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Bezirksjournal KBMühlacker Konkret Nr 7|

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Bezirksjournal Gemeinschaft

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Bei uns im Kindergarten nehmen die täglichen Mahlzeiten einen besonderen Stellenwert ein. Essen bedeutet Gemeinschaft. Es macht Spaß, gemeinsam ein le-ckeres Essen zuzubereiten und es anschließend zu genießen. Wichtig sind uns hierbei gesunde, natürliche Zutaten. So besorgen wir für unseren wöchentlichen Koch-tag gerne Vollkornprodukte sowie frisches Gemüse oder Salat vom Wochenmarkt im Maulbronner Klosterhof. Unser tägliches Frühstücksmüsli wird aus selbstgequetschten Hafer-flocken und Obst zubereitet.

Außerdem essen wir fleischlos. In erster Linie aus Rücksicht auf unsere muslimischen Kinder, aber auch, um den Kindern aufzuzei-gen, dass ohne Fleisch ein leckeres Essen entstehen kann.

Das Gericht für unseren Kochtag wird bereits einige Tage vorher

demokratisch ausgewählt. Die Kinder können zwischen drei un-terschiedlichen Gerichten aussu-chen, die Mehrheit bestimmt. Am Kochtag selber finden sich schnell Freiwillige, die sich ihr Schürzchen umbinden und helfen zu schälen, zu schnippeln oder zu rühren. Mehl wird frisch aus Dinkelgetreide gemahlen, unsere Kinder sitzen dabei fasziniert vor unserer Getrei-demühle.

Gemeinsam wird der Tisch liebe-voll gedeckt. Jede Mahlzeit begin-nen wir mit einem schwäbischen Tischlied

„Im Höfle, im Eckele, do liegt a klois Bröckele, vom Fritzle seim Weckele. Do kommt a klois Geggeleund frisst des kloi Bröckele vom Fritzle seim Weckele“.

Nach einem anschließenden Gebet und einem „Guten Appetit“ ver-teilen die Erzieherinnen das Essen. Die Kinder genießen das gemein-same Sitzen um den Tisch, man kann sich unterhalten und lobt die Köche und die Helfer.

In unserer heutigen Zeit sind sol-che gemeinsamen Mahlzeiten in vielen Familien nicht mehr selbst-verständlich. Wenn auch der Letzte fertig ist, trägt jedes Kind sein Geschirr in die Küche.

Der Kochtag ist ein wichtiger Be-standteil in unserem Wochenablauf. Wir Erzieherinnen nehmen wahr, dass die Kinder beim Erzählen am Tisch oft mehr aus sich herausge-hen, uns Dinge anvertrauen und er-zählen, für die ansonsten keine Zeit wäre. Das sind kostbare Stunden.

Das Team vom Kiga am Klosterberg in Maulbronn

Gemeinsames Frühstück und ein „Kochtag“ im Kindergarten

Miteinander Essen ist kostbar

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Eine Gastfreundschafts-Initiative star-teten der CVJM und das Evangelische Jugendwerk in Württemberg 2011. - Auch wenn die eigentliche Aktion vorrüber ist - nachmachen lohnt sich!

„Übt Gastfreundschaft“, schreibt Paulus in Römer 12, 13 an die Gemeinde.Aufgerufen war jeder, ob jünger oder älter – hier konnte und kann jede und jeder mitmachen. Die Initiatoren schreiben dazu:

So funktioniert es:Einfach jemanden in die eigenen vier Wände oder an einem anderen Ort zumEssen einladen und miteinander Zeit verbringen.

Wie geht das?Wer ist neu in den Ort gezogen? Welchem Nachbar begegnest du immer wieder? Wie viele „Freunde“ hast du auf Facebook? Wann hast du zum letztenMal jemand zum Essen eingeladen? Verschenkt Zeit, verschenkt Gemein-schaft – „übt Gastfreundschaft“.

Was braucht es dazu vor Ort?Gebraucht werden Gastgeberinnen und Gastgeber, die ihr Haus oder ihre Woh-nung öffnen und Gäste an ihren Tisch einladen.

Es wachsen Beziehungen. Wenn mehrere mitmachen kann, eine breit angelegte

Nachahmenswert > Eine Gastfreundschafts-Initiative

An einem gedeckten Tisch sitzen kön-nen, miteinander essen, miteinander reden – solche Gemeinschaft tut gut.

Freilich, wir sind ja Getriebene einer mo-bilen, flexiblen Gesellschaft. Wie oft fällt da das Miteinander an einem Tisch aus. Zwischen beruflichen Erfordernissen und Schule, zwischen Engagement der einen hier, der Kinder dort, zwischen Freizeit-möglichkeiten und dringend dabei sein müssen, fallen schon mal die familiären Möglichkeiten an einem Tisch dem Zei-tenlauf zum Opfer.

Wir sind Getriebene – und die ruhige, regelmäßige Begegnung abseits der Pflichttermine (oder was wir dafür halten) – kommt zu kurz. So etwas geschieht mir auch laufend, wenn ich Termine ausmache, wenn viel zu erledigen, zu bearbeiten ist. - Dann denke ich genauso: na den gemütlichen Teil kannst Du ja auslassen; da passt noch eine weitere Sitzung, da passt noch ein weiteres Gespräch in den Kalender.

Alles nicht unwichtige Ver-abredungen – aber wirk-lich zielführend?

Miteinander an einem Tisch – diese Gemeinschaft ist unver-zichtbar für jegliches Miteinander in der Familie, in Gemeinden, in der Gesellschaft, in der Kirche.

Miteinander an einem Tisch – ob er nun reich gedeckt ist oder wenig „aufgefahren“ wird, „aufgefahren“ werden kann:

Diese Gemeinschaft, beim Essen, Trinken, Reden, sich Austauschen – stärkt für das Leben. Hoffentlich – über alle Etikette und dem mühsamen Lernen soge-nannter Tischmanieren hinaus – so:

Dort habe ich meinen Platz, dort darf ich sein.

Dort muss ich nicht die Rolle spielen, die ich mir verpasst habe, die andere von mir erwarten.

Dort darf ich einfach sein,

Clip auf www.youtube.de unter Stichwort Abendteuer Mahlzeit

Miteinander an einem TischDas Thema bedacht | Dekan Ulf van Luijk

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von Personen

Frau Schaefer, wo erleben Sie Gemeinschaft in der Kirche?SCHAEFER Gemeinschaft erlebe ich in der Kirchengemeinde überall. Im Kirchengemeinderat, im Konfi-Team, im Gospelchor, in der Jugendarbeit und natürlich auch im Gottesdienst. Bäckerhandwerk und kirchliches Engagement, geht das gut zusammen vom Tageslauf und allem anderen?SCHAEFER Ja, für mich geht das gut, aber ich arbeite in der Regel ja auch nicht nachts. Für unsere Bäcker ist es da schon schwie-riger, denn normalerweise sind ja die Gruppen und Kreise oft abends, da gehen viele „Nachtarbeiter“ früh ins Bett. Aber es ist ja so mit der Zeit – die hat man nicht, die nimmt man sich - und zwar für Dinge, die einem sehr wichtig sind. Und so sind doch auch einige unserer Mitar-beiter auch ehrenamtlich tätig, das finden wir sehr gut und wichtig.

Was begeistert Sie in unserem Kirchen-bezirk/in unserer Kirche?SCHAEFER An unserer Kirche finde ich toll, dass es so viele Angebote für alle Alters-gruppen gibt. Jeder kann eine Gruppe finden, in der er sich zu Hause fühlt. Ob man nun über die Bibel reden möch-te oder sich im Grünen Gockel für die Umwelt engagiert, ob man gerne Gospel singt oder lieber in einem Bastelkreis ist – jeder ist willkommen, natürlich auch im Gottesdienst mit all seinen Eigenarten und Begabungen.

Was sollte schneller - anders - ange- fangen werden in unserer Kirche? SCHAEFER Ich würde mir ein bisschen weniger Bürokratie wünschen. Wenn ich sehe wie groß der Verwal-tungsaufwand einer Kirchengemeinde inzwischen ist und wieviel Zeit ein Pfarrer darauf verwenden muss – Zeit die dann bei anderen Aufgaben leider fehlt, finde ich es immer unendlich schade.

