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OKTOBER 2008 kost noch immer nix Stadtmagazin für Wien, Viyana und Beč www.dasbiber.at mit scharf TSCHUSCHEN INS PARLAMENT Unser Fake-Wahlkampf am Viktor Adler Markt HEXEN, FLüCHE, HELLSEHER In Wien ist der Teufel los DIE VILLEN DER GASTARBEITER Hier im Mezzanin, unten im Palazzo-Prozzo

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OktOber

2008kost noch immer nix

Stadtmagazin für Wien, Viyana und Beč

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Tschuschen ins ParlamenTUnser Fake-Wahlkampf am Viktor Adler Markt

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in Wien ist der Teufel los

Die Villen Der GasTarbeiTerHier im Mezzanin, unten im Palazzo-Prozzo

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„Das zieht bei Den Leuten“Von Simon Kravagna und Igor Minić (Foto)

wer ist ername: özaydin akbabageboren: februar 1967typisch: du kannst alles von ihm habenwurzeln: akbaba wurde in erzincan, türkei, geborenhobbies: thai-boxen, laufen, naturfreak, seine nichten und neffen

Wir vom biber haben ein Problem. Wo was Wichtiges los ist, da wollen wir dabei sein. Und weil grad Wahlkampf ist, haben wir uns auch etwas überlegt. Denn bisher gibt es keinen einzigen Abgeordneten mit ausländischen Wurzeln im Parlament. Und das, obwohl rund 1,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich leben. Also haben wir für einen Tag das Zuwanderer Bündnis Österreich (ZBÖ) gegründet und im zehnten Bezirk um den Einzug ins Parlament geworben. Der österreichisch-türkische Schauspieler Özaydin Akbaba hat für Biber den ZBÖ-Spitzenkandidat Mag. Dr. Ali Süleyman gespielt. Die Reportage über unseren Fake-Wahlkampf findet sich auf Seite 14. Hier das exklusive Interview mit unserem Fake-Spitzenkandidaten.

BIBER: Herr Akbaba, Sie haben für den Biber-Wahlkampf einen Tag den ZBÖ-Spitzenkandidaten Ali Süleyman gespielt. War das schwer?ÖZAyDIn AkBABA: na, wirklich nicht. Politik interessiert mich kaum. Aber einen Politiker spielen ist nicht schwer. Ich habe mir ein paar Reden vom Haider im netz angeschaut. Das hat gereicht. Überzeu-gend muss man sein, den Leuten in die

Augen schauen und einen guten Eindruck machen. Niemand hat gemerkt, dass das Zuwan-derer Bündnis Österreich (ZBÖ) gar nicht kandidiert, und dass alles Fake war. Warum?Vielleicht, weil wir einfach gut waren. Mich haben noch Tage später Türken gefragt, für welche Partei ich da jetzt kandidiere. Auch am Viktor-Adler-Markt sind wir mit den Leuten gut ins Gespräch gekommen. Es ist halt wichtig, gemäßigt und konstruktiv rüberzukommen. Außer-dem hatten wir gute Slogans: „Du wählen – wir machen“. Das zieht bei den Leuten. Selbst viele Österreicher haben sich für uns interessiert. Ich hatte bei meiner Wahlrede ja zehn Mal mehr Zuhörer als die anderen Parteien vor Ort. Und, na ja, ein paar Depperte sind halt auch immer dabei. Wie ist die Rede und das Parteiprogramm angekommen? Auch gut. Wir haben ja nur gefordert, was gut für alle ist: Mehr Deutschkurse, mehr Geld, mehr Chancen und halt auch Ghettoblaster für alle. Und wir haben Österreich als Erfolgsgeschichte gelobt. Was soll man da dagegen sagen?

3 min. mit biber

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inhaLteconomya & PoLitika1� ZbÖ – ali süleymann und sein Zuwanderer bündnis Österreich wollen ins Parlament!�0 undurchführbares interview mit Denhaag-einwohner Karadžic�1 Wahlkampf: bist du stolz, Österreicher zu sein? Die große straßenumfrage und was die Politiker wieder mal versprechen�7 Warum sollen wie sie wählen? Die Polit-Kandidaten im Test�8 merchzilla – milan simic, der T-shirtverkäufer �0 Wieso Jesus nur 7E die stunde verdient�� Geld mit alles: sie bürgen für jemanden? Gaanz schlecht… Wien�� Wien mit scharf!cover-story

36 hexen, WunDerheiler, hODJa – Die Zauberer und Wahrsager von Wien und für wie viel euros man eine schöne Zukunft bekommt. raso’s cola hilft Wunder!

�� nachbar in not: Wieso reiche schnösel keine eier herborgen�� ministerin Frauenberger trinkt zwar keinen raki, dafür aber mag sie multikultiiiiiii�6 Das schwarze Wien: Die afrikanische communityLeben�8 Vesna mit scharf: Die geile Jungfrau�0 neue biber-serie: Die liebe meiner eltern�� Wenn ich einmal groß bin… Was aus den biber-redakteuren geworden ist�6 Wikibiber: Wieso die arya kein arier ist Gastro�8 Der sizilianer testet PizzasPort6� ümit Korkmaz in Wienout oF aut6� Die Villen der Gastarbeiter: das beverly hills von serbien hosted by Krediti, Kredit68 mirno more, die Friedensflotte in Dalmatien69 eine amerikanerin in WienkoLÜmne70 Kolümne: hearst hc, so deppert san die serben a net.

0� Drei minuten mit spitzenkandidat mag. Dr. ali süleymann06 editorial08 ivanas Welt1� Wienerin des monats: Der Floridita-mann

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HEX HEX! Zauberlehrling Ivana, Hexana Fluhić und Magier-Foto-Meister Marc-Antonio beim Shooting der Cover-Story „Flüche, Hexen, Hellseher“. Make-up-Zauberin Bernadette Schmatzer fehlt leider auf dem Foto. Is ein schöner Simsalabim geworden. Mehr auf S. 36

Dankeauch an die Besitzer des „Berfin“ (heißt auf kurdisch Schneeflocke) für die tolle Location!www.cafeberfin.at

Wien mit scharF„Ihr seid die legendäre Tschuschenzeitung!“ plätscherte Ümit korkmaz – der neo-Frankfurt-Legi-onär - munter und unbefangen bei seinem Besuch in Wien. Tja, ein besseres kompliment gibt’s nicht. Danke korki, du bist aber auch nicht schlecht. =) biber machte mit dem Austro-Türken einen Streifzug durch seinen Heimatbezirk und Lieblingspark (Seite 61).

neben Spitzenkicker Ümit kam auch Spitzenpolitiker Willi Molterer (ÖVP) himself auf einen Tee in der Redaktion vorbei. Wir, die Biber-Redaktion, immer bemüht auch die Politik mit Schärfe zu pfeffern, schenkten dem Willi ein neues Wahlkampfplakat, weil sein eigenes, na ja, ein bischen nullachtfünfzehn war. „Du wählen, wir machen.“ Mit diesem Super-Wahlspruch war er perfekt gerüstet für den anschließenden Brunnenmarkt-Besuch.

Wer die Wahl gewonnen hat, hätte auch Ivana Hexana vorhersagen können. biber-Redakteurin Ivana Martinović begab sich in die Unterwelten der Wiener Hexen, Wahrsager und Wunderhei-ler. Die Cover-Story über käuflichen Zauberspuk nachzulesen ab Seite 36!

Diesmal ist das Editorial übrigens kürzer, weil wir waren alle drei Wochen auf Urlaub.

Schene Grisse,die Redaktion

makinG oF

imPressumherausGeber: Biber Verlagsgesellschaft mbH, Siebensterngasse 23, 1070 Wien.cheFereDakteur: Simon kravagna. cheFica vom Dienst: Ivana Cucujkić. ÖFFentLichkeitsarbeit: Eser Akbaba.onLine-cheFica: Ivana Martinović.reDaktion & FotoGraFie: Emina Adamović, Antonio Biondi, Bernhard Gaul, Zwetelina Damjanova, Alekandra klepić, Daniel Shaked, Simone Leonhartsberger, Benedikt von Loebell, Raki nikahetiya, Anita Malli, Marc-Antonio Manuguerra, Sreten Colić, Suzan Aytekin-Alavi, Erwin Aytekin-Alavi, Beni Malajev, Christian Müller, Fatih Öztürk, Amar Rajković, Petra Rautenstrauch, karin Plassnig, Flo Waitzbauer, Andreas Wiesmüller, Bojan kantar, Shirin, Linda Say, Vesna Isailović, Igor Minić, Tomaj khakpour, Todor Ovtcharov, Bernadette Schmatzter, nergiz Saskin, Arman T. Riahi. Antonia kreissl.FotocheFe: Moritz Schell. art Direktion: Dieter Auracher. Layout: Dieter Auracher, Mehmet Sel. LoGo: Ender Gülfirat. koLÜmne: Sedat Pero. Lektorat: Jennifer Bendele.anzeiGen: Wilfried Wiesinger. GeschäFtsFÜhrunG: Wilfried Wiesinger, Simon kravagna. kontakt: Siebensterngasse 23, 1070 Wien. Telefon: 0043-1-9577528 [email protected] [email protected]: www.dasbiber.atDruckerei: Mediaprint

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GeliebTer schillinG!Long is her, wo i ihn in der Hond g’holtn hob. Von meinem letzten lila 50er Schein konnte ich

mich noch immer nicht trennen. Er liegt wie ein altes Familienfoto in meinem kleinen Koffer und

erinnert an eine unbeschwertere Zeit. Der gute alte Schilling. Wie viel wert der grüne Hunderter

damals war! Gutes Taschengeld, lang ausreichend. Und jetzt? Alle jammern über die Inflation und

manche rechnen noch immer in Schilling um, so auch ich. Und des Öfteren schüttel ich den Kopf,

wie viel doch heute alles kostet.

Wer hätte damals gedacht, dass heute eine Tüte Maroni 30 Schilling kosten würde. Dass sogar

Brot diese Grenze überschreiten würde. Über einen 10 Schilling-Fund auf der Straße freute sich

jedes Kind und machte Luftsprünge, als ob es ein Vermögen wäre. Dies reichte ja schließlich für

so manch’ Süßes aus der Konditorei. Ah ja! Brieflose kosten heute 14 statt 10 Schilling. Aufrun-

den! Aber ihr kennt das eh!Warum ich nach so langer Zeit an die Schillingzeit denke? Weil ich letztens in Villach unterwegs

war und ich den Bus von der Österreichischen Nationalbank erblickte. Davor stand eine Schlange

voller Menschen mit Schillingscheinen in den Händen. Letzter Gang um ihn endgültig loszuwer-

den!? Das ganze kam mir vor, wie ein finaler Abschied. Ich stand davor und dachte mir „Vorbei

ist Vorbei“. Etwas traurig gestimmt dachte ich an meinen 50er im Koffer und dachte „Nein! Den

bekommt ihr nicht!“. Der ist nur 3,50 Euro wert, und die sind schließlich so schnell weg, dass

sich der Gang zu diesem Bus und das Warten in der Schlange gar nicht auszahlen. Den g’hoit i mir

als Ondenken.

GuT, Dass ich nichT Wählen DarF!Ach: Noch ein paar Worte zur Wahl. Österreich wählt, und ich darf nicht. Dass ich keine Staatsbür-

gerschaft habe, das ist der Grund dafür. Aber auch wenn ich dürfte, wüsste ich gar nicht wen. Wie

so viele der Österreicher zurzeit. Nichts desto trotz sehe ich mir die TV-Duelle der Herrschaften

an und denke mir: „Wie die wohl jemals auf einen grünen Zweig kommen können?“ Scheinbar gar

nicht, was ja amüsant für meinen Fernsehkonsum ist, aber nicht so amüsant, wenn es darum geht,

dass mich die Streitthemen ja auch betreffen. Schließlich tat die Studiengebühr jedes Mal weh,

wenn ich sie zahlte.

iVanas WelT

In Ivanas WELT berichten biber-Redakteurinnen Ivana Cucujkić und Ivana Martinović über ihr daily life.

Von ivana martinovic und marc-antonio manuguerra (Fotos)

„Meinen 50er bekommt ihr sicher nicht.“ „Wie die wohl jemals auf einen grünen Zweig kommen können?“

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cover-moDeL Gesucht!April

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Stadtmagazin für Wien, Viyana und Beč

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Mit Exklusiv: MEinE FrEundin, diE „tErrorbraut“

Eser Akbaba über die verurteilte Islamistin Mona S., mit der sie gemeinsam aufgewachsen ist.

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schlampen-Power de luxe termin bei dr. ray

Juni

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Monika Ivkic:

Shootingstar

aus OTK

+ Heiraten auf Türkisch

+ Mönch ohne eCARD

+ Im Ghetto von Sofia

EURO-KAnzlERGusenbauer über Taktik und Fouls

EM-OlDIE VASTICUnser Ivo: Jetzt will er auch zur WM

nAzI-KICKEREIAls wir 1938 die Piefke besiegten

Wir fahren jetzt runter

Der Gastarbeiter-Ferien-Report

Häupl im „GHetto“Auf ein Börek mit dem Bürgermeister

DeR Gelati-Capo von Wien

Daniele Bortolotti & die Gardasee-Connection

DRoGe tHai-BoxKampfsport mit echtem Kick

August

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von biber im Dezember!

biber wird 1 Jahr alt, wir feiern Geburtstag und beschenken Dich mit einem pippifeinen Fashion-shooting mit star-Fotograf moritz schell!

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schick an: [email protected] nicht Foto!einsendeschluss: �0.Oktober �008

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Wiener Des monatsDer saLsa-mannVon Zwetelina Damjanova und Vassilena Georgieva (Foto)

BIBER: Wie heißt du?Erick ZottWoher kommst du?Ich bin in Concepción, Chile geboren. 1976, während der Militärdiktatur, wurde ich aus dem Land gewiesen. Damals stellte Österreich spezielle Visa für politische Gefangene aus, so kam ich nach Wien. Was machst du?Ich wollte immer den Menschen in Wien die kul-tur aus Lateinamerika nahe bringen. Mit meinem Salsa Club Floridita glückt mir das jeden Abend aufs neue. Was hörst du für Musik am liebsten?Mich begeistert jede Musik, die etwas bewegt, natürlich ist die klassische Musik auch dabei. Das wichtigste ist immer die Freude, la alegría no debe ser un privilegio.

Wie du Wiener oder Wienerin des monats wirst? schick uns von dir ein Foto und einen kurzen Text an [email protected]

Die neue Politik ist ehrlich!Sie kann nicht alle Probleme sofort lösen, aber sie wird sich ehrlich für die Werte und Ziele der Menschen einsetzen.

>> Ausbildung, die persönlichen Interessen entspricht!

>> Schulen, in denen man fair behandelt wird!

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und jeden!>> Soziale Sicherheit auch

in der Zukunft!>> Eine saubere Umwelt!

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Die neue Politik

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Großer Auflauf vor der biber-Redaktion! Während wir brav am Fertigstellen der Oktober-Ausgabe hackln, kündigt sich hoher Staatsbesuch an! Vize-kanzler Willi Molterer von der ÖVP samt Partei-Riege im Anmarsch in die Siebensterngasse 23…

Eine heiße Information für unsere lieben kollegen von der Presse. Rucke zucke war ORF, Ö3 und Fotografen zur Stelle. Die kameras passten kaum durch die Tür, so viele waren es…

Die biber-Redakteure unterbrachen selbstverständlich sofort ihre Arbeit und hießen den Gast mit Tee gastfreundlich willkommen. nach einem halbstündigen Pläuschen und Blitzlichtgewitter flitzte Vice-Wille zum Brunnenmarkt, Gemüse kaufen.

