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IN ZEITEN erhitzter Klimadebatten kommt keine Nachrichtensendung ohne ihn aus. So oft der Begriff „Nach- haltigkeit“ verwendet wird, so unklar ist seine exakte Bedeutung – jeder versteht unter Nachhaltigkeit etwas anderes. Auch bei der Fußball-Europameister- schaft 2008 sollen neue Maßstäbe bei der Nachhaltigkeit von Sport-Groß- veranstaltungen gesetzt werden. Vom umweltfreundlichen Stadienbau und Verkehrskonzept über die Versorgung der Stadien und Fan-Zonen mit erneu- erbarer Energie bis hin zur verstärkten Einbindung regionaler Dienstleister. Nachhaltigkeit ist ihrem Ursprung nach ein forstwirtschaftlicher Begriff. Er be- zeichnet die Bewirtschaftungsweise eines Waldes, bei der immer nur so viel Holz entnommen wird, wie nachwach- sen kann. Der Begriff Nachhaltigkeit Wer nachhaltig einkaufen will, braucht dazu professionelle Einkäufer. Egal, ob es um das Aufspüren marktreifer Alternativ- Technologien, die richtige Bewertung von Lebenszyklus-Kosten oder spezielle ökologisch orientierte Ausschreibungen geht. umfasst also mehr als Ökologie – er hat auch eine wirtschaftliche und eine soziale Dimension. „Entwicklung zu- kunftsfähig zu machen heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürf- nisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generation zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können“, so lautet die heute noch verwendete Definition der Vereinten Nationen. ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE SIND KEIN WIDERSPRUCH Auch in der Bundesbeschaffung (BBG) ist das Prinzip der Nachhaltigkeit schon in vielen Bereichen verwirklicht. Ge- schäftsführer Hannes Hofer: „In den meisten Fällen sind ökologisch bessere Produkte auch ökonomisch überlegen. Wenn wir uns beim Einkauf nicht nur die Anschaffungskosten, sondern die Nachhaltig professionell – professionell nachhaltig gesamten Lebenszyklus-Kosten an- schauen, dann sind auf einmal die Pro- dukte mit niedrigem Energieverbrauch im Vorteil.“ Die Bundesbeschaffung ist deshalb dabei, den Einkauf in allen Bereichen auf eine TCO-Betrachtung („total cost of ownership“) umzustel- len. Das hilft dem Steuerzahler und der Umwelt. Im IT-Bereich wurden durch diese Umstellung Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich erzielt. Schwieriger ist die Situation in den Be- reichen, in denen Nachhaltigkeit mit höheren Kosten verbunden ist. „Die BBG ist von der Politik gefordert, ko- stengünstig und ökologisch verträg- lich einzukaufen. Sobald die Ökologie aber dann mehr Geld kostet, wird es schwierig. Denn Mehrkosten sind nicht gewünscht“, beschreibt Geschäftsfüh- rer Andreas Nemec die Situation. Nachhaltigkeit – Debatte .... 4 Prominente Vertreter aus Poli- tik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren über die Chancen und Grenzen eines nachhaltigen Einkaufs. Zeigen, wie‘s geht .......... 6-8 IT-Hardware .............................. 6 Papier .......................................... 6 Autos .......................................... 7 Reinigung ................................... 7 Energie ....................................... 8 Lebensmittel .............................. 8 Nachhaltigkeit weltweit – ein Vergleich .................. 9 Wie Beschaffungsstellen im Aus- land nachhaltig einkaufen. Umweltschutz durch bessere Logistik .............. 9 Wie gebündelte Beschaffung zu kürzeren Transportwegen führt. Nachhaltigkeit mit Auflagen 10 Die Berücksichtigung öko- logischer Kriterien ist rechtlich an strenge Auflagen geknüpft. Innovatives Energie-Sparen an Schulen ................... 12 Durch eine ungewöhnliche Part- nerschaft kann der Strombedarf drastisch gesenkt werden. Inhalt Liebe Leser, nicht erst seit dem Klimareport der Vereinten Nationen sind Öko- logie und Nachhaltigkeit auch im öffentlichen Einkauf ein Thema. Deshalb wenden wir uns in der zweiten Ausgabe von „Beschaf- fung Austria“ diesem höchst ak- tuellen und brisanten Thema zu. Die Bundesbeschaffung zeigt auf, welche Möglichkeiten ein profes- sionelles Beschaffungswesen bie- tet, um auf künftige Generationen Bedacht zu nehmen. Auch diesmal kommen in der „Zei- tung für den öffentlichen Einkauf“ wieder hochrangige Experten, Lieferanten und Kunden zu Wort – auf der Suche nach den besten Strategien für die Zukunft. Nachhaltiges Vergnügen beim Le- sen wünschen Ihnen Die Geschäftsführer der BBG Nr. 2 I 20. Juni 2007 Die Zeitung für den öffentlichen Einkauf www.beschaffung-austria.at >

Beschaffung Austria Nr. 2 - Nachhaltigkeit

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Beschaffung Austria Nr. 2 - Nachhaltigkeit

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In ZeIten erhitzter Klimadebatten kommt keine Nachrichtensendung ohne ihn aus. So oft der Begriff „Nach-haltigkeit“ verwendet wird, so unklar ist seine exakte Bedeutung – jeder versteht unter Nachhaltigkeit etwas anderes. Auch bei der Fußball-Europameister-schaft 2008 sollen neue Maßstäbe bei der Nachhaltigkeit von Sport-Groß-veranstaltungen gesetzt werden. Vom umweltfreundlichen Stadienbau und Verkehrskonzept über die Versorgung der Stadien und Fan-Zonen mit erneu-erbarer Energie bis hin zur verstärkten Einbindung regionaler Dienstleister.

Nachhaltigkeit ist ihrem Ursprung nach ein forstwirtschaftlicher Begriff. Er be-zeichnet die Bewirtschaftungsweise eines Waldes, bei der immer nur so viel Holz entnommen wird, wie nachwach-sen kann. Der Begriff Nachhaltigkeit

Wer nachhaltig einkaufen will, braucht dazu professionelle Einkäufer. Egal, ob es um das Aufspüren marktreifer Alternativ­Technologien, die richtige Bewertung von Lebenszyklus­Kosten oder spezielle ökologisch orientierte Ausschreibungen geht.

umfasst also mehr als Ökologie – er hat auch eine wirtschaftliche und eine soziale Dimension. „Entwicklung zu-kunftsfähig zu machen heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürf-nisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generation zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können“, so lautet die heute noch verwendete Definition der Vereinten Nationen.

ÖkologIe und ÖkonomIe sInd keIn WIderspruchAuch in der Bundesbeschaffung (BBG) ist das Prinzip der Nachhaltigkeit schon in vielen Bereichen verwirklicht. Ge-schäftsführer Hannes Hofer: „In den meisten Fällen sind ökologisch bessere Produkte auch ökonomisch überlegen. Wenn wir uns beim Einkauf nicht nur die Anschaffungskosten, sondern die

Nachhaltig professionell – professionell nachhaltig

gesamten Lebenszyklus-Kosten an-schauen, dann sind auf einmal die Pro-dukte mit niedrigem Energieverbrauch im Vorteil.“ Die Bundesbeschaffung ist deshalb dabei, den Einkauf in allen Bereichen auf eine TCO-Betrachtung („total cost of ownership“) umzustel-len. Das hilft dem Steuerzahler und der Umwelt. Im IT-Bereich wurden durch diese Umstellung Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich erzielt.

Schwieriger ist die Situation in den Be-reichen, in denen Nachhaltigkeit mit höheren Kosten verbunden ist. „Die BBG ist von der Politik gefordert, ko-stengünstig und ökologisch verträg-lich einzukaufen. Sobald die Ökologie aber dann mehr Geld kostet, wird es schwierig. Denn Mehrkosten sind nicht gewünscht“, beschreibt Geschäftsfüh-rer Andreas Nemec die Situation.

Nachhaltigkeit – Debatte .... 4Prominente Vertreter aus Poli-tik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren über die Chancen und Grenzen eines nachhaltigen Einkaufs.

Zeigen, wie‘s geht .......... 6-8IT-Hardware .............................. 6Papier .......................................... 6Autos .......................................... 7Reinigung ................................... 7Energie ....................................... 8Lebensmittel .............................. 8

Nachhaltigkeit weltweit – ein Vergleich .................. 9Wie Beschaffungsstellen im Aus-land nachhaltig einkaufen.

Umweltschutz durch bessere Logistik .............. 9Wie gebündelte Beschaffung zu kürzeren Transportwegen führt.

Nachhaltigkeit mit Auflagen 10Die Berücksichtigung öko-logischer Kriterien ist rechtlich an strenge Auflagen geknüpft.

Innovatives Energie-Sparen an Schulen ................... 12Durch eine ungewöhnliche Part-nerschaft kann der Strombedarf drastisch gesenkt werden.

Inhalt

Liebe Leser, nicht erst seit dem Klimareport der Vereinten Nationen sind Öko-logie und Nachhaltigkeit auch im öffentlichen Einkauf ein Thema. Deshalb wenden wir uns in der zweiten Ausgabe von „Beschaf-fung Austria“ diesem höchst ak-tuellen und brisanten Thema zu. Die Bundesbeschaffung zeigt auf, welche Möglichkeiten ein profes-sionelles Beschaffungswesen bie-tet, um auf künftige Generationen Bedacht zu nehmen.

