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Beitr~ige zur Physiologie der Schflddriise. IX. Mitteilung. (Zur Abwehr:) Von Prof. Dr. G. 1)Iansfeld, Budapest. Mit 1 Textabbildung. (Eingegange~ am 12. Dezember 1919.) Unter obigem Titel ersehien in diesem Arehiv 176 ekm Arbeit yon Paul Hgri, welehe sieh zur Aufgabe maeht, meine und meiner Mit- arbeiter Untersuehungen und Resultate zu kritisieren und obwohl nieht ein einziger unserer Versuehe widerlegt wird, ein experimentelles Ma- terial fiberhaupt nieht beigebraeht wird, so glaube ieh doeh zu dieser Kritik Ste]lung nehmen zu mfissen, um die Unhaltbarkeit der Einw~nde darzulegen. Diese Einw~nde Hs sollen im folgenden einzeln besproehen wer- den, naehdem eine kurze L~oersicht unserer Versuehseinriehtung und Ergebnisse vorangesehiekt wird: In der ersten Mitteilung 1) fiber diesen Gegenstand' wurde die Frage untersueht, ob nieht der erh6hte EiweiBzerfall infolge yon 02-Mangel die Folge einer erh6hten Schilddrfisenfunktion ist~. Zur Prfifung dieser Frage wurden an Kaninehen 22, in einer sp~- teren Mitteilung~) aueh an Hunden 4 Stoffweehselversuche ausgefiihrt, und zwar teils an normalen, teils an sehilddrfisenlosen Tieren. In der Mehrzahl der Versuehe wurde der Sauerstoffmangel dureh Blaus~iure- vergiftung, in den iibrigen dureh Blutentnahme oder dureh Atmen in verdiinnter Luft erzeugt. ])as Ergebnis dieser Versuehe war, dab yon den un~ersuehten 15 sehilddrfisenlosen Tieren (ira Gegensabz zu den 10 nor- malen) an keinem einzigen die EiweiBzersetzung in die I-I6he ging, auf welche Art und Weise framer der 02-Mangel hervorgerufen wurde. H. meint nun, dab zuniiehst jenen Versuchen, in welehen der 02- Mangel dutch Blausgure erzielt wurde, ,,jede ]3eweiskraft abgeht", nachdem ich ,,eine der Grunderfordernisse soleher vergleichender Ver- suche, ngmlich die relative Gleichheit der Giftdosen unefffillt lieB". 1) Archiv f. d. ges. Physiol. 143, 157. 2) Archiv I. d. ges. Physiol. 161, 502.

Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

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Page 1: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

Beitr~ige zur Physiologie der Schflddriise.

IX. M i t t e i l u n g .

(Zur Abwehr:)

Von Prof. Dr. G. 1)Iansfeld, Budapest.

Mit 1 T e x t a b b i l d u n g .

(Eingegange~ am 12. Dezember 1919.)

Unter obigem Titel ersehien in diesem Arehiv 176 ekm Arbeit yon P a u l Hgr i , welehe sieh zur Aufgabe maeht, meine und meiner Mit- arbeiter Untersuehungen und Resultate zu kritisieren und obwohl nieht ein einziger unserer Versuehe widerlegt wird, ein experimentelles Ma- terial fiberhaupt nieht beigebraeht wird, so glaube ieh doeh zu dieser Krit ik Ste]lung nehmen zu mfissen, um die Unhaltbarkeit der Einw~nde darzulegen.

Diese Einw~nde H s sollen im folgenden einzeln besproehen wer- den, naehdem eine kurze L~oersicht unserer Versuehseinriehtung und Ergebnisse vorangesehiekt wird:

In der ersten Mitteilung 1) fiber diesen Gegenstand' wurde die Frage untersueht, ob nieht der erh6hte EiweiBzerfall infolge yon 02-Mangel die Folge einer erh6hten Schilddrfisenfunktion ist~.

Zur Prfifung dieser Frage wurden an Kaninehen 22, in einer sp~- teren Mitteilung~) aueh an Hunden 4 Stoffweehselversuche ausgefiihrt, und zwar teils an normalen, teils an sehilddrfisenlosen Tieren. In der Mehrzahl der Versuehe wurde der Sauerstoffmangel dureh Blaus~iure- vergiftung, in den iibrigen dureh Blutentnahme oder dureh Atmen in verdiinnter Luft erzeugt. ])as Ergebnis dieser Versuehe war, dab yon den un~ersuehten 15 sehilddrfisenlosen Tieren (ira Gegensabz zu den 10 nor- malen) an keinem einzigen die EiweiBzersetzung in die I-I6he ging, auf welche Art und Weise framer der 02-Mangel hervorgerufen wurde.

H. meint nun, dab zuniiehst jenen Versuchen, in welehen der 02- Mangel dutch Blausgure erzielt wurde, ,,jede ]3eweiskraft abgeht", nachdem ich ,,eine der Grunderfordernisse soleher vergleichender Ver- suche, ngmlich die relative Gleichheit der Giftdosen unefffillt lieB".

1) Archiv f. d. ges. Physiol. 143, 157. 2) Archiv I. d. ges. Physiol. 161, 502.

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250 O. ~Iansfeld :

In einer Tabelle wird gezeigt, dab ich d e n s c h i l d d r f i s e n l o s e n Tieren zwei- bis dreimal soviel Blaus~ure gab als den normalen.

Der wahre Saehverhalt ist folgender: Nachdem in den Versuchen 1--4 normalen und schilddriisenlosen Tieren r e l a t i v g l e i e h e G i f t - dose n verabreicht wurden und sieh herauss~ellte, dab sehilddriisenlose Tiere d u r c h G a b e n , w e l e h e am n o r m M e n T i e r vo l l w i r k s a m s ind , keine Spur einer erhShten EiweiBzersetzung erleiden, muBte selbstverst~ndlieh mit der Giftdosis an den operierten Tieren gestiegen werden. Sonst w~re ja der Einwand gerechtfertigt gewesen, .dal~ schild- drfisenlose Tiere vielleich~ der Biaus~ure gegeniiber nut weniger emp- findlich sind als normMe. Urn eben vor diesem Einwand reich zu schiitzen, wurde den s c h i l d d r i i s e n l o s e n Tieren ~Nr. 8 und 9 die doppelte, dem s c h i l d d r i i s e n l o s e n Tier Nr. 7 d i e dreifaehe I)osis verabreicht. Das Ergebnis war, dab die EiweiBzersetzung bei d i e s e n g r o B e n D o s e n ebensowenig anstieg als in den Versuehen 2, 3 und 4 durch kleine Dosen. I-Is meint, dab ,,solehen Versuchen jede Beweiskraft a b g e h t " , ~ ieh glaube, jeder Unbefangene erbliekt darin e i n e n Bewe i s a f o r t i o r i , daft Blaus~ure am schilddrfisenlosen Tier unwirksam ist.

Ferner ~ I 'd yon H. beanstandet, dab in der Versuehsgruppe i - - 4 einem einzigen normalen Tier drei sehilddriisenlose und ,,mngekehrt in den Versuehen 24 26 mit Abklemmung der Carotiden zwei normalen Tieren ein einziges sehilddriisenloses gegenfibergestellt ist".

Was zungehst die Gruppe 1--4 anbetrifft, war es eigentlich fiber- haupt fiberflfissig, aueh an diesem einzigen normalen Tier die Wirkung des O2-Mangels zu prfifen, da doeh die Tafsaehe aus der Litera.tur hin- Ignglich bekannt war, dab gefiitterte normale Tiere den O2-Mangel mlt erh6htem EiweiBzerfMl beantworten; es sollte ill dieser l~eihe ge- zeigt werden, dab gefiitterte s c h i l d d r i i s e n l o s e T i e r e durch Blau- sgure kein.e EiweiBzersetzung erleiden, was aueh aus den dref Stoff- weehselversuehen Nr. 2, 3 und 4 ersiehtiich ist. Ganz anders steht es aber m~t den Versuehen 24~26~ Diese Versuehe wurden angestellt, mn den A n g r i f f s p u n k t des O 2-M~ngels am normalen Tier zu bestimmen, mn zu sehen, ob an n o r m M e n T i e r e n die Abklemmung beider Caro- t4den (lokale Asphyxie der Schilddriise) zu erhShter EiweiBzersetzung ffihrt. Am sehilddriisenlosen Tier t~Tr. 24 sollte ja gar nieht die Rolle der Sehilddriise auf den Eiweil~stoffweehsel gezeigt werden, sondern diente lediglich als Kontrolle dafiir, d ab die g e s t S r t e H i r n z i r k u - l a t i o n a l l e i a w i r k u n g s l o s au f d e n S t o f f w e c h s e l ist , was ich auf S. 171 klar zum Ausdruck braehte.

Jene Tatsaehe, dab bei einer Reihe meiner Versuehstiere mehrere Tage hindureh gleiehm~Bige N-Ausseheidung bestanden hat, wird yon H~ri darauf zuriiekgefiihi~, daft es sieh in diesen Versuehen um einen

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Beitrage zur Physiologie der Schilddriise. IX. 251

,,systematisehen, argen Versuchsfehler handeln muBte, dessen Natur hinterher nicht mehr ~estgestellt werden kann".