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DuWählen.

Wirmachen.

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Wir vom biber haben so getan, als seien wir das Zuwanderer bündnis Österreich (ZbÖ). einen Tag lang haben wir am Viktor-adler-markt mit Flugblättern für den einzug ins Parlament geworben. Der österreichisch-türkische schauspieler Özaydin akbaba hat für uns den ZbÖ-spitzenkandidaten ali süleyman gespielt. Wozu das alles? Ob-wohl in Österreich 1,� millionen menschen mit migrationshintergrund leben, findet sich bisher unter 18� nationalrats-abgeordneten niemand mit ausländischen Wur-zeln. Diese aktion ist ein apell an alle Parteien und politische institutionen, das zu ändern. es braucht keine eigene Zuwanderer-Partei. aber den herausforderungen und chancen in diesem land sollten sich alle gemeinsam stellen. von Arman T. Riahi (Text), Suzan Aytekin-Alavi (Organisation) und Igor Minić (Fotos)

Welch charisma! Welch enerGie! maG. Dr. süleymann – Der TürKische baracK Obama

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nein, das ist kein Tippfehler. Als das ZBÖ – das Zuwanderer Bündnis Österreich – an diesem denkwürdig heißen Septem-bersamstag am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten seinen politischen Einstand gab, war die kontroverse programmiert. „Wir sind mehr als nur eine Tschuschenpartei. Und allein, dass es uns gibt, ist eine Sensation“, erzählt uns der ZBÖ-Spitzenkandidat Ali Süleyman. Dass der gelernte Politikwissenschaftler trotz der Hitze nicht ins Schwitzen gerät, haben er und seine Partei ihrer politischen Unerfahrenheit zuzuschreiben: Wer keine Sitze im nationalrat hat, kann auch keine verlieren.

Tatsächlich ist es so, dass im nationalrat kein Abgeordneter mit Migrationshintergrund sitzt. „nur im Bundesrat gibt’s einen tür-kischen Österreicher. Der einzige auf Bundesebene!“, wundert sich Süleyman, während er zwischen Grillhendl, Eitriger und Frisch-gemüse ZBÖ-Flyer mit dem 5-Punkte-Parteiprogramm austeilt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Parlamentarier, die nicht in der Bundesrepublik geboren wurden, längst eine Selbstverständlichkeit geworden sind, haben die 1,3 Millionen Österreicher mit Migra-tionshintergrund keine Vertretung im Hohen Haus. Immerhin:

Mit der gebürtigen Türkin Alev korun (Grüne) wird nach der Wahl erstmals sicher eine Migrantin im Parlament sitzen. Auch die Rechtsanwältin Muna Duzdar (palästinensischer Background) von der SPÖ hat gute Chancen auf ein Mandat. Wie immer: Was ist mit den anderen Parteien?

süleyman sTaTT Faymann Am Viktor-Adler-Markt, einem Pflichtstopp im Wahlkampf aller nationalratsparteien, möchten Süleyman und seine jun-ge Partei daher Polit-Furore machen. Dafür sorgen schon die Slogans: „ZBÖ statt BZÖ“ sowie „Süleyman statt Faymann“. Das zieht mehr als die Sprüche der echten Parteien. „In diesem Land haben zwanzig Prozent der Einwohner einen ausländischen Hintergrund – oder Vordergrund – je nachdem wie man es sieht“, erklärt Süleyman ganz volksnah seinen Zuhörern, die zu Beginn noch nicht so recht wissen, worum es sich beim ZBÖ eigentlich handelt. „Doch sie werden vom politischen Establishment immer nur instrumentalisiert, vor allem zu Wahlkampfzeiten, und die positiven Entwicklungen, die von diesen Migranten ausgehen,

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Die JunGe WählerschaFT isT beGeisTerT. „TschuschenParTei, OiDa. WiaKlich. bin ich Dabei.“

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bleiben meistens im Hintergrund. Wir wollen diesen Menschen eine ernst zu nehmende Plattform geben“, erklärt Süleymann. Ginge es nach dem ZBÖ, könnte man längerfristig eine Großpar-tei werden. Vorbei an den schiefen Blicken, die aus der Richtung des nahegelegenen SPÖ-Standes und des roten Bezirksvorstehers kommen, präsentiert Süleyman den Zuhörenden die politischen Ziele des ZBÖ: berufliche und gesellschaftliche Gleichstellung für Zuwanderer (nicht nur auf dem Papier); verpflichtende, aber kos-tenlose Deutschkurse für alle Einwanderer und die Verankerung eines humaneren Bleiberechts in der österreichischen Verfassung. „Bleibt’s in Istanbul, mia hom gnua von eich do!“ kommt es aus der Menge gerufen.

sTammTischrheTOriK Solch deftigen Sprüchen steht der gebildete Türke gelassen gegen-über. „Da macht mir das Wahlkämpfen erst richtig Spass“, sagt Süleyman mit charmantem Akzent. Finanziert wird das ZBÖ, die erste von Migranten gegründete politische Partei Österreichs, aus privater Hand, erzählt Süleyman auf nachfrage. Und: „Die Fami-lie ist groß“, sagt der ZBÖ-Spitzenkandidat, der damit meint, dass das Interesse von neo-Österreichern an einer solchen Partei sehr groß ist, auch wenn an diesem Tag im traditionsreichen Markt eher Skepsis und Verwunderung vorherrscht. Zumindest bei den ausländerfreundlichen Forderungen des Spitzenkandidaten.

Süleymans Ruf nach verpflichtenden, aber kostenlosen Deutschkursen für Einwanderer kommt bei den wenigen öster-reichischen Zuhörern jedoch gut an. Aber nicht alle lassen es überhaupt so weit kommen – der name des Parteivorsitzenden verschreckt viele Österreicher. Beim Würstelstand wird es auch ein wenig rauer, als Süleyman der Forderung, „sich zu schleichen, sonst schlog i da die Zähnd ei!“ erst nach einer Demonstration seines freundlichen Lächelns nachkommt – „Man kann es leider nicht allen recht machen“, so Süleyman.

besTäTiGTe VOrurTeile kurz darauf sehen sich Süleyman und sein Team mit vielen Sorgen der Passanten konfrontiert, die viele Österreicher auch abseits des Wahlkampfs beschäftigen. Die unterdrückte islamische Frau, die fehlende gemeinsame Sprache und der Asylmissbrauch krimineller Einwanderer. Alle anderen – alle Integrierten – seien jedoch herz-lich willkommen, so der freundliche Österreicher am Stammtisch. Da stimmt der Spitzenkandidat selbstverständlich zu, denn es sei ihm das Allerwichtigste, klarzustellen, dass es beim ZBÖ keinen Platz für Intolerante und Gesellschaftsunfähige gebe.

Man müsse aber auch den ausländischen Mitbürgern zuhören und sich für ihr Leben interessieren – nur so könne man ihre Probleme verstehen und Lösungsansätze finden. Von trivialer Pauschalisierung halte er nichts, so Süleyman. „Die Probleme sind offensichtlich – doch man muss auch bewusst versuchen, sie zu lö-sen. Dazu ist keine der Parlamentsparteien fähig, denn ihnen fehlt die Einsicht in die kultur der ‚anderen’“. Interkulturelle Dialoge müssten laut Süleyman von den regierenden und oppositionellen Parteien ausgehend in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens gefördert werden.

POliTscheue einWanDerer Seine zumeist jungen Wahlkämpfer sind von den Plänen ihres Par-teivorsitzenden überzeugt. „Es ist egal, ob wir Süleyman, Petrović oder Maier heißen“, verrät uns Ivana, eine Mitarbeiterin des ZBÖ-Wahlkampfstabs. „Das ZBÖ als erste und einzige pluralistische Partei hat es sich zum Ziel gemacht, auch, aber nicht nur die Inter-essen der hier lebenden Ausländer zu vertreten.“ Bleibt abzuwar-ten, ob das Wahlvolk diese differenzierte und andere Perspektive auf Ausländerpolitik belohnt oder abstraft. nach einigen Stunden Wahlkampf am Viktor-Adler-Markt verstärkt sich der Eindruck, dass das Erdbeben, das man sich im ZBÖ wünscht, wohl nicht über nacht kommen wird. Jedoch betont kämpferisch wirft sich der Spitzenkandidat Ali Süleyman des Zuwanderer Bündnis Österreich ins bunte Markttreiben, um jeden einzelnen Mitbürger – egal welcher Herkunft – persönlich zu überzeugen.

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bis in Den toD?! aus der reihe der undurchführbare interviews

Diesmal:

Das intervieW mit Dem bart vonDr. raDovan karaDžic.von Bogumil Balkansky (BB)

Vor Kurzem empörte sich der sogenannte serben-führer – Dr. radovan Karadžic – über das Kriegs-verbrechertribunal in Den haag. Der vermutliche Kriegsverbrecher kritisierte das Tribunal als ein naTO-Gericht. nun gut. hauptsache er läuft nicht mehr frei herum. Wir waren ja alle so naiv zu glauben, er verstecke sich in den unwegsamen schluchten des tiefsten balkan, dabei hat er sich einfach nur einen bart wachsen lassen. Ts, ts, ts! Da mir eine reise nach Den haag zu teuer war, habe ich mit radovans bart gesprochen (rb).

BB: Sie haben fast 13 Jahre lang einen der meistgesuchten Männer unserer Zeit versteckt. War das ein aufreibender Job?RB: nicht wirklich: Den ganzen Tag nur so in einem Gesicht rumzuhängen ist eigentlich ein cooler Job. Und ich wurde ja auch immer gut gepflegt.BB: Radovan hat Sie also gekämmt, gebürstet und shamponiert?RB: Der doch nicht! Der hat höchstens mal einen nasenrammel reingeschmiert wenn keiner hingeguckt hat...BB: Aber wer hat sich dann um Sie gekümmert?RB: Hauptsächlich der serbische Geheimdienst, ein paar Patrioten und die EU.BB: Die Europäische Union!?RB: Genau! Der Geheimdienst hat mir den Job verschafft, bei den

Patrioten war ich als Tschetnik-Bart seit 1941 groß in Mode und die EU hat das Shampoo geschickt... BB: Damit sie schön glänzen…?RB: Das auch; aber hauptsächlich um es der Weltöffentlichkeit in die Augen zu schmieren, damit keiner sieht, dass man den Rado-van gar nicht sucht...BB: Danke! Sie bestätigen meine langgehegte Vermutung! Aber was wollen Sie jetzt machen, wo sie arbeitslos sind?RB: Wer sagt, dass ich arbeitslos bin? Mein Handy hört gar nicht auf zu läuten!BB: Tatsächlich? Wer ist dran? Medien, Patrioten, Modehäuser…?RB: nein! Ratko Mladić, kim Jong Il, Alexander Putin, George Walker Bush…

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biber-reDaKTeurin aleKsanDra KlePic auF Der suche nach ÖsTerreichs naTiOnalsTOlZ.Fotografiert von igor minic

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seiD ihr stoLz, Österreicher zu sein?

charlotte, 19, Kellnerin, stuttgart und bahamas (mit Tochter coco):„ich mache zwar nur Zwischenstation in Österreich, aber ich fühle mich hier ehrlich gesagt überhaupt nicht akzeptiert, weder von den jungen noch von den alten menschen. Grundsätzlich ist der Ton hier einfach rau und unfreundlich – einfach kalt.“

eva, 19, studentin, Wien„auf was ich stolz sein soll, das weiß ich nicht… Wir sind ja nicht gerade bekannt für unser Temperament oder sonst etwas in der richtung, eher für das Gemütlich-sein und „Ovezararische“ – ach Gott, ich bin ja auch genauso so!“

roger, �6, bar-Keeper, Wien und berlin„also stolz bin ich schon irgendwie… Wien ist eine geile stadt und Österreich ein land mit Perspektiven, aber ich lebe mittlerweile in berlin, und wenn man die städte vergleicht, gewinnt berlin.“

marija und suzana, 19, serbien„Wir werden die FPÖ wählen, denn es reicht wirklich! Früher wurde viel strenger mit ausländern umgegangen, man musste sich einfach anpassen, was ja auch richtig war und ist, man musste lernen sich einzufügen! und was ist heute? Keiner kann mehr richtig Deutsch, dabei sollten sich alle anderen genauso bemühen!“

Wahlkampf in Österreich. Grün, Schwarz, Rot, Orange, Blau… Die Möglichkeiten sind farbenfroh und doch begrenzt. Schwere Entscheidung, oder? Mal ehrlich, es ist schwer als so etwas wie ein erwachsener, wahlberechtigter österreichischer Staatsbürger ein kreuz zu machen und dann beruhigt aus der kabine zu latschen. noch schwerer ist es für Leute, die eingeklemmt zwischen zwei kulturen in der kabine stehen. Wen wählen Leute wie wir, die woanders geboren sind, ständig zu Hause eine andere Sprache sprechen, aber in ihrem Pass unter Staatsbürgerschaft groß Öster-reich prangen sehen.

nur am PaPier sTaaTsbürGer?Was ist ein „Österreicher“? Identität ist eine komplizierte Sache, vor allem wenn man zwischen den Stühlen steht. Welche Identi-tät nimmt man an, von welcher verabschiedet man sich und auf welches Land sind wir jetzt tatsächlich stolz? Auf das Herkunfts-land oder das, in dem wir gerade eben leben? Was bist du mehr oder weniger? Für die einen ist es überhaupt kein Problem sich als Österreicher zu sehen, aber im Herzen ihren Wurzeln treu zu bleiben. Andere wiederum sind zwar am Papier Angehörige dieses Staates, werden sich aber nie als solche bezeichnen, denn sie fühlen sich eher zur anderen Seite, ihrem Herkunftsland, hingezogen. Dieses Land der Berge, der Schnitzel und des kartoffelsalates, des Sozialstaates und vor allem des Friedens sollte seine Einwohner, egal ob dazugewandert, eingewandert oder seit sieben Generati-onen im Land, mit ein bisschen Stolz erfüllen.

„neue“ heimaT, alTe heimaTklar, dass Menschen, die zwischen zwei kulturen hin- und herge-rissen sind, so ihre Probleme damit haben. Aber sind die richtigen „Österreicher“ selbst stolz auf ihr Land? Fragen über Fragen, und die Antworten sind so verschieden wie die Menschen selbst. Wir haben uns mal umgehört was Herr und Frau Österreicher, egal ob bloß am Papier oder mit Familienwappen, zu ihrem Land und den bevorstehenden Wahlen zu sagen haben, und noch viel interes-santer: Was vor allem Leute mit Wurzeln im Ausland von ihrer „neuen“ Heimat Österreich halten, und wie sie es so halten mit nationalstolz, ob sie den gar nicht kennen oder sogar zwischen 2 nationen aufteilen. Vor allem aber, ob sie sich überhaupt dazu verpflichtet fühlen eine Stimme bei den Wahlen in ihrer zweiten Heimat abzugeben. Also stellten wir die ganz einfache Frage: Bist du stolz ein Ösi zu sein, Bruda?

seid ihr stolz Österreicher zu sein? Wir vom biber sind es – irgendwie halt. menschen mit auslän-dischem background tun sich aber mit dem Pa-triotismus schwer. Oft genug wird nur jemand als staatsbürger akzeptiert, wenn er oder sie „echte“ Österreicher sind. biber-redakteure alexandra Klepic und raki nikahetiya (Fotos) haben auf der straße nachgefragt: bist du stolz ein Ösi zu sein, bruda?