Auch diesmal kommen in der „Zei-tung für den öffentlichen Einkauf“ wieder hochrangige Experten, Lieferanten und Kunden zu Wort – auf der Suche nach den besten Strategien für die Zukunft.

Nachhaltiges Vergnügen beim Le-sen wünschen Ihnen

Die Geschäftsführer der BBG

Nr. 2 I 20. Juni 2007Die Zeitung für den öffentlichen Einkaufwww.beschaffung-austria.at

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Zeit in die Beobachtung alternativer Technologien. Sobald diese marktreif sind, wird die BBG aktiv. So geschehen bei Alternativantrieben für Autos, wo man soeben Rahmenvereinbarungen für Erdgas- und für Ethanol-Autos ab-geschlossen hat, Hybridautos folgen im Herbst. Die Kunden in der öffentlichen Verwaltung sind jetzt frei, aus den kon-ventionellen Verträgen abzurufen oder den Schritt zu einem modernen Alter-nativantrieb zu wagen.

„nachhaltIgkeIts-gütesIegel“ Im e-shopAuch im e-Shop, dem elektronischen Warenhaus für BBG-Produkte, soll Kunden der Klick auf besonders nachhaltige Produkte schmackhaft gemacht werden. „Wir denken da an eine Art Nachhaltigkeits-Gütesiegel, das den Kunden die Auswahl leichter machen soll“, erklärt Geschäftsführer Nemec.

Gemeinsam mit dem Umweltmini-sterium arbeitet man derzeit auch an ökologischen Leitsätzen für den Ein-kauf. In einer dreijährigen Pilotphase werden für besonders sensible Bereiche Grundsätze entwickelt („Verwendung abbaubarer Rohstoffe“, „niedriger Energieverbrauch“ etc.), die dann Be-standteil der Ausschreibungsunterla-gen werden. Umfasst sind derzeit die Bereiche Papier, Reinigung, Fuhrpark, elektronische Geräte/IT sowie Ener-gie. „In diese Definitionsphase sind so-wohl die Wirtschaft als auch die Kun-den eingebunden, um nicht Kriterien zu entwickeln, die am Markt oder den Bedürfnissen vorbeigehen“, erläutert Hofer.

Nachhaltig engagiert zeigen sich die BBG-Geschäfts-führer Andreas Nemec (links) und Hannes Hofer.

Florian Unterberger

„Wir können den Ministerien keine Vorschriften machen, aber in unserer Rolle als zentraler Einkäufer der Re-publik versuchen wir, das Bewusstsein für eine nachhaltige Einkaufspolitik zu wecken.“

BBg ermÖglIcht eIgene Öko-loseDas geschieht zum Beispiel durch eige-ne „Öko-Lose“. Ein Teil des Auftrags wird gesondert nach besonders stren-gen ökologischen Kriterien vergeben. Ressorts, denen die umweltfreund-licheren Produkte mehr wert sind, können hier zugreifen. Nemec erklärt die Vorzüge der Bundesbeschaffung: „Diese Möglichkeit gibt es nur durch den gemeinsamen Einkauf über die Bundesbeschaffung. Für ein einzelnes Ressort wäre der Aufwand eines eige-nen Öko-Loses nicht vertretbar.“ Mit dieser Strategie hat man beispielsweise beim Stromeinkauf gute Erfahrungen gemacht. Das Umweltministerium und das Umweltbundesamt bedienen sich aus einem eigenen Ökostrom-Los, in dem nur Kleinwasserkraft, Windkraft oder Fotovoltaik vertreten sein dürfen.

permanente marktBeoBachtung

Gleichzeitig ist man bei der Bundes-beschaffung bemüht, übertriebene Er-wartungen zu bremsen. „Wir sind mit 720 Millionen Euro Einkaufsvolumen zwar einer der größten Einkäufer des Landes, am gesamten Einkaufsmarkt aber noch immer ein kleiner Player“, sagt Geschäftsführer Hofer. Man kön-ne durch nachhaltigen Einkauf „Ak-zente setzen und Bewusstsein schaffen, aber sicherlich nicht den Markt verän-dern“. Die Einkaufsexperten der Bun-desbeschaffung investieren aber viel 2 Beschaffung Austria

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IMPRESSUM „Beschaffung Austria“Sonderbeilage der „Wiener Zeitung“ in Zusammenarbeit mit der „Bundesbeschaffung GmbH“ und der „dreistein Medienservice GmbH“.Inhaltliche Verantwortung: „Bundesbeschaffung GmbH“ (1020 Wien, Lassallestraße 9b)Anzeigen: „dreistein Medienservice GmbH“ (1100 Wien, Columbusplatz/Favoritenstraße 88-90)Verleger: „Wiener Zeitung GmbH“ (1040 Wien, Wiedner Gürtel 10)Druck: Herold Druck&Verlag AG (1030 Wien, Faradaygasse 6)

Bildnachweis: S. 1: Bilderpool (2), S. 2: Wolfgang Voglhuber, S. 4-5: IHS, ÖBf, REWE Group Austria, BMLFUW, S. 6-7: Bilderbox (4), S. 8-9: Bilderbox (3), S. 10: Bilderbox, S. 11: Florian Unterberger, S. 12: Robert Strasser

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Welche Chancen bietet ein nachhaltiger Einkauf der öffentlichen Hand? Wo liegen seine Grenzen? Eine kontroverse Debatte.

Nachhaltigkeit – Chancen und Grenzen

4 Beschaffung Austria

Ökologische Bedingungen schränken Spielräume ein

Prof. Bernhard Felderer Direktor des Instituts für Höhere Studien

Die Wiege Der Nachhaltigkeit steht im europäischen Wald. Die Wich-tigkeit der Substanzerhaltung – es darf nicht mehr Holz aus dem Wald ent-nommen werden, als wieder nachwächst – war schon im Spätmittelalter erkannt worden. Von der EU-Politik im späten 20. Jahrhundert entdeckt und auf inter-nationalen Siegeszug geschickt, wurde die Nachhaltigkeit als „Sustainability“ populär: als nachhaltige Entwicklung, die Ressourcenbasis und Lebensquali-tät für zukünftige Generationen sichert, indem sie ökologische Verträglichkeit, gesellschaftliches Wohlergehen und wirtschaftlichen Gewinn als gleichwer-tige Ziele anerkennt.

So weit, so theoretisch. In der Praxis ist es für Unternehmen, selbst für ei-nen Naturressourcenbetreuer wie die Bundesforste, alles andere als leicht, das Prinzip umzusetzen. Es fällt umso

Mag. Georg Schöppl Vorstand der Österreichischen Bundesforste AG

Ökologie oDer Nachhaltigkeit? Werden die Begriffe in der öffentlichen Diskussion meist synonym verwendet, beim öffentlichen Einkauf machen sie einen erheblichen Unterschied. Öko-logische Richtlinien berücksichtigen nur einen von mehreren Aspekten, die der Einkauf, aber auch jegliches andere wirtschaftliche Agieren berücksichtigen sollte. Nachhaltiges Handeln berück-sichtigt ökologische, ökonomische, aber auch soziale Aspekte. Die Bundes-beschaffung hat, auch wenn ihr gesetz-licher Auftrag Einsparungen als oberste Devise vorgibt, schon früh Nachhaltig-keit bei der Beschaffung vorgelebt.

Ökonomisch ist der Einkauf geworden, weil durch Spezialisten die Bewertung der Produkte und Dienstleistungen ei-nen verstärkten Fokus auf den Preis erhalten hat. Aber nicht der Anschaf-

Nachhaltigkeit muss auch gelebt werden

Mag. Andreas NemecGeschäftsführer der Bundes­beschaffung GmbH

Nachhaltigkeit ist heute mehr denn je ein zentraler Aspekt wirtschaft-lichen Handels. Insbesondere der Staat, der die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft setzt, muss diesen Impera-tiv besonders beachten. Nachhaltiges Handeln der staatlichen Verwaltung umfasst beispielweise den Umgang mit den Staatsfinanzen, die Bereitstellung von Infrastruktur sowie die langfristige Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Sozialsysteme.

Seit einigen Jahren werden große Teile des Einkaufs der Bundesverwaltung durch eine Beschaffungsgesellschaft (BBG) abgewickelt. Die Beschaffung durch Facheinkäufer mit genauen Marktkenntnissen und der Möglichkeit der Bestellung großer Stückzahlen hat zu erheblichen Einsparungen gegenüber

dem früheren dezentralen Einkauf ge-führt. Es versteht sich von selbst, dass die dadurch entstandene wirtschaftliche Macht einem strengen Vergaberecht unterworfen werden muss, was auch geschehen ist. Die Regeln des Verga-berechts dienen der Verhinderung von Korruption, der strikten Gleichbe-handlung aller Bieter und der möglichst weitgehenden Objektivierung des Ver-gabevorganges.

Der BBG ist unter anderem auferlegt worden, kleine und mittlere Unterneh-men (KMU) in ihrer Vergabeentschei-dung zu berücksichtigen. Die BBG bemüht sich, die Ausschreibungsbedin-gungen, insbesondere durch Stückelung der Mengen so zu gestalten, dass sich auch kleine und mittlere Unternehmen bewerben können.

Die Idee, auch ökologische Bedin-gungen an die Bieter zu stellen, würde den Handlungsspielraum der BBG ein-schränken und ihre Effizienz reduzie-ren. Insbesondere wäre die Entschei-dungssituation problematisch, wenn die Verwendung zugelassener, aber umweltschädlicher Substanzen verhin-dert werden soll. Die Festsetzung von Kriterien wird in diesem Fall rechtlich problematisch und setzt sich notwendi-gerweise dem Vorwurf der Willkür aus.