Demgegeniiber muB ieh ausdriickligh betonen, dab wir eben dureh diese Versuehe zur Uberzeugung kamen, daft bei Einhalten bestimmter Kautelen (Ti~rieren mit ~Ao KOH, ausgiebige Diurese, namentlieh aber das Sorgen fiir eine konstan~e AuBentemperatur) aueh an manehen H u n g e r t i e r e n eine geradezu verbliiffende Konstanz des EiweiB- stoffweelisels zur Beobachtung kommt. Es soil keineswegs behauptet werden, dag dies die Norm sei, aber etwa 20% der untersuchten Tiere verhalten sich in dieser Weise. Da$ in unserer 1. Mitteilung eine grSBere Reihe solcher Tiere vorkamen, ist kein Zufall, sondern hat seine Ursaehe darin, dab wir damals dauernd an 8 bis 10 Kaninchen tgglieh N-Be- stimmungen ausgeftihrt hatten und um ein mOglichst Mares Bild zu ge~4nnen - - handelte es sieh dock damals um die Feststellung einer prinzipiell neuen Tatsaehe - - , wurden dem Oo-Mangel meist solche Tiere ausgesetzt, an denen die N-Ausscheidung seit Tagen eine m6glichst gleiehreggige war; w/ihrend die anderen Tiere zu anderweitigen Ver- suehen verwendet wurden. DaB es sieh nieht um einen Versuchsfehler handeln konnte, beweist die Tatsache, dab naeh Einwirkung des O 2- ~angels sofort eine wesentliehe )[nderung der N-Ausscheidung ein- getreten ist; weiterhin, dag in g l e i c h z e i t i g ausgefiihrten Versuehen, wo doch dieselbe~ L6sungen verwendet wurden, das eine Tier eine gleichmgBige, das andere Tier eine reeht sehwankende N-Ausseheidung zeigte. (Vgl. z, 13. Vers. 11 und 12, S. 163, Vers. 14 und 15, S. 164.) Vermutet aber l-I. dennoeh einen systemgtisehen Versuchsfehler, der ,,hinterher nieht mehr ~estzustellen" sei, und wenn er meint, es sei des- halb diesen Versuchen jede Beweiskraft abzusprechen, bleibt ihm eben niehts anderes iibrig, als dam Ergebnis meiner Versuche naehzupriifm3.

Nachdem in tier ersten Mit~eilung in zweiundzwanzig Versuehen der Naehweis geftihrt wurde, daft., O~-Mangel keine Eiwei6zerset,zung am sehilddriisenlosen Kaninehen be~drkt., hielt ieh es fiir angebraehG diese Tatsaehe an Hunden "naehzupriifenl). Dem Einwand Hgr i s , dag hier nur e in normales Tier untemsueht wurde, gilt dasselbe, was sehon oben gesagt wurde, ngmlieh, dab die Stoffweehselwirkm~,g des O2-Mangels am n o r m a l e n T ie r gar keiner Un~ersuehung bedurfte, da sie eine liLngsC b'ekannte Tatsaehe ist.

Aber aueh die Versuehseinriehtul:g dieser Versuche wird yon H g r i kritisierb und diese Kritik muB dem Leser der Hgr isehen Arbeit be- reeh~igte Skepsis gegeniiber meinen Versuehen einfl/SBen. In Wirklieh- kei~ jedoch beruht dieser kritisehe Einwand I-I g r i s a u f einer unrieh tigel~ Darstetlung meiner Versuehsanordnung, was im folgenden erwiesen werden soll:

1) VIII. Mitteilung. Archly f. d. ges. Physiol. lgl , 502. 1915.

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I t g r i s e h r e i b t :

,,Beziiglich der Versuehe mit dem meehaniseh erzeugten 02- Mangel sei nm" beilaufig folgendes erwiihnt: M. fiihrte an seinen Tieren die Traeheotomie aus und lieI~ sic noch vor den eigentlichen Versuehen dutch eine TraeheM- kaniile atmen. Am Tage des Ver- suches wurde diese mit einer luft- dieht sehlieBenden Kaniile ver- tauseht and dureh Anziehen einer Sehraubenklemme das luftzufiih- rende Rohr bis zur deutliehen DyslanSe verengt. ~ Genau das- selbe Verfahren wurde bereits yon A. F r g n k e l vor 42 Jahren ein- gesehlagen." (S. 126.)

G. Nansfeld :

I n m e i n e r A r b e i t hei l3t es w 6 r t l i c h :

,,Die Hunde waren sehon vor Beginn des Stoffwechselversuches traeheotomisier~ und atmeten dutch eine silberne TracheMkaniile. Um sic der Wirkung des 0 2-Mangels auszusetzen, wurde die Kaniile mi~ einer anderen, zu Respirations- versuehen geeigneten, luftdicht in der Trachea sehliegenden Kaniile vertauscht. Nun wurde diese an zwei Speeksehe Ventile angesehlos- sen, wodureh die Aus- und Ein- atmungs/uft getrennt wurde. Das I~ohr fiir die Einatmungsluft wurde durch 'eine Sehrauben- klemme so welt verengt, his das Tier deutliche Zeichen yon Dys- pnSe zeigte." (S. 502--503.)

Ieh weiB zwar nieht, warum es yon vornherein zu.verurteilen ware, eine 42 Jahre alte Methode anzuwenden, wenn sic dem Zweek entsprechen wiirde. Die diesbeziigliehe Bemerkung I t s soll offenbar den Leser darauf aufmerksam maehen, mit welch verMteten Methoden ieh arbeite. Nun sehen wit aber aus nebenstehendem Text, dag ich an der MLen Fr i~nkelschen Methode eben eine sehr wesentliehe und winzipielle 2~nderung gemacht habe: Bei der yon H a r i gegebenen ]~eschreibung hat te das Tier nicht nut O~-Mangel, sondern aueh eine Anhaufung an CO~ erlitten, und eben dieser grobe ~'ehler der ~ r g n k e l s c h e n Methode wurde dutch racine Versuehseinrichtung ausgesehMtet. Dutch An- bringung der S p e e k s c h e n Ventile war ja das Ausatmen v611ig unbe- hindert, und die produzierte COe konnte ungehindert entweichen.

Nachdem ich in den bisher besprochenen Mitteilungen die Wir- ktmg des O~-Mangels an sehilddriisenlosen Tieren untersuchte, g ing ieh an die Frage heran, wie sieh die S t o f f w e c h s e l w i r k u n g c h l o r i e r t e r N a r k o t i e a all sehilddriisenlosen Tierert gestaltet z) ?

H s Einwande gegen diese Versuche sind genaa so unbereeht.igt, als die bisher besprochenen. H. sehreibt: ,,Die Grundbedingung ver- gleiehender Versuche, nihnlich gleiehe Versuchsbedingungen zu schaffen, ist aueh hier auBer acht gelassen, was aus folgendem hervorgeht:"

~) Arehiv f. d. ges. Physiol. 152, 56.

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Beitrage zur Physiologic der Schilddriise. IX. 253

Nun wird sub a) der Einwand gemacht, dab die Normaltiere das Chloroform per os erhielten, die sehilddriisenlosen subeutan;

sub b), dag die normalen und sehilddrfisenlosen Tiere das Chloro- form nieht am selben Hungerfag erhielten;

sub e), dab zwei gefiitterten sehilddriisenlosen Tieren keine ge- fiit terten Normaltiere gegeniibergestellt sind und tI. zieh~ den Sehlufl: ,,Diese Versuehe sind erst reeht nicht beweisend."

Wie sehon aus dieser kurzen Darste!lung, noch besser aus dem OriginMtext der Krit ik zu ersehen ist, hat te H s d e n Z w e e k d i e s e r V e r s u c h s r e i h e v0I l ig m i B v e r s t a n d e n , t tg t te ich das Ziel ver- folgt, ,,vergleiehende Versuehe" anzustellen, wgre t I s r i s Einwand wohl bereehtigt. In diesem t~alle handelte es sieh abet darum, e in e am n o r m a l e n T i e r l ~ n g s t b e k a n n t e , d u r e h z a h l r e i c h e U n t e r - s u e h u n g e n e r h g r t e t e S t o f f w e c h s e l w i r k u n g a n sehilddriisen- losen Tieren zu priifen.

Behufs dessen wurde an vier sehilddriisenlosen Tieren der Naehweis gefiihrt, dab w e d e r auf perorale n o e h auf subcufane Zufuhr yon Chloroform eine erh6hte EiweiBzersetzung erfolgt.

Abet auch mit diesem eindeutigen Ergebnis hat ten wit uns niehf begniigt, in zwei weiteren Versuehen hatten wit uns an sehilddriisen- losen gefiitterten Tieren davon iiberzeugt, dab auch eine drei Tage wghrende perorale Chloroformzufuhr an operierten Tieren unwirksam sei.

DaB wir gar nicht die Absicht batten, ,,vergleiehende Versuche" auszufiihren, geht am besten aus unserem Originaltext hervor. Auf Seite 57 heiBt es:

,,Es soltte also im folgenden untersucht werden, ob a n s e h i l d - d r i i s e n l o s e n Tieren eine Mehrzersetzung von EiweiB dureh kleine Chloroformgaben zu beobachten ist."