Wer wird zu wenig gelobt und wem wird zu wenig gedankt für sein kirchliches Engagement?SCHAEFER Eigentlich sollte man jedem Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen jeden Tag danken für seine Arbeit in der Kirchengemeinde. Aber es ist doch so – wir alle machen diese Arbeit gerne, weil es Spaß macht und wir auch immer etwas für uns mit-nehmen. Die Gemeinschaft die ich in der Kirchen-gemeinde erlebe oder die Jugendlichen, die mich auf der Strasse grüßen, weil sie mich vom Konfi kennen – sind, zumin-dest für mich, Dank genug.

Die Leute sagen, Sie seien ...?SCHAEFER Das ist eine schwierige Frage :-). Im Kirchengemeinderat sagen sie ich wäre der „Sackzumacher“ weil ich die Dinge gerne auf den Punkt bringe. Ansonsten bin ich ein guter Organisierer und sehr zuverlässig.

Gemeinschaft und Brot - was fällt Ihnen zu diesen beiden Worten ein?SCHAEFER Dazu fällt mir ein, dass wir in der Bäckerei jede Nacht eine Menge Brot in Gemeinschaftsarbeit herstellen. - Einer alleine könnte das gar nicht. Wenn das Brot fertig ist – wird es oft in Gemeinschaft – am Tisch – in der Familie oder mit Freunden - gegessen – das finde ich immer eine sehr schöne Vorstellung. Und dann fällt mir natürlich das Abend-mahl ein. Ein wichtiges Thema, das wir gerade im Konfirmanden-Unterricht erarbeitet haben.

Vielen Dank für diese Auskünfte.

Michael Gutekunst Birgit Schaefer Birgit Schaefer wirkt im Kirchengemeinderat der Illinger Kirchenge-meinde mit, engagiert sich in der Konfirmandenarbeit und singt in Mühlacker im Gospelchor.

7 Fragen beantwortet von Birgit Schaefer | Illingen

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In vielen Gemeinden ist es inzwischen eine Selbstverständlichkeit, dass sich Kinder bei der Abendmahlsfeier mit einreihen und zwar nicht nur als Zuschauer, sondern als gleichwertig Beteiligte. Die Voraussetzung dafür wurde im Jahr 2000 durch die veränderte Abendmahls-ordnung unserer Landeskirche geschaffen. Dort heißt es nun in § 3 Abs. 2: „Auch Kinder sind eingeladen, am Abend-mahl teilzunehmen. Sie sollen ihrem Alter gemäß darauf vorbereitet sein.“

Gerade diese vage Formulierung im letzten Satz sorgt aber noch immer für mancherlei Unsicherheit. Was heißt es, dass ein Kind seinem Alter gemäß auf das Abendmahl vorbereitet ist? Und wie soll man dieses Kriterium überprüfen? Kann man das überhaupt?

Es bietet sich natürlich an, das Thema Abendmahl in der Kinderkirche, bei Kinderbibelwochen und im „Konfi 3“ zu behandeln und mit einer gemeinsamen Mahlfeier abzuschließen – wie es mittler-weile in zahlreichen Gemeinden geschieht. Doch eine altersgemäße Vorbereitung kann auch schlicht dadurch erfolgen, dass Kinder ohne besondere Vorkenntnisse an der Abendmahlsfeier teilnehmen. Denn Kinder verstehen mehr vom Abendmahl als wir oft meinen. Ihr Zugang ist erfahrungsorientiert und elementar.

Ich denke da zum Beispiel an ein 8-jäh-riges Mädchen, das beim Abendmahl unverhofft etwas vom Brot und vom Trau-bensaft bekommen hat. Freudestrahlend verkündet sie danach: „Heute habe ich zum ersten Mal mitessen dürfen!“ Mit-essen dürfen – das ist das Wunder beim Abendmahl. Dass wir dazugehören dürfen, zu Jesus, an seinen Tisch, dass niemand ausgeschlossen ist – das ist die überwälti-gende Botschaft.

Ganz intuitiv hat dieses Mädchen etwas verstanden von der Bedeutung des Abend-mahls, dadurch dass sie es mitfeiern konnte. Sie hat dabei erfahren:

Ich habe dazugehören dürfen zu dieser großen Gemeinschaft ganz unterschiedli-cher Leute: Erwachsene, Kinder, Fremde, Bekannte. Niemand hat gesagt: Das ist noch nichts für dich, du bist noch zu klein, zu dumm ...

Ich habe etwas bekommen. Ein kleines Stück Brot, einen kleinen Schluck Saft. Ich habe gespürt, dass das kostbare Geschen-ke sind.

Ich habe das in der Kirche erlebt, dort, wo Lieder gesungen werden und Worte gesagt werden, die mit Gott zu tun haben. Ich habe in Gottes Haus etwas geschenkt bekom-men. Ich habe mit Jesus mitessen dürfen.

Wenn wir Kinder in unsere Abendmahls-feiern mit einbeziehen, hat das keineswegs eine Banalisierung zur Folge. Im Gegenteil: Kinder haben ein sehr feines Gespür für die Besonderheit dieser Gemeinschafts-erfahrung. Ein anderes Kind hat mal über das Abendmahl gesagt: „Da gibt es Kekse, die man nicht kaufen kann.“

So können Kinder sogar Erwachsenen hel-fen, einen neuen Zugang zum Abendmahl zu finden. Unsere Abendmahlsfeiern werden sich dadurch mehr und mehr verändern. Denn vor allem das, was einem von Kindheit an vertraut ist, bleibt auch im Erwachse-nenalter wichtig und wertgeschätzt. Die Erwachsenen der Zukunft werden dann selbstverständlicher, unverkrampfter und fröhlicher miteinander Abendmahl feiern. Wir tun dies vielleicht auch schon jetzt – durch die Kinder.

Abendmahl mit Kindern

»Beim Abendmahl, da gibt es Kekse,

die man nicht kaufen kann.«

Pfarrer Matthias Back, Wiernsheim Bezirksbeauftragter für Kindergottesdienst

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Sonntagsgottesdienst. Im Halbkreis stehen Menschen still und feierlich um den Abendmahlstisch in der Kirche ver-sammelt. Kirchengemeinderätinnen und -räte und die Pfarrerin teilen Brot und Wein aus. „Christi Leib für dich gegeben“ und „Christi Blut für dich vergossen“ lau-tet der Zuspruch an jeden Einzelnen.

Konfirmandenfreizeit. Jugendliche, erwachsene Pfadfinderinnen und die Pfarrerin sitzen um die Feuerstelle. Gestern Abend wurde hier gesungen und Stockbrot geröstet. Die Asche ist noch warm, die Glut noch lebendig. Der Grill-rost, zur Seite gedreht, ist mit Tüchern ge-schmückt. Ein Korb mit Brot steht darauf, Gläschen mit Traubensaft, eine Kerze, ein Kreuz. Gemeinsam sprechen die Konfir-mandinnen und Konfirmanden mit der Pfarrerin die gelernten Einsetzungsworte. Brot und Wein werden weitergereicht. In einer Woche ist Konfirmation. Die Vor-freude ist zu spüren und auch die Reife, mit der die Jugendlichen jetzt Teil der Abendmahlsgemeinschaft sind. Eine neue Nähe ist entstanden – zueinander und zu Christus.

Ein gewöhnlicher Dienstag, 12 Uhr mittags. Es klingelt am Pfarrhaus. „Frau Pfarrer, Frau Pfarrer! Kommen Sie schnell! Frau Müller spürt, dass sie sterben muss. Sie möchte mit Ihnen noch einmal Abendmahl feiern!“ Die polnische Haushaltshilfe ist aufgeregt. Sie wird beruhigt. In Ruhe wird alles eingepackt: Brot, Wein, Einzelkelche und die Bibel. Frau Müller (Name geändert) wohnt in der Nachbarschaft. Eine Kerze wird an ihrem Bett entzündet. Alles wird herge-richtet. Wir feiern Hausabendmahl: Die sterbende Frau Müller, die polnische (katholische) Haushaltshilfe und ich. Nach dem Abendmahl sprechen wir über das Leben, das Sterben und den Tod – und über alles, was Frau Müller jetzt noch wichtig ist.