Tülay, �1, Verkäuferin, Wurzeln: Türkisch, Geboren: in Wien„Klar mag ich Österreich, weil ich hier geboren bin und seit �1 Jahren in diesem land lebe.es hat viel zu bieten und ja: ich fühl‘ mich als Teil davon, obwohl meine Wurzeln einfach türkisch bleiben.“

erkan, �1, Türkei, Verkäufer„ich bin schon �0 Jahre in Österreich und auch mit einer Österreicherin verheiratet: Versteh mich nicht falsch, ich schätze die Kultur meiner Frau sehr und schätze ihre Familie sowie sie auch meine schätzt, aber ich bin und bleibe Türke im herzen und werde nie Österreicher sein.“

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ikAWWW.WahlKabine.aT

Am 28. September 2008 finden in Österreich nationalratswahlen statt. Viele Menschen haben zu verschie-denen politischen Themen eine klare Meinung, wissen aber oft nicht, wie die Parteien dazu stehen und in welchem Ausmaß es mit der eigenen Haltung Übereinstimmungen gibt. wahlkabine.at stellt im Internet daher eine Auswahl von Fragen zu aktuellen Themen der Politik in Österreich. Beantworte diese Fragen und automa-tisch wirst du einer Partei zugeordnet. Es wird damit ersichtlich, bei welcher Partei themenbezogen die politische Übereinstimmung am größten ist. Für die korrekte Zusammenstellung des Fragenkatalogs sorgte ein Redaktions-team, dem Personen mit ausgewiesener Sachkenntnis in Politikwissenschaft, politischem Journalismus und Metho-dik angehören.

Wählen miT brieFWahl

neu bei dieser Wahl: Man kann auch per Briefwahl seine Stimme abgeben. Der ausge-füllte Stimmzettel und die ausgefüllte Wahlkarte müssen dazu ausreichend frankiert mit der Post der zuständigen Wahlbehörde gesendet werden.

Mit einer Wahlkarte kann man im In- und Ausland per Brief wählen. Man kann sofort nach Erhalt der Wahlkarte wählen, muss aber auf jeden Fall vor Schließung des letzten Wahllokals in Österreich die Stimme abgeben. Das Datum, die lokale Uhrzeit und der Ort der Stimmabgabe müssen auf der Wahlkarte mit Unterschrift bestätigt werden. Zu-sätzlich bestätigt man, dass der Stimmzettel persönlich, unbeobachtet und unbeeinflusst ausgefüllt wurde. Eine Zeugin oder ein Zeuge wird für den Wahlvorgang nicht mehr benötigt.

Anschließend muss die Wahlkarte ausreichend frankiert per Post an die zuständige Wahlbehörde gesendet werden. Eine persönliche Abgabe der Wahlkarte bei der Wahlbe-hörde ist gesetzlich nicht gestattet.

Welche Termine sinD Zu beachTen?Die Wahl per Brief hat auf jeden Fall vor Schließung des letzten Wahllokals in Österreich, Sonntag, 28. September 2008 um 17.00 Uhr zu erfolgen. Bis spätestens 6. Oktober 2008, 14.00 Uhr, muss die Wahlkarte bei der zuständigen Wahlbehörde eingelangt sein.

Wie Kann man eine WahlKarTe beanTraGen?Eine Wahlkarte kann bis zum 24. September 2008 schriftlich (Online, E- Mail, Fax oder formloser schriftlicher Antrag), bzw. bis zum 26. September 2008, 12.00 Uhr persönlich beim zuständigen Wahlreferat des Magistratischen Bezirksamtes beantragt werden. Eine telefonische Beantragung ist nicht möglich! Wahlkarten werden allerdings voraussichtlich erst ab 8. September 2008 ausgegeben, da erst ab diesem Zeitpunkt die Stimmzettel für die nationalratswahl 2008 vorliegen.

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Nur wer wählt, entscheidet.

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Warum sOllen Wir euch Wählen ?

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Politiker reden meistens länger als wir hören können. Daher bietet biber die ultimative Wahlhilfe: in einem satz erklären wählbare Kandidaten, wofür sie stehen.von Suzan Aytekin-Alavi, Ivana Cucujkic, Eser Akbaba und Christian Müller (Fotos)

laura ruDas, sPÖ�7, die jüngste abgeordnete im Parlament, und fesch und nett und klug.„ich war zwar schlecht in der schule, aber jetzt weiß ich umso mehr was ich will. Weg mit den sozialen missständen!“

aleV KOrun, Grüne�9, nummer � auf der

Grünenliste und damit die ersTe migrantische

abgeordnete. „Die menschen sollen gleich bei der Geburt

die österreichische staatsbürgerschaft

bekommen!“

heiDe schmiD, liF�9, liF-spitzenfrau ist WieDer da! „ich wünsche mir mehr migranten in der Politik!“

chrisTine mareK, ÖVP�0, arbeits- und Wirtschaftsstaatsse-kretärin, immer im einsatz. „Familie und arbeit muss in der heu-tigen Zeit einfach drin sein und fertig.“

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PC-Einsteiger/-inPC’ye GiriPC-Po etniciFür Ihre ersten Schritte mit dem Computer. Die kom-

pakte Ausbildung vermittelt Ihnen schnell und leicht

verständlich die wichtigsten Grundlagen der EDV.

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Milan hat gewusst, dass der Biber irgendwann zu ihm kommt. Zu aufgelegt ist seine Erfolgsgeschichte. T-Shirt-Produktion auf über 1000 m2 und vier Ebenen in einem Mariahilfer Innenhof. Das geht. Einer der ersten Sätze des Unternehmers zielt dann auch gleich auf eine Shirt-Linie mit dem Biber ab. Bisher hatte er „Migra-Wear“ nicht im Showroom hängen. „nur weil ich Jugo bin, bedien’ ich nicht automatisch die klientel.“ Uninspirierte Shirtsprüche – „nationalisten-Scheiße“ – sind seines nicht. Im Merchzilla-Sortiment sind Bands, die dem 10-köpfigen Team persönlich taugen, Brands und Socials. Dazu kommen Auftragsar-beiten.

milan mcAuf seinem ersten Bildungsweg war Milan MC der Hip-Hop-Formation Schönheitsfehler. „Ich war parallel auf der Gra-fischen und hab mich um Logo, Plattendesigns und Merchan-dise gekümmert. Die meisten Drucker haben nicht verstanden, was ich will.“ Logische Schlussfolgerung: selber machen. Als er 2002 „ein bisschen Ruhe“ hat, beginnt er sein „klassisches Start-up-Ding“. Ohne Förderungen. Darum anzusuchen, ist ihm zu zach. Das Betriebswirtschaftliche habe er von der Lebensschule – der Band. „Ich bin halt nicht blöd. Und es gibt nichts Ärgeres als Plattenverträge.“ Heute lebt er von Farbe und Baumwolle, wie er sagt.

TeilZeiT-JuGOIn irgendwelchen Parks ist der Floridsdorfer nie abgehangen, Jugo-Lokale haben ihn nicht interessiert („Die Musik dort hat mir nie getaugt“). Dass oft zitierte Paralleluniversum junger Ex-Jugoslawen und Türken hat er ausgelassen. Vielmehr ist er „zwischen zwei Welten gependelt. Entweder man zerbricht daran oder man nutzt es.“ Auch beim netzwerken hat der Wel-tensammler immer auf Cross-Culture gesetzt, wollte nicht im „Ghetto bleiben“, wie er nachlegt. Im Bundesheer, wo 60 bis 70 % einen migrantischen Background hatten, wie Milan schätzt, sah er sich erstmals mit „ganz anderen Menschen“ konfrontiert.

nerVenDe KiebererEr sagt das nicht abwertend, er ist halt ein grader Michl. Offen und mit Respekt auf andere zuzugehen, habe mit seiner Herkunft zu tun. Wenn er davon spricht, mit seinen „künst-lerfreunden in einer gewissen Blase“ gelebt zu haben, passt das. Der Unternehmer ist selbstbewusst – „durch die Band sind Ängste weggefallen“. Bekenntnisse wie Angst und Unsicherheit fallen nur beim Thema Staatsbürgerschaft. Die österreichische hat er, seit er 20 ist. Die hilft im Umgang mit den Behör-den. Der hiesige Pass kann Situationen, in denen wienerisch daherredende kieberer den hochösterreichisch antwortenden Geschäftsmann sekkieren, nicht verhindern, aber verkürzen.

neO-KOnserVaTismusSein Erfolg hat die Größe Large. nicht jeder Unternehmer mit migrantischem Hintergrund fällt auf. Aber es werden mehr. Dazu Milan, leicht sardonisch: „Jetzt kommen sie (die Öster-reicher, Anm.) langsam darauf, dass schon die dritte Generation da ist.“ Dass sich das zum Beispiel in Awards für „besondere Leistungen von Migranten“ niederschlägt, belustigt Milan. „Wofür? Bester Migrant? Bester kebab?“ Schon faszinierend, dass anscheinend nur nicht-Randgrüppler (also nicht die Migranten, Frauen und migrantische Frauen) solche Preise g’schmeidig finden. Was dann folgt sind „Gesprächsansätze light“ über Integration, Politik, Wirtschaft. In der Auslaufphase des Interviews sagt Milan dann noch etwas, das festgehalten gehört: „Ich habe den Eindruck, dass unter den Jungen wieder ein traditioneller Block heranwächst.“ Und damit Rollenbilder, die bei ihm spürbar kein Leiberl haben.

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karriere ohne schÖnheitsFehLer„entweder man zerbricht daran oder man nutzt es.“ merchzil-la-Gründer milan simicć hat das Pendeln zwischen zwei Welten genutzt. Der ��-Jährige im Ge-spräch über sein „klassisches start-up-Ding“, nationalisten-scheiße und das leben in blasen.

Von Nicola Schwendinger

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inFo-taGe: Die WirtschaFtskammer Wien FÜhrt Dich zum schotter!

16. oktober ist „taG Der Lehre“

Wir wollen nach oben. Und das so schnell wie möglich. Dass viele Unternehmer mit Migrations-Background besonders dynamisch agieren, hat sich in der Wiener Wirtschaft herumgesprochen. Ohne diese Business-Leute sähe es schlechter aus in unserer Stadt. Die Wirtschaftskammer Wien weiß das genau und veranstaltet spezielle Infotage für Geschäftsleute mit Migrationshintergrund. Biber findet das super. Hier kannst du dir entscheidende Business-Vorteile verschaffen. Geh hin und informiere dich persönlich bei den Experten.

Hier die Tipps:FirmenGrünDunG – einFach unD schnell5. november 2008, 18.30 Uhr; GründerService; Thema: Alles rund ums Unternehmen! Wie gründe ich eine Firma. Auf was muss ich dabei aufpassen.FinanZierunGen, FÖrDerunGen12. november 2008, 18.30 Uhr; Unternehmensentwicklung WIFI Wien; Themen: Starthilfe, kreditaktionen, Unternehmens-bera-tung. Alles rund um das liebe Geld. Wie man dazu kommt!aus- unD WeiTerbilDunG – mein WeG Zum erFOlG19. november 2008, 18.30 Uhr; Themen: Berufs- und Bildungs-beratung für Unternehmer/innen, Förderungen. Ja echt: Man kann sich Arbeitnehmer fördern lassen. beschäFTiGunG VOn miTarbeiTerinnen26. november 2008, 18.30 Uhr; Themen: Arbeitsverträge, Arbei-ter/Angestellte, Mindestlohn, Anmeldung bei der krankenkasse, Lohnnebenkosten, geringfügige Beschäftigung, Ausländerbe-schäftigung, gesetzliche Rahmenbedingungen, Bewilligungsarten und Ansprechpartner.JeTZT lehrlinGe ausbilDen!3. Dezember 2008, 18.30 Uhr, Themen: Auch SIE können Lehr-linge ausbilden! Und das ist viel einfacher als viele Unternehmen denken. Und Förderungen gibt es sowieso. OrT Der inFO-TaGe: Die Info-Veranstaltungen finden in der Geschäftsstelle Florids-dorf-Donaustadt der Wirtschaftskammer Wien (1210 Wien, Schloßhofer Straße 2–6/Stg. 6/4. Stock/9) statt und werden in deutscher Sprache abgehalten.

http://wko.at/wien

Am 16. Oktober können sich Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern über umfangreiche Berufschancen durch eine Lehre informieren. Veranstalter ist das Bun-desministerium für Wirtschaft und Arbeit und Staats-sekretärin Christine Marek. Das größte Event findet im Wiener Semper Depot, Lehárgasse 6, 1060 Wien, statt: Zwischen 9.00 und 15.00 Uhr werden Top-Un-ternehmen und Institutionen über Berufschancen und neuerungen in der Lehre informieren und laden die Jugendlichen ein, gleich an Ort und Stelle auszuprobie-ren, welcher Beruf zu ihnen passen könnte. Bei IkEA z. B. können sich die Schüler/innen ihr Traumzimmer selbst am Computer einrichten. Bei dm kann man sich professionell von Lehrlingen schminken lassen und gleich einen Blick „hinter die kulissen“ werfen. Folgende Aussteller freuen sich auf die Besucher/innen: SPAR, IkEA, dm, ÖBB, Porsche, Telekom, Erste Bank, T-Mobile, kulturkontakt, AMS, WkO, WkW, ...

www.lehrlingsVZ.netwww.lehre-plus.at

Präsidentin derWirtschaftskammerbrigitte Jank:„auch sie könnenlehrlinge ausbilden.“

Jesus FÜr 7€

Die stunDeKarotten aussortieren, Zimtschnecken verzieren und musicals promoten: es ist nicht leicht als student aus bulgarien in Österreich Geld zu verdienen, weiß biber-redakteur Todor Ovtcharov.

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ikAIch studiere seit eineinhalb Jahren in Wien und muss mich

selbst finanzieren. Wenn man in Österreich arbeiten will, be-greift man schnell, dass ein bulgarischer Pass trotz EU-Beitritt so etwas wie ein Stück klopapier mit einem Foto darauf ist. Man muss jeden Job annehmen. Wie der Chef einer Personala-gentur zu mir am Telefon sagte: „Wissen Sie, Herr Ovtcharov (bei dem name stotterte er ein bisschen), sie müssen nur da arbeiten, wo Sie nicht gesehen werden, sie wissen ja wie es ist“. Mittlerweile weiß ich, wie es ist und so landete ich in der Ge-müsefabrik Süßenbrunn.

ich War Der KarOTTenGOTTZwölf Stunden am Tag musste ich -3° Grad kalte karotten aus-sortieren. Alle krummen, schwarzen und beschädigten karot-ten müssen weg. Ich war der karottengott. Den Job machte ich zusammen mit Ivan, der gerade sein Zahnheilkundestudium in Sofia abgeschlossen hatte. Als junger Zahnarzt konnte er in Sofia nicht so viel Geld verdienen, dass er sich ein Snowboard kaufen konnte. Deswegen sortierte er über die Weihnachtsfe-rien in Süßenbrunn karotten aus. Die üblichen Mitarbeiter in der Fabrik sind ältere Frauen aus der Slowakei. Der Chef ist der einzige Österreicher in der Fabrik. In der Uni lerne ich über Demokratie im Westen – im wirklichen Leben sehe ich eine moderne Sklaverei.