Und aueh in unserer SehluBfolgerung fhldef man nirgend eine Be- rufung auf Normalversuehe, yon denen zwei ausgefiihrt wurden, einfaeh, um einmal zu sehen, was in der Literatur yon S ai k ows k y, R o s t o s k y, S a we l i e f f , K e n - T a n i g u t i , B e n e d i c t , P e i s e r und H a r n a e k be- sehrieben wurde.

I e h g / a u b e also, dM3 u n s e r e S e h l u S f o l g e r u n g , n a e h w e l e h e r a n s e h i l d d r / i s e n l o s e n T i e r e n C h l o r o f o r m zu k e i n e m E i w e i B - z e r f a l l f i ih r t , t r o t z d e r E i n w i i n d e tIfi, r is unverS , n d e r t b e - s f e h e n b l e i b t .

Sehr ausfiihrlich werden yon It. jene Versuche besprochen, in welchen ich die Frage untersucht habe, ob die e r h 6 h t e E i w e i l ~ z e r s e t z u n g im i n f e k t i 6 s e n l~ ieber an Tieren zustande kommt, welehe ihrer Sehilddriise beraubf wurden 1) ?

1) Archly f. d. ges. Physiol. 161, 399.

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254 G. Mansfeld :

Die Frage wurde in 17 Stoffweehselversuchen an Hunden und Kaninchen in dem Sinne entsehieden, dab an schilddriisenlosen Tieren im infekti6sen Fieber kein einzigesmal ein vermehrter EiweiBzerfM1 erfolgte, an den normalen Tieren jedoeh jedesmM im Fieber der Eiweil3- stoffweehsel in die HShe ging.

Tells durch unriehtige Wiedergabe der Tatsachen, tells dureh fMsehe Auffassungen, dann durch Bereehnungen, denen jede tatss Grund- lage fehlt, kommt Hs zu dem Ergebnis, dab die angestellten Versuche nieht geeignet sind, unsere Erkenntnis dariiber hinaus zu fSrdern, was bereits bisher bekannt oder vermutet wurde. ,-,Ja mangels an Beweis- kraft sind sie nieht einmaI geeignet bereits Bekanntes zu bestgtigen."

Die Einw~nde H ~ r i s sollen Punkt fiir Punkt besprochen werden: Zungehst meint H s auf S. 128, dab ich dem I r r tum verfMlen sei,

an gef/itterten Tieren aus der Vers der N - B i l a n z e n mein~ Sehliisse zu ziehen und stellt die merkwiirdige Behauptung auf, dug es klar sei, dug Ms ~Iag de r E i w e i B z e r s e t z u n g b log d e r H a r n - N u n d k e i n e s w e g s die N - B i l a n z g e l t e n k ~n n .

Jeder, der sieh aueh nur Ms Dilettant mit der Physiologie des Stoff- weehsels besehs weig, dab ohne Bilanzaufstellung sieh iiberhaupt kein Sehlug auI den Stoffweehsel ziehen liiBt, oder nut ein verkehrter, und so mul~ er beim Lesen meiner Arbeit mir zustimmen, wenn ieh aus der B i l ~ n z meine Sehliisse ziehe. Liest er abet den obigen Satz H s dab ,,Ms MaB der EiweiBzersetzung blog der Harn-N und keineswegs die N-Bilanz gelten kann", muB er wankend werden, denn auch dieses hat etwas Wahres an sieh. Es mug also ~ufgeklgrt werden, wo der Fehler liegt und welehe Bereehnungsweise im v o r l i e g e n d e n F a i l die rich- tige ist.

Es mug jedem klar sein, dab alles davon abhs was wir e r - f a h r e n wol l en . Interessiert uns die Frage, wieviel EiweiB ein ge- fiittertes Tier in 24 Stunden verbrannt hat, u n g e a e h t e t dessen , w o h e r da s Ei.weiB s t a m m t e , ob aus der Nahrung oder aus dem eigenen K6rper, So gewinne ieh die Aufkls sehon Mlein dadureh, dab ieh den I-Iarn-N bestimme und brauehe k e i n e Bilanz aufzustellen. Will ieh aber erfahren, w i e v i e l E i w e i g e in g e f i i t t e r t e s T i e r a u s s e i n e m e i g e n e n K 6 r p e r z u r V e r b r e n n u n g h e r g a b , kann ieh das nur erfahren, wenn ieh eine Bilanz aufstelle, d. h. aus Einfuhr und Ausfuhr ermittele, mn wieviel mehr Stiekstoff das Tier aussehied als as mit der Nahrung einnahm.

DaB in meinen Versuehen, in denen ieh zu ermitteln hatte, ob dureh das Fieber eine E i n s e h m e l z u n g y o n K 6 r p e r e i w e i g stattfindet oder nieht, ieh mieh nieht damit begniigen konnte, den Hana-N zu be- stimmen; sondern unbedingt eine Bilanz aufstellen m uBte, weig Herr I-I ~ri genau so gut als ieh, denu gerade aus seiner weiterela Da~stelhmg

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]3eifrfige zur Physiologie der Schilddrtise. IX. 255

geht es hervor, wie unbedingt notwendig es war, bei derartigen Ver- suehen die Bilanz zu berechnen und aus d i e s e r die Sehliisse zu ziehen:

,,DAB die Bilanzen - - sehreibt H. - - seiner normalen und sehild- driisenlosen Tiere sieh ungleich verhielten, ist einfach dadurch begriindet, dab die normalen Tiere, sobald sie fieberiseh wurden und deshalb ihre FreBlust abnahm, durchweg weniger Stiekstoff als vorher einfiihrten, wghrend an den schilddriisenlosen Tieren in zwei yon drei Versuchen die S~ickstoffzufutn" unvergndert, respekti'v noch etwas gesteigert war." ,,Bei diesem Sachverhalt ist es nut selbstverst/indlieh, dab sich die Bilanz der normaldh Tiere versehlechtern, die der sehilddriisenlosen Tiere aber kaum ver/tndern mul~te, ohne dal~ jedoeh hieraus auf irgendeine Ver/inderung der Eiweil~zersetzung gefolgert werden diirfge."

Jeder Saehkundige kennt jene grundlegende Ta~saehe der Stoff- wechselphysiologie, dal~ die E i w e i l 3 z e r s e t z u n g zu der g e f i i t t e r t e n E i w e i g m e n g e in nahezu gerader Propor t ion fgllt und sgeigt. Wird bei einem gefiitterten Tier die N-Einfuhr herabgesetzg, wie es bei meinen Normaltieren wegen mangelnder Fre131ust der Fall war, so sinkt nagiirlich auch die N-Ausscheidung im Ham. Dies isg ein, e seig 1860 wohlbekannte Tatsache. Hgtte ich bei meinen Versuchen nut den Harn-N beriiek- sichtigt, wie e s H ~ ri t u t u n d einfach migge~eilt, wieviel N. die Tiere vor und wghrend des Fiebers dutch den H a m aussehieden, wie es in Tabelle auf S. 130 yon ihm gegan wird, so w/~re ieh nicht welter gekommen als er.

Ieh frage abet jeden Unbefangenen, ob er aus den Daten jener Tabelle Antwort a u f j e n e F r a g e e r h g l t , w i e v i e l Eiweil3 das T i e r im V o r v e r s u c h u n d w i e v i e l im F i e b e r a u s s e i n e m e i g e n e n K 6 r p e r h e r g a b ? Es ist doch Mar, dal~ wir, um dies zu erfahren, noch wissen miissen, wieviel zugefiihrger Stiekstoff verbrannt wurde. Aus meinen Versuehen ist dies natiirlieh ersichglich, und wenn wir aus diesen die Bilanz bereehnen, so ergibt sieh eben die Ta.tsache, dag die Tiere im Fieber nicht jenem alten Gesetz der Physiologic huldigten, naeh welchem die Einsehr/tnkung der Zufuhr mit Einsehriinkung der N-Aus- fuhr Hand in Hand geht, sondern dab die Normaltiere in einem Versuch (Hr. 7) nut etwas weniger, in den anderen 2 Versuehen sogar m e h r S t i c k s t o f f im F i e b e r a u s s e h i e d e n , t r o t z d e m d a b die N - E i n f u h r bis zu 50% e i n g e s c h r / s war. Dies geht eben nur aus den Werten der Bilanz hervor u n d b e w e i s t das, was in e i n e r U n z a h l y o n V e r s u e h e n s e h o n n a e h g e w i e s e n w u r d e , d.~$ am n o r m a l e n I n d i v i d u u m im F i e b e r e i n e E i n s c h m e l z u n g y o n K 6 r p e r e i w e i $ s t a t t f i n d e t .

Dal3 aber ein Sinken des Harn-N a]s Folge der Nahrungseinschr/s kung von H s anerkannt wird, ersehen wir daraus, was er auf S. 130 sagt: ,,daI~ abet am sehilddriisenlosen Tier 8 ein bedeutender Abfall in der Eiweil~zersetzung eintrat, ist eine einfache Fo]ge (lessen, dab dieses

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256 G. Mansfeld :

Tier im Fieber nut t~glich 0,09 (!) g N zu sich nahm, also sich beinahe im Hungerzustand befand, wo b e k a n n t l i e h die E iwe iBze r se t zung a n f a n g s s t a r k a b z u f a l l e n pflegt"l) .