So verschieden kann Abendmahl sein. Und doch immer gleich. In unserem Le-ben als Christinnen und Christen hat das Abendmahl einen zentralen Platz. Was es auch immer für jeden und jede ganz persönlich bedeutet – das Abendmahl hat von seinem Ursprung her verschiedene Bedeutungsaspekte:

Das Paschamahl | 2. Mose 12 So wie Israel die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens durch Jahwe feiert, feiern wir Christen die Befrei-ung durch Jesus Christus aus unserem Gefangensein in uns selbst und in der Sünde. Wo wir selber in eigene Unzu-länglichkeiten und in unsere eigene Geschichte verstrickt sind, dürfen wir uns durch Jesus herausgehoben wissen. In der Mahlgemeinschaft mit ihm stellen wir uns unter die Macht der Liebe Gottes und in die Freiheit der Kinder Gottes.

Das Gast- und Gemeinschaftsmahl mit JesusJesus hat mit Menschen Mahl gehalten um eine besondere Nähe zuzulassen, die über die Nähe eines einfachen Gesprächs hinausgeht. Deutlich wird dieser Aspekt z.B. in der Salbung durch die Sünderin Lk 7, 36-50. Wir dürfen zum Abendmahl alles mitbringen, was uns quält und es im Vertrauen auf Jesu Liebe ihm hinlegen. Das Abendmahl ist ein Liebesmahl unddas Mahl der Vergebung. So wie Jesus der Sünderin die Vergebung zuspricht, so lädt er sich selbst bei Zachäus ein (Lk 19, 1-10). Indem er bei ihm Mahl hält, ermöglicht er Zachäus Umkehr zu Gott und die erneuerte Gemeinschaft als Mensch unter Menschen. Jeder darf sich einreihen. Im Sündenbekenntnis brin-gen wir vor dem Abend-mahl vor Gott, was uns von ihm und vom Nächsten trennt. Auch im Gleichnis vom großen Abendmahl (Lk

Das Abendmahl

Gottes berührende Nähe spüren

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14, 16-24) und vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32) wird der Aspekt von der Gastfreundschaft Gottes als Zeichen der Sündenvergebung deutlich.

Das letzte Abendmahl | Lk 22,7-21 Jesus feiert das Mahl in der Tradition seines Volkes und gibt gleichzeitig diesem Mahl eine neue Qualität. Brot und Wein werden zum Zeichen seiner Hingabe für uns. Jesus feiert dieses Mahl auf seinen Tod und seine Aufer-stehung hin. Er feiert es mit all seinen Jüngern: auch Judas ist noch dabei. Wir alle dürfen kommen so wie wir sind – in unserer Unvollkommenheit, Gebrochenheit, mit allem was uns ausmacht.

Das Erscheinungsmahl des Auferstandenen | Lk 24, 13-35 Zusammen sind die Jünger auf dem Weg. Sie sprechen über vieles, was

sie nicht verstehen. Jesus kommt dazu und deutet ihnen das, was sie erleben. Sie erkennen ihn, als er das Brot bricht. Das Abendmahl gibt unserem Glauben und dem, was wir mit dem Verstand zu erfassen suchen, eine neue Unmittelbar-keit. Das Abendmahl ist ein Geschehen, das wir nicht begreifen müssen und letztlich auch nicht können. Wir dürfen es an uns geschehen lassen und uns in die Gegen-wart Gottes hineinstellen – so wie wir sind: suchend und fragend, hoffend und bangend, zweifelnd an uns und anderen und auch an dem, was Gott für uns sein könnte. Das alles kann die volle Gegen-wart Gottes für uns im Abendmahl nicht schmälern.

Das himmlische Hochzeitsmahl | Joh 2,1-11; Mt 8,11; Mt 22,1-11; Offb 19,7 Das Abendmahl öffnet uns mitten in unserer Begrenztheit die Tür zu einem überirdischen Fest. Wir sind hineinge-nommen in das Fest der Liebe mit Gott, in den Glanz des erhöhten Christus, in die Unbegrenztheit und Weite des Heiligen Geistes. Uns gilt eine Verheißung, die weit größer ist als unser irdisches Dasein, unsere Kleingeistigkeit und all unser theologisches Ringen um das richtige Verständnis des Abendmahls und um

einen Konsens unter den Konfessionen – so wichtig das auch trotz allem ist und bleiben wird.

Abendmahl & TaufeZum Schluss sei der Bezug zur Taufe erwähnt. Im evangelischen Verständnis leben wir aus dem Wort und aus diesen beiden Sakramenten: Taufe und Abend-mahl. In der Taufe werden wir Kind Gottes, im Abendmahl feiern wir, dass wir es bleiben: Im Hören auf das Wort, im Sündenbe-kenntnis als Rückbesinnung auf unser Le-ben als Getaufte, im Empfang des Leibes Christi als unmittelbare Gemeinschaft mit Christus und seiner Gemeinde.

„Christ Leib für dich gegeben“ – „Christi Blut für dich vergossen“. Martin Luther hat an der realen und unmittelbaren Gegenwart Christi für uns im Abendmahl festgehalten und war sich dessen bewusst, dass wir das Wie nicht erklären können. Darum hat er nur dort Erklärungsansätze gegeben, wo man ihn in öffentlichen Diskussionen dazu aufgefordert hat, z.B. in der Auseinander-setzung mit Zwingli. Entscheidend für ihn war: Christus hat es versprochen, also dürfen wir uns dar-auf verlassen. Wenn er verzweifelt war, hat er vor sich mit Kreide auf den Tisch geschrieben: „Ich bin getauft!“ Damit hat er sich selbst in die Gemeinschaft der Heiligen gestellt, die zur Tischgemein-schaft mit Jesus geladen sind und aus seiner unmittelbarenVergebung und Nähe in Wort und Sakrament leben dürfen.

„Christ Leib für dich gegeben“ – „Christi Blut für dich vergossen“. Eine berührende Nähe können wir getauften Christen im Abendmahl erfahren, wenn wir uns darauf einlassen.

Nähe untereinander und Nähe mit Christus selbst.

Pfarrerin z.A. Gabriele Goy, Mühlacker Paul-Gerhardt-Gemeinde

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Wo ich die Geschichte zum ersten Mal gelesen habe, weiß ich nicht mehr. Aber sie hat mich beeindruckt und geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf:

Zwei Jugendliche machen sich lustig über ihre Oma, die Sonntag für Sonntag treu zum Gottesdienst geht. „Du hörst doch fast nichts mehr, was hast Du dann noch von der Predigt des Pfarrers?“, fragt einer der beiden. Der andere setzt noch einen drauf: „Und mitsingen tust Du auch nicht – Du kannst ja den Text im Gesangbuch gar nicht mehr lesen. Warum gehst Du dann trotzdem noch in den Gottesdienst?“ Der Großmutter tut der Spott ihrer bei-den Enkel weh. Aber nach einer kurzen Pause des Nachdenkens antwortet sie ihnen: „Wegen der Gemeinschaft der Heiligen.“

Gottesdienst als „Gemeinschaft der Heiligen“ – erleben wir das auch noch so? Oder hat der Sonntagsgottesdienst nicht längst schon seine Funktion als Mittel-punkt im Leben der Gemeinde verloren? Weil nur noch „die üblichen 13 ½“ kom-men, wie ein Mann aus meiner Gemeinde manchmal im Blick auf den Gottesdienst-besuch sagt. Und diese „13 ½“ sitzen ja dann meistens auch verstreut im letzten Drittel des Kirchenraums mit möglichst großem Abstand zu den anderen bezie-hungsweise zum Pfarrer vorne am Altar. Oder weil die jüngere und mittlere Generation oft ganz fehlt – abgesehen einmal von den „zwangsverpflichteten“ Konfirmanden? Nur wenn die dann auch noch stören, hält es sich für die übrigen Gottesdienstbesucher in Grenzen mit dem Gemeinschaftserlebnis …

Zugegeben: Jammern im Blick auf den Gottesdienst gehört für Pfarrer und Kerngemeinde inzwischen sicher zum Geschäft. Aber ehrlich gesagt, habe ich mir an-gewöhnt, mich nicht mehr darüber zu ärgern, wer alles wieder nicht da ist, son-dern mich lieber über die „13 ½“ zu freu-en, die trotz allem gekommen sind. Denn

offenbar erleben diese Gottesdienstbesu-cher am Sonntagmorgen in ihrer Kirche wirklich etwas von der Gemeinschaft der Heiligen. Vielleicht ist sie ja zu selbstver-ständlich für uns geworden, als dass wir sie noch bewusst suchen.