Jessica unD JenniFerEin paar Monate später arbeitete ich in einer Bäckerei in Strass-hof. Ich musste Zimtschnecken verzieren, Golatschen mit Pu-derzucker und Plunder mit Schokolade übergießen. Dabei war ich der süßeste Typ auf der Welt – mit Puderzucker, Schokola-de und Marillenmarmellade überall auf meinem ursprünglich weißen T-Shirt. Für eine muntere Atmosphäre sorgte Radio niederösterreich. Die ganze nacht hörte ich fröhliche Lieder, in denen es um Liebe und Schmerz ging und die von Sänge-rinnen gesungen wurden, die alle Jessica oder Jennifer hießen. Als ich die Stelle als Plunderbesprühers kündigte, bekam ich mein Geld für 3 Wochen nachtarbeit nicht. Einen Vertrag hatte ich natürlich nicht – ich musste ja versteckt sein.

ZeuGen JehOVas unD Die emOsSeitdem ich in Wien bin, habe ich ungefähr zehn Jobs gemacht. Zu den oben genannten kommen noch die als kuvertierer, Pla-katierer, Flyerverteiler, Aschenbecherwäscher, Garderobier und Umzugshilfe. Vor kurzem sollte ich als Jesus Christus gekleidet das Jesus-Christ-Superstar-Musical promoten. Ich bekam eine weiße Robe, ein riesiges kreuz, einen Dornenkranz und eine lockige, schwarze Perücke, mit der ich mehr wie ein Transvestit als wie der Sohn Gottes aussah. Die Arbeit war mehr als aufre-gend: Zeugen Jehovas wollten mich bekehren, die Emokinder fragten, ob sie mich steinigen dürfen, und eine nette ältere Frau erkundigte sich, ob ich aus der Psychiatrie entlaufen bin. Zu allem antwortete ich leidend: „Jesus Christ Superstar in der Vo-tivkirche“. Am zweiten Tag kam die Polizei, sagte mir, dass ich eine Bestätigung vom Magistrat brauche um Jesus zu sein und die Jesusaktion wurde unterbrochen. So trug ich mein kreuz, wie ich mein Ausländer-kreuz seit eineinhalb Jahren trage und voraussichtlich immer tragen werde. Doch wie der Sohn Gottes uns sagte: Der, der leidet, wird im Himmel belohnt.

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Am 28. September finden nationalratswahlen statt. Die ÖVP hat die gemeinsame Arbeit in der Regierung beendet. Es wäre jetzt einfach zu sagen, wir wollten ja weiterarbeiten und die ÖVP hat schon das dritte Mal innerhalb von 10 Jahren Wahlen mutwillig vom Zaun gebrochen. Ja, am Ende war es so. Aber wir können es uns nicht so leicht machen. Leider stand in den vergangenen 18 Monaten das Streiten zu sehr im Mittelpunkt. Dabei haben wir sehr viel erreicht: Mindestlohn von 1000 Euro, Legalisierung der 24-Stunden-Pflege, die soziale Absicherung der Selbstständigen, 3-malige Erhöhung der Pendlerpauschale, die steuerliche Entlastung der kleinsteinkommen und vieles mehr. Die SPÖ und ihr Spitzenkandidat Werner Faymann wollen eine neue Politik gestalten, bei der die Zusammenarbeit im Interesse der Menschen im Mittelpunkt steht!

Bitte gehen Sie am 28. September zur Wahl und schenken Sie der SPÖ Ihr Vertrauen!

Ihr Fritz StroblPräsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes

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BIBER: Heuer finden bereits zum neunten Mal die FemVital Frauengesundheitstage im Wiener Rathaus statt. Mit welchen Themen werden die Besucherinnen diesmal konfrontiert?WIMMER-PUCHInGER: Mit allen, die für Frauengesund-heit wichtig und notwendig sind. Diese wären unter anderem gesunde Schwangerschaft, Brustkrebsvorsorge, Ernährung und Bewegung, gesunde Zähne etc.

Welche Programmpunkte betreffen speziell Migrantinnen?neben dem Hauptprogramm bieten wir Vorträge in Türkisch, Bosnisch/Serbisch/kroatisch, Chinesisch und Arabisch. Diese orientieren sich an den Bedürfnissen einzelner Communities, alle Themen wurden im Vorfeld mit den jeweiligen Migran-tenorganisationen abgestimmt.

Können Sie uns Beispiele solcher Vorträge nennen?natürlich (zeigt auf mein „Istanbul“-Shirt). Wichtig für die türkische Community ist etwa die Aufklärung über Vorsor-gemöglichkeiten. Wir informieren, wann sie zur Mammo-grafie und zum Gynäkologen gehen sollten und bieten vor Ort Check-ups zur Blutzuckerbestimmung, Blutdruck- und Venendichten-Messungen, körperfettbestimmungen usw.

Wieso ist eine Beratung in der eigenen Muttersprache so wichtig?Das ist sehr wichtig, da viele Migrantinnen, vor allem jene der ersten Generation, Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben. Auch mir würde es schwer fallen, würde ich jetzt nach China ziehen, Chinesisch zu lernen. Und da Gesundheit ein komplexes Thema ist, möchten wir den Migrantinnen entge-genkommen und auch ein politisches Signal setzen.

Seit Mai 2007 bis Ende dieses Jahres bieten Sie gratis Mammo-grafien in den Bezirken an, die einen hohen Bevölkerungsanteil an Migrantinnen haben (15., 16., 17.). Wie wurde dieses Angebot seitens der Zielgruppe genutzt?Dadurch, dass wir Einladungen in verschiedenen Sprachen verschickt haben, konnten wir viele Frauen unterschiedlicher Herkunft ansprechen und unser Ziel erreichen, nämlich Frauen dazu zu bewegen, sich mit intimen Gesundheitsfragen auseinanderzusetzen, bevor es zu spät ist. 40% der Besuche-rinnen, die alle zwischen 50 und 69 Jahre alt sind, hatten da ihre allererste Mammografie! Deswegen lautet unser Motto: Vorsorgen ist besser als Heilen.

FemVital �008am 1� und 16. september im Wiener rathaus von 11–18:00 uhr.

1x service mit kurz

einmaL service mit aLLes„auch mir WÜrDe es schWerFaLLen, chinesisch zu Lernen“

„ich WoLLte schon immer mein eiGener cheF sein“

biLDunG ab 14 – in WeLche schuLe???

beate Wimmer-Puchinger, Frauengesundheitsbeauftragte der stadt Wien, über Gratis-mammografien für türkische Frauen, die Frauengesundheitstage und warum muttersprachliche beratung so wichtig ist. bahattin ceki geht hoch hinaus – bis zum Dach. Der

gelernte baumeister plant und führt bauprojekte durch. Der sozialdemokratische Wirtschaftsverband berät den türkischen ingenieur dabei: „ich wollte immer schon mein eigener chef sein, und ich liebe architektur.“

Hilfe, mein kind ist 14! Wie soll es mit der Bildung weiterge-hen? In welche Schule soll ich es anmelden?? Welche Schule ist gut und was ist das Beste für mein kind? Eine schwierige Ent-scheidung für die meisten Eltern. Macht man in diesem wich-tigen Lebensalter einen Fehler, ist die Zukunft womöglich schon verbaut. Sich auf die Tipps der Schwägerin oder der nachbarn zu verlassen, ist keine Qualitätsgarantie. Die Arbeiterkammer veranstaltet diesbezüglich am 10. 10. 2008 „Elterninfo-Abend: Bildungswege mit 14“Ihr kind geht in die dritte, vierte klasse Hauptschule, koopera-tive Mittelschule oder AHS. Wie geht es weiter?Bildungswege ab 14 – passend zu den Interessen der kinder. Die Ak informiert, mit welchen Voraussetzungen man welche Schule besuchen kann.Elterninfo-Abend: Bildungswege mit 14 10. 10. 2008, 17–20h,Ak Bildungszentrum, 4, Theresianumg. 16–18

info und anmeldung: 01/�016��1�8 [email protected]; anmeldeschluss: �0. 09. �008wien.arbeiterkammer.at

Von Linda Say und Igor Minić (Foto)

Baumeister Ceki lebt bereits seit seinem vierten Lebensjahr in Wien, maturierte an einer HTL und reichte 1994 beim Wirtschaftsministerium für den Titel des Ingenieurs ein. Studiert hatte er auch, so-gar sechs Jahre lang, bis er meinte, „dass es ohne Uni besser war. Sonst dürfte ich jetzt

nur Pläne zeichnen.“ So ist er auch berechtigt, seine Projekte auch auszuführen, eben zu bauen. „In Österreich sind die Titel zwar wichtig, aber wenn man nichts kann ist das auch nicht gut.“ nach jahrelanger Erfahrung als Bauleiter und Projektmanager für andere Bauunternehmen, entschloss sich der junge Baumeister und Vater dreier kinder 2004 zur Selbstständigkeit. „Die finanzielle Lage war gerade gut. Außerdem gibt es nicht so viele türkische Baumeister in Wien, aber viele türkische Baufirmen.“

60 PrOZenT Der hausbauer sinD TürKen Darin sah Bahattin Ceki seine Chance: Er zeichnet das Haus und baut es auch gleich. Zu seinem kundenstab gehören meist Geschäftsleute und Ärzte; 60 % davon sind Türken. „Und da hapert’s dann oft mit der Zahlungsmoral.“ Offene Auftragsbeträge von kunden können ein Unternehmen schnell in wirtschaftliche not bringen. „Ich schicke nicht gleich drei Mahnungsbriefe. kulanz und Vertrauen gehört auch dazu. Bis jetzt haben sie immer alle gezahlt. Mal früher, mal später.“

Und wie sieht ihr Traumhaus aus, Herr Baumeister? „Wir haben eine wunderschöne, große Dachterrassenwohnung. Das reicht auch.“

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biber-FOTOGraF GOes raDiO

nicht nur dass er Herausgeber des coolsten Hiphop-Magazins „The Message“ ist, sensationelle biber-Cover fotografiert, mit dem musikalischen Underground Wiens engste Connections pflegt und geniale Führungen durchs Jüdische Museum organi-siert. Jetzt ist Supertalent Daniel Shaked auch noch Moderator für den neuen Wiener Radiosender Superfly. Und was gibt’s auf die Ohren? natürlich hauseigene Mucke, persönlich von Message-Herausgeber empfohlen. „The Message Radio“ zu hören und mitgrooven immer Dienstags von 22h bis 24h. Auch und wen das auch noch interessiert: Unser Freund Daniel wurde in Teheran geboren und zog dann nach einem kurzen Aufenthalt von Israel nach Wien. Jessas hat der an Migrations-Background!

Wien mit scharF

Oarsch-aKTiOn

Der Strache hat unlängst seine Zuneigung zur Austro-serbischen Wählerschaft entdeckt. Weil das sind ja die guuten Ausländer. So integriert und gar nicht auffällig. So ganz anders als diese kopf-tuchmafia von Türken. Des is ja a andre kultur, die pfuschen uns in die europäischen Werte. Straches serbischen Freunde san a Christen und ein paar Trottln unter ihnen noch immer gegen die „Osmanen“. Schöner gemeinsamer nenner, ha?! Und damit ja alle Ösi-Serben checken, wie gern sie der HaCe jetzt hat, hängt der extra Plakate auf, wo er „uns Österreicher“ mit Brojanica (othodoxes relig. Bändchen) am Handgelenk angrinst. Und das ganz nach den Regeln des Product Placements in den Bezirken 1100, 1160, 1200 und 1120. Aber, Gott sei Dank, san die Ser-ben ned allzu deppert und glauben diesen Mist.

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Foto Des monats

„noch nicht aufgehört zu rauchen? na dann sehen wir uns ja bald!“Die Jugo-Art der Abschreckung. Fotografiert in Pozarevac/Serbien

Foto: Vesna isailovic

Einer der häufigsten Sätze, die ich in meiner Zeit als Bankfilialleiter von kunden gehört habe: „Ich habe keinen kredit, ich habe eh nur eine Bürgschaft unterschrieben“. Spätestens jetzt wusste ich, dass sich mein Erste-Hilfe-kurs irgendwann auszahlen wird, denn jetzt musste ich behutsam und schonend vorgehen und ich fühlte mich dann immer ein wenig wie George Clooney in „Emergency Room“, der seinen Patienten langsam auf eine schlechte Diagnose vorbereiten muss: „Sie haben krebs im Endstadium, aber no matter, erstens bin ich ein fescher und toller Arzt und zweitens haben Arztserien fast immer ein Happy End.“Ich übertreibe? Meint ihr? naja, o.k., das war jetzt zu dick aufgetragen, aber schreibt euch bitte trotzdem ins Stammbuch: „Lieber gegrillte Heuschrecken auf vietnamesische Art hinunterwürgen, als für jemand anderen bürgen!“

Was ist denn nur so schlimm an einer bürgschaft?

Bei einer Bonitätsprüfung für einen neuen kredit macht es für eine Bank keinen Unterschied, ob du bereits einen kredit oder eine Bürgschaft unterschrieben hast, das heißt, du wirst den neuen kredit wahrscheinlich nicht bekommen.

Sollte dein Ex-Freund, dem du damals für seinen „3er BMW Autokredit“ mitunterschrieben hast (das Zitat: „Liebe macht blind“ wurde in so einer Situation erfunden), seine Raten nicht mehr zahlen, dann muss die Bank nicht vorher den Ex-Lover klagen und ihm seinen geliebten Blechhaufen wegnehmen. nein; sie kann in der Regel bereits nach der zweiten Mahnung von dir verlangen den kredit weiterzuzahlen. Wenn du ihn jetzt mit seiner neuen im schicken BMW, den du zahlst, vorbeifahren siehst, ärgere dich nicht, denn sie hat bereits eine Bürgschaft für sein neues Lokal unterschrieben.

Wenn mehrere Menschen für jemanden bürgen, kann die Bank trotzdem von einem Bürgen die volle offene kreditsumme einfordern.

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Wenn du trotzdem bürgst, dann beachte zumindest folgendes:

Versuche die „normale“ Bürgschaft (§ 1357 ABGB: Der Bürge haftet für alles und jederzeit und es hängt von der Willkür der Bank ab, ob sie den Bürgen oder den Schuldner belangen möchte) in eine Ausfallsbürgschaft (§ 1346 ABGB: Die Bank kann erst auf den Bürgen zurückgreifen, nachdem sie den Schuldner zuvor erfolglos exekutiert hat) umzuwandeln.

Versuche die Bürgschaft einzuschränken.Du bürgst nur für das erste Jahr oder nur für einen Fixbetrag von z. B. Euro 5.000, somit würdest du wenigstens ein Licht am Ende des Tunnels sehen.

Sollte die Bank nicht „mitspielen“ wollen, dann würde ich den benötigten kredit splitten.Jemand benötigt Euro 20.000,- bekommt aber nur Euro 15.000,- alleine. Dann sollte er bei der ersten Bank Euro 15.000,- alleine aufnehmen. Du würdest dann bei einer anderen Bank für einen zweiten kredit über Euro 5.000,- mitbürgen.

Im schlimmsten Fall müsstest du trotzdem zahlen, aber du hättest wenigstens die Chance noch vor deiner Pension wieder schuldenfrei zu sein.

