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Norbert Frei fragt nach den Wurzeln der weltweiten Revol-te von 1968 und erzählt ihre Geschichte von den USA überJapan und Westeuropa bis hinter den Eisernen Vorhang. DieAnfänge der Bewegung sieht der Historiker in den VereinigtenStaaten. Im Kampf um die Gleichberechtigung der Schwar-zen entstanden dort schon seit den 1950er Jahren die späterprägenden Formen des Protests: Sit-ins, Go-ins, Happenings.Doch so sehr sich die Bilder glichen – unterschiedliche Grün-de speisten die Unruhe einer ganzen Generation. In Deutsch-land war die »unbewältigte Vergangenheit« eine wesentlicheAntriebskraft, in Frankreich war es der Verdruss an den neuenUniversitäten. In England stand die Pop-Kultur im Vorder-grund, und überall war der Protest gegen den Vietnamkriegein brennendes Motiv.

Ein halbes Jahrhundert nach 1968 legt der Autor seine viel-beachtete, in vier Sprachen übersetzte Darstellung in aktuali-sierter und erweiterter Fassung neu vor.

Norbert Frei ist Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Ge-schichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und leitet das›Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts‹. Er ist einer derrenommiertesten Zeithistoriker Deutschlands und schreibt re-gelmäßig für große Medien wie die ›Zeit‹ und die ›SüddeutscheZeitung‹. Veröffentlichungen u.a: ›Der Führerstaat‹, ›Vergangen-heitspolitik‹; bei dtv: ›1945 und wir‹, ›Hitlers Eliten nach 1945‹(Hrsg.).

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Norbert Frei

1968Jugendrevolte und globaler Protest

Aktualisierte und um ein Postskriptumerweiterte Neuausgabe

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Ausführliche Informationenüber unsere Autoren und Bücher

www.dtv.de

Dieses Buch ist auch als eBook erhältlich.

Es erschien in dänischer, ungarischer, japanischerund arabischer Sprache.

Mit 7 s/w-Abbildungen

Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe 20172. Auflage 2018

© 2008/2017 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, MünchenDas Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Sämtliche, auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten.Umschlaggestaltung: dtv unter Verwendung eines Fotos

von Bernard LarssonSatz: Greiner & Reichel, Köln

Gesetzt aus der Minion und der Trade GothicDruck und Bindung: Druckerei C.H.Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier

Printed in Germany · ISBN 978-3-423-34920-8

Frei, 1968 TB_Stand (Bel).indd 4 23.01.18 09:12

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Inhalt

Paris, Mai 1968 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Kapitel 1Im Anfang war Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

GreensboroDer Aufbruch der Civil Rights Movement . . . . . . . . . . . . . 32

BerkeleyDas Recht auf freie Aussprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

VietnamDie Globalisierung des Protests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Haight-AshburyCounterculture und andere Freuden . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

ColumbiaRadikalisierung und Zerfall der Bewegung . . . . . . . . . . . . 63

Kapitel 2Ein deutscher Sonderweg? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

Kinder der VerdrängungDie Geburt einer Generation aus dem Geistder NS-Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Frankfurts Neue LinkeVom Notstand der Demokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Berliner AufbrücheÜber das Wesen einer Freien Universität . . . . . . . . . . . . . . 98

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Die SiebenundsechzigerDas unwahrscheinliche Jahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

Neue LebensgefühleVom weiteren Sinn der Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

Ausgänge und AbgesängeDas rasche Ende der Revolte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

Kapitel 3Protest im Westen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

JapanVom Gewaltkern einer rätselhaften Revolte . . . . . . . . . . . . 154

ItalienRadikalisierung und Terrorkonkurrenz . . . . . . . . . . . . . . . 164

NiederlandeProvos und Kabouters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

GroßbritannienSex and Drugs and Rock ’n’ Roll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

Kapitel 4Bewegung im Osten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

TschechoslowakeiEin Sommer der zerschlagenen Hoffnung . . . . . . . . . . . . . 190

