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279 chemischen Arbeiten sehr gut benutzt werden kann, indem kleine Schmelzapparate , Destillirgerfthe u. s. w. bequem dariiber sich anbringen lassen. Endlich muss ich sechstens bemerken , dass wenn man den Cylinder fur den DochibehPlter mehr platt anfertigen lHsst , und auch die Luft aus einer plattgedriickten Spitze zu- Kihrt , man eine sehr schijne, gerade aufgehende, platte Flamme erhilt, die in vielen Flllen beim Gluhen von Glas- rShren auf einer griisseren LBnge, Bei mikrochemischen Calci- nationen, Destillationen und Sublimationen Yon grossem Nutzen seyn kann. Beobachttingen iiber die Deplacirungs- methode ; R o b i q u e t. von Auszug aus dem Journal de Pharmacie XXI. 114. - In Bezug auf die Abhandlung der Herren Bo u l l a y iiber die Deplacirungsmelfiode , wiirde ich diesen meinen vereh- ten Herren Collegeii gern alle Prioritat, die sie in Anspruch nehmen , einriiumen, wenn ich nur allein dabei interessirt wlre; ich habe nie die geringste Wichtigkeit auf eine Sache legen kiinnen, die nach Allem nur eine Art von Anwendung des Realschen Filters ist. Es sind aber mehre meiner Colle- gen dariiber beschuldigt worden, dass sie sich dahin gePussert haben, dass die in Rede stehende Methode zuerst yon mir angewendet worden sey , und deshalb habe ich es fiir meine Schuldigkeit gehalten , bier zu beweisen, dass sie Recht hatten. Alle, die seit fiinf bis sechs Jahren mein Yrivatlabo- ratorium, meine Fabrik und seit zwei bis drei Jahren meine

Beobachtungen über die Deplacirungs-methode

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chemischen Arbeiten sehr gut benutzt werden kann, indem kleine Schmelzapparate , Destillirgerfthe u. s. w. bequem dariiber sich anbringen lassen.

Endlich muss ich sechstens bemerken , dass wenn man den Cylinder fur den DochibehPlter mehr platt anfertigen lHsst , und auch die Luft aus einer plattgedriickten Spitze zu- Kihrt , man eine sehr schijne, gerade aufgehende, platte Flamme erhilt, die in vielen Flllen beim Gluhen von Glas- rShren auf einer griisseren LBnge, Bei mikrochemischen Calci- nationen, Destillationen und Sublimationen Yon grossem Nutzen seyn kann.

Beobachttingen iiber die Deplacirungs- methode ;

R o b i q u e t. von

Auszug aus dem Journal de Pharmacie XXI. 114. -

In Bezug auf die Abhandlung der Herren Bo u l l a y iiber die Deplacirungsmelfiode , wiirde ich diesen meinen vereh- ten Herren Collegeii gern alle Prioritat, die sie in Anspruch nehmen , einriiumen, wenn ich nur allein dabei interessirt w l r e ; ich habe nie die geringste Wichtigkeit auf eine Sache legen kiinnen, die nach Allem nur eine Art von Anwendung des Realschen Filters ist. Es sind aber mehre meiner Colle- gen dariiber beschuldigt worden, dass sie sich dahin gePussert haben, dass die in Rede stehende Methode zuerst yon mir angewendet worden sey , und deshalb habe ich es fiir meine Schuldigkeit gehalten , bier zu beweisen, dass sie Recht hatten. Alle, die seit fiinf bis sechs Jahren mein Yrivatlabo- ratorium, meine Fabrik und seit zwei bis drei Jahren meine

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Vorlesungen in unserer Schule besuchten, wissen dies. Seit zehn Jahren wende ich lange , auf einem Pokal mittelst eines Korks befestigte RShren an, urn verschiedene Substanzen, und namentlich Canthariden mit Aether zu behandeln ; des- selben Apparates habe ich mich hellient zur successiven Be- handlung des Krapps mit Aether, Alkohol und Wasser. SpBter wandte ich dazu an einem Ende ausgezogene Riihren