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Der Wiener unternehmer und frühere bankfilialleiter hans arsenović über die schlechteste Diagnose in Finanzangelegenheiten: Die bürgschaft.

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FLÜche, hexen, heLLseher

Zauberer, Wunderheiler und magier sind ein fester bestandteil Wiens. Das behaupten viele balkanesen, Türken & co. in dieser stadt. manche werden von der ex-Freundin verhext, vom Teufel besessen oder hören stimmen der Toten. und dann kennen sie wen, der irgendwen kennt, der helfen kann. – „Gaaanz sicher!“ Den Wunderheiler aus serbien, die alte Zigeunerin vom reumannplatz oder der blinde hodja aus dem bergdorf. Was für ein beruf! etwas labern und es bringt Kohle. biber-redakteurin ivana martinovic hat sich erkundigt, ob diese branche nicht etwas für sie wäre.

Fotos von Marc-Antonio Manuguerra

model: ivana martinovicproduktion: ivana cucujkicmakeup&styling: bernadette schmatzer

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An einem späten Abend im D-Wagen. Zwei Reihen hinter mir in der Bim höre ich aufgeregte, tuschelnde Frauenstimmen. Drei Balkandamen, alle so Mitte 40, reden darüber, dass sie zur Donau schwimmen gehen wollen. „Super, nachtschwimmen, wie aufre-gend“, denk ich mir.

Dann sagt die eine: „Du Schwester, brauchst dich nicht wa-schen. kannst es auch über seinem Bild machen.“ Jetzt begreife ich erst, dass es um geheime Rituale geht – und werde neugierig. Über Flüche, Hexen und Magier habe ich ja schon einiges gehört. Aber was ist dran an Pendel, rotem Faden und kaffeesud lesen? Viele in Wien schwören drauf und pfeifen schon mal auf den Hausarzt. Bei Risiken und nebenwirkungen fragen Sie Ihren Wunderheiler? Gut, dann schlüpfe ich in die Rolle eines Hellseherlehrlings und mach’ für Biber den Crashkurs über weiße und schwarze Magie.

OnKel Pera unD Die WunDerheilerWas die drei Tramway-Ladys an Ritualen noch so austauschten, bekam ich leider nicht mehr mit. Ich musste aussteigen. Zu Hause angelangt, machte ich mich an den Informations-Erste-Hilfe-kasten Internet ran. Im Web findet sich so manches: Virtuelle Zukunftsprognosen, Websites von Wahrsagern, die kostenpflichtig beraten und „helfen“. Und tippt man Voodoo ein, kriegt man gleich die Bastelanleitung für Voodoopuppen: „Autsch!“ Sogar das net erfasst also deine Energie. Interessant! Oder verfasst das Orakel für jeden User die gleiche Zukunftsprognose? Das ist viel Info, aber wirklich weiter bin ich nicht gekommen.

Dass Wien für viele Wunderheiler vom Balkan die wahre Goldgrube ist, ist ja spätestens seit der Geschichte rund um den Doppelgänger von Radovan karadzić allgemein bekannt. Dieser Typ mit dem weißen Rauschebart und den großen Brillen soll laut seinen Anhängern selbst krebs heilen können. Also mal schauen, was sich so finden lässt. Raus auf die Straße! Eine dieser Hexen oder ein Magier oder Hellseher wird schon auftauchen.

Frau naDa saGT mir Drei KinDer VOraus Ich hocke mich in ein Café am Reumannplatz. Ein Cola light

später kommt auch wirklich jene Zigeunerin vorbei, die ich dort seit Längerem beobachte. Ich winke sie zu mir. Ihr klischee-Outfit lässt auf viel Hexen-know-how hoffen: Weiter, bunter Rock, im knäuel gebundenes, weißes Haar, zerfurchte Haut, beschwörender Blick. Erst einmal liest mir Frau nada aus der Hand, sagt mir drei kinder voraus. Die Vorhersage, dass ich dreimal aufgehe wie eine Wassermelone, stimmt mich nicht gerade glücklich. Zudem will ich mehr wissen und verlange einen Hellseher-Einführungskurs. Also: Tell me more, Frau nada!

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Der WunDerheiler hilFT Ich will wissen, welche Menschen andere Menschen verfluchen. „Das sind böse Menschen, mein kind“, meint die Zigeunerin. Ja gut, aber wie tun sie das? Sie bedienen sich persönlicher Gegen-stände: nägel, Haare, Bilder, erklärt nada. Sie zünden aber auch kerzen verkehrt an, um zu verfluchen, verbrennen Gebete aus den heiligen Büchern und entscheiden sich dadurch für das Böse. Viele Dinge gibt es, meint sie, die unvorstellbar, aber wahr seien. Der Tag gehöre den Lebenden, die nacht aber den Toten. Auch die berühmte schwarze katze bringt wirklich Unglück. Der sollte man in der nacht nicht begegnen. Aber was tun, wenn man doch ins magische Fettnäpfchen tritt?

„Der Wunderheiler hilft“, beruhigt die Zigeunerin. Er kehrt den Prozess des Fluches um und lenkt ihn auf die schuldige Person ab. „Aber, dann ist das doch auch böse?“ frage ich. nada: „, Alles Böse kommt auch wieder zu einem zurück“. Meine Reumann-platzpsychologin hat auch eine Erklärung für Träume, die Vorah-nungen sein sollen. Träumt man von klarem Wasser, bedeute das Tränen, trübes Wasser symbolisiere krankheit. Taucht der Tod eines geliebten Menschen im Traum auf, verlängere man ihm das Leben. Ein Mann im weißen Hemd bringe Geld ins Haus. Und die schwarze katzen, die … aber das hatten wir ja schon.

hellseher rašO VOn Der burGGasseDie Zigeunerin ist sicher kompetent. Aber zumindest eine zweite Meinung muss her. Also folgte ich einem heißen Tipp meiner nachbarin. In der Burggasse, nahe der Lugner City, befin-det sich ein kleiner Gassenladen mit riesiger Schrift „Vidoviti Rašo“(Hellseher Rašo). Ohne Voranmeldung platze ich rein. Gleich bittet mich der Hellseher ins Wartezimmer, wo ich eine begeisterte Anhängerin treffe. Die Frau ist extra aus kroatien ange-reist, um ihrem Sohn zu helfen, „der besessen ist. nur Rašo könne da noch helfen“.

Später werde ich ins Zimmer des Magiers gebeten. Der Hellse-her selbst entspricht so gar nicht dem Stereotyp: normales Outfit, unauffällige Frisur, um die Fünfzig. Er spricht sehr offen über das Geschäft mit dem Aberglauben.

PlacebO unD scharlaTane„Herr, Rašo, gibt’s diese Zaubersachen jetzt?“, will ich wissen. „99 Prozent der Menschen bilden sich ihr Unglück ein und sind davon überzeugt, dass andere schuld an ihrer Situation seien. nie ist man selbst schuld“, antwortet Rašo. na, also doch zur Wunderheilung? „Glauben versetzt Berge. Auch die Medizin bedient sich der Place-bo-Medikamente. Ein Wunderheiler ist ein Placebo. Der Mensch

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N glaubt fest daran, benimmt sich dementsprechend und es passiert dann. Oh Wunder! Und sie glauben, ich hab die Macht.“

Hört sich doch sehr vernünftig an, vom Hellseher. Aber nicht grad gut fürs Geschäft, denk ich mir. Rašo erzählt mir von Scharla-tanen, die viel Geld mit ihren Ritualen verdienen. Die Menschen seien geblendet davon. Er sei ein Seelsorger, hört sich die Pro-bleme der Menschen an und „sieht“ ihre schwierige Lebenssitu-ation. Das sei keine Eingebung, sondern die Gabe, gegenwärtige Probleme zu erfassen.

Die GeheimnisVOlle KraFT Der cOlaJetzt kommt der Hellseher in Fahrt: „Eines Tages kam eine alte Frau zu mir. Müde von der Arbeit und von Schwächeanfällen geplagt, äußerte sie ihre Vermutung, dass sie verflucht sei. Ich bot ihr ein Cola an, wobei sie gleich daran glaubte, dass dieses Getränk heilende kräfte hätte, weil es doch höchstpersönlich von mir stammt. Sie nahm es mit nach Hause und trank jeden Tag einen kleinen Schluck davon. Sie kam nach ein paar Tagen wieder, wollte nachschub und lobte, dass ihr die Cola geholfen hätte.“

Was koffein alles macht. Ein schönes Beispiel dafür, warum Menschen viel lieber an andere glauben, als an sich selbst und ihre positive Einstellung. klingt alles einleuchtend, dachte ich mir. Aber solche Menschen lassen sich doch nicht durch ein paar nette Worte beeindrucken? Lässt Rašo auch Taten sprechen? Warum kommen so viele Menschen zu ihm, wenn es nur um Seelsorge geht? Jetzt will Rašo nichts mehr sagen. Das bleibt ein Berufsge-heimnis!

PreDiGer GeGen ZaubererSchade, denk ich mir und gehe zu einem, der auch von und für den Glauben lebt. Pfarrer Slavko von der kroatischen katholischen Mission lächelte bei meiner Frage über schwarze Magie. „Die kirche lehnt Okkultismus ab. Solche Horrorgeschichten gibt es bei jedem Volk. keiner kann sich krankheiten leicht eingestehen, die Ursachen bei sich selber suchen. Vor allem nicht, wenn es um psychische Probleme geht. natürlich gibt es das Böse, genau so wie es das Gute gibt. An diese Flüche und Verwünschungen sollte man aber nicht glauben. Dann ist man geschützt. Das Gute ist stärker, nur muss man sich dafür entscheiden.“

Ein Pope der serbisch orthodoxen kirche reagiert auf meine Anfrage am Telefon da schon empfindlicher. „Mit so einem blöd-sinnigen Thema will ich gar nichts zu tun haben. Jeden Sonntag predige ich, dass die Leute die Finger von solchen Sachen lassen sollen. Magie gibt es nicht und Rituale schon gar nicht.“

unD, bin ich JeTZT schlauer?Offenbar ist es doch recht kompliziert mit der schwarzen und wei-ßen Magie, dem kampf zwischen Gut und Böse. Alles Blödsinn, wie ich finde. Spätestens seit den Serien „Zauberhafte Hexen“ oder „Bezaubernde Jeannie“ wünscht man sich zwar mit einem Finger-schnippen zaubern zu können. Eine Märchenwelt, die gut auf der Leinwand kommt. Auf überzeugende Argumente, außer ein paar materiellen Accessoires, wie kerzen, Bilder etc., bin ich aber nicht gestoßen. Und mir scheint, Wunderheiler, Hellseher & Co. sind nichts anderes als Psychologen ohne Diplom, die sich ab und zu greifbarer, selbsterschaffener Rituale bedienen, auf die Menschen leichter hereinfallen. Aber sag niemals nie. Vielleicht gibt es doch Wunder? Ich sag euch dann Bescheid, wenn ich welche sehe.

aus Dem KaFFeesuD lesenMach dir einen türkischen kaffee. nimm die Tasse und dreh sie um, damit die Linien ihren Lauf nehmen können. Dann erkennst du die Zeichen. Ein Hase bedeutet schnelle gute nachricht. Eine Schildkröte ist ein langsamer aber sicherer Erfolg. rOTer WOllFaDenDer rote Wollfaden dient zur Abwehr vor magischen Augen und Flüchen. Die Leute binden es oft ihren Babys um das Handgelenk, um sie vor bösen Omen zu schützen. Auch das Umgarnen von Gegenständen schützt vor schwarzer Magie. blei ODer Wachs GiessenVor allem in den Dörfern am Balkan gibt es Frauen, die diese Tradition übernommen haben. Sie können durch das Gießen von Blei oder Wachs deine Ängste zu erkennen. Sie beten über deinem kopf mit einer gesegneten kerze und befreien dich davon. bisT Du VerFluchT?Du willst nicht zum Hellseher? Denkst aber, dass mit dir ir-gendetwas nicht stimmt. Was tun? kleiner Hexentipp: Erhitze eine Pfanne auf deinem Herd. Schmeiß 3 Esslöffel Salz hinein und warte paar Minuten bis das Salz zu platzen anfängt. Verfärbt sich das Salz, bist du verflucht. Bleibt das Salz weiß, bist du frei von jeglicher Magie. Das Salz streust du danach in die Toilette. Dieses Ritual wiederholst du sechsmal, jeweils an einem Freitag. Danach bist du befreit.

Kleines hexen-abc

biber-reDaKTeurin iVana marTinOVic nach Dem FOTO-shOOTinG: „mir scheinT, Die hellseherei unD hexerei isT DOch nichTs Für mich.“

ali unD sein liebesFluchMan möchte sie nicht glauben, diese fantastischen Geschichten vom Übersinnlichem, nicht Erklärbarem. Hier nur eine „wahre“ Begebenheit, die mir erzählt wurde. Ihr könnt es glauben oder eben nicht. Ali (name von der Redaktion geändert) war ein net-ter, intelligenter Bursche. Dann verliebte er sich in dieses Mäd-chen. Sie kam aus demselben Dorf wie er. Schon nach Tagen war Ali verrückt nach ihr. Sibel hier, Sibel da. Sibel, Sibel, Sibel. Es wurde immer schlimmer. Dann fing das mit der krankhaften Eifersucht an. In jeder Frau sah er ihr Gesicht. Jeder Gedanke, jedes Gesprächsthema war Sibel. Telefonterror jede Stunde. „Wo bist du? Was machst du? Mit wen bist du?“ Seine Eltern waren verzweifelt. Das ging vier Monate so. Eines nachts erwischte Alis Vater ihn beim Geldstehlen – er wollte Sibel Schmuck kau-fen. Ali drehte durch und erhob die Hand gegen seine Eltern. Es reichte. Sie schleppten ihn gegen seinen Willen zum Hodja (Muezin), diese Hörigkeit war ja nicht mehr normal. Der Hodja erzählte Unglaubliches, kannte viele Details aus seinem Leben und beschrieb sogar, wie sein Haus in der Türkei aussah. Er wusste, dass in seinem Garten drei Bäume wachsen und meinte, dass irgendwer einen verzauberten Haarknoten von ihm unter dem mittleren Baum vergraben hatte. Tatsächlich fanden seine Eltern dort, was der Hodja prophezeit hat. Sie verbrannten es und für Ali war das Mädchen Vergangenheit.

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Die Rechte beklagt ja immer, das Zusammenleben zwischen Men-schen mit migrantischem Hintergrund und Österreichern gestalte sich so schwierig, weil sich die Migranten nicht „anpassen könnten“ usw. usf... Also, was ich so in meiner Schnösel-Dachgeschosswoh-nung um 2000 Euro im Monat mit meinen braven Schwabo-nach-barn durchmache, lässt meine letzten Zweifel, wer an etwaigen konflikten die Schuld trägt, schwinden.Aber ganz von vorne…

Das haus:Bis zum 4ten Stock ein sehr sympathisches Mietshaus im 6ten in der Gumpendorfer Straße – im DG haben sich einige Parteien ihren (klein-)bürgerlichen Eigentumswohntraum erfüllt. Mich dünkt, einige haben sich etwas mit der Investition überhoben und daher ein dünnes nervenkostüm. Ich bewohne DG Tür 55 zur Miete.