PolenDie antisemitische Volte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

DDRVom Beat betroffener Beobachter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

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Kapitel 5Was war, was blieb? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

Die Ideen von »68« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Eine bundesdeutsche Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Nachwort und Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

Postskriptum zur Taschenbuchausgabe . . . . . . . . . . . . . 233

Anhang

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

Ausgewählte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271

Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289

Zu den Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291

Namenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

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Paris, Mai 1968

»L’imagination prend le pouvoir.«»Il est interdit d’interdire.«»Le rêve est la réalité.«Parolen der Pariser Studenten,Mai 19681

Vielleicht war es tatsächlich die Bitte um Feuer, mit der be-gann, was ein paar Monate später so vielen als die FranzösischeRevolution erschien. Der junge Raucher allerdings, dessensimples Begehren am Ende steifer Feierlichkeiten im nagelneu-en Universitätsschwimmbad von Nanterre eine ganze Staats-delegation in Verwirrung stürzte, versichert noch heute, anjenem öden Januarnachmittag des Jahres 1968 lediglich dasGespräch mit dem Minister gesucht und nicht schon den Um-sturz geplant zu haben. Er sei, das Feuerzeug des Angesproche-nen in der Hand, einer spontanen Eingebung gefolgt, und erstdie Reaktion des die Szene beobachtenden Dekans, der ihn ab-zudrängen suchte, habe den Wortwechsel provoziert.

Student: »Warum haben Sie in Ihrem Weißbuch über dieJugend nicht die sexuellen Probleme erwähnt?«

Minister: »Wenn Sie sich abreagieren wollen,dann springenSie doch ins kalte Wasser.«

Ob darauf noch eine Entgegnung des Studenten folgte, dendie schroffe Antwort an »Argumente der Hitler-Jugend« erin-nert haben soll, wird nicht mehr zu klären sein.2 Zweifelsfreihingegen ist, dass der Fragesteller den Minister entlarvt zuhaben glaubte: als autoritär, als arrogant, als völlig unfähigzur Kommunikation mit jener Jugend, für die dieser FrançoisMissoffe im Kabinett von Georges Pompidou Ressortver-antwortung trug.

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Und sicher ist auch: Dem wortgewandten Störer und seinenFreunden, einer kleinen Gruppe anarchistischer Studenten,kam der Vorfall sehr zupass, fügte er sich doch nahtlos in ihrdüsteres Bild von der Staatsmacht. Folglich sorgten sie dafür,dass die Geschichte unter ihren Kommilitonen in Nanterrerasch die Runde machte.

Über den trostlosen, seit Jahren halbfertigen Neben-Cam-pus der Sorbonne im armen Westen von Paris wäre die Nach-richt vermutlich gleichwohl kaum hinausgedrungen, hätte esdort nicht schon seit Monaten gebrodelt – und hätten Ministerund Dekan jetzt nicht den Fehler begangen, die allem Anscheinnach gezielt gestreute Behauptung im Raum stehen zu lassen,dem aufmüpfigen jungen Raucher drohten Strafantrag undRelegationsverfahren. Damit aber ist die »Affäre Missoffe« inder Welt – und ein Star geboren: Daniel Cohn-Bendit.

Angesichts derart überzogener möglicher Sanktionen kannder 22-jährige Soziologiestudent jetzt auf die Unterstützungauch von Kommilitonen rechnen, die politisch weniger radi-kal denken als er. Das gilt zumal, als sich drei Wochen später,im Zusammenhang mit einer anderen Protestaktion, Polizeiund Studenten in Nanterre handgreifliche Auseinandersetzun-gen liefern und ›Le Monde‹ darüber berichtet.3 Dadurch wirdauch die Schwimmbad-Szene einer breiteren Öffentlichkeitbekannt, und vor allem wird publik, dass der Sohn deutsch-jüdischer Emigranten im Falle einer tatsächlichen Relegationmit seiner Ausweisung aus Frankreich rechnen muß. Die na-tionale Studentengewerkschaft (FNEF) bekundet ihre Soli-darität, und obwohl Cohn-Bendit den Minister inzwischenbrieflich um Entschuldigung gebeten hat, Missoffe die Sachewohl auch vergessen will, weitet sich die Proteststimmung nunaus.

