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E lektronisch zu beschaffen, hat für die öffentliche Hand und die anbietenden Unter- nehmen zweifellos viele Vorteile: Durch die Transparenz des Inter- nets wird Korruption erschwert, der Prozess wird effizienter und durch den größeren Wettbewerb werden meistens bessere Preise erzielt. Seit 2010 gibt es auch für die österrei- chische Verwaltung die Möglich- keit, Vergabeverfahren komplett elektronisch abzuwickeln. Dank ei- ner Erweiterung in der Applikation von auftrag.at ist es möglich, rechts- konforme Angebote vollelektro- nisch zu erstellen und abzugeben. E-Tendering, die elektronische Ab- wicklung des Ausschreibungspro- zesses, garantiert eine viel raschere räumliche und zeitliche Überbrü- ckung zwischen Bieter und öffent- lichem Auftraggeber sowie eine Vermeidung von Medienbrüchen, was direkt zu sinkenden Prozessko- sten führt. Mittlerweile können fast alle Phasen einer Auftragsvergabe – von der Veröffentlichung der Be- kanntmachung, dem Bereitstellen der Ausschreibungsunterlagen, der rechtsgültigen Angebotsabgabe über die sichere Verwahrung der verschlüsselten Angebote bis hin zur Angebotsöffnung online durchgeführt werden. Allerdings sollten teilnehmende Bieter ent- sprechend vorbereitet sein und vor- her in technische Ausstattung (Hard- und Software) und Schulung der Mitarbeiter investieren. Um Schriftstücke und Doku- mente mittels „qualifizierter elek- tronischer Signatur“ zu unterschrei- ben, müssen sich Unternehmen, die ein Angebot legen möchten, zuerst registrieren. Das kann entweder mit ihrer E-Card – in diesem Fall brau- chen sie zusätzlich ein Kartenle- segerät – oder ähnlich wie beim E-Banking mit dem Handy gesche- hen. Jene Unternehmer, die noch nicht bei FinanzOnline angemel- det sind, müssen den Weg zu einer Registrierungsstelle auf sich neh- men und sich um eine eigene Signa- tur kümmern. Aufgrund dieser bü- rokratischen Hürden – in anderen Staaten reichen Benutzername und Kennwort – lässt sich derzeit der Großteil der österreichischen Auf- traggeber noch nicht auf E-Tende- ring ein. Die Befürchtung, vor allem kleinere Betriebe dadurch von der Teilnahme an einer Vergabe auszu- schließen, ist noch zu groß. Verhaltensmuster ändern „In Österreich sind wir weit hin- ten nach“, bestätigt Alfred Jöchlin- ger, Geschäftsführer des Auftrag- nehmerkatasters Österreich (Ankö). Bis auf wenige Ausnahmen habe die elektronische Beschaffung noch keine große Marktbedeutung. Jöch- linger verweist auf einzelne Staaten in Europa, wo Vergaben bereits großteils elektronisch abgewickelt werden, etwa Portugal, Albanien, Zypern oder die Türkei. Hierzulan- de gibt es vor allem Schwierigkeiten aufgrund der hohen rechtlichen An- sprüche, zum Beispiel bei der Signa- tursoftware. Es gebe verschiedene Anbieter, von denen manche bes- ser, andere schlechter funktionieren. Die Beratungsleistung für Unter- nehmen, die damit Probleme haben, bleibt meistens am Ankö hängen. „Wir müssen hier sehr viel Support- Aufwand leisten“, sagt Ankö-Mitar- beiter Markus Kreuzinger. Immer wieder muss der Ankö auch mit den Anbietern der Signatursoft- www.beschaffung-austria.at Nr. 16 | November 2011 Campus WU | 11 Anlässlich ihres Neubauprojektes hat die WU für die Themen Über- siedlung und Ausstattung einen umfassenden Kooperationsvertrag mit der BBG abgeschlossen. Expertendialog | 03 Über E-Tendering aus KMU-Sicht diskutieren Franz Wiedersich von der niederösterreichischen Wirt- schaftskammer und der steirische IT-Unternehmer Otmar Freidorfer. Klassifikation | 04 Warum ein elektronisches Schlag- wortverzeichnis mit über 30.000 Produktbegriffen das Leben von Auftraggebern und Auftrag- nehmern radikal erleichtern kann. Standardisierung | 05 Im Rahmen des EU-Projektes Peppol entwickeln 17 Teilnehmer aus elf europäischen Ländern einheitliche IT-Lösungen, um grenzenlos in Europa einzukaufen. E-Procurement | 08 Mit einem Masterplan für die österreichische Verwaltung er- arbeitet die BBG gemeinsam mit Experten ein Konzeptpapier für eine vollelektronische Beschaffung. Die Zeitung für den öffentlichen Einkauf. Vor- und Nachteile von E-Tendering + Zeit- und Kostenersparnis: Angebote können bei E-Tendering theoretisch bis zur letzten Sekunde der Einreichfrist gelegt werden, da der Postweg entfällt. Die Doku- mente müssen nicht mehr ausgedruckt werden, auch Logistik- und Portokosten entfallen. + Dokumentation: Die gesamte Kommunikation zwischen Auftraggeber und Bietern wird durch das System genau dokumentiert und automatisch archiviert. + Sicherheit: Den Großteil der geforderten Sicherheitsstandards übernimmt die Applika- tion, einzig die elektronische Signatur bleibt dem Bieter übertragen. + Transparenz: Eine lückenlose Erfassung aller Prozessschritte sichert Transparenz und Nachvollziehbarkeit. + Mehr Wettbewerb: Öffentliche Auftraggeber erhoffen sich durch die leichtere Teilnah- me an E-Tendering-Verfahren mehr Wettbewerb und dadurch noch bessere Preise bei Ausschreibungen. Technische Probleme: Bei einem gravierenden Störfall kann das System eventuell zusammenbrechen, sodass Bieter ihre Angebote nicht fristgerecht einreichen können. In solch einem Fall würde allerdings die Einreichfrist entsprechend verlängert werden. Auch feindliche Hackerangriffe und die Verbreitung neuer Computerviren stellen ein potenzielles Sicherheitsproblem dar. Rechtliche Hürden: Um eine sichere elektronische Signatur zu erstellen, werden Signaturkarte, Kartenlesegerät und Signatur-Software benötigt. Bestehende Firewalls müssen meist durch einen IT-Techniker angepasst werden, da sonst die Signatur-Soft- ware Systemkonflikte hervorruft. Die zweite Möglichkeit besteht in der Signatur mittels Code, der – ähnlich wie beim E-Banking – auf das Handy geschickt wird. Papier: Wird ein Angebot trotz E-Tenderings in Papierform eingereicht, muss es erst in die elektronische Form übertragen werden, damit die Abwicklung ausschließlich elektronisch erfolgen kann. Faktor Mensch: Bis sich E-Tendering komplett durchsetzt, werden laut Schätzungen von Experten noch etwa fünf Jahre vergehen, denn letztlich geht es um den Menschen, der sich auf die neuen Prozesse einlassen muss. E-Tendering – das Ende der Zettelwirtschaft? Die papierlose Abwicklung von öffentlichen Auftragsvergaben steht in Österreich erst am Anfang. Experten glauben aber, dass Einkäufe und Ausschreibungen in fünf Jahren ausschließlich elektronisch erfolgen werden.

Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

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Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

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Page 1: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

Elektronisch zu beschaffen, hat für die öffentliche Hand und die anbietenden Unter-

nehmen zweifellos viele Vorteile: Durch die Transparenz des Inter-nets wird Korruption erschwert, der Prozess wird effizienter und durch den größeren Wettbewerb werden meistens bessere Preise erzielt. Seit 2010 gibt es auch für die österrei-chische Verwaltung die Möglich-keit, Vergabeverfahren komplett elektronisch abzuwickeln. Dank ei-ner Erweiterung in der Applikation von auftrag.at ist es möglich, rechts-konforme Angebote vollelektro-nisch zu erstellen und abzugeben. E-Tendering, die elektronische Ab-wicklung des Ausschreibungspro-zesses, garantiert eine viel raschere räumliche und zeitliche Überbrü-ckung zwischen Bieter und öffent-lichem Auftraggeber sowie eine Vermeidung von Medienbrüchen, was direkt zu sinkenden Prozessko-sten führt. Mittlerweile können fast alle Phasen einer Auftragsvergabe – von der Veröffentlichung der Be-kanntmachung, dem Bereitstellen der Ausschreibungsunterlagen, der rechtsgültigen Angebotsabgabe

über die sichere Verwahrung der verschlüsselten Angebote bis hin zur Angebotsöffnung – online durchgeführt werden. Allerdings sollten teilnehmende Bieter ent-sprechend vorbereitet sein und vor-her in technische Ausstattung (Hard- und Software) und Schulung der Mitarbeiter investieren.

Um Schriftstücke und Doku-mente mittels „qualifizierter elek-tronischer Signatur“ zu unterschrei-ben, müssen sich Unternehmen, die ein Angebot legen möchten, zuerst registrieren. Das kann entweder mit ihrer E-Card – in diesem Fall brau-chen sie zusätzlich ein Kartenle-segerät – oder ähnlich wie beim E-Banking mit dem Handy gesche-hen. Jene Unternehmer, die noch nicht bei FinanzOnline angemel-det sind, müssen den Weg zu einer Registrierungsstelle auf sich neh-men und sich um eine eigene Signa-tur kümmern. Aufgrund dieser bü-rokratischen Hürden – in anderen Staaten reichen Benutzername und Kennwort – lässt sich derzeit der Großteil der österreichischen Auf-traggeber noch nicht auf E-Tende-ring ein. Die Befürchtung, vor allem

kleinere Betriebe dadurch von der Teilnahme an einer Vergabe auszu-schließen, ist noch zu groß.

Verhaltensmuster ändern„In Österreich sind wir weit hin-ten nach“, bestätigt Alfred Jöchlin-ger, Geschäftsführer des Auftrag-nehmerkatasters Österreich (Ankö). Bis auf wenige Ausnahmen habe die elektronische Beschaffung noch k eine große Marktbedeutung. Jöch-linger verweist auf einzelne Staaten in Europa, wo Vergaben bereits großteils elektronisch abgewickelt werden, etwa Portugal, Albanien, Zypern oder die Türkei. Hierzulan-de gibt es vor allem Schwierigkeiten aufgrund der hohen rechtlichen An-sprüche, zum Beispiel bei der Signa-tursoftware. Es gebe verschiedene Anbieter, von denen manche bes-ser, andere schlechter funktionieren. Die Beratungsleistung für Unter-nehmen, die damit Probleme haben, bleibt meistens am Ankö hängen. „Wir müssen hier sehr viel Support-Aufwand leisten“, sagt Ankö-Mitar-beiter Markus Kreuzinger. Immer wieder muss der Ankö auch mit den Anbietern der Signatursoft-

www.beschaffung-austria.atNr. 16 | November 2011

Campus WU | 11Anlässlich ihres Neubauprojektes hat die WU für die Themen Über-siedlung und Ausstattung einen umfassenden Kooperationsvertrag mit der BBG abgeschlossen.

Expertendialog | 03Über E-Tendering aus KMU-Sicht diskutieren Franz Wiedersich von der niederösterreichischen Wirt-schaftskammer und der steirische IT-Unternehmer Otmar Freidorfer.

Klassifikation | 04Warum ein elektronisches Schlag-wortverzeichnis mit über 30.000 Produktbegriffen das Leben von Auftraggebern und Auftrag-nehmern radikal erleichtern kann.

Standardisierung | 05Im Rahmen des EU-Projektes Peppol entwickeln 17 Teilnehmer aus elf europäischen Ländern einheitliche IT-Lösungen, um grenzenlos in Europa einzukaufen.

E-Procurement | 08Mit einem Masterplan für die österreichische Verwaltung er-arbeitet die BBG gemeinsam mit Experten ein Konzeptpapier für eine vollelektronische Beschaffung.

Die Zeitung für den öffentlichen Einkauf.

Vor- und Nachteile von E-Tendering + Zeit- und Kostenersparnis: Angebote können bei E-Tendering theoretisch bis zur

letzten Sekunde der Einreichfrist gelegt werden, da der Postweg entfällt. Die Doku-mente müssen nicht mehr ausgedruckt werden, auch Logistik- und Portokosten entfallen.

+ Dokumentation: Die gesamte Kommunikation zwischen Auftraggeber und Bietern wird durch das System genau dokumentiert und automatisch archiviert.

+ Sicherheit: Den Großteil der geforderten Sicherheitsstandards übernimmt die Applika-tion, einzig die elektronische Signatur bleibt dem Bieter übertragen.

+ Transparenz: Eine lückenlose Erfassung aller Prozessschritte sichert Transparenz und Nachvollziehbarkeit.

+ Mehr Wettbewerb: Öffentliche Auftraggeber erhoffen sich durch die leichtere Teilnah-me an E-Tendering-Verfahren mehr Wettbewerb und dadurch noch bessere Preise bei Ausschreibungen.

– Technische Probleme: Bei einem gravierenden Störfall kann das System eventuell zusammenbrechen, sodass Bieter ihre Angebote nicht fristgerecht einreichen können. In solch einem Fall würde allerdings die Einreichfrist entsprechend verlängert werden. Auch feindliche Hackerangriffe und die Verbreitung neuer Computerviren stellen ein potenzielles Sicherheitsproblem dar.

– Rechtliche Hürden: Um eine sichere elektronische Signatur zu erstellen, werden Signaturkarte, Kartenlesegerät und Signatur-Software benötigt. Bestehende Firewalls müssen meist durch einen IT-Techniker angepasst werden, da sonst die Signatur-Soft-ware Systemkonflikte hervorruft. Die zweite Möglichkeit besteht in der Signatur mittels Code, der – ähnlich wie beim E-Banking – auf das Handy geschickt wird.