an, und bei den Versuchen, welche iclr gemeinschaftlich mit Herrn B o u t r o n anstelite, wurden wir iiber die Nettigkeit der Aussonderung des fixen Oels mittelst Aether in Erstaunen gesetzt , und wir Kihrten in unserer Abhandlung an, dass der Aether nach Art eines Stempels wirke, und das be1 vor sich hintreibe, ohne sich damit zu vermischen. Vor vier Jahren bat ich einen meiner Freunde, Herrn L e m a i r e , mir in der Glasfabrik von Choisy - le - Roi gerade lange Riihren, die am untern Ende mit einem Hahn versehen sind, zu besor- sen; man konnte nicht dahin gelangen, diese des Hahns wegen darzustellen; spBter wandfe ich mich an Herrn A clo- q u e , der sie in einer andern Glasfabrik, aber ohne Hahn, construiren liess. Diese Apparate wurden von mehreren Apofhekern unter dein Namen Robiquetscher Apparat begehrt, und Herr A clO qu e hat seit dieser Zeit sie stets in seinem Magazin vorrgthig. Den einfachen Gebrauch dieser Apparate habe ich nie mil dem Namen DepZacirungirnethode belegt, sondern mich darauf beschrankt , davon niitzliche Anwen- dungen zu machen, ohne daruber mehr oder weniger halt- bare Tbeorien aufzustellen. Ich bin der Meinung Geiger's, dass der Druck in der Realschen Presse keineswegs unniifz

sey, wovon man sich besonders bei Arbeiten im Grossen uberzeugen kann, die Operation geht weit schneller vor sich.

Man hat vie1 gesprochen yon der Deplacirung eines Ve- hilrels durch das andere, eine Sache, die sich nicht immer 80 leicht macht , aber nicht von der successiven Deplacirung

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der verschiedenen, in demselben Vehikel lijslichen Bestand- iheile. Diese werden nach dem Grad ihrer Laslichkeit aus-

geschieden, ein fiir die Analysen wichtiger Umstand, der die Nothwendigkeit ergiebt , das Produkt der Filtration in mehre Dosen zu fractioniren; ich werde dariiber einige aus- gezeichnete Beispiele anfiihren.

Es ist beltanntlich noch immer in Frage, ob die Eigen- schaften des Kaffee von einem besondern Principe abhangen, oder ob sie der Vereiuigung mehrerer Bestandtheile zuzu- schreiben sind. B o u t r o n und ich beschaftigten uns vor

drei Jahren mit diesem Gegenstande. 500 Grammen gerii- steten und gemahlenen Kaffee liessen wir in unserm Appa- rate nach und nach mit kleinen Mengen Wasser benetzen. Die ersten 4 Unzen Fiiissigkeit waren dunkelbraun , fast sy- rupartig, und schmeckten widerlich. Zwei Personen, die, um die Wirkungen eines so concentrirten Kaffee zii erfahren, denselben tranken, wozii er aber erst noch mit der Halfte Wasser vermischt werden musste, schliefen die Nacht ruhig und ohne Unbequemlichkeit. Dieses zeigt deutlich, dass dieser erste AUS- zug , so concentrirt er auch war, dem Kaffee doch nur die 15s- lichsten Bestandtheile mit Ausschluss der activen entzogen batke.

Eine zweite Erfahrung, die ich vor zwei Jahren maehte, in Gegenwart des Herrn B e r t h e m 0 t , der zii der Zeit in meinem Laboratorio arbeitete, und die ich Herrn P e 11 e t i e r mittheilte, giebt einen neuen Beweis, wie lange diese Be- handlungsart in meinem Laboratorio gebrHuchlich war. Ich wollte Carmin bereiten, und begann die Behandlung der Co- chenille mit Aether. P e l l e t i e r und C a v e n t o u fiihren an, dass der Aether der Cochenille eine schmierige fette Ma- terie entziehe, aus welcher sie nach der gewijhnlichen Weise eine gewisse Menge Stearin erhielten, aber durch die succes- sive Behandlung, nlmlich durch unterbrechende Theilung der Ausziige, erhielt ich nur ein leichtfliissiges Oel ds Produkt

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der ersten Ausziige, wzhrend die folgenden eine feste kry- stallisirte, fettige Materie lieferten.

