Beispiele sind das Schichtverbundpressen
[BEI97], das Pulverwalzen [DOL95], das Strangpressen [LIN96] und das
MIM-Spritzgießen [ROT06]. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass hierbei der
Rapid Prototyping Ansatz sehr oft Verwendung findet [ZHO04, ROT06,
WAN08]. Ein gemeinsames Merkmal dieser Technologien ist die variable
Gestaltung des Prozessablaufs. Insbesondere können Zwischenschichten,
die schließlich zu einer diskontinuierlichen Gradierung des fertigen Bauteils
führen, eingebracht werden.
Um Schichten dünner als 200 µm und damit kontinuierliche Gradienten zu
ermöglichen, kommen z. B. die Verfahren der Zentrifugalpulverformgebung
[CHE93, PRI99] zum Einsatz. Weitere Verfahren sind, unter Verwendung
einer Suspension, Sprühtechniken, wie das Nasspulverspritzen [SCH99] so-
wie die Multiphase-Jet-Solidification [SAN99] und die Extrusion Freeform
Fabrication [SAT04]. Mit diesen Verfahren können ebenfalls kontinuierliche
Gradienten erzeugt werden.
Ein anderer Ansatz zur Erzeugung einer Mikrostruktur mit kontinuierlichen
Gradienten verwendet zuerst äußere Kräfte (Gravitation [BER99, YAN04],
Zentrifugalkräfte [MOR99, YAR06], Vibration [Lin99]) zum Trennen der ein-
zelnen Bestandteile eines Pulvermaterials. Die gewünschten Eigenschafts-
profile werden unter Berücksichtigung der lokal unterschiedlichen Sinterei-
genschaften, wie zum Beispiel der Teilchengrößeneinfluss auf die Sinterakti-
vität, im letzten Sinterschritt eingestellt. Ebenso druckunterstützte Sinterpro-
zesse, wie das Heißpressen [XIO00], das heißisostatische Pressen (HIP)
[PRA95], das Unterwasser-Schockpressen [CHI95] oder das Explosionsver-
dichten [GOR99] und das Sintern im Temperaturgradienten, wie zum Bei-
spiel das Mikrowellen- [TAP06], Laser- [ABB94, PEI00], Reaktionssintern
[ZHA01] und das Spark Plasma Sintering (SPS) [TOK05], sind geeignete Mit-
tel für die Herstellung von gradierten Werkstoffen.
Infiltrationsverfahren können unter Ausnutzung von Porositätsgradienten zur
10 Stand der Technik
Herstellung von gradierten Verbundwerkstoffen mit stark differierenden
Schmelzpunkten verwendet werden [NEU98, JED00]. Da der poröse, bereits
gesinterte Festkörper mit einer Schmelze gefüllt wird, stellt diese Prozessva-
riante ein Hybridverfahren aus Pulver- und Schmelzmetallurgie dar.
Bei der Herstellung von Gradientenwerkstoffen sind schmelzmetallurgische
Verfahren, bei denen die Gradientenbildung im Vergleich zu denen der Pul-
vermetallurgie hauptsächlich natürlichen Transportmechanismen unterliegt
[SUR98], weniger verbreitet. Diese Transportmechanismen nutzen die Be-
dingungen und Effekte der Sedimentation, der Gravitation, der Fliehkraftab-
scheidung bzw. -entmischung und der Makroseigerungen aus. In der Tat
werden gradierte Zwischenschichten mit einer Dicke von mehreren Millime-
tern sowohl beim Schwerkraft- als auch beim Zentrifugalschichtgießen durch
das aufeinander folgende oder auch simultane Einfüllen zweier unterschied-
licher Schmelzen hergestellt [RAß02]. Dennoch sind Prozessvarianten zur
Herstellung von gradierten, metallischen Werkstoffen, wie z. B. das Zentrifu-
galverfahren [WAT05], das Gießen unter Verwendung metallurgisch wirken-
der Preforms [KAI00] oder das Schlichten [HOD99], d. h. zum Beispiel ein
Umgießen von Kernen oder ein Ausgießen von Schalen sowie durch
Thixogießen [RUY96] bzw. Thixoformen [FUK00, STE04] und Metal-Jet-
Verfahren [YAM03], technisch noch nicht ausgereift.
Bei Komponenten aus Stahlblech hat sich heute die so genannte Tailored-
Technologie weit verbreitet. Dabei werden einzelne Bleche unterschiedlicher
Dicke, Festigkeit, Beschichtung und Legierungszusammensetzung durch fle-
xible Walzverfahren oder mittels Fügetechnologie miteinander kombiniert.
Die so erzeugten Halbzeuge werden erst durch die abschließende Form-
gebung in der Weiterverarbeitung zu „maßgeschneiderten“ Bauteilen [Hil96,
KOP01, PAL01, TUS01, ZER02, KOP04, KRE04]. Ein ähnlicher Ansatz der
Vorkonfektionierung hohlprofilierter Halbzeuge, der so genannten Tailored
Tubes [WEB03, HAR05], sollte in diesem Zusammenhang auch erwähnt
werden. Alle Varianten der Tailored-Technologie, die durch steile Eigen-
schaftsgradienten charakterisiert sind, führen also nicht zu einer kontinuierli-
chen Gradierung.
Eine Vielzahl von Technologien, die nur die Eigenschaften der Oberflächen-
Stand der Technik 11
randschicht eines Bauteils beeinflussen, lässt sich im Stand der Technik auf-
finden. Hierzu gehören sicherlich die klassischen Verfahren des Rand-
schicht- und Einsatzhärtens wie auch der Nitrier- und Borierverfahren, bei
denen ein duktiler Kernwerkstoff mit einer harten, verschleißbeständigen
Schicht kombiniert wird. Aufgrund von Temperatur-und Diffusionsgradienten
treten Eigenschaftsgradienten innerhalb der Randschicht auf. Allerdings sind
diese Gradienten in der Regel nicht relevant im Hinblick auf die Schichtfunk-
tionalität. Eine Ausnahme hierbei sind die resultierenden Eigenspannungen,
da die Position eines Eigenspannungswechsels von Zug nach Druck wesent-
lichen Einfluss auf das Ermüdungsverhalten hat. In diesem Zusammenhang
sind ebenfalls gekoppelte thermisch-mechanische Randschichtverfesti-
gungsverfahren, mit denen bemerkenswerte Eigenschaftsverbesserungen
bei schwingend beanspruchten Bauteilen erzielt werden konnten, zu erwäh-
nen [MEN02, ALT05].
Betrachtet man nun alle zuvor beschriebenen Verfahren, so lässt sich an
dieser Stelle zusammenfassend feststellen, dass diese Verfahren derzeit
zwei bedeutsamen Einschränkungen unterliegen. Zum einen werden die
Bauteilgeometrien und die Gradientenstrukturen in der Regel in getrennten
Prozessschritten hergestellt. Zum anderen sind diese Bauteile und/oder
Gradientenstrukturen auf eher einfache Geometrien beschränkt. Ein höherer
Komplexitätsgrad kann zwar in bestimmten Fällen, wie z. B. mit dem oben
erwähnten Multiphase-Jet-Solidification-Verfahren, realisiert werden, jedoch
sind die technologischen Anforderungen so hoch, dass ein wirtschaftlicher
Einsatz unter industriellen Bedingungen kaum realisierbar ist.
Bei der Anwendung von Umformverfahren zur Herstellung und zur Verarbei-
tung von Gradientenwerkstoffen wurde die Strategie verfolgt, das Halbzeug,
in der Regel bestehend aus einem zuvor durch Pulver- oder Schmelzmetal-
lurgie hergestellten Verbund verschiedener Metalllegierungen, durch klassi-
sche Umformverfahren, zum Beispiel Strangpressen oder Stauchen, in seine
Endform mit entsprechend angepasster Gradierung zu bringen [JOE99,
RAß01]. In diesem Zusammenhang kristallisierte sich das mitunter stark dif-
ferierende Verhalten der einzelnen Werkstoffkomponenten unter den thermi-
schen und mechanischen Bedingungen als das zentrale und prozessbe-
schränkende Problem heraus. Dies führte dazu, dass bisher die Entwicklung
12 Stand der Technik
eines industriell einsetzbaren Verfahrens für die weiterverarbeitende Form-
gebung und somit die Flexibilisierung bei der Größen- und Geometriegestal-
tung von gradierten Bauteilen nur in unzureichendem Maße vorangeschritten
ist.
In Verbindung mit Umformverfahren ist ebenfalls die Herstellung hochbelast-
barer Strukturbauteile aus Aluminium mit gezielter Einstellung lokaler Kalt-
verfestigungen zu erwähnen. Hierbei werden lokal verfestigte Bereiche in
Massivbauteilen durch eine drucküberlagerte Kaltmassivumformung herge-
stellt [BEH07a, BEH07b, BEH08a]. Der entscheidende Unterschied zu dem
in dieser Arbeit vorgestellten Verfahren ist, dass dieses Verfahren die ther-
misch induzierte Beeinflussung der Bauteileigenschaften nicht verwendet.
Ein weiterer Ansatz besteht in der Kombination von zwei verschiedenen
Phasen oder Werkstoffen. Hierbei können zwei duktile metallische Werkstof-
fe durch beispielsweise Walzplattieren miteinander verbunden werden. Für
die Verbindung ist das parallele Fließen bei der plastischen Verformung ver-
antwortlich, wobei die oberen Atomlagen der beiden Metalle unter dem
Walzdruck in die erforderlichen atomaren Abstände gebracht werden. Eine
erhöhte Temperatur beim Walzen führt zu stärkerer Bindung durch wechsel-
seitige Diffusion von Atomen über die Grenzfläche [HOR02].
Entgegen diesen im Stand der Technik eindeutig ersichtlichen Beschränkun-
gen konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf die Entwicklung eines Ver-
fahrensansatzes, der die gleichzeitige Herstellung komplexer Geometrien
und Mikrostrukturen ermöglicht. So werden lokale Materialeigenschaften von
einem zunächst homogenen Werkstoff gezielt durch lokale thermo-
mechanische Behandlungen eingestellt.
Motivation und Zielsetzung 13
3 Motivation und Zielsetzung
Kopplungsphänomene, die aus den komplexen Wechselwirkungen von
thermischen und mechanischen Mechanismen resultieren, bergen gerade im
Hinblick künftiger industrieller Produktionsprozesse, die bisher nur wenig
entwickelt sind, insbesondere hinsichtlich ihrer Gestaltungsfreiheit ein kaum
erschlossenes Potenzial [STE09a]. Die in dieser Arbeit vorgestellten Ergeb-
nisse haben dabei die Zielsetzung, über eine neuartige thermo-mechanische
Prozessvariante zu solchen mikro- und makrostrukturellen Strukturen zu ge-
langen, die mittels konventioneller Verfahren bisher gar nicht oder nur unter
unwirtschaftlichen Bedingungen realisierbar sind. Somit stehen im Fokus der
präsentierten Arbeit nicht nur ein neuartiger Umformprozess, sondern als Er-
gebnis dieser Prozessstrategie neuartige Produkteigenschaften.
Wesentliches Merkmal des hierbei verfolgten Ansatzes der strukturellen
funktionalen Gradierung ist einerseits die Verwendung von „Monowerkstof-
fen“, Abbildung 3.1, wie auch andererseits die Fähigkeit, komplexe dreidi-
mensionale Funktionsstrukturen abzubilden [STE09a].
Abbildung 3.1: Herstellungsprozesse für funktional gradierte Bauteile [STE09a]
14 Motivation und Zielsetzung
3.1 Wissenschaftliche Zielsetzung
Wie im Stand der Technik gezeigt wird, ist die Überführung des Ansatzes der
gradierten physikalischen Produkteigenschaften in industrielle Formge-
bungsprozesse noch nicht vollzogen. Da sich die wissenschaftliche Ausle-
gung der physikalischen Produkteigenschaften nicht nur auf werkstofftechni-
schen Aspekte bezieht, sondern explizit auch die Werkstückgeometrie ein-
schließt, ist die wissenschaftliche Fragestellung dieser Arbeit einerseits ge-
prägt von der Herausforderung der Schaffung neuartiger Prozessrouten zur
Einstellung gradierter Produkteigenschaften und andererseits von der Her-
ausforderung einer Erweiterung der Umformprozesse in Bezug auf geometri-
sche Freiheitsgrade. Daher besteht die Zielsetzung in der gleichzeitigen Ein-
stellung komplexer Bauteilgeometrien und mikrostruktureller Eigenschafts-
verteilung, die sich am Beanspruchungsprofil des Endproduktes orientiert.
Durch diese neuartige Prozessstrategie soll eine drastische Verkürzung der
Prozessketten erreicht werden.
Um nun definierte Eigenschaftsstrukturen gezielt einstellen zu können, gilt
es, eine Reihe von komplexen Fragestellungen zu beantworten. Die in die-
sem Zusammenhang im Vordergrund stehenden Aspekte, die als wissen-
schaftliche Zielsetzung zugrunde liegen, sind:
• Möglichkeiten zur definierten Einstellung dreidimensionaler Tempera-
turfelder unter Berücksichtigung dynamischer Temperaturänderungen
• Möglichkeiten der Steuerung des lokalen Werkstoffflusses unter den
Bedingungen einer Umformung mit örtlich und zeitlich veränderlicher
Temperaturführung
• geometrische Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der erreichbaren
Endkonturen unter besonderer Berücksichtigung der freien Umformung
• Einfluss der komplexen thermo-mechanischen Prozessbedingungen
auf die lokale Mikrostrukturausbildung und resultierende mechanische
Eigenschaften
• Steigerung der Komplexität der funktionalen Gradierung bis hin zur
Fertigung eines komplexen Bauteils mit Mehrfachformelementen
Für die Gestaltung dieser neuartigen Prozessvarianten sind einerseits um-
Motivation und Zielsetzung 15
fangreiche experimentell gestützte Grundlagenuntersuchungen notwendig,
anderseits sind jedoch auch solche Aktivitäten unverzichtbar, die eine exakte
Vorhersage des Prozessverlaufes und der resultierenden Produkteigenschaf-
ten auf der Grundlage von Simulationen erlauben.
3.2 Demonstrator Flanschwelle
Um diese komplexe wissenschaftliche Zielsetzung zu erreichen, wird der be-
reits in den Voruntersuchungen genutzte Technologieträger „Flanschwelle“
adaptiert. Dieser Technologieträger wird, wie folgend beschrieben, durch
verschiedene technologische Merkmale erweitert.
Der Demonstrator „Flanschwelle“, Abbildung 3.2, vereinigt wesentliche
Merkmale hochwertiger Produkte der mechanischen Antriebstechnik und im
Bereich motorischer und generatorischer Anwendungen [Ste09a]. Typische
Produktbeispiele sind Kolben in Pumpen und Hydrauliksystemen, Getriebe-
wellen, Nockenwellen, Exzenterwellen. Dieser Technologieträger ermöglicht
somit den Nachweis der gleichzeitigen Einstellung unterschidlicher physikali-
scher Eigenschaften und komplexer Bauteilgeometrien in einem gekoppelten
thermo-mechanischen Formgebungsprozess. In den nachfolgenden Ausfüh-
rungen sollen die bereits in [STE09a] beschriebenen Merkmale kurz erläutert
werden.
In den in Abbildung 3.2 mit ① gekennzeichneten Funktionsbereichen geht
es in erster Linie um die Einstellung einer hochverschleißfesten Randzone
mit einer entsprechend hohen Härte. Zur Erhöhung der Duktilität des gesam-
ten Funktionsbereiches wird jedoch eine graduelle Veränderung des Verhält-
nisses von Festigkeit zu Zähigkeit unter definierter Einstellung komplexer
Phasenkonfigurationen zum Kern hin angestrebt.
16 Motivation und Zielsetzung
Abbildung 3.2: Technologieträger Flanschwelle [STE09a]
In Bezug auf die Geometrie sieht der Demonstrator „Flanschwelle“ in den mit
① gekennzeichneten Bereichen geometrisch komplex geformte Nebenform-
elemente vor, die einerseits durch eine extreme Dünnwandigkeit und große
Querschnittsänderungen gekennzeichnet sind und andererseits durch eine
ausgeprägte Exzentrizität. Diese Bereiche weisen auch aufgrund ihrer Mikro-
struktur und der daraus resultierenden mechanischen Eigenschaften, die
durchweg ein überwiegend hohes Festigkeitsniveau besitzen, ein geringes
Dämpfungsverhalten auf. Durch die gezielte Beeinflussung der Mikrostruktur
in den benachbarten Bauteilzonen ② wird eine Dämpfungserhöhung ange-
strebt. Dies führt zu einer Reduzierung der kritischen Schwingungsamplitu-
den und damit zu einer erhöhten Lebensdauer des Bauteils.
Für viele der genannten Anwendungsfälle stellt die Funktion der Integrations-
fähigkeit für weitere Systemkomponenten häufig eine konstruktive Heraus-
forderung dar. Daher sollen in den mit ③ gekennzeichneten Bereichen
scharfkantige Anschläge zur Aufnahme von Lagern vorgesehen werden.
Durch die thermo-mechanische Einstellung von druckeigenspannungsbehaf-
teten Mikrostrukturen und der hieraus resultierenden lokalen Druckeigen-
spannungskonzentration soll einer Kerbwirkung in diesen Bereichen entge-
gengewirkt werden.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 17
4 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Die schematische Darstellung des Energieflusses während des gekoppelten
thermo-mechanischen Prozesses verdeutlicht, dass in jeder Phase dieses
Prozesses eine Interaktion der verschiedenen Mechanismen und physikali-
schen Effekte herrscht, Abbildung 4.1. In diesem Kontext gilt es, diese In-
teraktion und deren Einfluss auf den gesamten Prozess zu verstehen und
darüber hinaus zu kontrollieren.
Abbildung 4.1: Schematische Darstellung des Energieflusses beim gekoppelten
thermo-mechanischen Prozess
Momentaufnahmen der unterschiedlichen Prozessphasen sind in Abbildung
4.2 dargestellt
18 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.2: Der thermo-mechanische Prozess in seinen verschiedenen Pha-
sen
Durch den hohen Komplexitätsgrad entsteht die Notwendigkeit einer exakten
Steuerung der herrschenden Mechanismen in den unterschiedlichen Teilpro-
zessen, was eine definierte Prozessumgebung voraussetzt. Somit wurde die
Gestaltung dieser Teilprozesse unter Beachtung der herrschenden Rahmen-
bedingungen realisiert. Hierbei war eine Reihe an Auswahlkriterien maßge-
bend. So führten Simulationsstudien u. a. zur Auswahl der für diesen Pro-
zess geeigneten Abkühl- und Erwärmungsstrategien oder der Induktionsspu-
lendesigns. Erfahrungen und Ergebnisse umfangreicher Vorarbeiten
[WEI01a, WEI01b, WEI01c, STE03, STE05a, STE05b, STE05c, WEI05], wie
es bei der Auswahl des Werkstoffs der Fall ist, spielten ebenfalls eine ent-
scheidende Rolle. Weitergehende Kriterien sind aus den Gegebenheiten und
Rahmenbedingungen des Prozesses entstanden, wie z. B. die Entwicklung
eines Sensorikkonzepts, das sowohl die Erfassung mechanischer als auch
thermischer Prozessgrößen ermöglicht. Abbildung 4.3 zeigt eine schemati-
sche Darstellung der dieser Arbeit zugrunde liegenden Methodik, beginnend
mit Projektstart bis hin zu den experimentellen Versuchen.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 19
Abbildung 4.3: Schematische Darstellung der Arbeitsmethodik
4.1 Werkstoffauswahl
Die Entscheidung für den Einsatz des Werkstoffs 1.8159 [DIN EN 10277-5]
beruht auf verschiedenen Aspekten. Einerseits ist das Umwandlungsverhal-
ten dieses Stahls, welcher eine hohe Sensitivität auf thermo-mechanische
Einflüsse aufweist, ausschlaggebend. Andererseits spielte die Erfahrung um-
fangreicher Vorarbeiten mit diesem Werkstoff eine wichtige Rolle.
In diesem Abschnitt soll die Beschreibung des Werkstoffs, sowohl im Aus-
gangszustand als auch nach der gekoppelten thermo-mechanischen Be-
handlung, erfolgen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass im Rahmen des
Sonderforschungsbereichs SFB / TR TRR30 ausführliche Untersuchungen,
u. a. am Institut für Werkstofftechnik - Qualität und Zuverlässigkeit - der Uni-
versität Kassel und am Lehrstuhl für Werkstoffkunde der Universität Pader-
born, durchgeführt wurden [MAI08, MAI09, BES08a, BES08b, BES09].
20 Herstellung funktional gradierter Bauteile
4.1.1 Ausgangszustand
Bei dem eingesetzten Werkstoff handelt es sich um den niedrig legierten
Stahl 1.8159 [DIN EN 10277-5] mit ca. 0,5 % Kohlenstoff aus der Gruppe der
Edelbaustähle. Der Vorteil dieses Werkstoffs liegt in dem hinreichenden Ge-
staltungsspielraum im Hinblick auf die in diesem Prozess angestrebte, lokale
Phasenumwandlung. Das Halbzeug liegt als rundes, gewalztes Stangenma-
terial mit einem Durchmesser von ca. 35 mm und einer Länge von 6 m vor
[GEO10]. Nach Angaben des Herstellers wird das Material im weichgeglüh-
ten Zustand angeliefert [DIN EN 10277-5]. Dies wird von den durchgeführten
Härtemessungen, die Werte von ca. 220 HV1 aufweisen, bestätigt.
Chemische Zusammensetzung. Die in Tabelle 1 aufgeführte chemische
Zusammensetzung des Stahls 1.8159 [DIN EN 10277-5], die den maßgebli-
chen Einfluss auf die Temperaturinduzierten Phasenumwandlungen ausübt,
liegt innerhalb der für diesen Werkstoff geforderten Grenzen [WER04]. Der
Chromanteil beträgt ca. 0,96 %. Vanadium ist mit ca. 0,1 % enthalten. Man-
gan verschiebt die A3-Temperatur im Eisen-Kohlenstoffdiagramm zu tieferen
Temperaturen hin [SCH90, BAR04]. Außerdem dient Mangan zur Desoxidie-
rung und zum Beruhigen. Silizium hingegen bewirkt die Verschiebung der A3-
Temperatur zu höheren Temperaturen [JÄN84].
Tabelle 1: Chemische Zusammensetzung des Werkstoffs 51CrV4 in % [BES09]
C Cr V Mn S P
Werkszeugnis 0,49 0,98 0,11 0,82 0,025 0,009
Funkenspektralanalyse 0,52 0,945 0,093 0,805 0,024 0,008
Mittelwert 0,505 0,9625 0,1015 0,8125 0,0245 0,0085
Spanne 0,03 0,035 0,017 0,015 0,001 0,001
Sn Al Si Mo Ni Cu
Werkszeugnis 0,013 0,029 0,25 0,04 0,12 0,17
Funkenspektralanalyse 0,011 0,029 0,218 0,028 0,1 0,139
Mittelwert 0,012 0,029 0,234 0,034 0,11 0,1545
Spanne 0,002 0,032 0,012 0,02 0,031
Herstellung funktional gradierter Bauteile 21
Gefüge im Ausgangszustand. Der Werkstoff weist im angelieferten Zu-
stand eine längs zur Walzrichtung typische Walztextur auf, Abbildung 4.4.
Dies ist auf die beim Walzvorgang auftretende Verformung der Strukturen
des Primärgefüges zurückzuführen.
Abbildung 4.4: Ausgangszustand des Werkstoffs 1.8159 mit Walzstruktur
Das Gefüge im Ausgangszustand besteht über 95 % aus Perlit [BES09].
Hierbei befindet sich ein Ferritnetz entlang der ehemaligen
Austenitkorngrenzen, Abbildung 4.5.
Abbildung 4.5: Ferritnetz im überwiegend perlitischem Gefüge
4.1.2 Umwandlungsverhalten des Werkstoffs 51CrV4
Das Umwandlungsverhalten des verwendeten Werkstoffs ist von wichtiger
Bedeutung für die Herstellung von Bauteilen mit lokal unterschiedlicher Ei-
genschaftsverteilung, da es während des örtlich und zeitlich veränderlichen,
22 Herstellung funktional gradierter Bauteile
thermo-mechanischen Umformprozesses zu lokal unterschiedlichen Pha-
senumwandlungen kommt, aufgrund der unterschiedlich herrschenden ther-
mo-mechanischen Bedingungen. Hierbei ist eine qualitative Beschreibung
des Einflusses lokaler Deviationen der Umformbedingungen, wie z. B. Tem-
peratur und Spannungen, auf die lokalen Phasenumwandlungen ausschlag-
gebend.
Die Parameter des Referenzversuchs wurden derart ausgewählt, dass nach
der Erwärmung "homogener Austenit" zu erwarten ist, d. h. es sollten keine
zusätzlichen Karbide o. Ä. vorliegen. Die Temperatur von ca. 1350 °C wird
jedoch nicht im gesamten Erwärmungsbereich erreicht. Die Temperaturver-
teilung in den Übergangsbereichen außerhalb der Induktionsspule erfolgt
kontinuierlich. Dies führt während der induktiven Heizphase über das Werk-
stück verteilt, entsprechend den lokalen Temperaturen, zu unterschiedlichen
Phasenmischungen, wie z. B. Ferrit + Perlit, Ferrit + Perlit + Austenit, Auste-
nit + Karbide, "homogener Austenit". Als Beispiel hierfür soll das isotherme
ZTA-Diagramm dienen, Abbildung 4.6.
Abbildung 4.6: Einfluss der chemischen Zusammensetzung auf das isotherme
ZTA-Schaubild [JÄN84]
Das Umwandlungsverhalten, das in Schaubildern unter isothermer oder kon-
tinuierlicher Abkühlung dargestellt ist, unterliegt starken Schwankungen in
Abhängigkeit von seiner chemischen Zusammensetzung und von der
Herstellung funktional gradierter Bauteile 23
Austenitisierungstemperatur TAust. Für die Schmelze des im Rahmen dieser
Untersuchungen verwendeten Stahls liegen keine individuellen ZTU-
Schaubilder vor. Des Weiteren handelt es sich bei den gezeigten Schaubil-
dern um eine langsame Erwärmung mit einer entsprechend langen Haltezeit.