– Papier: Wird ein Angebot trotz E-Tenderings in Papierform eingereicht, muss es erst in die elektronische Form übertragen werden, damit die Abwicklung ausschließlich elektronisch erfolgen kann.

– Faktor Mensch: Bis sich E-Tendering komplett durchsetzt, werden laut Schätzungen von Experten noch etwa fünf Jahre vergehen, denn letztlich geht es um den Menschen, der sich auf die neuen Prozesse einlassen muss.

E-Tendering – das Ende der Zettelwirtschaft?Die papierlose Abwicklung von öffentlichen Auftragsvergaben steht in Österreich erst am Anfang. Experten glauben aber, dass Einkäufe und Ausschreibungen in fünf Jahren ausschließlich elektronisch erfolgen werden.

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2 | November 2011

Wenn‘s um IT geht, kommen wir anschei-nend nicht um eng-

lische Begriffe herum. Die elektro-nische Ausschreibung, also die Veröffentlichung, die Angebotser-stellung und die Angebotsabgabe in einem elektronischen Arbeits-ablauf nennt man „E-Tendering“ (englisch „Tender“ = „Ausschrei-bung“). Während nach Abschluss eines Vergabeverfahrens die Be-stellungen bei der BBG schon seit fast fünf Jahren elektronisch abge-schickt und vom Lieferanten auch über dieses Medium empfangen werden können, gab es für das Sta-dium vor der Vertragserrichtung bislang nur Tools für die Bekannt-machung (ausgenommen im Bau-bereich).

Warum? Darüber kann man nur Vermutungen anstellen, aber of-fensichtlich ist der Nutzen des elektronischen Workflows noch nicht erkannt worden. Aus un-serer Sicht ist der Nutzen voll-kommen klar: Auftraggeber und Auftragnehmer arbeiten bei der Erstellung von Ausschreibungen bzw. von Angeboten am Compu-ter. Der Bieter druckt sein Ange-bot aus, kopiert, heftet, verpackt es und schickt es per Boten zu uns – hoffentlich noch rechtzei-tig. Das Angebot wird von uns ge-öffnet, verlesen und dann wieder mit Zuhilfenahme des Computers weiterverarbeitet. Dieser Medien-bruch kostet viel Zeit und Geld.

Manipulationssicherheit garantiertEin anderer Aspekt kann nicht mit Geld bewertet werden, kann aber gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wird der gesamte Aus-schreibungsprozess elektronisch ohne Medienbruch abgewickelt, kann nicht manipuliert werden. Die Angebotsabgabe wird von

einem Server dokumentiert und das Angebot wird auf Basis einer vom Computer aufgezeichneten Zeit unmanipulierbar ge öffnet.

Noch Unsicherheiten vorhandenDer Vorteil liegt dabei klar auf der Hand: Die Prozesskosten werden reduziert, die Sicherheit wird er-höht und eine Manipulation ist dabei nahezu unmöglich. Trotz-dem wurde E-Tendering in Ös-terreich bisher in einem über-schaubaren Ausmaß abgewickelt. Einerseits hat die Privatwirtschaft keine Lösungen angeboten, die sich kurzfristig rechneten, und an-dererseits haben die Auftraggeber zu wenig signalisiert, dass sie be-reit wären, die elektronische Aus-schreibung zu forcieren. Auch die Unsicherheit, ob die notwendige elektronische Signatur von Doku-menten unproblematisch funktio-nieren würde, hat die Umsetzung verlangsamt.

Zusätzlich gibt es aber auch noch das Problem der Anerken-nung von elektronisch signierten Dokumenten: Behörden sind es gewohnt, nur Papierdokumente als Originale anzuerkennen. Bis ein elektronisch signiertes PDF-Dokument als Original anerkannt wird, muss noch einiges an Über-zeugungsarbeit geleistet werden.

Elektronisches Angebot reduziert VerwaltungsaufwandDem Vernehmen nach besteht das Bundesvergabeamt (BVA) nach wie vor darauf, dass im Fal-le eines Einspruches die Verga-beakten ausgedruckt und von der ausschreibenden Stelle übergeben werden. Wenn das BVA einen Zu-gang zum Server erhält, kann das elektronische Angebot als Origi-nal übernommen und zur Ent-scheidungsfindung herangezogen werden. Das würde nicht nur der ausschreibenden Stelle das Aus-drucken und Kopieren ersparen und Manipulationsversuche ver-hindern, es wäre mit ziemlicher Sicherheit ein wichtiges Signal, das zur schnelleren Umsetzung von E-Tendering beitragen würde.

Eines steht fest: nur wenn al-le Beteiligten – Auftraggeber, Auf-tragnehmer und überprüfende Stellen – aktiv an der Umsetzung von E-Tendering mitwirken, kön-nen die Vorteile von elektro-nischen Aussschreibungen reali-siert und genutzt werden. Je eher, desto besser. 

E-Tendering

Ein Kommentar von BBG-Geschäftsführer Andreas Nemec.

An einem elektronischen Strang ziehen.

E-Tendering erleichert die Arbeit, spart Zeit und Geld. Die Umsetzung kann aber nur erfolgreich sein, wenn alle beteiligten Stellen von der Sache überzeugt sind.

„Wird der gesamte Ausschreibungs-

prozess elektronisch ohne Medienbruch

abgewickelt, kann nicht mehr

manipuliert werden.“Andreas Nemec

BBG-Geschäftsführer

auftrag.at/lieferanzeiger.at ist eine Tochtergesellschaft der Wiener Zeitung und sieht sich als ganzheitlicher Dienstleister im Ausschreibungswesen. Sie stellt im Internet nicht nur sämtliche öster-reichische öffentliche Ausschrei-bungen und jene des europäischen Raums elektronisch zur Verfügung, sondern bietet seit heuer auch ei-ne Applikation zur Abwicklung von E-Tendering-Verfahren.

ankoe.atDer Auftragnehmerkataster Öster-reich (Ankö) wurde von den Ge-bietskörperschaften und gesetz-lichen Interessensvertretern gegründet, um eine ökonomische Abwicklung von Vergabeverfahren für alle Beteiligten zu fördern. Im Kataster können sich Bieter nach vergaberechtlichen Anforderungen präsentieren und Auftraggeber die Eignung gezielt überprüfen. Mit dem neuen „E-Angebot“ des An-kö können Bieter mit Zustimmung des Auftraggebers ab sofort ihre An-gebote elektronisch signieren und online abgeben.

ai-ag.deAI Austria GmbH – das öster-reichische Tochterunternehmen der Administration Intelligence AG – ist darauf spezialisiert, natio-nale und internationale Kunden aus dem öffentlichen und industriellen Sektor zur rechtssicheren elektro-nischen Vergabe und Beschaffung zu beraten und bei der Einführung von elektronischen Beschaffungs- und Vergabelösungen und deren Integration in die bestehende IT- Infrastruktur zu unterstützen.

ava-online.atMit der gemeinsamen Internet-Plattform ava-online verfolgen ÖBB und Asfinag das Ziel, die Abläufe ih-rer Vergabeverfahren zu vereinfa-chen und zu beschleunigen. Gleich-zeitig sollen für ÖBB bzw. Asfinag und ihre Vertragspartner die Kosten gesenkt werden und so eine Win-Win-Situation hergestellt werden. Über die Plattform können alle er-forderlichen Daten des Vergabever-fahrens zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer elektronisch ausge-tauscht bzw. übermittelt werden.

veenion.deDie deutsche veenion GmbH (früher „Healy Hudson“) ist auf Lösungen rund um das elektronische Beschaf-fungswesen spezialisiert. Mit „im-pact ordering“ werden individuelle und branchenübergreifende IT-Sy-steme entwickelt, die alle Bereiche des Beschaffungswesens abdecken. Neben privaten Unternehmen ge-hören auch zahlreiche öffentliche Auftraggeber wie die Bundesbe-schaffung mit ihrem e-Shop zu ih-ren Kunden.

vemap.comDie vemap Einkaufsmanagement GmbH bietet öffentlichen Organisa-tionen mit „eAusschreibungen“ eine Softwarelösung, die den gesamt-en Prozess einer Ausschreibung für alle Vergabeverfahren vollelektro-nisch abwickelt und dokumentiert – vom Anlegen der Ausschreibung über das Bereitstellen der Unter-lagen, die elektronische Angebots-abgabe, den Preisvergleich per Mausklick bis hin zur Bestellung.

 Tony Bayer

ware sprechen, um technische Probleme zu lösen. Das Werben

für E-Tendering erfordert ebenfalls einen großen Aufwand. „Wir ste-cken viel Geld in die Vermarktung“, sagt Jöchlinger. Auch für auftrag.at, eine 100-Prozent-Tochter der Wie-ner Zeitung, bedeutet die Einfüh-rung von E-Tendering eine große finanzielle Belastung. Laut Ge-schäftsführer Paul Humann geht es um Investitionen im siebenstelligen Bereich. Dass E-Tendering noch in den Kinderschuhen steckt, liegt sei-ner Ansicht nach weniger an tech-nischen Schwierigkeiten: „Es schei-tert nicht an der Technik, aber sie ist erklärungsbedürftig. Es geht vor allem um den Menschen, der sei-ne eingefahrenen Verhaltensmu-ster ändern muss.“ Dabei sehen Humann und Jöchlinger enormes Einsparungspotenzial im E-Tende-ring, etwa durch geringere Logistik- und Prozesskosten, weil nicht mehr jedes einzelne Dokument numme-riert und unterschrieben werden muss, sondern das gesamte virtuelle Paket signiert wird. Auch die Pro-tokollführung durch einen Mitar-beiter entfällt – das erledigt das Sy-stem. Es gebe noch keine konkreten Zahlen, doch laut EU könne man 16 Prozent der gesamten Prozessko-sten einsparen.

Eine Internetplattform von Asfinag und ÖBBDie automatische Protokollführung ist auch in Sachen Transparenz ein großer Vorteil. So speichert das von auftrag.at entwickelte System alle verfahrensrelevanten Handlungen,

beispielsweise Fragen, die ein Bie-ter gestellt hat und die Antworten der Auftraggeber. Jedes Dokument bekommt einen Zeitstempel und wird mit einem sogenannten „Hash-Code“ versehen. Sogar, wenn ein Zu-tritt zum System fehlschlägt, wird das registriert und abgespeichert. So kann widerlegt werden, wenn ein Angebotsleger behauptet, er hätte sich erfolglos angemeldet und des-halb sein Angebot nicht im vorge-gebenen Zeitrahmen abgeben kön-nen. Sollte das System tatsächlich zusammenbrechen, wird die Ange-botsfrist verlängert. Noch liege der Anteil der elektronischen Auftrags-abwicklungen im einstelligen Be-reich, so Humann. Die Wachstums-kurve sei aber deutlich zweistellig. Paul Humann vergleicht die Ent-wicklung von E-Tendering mit jener des E-Mails vor 12 bis 14 Jahren: „In fünf Jahren ist E-Tendering durch“, ist er überzeugt. In Teilbereichen funktioniert die elektronische Ver-gabe schon einwandfrei.

Auch die Asfinag und die ÖBB Infrastruktur AG betreiben seit

2009 gemeinsam eine E-Tendering-Plattform, für die ein eigenes Soft-ware-System entwickelt wurde. Seit heuer werden laut Heinz Christian Brünner, Asfinag-Einkaufsleiter, al-le Vergaben der Asfinag lücken-los über die elektronische Platt-form abgewickelt. Schwierigkeiten mit der Software oder sonstige Pro-bleme kennt Brünner nicht: „Unse-re Erfahrungen sind äußerst positiv. Wir bekommen fast nur positives Feedback von unseren Mitarbei-tern und den Anbietern, darunter manchmal auch den einen oder an-deren Verbesserungsvorschlag.“

Die Reduktion der Papier-berge und der elektronische Ge-nehmigungsworkflow bringen laut Brünner eine große Zeiterspar-nis. Auch die Bieter seien zufrie-den, weil sie durch den Wegfall des Postwegs mehr Zeit für die Ange-botsstellung hätten. Außerdem sei das System durch die qualifizierte elektronische Signatur und die Ver-schlüsselung der Angebote „weit-aus manipulationssicherer“ als die Papierangebote. 

Für eine qualifizierte elektronische Signatur muss sich

der Bieter zuerst registrieren lassen.

Die wichtigsten E-Tendering-Anbieter.Beschaffung Austria hat im World Wide Web für Sie recherchiert.

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November 2011 | 3

„Wer weiterkommen möchte, muss sich der Herausforderung stellen.“

Für welche Produktbereiche eignen sich E-Tendering-Verfahren? Können Klein- und Mittel-betriebe bei den hohen technischen Anforderungen mithalten? Über diese und andere Fragen diskutieren Franz Wiedersich von der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der steirische IT-Unternehmer Otmar Freidorfer.

Teilnehmer

Otmar Freidorfer Geschäftsführer, Ulbel & Freidorfer GmbH & Co KG

Franz Wiedersich Direktor der Wirtschafts-kammer Niederösterreich

Robert Ertl Generalsekretär des Tender Club Austria (Moderation)

Ertl: E-Tendering wird von der EU-Kommission stark forciert, um einen europaweiten Wettbewerb herzu-stellen. Aber erzeugt das für kleinere Unternehmen nicht einen Wettbe-werbsnachteil?

