Basistext_Kap2

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    Basistext: Dimensionen und Strategien individueller Frderung

    2. Praktische Umsetzung

    Die zentrale Erkenntnis im ersten Abschnitt war, dass individuelle Frderung strate-gisch ber die Frderung der Lernkompetenz erfolgen kann. Fr die praktische Um-setzung stellen sich zumindest aber zwei Fragen:

    Wie kann Lernkompetenz im Unterricht gefrdert werden? Welche Bedeutung kommt den blichen Manahmen der individuellen Frde-

    rung einzelner Schler im Regelunterricht bei der Frderung aller Schler zu?

    Lernkompetenz befhigt zum selbst gesteuerten Lernen. Da alle Lernprozesse imPrinzip selbst gesteuert verlaufen, geht es darum, die aktive konstruktive Ttigkeitder Schlerinnen und Schler strker in den Mittelpunkt des Unterrichts zu rcken.Der Abschnitt Vom Lehren zum Lernen soll dazu eine Hilfe sein.Individuelle Frderung wird in der Regel als Frderung lernschwacher oder beson-ders begabter Schler verstanden. Dafr wurden verschiedene Verfahren und In-strumente entwickelt, die im Regelunterricht kaum Anwendung finden. Da individuelleFrderung aus diesem Kontext der Lernschwachen und Begabten gelst werden soll,ist zu prfen, ob diese Verfahren und Instrumente in den Regelunterricht integriertwerden knnen bzw. welche unter dem dominierenden Prinzip der Frderung selbstgesteuerten Lernens bentigt werden. Das wird im Abschnitt Planung und Organisa-tion der individuellen Frderung thematisiert.

    2.1 Vom Lehren zum LernenDer entscheidende Ansatz zur praktischen Realisierung der individuellen Frderungist, im Unterricht einen grundlegenden Wandel von der Belehrung und Prsentationvon Wissen durch die Lehrpersonen hin zum selbststndigen Lernen der Schler zuvollziehen. Damit wird zunchst das Ziel verfolgt, die Schler systematisch zumselbst gesteuerten Lernen zu befhigen.Selbst gesteuert lernen heit, dass der einzelne Lerner mit eigenen Zielen an Aufga-ben herangeht, mit adquaten Methoden diese bearbeitet, sein Arbeitsergebnis kon-trolliert und bewertet. Damit werden die Unterrichtsaktivitten zu einem aktiven Pro-zess der individuellen Konstruktion und des individuellen Aufbaus von Wissen undVerhalten. Fr den Verlauf des selbst gesteuerten Lernens gibt es ein Modell, das

    die Orientierung dafr erleichtern kann, im Unterricht strker als bisher das individu-elle Lernen zu organisieren und zu frdern.Das Handlungsregulationsmodell stellt den Ablauf einer vollstndigen zielgerichte-ten Handlung dar. Dieses Modell kann jeder komplexen Lernsequenz zugrunde ge-legt werden. Eine Veranschaulichung soll es den Lehrkrften erleichtern, bei der Pla-nung und Gestaltung der Lehr-Lernprozesse von der individuellen Lernerperspektiveauszugehen. Fr die einzelnen Phasen gibt es didaktische Instrumente und Verfah-ren, mit denen die Umorientierung vom Lehren zum Lernen praktisch ausgestaltetwerden kann. Sie werden dann im Weiteren dargestellt.

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    W

    In welcher Qualitt habe ichdas Ergebnis erreicht? Wiemuss es weiter gehen?

    (Analysieren/Bewerten)

    Was habe ich getan? WelcheErgebnisse habe ich erreicht?

    (Kontrollieren)

    Ausfhren derHandlungen

    (Realisieren )

    Was ist zu tun? Wie soll/kannich vorgehen? Welche Mg-lichkeiten gibt es?

    (Planen)

    Ist die Planung gut?(Entscheiden)

    Was soll erreicht werden?Was will ich erreichen? Inwelcher Qualitt?

