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* 23 5 383 I 24 Die Polhohe der Leipziger Sternwarte. Von F. M'zihdi~. Eine Erwiderung auf den gleichnamigen Aufsatz des Herrn Prof. Grossnzann (A. N. Nr. 5348). Der in Nr. 5348 der A.N. von Herrn Prof. Gyossmann veroffentlichte Aufsatz ))Die Polhohe der Leipziger Sternwarte (( zwingt mich zu folgender Erwiderung. Meine Arbeit iiber die Polhohe von Leipzig habe ich als Preisschrift der phil. Fakultat Leipzig und als Dissertation eingereicht; sie ist in die Berichte der Akademie aufgenommen worden. Die Herren Referenten wiirden sie nicht gebilligt haben, wenn ich den Weg sachlicher Kritik und gebotener Riicksichtnahme verlassen und unberechtigte Behauptungen aufgestellt hatte. In sachlicher Hinsicht mochte ich zu den Ausfiihrungen des Herrn Prof. Grossmnnn iiber die Reduktion auf den Mittel- taden folgendes bemerken. Herr Prof. Grossmnnn schreibt : BBei genauerem Studium meiner Arbeit hatte der Kritiker p. 438 lesen konnen: wenn- gleich die Einstellungen immer nioglichst nahe am Vertikal- faden erfolgten . . .((. Wichtiger als dieser Satz ist, was p. 440 zu lesen ist: nAlsdann erfolgte mit Hilfe des Suchers die Einstellung in Azimut und kurz vor Eintritt des Sternes in das Gesichtsfeld die abetmalige Ablesung des Horrebow- Niveaus. Nach 3-5 Bissektionen des Sternes mit dem Rlikro- meterfaden und chronographischer Registrierung derselben wurde wiederum das Horrebow-Niveau abgelesen. Derartige Satze folgten 2-4 aufeinander((. Auf p. 485 steht auflerdem: *Da stets mehrere Einstellungen des Mikrometerfadens auf einen Stern unmittelbar aufeinander folgten . . .(. Das kann kaum anders verstanden werden, als dafl beim Durchgang des Sternes durch das Gesichtsfeld 3-5 Bissek- tionen ausgefuhrt wurden. Nach Ausweis der Tagebiicher folgten diese mehrfachen Einstellungen mit Zwischenzeiten von etwa 10 bis 30 Sekunden aufeinander. Innerhalb eines solchen Satzes, wie er oben geschildert ist, in Azimut nachzudrehen, ist eine Handhabung des Zenit- teleskopes, die man unmoglich annehmen konnte. 1st sie aber dennoch geschehen, dann fallt allerdings die Reduktion auf den vertikalen Mittelfaden fort; ein solches Verfahren stellt aber die wesentlichsten Vorzuge des Zenitteleskopes in Frage. In der IGritik nieiner Ausfuhrungen uber den Uhrstand fordert Herr Prof. Grossiiinm den zahlenmafligen Beweis fur meine Behauptung, datJ der geradlinig interpolierte Stand ron den1 durch Gangformeln gefundenen bis zu Sekunde ab- weichen kann und Fehler von '/3 Sekunde beim geradlinig interpolierten Stand oft vorkommen werden. Zur Begrundung meiner Behauptung moge folgendes dienen. Die Gange der beiden Uhren (Dencker XIIund Tiede 336) Potsdam, Geodatisches Institut, I 92 5 Febr. 24. werden durch folgende Formeln dargestellt : DXII =~~+0~015if~-0?042dT T336 g=~~+0.OI4,./B-O0.037nT. Beide Uhren befanden sich damals in demselben Raum, erlitten also fast genau dieselben Storungen durch Luftdruck und Temperatur. Ihre geradlinig interpolierten Korrektionen mussen also fast genau dieselben Abweichungen von den streng berechneten Korrektionen zeigen. Bei den Schwankungen von B u n d T, die erfahrungs- gemail3 innerhalb einer Woche bei der ungiinstigen Aufstellung der beiden Uhren auftreten konnen, kann man sich leicht durch eine kleine Rechnung ein Urteil bilden, wie gron diese Abweichungen sein konnen. Herr Prof. Hqn hat mir aus den Akten der Leipziger Sternwarte folgendes mitgeteilt : In den Jahren 1905-1907 sind die taglichen Korrektionen von D XI1 nach obiger Formel gerechnet worden, giiltig fur den Mittag. In den folgenden Beispielen gelten die fettgedruckten Werte fur den Tag der Zeitbestimmung, die nur wenige Stunden spater erfolgte. In der Spalte u sind die Abweichungen der geradlinig inter- polierten Werte gegen die streng berechneten gegeben. 1905-6 AU V 1906-7 nr- V Dez. 27 -6m20?87 OSOO Dez. 22 -6m45:68 0'00 28 20.83 0.12 23 45.20 0.30 30 20.96 0.58 25 44.52 0.61 29 20.86 0.31 24 44.78 0.54 Jan. I 20.28 0.22 27 44.55 0.22 2 -6 19.91 0.00 28 44.56 0.03 3' 20.67 0.45 26 44.43 0.52 3 19.59 0.11 29 44.42 0.02 4 19.28 0.22 30 -6 44.22 0.00 5 19.00 0.29 6 18.84 0.25 Jan. 23 -6 34.31 0.00 7 -6 18.89 0.00 24 33.51 0.30 25 32.83 0.49 26 32.36 0.47 27 31.92 0.41 28 31.j5 0.29 29 -6 31.34 0.00 Diese Beispiele machen es wohl glaubhaft, tlaD Ab- weichungen von 052 bis 053 nicht zu den Seltenheiten gehoren. Etwas aufiergewohnliches liegt darin nicht ; altere Uhren, die thermisch nicht besonders geschutzt aufgestellt sind, werden oft solche Gange wie die beiden Leipziger Uhren zeigen. F. MddzSy. Bemerkung zu vorstehendem Aufsatz. Da ich eine Fortsetzung der Polemik mit Herrn Mii/z/& fur aus- sichtslos halte, sehe ich unter Aufrechterhaltung meiner Ausfiihrungen in A. N. Nr. 5348 hiervon ab, mu& mir jedoch vor- behalten, auf diesen oder jenen Punkt bei geeigneter Gelegenheit zuruckzukonimen. E. Grossl?ionn. Druckfehlerberichtigng. In Peters, Sechsstellige Logarithmen der trigonometrischen Funktionen von oo bis 90' fiir jedes 'I'ausendstel des Grades ist Seite 143, tang 70100 statt 9.059367 zu setzen 9.095367. -4. K(7hYStf nt.