Hierbei können Diffusions- und Umwandlungsprozesse ungestört ablaufen.
Die nachfolgende Abbildung 4.7 kann allenfalls als Anhaltspunkt dienen, da
es sich in dieser Arbeit um eine schnelle, induktive Erwärmung handelt. Für
die Diskussion des Umwandlungsverhaltens des eingesetzten Stahls dienen
die in Tabelle 6 aufgeführten Versuchsparameter (s. Abschnitt 4.8).
Die Phasenumwandlungen sind unter Vernachlässigung der plastischen
Formänderung und der wirkenden mechanischen Spannungen prinzipiell
durch die ZTU-Schaubilder für kontinuierliche Abkühlung beschrieben.
In [WEV1] wird das Umwandlungsverhalten für zwei verschiedene
Austenitisierungstemperaturen TAust untersucht. Abbildung 4.7 a) zeigt den
Verlauf der Phasenumwandlungen für TAust = 880 °C, hingegen beträgt in
Abbildung 4.7 b) TAust = 1050 °C. Für beide ZTU-Schaubilder gelten diesel-
be Aufheiz- und Haltedauer. Mit zunehmender Austenitisierungstemperatur
sinken die benötigten Abkühlgeschwindigkeiten. Während die Umwandlung
in Bainitgefüge (Zwischenstufen-Gefüge, Zw) bei TAust = 880 °C nach frühes-
tens 20 s beginnt, setzt sie bei der höheren Austenitisierungstemperatur von
1050 °C erst nach ca. 23 s ein.
Bei der Ferritumwandlung ist eine deutlich stärkere Abhängigkeit von TAust zu
beobachten. Bei einer Austenitisierungstemperatur von 880 °C beginnt die
Ferritumwandlung erst nach 33 s. Hingegen verlagert sich die Umwandlung
in Ferritgefüge bei einer Austenitisierungstemperatur TAust = 1050 °C zu 89 s.
Die Schwankungen, die während des örtlich und zeitlich veränderlichen
thermo-mechanischen Umformprozesses durch lokal unterschiedliche
Austenitisierungstemperaturen auftreten, haben ebenfalls einen hohen Ein-
fluss auf das in der Flanschwelle vorliegende Gefüge.
Weitere wichtige Einflussgrößen sind z. B. die Korngröße sowie Lage und
Größe der Karbide [ROS56, N.N.56, ROS57, BUN61, BES09]. Die durch
Umformung induzierten mechanischen Spannungen haben ebenfalls einen
24 Herstellung funktional gradierter Bauteile
starken Einfluss auf das Umwandlungsverhalten. Zur Beantwortung dieser
Fragestellungen erfolgen im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB /
TR TRR 30 umfangreiche Untersuchungen zur dynamischen Mikrostruktur-
änderung in thermo-mechanisch gekoppelten Prozessen. Die ersten Unter-
suchungsergebnisse zum Einfluss der Dehnung auf die Bainitumwandlung
sind z. B. in [MAI08] veröffentlicht.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 25
Abbildung 4.7: ZTU-Schaubild bei kontinuierlicher Abkühlung; a) TAust = 880°C,
b) TAust = 1050°C [WEV61]
26 Herstellung funktional gradierter Bauteile
4.1.3 Oberflächenreaktivität
Die Reaktion des Luftsauerstoffs mit den Eisenanteilen des Werkstoffs führt
zur sogenannten Verzunderung, die als äußere Oxidation bezeichnet wird.
Die Bildung von Eisenoxiden ist dabei auf einen komplexen Reaktionsablauf
zurückzuführen, der sich durch zeit- und temperaturabhängige Diffusionsvor-
gänge und Phasengrenzreaktionen kennzeichnet. Zwischen den Eisenantei-
len und dem Luftsauerstoff treten die folgenden drei Oxidphasen auf
[KLO06]:
• FeO (Wüstit),
• Fe3O4 (Magnetit) und
• Fe2O3 (Hämatit).
Der sich bei einer Erwärmung bildende Zunder kann aus einer oder auch aus
einer Mischung der zuvor genannten Oxidphasen bestehen und wird als Pri-
märzunder bezeichnet. Eine generelle Vermeidung dieses Primärzunders ist
nicht möglich. Er lässt sich jedoch durch kurze Heizdauer, Erwärmen unter
Schutz- bzw. Inertgas und/oder Verwendung von Schutzbeschichtungen re-
duzieren. In [KLO06] wird weiterhin darauf hingewiesen, dass eine Entfer-
nung dieses Primärzunders unbedingt erfolgen muss, da sonst eine abrasive
Wirkung zwischen Werkstück und Werkzeug entsteht. In der industriellen
Anwendung werden zur Entfernung dieser Primärzunderschichten mehrere
Verfahren, wie z. B. das Absprengen mittels Druckluft [LAN88], eingesetzt,
auf welche jedoch nicht näher eingegangen werden soll, da sie für den in der
vorliegenden Arbeit zu untersuchenden Prozess nicht geeignet sind. Wäh-
rend des Umformens und des anschließenden Abkühlens entsteht des Wei-
teren eine dünnere, aber auch eine fester haftende Oxidschicht (Sekundär-
zunder), welche, anders als der Primärzunder, nicht mechanisch entfernt
werden kann. Durch ihre abrasive Verschleißwirkung auf Werkzeugoberflä-
chen haben sowohl Primär- als auch Sekundärzunder direkten Einfluss auf
die Maßgenauigkeit, Formgenauigkeit und Oberflächengüte des Werkstücks.
Zur Verminderung der vorgestellten Problematik wurden Untersuchungen mit
einem Schutzüberzug des Typs „Beruforge 182“ von der Firma Carl Bechem
GmbH, Hagen, durchgeführt. Die Beschichtung zeigte bei einer Verweildauer
Herstellung funktional gradierter Bauteile 27
im Ofen von 45 min und einer Temperatur von 1000 °C eine überaus gute
Beständigkeit, Abbildung 4.8. Bei der schnellen induktiven Erwärmung zeig-
te diese Beschichtung sogar eine gute Temperaturbeständigkeit bei Tempe-
raturen von ca. 1300 °C. Dies kann auf die vorher erwähnte kurze Heizdauer
zurückgeführt werden.
„Beruforge 182“ ist eine wasserbasierte Beschichtung, die im Temperaturbe-
reich unter 1300°C die Zunderbildung auf der Stahloberfläche verhindern
soll. Sie kann mittels Sprühauftrag bzw. Tauchen oder Fluten auf die
Rohlingsoberflächen aufgetragen werden, je nach gewünschter Filmstärke
konzentriert oder mit Wasser gemischt. Bei einer induktiven Erwärmung der
Rohlinge muss eine trockene Oberfläche gewährleistet sein, da sonst die
wässrigen Rückstände in den Spulen zu Kurzschlüssen führen können.
Abbildung 4.8: Gegenüberstellung eines erwärmten, beschichteten mit einem
unbeschichteten Rohling
28 Herstellung funktional gradierter Bauteile
4.2 Integriertes Versuchsfeld
Eine u. a. im Hinblick auf komplexe Geometrien schnelle und flexible Erwär-
mung, eine schnelle Abkühlung, die die kritische Abkühlgeschwindigkeit zur
Martensitbildung garantiert, ein flexibles Werkstückhandling zwischen Er-
wärmungs- und Umformeinheit sowie eine hohe Prozessreproduzierbarkeit
stellen einige der Grundkriterien für eine geeignete Gestaltung des Ver-
suchsfeldes dar. Es sei nochmals ausdrücklich darauf verwiesen, dass die
Prozesszeit in den unterschiedlichen Teilprozessen gerade im Hinblick auf
die erreichbare Gradierung von essentieller Bedeutung ist. Schnelle Zyklen
unterstützen dabei nicht nur scharfe Gradierungen, sondern bilden eine we-
sentliche Voraussetzung für einen wirtschaftlichen industriellen Einsatz. In
den nachfolgenden Abschnitten werden die Kernelemente des integrierten
Versuchsfeldes mit den ihrer Auslegung zugrunde liegenden Erwägungen
und Kriterien erläutert.
4.2.1 Presse
In einer Erstauswahl wurde eine hydraulische Presse, die am Lehrstuhl für
Umformtechnik zur Verfügung stand, verwendet. Diese Presse zeichnet sich
durch ihre offene Bauweise, die eine gute Zugänglichkeit im Hinblick auf
Werkzeug- und Sensorikintegration ermöglicht, aus. Ein Gesamtüberblick
des integrierten Versuchsfeldes mit der dazugehörigen hydraulischen Presse
ist in Abbildung 4.9 dargestellt.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 29
Abbildung 4.9: Schematische Darstellung der integrierten Fertigungszelle
Die hydraulische Presse mit der Bezeichnung „MAE HY-S 100 SZ“ weist die
in Tabelle 2 aufgeführten technischen Daten auf.
Tabelle 2: Technische Daten der hydraulischen Presse
Einbauhöhe 800 mm
Stößelhub 500 mm
Max. Zylindergeschwindigkeit 96 mm/s
Hauptzylinderkraft (Druck) 1000 kN
Hauptzylinderkraft (Zug) 280 kN
Auswerferkraft (Druck) 400 kN
4.2.2 Umformwerkzeug
Das Werkzeug ist modular ausgelegt und besteht aus einer Aufnahme für die
Aktivkomponenten, die auf einfache Weise ausgetauscht werden können.
Auf diese Weise können einerseits sukzessive komplexere Formen und an-
dererseits neue Werkzeugwerkstoffe und Werkzeugbeschichtungen auf ihren
30 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Einfluss auf den Prozess hin untersucht werden. Die Aktivkomponenten sind
entsprechend der im Zuge des Versuchsprogramms zu erwartenden mecha-
nischen und thermischen Belastungen in einen Kalt- und einen Warmum-
formbereich unterteilt. Für den ersteren wurde ein Kaltarbeitsstahl 1.2842
(90MnCrV8) [EN ISO 4957] mit einer Härte von 57-59 HRC und für den letz-
teren ein Warmarbeitsstahl 1.2343 (X38CrMoV5-1) [EN ISO 4957] mit einer
Härte von 45 HRC ausgewählt. Das Werkzeug übernimmt in dem Warmum-
formbereich zudem die Aufgabe der Energieextraktion, die durch den direk-
ten Kontakt zwischen Werkzeugoberfläche und Werkstück hervorgerufen
wird, Abbildung 4.10.
Im Untergesenk befindet sich die für die Experimente notwendige Messtech-
nik (Druckaufnehmer und Thermoelemente). Die Werkzeuggeometrie ist für
einen Rohlingdurchmesser von 30 mm ausgelegt. Im Kaltumformbereich wird
der Durchmesser des Werkstücks auf einer Strecke von 15 mm von 30 mm
auf 25 mm verringert.
Abbildung 4.10: Das modular aufgebaute Umformwerkzeug
Für die Wärmeabfuhr im Warmumformbereich sind zwei Varianten vorgese-
hen. Die erste Variante verfügt über eine passive Kühlung. Die Wärmeabfuhr
erfolgt hierbei allein über das Werkzeug. Dies birgt jedoch den Nachteil, dass
bei einem hohen Durchsatz die Werkzeugtemperatur ansteigt. Die zweite
Variante verfügt über eine aktive Kühlung. Hierbei ist das Werkzeug mit
Kühlkanälen, durch die das Kühlmedium, das in der Regel Wasser ist, mit
Herstellung funktional gradierter Bauteile 31
einer Temperatur von ca. 20 °C fließt, ausgestattet. Dadurch wird eine steti-
ge Werkzeugtemperaturzunahme vermieden und eine größere Kühlleistung
erwartet, Abbildung 4.11.
Abbildung 4.11: Die Unterseite des Warmumformmoduls; a) passive Kühlung, b)
aktive Kühlung
4.2.3 Werkzeug zur Herstellung von Mehrfachformelementen
Für die Herstellung von Bauteilen mit Mehrfachformelementen kommt neben
dem oben beschriebenen Werkzeug für die simultane Kalt-/Warmumformung
der Flanschwelle mit einer Erwärmungszone zusätzlich ein Zwischenwerk-
zeug zum Einsatz. Das Werkzeugprinzip basiert auf ein 2-Schieber-System,
das der zylindrische Rohling während der Umformphase, um ein Ausknicken
zu vermeiden, lateral stützt und die gleichmäßige Formgebung der Flansch-
ober- und -unterseite im Mittelteil über die Form der Schieber ermöglicht.
Aufgrund der Erweiterung ergeben sich einige Besonderheiten im Prozess-
ablauf. Nach dem Ende der induktiven Erwärmung und somit dem Erreichen
der gewünschten Temperatur sowie der Positionierung des Rohlings im
Werkzeug erfolgt das Schließen der Schieber im Zwischenwerkzeug, Abbil-
dung 4.12. Der eigentliche Umformprozess beginnt erst danach. Es ist hier
noch zu erwähnen, dass dadurch weitere Wärmeverluste aufgrund der län-
geren Zeit hinzukommen.
32 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Das Zwischenwerkzeug bewegt sich axial mit dem Pressenhub bis zum En-
de des Prozesses und der vollständigen Ausbildung der zwei Flanschele-
menten mit. Die Schieber übernehmen neben der Stützwirkung und Form-
gebung einen Teil der Kontaktkühlung. Im Anschluss des Umform- und Kühl-
prozesses fahren sie auseinander bevor das Werkzeug das Werkstück frei-
gibt und es entnommen werden kann.
Abbildung 4.12: Aktives Werkzeug für die einstufige Herstellung der Doppel-
flanschwelle; a) geschlossene Formschieber, b) geöffnete Form-
schieber
4.3 Erwärmungsprozess
Die Aufgabe des Erwärmungsprozesses besteht darin, die für die Umfor-
mung nötige thermische Energie, die nicht durch innere Reibungswärme bei
der Umformung entsteht, mittels Wärmeleitung, -konvektion und -strahlung
und/oder dem Durchfluss von elektrischem Strom bereitzustellen. Hierbei
findet eine Verfahrensauswahl zugunsten einer induktiven Erwärmung auf-
grund entscheidender Anforderungen an den Erwärmungsprozess statt. Der
Hintergrund für diese Auswahl ist u. a. in der vorhandenen Flexibilität der in-
duktiven Verfahren besonders im Hinblick auf die immer komplexeren
Geometrien sowie in der Reproduzierbarkeit und der hohen Aufheizge-
schwindigkeit zu finden.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 33
Eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Einstellung definierter Mikrostruk-
turen besteht in der Verfügbarkeit von zuverlässigen Informationen über das
im Werkstück herrschende Temperaturregime. Dabei erschwert die komple-
xe Interaktion der verschiedenen frei einstellbaren Parameter während der
induktiven Erwärmung dieses Vorhaben, Abbildung 4.13. Die variierbaren
Erwärmungsparameter, die das Temperaturprofil maßgeblich beeinflussen
sind Heizdauer tHeiz, Heizleistung PHeiz, Frequenz f und Geometrie der einge-
setzten Induktionsspulen. Um den Einfluss dieser Parameter auf das Tempe-
raturregime und darüber hinaus deren Einfluss auf die eingestellten mecha-
nischen Eigenschaften im Bauteil präzise zu bestimmen, werden verschie-
dene Versuchsreihen durchgeführt, wobei diese Parameter einzeln variiert
werden.
Abbildung 4.13: Schematische Darstellung der komplexen Abhängigkeit des resul-
tierenden Temperaturprofils von den unterschiedlichen Erwär-
mungsparametern
Im Folgenden werden die Grundlagen der induktiven Erwärmung im Hinblick
auf die Auswahl der einzusetzenden Induktionsanlagen genauer betrachtet.
Prozessrelevante Einflussgrößen wie beispielsweise die von der Frequenz
abhängige Stromeindringtiefe, die Stromdichte, der Übertragungswirkungs-
grad und die zur Erwärmung notwendige Wärmemenge sind hierbei maßge-
bend für eine genaue Steuerung der temperaturinduzierten, lokalen Phasen-
34 Herstellung funktional gradierter Bauteile
umwandlungen und der daraus resultierenden mechanischen Eigenschaften.
4.3.1 Induktive Erwärmung
Das physikalische Prinzip der induktiven Erwärmung beruht auf dem soge-
nannten Transformatorprinzip [KLO06], bei dem eine von Wechselstrom
durchflossene Primärspule (Induktionsspule) ein um sich zeitlich änderndes
elektromagnetisches Feld aufbaut. Wird nun ein elektrisch leitfähiger Roh-
ling, welcher in dem Fall die Funktion einer kurzgeschlossenen Sekundär-
spule übernimmt, in dieses Magnetfeld eingetaucht, so erfolgt eine
Spannungsinduzierung, welche einen Wechselstromfluss in diesem Bauteil
hervorruft. Es liegt folglich, aufgrund der induzierten Spannung, ein Kurz-
schlussstrom vor, der eine Joulesche Wärme aus den elektrischen Verlusten
erzeugt, die mit Widerstands- oder Wirbelstromwärme bezeichnet wird, Gl.
4.1 [BEN90].
QJ Ie 2 Re tHeiz Gl. 4.1
Der Widerstand des zu erwärmenden Materials ist dabei neben der Tempe-
ratur auch von der Generatorfrequenz abhängig.
Bei ferromagnetischen Stoffen tritt beim Erwärmungsvorgang sogenannte
Hysteresewärme auf, die aus der Ummagnetisierung des Materials resultiert.
Die durch Hystereseverluste hervorgerufene Erwärmung ist linear von der
Generatorfrequenz abhängig und kann mit steigender Frequenz wegen des
frequenzabhängigen quadratischen Anstiegs der Wirbelstromverluste oder
dem Überschreiten der Curie-Temperatur (768 °C), wo ein Kohlenstoffstahl
seinen Ferromagnetismus verliert, vernachlässigt werden. Die Induktionsspu-
le, deren Form in der Regel dem des zu erwärmenden Rohlings angepasst
sein sollte, kann je nach Bedarf ein- oder mehrwindig ausgelegt werden. Bei
einer mehrwindigen Induktionsspule steigt der über die Spannung induzierte
Sekundär- oder Kurzschlussstrom proportional mit der Windungszahl n an
und würde ohne das Auftreten eines magnetischen Streuflusses den n-
fachen Wert des Primärstromes annehmen [BEN90].
Herstellung funktional gradierter Bauteile 35
Der signifikante Vorteil des direkten Verfahrensablaufs der induktiven Er-
wärmung ist, dass im Vergleich zu indirekten Verfahren, die die Wärme mit-
tels Konvektion, Strahlung und Leitung von außen bereitstellen, weitaus hö-
here Leistungen übertragen werden können.
Das Verfahren der induktiven Erwärmung hat sich aufgrund der Fähigkeit
einer kurzzeitig erreichbaren Wärmegenerierung in metallischen Bauteilen,
unter exakter Einstellung der örtlichen Temperaturverteilung, am weitesten
verbreitet. Die hierbei herrschende Korrelation zwischen den physikalischen
Eigenschaften des Werkstückwerkstoffs, der Gestaltung der Induktionsspule
und den Anlageneinstellparametern kann zu einer gezielten Steuerung und
Modellierung des Erwärmungsprozesses genutzt werden. Diese Korrelation,
die als Kopplung von elektromagnetischer und thermischer Gleichung ver-
standen wird, ist in [LIN01] als Wechselwirkung zwischen den thermischen
und elektromagnetischen Feldern dargestellt, Abbildung 4.14.
Abbildung 4.14: Elektromagnetische und -thermische Wechselwirkung [LIN01]
Hierin wird die im Material hervorgerufene dissipierte Energie p(x,t,T) in Ab-
hängigkeit von der Zeit t, der Temperatur T und dem Ort x beschrieben. Das
elektromagnetische Teilsystem wird durch die dielektrische Leitfähigkeit ζ,
die elektrische Permeabilität ε und die magnetische Permeabilität μ charakte-
risiert, wogegen das thermische Teilsystem auf der spezifischen Dichte ρth,
der Wärmeleitfähigkeit λth und der isobaren spezifischen Wärmekapazität cp
basiert.
Skineffekt und Stromdichteverteilung. Durch Selbstinduktionseffekte zei-
gen elektrische Leiter bei höheren Frequenzen die Eigenschaft, dass nur in
36 Herstellung funktional gradierter Bauteile
den oberflächennahen Bereichen der induzierte Wechselstrom fließt. Dies
hat meist einen Wärmestau an der Oberfläche zur Folge, der nur langsam
durch Wärmeleitung zum Kern hin abfließen kann. Eine weitere Auswirkung
des Selbstinduktionseffektes ist darin zu erkennen, dass der effektive Wider-
stand eines mit Wechselstrom durchflossenen Leiters, im Gegensatz zu ei-
nem mit Gleichstrom durchflossenen, wesentlich ansteigt. Die Eindringtiefe,
also die Dicke der stark erwärmten Schicht, ist hierbei maßgeblich von der
Frequenz sowie den elektrischen und magnetischen Werkstoffparametern
abhängig [BEN90]. Die Erregerfrequenz und die damit in Zusammenhang
stehende Eindringtiefe des Magnetfeldes sind bei der Auswahl einer geeig-
neten Induktionsanlage ein wichtiges Kriterium. So werden bei Randschicht-
erwärmungen meist Hochfrequenz- (50 kHz – 500 kHz) und bei Tiefener-
wärmungen Mittelfrequenz- (10 kHz – 40 kHz) oder Niederfrequenzgenerato-
ren (bis 5 kHz) eingesetzt [N.N.08].
Abbildung 4.15: Physikalische Einflussgrößen auf die Temperaturbildung bei der
Induktionserwärmung [DOH99]
Verschiedene physikalische Einflussgrößen bestimmen das Temperaturprofil
des erwärmten Materials, Abbildung 4.15. Darin ist zu erkennen, dass die
Stromdichte J(r) in einem eingekoppelten Rohling zur Mitte hin kontinuierlich
und einer e-Funktion folgend abfällt und, wie nachfolgend gezeigt, bestimmt
werden kann.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 37
J r J0 e-r 2
μ . f
ρ2 . 107
Gl. 4.2
Hierin sind J0 die Stromdichte an der Oberfläche, r der sich ändernde Radius,
μ die magnetische Permeabilität, f die Generator- bzw. Umrichterfrequenz
und ρ2 der spezifische Widerstand des Rohlings. Eine weitere kennzeich-
nende Einflussgröße ist die Stromeindringtiefe δ, bei der die Stromdichte den
Wert 1/e1·J0 = 0,368·J0 einnimmt, kann mit folgender Gleichung berechnet
werden [BEN90].
δ 1
2
ρ2 107
f μ ≈ 503
ρ2
f μ Gl. 4.3
In dieser oberflächennahen Schicht der Dicke δ werden rund 86 % der ein-
gebrachten Energie in Wärme umgewandelt, während die restlichen 14 %
auf tiefer gelegene Werkstoffschichten übertragen werden. Eine Übersicht
möglicher Stromeindringtiefen in Abhängigkeit von der Frequenz des zu er-
wärmenden Materials und der magnetischen Permeabilität ist in Abbildung
4.16 dargestellt.
38 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.16: Stromeindringtiefe in Abhängigkeit von Frequenz und Material
[NAC07]
Übertragungswirkungsgrad. Der Übertragungswirkungsgrad bzw. thermi-
sche Wirkungsgrad ηth sollte beachtet werden, damit sich die induzierten
Ströme in der Mitte des zylindrischen Rohlings nicht aufheben. Um diesen
Effekt zu vermeiden, sollten als Richtwerte für das Verhältnis zwischen dem
Durchmesser d0 des Rohlings und der Stromeindringtiefe δ für eine annä-
hernd verlustarme Energieübertragung mit d0/δ ≥ 6 und für eine optimale
durchgreifende Energieübertragung mit d0/δ ≥ 3,5 vorgegeben werden
[N.N.08].
Der Übertragungswirkungsgrad ist reproduzierbar, wenn die Induktionsspule
in Form und Gestalt dem aufzuheizenden Rohling folgt. In Abbildung 4.17
ist der Übertragungswirkungsgrad Induktionsspule - Rohling für unterschied-
liche Materialien aufgezeigt. Dieser lässt sich für Rundinduktoren mit folgen-
der Nährungsformel aus dem Spulendurchmesser D, dem
Rohlingdurchmesser d0, der Stromeindringtiefe, der spezifischen Widerstän-
de von Induktor ρ1 und Rohling und der magnetischen Permeabilität errech-
Herstellung funktional gradierter Bauteile 39
nen [BEN90].
ηth
1
1 D2
d0 2
1 6,25 δ2
d0 2
ρ1
μ ρ2
Gl. 4.4
Für einen guten Wirkungsgrad ist ferner die mindestens zu wählende Fre-
quenz fmin nicht außer Acht zu lassen. Diese lässt sich nach [BEN90] errech-
nen durch
fmin 16 106
ρ2
μ d0 2 . Gl. 4.5
Der mit dieser Formel ermittelte Wert für fmin kann größer, darf jedoch nicht
kleiner eingestellt werden.
Abbildung 4.17: Übertragungswirkungsgrad in Abhängigkeit von Material, Tempe-
ratur und Verhältnis Rohlingdurchmesser zu Stromeindringtiefe
[NAC07]
Leistungsberechnung. Mittels induktiver Erwärmung kann ein metallisches
40 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Werkstück mit bestimmter Masse m in einer geforderten Heizdauer tHeiz auf
eine vorgegebene Temperatur T erhitzet werden [BEN90]. Dabei wird als
Masse nur der Teil des Rohlings beachtet, der für die Umformung, zuzüglich
einer definierten Randzone in jeweils axialer Richtung, zu erwärmen ist. Die
zur Erwärmung notwendige Wärmemenge Q kann wie folgt aus Masse, spe-
zifischer Wärmekapazität c(T) und den mittleren Rohlingtemperaturen zu Be-
ginn T1 und Ende T2 des Erwärmungsprozesses errechnet werden.