Wenn ich darüber nachdenke, wo ich in Gottesdiensten die tiefsten Gemein-schaftserfahrungen gemacht habe, dann war es oft dort, wo es alles andere als selbstverständlich war: Zu Studentenzeiten in Kiel etwa im Unigottesdienst, wo wir uns als „Würt-temberger“ ganz bewusst verabredet und getroffen haben. Beim Abendmahlsgottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag 1989 mit palästinensischen Christen in Ostjerusa-lem – also in einer Umgebung, in der für Muslime oder Juden ganz normaler Ar-beitstag war und vom „Frieden auf Erden“ aus dem Weihnachtsevangelium wenig zu spüren war. In der evangelischen Diasporagemeinde, wo der Sonntagsgottesdienst einfach identitätsstiftend für uns war. Wo wir nachher noch lange über die Predigt diskutierten und nicht gleich jeder nach Hause sprang, weil um 11.30 Uhr der Sonntagsbraten auf dem Tisch stehen musste …

Gottesdienst feiern - „Gemeinschaft der Heiligen“ erleben

... mit spitzer Feder notiert von Pfarrer Friedemann Glaser

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wir da nicht alle Gemeindeglieder über einen Kamm scheren dürfen.

Gemeinschaft der Heiligen – sie bleibt letztlich doch ein unverfügbares Ge-schenk. Wo sie sich aber in unseren Gottesdiensten ereignet, da wird sie zu einer umso wertvolleren Erfahrung. Am 11.09.2011 jährte sich zum zehnten Mal das Attentat auf das World-Trade-Center in New York. Ich erinnere mich, wie wir damals in meiner alten Gemeinde ökume-nische Friedensgebete gehalten haben, um der Trauer einen Raum zu geben und um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Evangelische, katholische, methodisti-sche Christen, Muslime und Menschen ohne religiöse Bindung beteten, sangen, weinten und schwiegen miteinander. Und als dann die Leiterin des katholischen Frauenbundes spontan bei den Fürbitten darum bat: „Gott, lass uns erkennen, dass wir als Christen und Muslime Geschwis-ter sind und lass den Hass nicht über uns Herr werden“, da waren wir auf einmal zu einer großen Gemeinschaft verbunden. Da spürte jede und jeder, dass uns eine größere Hoffnung zusammenhält.

Gemeinschaft der Heiligen – sie ist nicht selbstverständlich, auch nicht erzwing-bar, sondern bleibt letztlich immer ein Geschenk. Wir können sicher manches dazu tun, aber wir verfügen nicht darüber, dass sie sich dann auch wirklich ereignet. Sie muss uns vom Geist Gottes gegeben werden. Um wahre Gemeinschaft können wir deshalb nur bitten. So, wie es der Apostel Paulus in 2. Korinther 13,13 tut - übrigens einem Brief, in dem er hart um die Gemeinschaft mit den Gemeindeglie-dern dort ringt:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemein-schaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Friedemann Glaser

Gemeinschaft lebt von geschenkter Zeit ohne Zwang

Es gibt natürlich gute oder zumindest gut gemeinte Versuche, die Gemeinschaft im Gottesdienst zu stärken:

Etwa beim Abendmahl einander den Friedensgruß zuzusprechen oder im Segenskreis den Nachbarn an der Hand zu nehmen. - Aber was antworte ich der Frau aus meiner Kirchengemeinde, die gerade deswegen nicht mehr am Abend-mahl teilnimmt, weil sie ja neben ihrer Nachbarin zu stehen kommen könnte, mit der sie seit vielen Jahren kein Wort mehr wechselt? Gemeinschaft lässt sich eben auch nicht erzwingen …

Oder in vielen Kirchengemeinden wird im Anschluss an den Gottesdienst ein „Kirchcafé“ angeboten. Eigentlich eine tolle Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Aber ich erlebe

oft, dass gerade die Kerngemeinde dann wegbleibt, weil das alles zu lange dauert und den gewohnten Verlauf des Sonn-tags durcheinander bringt. Gemeinschaft funktioniert aber nur dann, wenn wir einander Zeit zu schenken bereit sind.

Und ich denke an meine eigenen Versu-che, im Kirchenraum verstreute Gottes-dienstbesucher nach vorne zu bitten und näher zusammenzurücken. Reaktion 1: Die Leute schalten auf Durch-zug. Reaktion 2: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Reaktion 3: Murrend rückt man ein oder zwei Plätze in Richtung Pfarrer, der inzwischen ohnehin schon resigniert hat. Zumal mich dann auch die Rückmeldung eines Gemeindegliedes nachdenklich gemacht hat: „Wissen Sie, Herr Pfarrer, manchmal bin ich ein-fach froh, wenn ich im Gottesdienst für mich alleine sitzen kann, weil es mir aus

persönlichen Gründen danach ist.“ Gerade im evangelischen Gottesdienst sollten wir die Freiheit des Einzelnen achten und Gemeinschaft auch nicht zum Selbst-zweck machen wollen.

Ich weiß, dass sich trotzdem viele Gemein-deglieder nach mehr Gemeinschaft sehnen. Und manche wenden sich dann auch von unseren landeskirchlichen Ge-

meinden ab und gehen etwa zu Freikir-chen, wo Gemeinschaft mehr gelebt wird. Da ist es dann gefühlsmäßig oft „wärmer“ – allerdings ist zum Teil auch der Anpas-sungsdruck an die Gemeinschaft deutlich größer. Vielleicht ist das ja der Preis, den wir als Volkskirche zahlen müssen: Dass in un-seren Kirchengemeinden jede und jeder selbst bestimmen kann, wie viel Gemein-schaft sie / er will und braucht. Und dass

Pfarrer Friedemann GlaserIptingen & Großglattbach

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Eigentlich bin ich ein fröhlicher Mensch. Im Umgang mit der Traurigkeit habe ich aber manchmal so meine Schwierigkeit.

Ich denke, alles hat seine Zeit, auch die Traurigkeit. Aber ist sie nicht beinahe zum Volkssport geworden? Wenn man mit Leuten redet, wissen alle von Krank-heiten, Burnouts und Depressionen zu berichten. Das ist einfach nicht mein Ding. Vielleicht ist es manchmal besser, dies aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Ich sammle schon lange Sprüche und Weisheiten, die aussagekräftig sind oder mir etwas bedeuten. Ganz oben liegt ein Zitat von Martin Luther:

Wir kommen nie aus den Traurig-keiten heraus, wenn wir uns ständig den Puls fühlen.

Auf ein Wort »Traurigkeit«mit Heinz Daferner, 1. Vorsitzender Erwachsenenbildungswerk

Martin Luther ist meine Wellenlänge, weil er immer bemüht war, „dem Geist der Traurigkeit eine lange Nase zu drehen“. Für mich ist Christsein eine fröhliche An-gelegenheit, um Gott weht der Geist der Freude. Ich will gerne optimistisch sein, etwas anpacken und bewegen, auch noch im Ruhestand oder gerade deshalb. Nach vorne gucken, mit den Möglichkei-ten der Tat spielen und nicht nur klagen, sondern selber handeln. Mit vielen Menschen reden, geduldig zuhören und sie mitreißen, das wünsche ich mir – und dann den Himmel nicht nach Wolken absuchen, sondern mich am Sonnenschein und den Schönheiten der Natur freuen.