Es scheint daher ökonomisch und rechtlich bedenklich, das ohnehin kom-plizierte Vergaberecht durch kaum de-finierbare Auflagen weiter zu belasten. Umweltschutz kann durch klare ge-setzliche Vorgaben, die für die gesamte Wirtschaft gelten, wesentlicher effizi-enter durchgeführt werden.

leichter, je mehr sich auch die (Ge-schäfts-)Partner eines Unternehmens vom Gedanken der Nachhaltigkeit lei-ten lassen. Deshalb kann es für uns nur von Vorteil sein, wenn auch die BBG – im Rahmen der gesetzlich vorgege-benen Bedingungen des Vergabewesens – wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Zielsetzungen gleicherma-ßen verfolgt. So wird das Billigstbieter- immer öfter durch das Bestbieterprinzip abgelöst werden. Die ÖBf gehen sogar so weit, im Sinne von Mensch und Um-welt bewusst Mehrkosten in Kauf zu nehmen, etwa bei der flächendeckenden Verwendung alternativer Treibstoffe für Forstgeräte.

Wir sehen die BBG als Gesellschaft des Bundes durchaus in einer Rolle als Pio-nier, Speerspitze und Vorbild. Denn sie erreicht mit ihrer gebündelten Nach-fragemacht die kritische Menge, um bei

den Anbietern ein Nach- und Umden-ken in Richtung Nachhaltigkeit zu be-wirken.

Ein permanentes Spannungsfeld, in dem sich auch die ÖBf bewegen, stellt hinge-gen das Verhältnis zwischen Zentralis-mus und Regionalität dar. Die Förde-rung der Regionalwirtschaft steht nicht selten im Widerspruch zu Mengenöko-nomie und zentralem Einkauf. Die Bun-desforste jedenfalls setzen, wann immer es möglich ist, auf regionale Partner, sei es beim Catering von Veranstaltungen, beim Einkauf von Geräten oder der Abwicklung von Bauvorhaben.

Als ausgegliedertes Unternehmen sind die ÖBf zwar nicht verpflichtet, Aus-schreibungen über die BBG abzuwickeln. Dennoch arbeiten wir, unter anderem bei Strombezug, Fuhrpark und Büro- elektronik, sehr gerne mit ihr zusammen,

fungspreis, sondern die TCO sind der relevante Maßstab. „Total Cost of Ownership“, die Kosten über den ge-planten Lebenszyklus des Produktes, berücksichtigen neben den Anschaf-fungskosten auch den Energiever-brauch, die Entsorgungskosten und In-standhaltungskosten. Ein klarer Vorteil für nachhaltige Produkte.

Die soziale Dimension des Einkaufs kommt zum Tragen, wenn Aspekte des Arbeitnehmerschutzes oder die Be-schäftigung von Lehrlingen berücksich-tigt werden. Die BBG ist sich ihrer Ver-antwortung bewusst und verlangt eine penible Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften.

Ökologisch ist der Einkauf, wenn die Auswirkungen von Erzeugung, Ver-wendung und Entsorgung auf die Um-

welt berücksichtigt werden. Nicht nur bei Reinigungsdienstleistungen oder „grünem Strom“ kann die Bundesbe-schaffung beachtliche Erfolge vorwei-sen. Eine Schlüsselaufgabe kommt vor allem der Optimierung der Nutzungs-konzepte zu, wie es die BBG im IT-Be-reich vorexerziert hat.

Was nützt es aber, wenn der elektro-nische Akt den Papierakt ersetzt, wenn er an jeder Bearbeitungsstelle ausge-druckt wird? Was nützt es, umwelt-freundliche Abteilungsdrucker anzu-bieten, wenn in der Verwendung jeder auf seinem eigenen Drucker beharrt?

Nachhaltigkeit ist bald im gesamten öffentlichen Einkauf „State of the art“. Der nachhaltige Umgang mit der be-schafften Infrastruktur ist aber noch ein langer Lernprozess.

Bewusst Mehrkosten in Kauf nehmen

weil nicht nur die „nachhaltige Wellen-länge stimmt“, sondern weil wir auch den Aufwand für eigene Ausschreibun-gen senken können und Beratung sowie Service zu schätzen wissen.

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Der Österreichische koNsu-meNt ist qualitätsorientiert. Es herrscht das Bewusstsein, dass hei-mische Waren, regionale Produkte wertvoll sind. Die mediale Aufberei-tung des Themas Globalisierung hat aber auch dazu geführt, dass der Kon-sument verunsichert ist. Hier müssen wir ansetzen: Wir müssen den Konsu-menten Sicherheit geben – das heißt, uns verstärkt um gesicherte Herkunft und Qualität kümmern. Was wir als Lebensmittelhandel beitragen können, ist das Angebot eines vielfältigen Sor-timents, das heimischen Lebensmitteln eine vorrangige Position einräumt. Un-ser Ziel ist es, das Vertrauen der Kon-sumenten und Verbraucher zu fördern und den Dialog zu aktivieren.

Deshalb ist es unsere Strategie, wo im-mer es geht, den österreichischen Produ-zenten den Vorzug zu geben. So haben wir ausschließlich österreichische Trink-milch und heimisches Frischfleisch im

Vorrang für österreichische Produzenten

Mag. Werner Wutscher Vorstand REWE Group Austria

Eine Vorreiterrolle einnehmen

DI Josef Pröll Landwirtschafts­ und Umweltminister

schon vor langer Zeit erkannt, dass Ernährungssicherheit und Ökologie immer bedeutender werden. Mittler-weile bietet „Ja! Natürlich“ ein Sor-timent von 630 Produkten aus biolo-gischer Landwirtschaft an.

Durch unsere Schwerpunktlegung auf Lokalität und Regionalität können wir den heimischen Bauern nicht nur die nötige wirtschaftliche Sicherheit geben, wir tragen auch zu einer höheren regi-onalen Wertschöpfung bei. Mit einigen österreichischen Regionen verbindet uns eine besondere Partnerschaft. So zum Beispiel mit der Region National-park Hohe Tauern. Gemeinsam mit den ansässigen Bauern ist es uns gelungen, diese Region zu einer Bio-Musterregion zu machen. Im Waldviertel engagieren wir uns gemeinsam mit dem Land Nie-derösterreich und Bio Ernte Austria un-ter dem Dach „Waldviertel-Lebensvier-tel“ für die Vermarktung biologischer Lebensmittel und gegen Gentechnik.

Für uns ist Nachhaltigkeit ein wich-tiges Unternehmensprinzip, auch und gerade bei den Partnerschaften mit den Landwirten. Denn die REWE Group Austria nimmt hier eine hohe Verant-wortung gegenüber Mensch, Tier und Umwelt wahr.

ob bei Der FahrzeugbeschaF-FuNg, dem Gebäudemanagement, bei Büromaterial oder dem Strom- und En-ergieverbrauch – mit einer klugen und nachhaltigen Beschaffungspolitik kann nicht nur beträchtlicher Umweltnutzen erzielt werden, auch kostenseitig lassen sich Vorteile erzielen. Ein kleines, aber handfestes Beispiel: der Austausch kon-ventioneller Leuchtkörper mit Energie-sparlampen brachte in meinem Ressort neben dem ökologischen Vorteil eine jährliche Einsparung von rund 1500 Euro.

Großverbraucher wie öffentliche Ver-waltung und Wirtschaftsunternehmen können durch ökologische Beschaffung einen wesentlichen Beitrag zur nachhal-tigen Entwicklung leisten. Gerade hier ist die Vorbildwirkung der öffentlichen Verwaltung gefragt, die Beschaffung, also den Einkauf von Waren und Leistungen,

an Aspekten der Nachhaltigkeit zu ori-entieren. Wichtig ist, für die in der Be-schaffung tätigen Personen Werkzeuge zu entwickeln, die eine nachhaltige Ein-kaufsentscheidung ermöglichen.

„Green Public Procurement – GPP“ ist seit Jahren eine Priorität des Lebens-ministeriums. Bei uns werden grund-sätzlich Waren, die unter nachhaltigen Gesichtspunkten produziert wurden, eingekauft und Maßnahmen im Ener-gie-, Abfall- und Wassermanagement gesetzt. Diese ökologische Vorgangs-weise entspricht den Grundsätzen des Österreichischen Umweltzeichens und des europäischen Umweltmanagement-systems EMAS, nach dem das Ressort seit 2000 zertifiziert ist. Am Standort Stubenbastei konnte damit das Abfal-laufkommen von 1998 bis 2003 um 31 Prozent verringert werden, im Bereich Verkehr konnte der CO2-Verbrauch

pro Mitarbeiter und Jahr um die Hälfte reduziert werden und der Wasserver-brauch ging von 21 Kubikmetern pro Mitarbeiter und Jahr auf 15 Kubikmeter zurück.

Eine Evaluierungsstudie der Euro-päischen Kommission zur umwelt-gerechten öffentlichen Beschaffung kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass zwar in sieben EU-Mitgliedstaaten (darunter Österreich) die Umsetzung der „grü-nen Beschaffung“ bereits auf hohem Niveau umgesetzt ist, aber weiterer Handlungsbedarf zur Ökologisierung der Beschaffung besteht. Wir werden daher den Einkauf von Produkten und Dienstleistungen in Zukunft noch stär-ker an ökologischen und nachhaltigen Gesichtspunkten ausrichten. Als öffent-liche Hand haben wir so auch die Mög-lichkeit, die umweltfreundliche Herstel-lung von Produkten zu beeinflussen.