Q m c(T (T2 - T1 Gl. 4.6
Hierin ist die spezifische Wärmekapazität von der Temperatur abhängig und
muss für eine etwaige Berechnung als Funktion oder gemittelter Wert heran-
gezogen werden [SCH08]. Die im Rohling induzierte Leistung PR berechnet
sich aus der Wärmemenge und Heizdauer tHeiz zu
PR Q
tHeiz. Gl. 4.7
Über PR und mithilfe des thermischen Wirkungsgrades ηth sowie dem Gene-
ratorwirkungsgrad ηG kann mit
PN PR
ηth ηG Gl. 4.8
die Nennleistung PN, welche aus dem Stromnetz zugeführt werden muss,
ermittelt werden. An dieser Stelle sei nochmals auf die Leistungsverluste, die
aufgrund von Wärmeleitung, -konvektion und -strahlung an die Umgebung
abgeführt werden, hingewiesen. Dabei kann allgemein festgestellt werden,
dass die Verluste umso größer sind, je höher ein Rohling erwärmt wird.
4.3.2 Analytische Beschreibung zum Erwärmungsverfahren
Der numerische Lösungsansatz zur Berechnung des radialen Wärmestroms,
welcher durch die bei der Induktion zugeführten Jouleschen Wärme (Gl. 4.1)
in Form von Wärmeleitung im zylindrischen Rohling auftritt, basiert auf dem
Fallbeispiel „Wärmeleitung mit elektrischer Heizquelle“ in [KLO06]. Für die
Herstellung funktional gradierter Bauteile 41
darin gezeigte Bilanzierung sind zunächst folgende Voraussetzungen und
Vereinfachungen zu treffen:
• geometrisch eindimensionaler und rotationssymmetrischer Zylinder
• homogener, isotroper Zylinder
• stationärer Prozess
• nur Wärmeleitung in radialer Richtung (keine Wärmekonvektion und
-strahlung)
• konstante Stoffwerte
• konstante Umgebungstemperatur
Da der Rohling in Form eines Zylinders vorliegt, kann das zu erwärmende
Volumen V mit
V AR L r0 2 L Gl. 4.9
errechnet werden, worin AR den Querschnitt, r0 den Radius und L die zu er-
wärmende Länge angibt. Weiter kann die Energiequelldichte qE mit dem Ver-
hältnis des stationären Anteils der Jouleschen Wärme zum Volumen ausge-
drückt werden, wobei jedoch die Stromdichte und deren Abhängigkeit vom
Radius und dem Rohlingquerschnitt beachtet werden müssen. Die Energie-
quelldichte ergibt sich folglich zu
qE
J(r 2
AR 2
Re
V
J0 2 e
-r . 4 . μ . f
ρ2 107
Re AR
L. Gl. 4.10
Allgemeine Gesetzmäßigkeiten zur Berechnung der Temperatur- und Wär-
meflussfelder basieren auf der Erfahrung, dass die zeitliche Änderung einer
extensiven Mengengröße in einem Volumen, sprich eine Speicherung, nur
durch Wärmezuflüsse, -abflüsse oder, wie in dem hier vorliegenden Fall,
durch Energiequellen erfolgen kann. Diese Bilanzierung kann, speziell im
oben aufgeführten Fall, nach [KLO06] mit
λS 2T q
E 0 Gl. 4.11
durchgeführt werden. Hierin stellt λS die Wärmeleitfähigkeit des Rohlings und
42 Herstellung funktional gradierter Bauteile
∇2T den Laplaceoperator der Temperatur dar.
Geht man nun in Analogie zu dem in [KLO06] vorgestellten vor, errechnet
sich Gl. 4.11 und die damit im Zusammenhang stehende Wärmeleitung in
radialer Richtung Φ(r) unter einsetzen von Gl. 4.10 und durchgeführter Integ-
ration zu
Φ(r -Re J0
2 r0
2
8 . μ .f
ρ2 107
. 4 μ . f
ρ2 . 107 r 1 e
-r 4 μ f
ρ2 107
. Gl. 4.12
Über diese Gleichung und der damit ermittelten Lösungen ist es möglich,
qualitative Aussagen über den jeweils vorliegenden radialen Wärmestrom
wiederzugeben. Des Weiteren kann der radiale Temperaturverlauf T(r) über
Φ(r -λS T
r r 2 L Gl. 4.13
und die Lösung des darin enthaltenden Differentials ermittelt werden. Dies
stellt gerade für die von der Temperatur abhängige Fließspannung und der
damit in Zusammenhang an diesen Stellen erreichbaren Umformgrade einen
wichtigen Aspekt der Produktgestaltung dar.
4.3.3 Induktionsanlagen
Mit Hilfe der bereits beschriebenen Erwärmungsmechanismen und einer Si-
mulationsstudie (s. Abschnitt 4.6.2) wurden zwei unterschiedliche Indukti-
onsanlagen, welche zwei unterschiedliche Frequenzbereiche (Mittel- und
Hochfrequenz) abdecken, ausgewählt. Die erste ist eine Anlage des Typs
„ITP-2 8-15/2x60“ der Firma ITG Induktionsanlagen GmbH, Hirschhorn. Sie
besteht aus zwei getrennt ansteuerbaren Mittelfrequenzumrichtern, die je-
weils mit einer maximalen Leistung von 60 kW und einem Frequenzbereich
von 8-15 kHz betrieben werden können. Über die separate Ansteuerung
können zwei lokale Erwärmungszonen für die Herstellung von Mehrfach-
formelementen erzeugt werden. Ein integrierter Kühlkreislauf kühlt die tem-
peraturgefährdeten Bauteile der Wechselrichter, die sich mit verschiedenen
Induktionsspulen unterschiedlichster Bauart ausstatten lassen. Für die Modi-
Herstellung funktional gradierter Bauteile 43
fikation des Wechselrichters stehen zwei Optionen zur Auswahl. Die erste
besteht in der Erweiterung oder Reduzierung der Anzahl an zugeschalteten
Kondensatoren, die größere Frequenzsprünge erlauben. Die zur Verfügung
stehenden Kondensatoren weisen eine elektrische Kapazität von 6 μF auf;
mit voller Besetzung von acht Kondensatoren kann ein Wechselrichter mit
einer Kondensatorenkapazität von 48 μF betrieben werden. Die zweite Mög-
lichkeit die Frequenz anzupassen, besteht in dem Übersetzungsverhältnis
von Primär- auf Sekundärspule.
Die zweite Anlage ist eine Hochfrequenzanlage des Typs „SINAC 50 PH“ der
Firma EFD Induction GmbH, Freiburg. Sie besteht aus einem Hochfrequenz-
umrichter, der mit einer maximalen Leistung von 50 kW und einem Fre-
quenzbereich von 75-150 kHz betrieben werden kann. Analog zu den Mittel-
frequenzumrichtern kühlt ein integrierter Kühlkreislauf die temperaturgefähr-
deten Bauteile des Wechselrichters, der sich ebenfalls mit verschiedenen
Induktionsspulen unterschiedlichster Bauart ausstatten lässt. Die wichtigsten
technischen Daten dieser Anlage sind in Tabelle 3 aufgeführt.
Tabelle 3: Technische Daten der Hochfrequenzanlage
Frequenzbereich 75-150 kHz
Ausgangsnennleistung 50 kW
Ausgangsnennspannung 550 V
Regelung über Spannung
Kühlwasserdurchfluss 32 l/min
4.3.4 Induktionsspulendesign
Die Entwicklung der in den experimentellen Versuchen eingesetzten Indukti-
onsspulen wurde mit Hilfe einer Simulationsstudie realisiert. Diese wurde mit
der Software „COMSOL Multiphysics“ der Firma COMSOL Multiphysics
GmbH, Göttingen, erstellt. Hierbei handelt es sich um eine 2D-axial symmet-
rische und elektro-thermo-mechanisch gekoppelte Simulation, Abbildung
4.18.
44 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.18: Gegenüberstellung einer Finite-Elemente-Erwärmungssimulation
a) mit dem experimentellen Versuch b)
Somit kamen verschiedene Induktionsspulen bei dem gekoppelten thermo-
mechanischen Umformprozess zum Einsatz. Für den Referenzversuch (s.
Abschnitt 4.8) wurde die dreiwindige Induktionsspule eingesetzt, Abbildung
4.19. Alle Induktionsspulen bestehen aus einem Kupferhohlprofil (Cu-ETP;
Werkstoff-Nr.: CW004A) [N.N.05] und sind an den Kühlkreislauf des Wech-
selrichters angeschlossen.
Abbildung 4.19: Gegenüberstellung der verschiedenen Induktionsspulen;
einwindig a), zweiwindig b) und dreiwindig c)
4.4 Abkühlprozess
Der Abkühlprozess hat die Aufgabe, die aus Umwandlungsmechanismen
resultierenden Bauteileigenschaften durch ein gesteuertes und reproduzier-
Herstellung funktional gradierter Bauteile 45
bares Abführen von Wärme einzustellen. Dabei soll zwischen den beiden
Abkühlverfahren des Wärmetransports über ein Medium und des Wärme-
transports über das Werkzeug unterschieden werden. Als Abkühlmedium
kommen in der Praxis meist Öl, Wasser, Druckluft oder eine Mischung jener
zum Einsatz. In Abhängigkeit vom jeweilig vorliegenden Wärmeübergangs-
koeffizienten des verwendeten Mediums, der neben den Stoffwerten vom
vorherrschenden Wärmeübertragungsmechanismus abhängt, stellen sich
unterschiedliche Abkühlgeschwindigkeiten ein, die maßgeblichen Einfluss
auf das zu bildende Gefüge haben.
Abkühlgeschwindigkeit. Für das zeitliche Verhalten, also die Abkühlge-
schwindigkeit, kann nach [BAE06] für zwei in Verbindung stehende Körper
zur Bestimmung der eindimensionalen Wärmeleitung und Diffusion idealer
Flächen der folgende Ansatz verwendet werden
λS,W TW
r λS,T
TT
r , Gl.4.14
worin die Wärmeleitfähigkeiten von Werkstück λS,W und Werkzeug λS,T sowie
die jeweiligen Temperaturverläufe im Zusammenhang stehen. Daraus folgt,
dass die Temperaturen von Werkstück TW und Werkzeug TT an der Kontakt-
fläche mit
TW, TT, Gl. 4.15
gleichgesetzt werden können. Der quantitative Temperaturverlauf und die
Wärmeübertragungsmechanismen, die in Werkstück und Werkzeug vorlie-
gen, sind in Abbildung 4.20 visualisiert. Mit dem Zusammenhang von Gl.
4.14 kann die Temperatur an der Kontaktfläche durch die Bestimmung des
werkzeugseitigen Temperaturverlaufs ermittelt werden.
46 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.20: Temperaturverlauf und Wärmeübertragungsmechanismen bei der
Abkühlung über das Werkzeug [vgl. SCH08]
Abkühldauer. Die über das Kühlsystem abgeführte Wärme kann mittels des
Volumenstroms VK, der Dichte ρK und der gemittelten isobaren spezifischen
Wärmekapazität cp,K des Kühlmediums sowie der Temperaturen des Kühl-
mediums an Ein- und Ausgang wie folgt errechnet werden:
Q VK cp,K ρK Taus- Tein . Gl. 4.16
Folglich ist es über die Wärmeabfuhr möglich, Aussagen zum Fortschritt des
Abkühlprozesses zu machen. So kann die zeitabhängig abgeführte Wärme-
leistung mit der zugeführten Wärmeleistung des Erwärmungsprozesses ver-
glichen und mittels Gl. 4.6 die vorliegende mittlere Temperatur des Werk-
stücks, die zum Ende des Abkühlprozesses unterhalb der Anlasstemperatur
liegen muss, errechnet werden. Dies setzt jedoch die Bekanntheit der Ver-
lustwärmen von Erwärmungsprozess, Transfer und Umformprozess sowie
der umformbedingten, auf innere Reibungsmechanismen zurückführende
Wärmegenerierung voraus. Eine Bilanzierung der thermischen Energie für
das Werkstück kann mit
ρW cv,W
TW
t λS,W TW Gl. 4.17
Herstellung funktional gradierter Bauteile 47
und für das Werkzeug mit
ρT cv,T
TT
t λS,T TT qE Gl.4.18
durchgeführt werden [SCH08]. Hierin stellen ρW und ρT die Dichten von
Werkstück- und Werkzeugwerkstoff, cv,W und cv,T die jeweiligen isochoren
spezifischen Wärmekapazitäten und qE die negative Energiequelldichte dar.
Die restlichen Terme bilden die jeweiligen Temperaturverläufe in Abhängig-
keit der Zeit- und Ortskoordinaten. Gl. 4.17 und Gl. 4.18 stellen instationäre
Differentialgleichungen dar, die, nach [KLO06], neben numerisch gestützten
Simulationsprogrammen im Wesentlichen mittels des Produktansatzes nach
Bernoulli oder der Laplace-Transformation, unter Beachtung der Randbedin-
gung aus Gl. 4.14, zu berechnen sind.
Abkühlstrategien. Maßgeschneiderte Eigenschaften können auch durch
eine geeignete Wahl der Abkühlstrategie realisiert werden. Mit Hilfe der zu-
vor beschriebenen Mechanismen und einer Simulationsstudie (s. Abschnitt
4.6.2) konnten die für diesen Prozess geeigneten Abkühlstrategien, die zu
definierten thermischen Bedingungen im Werkstück führen, ausgewählt, rea-
lisiert und untersucht werden. Die in diesem Zusammenhang untersuchten
Abkühlstrategien umfassen eine Kontaktkühlung, durch welche die Energie-
extraktion realisiert wird, sowie eine Medienkühlung, die eine Variierung der
Extraktionsgeschwindigkeit ermöglicht.
Während des Rohlingtransfers, der Positionierung und zu Beginn des Um-
formvorgangs, bei dem im Wesentlichen eine freie Umformung des erwärm-
ten Bereiches stattfindet, treten Wärmeverluste infolge von Strahlung und
freier Konvektion auf. Um die generierte Wärme abzuführen, eignet sich eine
beschleunigte Abkühlung durch Wärmeleitung während des intensiven
Werkzeug-Werkstückkontaktes (Kontaktkühlung). Nach dem Entlasten und
Auswerfen des Werkstücks treten nur noch konvektive Wärmeverluste auf.
Tabelle 4 fasst die Parameter der Experimente mit unterschiedlichen Werk-
zeugkonfigurationen und Kontaktzeiten zusammen.
48 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Tabelle 4: Versuchsparameter zur Untersuchung des Einflusses der Kontaktküh-
lung
Experiment
*KK: Kontaktkühlung
Abkühlgeschwindigkeiten [K/s]
freie Werkstück-
oberfläche
Werkzeugein-
satz
Heizpara-
meter
Schließ-
zeit [s]
Twst,1000
°C-800 °C
Twst,800 °
C-500°C
Twz Twz Modus
KK1 42 kW / 12s 15 kW / 5s
28 47 30 375 50 Kontaktküh-lung/ passive Kühlung
KK2 14 52 32
Kk3 4 47 -
KK4 28 46,5 32 325 80 Kontaktküh-lung/ aktive Kühlung: Wasserdurch-fluss: 26 l/min Wassertempe-ratur: 20 °C ±5 °C
KK5 14 50 33
KK6 4 52 -
Für die Realisierung der Medienkühlung wurde eine neuartige Kühleinrich-
tung geplant und entwickelt. Diese Kühleinrichtung ermöglicht neben einer
gleichmäßig verteilten auch eine einseitige und asymmetrische Kühlung,
Abbildung 4.21. Dies wird durch flexible Düsen erreicht, die je nach ge-
wünschter Kühlstrategie und Eigenschaftsverteilung entsprechend ausge-
richtet werden können. Die Abkühlwirkung wird über den Druck p des Kühl-
mediums Luft und die Abkühldauer eingestellt, dadurch sind bedeutend hö-
here Abkühlgeschwindigkeiten und somit höhere Härten möglich.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 49
Abbildung 4.21: CAD-Modell der eingesetzten Druckluftkühlung
Folgende Tabelle fasst die Parameter der unterschiedlichen Experimente
zusammen.
Tabelle 5: Versuchsparameter der Abkühlstrategie mit Druckluft
Experiment
*MK: Medienkühlung
Heizparameter Abkühldauer [s] Luftdruck p [bar]
MK1 42 kW / 12s 15 kW / 5s
30 4
MK2 60
MK3 90
MK4 30 8
MK5 60
MK6 90
4.5 Handlingseinrichtung
Aufgrund der hohen Anforderungen an die Flexibilität der
Handlingseinrichtung muss diese verschiedene Besonderheiten aufweisen,
um einen sicheren und reproduzierbaren Prozess zu gewährleisten. Sie
muss neben dem Rohlingtransfer auch das kraftschlüssige Fixieren und das
Rotieren des Rohlings während der Erwärmung beinhalten, damit eine
gleichmäßige Erwärmung des Rohlings garantiert wird.
Des Weiteren muss diese Handlingseinrichtung aufgrund der hohen Zahl an
50 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Versuchsreihen einen sehr hohen Grad an Reproduzierbarkeit gewährleis-
ten. Somit wurde für den Rohlingtransfer zwischen Erwärmungseinrichtung
und Presse eine elektropneumatisch gesteuerte Einrichtung mit der Möglich-
keit zur kraftschlüssigen Fixierung und Rotieren des Rohlings entwickelt,
Abbildung 4.22.
Abbildung 4.22: Die in der Fertigungszelle integrierte Transfereinrichtung
4.6 Sensorikkonzept
Der in dieser Arbeit vorliegende thermo-mechanischen Prozess kombiniert
den thermisch kontrollierten Werkstofffluss mit der Einstellung der lokalen
mikrostrukturellen Verteilung. Dies hat zur Folge, dass verschiedene Mikro-
strukturen in Abhängigkeit der lokalen Temperatur- und Spannungsverteilung
nebeneinander existieren. Daher ist es entscheidend, die thermischen und
mechanischen Effekte und deren Auswirkungen auf die daraus resultieren-
den Eigenschaften durch eine geeignete Wahl der experimentellen Metho-
den nachzuvollziehen.
Des Weiteren führen die vorher beschriebene Komplexität des Prozesses,
Herstellung funktional gradierter Bauteile 51
die aus der Interaktion verschiedener Paramater resultiert, sowie die beson-
deren Merkmale dieses Prozesses dazu, dass die wichtigen Prozessgrößen,
wie z. B. das Temperaturregime in allen Prozessphasen und der Umform-
grad, stets quantitativ erfasst werden. Dies ermöglicht eine bessere Prozess-
steuerung und –kontrolle. Hierbei ist, wie oben erwähnt, zwischen mechani-
schen und thermischen Prozessgrößen zu unterscheiden. Der gesamte Pro-
zess wird von einem PC-Programm auf Basis der kommerziell verfügbaren
Software „LabView“ der Firma National Instruments, Austin (USA), gesteuert
und überwacht [SUM07].
4.6.1 Mechanische Prozessgrößen
Umformgrad. Die spezifischen Fließeigenschaften werden ähnlich dem Sys-
tem in [SAU09] durch eine 3-dimensionale Formänderungsmessung optisch
abgebildet. Diese Formänderungsmessung wurde mit dem System „Aramis“
der Firma GOM mbH, Braunschweig, durchgeführt. Das System liefert Echt-
zeitergebnisse für benutzerdefinierte Messpunkte auf der Probenoberfläche,
Abbildung 4.23.
Abbildung 4.23: Maximaler Umformgrad und Oberflächendehunungsverteilung
während des Prozesses aufgenommen über eine 3D-
Formänderungsmessung
52 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Umformkraft und Wegmessung. Die Umformkraft wird mittels eines
Hydraulikdruckaufnehmers ermittelt. Dieser Sensor mit der Bezeichnung
„PA9020“ der Firma IFM Electronic GmbH, Essen, ist an dem Hauptzylinder
der Presse angebaut.
Für eine präzise Wegmessung des Obergesenks wird sowohl ein induktiver
Wegsensor als auch ein optischer Wegsensor (Laser) verwendet. Mit Hilfe
solcher Sensoren kann sowohl die Umformgeschwindigkeit als auch eine
mögliche Verkippung des Stößels bestimmt werden.
4.6.2 Temperaturfeldmessung und Simulation
Der entscheidende Einfluss des Temperaturregimes auf die resultierende
Mikrostruktur und dadurch auf die resultierenden Endeigenschaften führt zu
hohen Anforderungen an die Genauigkeit der Temperaturmessung. Hierfür
wurde ein Konzept entwickelt, das sowohl die notwendige Sensorik zur voll-
ständigen Temperaturmessung im Werkstück als auch eine Simulationsstu-
die beinhaltet.
Für die Bestimmung des Temperaturfeldes nach der induktiven Erwärmung
wurde eine zylindrische Probe des Stahls 1.8159 [DIN EN 10277-5] mit
Thermoelementen an der Oberfläche und in verschiedenen Abständen vom
äußeren oberen Rand (Level A, B und C) und in unterschiedlichen Radien
versehen, Abbildung 4.24. Zum Einsatz kommen Thermoelemente des Typs
„K“, da dieser Typ bis auf 1350 °C erhitzt werden kann. Mittels Messverstär-
ker wird die Messgröße verarbeitet und PC-gestützt über die Software
„MGM“ aufgezeichnet. Des Weiteren wird die Temperatur des Werkstücks
während der verschiedenen Prozessphasen (Erwärmung, Transfer, Umfor-
mung und Abkühlung) von einem Pyrometer und einer
Thermographiekamera an der Oberfläche lokal erfasst. Die verwendete
Thermographiekamera ist vom Typ "VarioCam" der Firma Infratec, Dresden.
Sie erlaubt die Aufzeichnung des gesamten Umformvorgangs inklusive der
induktiven Erwärmung und des Transfers (s. Abbildung 4.26). Der Standard-
Temperaturmessbereich von 40 °C – 1500 °C deckt das gesamte Tempera-
turprofil, das während des Experiments auftritt, ab. Dabei ermöglicht die ho-
Herstellung funktional gradierter Bauteile 53
he Bildfrequenz von 50/60 Hz eine zeitgenaue Erfassung der Temperaturver-
teilung.
Zur Messung der Oberflächentemperatur während der Umformung kommt
ergänzend ein Pyrometer vom Typ „PS 28 AF 2“ der Firma Keller HCW
GmbH, Ibbenbüren-Laggenbeck, zum Einsatz. Der Messbereich dieses Ge-
rätes liegt bei 400 – 1400 °C. Damit werden alle relevanten Temperaturen
während der Umformung erfasst. Ein Markierungslaser erlaubt eine präzise
Ausrichtung der Messoptik. Die Größe des Messflecks ist dabei abhängig
von der Entfernung zum Messobjekt.
Zur Kalibrierung des Pyrometers wurde eine Referenzmessung mittels
Thermoelementen durchgeführt. Aus den lokalen Temperaturmessungen der
Thermoelemente und der Thermographiekamera wurden die lokal unter-
schiedlichen Emissionsgrade ermittelt. Diese sind für eine genaue Tempera-
turmessung von wichtiger Bedeutung. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass
die Messgenauigkeit der eingesetzten Thermoelemente ±0,004·T oder
±1,5 °C (Genauigkeitsklasse 1) beträgt. Bei steigender Temperatur und da-
durch variierendem Emissionsgrad können Temperaturunterschiede bis zu
70 °C zwischen den Verfahren der Strahlungsthermometrie (Themorgraphie
und Pyrometrie) und der Kontaktthermometrie auftreten.
54 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.24: Position der angebrachten Thermoelemente zur Temperaturfeld-
messung
Eine wichtige Phase im Prozess, die sowohl den Transfer als auch die freie
Umformung beinhaltet, ist die Phase vom Ende der Erwärmung bis zum ers-
ten Kontakt zwischen dem warmen Werkstückmaterial und der Werkzeug-
oberfläche, da hier keine Möglichkeit der Prozesskontrolle vorhanden ist,
was eine genaue Überwachung der Temperaturprofilentwicklung während
dieser Zeit erfordert, Abbildung 4.25. Hierbei zeigen die Ergebnisse eine
sehr gute Analogie zwischen den mit Thermoelementen und den mit
Thermographie gemessenen Temperaturen.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 55
Abbildung 4.25: Vergleich der Temperaturprofile gemessen mittels Verfahren der
Kontaktthermometrie (Thermoelemente) und Strahlungsthermo-
metrie (Thermographie) an drei verschiedenen Referenzpunkten
im Werkstück
Ein typischer Zeit-Temperatur-Verlauf des gesamten Prozesses ist in der fol-
genden Abbildung 4.26 dargestellt.
Abbildung 4.26: Oberflächentemperaturprofil an drei verschiedenen Höhen im
Werkstück
56 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Des Weiteren wurde für die Ermittlung der Temperaturfeldentwicklung wäh-
rend der Umformung und der lokalen Abkühlung eine Finite-Elemente-
Simulation verwendet und das nachfolgend erläuterte Point Mapping-
Verfahren entwickelt, Abbildung 4.27. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass
eine Simulation unabdingbar ist, da einerseits die Thermoelemente während
der Umformung zerstört werden und anderseits eine Thermographiekamera
nur Oberflächentemperaturen messen kann. Diese Simulation wurde mit der
Software „simufact.forming GP“ der Firma simufact engineering gmbh, Ham-
burg, durchgeführt. Es handelt sich um eine 2D-axial symmetrische und
thermo-mechanisch gekoppelte Simulation.
Für einen vorgegebenen experimentellen Parametersatz wurde die Tempe-
ratur an unterschiedlichen Positionen auf der Oberfläche und in unterschied-
lichen Radien des Rohlings gemessen. Das experimentell ermittelte An-
fangstemperaturprofil wurde vor der eigentlichen Simulation des Umform-
und Abkühlvorgangs manuell auf das FEM-Start-Modell übertragen. Eine
Homogenisierungsdauer, bei der die experimentellen Temperaturdaten als
konstante Randbedingung festgelegt wurden, führte zu der Interpolation von
fehlenden Knotentemperaturen. Ein Vergleich zwischen experimentell ge-
messenen und simulierten Temperaturen an ausgewählten Bezugspunkten
innerhalb des Rohlings beweist eine ausreichende Übereinstimmung, Abbil-
dung 4.27.
Für die starren Werkzeuge wurde dabei eine globale Temperatur von 50 °C
und Coulomb-Reibung mit einem Reibkoeffizient von konstant μ 0,3 ange-
nommen.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 57
Abbildung 4.27: Temperaturmapping der experimentell gemessenen Temperatur-
verteilung auf das FEM-Modell und Korrelation mit experimentel-
len Temperaturen
Maßgeschneiderte Eigenschaften können durch lokal definierte thermische
Bedingungen erreicht werden. In diesem Zusammenhang ist die Bestimmung
der Kühlraten in den verschiedenen Werkstückbereichen von wesentlicher
Bedeutung. An der freien Oberfläche (Punkt A) wird im Temperaturintervall
zwischen 1000 °C und 800 °C eine Abkühlrate von ca. 20 K/s beobachtet.