Der einzuG:3 Tage stehen zwei 15 l Alpinaweiß-Farbtöpfe sauber geschlich-tet und verschlossen vor meiner Haustür, als mir mein – einziger wohlgesonnener – nachbar von Tür 54 (leider hat er inzwischen das Land verlassen) darüber berichtet, dass meine Farbtöpfe am Vortag 30 min empörte Diskussion in der DG-Hauseigentümerversamm-lung ausgelöst hatten. Diese Sorgen möchte ich haben; schaffe sie aber nach 2 Tagen fort.

7 taGe sPäter7 Tage später, es ist 19.15 Uhr: Ich habe endlich mein Dolby-Sur-roundsystem installiert, freu mich und lass kurz mal Curt Cobain auf Lautstärke 34 (von 100) ran... klingeling, klingeling nach 2 min 40, meine nachbarin von Tür 53. Sie ist lieb, höflich, ich glaube aus Berlin (ich liebe die Stadt) und bittet mich um Ruhe... Ich denke mir, na ja, sie ist mit ihren geschätzten 30 etwas jung für diese schnelle Urgenz, aber eigentlich ist sie ja ganz nett, also dreh ich runter.

Die beWässerunGsanLaGe stÖrtEinige Monate später, ich verlasse das Haus, finde ich ein gelbes Post-it mit jeder Menge Rufzeichen an meiner Tür: nachbarin Tür 53 – diesmal ist es die Bewässerungsanlage auf der Terrasse, das Wasser sei zu laut, sie würde in der Früh davon aufwachen... Hmm, mein Schlafzimmer liegt zwar direkt an der Terrasse, ich schlafe bestens bei offener Tür, aber wenn ich mich nur einen Augenblick in ihr Leben imaginiere, ist Schlaflosigkeit wohl kein Wunder, also beuge ich mich, die Rosen werden das Wasser 2 Stunden später auch noch packen.Am selben Tag: ein 10 cm langer kratzer auf meiner Motorhaube. Der Argwohn hat mich bereits im Griff.

LanGsam WirD es nerviGDie Woche drauf: nachbar Tür 51 ermahnt mich mit runzelnder Stirn, im Lift nicht zu rauchen. Pfff, langsam wird es aber wirklich nervig, erstens rauch ich nicht im Lift, zweitens diese um sich greifende, phobische, selbstgerecht-moralisierende Raucherver-folgung stinkt mehr zum Himmel, als ich je rauchen werde. Ich bleibe höflich.

Der Gnom von nebenanRäder werden im Hof gestohlen, also park ich meines im Vorzim-mer.Hinter mir wartet ein grußloses Paar auf den Lift, als ich mein Rad und mich in selbigen zwänge. 4 min. später klingeling, klinge-ling... der ca. 30 Jahre alte Gnom von Tür 52 steht vor meiner Tür im Dunkeln und begrüßt mich mit dem Satz: „Den Lift machen`S aber jetzt scho sauber. Überall diese Reifenspuren im Lift…“, ich reagiere kurz und bündig mit einem satten „nein“. Während ich die Tür schließe, vernehme ich ein deutliches „Dreckskerl“ – jetzt bin ich aber sauer, denke kurz über ein kräftige Ohrfeige nach, entscheide mich dann doch für ein „Passen Sie auf, was Sie sagen“. Der freche Wicht antwortet mit einem Dreckskerl-Echo. So, ich bin nicht Gandhi, also ruf ich meinen Anwalt an, damit nachbar Tür 52 lernt, sein Vokabular zu verbessern; die Ohrfeige kann ich ja bei Gelegenheit nachholen.

Also jede/r, der/die meint, migrantische Mitbürger tragen die Schuld an konflikten im Zusammenleben unter einem Dach, soll sich bei mir melden und ich überlasse ihm/ihr gerne meine nachbarn für 2 Wochen. Ich such mir inzwischen eine Wohnung am Brunnenmarkt.

nachbar in notKulturkampf über den Dächern von Wien. biber-Freund andreas Wiesmüller über seine nervenden schwabo-nachbarn mit zu dünnem nervenkostüm und warum er jetzt nach Ottakring zieht.

Alev Korunab 28.9. für euch im Parlament

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SzENE „muLtikuLti-Feste reichen nicht“

Wiens integrationsstadträtin sandra Frauenberger über migranten, die FPÖ wählen und die richtige „mischung“ im Gemeindebau

Von Suzan Aytekin-Alavi, Alexandra Klepić und Igor Minić (Foto)

BIBER: Frau Frauenberger, sind Sie stolz, Österreicherin zu sein?SAnDRA FRAUEnBERGER: Ja, da wir in einem Land, aber vor allem in einer Stadt wie Wien leben, die eine hohe Lebensquali-tät hat und wo eine soziale Politik gemacht wird.Viele Österreicher migrantischer Herkunft wählen diesmal FPÖ. Ihr Argument: Wir haben uns damals anpassen müssen. Jetzt sollen sich die neuen Zuwanderer auch anpassen. Schade, dass das einige Menschen so sehen. natürlich ist es oft so, dass, wenn man bei der ersten Gruppe dabei ist, die etwas neu macht, es schwerer hat. Die jüngeren Geschwister haben es auch oft leichter, als die Älteren. Wenn Ausländer hier bei uns den Aufstieg schaffen, dann sind sie für mich „role models“. Das sind Menschen, die beweisen, „dass auch du es erreichen kannst, wenn du neu hierherkommst.“ Auf diese Solidarität in der zugewanderten Bevölkerung setze ich. Wenn diese Soli-

darität bei einigen auslässt, dann ist das in Wirklichkeit kein migrantisches Problem, sondern ein Problem einer entsolidarisier-ten Gesellschaft, in der unglaublich viel auf konkurrenz beruht. Auch viele Migranten fordern verpflichten-de Deutschkurse für Zuwanderer. Deutsch ist die Voraussetzung für Integrati-on. In Wien haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass die Menschen ohne Ver-pflichtung Sprachkurse belegen. Wozu sie also zwingen? Das Problem liegt woanders: Viel zu lange wurden in ganz Europa Migranten sich selbst überlassen. In Wien wollen wir nun eine neue niederlassungs- und Integrationsbegleitung einführen.Was heißt das?Es geht darum, neuzuwanderer über einen längeren Zeitraum zu unterstützen, sie zu beraten, sie aber auch zu fordern. Dabei soll es um mehr als um Deutschkurse gehen. Wichtig ist doch vor allem die Integration in den Arbeitsmarkt. Ein hoher Prozentsatz der neuen Zuwanderer hat Maturaniveau,

sprich sie bringen tolle kompetenzen mit und müssen für den Wirtschaftsstandort Wien optimal eingesetzt werden. Was bedeutet für Sie der Begriff „­Multikulti“? Jahrelang hat sich die Integration im grünen und linken Bereich darauf redu-ziert, Multikulti-Feste zu veranstalten. Das alleine reicht aber nicht aus! Wir brauchen identitätsstiftende, den Dialog fördernde Projekte, wo es gerade auch um das Finden gemeinsamer Interessenslagen geht. Die Spannungen in den Gemeindebauten werden immer verharmlost. Gibt es dort zu viele Migranten, die sich nicht anpassen oder zu viele Österreicher, die zu spießig sind? Weder noch. Es wird auch nichts verharm-lost. Es gibt natürlich konflikte, aber um die würden uns andere Großstädte benei-den. Bei der Frage der sozialen Durchmi-schung braucht es zweifellos entsprechende Sensibilität. Aber es darf keine Quote im Gemeindebau geben. In Sachen konflikt-management haben wir außerdem kompe-tente Ansprechpartner vor Ort. Etwa unsere 100 Mediatoren der Stadt. Was wir noch verstärken müssen, ist auch hier der Dialog.

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interkuLtureLLer DiaLoG im kuLturcaFé

Aus nigeria kommt die größte afrikanische Gemeinschaft. „Und was ist mit den Ösis, shoppen die auch afrikanisch?“, fragen wir den Verkäufer. Der lacht und sagt: „klar, wer einmal unten war, der kommt auch zu uns, und die gemischte Paare. Gut gewürzt ist eben gut gemischt!“

aFriKanisches Guinness unD TOTO hauTseiFeDas „Brooklyn Jam“ ist DIE Stylingadresse für Hip-Hop-Fans und Biertrinker. neben Streetware wie Baggy Pants und Goldketterl kann man aus diversen Biersorten made in Africa probieren. Biber-Tipp: afrikanisches Guinness mit 7,5 Prozent Alkoholanteil. Zum afrikanischen Styling gehört un-bedingt ein Besuch bei „Prosi Cosmetic World“.

Toto-Hautseife und Perücken in allen Brauntönen zum Sonderpreis!

„Keine FOTOs!“So bunt und geheimnisvoll für Außens-tehende afrikanische kultur und Com-munities auch sein mögen, den korrekten Leitspruch „colour doesn’t matter“ bekom-men wir bei unseren Recherchen nicht zu spüren. Scheint, als wäre unser Interesse verdächtig. Im „Video und Snack Paradise“ kann man gemütlich sitzen, knipsen durf-ten wir aber nur von außen. Und einiges an Unverständnis, warum wir gerade über Afrika in Wien schreiben wollen, haben wir auch geerntet: „Es gibt schließlich genug andere Themen.“

Wer zu faul zum kochen ist, der geht am besten ins westafrikanische Restaurant Feed essen, oder verwöhnt sich im keke’s mit Speisen aus Ghana. Abshaken kann man zu lässigen Afrika-Grooves im Club Okapi. Dort sorgt der Musiker und Weltbürger Prince Zeka aus kongo für gute Stimmung. Afrika findet man überall in Wien, im

siebenten, im zweiten Bezirk, aber auch verstreut in der ganzen Stadt gibt es Lokale und Shops. Genau hinsehen und Wien wird Afrika.

PrOsi exOTic suPermarKeT & cOsmeTic WOrlDNeubaugürtel 44, 1070 WienTel: +43 1 974 44 44www.prosi.at

lOrDs exOTic suPermarKeTBurggasse 113, 1070 WienTel:/Fax: +43 1 957 28 16www.lords-exotic.at

resTauranT FeeDMärzstraße 27, 1150 WienTel: +43 1 9238760

resTauranT KeKe‘sAmerlingstraße 15, 1060 WienTel: +43 699 100 29 100

club OKaPi Lerchenfelder Straße 60, 1080 WienTel.: +43 1 408 45 66www.club-okapi.com

exOTisch essen, shOPPen, KOchen lernen„Hier bekomme ich alles, was ich gerne esse.“ So ein kunde des berühmtem Prosi Exotic Supermarket. Im siebenten Bezirk, nahe der U-Bahnstation Burggasse, befin-det sich das Shoppingparadies für alle, die afrikanisch oder asiatisch kochen wollen. Die Originalzutaten können gleich im hau-seigenen kochkurs verarbeitet werden.

„Wir VerKauFen, Was Wir essen“klingt ähnlich, aber einen Tick besser ist der „Lords Exotic Supermarket“, Der nigerianische Inhaber hat eine eiserne Devise: „Wir verkaufen das, was wir essen“.

Die afrikanische Gemeinschaft in Wien ist zwar viel kleiner als die der ex-Jugoslawen und Türken, dennoch finden sich coole hot-spots afrikanischer lebens- und esskultur.

Von Zwetelina Damjanovaund Vasselina Georgieva (Fotos)

afrika!

afrika!zum kaufen,zum stylen,zum essen

im rahmen Des eurOPäischen Jahres Des inTerKulTurellen DialOGs WerDen VOn Der KünsTlerGruPPe „Der blaue KOmPressOr“ – hanna schimeK, GusTaV DeuTsch unD aFTer imaGe PrODucTiOns – in ZusammenarbeiT miT Dem bm:uKK – VerschieDene KOsTenlOse VeransTalTunGen Zum Thema anGebOTen.

VeransTalTunGen, Themen

caFe meLanGe versteht sich als Plattform, auf welcher Institutionen, Bildungseinrichtungen, Jugendorganisationen und künstlerInnen ihre Projekte zum Thema interkultureller Dialog vorstellen können. In kooperation mit Projektpart-nerInnen finden an den caFe meLanGe Stationen vielfältige Veranstaltungen statt. Die drei Schwerpunktthemen sind: körper, Sprache, Lebensräume.

WWW.caFemeLanGe.net

Der späte Wiener Kultursommer wird durch das interaktive Kulturcafé caFe melanGe bereichert. bis �. Oktober �008 präsentiert sich caFe melanGe am urban-loritz-Platz als Plattform für Veranstaltungen und Diskussionen rund um das Thema cultural mix.

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ures

„Weil er für uns junge Menschen aus der 2. und 3. Generation der richtige Anspielpartner ist.“Ümit Korkmaz, Fußball-Nationalspieler

www.stimmen-fuer-faymann.at

Faymann. Die neue Wahl.

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Seit zirka zwei Jahren sehe ich ihn hin und wieder in den verschiedensten Clubs. Im-mer von denselben Typen umgeben. Er ist groß, schlank, sportlich gebaut – auffallend gut aussehend. In der ganzen Zeit habe ich ihn exakt einmal mit einer einzigen Frau tanzen gesehen. Obwohl er bestimmt pro Abend mit mindestens drei Frauen hätte tanzen können - und mehr. Wenn er nur wollen würde.

es enTZücKT ihn nichT ein bisschenMir ist aufgefallen, dass er selbst niemals Frauen anspricht. Prinzipiell begrüßen ihn all diese Frauen auf ein und die gleiche Art. Mit jeder Geste, mit jedem gesprochenen Satz wirken sie, als ob sie den Drang hät-ten, ihn unbedingt beeindrucken zu müs-sen. Bei ihm allerdings habe ich das Ge-fühl, dass es ihm eigentlich ganz gut gefällt aber es entzückt ihn nicht im Geringsten. Er verteilt kontinuierlich, distanziert aber auf charmantestem Wege körbe. Vielleicht möchte er nicht alle karten ausspielen? Ich weiß es nicht.

Will „ herr unanTasTbar“ Was? Seit ein paar Monaten quatschen wir immer ein bisschen, wenn wir in einem Club aufeinander treffen. Ja, stimmt schon, ich habe ihn als Erste angesprochen. Bis heute ist es noch so, dass wir uns

nur dann unterhalten wenn ich „Hallo!“ sage. Herr „Unantastbar“ stellt sich nur in meine unmittelbare nähe und wartet darauf, dass ich ihn wahrnehme. Wenn er mir auffällt, muss er sich manchmal ein „na Herzensbrecher, geht‘s gut?“ gefallen lassen.

Als potenzieller Partner ist er für mich nicht interessant. Mir ist aber nicht entgangen, dass er beim Fortgehen immer öfter in meiner unmittelbaren nähe zu fin-den ist. Zeitweise lasse ich ihn ein wenig schmoren, nur so zum Spaß.

seine anTWOrT auF meine FraGe War beinahe unGlaublich...Ich habe diesen Typ fast studiert- und dabei fehlte mir weiterhin ein entschei-dendes Teilchen. „Was ist eigentlich mit dir los?“ fragte ich ihn dann eines Abends - ich hab’s nicht mehr ausgehalten. „Einmal Schnippen und die stehen schon Schlan-ge. Und du nix. Was ist mit dir?“ Ich hab mich getäuscht. Seine Antwort auf meine Frage war beinahe unglaublich, der Typ sagte mir, er sei noch immer Jungfrau und dass er auch vorhabe dies zu bleiben, ehe er nicht verheiratet ist.

Dieser unglaublich gutaussehende, fünfundzwanzigjährige Adonis ist wirklich noch unberührt ... Was sagt man denn dazu???

vesnaLeben mit scharFsingle-Frau Vesna über einen schönen, schönen mann, der wirklich noch Jungfrau bleiben will.