Die unschönen Arbeitsbedingungen an der von 12 000Studenten besuchten Trabanten-Uni und der Verdruss überWohnheime, die wie Internate geführt werden, sind dafür fort-

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an nur noch zwei Gründe unter vielen. Immer mehr speist sichder Unmut aus anderen Quellen, etwa aus der Kritik des ka-pitalistischen Systems und der eskalierenden Kriegführungder Amerikaner in Vietnam. Als bei einer damit begründetenAktion gegen die Pariser Filiale von American Express auch einStudent aus Nanterre festgenommen wird, proklamieren rundhundert Aktivisten verschiedener linker Campus-Grüppcheneine ›Bewegung des 22. März‹.4 Das Ziel des Bündnisses istklar: Dogmatische Streitereien sollen überwunden, eine »revo-lutionäre Kampfeinheit« soll geformt werden.

Zu diesem Zweck verabredet man sich – und hier ist derEinfluss des leidenschaftlichen Debattierers Cohn-Bendit evi-dent – zu einem »Tag der allseitigen Diskussion«. Er soll eineWoche später stattfinden, und auf dem Programm stehen The-men wie »Universität und Kritische Universität«, »Der anti-imperialistische Kampf«, »Der Kapitalismus 1968 und dieKämpfe der Arbeiterklasse«.5 Doch der große Ratschlag inNanterre scheitert erst einmal am Dekan, der die Universitäts-gebäude am Vorabend kurzerhand schließen lässt.

Nach ein paar Tagen ist es dann aber doch soweit: Karl Die-trich Wolff ist angereist, der Vorsitzende des SozialistischenDeutschen Studentenbundes (SDS), und um ihn zu hören, be-setzen mehr als tausend Studenten den größten Saal der Phi-losophischen Fakultät. Dabei erfahren sie, dass es genau ihreThemen sind, die die deutschen Kommilitonen schon seitüber einem Jahr in Massen auf die Straße treiben: derVietnam-krieg und die »autoritären Strukturen« – nicht nur, aber auchin den Universitäten. Wolffs Besuch ist die gleichsam offizielleDemonstration jener Kontakte zwischen deutschen und fran-zösischen Aktivisten, die schon seit geraumer Zeit bestehen.Vor allem Daniel Cohn-Bendit, der durch ein mehrstündigesVerhör auf dem Pariser Polizeipräsidium inzwischen noch wei-ter ins Rampenlicht der Medien gerückt ist und der nun eben-falls spricht, hat sich bei den westdeutschen Gesinnungs-

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genossen immer wieder umgesehen und sich von ihren Teach-ins, Go-ins, Sit-ins inspirieren lassen.6

Doch auch rechts des Rheins wird an diesem 2. April 1968deutlich, wie sehr die Anliegen und Aktionsformen der Protes-tierenden einander ähneln, ja wie sehr sie in mancher Hinsichtzusammenhängen: Die junge Berlinerin, die an diesem Nach-mittag »Nazi-Kiesinger, abtreten!«7 in den Bonner Plenarsaalruft – ein halbes Jahr später wird sie den Bundeskanzler ohr-feigen –, war bis vor kurzem Sekretärin des Deutsch-Franzö-sischen Jugendwerks in Paris und ist dort mit einem Anwaltverheiratet, dessen Vater in Auschwitz ermordet worden ist.8

Und als acht Tage später, nach dem Attentat auf Rudi Dutschkein Berlin, eine Welle von Demonstrationen und Straßenschlach-ten durch die Bundesrepublik geht, ist dies ein Signal auch fürdie »Bewegung des 22. März«.