    (Ziele bestimmen )

    Abb.1 ein vollstndiger Ablauf einer (Lern-)Handlung

    Wenn der Lernende die einzelnen Phasen selbststndig gestaltet, wird er zum han-delnden Subjekt im Lernprozess, kann durch Erfolge neue Motivation gewinnen undnachhaltig seine eigenen Wissensstrukturen verndern und neues Wissen erwerben.So gibt es z.B. Strategien, die Schlerinnen und Schlern im Unterricht vermitteltwerden knnen, um Selbststeuerung zu erlernen. Sie knpfen an die einzelnen Pha-sen der Handlungsregulation an. Es handelt sich um Planungs- , berwachungs- und Motivationsstrategien fr den Lernprozess 1.

    Selbststeuerung braucht die berzeugung, eine Aufgabe selbst meistern zu knnen.Der Unterricht muss also Erfolge ermglichen. Jeder kleine Erfolg bestrkt den ein-zelnen darin, Aufgaben und Herausforderungen mit der erforderlichen Zuversicht undkonstruktiven Ausdauer annehmen zu knnen. Die Bereitschaft, den manchmal be-schwerlichen Weg des Lernens auf sich zu nehmen, steht und fllt mit dem Glaubenans Gelingen2.

    Drei Komponenten, die den Ablauf der Lernhandlungen durchziehen, stellen einenSchlssel dar, um die Fhigkeit der Schler zur Selbststeuerung in der Schule zufrdern3. Sie bentigen deshalb ausreichend Raum im Unterricht:

    die Entwicklung eigener Ziele die Beteiligung/Partizipation im Lernen die Reflexion der Lernergebnisse.

    Eigene Ziele geben dem Lernprozess eine Richtung, lassen ein Bild entstehen, wasund warum gelernt werden soll. Sie verknpfen das schon Erreichte mit dem Neuenund ermglichen es, Krfte fr die Bewltigung der Aufgabe zu mobilisieren. Im Un-terricht bentigen die Schler eine Hilfe, ihre Ziele so zu konkretisieren, dass sie ihrErgebnis auch daran berprfen knnen. Lernplaner/ Logbcher werden inzwischenvon einigen Schulen zu diesem Zweck eingesetzt. Die Schler bentigen ebenfalls

    1 Sie werden im Fortbildungsbaustein Selbstgesteuertes Lernen ausfhrlich dargestellt.2 Andreas Mller (2006), Das Lernen gestaltbar machen. www. Institut-beatenberg.ch3 vgl. Andreas Mller,a.a.O.

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    eine klare Vorstellung der Anforderungen, die an ihr Lernen gestellt werden. Die An-forderungen mssen also so formuliert werden, dass sie sie verstehen und ihr Han-deln darauf ausrichten knnen. Bewhrt haben sich dafr einfache Qualittskriterien,differenzierte Anforderungsstufen (Levels) oder Kompetenzraster.Die Entwicklung eigener Ziele, die eigenstndige Planung, die Prsentation und Re-

    flexion der Lernergebnisse sind die zentralen Aufgaben, an denen die Schlerinnenund Schler Partizipation im Unterricht lernen und praktizieren knnen. Sie sindgleichsam die Motoren, die die eigene Aktivitt beim Lernen immer neu anspringenlassen und helfen, die bekannte und langjhrig erlernte - Konsumhaltung beim Ler-nen abzubauen. Lernplaner/Logbcher, Entwicklungs- und Prsentationsportfolios,Lerntagebcher, kooperative Lernformen sind Instrumente und Methoden, mit denendie Aktivitt der Schler beim Lernen angeregt wird.

    Die Reflexion der Lernergebnisse zielt darauf ab, Strategien fr die Zukunft zu ent-wickeln. Zunchst wird das Ergebnis geprft und mit den gegebenen Anforderungenund den eigenen Zielen verglichen und bewertet. Reflektiert werden kann aber auchdas eigene Vorgehen, die Anwendung schon verfgbaren Wissens, die Zusammen-arbeit mit anderen usw. Ein Schler kann sich seine Erfolge bewusst machen unddamit seine berzeugung, selbst etwas leisten zu knnen, weiter strken. Der Sch-ler bettigt sich in der Reflexion um eine Metapher von Andreas Mller zu benutzen- als Spion in eigener Sache: Er ist aktiv mit dem Ziel, sein Lernen zu verbessern.Reflexion kann man lernen: Im Unterricht knnen Phasen zur Reflexion eingeplantwerden; mit Hilfe von Checklisten, Beobachtungsbgen, dem Lerntagebuch oder derAuswahl guter Arbeiten fr das Portfolio wird diese Phase vorbereitet und gestaltet.Im Logbuch/Lernplaner kann die Bewertung des Lernens ber einen Zeitabschnittdokumentiert werden.