Wiedersich: E-Procurement bzw. E-Tendering hat zweifellos eine große wirtschaftliche Bedeutung. Ei-ne Untersuchung in Niederösterreich hat aber ergeben, dass sich eher grö-ßere Firmen an elektronischen Aus-schreibungen beteiligen, obwohl re-gionale und lokale Ausschreibungen für KMU eine wichtige Rolle spielen. E-Procurement ist nicht für alle Be-schaffungen geeignet. Daher sollten Beschaffungsvorgänge kleinerer Lie-feraufträge getrennt behandelt und parallel auch normale Ausschrei-bungen durchgeführt werden, um wirklich den Markt zu öffnen.

Ertl: Der Vorteil dabei ist, es ist ver-einheitlicht, schön dokumentier-bar und standardisierbar. Nicht alle österreichischen Bieter haben aber die notwendige EDV-Infrastruktur und nicht jeder weiß, wo man eine elektronische Signatur bekommt.

Wiedersich: Generell halte ich das System für ziemlich fair. Doch die Si-gnatur stellt sicher noch eine große Hürde dar.

Freidorfer: Positiv bei E-Tendering ist, dass es keine Diskussionen mehr ge-ben kann, ob jemand zur Angebots-abgabe zu spät gekommen ist. Be-nachteiligten Berufsgruppen, die mit IT nicht so sehr vertraut sind, könnte die regionale Standes- bzw. Kammer-vertretung helfen.

Ertl: Greift die Diskussion über E-Tendering nicht zu kurz, wenn sich die meisten Unternehmen nicht ein-mal für klassische Ausschreibungen interessieren?

Wiedersich: Wir haben uns als Lan-deskammer mit der regionalen Ver-gabe beschäftigt. Der Ruf nach regio-nalen und lokalen Präferenzen greift nicht. Und es gibt unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten bei den Klein- und Mittelbetrieben je nach Branche. Selbst an regionalen Ausschreibungen nehmen nur etwa 25 Prozent der Betriebe teil. KMU-Orientierung in Vergabeverfahren ist und bleibt aber enorm wichtig.

Parallele Ausschreibungsart?Freidorfer: In gewissen Branchen wä-re es sicherlich intelligent, anfangs elektronische und klassische Papier-Ausschreibungen parallel laufen zu lassen. Man könnte im Vorfeld erhe-ben, ob die betreffende Berufsgruppe beide Ausschreibungsarten wünscht.

Ertl: Solche Gedanken sind für die Eu-ropäische Kommission virulent. Die Einführung des E-Tendering brachte die Frage mit sich, ob es künftig obli-

gatorisch sein soll. Eignet sich E-Ten-dering für alle Vergabeverfahren?

Freidorfer: Für den Auftraggeber be-deutet Zweigleisigkeit doppelte Ar-beit. Sich das notwendige IT-System anzuschaffen, machen viele nur auf Druck. Man sollte die Umstellung mit einzelnen Projekten beginnen und den Markt langsam umstellen.

Wiedersich: Das Ganze entwickelt sich ja seit 2004 in Bereichen wie z.B. dem Hochbau. Das ist besser als eine einmalige Umstellung. Man müsste aus der Praxis auch ableiten, welche Beschaffungsgruppen sich besonders für E-Tendering-Ausschreibungen eignen und welche nicht. Wir versu-chen jedenfalls als Wirtschaftskam-mer, KMU mittels Seminaren mit E-Tendering vertraut zu machen.

E-Tendering hat auch GrenzenFreidorfer: Man kann niemanden zu E-Tendering nötigen. Manche Be-reiche werden sich wohl dauerhaft nicht elektronisch abwickeln lassen, z.B. Architektenwettbewerbe.

Wiedersich: Es wäre eine Frage an die Vergaberechtsexperten, ob man bei mehrstufigen Verfahren z.B. die erste Stufe der Interessenten-suche auf elektronischer Basis und die nächste dann konventionell ab-wickeln könnte?

Freidorfer: Das wäre sinnvoll und würde den Aufwand für den Bieter um einiges vereinfachen. Denn der heutige „Papierkrieg“ bei großen An-geboten ist immer noch gewaltig.

Ertl: Basieren solche Änderungen dann tatsächlich auf elektronischer Beschaffung oder müsste man nicht eher das Vergaberecht z.B. im Un-terschwellenbereich vereinfachen? Wenn die übermittelten Unterlagen fehlerhaft oder nicht mehr ganz ak-

tuell sind, hat der Bieter ein Problem – unabhängig davon, ob er sie vorher eingescannt hat oder nicht.

Wiedersich: Das auf jeden Fall.

Ertl: Sollte der Gesetzgeber in Öster-reich E-Procurement oder E-Tende-ring noch klarer beschreiben?

Wiedersich: Zusätzliche Regelungen sind nicht notwendig, aber: Wol-len wir E-Procurement, E-Tende-ring fördern? Wenn ja, muss man den Zugang für breitere Schichten er-möglichen und Produktgruppen, die man nicht elektronisch ausschreiben kann, herausnehmen.

Freidorfer: Vom Gesetzgeber muss keine Aufklärungsarbeit mehr be-trieben werden. E-Tendering sollte viel mehr in der Öffentlichkeit publik

gemacht werden. Zu wenige wissen, was das wirklich ist.

Ertl: Das könnte auch daran liegen, dass es bis jetzt wenige Anbieter sol-cher Systeme gab und wenige Auf-traggeber, die diese verwendet ha-ben. Eine Organisationsänderung wäre sinnvoll, um die Abläufe an das Beschaffungsprogramm anzupassen.

Freidorfer: Wir testen seit kurzem die elektronische Rechnung, denn Rechnungslauf, Mahnläufe usw. ver-ursachen allein vom Porto und der Datenverwaltung her massive Ko-sten. In der Richtung könnte man was bewegen, um E-Tendering, E- Signatur, E-Fakturierung parallel laufen zu lassen.

Wiedersich: Ja, man muss sich ein-fach mehr mit den gesamten Work-flows beschäftigen.

Am Puls der ZeitFreidorfer: E-Tendering ist am Puls der Zeit und wird kommen, das ist unbestritten. Man sollte es aber Stu-fe für Stufe angehen, logisch struk-turieren und stetige Verbesserungen anstreben. Dabei ist es für einen Un-ternehmer sicher zielführend, sich kritisch zu fragen, was man für sein Unternehmen als nützlich erachtet und was nicht.

Wiedersich: Der Nutzen von E-Pro-curement und E-Tendering ist noch nicht ausreichend bekannt. Daher sind Gesprächsrunden und Publika-tionen wichtig. Nicht alles können so vergeben werden, aber in manchen Branchen – vor allem in der Bau-wirtschaft oder bei standardisier-ten Leistungen – macht es durchaus Sinn. Wir sind auf einem guten Weg, der auch die möglichen Grenzen der Vergabedurchführung aufzeigt.

 Harriett Keber

Expertendialog

„Die elektronische Signatur ist für viele

KMU sicher noch eine große Hürde.“

Franz Wiedersich Wirtschaftskammer NÖ

„Es wäre intelligent, anfangs elektronische und klassische Papier-

Ausschreibungen parallel laufen zu

lassen.“Otmar Freidorfer Ulbel & Freidorfer

Unter der Moderation von Robert Ertl (Mitte) diskutieren Franz Wiedersich (links) und Otmar Freidorfer (rechts)

über das Thema E-Tendering aus KMU-Sicht.

Page 4: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

4 | November 2011 Produkt-Klassifikation

Das Bundesvergabegesetz 2006 (BVergG) enthält ei-nige ausdrückliche

Sonderregelungen für E-Tende-ring-Verfahren. Erstens gibt es Vorgaben für die Gestaltung der Ausschreibungsunterlagen durch den Auftraggeber (§§ 91-94). Es ist festzulegen, ob elektronische An-gebote überhaupt zulässig sind und ob die Abgabe von Papieran-geboten dadurch ausgeschlossen wird. Außerdem sind die Ein-gangsadresse, Kommunikations-wege, zulässige Dokumentenfor-mate und die Verschlüsselung zu regeln. Zweitens wird die Erstel-lung der Angebote durch den Bie-ter geregelt (§§ 113-115). Sofern der Auftraggeber sowohl elektro-nische als auch Papierangebote zugelassen hat, kann (und muss) sich jeder Bieter für eine Abgabe-art entscheiden. Auch hinsichtlich der elektronischen Signatur und der sicheren Verkettung der Ange-botsteile trifft das Gesetz Rege-lungen. Drittens wird die Entge-gennahme und Öffnung der Angebote geregelt (§§ 119-121). Ebenso wie bei Papierangeboten ist meist nur vorgegeben, dass der Auftraggeber bestimmte Anforde-rungen erfüllen muss. So ist in bei-den Bestimmungen die Kenn-zeichnung der Angebote im Zuge der Verlesung vorgesehen, sodass eine nachträgliche Manipulation verhindert werden kann. Obwohl dies bei Papierangeboten (z.B. Stanzen) auf ganz andere Art er-folgen muss als bei elektronischen (z.B. Hash-Codes vergeben), gibt hier das Gesetz keine bestimmte Methode vor.

Keine Eindeutigkeit bei der technischen UmsetzungEbenfalls definiert sind die tech-nischen Anforderungen an die Plattformen zur Entgegennahme elektronischer Angebote. Auch hier sind Ziele vorgegeben, nicht aber die technische Umsetzung. So muss das System die Prüfung der elektronischen Signatur er-

möglichen und den Zugang zu den Daten bis zur Angebotsöffnung verhindern. Fraglich ist etwa auch, wie mit Ausfällen des Eingangs-servers während der Frist oder mit durch Schadsoftware kontami-nierten Angeboten umzugehen ist. Zusätzliche Fragen stellen sich, wenn der Auftraggeber sich hin-sichtlich der technischen Infra-struktur eines externen Dienstlei-sters bedient. In dem Fall müssen die jeweilige Zuständigkeit und Verantwortung des Auftraggebers und des Dienstleisters klar abge-grenzt und geregelt werden. Etwa hinsichtlich der Haftung für Feh-ler bei der Übertragung oder die Kommunikation mit dem Bieter.

Ausschreibungsunterlagen sollen Klarheit schaffenDiese Fälle unterscheiden sich ver-gaberechtlich nicht von ähnlichen Fragen in klassischen Papierver-fahren. Auch die Einlaufstelle für Papierangebote kann unbesetzt sein und ein Auftraggeber kann sich auch in anderen Fällen der Hil-fe Dritter bedienen. Das Gesetz re-gelt diese Fragen nur teilweise und ist aufgrund der geringen prak-tischen Erfahrungen mit E-Tende-ring und der fehlenden Rechtspre-chung nicht immer eindeutig.

Wichtig ist daher eine umfas-sende und klare Regelung dieser Punkte in den Ausschreibungs-unterlagen. Möglich ist, dass im Zuge der weiteren Bearbeitung durch den Auftraggeber (z.B. Prü-fungs-Workflow, Archivierung) aufgrund bestehender interner Bestimmungen eine Papierfas-sung notwendig wird. Sofern im Zuge eines Verfahrens der Akt der Rechtsschutzbehörde zu über-mitteln ist, müssen elektronische Angebote ebenfalls ausgedruckt werden. Dass damit dem Bundes-vergabeamt eigentlich nur eine Kopie des Vergabeaktes vorgelegt wird, scheint es nicht zu stören.

Markus Theiner [email protected]

Tipps aus dem Vergabe kompetenzcenter der Bundesbeschaffung

Im Zentrum jeder Ausschrei-bung steht das sogenannte Lei-stungsverzeichnis: Eine Aufli-

stung von gewünschten Produkten und Dienstleistungen mit ihren spe-zifischen Merkmalen. Hier ist bei-spielsweise festgehalten, wie lang und wie tief ein Schreibtisch sein muss, in welchem Bereich er hö-henverstellbar sein muss oder wie viel Gewicht er tragen können muss. Jedes Produkt hat seine spezi-fischen Merkmale – ein Auto benö-tigt ganz andere Parameter als etwa Molkereiprodukte. Werden Aus-schreibungen künftig elektronisch abgewickelt, muss auch das Lei-stungsverzeichnis elektronisch er-stellt werden.

Die Verknüpfung von einzelnen Produkten und Dienstleistungen mit passenden Merkmalen ist da-bei ein langwieriger Prozess. „Es war naheliegend, für diese Arbeit auf bestehende Klassifikationen zurückzugreifen“, berichtet Jo-hannes Wimmer. Der BBG-Spezi-alist für E-Procurement ist deshalb eine strategische Partnerschaft mit dem branchenübergreifenden Klas-sifikationsstandard „eCl@ss“ einge-gangen.

30.000 Produkte systematisiertDer eCl@ss-Katalog enthält fast 30.000 Produktbegriffe, jeder davon ist mit spezifischen beschreibenden Merkmalen verknüpft. Damit man die Produkte leicht findet, sind sie thematisch gruppiert. In vier Schritten kann man sich von groben Produktbereichen („Einrichtung“) immer detaillierter bis hin zu spe-zifischen Einzelprodukten („Büro-Schreibtisch“) durchblättern. Um die Suche zu erleichtern, sind zu vielen Bezeichnungen Synonyme hinterlegt.

Das Produkt „Bildschirm“ lässt sich beispielsweise auch über den Begriff „Monitor“ finden. Vertrags-partner der Bundesbeschaffung ist das österreichische Unternehmen

Paradine. Der eCl@ss-Kooperati-onspartner entwickelt für die BBG ein eigenes Service-Portal, über das die Einkäufer auf die eCl@ss-Merk-malleisten zugreifen und zu Kata-log-Templates zusammenstellen können, die sie dann in ihre Aus-schreibungen übernehmen. Der eCl@ss-Standard wurde von füh-renden deutschen Unternehmen entwickelt und deckt einen Groß-teil des Produktportfolios der BBG ab. Die Kataloge sind zudem auch mehrsprachig aufgebaut. Ein aus-ländischer Lieferant kann sich das Leistungsverzeichnis damit auf Knopfdruck in seine Sprache über-setzen lassen.