Nicht nur in Nanterre kommt es zu spontanen Solidari-tätskundgebungen für »Rudi le Rouge«; auch in Paris, wie inzahlreichen anderen westlichen Metropolen, ist die Empörunggroß. Am 19. April ziehen mehrere Tausend Studenten mitSpruchbändern durch das Quartier Latin: Gegen die Springer-Presse! Gegen die Notstandspläne der Großen Koalition! Ge-gen Kiesinger! Man ist auffallend gut informiert über die Si-tuation im Nachbarland. Die Erklärung dafür liegt in demUmstand, dass sich in der französischen Hauptstadt einigeMitglieder des dort inzwischen geradezu bewunderten SDS

aufhalten und den zerstrittenen, an kubanischen, chinesischenund anderen Sozialismus-Modellen orientierten Gruppen dieNotwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens predigen.9

Allem Anschein nach entfaltet diese deutsche Entwick-lungshilfe eine gewisse Wirkung auch auf die politische Orga-nisations- und Konfliktbereitschaft französischer Studentenin eigener Sache. Deutlich mehr trägt dazu aber die erneuteSchließung der Fakultät Nanterre bei, die der Dekan für den3. Mai verfügt, als das Gerücht umläuft, eine rechtsradikale

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Gruppe namens Occident (Abendland) plane einen Angriffauf die von Cohn-Bendit und seinen Mitstreitern angesetzten»anti-imperialistischen Tage«. Es ist dies der Moment, in demder Funke auf die Sorbonne überspringt.

Feuereifer ist auf der Protestkundgebung gegen die »Aus-sperrung« der Kommilitonen in Nanterre zunächst allerdingsnicht zu verspüren; der kommt erst auf, als nach der Mittags-pause die Kunde geht, die Abendländler befänden sich im An-marsch. Daraufhin lässt Rektor Roche ebenfalls die Hörsäleschließen – zum ersten Mal seit der deutschen Besatzung. ImInnenhof der Sorbonne versammeln sich jetzt ein paar Hun-dert linke Studenten, nicht wenige davon mit Knüppeln und(Motorrad-)Helmen bewaffnet. Aber auch im Quartier Latinbleiben die Rechtsradikalen aus. Statt ihrer kommt die Polizei.Als die Einheiten der kasernierten Compagnies républicainesde sécurité (CRS) versuchen, die Anführer der abziehendenStudenten festzuhalten, fliegen die ersten Pflastersteine, einPolizist wird schwer verletzt. Bis in den späten Freitagabenddauert die Straßenschlacht, dann ist ein Großteil der Demon-stranten vorübergehend verhaftet, der Rest mit Tränengas aus-einandergetrieben – wie die Passanten, die zufällig in die Szenegeraten sind.

Das Wochenende über herrscht äußerlich Ruhe in Paris.Doch in den Kreisen der Aktivisten finden Absprachen statt,und am Montag beschleunigt sich die im Entstehen begriffene»Bewegung«. Am Abend dieses 6. Mai 1968 wird sie ihre erstenBarrikaden bauen.

Der Tag beginnt mit der Vorladung Cohn-Bendits, sechsweiterer Studenten und einer Studentin vor den Disziplinar-ausschuss der Universität, wo sie sich wegen der Besetzungeines Hörsaals verantworten sollen. Etwa 200 Kommilitonenund ein Heer von Fotografen begleiten die Beschuldigten biszum Eingang der Sorbonne, in deren Umkreis bereits 1500Polizisten der CRS aufgezogen sind. Angesichts zweier Rechts-

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anwälte und der Bereitschaft von vier renommierten Hoch-schullehrern, für die bunt gemischte linke Truppe einzutreten,beschließt der Ausschuss sich zu vertagen (bald darauf wirdder Dekan von Nanterre das ganze Verfahren einschlafen las-sen). Die CRS hingegen erweisen sich als weniger flexibel undversuchen, die verbotene Demonstration vor den Toren deroffiziell geschlossenen Universität zu zerstreuen. Das Ergebnisist, dass die Zahl der Sympathisanten rasch anwächst und sichein Protestzug mit mehreren Tausend Teilnehmern formiert,darunter auch Professoren. Am späten Nachmittag kommtes zur Eskalation: Die Polizei setzt Tränengas und Wasserwer-fer ein, die Demonstranten verschanzen sich hinter quer ge-stellten Autos, von denen schließlich etliche in Flammen auf-gehen.