Dieser Satz k6nnte so gedeutet werden, dab hier die Nahrungsein- sehr~nkung so viel grSl~er war Ms am normalen Tier (Hs sprieht ja yore ttungerzustand), dM~ deshMb ein Sinken der Eiweil~zersetzung hier als ,,einfache Folge" der verminderten FreBlust anerkannt wird. Abgesehen davon, dM~, wie bekan~t, zwisehen N-Einfuhr und N-Ausfuhr Proportionalit~t besteht, soll darauf hingewiesen werden, dal~ in diesem Versuch 8 die Einschr~nkung der N-Einfuhr nut 10% hSher lag Ms zum Beispiel im Normalversuch Nr. 9.

Und mit dieser Beweisfiihrung kommt H~r i zu dam SehluB. dab ,,der yon M. postulierte Gegens~tz zwischen n o r m a l e n und s ch i ldd r i i s en losen T ie ren in den yon ihm mitgeteilten Versuchen sich nieht aufrechterhalten l~ftt".

Es so]l aber aueh ein Eiuwand Hs besprochen werden, der gewi~ einigermaBen berechtigt ist, ui~d zwar, da~ bei diesen see]as Versuchen keine Kot-N-AnMysen durchgefiihrt wurden. Naehdem man aus der H~risehen Kritik abet den Eindruek gewinnen kOnnte, dal~ wir dies ohne Begriindt~ng, etwa aus Unwissen unterlassen haben, muB ich aus unserer Arbeit den entsprechenden Text bier wiedergeben:

,,Noah ein anderer Ma~gel haftet diesen Versuehen an, und das ist, dab wir die anfangs miihselig durchgefiihrten Kotbestimmungen bald aufgegeben haben. DaB diese Ersparnis an Arbeit mit einigem Recht geschah, ergibt sich daraus, dab naeh Versuchen yon K r a s n o g o r s k y ira Fieber stets mehr N im Kot vorhanden war als im afebrilen Zustand, so da~ die m~chtige Mehrausscheidung yon Stickstoff durch den Harn normMer Tiere dan erh6hten Eiweil~stoffweehsel im Fieber atort iori beweist. Zu der Annahme aber, dab beziiglich der Resorption der Nah- rung zwischen normMell und schilddrfisenlosen Tieren sin Unterschied bestehen sollte, feh]te uns jeder Stiitzpunkt. Im iibrigen sind unsere ]~rgebnisse, die wit an gefiitterten Tieren einerseits, an hungernden andererseits gewonnen haben, in so vollem Einklang, dal~ wir kS {iir berechtigt erachten, trotz fehlender Kotanalysen, die ja beim Pflanzen- fresser niemMs ganz exakt sein k6nnen, die Versuche mit NMlrungszu- fuhr zur Beantwortung unserer Frage heranzuziehen."

Im n~ehsten Punkt /~) der H~risehen Arbeit werden (S. 130) maine Versuehe besproehen, welehe ich an h u n g e r n d e n Kaninchen and Hunden ausgefiihrt babe:

a) ,,Es sind da dreiVersuehe", schreibt Hari, ,,Ms brauchbar an- geftihrt, und zwar zweian normMen Tieren und ei n e r am sehilddriisen- losen Tier; ein dritter Normalversuch (21) wird von M." Ms verfehlt

1) Von mir gesperrt.

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Beitri~ge zur Physiologie der Sehilddrtise. IX. 257

b6zeiehnet. Es wird also hier ein einziges sehilddrfisentoses Tier zwei normalen gegeniibergestellt; daB auf diese Weise kein Beweis gefiihrt werden kann, wird wohl nicht bezweifelt werden k6nnen.

b) Das in solehen vergleiehenden Versuehen unerl/igliehe Erfordernis, gleiche Versuchsbedingungen zu schaffen, ist bier wieder vernaehl/issigt, indem in zwei,NormMversuchen Colifiltrat, im schilddriisenlosen jedoeh Dysenterietoxin appliziert wurde. Solehe Versuche lassen sich iiber- haupt nicht vergleichen."

Es fiihrt zur Verzerrung der Tatsachen und ist m. E. vSllig unstatt- haft, eine groge Reihe yon Versuchen, die e i n e r t~rage gewidmet sind, willkiirlieh in Gruppen zu teilen und jede fiir sieh gesondert zu be- sprechen. Jeder, der mit Tierversuchen sich befaBt, weiB, dab ein Er- gebnis nur a u s de r B e r i i c k s i c h t i g u n g a l l e r E i n z e l v e r s u e h e zu gewinnen ist" und niemandem wird es einfallen, einen SchluB zu ziehen aus drei positiven Versuchen, wenn im weiteren Verlaufe der Arbeit z. B. 10 Versuehe ein negatives Ergebnis zeitigen. So muB ich auch gegen diese Art und Weise der Besprechung meiner Versuche Einsprueh erheben und die eben zitierte Darstellung H~r i s , die nur geeignet ist, meinen Versuchen gegeniiber MiBtrauen einzuflSl~en, auf das entsehie- denste zuriickzuweisen.

Es wurden in dieser meiner Arbeit anBer den schon besproehenen 6 Versuchen 11 Stoffweehselversuehe an hungernden Tieren angestellt, davon 4 an Kaninehen, 7 an I-Iunden. In diesen Versuehen wurde nachgewiesen, dab das infekti6se Fieber an 7 schilddriisenlosen Tieren nicht ein einziges Mal zur ErhShung des EiweiBstoffweehsels ffihrte, an 10 normalen Tieren jedoeh die fieberhafte Temperatur jedesmal zur ErhShung des Eiweigstoffweehsels f;iihrte. An dieser Tatsaehe ist eben nichts zu gndern dadureh, dab yon den 7 sehilddriisenlosen Tieren nur ei ne s, ein hungerndes Kaninehen war.

J~hnliches gilt ffir den Einwand sub b). der auch noeh spi~ter wieder- holt wird und prinzipiell wichtig ist, daher n~her er6rtert we'rden muB:

Well eben gerade in der yon t t s kfinstlich gesehaffenen Gruppe zwei Normal~iere Colifiltrat erhielten, ein sehilddriisenloses aber Dys- enterietoxin, seien die Versuehe unbrauchbar, ist eine vSllig ungerechte Behauptung.

Sie wgre bereehtigt, wenn 1. das Dysenterietoxin nieht mindestens solch hohes Fieber erzeugt

hS~tte als z. B. das Colitoxin; 2. wenn ich nicht den Beweis" gefiihrt hgtte, dab das Dysenterietoxin am n o r m a l e n Tier den EiweiBstoff- wechsel in die HShe treibt.

Ad 1 Iniissen wir eben nur den inkriminierten Versueh 18 ansehen, aus welehem hervorgeht, dab naeh Dysenterietoxin die Temperatur yon 38,5 auf 40,5 ~ C anstieg.

Pfliigers Archly f. d. ges. Physiol. Bd. 181. 17

Page 10: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

258 G. ~Iansfeld :

Ad 2 fiihre ieh Versueh 23 an, aus welehem zu ersehen ist, dab Dysen~erietoxin am n o r m a l e n Tier den EiweiBstoffweehsel um 28% in die ttShe treib~. (Vgl. S. 262 dieser Arbeit.)

Naehdem ich diesen Einwand I-I~ris zuriickgewiesen babe, mug ich noeh bemerken, dab er einigemM, und zwar jedesmal, wenn an den Versuohen niehts mehr auszusetzen ist, auf die Behauptung zuriiek- kommt, dab die Versuche .unbrauohbar sind, well nicht immer das gleiehe Toxin verabreioht wurde.

Dieser Einwand ist aber, ~vie mir seheint, ganz und gar unriehtig. Dag d~s Fieber als so l ehes an normMen Individuen zum erhShten EiweiBzerfM1 fiihrt, wissen wit j~ aus zahlreiehen Untersuehungen und namentlieh aus der klinisehen Literatur ist es bekannt geworden, dab es f i i r d e n S t o f f w e e h s e l g a n z e i n e r l e i ist , d u r e h w e l e h e I n f e k t i o n das F i e b e r v e r u r s a e h t w u r d e . In meiner Arbeit sollte eben untersuehg werden, ob das infek~i6se F i e b e r an sieh, gleiehviet dureh welches Toxin herbeigefiihrt, an sehilddriisenlosen Tieren die Eiweigzersetzung verrnehrt oder nieht. In diesem FMle war es nieht~ nur erlaubt, sondern z w i n g e n d e N o t w e n d i g k e i t mi~ versehiedenen Toxinen zu experinaentieren. Denn hgtten wir z. B. Mle Versuehe mit Colifiltrat ausgefiihrt, wie es I-I~ri wiinseht, so w~re der Einwand be- reehtigt gewesen, dab vielleiehg diesem Toxin gegeniiber sehilddr/isen- lose Tiere (beziiglieh der Stoffweehselwirkung) weniger empfindlieb seien Ms normMe.

Aus Mldem geht also hervor, dag beide Einwgnde H ~ r i s nieh~ zu l~eehg bestehen und dutch sie aueh diese Versuehe in ihrer Beweiskraft r/ieht das mindeste einbiiBen.

H~ r i begniigt sieh aueh niehg mig den oben besproehenen Einwgnden, sondern wendet sieh aueh noeh gegen die Art und Weise meiner Be- r e e h n u n g .