Diesen Vorteil hat auch das EU-Projekt „Peppol“ erkannt, das

den öffentlichen Einkauf in Euro-pa grenzüberschreitend möglich machen will (siehe Seiten 5 bis 7). „Nach den ersten Pilotversuchen zeichnet sich ab, dass eCl@ss euro-paweit die Basis für Leistungsver-zeichnisse werden wird“, berichtet Johannes Wimmer.

Arbeitsersparnis auch beim LieferantenArbeit erspart sich aber nicht nur der Auftraggeber, sondern auch der Lieferant. Wenn ein Unterneh-men einmal seine Produkte nach dem eCl@ss-Standard katalogisiert hat, kann es jedes darauf beruhende Leistungsverzeichnis mit einem Bruchteil des Aufwands ausfüllen.

Die Vorteile eines einheitlichen Datenformates liegen für Paradine-Geschäftsführer Reinhard Pohn auf der Hand: „Durch das genormte Da-tenmodell, auf dem eCl@ss aufbaut und der darin abgebildeten Mehr-sprachigkeit, können Anbieter ihre Produkte umfassend elektronisch beschreiben. So werden Lieferanten effizient unterstützt, wenn sie Kun-den und Geschäftspartnern elektro-nische Produktkataloge in der ge-wünschten Beschreibungstiefe und Sprache anbieten.“

Online-Kataloge doppelt nutzenDoch die Vision geht noch wei-ter. Schon seit Jahren bestellen die Kunden der BBG ihre Produkte in einem elektronischen Shop. Dazu erstellt der Lieferant nach Vertrags-abschluss einen elektronischen Katalog, in dem er genauso alle Produkte mit allen relevanten Ei-genschaften eintragen muss. „Es liegt auf der Hand, für den Katalog im e-Shop künftig einfach den Ka-talog heranzuziehen, den der Lie-ferant ohnehin schon im Zuge des elektronischen Vergabeverfahrens erstellt hat“, so Wimmer.

  Claudia Aponte, Florian Unterberger

„Mit dem e-Cl@ss-Datenformat unterstützen wir die Anbieter dabei, ihre Produkte umfassend

elektronisch zu beschreiben.“

Reinhard Pohn Paradine

Sachgebiete 30

Hauptgruppen 564

Gruppen 4.982

Untergruppen 27.259

Standardmerkmalleisten > 14.371

Merkmale > 15.937

Klassen gesamt 37.869

Merkmale zur Produkt-beschreibung

eCl@ss-Struktur (Release 7.0)

eCl@ss: Wenn alle vom selben reden.Warum ein elektronisches Verzeichnis mit fast 30.000 Produkten das Leben von Auftraggebern und Auftragnehmern radikal erleichtern kann.

Beherrschbare Unsicherheit.Die Möglichkeit einer elektronischen Angebotsabgabe ändert den Ablauf eines Vergabeverfahrens formal kaum. Aufgrund der verwendeten Medien gibt es jedoch faktische Unterschiede in der Gestaltung.

Page 5: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

November 2011 | 5

Elektronische Beschaffungs-prozesse der öffentlichen Hand finden häufig auf nati-

onaler Ebene statt, aber noch kaum im innereuropäischen Bereich. Obwohl E-Procurement die Auf-tragsvergabe für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen nach-weislich einfacher und effizienter macht, fehlen gemeinsame Stan-dards, um an Ausschreibungen in-nerhalb der EU teilzunehmen.

Durch die Komplexität EU-weiter Beschaffungsprozesse sind Auftrag-nehmer und Vergabestellen mit ei-ner Fülle von praktischen, tech-nischen und administrativen Hindernissen konfrontiert. Liefe-ranten müssen von Vergabestellen definierte Bewerbungsbedingungen erfüllen und dabei ausländische Vergaberichtlinien korrekt inter-pretieren, geeignete Nachweise identifizieren, zusammentragen

und einreichen. Nach Auftragsver-gabe und Erbringung der Leistung erfolgt die Übermittlung und Bear-beitung der Rechnung – all dies ge-schieht vielfach manuell, auf Papier und erfordert enormen Zeitauf-wand. Doch schon bald werden sich Unternehmen bei europaweit aus-geschriebenen Beschaffungsaufträ-gen viel Zeit, Geld und Nerven spa-ren können. Neue EU-Initiativen helfen mit, das riesige Potenzial von

E-Procurement gezielt zu mobili-sieren und mit koordinierten Maß-nahmen über Ländergrenzen hin-weg zu fördern.

Peppol unterstützt E-Procurement-Strategie der EUGenau hier setzt das am 1. Mai 2008 gestartete und mit über 30 Millio-nen Euro dotierte Peppol-Projekt (Pan-European Public Procure-ment Online) als Teil des „Compe-

titive and Innovation Framework Programme“ (CIP) der Europä-ischen Union an. Im Vordergrund der Bemühungen steht dabei die Verknüpfung existierender natio-naler Systeme, um pan-europäische Beschaffungsprozesse zu ermögli-chen. Dieses Projekt soll insbeson-dere kleinen und mittelständischen Unternehmen die Teilnahme an Be-schaffungsprozessen innerhalb der gesamten europäischen Union er-möglichen.

Der Beschaffungsprozess als solcher soll vollständig elektro-nisch, d.h. IT-gestützt, ablaufen, von der Veröffentlichung der Aus-schreibung über die Vergabe des Auftrags bis hin zur Bezahlung der Leistungen. Zu den Aufgabenbe-reichen von Peppol gehören insbe-sondere die Erstellung eines „Vir-tual Company Dossiers“ (VCD), die Bereitstellung von geeigneten elek-tronischen Kataloglösungen (E- Catalogue), die Möglichkeit, elek-tronische Signaturen europaweit einzusetzen (E-Signature) sowie die Abdeckung der nachfolgenden Phasen wie etwa der Bestellung (E-Ordering) und Rechnungslegung (E-Invoice).

Einheitliche IT-Infrastruktur soll nationale Systeme verbindenDie entwickelten Peppol-Standards und -Schnittstellen werden aktu-ell durch die teilnehmenden Län-der innerhalb von so genannten Produktionspiloten getestet. Beste-hende nationale Lösungen werden dabei nicht ersetzt, sondern durch eine einheitliche IT-Infrastruk-tur miteinander verbunden und durch ergänzende Bausteine mit gemeinsamen europäischen Stan-dards kompatibel gemacht. Jedes Unternehmen in einem EU-Land kann dann mit jeder öffentlichen Verwaltung in einem anderen EU-Land sämtliche Beschaffungsvor-gänge elektronisch abwickeln. An den Piloten sind unter der Leitung Norwegens als Konsortialführer mehrere Länder involviert. Die ös-terreichische Beteiligung an der Ar-beitsgemeinschaft Peppol.at um-fasst das Bundesministerium für Finanzen (BMF), die Bundesbe-schaffung GmbH und das Bundes-rechenzentrum (BRZ).

Während BMF und BRZ vor allem fachliche und technische In-puts zu den Arbeitspaketen elektro-nische Nachweise (Virtual Company Dossier), elektronische Rechnung (E-Invoicing) und Transport-Infra-struktur liefern, bringt die BBG ih-re Erfahrungen aus dem e-Shop bei den beiden Arbeitspaketen elek-tronische Bestellung (E-Ordering) und elektronischer Katalog (E-Catalogue) europaweit ein.

Standardisierung: Projekt Peppol

Gemeinsame Bausteine für eine grenzenlose Beschaffung. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt Peppol geht in sein viertes und entscheidendes Jahr: 17 Teilnehmer aus elf europäischen Ländern entwickeln standardisierte IT-Lösungen, um grenzenlos in Europa einkaufen zu können.

Page 6: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

6 | November 2011 Standardisierung: Projekt Peppol

Andrea Leutgeb, Peppol-Ko-ordinatorin bei der BBG, be-

richtet: „Nachdem alle technischen Voraussetzungen geschaffen wur-den, geht es nun darum, die Peppol-Komponenten in realen Geschäfts-transaktionen zu evaluieren.“

Durch die Unterstützung der Peppol-Standards lassen sich ver-schiedene E-Procurement-Com-munities innerhalb des gleichen Landes, aber auch über Grenzen hinweg, nahtlos miteinander ver-binden. Unter anderem ist auch ge-plant, die Ergebnisse aus Peppol in einen österreichischen E-Procure-ment-Masterplan (siehe Seite 8) für die Verwaltung einfließen zu lassen.

Innovative Lösungen für alle EU-MitgliedsländerDie verschiedenen Peppol-Pilot-projekte verfolgen ein ambitio-niertes Ziel: Sie müssen EU-weite Beschaffungsprozesse harmonisie-ren, an den gleichen Standards aus-richten und diese in einer sicheren und vertrauenswürdigen IT-Infra-struktur umsetzen.

Die zentrale Herausforderung liegt vor allem darin, die unterstüt-zende IT-Infrastruktur und deren Datenformate so auszulegen, dass diese nicht nur für Großunterneh-men mit ihren ERP-Systemen ge-eignet sind, sondern dass auch ein einfaches Andocken von Klein- und Mittelbetrieben möglich ist. So kön-nen beispielsweise durch Web-Cli-ents auch KMU ihre Waren in Ka-taloge der öffentlichen Verwaltung einbringen, Bestellungen elektro-nisch entgegennehmen, ihre Liefe-rungen mit elektronischen Papie-ren begleiten und ihre Rechnungen elektronisch legen. Neben allgemei-nen Arbeitspaketen (Projektma-nagement, Öffentlichkeitsarbeit)

beschäftigen sich die weiteren Pep-pol-Arbeitspakete mit Themen aus der Vor- und Nach-Vertragspha-se des Beschaffungsprozesses mit dem Ziel, innovative Lösungen für den Austausch elektronischer Ge-schäftsdokumente zwischen den Akteuren bereit zu stellen:

• Elektronische Signatur (E-Signature): Sicherstellung der Daten integrität durch Unterstützung verschiedener Signaturzertifikate und deren Validierung

• Elektronische Nachweise (Virtual Company Dossier): Unterstützung der Bieter bei der Angebotserstellung, Entschei-dungsunterstützung bei der Auswahl nationaler/ausländischer Auswahlkriterien, Zusammenstellung geeigneter Nachweispakete (VCD-System) sowie Übermittlung der Ange-bote als standardisiertes Informationspaket (VCD-Paket)

• Elektronischer Katalog (E-Catalogue): Zugang zu standardisierten digitalen Produktinformationen basie-rend auf eCl@ss und Common Procurement Vocabulary (CPV) (siehe Seite 4)

• Elektronische Bestellung (E-Ordering) und Rechnung (E-Invoicing): Abgabe und Bearbeitung elektronischer Bestellungen und Rechnungen

• Transport Infrastruktur (Transport Infrastructure): Sicherer und verlässlicher Transport der Daten über eine technische IT-Infrastruktur (Service Metadata Locator)

 Tony Bayer

Stimmen zu Peppol

Maria FekterBundesministerin für Finanzen„Österreichische Unternehmen sind bei grenzüber-schreitenden Beschaffungen schon heute höchst er-folgreich. Peppol wird mithelfen, diesen Erfolg wei-ter auszubauen.“

Gerhard PoppSektionschef im Bundesministerium für Finanzen„Vereinfachen, beschleunigen, Effizienzen steigern, Teilnahmen erhöhen – das ist das Ziel von E-Go-vernment. Neben FinanzOnline und dem Unterneh-

mensserviceportal usp.gv.at ist Peppol nun ein weiteres Service für die Wirtschaft, das Erleichterungen und Verbesserungen für das tägliche Geschäft bietet.“

Andreas NemecGeschäftsführer der Bundesbeschaffungsgesellschaft„Elektronische Beschaffung auf nationaler Ebene ist der Beweis dafür, dass der öffentliche Sektor beträcht-liche Gelder einsparen kann. Durch europaweite Stan-

dards und die Anbindung an die bestehende Infrastruktur wird Peppol Wettbewerbsschranken abbauen und Kosteneinsparungen in beträcht-licher Höhe bringen – auch für die österreichische Wirtschaft.“

In den letzten sechs Monaten ist viel passiert: Ein VCD-Pi-lotsystem wurde in Österreich

erfolgreich umgesetzt, reale VCDs wurden bereits erstellt und ver-schickt. Außerdem wurden das Fir-menbuch und die Ediktsdatei des Bundesministeriums für Justiz über Schnittstellen an das VCD-System angebunden, um Nachweise auto-matisiert abrufen zu können. Damit vereinfacht sich die Erstellung und Einreichung eines Angebotes, ins-besondere in grenzüberschreiten-

den Ausschreibungen, da Firmen zuverlässige Entscheidungs hilfen bei der Interpretation von Auswahl-kriterien und Vergaberichtlinien er-halten.

Enorme ZeitersparnisDie Übermittlung der gesammelten Nachweise erfolgt in standardisier-ter elektronischer Form. Dies ver-einfacht und verkürzt den Prozess der Angebotseinreichung erheb-lich, reduziert die Fehleranfälligkeit und steigert die Informationsquali-

tät. Im Bereich der elektronischen Rechnungslegung erfolgten eben-falls bereits reale Transaktionen, z.B. zwischen der norwegischen Bergen Hospital Trust und ihren Zulieferern. Auch Finanzministe-rin Maria Fekter verfolgt dieses am-bitionierte europaweite Projekt mit großem Interesse: „Österreichische Unternehmen sind bei grenzüber-schreitenden Beschaffungen schon heute höchst erfolgreich. Peppol wird mithelfen, diesen Erfolg wei-ter auszubauen.“ 

Die Standardisierung EU-weiter Beschaffungsprozesse im Rahmen von Peppol ermöglicht es, Bietern über ihre Landesgrenzen hinaus an Ausschreibungen teilzunehmen.