Bei Punkt B (im Werkstück, in einem Abstand von 10 mm zu Punkt A) wird
für dasselbe Temperaturintervall eine Abkühlrate von 30 K/s ermittelt, Abbil-
dung 4.28. Die höhere Abkühlrate an diesem Punkt kann über die Abkühl-
wirkung des Werkzeug-Werkstückkontakts während der werkzeuggebunde-
nen Formgebung erklärt werden, die bei Punkt A nicht stattfindet.
In dem Temperaturintervall von 600 °C - 500 °C, während der Werkzeugkon-
taktkühlung, nehmen die Abkühlgeschwindigkeiten tendenziell ab, mit Aus-
nahme der Bereiche, die in einem intensiven Werkzeugkontakt stehen (vgl.
Punkt D in Abbildung 4.28). Hier wird eine Rate von 34 K/s ermittelt. Diese
Simulationsstudie bestätigt, dass die Abkühlraten an den Werkzeug-
Werkstückkontaktzonen, die nicht durch berührungslose Temperaturmes-
sung erfasst werden können, im Vergleich zur freien Oberfläche höher sind.
58 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.28: FEM-Simulation der Temperaturentwicklung während des Um-
formvorgangs
4.7 Werkstoffanalyse
4.7.1 Mechanische Prüfung
Härteprüfung. Die Härteprüfung nach Vickers wird mit dem Härteprüfer
„Micromet 5103“ der Fa. Buehler durchgeführt. Der Härteprüfer arbeitet im
Bereich der Mikrohärte bis hin zur Kleinlasthärte. Für die zu prüfenden Pro-
ben lassen sich acht Prüfkraftstufen von HV 0,01 bis HV 1 einstellen. Zur nä-
heren Betrachtung der Probe ist der Revolverwechsler mit zwei Objektiven
mit 10- und 50-facher Vergrößerung ausgestattet, sowie mit dem Vickers-
Indentor. Mittels Okular oder über eine PC-Software, die mit der Kamera des
Härteprüfers gekoppelt ist, lässt sich die zu prüfende Stelle genau betrach-
ten.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 59
4.7.2 Metallographische Untersuchungen
Gefügeuntersuchung. Nach dem Prozess werden zur Beurteilung der
Gefügeumwandlung auf der Höhe des Flansches zwei Proben heraus ero-
diert. Die Abmessung der Proben aus dem äußeren Flanschbereich beträgt
15 x 20 mm² und die aus dem Kernbereich 15 x 25 mm². Diese Proben wer-
den mit einer Feinschnittsäge auf eine Dicke von 10 mm geschnitten, damit
sie im nächsten Schritt eingebettet werden können. Dies geschieht mit der
automatischen Einbettpresse „Simplimet 1000“ der Fa. Buehler GmbH, Düs-
seldorf. Dafür wird das Warmeinbettmittel „Epomet“, ein Epoxidharz, ver-
wendet. Das Warmeinbettmittel muss bei einer Temperatur von 180 °C, ei-
nem Druck von 230 bar und einer Zeit von sieben Minuten aushärten. Da-
nach ist eine Zeit von elf Minuten notwendig, um auf Raumtemperatur abküh-
len zu lassen. Die eingebetteten Proben haben einen Durchmesser von
40 mm und eine Dicke von ca. 15 – 25 mm und können damit im Revolver
des Schleifautomaten „Beta und Vektor“ geschliffen und poliert werden. Hier-
für werden Schleifscheiben mit SiC und im letzten Schleifschritt mit Diamant
eingesetzt, um bis auf eine Korngröße von 8 μm zu schleifen.
Es folgen zwei Polierschritte, zunächst mit dem Poliertuch „Trident“ der Fa.
Buehler und einer Diamantsuspension mit 3 μm Korngröße, danach das Fer-
tigpolieren auf dem Poliertuch „Chemomet“ und der Siliziumoxid-Lösung
„Mastermet 2“ mit einer Korngröße von 0,06 μm.
Im Anschluss muss die Probe in einer 3%igen Lösung aus Ethylalkohol und
Salpetersäure geätzt werden, damit das Gefüge unter dem Mikroskop sicht-
bar wird. Der Ätzvorgang dauert wenige Sekunden und wird durch Abwa-
schen mit reinem Ethylalkohol gestoppt.
Um das vorliegende Gefüge zu beurteilen, wird das Auflichtmikroskopsystem
„VHX-100“ mit den Objektiven „VH-Z25“ und „VH-Z450“ der Fa. Keyence
Deutschland GmbH, Neu-Isenburg, verwendet. Das Objektiv „VH-Z25“ be-
sitzt einen Vergrößerungsbereich von 25- bis 175-facher Vergrößerung und
das Objektiv „VH-Z450“ einen Bereich von 450- bis 3000-facher Vergröße-
rung. An beiden Objektiven kann die Vergrößerung stufenlos eingestellt wer-
den, zusätzlich sind bei wichtigen Vergrößerungsstufen Rastpunkte vorhan-
60 Herstellung funktional gradierter Bauteile
den.
Das Mikroskop arbeitet nach dem Prinzip der Hellfeld-Methode, die zu der
Auflichtmikroskopie gehört. Hierbei wird das Licht senkrecht auf die Probe
gestrahlt, wodurch die angestrahlte Fläche je nach Oberflächenbeschaffen-
heit mehr oder weniger stark reflektiert. Das hierdurch entstandene
Gefügebild wird über das im Mikroskopiesystem integrierte TFT-Display wie-
dergegeben. die Software des Systems erlaubt die Bearbeitung der mikro-
skopischen Bilder.
4.8 Referenzversuch
Um nun den Prozessanforderungen im Zuge der angestrebten Parameter-
studien gerecht zu werden, wurde ein Referenzversuch mit definierten Pro-
zessbedingungen entwickelt. Im Folgenden werden für die weiteren Untersu-
chungen als wesentlich erachtete Parameter aufgelistet und beschrieben,
Tabelle 6.
Durch die lokale, induktive Erwärmung beginnt der thermo-mechanische
Prozess mit der Austenitumwandlung in den erwärmten Bereichen des Roh-
lings bei einer Maximaltemperatur von ca. 1350 °C. Die durchschnittliche
Aufheizrate vAuf während der induktiven Erwärmung beträgt ca. 113 K/s. An-
schließend erfolgt eine Nacherwärmungsphase von 5 s Dauer bei einer um
64 % niedrigeren Heizleistung im Vergleich zu der ursprünglichen Heizleis-
tung der Haupterwärmungsphase, Tabelle 6. Diese Nacherwärmungsphase
dient dem Temperaturausgleich zwischen Kern und Oberfläche des Roh-
lings. Hierbei ändert sich die Temperatur an der Oberfläche des Rohlings
nicht, sodass die Austenitisierung - je nach betrachtetem Ort im Rohling -
sowohl überwiegend kontinuierlich (Kern) wie auch isotherm (Oberfläche)
erfolgt.
Herstellung funktional gradierter Bauteile 61
Tabelle 6: Prozessparameter des Referenzexperiments in
du
kti
ve
E
rwä
rmu
ng
Haupterwärmung 42 kW 12 s
Nachwärmen 15 kW 5 s
max. Temperatur 1350 °C
Frequenz (ca.) 15 kHz
Konfiguration Welle mit einem Flansch, dreiwindige Induktionsspule
Transfer- und Werkstückpositionierzeit 4 s
Um
form
un
g/K
üh
lun
g
max. Temperatur beim Start des Um-formprozesses
1120 °C
max. Temperatur bei Ende des Um-formprozesses
< 400 °C
max. Umformkraft 1000 kN
Werkzeughubgeschwindigkeit (ca.) 60 mm/s
Schließzeit Werkstück-Werkzeug 28 s
Gesamtzeit Umformung und Kühlung 35 s
Abkühlrate der freien Werkstückober-fläche (1000°C - 800°C) 47 °C/s
Abkühlrate der freien Werkstückober-fläche (800°C - 500°C)
30 °C/s
Schmierung Graphit / Schmiermittel AS 1400
Abkühlvariante Kontaktkühlung / passive Kühlung
Die gesamte Prozessdauer inklusive induktiver Erwärmung, Transfer,
Unformung und Abkühlung beträgt ca. 56 s. Während dieser Zeit wird das
Werkstück lokal von Raumtemperatur bis auf ca.1350 °C erwärmt und an-
schließend auf Temperaturen unterhalb der Martensitstarttemperatur MS ab-
gekühlt.
Abbildung 4.29 zeigt einen typischen Zeit-Temperatur-Verlauf an der Ober-
fläche des Werkstücks über den gesamten Prozess, resultierend aus den
definierten Gegebenheiten des Referenzversuchs.
62 Herstellung funktional gradierter Bauteile
Abbildung 4.29: Temperaturprofilentwicklung während der verschiedenen Pro-
zessphasen
Ergebnisse 63
5 Ergebnisse
5.1 Simulation der Temperaturprofilentwicklung während des Prozes-
ses
Eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Vorhersage und Steuerung der
resultierenden, lokalen Mikrostruktur besteht in der Verfügbarkeit von zuver-
lässigen Informationen über die Temperaturverteilung im Werkstück. Eine
Messung der Oberflächentemperatur während des Prozesses ist zwar mög-
lich, jedoch besteht nicht die Möglichkeit die Temperaturverteilung im Inne-
ren des Werkstücks während der Umformung zu erfassen. Somit ist eine Si-
mulation des in der vorliegenden Arbeit eingesetzten, thermo-mechanischen
Prozess unabdingbar. Darüber hinaus kann solch eine Prozesssimulation
neben der Möglichkeit, eine Aussage über wichtige Eigenschaften, wie bei-
spielsweise die Spannungsverteilung im Werkstück, treffen zu können, eine
unterstützende Rolle im Hinblick auf eine Vorhersage des Werkstoffflusses
einnehmen, der eine definierte Endgeometrie des Werkstücks maßgeblich
beeinflusst. Es ist hier zu beachten, dass eine Berücksichtigung der thermi-
schen Wechselwirkung zwischen Werkzeug und Werkstück über ein thermo-
mechanisch gekoppeltes Berechnungsmodell erforderlich ist.
Diese Simulation wurde mit der Software „LS-DYNA“ der Firma LSTC, Li-
vermore (USA), durchgeführt. Die Zeitintegration der Verschiebungsglei-
chung erfolgt im Aufheiz- und Abkühlvorgang implizit. Die Temperaturfeldbe-
rechnung dagegen erfolgt ausschließlich implizit mit einem konstanten ther-
mischen Zeitschritt von 0,2 s. Der Zeitschritt der impliziten Berechnungsteile
des Verschiebungsfelds beträgt ebenfalls 0,2 s. Der explizite Zeitschritt wird
mittels Massenskalierung auf 1·10-5 s festgesetzt [MAT07; BRÖ08, MAT09a].
Es sei an dieser Stelle zu erwähnen, dass die in diesem Kapitel vorgestellten
Simulationsergebnisse im Institut für Mechanik - Numerische Mechanik – der
Universtät Kassel im Rahmen der Zusammenarbeit im Sonderforschungsbe-
reich SFB/TR TRR 30 durchgeführt wurden.
64 Ergebnisse
5.1.1 Erwärmungsvorgang
Zuerst soll der Aufheizvorgang der erwärmten Zone des Rohlings näher be-
trachtet werden. Hierbei ist zu erwähnen, dass die in dieser Simulation be-
nutzten Erwärmungsparameter in Anlehnung an die des experimentellen Re-
ferenzversuchs ausgewählt wurden, um einen direkten Vergleich der Ergeb-
nisse zu ermöglichen [MAT07].
In Abbildung 5.1 und Abbildung 5.2 ist die Temperaturverteilung während
der Prozessphase von Beginn der Erwärmung bis Beginn der Umformung
dargestellt. Zur Zeit t = 1 s wird deutlich, dass die 1 mm dicke Randschicht,
in der die Wärmequelle vorgeschrieben ist, bereits eine Temperaturerhöhung
von 220 °C erfahren hat, wohingegen das Werkstückinnere beinahe die Aus-
gangstemperatur aufweist, Abbildung 5.1 a). Nach einer Heizdauer von 6 s,
Abbildung 5.1 b), hat bereits merkliche Wärmeleitung ins Innere stattgefun-
den, jedoch ist die herrschende Temperatur im äußeren Randbereich des
Rohlings signifikant höher als im Kern. Am Ende der Erwärmungsphase
(t=12 s), worin die Haupterwärmung mit einer Heizleistung von 42 kW statt-
findet, herrschen im Randbereich der Erwärmungszone Temperaturen von
ca. 1325 °C bis 925 °C, im Kern liegt die Temperatur dagegen bei 1075 °C
bis 675 °C, Abbildung 5.1 c). Nach einer weiteren Heizdauer von 5 s mit
einer niedrigeren Heizleistung von 15 kW sinkt der Temperaturgradient ent-
lang des Werkstückradius stark, Abbildung 5.1 d). Die Maximaltemperatur
im äußeren Randbereich ist nicht weiter angestiegen, wohingegen der Tem-
peraturgradient in axialer Richtung noch deutlicher ausgeprägt ist.
Zum Zeitpunkt t = 19 s besteht bereits eine nahezu homogene Temperatur-
verteilung im Werkstückquerschnitt, wobei die maximale Temperatur eine
weitere Absenkung erfahren hat, Abbildung 5.2 a). Der Wärmeausgleich im
Querschnitt des Rohlings setzt sich weiter fort, sodass zum Startzeitpunkt
der Umformung bei t = 23.8 s ein vollständig homogenes Temperaturprofil
entlang des Werkstückradius herrscht, in axialer Richtung jedoch der erwar-
tet ausgeprägte Temperaturgradient weiterhin besteht. Die maximalen Tem-
peraturen liegen in diesem Zeitpunkt bei ca. 1125 °C, Abbildung 5.2 b).
Ergebnisse 65
Abbildung 5.1: FE-Simulation der Temperaturprofilentwicklung während der in-
duktiven Erwärmung zu unterschiedlichen Zeitpunkten [vgl.
MAT07, MAT10]
Abbildung 5.2: FEM-Simulation der Temperaturprofilentwicklung während der
Phase von Erwärmungsende bis Anfang der Umformung [vgl.
MAT09a, MAT10]
Dieses Verhalten der Temperaturprofilentwicklung, das sich während und
nach dem Erwärmungsvorgang einstellt, lässt sich durch die experimentellen
Ergebnisse der induktiven Erwärmung im folgenden Abschnitt 5.2.1 voll-
66 Ergebnisse
kommen bestätigen.
Abbildung 5.3: Korrelation zwischen experimentellen Temperaturprofilentwick-
lungen und FEM-Simulation [vgl. MAT09b]
Wie in Abbildung 5.3 zu sehen ist, zeigt ein Vergleich der experimentellen
Temperaturmessungen mit den Simulationsergebnissen eine sehr gute Ana-
logie zwischen den mittels Thermoelementen experimentell ermittelten Tem-
peraturprofilen und den simulierten Zeit-Temperatur-Verläufen.
5.1.2 Umformung
Geringe Fließspannungen führen während des Umformvorgangs zu sehr ho-
hen Umformgraden in der hoch erwärmten Zone, Abbildung 4.23. Hierbei
verdrängt das nicht erwärmte Material das erwärmte Material in den äußeren
Flanschbereich. Dadurch sinken die Temperaturen im Kern des Werkstücks
zum Ende der Umformung hin stark ab, sodass schließlich die äußeren
Flanschbereiche wesentlich höhere Temperaturen aufweisen als der Kern
des Werkstücks. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die aufgrund der plas-
tischen Verformung generierte Wärme vor allem im Werkstückkern, Abbil-
dung 5.4 c), wegen den ohnehin schon herrschenden hohen Temperaturen
im Werkstück und den hiermit verbundenen Wärmeleitungsvorgängen in den
graphischen Darstellungen nicht separat identifizierbar ist [MAT07].
Ergebnisse 67
Abbildung 5.4: Simulation der Temperaturprofilentwicklung während des Um-
formprozesses [vgl. MAT07, MAT10]
5.1.3 Abkühlung
Für den Abkühlvorgang sind verschiedene physikalische Effekte, wie z. B.
Strahlung, freie Konvektion und erzwungene Konvektion, verantwortlich. Die
Temperaturabnahme findet hier relativ gleichmäßig statt, sodass sich in den
Darstellungen weniger die Konturverteilung an sich ändert, sondern findet es
hauptsächlich nur eine Verschiebung der Temperaturskala nach unten statt.
Durch Wärmübergangsmechanismen fließt die Wärme vom warmen Werk-
stück in das Gesenk, sodass dieses in Bereichen nahe dem Wellenflansch
einen Temperaturanstieg auf bis zu 275 °C erfährt, Abbildung 5.5.
68 Ergebnisse
Abbildung 5.5: Simulation der Temperaturprofilentwicklung während des Abkühl-
prozesses [vgl. MAT07, MAT10]
5.2 Gradierung durch unterschiedliche Erwärmungsstrategien
In diesem Abschnitt wird der Einfluss der verschiedenen Erwärmungspara-
meter im Hinblick auf eine funktionale Gradierung vorgestellt. Hierbei werden
unterschiedliche Erwärmungsszenarien experimentell untersucht, um das im
Prozess herrschende Wärmeregime sichtbar zu machen, was zu einer ver-
besserten Prozessbeherrschung führt.
5.2.1 Induktive Erwärmung mit Mittelfrequenzanregung
Abbildung 5.6 zeigt die Temperatur entlang des Werkstückradius und in de-
finierten Abständen entlang der Längsachse der Probe. Die Daten wurden
anhand von mehreren kontinuierlichen Messungen mittels Thermoelementen
am Ende der Erwärmungsphase und beim ersten Kontakt zwischen erwärm-
ter Zone und kalter Werkzeugoberfläche ermittelt. Diese besondere Pro-
zessphase bildet den Übergang zwischen freier Umformung mit der dazuge-
hörigen freien Wärmeübertragung und werkzeuggebundener Umformung mit
den Wärmeübertragungsmechanismen [WEI05].
Zu Beginn liegt der gesamte Querschnitt in Level A oberhalb der Umwand-
lungstemperatur Ac3 mit einem Temperaturgradient zwischen Kern und Ober-
fläche von etwa 150 °C, während bei Level B nur die äußeren Randbereiche
Ergebnisse 69
die Umwandlungstemperatur erreichen. Der Temperaturgradient in diesem
Level beträgt nur 100 °C. Level C ist ohne Temperaturgradient, daher ist hier
mit keiner Phasenumwandlung zu rechnen. Es sei hier erwähnt, dass es sich
hier um das Verhalten resultierend aus den Parametern des Referenzver-
suchs handelt. Somit zeigen die nachfolgenden Ergebnisse die Einflüsse der
Variation der verschiedenen Prozessparameter.
Abbildung 5.6: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwärmung
(links) und zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen Werk-
zeug und erwärmter Zone (rechts); „Referenzversuch“
Zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen erwärmter Zone und Werkzeug
(nach 9 s) sinkt der Temperaturgradient auf 50 °C, wobei ein Anstieg der
Kerntemperatur zu verzeichnen ist. Bei allen Levels ist der Temperaturverlust
ca. 50 °C, außer in Level C.
Eine Wasserabschreckung und der daraus resultierende Härteverlauf zeigen
den tatsächlichen Zustand der Phasenumwandlung, Abbildung 5.7. Die
Temperaturverteilung direkt nach dem Erwärmen bestimmt die Höhe der da-
raus resultierenden martensitischen Umwandlung. Bei Level A zeigt der
komplette Querschnitt die Härte einer vollständigen martensitischen Um-
wandlung, während bei Level B nur die zuvor austenisierten Bereiche eine
Härte zeigen, die einem martensitischen Gefüge entspricht. Zonen ohne
Austenitumwandlung (vgl. mittlere Zone bei Level B und Level C) bleiben un-
70 Ergebnisse
beeinflusst und ohne nennenswerten Härteanstieg.
Abbildung 5.7: Härteprofil in radialer Richtung nach Erwärmung und Wasserab-
schreckung
Bei einer Erwärmungsstrategie, die die Phase der Nacherwärmung mit einer
niedrigen Heizleistung nicht beinhaltet, liegt das Temperaturprofil bei Level A
schon teilweise unterhalb der Umwandlungstemperatur Ac3 mit einem Tem-
peraturunterschied zwischen Kern und Oberfläche des Rohlings von mehr
als 450 °C, Abbildung 5.8. Bei Level B erreichen nur die äußeren Randbe-
reiche die Umwandlungstemperatur, jedoch mit einem Temperaturgradient
von 180 °C. Auch hier bleibt Level C ohne Phasenumwandlung. Trotz der
anfänglich hohen Temperatur sinkt der Temperaturgradient bei Level A zum
Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen erwärmter Zone und Werkzeug auf
ca. 50 °C, jedoch mit einem Temperaturanstieg im Kern über der Umwand-
lungstemperatur Ac3. Nahezu kein Gradient ist bei Level B und C zu be-
obachten.
Ein Vergleich der beiden vorgestellten Erwärmungsstrategien (mit und ohne
Nacherwärmung) zeigt deutlich den Einfluss einer solchen Nacherwär-
mungsphase auf das resultierende Temperaturprofil. Hier zeigt sich, dass
diese Phase der Nacherwärmung mit einer niedrigeren Heizleistung für die-
sen Temperaturausgleich zwischen Kern und Oberfläche des Rohlings ver-
antwortlich ist. Dies gilt jedoch nur für den Zeitpunkt direkt nach der Erwär-
Ergebnisse 71
mung, bei 9 s tritt der Temperaturausgleich auch ohne Nacherwärmung auf.
Abbildung 5.8: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwär-
mung(links) und zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen
Werkzeug und erwärmter Zone (rechts)
Bei Erwärmungsstrategien mit niedrigeren Heizleistungen und kleinerer In-
duktionsspule (z. B. 27 kW, 2-windiger Induktor), die eine Veränderung des
direkt erwärmten Volumens, sowie auch der Leistungsdichte in der Spule
hervorruft, liegt das Temperaturprofil bei Level A schon teilweise unterhalb
der Umwandlungstemperatur Ac3, mit einem Temperaturunterschied zwi-
schen Kern und Oberfläche von etwa 400 °C, Abbildung 5.9. Bei Level B
erreichen nur die äußeren Randbereiche die Umwandlungstemperatur, je-
doch mit einem ähnlichen Temperaturgradient von 400 °C. Auch hier bleibt
Level C ohne Phasenumwandlung. Trotz der anfänglich hohen Temperatur
sinkt der Temperaturgradient bei Level A zum Zeitpunkt des ersten Kontakts
zwischen erwärmter Zone und Werkzeug auf 50 °C, jedoch mit einem Tem-
peraturanstieg im Kern über der Umwandlungstemperatur Ac3. Nahezu kein
Gradient ist bei Level B und C zu beobachten.
Der Unterschied zu der Temperaturprofilentwicklung in Abbildung 5.8 liegt
hierbei in der maximal erreichten Temperatur im Level B. Die Erwärmungs-
strategie mit einer 2-windigen Induktionsspule führt zu Temperaturen in die-
sem Level, die 100 °C niedriger sind als die mittels einer 3-windigen Indukti-
72 Ergebnisse
onsspule erreichten Temperaturen. Dies kann darauf zurückgeführt werden,
dass der Messort in diesem Level nun weiter von dem aktiv erwärmten Be-
reich entfernt ist, da das erwärmte Volumen abgenommen hat. Ein interes-
santer Aspekt ist aber, dass trotz deutlicher Verringerung der Heizleistung
die Temperatur in Level A mit der bei einer 3-windigen Induktionsspule und
höherer Leistung vergleichbar ist. Dies beruht auf der besseren Leistungsan-
passung zwischen der 2-windigen Induktionsspule und dem Ausgangstrans-
formator des Außenschwingkreises.
Abbildung 5.9: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwärmung
(links) und zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen Werk-
zeug und erwärmter Zone (rechts)
Die Einführung einer Nacherwärmungsphase bei der Erwärmungsstrategie
mit einer 2-windigen Induktionsspule führt, ebenfalls wie bei der Erwär-
mungsstrategie mit einer 3-windigen Induktionsspule, zum Effekt des Tempe-
raturausgleichs zwischen Kern und Oberfläche des Rohlings, Abbildung
5.10.
Im Vergleich zu der Temperaturprofilentwicklung bei einer 3-windigen Induk-
tionsspule liegt das Temperaturprofil in Level B vollständig weit unterhalb der
Umwandlungstemperatur Ac3.
Ergebnisse 73
Abbildung 5.10: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwärmung
(links) und zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen Werk-
zeug und erwärmter Zone (rechts)
Bei der Anwendung einer 1-windigen Induktionsspule erreichen nur die äu-
ßeren Randbereiche die Umwandlungstemperatur Ac3 mit einem Tempera-
turgradient zwischen Kern und Oberfläche des Rohlings von mehr als
470 °C, Abbildung 5.11. Level B bleibt weit unterhalb der Umwandlungs-
temperatur mit einer Oberflächentemperatur, die nur ca. 500 °C beträgt. Hier
zeigt sich auch, dass trotz des anfänglich hohen Temperaturgradients bei
Level A zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen erwärmter Zone und
Werkzeug ein Temperaturausgleich zwischen Kern und Oberfläche des Roh-
lings auftritt. Bei Level B beträgt der Temperaturgradient direkt nach der Er-
wärmung ca. 120 °C. Nahezu kein Gradient ist bei Level C zu beobachten.
Es ist interessant hier, im Vergleich zum Verhalten resultierend aus der Ver-
wendung von 2- und 3 windigen Induktionsspulen zu beobachten, dass eine
höhere Heizleistung verwendet werden muss als bei der 2-windingen Induk-
tionsspule, um die gleiche maximale Temperatur an der Oberfläche zu erhal-
ten. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass durch das weiter verrin-
gerte erwärmte Volumen die Temperaturverluste einen größeren Einfluss
spielen.