Hoffentlich nehmen andere mich auch so wahr!

PS: 500 Jahre Reformation. Tipp: Sehen Sie nach unter www.luther2017.de

>> In der Rubrik »Auf ein Wort« zeigen

Menschen auf, welchem Wort sie eine

besondere Bedeutung beimessen und

stellen dieses Wort vor.

Wenn Wege sich trennenSeelsorgerlicher Gottesdienst zum Thema Trennung & Scheidung in Oberderdingen

In der evangelischen Peter-und-Paul-Kirche in Oberderdingen fand am 23. Oktober 2011 um 18 Uhr ein besonderer Abendgottesdienst mit einem seelsorger-lichen ·ema statt.„Wenn Wege sich trennen“ hieß dieser Gottesdienst, der so zum ersten Mal in Oberderdingen gefeiert wurde und sich vor allem an Menschen mit Trennungs- und Scheidungsgeschichten wandte, aber natürlich auch offen war für deren Freun-de und Verwandte und allen anderen Menschen, die sich von diesem ·ema angesprochen fühlen und den Betroffe-nen Geleit geben und tragende Gemein-schaft einer Gemeinde bieten wollten. Ein kleines Team hatte sich zur Vorbe-reitung dieses Gottesdienstes gefunden: Susanne Mauch-Friz von der Diakoni-schen Beratungsstelle Mühlacker, Diako-niepfarrerin Sabine Leibbrandt und ich als Oberderdinger Gemeindepfarrerin.

Wenn man mit Trennung und Scheidung zu tun hat, hat man mit einer Vielzahl von Gefühlen zu kämpfen. Für diesen ersten Gottesdienst entschieden wir uns,

der Verletzlichkeit und den Verletzungen nachzugehen und die Gestaltung des Gottesdienstes besonders darauf abzu-stimmen. So wurden im Eingangsteil von verschiedenen Stimmen Sätze in den Kir-chenraum gestellt, die Verletzlichkeiten und Verletzungen benannten.

Nach der Ansprache über Kohelet 3, 1-8 wurde zu einer offenen Phase eingeladen, in der man sich an verschiedenen Stati-onen einfinden konnte. Dort gab es die Möglichkeit, weitere eigene Verletztheiten benennen und aufschreiben , symbolische Tränen in den Fluss des Lebens zu setzen, sich für die ganz persönliche Situation Gottes Segen zusprechen zu lassen, sich bei der Station „Heilsame Berührung“ wohltuend massieren zu lassen oder eine Kerze für ein persönliches Gebet, eine Hoffnung anzünden konnte. Taizegesänge bildeten einen bergenden Schirm über die ganze Zeit dieser offenen Phase.

Einen besonderen Schwerpunkt hatte die Musik in diesem Gottesdienst. Wir konnten mit Barbara Noeldeke am Cello und Alma-Lou Pineda-Geisert an der Orgel zwei wunderbare und sehr

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einfühlsame Musikerinnen gewinnen, die durch die Auswahl der Stücke dem ganzen Gottesdienst eine tröstliche Schönheit und mit Improvisationen inhaltlichen Aussagen starken Ausdruck verliehen.

Dies war der erste Gottesdienst dieser Art – aber wir möchten gerne, dass diesem weitere folgen werden, gerne wieder in der Peter-und-Paul-Kirche in Oberder-dingen, gerne wieder zur herbstlichen Zeit.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie Interesse und Freude daran hätten, unser Vorbereitungsteam zu erweitern und bei Gottesdiensten in den kommenden Jah-ren mit zu arbeiten und mit zu gestalten. Rufen Sie einfach an: Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz, Oberderdingen, Tel 0 70 45 / 5 60

Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz Oberderdingen

Was bedeutet „Ganztagsschule“ bezüg-lich des zeitlichen Umfangs, den die Schülerinnen und Schüler in der Schule verbringen – oder gibt es neben dem Unterricht ergänzende Angebote?Zunächst eine Vorbemerkung: wenn wir von „Ganztagsschule“ reden, sollten wir drei Formen derselben unterscheiden und eine vierte zur Kenntnis nehmen. [Infokasten links, Anmerk. der Red.)]Momentan kann also nicht pauschal ge-sagt werden, was Ganztagsschule für ein Kind in Baden-Württemberg bedeutet. Es ist vielmehr individuell von jeder Schule abhängig.

Wie wirkt sich dieses „mehr“ an gemein-samer Zeit auf den Zusammenhalt der Klassen- und Schulgemeinschaft aus?Das „mehr“ an Zeit in der Schule bedeutet nicht automatisch mehr Zeit in derselben Klassengemeinschaft. Vielmehr ist es so, dass die Nachmit-tagsangebote meist klassenübergreifend angeboten werden, wodurch ein Kind weitere Kinder an der Schule kennen lernt. Sicherlich dient dies der Stärkung der Schulgemeinschaft, wobei sich natürlich auch zusätzliche Reibungs- und Konflikt-felder eröffnen.

Wie wirkt sich aus Ihrer Sicht die Ganz-tagsschule auf unsere Gesellschaft aus? Konkret: Wird eine Teilnahme an den An-geboten von Kirchen und Vereinen nicht schwieriger, weil Kinder und Jugendli-

che nicht nochmals für „organisierte“ Gruppenangebote gewonnen werden können, sondern unverplante Zeit für sich brauchen?Nicht erst seit der Einführung der Ganz-tagsschule ist der Druck in der Schule enorm gestiegen. In unserer Gesellschaft herrscht meines Erachtens nach das Bild vor, dass nur ein guter Schulabschluss (egal bei welcher Schulart) Zukunfts- und Berufschancen eröffnet. Dies bedeutet eine Höchstpri-orisierung für alles Schulische, seien es Hausaufgaben, Lernen für Klassenarbei-ten oder leistungsfördernde Maßnahmen wie z.B. Nachhilfe.Sowohl Forderungen der Evangelischen Landeskirche als auch Bestrebungen der Landesregierung (Stichwort Gemein-schaftsschule) zielen in die Richtung, dass Schule – und wesentlich auch die damit verbundenen Lernzeiten – um 16 Uhr endet, so dass es Zeit für Vereinsangebote gäbe. Ohne die bereits erwähnte Rhyth-misierung des Schulalltags ist dies meiner Meinung nach jedoch nicht zu erreichen, was daher wohl in der Tat dazu führt, dass Angebote von Kirchen und Vereinen am späten Nachmittag oder am Abend mit dem Rückgang von Teilnehmerzahlen zu kämpfen haben werden.

Schulen suchen Kooperationspartner, Vereine und Kirchen sind im Bildungsplan als Mitwirkende an der Schule vorgese-hen.

Schulgemeinschaft & GanztagesschuleDiakon Michael Pross, Bildungsreferent in Esslingen zum Thema Ganztagsschule

Hintergrund-Information GANZTAGSSCHULE Geschlossene Ganztagesschule Alle Schüler einer Schule werden (verein-facht gesagt) von 7.30 bis 16 Uhr verbind-lich betreut, Eltern können sich darauf verlassen, dass ihre Kinder an der Schule beaufsichtigt werden. In den meisten Schulen wird der bestehende Stunden- & Lehrplan normal weiter geführt und die darüber hinaus abzudeckenden Nachmit-tage mit zusätzlichen (Freizeit-)Angeboten gefüllt. Natürlich bietet die geschlossene Ganztagsschule auch die ideale Möglich-keit, die Schulzeit zu rhythmisieren, d.h. Angebote mit Entspannungscharakter morgens und Lerninhalte nachmittags zu terminieren.

Offene Ganztagsschule Jedes Kind (bzw. dessen Eltern) kann wählen, ob es an einem oder mehreren Nachmittagen die Gantagsschule-Angebote der Schule wahr nimmt.

Teilgebundene Ganztagsschule Meist handhabt die Schule die teilgebunde-ne GTS in der Form, dass ein Zug verbind-lich an der GTS teilnimmt, ein zweiter jedoch nicht oder nur in offener Form. Die Eltern können entscheiden, in welche Klasse sie ihr Kind anmelden.