Den einstigen Marxisten Stephen Spender, der die Stättender »Revolution« in Europa und den USA in diesen Monatenmit viel Sympathie für die »jungen Rebellen« bereist, erinnerndie auf diese Weise entstehenden Barrikaden an moderneKunst.10 Die Wahrnehmung des englischen Dichters reflektiertoffenbar auch das Wohlwollen, das ein beträchtlicher Teil derhauptstädtischen Presse – und der Bevölkerung – den Demon-stranten entgegenbringt. Es wird sich in den nächsten Tagennoch steigern.

Vor allem aber weitet die Protestbewegung sich aus: In Pa-ris, wo Oberschüler in den Streik treten und die Studenten amAbend des 7. Mai einen »langen Marsch« zum Arc de Triompheunternehmen, sind es schon mehrere Zehntausend (wie meistbei solchen Anlässen, liegen die Zahlen der Polizei unter denender Demonstranten). Doch auch in der Provinz rührt sich dieJugend; Kundgebungen werden unter anderem aus Bordeaux,Le Mans und aus Marseille gemeldet, Universitätsbesetzungenaus Dijon, Lyon, Rennes und Toulouse. An der Sorbonne blei-ben die Studenten derweil ausgesperrt. Die Öffnung am Nach-mittag des 9. Mai war nur vorübergehend.

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Was Aktion ist und was die Reaktion darauf, ist in diesenFrühlingstagen nicht nur in Paris immer schwerer auseinan-derzuhalten. Mal sind es die Studenten, mal die Exponentenvon Staat und Polizei, die das Geschehen vorantreiben; malhandelt es sich um ein planmäßiges Vorgehen, mal um ein ausdem Augenblick geborenes Treiben. Deutlich aber ist: Der Pro-test bleibt nicht länger die elitäre Sache sektiererischer undentsprechend oft eher gegen- als miteinander agierender linkerGruppen. Er nährt sich nun zunehmend aus sich selbst, genau-er gesagt: aus der Solidarität mit denen, die der Ordnungs-macht entgegentreten und dafür Nachteile in Kauf nehmen.Er erfasst auf diese Weise ständig größere Kreise der franzö-sischen Jugend, und zwar mit einer rasant sich beschleunigen-den Geschwindigkeit.

Dennoch wäre es verfehlt, wollte man allein aus der Dyna-mik der vorangegangenen Tage und Wochen erklären, dassFrankreich in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1968 eine dergewaltsamsten Auseinandersetzungen seit dem Ende des Zwei-ten Weltkriegs erlebt und 48 Stunden später die vielleicht größ-te Demonstration in seiner Geschichte. Im Pariser Mai ist auchviel Zufall im Spiel.

Die Aufrichtung der Barrikaden beginnt kurz nach Ein-bruch der Dunkelheit.11 Schon den ganzen Tag über warenTausende junger Leute durch das Quartier Latin gezogen, aufdem Boulevard Saint Michel hatte es kleinere Auseinander-setzungen gegeben, aber nun weiß keiner so richtig, wie esweitergehen soll.Alain Geismar, Jacques Sauvageot und DanielCohn-Bendit diskutieren über den einzuschlagenden Weg,und das ist durchaus wörtlich zu verstehen; am Ende folgen die»drei Musketiere der Revolte« der Schwerkraft der Menge –man bleibt, wo man ist. Zwei teilnehmende Beobachter ausDeutschland registrieren die eigentümliche Stimmung: »Allehatten an diesem warmen Maiabend das Gefühl, daß etwasgeschehen würde, niemand war sich jedoch im klaren darüber,