Peppol-Meilensteine geben Hoffnung.Die Fortschritte im EU-Projekt Peppol sind rasant: Ein Pilotsystem für das Virtual Company Dossier wurde umgesetzt und auch elektronische Rechnungen werden bereits erfolgreich verschickt.

Page 7: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

November 2011 | 7Standardisierung: Projekt Peppol

Im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens benötigt ein Bieter verschiedene Eignungs-nachweise, die seine Befugnis, seine Zuverläs-sigkeit und seine Leistungsfähigkeit belegen. Das Kernproblem dabei ist, dass es keine grenz-überschreitend einheitlichen Nachweise gibt und dass die gemeinsame Basis – die EU-Ver-gaberichtlinie – von den einzelnen Mitglied-staaten der Europäischen Union in den na-tionalen Vergaberichtlinien unterschiedlich interpretiert wurde. Das bedeutet, dass Unter-nehmer nun zusätzlich zum Sprachenproblem vor der Herausforderung stehen, die in den Ausschreibungsunterlagen geforderten Krite-rien richtig zu interpretieren, um schließlich eine vollständige Bewerbung abgeben zu kön-nen. Was soll z.B. ein österreichischer Unter-nehmer vorweisen, wenn in einer italienischen Ausschreibungsunterlage eine Anti-Mafia-Be-stätigung verlangt wird? Oder ein ausländischer Unternehmer, wenn vorgegeben wurde, dass österreichische Unternehmen einen Kiab-Aus-

zug (Kontrolle illegaler Arbeitnehmerbeschäf-tigung) beilegen müssen?

Bei derartigen Problemen wird die IT-An-wendung „Virtual Company Dossier“ (VCD) künftig Lösungen schaffen. Hierzu wurde ein rechtliches Regelwerk erarbeitet, das die Ablei-tung der national zu erbringenden Nachweise ermöglicht und die Sammlung und Zusammen-stellung der Nachweise zu einem standardisier-ten elektronischen Paket unterstützt, um es an beliebige Beschaffungsstellen in Europa über-mitteln zu können. Momentan sind neben dem EU-Vergaberecht und dem österreichischen Vergaberecht vier weitere nationale Vergabe-richtlinien (Deutschland, Frankreich, Italien, Griechenland) enthalten. Im Rahmen der Pilo-tierung soll durch Einbeziehung der Informa-tionen aus E-Certis ein komplettes Regelwerk erarbeitet werden.

Eine Besonderheit der österreichischen Implementierung ist die Anbindung von be-stehenden E-Government-Services (z.B. aktu-

eller Finanzamtsauszug über FinanzOnline), die diese Nachweise liefern. Zukünftig können Unternehmen mittels einer Meldung die ver-waltungsinterne Sammlung und Zusammen-stellung der erforderlichen Nachweise über Schnittstellen durchführen. Dies trägt we-sentlich zur Entbürokratisierung bei. Die ein-fachere Beteiligung an Vergabeverfahren soll insbesondere Klein- und Mittelbetrieben die Teilnahme an Vergabeverfahren erleichtern und so zu mehr Wettbewerb beitragen. Der-zeit wird neben der Pilotierung an der Spezifi-kation einer weiteren Komponente gearbeitet, die öffentliche Stellen zukünftig dabei unter-stützen wird, Kriterien bezüglich Qualifikation und Eignung, die ein Bieter im Rahmen eines Vergabeverfahrens erfüllen muss, nicht nur schriftlich in der Ausschreibungsunterlage zu dokumentieren, sondern diese auch digital be-reitzustellen. Dies erleichtert die Prüfung, ob die erhaltenen Nachweise die geforderten Kri-terien tatsächlich belegen.

Virtual Company Dossier (VCD)

Mit dem Beschluss der Europäischen Kommis-sion vom 25. Februar 2011 über Mindestanfor-derungen für die grenzüberschreitende Ver-arbeitung von Dokumenten sollen durch die Festlegung der zu verwendenden Signaturfor-mate die elektronischen Verfahren noch mehr vereinheitlicht werden und dadurch zu mehr Akzeptanz und Vereinfachung führen. Seit 1. August 2011 sind Behörden angehalten, elek-

tronische Signaturen in einem der sechs neuen AdES-Formate – das sind standardisierte PDF-Formate zur Versendung elektronischer Doku-mente – zu verwenden.

Diese müssen nun in bestehende Signatu-ranwendungen eingebunden werden, was sich aus Sicht des deutschen Peppol-Partners „bre-men online services“ (bos) – einem führenden Anbieter von IT-Lösungen für die sichere und

rechtsverbindliche Datenübermittlung – kurz-fristig realisieren lässt.

Anders sieht es hingegen bei der grenzüber-greifenden Validierung der Zertifikate aus dem EU-Ausland aus. Eine neue Software-Applika-tion steht zurzeit nur in einem Pilotbetrieb in den Peppol-Teilnehmerländern zur Verfügung und wird für den Produktiveinsatz intensiv ge-testet.

Elektronische Signatur (E-Signature)

Der Bestellprozess befasst sich mit der elek-tronischen Übertragung von Dokumenten und ist ein wichtiger Teil des Beschaffungspro-zesses, da dieser Einfluss auf andere Phasen hat – vom elektronischen Katalog bis zur Bezah-lung. Vorrangiges Ziel ist es, die elektronische Kommunikation zwischen Lieferanten und den

öffentlichen Auftraggebern voranzutreiben und europaweit zu standardisieren.

Die bestehenden nationalen Lösungen werden dabei nicht ersetzt, sondern nach ge-meinsamen Standards ausgerichtet. Für den öffentlichen Auftraggeber und den Lieferanten resultieren daraus eine Reihe an Vorteilen: Ef-

fizientere Prozesse, reduzierte Transaktions-kosten und erhöhte Prozesstransparenz.

Auch der e-Shop der BBG unterstützt die Peppol-Standards und erlaubt daher Liefe-ranten aus ganz Europa, Bestellungen von österreichischen öffentlichen Auftraggebern zu erhalten.

Elektronische Bestellung (E-Ordering)

Elektronische Kataloge spielen nicht nur bei der Bestellung, sondern auch schon bei der Verga-be (E-Tendering) eine zentrale Rolle. In Peppol wurde ein gemeinsamer Ansatz für die Bereit-stellung von Produktinformationen über elek-tronische Kataloge entwickelt. Dieser hilft den Bietern, Zeit bei der Erstellung ihrer Angebote zu sparen und erleichtert öffentlichen Auftrag-gebern die Bewertung der Angebote. Der Vorteil

ist, dass durch diese Lösung Daten nur einmal eingegeben werden müssen. Wenn neue Pro-dukte ausgeschrieben werden, werden sämt-liche Spezifikationen im elektronischen Kata-log definiert und die Lieferanten eingeladen, ihre Gebote elektronisch abzugeben. Danach werden die Angebote geöffnet und bewertet. Der Katalog des Best- bzw. Billigstbieters wird danach direkt in das Bestellsystem übertragen

und dient als Basis für die nachfolgenden Be-stellungen und Rechnungen. Zu den Vorteilen zählen u.a. die Reduzierung von Datenredun-danzen zwischen Lieferanten und öffentlichen Auftraggebern, eine kürzere Durchlaufzeit, ver-ringerte Prozesskosten und eine bessere Unter-stützung von KMU durch die Verwendung von Industriestandards. Auch die BBG führt Piloten in diesem Bereich durch (siehe Seite 4).

Elektronischer Katalog (E-Catalogue)

Im Rahmen des Peppol-Arbeitspaketes E-Invoi-cing werden in Zusammenarbeit mit Vertretern der teilnehmenden Länder jene Komponen-ten entwickelt, die zum grenzüberschreiten-den Versand und Empfang von rechtsgültigen, elektronischen Rechnungen erforderlich sind. Kernkomponenten dabei sind ein einheitliches

Datenformat, abgestimmte Validierungsregeln sowie standardisierte Abläufe für die Verarbei-tung elektronischer Rechnungen.

Als Basis für die sichere europaweite Über-tragung der elektronischen Rechnungen steht die Peppol-Transport-Infrastruktur zur Ver-fügung. Aktuell läuft die Pilotierungsphase,

in der europaweit bereits mehrere grenzüber-schreitende Pilotfälle erfolgreich durchgeführt wurden. Auch in Österreich wurden bereits die ersten Peppol-E-Rechnungen übermittelt. Grenz überschreitende Pilotfälle mit österrei-chischer Beteiligung werden bis April 2012 durchgeführt.

Elektronische Rechnung (E-Invoicing)

Page 8: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

8 | November 2011 E-Procurement-Masterplan

Die größten Herausforde-rungen waren schon von Anfang an klar: Die meist

sehr heterogenen Systemland-schaften – sowohl innerhalb Öster-reichs als auch international – ver-hindern derzeit noch die durchgängige Automatisierung von Geschäftsprozessen.

Fehlende gemeinsame IT-Stan-dards sind besonders für Klein- und Mittelunternehmen ein wesent-liches Hindernis bei der Teilnah-me an öffentlichen elektronischen Ausschreibungen. Allgemein liegt der öffentliche Sektor im elektro-nischen Datenaustausch mit sei-nen Lieferanten bisher hinter ande-ren Branchen zurück. Ein nationaler E-Procurement-Masterplan, der im Vorjahr vom Ministerrat beschlos-sen wurde, soll nun die Vereinba-rung einer gemeinsamen Vorge-hensweise in der österreichischen Verwaltung bis Ende 2011 ermög-lichen. Bereits im Jänner 2011 lud die BBG über 20 führende Exper-ten der Plattform „Digitales Öster-reich“ (Kooperation Bund-Länder- Städte-Gemeinden) zu einem ersten Arbeitsgruppen-Meeting ein. Zum Auftakt wurde den Teilnehmern ein detaillierter Überblick über bereits bestehende Initiativen und Aktivi-täten in Österreich vermittelt sowie grenzüberschreitende EU-Groß-projekte wie Peppol näher vorge-stellt. Außerdem wurde beschlossen, die Arbeitsgruppe um Vertreter aus dem Gesundheitsbereich sowie dem Hoch- und Tiefbau zu erweitern. Für eine Bestandsaufnahme zum Thema elektronische Beschaffung in der öf-fentlichen Verwaltung wurden die Arbeitsgruppen-Teilnehmer in Leit-fadeninterviews zunächst ausführ-lich befragt. Die Ergebnisse dieser Erhebung wurden dann bei einem zweiten Meeting im März präsen-tiert und gemeinsam diskutiert.

Bestandsaufnahme und ZielformulierungMarkus Hasibeder, Leiter der Zen-tralen Beschaffung des Landes

Ober österreich, erklärt: „Der-zeit sind wir von einer vollelek-tronischen Beschaffung ohne Me-dienbrüche noch ziemlich weit entfernt. Jedoch befinden wir uns mit der Arbeit am Masterplan auf einem guten Weg, um die Systeme zu harmonisieren und Schnittstel-len zu schaffen.“ Durch die Inter-views stellte sich heraus, dass etwa die elektronische Rechnung noch relativ wenig genutzt wird. Ger-hard Laga, Leiter des E-Centers der Wirtschaftskammer Österreich, be-klagt den geringen Stellenwert von E-Procurement: „Wir haben kürz-lich mehr als 1000 unserer Mit-glieder über ihre Erfahrungen zu diesem Thema befragt. IT- Sicherheit, Spamschutz und On-line-Payment wurden mehr als dop-pelt so häufig genannt wie etwa die digitale Signatur oder die elektro-nische Rechnungslegung.“ Für den Experten sind neben den hohen Ko-sten derzeit hauptsächlich beste-

hende Medienbrüche (etwa zwi-schen Verfahrensabwicklung und Eingabe der Bekanntmachung), fehlende Standards sowie die elek-tronische Signatur bzw. die Bürger-karte die wichtigsten Hindernisse für E-Procurement.