SzENE

er isT GrOss, schlanK, sPOrTlich GebauT – auFFallenD GuT aussehenD. in all Den Jahren habe ich ihn exaKT einmal miT einer einZiGen Frau TanZen Gesehen.

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15.– 16. November 200811.00 18.00 UhrWiener Rathaus

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Eintrittfrei

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süße 16 Jahre alt war die mama von biber-redakteurin Vesna isailovic, als ein junger mann mit zweifelhaftem ruf sie vor der schule ansprach. Geheiratet wurde fünf monate später. �� Jahre danach ist ihre liebe größer denn je.

Es war an einem sonnigen Herbsttag, als mein Vater eine spontane Idee hatte: Jetzt sollte Schluss sein mit dem Singledasein und seinem Image als berüchtigtster Her-zensbrecher der stolzesten Frauen.

Der Plan zum Ziel sah vor 25 Jahren so aus. Der junge Mann parkt seinen coolen Schlitten vor einer Schule, steigt aus, lehnt sich lässig an die karre und wartet ab, ob nicht ein interessantes Mädel aus der Schule kommen würde. Da die Zeiten damals einfach anders waren, holte er sich Hilfe von seiner Cousine. Im Falle des Falles sollte sie es sein, die ihn dann mit der Auserwählten bekannt machen würde.

„sie! sie Will ich Kennenlernen“

Der Gong ertönte und mein Vater richtete seinen Blick Richtung Schulausgang. Teenager rannten aus dem Gebäude, als SIE nach vorne trat. Papa schubst seine Cousine und sagt: „Sie! Sie will ich ken-nenlernen!“ Meine Tante rät ihm noch ab: „nein, vergiss sie, sie ist eine Rebellin, ein kleiner Teufel, vertrau mir.“

Der Schuss ging mit Sicherheit nach hinten los, denn diese Aussage reizte den jungen Mann nur noch mehr. Er war sich sicher: „Sie und keine andere!“ Meine

Tante sah, dass an seiner Entscheidung nicht mehr zu rütteln war und ging mei-ner Mutter entgegen. Sie quatschte meine, damals sechzehnjährige, zukünftige Mama an und erklärte ihr, dass sich ihr Cousin für sie interessierte. Sie zeigte dabei in seine Richtung, so dass ihn meine Mama gut sehen konnte.

leichTe beuTe War sie nichT

Heute sagt sie, er habe ihr auf Anhieb sehr gut gefallen, aber damals schickte es sich für ein Mädchen einfach nicht, sofort auf eine Anmache anzuspringen. Vor allem nicht für meine Mutter. So ein Benehmen würde sie als leichte Beute wirken lassen und das war sie nun wirklich nicht. Sie lehnte ab und floh schnell zur Bushalte-stelle. Mein Papa war damals wie heute ein sturer kerl, der sich nur selten von ei-ner Idee abbringen lässt. Am nächsten Tag stand er wieder vor der besagten Schule. Meine Mama aber hatte auch damals wie heute eine besonders hohe Meinung von sich selbst und ließ ihn ein zweites Mal abblitzen. Unermüdlich und nun noch si-cherer, dass er sie unbedingt haben müsse, stand er am dritten Tag zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Dieses Mal mit mehr

Erfolg! Madame tauschte mit ihm ein paar Floskeln aus. Den üblichen Small Talk eben, ehe sie wieder im Bus verschwand.

blÖD nur, Dass mein PaPa bereiTs einmal VerheiraTeT War

Das erste Date fand am vierten Tag statt. Papa, der Charmeur, führte sie in das Altstadtviertel der nächstgelegene Stadt namens Šabac zum Essen aus. Wie roman-tisch! nach dem Essen wollte er ihr sein trautes Heim zeigen. Was meine Mama bis dato nicht wusste: Mein Vater war bereits einmal verheiratet. Das war im Grunde nicht weiter schlimm, da er mittlerweile auch geschieden war. Das kleinere Übel an der ganzen Sache war, dass er einen siebenjährigen Sohn aus dieser Ehe hatte und dieser bei ihm zu Hause wohnte. Er wollte, dass dieser Teil seiner Geschichte bis auf Weiteres sein Geheimnis blieb. Er hatte einfache Angst, dass meine Mama sonst schreiend davonlaufen würde. Damit es ihm gelingen konnte, sein süßes Geheimnis vorerst für sich zu behalten, hatte er seinen Sohn bei Verwandten untergebracht. Bereits unterwegs zu ihm nach Hause küssten sie sich das erste Mal. Das Vorhaben war geglückt.

Wie sich

unsere elTern

lieben

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1.Teil

Liebe in 8taGen

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VOrbilDlich schule schWänZen

Die nächsten Tage schwänzte meine Mutti ganz vorbildlich die Schule und verbrachte die Stunden, in denen sie die Bank hätte drücken sollen, lieber mit meinem Vater. Beide schwärmten, damals viel unter-wegs gewesen zu sein. Mal hier, mal dort aber was am wichtigsten war, sie waren zusammen.

Die perfekte Gelegenheit ihn nun auch ihren Eltern vorzustellen, bot eine Hoch-zeitsfeier, die sich im Heimatdorf meiner Mutter ereignete. Mein Vater behauptet heute noch frech, dass ihre ganze Familie sofort hin und weg war, von ihrem um acht Jahre älteren Freund, sprich von ihm. Sie lächelt nur neckisch über diese Aussage.

Man könnte sich vielleicht fragen, warum ich die ganze Zeit nur in Tageseta-ppen erzähle? Das aufzuklären ist einfach, weil sich diese Lovestory wirklich nur im Rahmen von einigen Tagen abspielte. Heute mag man das vielleicht gar nicht

glauben, aber meinen Eltern reichten acht Tage vollkommen aus, um sicher zu sein, dass sie sich lieben und von nun an für immer zusammen sein wollten.

hOchZeiT miT mir

Am neunten Tag ihrer Bekanntschaft war für meine Mama der ideale Zeitpunkt, um ihre sieben Sachen zu packen, einen Abschiedsbrief in ihrem Mädchenzimmer zu hinterlassen und mit meinem Vater durchzubrennen. Was auch immer ab jetzt auf sie zukommen würde, es war ihnen absolut egal. Sie wussten, dass sie einan-der hatten und das war das Einzige was in diesem Augenblick zählte.

Als ich fragte, warum sie einfach abge-hauen ist, meinte sie, dass sie große Angst hatte, ihre Eltern würden sie nicht gehen lassen, wenn sie wüssten was sie vorhabe, sie war doch damals noch so jung. Das kann ich nur allzu gut verstehen.

Am 26. Mai 1984 heirateten meine Eltern, kirchlich als auch standesamtlich, somit war ihre Liebe offiziell und ich, tja, ich war auch irgendwie bei der Hoch-

zeit dabei. Mama war nämlich an ihrem Hochzeitstag im fünften Monat mit mir schwanger.

silberne hOchZeiT

Dieses Jahr feierten meine Eltern silberne Hochzeit und am 16. Oktober werden sie genau ein Vierteljahrhundert zusam-men sein. Sie lieben sich heute noch wie damals, wenn nicht sogar viel mehr. Sie schmieden Pläne zusammen, halten Händchen und küssen sich. Selbstver-ständlich hatten sie seither auch krisen, und es war nicht immer einfach gewesen, aber ihre Liebe zueinander war stark genug um allen Widrigkeiten Stand zu halten und, was viel gewichtiger ist, aus jeder schweren Situation ihrer Liebe noch gefestigter hervortreten. Ich wünsche meinen Eltern, dem Vorzeigepärchen schlechthin, noch viele, viele Jahre des Zusammenseins und mögen sie einander immer so ansehen, wie sie es seit dem ersten Tag tun.

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Mitdenken lohnt sich – auch beim Autofahren. Denn wer mit dem vorgeschriebenen Sicherheits-

abstand fährt, kann nicht nur jeden Bremsweg einhalten, sondern schützt auch Leben. Jenes

anderer genauso wie das eigene. Und das lohnt sich unterm Strich auf jeden Fall.

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Zahnarztassistentin – von Vesna isailovic (��)Eine der wichtigsten Aufgaben einer Zahnarztassistentin ist die Organisation der Praxis. Freundlichkeit ist dabei das oberste Gebot.

noch bevor der Patient Platz genommen hat, soll die Assistentin seine krankengeschichte studiert und alle Instrumente hergerichtet haben. Dass die Patientenkartei und Röntgenbilder bereit liegen, versteht sich von selbst. Da die meisten Menschen doch ein wenig Angst vor Zahnärzten haben, empfiehlt es sich, während sie am Behandlungsstuhl sitzen, ihnen gut zu zuzureden. Manche möchten sogar, dass man ihnen die Hand hält. So gesehen ist die Assistentin die rechte Hand des Arztes und das Herz einer Ordination. Sie kümmert sich um die Bestellung von Materialien, um die Patienten, um die Terminvergabe, sogar um Rechnungen. Sie trägt alles, was gemacht wurde, in die krankenblätter ein und sorgt am Ende des Tages dafür, dass alle Instrumente sorgfältig desinfiziert werden. Leider ist es aber immer

noch so, dass Assistentinnen auch nach ihrer Lehrzeit nicht sehr gut bezahlt werden.

Jus und Politik – suzan aytekin-alavi (��)Als kind kurdischer Einwanderer wurden mir Politik und Recht in die Wiege gelegt. Von Vaters Beruf im juristischen Bereich und meiner Herkunft geprägt, war mir klar, was ich mal werden möchte. Schon in der Schulzeit schrieb ich in Freundschaftsbücher bei „Was willst du einmal werden?“: Rechtsanwältin, Politikerin, Journalistin und Architektin. All das inskribierte ich auf der Uni. nach einem Semester realisierte ich, dass ich nicht alles auf einmal studieren konnte. So konzentrierte ich mich auf Jus und Politikwissenschaften. Da ich es kaum erwarten konnte im Berufsleben zu stehen, begann ich während der Schulzeit zu arbeiten. Mit mittlerweile sieben Jahren Berufserfahrung im Medien-, Marketing-, Vertriebs- und PR-Bereich, kann ich belegen, dass die Tätigkeit in diesen Gebieten kein Studium voraussetzt. Mein

Wunsch Rechtsanwältin zu werden, bedarf allerdings eines Uni-Abschlusses. Mein Ziel nach dem Doktoratsstudium: Diplomatische Akademie und Botschafterin für mehr Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Freiheit zu werden.

erst die matura – von antonia Kreissl (1�)Ich bin in einer schwierigen Situation: Gerade alt genug, um eine Vorstellung von Gott, der Welt und dem Arbeitsmarkt zu haben und jung genug, um hoffnungslos idealistisch zu sein. Auf meine (Schul-)karriere rückblickend kann ich bis jetzt nur sagen: kleine Dorfschule mit Hippie-Lehrer – super! Größere Schule im Migrantenbezirk: das Leben mal von einer etwas weniger blumenkindhaften Seite. katholische Mädchenprivatschule: voll daneben. Bilinguales Gymnasium in Wien: superlässig. Ja, und weitergehen soll es in die Richtung: kreativ, rentabel und international! Unerreichbar schwebt da vor mir ein Mathematikstudium. Wenn da nicht mein Problem mit Zahlen wäre. Ansonsten habe ich Schauspiel auch schon ausprobiert, ich liebe ja das Theater, nur liebt es mich nicht. Die dritte Vision ist köchin! Mit

einer Lehre oder einer BHS ist die Ausbildung geschafft, aber nachher schlecht bezahlt, zu unmöglichen Uhrzeiten körperliche Schwerstarbeit verrichten, ist nichts fürs Leben. Aber jetzt muss ohnehin erst einmal die Matura her. Aus basta!

rap-musik – von erwin eren aytekin (18)Als kind wurde ich nicht gefragt, welchen Weg ich nach der Volksschule einschlagen möchte. Die Hauptschule kam nicht in Frage, also ging es ab ins Gymnasium! Hätte ich gewusst, dass ich am Ende nur mit einer trockenen Matura dastehen würde, wäre die Entscheidung nach der Unterstufe anders gefallen, etwa für die HTL. Aber das „Hätti-Wari-Tätti“-Spiel ist sinnlos. Also habe ich mir vorgenommen, meinen Interessen nachzugehen, um später nicht traurig feststellen zu müssen, dass ich es nicht versucht habe. Zurzeit befasse ich mich mit Rap. Beeinflusst von Hip-Hop-künstlern wie Azad, Samy Deluxe und kool Savas, nahm ich mir vor, in der österreichischen Rapszene mitzumischen. Unter myspace.com/kurdeki sind meine Versuche als „kurdeki“ zu hören. Um die Musikproduktion

z u verstehen, will ich an der SAE (School of Audio Engineering) eine Ausbildung zu machen. Vorher wird noch der Zivildienst erledigt, da ich mich dem Besuch des Instituts, der mit ca. 11.000 Euro kein Schnäppchen ist, zur Gänze widmen möchte. biomedizinische laboranalyse – von linda say, ��

Spätestens nach der Matura wurde mir bewusst, dass ich der nervigen Frage, was ich denn gerne studieren würde, nicht mehr ausweichen kann und mich endlich für einen Studienzweig entscheiden muss. nach einem erfolgreichen, aber wenig motivierenden Semester in Publizistik, stieß ich durch eine Freundin auf die dreijährige FH der Biomedizinischen Analytik (damals noch Akademie für den med.-techn. Dienst). Einzige Vorraussetzung: Matura und keinen Ekel vor Blut, Harn und Stuhl. Wenn man die Aufnahmetests und ein persönliches Vorstellungsgespräch überstanden hat, geht’s erst richtig los. Drei Jahre Stress pur – Stress der sich auszahlt, denn am Ende winken gute Jobchancen mit Weiterbildung und guter Bezahlung. Jetzt widme ich mich der Arabistik – das bietet interessante kollegInnen,

familiäre Atmosphäre an der Uni und eine gute Ausrede für einen längeren Aufenthalt in einem arabischen Land. Also los, fleißige Laborratten und Arabisten braucht das Land!

Werbeakademie – von sherin shakirem (��)Ich bin 22 Jahr alt, besuche derzeit die HAk/Abendform und werde im Dezember maturieren. Und dann? Was mach ich nach der Matura? Was interessiert mich? Was kann ich besonderst gut etc. Tausend Fragen, die jedem Schüler früher oder später durch den kopf kreisen. nach langem Grübeln hab ich mich für die zweijährige Werbeakademie beim WIFI entschlossen, weil mich die Fächer Marketing und Betriebswirtschaft schon immer fasziniert haben. nun freu ich mich schon auf das Eintauchen in die Werbewelt und kann es kaum erwarten loszustarten. Wieso ich den WIFI-kurs dem Studium vorziehe? Weil es kürzer, günstiger und praxisorientierter ist und vom Arbeitsstil der Schule ähnelt (vorgegebener Stundenplan, Bücher werden besorgt...). Das Studium dauert einfach länger, es liegt selbst an einem wie lange man braucht

und kontakte zu Lehrern und kollegen sind auch geringer als beim WIFI. Es ist auch gemütlicher, wenn alles organisiert wird.

romanistik und literatur – von Zwetelina Damjanova (�8)Schön blöd: nach der Matura habe ich gedacht, es lohnt sich nur drei Dinge zu studieren: Jus, Wirtschaft oder Medizin. Zumindest haben mir meine Eltern und Lehrer ein wenig vermittelt, dass man so glücklich wird und einen gut bezahlten Job bekommt. Leute, es stimmt nicht! Ich habe es probiert und mich erst für Medizin entschieden. Was ich aber immer getan habe, war lesen und schreiben, unter der Schulbank, in der U-Bahn, einfach überall, vor allem verschlang ich die klassiker wie Garcia Marquez, Pablo neruda und Co. Dann, nach etlichen Semestern, nach dem langwierigen Anatomiepraktikum, Rigorosen, dachte ich: Ich bin lieber Patientin im Spital als Teil des Personals. Mitten im Semester wechselte ich das Studium, Romanistik, Spanisch im Hauptfach, gewürzt mit zwei Modulen

aus Portugiesisch und Vergleichende Literaturwissenschaft. In den Vorlesungen und Seminaren konnte ich mich selbst verwirklichen. Heute als Magistra phil. und glücklicher Mensch (und einem ganz guten Job als Journalistin) weiß ich, man kann alles haben von einem Studium, das zu einem passt.