    Zusammenfassung : Selbst gesteuertes Lernen wird in individualisierten Lernphasenrealisiert. Dort wenden die Schlerinnen und Schler die Strategien an, die sie freine erfolgreiche Selbststeuerung bentigen. Die individualisierenden Lernphasenknnen nach dem Modell der Handlungsregulation strukturiert werden.

    2.2. Planung und Organisation der individuellen FrderungIndividuelle Frderung wird traditionell fr besonders begabte und lernschwacheSchlerinnen und Schler praktiziert. Dafr wurden besondere Instrumente, wie z.B.der individuelle Frderplan und spezifische Differenzierungsformen entwickelt. DieseInstrumente sind auf die individuelle Frderung aller Schlerinnen und Schler nicht

    einfach bertragbar. Denn abgesehen von den oben beschriebenen Schwchen sol-cher Frderplne kann eine Lehrkraft oder ein Lehrkrfteteam nicht fr alle Schle-rinnen und Schler Frderplne schreiben und beachten. Im Folgenden wird deshalbein Rahmenmodell fr den Regelunterricht vorgestellt, das beim Kern selbst gesteu-erten Lernens ansetzt. Es bezieht die Instrumente fr die Planung und Auswertungdes Regelunterrichts ein und verbindet sie mit denen zur Frderung selbst gesteuer-ten Lernens ( vgl. Abb.2).Im Mittelpunkt stehen die zentralen Steuerungsinstrumente fr das individuelle Ler-nen: Logbcher/Lernplaner (zentral fr die Aufgabe der Frderung selbst gesteuertenLernens), Kompetenzraster (zentral fr die Standardorientierung des Unterrichts imBlick auf Planung, Steuerung, Selbsteinschtzung und Leistungsbewertung), pda-

    gogische Diagnose und Beratung ( als Monitoring und Grundlage fr pdagogischeHandlungskonsequenzen). Der Einsatz ist angewiesen auf Phasen der Individualisie-

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    rung im Unterricht durch unterschiedliche Lernangebote, die allen Schlern einenZugang ermglichen und eine Herausforderung fr das Lernen darstellen mssen.Diese Instrumente fuen auf Formen und Inhalten schulinterner Abstimmung ((schul-interne Curricula u.a.), die sich in den Schulen durchzusetzen beginnen und auf deninhaltlichen Vorgaben Rahmenlehrplnen und Bildungsstandards - basieren.

    E r g e

    b n

    i s

    Lernkompetenter Schler in allen Kompetenzbereichen

    Unterricht mit individualisierten Angeboten

    Logbcher / LernplanerAls zentrale Instrumente in der Frderungselbstgesteuerten Lernens

    Kompetenzraster/LevelsIn ihren Funktionen als Instrumente zurSteuerung und Planung von Unterrichtund zur Selbsteinschtzung

    L e r n p r o z e s s

    Pdagogisch diagnosti zieren und beraten

    Daten erfassen, Entwicklungsstand bestimmen, pdagogische Konsequen-zen planen, Manahmen durchfhren und Wirksamkeit berprfen, Schlerberaten

    A b s

    t i m m u n g

    schul interne Curricula, Kompetenzraster, Verstndigung zur Dokumentationder individuellen Lernentwicklung

    V o r g a

    b e n

    Rahmenlehrplne, Standards

    Abb.2 Rahmenmodell individuelle Frderung

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    Die einzelnen Komponenten des Rahmenmodells werden im Folgenden erlutert. Inden Bausteinen werden diese Erluterungen um Mglichkeiten der praktischen Um-setzung vertieft.