Johannes Wimmer, BBG-Be-reichsleiter für Information & Technology Management, präsen-tierte dazu eine in der ersten Ar-beitsgruppensitzung verfeinerte Prozesslandkarte (siehe Grafik). Et-was konkreter klingen die Zielvor-stellungen der Workshop-Teilneh-mer: nur noch fortgeschrittene (z.B. E-Mail-Signatur) statt der qualifi-zierten elektronischen Signatur (die vor allem für kleinere Unternehmen oft ein Hindernisgrund ist), Syner-gieeffekte durch Einbeziehung be-stehender Lösungen, Berücksich-tigung von bestehenden Standards, Empfehlung von Rahmenbedin-gungen. „Dabei sollen bestehen-de Softwarelösungen nicht ersetzt werden“, so BBG-Expertin Andrea Leutgeb, „sondern Schnittstellen geschaffen werden, damit bestehen-de Systeme miteinander interagie-ren können.“ Was versprechen sich die Workshop-Teilnehmer vom Ma-sterplan? Roland Irnberger, ÖBB, berichtet: „Die Meetings bieten die Möglichkeit zum Informationsaus-tausch und gegenseitigem Lernen. So Weise wird es uns gelingen, für den Masterplan neue Benchmarks zu setzen und einen Anforderungs-katalog zu definieren.“

Konkrete Ergebnisse in FrankenfelsDer Masterplan wird allgemein als Konzeptpapier mit Umsetzungs-

empfehlungen oder, anders gesagt, als eine lesbare, allgemein verständ-liche Entscheidungshilfe für Ent-scheidungsträger gesehen. Heinz Christian Brünner, Einkaufsleiter in der Asfinag: „Ich bin sicher, dass wir im Rahmen dieser Meetings kon-krete Maßnahmen und Handlungs-anweisungen erarbeiten werden. Je breiter E-Procurement in der Zu-kunft genutzt wird, desto mehr Sy-nergien wird es geben.“

Am 20. und 21. September 2011 lud die BBG zur dritten Arbeits-gruppensitzung unter dem Motto „Verbreitung des E-Procurements als gelebte Praxis in der österrei-chischen öffentlichen Verwaltung“ im niederösterreichischen Fran-kenfels ein. In den Expertengrup-pen „Vor-Vertrag“ (von der Planung bis zur elektronischen Ausschrei-bung) und „Nach-Vertrag“ (vom elektronischen Katalog bis zur elek-tronischen Rechnung) wurden am ersten Tag die Probleme und der Nutzen der einzelnen Phasen des E-Procurement-Prozesses identi-fiziert und kategorisiert. Am zwei-ten Tag wurden Umsetzungsmaß-nahmen für die Verbreitung von E-Procurement in Österreich aus-gearbeitet. Dabei wurden Entwick-lungen und Vereinbarungen auf nationaler, internationaler und EU-Ebene (z.B. das EU-Projekt Peppol) berücksichtigt. In einem nächsten Schritt werden die Umsetzungs-maßnahmen durch die Teilnehmer der Arbeitsgruppe priorisiert, um am Ende des Projektes als Hand-lungsempfehlungen für die Politik weitergegeben zu werden.

 Astrid Fadler

Noch gibt es auch in Österreich viele weiße Flecken auf der E-Procurement-Landkarte. Der Ministerrat hat daher die BBG aufgrund ihrer Beschaffungskompetenz mit einem Masterplan für die österreichische Verwaltung beauftragt.

Entscheidungshilfe für Entscheidungsträger.

„Je breiter E-Procurement in der Zukunft

genutzt wird, desto mehr Synergien wird es geben.“Heinz Christian Brünner

Asfinag Beim dritten Treffen der Arbeitsgruppe im niederösterreichischen Frankenfels wurden konkrete Umsetzungsmaßnahmen für die Verbreitung von E-Procurement in Österreich ausgearbeitet.

Organisatorische Aspekte und Rahmenbedingungen (SLA, Faktor Mensch, Rechtssicherheit/-klarheit etc.)

Querschnittsapplikationen (Elektronische Signatur, Elektronische Archivierung, Elektronischer Akt etc.)

Planung Elektronische Bekanntmachung

Elektronische Ausschreibung

Elektronischer Katalog

Elektronische Bestellung

Elektronische Rechnung

vor Vertrag nach Vertrag

Zusc

hlag

E-Procurement-Masterplan Prozesslandkarte – Überblick

Die Prozesslandkarte dokumentiert sämtliche Phasen einer elektronischen Beschaffung.

Page 9: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

November 2011 | 9

Rund 5000 Personen sind derzeit allein im Bund mit der Bearbeitung von Rech-

nungen beschäftigt. Neben der Re-duktion von Versand- und Lagerko-sten könnte man laut Studien durch die vollelektronische Abwicklung neun Minuten Arbeitszeit pro Rech-nung einsparen. Das setzt allerdings entsprechende Lösungen bei Be-schaffern und Lieferanten voraus. Tatsächlich ist derzeit keine einzige österreichische Organisation be-kannt, die sämtliche Phasen der Be-schaffung elektronisch abwickelt. Die Bundesbeschaffung geht hier mit gutem Beispiel voran, mittler-weile werden so gut wie alle Bestel-lungen bei der BBG via Internet ab-gewickelt – ein europäischer Spitzenwert.

Aber bei elektronischen Aus-schreibungsverfahren macht auch die Bundesbeschaffung gerade erst die ersten Gehversuche. Durch den „Masterplan E-Procurement in der österreichischen Verwal-tung“ erwarten Experten einen ra-scheren Aufbau von durchgängigen E-Procurement-Lösungen. Kom-munikation und kontinuierlicher

Erfahrungsaustausch sind dabei unerlässlich, wie Markus Hasibe-der, Leiter der Zentralen Beschaf-fung des Landes Oberösterreich, er-zählt: „In den regelmäßigen Treffen der Länderexperten-Konferenz ‚In-fo-Plattform - Öffentliche Beschaf-fung‘ ist E-Procurement ein wich-tiger Themenbereich. Das Land Oberösterreich ist gerade dabei, die elektronische Vergabe auszubau-en. Dieser Umstellungsprozess zur elektronischen Abgabe von Angebo-ten kostet jedoch Zeit und Geld und läuft bei dieser angespannten Bud-getsituation leider nicht in der wün-schenswerten Geschwindigkeit ab.“

1000 Euro pro Ausschreibung sparenVor allem kleine und mittlere Un-ternehmen scheuen nach wie vor die Investition. Roland Irnberger von der ÖBB berichtet: „Auf un-serer Internetplattform, die wir seit ca. zwei Jahren gemeinsam mit der Asfinag betreiben, ist der gesamte Beschaffungsprozess von der Aus-schreibung bis zum Zuschlag abge-bildet. Durch entsprechende Vor-leistungen kann man einiges an

Hemmnissen beseitigen. So et-wa haben wir unsere Lieferanten genau über die elektronische Si-gnatur informiert, unter anderem während einer gemeinsamen In-formationstour.“ Punkto Einspa-rungsmöglichkeiten kann Irn-berger konkrete Zahlen nennen: „Bei mittleren Teil-Ausschrei-bungen im Rahmen des Bahnhofs Praterstern mit 1,5 Millionen Euro Auftragsvolumen kann man durch die elek-tronische Ausschrei-bung durchschnittlich 1000 Euro einsparen, nicht unerheblich bei 1000 Ausschreibungen jährlich.“

Vor wenigen Monaten befragte die Wirtschaftskammer Österrei-ch mehr als 1000 ihrer Mitglieder in einer repräsentativen Online-Er-hebung zum Thema „E-Business“. Beim überwiegenden Anteil der Unternehmen werden Rechnungen ausgedruckt und in der Papierab-lage archiviert, auch wenn diese als PDF einlangen. Rund die Hälf-te speichert die Daten zusätzlich auf einer Festplatte oder im Mailsy-

stem. Erst ab einer Größe von etwa zehn Mitarbeitern haben die Un-ternehmen elektronische Archivie-rungssysteme.

Gerhard Laga vom E-Center der Wirtschaftskammer Österreich: „Die Vorteile elektronischer Rech-nungen wie Kosteneinsparung und mehr Effizienz sind sowohl Versen-dern als auch Empfängern klar. Al-lerdings befürchten fast die Hälfte der Befragten massive Rechtsun-

sicherheiten bei der Akzeptanz in den anderen EU-Staaten.“

Asfinag-Einkaufsleiter Heinz Christian Brünner ist sich sicher, dass sich die elektronische Rech-nung auch für kleinere Unterneh-men auszahlen kann: „Entschei-dend ist die Menge der anfallenden Rechnungen und nicht die Größe des Unternehmens.“

 Astrid Fadler

E-Procurement-Masterplan

BBG wird zum Serviceprovider.Die BBG bietet ihren e-Shop auch als Software-Lösung für Kunden an, um ihn mit deren eigenen Produktkatalogen zu betreiben. Offene und skalierbare Schnittstellen erweitern die elektronische Beschaffungsplattform für eine Anbindung an Drittsysteme und individuelle Produktsortimente.

Mit mehr als 250.000 Pro-dukten, aufgelistet in rund 430 Katalogen,

stellt der e-Shop der Bundesbeschaf-fung das größte Einkaufstool für die öffentliche Verwaltung in ganz Eu-ropa dar. Diese Tatsache lässt sich auch mit beeindruckenden Zahlen und Fakten belegen: Pro Jahr wer-den ca. 70.000 Bestellungen von Usern aus über 3000 registrierten Organisationen verzeichnet, die Pro-dukte und Dienstleistungen im Wert von über 200 Millionen Euro elek-tronisch einkaufen. Aufgrund ihrer hohen technologischen Flexibilität und Prozess-Sicherheit lässt sich diese erfolgreiche E-Procurement-Plattform aber auch in unterschied-lichste Kunden- und Lieferantensy-steme integrieren. Kein Wunder, dass Anfragen zur Implementierung des e-Shops in kundeneigene IT-Systeme zunehmend häufiger wer-den.

Warum speziell bei Drittkun-den das Interesse zur Verwendung des e-Shops groß ist, verrät Chri-stof Bräunling, Teamkoordina-tor Information & Technology Ma-

nagement bei der BBG: „Basierend auf einem SaaS-Modell („Software as a Service“) erhalten unsere Kun-den nicht nur einen Online-Kata-log mit umfangreichen Funktio-nalitäten, sondern ein innovatives Softwaresystem, mit dem sie inter-

ne Prozesskosten sparen können. Diesen Mehrwert hat auch die Bun-desimmobiliengesellschaft (BIG) erkannt, für die wir seit kurzem über eine automatisierte Schnitt-stelle BIG-eigene Produktkataloge über den e-Shop hosten.“ Bernd Eb-

ner, Leiter Beschaffung und Infra-struktur bei der BIG, sieht in der engen Kooperation mit der BBG drei wesentliche Vorteile: „Wir brauchen uns nicht um die Weiter-entwicklung der Applikation küm-mern, über die Hotline können wir jederzeit mit der BBG kommunizie-ren und unsere Mitarbeiter können bestimmte Artikel selbst bestellen, ohne den zentralen Einkauf damit zu befassen.“

Neue Synergieeffekte für BBG-Kunden Derzeit arbeitet die BBG auch für weitere, namhafte Kunden an ei-ner maßgeschneiderten „Shop-in-Shop“-Lösung: Die Dienst-leistungen umfassen dabei die Vertragsverwaltung, (optional) die elektronische Katalogerstellung, das Content- und Lieferantenma-nagement sowie die Sicherstellung des laufenden Betriebs der e-Shop-Applikation und der IT-Infrastruk-tur. Christof Bräunling klärt auf: „Wir sind momentan in einer zeit-lich limitierten Pilotphase, in der wir gemeinsam mit den Kunden die

kostenmäßigen und funktionalen Vorteile des e-Shops gegenüber an-deren Softwarelösungen evaluie-ren.“ Das strategische Projektziel ist für alle Beteiligten klar: Die BBG möchte als Serviceprovider und Einkaufsspezialist die Kunden bei ihren zukünftigen Beschaffungs-aktivitäten noch stärker unterstüt-zen und gleichzeitig mithelfen, neue Einsparungspotenziale aus-zuschöpfen. „Wir können jetzt kun-deneigene Kataloge einbinden, die bestehenden BBG-Rahmenverträ-ge werden mitgenutzt und dadurch werden vor allem die Prozesskosten reduziert“, erklärt Bräunling. Die in Mietform angebotene und jederzeit einsetzbare Software-Lösung der BBG lässt sich flexibel an individu-elle Kundenbedürfnisse anpassen. So erfolgt über eine standardisierte SAP-Anbindung beispielsweise ein dynamischer Stammdatenabgleich. Ausgetauscht werden unter ande-rem Katalog- und Kundendaten so-wie Produktinformationen und Be-stelldetails.

 Tony Bayer

Auf der Suche nach dem durchgängigen Workflow.Wo und wie weit sind E-Procurement-Lösungen tatsächlich schon umgesetzt? Was sind die häufigsten Hindernisse und Bedenken? „Beschaffung Austria“ zeigt die letzten Entwicklungen und den Stand der Dinge auf.

Page 10: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

Geflügel liegt derzeit voll im Trend und das aus gutem Grund: Das weiße Fleisch enthält hochwertiges Ei-weiß, wichtige Vitamine und Mineralstoffe, die der

Körper täglich braucht. Obendrein zeichnet sich Geflügel-fleisch durch seine Kalorienarmut aus. Dass die Österreicher wachsenden Appetit auf Hendl & Co. haben, zeigt auch der jährliche Gesamtbedarf an Geflügel, der sich mit 96.000 Ton-nen in den letzten fünf Jahren verdoppelt hat. Statistisch gese-hen bedeutet dies, dass jeder Österreicher zumindest einmal pro Woche Geflügel isst.

Frisches Geflügel als gesunde AlternativeSpeziell für Großküchen bietet das BBG Portfolio neben dem bewährten Tiefkühl-Geflügel jetzt auch Huhn und Pute als Frischgeflügel an. Das Lieferprogramm umfasst die Quali-tätsstufen „Standard“, „Bio“ und „Maisfütterung“ für Hüh-ner sowie „Standard“ und „Bio“ für Pute. Bioqualität unter-

scheidet sich in beiden Bereichen durch die naturnahe Art der Haltung und den großzügigeren Auslauf, außerdem wird auf künstliche Beleuchtung und auf die Verabreichung von mit zusätzlicher Energie angereicherten Futtermitteln verzich-tet. Während die Standardfütterung aus reinem Weizen- und Sojaschrot besteht, enthält die in Österreich typische Maisfüt-terung einen Maisanteil von mindestens 50 Prozent. Alle Vari-anten sind für BBG-Kunden jederzeit verfügbar.