Sortiment. Dass Partnerschaft nicht nur ein Schlagwort ist, belegen zahlreiche erfolgreiche Kooperationen: Ein gutes Beispiel ist das Premium Rind, eine Ko-operation von BILLA mit der ARGE Rind, im Rahmen derer wir gemeinsam hohe Qualitätsstandards festgelegt ha-ben. Diesen Mehraufwand honorieren auch die Kunden. Ein weiteres Beispiel ist die MERKUR-Regionalinitiative, die regionale Produzenten mit qualita-tiv hochwertigen Lebensmitteln fördert. Alle Interessenten – auch kleinere Be-triebe – können sich als regionale Liefe-ranten bewerben und damit Zugang zu einer breiten Käuferschicht erlangen.

Auch im Molkerei-Bereich setzen wir auf erfolgreiche Partnerschaften. So sind die Produkte der Käsestraße Bre-genzerwald in unseren Filialen in ganz Österreich erhältlich. Und mit der Entscheidung, biologische Lebensmit-tel unter der Marke „Ja! Natürlich“ in den Supermarkt zu bringen, hat REWE

15 Beschaffung Austria

Warum die BBG für ihre Mitarbeiter seit Jahren keine PCs mehr kauft und warum die Server grüner werden müssen.

„Weniger Strom, mehr Leistung“

Die Computer werDen immer leistungsfähiger, die Prozes­soren immer schneller und die Grafik­karten zeigen immer aufwendigere 3D­Animationen. Was den Anwender freut, hat einen unangenehmen Neben­effekt: Mit der höheren Leistungs­fähigkeit steigt auch sukzessive der Stromverbrauch der Computer und damit die Stromrechnung.

Für Clemens Kunkel, Bereichsleiter für IT­Beschaffungen bei der Bun­desbeschaffungsgesellschaft, ist der Stromverbrauch ein zentrales Krite­rium bei der Anschaffung von elek­tronischen Geräten. Daher setzt die BBG vor allem auf das mobile Ar­beiten. „Wir haben für unsere Mit­arbeiter seit zwei Jahren keinen PC mehr gekauft, denn ein PC braucht einfach mehr Strom. Deshalb arbei­ten wir nur noch mit Notebooks. Die höheren Investitionen rechnen sich

durch niedrigeren Stromverbrauch und längere Akkulaufzeiten.“

Die Energieeffizienz ist ein wesent­liches Qualitätskriterium der IT­Ge­räte. „Die Sparsamkeit beim Strom­verbrauch wird höher bewertet als die Prozessorleistung.“ Ein Notebook­akku muss mindestens drei bis vier Stunden unter voller Leistung arbei­ten. Bei der Bewertung verlässt sich die BBG aber nicht nur auf die Händ­lerangaben. Die Geräte werden zu­sätzlich von Experten der Technischen Universität Wien in einem Labortest eingehend überprüft. Besonderes Au­genmerk wird auch auf internationale, unabhängige Energie­Zertifizierungen gelegt.

neue teChnologienSparpotenzial sieht Kunkel vor allem bei den Peripheriegeräten wie Dru­ckern, Kopierern und Bildschirmen. Die Röhrenbildschirme waren wahre Stromfresser, heute werden nur noch Flat­Screens angeschafft: „Ein TFT­Bildschirm braucht um zwei Drittel weniger Strom.“ Im öffentlichen Sek­tor ist die Umstellung auf Flat­Screens voll im Gange. Auch bei Druckern steht eine Umstellung an: Durch den Umstieg von Arbeitsplatzdruckern

auf gemeinsame Netzwerkdrucker am Gang und Multifunktionsgeräte kön­nen im Schnitt 20­30% der Kosten eingespart werden.

Bei Servern hat sich laut Statistiken der Stromverbrauch in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Umwelt­aktivisten zählen sie deshalb längst zu den Klimakillern. Doch Stromsparen gestaltet sich bei den Zentralrechnern schwieriger als bei Peripheriegeräten. Server bilden das Herzstück eines je­den Unternehmens und Sicherheit wird daher großgeschrieben. Daher kommt es oft zu einer Duplizierung der Systeme. Server müssen Tag und Nacht laufen. Die hohe Rechenpower benötigt Strom und erzeugt Abwärme, die aus den Rechnerräumen geleitet werden muss, was wiederum Energie für die Kühlaggregate kostet. An der Sicherheit zu sparen, kann sich aber kein Unternehmen leisten.

herausforDerung serverTrotzdem sieht Walter Michor vom Produktmarketing bei Fujitsu Siemens hier noch enorme Einsparungspoten­ziale: „In Zukunft werden wir noch mehr Strom sparende Komponenten einsetzen. Weniger Strom, weniger Wärme, dafür mehr Leistung muss

Trotz elektronischen Akts wird in der Verwaltung viel Papier produziert. Deshalb achtet hier die BBG besonders auf den Umweltschutz.

Umweltschutz und Qualität zusammen verpackt

3500 tonnen Papier werden jährlich von Ministerien, Ämtern und Schulen über die Bundesbeschaffungsgesell­schaft besorgt. „In der Arbeitsgruppe Papier bei der BBG haben wir daher einen Weg gesucht, der gewährleistet, dass nur ökologisch verträgliche Pa­piere verwendet werden“, erklärt Jo­hann Fettik, der die Druckerei im Fi­nanzministerium leitet. Und der Weg wurde auch gefunden: So achtet die BBG auf Umweltzeichen und Zerti­fizierungen über nachhaltige ökolo­gische Waldbewirtschaftung. Diese garantieren, dass nur tropenwaldfreie Zellstoffe verwendet werden, die Pro­duzenten ökologische Verfahren an­wenden und dass nur die Menge Holz geschlagen wird, die auch wieder auf­geforstet wird.

Zudem schreibt die BBG nur TCF­Papier aus, stellt BBG­Bereichsleiter

Franz Deninger klar. Die Bezeich­nung TCF („total chlorfrei“) entstand Ende der 80er Jahre und steht für ein chlorfreies Bleichverfahren des Zell­stoffes. An die Stelle von Chlorver­bindungen – wie Chlordioxid – treten heute Sauerstoffverbindungen.

Der Verzicht auf das hochgiftige Chlor ist ein großer Fortschritt: Die dabei entstandenen Zellstoff­Ab­wässer gefährden das ökologische Gleichgewicht der Flüsse, in denen unter einer schaumigen Oberfläche Tiere und Pflanzen zugrunde gehen.

gute Qualität reDuziert verbrauChDoch nicht nur die BBG, auch die Kunden setzen zusehends auf Nach­haltigkeit. „Das Interesse für um­weltfreundliches Papier steigt kon­tinuierlich“, berichtet Deninger. Manche Kunden – wie das Bundes­ministerium für Land­ und Forst­wirtschaft – kaufen überhaupt nur ungebleichtes Papier, auch wenn es um rund 7 Prozent teurer ist als das nur chlorfrei gebleichte Papier. „Wir erhalten einen sensationellen Preis, wenn man bedenkt, dass wir bei un­serem Einkauf Umweltverträglich­

keit mit hoher Qualität verbinden“, freut sich Deninger. Denn auch auf Kriterien wie Grammatur und Biege­festigkeit wird Rücksicht genommen. Und dies schlägt sich wieder langfri­stig auf die Kosten nieder. „Wenn ich beispielsweise ein Papier mit schlechter Biegefestigkeit verwende, kommt es in Druckern ständig zu Papierstaus“, erklärt der Einkäufer. „Viel Papier muss weggeschmissen werden und das Gerät wird schnel­ler kaputt. Die Folgeschäden kom­men daher teurer, als wenn ich von Anfang an das hochwertigere Papier verwendet hätte.“

Und diese Qualität verbindet sich mit Nachhaltigkeit, stellt Fettik klar. „Die Zeiten, als sich Umweltpapier aufge­löst hat, sind lange vorbei“, resümiert er. Ganz im Gegenteil – die Qualität des Umweltpapiers werde immer bes­ser. Die BBG beobachtet jedenfalls weiter intensiv alle technologischen Entwicklungen am Markt. „Wir wol­len weiter dazu beitragen, dass sich Fortschritte im Umweltschutz bei un­seren Beschaffungen niederschlagen“, sagt Deninger.

Klaus Huhold6 Beschaffung Austria

die Devise sein.“ Aber auch bei den Endgeräten könnte durch eine Tech­nologieumstellung noch viel heraus­geholt werden. Mitarbeiter werden nicht mehr mit einem vollwertigen PC, sondern mit einem sogenannten Thin Client ausgestattet, der seine Informa­tionen vollständig von einem zentralen Server bezieht.

Diese Clients sind nichts anderes als dezentrale Rechner mit geringer Lei­stung, die nur noch Bildschirm, Maus und Tastatur mit dem Zentralsystem verbinden. „Die Vorteile liegen neben der besseren Lastverteilung auch in der einfacheren Wartung, sie benöti­gen weniger Strom und machen kaum Geräusche“, erklärt Michor.