Achtjähriges Gymnasium | G8 Durch das „G8“ haben sich die Gymna-sien in den höheren Stufen de facto zu Ganztagsschulen entwickelt, da die Schüler (fast) an jedem Nachmittag Unterricht haben. Jedoch gewährleisten die Gymnasi-en meist keine verbindliche Betreuung. Bei Unterrichtsausfall o.ä. können die Kinder z.B. früher nach Hause gehen.

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Seit knapp zwei Jahren sind wir von der Servicestelle dabei, das Ehrenamt in den Kirchengemeinden wahrzunehmen, zu würdigen und zu stärken. Es war auffallend, dass Ehrenamtliche aus zwei unterschiedlichen Kirchen-gemeinden unabhängig voneinander denselben Wunsch hatten: voneinander erfahren, sich austauschen, Gemeinschaft zu erleben. Die Gemeinschaft nicht nur im eigenen Team, sondern als Teil der ganzen Gemeinde wird gesucht. Dies deckt sich mit anderen Beobachtun-gen: • Ehrenamtliche lassen sich immer

weniger zur Mitarbeit gewinnen, da in den Treffen oft viel Organisato-risches zu klären ist und der Raum für Austausch und Zuspruch zu kurz kommt.

• Im Besuchsdienst sitzen die Mitar-beitenden nett beieinander, trin-ken ihren Kaffee und bereden dies und das. Diese Zeit ist für sie sehr wichtig.

• Im Kirchengemeinderat wird be-schlossen, dass einmal im Jahr auch etwas Geselliges geschehen muss. Man will sich näher kennenlernen und nicht nur funktionieren.

Diese und ähnliche Beobachtungen machen deutlich, was einige Menschen in den Kirchengemeinden suchen: Erlebbare Gemeinschaft – und dass dies mehr ist als das Verteilen von Ämtern, Aufgaben und Arbeiten.

Damit liegen wir - was die Motivation von Ehrenamtlichen betrifft - im Kir-chenbezirk Mühlacker im Trend der Bundesrepublik Deutschland. Bei einer bundesweiten Umfrage gaben 95% der befragten Ehrenamtlichen an, dass sie sich engagieren, damit sie mit anderen Menschen zusammen sind. Daneben sind Spaß und eine sinnvolle, bzw. sinnstiften-de Beschäftigung wichtig. Was bedeutet dies aber für die Arbeit in unseren Kirchengemeinden in unseren Gruppe und Kreisen? Wer in Kontakt treten will, braucht die Zeit und den Raum dazu. Natürlich muss in unseren Kirchengemeinden trotzdem einiges organisiert werden. Haushalts-beschlüsse, sowie das Verteilen der

Besuchsadressen oder das Ab-sprechen der Raumbelegung sind ebenso wichtig. Doch unsere Beobachtungen bestätigen, dass ein gutes Mi-schungsverhältnis gefunden wer-den muss. Wie dieses aus-sieht, darf und muss jede Gruppe /Gemeinde für sich entscheiden – da kann es keine Pauschal-lö-sung geben. Wir möchten hier ein paar Beispiele nennen, die helfen können, den Kontakt unterein-ander zu stärken. Die Liste ist sicherlich unvollständig und es gibt bei uns im Kirchenbezirk viele gute Beispiele, die wir nicht kennen. Gerne hören wir von Ihren Erfahrungen.

• Eine aktuelle Mitarbeiterliste

• Eine Übersichtsliste für alle Mitarbei-

tende, damit man weiß, wer sich alles

ehrenamtlich engagiert

• Ein Mitarbeitergottesdienst einmal im

Jahr, bei dem Neue begrüßt werden und

Ausscheidenden gedankt wird.

In einem solchen Gottesdienst können

Themen der Mitarbeitenden Raum finden

• Regelmäßige Treffen der Mitarbeiter-

schaft

• Kurzberichte aus den einzelnen Gruppen

beim Mitarbeitendentreffen.

• Gesellige Aktionen wie Grillen, Ausflug,...

• Gebetskreise, bei denen speziell für Mit-

arbeitende und ihre Sorgen und Freuden

gebetet wird

Haben Sie dazu weitere Ideen? Oder selbst gute Erfahrungen mit etwas anderem gemacht? Wollen Sie in Ihrer Gruppe oder Kirchengemeinde etwas einführen und suchen Unterstützung? Wenn Sie möchten, melden Sie sich bei Peter Feldtkeller in der Servicesstelle Tel 0 70 41 / 81 037 5 Mail: servicestelle @kirchenbezirk-muehlacker.de

Ihr Projektteam „Ehrenamt“: Sabine Leibbrandt, Isolde Renner- Rosentreter, Peter Feldtkeller und Michael Gutekunst

Ehrenamt - gemeinsam macht‘s mehr Spass-Ein Erfahrungsbericht aus zwei Kirchengemeinden

Diakon Peter Feldtkeller Servicestelle Kirchenbezirk Mühlacker

www.kirchenbezirk-muehlacker.de/gemeindeprojekte

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40 Jahre Evangelische ErwachsenenbildungBildung aus evangelischer Perspektive feiert Jubiläum

Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern

André Malraux

In diesem Jahr hatten wir reichlich Grund, in der Vergangenheit des Bil-dungswerkes zu blättern. 40 Jahre Evangelisches Bildungswerk wurden in diesem Herbst mit einer Veranstaltung im Evangelischen Gemeindehaus in Maul-bronn gefeiert. Aus Politik und Kirche waren unsere Festgäste gekommen, um mit uns zu feiern.

Testbezirke in der Landeskirche Die Evangelische Kirche sieht sich seit der Reformation in der Verantwortung, durch die Bildungsarbeit Möglichkeiten zu bieten, sich mit den Glaubensgrund-lagen auseinander zu setzen und unter anderem darauf hin zu wirken, dass der Mensch im Mittelpunkt der gesellschaftli-chen und wirtschaftlichen Prozesse steht. Nach einer neuen Konzeption der Kir-chenleitung sollte verstärkt die evange-lische Erwachsenenbildung einen Platz in der Kirche erhalten. So wurden 1970 einige Kirchenbezirke der Landeskirche angefragt und als Testbezirke ausgewählt. Neben dem Pfarramt sollte die Erwachse-nenbildung einen Schwerpunkt erhalten.

Zeit der AufbrücheDer Kirchenbezirk Mühlacker gehörte dazu. Er wurde zunächst Testbezirk. 1971 wurde dann das Bildungswerk in Mühlacker gegründet. Es war eine Zeit, die wohl im besonderen geeignet schien für neue Aufbrüche. 1971 wurde Green Peace gegründet, die erste Sendung der Sesamstraße wurde im NDR gesendet und Helmut Schmidt liberalisierte mit dem „Haarnetz-Erlass“ das Tragen langer Haare bei der deutschen Bundeswehr. Außerdem waren offensichtlich genügend finanzielle Mittel vorhanden, um in den Kirchenbezirken Bildungswerke einzu-richten und geeignete Personen anzustel-len.

Die BildungsreferentenDer erste Bildungsreferent in unserem Kirchenbezirk war Waldemar Scheffler. Er wirkte von 1971 bis 1996. In dieser Zeit und durch diese Arbeit entstand auch die „Hilfe für Litauen e.V.“ (1994), die dann später als Verein selbständig wurde.

Die folgenden zehn Jahre waren geprägt von Joachim Knoche (1996 – 2000) und Renate Unger (2000 – 2005). Beide Bildungsreferenten waren als staatli-che Lehrkräfte für die Aufgabe im Bil-dungsbereich des Kirchenbezirks für jeweils fünf Jahre freigestellt. Inzwischen arbeiten beide wieder als Lehrkräfte im Schuldienst.