Die größten Vorteile beim etwas teureren Frischgeflü-gel sieht Franz Tremschnig, Geschäftsführer der Karner-ta GmbH, „in der schnellen und einfachen Verarbeitung oh-ne Auftauverluste.“ Da die Nachfrage an Frischgeflügel am österreichischen Markt immer weiter zunimmt, betreibt Tremschnig einen hohen Logistikaufwand: „Vor allem bei Pute ist unsere eigenständige Kühllogistik zweimal wöchent-lich unterwegs, um den steigenden Bedarf im Inland mit Frischgeflügel zu decken.“

Der Frischelieferant Kröswang liefert sowohl Frisch- als auch Tiefkühlgeflügel. Die wichtigsten Pluspunkte bei tiefgekühl-tem Geflügel liegen laut Geschäftsführer Manfred Kröswang vor allem „in der längeren Lagerfähigkeit, die insbesondere für Gastronomiebetriebe mit unkalkulierbaren Spitzen wich-tig ist, den geringeren Hygiene-Risiken und der höheren Preis-stabilität von Frost-Geflügel.“ Wolfgang Danner ist beim obe-rösterreichischen Krankenanstaltenverbund Gespag für den Lebensmitteleinkauf von zehn Spitälern verantwortlich und profitiert ganz sicher vom neuen Angebot: „Wir verbrauchen jährlich insgesamt 37 Tonnen Frischgeflügel in unseren Groß-küchen im Spitalsverbund. Sieben von zehn Gespag-Kranken-häusern bevorzugen die Lieferung von Frischware, drei set-zen auf Tiefkühlgeflügel.“ Doch eines steht zumindest fest: Die aktuelle Frischgeflügel-Ausschreibung der BBG ermögli-cht es allen Dienststellen, zu 100 Prozent entsprechend den Richtlinien der nachhaltigen Beschaffung einzukaufen. 

10 | November 2011 Marktsplitter

Wir testen derzeit den hybriden Rückschein von der Ladung bis zum Grundbuchauszug“, berichtet Georg Stawa, Abteilungsleiter für Projekte, Stra-

tegie und Innovation im Bundesministerium für Justiz (BMJ). Das neue Behördenprodukt, das von der BBG in Zusammenar-beit mit der Post AG und den wichtigsten Bedarfsträgern, ins-besondere dem BMJ und dem Finanzministerium, entwickelt wurde, soll ab Jänner 2012 offiziell starten und in Zukunft zu jährlichen Einsparungen in Millionenhöhe führen. „Allein in der Einführungsphase rechnen wir mit 3,6 Millionen hybriden Rückscheinen, die viel rascher und günstiger als bisher verar-beitet werden können“, freut sich Georg Stawa auf einen er-folgreichen Start. Immerhin wurden 2009 insgesamt 26 Milli-onen Euro für konventionelle Rückscheine im Justizressort ausgegeben. Vor allem Justiz- und Finanzministerium werden vom kostengünstigen, hybriden Rückscheinbrief profitieren. Die Behörde übermittelt dabei dem Zusteller physisch das zu-zustellende Dokument, die Zusatzinformationen (Wer ist der Adressat? Muss eigenhändig unterschrieben werden?) wer-den allerdings schon elektronisch übermittelt. Der Zusteller druckt dann die Zustellformulare selbst aus, um sie für die po-

stalische Übermittlung an den Adressaten zu verwenden. Die Zustellbestätigung wird allerdings bereits vollständig elektro-nisch an die Behörde rückübermittelt. „Uns hat vor allem der Wunsch des Bundeskanzleramtes motiviert, den bisherigen Rückscheinbrief zu modernisieren“, erzählt Norbert Kosicak von der Österreichischen Post AG über die Ziele dieser neuen Briefpost-Innovation. „Wesentlich waren dabei eine Auf-wandsminimierung für die Behörden und eine Einbindung in die E-Government-Strategie des Bundes.“

Duale Zustellung spart Zeit und KostenAber auch an einem anderen Postprodukt wird inten-siv gearbeitet: Unter dualer Zustellung versteht man den Versand von Dokumenten wahlweise elektronisch – so-fern der Empfänger elektronisch erreichbar ist – oder physisch (herkömmlich „per Post“) über Druckstra-ßen. Grundsätzlich wird bei jedem Zustellstück routine - mäßig abgefragt, ob die Zielperson bei einem elektronischen Zustelldienst registriert ist. Trifft dies zu, ist eine elektro-nische Zustellung möglich. Technisch gesehen erfordert die elektronische Zustellung jedoch eine sichere Identifizierung

und Authentifizierung des Empfängers, die via Bürger karte und einer aktivierten Handy-Signatur schon heute erfüllt wird. „Als innovativer Bestandteil der serviceorientierten Verwaltung soll die duale Zustellung für Privatpersonen und Unternehmen einen zeitsparenden und komfortablen Zu-griff auf zugestellte Dokumente in einem elektronischen Post-kasten garantieren“, betont Peter Reichstädter, IKT-Experte im Bundeskanzleramt, die neuen Vorteile für die Empfänger. „Damit würde auch das Abholen eingeschriebener Briefe von den Postämtern endgültig der Vergangenheit angehören.“ 

Berufliche Leistungswettbewerbe motivieren besonders junge Menschen zu Bestleistungen in der Ausbildung. Im Rahmen der Fachmesse EuroClean wurde heuer im

Juni beim bundesweiten Jung-Fachkräftewettbewerb unter 15 Teilnehmern der österreichische Staatsmeister der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger ermittelt. Der 21-jährige Burak Uzundere, beschäftigt bei der Hans Majer Gebäudereinigung GmbH in Wolfurt, wird seine Branche gemeinsam mit den zweit- und drittplatzierten Kollegen aus Oberösterreich und Wien bei den kommenden Berufs-Europameisterschaften „EuroSkills“ 2012 im belgischen Spa vertreten.

„Go for Gold“ lautet die Devise„Die siegreichen Dreier-Teams aus der heimischen Reini-gungsbranche konnten bereits 2008 und 2010 Silber errin-gen“, erinnert sich Sebastian Wilken, offizieller Trainer der EuroSkills-Mannschaften der Gebäudereiniger. „Deshalb hof-

fen wir 2012 natürlich auf Gold!“ Für Wilken, der hauptberuf-lich Prokurist einer Reinigungsfirma ist, erfüllt diese Initiati-ve auch ein wichtiges, strategisches Ziel: „Der internationale

Wettbewerb EuroSkills trägt entscheidend dazu bei, das Rei-nigungsgewerbe sowohl fachlich als auch im Hinblick auf das Image nachhaltig zu verbessern. Laut Wilken übernimmt auch die BBG in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle: „Die Bundesbeschaffung forciert bereits seit einigen Jahren in ihren Ausschreibungen eine effiziente und qualitätsorien-tierte Ausbildung des Reinigungsfachpersonals.“

Beste Werbung für den BerufEuroSkills ist die europäische Variante der Berufs-Weltmei-sterschaften WorldSkills. Die Teilnahme an nationalen bzw. internationalen Leistungswettbewerben wie in Belgien macht Werbung für den Beruf und ist für die Jugendlichen gleich-zeitig eine überzeugende Bestätigung ihres Könnens. „Wenn dann auch noch ein gutes Abschneiden und eine Medaille ge-lingt“, ergänzt Wilken, „stehen den jungen Menschen in Job und Karriere alle Türen weit offen“. 

Bundes präsident Heinz Fischer gratuliert dem siegreichen Reinigungs-team der EuroSkills 2010.

Innovative Briefpost.Mit „hybriden“ Rückscheinen und einer „dualen“ Zustellung werden die Elemente der physischen und der elektronischen Zustellung miteinander verbunden.

Reinigen auf höchstem Niveau.Im Rahmen der dritten Berufs-Europameisterschaft „EuroSkills“, die 2012 in Belgien stattfindet, wird auch das Gewerbe der Reinigungsdienstleister mit drei österreichischen Nachwuchstalenten sein Können zeigen.

Als Empfänger von elektronischen Zustellungen kann man sich über Handy-Signatur oder Bürgerkarte identifizieren und authentifizieren.

Qualität, die keine Federn lässt. Geflügel gilt als gesund und leicht verdaulich. Seit August 2011 können Großküchen aller BBG-Kunden auch Frischgeflügel (Huhn oder Pute) über eine neue Rahmenvereinbarung beziehen.

Page 11: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

November 2011 | 11

Nach über 20 Monaten Bau-zeit konnte am 6. Oktober 2011 die erste Dachgleiche

am neuen Campus WU gefeiert wer-den. Die Großbaustelle im zweiten Wiener Gemeindebezirk liegt damit perfekt im Zeitplan. Denn schon in knapp zwei Jahren sollen an diesem zwischen Prater und Messe Wien liegenden Standort über 25.000 Stu-denten und rund 1500 Mitarbeiter arbeiten, lernen, forschen und leh-ren. Bis hier die ersten Vorlesungen im Wintersemester 2013/14 stattfin-den können, gibt es für die von der WU und der Bundesimmobilienge-sellschaft (BIG) gegründete Projekt-gesellschaft „Wirtschaftsuniversität Wien Neu GmbH“ als Bauherr je-doch noch viel zu tun. Alleine die riesige Dimension der Ende 2009 gestarteten Baustelle, die in drei Be-reiche – Ost, Mitte und West – un-terteilt ist, zeugt von der klaren Mis-sion, den Studenten und Professoren

eine gemeinsame und zukunftsori-entierte Arbeitsstätte auf dem über 100.000 m2 großen Areal zu ermög-lichen. Ein multifunktionales „Li-brary & Learning Center“, um das sich fünf Gebäudekomplexe grup-pieren, wird dabei zum symbo-lischen Herz des öffentlich zugäng-lichen und ganzjährig geöffneten Campus. Darüber freut sich auch die heimische Bauwirtschaft: Insge-samt – so wird geschätzt – sollen im Verlauf der gesamten Bauarbeiten von durchschnittlich 500 Arbeitern 15.000 Tonnen Bewehrung und 150.000 Kubikmeter Beton verar-beitet werden.

Neubau bringt BBG langfristigen KooperationsvertragWährend die WU beim Bau auf den kompetenten Partner BIG setzt, hat man für die Themen Übersied-lung und Ausstattung einen umfas-senden Kooperationsvertrag mit der BBG geschlossen. „Wir haben

in den vergangenen Jahren schon viele positive Erfahrungen mit der Bundesbeschaffung gemacht. Es lag deshalb auf der Hand, die Bun-desbeschaffung auch beim Campus WU als Partnerin ins Boot zu ho-len“, berichtet Vizerektorin Regina Prehofer. Das Gesamtvolumen der Kooperation beläuft sich auf einen zweistelligen Millionen-Betrag und umfasst bis zu 20 Beschaffungsthe-men.

In neun Bereichen greift die WU auf bestehende Verträge der BBG zurück: „Die Palette an Pro-dukten aus dem IT- und Telekom-munikationsbereich reicht von Te-lefonapparaten über Server und PCs bis zu Hard- und Software-komponenten. Aber auch Möbel

und Sicherheitsausrüstung wird die WU über BBG-Lieferanten bezie-hen“, berichtet BBG-Key-Account-Manager Stefan Krammer. Darü-ber hinaus wird die BBG aber auch zahlreiche Projekte im besonde-ren Auftrag abwickeln, also spezi-ell auf die WU zugeschnittene Aus-schreibungen. Bereits im Sommer hat die BBG den Zuschlag für Bi-bliotheks- und Archivregale erteilt. Aktuell laufen Ausschreibungen zur Bereitstellung von Glasfaser-Lei-tungen für Breitband-Datennetze und für die Lieferung von versperr-baren Garderobenkästen, später fol-gen unter anderem Speisen- und Getränkeautomaten sowie Drucker und Kopierer. Bis Ende 2012 sollen dann alle Spezial-Ausschreibungen abgeschlossen sein.

Herausforderung Projektmanagement„Diese 20 Projekte so zu koordinie-ren, dass trotz Verzögerungen oder Einsprüchen im richtigen Augen-blick leistungsfähige Verträge vor-liegen, ist die besondere Herausfor-derung in dieser Zusammenarbeit“, berichtet Stefan Krammer, der bei der BBG den Universitätsbereich betreut. Noch nie hat die Bundesbe-schaffung einen so weitreichenden Kooperationsvertrag mit einem Kunden geschlossen. „Für uns bie-tet die Zusammenarbeit die Chance, uns auch gegenüber anderen Kun-den als umfassender strategischer Partner zu etablieren“, so BBG-Ge-schäftsführer Andreas Nemec.

 Tony Bayer

Beschaffung Aktuell

Großes Projekt mit starken Partnern.Mit dem Studienjahr 2013/2014 wird die Wirtschaftsuniversität Wien auf den neuen Campus WU übersiedeln. Für dieses Mammutprojekt hat sich die WU starke Partner gesucht.

Alle Fakten zum Campus WU • Adresse: 1020 Wien, Südportalstraße/Rotundenplatz

• Anbindung: U2-Stationen „Messe Prater“ und „Krieau“

• Umgebung: Messe Wien, ViertelZwei und Prater

• Bebaute Fläche: rund 35.000 m2, Nettonutzfläche: ca. 102.000 m2

• 20 Beschaffungsprojekte in Zusammenarbeit mit der BBG

Der Zeitplan:

10/2009: Baubeginn

03-09/2010: Aushub

08-11/2010: Tiefgründung, Fundamente

ab 10/2010: Hochbauarbeiten

ab 03/2013: Einrichtung und Probebetrieb, Freiflächen

ab 10/2013: Inbetriebnahme des neuen Campus (Regelbetrieb)

Mit dem Studienjahr 2013/2014 wird die Wirtschaftsuniversität Wien vom derzeitigen Universitätszentrum Althanstraße auf den neuen Campus WU bei der Messe Wien übersiedeln. Für dieses Projekt hat sich WU-Vizerektorin Regina Prehofer Partner mit Weitblick gesucht: Die BIG kümmert sich um den Bau, die BBG um Übersiedlung und Ausstattung.