„Unternehmen, die Hunderte Rechner betreiben, müssen auch den Stromver­brauch in eine Gesamtkostenbetrach­tung mit einbeziehen. In der Masse lassen sich durch einen niedrigeren Stromverbrauch hohe Einsparungen bei den Kosten erzielen.“ Dieses Po­tenzial hat auch die Bundesbeschaf­fung erkannt, die ihre nachhaltige Einkaufspolitik deshalb konsequent weitergehen will.

Reinhard Binder

Nicht nur wegen der Vorbildwirkung, sondern aus handfesten wirtschaftlichen Überlegungen setzt die Bundesbeschaffung auf Fahrzeuge, die alternative Kraftstoffe tanken können. So könnte die Polizei schon bald „mit Promille im Tank“ für Sicherheit sorgen.

Polizei bald mit Promille im Tank?

will ÖsterreiCh seine hochge­steckten Ziele zur Reduktion der Treibhausgas­Emissionen erreichen, bedarf es einiger Anstrengungen. Während im Bereich der Industrie eine Reduktion des „Klimakillers“ CO2 fast nicht mehr möglich ist, ohne den Wirtschaftsstandort Öster­reich nachhaltig zu schädigen, sehen Experten im Sektor Verkehr noch ein großes Potenzial. Vor allem der Ein­satz biogener Treibstoffe verspricht eine nennenswerte Reduktion, ohne dass konstruktives Neuland im Mo­torbereich betreten werden muss.

In den letzten Jahren setzten die Fahrzeughersteller in ihren Modell­Entwicklungen im Bereich der Alter­nativantriebe für den europäischen Markt vor allem auf Hybrid (Kombi­nation aus Verbrennungs­ und Elek­troantrieb), Erdgas und seit neuestem auf Ethanol. Während der Hybrid­Motor nur den Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert und ein Erd­gas­Auto nur einen emissions ärmeren Treibstoff nutzt, hat der Ethanol­Benzin­Mischtreibstoff E85 ein sehr

Mai 2007 stellen wir der öffentlichen Hand Fahrzeuge mit Alternativan­trieben zur Verfügung“, erklärt Jür­gen Jonke, Leiter des Bereichs Mobi­lität in der Bundesbeschaffung.

grÖsster fuhrparKVorerst wurden Rahmenvereinba­rungen für Erdgas­ und Ethanol­Fahrzeuge abgeschlossen. Demnächst wird auch der Ankauf von Hybrid­fahrzeugen möglich werden, ergänzt der Auto­Beschaffer.

Im Bundesbereich schätzt Jonke das langfristige Potenzial für Alternativ­fahrzeuge auf bis zu 5000 Fahrzeuge. Zusätzlich haben noch einige Bun­desländer und ausgegliederte Bun­desgesellschaften (z. B. Asfi nag) ihr Interesse an einer Beschaffung über die BBG bekundet.

Präferenzen für eine bestimmte Vari­ante gäbe es durch die BBG keine ­ je nach Nutzungsprofi l in den verschie­denen Ressorts oder Unternehmen eignet sich ein anderes Antriebskon­zept besser.

Während Erdgas hinsichtlich Reich­weite und Beschleunigungsverhalten für den Fuhrpark der Polizei eher ungeeignet erscheint, könnte Ethanol hier seine Vorzüge ausspielen. Eine durchaus interessante Zielgruppe seien auch die handelsüblichen Kraft­fahrzeuge des Verteidigungsministeri­ums.

Einfl uss, welche Bundesstelle Fahr­zeuge mit Alternativantrieb ordert, hat die BBG keinen. Klassische Vor­urteile, wie die Mehrkosten der Fahr­zeuge gegenüber klassischen Antriebs­varianten, konnten in den Verträgen durch gute Konditionen ausgeräumt werden. Zudem ersparen sich die Ressorts durch die günstigeren Kraft­stoffpreise zusätzlich Geld.

Rainald Edel

Bei der Reinigung öffentlicher Gebäude hat die Bundesbeschaffung eine Trendumkehr eingeleitet. In Teilbereichen kann komplett auf den Einsatz von Chemie verzichtet werden.

ChemisChe reinigung und Nach­haltigkeit. Nicht gerade zwei Begriffe, die man miteinander assoziieren wür­de. Dennoch macht sich auch die hie­sige Reinigungsbranche seit geraumer Zeit Gedanken über die Reduktion des Chemikalieneinsatzes. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ setzt ein Umdenken ein.

„Die Branche besinnt sich langsam, ihre Mitarbeiter richtig auszubilden. Und das ist in Wirklichkeit die größte Leistung, die sich derzeit vollzieht.“ Franz Deninger muss es wissen, hat doch die Bundesbeschaffung unter sei­ner Federführung in den vergangenen fünf Jahren an die 1500 Objekte mit­tels Vergabeverfahren an etwa 60 Auf­tragnehmer vergeben.

Bei den öffentlichen Gebäuden hat die BBG eine Trendumkehr weg von der Chemie hin zu mehr Umweltfreund­lichkeit geschafft. Bei den Zuschlags­kriterien spielen jetzt neben dem Preis auch Qualität und Umweltkriterien eine entscheidende Rolle.

außer Wasser tatsächlich keine Reinigungsmittel mehr. „Ausgenommen sind natürlich der Sanitärbe­reich und die Grundreini­gung“, sagt Peter Salloker, Betriebsleiter bei Akkord und Reinigungs­Innungsmeister von Kärnten.

Der Schlüssel zum Entfall der Chemie liegt in der Verwendung von Mikro­fasertüchern. Salloker erzählt, dass man in Bezug auf Mikrofasertücher und ­wischmopbezüge jahrelang auf der Suche nach den optimalen Mate­rialien und Techniken war.

sChmutz vermeiDenDie Suche hat sich offensichtlich ge­lohnt: „In Kaufhäusern, Schulen und Universitäten setzen wir heute kaum noch Chemie ein. Und durch bessere Techniken verbrauchen wir gegen über früheren Jahren nur mehr ein Viertel des Wassers“, so Salloker. Das schont die Umwelt, aber auch die Mitarbei­ter und Kunden: „Wir wollen ja nicht,

dass zuviel Chemie All­ergien und Reizungen bei

den Leuten hervorruft!“

Bei der BBG hat man noch weitere Erkennt­

nisse gewonnen. „Man darf den Blick nicht nur auf die

Reinigungschemie lenken, das wäre ein äußerst verkürzte Sichtweise“, so Fachmann Deninger. Gemeinsam mit den Branchenvertretern hat man einen umfassenderen Ansatz gewählt. Rich­tige Schulung der Mitarbeiter, genaue Dosierhilfen sowie gute technische und maschinelle Ausstattung sollen die Umwelt schonen. Nicht zu verges­sen ist auch die Schmutzvermeidung. Mittels Einsatz von Schmutzschleusen wird von vornherein erst gar nicht so viel Schmutz in das Gebäude hinein­getragen.

hohes ökologisches Poten zial. Denn per Defi nition ist der CO2­Ausstoß bei der Verbrennung biogener Treib­stoffe klimaneutral.

vorreiterrolle wahrgenommenObwohl alle drei Technologien seit Jahren verfügbar sind, beschränkt sich ihre Verbreitung auf wenige hundert Stück, vor allem im Privatbe­reich. Der Grund: Fahrzeugindustrie und Treibstoffhandel warteten bis­lang, dass der jeweils andere den ent­scheidenden Schritt setzt, um diese Technologien für die breite Masse attraktiv zu machen. Experten for­derten deshalb in der Vergangenheit wiederholt, dass der öffentliche Be­reich mit gutem Beispiel vorangehen und Alternativtreibstoffe auf Grund seiner Signalwirkung salonfähig ma­chen sollte.

„Die Bundesbeschaffungsgesell­schaft (BBG), einer der größten Autoeinkäufer des Landes, hat den ihr so zugespielten Ball im heurigen Frühjahr aufgenommen. Seit Mitte

Der Grundstein für die Trendumkehr wurde laut Deninger schon 2001 ge­legt. Damals hat die BBG ihre Auftrag­nehmer vertraglich dazu verpfl ichtet, auf bestimmte Mittel in der Reinigung zu verzichten, die die Umwelt und die Gesundheit des Menschen belasten. Seit dem Jahr 2003 gibt es ökologische Bewertungskriterien im Zuge der Bestbieterermittlung und vertragliche Vereinbarungen, um den Status Quo kontinuierlich weiterzuentwickeln.

mit miKrofaser Chemie reDuzieren unD wasser sparen Für Deninger war der Höhepunkt die­ser Entwicklung eine Ausschreibung im Jahr 2005 in Kärnten unter dem Titel „chemiereduzierte Reinigung“. Das Ergebnis des Pilotprojektes hört sich äußerst vielversprechend an: Die Firma Akkord, die den Zuschlag für den Auftrag bekam und jetzt für die Reinigung der Gebäude der Kärntner Landesregierung zuständig ist, ver­wendet im Bereich der Unterhaltsrei­nigung, die die Entfernung der täglich anfallenden Verschmutzung umfasst,

Silke Farmer

7Beschaffung Austria

Die chemische Keule – Auslaufmodell in der Reinigung?

Die Bundesbeschaffung setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. Zudem wird den Kunden beim Stromsparen unter die Arme gegriffen.

Stromsparen tut nicht weh

Der bunD mit all seinen Ministerien, Ämtern, Schulen und Kasernen ist – nach OMV und ÖBB – der drittgrößte Stromverbraucher Österreichs. Sagen­hafte 800 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr sind notwendig, um den Staatsapparat am Laufen zu halten. Dabei ist Österreich in der glücklichen Lage, 70 bis 80 Prozent des Strom­aufkommens durch erneuerbare Ener­gieträger wie Wasserkraft, Windkraft, Biomasse oder Fotovoltaik decken zu können.