W e n n ich mit den Herren B o u l l a y glaube, dass man aus dieser neuen Metllode Vortheile ziehen kann, so halte ich doch die Resultate f i r iibertrieben. Sie Ksst sith nicht an- wenden auf Substanzen, welche die Eigenschaft haben, sich mit Wasser aufzuhIlhen , und in dieser Fliissiglreit leicht- lijsliche Substanzen enthalten, die Herren €3 o u l l ay fiihren die Gentiana an, die nach ihnen nicht leicht in diesen Appa- raten auszuziehen ist, wenn das erste Macerat nicht ausge- presst wird ) nlmlich , wenn sie fast nichts lijsliches mehr enthilt. Aehnlich ist es mit den GallEpfeln. Die ersten Por- tionen Wasser, womit man sie impriignirt , bringen eine iihnliche Erscheinung'heryor ) wie beim calcinirten schweFe1- sauren Kalk.. Das Wasser wird damit gewissermaassen fest, aber statt diese festgewordene Masse der Presse zb: unter- werfen, zerrieb ich sie mit etwas Wasser, brachte sie in den Trichter, und bedeckte sie darauf rnit einer neuen @an- titiit Wasser. Drei Tage gingen hirt, ohne dass ein Tropfen abfloss, aber nach urid nach entstand in der Masse eine Art Contraction, welche die Tinctur niithigte , abzufliessen und ich erhielt so eine Busserst concentrirte Auflijsung. Ich muss gestehen) dass es mir, ohnerachtet meiner Erfahrungen, nicht gelungen ist, der Bereitung des reinen Gerbestoffs Herr zu werden) wie ich auch Aether yon verschiedenen Graden der Concentration, und in verschiedenen VerhBtnissen versuchte. Unter denselben Umstanden und bei iihnlichen Apparaten be- handelt, bildeten sich i n dem einen Rccipienten die zwei Schichten, i n dem andern nicht. Wenn man den Trichter ganz mit Gallgpfeln fiillt und wenig Aether darauf bringt, habe ich stets nur eine Schicht erhalten, und bei etwas war- mer Temperatur , wie im Sommer , ist die Tinctur gewiihn- lich 80 geslttigt, dass sie wie ein dicker Honig abfliesst j durch

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Verdiinnung rnit Aether echeidet sich nichts daraus ab. Un- ter einigen Umsttnden €and ich ) dass die ttherischen Tinctu- ren, die ihre Fluiditst sehr bewahrt hatten, und nicht die von P e 1 o u z e bemerkten zwei Schichten gaben, nach einer gewissen Zeit in zwei Schichten sich schieden. Es verdun- stet etwas Aeiher, und es bilden sich zwei Auffijsungen Yon verschiedenen Dichtigkeiten ; die Ursache davon kenne ich nicht. Ich glaubte zuerst , dass die AetherauflSsung in den nicht hinltnglich verschlossenen Gefissen Wasser aufgenom- men habe, welches sich mit dem Gerbestoff verbinde, und damit und zugleich mit einer gewissell Quantit Lt Wasser nie- dersinke; alter ich fand, dass die dichteste Schicht, die, welche den meisten Gerbestoff enthilt , weniger wiissrig ist, als die dariiber schwimmende. Diejenige Schicht n8mlich) welche den Gerbestoff enthielt , trocknete bei einer Tempera- t u r aus. die weit geringer war, als die des kochenden Was- sers und als die, wobei die andere austrocknete) was nicht der Fall htt te seyn kijnnen, wenn sie einen merklichen Theil Wasser wiirde enthalten haben.

Vor sechs bis sieben Jahren beschiiftigte ich mi&, in Verbindung mit den Herren C o 1 i n zlnd L a g i e r , im Grossen rnit Ausziigen des Krapps durch verschiedene Medien, und wir nahmen unsere Zuflucht zur Filterpresse. L a g i e r un- terrichtete sich dariiber bei R e a1 selbst, und dieser ausge- zeichnete Physilrer bestttigte ) dass er mittelst seiner Presse sehr ausgezeichnet e Deplacirungserscheinungen erhalte. Bei uiisern Versuchen waren wir zuerst erstaunt uber die Con- centration der ersten Auszcge; aber es ergab sich, dass es ausserordentlich schwer hielt , mit diesem Apparate eine vijl- lige Erschijpfung zu bewirken. Die Faser , welche durch ihre Organisation eine Art Schwamm tildet, blshet sich auf) und bleibt mit einem Theile der Flassigkeit getriinkt , welche dem Eindringen eiiier neuen Quantittt Wasser Hinderniss