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was. Man war sich nur darin einig, daß es etwas qualitativNeues sein müßte, dem Charakter der Massenbewegung, ihrerEntschlossenheit, ihrer neuen Macht entsprechend.«12

Folgt man den beiden deutschen Sympathisanten, dannbesteht das Neue des 10. Mai vor allem in dem Entschluss derStudenten,ihrerseits dasViertel um die von der Polizei nach wievor abgeriegelte Sorbonne zu besetzen – und in einer straßen-baukundlichen Entdeckung, die sich sofort in Revolutions-lyrik verwandelt: »Unter dem Pflaster der Strand«. Währenddie einen über Gewalt und Gegengewalt noch diskutieren,schaffen die anderen Fakten: »Plötzlich ertönten zwischendem Jardin du Luxembourg und dem Métro-Eingang gegen-über schnelle, abgehackte Schläge, ein Geräusch, das für diekommenden 30 Tage nicht mehr aus Paris wegzudenken war:Einige Leute hatten die halbmondförmigen Eisengitter um dieBäume abgehoben und schlugen damit die Pflastersteine ausdem Boden.«

Von diesem Moment an geht alles sehr schnell, denn das sogewonnene Baumaterial wandert von Hand zu Hand. Es wirdergänzt durch quer gestellte Autos, Parkbänke und umgestürz-te Zeitungsbuden. Zwei Stunden später sind etliche Straßenunpassierbar, manche der Barrikaden ein paar Meter hochund durchaus imponierend, andere dicht hintereinander ge-staffelt und eigentlich nur von symbolischem Wert. Aber Sym-bolen und dem Rekurs auf die Geschichte kommt jetzt hoheBedeutung zu: Ein exaltiertes historisches Bewusstsein feiertsich selbst bereits als die »Kommune des 10. Mai«.

Zu dem Hochgefühl trägt maßgeblich bei, dass zwei Rund-funksender den Demonstranten dieser Nacht die Politikwer-dung ihres Tuns unmittelbar zu Ohren bringen. Europe 1 undRadio Luxembourg nämlich sind mit Übertragungswagenpräsent. Deshalb geht es direkt über den Sender, als Alain Geis-mar, der seine führende Rolle in der Bewegung mit der des Ge-neralsekretärs der Gewerkschaft der Hochschullehrer (SNE-

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Sup) verbindet, Claude Chalin, dem Prorektor der Sorbonne,am Telefon die Forderungen der Studenten mitteilt. Gleich-wohl erklärt sich der Professor bereit, an Ort und Stelle mitden Studenten über die Wiedereröffnung der Universität undden Abzug der Polizei zu sprechen. Nur mit Blick auf die dritteForderung – Amnestie für alle verurteilten und inhaftiertenDemonstranten – kann der Prorektor keine Zusage machen.Doch will er sich beim zuständigen Minister in diesem Sinneverwenden.

Chalins Versuch der Deeskalation scheitert an den Hardli-nern auf beiden Seiten: Die einen wollen die Amnestie sofort(was rechtlich nicht möglich ist), die anderen gar nicht. AufInitiative des Soziologen Alain Touraine kommt es kurz nachMitternacht zu einem letztenVermittlungsversuch: Jean-MarieRoche, der Rektor, empfängt eine Delegation verhandlungs-williger Professoren und Studenten. Dann aber platzt in dasGespräch ein Anruf von Erziehungsminister Peyrefitte, deraus dem Radio weiß, dass unter denen, die Roche gegen-übersitzen, auch Daniel Cohn-Bendit sein muss. Als diessich bestätigt, bricht der düpierte Rektor die Unterredungsofort ab.