    Bildungsstandards, Rahmenlehrplne, schulinterne Curricula,KompetenzrasterDie Bildungsstandards durchziehen die gesamte schuleigene Planung, weil sie, ver-mittelt ber die Rahmenlehrplne, auf die Kompetenz- und Ergebnisorientierung ori-entieren und in welcher Form auch immer konkretisiert den Mastab zur Beurtei-lung der Lernergebnisse bilden.Bildungsstandards mssen konkretisiert werden, damit sie fr Schler, Eltern undLehrkrfte transparent, nachvollziehbar und handlungsorientierend werden knnen.Die Schlerinnen und Schler bentigen transparente Anforderungen, die ihnen hel-fen, ihre Ziele aufzustellen und Ergebnisse zu reflektieren. Dazu eignen sich Kompe-tenzraster oder Levels. Sie knnen auf der Grundlage von Kompetenzrastern fr die

    jeweilige Schulstufe (z. B. Kompetenzraster der Fcher am Ende der Jahrgangsstufe10), die Teil der schulinternen Curricula sein knnen, fr berschaubare Unterrichts-abschnitte aufgestellt werden.Fr andere Dimensionen der Lernkompetenz (Methoden- und Sozialkompetenz)knnen ebenfalls schulinterne Curricula mit Kompetenzrastern entwickelt werden.

    Logbcher/ Individuelle LernplneMit Logbchern bzw. individuellen Lernplanern bestimmen die Schler auf derGrundlage der vorgegebenen Ziele und Qualittsmerkmale/Standards ihre (ggf. aufeinzelne Unterrichtsabschnitte bezogenen) individuellen Ziele, planen die Durchfh-rung ihrer Arbeit, bercksichtigen dabei ihre individuelle Ausgangslage (Fragen z.B.Was fllt mir vermutlich schwer? Was leicht?) und dokumentieren ihre Erfolge. DieLehrkrfte geben im Logbuch ihr Feedback. Weiterhin enthalten sie u.a. dieHausaufgaben, Mglichkeiten fr den Informationsaustausch mit den Eltern und re-gulre Lehrer-Eltern-Schler-Gesprche, Vereinbarungen aus der Beratung und Zer-tifikate.Damit bilden sie das zentrale Planungs- und Dokumentationsinstrument fr alle Un-terrichtsfcher in der Hand der Schler, mit dem besonders der Erwerb der Pla-nungs- und berwachungsstrategien im selbstgesteuerten Lernen gefrdert wird undersetzen Hausaufgabenheft und Mittelungshefte fr die Eltern.

    Pdagogisch diagnostizieren und beratenDie pdagogische Diagnostik von Lernprozessen soll dazu beitragen, fr jeden Sch-ler individuell anschlussfhige Lernumgebungen zu schaffen und die Schler beiihren Lernprozessen zu beraten. Der Focus richtet sich auf die Fhigkeit zur Selbst-steuerung, in die die fachbezogene Lernentwicklung eingebunden ist. Diese Fhig-keiten entwickeln sich im Wechselspiel von Unterrichtsangeboten und den individuel-len Voraussetzungen( fachliches Vorwissen, Einstellungen zur Lernbarkeit eines Fa-ches und zur eigenen Selbstwirksamkeit im Lernen).Pdagogische Diagnostik ist in das Unterrichtsgeschehen eingebunden und verluftin drei Schritten:

    Daten zum Entwicklungsstand erfassen Hypothesen bilden pdagogische Konsequenzen planen, Manahmen durchfhren und ihre

    Wirksamkeit berprfen.

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    Fr die Effektivitt ist es wichtig, dass die Pdagogen sich auf einfache Formen derDokumentation einigen.Zur Beratung gehrt auch das Schler-Lehrer-Eltern-Gesprch auf der Grundlagedes Logbuchs/Lernplaners. Schulen, die es praktizieren, halten es fr eine unver-

    zichtbare Untersttzung der Frderung des selbst gesteuerten Lernens.Pdagogische Diagnostik wie sie hier verstanden wird, bezieht sich auf allgemeineLernprobleme. Fr besondere, z.B. sonderpdagogische Lernprobleme, sind eigeneVerfahren notwendig.

    Unterricht seinheiten mit individualisierten Lernangeboten und zustzliche Fr-derangeboteIndividualisierte Lernangebote ermglichen erst ein wirksames Lernen mit Kompe-tenzrastern, Logbchern und geben der Lehrkraft die Chance zum diagnostischenHandeln. Sie beruhen auf Differenzierung. In der Unterrichtspraxis haben sich eineDifferenzierung ber Kompetenzraster, mit denen Aufgabenpakete verbunden sind,die Differenzierung ber Unterrichtsformen ( von der Lernwerkstatt als einfachsteForm bis zum Projektunterricht) sowie eine Differenzierung der Inhalte ( z.B. ver-schiedene Aufgabenformate) etabliert.Zustzliche Frderangebote ordnen sich in das Konzept der individuellen Frderungim Regelunterricht ein. Z.B. macht es Sinn, wenn Basiskompetenzen besonders ge-frdert werden.