74 Ergebnisse
Abbildung 5.11: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwärmung
(links) und zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen Werk-
zeug und erwärmter Zone (rechts)
Ein direkter Vergleich zwischen zwei Temperaturprofilen resultierend aus der
Anwendung von 1-windigen und 2-windigen Induktionsspulen zeigt den gro-
ßen Einfluss des Spulendesigns bzw. der Spulengeometrie.
Bei Level A liegt das Temperaturprofil, das durch den Einsatz einer 1-
windigen Induktionsspule erhalten wird, nur im äußeren Randbereich ober-
halb der Umwandlungstemperatur Ac3, Abbildung 5.12. Wohingegen das
Temperaturprofil, das durch den Einsatz einer 2-windigen Induktionsspule
erhalten wird, nur im Kernbereich des Rohlings unterhalb der Umwandlungs-
temperatur Ac3 liegt. Bei Level B liegt das Temperaturprofil mittels 1-windiger
Induktionsspule weit unterhalb der Umwandlungstemperatur, wohingegen
das Temperaturprofil mittels 2-windiger Induktionsspule an der Oberfläche
des Rohlings die Umwandlungstemperatur erreicht. Bei Level C ist kein Gra-
dient zu beobachten. Allerdings ist die Temperatur in diesem Level deutlich
niedriger, aufgrund des geringeren Volumens, das erwärmt wurde.
Ergebnisse 75
Abbildung 5.12: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwärmung;
2-windiger Induktor (rechts), 1-windiger Induktor (links)
Die aus der Variation der Erwärmungsparameter resultierenden Härteprofile
nach dem Formgebungs- und Abkühlungsprozess sind in Abbildung 5.13
dargestellt. Mit abnehmender Heizleistung und dementsprechend abneh-
mendem Bereich oberhalb der Umwandlungstemperatur nimmt der Bereich
der Martensithärtung ab. Jedoch im Vergleich dazu zeigt sich, dass die Heiz-
dauer einen größeren Einfluss auf die Größe der wärmebeeinflussten Zone
hat (vgl. PHeiz = 36 kW / tHeiz = 9 s und PHeiz = 24 kW / tHeiz = 12 s).
Hier wird deutlich, dass der Einfluss der verschiedenen Erwärmungsstrate-
gien bei einem Vergleich der Eindringtiefe des Bereichs mit maximaler Fes-
tigkeit (Einhärtetiefe) eine sehr starke Rolle spielt, Abbildung 5.13. Es ist
hier zu beobachten, dass die Heizdauer ebenfalls eine maßgebliche Rolle
spielt (vgl. PHeiz = 36 kW / tHeiz = 12 s und PHeiz = 36 kW / tHeiz = 9 s).
Die Endeigenschaftsverteilung hängt jedoch nicht nur von den Erwärmungs-
bedingungen und den dementsprechend sich ausbildenden wärmebeein-
flussten Zonen ab, sondern auch von den lokal vorliegenden Abkühlbedin-
gungen, siehe Abbildung 4.28. In Abhängigkeit von den koexistenten unter-
schiedlichen Abkühlbedingungen (Kontaktkühlung zwischen Werkzeug und
Werkstück und Luftabkühlung der freien Oberfläche) können unter Umstän-
den im Kern sogar leicht höhere Abkühlgeschwindigkeiten auftreten als an
76 Ergebnisse
der freien Oberfläche. Im nächsten Kapitel 5.3 wird dies ausführlich behan-
delt.
Abbildung 5.13: Härteprofile resultierend aus unterschiedlichen Erwärmungs-
strategien
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Art der Erwärmung einen signifi-
kanten Einfluss auf die Endgeometrie der Bauteile hat, da die Temperatur-
verteilung und die resultierende Fließspannungsverteilung den Werkstofffluss
beeinflusst. Dies wird anhand der Unterschiede der Flanschaußendurchmes-
ser dokumentiert.
Die resultierenden Flanschgeometrien (Durchmesser) nach dem Formge-
bungsprozess in Abhängigkeit der Erwärmungsparameter sind in Abbildung
5.14 dargestellt. Mit steigender Heizdauer und bei gleicher Heizleistung (vgl.
PHeiz = 36 kW / tHeiz = 9 s und PHeiz = 36 kW / tHeiz = 12 s) nimmt der Flansch-
durchmesser signifikant zu. Im Vergleich zur Heizleistung zeigt sich, dass die
Heizdauer einen größeren Einfluss auf die Endgeometrie hat (vgl.
PHeiz = 24 kW / tHeiz = 12 s und PHeiz = 36 kW / tHeiz = 9 s).
Eine Erklärung für die starken Unterschiede der Endgeometrie ist die verän-
dernde Fließspannung, die maßgeblich vom Temperaturprofil und dem er-
wärmten Materialvolumen abhängt.
Ergebnisse 77
Abbildung 5.14: Flanschdurchmesser in Abhängigkeit der Erwärmungsstrategie
(Mittelfrequenzgenerator)
5.2.2 Induktive Erwärmung mit Hochfrequenzanregung
Der Vorteil der Verwendung von Hochfrequenzgeneratoren wird in diesem
Prozess durch den ausgeprägten Temperaturgradient zwischen Kern und
Oberfläche ersichtlich, Abbildung 5.15. Dieser beträgt ca. 500 °C entlang
des Radius des Rohlings bei Level A mit einem Temperaturprofil, das teil-
weise unterhalb der Umwandlungstemperatur Ac3 liegt. Jedoch sinkt der
Temperaturgradient aufgrund der Wärmeleitung beim ersten Kontakt zwi-
schen erwärmter Zone und Werkzeug auf 25 °C, wohingegen die Kerntem-
peratur um ca. 160 °C steigt und dadurch die Umwandlungstemperatur Ac3
erreicht. Dieses Verhalten der Temperaturprofilentwicklung ist vergleichbar
mit den Beobachtungen bei den vorgestellten Ergebnissen der induktiven
Erwärmung mittels Mittelfrequenzgeneratoren.
Bei Level B bleibt der gesamte Querschnitt unterhalb der Umwandlungstem-
78 Ergebnisse
peratur Ac3, jedoch mit einem anfänglichen Temperaturgradient von etwa
220 °C.
Abbildung 5.15: Temperaturprofil in radialer Richtung direkt nach der Erwärmung
(links) und zum Zeitpunkt des ersten Kontakts zwischen Werk-
zeug und erwärmter Zone (rechts) bei induktiver Hochfrequenz-
erwärmung
Bei einem Vergleich der Mikrohärteverteilung für eine induktive Hochfre-
quenzerwärmung lässt sich feststellen, dass die Heizdauer einen größeren
Einfluss auf die maximale Härte der wärmebeeinflussten Zone hat (vgl.
PHeiz = 35 kW / tHeiz = 22 s – PHeiz = 42.5 kW / tHeiz = 12 s), Abbildung 5.16.
Eine Heizdauer von 22 s führt zu oberflächennahen Härtewerten entspre-
chend der maximalen Härtewerte einer voll martensitischen Struktur von
800 HV1, wohingegen eine geringere Heizdauer von 12 s zur Abnahme der
maximalen Härtewerte entsprechend einer Martensit-Bainit Struktur von
700 HV1 führt.
Im Gegensatz zu Mittelfrequenzerwärmung, bei der die Einhärtetiefe von der
Heizleistung und -dauer abhängt, hängt sie bei Hochfrequenzerwärmung
kaum davon ab, aber die maximale Härte hängt von der Heizdauer ab, Ab-
bildung 5.16.
Ergebnisse 79
Abbildung 5.16: Härteprofile in radialer Richtung resultierend aus unterschiedli-
chen Erwärmungsstrategien nach Umformung und Abkühlung
Hier bestätigen aufgenommene Gefügebilder die von den Härteuntersuchun-
gen gewonnenen Erkenntnisse. So zeigt Abbildung 5.17 ein vollständig um-
gewandeltes martensitisches Gefüge im äußeren Flanschbereich und bestä-
tigt somit die gemessenen Härteprofile in Abbildung 5.16.
Abbildung 5.17: Gefügebilder bei unterschiedlichen Erwärmungsstrategien; a)
PHeiz = 42,5 kW / THeiz = 12 s, b) PHeiz = 42,5 kW / tHeiz = 12 s –
PHeiz = 25 kW / tHeiz = 30 s
Die resultierenden Flanschgeometrien in Abhängigkeit der Erwärmungspa-
rameter sind in Abbildung 5.18 dargestellt. Mit steigender Heizdauer bei
gleicher Heizleistung (vgl. PHeiz = 42,5 kW / tHeiz = 12 s und PHeiz = 42,5 kW /
tHeiz = 17 s) nimmt der Flanschdurchmesser signifikant zu. Im Vergleich zur
80 Ergebnisse
Heizleistung zeigt sich, dass die Heizdauer einen größeren Einfluss auf die
Endgeometrie hat (vgl. PHeiz = 42,5 kW / tHeiz = 12 s und PHeiz = 30 kW /
tHeiz = 30 s). Diese Ergebnisse bestätigen die in Abbildung 5.14 dargestell-
ten Ergebnisse.
Abbildung 5.18: Flanschdurchmesser in Abhängigkeit der Erwärmungsstrategie
(Hochfrequenzgenerator)
5.3 Gradierung durch unterschiedliche Abkühlstrategien
5.3.1 Kontaktkühlung
Die Messung der Werkstückoberflächentemperatur im Bereich der maxima-
len Temperatur zeigt den Einfluss unterschiedlicher Kontaktzeiten und Werk-
zeugkühlmodi auf die Abkühlgeschwindigkeit, Abbildung 5.19. Der Tempe-
raturverlauf nach dem Entlasten wird nicht mehr aufgezeichnet, da sich das
Werkstück aus dem Messbereich des Pyrometers entfernt. Während des
Werkzeug-Werkstückkontaktes ist die Abkühlrate nahezu identisch, unab-
hängig von der gewählten Gesamtkontaktzeit. Nach dem Kontakt erfahren
Ergebnisse 81
alle Werkstücke Wärmeverluste aufgrund von Strahlung und Konvektion, je-
doch mit Anfangstemperaturen, die von der Gesamtkontaktzeit abhängen,
Abbildung 5.19. Dieser Unterschied in den Anfangstemperaturen legt im
Wesentlichen fest, ob ein vollständig martensitisches, ein partiell umwand-
lungsgehärtetes oder ein nicht umgewandeltes Gefüge mit den entsprechen-
den Eigenschaften erhalten wird.
Abbildung 5.19: Gemessene und extrapolierte Temperaturverläufe der freien
Oberfläche des Werkstücks während der Umformung und Abküh-
lung
Es ist darauf hinzuweisen, dass die gestrichelten Linien keine gemessenen
Werte wiedergeben, sondern in Ihrem Verlauf qualitativ abgeschätzt werden.
Wie oben erwähnt, können durch Variation der Werkzeug-Werkstück-
Kontaktzeit unterschiedliche Härteprofile im Flanschbereich erzielt werden,
Abbildung 5.20. Ein steiler Härteanstieg vom Kern bis zur Oberfläche kann
nur durch eine Kontaktzeit von 28 s erreicht werden, mit oberflächennahen
Härtewerten entsprechend der Martensithärte des Werkstoffs von 750-
760 HV1. Eine 50%ige Reduktion der gesamten Kontaktzeit (14 s) führt, im
82 Ergebnisse
Vergleich zu den Ergebnissen erzielt mit einer Kontaktzeit von 4 s, zu einem
geringen Anstieg der Härtewerte entsprechend einer Ferrit-Perlit-Bainit-
Struktur mit niedrigerer Härte (390-420 HV1). Auf der anderen Seite tritt bei
einem wassergekühlten Werkzeug tritt dieses Verhalten der Härteprofilent-
wicklung erst bei einer weiteren Reduzierung auf 4 s auf, Abbildung 5.21.
Abbildung 5.20: Härteprofile abhängig von Kontaktkühlstrategien, ungekühltes
Werkzeug
Ergebnisse 83
Abbildung 5.21: Härteprofile abhängig von Kontaktkühlstrategien, wassergekühl-
tes Werkzeug
Durch die Wasserkühlung wird die Maximaltemperatur des Werkzeugs um
50 °C von 375 °C auf 325 °C gesenkt, Tabelle 4. Obwohl dabei die Abkühlra-
te des Werkzeugs von 50 °C/s auf 80 °C/s ansteigt, werden bei dem Tempe-
raturverlauf während des Umformvorgangs, der an der freien Oberfläche des
Werkstücks ermittelt wird, nur geringe Unterschiede festgestellt, Abbildung
5.19. Die maximale Temperatur verringert sich geringfügig und ein leichter
Anstieg der Abkühlrate wird beobachtet (20 °C/s bzw. 13 °C/s). Der
konduktive Wärmetransport während des Werkstück-Werkzeug-Kontakts
hängt von dem Temperaturgradienten und der Wärmeleitfähigkeit sowohl
des Werkzeugs als auch des Werkstücks ab. Die Wasserkühlung des Werk-
zeugs hat nur einen Einfluss auf den Gradienten, in dem die Werkzeugtem-
peratur gesenkt wird (um ca. 50 K). Da jedoch in geringem Maße auch die
maximale Werkstücktemperatur gesenkt wird (ca. 30 K), wird nur eine gerin-
ge Erhöhung des effektiven Temperaturgradienten erreicht. Dies zeigt, dass
zur Erhöhung der Leistung der Kontaktkühlung weitere Maßnahmen notwen-
dig sind, so z. B. die Beeinflussung der Wärmeleitfähigkeit des Werkzeug-
werkstoffs.
Die Unterschiede zwischen den Abkühlstrategien mit wassergekühltem
Werkzeug und ohne Wasserkühlung lassen sich aber nicht nur an Härtever-
84 Ergebnisse
läufen aufweisen. Auch die Gefügebilder bestätigen die Erkenntnisse der
Härteuntersuchungen. So zeigt Abbildung 5.22 in beiden Fällen ein voll-
ständig martensitisches Gefüge und bestätigt somit die gemessenen Härte-
profile der Abkühlstrategien mit 28 s Kontaktzeit zwischen Werkzeug und
Werkstück.
Abbildung 5.22: Gefügebilder im äußeren Flanschbereich bei 28 s Kontaktzeit
zwischen Werkzeug und Werkstück; a) ungekühltes Werkzeug, b)
wassergekühltes Werkzeug
Abbildung 5.23 veranschaulicht hingegen die auftretenden Unterschiede bei
einer Reduzierung der Kontaktzeit zwischen Werkzeug und Werkstück auf
14 s. Bei dem Versuch mit einem wassergekühlten Werkzeug ist im äußeren
Flanschbereich ein vollständig umgewandeltes martensitisches Gefüge zu
finden, Abbildung 5.23 b); bei einem ungekühlten Werkzeug hingegen ist
lediglich ein Mischgefüge aus Perlit und Martensit zu erkennen, Abbildung
5.23 a). Dies bestätigen auch die gemessenen Härtewerte von ca. 400 HV1
an dieser Stelle.
Ergebnisse 85
Abbildung 5.23: Gefügebilder im äußeren Flanschbereich bei 14 s Kontaktzeit
zwischen Werkzeug und Werkstück; a) ungekühltes Werkzeug, b)
wassergekühltes Werkzeug
Weitere Untersuchungen der resultierenden Mikrostrukturen in verschiede-
nen Bereichen des Werkstücks nach der Umformung und Abkühlung bestäti-
gen die vorgestellten Ergebnisse, Abbildung 5.24. Hier gelingt es, bei einer
Kontaktzeit von 28 s im funktionstragenden äußeren Flanschbereich ein voll-
ständig martensitisches Gefüge einzustellen, hingegen führt eine Kontaktzeit
von 4 s zu einer ferritischen-bainitischen Struktur. Der Grund dafür ist die
Temperatur des Werkstücks am Ende der Kontaktkühlung. Nach dem Öffnen
des Werkzeugs und damit der Freigabe des Werkstücks durchlaufen alle
Werkstücke eine freie Wärmeübertragung durch Strahlung und Konvektion,
jedoch mit Temperaturen, die abhängig von der gesamten Kontaktzeit sind.
Während bei einer Kontaktzeit von 28 s die Endtemperatur unterhalb der
Martensitstarttemperatur Ms liegt, ist es etwa 700 °C bei einer Kontaktzeit
von 4 s.
86 Ergebnisse
Abbildung 5.24: Lokale Mikrostrukturen im Schnitt A-A´ in Abhängigkeit von Kon-
taktkühlstrategien
Dieser Unterschied in der Kontaktendtemperatur ist der wichtigste Parame-
ter, um die resultierende Mikrostruktur zu bestimmen. Im Kernbereich kommt
es entsprechend der hier eingestellten, graduell unvollständigen
Austenitisierung und sukzessiven Abnahme der Abkühlgeschwindigkeit zur
Ausbildung mehrphasiger Gefügestrukturen. In diesem Bereich weist der be-
obachtete Martensit eine ultrafeinkörnige Struktur als Ergebnis der Überlage-
rung eines hohen Grades an plastischer Formänderung mit den thermischen
Einflüssen auf. In den unbeeinflussten Zonen findet keine Phasenumwand-
lung statt.
5.3.2 Medienkühlung
Bei der Anwendung der Druckluftkühlung führt eine Verdoppelung des Luft-
drucks von 4 bar auf 8 bar bei einer konstanten Abkühldauer von 90 s nicht
nur zu einer 100%igen Steigerung der Eindringtiefe des Bereichs mit maxi-
maler Festigkeit (Einhärtetiefe), sondern auch zu einem signifikanten Anstieg
der Härtewerte im Kern des Werkstücks verursacht durch lokal höhere Ab-
kühlgeschwindigkeiten, Abbildung 5.25.
Ergebnisse 87
Abbildung 5.25: Härteprofile abhängig vom Luftdruck
Eine Steigerung der Abkühldauer von 30 s auf 90 s bei einem konstanten
Luftdruck von 4 bar führt ebenfalls zu einem signifikanten Anstieg der Härte-
werte von mehr als 200 HV1 im gesamten Querschnitt des Werkstücks, ver-
ursacht durch die somit erzielte, höhere Abkühlgeschwindigkeit, Abbildung
5.26. Bei einer Abkühldauer von 90 s können im Flanschbereich bei einer
Einhärtetiefe von 20 mm Härtewerte, die der Martensithärte des Werkstoffs
von 750 HV1 entsprechen, erreicht werden. Eine Abkühldauer von 30 s führt
hingegen zu Härtewerten, die einer Ferrit-Perlit-Bainit-Struktur mit niedrigerer
Härte (370-520 HV1) entsprechen. Hier beträgt die Einhärtetiefe nur 5 mm.
Im Kern des Werkstücks herrschen die gleichen Abkühlgeschwindigkeiten,
da die Werte beider Härteprofile ca. 400 HV1 aufweisen. Diese entspricht
dem Härtewert eines Mischgefüges.
88 Ergebnisse
Abbildung 5.26: Härteprofile abhängig von der Abkühldauer
Hingegen führt die gleiche Steigerung der Abkühldauer von 30 s auf 90 s bei
einer Verdoppelung des Luftdrucks auf 8 bar nur zu einer Steigerung der
Härtewerte im Kern des Werkstücks um ca. 130 HV1, da der Druck von 8 bar
ausreichend ist, um eine vollständige Martensitumwandlung im äußeren
Flanschbereich nach 30 s hervorzurufen, Abbildung 5.27. Im Gegensatz zu
den Härteprofilentwicklungen in Abbildung 5.26 ist hier eine Steigerung der
Einhärtetiefe nicht vorhanden. Sie beträgt in beiden Fällen einen Wert von
20 mm.
Abbildung 5.27: Härteprofile abhängig von der Abkühldauer
Ergebnisse 89
Der Einfluss der örtlich und zeitlich veränderlichen Abkühlgeschwindigkeiten
aufgrund unterschiedlicher Abkühlstrategien wird bei einem Vergleich der
Eindringtiefe des Bereichs mit maximaler Festigkeit ersichtlich, Abbildung
5.28.
Die Anwendung der Druckluftkühlung führt nicht nur zu einer 100%igen Stei-
gerung der Einhärtetiefe verglichen mit einer Kontaktkühlung mit ungekühl-
tem Werkzeug, sondern auch zu einem signifikanten Anstieg der Härtewerte
im Kern des Werkstücks, verursacht durch höhere Abkühlgeschwindigkeiten.
Ein direkter Vergleich der Kontaktkühlung mit wassergekühltem Werkzeug
und ohne Wasserkühlung zeigt nur in der Einhärtetiefe einen signifikanten
Unterschied. Im äußeren Flanschbereich sowie im Kern des Werkstücks sind
die gleichen Härtewerte erreicht worden. In diesem Zusammenhang kann die
Phasenumwandlung in Abhängigkeit der herrschenden Abkühlgeschwindig-
keiten lokal beeinflusst werden und führt zu definierter Mikrostrukturvertei-
lung mit den entsprechenden mechanischen Endeigenschaften.
Abbildung 5.28: Einfluss der Kühlstrategien auf die Einhärtetiefe
90 Ergebnisse
5.4 Sondereffekte
5.4.1 Mehrfachformelemente
Die Verifikation der 3-dimensionalen Formelemente, die aus einem definier-
ten, 3-dimensionalen Temperaturprofil hervorgeht, wurde durch die Realisie-
rung eines Bauteils mit Doppelflansch-Geometrie nachgewiesen. Während
die konventionelle Methode zur Herstellung eines solchen Bauteils mehrere
Einzelschritte in einem Kaltumformprozess erfordert, reduziert das integrierte
thermo-mechanische Verfahren die notwendigen Prozessschritte zu einem
einzigen Schritt, das eine erhebliche Verkürzung der Prozesskette und damit
verbunden eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Effizienz bedeutet.
Was insbesondere im Hinblick auf die Gestaltungsfreiheit von großem Inte-
resse ist, ist die Fragestellung des Fließverhaltens bei Bauteilen mit mehre-
ren Zonen unterschiedlicher Temperatur ggf. unterschiedlicher zonenspezifi-
scher Temperaturverteilung. Abbildung 5.29 verdeutlicht auf der Grundlage
einer FE-Simulationsstudie die komplexe Abhängigkeit der Werkstoffflussba-
lance von den dynamischen Veränderungen der Temperaturverteilung in der
Phase der freien Vorformausbildung für eine Welle mit Doppelflansch. Die
Temperatur im Flansch mit dem Durchmesser D1 variiert von T1 = 600 °C bis
1000 °C, während im Flansch mit dem Durchmesser D2 die Temperatur bei
einem konstanten Wert von T2 = 1000 °C festgehalten wird.
Ergebnisse 91
Abbildung 5.29: Einfluss der lokalen Prozessparameter auf die Charakteristika der
einzelnen Formelemente [WEI05]
Für die experimentellen Untersuchungen wurde ein spezielles Werkzeug
entwickelt (Zwischenwerkzeug), Abbildung 4.12. Bei der Herstellung von
solchen Bauteilen kommen zwei an sich identische 3-windige Induktionsspu-
len, jedoch mit einem unterschiedlichen Wirkungsgrad, zum Einsatz. Dies
erlaubt die Schaffung von völlig unterschiedlichen Erwärmungscharakteristi-
ka in diesen Bereichen und dadurch das Realisieren von zwei Flanschele-
menten mit unterschiedlichen Geometrien sowie die dazugehörige mechani-
sche Eigenschaftsverteilung, Abbildung 5.30. Die Parameter werden dabei
in Anlehnung an den Referenzversuch gewählt, Tabelle 6. Im Vergleich zu
den Versuchen in der Konfiguration mit nur einem Flansch weisen die Roh-
linge eine Länge von 280 mm auf.
92 Ergebnisse
Abbildung 5.30: Doppelflanschwelle und deren Härteprofil in radialer Richtung im
Flanschbereich
Abbildung 5.31: FE-Simulation der Temperaturprofilentwicklung von Anfang der
Erwärmung bis Prozessende [MAT10]
Auf der Grundlage einer FE-Simulationsstudie, die im Institut für Mechanik -
Numerische Mechanik – der Universität Kassel durchgeführt wurde, wurde
die 3-dimensionale Temperaturprofilentwicklung ermittelt, Abbildung 5.31.
Dies ist von besonderer Bedeutung für die Fragestellung des Fließverhaltens
bei solch komplexen Bauteilen mit unterschiedlicher zonenspezifischer Tem-
peraturverteilung, wie oben erwähnt. Die erreichte Geometrie des Flansch-
Ergebnisse 93
elements hängt maßgeblich von den herrschenden thermischen Bedingun-
gen ab. Außerdem weisen die äußeren Flanschbereiche signifikant schnelle-
re Abkühlgeschwindigkeiten als im Kernbereich auf. Dies ist auf die Mecha-
nismen der Konvektion und Strahlung zurückzuführen.
5.4.2 Asymmetrische Formelemente
Ein weiterer besonderer Aspekt des Prozesses ist die Schaffung von asym-
metrischen Formelementen. Daher sind ein asymmetrisches Temperaturfeld
und in der Folge ein asymmetrischer Materialfluss, der von der Verteilung der
lokal unterschiedlichen Fließspannungen abhängig ist, von wesentlicher Be-
deutung. Dieses besondere Temperaturprofil wird durch die Verwendung ei-
ner hierfür speziell designten Induktionsspule eingestellt, die eine einseitige
Erwärmung des Rohlings ermöglicht. Jedoch tritt unvermeidlich aufgrund der
hohen Wärmeleitfähigkeit des Materials ein gewisser Wärmefluss entlang
des Radius auf. In Kombination mit dem Umformprozess führt der resultie-
rende Temperaturbereich zu einer asymmetrischen Flanschgeometrie, wie in
Abbildung 5.32 gezeigt wird.
Ein Vergleich der resultierenden Geometrie von Finite-Element-Simulationen
und realen Experimenten zeigt jedoch signifikante Unterschiede, die durch
die unterschiedliche physikalische Zuordnung des Temperaturbereiches für
das Modell und das reale Werkstück (siehe Abbildung 5.33) erklärt werden
kann.
Ein interessanter Aspekt, der beim Vergleich der Simulations- und der expe-
rimentellen Ergebnisse beobachtet werden kann, ist dass bei der FEM-
Simulation kleine Ausbauchung zur Spule hin aufgrund einer Knickung auf-
tritt, wohingegen bei experimentellen Versuchen zur Spule hin eine größere
Ausbauchung auftritt. Dies ist aufgrund der ausgeprägten Wärmeleitung in
den Experimenten zu erklären.