Das hilft BBG­Energieexpertin Astrid Steiner auf ihrer Mission, den Strom­hunger des Bundes auf möglichst sau­bere Art und Weise zu stillen. Andere Länder müssten in viel stärkerem Aus­maß auf die CO2­produzierenden Öl­, Gas­ und Kohlekraftwerke ausweichen. Obwohl in klimatechnischem Sinne sauber, gilt Energie aus großen Was­serkraftwerken in Österreich nicht als Ökostrom. Deshalb geht die BBG noch einen Schritt weiter. Für spezielle Kun­den wie das Umweltministerium oder das Umweltbundesamt vergeben die obersten Beschaffer der Republik eige­ne Ökostrom­Lose. Für diese sind nur Lieferanten zuge lassen, die ihre Energie

aus Kleinwasserkraft, Windkraft oder Fotovoltaik gewinnen.

zuKunft geothermieFür besonders sinnvoll hält Steiner den Einsatz von Geothermie. Aktuell hat die BBG ein Projekt in der Grenzregion Braunach­Simbach laufen, bei dem eine HTL mit 1000 Schülern über Geother­mie mit Energie versorgt wird. Es han­delt sich hier um das mit Abstand größ­te Geothermieprojekt Mitteleuropas. Mit Bohrungen wurde in 2000 m Tiefe ein riesiger Heißwassersee „angezapft“. Nach Förderung des Heißwassers wird das abgekühlte Wasser rückgeführt und wieder erwärmt. „Das ist echte Öko­energie, die man zum Beispiel zu Heiz­zwecken heranziehen kann“, meint die Expertin.

Leider stößt die BBG bei ihrem En­gagement teilweise auf Grenzen. Zum einen ist Ökostrom spürbar teurer, was auf die Steuerzahler zurückfallen würde, zum anderen stecken die ent­sprechenden Technologien noch in den Kinderschuhen. So müsste etwa bei Windkraft oder Solarenergie noch viel geforscht werden, um deren Poten zial wirklich nutzen zu können. Zudem

gibt es derzeit noch gar nicht die Menge an reinem Ökostrom, um den enormen Bedarf des Bundes auch nur annähernd decken zu können.

ausweg stromsparenDer Ausweg aus diesem Dilemma liegt in der Senkung des Stromverbrauchs. Roland Kuras, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Power Solu­tion, rät, bei „den kleinen Dingen des Alltags“ anzufangen: So versickern 70 Prozent des Energieverbrauchs eines Laser druckers im stundenlangen Stand­by, herkömmliche Glühlampen fressen fünfmal so viel Strom wie Energiespar­lampen. Deshalb verpfl ichtet die BBG Stromlieferanten dazu, kostenlos En­ergieberatungen bei den Abnehmern durchzuführen. Und die BBG steht mit energiesparenden Produkten zur Seite.

Gleichzeitig sei es, so Kuras, wichtig, Energieverbrauch grundsätzlich zu vermeiden: Beschattungssysteme statt Klimaanlagen, bedarfsorientierter statt andauernder Lüftungsbetrieb und op­timierte Heizungsregelung statt kon­stanter Temperaturen seien Beispiele dafür, dass sich der Energieverbrauch bei gleichbleibender Lebensqualität um bis zu 50 Prozent senken ließe.

Kuras empfi ehlt, verstärkt auf Bewusst­seinsbildung bei den Endverbrauchern zu setzen. Energiespartipps, wie sie die BBG auf ihrer Website zur Verfügung stellt, seien „wichtig und gut“. Gerade die BBG mit ihrer breiten Vernetzung könne das Verhalten vieler Energiever­braucher positiv beeinfl ussen.

Stefan Melichar

Das Credo der Bundesbeschaffung lautet „gesunde Ernährung“ – und dabei sind Bio-Produkte ein wertvoller Beitrag. Gemeinsam mit den Kunden werden Maßnahmen diskutiert und umgesetzt.

Bei Bio-Lebensmitteln mit gutem Beispiel voran

her sind als bei Standardprodukten. Auch die Verfügbarkeit und die Pro­duktpalette von Bio­Produkten sind regional sehr unterschiedlich.

Im Großeinkauf gestaltet sich die Situ­ation ähnlich: „Unsere Kunden haben durchaus Interesse an Bio­ und Fair­Trade­Produkten – die Bereitschaft, dafür mehr auszugeben, entwickelt sich langsam“, beschreibt Inge­Petra Davies, Bereichsleiterin für Lebens­mittel bei der BBG, die Situation. Die BBG will hier mit gutem Beispiel vo­rangehen und mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung schaffen. Dazu sollen vor allem die Lieferanten bzw. Bio­Anbieter animiert werden, die Vorteile von Bio­Produkten besser zu erklären. Fundierte Informationen sollen helfen, Kaufentscheidungen be­wusster zu treffen – zum Beispiel, ob man für ein bestimmtes Bio­Lebens­mittel mehr Geld ausgeben will.

„Schon vor drei Jahren haben wir be­gonnen, bei unseren Ausschreibungen Bio­Warenkörbe anzufordern. Quasi als Zusatzleistung, damit unsere Kun­den das Warenangebot kennenlernen“, erzählt Davies. Aufgrund dessen werde Bio jetzt von den BBG­Kunden in zu­nehmendem Maß gekauft. Ein gelun­

genes Beispiel war der österreichische EU­Vorsitz 2006: Beim Veranstaltungs­catering, das von der BBG ausgeschrie­ben wurde, wurden ein halbes Jahr lang in der Wiener Hofburg erfolgreich Bio­ und Fair­Trade­Produkte kredenzt.

mÖgliChKeiten sChaffenKünftig sollen Bio­Warenkörbe in al­len Ausschreibungen Berücksichtigung fi nden, zusätzlich wird der Bedarf an Bio­Waren bei den Kunden erhoben. Und erst im März dieses Jahres wurde anlässlich einer Tagung des Lebensmit­tel­Expertenteams des Bundes ein Vor­trag von Bio­Austria organisiert, um mit Vertretern aus den Bundesministe­rien für Landesverteidigung, Umwelt, Justiz, Wissenschaft und Unterricht über das Thema Bio zu diskutieren.

Diskussionsbedarf sieht auch Hans Bötscher vom Lebensmittelgroßhan­del Pfeiffer: „Um Bio bei der öffent­lichen Hand eine Chance zu geben, müsste sich die Politik klar dazu be­kennen – leider wird dafür noch kein zusätzliches Budget freigegeben“, so Vertriebsmanager Bötscher.

bio hat „mehrwert“Warum Bio oft mehr kostet als ande­re Produkte? „In der Tierhaltung darf

nur biologisch erzeugtes Futter zum Einsatz kommen. Zudem müssen die Tiere um ein Viertel länger gefüttert werden, bis sie schlachtreif sind.“ Spe­zielle Lagerung und Prüfung der Ware wirken sich laut Bötscher ebenfalls auf den Preis aus.

Doch gebe es Möglichkeiten, diese Mehrkosten zu reduzieren: „Durch saisonalen respektive regionalen Ein­kauf von Obst und Gemüse etwa.“ Viele Bio­Produkte seien während der Saison in Österreich nicht oder nur unwesentlich teurer. Bei Fleisch sei österreichisches Rindfl eisch zu be­vorzugen; statt Kalbfl eisch könne man das wesentlich günstigere Jungrind verwenden.

Laut einer Studie des Zukunftsfor­schers Matthias Horx „wird sich der Biokurs in den nächsten Jahren un­vermindert weiterentwickeln, wahr­scheinlich sogar noch zulegen“, so Bötscher. Deshalb ist man trotz der Kostenfrage sowohl bei der BBG als auch beim Großhandel Pfeiffer überzeugt davon, dass der Kauf von gesunden Lebensmitteln einen Auf­wärtstrend darstellt.

Silke Farmer8 Beschaffung Austria

70.000

60.000

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000

0

Quelle: E-Control

1925 1950 1980 2000

Verbrauch in GWh

Stromverbrauch: Enwicklung von 1925 bis 2005

biologisCh. ÖKologisCh. fair traDe. – Schlagworte, die derzeit nicht nur in allen Medien präsent sind, sondern vor allem auch eine Lebensein­stellung widerspiegeln. Im Lebensmit­telbereich gewinnen Bio­Produkte einen immer größeren Stellenwert bei den Konsumenten, weil gesunde Er­nährung für viele zunehmend wich­tiger wird. Doch obwohl die Nach­frage steigt, muss der Konsument zur Kenntnis nehmen, dass die Preise für Bio­Waren großteils beträchtlich hö­

Seit es die Bundesbeschaffung gibt, werden die örtliche Schule, die Polizeiwache und die Justiz­anstalt vom selben Lieferanten beliefert. Das senkt die Kosten und schont die Umwelt.

Umweltschutz durch bessere Logistik

„Wir haben pro Woche 120 Tou-ren. Je mehr Kunden in einem Liefer-gebiet sind, desto effizienter können wir die Belieferung durchführen“, sagt der Logistikleiter von Kiennast, Heimo Krammer. Der Lebensmittel-händler, der in Ostösterreich unter anderem Kasernen und Justizanstalten beliefert, versorgt pro Tour eine Regi-on oder einen Bezirk. Dabei fährt der Händler nach einem detaillierten Plan alle Kunden in dem Gebiet ab.