Seine Worte laut~en: ,,M. bereehnet zungehst einen Mittelwert fiir die dem l~ieber vorangehende Periode, nnd indem er die Werte der Fieberperiode mit dem Mittelwert der Vorperiode vergleieht, ermigtelt er die Vergnderung der EiweiBzersetzung im Fieber.: ' Naehdem meine Bereehnung fiir die Vorperiode im Versueh 26 und 27 fiir riehgig an- erkanng wird, fghrt er fort: ,,Wenn abet an den beiden ersten Tagen die Werte solehe Sehwankungen aufweisen wie 2,69, 1,53, 2,04 (Vers. 25) oder 2,87 und 1,81 (Ver~. 24), dann miissen diese hohen InitiMwerte auBer t~eehnung gelassen werden. Am Normaltier 24 hat M. dies aueh getan, am sehilddriisenlosen Tier 25 jedoeh u n t e r - l a s s e n . . . " ,,Dadureh, daft M. am sehilddriisenlosen Tier 25 die ganz unregelmi~l~ig sehwankenden hohen Werte der ersten drei Tage der Vorperiode mit in geehnung bringt, wird der Mittelwert der Vorperiode unn~tiirlieh e r h 6 h t und dementspreehend der ganz betr~mhtliehe

Page 11: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

Beitr~ge zur Physiologie der Sehilddrtise. IX. 259

Anstieg des Harn-N dieses sehilddriisenlosen Tieres hn Fieber k i ins~ l i eh 1) h e r a b g e d r / i e k ~ . "

DaB ieh in Versueh 25 die ersten drei Tage zur Vorperiode reehnen m u B t e , ergibt sieh daraus, dab es sieh hier gar nieh~ um einen ,,hohen Init iMwert" handelt, wie H s behauptet. Wird das Mittel yon diesen drei Tagen gezogen, so erhalten wit den Mittelwert 2,08 g pro Tag. Je tz t folgen drei Tage mit 1,56, 1,43 und 1,41 g und nun die zwe i l e t z t e n T a g e v o r d e m F i e b e r mit.: 1,78 u n d 1,63. Der Wer~ 2,08 liegt ja ngher zu 1,78 als dieser yon 1,43 entfernt ist, so dab es bereehtigt war,' aus der ganzen Vorperiode das Mittel zu ziehen. Ganz anders steht die Saehe in Versueh 22. Da haben wit wirklieh einen sehr hohen InitiMwert yon 3,127 gegeniiber allen darauffolgenden. Hier muBte und wurde aneh yon mir dieser Tag ausgesehMtet. Der A n s t i e g im Fieber betriigt naeh dieser, a u e h y o n H s a u f S e i t e 131 g e f o r - d e r t e n B e r e e h n u n g 30}{). Nun komm~ er aber auf Seibe 132 und 133 auf diesen Versueh zu spreehen und als Endergebnis m e i n t er, d e r A n s t i e g se i blofl 18%. Wie kommt H s zu diesem Ergebnis, mug man fragen ~. Etwa dadureh, dab er zur Fieberperiode mehr Tage reehnet Ms ieh - - was aus seiner Darstellung zu vermuten wgre .~ Keine Rede davon[ E i n f a e h so, d a b e r d i e s e n e i n z i g e n w i r k l i e h h o h e n I n i t i a l w e r t m i t z u r V o r p e r i o d e r e c h n e t , um meinen Weft herabzudriieken s).

Den Vorwurf H s dab ieh in Versueh 25 die Vorperiode falsch bereehneg h~tte, um das Ergebnis ,,kiinstlieh herabzudriieken", muB ieh also auf das entsehiedenste zuriiekweisen.

Der eben besproehene Einwand bezieht sieh aber nut auf einen Versuch, die weiteren Ausfiil)rungen H g~ r is riehten sieh gegen eine ganze Reihe yon Versuehen.

Sie lauten folgendermaBen: ,,Ebenso unriehtig ist aber die Bereehnmlg der Steigerung des

Harn-N in der Fieberperiode, indem M. den Harn-N der Fieberperiode an beiden NormMtieren a u s zwe i T a g e n , an beiden sehilddriisen- losen Tieren jedoeh a u s d r e i T a g e n bereehnet." (S. 131.)

Welter unten heiBt es: ,,Ebenso unbegriindet ist aueh die Art der Bereehnung des Versnehes am NormMtier 22, in dem eine Zunahme der Eiweigzersetzung um 30~/o konstatiert wird. Dies Ergebnis erh:glt M. da- dutch, dab er yon den der Injektion folgenden T a g e n b/off d e n e r s t e n h 6 e h s t e n Wert in Betraeht zieh~. Da, wie oben erwi~hnt war, i n a l l e n V e r s u e h e n k o n s e q u e n t e r w e i s e dig S t e i g e r u n g a u s

1) Von mir gesperrt. e) Hs Berechnung ist folgende (s. Vers. 22 auf S. 261 dieser Arheit)

3,127 + 2,338 + 2,281 + 2,220 = 9,966 g: 4 ~ 2,49 g N. pro Tag. Der einzige Fiebertag war der 25/XI. N-Ausscheidung an diese m Tage: 2,95 g. -- 2,49 = 0,46gin. Bei 2,49 ist die Differenz 0,46 = 18~

17"

Page 12: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

260 (~. Mans~eid :

2 - -3 d e r I n j e k t i o n i o l g e n d e n T a g e n b e r e e h n e t wirdl) , ist es nieht gerechtfertigt, in Versuch 22 einen einzigen Versuchstag herauszugreifen, blol~ weil er den tISchstwert aufweist."

,,Diese Art der Bereehnung - - sagt H s - - ls sich auf keinerlei Weise begrfinden und i s t n u t g e e i g n e t , d ie E r g e b n i s s e zu v e r - s c h i e b e n~)."

Wie ~vir sehen, handelt es sich hier nieht um einen einfaehen Einwand, sondern um eine s c h w e r e B e s c h u l d i g u n g . Um voile Klarheit zu sehaffen, mull ich die Versuche bier, genau wie sie im Original zu linden sindS), anfiihren. (S. Tabellen auf S. 261 und 262).

t t s behauptet , ich hs von den Tagen n a c h der Injektion so viele in l%eehnung gezogen, als es mir gerade paste , um das ge- wfinsehte Resultat zu erzie]en. Und in der Tat sehen wir, dab z.B. in Versueh 26 drei Tage, in Vers. 25 zwei Tage, in Vers. 22 gar nur ein Tag usw. als Fiebertagsmittel yon mir berechnet warden. H~t te aber H s n u r e i n e n B l i c k auf die nebenstehende Kolumne ge- worfen, h~tte er sehen mfissen, dab immer nur jene Tage in Rech- hung kamen, an welchen tats~chlich Fieber bestanden hat, ob es nun ein (Vers. 22 und 23), zwei (Vers. 25 und 24) oder drei Tage waren (Vers. 26 und 27).

Und well sich H ~ r i dieser geril~gen Miihe nicht unterzog, schreibt er, da~ sich diese Art der Berechnung auf keine Weise begriinden ]~l~t und dal]' ieh dadurch die Ergebnisse verschieben wollte! !

Aul~erdem ~verden noeh 2 I~Iundeversuehe dieser Arbeit kritisiert, und zwar Vers. 22 und 28, in welehen aui]er dem Eiwei~stoffweehsel aueh der respiratorische Stoffwechsel best immt wurde. Er meint, dal~ die Zuntz-Geppertsehe Methode ungeeignet ist f fir die Bestimmung des Stoffverbrauehes am nieht narkotisierten oder kurarisierten Tier und stellt die Behauptung auf, ich h~tte ,,aus diesen Ergebnissen w e i t g e h e n d e 4 ) , jedoch ganz und gar ungerechtfertigte Sehliisse gezogen".

Gegeniiber dieser falschen Behauptung mul~ ich wSrt]ieh anffihren, was ieh fiber diese Versuehe in meiner Arbeit sage (S. 404):

,,Die Bedenken Vieler gegen Respirationsversuche yon kurzer Dauer teilen wir aueh und betrachten unsere diesbezfiglichen Untersuehungen nur als Vorversuehe fiir kfinftige Untcrsuchungen-und v e r m e i d e n a u s i h n e n d e f i n i t i v e Seh l f i s se z u ziehen~). ' '

t) Von mir gesperrt. 2) Von mir gesperrt. s) Der t%aumersparnis wegen wurden drei Kolumnen (KSrpergewicht, Wasser-

aufnahme, Diurese), we]che hier belanglos sind, fortgelassen. 4) Von mir gesperrt. 5) Im Original nicht gesperrt.

Page 13: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

Beitrage zur Physiolo~qe der Schilddrtise. IX. 261

Und nachdem die ~rgebnisse diescr Ver- suche besprochen wur- den, heiBt es: ,,,Sollte sich dieses Ergcbnis dutch langdaucrnde o Versuche bcst~tigen, so w~re endgiiltig bewie- .~ sell" etc.

t t ~ r i behaupte~ r aber, ich h~tte aus ~>

diesen Versuchen wcit- gehende Schliisse ge- zogcn !