94 Ergebnisse
Abbildung 5.32: Finite-Elemente-Simulation von einem asymmetrischen Tempera-
turprofil und entsprechende Flanschgeometrie; Vergleich von si-
mulierten und gemessenen Werten
Abbildung 5.33: Experimentell hergestelltes asymmetrisches Formelement; a)
während der Erwärmung, b) während der Umformung
Die Komplexität dieses besonderen Aspektes der asymmetrischen Formele-
mente könnte durch die Herstellung einer ähnlich der im Abschnitt 5.4.1
vorgestellten Doppelflanschwelle mit einem asymmetrischen Nebenformele-
ment gesteigert werden. Hierbei ist insbesondere im Hinblick auf die Gestal-
tungsfreiheit die Fragestellung des Fließverhaltens bei solch einem Bauteil
mit mehreren Zonen unterschiedlicher zonenspezifischer Temperaturvertei-
lung von großem Interesse. Abbildung 5.34 verdeutlicht auf der Grundlage
Ergebnisse 95
einer FE-Simulationsstudie die komplexe Abhängigkeit der Werkstoffflussba-
lance von den Veränderungen der Temperaturverteilung während der Um-
formung. Im Gegensatz zur unteren Erwärmungszone hat die obere Zone
eine einseitige Erwärmung erfahren, was zu einer asymmetrischen Flansch-
geometrie führte. Leider konnte kein Vergleich der resultierenden Geometrie
zwischen Finite-Elemente-Simulationen und realen Experimenten gezeigt
werden, da die vorhandene Versuchseinrichtung dies nicht zulässt.
Abbildung 5.34: Finite-Elemente-Simulation von einer asymmetrischen Doppel-
flanschwelle während der Umformung und Abkühlung und deren
Temperaturverteilung [MAT10]
5.4.3 Lokale Schereffekte unter thermo-mechanischer Einwirkung
In einigen Bereichen wird eine ultrafeinkörnige Mikrostruktur durch die Über-
lagerung der thermischen Behandlung und einer ausgeprägten Scherwirkung
erzielt. Der Effekt der Mikrostrukturverfeinerung ist bereits bekannt durch das
sogenannte Equal Channel Angular Pressing (ECAP) [SHI05, XIA05]. ECAP
ist ein bekanntes Verfahren zur Herstellung ultrafeinkörniger Strukturen im
Submikronbereich durch die Einführung einer hohen Scherung in das Mate-
rial. Während des ECAP-Verfahrens wird das Material durch eine Matrize
gepresst, die zwei Kanäle mit dem gleichen Querschnitt in einem Winkel von
90° oder höher besitzt [IVL08]. Ein ähnlicher Mechanismus der Kornfeinung
96 Ergebnisse
durch Überlagerung hoher Scherungen und erhöhter Temperaturen tritt bei
dem Prozess in den Bereichen der ausgeprägten Umlenkung des Werkstoff-
flusses auf. Eine Finite-Elemente-Simulation der Verteilung der lokalen
Schubspannungen ζ kann auf Bereiche mit möglichen ultrafeinkörnigen Mik-
rostrukturen hinweisen, Abbildung 5.35 und Abbildung 5.24.
Abbildung 5.35: Verteilung der Schubspannungen im Werkstück
5.4.4 Innere Abschreckung
Bei der Betrachtung der lokalen Kühlraten und deren Einfluss auf das me-
chanische Eigenschaftsprofil ist die Wirkung der inneren Abschreckung nicht
vernachlässigbar. Das innere Abschrecken ist das Ergebnis des hohen Tem-
peraturgradienten zwischen erwärmtem und nicht erwärmtem Material, das
während der Umformung als „deformierbares Werkzeug“ fungiert. Das nicht
erwärmte Material verdrängt das erwärmte Material in den Außenbereich des
Flansches, jedoch bleibt aufgrund der Kontinuität des Materialvolumens eine
Mittelseele, die die Kaltfließfronten voneinander trennt. Diese Mittelseele
weist Härtewerte auf, die den maximalen Härtewerten einer voll
martensitischen Struktur von 750 HV1 entsprechen, Abbildung 5.36. Aus
diesem Grund wurden die Härteprofile in den vorangegangenen Abschnitten
immer außerhalb dieser Mittelseele aufgenommen.
Ergebnisse 97
Es ist hier zu erwarten, dass diese Mittelseele durch eine Temperaturvertei-
lung mit einer Kerntemperatur unter der Umwandlungstemperatur Ac3 ver-
mieden werden kann. Dies ist jedoch aufgrund der durch die Versuchsanlage
gegebenen Beschränkungen bezüglich der Temperaturentwicklung während
des Transfers und der Werkstückpositionierung derzeit nicht praktisch um-
setzbar. Eine zweite Möglichkeit zur Vermeidung dieses Effekts besteht in
der Verminderung des Einflusses des Temperaturgradienten zwischen nicht
erwärmtem Material und erwärmtem Material, beispielsweise durch eine
Vorerwärmung des Rohlings auf ein Temperaturniveau, das unter der Um-
wandlungstemperatur liegt.
Abbildung 5.36: Härteprofilentwicklung resultierend aus innerem Abschrecken
Vorerwärmung. Die zur Verminderung der inneren Abschreckung entwickel-
te Erwärmungsstrategie basiert auf eine vorgeschaltete Erwärmung des initi-
al nicht erwärmten Materials. Hierbei ist ein weiterer Aspekt zu berücksichti-
gen, das erwärmte Material darf die Austenitisierungstemperatur nicht errei-
chen, da keine Gefügeumwandlung in diesem Bereich des Werkstücks her-
vorgerufen werden darf. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Vorerwär-
mung über eine induktive Erwärmung über das komplexe Wechselspiel von
Heizleistung und -dauer derart eingestellt wurde, dass der Rohling eine
gleichmäßige Temperatur von ca. 500 °C über die gesamte Länge und den
Querschnitt aufwies, bevor der eigentliche Prozess startete.
Die experimentellen Ergebnisse zeigen einen deutlichen Rückgang der er-
wähnten Mittelseele. Wie in Abbildung 5.37 deutlich zu sehen ist, ist diese
98 Ergebnisse
Mittelseele im Kern des Werkstücks nahezu vollständig verschwunden. Da-
rüber hinaus ist ein breiter Übergangsbereich mit duktilem Zwischengefüge
entstanden. Wohingegen die Ergebnisse resultierend aus dem Referenzver-
such, Tabelle 6, einen scharfen Übergang zwischen den Kaltfließ- und den
Warmfließfronten zeigen.
Abbildung 5.37: Gegenüberstellung einer vorerwärmten Flanschwelle mit einer
Flanschwelle ohne Vorerwärmung [BRÜ10]
Mikrohärteuntersuchungen, die im Institut für Werkstofftechnik - Metallische
Werkstoffe – der Universität Kassel durchgeführt wurden, zeigen deutlich,
dass der scharfe Übergang zwischen den Kaltfließ- und den Warmfließfron-
ten durch ein duktileres Zwischengefüge mit Härtewerten von ca. 450 HV1
ersetzt wurde, Abbildung 5.38 und Abbildung 5.39. Dieses Zwischengefü-
ge könnte im Hinblick auf ein Verhindern des Risswachstums der häufig im
martensitischen Gefüge initiierten Mikro- und Makrorisse von wesentlicher
Bedeutung sein. Der direkte Vergleich der Härteprofilentwicklung der beiden
Flanschwellen zeigt deutlich, dass der Übergangsbereich bei dem Bauteil,
das eine Vorbehandlung erfahren hat, 3-fach breiter als der des Bauteils oh-
ne Vorbehandlung, Abbildung 5.39 ist. Es ist an dieser Stelle zu erwähnen,
dass weitere, tiefere Untersuchungen von Nöten sind, um diesen Effekt wis-
senschaftlich ausreichend charakterisieren zu können.
Ergebnisse 99
Abbildung 5.38: Mikrohärteuntersuchung der vorerwärmten Flanschwelle [SCH10]
Abbildung 5.39: Mikrohärteuntersuchung; a) ohne Vorerwärmung, b) vorerwärmte
Flanschwelle [SCH10]
Diese Härtemessungen wurden auf einem rechnergesteuerten Mikrohärte-
prüfer vom Typ Fischerscope H100 der Firma Fischer mit programmierbarer
x-y-Probenbühne durchgeführt. Die Messgrößen bei der registrierenden Ein-
dringprüfung sind die Wertepaare Kraft und Eindringtiefe bei der zugehörigen
Prüfzeit t. Das Wegmesssystem erlaubt die Registrierung der Eindringtiefe
im nm-Bereich. Als Eindringkörper kamen ein herkömmlicher Vickers-
Indenter, d. h. eine vierseitige Diamantpyramide mit einem Spitzenwinkel von
136°, zum Einsatz [GIB04].
100 Ergebnisse
Die Umrechnung der Martenshärte (Universalhärte) in Vickershärte ist durch
die folgende Beziehung erfolgt [HEE98]:
H ≈ 0,1328 HU-40 Gl. 5.1
Schliffbilder, die im Institut für Werkstofftechnik – Qualität und Zuverlässigkeit
– der Universität Kassel aufgenommen wurden, zeigen den Materialfluss ent-
lang des Querschnitts des Flanschbereichs. Diese bestätigen ebenfalls, dass
die martensitische Mittelseele speziell im Kernbereich, die die Kaltumform-
fronten von den Warmumformfronten trennt, fast verschwunden ist, was auf
eine signifikante Verminderung des Mechanismus der inneren Abschreckung
hindeutet, Abbildung 5.40.
Abbildung 5.40: Vorerwärmte Flanschwelle [BRÜ10]
5.4.6 Zeiligkeit
Wie im Abschnitt 4.1.1 gezeigt wurde, ist längs zur Walzrichtung eine typi-
sche Walztextur, die sich beim Walzvorgang durch die Verformung der Struk-
turen des Primärgefüges einstellt, zu erkennen, Abbildung 4.4. Nach dem
Umformprozess bleibt dieses zeilige Walzgefüge auch im Flanschbereich
erhalten, Abbildung 5.41. Die im Schliffbild zu sehenden hellen Linien stel-
len die Schnittkanten von im Flansch umlaufenden gekrümmten Ebenen dar.
Dabei zeigt die Krümmung der Linien den Materialfluss während des Um-
formprozesses an.
Ergebnisse 101
Abbildung 5.41: Durch den Materialfluss verzerrte Zeiligkeit
Bei Schliffbildern mit einer höheren Vergrößerung ist deutlich zu erkennen,
dass es sich um Bereiche mit weniger stark ausgeprägten Martensitnadeln
handelt, Abbildung 5.42. Ähnliche Erkenntnisse finden sich in [BES09].
Abbildung 5.42: Weiße Streifen im Martensit
Eine EDX-Messung, die im Institut für Werkstofftechnik – Qualität und Zuver-
lässigkeit – der Universität Kassel durchgeführt wurde, zeigt, dass im Bereich
des im Lichtmikroskop hellen Streifens ein relativ zur Umgebung leicht er-
höhter Chromgehalt zu finden ist, Abbildung 5.43.
102 Ergebnisse
Abbildung 5.43: EDX-Messung mit erhöhtem Chromgehalt [BES09]
Eine weitere EDX-Messung zeigt speziell an den Übergängen vom deutlich
ausgeprägten Martensitbereich in die helleren Bereiche hinein, dass hier lo-
kal erhöhte Schwefel- und Mangangehalte vorliegen. Dies ist übereinstim-
mend mit der Beobachtung, dass z. B. Sulfidstreifen überwiegend in den
dunklen Zeilen des Ausgangsmaterials gefunden wurden [BES09].
Abbildung 5.44: EDX-Messung mit erhöhtem S-Gehalt und Mn-Gehält [BES09]
Zur Vermeidung dieses Effekts ist eine Vorbehandlung des Halbzeugs (Dif-
fusions- oder Homogenisierungsglühung) durchzuführen, in der die
Gefügeungleichmäßigkeiten beseitigt werden können und ein dadurch ho-
mogenes Gefüge eingestellt werden kann. Allerdings müsste aufgrund der
dann zu erwartenden Grobkornbildung dann noch ein Normalisieren oder
eine andere Behandlung zur Kornfeinung angeschlossen werden.
Zusammenfassung 103
6 Zusammenfassung
In den durchgeführten Grundlagenuntersuchungen konnten die wesentlichen
Prozessparameter und ihre Wechselwirkung sowie bestehende Grenzen für
die Eigenschaftsgradierung durch eine örtlich und zeitlich veränderliche Pro-
zessführung identifiziert werden. Im Folgenden werden die wesentlichen Er-
gebnisse zusammengefasst.
Die Ausprägung der Werkstückgeometrie und die aus der lokalen Mikrostruk-
tur resultierenden mechanischen Eigenschaften basieren auf der komplexen
Wechselwirkung von Temperaturfeldentwicklung während Erwärmung und
Transport, Werkstofffluss und Abkühlbedingungen.
Die Temperaturverteilung im Werkstück resultiert aus der komplexen Interak-
tion der einzelnen Erwärmungsparameter und ist maßgebend für die Einstel-
lung gradierter Eigenschaften. Das Temperaturfeld am Ende der Erwärmung
und insbesondere vor dem Umformprozess legt die Zonen der Phasenum-
wandlung für eine mögliche Martensit- und/oder Bainitbildung fest, jedoch
wird die letztendliche Mikrostrukturverteilung von den lokal vorliegenden Ab-
kühlbedingungen bestimmt. Bei gegebenem Frequenzbereich von 8-15 kHz
und Spulendesign wird das Temperaturfeld über die Heizleistung und Heiz-
dauer eingestellt, wobei die Heizdauer im Hinblick auf die Einstellung der
maximalen Temperatur dominiert. Mit dieser Konfiguration kann ein hoher
Temperaturgradient zwischen Rand und Kern von bis zu 400 °C erzielt wer-
den. Durch Wechsel des Frequenzbereiches auf 75-150 kHz lässt sich dieser
um weitere 100 °C steigern. Jedoch gleicht sich die Temperatur im Quer-
schnitt innerhalb der Zeit von dem Ende der Erwärmung bis zum ersten Kon-
takt zwischen erwärmtem Material und Werkzeugoberfläche aus, wobei die
Kerntemperatur auf Temperaturen oberhalb der Umwandlungstemperatur Ac3
ansteigt. Grund hierfür ist die werkstoffbedingte gute Wärmeleitfähigkeit und
die begrenzte Geschwindigkeit von Transfereinheit und insbesondere Um-
formpresse. Das Resultat ist ein weitgehender Verlust des Temperaturgradi-
enten. Eine Verringerung dieser Zeit bis zum ersten Kontakt auf unter 4-5 s
könnte dies verhindern und somit die Erzeugung eines nicht umgewandelten
Kernbereichs ermöglichen.
104 Zusammenfassung
Unterschiedliche Kühlraten innerhalb der austenitisierten Zonen stellen die
zweite Möglichkeit zur Herstellung gradierter Eigenschaften dar. Die kritische
Abkühlgeschwindigkeit zur Martensitbildung im Flanschaußenbereich konnte
mit allen untersuchten Abkühlstrategien erreicht werden. Über die Parameter
Kontaktzeit, Werkzeugkühlung bzw. Druck des Kühlmediums und Kühldauer
wurde im Wesentlichen die Eindringtiefe des Bereichs mit maximaler Festig-
keit sowie der Eigenschaftsgradient beeinflusst. So führte ein hohes Tempe-
raturniveau am Ende der Kontaktphase zwischen Werkzeug und Werkstück
zu einem dominierenden Einfluss der Luftkühlung und dadurch zu einem ge-
ringen Anteil an harten Phasen. Ein niedriges Temperaturniveau nahe der
Martensitstarttemperatur führte hingegen zu einem hohen Anteil an harten
Phasen bis hin zu einer vollständigen Martensitstruktur am Flanschaußenbe-
reich.
Weiterhin konnten verschiedene Besonderheiten, beispielsweise asymmetri-
sche Geometrien und komplexe Bauteile mit Mehrfachformelementen, reali-
siert werden. Darüber hinaus konnten durch den Einfluss der lokal hohen
Scherkräfte besondere Mikrostrukturen, die sehr gute Ergebnisse in Bezug
auf die Dauerfestigkeit zeigen, beobachtet werden. Ein weiterer Sonderef-
fekt, der aufgrund der mit den vorhandenen prozesstechnischen Möglichkei-
ten nicht zu verhindernden Durchwärmung im Kernbereich auftritt, ist der Ef-
fekt der inneren Abschreckung. Er resultiert aus dem hohen Temperaturgra-
dienten zwischen erwärmtem und nicht erwärmtem Material. Sehr hohe Fes-
tigkeitsunterschiede waren dabei die Folge. Für das Vermindern dieses Phä-
nomens wurde eine Strategie, die auf einer Vorerwärmung des Rohlings auf
Temperaturen unterhalb der Umwandlungstemperatur Ac3 und somit auf ei-
ner Absenkung des Temperaturgradienten basiert, entwickelt.
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass die thermo-mechanische
Prozessführung für die Herstellung von innovativen Produkten mit gradierten
Eigenschaften ein hohes Potenzial, besonders im Hinblick auf die erfolgrei-
che gleichzeitige Einstellung einer vollständig 3-dimensionalen Mikrostruktur
und komplexer Geometrien, besitzt. Letztlich kann der in dieser Arbeit er-
reichte Stand der wissenschaftlichen Untersuchungen nur als erster Schritt in
einer umfassenden Reihe von Grundlagenuntersuchungen betrachtet wer-
den.
Ausblick 105
7 Ausblick
Aus den Ergebnissen, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit entstanden
sind, leiten sich Empfehlungen für ein neues Konzept eines vollständig inte-
grierten Versuchsfeldes, das eine Flexibilisierung der Prozessabläufe sowie
eine verbesserte Reproduzierbarkeit gewährleistet, ab. Dabei dient dieses
Versuchsfeld nicht nur dazu, die Untersuchungen zur örtlich und zeitlich ver-
änderlichen thermo-mechanischen Formgebung im Hinblick auf die vollum-
fängliche Erschließung des Gestaltungsfeldes auszudehnen, sondern vor
allem auch dazu, die konzeptionelle Auslegung spezifischer Anlagentechnik
in Hard- und Software voranzutreiben. Es ist in diesem Zusammenhang not-
wendig, dass Prozessregelungsstrategien für ausgewählte funktionale Gra-
dierungen des Demonstrators „Flanschwelle“ erarbeitet werden. In den fol-
genden Abschnitten wird dieses neuartige Konzept mit seinen Komponenten
näher erläutert.
7.1 Anlagenkonzept
Das in den Grundlagenuntersuchungen eingesetzte Versuchsfeld basierte
auf einer hydraulischen C-Gestell-Presse sowie einer induktiven Erwär-
mungsstation mit mehreren Induktionsanlagen (s. Kap. 4). Die unzureichen-
de Schließgeschwindigkeit stellte dabei die Hauptursache für den weitge-
henden Temperaturausgleich im Querschnitt dar. Die geringe Einbauhöhe
begrenzte die Möglichkeiten zum Anbau von Messtechnik und Zusatzwerk-
zeugelementen zum Beispiel für die Erzeugung von komplexeren
Geometrien, sodass nur eine einfache Konstruktion möglich war, die sich für
die reproduzierbare Erzeugung als begrenzt geeignet erwies. Die geringe
Stößelführung durch das Gestell führte zu einer leichten Verkippung und ei-
ner erhöhten Störanfälligkeit.
Abbildung 7.1 zeigt eine vereinfachte schematische Darstellung einer sol-
chen Grundstruktur.
106 Ausblick
Abbildung 7.1: Grundstruktur des einzurichtenden integrierten Versuchsfeldes
Leitstand. Zentral für ein solches Versuchsfeld ist ein Leitstand, der das
„Nervenzentrum“ bildet. Hier laufen alle Informations- und Datenströme
zwecks Steuerung, Regelung und Überwachung aller Anlagenkomponenten
einschließlich der jeweils in Herstellung befindlichen Bauteile zusammen,
Abbildung 7.2. Zur vollständigen Beherrschung der komplexen Wechselwir-
kungen des Prozesses ist die Visualisierung sämtlicher Vorgänge auf den
verschiedenen Prozessebenen im Leitstand nahezu unumgänglich, Abbil-
dung 7.3. In dessen zentralen Datenverarbeitungssystem werden die ver-
schiedenen sensorischen Daten und aktuatorischen Größen aller Einzelag-
gregate eingespeist und für die Prozessregelung verarbeitet. Die Kommuni-
kation erfolgt dabei über die Speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS)
der Einzelaggregate mit der zentralen SPS des Leitstandes. Es ist sinnvoll,
auf Basis eines Datenbanksystems die Protokollierung und Verarbeitung zu
übernehmen. Das Einlesen und die Verarbeitung von Sekundärdaten, wie
zum Beispiel Geometriedaten und Härteprüfprotokolle und deren Zuordnung
zu den entsprechenden Versuchen mit logischen Verknüpfungen, ist dabei
zu ermöglichen.
Ausblick 107
Abbildung 7.2: Schematische Darstellung des vollständig integrierten Versuchs-
feldes mit dem Leitstandkonzept
Abbildung 7.3: Visualisierungskonzept Leitstand
108 Ausblick
Erwärmungsfeld und Transfereinheit. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit
wurde der Aufbau eines integrierten Erwärmungsfeldes bereits exemplarisch
realisiert, um eine Funktionsüberprüfung dieser essentiellen Komponente
des Versuchsfeldes durchzuführen. Mit dem Ziel einer homogenen Vorer-
wärmung der Werkstückrohlinge wurde das Erwärmungsfeld um 2 Konvekti-
onsöfen erweitert, welche zur Verminderung der inneren Abschreckwirkung
durch die Schaftbereiche des Technologieträgers „Flanschwelle“ beitragen,
Abbildung 7.4. Für den Werkstücktransfer wurde die pneumatische Trans-
fereinheit, Abbildung 4.22, durch einen 6-Achsen-Roboter mit einer zulässi-
gen Traglast von 50 kg zur Aufnahme von Peripheriegeräten sowie spezifi-
schen Greifern, die u.a. die Werkstückrotationsbewegung während der in-
duktiven Erwärmung übernehmen, ersetzt.
Abbildung 7.4: Das neu realisierte Erwärmungsfeld mit einem Robotertransfer
Temperiereinheit. Für die Erweiterung der gesteuerten Abkühlung nach der
Formgebung empfiehlt es sich, neben einer Kontaktkühlung mit einem tem-
perierten Werkzeug das Versuchsfeld mit einer Tauchbadabschreckung in
einem Wasser- oder Ölbad und/oder eine Medienkühlung in einer Kühlkam-
mer zu ergänzen. Bei der Werkzeugtemperierung in der neuen Ausbaustufe
Ausblick 109
kann je nach gewünschter Kühlwirkung Wasser oder Öl eingesetzt werden.
Hierbei sind jeweils zwei getrennte Kreisläufe für Ober- und Unterwerkzeug
notwendig. Zur weiteren Verringerung der Kühlwirkung durch das Werkzeug
ist ersatzweise der Einsatz von Werkzeugen mit Heizpatronen denkbar.
Zur weiteren Erhöhung der Abkühlwirkung im Vergleich zur Kontaktkühlung
ist eine direkte Medienkühlung anzuraten. Dabei wird das Bauteil unmittelbar
nach dem Formgebungsprozess über den Robotertransfer in eine Kühlkam-
mer positioniert. Die Kühlkammer ist mit mehreren Kühldüsensystemen, die
über Profilschienen und Schrittmotoren in ihrer Höhe und radialen Position
verfahren werden können, auszurüsten. Je nach Kühlmedium kommen ver-
schiedene Systemkreisläufe zum Einsatz. So werden für die Fluidkühlung mit
Luft, Wasser, Wasser-Luft oder Schutzgas andere Systeme benötigt als für
die Verwendung von Partikelsprühkühlung auf Basis von Trockeneis oder
Eiskristallen.
Umformeinheit. Um die einleitend beschriebenen Restriktionen der beste-
henden Presse zukünftig zu vermeiden, empfiehlt sich eine neue Umform-
einheit auf Basis einer 4-Säulen-Hydraulikpresse mit zwei frei programmier-
baren NC-Hauptstößelachsen, mit jeweils mittig angebrachten unabhängig
verfahrbaren Auswerfern sowie einem Eilgang für den oberen Stößel. Im
oberen Totpunkt ist eine mechanische Verriegelung vorzusehen. Für den
schnellen Werkzeugwechsel sind im Pressentisch hydraulische Hebeleisten
mit 1000 kg Hebekraft sowie eine Werkzeugwechselkonsole ebenfalls mit
1000 kg Tragkraft und einer Traglänge von 1000 mm hilfreich.
Für die umfangreiche Prozessdatenerfassung ist ebenfalls zu empfehlen, die
Presse zusätzlich mit vier an den Stößeltischenden installierten Wegmess-
systemen sowie Brücken mit Dehnmessstreifen (DMS) auf den Säulen zu
bestücken. Dies ist insbesondere für die Frage der Wechselwirkung zwi-
schen Maschinenverhalten und erreichbarer Geometriegenauigkeiten des
Bauteils von Bedeutung. Für die Anbringung der Sensorik von Werkzeug-
und Prozessmonitoring sind mehrere Thermoelementbuchsen in Ober- und
Unterstößel zu installieren. Zusätzliche Halterungen für Standardkameraköp-
fe u.a. für Thermographie, Formänderungsanalyse und für Pyrometer sowie
Profilschienen zur variablen Anbringung weiterer Messsysteme sind von Vor-
110 Ausblick
teil.
Hydraulikaggregat. Zur Erweiterung des bestehenden Werkzeugsystems,
insbesondere für die Herstellung von komplexen Mehrfachformelementen,
empfiehlt es sich, das Hydraulikaggregat als Bestandteil der Presse neben
den Hauptkreisläufen für unteren und oberen Stößel sowie den unteren und
oberen Auswerfer über hinreichende Anzahl zusätzlicher separat ansteuer-
barer Hydraulikkreisläufe auszurüsten, die je nach Werkstück- und Werk-
zeugkonfiguration zum Einsatz kommen können. Die Prozesskonfiguration
zur Herstellung von Mehrfachformelementen benötigt insgesamt acht Kreis-
läufe zum Öffnen und Schließen der Schieber des Zwischenwerkzeuges. Die
Geschwindigkeit ist dabei derart auszulegen, dass alle vier Schieber nachei-
nander innerhalb von 2 s geschlossen werden können. Über vier weitere
Hydraulikzylinder erfolgt das Entriegeln der Schieber zur Freigabe des Bau-
teils. Für den Einsatz einer aktiven Armierung werden drei weitere Zylinder
benötigt.