Durch ein modernes Logistiksystem kann sich der Lieferant auf die schwankende Nachfrage einstellen. „Wir beobachten, dass die Bestellmen-gen variieren. Zum Beispiel sind nicht

immer gleich viele Soldaten in den Ka-sernen“, erklärt Krammer. Vor allem bei Einrückterminen und vor Feierta-gen gibt es große Schwankungen. An schwachen Tagen reicht die Hälfte der normalen Lkw-Flotte aus, um die Lie-ferungen an den Mann zu bringen.

Da die genaue Planung der Fahrten Treibstoff spart, werden weniger Gift-stoffe und weniger Treibhausgase in die Luft geblasen. „Wirtschafts- und Umweltaspekte sind hier im Einklang. Wir sind froh, dass wir auf diesem Weg etwas für eine lebenswerte Umwelt tun können“, betont Krammer.

Franz Steinbauer

9Beschaffung Austria

Nicht nur in Österreich wird „grüne Beschaffung“ immer wichtiger. „Beschaffung Austria“ hat recherchiert, wie bei den Beschaffungsstellen von England, Italien und Deutschland nachhaltig eingekauft wird.

Nachhaltigkeit weltweit – ein Vergleich

englandDas „Office of Government Com-merce (OGC)“ ist die Beschaffungs-stelle für den öffentlichen Dienst in England. Sie bietet Zugang zu mehr als 500.000 Produkten und Services und verfolgt dabei eine klar definierte Nachhaltigkeitspolitik.

Die OGC verpflichtet sich etwa dazu, ihre Beschaffungstätigkeiten immer auch auf Nachhaltigkeit zu überprü-fen, um sorgsam mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen. Sie „fördert die Verbreitung nachhaltiger Tech-nologien im öffentlichen Sektor und versucht, Hersteller, Lieferanten und Auftragnehmer zu ermutigen, unter umweltverträglichen nachhaltigen Ge-sichtspunkten zu produzieren und tä-tig zu sein“.

Die Leistungen der OGC werden jähr-lich evaluiert und auf ihre Nachhaltig-keit überprüft. Der darauf basierende Nachhaltigkeitsbericht wird der Re-gierung vorgelegt.

italienIn Italien ist die „Consip“ für öffentliche Ausschreibungen und Beschaffung zu-ständig. Sie ist beim Wirtschafts- und Finanzministerium angesiedelt und funktioniert u. a. über Online-Shops. Der Staat stellt seine Einkaufsliste ins Internet. Die Hersteller geben online ihr Angebot ab, das günstigste erhält den Zuschlag. Der Kaufvertrag wird online geschlossen.

Die Consip arbeitet auch eng mit dem Umweltministerium zusammen, um die Verwendung nachhaltiger Produkte im öffentlichen Dienst zu steigern. Umweltverträgliche Produkte werden vor allem in den Bereichen Schul- und Büromöbel, Büromaterialien, Energie, Transport und Bekleidung angeboten und sind auf der Online-Einkaufsliste entweder als „recyclebar“ oder „zerti-fiziert“ gekennzeichnet.

Auch zu den Herstellern finden sich Informationen wie etwa, ob das Un-ternehmen ISO-zertifiziert ist.

deutschlandDas Beschaffungsamt des Innenmini-steriums kauft Produkte und Dienstlei-stungen für 26 Bundesbehörden, vom Bund finanzierte Stiftungen sowie in-ternational tätige Organisationen ein.

Die Palette der zu beschaffenden Pro-dukte und Dienstleistungen ist vielfäl-tig. Sie reicht von Büroartikeln bis zu Beratung, Forschung, Entwicklung und Schulung, über Computersysteme bis zu Arzneimitteln für humanitäre Einsätze des Technischen Hilfswerks. Hinzu kommen Fahrzeuge wie z. B. Patrouillenboote, Polizeifahrzeuge und Hubschrauber.

Gemäß einer Richtlinie sind Umwelt-aspekte zu berücksichtigen, soweit dies vergaberechtlich möglich ist und nicht im Widerspruch zu den Erwartungen der Bedarfsträger steht (gemeint ist die Wirtschaftlichkeit der Angebote). Pro-duktgruppen im Rahmen der „Grünen Beschaffung“ sind u.a. IT-Produkte und Büroverbrauchsmaterial.

WH_sujet_BBG_NEU 11.05.2007 10:05 Uhr Seite 1

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Innerhalb der EU werden 16% des Brutto-Inlandsprodukts für die Vergabe öffentlicher Aufträge aufgewendet. Eine Berücksichtigung ökologischer Kriterien ist dabei rechtlich zulässig, aber an strenge Auflagen geknüpft.

Nachhaltigkeit mit Auflagen

Gemäss der eU-richtlinie 2004/18 haben öffentliche Auftraggeber die Möglichkeit, auf Bedürfnisse der Allge-meinheit im ökologischen Bereich ein-zugehen. Die dabei verwendeten Krite-rien müssen jedoch im Zusammenhang mit dem Auftragsgegenstand stehen und den grundlegenden Prinzipien der Auftragsvergabe entsprechen. Auch das österreichische Bundesvergabege-setz 2006 nimmt in seinem § 19 Abs. 5 auf ökologische Anforderungen bei der Vergabe Bedacht. So kann durch die Be-rücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Leistungsbeschreibung, bei der Festlegung der technischen Spezifika-tionen oder der Zuschlagskriterien auf ökologische Anforderungen eingegan-gen werden.

rücksicht aUf kommende GenerationenUnter diesen Vorgaben erscheint eine nachhaltige Beschaffung möglich, die neben den Grundsätzen der Sparsam-keit, Wirtschaftlichkeit und Effizienz

Europäische Richtlinien und das nationale Vergaberecht bilden die Spielregeln für den öffentlichen Einkauf.

8 Beschaffung Austria

„Die Mobilität wird in absehbarer Zukunft nicht ohne fossile Energieträger auskommen. Erneuerbare Energieträger werden aber in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen.“

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auch auf die Bedürfnisse kommender Generationen und der Umwelt Rück-sicht nimmt.

Für eine nachhaltige Beschaffung ist deshalb relevant: • umweltgefährdende Emissionen und Energieflüsse zu reduzieren, • die wirtschaftliche Effizienz durch Verringerung der Gesamtkosten und Vermeidung von Folgekosten zu steigern • und soziale Kosten und Aspekte zu berücksichtigen.

Für die mit der öffentlichen Beschaf-fung betrauten Stellen besteht die He-rausforderung darin, diese Vorgaben gleichwertig und situationsgerecht zu berücksichtigen. Die Frage nach Be-schaffungskriterien nimmt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle ein. Die Festlegung der Kriterien ist im Beschaffungsprozess die schwierigste Phase – gerade auch, wenn es um As-pekte der Nachhaltigkeit geht.

Seitens des Europäischen Gerichtshofes ist auf das Problem der Nachhaltigkeit im Sinne der ökologischen Auswir-kungen bereits eingegangen worden. In der Rechtssache C-513/99 Concor-dia Bus Finnland OY vom 17.9.2002 und in der Rechtssache C-448/01 EVN AG – Wienstrom GmbH vom 4.12.2003 wurde bekräftigt, dass öko-logisch ausgerichtete Zuschlagskrite-rien im Vergabeverfahren zulässig sind und ein darauf beruhender Zuschlag rechtskonform ist.

enGer BezUG zU VertraGsGe-Genstand notwendiGDer EuGH urteilte in der erstgenann-ten Entscheidung, dass ein wirtschaft-lich nicht messbarer Nutzen wie Um-weltqualität bei der Ermittlung des wirtschaftlich günstigsten Angebotes einbezogen werden könne. Er befand ausdrücklich, dass die Zuschlagskri-terien in Bezug zum Vertragsgegen-stand zu stehen und dabei folgende Bedingungen zu erfüllen haben: sie

Eine Analyse von Wolfgang Pointner, Rechtsleiter der Bundesbeschaffung

Wolfgang Pointner leitet seit Anfang Mai den Rechtsbereich in der Bundesbeschaffung.

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müssen objektiv und transparent sein, in der Ausschreibung erwähnt wer-den und mit dem EU-Gemeinschafts-recht, insbesondere hinsichtlich der Nicht-Diskriminierung, in Einklang stehen. Obwohl auch hier ein Zei-chen für umweltfreundliche Beschaf-fung gesetzt wurde, betonte dieses Urteil ausdrücklich, dass zwischen Zuschlagskriterien und dem Vertrags-gegenstand ein enger Bezug bestehen muss.

In der Rechtssache EVN AG – Wien-strom bestätigte der EuGH erneut, dass die öffentlichen Verwaltungen bei der Ermittlung des wirtschaftlich gün-stigsten Anbieters umweltfreundliche Leistung in einem Dienstleistungsver-trag bewerten dürfen. Er beschied, dass sowohl die Forderung nach Einsatz er-neuerbarer Energie als auch die zuge-messene Gewichtung mit dem Ver-gaberecht in Einklang stehen. Dieser Entscheid ist deshalb bemerkenswert, weil er die rechtliche Zulässigkeit eines ökologischen Kriteriums festschreibt, das sich auf die Produktionsmethode bei der Erbringung einer Dienstlei-stung bezieht. Der EuGH zieht je-doch auch klare Grenzen für solche herstellungsbezogenen Zuschlagskri-terien: Der öffentliche Auftraggeber muss von den Anbietern Auskünfte verlangen, die eine Überprüfung ihrer Umweltansprüche ermöglichen. Da-her kann sich das Zuschlagskriterium lediglich auf den Anteil erneuerbarer Energien beziehen, die der Anbie-ter für die von der Behörde verlangte Menge liefert; es kann aber nicht der Gesamtumfang an erneuerbarer En-ergie in Betracht gezogen werden, die der Bieter einer beliebigen Anzahl von Kunden liefern könnte.