Aber auch die :Bc- rechnung d i e s e r Vcr- suche wird ~on H s kritisiert. Das Ergcb- his des NormMversu- := ches 1/iBt er im groBen und ganzen getten, die E Einw~nde gcgen den

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schilddriisenloscn Vet- such entspringen aber- mals einer Ungenau!g- keit des Kritikers, der- ~= zufolge er den Text, ~ welcher die Tabellen ~>

erl/iutert, offenbar nicht gelesen hat:

,,Wer sieh der Miihe uuterzicht," so hciBt es in mciner Arbeit ~" S. 426, ,,die Berech-

c~ nung der Versuchc ge- = nau anzusehen, wird

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bald erkennen, dab ,= dieselben absichtlieh =

zugunsten der ersten M6glichkcit ausgefiihrt wurden." (N/imlich, dab die Schilddriise im Fieber fiir die W g r m e -

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Page 14: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

262

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b i l d u n g n i c h t i n Be- traeht komrat.) ,,Die mgehtige Steigerung des Gasweehsets am n o r m M e n Tier w~h- rend des Fiebers wurde nut fiir vier Stunden in Reehniing gebraeht, wfi.hrend ffir die noeh s zwOlf Stunden dieses Tages die v i e l n i e d r i g e r e n W e r t e des n g e h s ~ e n T a g e s herangezogen wurden. Hingegen h~g~en wir am sehilddriisenlosen Tier die erh6hLenWerte des drit ten Tages naeh der . Injekt ion, wo s e h o n k e i n F i e b e r b e s t ~ n d e n h~t , z u r F i e b e r p e r i o d e ge- r e e h n e t . "

Darin lieg~ die Er- klgrung, warum in der Tabelle auf Seite 428 die Werte yore 27, 28. und 29. Mai m i t ,,t~ie- be t" bezeichne~ wur- den, und nicht darin, dab ich - - w i e ' H s mein~- - , wo ieh vom Fieber spreche, reich nieht streng an den Befund einer erhShten

KOrpertemperatur hMte !

Dies entspriehtMso den Tatsaehen nieht, und die zwei Versuehe 22 und 27, die er auf S. 135 abgekiirzt an- ffihrt, mn seine Be-

Page 15: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

Beitrage zur Fhysiol0gie der Schflddrtise. IX. 263

hauptung zu beweisen, sind u n r i e h t i g w i e d e r g e g e be n, da in meinen Versuehstabellen auf 8. 424 und 425 das Wort t;ieber gar nicht vor- komm~ und die Tage 26. ~ovember resp. 29. Mai niemals als Fieber- rage bezeichne~ wurden. Die an diesen Tagen gewonnenen Werte des Respir.-Stoffwechsels wurden znr Yieberperiode gerechnet, "urn eben e i n e n :Beweis a f o r t i o r i zu e r b r i n g e n . Dies ist abet aus dem angefiihrten Text klar zu ersehen, und h~tte ihn H. gelesen, wgre er diesem I r r tum nieht verfallen.

Den Wunsch Hs daI~ ich am schilddriisenlosen Tier aueh noch den vierten und fiinften Tag naeh der Injektion zur Fieberperiode h~tte rechnen sollen, wo doch scho n sei~ drei T a g e n k e i n ]Pieber bes~and , kann ieh aueh nich~ als riehtig anerkennen und die Behauptung Hs ,,dab bier Temperatursteigerung und Stoffzerfa]], beide dutch die Intoxikation herbeigeffihrt, nich~ bis zum Ende parallel einhergingen," ist dutch niehts erwiesen. Der wahre S~and der Dinge wird sich eben erst dutch weitere Versuche feststellen lassen~ wie ich es ja in meiner Arbeib ausdriicklieh betont babe.

In einer sehr ausfiihrlichen Bespreehung wendet sich It. gegen meine III. Mitteilung: , ,Uber die U r s a c h e de r p r ~ m o r t a l e n E i w e i l ] z e r - s e t z u n g ' q ) . In dieser Arbei~ wurde in v e r g t e i e h e n d e n V e r s u - c h e n gezeigt, dab der EiweiBstoffwechsel vor dem Hungertode wesent- lich anders verl~uft am normalen, als am schilddriisenlose Kaninehen.

Durch eine mit anerkennenswertem Fleii] zusammengestellten Litterarurfibersicht weist h U n K . naeh, dai] nieht alle Tierarten des Ph~namen der prSmortalen EiweiBzersetzung zeigen. Es linden sieh in der Litera.tur besehriebene Meersehweinchen, Hfihner, Hunde und Katzen, welche den t tungertod starben, ohne vorher eine gesteigerte EiweiBzersetzung zu erleiden. ( H s I. Tabelle.}

Diese Tatsaehe, so interessant sie auch sein mag, hat wenig Bezug auf unsere Versuche, denn ~dr haben ja a u s s c h l i e l ~ l i e h an K a n i n - e h e n unsere diesbeziigliehen Untersuehungea angestellt.

t t . aber schreibt: ,,Urn zu beweisen, dad beim Entstehen der P. S. E.-Z. (wi~mortale Eiweil3zersetzung) die Sehilddriise eine wesent- liche Rol]e spielt, wfirde man erst den Beweis erbringen" miissen, dal] die P. S. E.-Z. aul~er an Kaninchen auch an anderen Tierarten (Hund, Katze, Meersehweinchen, t tuhn) immer, oder wenigstens in iiberwie- gender Zahl der Fglle eintr i t t ."

t t ierauf gebe ich zur Antwort, daJ~ ieh die Rolle der Sehilddriise fiir den Vorgang der P. S. E.-Z. untersuchen wollte und dies selbstver- sti~ndlich nut an solchen Tieren tun konnte und rouble, die im n o r - m a l e n Zustand diese Erscheinung zur Schau tragen, ebenso ~ e es

~) Archly f. d. ges. Physiol. 152, 50.

Page 16: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

264 G. Mansfeld :

wohl niemandem einfallen wiirde, das Ph~Lnomen der Wgrmeregulation am Kaltbliiter zu untersuehen. DaB an normalen Kaninehen aber die P. S. E.-Z. tats~tehlieh fast immer in Erseheinung trit t , wird nun aueh von It. an der Hand eingeheader literatiseher Studien zugegeben and damit anerkannt, dab ieh das riehtige Versuehstier herausgefunden habe. Nun weist abet H. naeh, dag in der Literatur eiaige Kaninehen siela vorfinden, bei denen die E.-Z. nieht immer .an den zwei letzten Tagen eingetreten ist, es kann dies aueh sehon etwas friiher gesehehen. Wit sahen welter oben, dab tI. in seiner ganzen Krit ik gar peinlieh darauf aehtet, dab ,,bei vergleiehenden Versuehen die unerlgNiehe Erfordernis, gleiehe Versuehsbedingungen zu sehaffen," nieht aul3er aeht gelassen wird, vergiBt aber diese Forderung plStzlieh und stellt Tabelle I I I zu- sammen, in weleher als g l e i e h w e r t i g e V e r s u e h e vergliehen werden: meine sehildriisenlosen Kaninehen mit drei Kaninehen yon He y m a n s, einem Kaninehen yon R u b n e r , und naehdem das Kanineheamaterial der Literatur scheinb~r nieht ausreieht, werden, um den Beweis zu fiihren, mit m e i n e n s e h i l d d r / i s e n l o s e n K a n i n c h e n n o c h v e r g l i e h e n e i n H u n d y o n S e h 6 n d o r f f u n d e in IIuhn y o n S e h i m a n a k y .

Die Tabelle sell beweisen, dag die prgmorgale Eiweil~zersetzung aueh an normalen Tieren manehmal so verlguft, als an meinen schild- driisenlosen. Ieh glaube, dam Huhn mad den I-fund aueh mit Einwilligamg yon t I a r i aussehalten zu diixffen, da er doeh selber gezeigg hat, dab an diesen Tieren die P. S. E.-Z. meisg nielat in Erseheinnng tr i t t . Also bleiben die Kaninehen zun~ehst von He y m a n s . Wenn man die Tabelle ansieht, k6nnte man glauben, H ~ r i Mt t e reeht mit seiner Behauptung. Sehaut man abet die Versuehe yon t I e y m a n s im Origina ! na~h, so maeht man sehr interessante Wahrnehmuagen : in keinem einzigen der angefiihrten Versuehe wurde der H a m des l e t z t e n T a g e s bestimmt; nieht ein einziger Tagesharn ~alrde gesondert untersucht, sondern immer der H a m yon drei Tagen zusammen; abet wenn jem~nd glaubL dab der Harn iiberhaupt quantit~tiv gesammelt wurde, der irrt sieh! H e y - r o a n s besehreibt die Methodik wie folgt: ,,lurine 6mise tombe ~ travers la grille sur ma plan inelia6 et s'eeoule dans un flacon. C 'es t e e t t e u r i n e seu le q u i a 6 t6 r e e u e i l l i e , m e s u r 6 e e t a n a l y s 6 e " l ) .

Und mit dieser Methodik gewonnene Ergebnisse sollen entseheiden, ob die E.-Z. am ersten, zweiten, dri t ten oder vierten Tag vet dem Tode eintritt, diese Versuehe werden mit meinen vergliehen, in welehen doeh der H a m t~Lglieh his zum Tode mit dem Katheter quanti tat iv gewonnen wurde, t i e y m a n s sell gewiB kein Vorwurf gemaeht werden, weil er doeh gar nieht fiber pramortale Eiweigzersetzung gearbeitet hat. Diese Yersuehe wurden nur yon It. zum Vergleieh herangezogen, well w e n n a u c h ein gesteigerter Zerfall an dan letzten zwei Tagen ein-

~) Von mir gesperrt Arch. Intern~t. et Ph~rmakodyn. $, 819.