Es ist fast 2 Uhr nachts, als die Delegation das Gelände derSorbonne verlässt. Nach wie vor ist der Rundfunk zur Stelle,und wo noch immer der Transistor läuft, weiß man nun, dassdie Stunde der Entscheidung geschlagen hat. So sieht es auchMaurice Grimaud, der Polizeipräfekt von Paris. Er spricht von»Guerillagruppen« und bittet Innenminister Christian Fou-chet um einen klaren Befehl. Um 2.12 Uhr beginnt die »Räu-mung der Barrikaden«.

Was sich während der nächsten dreieinhalb Stunden inden Gassen des Quartier Latin abspielt, sind Szenen von hoherMilitanz, auf beiden Seiten: Zehntausend aus dem ganzenLand zusammengezogene Uniformierte der CRS gehen mitTränengasgranaten, Rauchkerzen und Schlagstöcken gegen

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etwa ebenso viele Demonstranten vor. Schätzungsweise zweiDrittel derer, die tagsüber protestierten, sind inzwischen nachHause gegangen; diejenigen aber, die bis jetzt ausgeharrt ha-ben, setzen sich mit Pflastersteinen erbittert zur Wehr. Es fließtBlut, und es fliegen wohl auch Molotowcocktails – jedenfallsbrennen etwa 60 Autos aus, doppelt so viele werden beschädigt.251 der 367 Verletzten, von denen in der offiziellen Bilanz an-derntags die Rede ist, sind Polizisten. 460 Demonstranten wer-den festgenommen.

Die hohen Kosten auf beiden Seiten sindAusdruck einerAg-gressivität, die sich nach stundenlangem angespannten War-ten entlädt. Aber sie sind vielleicht auch Folge jener Gewissheitder Studenten, dass ihre Sache beträchtliche Sympathie in derBevölkerung genießt. Sichtlich beeindruckt registriert derKorrespondent der ›Neuen Zürcher Zeitung‹, was diese Unter-stützung in der »Nacht der Kommune« konkret bedeutet: »DieAnwohner der Rue Gay-Lussac nahmen für die StudentenPartei. Sie brachten ihnen vor dem Angriff der Polizei Wasser,Biscuits, Schokolade und andere Lebensmittel, warfen nach-her Wasser von den Fenstern hinunter, um die Gasschwadenniederzuschlagen, gaben den Studenten nasse Tücher zumSchutz der Gesichter und Atmungsorgane, holten Flüchtendeund Verletzte in die Häuser hinein, in einer Solidaritätsbewe-gung, wie sie in Paris nicht an der Tagesordnung ist.«13

Der Morgen nach dem Barrikadenkampf sieht die FünfteRepublik in einer dramatischen Krise, auch wenn ihr Präsi-dent angeblich zu allem schweigt, was ihm der Justiz-, der In-nen- und der Verteidigungsminister, Joxe, Fouchet und Mess-mer, bereits um sechs Uhr in der Früh im Élysée berichten.Den Rest dieses Samstags allerdings wird Charles de Gaulle inBeratungen verbringen;der Pariser Polizeipräfekt und der Rek-tor der Sorbonne sind zeitweise zugegen, und am Abend istendlich auch Georges Pompidou von einer Afghanistan-Reisezurück.

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Noch in der Nacht tritt der Premierminister vor die Fern-sehmikrofone: Die Sorbonne, verspricht er den Studenten,werde am Montag wieder geöffnet, und das Berufungsgerichtwerde über die Gesuche der vier Demonstranten entscheiden,die im Laufe der vorangegangenen Unruhen verhaftet und zuGefängnisstrafen ohne Bewährung verurteilt worden waren;alle vor knapp 24 Stunden Festgenommenen kommen bereitsam Sonntag wieder frei.

Doch solche Konzessionen vermögen nicht zu besänftigen.Im Gegenteil, Pompidous Ansprache wird weithin geradezu alseine Bestätigung betrachtet – für die Legitimität des Protests imallgemeinen, für die Moralität und die politische Bedeutungder Barrikadennacht im besonderen. Damit aber stehen auchdie etablierte Opposition und ihre Institutionen in der Pflichtzur Solidarität mit den Studenten. Schon haben für den kom-menden Montag alle großen Gewerkschaftsverbände zu einem24-stündigen Generalstreik aufgerufen.