Im Zusammenhang mit Nachhaltig-keit und Angebotsbewertung stellt sich auch die Frage, ob und inwieweit die Lebenszyklus-Kosten eines Produktes („Total Cost of Ownership“) bei der Zuschlagsbewertung herangezogen werden dürfen. Berücksichtigt werden können alle Kosten, die auf Käufersei-te („Owner“) entstehen. Dazu zählen insbesondere der Kaufpreis, aber auch Wartungs-, Betriebs-, Schulungs- und Entsorgungskosten. Produktionsko-sten können nicht in die Ermittlung einfließen, weil sie sich ohnehin schon im Kaufpreis widerspiegeln. Eine „dop-pelte“ Veranschlagung von Kosten ist im Rahmen der Bestbieterermittlung nicht möglich.

tco als ökonomischer Und ökoloGischer heBelDurch die Anwendung eines Lebens-zyklus-Kosten-Konzepts werden die tatsächlichen Kosten eines Auftrags ersichtlich. Die Anwendung dieses Konzepts bei der Aufstellung der Zu-schlagskriterien kann sowohl die Nach-haltigkeit als auch die gesamte finanzi-elle Auswirkung verbessern.

In den Vergaberichtlinien sind Um-welteigenschaften, Betriebskosten und Rentabilität ausdrücklich als Zu-schlagskriterien genannt. Diese Kosten können die Betriebskosten (Verbrauch von Energie und anderen Ressourcen während der Gesamtlebensdauer) so-wie die Kosten für Wartung oder Recy-cling des Produkts umfassen.

Aus der Rechtsprechung des EuGH und den Vorgaben aus der Richtlinie können folgende Schlüsse gezogen werden: Zwischen Auftragsgegen-stand und Zuschlagskriterium muss

ein enger Zusammenhang bestehen und das Kriterium muss geeignet sein, das für den Auftraggeber technisch und wirtschaftlich günstigste Angebot zu ermitteln; Zuschlagskriterien müs-sen objektiv bewertbar und angemes-sen sein und dürfen kein willkürliches Auswahlelement enthalten; sie müssen so festgelegt sein, dass der öffentliche Auftraggeber in Angeboten enthaltene Angaben effektiv nachprüfen kann und die Zuschlagskriterien müssen be-kannt gemacht worden sein sowie dem Gemeinschaftsrecht entsprechen. Das sind die Voraussetzungen, unter denen Nachhaltigkeit und Umweltgerechtig-keit in die Zuschlagskriterien einge-bunden werden können.

„Zwischen Zuschlags­kriterien und Vertrags­gegenstand muss ein enger Bezug bestehen.“

Wolfgang Pointner, Rechtsleiter bei der Bundesbeschaffung

11Beschaffung Austria

In den Bundesschulen ist das Energiemanagement seit 1998 ausgelagert. Durch sogenanntes Energie-Contracting ist es gelungen, bei Strom- und Wärmekosten Einsparungen von rund 20 Prozent zu erzielen.

Innovatives Energie-Sparen an Schulen

zu erschließen. Das Contracting-Un-ternehmen ist danach für Planung, Finanzierung und Umsetzung der Maßnahmen zuständig. Gleiches gilt für die Instandhaltung der neu in-stallierten Anlagen. Teilweise nimmt der externe Partner auch bei den Altanlagen Instandhaltungsaufgaben wahr. Die Refinanzierung der Einspar-investitionen sowie die Vergütung für die übrigen Leistungen des Auftrag-nehmers werden aus den eingesparten Energiekosten bestritten.

Bei der Realisierung dieses Modells in Österreich wurden BIG und Ministe-rium durch die Energieverwertungs-agentur (heute Austrian Energy Agency, AEA) unterstützt, die als Pro-jektmanager die fachliche und organi-satorische Betreuung übernahm. Der Startschuss erfolgte 1998 mit 46 Wie-ner Bundesschulen. Gerade bei Schul-gebäuden ist die Situation oft prekär: Die Energiekosten sind hoch, die Ein-sparpotenziale wären es auch, aber das Budget für Investitionen ist knapp. Und damit sind Schulen ein klassischer Fall für Einspar-Contracting.

Das Energie-Contracting bei den Schulen verfolgt mehrere Ziele: • nachhaltige Einsparungen bei Strom- und Wärmekosten; • Verfügbarkeit der haustechnischen Anlagen steigern durch systema- tische Betriebsführung und In- standhaltung; • positive ökologische Effekte be- wirken; • ein noch bewussteres Nutzerver- halten herbeiführen.

Da erst eine Mindestgröße von Con-tracting-Projekten die Realisierung für den Contractor wirtschaftlich macht, wurden laut AEA-Geschäftsführer Fritz Unterpertinger „mehrere Schul-gebäude zusammengefasst, wodurch sich nicht zuletzt auch der Ausschrei-bungsaufwand erheblich reduziert.“

„Wesentlich für ein erfolgreiches Con-tracting ist, die richtige Datenbasis zu finden, auf deren Grundlage die Ziel-vorgaben definiert werden“, schildert Moser. Bei den Bundesschulen war das aber eine leichte Übung, da für alle Objekte umfangreiches Datenmaterial seit den 70er Jahren vorliegt. So konn-te der Energiebedarf für die einzelnen Gebäude relativ einfach berechnet werden.

Hardware tauscHen oder nutzer motivieren?Unter den Unternehmen, die einen Zuschlag für einen Contractingver-trag erhielten, haben sich zwei un-terschiedliche Ansätze herauskristal-lisiert, um Energie einzusparen. „Die eine Gruppe setzte vor allem auf den Ersatz der Hardware und tauschte die Steuerungs- und Regeltechnik in den Objekten aus. Die andere Grup-pe setzte vor allem auf Softskills wie die Motivation der Nutzer“, erklärt Moser.

Der Erfolg des Pilotprojektes in Wien war dafür ausschlaggebend, dass seit 1999 österreichweit rund 500 Bundes-gebäude in zwölf Contracting-Pools zusammengefasst wurden. Der vor-läufig letzte Pool der insgesamt über 170 Bundesschulen startete mit Jah-resbeginn 2005. „Insgesamt konnten wir dadurch den Energiebedarf um 20 Prozent senken. Das entspricht einer Kostenersparnis von rund 3,3 Mil-lionen Euro pro Jahr“, erklärt BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner. Nach Eigenangaben ist die Bunde-simmobiliengesellschaft neben Berlin der größte Contracting-Auftraggeber Europas. „Wir bekennen uns zu den Kyoto-Zielen, leisten unseren Beitrag und versuchen, privaten Gebäudebesit-zern in diesem Bereich ein Vorbild zu sein. Beim Contracting sind wir nicht einmal bei der Hälfte des geschätzten Potenzials.“

Mit Spannung erwartet Helmut Mo-ser vom BMUKK das Auslaufen der ersten Contractingverträge im näch-sten Jahr. Punkto Einsparung wird es aus seiner Sicht keine großen Überra-schungen geben. Schon jetzt zeichne sich ab, dass beide Anbieter ihr ver-sprochenes Ziel von 20 bzw. 24 Pro-zent erreichen werden.

Rainald Edel

in der vergangenHeit wurden en-ergiesparende Investitionen oft zugun-sten von Instandsetzungsmaßnahmen zurückgestellt. Erschwerend kam hin-zu, dass die Zustimmung teilweise von zwei unterschiedlichen Institutionen eingeholt werden musste. Denn bei der überwiegenden Zahl der Bundesschu-len ist das Bundesministerium für Un-terricht, Kunst und Kultur (BMUKK) nur Mieter, Eigentümer ist die Bun-desimmobiliengesellschaft (BIG). Er-haltungsmaßnahmen wie die Instand-setzung von Heizkesseln, Fassaden und Dachflächen fallen in den Verant-wortungsbereich der BIG. Der Stadt-schulrat für Wien beziehungsweise die Landesschulräte als nachgeordnete Be-hörden des BMUKK verfügen über ein Budget für mieterseitige Investitionen, wie den Ersatz von Innenraumleuch-ten, den Bezug von Energie oder für kleinere Erhaltungsmaßnahmen.

„Dieser Zustand war nicht mehr zu-frieden stellend. Daher wurde nach einer Lösung gesucht, um die immer größer werdenden Probleme im Ener-giemanagement nachhaltig und kosten-günstig in den Griff zu bekommen“, erklärt Sektionschef Helmut Moser, der im BMUKK für das Kostenma-nagement der Schulen zuständig ist.

vorbild berlinVorbild wurde ein Contracting-Mo-dell der Energiesparpartnerschaft Berlin: Die für die Gebäudebewirt-schaftung verantwortliche Stelle er-laubt einem externen Partner, das in den Objekten vorhandene Potenzial zur Reduzierung der Energiekosten

„Wir haben nach einer Lösung gesucht, um die Probleme beim Energie-management in den Griff zu bekommen.“

Helmut Moser, Sektionschef im BMUKK