Bemerkung zu vorstehendem Aufsatz

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* 2 3 5 383 I 24

Die Polhohe der Leipziger Sternwarte. Von F. M'zihdi~. Eine Erwiderung auf den gleichnamigen Aufsatz des Herrn Prof. Grossnzann (A. N. Nr. 5348) .

Der in Nr. 5348 der A.N. von Herrn Prof. Gyossmann veroffentlichte Aufsatz ))Die Polhohe der Leipziger Sternwarte (( zwingt mich zu folgender Erwiderung.

Meine Arbeit iiber die Polhohe von Leipzig habe ich als Preisschrift der phil. Fakultat Leipzig und als Dissertation eingereicht; sie ist in die Berichte der Akademie aufgenommen worden. Die Herren Referenten wiirden sie nicht gebilligt haben, wenn ich den Weg sachlicher Kritik und gebotener Riicksichtnahme verlassen und unberechtigte Behauptungen aufgestellt hatte.

In sachlicher Hinsicht mochte ich zu den Ausfiihrungen des Herrn Prof. Grossmnnn iiber die Reduktion auf den Mittel- taden folgendes bemerken.

Herr Prof. Grossmnnn schreibt : BBei genauerem Studium meiner Arbeit hatte der Kritiker p. 438 lesen konnen: wenn- gleich die Einstellungen immer nioglichst nahe am Vertikal- faden erfolgten . . .((. Wichtiger als dieser Satz ist, was p. 440 zu lesen ist: nAlsdann erfolgte mit Hilfe des Suchers die Einstellung in Azimut und kurz vor Eintritt des Sternes in das Gesichtsfeld die abetmalige Ablesung des Horrebow- Niveaus. Nach 3-5 Bissektionen des Sternes mit dem Rlikro- meterfaden und chronographischer Registrierung derselben wurde wiederum das Horrebow-Niveau abgelesen. Derartige Satze folgten 2-4 aufeinander((. Auf p. 485 steht auflerdem: *Da stets mehrere Einstellungen des Mikrometerfadens auf einen Stern unmittelbar aufeinander folgten . . .(.

Das kann kaum anders verstanden werden, als dafl beim Durchgang des Sternes durch das Gesichtsfeld 3-5 Bissek- tionen ausgefuhrt wurden. Nach Ausweis der Tagebiicher folgten diese mehrfachen Einstellungen mit Zwischenzeiten von etwa 10 bis 30 Sekunden aufeinander.