    Dieser Handlungsrahmen soll zum einen Transparenz herstellen: Alle Aufgaben desPlanungshandelns fr die individuelle Frderung sind aus dem Modell ableitbar.Zweitens soll er zeigen, dass es eine Dualitt von Frderinstrumenten und Steue-rungsinstrumente im Regelunterricht nicht geben muss, wenn der strategische An-satz der Frderung der Lernkompetenz im Unterricht realisiert wird. Und drittens zeigt er, dass das Planungshandeln und alle Instrumente an den Standards orientiertwerden knnen.

    2.3 Selbsteinschtzung und ReflexionDie Reflexion der Lernleistungen durch die Schler selbst erweist sich zunehmendals eine unverzichtbare Voraussetzung fr die zielgerichtete Frderung der Lern-kompetenz der Schler. Dabei werden neben den traditionellen Methoden der Leis-tungsermittlung und -bewertung immer hufiger solche Methoden eingesetzt, dienicht nur die kognitiven Leistungen erfassen, sondern die auch ber andere Kompe-

    tenzbereiche und deren Entwicklungen genauer Auskunft geben knnen. Die an ein-zelnen Schulen entwickelten und genutzten Formen der kompetenzorientierten Leis-tungsermittlung und -bewertung lassen erkennen, dass die bisherige einseitige Sichtauf die Lernergebnisse berwunden werden kann und zunehmend auch Lernprozes-se reflektiert und berprft werden. Sie finden wirkungsvolle Wege, um die Schleran der Reflexion ber ihr Lernen und den Unterricht zu beteiligen.Auf diese Weise entsteht eine Feedback-Kultur, die die Schler aktiv einbezieht. Eswerden Selbstreflexionsbgen fr die Schler entwickelt, es wird mit Beobachtungs-bgen, Lerntagebchern und Portfolios gearbeitet oder auch Reflexionsteams gebil-det. Insgesamt zeigt sich, dass die Formenvielfalt der Reflexion von Lehr- und Lern-leistungen grer geworden ist als noch vor wenigen Jahren. Kern der Bemhungenum eine vernderte Leistungsermittlung und -bewertung ist vor allem, die Schler zurselbststndigen Reflexion ihrer Lernprozesse und -ergebnisse zu befhigen.

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    Als Formen der Leistungsrckmeldung 4 werden genutzt: Vergleichsarbeiten bzw. Parallelarbeiten, Evaluationsbogen/Beobachtungsbogen fr Lehrkrfte, Bewertung von projektorientierten Arbeiten, Gutachten fr lngerfristige Aufgaben, Referate usw., Anlagen zum Zeugnis mit Bezug auf die Entwicklungsfortschritte im selbststndi-

    gen Lernen/Zeugnisbriefe, Feedback zum Lernprozess und Lernergebnis.

    Gleichzeitig werden Verfahren und Methoden entwickelt und eingesetzt, um dieSchlerinnen und Schler zu motivieren und zu befhigen, ihr Lernen zunehmendselbststndig zu reflektieren: Selbsteinschtzungsbogen fr Schler,

    Lerntagebcher/Portfolio, regelmige Lehrer-Schler-Gesprche zur individuellen Lernentwicklung Feedback der Schler untereinander, z. B. im Rahmen kooperativer Lernformen, Entwicklung von Bewertungskriterien im Dialog zwischen Lehrkrften und Sch-

    lern.

    2.4 Zusammenfassung: Aufgaben der UnterrichtsentwicklungAn die Qualitt von Lehr-Lernprozessen werden von der Lernforschung folgende um-fassende Anforderungen gestellt 5:

    Verstndnisintensives Lernen ist aktiv, konstruktiv, zielgerichtet, kumulativ Systematisches und situiertes Lernen ergnzen sich dabei Das Lernen erfolgt selbststndig, kooperativ und partizipativ.