Page 17: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

Beitr~ge zur Physiologie der Schilddrtise. IX. 265

getreten w~re, wie bei meinen normalen Tieren dies unmOglich zu kon- statieren sei, da doch, wie schon erw~hnt, der letzte Tag fiberhaupt nicht untersucht wurde, der vorletzte aber mit den zwei vorhergehenden Tagen zusammen und auch nut jener Urin, der eben vom Tier im dekrepieden Zustand vor dem t tunger tod spontan entleer~ wurde. Und diese tabel- larische Zusammenstellung, in welcher auBerdem meine Versuehser- gebnisse vollkommen entstellt wiedergegeben sind, soll den Beweis er- bringen, dab es normale Tiere gibt, welche sich so verhalten wie meine schilddlfisenlosen ! !

Sollte sich aber jemand mit diesem Beweis nieht begniigen, dann wird dargelegt, dab aueh ~deder die B e re c h n u ng meiner Versuehe ein falsches ]~ild darbietet. Es sei nicht gestattet , - - so heiBt e s - dag der Mittelwert der beiden letzten Lebenstage mi t den vorangehenden Hungertagen vergliehen wird. Es sei , ;Mar , - - meint H s - - d a g m a n e i n ~ i e h t i g e s B i l d d e r V o r g ~ n g e n u t w i r d e r h a l t e n k 6 n n e n , w e n n m a n d e n g a n z e n V e r l a u f d e r N - A u s s e h e i d u n g v o r A u g e n h ~ l t u n d n i c h t n u t d ie M i t t e l w e r t e a u s u n - n a t f i r l i c h a b g e g r e n z t e n V e r s u e h s p e r i o d e n v e r g l e i e h t " .

Es soll fiber diese Frage nieht weiter debat t ier t werden, ich komme dieser Forderung H ~ r i s nach, ich bringe in beistehenden Kurven den

- t ! - / I ] i , t ' . i

Abb. L Hurl~e_r'tag

ganzen Verlauf der N-Ausscheidung yon meinen drei normalen und von drei schilddrfisenlosen Tieren zur Schau und fiberlasse es dem Leser, zu entscheiden, ob ich bereehtigt war aus meinen Versuchen zu folgern, dab ,,in jener Erscheinm~g, welche wit pr~mortale EiweiBzersetzung nennen, die Schilddriise eine wesent.liche l~olle spie]t".

Page 18: Beiträge zur Physiologie der Schilddrüse

266 O. Mansfeld :

Zum Sehlug dieser Betraehtungen wird mir seitens H. der Vor- wurf gemacht., dab ieh in meiner I. Mitteilung, 1911, behauptet ha be, dal~ aueh naeh Exstirpation der Sehilddrfise die EiweiBzersefzung vor dem I{ungertod in die H6he geht, in der III . Mitteilung aber, 1913, zum entgegengesetzte~ Ergebnis gelange. Naehdem H s - - Mlerdings nur in Form einer Frage - - mieh damit besehuldigt, ieh hgtte viel- leieht die friiheren Versuehe (1911) verschwiegen, das heil3t nieht publiziert, weil sie gegen die Rolle der Sehilddrfise bei der P. S. E.-Z. spraehen, mug ieh auf diesen Widersprueh meiner zwei Behauptungen kurz eingehen. Als ieh im Jahre 1911 naehwies, dal] an sehilddriisen- losen Tieren dureh O2-Mangel keine vermehrte N-Ausseheidnng ein- tritt , daehte ieh naeh der Prfifung einiger Einwgnde aueh daran, dab vielleieht an schilddriisenlosen Tieren die Niere (tie Fghigkeit verloren hat, mehr N auszuseheidem Damals arbeiteten wit schon an der P. S. E.-Z., und so hatte ieh an zwei s e h i l d d r f i s e n l o s e n Kaninehen gewonnene Kjehldal-Titer-Werte auf N bereehnet, nnd sah, dab in ehmm Versueh eine Sfeigerung yon 21% (Vers. 5), im anderen yon 17~ (Vers. 7) eingetreten war. Dies spraeh entsehieden dafiir, d~g die Niere sehilddrfisenloser Tiere die Produkte erhShter E.-Z. genau so durehli~Bt, als die Niere normaler Tiere, was ieh mit Berufung auf die erwghnten zwei Versuehe eben zum Ausdruck braehte. Erst nach Be- reehnung der N-Werte sgmtlieher, also aueh der normalen Versuehe stellte es sieh heraus, dab bei diesen die E.-Z. vet dem Hungertod um 110~ 182% und 127~ gesteigert ist. All dies ist aber aus meiner Arbeit klar zu ersehen und die Frage Hs ob die Versuehe, die in der L Mit- teilung (1911) erwS~hnt werden, dieselben oder andere sind, als die in 1913 publiziertenl ist vSUig ungereehtfertigt, nachdem doeh das D~tum bei jedem Versueh angegeben ist.

Blutbildung und Sehilddriise. Unter diesem TiteI hatte ieh in Pflfigers Ax'eh. 152 fiber Versuehe

beriehtet, welche den Zweek batten, die sehon li~ngst vermutete golle. der Sehilddriise fiir die ]31utbildung klarzuste]len, insbesondere zu loriifen, ob nieht der 02-Mangel dessen I~eizwirkung ffir die Schilddriise wit dutch friihere Untersuchungen erkannt haben, in seiner Wirkung auch iiir die Blutbildung yon der Sehilddrfisent~tigkeit abhgngig ist.

Diese Versuehe boten erie Grundi~ge fiir pharmakologisehe lJnter- suehungen, welche zu entseheiden l~atten, Me die Wirkung yon Arsen und Eisea an sehilddriisenlosen Tieren sieh gestaltetl).

Das Ergebnis dieser Versuehe war, dab das Arsen sieh an sehild- driisenlosen Tieren v611ig unwirksam zeigte, die Eisenwirkung abet aueh an operierten Tieren yell zm" Wirkung kam.

1) Arch. f. d. ges. Physiol. 161, 492.

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Beitrage zur Physiologie der Schilddriise. IX. 267

Auch gegen diese Versuche wendet sich nun H~ ri in seiner kritisehen S tu~e mit einer Reihe yon Einwanden, die Punkt flit Pnnkt im fol- genden gepriif~ werden sollen.

Zungchst wird das Ergebnis samtlicher Versuche ,,vernichte~", mit der ]~ehauptung, ,,da~ fiir die unentbehrlichen Kaute ln o f fe n b a r 1) nieht gesorgt wax". H. stiitzt diese Annahme darauf, dal~ aus meinen Arbeiten nicht zu ersehen ist, ,,dab nicht nut die Art der Ern~ihrung, die Zusammensetzung des Futters der normalen nnd schilddriisenlosen Tieren dieselbe, sondern das Futter , das beiden Tiergruppen vorgelegt wird, identisch" war.

Ioh bekenne, da~ ich dies in meiner Arbeit nich~-ausd!iicklich schreibe, aber often gestanden, ist mir der Gedanke auch niemals ge- kommen, dab jemand voraussetzen kSnnte, ieh hat te diese flit jeden Anfanger selbstverstandliche Bedingung vergleichender Versuche aul3er ach~ gelassen. Ich mSchte bei dieser Gelegenheit H ~ r i einer schweren Sorge en~ledigen and m m nachtraglieh mitteilen, dat] in den HShen- versuchen das in der Ebene verabreichte Fut ter (Haler) den Tieren mitgeschiekt worden ist und I-Ierr Kollege Guhr versicherte mir, darauf zu achten, da~ die Tiere ausschlie~lich dieses Fut ter vorgeleg~ bekommen.

Dann wird der Vorwurf gemacht, dal~ zu solchen Untersuchungen n u r T i e r e a u s e i n e m W u r f gebraueht werden diirfen, sonst sind sie nicht beweisend. K. beruft sieh aueh auf B i i r k e r , der an sechs Tieren gleicher Herkunf t seine Versuche anges~e]l~ hat.

Nun ist es ja richtig, da~ eine kleine Anzahl yon Versuchen bewei- sender is~, wenn die Tiere demselben Wurfe ents tammen und man wird immer d~nach trachten, um so eher, well sechs Kaninchen aus einem Wurf leieht erhaltlich sind. Xun mSchte ieh aber die Frage stellen, wie ich der Forderung H ~ r i s nachkommen hat te sollen, da ich doch zur LSsung einer Frage an 152 Kaninchen meine Ver- suche a~ges~ellt habe ?