PatchworkIm Jahre 2005 wurde das Bildungswerk im Kirchenbezirk neu zugeschnitten und gekürzt. Ich habe seither einen „Patch-work-Dienstauftrag“. Seit dieser Zeit bin ich als Diakon für die Bildungsarbeit in unserem Kirchenbezirk zuständig, eine interessante und vielseitige Aufgabe. Neben dem Schwerpunkt in der Erwach-senenbildung habe ich noch einen Dienst-auftrag in der Kirchengemeinde Illingen und im Kirchenbezirk. Diese Konzentration ist auch eine Folge der rückläufigen Finanzmöglichkeiten der Evangelischen Landeskirche. Konnte ich 1973 als junger Diakon nach meiner Ausbildung noch unter sage und schreibe 42 freien Stellen eine für mich geeignete Stelle aussuchen, gibt es heute für Gemeindediakone in der Regel nur noch „handverlesene“ Arbeitsstellen und nur selten 100% Dienstaufträge.

Zertifizierung Zur Zeit setzen wir uns mit der Zertifi-zierung unseres Bildungswerkes ausein-ander, eine Herausforderung, die uns in den nächsten zwei bis drei Jahre beglei-ten und uns als Anbieter öffentlicher Bildungsarbeit weiter stabilisieren und qualifizieren soll.

Wissen und Erfahrung machen Bildung aus,und Menschen suchen danach. Ein Aus-zug aus den Leitgedanken evangelischer Erwachsenenbildung macht das deutlich: „Evangelische Bildungsarbeit ist eine We-sensäußerung der Kirche – von Anfang an und insbesondere seit der Reformation. Evangelische Erwachsenenbildung zeigt ihr Profil, indem sie die Suche nach einem persönlichen, verständigen und urteilsfä-higen Glauben fördert. Gegen den Trend, Glaubensfragen ins Private abzudrängen, steht evangelische Erwachsenenbildung

Bildungshunger und Wissensdurstsind keine Dickmacher

L O T H A R S C H M I D T

40 Jahre Karte Bildungshunger und 12.08.2011 15:30 Uhr Seite 1

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„Ehre sei Gott und Frieden auf Erden“ war das ·ema der Internationalen Ökume-nischen Friedenskonvokation vom 17. bis 25. Mai 2011 in Kingston/Jamaika. An dieser Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen nahmen mehr als 1000 Delegierte aus aller Welt teil. Landessynodale Ruth Rapp war Teilneh-merin der aus dreizehn Personen beste-henden Reisegruppe aus Württemberg.Gruppen und Plenum haben sich an ver-schiedenen Tagen nach Morgenandacht und Bibelstudien unter Palmen mit vier ·emen des gerechten Friedens beschäf-tigt:

Frieden in der Gemeinschaft – damit alle frei von Angst leben könnenEs ging um die durch patriarchalische Strukturen und Sexismus, durch Ras-sismus und Kastendenken verursachte Gewalt, sowie um die Gewalt, die sich ergibt, wenn eine Gruppe ihre religiöse, ethnische oder sprachliche Identität auf unverantwortliche Weise auslebt.

Frieden mit der Erde – damit das Leben erhalten bleibtAngesichts des rücksichtslosen Raubbaus an der Natur und der unaufhörlichen Zer-störung der Umwelt durch die Menschen erhält die Gewalt, die gegen Erde und Schöpfung ausgeübt wird, nicht genügend Aufmerksamkeit. Ziel dieser Plenarver-anstaltung war es, praktische Beispiele dafür zu geben, wie Kirchen sich für den Frieden mit der Erde einsetzen können.

Frieden in der Wirtschaft – damit alle in Würde leben können

Gottes Vision vom Frieden wird durch das massive, sozioökonomische Un-gleichgewicht, das in unserer heutigen Welt zwischen und innerhalb von Län-dern herrscht, gefährdet. Die Gewalt wächst, Menschen werden ins Elend getrieben, weil ihnen materielle Güter vorenthalten und sie ihrer Würde beraubt werden.

Frieden zwischen den Völkern – damit Menschenleben geschützt werdenPersönliche Erfahrungsberichte und Gruppendiskussionen mit Menschen, die Krieg und Massengewalt kennen oder darin sogar Verantwortung trugen, sollen dazu beitragen, die Verbindungen zwi-schen gerechtem Frieden, der internatio-nalen Rechtsstaatlichkeit und möglichen Konfliktlösungen aufzeigen.

Es wurde deutlich, dass alle vier ·e-menfelder eng zusammenhängen. Einen gerechten Frieden kann es nicht nur in einem Bereich geben, sondern nur, wenn alle vier zusammen bedacht und bearbei-tet werden. In der Botschaft heißt es: Gemeinsam mit Partnern anderer Religionen haben wir erkannt, dass Frieden ein Grundrecht aller Religionen ist und dass die Verheißung von Frieden allen Menschen gilt, egal welcher Tradition sie angehören und worauf sie ihr Leben gründen.

Ehre sei Gott und Frieden auf ErdenLandessynodale Ruth Rapp berichtet von

Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation im Frühjahr 2011 in Kingston/Jamaika

für die öffentliche Diskussionsfähigkeit von religiösen Fragen. Evangelische Erwachsenenbildung nimmt die ge-sellschaftliche Mitverantwortung ernst und unterstützt die Verständigung über gemeinsame Wertevorstellungen und die Dringlichkeit der Verringerung gesell-schaftlicher Unterschiede“.

Trenne die Bildung des Kopfes nie von der Bildung des Herzens

Johann Michael Sailer, 1931

Diesem Grundsatz möchten wir als Mit-arbeitende in der Erwachsenenbildung treu bleiben, nämlich der Fähigkeit, sich einzufühlen, auf andere zu achten und

Körper und Geist im Blick zu haben.

Menschen finden sich im Bildungswerk Im Laufe der Jahre haben sich viele Men-schen immer wieder ehrenamtlich in der Bildungsarbeit eingebracht. Im beson-deren begleitet der Arbeitskreis Erwach-senenbildung in unserem Kirchenbezirk Mühlacker die Erwachsenenbildung. Heinz Daferner ist seit 30 Jahren ehren-amtlicher Vorsitzender der Erwachsenen-bildung. Dafür möchte ich an dieser Stelle danken. Allen Menschen, die sich ehrenamtlich in diesen vielen Jahren praktisch, aufmerk-sam, freundlich und mit ihrer persönli-

chen Kompetenz für die Erwachsenen-bildung eingesetzt haben oder einsetzen, sei an dieser Stelle ebenfalls ein Dank ausgesprochen.

Ihr

Diakon Thomas KnodelBildungsreferent

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Herbst /Winter2/2011

Die abschließende Fassung zur Botschaft der Friedenskonvokation kann im Inter-net unter www.gewaltueberwinden.org.de nachgelesen werden.

Durch die vielen Referate, Podi-umsgespräche und Workshops war es kaum möglich, zu einer längeren, intensiven Aussprache und vertiefenden Diskussion mit allen Teilnehmern zu kommen. Heftige Kritik gab es, weil eine Auseinandersetzung mit den ak-tuellen Krisen in der Welt nicht stattgefunden hat.Unsere Reisegruppe war bereits eine Woche vor Beginn der Ta-gung in Jamaika unterwegs. Wir haben viele Menschen getroffen und ihr Leben kennengelernt,

wir haben erfahren, was ihre Probleme dort sind und wie sie versuchen, diese auf friedliche Art zu lösen. Die Botschaften dieser Menschen sind einfacher als die-jenigen, die während der Tagung von den Kirchen formuliert wurden. Es ist wichtig, dass auch sie gehört werden:

Bischof King aus Montego Bay, der uns erzählte, dass er bis vor kurzem in seinem Stadtviertel nicht über jede Strasse gehen konnte wegen der hohen Wahrscheinlich-keit erschossen zu werden. Wie wichtig es ist, den rivalisierenden „Gangs“ zuzuhören, ihnen Waffen und Drogen zu nehmen, was aber nicht funk-tioniert ohne gleichzeitig Alternativen für ein anderes Leben aufzuzeigen, wie z.B. Angebote von Ausbildungs- oder Arbeits-plätzen. Dafür arbeiten die verschiedenen Kirchen in diesem Stadtviertel zusam-men.