    Die Schlerinnen und Schler sollen in so gekennzeichneten Lernprozessen ein in-telligent strukturiertes Sachwissen und die Fhigkeiten erwerben, um damit neue un-bekannte Herausforderungen zu bestehen.Individuelle Frderung als Unterrichtsprinzip mit dem strategischen Ansatz der Lern-kompetenz erweist sich als ein erfolgversprechender Weg, diese Ansprche im Un-terricht schrittweise realisieren zu knnen.Der konkreten Unterrichtsentwicklung stellen sich damit folgende Aufgaben:

    Die Vermittlung der Strategien selbst gesteuerten Lernens und ihre Veranke-rung im Unterricht

    Transparenz der Anforderungen, die auf Bildungszielen beruhen Die Mglichkeiten der Individualisierung/Differenzierung Eine Praxis aktivittsfrdernder Lernformen Das soziale Lernen als integrierter Bestandteil der Unterrichtsgestaltung Eine Verstrkung der pdagogischen Diagnostik von Lernprozessen und der

    individuellen Beratung Die Frderung von Selbsteinschtzung und Reflexion im Unterricht.

    4 Vgl. Leutert, H. u.a. (2004): Professioneller Umgang mit Leistungen. Ludwigsfelde5 Weinert (2000)

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    Damit verbunden sind Vernderungen im Lehrerhandeln. Ein greres Gewicht er-halten vor allem Methoden, die den Schler beim selbststndigen Lernen unterstt-zen.

    Im folgenden Schaubild6 werden diesen Aufgaben konkrete Anstze fr die prakti-

    sche Unterrichtsentwicklung zugeordnet, die in den einzelnen Bausteinen ausfhrlichdargestellt werden. Mit ihrer praktischen Realisierung verndert sich gleichzeitig dasLehrer- und Schlerhandeln.

    6 weiterentwickelt nach Messner/Blum u.a. (2006): Selbststndiges Lernen im Fachunterricht.

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    Abb.3 Unterrichtsentwicklung mit dem Ziel der individuellen Frderung

    Verndertes Lehrerhandeln

    Lehrer als Vermittler, Berater, Lernmodell, Frderer sozialer Beziehungen

    L. frdert ein anregungsreiches Klima innerhalb der Lerngruppe, d.h. ermglicht Partizipation, gruppenbildende und stabilisierende Kommunikation und Interavon Regeln, Feedback

    L. hilft beim Lernen, fungiert als Lernmodell, Vormachen selbststndige AusfhrungL. untersttzt, d.h. diagnostiziert, begleitet und coacht individuell unter dem Prinzip der Selbstndigkeitsfrderung

    L. analysiert Lernausgangslage, fordert Schlerleistungen heraus, gibt diagnostische Rckmeldungen, bewertet, frdert Reflexion der Lernproz

    Vernderter Lehr-Lern-Prozess

    Frderung selbstgesteuertenLernens Differenzierung Formen aktiver Aneignung

    Frderung sozialen Lenens

    u.a.:- eigene (schulische) Ziele/

    Arbeitsplanung/ Lernplaner- Dokumentation- regelmige Auswertung

    (Portfolio, Lerntagebuch)- Lernstrategien- Verantwortung fr das eigene

    Lernen

    u.a.:- Kompetenzraster(Standards

    Fr fachliches, methodi-sches und soziales Lernen- anforderungsdifferenzierte

    und offene Aufgaben- Interessenfrderung- Drehtrmodell- Enrichment/Compacting- Lernwerkstatt- Selbstlernzentren

    u.a.:- offene und hand-

    lungsorientierte Lern-formen- wechselseitiges Leh-

    ren und Lernen- kooperatives Lernen- Schlertutoren- Lerntagebuch

    u.a.:- die Klasse als Gem

    schaft- Partizipation- Respekt und Aner

    nung von Vielfalt- Selbstvertrauen un

    Verantwortung freigene Lernen undGruppe

    - Freirume und Gr- Sicherheit, Umgan

    Konflikten

    Verndertes Lernhandeln

    Sch. lernen, sich (schulische) Ziele zu setzen, planen ihre Arbeit und fhren sie aus, reflektieren den Prozess und die Ergebnisse an deSie zeigen Verantwortung fr den eigenen Lernprozess und den der Gruppe

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