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259 55. M. Dennstedt: Bemerkung uber Etard’s Glykolin und ( Eingegangen am 27. Januar. ) Im Jahre 1881 hat Etard (Y. Jahresbericht 1881 S. 509 u 9iO) die Rcobachtung gemocht, dass bei der Destillation VOII G Th. Glycerin und 1 Th. Salmiak eine nach Pyridin riechende Base entsteht, welcher er die Forrnel CS HID N2 zuertheilte und [nit den1 Narnen Glpkolin belegte. E t a r d hat diese Base nur oberflaichlich untersucht urid aeit jecisr Zeit iiber dieselbe Nichts weiter reriiffentlicht. Diese Base schien mir interessant genug, urn die Versucbe E tard’s zu wiederholen, und es gelingt in der That leicht, die beschriebene Base aus dern Reactions- product zu isdireti, das neben dieser aber betriichtliche Mengen FOR Ppridinbasen, namentlich p- Picoliri enthiilt. Im letzten Hefte dieser Rerichte veroffentlicbt C. Stoehr l) eine intrressante Mittbeilung iiber Dimethyldiazin , das er in ahnlicher Weise erhiilt, offenbar ohne die Arbeit E t a r d’s zu kennen. Diirch dieve Mittheilung Stoehr’s bin ich leider erst jetzt auf seine Arbeit irn Journ. fur prakt. Chem. 43, 8. 156 aufmeiksam geworden, ich wiirde sonst die Wiederholung der Eta r d’schen Versuche unterlassen haben und wrrde auch jetzt selbstverstiindlich die begonnene Untersuchuiig, die zu ahnlichen Resultaten, wie sie Stij hr findet, Fiihrte, abbrecben. Ich miichte nur auf einen Purikt anfrnerksam machen. E t a r d’s Glykolin und S t o e h r’s Dirnethyldiazin sind offenbar identisch, ersterer ertheilt der freien Rase die Formel CGH~~N~, letzterer C6HsS2. Durcli die Analyse der Salze, die ich bisher ausgefiihrt habe, lasst sich kaom eine Entscheidung zwischen den beiden Formeln treffen, ich halte aber, trotz der genau stirnmenden Analyse Stoeh r’s, die Formel C6HloK9 ails folgendcn Grijnden nicht fur ausgeschlossen. Ofiknhar entstehcn diese Hawn durch die Einwirkung des Arnnioniaks ant’ das bei der Zersetzung des Glycerins gebildete Acrolei’n, und die Bildung des pl-Picolins linter diesen Hedingungen ist j a aus den Ar- beiten B a e y e r’s (diese Berichte 11, 353). H e s e k i e 1’s (diese Be- richte SVJII, 3091 ) und La d e n b u r g’s (diese Kerichte XXIII, 2690) hirilanplich bekannt; es bildct sich nach der Gleichung: S t o e h r ’8 Dimethyldiazin. :!CBH,O+NHH,=C~H.~N+ 2H2O. Wahrscheinlich bildet sich nun das Glykolin oder Dimethyldiazin aim 2 Mol. Acrolei‘n und 4 Xlol. Amnioniak nach der Gleichung: 2 CJH~O + 2 KH3 = Cg HioK2 -I- 2 H2O 1) Diese Berivhte XXIV, 4105.

Bemerkung über Etard's Glykolin und Stoehr's Dimethyldiazin

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55. M. Denns tedt : Bemerkung uber Etard’s Glykolin und

( Eingegangen am 27. Januar. )

I m Jahre 1881 hat E t a r d (Y. Jahresbericht 1881 S. 509 u 9 i O ) die Rcobachtung gemocht, dass bei der Destillation VOII G T h . Glycerin und 1 Th. Salmiak eine nach Pyridin riechende Base entsteht, welcher er die Forrnel CS HID N2 zuertheilte und [nit den1 Narnen Glpkolin belegte. E t a r d hat diese Base nur oberflaichlich untersucht urid aeit jecisr Zeit iiber dieselbe Nichts weiter reriiffentlicht. Diese Base schien mir interessant genug, urn die Versucbe E t a r d ’ s zu wiederholen, und es gelingt in der That leicht, die beschriebene Base aus dern Reactions- product zu isdireti, das neben dieser aber betriichtliche Mengen FOR