Werkzeug. Im Hinblick auf eine angestrebte Erhöhung der Geometriekom-
plexität ist anzuraten, die Aktivkomponenten der Warm- und Kaltumformbe-
reiche um weitere Module zu ergänzen. Damit eine Überwachung und Proto-
kollierung der Werkzeugzustände während des Formgebungsprozesses er-
möglicht wird, sind Sensoren zur Messung von Auffederung und lokalen Drü-
cken sowie zusätzlichen Temperatursensoren auch im Kaltumformbereich
des Werkzeuges notwendig.
Ein weiterer wesentlicher Beitrag zur Erweiterung des geometrischen Gestal-
tungsfreiheitsgrades besteht in der praktischen Umsetzung des zur Erzeu-
gung von Mehrfachformelementen bereits vorliegenden erweiterten Werk-
zeugkonzeptes. Die zentralen Gestaltungsmerkmale dieses Werkzeuges
können dabei unmittelbar aus einer umfassenden Funktionsanalyse der im
Rahmen dieser Arbeit bereits realisierten und eingesetzten Version (s. Ab-
schnitt 4.2.3). Um die während der Umformung auftretenden Kräfte nicht
mehr direkt auf die Hydraulikschließzylinder zu übertragen, wurde dazu eine
Variante mit vier kreuzweise angeordneten Formschiebern entwickelt, Ab-
bildung 7.5. Zusätzlich erfahren diese eine wechselseitige formschlüssige
Verriegelung. Das Entriegeln erfolgt über eine Keilverstellung.
Ausblick 111
Abbildung 7.5: Zwischenwerkzeug zur Realsierung von Mehrfachneben-
formelementen
Methodik zur Prozessregelung. Zur Verbesserung der Prozessbeherr-
schung erfolgt die Regelung des gesamten Prozesses in seinen Einzelschrit-
ten auf Basis eines Prozessablaufskriptes. in dieses ist eine Auswahl von für
den jeweiligen Anwendungsfall geeigneten Prozessfunktionsmodulen, die
einer Funktionsdatenbank entnommen werden können, zu implementieren
und logisch miteinander zu verknüpfen, Abbildung 7.6. Die Funktionsdaten-
bank enthält eine Sammlung von vordefinierten und erweiterbaren Einzel-
funktionen mit den zugehörigen Regel- und Steuerungsparametern. Die Ge-
nerierung der entsprechenden Funktionscharakteristika ist dabei aus den Er-
kenntnissen der Grundlagenuntersuchungen und den eventuellen, weiterfüh-
renden Versuchen abzuleiten. Aus den so verfügbaren Prozessdaten können
modulspezifische Prozessfunktionen identifiziert und parametrisiert werden.
Im Verlaufe der zukünftigen Versuchsreihen können die aus den empirisch
ermittelten, logischen Verknüpfungen Grundcharakteristika identifiziert und
systematisiert werden. Diese sind dann möglichst in einen Logikeditor zu
übernehmen, der es ermöglicht, die zur Abbildung beliebiger Eigenschafts-
112 Ausblick
profile jeweils vorzusehende Grundarchitektur aus den Funktionsmodulen
selbsttätig zusammenzustellen.
Abbildung 7.6: Prozessregelungsmethodik
Literaturverzeichnis 113
8 Literaturverzeichnis
[ALA10] Alaneme, K. K.: Influence of Tempered Microstructures on the
Transformation Behaviour of Cold Deformed and Intercritically
Annealed Medium Carbon Low Alloy Steel. Materials Research.
2010; 13(2), pp. 203-209
[ALT05] Altenberger, I.: Deep Rolling – the past, the present and the fu-
ture. Shot Peening and other Mechanical Surface Treatments,
(2005), pp. 144-155
[ARA02] Aranda, G. L.; Chastel, Y.; Pascual, J. F.: Hot stamping of an
automobile B-pillar reinforcement. In: NUMISHEET 2002, 5th
International conference and workshop on numerical simulation
of 3D sheet forming processes, South Korea, 2002, pp. 167-196
[ASE02] Asenio, J. et al: Ferritic steels: Optimization of hot rolled tex-
tures through cold rolling and annealing. Materials Characteri-
zation, 47 (2002), pp. 119-127
[AUS02] Austerhoff, N.; Rostek, W.: Hot stamping und Wärmebehand-
lung von höchstfesten Stählen am Beispiel von Karosserie- und
Fahrwerksbauteilen. In: 5. Europäische Karosserie-Leichtbau-
Konferenz Stahl-Spaceframes contra Schalenbauweise, Bad
Nauheim, 2002, pp. 1-10
[AZU08] Azushima, A. et al: Severe plastic deformation (SPD) processes
for metals. CIRP Annals - Manufacturing Technology 57 (2008),
pp. 716–735
[BAE06] Baehr, H. D.; Stephan, K.: Wärme- und Stoffübertragung. 5.,
neu bearb. Aufl. Hannover : Springer, 2006
[BAR04] Bargel, H.-J.; Schulze, G. (Hrsg.): Werkstoffkunde, 8., überar-
beitete Auflage, Springer Verlag Berlin Heidelberg (2004)
[BAR07] Barani, A. A.; Ponge, D.: Optimized Thermomechanical Treat-
ment for Strong and Ductile Martensitic Steels. Materials
Science Forum Vols. 539-543 (2007), pp. 4526-4531
[BEH07a] Behrens, B.-A. et al Selective Strain Hardening of Structure
Components by Action Media Based Cold Massive Forming,
Advanced material Research, Vol. 22, 2007, pp. 57-65
114 Literaturverzeichnis
[BEH07b] Behrens, B.-A. et al: Herstellung komplexer Verbindungsele-
mente aus Aluminiumlegierungen durch Umformen mit überla-
gertem hydrostatischem Druck; Tagungsband 6. Industriekollo-
quium Clausthal "Hochfeste Strukturen", Clausthal-Zellerfeld
(2007), pp. 133-138
[BEH08a] Behrens, B.-A. et al: Production of structure components with
selective properties by means of action media based cold form-
ing; Steel Research International, Vol. 79 (2008) No. 3, pp. 233-
239
[BEI97] Beiss, P.: Möglichkeiten und Grenzen der Formgebung metalli-
scher Pulver durch Matrizenpressen. In: Fortschritte bei der
Formgebung in Pulvermetallurgie und Keramik – Pulvermetal-
lurgie in Wissenschaft und Praxis, 7 (1997), Düsseldorf, pp. 7-
32
[BEN90] Benkowsky, G.: Induktionserwärmung: Härten, Glühen,
Schmelzen, Löten, Schweißen. 5., stark bearb. Aufl.. Berlin :
Technik, 1990
[BER99] Bernhardt, R.; Meyer-Olbersleben, F.; Kieback, B.: The Influ-
ence of Hydrodynamic Effects on the Adjustments of Gradient
Patterns through Gravity Sedimentation of Polydisperse Particle
Systems in Newtonian and Viscoelastic Fluids. In: Proceedings
of the 5th International Symposium on functionally Graded Mate-
rials, Switzerland, 1999, pp. 31-35
[BES08a] Besel M. et al: Damage accumulation of graded steel, Engineer-
ing Failure Analysis, 2009, Bd. im Druck, Available online since
30 October 2008
[BES08b] Besel M., Brückner-Foit A.: Surface damage evolution of engi-
neering steel, Fatigue & Fracture of Engineering Materials &
Structures, Vol. 31, (2008), 10, pp. 885-891
[BES09] Besel, M.: Mechanismenorientierte Lebensdauervorhersage für
eine thermo-mechanisch hergestellte Flanschwelle mit gradier-
tem Gefüge. Kassel, Uni.-Institut für Werkstofftechnik, Disserta-
tion, 2009
[BEU82] Beuscher, K.; Fleer, R.: Einsatz des gesteuerten Freiform-
schmiedens zur Vereinfachung des Gesenkschmiedens. In: 11.
Umformtechnisches Kolloquium, Aachen, 1982, pp. 17.1-17.13
Literaturverzeichnis 115
[BOD02] Bodin, A.; Sietsma, J.; Van Der Zwaag, S.: Texture and Micro-
structure Development during intercritical Rolling of Low-Carbon
Steel. Metallurgical and Materials Transactions, 33A (2002), pp.
1589-1603
[BRE00] Breuer, M.: Verknüpfung von Wärmebehandlung und Form-
gebung beim Präzisionsschmieden von Verzahnungen. Disser-
tation, Universität Hannover, 2000, In: Fortschr.-Ber. VDI Reihe
2 Nr. 555, VDI-Verlag
[BRÖ08] Bröcker, C.; Steinhoff, K.; Matzenmiller, A.: Process Simulation
of Stub Shaft Forging with Local Heating and Cooling – An
Analysis with EFG. Computer Methods in Materials Science,
Vol. 8 (2008) , pp. 144-153
[BRÜ10] Brückner-Foit, A.; Zeismann, F.: Persönliche Mitteilung, Univer-
sität Kassel, Institut für Werkstofftechnik – Qualität und Zuver-
lässigkeit, 2010
[BRZ02] Brzuszek, R. K. et al: Microstructural Evolution of Ultra Fine
Grained C-Mn Steel Warm Rolling and Intercritical Annealed.
Materials research, Vol. 5, No. 3 (2002), pp. 343-348
[BUN61] Bungardt, K., Preisendanz, H. und Brandis, H.: Beitrag zur
Kenntniss des Umwandlungsverhaltens von Stahl 50 CrV 4.
Archiv für das Eisenhüttenwesen. 1961, Heft 4
[CHA00a] Champion, N. J.; Evans, P. J.; Underhill, R. P.: Novel Thermo-
Mechanical Processing using the Ponymill process. Thermome-
chanical Processing of Steel, (2000), pp. 625-635
[CHA00b] ChabbiI, L.; Lehnert, W.: Controlled hot forming of heat treat-
ment steel grades in the intercritical (gamma-alpha) region.
Journal of Materials Processing Technology, 106 (2000), pp.
13-22
[CHE08] Cheng, S. et al: High ductility of ultrafine-grained steel via
phase transformation. Materials Research Society, Vol. 23, No.
6 (2008), pp. 1578-1586
[CHE93] Cherradi, N.; Dollmeier, K.; Ilschner, B.: BPSZ- chrome-nickel
graded materials: powder technology- thermal properties. Ce-
ramic Transactions, 34pp. Vol. 229-36. 1993
[CHI95] Chiba, A. et al: Fabrication of functionally gradient materials by
powder consolidation technique using underwater-shock pres-
116 Literaturverzeichnis
sure. In: FGM 94, 3rd International Symposium on Structural
and Functional Gradient Materials, Lausanne, 1995, pp. 21-26
[COL98] Colomban, P.: FGM Research Activities in France. FGM News,
Journal of FGM Forum, 37 (1998) 7, pp. 21-24
[DEG02] Degner, M. et al: Entwicklungen bei der Warmumformung im
Ferritg
ebiet. Stahl u. Eisen, 122 (2002) 4, S. 59-62
[DEL92] Delfosse, D.; Ilschner, B.: Pulvermetallurgische Herstellung von
Gradientenwerkstoffen. Materialwissenschaft und Werkstoff-
technik, Volume 23, Issue 7 (1992), pp. 235–240
[DIN EN
10277-5]
Blankstahlerzeugnisse – Technische Lieferbedingungen –
Teil 5: Vergütungsstähle; Deutsche Fassung EN 10277-5:2008;
ICS 77.140.60, Beuth Verlag GmbH, Berlin
[DOH99] Dohmann, J.: Reduzierung instationärer Betriebszustände beim
Gesenkschmieden. Hannover, Univ. – Institut für Umformtech-
nik und Umformmaschinen, Dissertation., 1999
[DOL95] Dollmeier, K.; Ilschner, B.; Thiele, W.: Pilot study related to the
continuous fabrication of FGM strip by powder metallurgy. In:
FGM 94, 3rd International Symposium on Structural and Func-
tional Gradient Materials, Lausanne, 1995, pp. 27-32
[DON98] Donnet, C.: Recent progress on the tribology of doped di-
amond-like and carbon alloy coatings: a review. Surface and
coatings technology, 100-101 (1998), pp. 180-186
[ELS04] Elsner, A. et al: Recrystallisation Texture of Cold Rolled and
Annealed IF Steel Produced from Ferritic Rolled Hot Strip. Ma-
terials Science Forum Vols. 467-470 (2004), pp. 257-262
[EN ISO
4957]
Werkzeugstähle, Deutsche Fassung EN ISO 4957 : 1999; ICS
77.140.35, Normenausschuss Eisen und Stahl (FES) im DIN
Deutsches Institut für Normung e.V., Beuth Verlag GmbH, Ber-
lin
[FIG09] Figueiredo, R. B.; Kawasaki, M.; Langdon, T. G.: The mechani-
cal properties of ultrafine-grained metals at elevated tempera-
tures. Rev. Adv. Mater. Sci. 19 (2009), pp. 1-12
[FIR03] Firstov, S. et al: Nanocrystalline structure formation under se-
vere plastic deformation and its influence on mechanical proper-
ties. Rev. Adv. Mater. Sci. 4 (2003), pp. 155-162
Literaturverzeichnis 117
[FLE01] Flegel, H. A.: Geschlossene Prozessketten vom Halbzeug zum
Bauteil aus der Sicht des Automobilherstellers. In: 8. SFU,
Sächsische Fachtagung Umformtechnik, 8 (2001), S. 12-25
[FLE04] Flehmig, T.; Heller, T.:Hochfeste und zukünftige Stähle sowie
Hohlprofile als Komponenten für den Fahrzeugbau. In: 11. SFU,
Freiberg, 2004, pp. 95-111
[FUK00] Fukui, Y.; Okada, H.; Kumazawa, N.; Watanabe, Y.: Near-net-
shape forming of Al-Al3Ni functionally graded material over eu-
tectic melting temperature. Metallurgical and Materials Transac-
tions A, Physical Metallurgy and Materials Science 31A, (2000)
10, pp. 2627-2636
[GAS98] Gasik, M.: FGM Research and Development in Finland. FGM
News, Journal of FGM Forum, 37 (1998) 7, pp. 14-17
[GE98] Ge, C. C.: Status-of-the-Art of FGM Research in China. FGM
News, Journal of FGM Forum, 37 (1998) 7, pp. 18-20
[GEI05] Geiger, M.; Merklein, M.; Hoff, C.: Determination of the Heat
Transfer During Hot Stamping. In: SCT International Confe-
rence on Steels in Cars and Trucks, 2005, pp. 179-186
[GEL07] Gelin, J.-C.: Advances and Progresses in Sheet and Tube Hy-
droforming Processes. Advances in Material Forming, (2007),
pp. 193-205
[GEO10] Georgmarienhütte. Stabstahl, Walzprogramm. Georgmarienhüt-
te GmbH. [Online] April 2010. http://www.gmh.de/s594.html
[GIB04] Gibmeier, J.: Zum Einfluss von Last- und Eigenspannungen auf
die Ergebnisse instrumentierter Eindringhärteprüfungen. In:
Forschungsberichte aus dem Institut für Werkstofftechnik. Hrsg.
Prof. Dr.-Ing. B. Scholtes, Kassel, 2004
[GON98] Gonzalez Baquet, I.: Thermo-mechanische Behandlung mit
neuartigem Abkühlkonzept zur Verbesserung der mechani-
schen Eigenschaften von mikrolegierten Schmiedestählen. Dis-
sertation, RWTH Aachen, 1998, Umformtechnische Schriften,
Band 76, Shaker-Verlag
[GOR99] Gordopolov, Y. A.: Formation of Graded Structures upon Shock
Loading of SHS products. In: Proceedings of the 5th Interna-
tional Symposium on functionally Graded Materials, Switzer-
land, 1999, pp. 123-127
118 Literaturverzeichnis
[GRA08] Grajcar, A..: Structural and mechanical behavior of TRIP-type
microalloyed steel in hot-working conditions, Journal of
Achievements in Materials and Manufacturing Engineering, Vol.
30, Issue 1 (2008), pp. 27-34
[GRO01] Groche, P.; Huber, R.: Hydromechanisches Tiefziehen mit
thermischer Unterstützung und Grenzen bei der Aluminium-
Umformung. In: Kolloquium Erweiterung der Formgebungs-
grenzen bei Umformprozessen im DFG-Schwerpunktprogramm
1074, Bonn, 2001, pp. 125-130
[HAR05] Hartl, C.: Research and advances in fundamentals and industri-
al applications of hydroforming. Journal of Materials Processing
Technology, 167 (2005), pp. 383–392
[HAU04] HAUG, T.; FÜLLER, K.-H.: Werkstofftrends im Spannungsfeld
von Fertigungstechnik und Bauteilgestaltung. 11. SFU, 6.-
8.10.2004, Freiberg, S. 1-19
[HEE98] Heermant, C.: Untersuchungen zur Universalhärteprüfung im
Mikrobereich. Dissertation, Universität Berlin. 1998
[HIL96] Hillmann, J.; Morsch, D.; Welsch, F.: Der schwierige Weg zum
Leichtbau. VDI-Berichte 1164, 1996, pp. 457-475
[HIR98] Hirai, T.: Research Project “Physics and Chemistry of Function-
ally Graded Materials” supported by Ministry of Education,
Science, Sports and Culture. FGM News, Journal of FGM Fo-
rum, 37 (1998) 7, pp. 25-28
[HOD99] Hodor, K.; Olszowska-Sobieraj, B.; Zieba, P.: Fabrication of
functionally gradient Ni-based superalloy by casting. Archives of
Metallurgy, 44 (1999) 3, pp. 295-303
[HOF00] Hofmann, A.; Vollertsen, F.: Deep drawing of locally heat
treated blanks. In: Proceedings of the Conference LANE 97,
Laser-assisted Net shape Engineering 2, Bamberg, 2000
[HUA03] Hua, M. et al: FEM Simulation Study for Rapid Preforming of
Axisymmetrical Forging by Differential Heating. Key Engineer-
ing Materials, 233-236 (2003), pp. 425-430
[ILS93] Ilschner, B.: Structural and compositional gradients: basic idea,
preparation, applications. JOURNAL DE PHYSIQUE IV, Collo-
que C7, supplément au Journal de Physique 111, Volume 3
(1993), pp. 763-772
Literaturverzeichnis 119
[IVL08] Ivleva, T. V. et al: Damping in AZ31 ECAP-Processed Alloy. In:
Golovin, I.S.; Levin, D. M. (Edtrs.): Interaction between Defects
and Anelastic Phenomena in Solids. Solid State Phenomena
137 (2008), pp. 181-189
[JÄN84] Jäniche, W., et al: Werkstoffkunde Stahl. [Hrsg.] Verein Deut-
scher Eisenhüttenleute. Berlin : Springer-Verlag, 1984. Bd. 1
[JED00] Jedamzik, R.; Neubrand, A.; Rödel, J.: Functionally Graded Ma-
terials by electrochemical processing and infiltration: application
to tungsten/copper composites. Journal of Materials Science,
35 (2000) 2, pp. 447-486
[JOE01] Joenssen, M.; Kieback, B.: W-Cu Gradient Materials -
Processing, Properties and Application Possibilities. 15th Inter-
national Plansee Seminar 2001; Tyrol (AUT); 28 May-1 June
2001
[JOE99] Joenssen, M.; Kieback, B.: Formgebungsverfahren für
Gradientenwerkstoffe. In: Pulvermetallurgische Formgebung im
Wandel – Pulvermetallurgie in Wissenschaft und Praxis, 15
(1999), Düsseldorf, pp. 23-42
[KAI00] Kaiser, R. et al: Innovative metallurgische Maßnahmen zur
Gefügeeinstellung in dünnwandigen Bauteilen aus Gusseisen.
Gießerei, 87 (2000) 5, pp. 45-51
[KAL04] Kaltenbrunner, M. et al: “LAWD Laser assisted wire drawing”.
in: Geiger, M.; Otto, A. (Edtrs.): Laser Assisted Net Shape En-
gineering 4, Proceeding of the 4th Lane, 2004
[KAR10] Karbasian, H.; Tekkaya, A. E.: A Review on Hot Stamping.
Journal of Materials Processing Technology 210 (2010), pp.
2103 - 2118
[KAW97] Kawasaki, A.; Watanabe, R.: Evaluation of Thermo Mechanical
Performance for Thermal Barrier Type of Sintered Functionally
Graded Materials. Composites Part B, 28B (1997), pp.29-35
[KAY01] Kayatürk, K. et al: Simultaneous Cold and Hot Forging in a Sin-
gle Forming Step – Principle, Possibilities and Limitations. In:
KUZMAN, K. (Edtr.): Proc. 3rd International Conference on In-
dustrial Tools ICIT 2001, Celje (SI), April 22nd-26th, 2001. Celje
(SI): TECOS Slovenian Tool and Die Development Centre
2001, pp. 97-100
120 Literaturverzeichnis
[KIE03] Kieback, B.; Neubrand, A.; Riedel, H.: Processing techniques
for functionally graded materials. Materials Science and Engi-
neering, Part A (Structural materials: Properties, Microstructure
and Processing), 362 (2003) 1-2, pp. 81-105
[KLI07] Kliber, j. et al: Effects of Thermomechanical Processing on Mi-
crostructure and Mechanical Properties Multiphase Steels Exhi-
biting a TRIP Effect. Materials Science Forum Vols. 539-543
(2007), pp. 4357-4362
[KLO06] Klose, W.: Wärmeübertragung 1.: Kassel, Uni. – Institut für
thermische Energietechnik, 2006 (Skript zur Vorlesung)
[KLO97] Klocke, F.; Demmer, A.; Dietz, C.: Laser-assisted metal form-
ing. In: LANE 97, Laser Assisted Net Shape Engineering 2, 30.
Internat. CIRP Seminar on Manufacturing Systems, Erlangen,
30 (1997), pp. 81-92
[KOI97] Koizumi, M.: FGM activities in Japan. In: Composites part B
28(B), 1997, pp. 1-4
[KOP01] Kopp, R.; Böhlke, R.: Entwicklung eines Walzverfahrens für
Bänder mit definiertem Querschnittsprofil. In: Kolloquium Erwei-
terung der Formgebungsgrenzen bei Umformprozessen im
DFG-Schwerpunktprogramm 1074, Bonn, 2001, pp. 106-112
[KOP04] Kopp, R.; Wiedner, C.; van Putten, K.: Tailor rolled blanks und
deren Weiterverarbeitung zu Leichtbaustrukturen. In: 11. SFU,
Freiberg, 2004, pp. 477-489
[KÖR92] Körner, E.; Knödler, R.: Possibilities of warm extrusion in com-
bination with cold extrusion. Journal of Materials Processing
Technology, 35 (1992) 3/4, pp. 451 – 465
[KÖR94] Körner, E.; Schöck, J. A.: Anlagen und Verfahren zum kombi-
nierten Halbwarm- und Kaltfließpressen. Journal of Materials
Processing Technology, 46 (1994), pp. 227-237
[KRE04] Kreimeyer, M. et al: Umformen lasergefügter Fe/Al- und Ti/Al-
Tailored Hybrid Blanks. In: 11. SFU, Freiberg, 2004, pp. 343-
353
[KRU07] Kruglova, A. A.; Orlov, V. V.;Khlusova, E. I.: Effect of Hot Plastic
Deformation in the Austenite INTERVAL on Structure Formation
in Low-Alloyed Low-Carbon Steel. Metal Science and Heat
Treatment, Vol. 49, Nos. 11 – 12, 2007, pp. 556-560
Literaturverzeichnis 121
[LAC06] Lacroix, G. et al: Mechanisms of Damage and Fracture in Trip
Assisted Multiphase Steels. In: 8. Modelling of Material Property
Data and Fracture Mechanisms, C., 8. (2006),pp. 819-820
[LAN88] Lange, K. (Edtr.): Umformtechnik – Handbuch für Industrie und
Wissenschaft, Bd. 2, Massivumformung, Kap. 8. Berlin: Sprin-
ger Verlag, 1988
[LEE07] Van Leeuwen, Y.; Sietsma, J.; Van Der Zwaag, S.: The Effect of
Plastic Deformation on the Formation of Different Morphologies
of Ferrite Upon Cooling. Materials Science Forum Vols. 539-
543 (2007), pp. 4572-4577
[LEN08] Lenze, F.-J.; Sikora, S.; Bian, J.: Einsatz pressgehärteter Stähle
im Karosseriebau: Stand und Trends der Entwicklung. In Ta-
gungsband 2. Erlanger Workshop Warmblechumformung, 2007,
Erlangen 2008, pp. 13-21
[LEV98] Levashov, E. A.: Recent and New FGM Approach in Russia.
FGM News, Journal of FGM Forum, 37 (1998) 7, pp. 10-13
[LIN01] Lin, K.; Dold, P.: Radiative heat transfer in a resistance heated
floating zone furnace: A numerical study with FIDAPTM. In:
Crystal Research and Technology 36 (2001) 7, pp. 629 – 639
[LIN96] Lin, C. Y.; McShane, H. B.; Rawlings, R. D.: Extrusion process
for manufacture of bulk functionally graded materials. Powder
Metallurgy, 39 (1996) 3, pp. 219-222
[LIN99] Lin, C. Y. et al: Production of silicon carbide Al 2124 alloy func-
tionally graded materials by mechanical powder metallurgy
technique. Powder Metallurgy, 42 (1999) 1, pp. 29-33
[MAH09] Mahnken, R., Schneidt, A.: Simulation of a hybrid-forming
process considering phasetransformations in the workpiece. In:
Steinhoff, K.; Maier, H.J.; Biermann, D. (Hrsg.): Functionally
graded materials in industrial mass production. Auerbach: Ver-
lag Wissenschaftliche Scripten, (2009), pp. 175-184
[MAI07] Maikranz-Valentin, M. et al: Components with Optimized Prop-
erties due to Modification of Thermo-Mechanical Process De-
sign for Press Hardening. In: Vollertsen F.; Yuan, S. (Edtrs.):
Proc. of the 2nd International Conference on New Forming
Technology. Bremen, BIAS-Verlag 2007, pp.337-350
[MAI08] Maier, H.J. et al: Functional gradation of low carbon steel by
122 Literaturverzeichnis
differential controlled phase transformation. Steel research.