Die Forderung I ~ r i s abet kSnnte js~ auch so gedeutet werden, dal~ immer nur eine Versuchsgruppe aus einem Wurf s tammen sollte; abet auch dies hat te sei .he Schwierigkeiten gehabt. Die kleinste Versuchs- gruppe bestand auch schon aus 12 Tieren, andere aus 1~5--17 Tieren. Aber auch wenn ich durch besonders fruchtbare Kaninehen zu so einem Tiermaterial gekommen ware, hat te es reich ja yon den Einwanden HAr i s keineswegs geschiitzt, denn es werden ja in der Kri t ik z. B. meine Versuchsgruppen a us dem Jahr 1912 mit jenen verglichen, ~n denen im Jahr 1914 die Versuche angesteHt wurden. Noch eine andere Schwierigkeit w~ire zu fiberwinden gewesen, dab n~mlich meine Versuehs- tiere zur Hglfte schilddriisenlose Tiere waren, yon welchen aber bekannt ist, dalt sie sieh i i b e r h a u p t n i c h t v e r m e h r e n ! Nun kSnnte ~ller-

~) Von mir gesperrt.

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268 G. Mansfeld :

dings behauptet werden, dal~ solehe Fragen dann iiberhaupt nieht 16sbar seien! Dann aber kommen wir zur Folgerung, dal3 samtliehe klinischen Untersuehungen iiber Blutbildung, selbst wenn sie an 1 5 2 individuen angestellt worden sind - - mangels an Beweiskraft - - , zu verwerfen waren, insofern sie nicht an Gesch~4stern ausgefiihrt wurden.

Der Einwand H~r is , dal~ in unseren Versuehen die E x s t . i r p a t i o n der Sehilddriise s e 1 b s t zu so starker Anamie fiihren multte, da~ dadureh unsere Versuehsergebnisse getriibt wurden, seheint mir unriehtig aus folgenden Griinden: Wie ich in meiner Arbeit ausdriieklieh sehreibe, habe ich in. einer l~eihe yon Versuehen naehgewiesen, dal3 die Ab- nahme der Bk. naeh Exstirpation im Laufe yon vier Woehen nie mehr als 99/~ ausmachte. Demgegeniiber beruft sieh H g r i auf zwei Kanin- ehen yon Esse r , an denen die Abnahme in 26 Tagen 15% resp. 7% ausmachte. (Alle anderen angeffihrten Versuehe aus der Li teratur werden selbst yon H. a]s nieht vergleiehbar ausgesehaltet, da sie an Hunden undKatzen gewonnen wurden, denen aueh die EpithelkSrperehen entfernt wurden.) Die Regenerationszeit in meinen Versuehen betrug a b e r n u t 12 T a g e und somiL ist es selbst naeh den Es se r s eh en Ver- suehen v011ig unberechtigt, an meinen Zahlen eine Korrektur yon + 10~o anzubringen, wie es H. willkiirlieh rut und noch hinzufiigt: , ,gabe ieh doeh blo~ eine wahrscheinlieh viel zu geringe Korrektion yon 10% angebraeht!"

~llerdings stellt H. , um dies zu begriinden, eine voltkommen falsehe Behauptung auf, und zwar, daI~ ieh , , o f f e n b a r " die erste Blutuntersuehung sehon v o r der Operation ausgeffihrt babe, also zwisehen der ersten und zweiten Zahlung mehrere Wochen vergehen mul~ten. Diese Annahme ist aber mit niehts gereehtfertigt, denn aus meinen Versuehen geht es deutlieh hervor, dal~ aueh die erste Zahlung am sehilddriisenlosen Tier, also n a e h der Operation dutch- gefiihrt wurde und somit zwischen den zwei Zahlungen immer genau 12 Tage lagen.

Auiter dieser willkiirlieh gemaehten Korrektur werden aber unsere. Versuchsergebnisse dutch H. noeh in einer anderen Weise abgeandert dadureh, dal3 er die yon mir gew~hlte A r t d e r B e r e e h n u n g als unr!ehtig bezeiehnet und n a e h s e i n e r M e t h o d e u m r e c h n e t und dadureh ZIl dem Ergebnis kommt, daI~ die Wirkung der H6henluf~ und des Arsens am sehilddrfisenlosen Tier roll zur Wirkung kommt. Diese Frage ist natiirlieh von prinzipieller Wiehtigkeit, muI~ daher n~her besproehen werden. FI. meint, die riehtige t~erechnung ware gegeben dutch das Verh~ltnis zwisehen der Bk.-Zahl des bereits anamisehen Tieres n a e h und v o r der Einwirkung des zu priifenden Faktors (HShen- luft usw.), wir hingegen berechnen den Grad der Regeneration aus dem

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Verhaltnis zwisehen der Zahl der durch An~imisierung v e r l o r e n e n und der w i e d e r g e b i l d e t e n Blutk6rperehen.

�9 Es ist abet klar, dal~ H~r i , indem er dies behaup~et, d e n Z w e c k u n s e r e r U n t e r s u c h u n g e n v611ig m i l t v e r s t a n d e n ha t .

Dies ]al~t sieh ja ans seinen eigenen Worten beweisen: ,,Diese Be- reehnung ware richtig, - - sagt er - - wenn etwa zu ermitteln ware, ob und inwieweit die Geschwindigkeit der l~egeneration yon der Gr6Be des vorangegangenen Blutverlustes abhangt!" Abet es handelte sich ja in erster Linie gerade um diese Frage ! ~Tir wollten ja eben ermitteln, wie ein Verlust yon Blur am normalen und schilddrfisenlosen Tier auf die Geschwindigkeit der Regeneration einwirkt. Weiterhin, ob dieser R e i z de r A n a m i e auf die Blutbildung nach gleiehem Meehanismus seine Wirkung entfaltet als der O~-Mangel. Dies wurde abet auch in meiner ersten Mitteilung, S. 27, klar zum Ausdruek gebracht: ,,Naehdem die eben mitgeteilten Versuche darauf schliel~en lassen, dab die It~matopoSse in der I~I6he eine Funktion der Sehildd~fise ist, mu~te die Rolle der Sehiddrfise bei der Regeneration yon Ana- mien nntersncht w e r d e n . . . , um zu sehen, ob die An~imie und der 02-Mangel nach gleiehem Mechanismus die Blutbildung beeinfiul3t." ,,Die Versuehe wurden an mit lPhenylhydrazin an~miseh gemaehten Kaninchen ausgeffihrt, und es k a m z u r U n t e r s u e h u n g , e in wie grol~er A n t e i l des V e r l u s t e s in einer bestimmten Zeit (12 Tage) yon normalen und sehilddrfisenlosen Tieren wieder ersetzt wurde.

Ieh gl~uhe, dies ist klar genug ausgedriickt, und wenn ich den Mechanismus der Blntbildung bei d e r A n a m i e untersuehen will, so muI~ ich natfirlieh die Gr61]e des v o r a n g e g a n g e n e n B l u t v e r - l u s t e s mi~ in Reehnung bringen, was eben durch meine Bereehnungs-

�9 ar t der Fall is~. In den Versuehen fiber Arsen und Eisenwirkung an anamischen

Tieren konnte aber die Gr6~e des Blutverlustes aneh nicht aus der Bereehnung vernaehl~ssigt werden, naehdem' doeh eben die Gr613e der Anamie s e l b s t einen Einflul~ auf die Geschwindigkeit der Regeneration ausfibt und durch die Versuehe entsehieden werden sol]te, wie diese Gesehwindigkeit durch Arsen und Eisen beeinflul~t wird.

Die y o n H. mf ihse l ig d u r e h g e f f i h r t e B e r e c h n u n g i s t a lso ff ir u n s e r e F r a g e w e r t ] o s u n d ' s o mnl~ ich an d e r R i e h t i g k e i t d e r v o h m i r b e r e e h n d t e n E r g e b n i s s e n a u c h w e i t e r h i n f e s t - h a l t e n .

Ie h glaube, nicht besonders betonen zu mfissen, dal~ alle Sehlfisse, welehe H.. auf S. 146 und 147 aus meinen Versuehen zieht, den Tat- saehen nieht entsprechen, nachdem alle hier benutzten Zahlen naeh s e i n e r Berechnung gewonnen wurden, bei weleher ja, wie oben gezeigt

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270 C~. MansfehI: Beitr~ge zur Physiologic der Schilddrttse. IX.

wurde, der Grad der An/imie aus der Rechnung ausf~]lt, daher diese Art der Berechnung nur zu Fehlschliissen fiihren karat. Nichtdestoweniger wird auf S. 147 mit d i e s e n f ~ l s o h e n Z a h l e n der Beweis gefiihrt, zu welch unrichtigen Schliissen m e i n e Versuche fiihren! !

Auf die unrichtigen i)arstellungen ~uf S. 147 und 148, welche wohl geeignet sind, zur Chgrgkteristik der ,,kritischen Studie" beizu~ragen, soll nut verwiesen werden, dg sie keinen wesent.lichen Punkt meiner Arbeiten bertihren. Ebenso vexzichte ieh ~uf jene 5fters a usgesprochene Behguptung - - ieh h'gtte meine Ged~nken anderen entlehnt - - ngher einzugehen. Die obigen, wie mir scheint, rein sgehlichen Ausfiihrungen diirften geniigen, um zu en~scheiden, ob meine miihevoll ges~rnmelten Ergebnisse d~zu geeignet sind, unsere Kem~tnisse fiber die l%olle der Schilddrfise zu erweitern.

Eine berechtigte Kri t ik ist gewiB das wirksamste Mittel, unseren schweren Kampf um die Wahrheit zu f6rdern. Es sei den Fachgenossen das Urteil iiberlassen, ob die eben besprochene kritische Studie diesem seh6nen Zweek zu entspreehen -vermag.