Bis zu 250.000 Euro kann ein LKW kosten, wie ihn die öf-fentliche Hand benötigt. Bei

dieser Beschaffung konnte die BBG ihre Vorzüge als übergreifende Ein-kaufsplattform unter Beweis stel-len. Mit der Asfinag als ausgeglie-dertem Unternehmen und den Bundesländern beteiligten sich alle wesentlichen Bedarfsträger in Ös-terreich und stellten so hervorra-gende Preise sicher.

Aber auch die Polizei ist künf-tig mit noch mehr Power unter-wegs. An die Landespolizeidirek-tion Wien wurden im Oktober die ersten 14 von 215 Motorrädern übergeben. Innenministerin Johan-na Mikl-Leitner zeigte sich vom Er-gebnis der BBG-Ausschreibung be-geistert.

Mehr Power für die Verwaltung.Was gebündelter Einkauf leisten kann, sieht man an der LKW-Ausschreibung der Bundesbeschaffung: Von der Asfinag bis zu den Bundesländern sind alle wesentlichen Bedarfsträger mit dabei. Jetzt wurden die ersten LKW übergeben.

Herbert Rathner (NÖ Landesregierung) werden von Clemens Richter (BBG) und Roland Ottillinger (MAN) die Schlüssel für die neuen Straßendienst-LKW überreicht.

Die Wiener Polizisten freuen sich über die 14 neuen Motorräder, die am 17. Oktober 2011 in der Wiener Rossauer Kaserne übergeben wurden.

Page 12: Beschaffung Austria Nr. 16 - E-Procurement

BBG-ForumRückblick

Projekte im besonderen Auftrag

250.000 Produkte und doch nicht das passende dabei? Immer wenn ein Kunde ein ungewöhnliches Produkt sucht, das in den bestehenden BBG-Verträgen nicht enthalten ist, kann die Bundesbeschaffung mit einem „Projekt im besonderen Auftrag“ beauftragt werden. Die Einkaufs-experten der BBG leisten dann wirtschaftliche, technische und juristische Hilfestellung im Vergabeverfahren.

Am 8. September 2011 konnten interessierte Kunden bei einem Info-Day den Ablauf eines derartigen Projektes sowie die Experten der BBG näher kennenlernen. Anton Steinringer, Leiter Marketing & Vertrieb in der BBG, begrüßte die Gäste und präsentierte in einem spannenden Vortrag die wachsende Palette an spezifischen Waren oder Dienstlei-stungen, die in den vergangenen Jahren im besonderen Auftrag von Kunden eingekauft wurde. Der bunte Reigen an Sonderwünschen um-fasst DNA-Sequenziermaschinen, Radarsysteme für die Schifffahrtsauf-sicht, Druckmaschinen für Justizanstalten bis hin zu Werbe kampagnen zur Einführung des Kindergeldes.

Ausblick

Ausgegliederte Unternehmen Mittwoch, 23. November 2011, 09:30–13:00 Uhr

Bundesbeschaffung GmbH, Wien

Bei der „Plattform Beschaffung ausgegliederte Unternehmen“ stehen die besonderen Bedürfnisse von ausgegliederten Einheiten des Bundes sowie der Bundesländer im Vordergrund. Schwerpunkte der Veranstal-tung sind die bevorstehende Novellierung des Vergaberechts sowie das Ausschreibungsprogramm und Beteiligungsmöglichkeiten im Jahr 2012.

BBG für Einsteiger & Salzburg-Tag Dienstag, 6. Dezember 2011, 10:00–18:00 Uhr

Wifi Salzburg, Salzburg

Für alle Neukunden der Bundesbeschaffung und alle öffentlichen Ein-richtungen, die sich unverbindlich über die Angebote der BBG informie-ren wollen, bietet das Seminar die Möglichkeit, das Leistungsspektrum des Einkaufsdienstleisters und die Zusammenarbeit mit der Bundes-beschaffung in der Praxis kennenzulernen. Zusätzlich ist es für bereits bestehende Kunden möglich, ab 16:00 Uhr mit unserem Key-Account- Management über Anliegen und Wünsche persönlich zu sprechen.

Mobilität Dienstag, 24. Jänner 2012, 09:00–14:00 Uhr

Business Base Nineteen, Wien

Die BBG bietet ihren Kunden mittlerweile ein echtes Rundum-Paket im Fahrzeugsektor an. Das Ziel dieser Vertragspräsentation ist es, öffent-lichen Fuhrparkmanagern das wachsende Portfolio der innovativen Fahrzeug- und Serviceverträge aus dem Bereich Mobilität vorzustel-len. Schwerpunkte der Veranstaltung sind Reifenmanagement, Perso-nenkraftfahrzeuge, Tankkarten, Allrad-LKW und PKW, Straßendienst-LKW, Unimog, Traktoren und Kompaktgeräteträger.

Information und Anmeldung: www.bbg.gv.at/forum

Bürobedarf & Raumeinrichtung

Kopierpapier Seit September 2011 steht Ihnen eine neue Rahmenvereinbarung für Kopierpapier zur Verfügung (GZ 3901.01549). Neben Stan-dardkopierpapier (A4 und A3) werden auch Umwelt- und Recy-clingpapier angeboten. Bei allen Produkten steht eine hochwer-tige Qualität und die Erfüllung des „Aktionsplans nachhaltige Beschaffung“ im Mittelpunkt. Auch das Standardpapier besteht zu einem Gutteil aus nachhal-tiger Forstwirtschaft und verfügt über europäische Umweltzeichen. Sämtliche Informationen finden Sie wie gewohnt im e-Shop unter dem Begriff „Kopierpapier“.

IT & Telekommunikation

SoftwareSeit Anfang August stehen zwei neue Rahmenvereinbarungen mit dem Hersteller „Quest“ für Soft-warelizenzen (GZ 3601.01580) sowie mit dem Hersteller „UC4“ für Softwareprodukte (GZ 3601.01603) für Abrufe zur Ver-fügung. Die beiden Rahmenver-einbarungen wurden mit einer Laufzeit von zwei Jahren abge-schlossen. Kundenabrufe im e-Shop sind somit bis August 2013 möglich.

Werkstatt, Maschinen & Metallprodukte

Bibliotheks- & ArchivregalanlagenDie BBG hat im August 2011 ei-ne Rahmenvereinbarung für Pla-nung, Lieferung und Montage von Bibliotheks- und Archivregal-anlagen (GZ 2901.01553) abge-schlossen. Abrufe aus diesem Ver-trag sind ausschließlich nach der Durchführung eines „Aufrufes zum erneuten Wettbewerb“ mög-lich. Bei Fragen steht Ihnen Herr Albert Schieg sehr gerne zur Ver-fügung (Tel.: +43 1 245 70-369).

Mobilität

Lieferungen von Treibstoffen frei HausDie Rahmenvereinbarung für Frei-Haus-Lieferungen von Treib-stoffen (GZ 3002.01485) in die ein-zelnen Regionen Österreichs ist ab sofort verfügbar. Gegenstand der Rahmenvereinbarung ist die Frei-Haus-Lieferung von Eurosuper ROZ 95 (gemäß Önorm EN 228), Dieselkraftstoff (gemäß Önorm EN 590) und Polardiesel bzw. Die-selkraftstoff (gemäß Önorm EN 590 mit CFPP bis max. -27 °C) bis 31. Juli 2012. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Kerstin Ne-benmayer (Tel.: +43 1 245 70-362).

Gebäudebetrieb

TurngeräteEine Rahmenvereinbarung für Turngeräte (Überprüfung. Re-paratur, Neulieferung, GZ 2709.01483) wurde im August 2011 mit einer Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen. Pro Bundesland gibt es zwei Lose. Die Lose um-fassen die Turngeräteüberprüfung (auch mit Sofortservice möglich), die Reparatur und die Neugeräte-beschaffung. Beide Leistungen so-wie die Maximalpreise sind ab so-fort im e-Shop der BBG abrufbar.

Kommunales SicherheitspaketNachdem der konkrete Bedarf der österreichischen Gemeinden an Kurzparkzonenüberwachung, Re-vierstreifendiensten, Geschwin-digkeitsüberwachung sowie Ver-anstaltungsüberwachung laufend steigt, hat die BBG kürzlich ein neues „Sicherheitspaket für Kom-munen“ geschnürt. Zusätzlich wurde vor wenigen Wochen eine Novelle zur Straßenverkehrsord-nung in Begutachtung geschickt, die Gemeinden die stationäre Ra-darüberwachung auf eigenen Stra-ßen wieder ermöglichen soll. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Frau Magdalena Kula (Tel.: +43 1 245 70-328).

Neue Verträge der BBG

Geplante Vergabeprojekte

12 | November 2011 BBG-News

Vertriebsleiter Anton Steinringer beim InfoDay in den Räumlichkeiten der BBG.

Gebäudebetrieb Werkstatt, Maschinen

& Metallprodukte

Werkstätten- Verbrauchsmaterial Für die Beschaffung von Mon tage- & Werkstättenverbrauchs material sowie Halbzeugen wird eine neue Rahmenvereinbarung vorbe reitet. Die Ausschreibung beinhaltet die Produktgruppen Normtei-le (Schrauben, Nieten, Schei-ben), Befestigungstechnik (Dübel, Kleber), Werkstatt- & Bauchemie (Spray, Dichtstoffe, Schmiermittel), Verbrauchsmaterial und Halbzeuge (Bleche, Formrohre, Profile). Für Fragen steht Ihnen unser Einkaufsspezialist Albert Schieg (Tel.: +43 1 245 70-369) gerne zur Verfügung.

Verpflegung & Lebensmittel

Tiefkühlkost Diese Rahmenvereinbarung umfasst die Herstellung und Lieferung von Tiefkühlkost in Einzel- und Mehr-portionen für Erwachsene, Kinder und Senioren. Bei der Erstellung von Katalogen und Menüplänen werden Regionalität, Nachhaltigkeit und er-nährungstechnische Aspekte be-sonders berücksichtigt. Abrufe wer-den ab Dezember 2011 möglich sein. Mehr Informationen erhalten Sie per E-Mail an [email protected].

Elektrotechnische Geräte & Komponenten

Elektronik-BauteileVertragsgegenstand ist die Liefe-rung von Elektronikbauteilen und Elektronikkomponenten sowie dem Zubehör für Wartung, Instandhal-tung, Forschung und Entwicklung von bzw. an Geräten, Anlagen, Ma-schinen etc. aus den betreffenden Warengruppen. Abrufe sind voraus-sichtlich ab Jänner 2012 möglich. Bei Interesse freut sich Herr Manfred Probst über Ihren Anruf (Tel.: +43 1 245 70-363).

Medizin & Labor

Diagnoseschnelltests

Gegenstand dieser Rahmenvereinba-rung ist die verpflichtende Lieferung von diagnostischen Schnelltests in-klusive Zubehör zum Nachweis von Suchtmitteln in menschlichen Kör-perflüssigkeiten. Der neue Vertrag deckt außerdem die Lieferung von entsprechenden Harnanalysegerä-ten zur instrumentellen Auswertung von Harnteststreifen ab. Nähere In-formationen erhalten Sie per E-Mail an [email protected].

Auftaumittel

Die Bundesbeschaffung arbeitet momentan an einer neuen Rah-menvereinbarung für Auftausalze, Streusalze, Auftausalz-Silos sowie dem neuen Vertragsprodukt Streu-splitt (GZ 4804.01597). Abrufe wer-den sämtlichen BBG-Kunden ab Jänner 2012 möglich sein.

Enthalten sind alle verwendeten Streusplitt-Typen (Typ 1, Typ 2 und Typ 1-S). Verschiedene Lieferfristen und Abnahmemengen machen die-se Rahmenvereinbarung für Sie be-sonders flexibel. Nähere Informati-onen dazu gibt es bei Frau Wiebke Carstensen (Tel.: +43 1 245 70-326).

Impressum

„Beschaffung Austria - Die Zeitung für den öffentlichen Einkauf“Medieninhaber, inhaltliche Verantwortung: „Bundesbeschaffung GmbH“ (1020 Wien, Lassallestraße 9b). Redaktion: Florian Unterberger, Katharina Saremba. T 01/245 70-604, E [email protected]; Koordination, Redaktion und Produktion: BAROCC – Bayer & Roth OG, Tony Bayer und Gerhard Franz Roth; Anzeigen und Verleger: Öster reichischer Wirtschaftsverlag GmbH (1051 Wien, Wiedner Hauptstraße 120-124); Anzeigenleitung: Franz-Michael Seidl, T 01/546 64-240 , E [email protected]; Anzeigentarif: Nr. 1, gültig ab 1. 1. 2011; Erscheinungsweise: 4 x jährlich; DVR: 0368491; Druck: „Herold Druck&Verlag AG (1030 Wien, Faradaygasse 6); Bild- und Illustrationsnachweis (E-Procurement): S. 1: das kleine buero (www.daskleinebuero.at); S. 2: signotec; S. 3: Pessenlehner; S. 4: Paradine; S. 5: iStockphoto; S. 6, 7: BBG, BMF, Paradine; S. 8: BBG; S. 9: iStockphoto, idg; S. 10: hpc DUAL, Wilken; S. 11: Wicke/WU, BBG; S. 12: BBG.Bild- und Illustrationsnachweis (Sonderausgabe): S. 1–8: Karl Michalski.