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328 ~~ ~ ~ XVIII. Bemerkung iiber die Aucfliisung dcs Se- Zens in SchwEfelsuure; von G. Mag n us. Dafs die Schwefelsgure im concentrirten Zustandc mirklich die Eigenschaft besitzt, Tellm; Selen und Schwc- fel unoxydirt aufzolosen, wie ich dies. Ann. Bd. 10. S. 491. gezeigt habe, glaube ich gegen die im Bd. 12. S. 153. d. Ann. gemachten Einwiirfe des Hrn. Prof. F i s c h a r durch folgenden Versuch bestiitigen zu kiinnen. Die Auflosung des Selen in concentrirter Scliwefcl- ssure erfolgt erst bei einer geririgcn Temperaturerhiihuii~, und man hat sich dabei sehr in Acbt zu nehmen, dals nicht ein Theil desselben oxydirt werde. Mit dieser Vor- sicht wurde eine Quantitat Selen in Vitriol01 anfgeliist, die klare griine Losung in destillirtes Wasser gegossen, und das niedergeschlagcne Selcn auf einem gewogenen Filtruln gesammelt, gut ausgewaschen, getrocknet und ge- wogen. Durch die abfiltrirte Flussigkeit wurde Schwc- felwasserstoff geleitet. Sie triibte sich dadurch unbedcu- tend, und setzte nach eiiiigen Tagen einen sehr geringen gelben' Niederschlag ab , dcr gleichfalls auf ein gcmoge- lies Filtrum gebracht, getrocknet und gewogen wurde. Wiewohl derselbe gewils vieIen iiberschiissigen Schwefel enthiclt, so nahm ich ihn doch fur reines Schmefelselen, und berechnete daraus die Menge des Selens. Sie be- trug 2,09 Proc. oder & des amgef:illten Selens, und dar- iiach wiirde also, wenn das Selen als Osydul in der Schwe- felsliure aufgeliist gewescn ware, der Sauerstoff dieses frag- lichen Oxyduls sich zu dem der selenichten SBure wic 1 : 50 verhalten haben. Ein so unmahrscheinliches Ver- hiiltnil durfte doch wohl schwerlich anzunehmen seyn. Dagcgen scheint inir ails diescin Versuche deutlicli hervonugehen, dafs Schwefcl, Selen und Tollur sich in- oxydirt in der Schwefelsiiure liisen, wenn glcich es anch bei der grofsen Verivandtschaft dieser Kiirper zum Sauer- stoff unlniiglich ist, den Zutritt der Luft so abzuhalten, dafs nicht Spuren von ihncn osydirt werden. Wenn iibrigens Hr. Prof. F. bei der Aufliisnng des Tellurs einc Eatwicklung von scliweflichtcr S;iurc bemerht hat, so kann ich nur annehinen, dcfs desscn ?cllur nicht rein gewe- sell scy; denn init reincm Tcllur liabc ich Senials einc Spur davoii whrgcnommen.

Bemerkung über die Auflösung des Selens in Schwefelsäure

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Page 1: Bemerkung über die Auflösung des Selens in Schwefelsäure

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XVIII. Bemerkung iiber die Aucfliisung dcs Se- Zens in SchwEfelsuure; von G. Mag n us. Dafs die Schwefelsgure im concentrirten Zustandc

mirklich die Eigenschaft besitzt, Tellm; Selen und Schwc- fel unoxydirt aufzolosen, wie ich dies. Ann. Bd. 10. S. 491. gezeigt habe, glaube ich gegen die im Bd. 12. S. 153. d. Ann. gemachten Einwiirfe des Hrn. Prof. F i s c h a r durch folgenden Versuch bestiitigen zu kiinnen.

Die Auflosung des Selen in concentrirter Scliwefcl- ssure erfolgt erst bei einer geririgcn Temperaturerhiihuii~, und man hat sich dabei sehr in Acbt zu nehmen, dals nicht ein Theil desselben oxydirt werde. Mit dieser Vor- sicht wurde eine Quantitat Selen in Vitriol01 anfgeliist, die klare griine Losung in destillirtes Wasser gegossen, und das niedergeschlagcne Selcn auf einem gewogenen Filtruln gesammelt, gut ausgewaschen, getrocknet und ge- wogen. Durch die abfiltrirte Flussigkeit wurde Schwc- felwasserstoff geleitet. Sie triibte sich dadurch unbedcu- tend, und setzte nach eiiiigen Tagen einen sehr geringen gelben' Niederschlag ab , dcr gleichfalls auf ein gcmoge- lies Filtrum gebracht, getrocknet und gewogen wurde. Wiewohl derselbe gewils vieIen iiberschiissigen Schwefel enthiclt, so nahm ich ihn doch fur reines Schmefelselen, und berechnete daraus die Menge des Selens. Sie be- trug 2,09 Proc. oder & des amgef:illten Selens, und dar- iiach wiirde also, wenn das Selen als Osydul in der Schwe- felsliure aufgeliist gewescn ware, der Sauerstoff dieses frag- lichen Oxyduls sich zu dem der selenichten SBure wic 1 : 50 verhalten haben. Ein so unmahrscheinliches Ver- hiiltnil durfte doch wohl schwerlich anzunehmen seyn.

Dagcgen scheint inir ails diescin Versuche deutlicli hervonugehen, dafs Schwefcl, Selen und Tollur sich in-

oxydirt in der Schwefelsiiure liisen, wenn glcich es anch bei der grofsen Verivandtschaft dieser Kiirper zum Sauer- stoff unlniiglich ist, den Zutritt der Luft so abzuhalten, dafs nicht Spuren von ihncn osydirt werden. Wenn iibrigens Hr. Prof. F. bei der Aufliisnng des Tellurs einc Eatwicklung von scliweflichtcr S;iurc bemerht hat, so kann ich nur annehinen, dcfs desscn ?cllur nicht rein gewe- sell scy; denn init reincm Tcllur liabc ich Senials einc Spur davoii whrgcnommen.