Innerhalb eines solchen Satzes, wie er oben geschildert ist, in Azimut nachzudrehen, ist eine Handhabung des Zenit- teleskopes, die man unmoglich annehmen konnte. 1st sie aber dennoch geschehen, dann fallt allerdings die Reduktion auf den vertikalen Mittelfaden fort; ein solches Verfahren stellt aber die wesentlichsten Vorzuge des Zenitteleskopes in Frage.

In der IGritik nieiner Ausfuhrungen uber den Uhrstand fordert Herr Prof. Grossiiinm den zahlenmafligen Beweis fur meine Behauptung, datJ der geradlinig interpolierte Stand ron den1 durch Gangformeln gefundenen bis zu Sekunde ab- weichen kann und Fehler von '/3 Sekunde beim geradlinig interpolierten Stand oft vorkommen werden. Zur Begrundung meiner Behauptung moge folgendes dienen.

Die Gange der beiden Uhren (Dencker XIIund Tiede 336) Potsdam, Geodatisches Institut, I 92 5 Febr. 24.

werden durch folgende Formeln dargestellt : D X I I = ~ ~ + 0 ~ 0 1 5 i f ~ - 0 ? 0 4 2 d T T 3 3 6 g = ~ ~ + 0 . O I 4 , . / B - O 0 . 0 3 7 n T .

Beide Uhren befanden sich damals in demselben Raum, erlitten also fast genau dieselben Storungen durch Luftdruck und Temperatur. Ihre geradlinig interpolierten Korrektionen mussen also fast genau dieselben Abweichungen von den streng berechneten Korrektionen zeigen.

Bei den Schwankungen von B u n d T, die erfahrungs- gemail3 innerhalb einer Woche bei der ungiinstigen Aufstellung der beiden Uhren auftreten konnen, kann man sich leicht durch eine kleine Rechnung ein Urteil bilden, wie gron diese Abweichungen sein konnen.

Herr Prof. H q n hat mir aus den Akten der Leipziger Sternwarte folgendes mitgeteilt : In den Jahren 1905-1907 sind die taglichen Korrektionen von D XI1 nach obiger Formel gerechnet worden, giiltig fur den Mittag. In den folgenden Beispielen gelten die fettgedruckten Werte fur den Tag der Zeitbestimmung, die nur wenige Stunden spater erfolgte. In der Spalte u sind die Abweichungen der geradlinig inter- polierten Werte gegen die streng berechneten gegeben.

1905-6 AU V 1906-7 nr- V Dez. 2 7 -6m20?87 O S O O Dez. 22 -6m45:68 0'00

28 20.83 0 . 1 2 2 3 4 5 . 2 0 0.30

3 0 20.96 0.58 2 5 44.52 0 . 6 1 29 20.86 0 . 3 1 24 44 .78 0 .54

Jan. I 20.28 0 . 2 2 2 7 44.55 0.22 2 -6 19.91 0.00 28 44.56 0.03

3' 20.67 0.45 26 44.43 0 . 5 2

3 19.59 0 . 1 1 29 44.42 0 . 0 2 4 19.28 0 . 2 2 30 -6 44.22 0.00

5 19 .00 0.29 6 18 .84 0 . 2 5 Jan. 23 -6 34.31 0.00

7 -6 18.89 0.00 24 33.51 0 . 3 0 2 5 32.83 0 .49 26 32.36 0.47 2 7 31.92 0.41 28 31.j5 0.29 29 - 6 31.34 0.00

Diese Beispiele machen es wohl glaubhaft, tlaD Ab- weichungen von 052 bis 053 nicht zu den Seltenheiten gehoren. Etwas aufiergewohnliches liegt darin nicht ; altere Uhren, die thermisch nicht besonders geschutzt aufgestellt sind, werden oft solche Gange wie die beiden Leipziger Uhren zeigen.

F. M d d z S y .

B e m e r k u n g zu v o r s t e h e n d e m Aufsatz. Da ich eine Fortsetzung der Polemik mit Herrn Mii/z/& fur aus- sichtslos halte, sehe ich unter Aufrechterhaltung meiner Ausfiihrungen in A. N. Nr. 5348 hiervon ab, mu& mir jedoch vor- behalten, auf diesen oder jenen Punkt bei geeigneter Gelegenheit zuruckzukonimen. E. Grossl?ionn.

Druckfehlerberichtigng. In Peters, Sechsstellige Logarithmen der trigonometrischen Funktionen von oo bis 90' fiir jedes 'I'ausendstel des Grades

ist Seite 143, tang 70100 statt 9.059367 zu setzen 9.095367. -4. K(7hYStf nt.