Im Urteil der ›Neuen Zürcher Zeitung‹ ist Frankreichs Re-gierung an diesem Wochenende »vorübergehend ins Schwim-men« geraten, und das Blatt beschließt seinen Bericht miteiner ebenso drastischen wie präzisen Analyse: »Innert einerWoche hat sich die von Cohn-Bendit und kleinen Gruppenvon Anhängern ausgehende Bewegung, vor allem nach derBesetzung der Sorbonne durch die Polizei am 3. Mai, zu einerwirklichen Lawine ausgewachsen, welche durch die Gewerk-schaften die Gesamtheit der Bevölkerung erfaßt oder doch inMitleidenschaft zieht. Eine für ihre Neigung zum Gaullismusbekannte Zeitung zitiert, wie Ludwig XVI. auf die Nachrichtenvom Sturm auf die Bastille hin fragte, ob das denn ein Aufruhrsei, und darauf die Antwort erhielt: ›Non, Sire, c’est la révolu-tion!‹. So weit ist es in Paris heute noch nicht.Aber der Abstandvon einem kleinen Studentenkrawall zu einer echten revolutio-nären Situation hat sich in den letzten acht Tagen mit erschre-ckender Geschwindigkeit verringert.«14

Mai 1968 19

Page 20: BB 1 34920 - dtv · Paris, Mai 1968 »L imaginationprendlepouvoir.« »Ilestinterditd interdire.« »Lerêveestlaréalité.« ParolenderPariserStudenten, Mai1968 1 Vielleicht war

Die Ereignisse des 13. Mai 1968 beschleunigen diese Ent-wicklung weiter. Das allerdings weniger, weil das Datum An-lass bietet für zeithistorische Assoziationen (es ist der zehnteJahrestag des Putsches der französischen Algerien-Armee, mitdem der Untergang der Vierten Republik eingeläutet wurdeund der Wiederaufstieg de Gaulles begann). Bedrohlich wirddie Lage der Regierung vielmehr angesichts des schlagartigbreiter gewordenen politischen Spektrums, das sich ihr an die-sem strahlenden Frühlingstag entgegenstellt: Erstmals agierendie Neue und die Alte Linke gleichzeitig.

Derweil sich im Demonstrationszug der Studenten, an-geführt von Geismar, Sauvageot und Cohn-Bendit, hauptsäch-lich linksradikale und anarchistische Gruppierungen zur Placede la République bewegen, marschieren von der anderen Seitedie Parteikommunisten und -sozialisten heran, die in denmilitanten Richtungsgewerkschaften das Sagen haben, unterihnen politische Hochkaräter wie Pierre Mendès-France,François Mitterrand, Guy Mollet und Waldeck Rochet. Hun-derttausende15 sind auf den Beinen, schwarze und rote Fahnenvermischen sich. Aber von Einigkeit kann so wenig die Redesein wie davon, dass das zehn Meter lange Transparent mit derAufschrift »Studenten, Lehrer und Arbeiter zusammen« dieRealität widerspiegelt. Gewiss, auch etliche Professoren zeigensich nun solidarisch, und viele engagierte Gewerkschafter be-kunden ihre Sympathie mit den Studenten, die in den letztenTagen Mut bewiesen haben im Kampf gegen die allseits ver-hassten CRS; die einfachen Arbeiter jedoch gönnen sich ehereinen freien Montag.

Die Interessen all derer, die nun demonstrieren, sind nichtidentisch,und ihre gemeinsame Überzeugung,zehn Jahre Gaul-lismus seien genug, reicht letztlich nicht weit. Schon das Stückdes Weges, das die beiden Formationen zusammen marschie-ren, von der Place de la République zur Place Denfert-Roche-reau, erweist sich als schwierig genug.16 Dort angekommen,

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