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entgegensetzt, iiberdem bilden sich in dem Mark Spalten, wodurch ein Theil der Fliissigkeit frei durchpassirt. Wir zogen deshalb vor, besonders bei den Behandlungen mit Wasser , den gepiilverten Krapp mit kleinen Quantitiiten Wasser einige Stunden zu maceriren, und dann der Presse zu unterwerfen. Wir kamen so sclineller und mit weniger Fliissigkeit zum Ziel, meil durch jede l’ressung der groaseste Theil des von der schwammigten Faser absorbirten Vehiliels ausgetrieben wurde , mid einer neuen Einwirkung des Ve- bikels sich nicht melir entgegensetzte.

In Bezug auf das von T h i e r r y angegebene Verfahren zur Darstellung des Cantharidins, muss ich bemerken, dass ich schon seit funfzehn Jahren dasselbe anwandte, und gerade bei dieser Operation fing ich an, mich der Tricliter zu bedienen. Dieses wissen alle Schiiler, die in meinem Laboratorio arbeiteten, wovon ich nur Herrn E. o u s t a n , gegenwzrtig Fabrikant chemischer Produlrte zu Lyon , und Herrn B e r t h e rn o t anfiihre. Indessen glaube ich, dass mein Verfahren’noch Vorziige hat vor dem von T h i e r r y yor- geschriebenen. Statt die Canthariden mehre TaSe mit Ae- iher zu digeriren, dann das Game in den Deplacirungsap- parat zu brixigen, durch wiederliolte Aufgiisse auszuziehen, die Tincturen zu vereinigen und zusanimen zu destilliren, bringe ich die zersfossetien Canthariden in den Trichter und gebe wenig Aether auf einmal darauf, damit ein langsanies Ab- trijpfeln vor sich geht. Ich sondere die ersten abfliessenden Unzen fiir sich ab , die fast nur reines Oel sind, und seize nun die Ausziehung fort uncl destillire die folgendeii Tincturen, die verhiiltnissmSssig weniger Oel enthalten und leichter das Cantharidin geben. Dieses krysiallisirt beim, Erkalten, mit Oel imprzgnirt, das besonders aus den Mutterlaugen her- riihrt; man darf aber nichts vernachlissigen, weil man nur sehr we&g Cantharidin erhXlt. Die rnit dem Oel am mei-

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sten imprzgnirten Theile presse ich zwiscken Josephpapier. Nach der Abscheidung des Oels reicht eine ein fache Auszie- hung mit Alkohol- hin, das Cantharidin sehr weiss und schijn krgstallisirt zu erhalten *).

Es verdient bemerkt zu werden, dass die Canthariden oft sehr verschieden in ihrem Gehalt an Cantharidin sind, was wahrscheinlich von der Art der Zubereitung und Aus- trocknung herriihrt.

Wenn die vorstehenden Bemerkungen auch keinen wis- senschaftlichen Werth haben solllen ,, so hoffe ich doch, dass man sie mit Nachsicht aufnehmen, und dass man sich uberzeugen werde , dass die Methode, welche die Herren B o u l l a y mit dem Namen dei Deplacirungsmethode bezeich- neten, schon vor ihnen von mir ausgeubt und nach ihrem Fortgange und nach ihren Inkonvenienzen erkannt worden ist.

Einfacher Apparat , urn Pflanzenstoffe durch Druck auszuziehen ;

van C. A. K o p.

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Mulder's Natuur- en Scheikundige Archief. 1 Deel. 291.

Auf einem tubulirten Glaskolben befestige man einen Glastrichter durch ein Gemenge von Kalk und Eiweiss. In

*) Ich kann dieses nach eigenen Erfahrungen iiber die Dar- stellung des Cantharidins bestatigen ; nach dem Verfahren van T h i e r r y hat man sehr vie1 mit der viilligen Abschei- dung des Oels zu thun, urn das Cantharidin rein zu erhal- ten, und die Ausbeute betragt kaum mehr als 30 his 40 Gran aus einem Pfunde Canthariden. B r.