Ppridinbasen, namentlich p - Picoliri enthiilt. Im letzten Hefte dieser Rerichte veroffentlicbt C. S t o e h r l ) eine

intrressante Mittbeilung iiber Dimethyldiazin , das e r in ahnlicher Weise erhiilt, offenbar ohne die Arbeit E t a r d’s zu kennen. Diirch dieve Mittheilung S t o e h r ’ s bin ich leider erst jetzt auf seine Arbeit irn Journ. fur prakt. Chem. 43, 8. 156 aufmeiksam geworden, ich wiirde sonst die Wiederholung der E t a r d’schen Versuche unterlassen haben und wrrde auch jetzt selbstverstiindlich die begonnene Untersuchuiig, die zu ahnlichen Resultaten, wie sie S t i j h r findet, Fiihrte, abbrecben. Ich miichte nur auf einen Purikt anfrnerksam machen.

E t a r d’s Glykolin und S t o e h r’s Dirnethyldiazin sind offenbar identisch, ersterer ertheilt der freien Rase die Formel C G H ~ ~ N ~ , letzterer C6HsS2. Durcli die Analyse der Salze, die ich bisher ausgefiihrt habe, lasst sich kaom eine Entscheidung zwischen den beiden Formeln treffen, ich halte aber, trotz der genau stirnmenden Analyse S t o e h r’s, die Formel C6HloK9 ails folgendcn Grijnden nicht fur ausgeschlossen. Ofiknhar entstehcn diese Hawn durch die Einwirkung des Arnnioniaks ant’ das bei der Zersetzung des Glycerins gebildete Acrolei’n, und die Bildung des pl-Picolins linter diesen Hedingungen ist j a aus den Ar- beiten B a e y e r’s (diese Berichte 11, 353). H e s e k i e 1’s (diese Be- richte SVJII , 3091 ) und La d e n b u r g’s (diese Kerichte XXIII, 2690) hirilanplich bekannt; es bildct sich nach der Gleichung:

S t o e h r ’8 Dimethyldiazin.

: ! C B H , O + N H H , = C ~ H . ~ N + 2H2O.

Wahrscheinlich bildet sich nun das Glykolin oder Dimethyldiazin aim 2 Mol. Acrolei‘n und 4 Xlol. Amnioniak nach der Gleichung:

2 C J H ~ O + 2 K H 3 = Cg HioK2 -I- 2 H2O

1) Diese Berivhte XXIV, 4105.

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und es diirfte ihm demnach nicht die ihm von S t o e h r zuerkannte Formek N

CH3. C( ‘\;CH HC\, ‘C I CHQ

x N H

zukommen, sondern vielleicht

CH3 . C,,’ ‘-, C H HC”, “C . CH3.

NH Zwar wirkt nach S t o e h r salpetrige Saure au f die Rase nicht

ein, ich habe aber gefunden, dass sich aus einer salzsauren mit Na- triurnnitrit versetzten Liisung mit Aether .ein Oel extrahiren liisst, das deutlich die L i e b e r m a n n ’ s c h e Reaction zeigt.

Es sind endlich aiich noch yon T a n r e t durch Einwirkung von Ammoniak auf Traubenzucker Basen erhalten worden, die dieser a13 tr-Ulykosin Cg Hg Na und F-Glykosin C?HloNa bezeichnet; ob diis Erstere rnit der obigen Base identisch ist und ob diese nicht vielmehr, was mir wahrscheinlicher erscheint, wasserstoffreicher sind, muss durch besondere Versuche festgestellt werden.

Ich bin nugenblicklich rnit dahin zielendeu Versachen beschlftigt, und mir die ungestiirte Ausarbeiiung derselben zu sichern, ist der Zweck dieser Zeilen.

38. Wilhelm Eoenigs und August Eppens: Ueber daE Cempher- Phoron.

[Mittheilung aus dem chemischen Laboratorinm der Kgi. Akademie der Wissenschaftcn zu Miinchen.] (Eingegangen am 28. Januar.)

G e r h a r d t und L i & s - H o d a r t ’) erhielten durch Destillation YOID

camphersaurem Kalk ein bei 208@ siedendes leicbtes Oel von pfeffer- munzartigem Geruch, fur welches sie aim der Annlgse und Dampf- dicbte die Formel CgH14O ableiteten. Da sie in d e m d b e n ein Reton, der Camphersaure vermotheten, so nannien sic dasselbe Phoron; es entsteht nach der Gleichung:

I co Ce H11, ’ Ca = C, H14 : CO + Ca CO3.

co 1) Ann. Chem. Pharm. 72, 293: rergl. auch Lauren t Berzel , Jahresher.

XVIII, 502.