2008, Issue 2, pp. 105-110
[MAI08a] Maikranz-Valentin, M. et al: Hot Forming of Work Hardened
Steel. In: Steinhoff, K.; Oldenburg, M.; Prakash, B. (Edtrs.):
Proc. of the 1st International Conference on Hot Sheet Metal
Forming of High-Performance Steel, GRIPS' Sparkling World of
Steel Vol. 1: Proceedings, No. 6. - Bad Harzburg (D), 2008: pp.
191-197
[MAI08b] Maikranz-Valentin, M. et al: Components with Optimised Prop-
erties due to Advanced Thermo-Mechanical Process Strategies
in Hot Sheet Metal Forming. Steel Research Int. 79 (2008) 2,
pp. 92-97
[MAI09] Lambers, H.-G. et al: Role of austenitization and pre-
deformation on the kinetics of the isothermal bainitic transfor-
mation, Metallurgical and Materials Transactions A, Vol. 40A
(2009), pp. 1355-1366
[MÄN07] Mäntyjärvi, K. et al: Laser-assisted bending. Key Engineering
Materials Vol. 344 (2007) pp. 235-241
[MAS08] Masek, B. et al: The Influence of Thermomechanical Treatment
of TRIP Steel on its Final Microstructure. Journal of Materials
Engineering and Performance, Vol. 18(4), (2009), pp. 385-389
[MAT07] Matzenmiller, A.; Bröcker, C.; Gerlach, S.: Thermo-mechanisch
gekoppelte Prozesssimulation zur gleichzeitigen Warm-
/Kaltumformung einer Flanschwelle, Proceedings 6. LS-DYNA
Anwenderforum, Frankenthal 2007, pp. C II 17 - C II 28
[MAT09a] Matzenmiller, A.; Bröcker, C.; Gerlach, S.: FE-Analysis of Si-
multaneous Hot/Cold Forging, Steel Research Int. 80 (2009)
Nr.2, pp. 130-136
[MAT09b] Matzenmiller, A.; Bröcker, C.: Modelling and simulation of
coupled thermoplastic and thermoviscous structuring and form-
ing processes. In: Steinhoff, K.; Maier, H.J.; Biermann, D.
(Hrsg.): Functionally graded materials in industrial mass produc-
tion. Auerbach: Verlag Wissenschaftliche Scripten, 2009, pp.
235-250
[MAT10] Matzenmiller, A.; Bröcker, C.: Persönliche Mitteilung, Universität
Kassel, Institut für Mechanik –Numerische Mechanik, 2010
Literaturverzeichnis 123
[MEN02] Menig, R.; Schulze, V.; Vöhringer, O.: Optimized warm peening
of the quenched and tempered steel AISI 4140. Materials
Science and Engineering, A335 (2002), pp. 198-206
[MER02] Merklein, M.; Geiger, M.: New materials and production tech-
nologies for innovative lightweight constructions. Journal of Ma-
terials Processing Technology, 125-126 (2002), pp. 532-536
[MER05] Merklein, M. et al: Neuere Entwicklungen zur Umformung
höchstfester Stahlwerkstoffe. In: EFB-Tagungsband, 25 (2005),
pp. 119-133
[MER98] Merrygold, E.; Osman, F. H.: Forging of complex geometries
with differential heating. Journal of Materials Processing Tech-
nology, 80 (1998) 1, pp. 179-183
[MEY88] Meyer, L.: Optimierung der Werkstoffeigenschaften bei der Her-
stellung von Warmband und Kaltband aus Stahl. Düsseldorf :
Verlag Stahleisen, 1988
[MIN03] Umemoto, M.: Nanocrystallization of Steels by Severe Plastic
Deformation. Materials Transactions, Vol. 44, No. 10 (2003), pp.
1900-1911
[MOR99] Moritz, T. et al: Characterization of thin Ceramic Layers with a
Graded Pore Structure. In: Proceedings of the 5th International
Symposium on functionally Graded Materials, Switzerland,
1999, pp. 884-889
[MÜC08] Mücklich, S.: Leichtbaupotenziale durch Einsatz von Leichtme-
tallen. WERKSTOFFE UND WERKSTOFFTECHNISCHE
ANWENDUNGEN, Band 29; Habilitationsschrift, Chemnitz, Juni
2008
[MUK09] Mukherjee, K.; Hazra, S. S.; Militzer M.: Grain Refinement in
Dual-Phase Steels. Metallurgical and Materials Transactions A,
Vol. 40A (2009), pp.2145-2159
[N.N.05] Werkstoff-Datenblatt Cu-ETP - CW004A, Deutsches Kupferin-
stitut. Stand 2005
[N.N.08] ELDEC: Schwenk Induction GmbH : Grundlagen der induktiven
Erwärmung (20.07.08). Verfügbar im Internet: www.eldec.de
[N.N.56] Kinetik der Austenitbildung unlegierter und niedriglegierter
untereutektoidischer Stähle. Archiv für das Eisenhüttenwesen.
1956, Heft 8
124 Literaturverzeichnis
[NAC07] Nacke, B.: Elektrothermische Verfahren. Hannover, Uni.– Insti-
tut für Elektrothermische Prozesstechnik, 2007 (Skript zur Vor-
lesung)
[NEU98] Neubrand, A.: Electrochemical processing of porosity gradients
for the production of functionally graded materials. Journal of
Applied Electrochemistry 28 (1998), pp. 1179-1188
[NEU99] Neubrand, A.: Gradientenwerkstoffe – ein Zwischenresümee
nach 10 Jahren internationaler Forschung. Verbundwerkstoffe
und Werkstoffverbunde, Wiley-VCH Verlag, 1999, pp. 291-300
[NIC05] Nicolas, Y.: Hot-Stamping - eine neue Warmumformtechnolo-
gie. ThyssenKrupp techforum, 7 (2005), pp.. 40-47
[NIS05] Nishiyabu, K. et al: Porous Graded Materials by Stacked Metal
Powder Hot-Press Moulding. Materials Science Forum Vols.
492-493 (2005), pp 765-770
[OLD09] Oldenburg, M.; Steinhoff, K.; Prakash, B. (Edtrs.): Proceedings
of the 2nd International Conference on Hot Sheet Metal Forming
of High-Performance Steel, Auerbach (D): Verlag Wissenschaf-
tliche Scripten, 2009
[PAL01] Pallet, R. J.; Lark, R. J.: The use of tailored blanks in the manu-
facture of construction components. Journal of Materials Pro-
cessing Technology, 117 (2001), pp. 249-254
[PAR04] Park, K. T.; Lee, Y. K.; Shin, D. H.: Fabrication of ultrafine
grained ferrite/martensite dual phase steel by severe plastic de-
formation. ISIJ International, Vol. 45 (2005), No. 5, pp. 750-755
[PEI00] Pei, Y. T.; de Hosson, J. T.: Functionally graded materials pro-
duced by laser cladding. Acta Materialia, 48 (2000) 10, pp.
2617-2624
[PET97] Peters, A.: Verbesserung der mechanischen Eigenschaften von
Federstählen durch Mikrolegierung und thermo-mechanische
Behandlung. Dissertation, RWTH Aachen, 1997, In: Umform-
technische Schriften, Band 69, Shaker-Verlag
[PIT03] Pitz, M. et al: Laser Assisted Bending of Martensite-Phase
Steel. In: 10. Internat. Conf. On Sheet Metal 2003, Jordans-
town, 2003, pp. 41-48
[PIT05] Pitz, M.; Merklein, M.: FE Simulation of Laser Assisted Bending.
Advanced Materials Research Vols. 6-8 (2005), pp. 745-752
Literaturverzeichnis 125
[PRA95] Prader, R. Et al: Thermodynamic interactions in hot isostatic
pressed graded structures of dissimilar heat resistant steels.
Zeitschrift für Metallkunde, 86 (1995) 12, pp. 864-869
[PRI99] Prinz, D. et al: Graded High-Porous Microfilters by Powder Me-
tallurgy Coating Techniques. In: Proceedings of the 5th Interna-
tional Symposium on functionally Graded Materials, 1999, Swit-
zerland, pp. 59-64
[RAE03] Raedt, H.-W.: Leichtbau durch Massivumformung – Potentiale
Massivumformung für gewichtsoptimale Bauteile. In: VDI-
Berichte 1766 Massivumformung heute : Produkte-Partner-
Perspektiven, 2003, pp. 73-98
[RAß01] Raßbach, S. et al: Untersuchungen zur Herstellung von Bautei-
len mit makroskopisch gradierter Werkstoffzusammensetzung
durch Umformprozesse. In: Verbundwerkstoffe und Werkstoff-
verbunde. Whiley-VCH Verlag, 2001, pp. 223-228
[RAß02] Raßbach, S.: Grundlegende Untersuchungen zum Umformver-
halten von Gradientenwerkstoffen unter Anwendung von
Druckumformverfahren. Freiberger Forschungshefte B 323,
2002, Freiberg
[RHA02] Rhaipu, S.; Wise, M. L. H.; Bate, P. S.: Microstructural gradients
in the superplastic forming of Ti-6Al-4V. Metallurgical and Mate-
rials Transactions A, Vol. 33, Nr. 1, pp. 93-100
[RÖD98] Rödel, J.; Neubrand, A.: The State of FGM Research in Ger-
many. FGM News, Journal of FGM Forum, 37 (1998) 7, pp. 6-9
[ROS05] Rosochowski, A.: Processing Metals by Severe Plastic Defor-
mation. Solid State Phenomena Vols. 101-102 (2005), pp 13-22
[ROS56] Rose, A.; Strassburg, W.: Darstellung der Austenitbildung
untereutektoidischer Stähle in Zeit-Temperatur-Auflösungs-
Schaubildern. Stahl und Eisen. 1956, Vol. 76, Nr. 15
[ROS57] Rose, A.; Rademacher, L.: Bedeutung der Karbidauflösung für
die Austenitisierung und das Umwandlungsverhalten von Werk-
zeugstählen. Stahl und Eisen. 1957, Vol. 77, Nr. 7
[ROT06] Rota, A.; Godlinski, D.: Processing of FGMs and Intermetallics
via Metal Injection Moulding and metal powders based Rapid
Prototyping techniques. Industrial Workshop, Castellón (E),
January 24th, 2006
126 Literaturverzeichnis
[RUS07] Rusz, S.; Malanik, K.: Using severe plastic deformation to pre-
pare of ultra fine - grained materials by ECAP method. Archives
of Materials Science and Engineering, Vol. 28 Issue 11 (2007),
pp. 683-686
[RUY96] Ruys, A. J.; Kerdic, J. A.; Sorrell, C. C.: Thixotropic casting of
ceramic-metal functionally gradient materials. Journal of Mate-
rials Science, 31 (1996) 16, pp. 4347-4355
[SAN99] Sand, C.; Adler, J.; Lenk, R.: A New Concept for Manufacturing
Sintered Materials with a Three Dimensional Composition Gra-
dient Using a Silicon Carbide-Titanium Carbide Composite. In:
Proceedings of the 5th International Symposium on functionally
Graded Materials, 1999, Switzerland, pp. 65-70
[SAT04] Satapathy, S.; Hsieh, K.; Persad, C.: Materials Design – Toward
a Functionally Graded Electrical Conductor. In: 15th Solid Free-
form Fabrication, Austin/USA, 2004, pp. 175-186
[SAU09] Sauerland, K.-H. et al: Damage Analysis under Thermal Shock
Loading using Eddy CurrenSensors; Nondestructive Testing
and Evaluation, 24, (2009), pp. 3-18
[SCH08] Schnittger, T.: Thermo-mechanische Herstellung einer Laufrad-
verzahnung. Kassel, Uni.- Institut für Produktionstechnik und
Logistik, Lehrstuhl für Umformtechnik, Diplomarbeit, 2008
[SCH10] Scholtes, B.; Grüning, A.: Persönliche Mitteilung, Universität
Kassel, Institut für Werkstofftechnik – Metallische Werkstoffe,
2010
[SCH90] Schumann, H.: Metallographie, 13., neu bearbeitete Auflage,
Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Stuttgart (1990)
[SCH98] Schmoeckel, D.; Gärtner, R. R.: Integration des Axial-Radial-
Umformens in den Herstellprozess einer rundgekneteten Ge-
triebewelle. Stahl und Eisen, 118 (1998) 2, pp. 99-104
[SCH99] Schindler, J. et al: gradierter Folien mittels Nasspulversprühen.
In: Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde, Wiley-VCH Ver-
lag, 1999, pp. 730-735
[SER07] Serajzadeh, S., .Mohammadzadeh, M.: Effects of deformation
parameters on the final microstructure and mechanical proper-
ties in warm rolling of low-carbon steel. Int J Adv Manuf Technol
(2007) 34, pp. 262-269
Literaturverzeichnis 127
[SHI05] Shin, D. H.; Park, K.-T.: Ultrafine grained steels processed by
equal channel angular pressing; Materials Science and Engi-
neering, A 410–411 (2005), pp. 299-302
[HOR02] Hornbogen; E.: Werkstoffe, Aufbau und Eigenschaften von Ke-
ramik-, Metall-, Polymer- und Verbundwerkstoffen : Springer-
Lehrbuch, 7., neu bearbeitete und ergänzte Auflage, ISBN 3-
540-43801-7, pp. 345-369
[STE03] Steinhoff, K.: Gestaltungsansätze zur Erreichung und Über-
schreitung umformtechnischer Prozessgrenzen. Kassel (D):
Universität Kassel, 2003, ISBN 3-00-012482-9
[STE04] Steinhoff, K.; Weidig, U.; Weikert, J.: Micro Semi-solid Manufac-
turing - A New Technological Approach towards Miniaturisation.
steel research int. 75 (2004) 8/9, pp. 605-613
[STE05a] Steinhoff, K. Et al: Innovative Flexible Metal Forming Processes
Based on Hybrid Thermo-Mechanical Interaction. steel research
int., 76 (2005) 2/3, pp. 154-159
[STE05b] Steinhoff, K. et al: New Process Strategies and Resulting Prod-
uct Structures by Locally Induced Thermo-mechanical Interac-
tion. In: Siegert, K.; Liewald, M. (Edtrs.): Neuere Entwicklungen
in der Massivumformung. Frankfurt: MAT INFO Werkstoff-
Informationsgesellschaft mbH 2005, pp. 227-298
[STE05c] Steinhoff, K.: Neue Technologie im alten Gewand - Eigen-
schaftsgradierte Produktstrukturen durch Umformung mit diffe-
renzieller Temperaturführung. 7. Round Table „Simulation in der
Massivumformung“, Veranstalter: FEMUTEC Ingenieurgesell-
schaft mbH, MSC Software GmbH, Bamberg, 02.-03. Novem-
ber 2005
[STE05d] Steinhoff, K.; Paar, U.: Wie kommt die Nanotechnologie in den
neuen Volkswagen-Passat? TTN-Jahrestagung „Automobiele
Kompetenzen, Potenziale und Perspektiven“, Veranstalter:
Hessen Agentur GmbH, Kassel, 9. November 2005
[STE08a] Steinhoff, K. et al: Tailored X - Maßgeschneiderte Produkte
brauchen maßgeschneiderte Fertigungsprozesse. In: Steinhoff,
K.; Kopp, R. (Edtrs.): Umformtechnik im Spannungsfeld zwi-
schen Plastomechanik und Werkstofftechnik. Bad Harz burg
(D): Grips Media GmbH, 2008, pp. 217-231.
128 Literaturverzeichnis
[STE08b] Steinhoff, K.; Oldenburg, M.; Prakash, B. (Edtrs.): Proceedings
of the 1st International Conference on Hot Sheet Metal Forming
of High-Performance Steel, GRIPS' Sparkling World of Steel
Vol. 1: Proceedings, No. 6 - Bad Harzburg (D): Grips Media
GmbH, 2008
[STE09a] Steinhoff, K.; Maier, H.-J.; Biermann, D. (Edtrs.): Functionally
Graded Materials in Industrial Mass Production. Auerbach: Ver-
lag Wissenschaftliche Scripten, 2009
[STE09b] Steinhoff, K. et al: Optimized Processes and Products in Hot
Sheet Metal Forming. In: Oldenburg, M.; Steinhoff, K.; Prakash,
B. (Edtrs.): Proc. of the 2nd International Conference on Hot
Sheet Metal Forming of High-Performance Steel, Auerbach (D):
Verlag Wissenschaftliche Scripten, 2009, pp. 29-42
[SUM07] Sumathi, S.; Surekha, P.: LabVIEW based advanced instrumen-
tation systems; Springer Verlag, Berlin 2007
[SUR97] Suresh, S.; Mortensen, A.: Functionally Graded Metals and
Metal-Ceramic Composites: Part 2: Thermomechanical beha-
viour. International Materials Reviews, 42 (1997) 3, pp. 85-116
[SUR98] Suresh, S.; Mortensen, A.: Fundamentals of Functionally
Graded Materials: Processing and Thermo mechanical Beha-
viour of Graded Metals and Metal-Ceramic Composites. Institu-
te of Materials, 1998, London
[TAP06] Tap, R. et al: Formation of Functionally Graded Cemented Car-
bides by Microwave Assisted Sintering in Reactive Atmosheres.
Advances in Microwave and Radio Frequency Processing, Part
VIII (2006), pp. 609-615
[TEK07] Tekkaya, A. E. et al: Thermo-mechanical coupled simulation of
hot stamping components for process design. Prod. Eng. Res.
Devel. (2007) 1, pp.85–89
[TJO03] Tjoelker, T.: New Trends in the Hot Stamping Technology. In:
5th European Automotive Conference Aluminium and Steel
Forming in Automobile Production, Bad Nauheim, 2003, pp.
159-170
[TOK05] Tokita, M.: Development of Square-shaped Large-size
WC/Co/Ni system FGM Fabricated by Spark Plasma Sinter-
ing(SPS) Method and Its Industrial Applications. Materials
Literaturverzeichnis 129
Science Forum Vols. 492-493 (2005), pp. 711-718
[TOM00] Tomitz, A.; Kaspar, R.: Ferritic rolling to produce soft deep-
drawable thin hot strips. steel research, 21 (2000) 6/7, pp. 233-
238
[TÖN05] Tönshoff, H. K. et al: Deformation Behaviour of Sheet Metals in
Laser-Assisted Hydroforming Processes. Advanced Materials
Research, 6-8 (2005), pp.361-368
[TUS01] Tusek, J.; Kampus, Z.; Suban, M.: Welding of tailored blanks of
different materials. Journal of Materials Processing Technology,
119 (2001), pp. 180-184
[UST04] Usta, M.; Glicksman, M. E.; Wright, R. N.: The Effect of Heat
Treatment on Mg2Si Coarsening in Aluminum 6105 Alloy.
Metallurgical and Materials Transactions A Vol.35A (2004),
pp.435-438
[VAL01] Valiev, R. Z.; Aleksandrov, I. V.: A Paradox of Severe Plastic
Deformation in Metals. Doklady Physics, Vol. 46, No. 9, 2001,
pp. 633–635
[VAL04] Valiev, R. Z.; Islamgaliev, R. K.; Yunusova, N. F.: Microstruc-
tural Aspects in Superplasticity of Ultrafine-Grained SPD Alloys.
Materials Science Forum Vols. 447-448 (2004), pp. 411-416
[VAL10] Valiev, R. Z. et al: On the origin of the extremely high strength
of ultrafine-grained Al alloys produced by severe plastic defor-
mation. Scripta Materialia 63 (2010), pp. 949–952
[VOR05] Vorhauer, A.: On the influence of temperature during severe
plastic deformation and subsequent annealing. Disserta-
tionsschrift, University of Leoben, Dissertation, 2005
[WAG96] Wagener, H.-W.: Das Online-Rekristallisationsglühen beim Kalt-
fließpressen von Stahl. Dissertation, THD Darmstadt, 1996
[WAN08] Wang, S. et al: Digital Design for Functionally Graded Material
Components Rapid Prototyping Manufacturing. Advances in
Geometric Modeling and Processing Lecture Notes in Computer
Science, 2008, Volume 4975/2008, pp. 491-497
[WAT03] Watanabe, R.; Nishida, T.; Hirai, T.: Present Status of Research
on Design and Processing of Functionally Graded Materials.
Metals AND Materials International, Vol. 9, No. 6 (2003), pp.
513-519
130 Literaturverzeichnis
[WAT05] Watanabe, Y.; Kim, I. S.; Fukui, Y.: Microstructures of Function-
ally Graded Materials Fabricated by Centrifugal Solid-Particle
and In-Situ Methods. Metals and Materials International, Vol.
11, No. 5 (2005), pp. 391~399
[WEB03] Weber, H.: Rollforming tailored tubes to fit custom needs. Me-
tallforming Magazine, 5 (2003), pp. 34-38
[WEI00a] Weidig, U. et al: Combination of Cold and Hot Forging in a Sin-
gle Forming Step - Production Technique, Workpiece Geome-
tries, Material Characteristics. In: Proc. of the 14th International
Forgemasters Meeting IFM 2000, Wiesbaden, 3 - 8 Sept. 2000,
pp. 199-206
[WEI00b] Weidig, U. et al: Kombination von Kalt- und Warmumformung in
einem Umformschritt - Produktionstechnologie,
Werkstückgeometrien, Werkstoffeigenschaften. MSC Software
GmbH, München, 2. Schweizer Technologie Forum, Luzern,
Schweiz, 26. Oktober 2000
[WEI01a] Weidig, U.; Steinhoff, K.; Tekkaya, E.: Simultaneous Cold and
Hot Forging in a Single Forming Step. Wire, 51 (2001) 2
[WEI01b] Weidig, U.; Steinhoff, K.; Tekkaya, E.: Simultane Kalt- und
Warmumformung in einem Prozessschritt. Umformtechnik, 35
(2001) 1, pp. 30-31
[WEI01c] Weidig, U.; Steinhoff, K.; Tekkaya, E.: Simultane Kalt- und
Warmumformung in einem Prozessschritt – ein Umformverfah-
ren für schwierige Fälle. UTF Science, 2 (2001) 1, pp. 28-31
[WEI04] Wei, Q. et al: Adiabatic shear banding in ultrafine-grained Fe
processed by severe plastic deformation. Acta Materialia 52
(2004), pp.1859–1869
[WEI05] Weidig, U. et al: Functionally Graded Properties by Controlled
Thermo-Mechanical Interaction in Metal Forming Processes. In:
Proc. 8th International Conference on Technology of Plasticity
ICTP 2005, 9.-13. Oct. 2005, Verona, Italy
[WER04] Werkstoffdatenblatt 1.8159 (51CrV4). Stahlschlüssel. s.l. : Ver-
lag Stahlschlüssel, 2004
[WEV61] Wever, F. et al: Atlas zur Wärmebehandlung der Stähle. Düs-
seldorf : Verlag Stahleisen M.B.H., 1961
[XIA05] Xia, K. et al: Equal channel angular pressing of magnesium al-
Literaturverzeichnis 131
loy AZ31; Materials Science and Engineering, A 410–411
(2005), pp. 324-327
[XIO00] Xiong, H. et al: Design and fabrication of W-Mo-Ti-TiAl-Al sys-
tem functionally graded material. Metallurgical and Materials
Transactions A, Physical Metallurgy and Materials Science 31A,
(2000) 9, pp. 2369-2376
[YAM03] Yamaguchi, K. et al: Generation of 3-dimensional microstruc-
ture by metal jet. Microsystem Technologies 9 (2003), pp. 215–
219
[YAN04] Yang, Z.-m.; Gong, D.-r.; Zhang, L.-m. Design of co-
sedimentation experiments used to fabricate functionally graded
materials with a continuous change of composition. Journal of
Wuhan University of Technology--Materials Science Edition Vo-
lume 19, Number 2, pp.11-13
[YAR06] Yarrapareddy, E. et al: The development of nickel-tungsten car-
bide functionally graded materials by a laser-based direct metal
deposition process for industrial slurry erosion applications. In:
Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers, Part B:
Journal of Engineering Manufacture, Volume 220, Number 12
(2006), pp. 1923-1936
[ZEI01] Zeinar, C.; Schuöcker, D.; Kilian, F.: Laser assisted bending. In:
Proceedings of the 3rd LANE 2001, Laser Assisted Net Shape
Engineering 3, Erlangen, 2001, pp. 475-482
[ZER02] Zerner, I.: Prozessstabilisierung und Ergebnisse für das Laser-
strahlfügen von Aluminium-Stahl-Verbindungen. Dissertation,
Universität Bremen, 2002
[ZHA01] Zhang, Y. et al: Rapid prototyping and combustion synthesis of
TiC/Ni functionally gradient materials. Materials Science and
Engineering, Part A (Structural materials: Properties, Micro-
structure and Processing), 299 (2001) 1-2, pp. 218-224
[ZHO04] Zhou, M. Y.: Adaptive slicing of functionally graded material ob-
jects for rapid prototyping. The International Journal of Ad-
vanced Manufacturing Technology, Volume 24, Numbers 5-6,
pp. 345-352
[ZHU03] Zhu, Y.T. et al: Nanostructures in Ti processed by severe plas-
tic deformation. Materials Research Society, Vol. 18, No. 8
132 Literaturverzeichnis
(2003), pp. 1908-1917
[ZIM03] Zimmermann, S.; Keller, H.; Schwier, G.: New carbide based
materials for HVOF spraying. Thermal Spray 2003, Ohio, 2003
[ZRN08] Zrnik, J.; Dobatkin, S. V.; MamuziI, I.: Processing of metals by
severe plastic deformation (SPD) – Structure and mechanical
properties respond. Metalurgija 47 (2008) 3, pp. 211-216
ISBN 978-3-86219-108-6
Ban
d 2
Un
ters
uch
un
gen
der
pla
stis
chen
Fo
rmg
ebu
ng
un
ter
Ein
flu
ss ö
rtlic
h
un
d z
eitl
ich
ver
änd
erlic
her
Tem
per
atu
r- u
nd
Sp
ann
un
gsz
ust
änd
eN
icol
as S
aba