Die Arbeiterin auf der Kaffeeplantage in den Blue Mountains, die davon berich-tet, dass sie in ihrem Ganztagesjob nicht genug verdient, um das Leben für ihre beiden Kinder sichern zu können. Dass ihr Mann monatelang im Ausland arbeiten muss, um ihnen Geld zum Leben zu schicken. Wie wichtig die Hilfe der alten Nachbarin bei der Betreuung ihrer Kinder ist.Eine weitere Arbeiterin erzählt, dass sie seit ihrem dreizehnten Lebensjahr Kaffeebohnen sortiert und täglich, aber nur nach Erfüllung des Solls, zwei Dollar verdient. Wird das Soll nicht erreicht, er-hält sie keinen Lohn an diesem Tag. Eine Schule hat sie nie besucht.

Den Fischer aus den Mangroven vor Kingston, der nicht mit dem Netz fischt, um die Fischschulen, die roten Koral-len im Wasser und die Muscheln an den Wurzeln der Mangrovenbäumen nicht zu zerstören. Er fischt jeden Tag, hat aber Einbußen im Fang, das heißt, an manchen Tagen reicht es kaum für die nötigen Mahlzeiten. Für ihn ist es sein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Die Schulleiterin, die uns von traumati-sierten Kindern erzählt, die nichts essen und gefüttert werden müssen, Diese Kinder haben Mord und Totschlag gese-hen, waren dabei, als der Bruder oder die Mutter getötet wurden. Gewalt, tödliche Gewalt ist in Kingston ein alltägliches ·ema. Bis zur Gründung von „Early Childhood“ waren viele Eltern nicht bereit, ihre Kinder zur Schule zu schicken, weil es zu gefährlich war, das Haus zu verlassen. Diese Friedensinitiative zeigt nun Wirkung, doch die Narben sind noch längst nicht verheilt.

Die Konvokation war ein “Erntedankfest“ und gleichzeitig Abschluss der Dekade zur Überwindung von Gewalt, die die Friedensarbeit in den Mitgliedskirchen stärkt und vernetzt. Bedauerlicherweise wurde dieses Friedensfest in der Öffent-lichkeit kaum wahrgenommen.Die Konvokation will keinen Punkt hinter die Friedensarbeit machen, sondern einen Doppelpunkt setzen. Die Friedensarbeit der Kirchen in aller Welt soll hier nicht zu Ende sein, sondern der Friede Gottes soll von hier aus und über die ganze Welt ausgebreitet werden, dort wo er noch nicht spürbar ist.

Ein HinweisIm Herbst 2011 erscheint ein Film über die Gewalt in Jamaika und den Versu-chen, diese zu überwinden. Er wurde von Silke Stürmer und Stefan Adam während unserer Reise gedreht. Der Film erscheint als DVD im Evange-lischen Medienhaus und ist mit einem Unterrichtsentwurf und Materialien zur Erwachsenenarbeit versehen.

Ruth Rapp, Landessynodale Nussdorf

Hintergrund-Information FRIEDENSKONVOKATION

Unter dem Motto „Ehre sei Gott und Friede auf Erden“ haben sich vom 17. bis 25. Mai 2011 mehr als 1.000 Teilnehmende zur Internationalen ökumenischen Friedens-konvokation (IöFK) in Kingston/ Jamaika getroffen. Die Veranstaltung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) markierte das Ende der zehnjährigen Dekade zur Überwindung von Gewalt. Die Vision vom „gerechten Frieden“ hat sich in den letzten Jahren zum Schlüsselbe-griff des friedensethischen Selbstverständ-nisses des ÖRK entwickelt.

Eine „Konvokation“ ist eine „Einberufung“ oder „Zusammenrufung“ von Körperschaf-ten, in desem Fall des Ökumenischen Rats der Kirchen.

Videos, Bilder und weitere Informationen unter www.ekd.de/international/friedens-konvokation/index.html

Eine Straßenszene in Kingston/Jamaika

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Die Kirchen und Glaubensgemeinschaf-ten sollten nach Ansicht religiöser Vertre-ter wesentlich stärker auf soziale Medien setzen. „Wenige Geistliche verwenden bisher Kommunikationsformen wie Twitter“, sagte der französische Rabbiner Levi Matusof während einer Religions-Konferenz im ungarischen Esztergom.

Twitter biete die Möglichkeit, kurze und pointierte Nachrichten zu versenden, so Matusof. Der jüdische Geistliche hat auf der Internet-Plattform derzeit gut 600 sogenannte Follower, denen er mehrmals täglich Nachrichten schickt. Der deutsche evangelische Pfarrer Rü-diger Noll unterstrich: „Man kann in die Diskussionen Menschen einbinden, die in den Gemeinden ansonsten nicht auftau-chen.“ Er selbst benutze deutlich häufiger Facebook als Twitter, da Facebook mehr kommunikative Möglichkeiten biete. Es gehe ihm um das Experimentieren mit den neuen Medien, erläuterte Noll. Twitter sei unter anderem dafür geeignet, mit Journalisten zu kommunizieren.

Soziale Medien vielfältig nutzen, aber auch nicht überschätzen„Die sozialen Medien sind eine Realität“, sagte Noll, der in Brüssel für den öku-menischen Dachverband „Konferenz Europäischer Kirchen“ arbeitet, dessen Kommission Kirche und Gesellschaft er leitet. Gerade in den skandinavischen Ländern sei die Kommunikation über die neuen Medien weit ver-breitet. Dies habe für die Kirche nicht immer positive Konsequen-zen: So habe es in Finnland nach einem Facebook-Aufruf Zehntau-sende Kirchen-Austritte an einem einzigen Tag gegeben. Hintergrund war laut Noll ein umstrittener Auftritt eines lutherischen Bischofs in einer Fernseh-Talkshow zum ·ema Homosexualität. Gerade angesichts solcher Ereignisse dürfe sich die Kirche den neuen Medien nicht verschließen, sagte der Pfarrer. Vielmehr müsse sie selbst die Stimme erheben. Auf der anderen Seite solle man die Möglichkeiten sozialer Medien auch nicht überschätzen: „In einer Gemeinde kommt es auf das Zusammenleben an. Nicht al-les, was Kirche will, lässt sich auf diesem Weg organisieren.“

Quelle: epd

Kirche im sozialen Netz Evangelische Kirche nutzt neue Medien

Der Kirchturm bleibt im Dorf, aber vir-tuell ist die Kirche mit ihren Angeboten und ·emen längst weltweit präsent: Im Internet. Ein Angebot ist evangelisch.de. „Die Möglichkeiten reichen vom virtuel-leln Andachtsraum bis zum Psalter-Quiz, von der Chart-Seelsorge bis zur Senioren-Community“ schreibt die Redaktion von evanglisch.de. Geboten wird hier online ein vielfältiges Angebot zu den Bereichen Bildung, Glau-ben und Leben, Gottesdienst, Kinder und Jugendliche , Kirchen/Offene Kirchen, Seelsorge, Spiele und ·emenseiten. Diese Seiten können als RSS-Feed abon-niert werden

Das Internet bietet noch mehr an kirchlichen Angeboten. Ein Auszug: Treffpunkt www.konfiweb.de Seiten für junge Jünger Jesu Mit Elster Kira können Kinder unter www.kirche-entdecken.de die Kirche entdecken. Das Wort zum Sonntag, die kurze Sen-dung mit der langen Geschichte, ist im Internet unter www.daserste.de/wort/Default.asp präsent.

Weitere mediale Angebote stellt die Inter-netseite des Kirchenbezirks unter www.kirchenbezirk-muehlacker.de/medien vor.

Surftipps

VeranstaltungshinweisMEDIENTAGE IM KIRCHENBEZIRK Das Thema „Kirche und Medien“ umfasst nicht nur das Internet.

Diesem Themenfeld widmen sich die Medientage, die der Evangelische Kirchenbezirk Mühlacker und das Evangelische Medienhaus gemeinsam im 1. Quartal 2012 veranstalten.

Informationen auf der Rückseite und unter www.kirchenbezirk-muehlacker.de /medientagte

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