Wenn ich Gross bin, WerDe ich einmaL…

Gleich arbeiten gehen? studieren? Oder ganz was anderes? biber-redakteure berichten über ihre Karriere-Wünsche, studien-empfehlungen und bisherige Job-erfahrungen.

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biber-Wiki Arier, Arya, Arier. AryaBiber-Redakteurin Arya Amir will es wissen: Woher kommt eigentlich der Begriff Arier?

Der Begriff „Arier“ lässt sich zum indischen Wort „arya“ zu-rückverfolgen. Übersetzt bedeutet das „edel, nobel, respekta-bel“. Das gilt auch für das alt-iranische Wort „arya“ – „edel“. Griechen und Römer verwendeten den Ausdruck „ariana“ zur Bezeichnung des heutigen Afghanistans und zur Benennung von Indern und Persern.

Im iranischen Sprachraum – so im Pashto (Afghanistan) und im Persischen – ist das Wort „Arier“ gebräuchlich und erfreut sich als Selbstbezeichnung großer Beliebtheit. Der heu-tige name des Staates Iran ist vom alt-iranischen Aryanam, Land der Arier, abgeleitet.

Rasse Im europäischen Sprachgebrauch erscheint das Wort „Arier“ erstmals im Rahmen der Linguistik. Es war vor allem die Sprachwissenschaft, die dem rassistischen Denken im deutsch-sprachigen Raum in der 2. Hälfte des 18. Jh. und zu Beginn des 19. Jh. wichtige Impulse lieferte.

So wurde die deutsche Sprache nun als Vermächtnis der

Ahnen aufgefasst, das es rein zu halten galt. Im weiteren Verlauf der Geschichte setzte sich die Ansicht durch, dass die gemeinsame Sprache nicht nur Ausdruck einer gemeinsamen nation, sondern vielmehr der gemeinsamen Rasse sei.

SanskritDie Suche nach den Wurzeln der Sprache führte Philologen nach Indien und damit zum Sanskrit. Sir William Jones, englischer Dichter des 18. Jh. und einer der Begründer der In-dogermanistik, erkannte eine sprachgenetische Verwandtschaft zwischen dem Sanskrit, dem Griechischen, Lateinischen und keltischen. Die Gemeinsamkeiten der indogermanischen Spra-chen mit dem Sanskrit, verleitete den Romantiker Friedrich Schlegel – ein großer Indienfreund – auch zur Hypothese, dass ein Urvolk diese Sprache gesprochen hatte.

Wanderungen Die Wanderung dieses Volkes, so spekulierte Schlegel, hätte es nach Skandinavien geführt. Es sind u. a. seine Spekulationen zu diesem Volk, die den „Mythos vom Arier“ schufen. Schle-gels nachfolger wurden in ihren rassistischen Formulierungen wesentlich konkreter. Als einer der bedeutendsten Rassenthe-oretiker des 19. Jh. gilt der Franzose, Arthur de Gobineau, dessen Idee von „rassisch reinen weißen“ Menschen im 20. Jh. sehr populär werden sollte.

HerrenvolkBis Anfang des 20. Jh. wurde die These vom indischen Ur-sprung der indogermanischen Rasse noch vereinzelt vertreten, wobei schon viele ab der 2. Hälfte des 19. Jh. begannen, diese These zu verwerfen. Die Theorie von einem „edlen Herren-volk“ blieb jedoch erhalten.

Da man nicht mehr auf eine Stufe mit den dunkelhäutigen Indern gestellt werden wollte, verlegte man die Wiege der Menschheit in eine Region mit einer weißen Bevölkerung – in den kaukasus.

Es wurde pseudowissenschaftlich argumentiert, dass alle hellhäutigen Europäer, die „kaukasier“, von den Ariern ab-stammen.

Nordische RasseTatsächlich herrscht Uneinigkeit darüber, wer oder was die „Arier“ eigentlich sind: Oft wurde der Begriff als Synonym für die „Germanen“ bzw. eine nordische Rasse verwendet. Im nationalsozialismus sollte „arisch“ als „indogermanisch“ oder „indoeuropäisch“ verstanden werden. „Arisch“ im Sinne von „nichtjüdisch“ scheint 1887 in der Satzung des Ersten Wiener Turnvereins auf, die vorsieht, dass nur Deutsche (d. h. arischer Abkunft) zu Vereinsangehörigen werden können. Von Grup-pen, die eine Überlegenheit der „weißen Rasse“ über andere Menschen propagieren, wird dieser Begriff noch immer als Selbstbezeichnung benutzt, so z. B. auch von der Aryan nation in den USA.

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Bekannt sind die ersten Aufzeichnungen über das runde Ding seit 1490. Auch wenn sie damals etwas anders ausgesehen haben mag, ohne Tomaten nämlich, die wurden dann erst später aus Amerika mitgebracht. Den Durchbruch zur nationalspeise nu-mero uno schaffte sie aber erst 1889 durch den first pizzaiolo ever, den neapolitaner Gennaro Esposito, der zu Ehren einer königin

Gesamtitaliens, Margherita di Savoia, die gleichnamige Pizza schuf und zwar in

i raGaZZiWollen Sie nicht nur auf Italienisch begrüßt, sondern lieber in ganzen zusammenhängenden Sätzen angesprochen werden, dann sind Sie hier genau richtig. Die kellner kommen grundsätz-lich aus dem Süden Italiens und garantieren einen unvergesslichen Abend. Seien Sie nett zu Ihnen!1070 Wien, Burggasse 6–8

i TerrOniProbieren Sie unbedingt den Grappa und verges-sen Sie auch nicht, nach einem unvergesslichen Mahl einen Caffe` zu ordern.1070 Wien, Westbahnstraße 23

la siciliaGeheimtipp in der Pampa. Beste Pizza, so wie sie sein soll.nach einem Spaziergang auf der Schmelz wärmstens zu empfehlen.1140 Wien, Sampogasse 13/2

ich schätze, ich liebe sie!a chi – se non con te… (mit wem, wenn nicht mit dir…) Die Pizza gehört uns allen, sie ist gewissermaßen ein Grundrecht der menschheit. und doch hat sie einen ursprung, nämlich neapel, das herz italiens und nicht wie mancher ami glauben möge, sie sei die erfindung eines gewissen Dr. Oetker.

Der siziLianer testet Pizza

PiZZerien Die sie unbeDinGT besuchen sOllTen!

den nationalfarben der damals jungen nation.Rot – die Tomaten, Weiß – der Mozzarella, Grün – das Basilikum.

Der Pizza sehr ähnliche Formen gibt es übrigens auch, sie heißen Piadina oder Foccacia und können auch sehr gut in normalen Öfen bzw. am Herd zubereitet werden. (richtige Pizza dagegen erst ab ca. 400-500 Grad!)w

Genug der Geschichte – was ist die Pizza heute?

Wie schon eingangs erwähnt, gehört sie uns allen. Dürfen wir deshalb auch alles mit ihr tun – den Rand mit käse füllen, den Boden 5 cm hoch machen, sie auf indische Art würzen?

Ich sage nEIn, denn sie ist eine alte Dame, diese Pizza, und alte Damen soll man gebührend ehren.

Es gibt ihn gewissermaßen, den Ehrenko-dex für unsere geliebte Pizza – Holzofen, hochwertige und frische Grundzutaten, wenn käse, dann bitteschön Mozzarella, kompakter Teig ohne übermäßigen Einsatz von Treibmitteln und vor allem eines – frisch aus dem Ofen!

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wenn du die matura hättest und noch besser wärs, wenn du studiert hast)• mind. 180 cm groß sein• keine Kinder haben, aber Kinder lieben

(und wenns geht nicht verheiratet sein)• gut gebaut sein (also man soll sehen, dass du trainiert) noch etwas: das ist keine Verarsche!! schickt mir einfach nur auch euer Foto (ganzkörper).

menschenrechte verteidigenangstmacher stoppen

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„mir FehLt Das hÜhner-kebab“

Fußballer ümit Korkmaz über sein neues leben in Frankfurt, was das Kicken im Gürtelkäfig bringt und warum er immer sPÖ wählt. Von Amar Rajković und Daniel Shaked (Fotos)

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Es ist gar nicht so leicht, mit Ümit kork-maz in Ruhe einen Tee beim Türken an der Ecke zu trinken. Immer wieder werden wir von Ümits Bekannten, Ex-klassenkollegen und verflossenen Liebschaften unterbro-chen. Eines ist deutlich zu spüren. Die Menschen sind stolz auf ihren Sohn, den Straßenjungen, der sich gerade aufmacht, die große Fußballwelt zu erobern. BIBER traf den Wirbelwind am Tag nach der Preis-verleihung „Bruno“, bei der korkmaz mal ganz locker die Trophäen für den „besten Fußballspieler“, den „besten nachwuchs-spieler“ und zusammen mit Rapid für die „beste Vereinsmannschaft“ der Saison 2007/2008 einheimste.

BIBER: Ümit, wie fühlt es sich an, wieder in Wien zu sein?ÜMIT kORkMAZ: Es fühlt sich immer gut an, wieder im 15ten Bezirk zu sein. Wir befinden uns hier in einem Lokal auf der Johnstraße, ums Eck von deinem Zuhause? Was vermisst du jetzt schon in Frankfurt?Was mir fehlt ist ein Hühnerkebab. In Deutschland haben sie Truthahn-kebab mit viel mehr Saucen und verschiedene kraut-arten. Der kebab am Meiselmarkt bleibt aber mein Favorit.Bald sind Nationalratswahlen in Öster-reich: Ist es wichtig für dich, wählen zu gehen?natürlich, dabei kann ich meine Stimme jener Partei geben, die sich am meisten für Ausländer einsetzt. Deswegen wähle ich immer Haider und Strache. Ich möchte der einzige Ausländer in Österreich sein. (lacht)Eine weise Entscheidung!Spaß beiseite, ich wähle seit Jahren die SPÖ.Könntest du dir vorstellen, mit H.C. Stra-che an einem Tisch zu sitzen und dich mit ihm zu unterhalten?Über Fußball schon. Bei anderen Themen

SPOrt

wählen mit 16Eine Information des Bundesministeriums

für Gesundheit, Familie und Jugend www.bmgfj.gv.at

daserstemal

Meine Meinung zählt, wennam 28. September gewählt wird.Wer bis zum Wahltag 16 ist, hat jetzt das Recht zu wählen.Ich will entscheiden, wer michim Parlament vertreten soll.Wer andere über sich bestimmenlässt, ist selber schuld.

Alle Infos unterwww.bmgfj.gv.atwww.jugendinfo.atwww.bmi.gv.at/wahlen

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wird es etwas schwerer. Er würde mich wahrscheinlich nicht zu Wort kommen lassen. Ich wette, dass er still und heimlich kebab in Stanniolpapier im Dunkeln isst und es nur nicht zugeben will (lacht).In Österreich ist es leider so, dass Ballspielen so gut wie überall verboten ist. Eine, der wenigen Ausnahmen ist der Käfig, wo es für die österreichischen Jugendliche sehr schwer ist, rein zu kommen.Es hängt viel von der Erziehung ab. Die österreichischen Eltern belegen ihre kinder mit viel mehr Regeln und Verboten. Sie müssen etwa gleich die Hausübung nach der Schule machen, während wir nach Hause kamen, die Schultaschen in die Ecke schmissen und sofort in den Park gingen. Wenn österreichische kinder in den käfig kommen, werden sie höchstens im kicken weggeputzt. klar gibt es ab und zu auch Reibereien, Streitigkeiten. Die sind aber normal für kinder. Man lernt auch eine gewisse Härte im käfig, sowie Durchset-zungskraft. Wichtig ist Eigeninitiative zu ergreifen und auf den Tisch zu hauen. Zu sagen: „Jetzt spiele ich hier“. Es ist eine Schule für das Leben. Ich habe unheimlich viel im käfig gespielt und gelernt. Wie groß ist die Wohnung, in der du in Wien mit Eltern und Bruder gewohnt hast?Es sind zwei zusammengelegte Wohnungen. Das ist der klassiker bei den Türken. Die Wand dazwischen durchschlagen, Stockbett rein und fertig!Der Transfer zu Frankfurt war großes Gesprächsthema, wie lange hast du überlegt, nachdem du von dem Angebot der Frank-furter gehört hast?Der Verein war schon länger interessiert an mir. Als dann ein konkretes Angebot nach dem Meisterschaftsgewinn kam, habe ich sofort zugesagt. Ich wollte mich mit einem klaren kopf auf die anstehende Heim-Eu-ropameisterschaft vorbereiten und meine Zukunft schon davor klären. Es ist ein wichtiger Schritt in meiner fußballerischen Entwicklung und ich bin froh, dass ich diesen gemacht habe.Kam der Wechsel nicht etwas zu früh in deiner Karriere: E s gibt genug Beispiele von

viel versprechenden Talenten, die sich im Ausland nicht beweisen konnten. Wenn man so denkt, kommt man nie vom Fleck. Ich hätte länger in der heimischen Bundesliga bleiben können. Es wäre nicht schlecht für meine Entwicklung gewesen, jedoch wäre es dann später vielleicht schon zu spät für die Deutsche Bundesliga gewe-sen. Frankfurt ist eine junge Mannschaft mit viel Potential. Bei Leverkusen oder Bayern wäre ich wahrscheinlich nur auf der Bank gesessen, bei Frankfurt habe ich eine realistische Chance, in der Anfangself zu spielen.Glaubst du, es war ein Fehler von dir, eine Woche zu früh ins Trainingslager einzurü-cken und damit deine derzeitige Verletzung zu provozieren?Im nachhinein kann man das immer be-haupten. Dieselbe Verletzung hätte genauso bei einer Woche mehr Urlaub passieren können. Es war ein Betriebsunfall und es hätte auch schlimmer kommen können. Ich wollte einfach einen guten Eindruck machen, mich schnell in die Mannschaft integrieren und Willen zeigen. Das nächste Mal mach ich aber Urlaub!Du bist mit deiner Mutter nach Frankfurt gezogen, warum eigentlich?Sie ist noch nicht eingezogen. Das wird erst der Fall sein, wenn die Wohnung fertig renoviert ist. Der Vater wird zwischen Wien und Frankfurt pendeln. Die Familie spielt eine große Rolle in meinem Leben. Ich bin selber sehr diszipliniert, aber meine

Mama erkennt bestimmte Gefahren und Risiken früher als ich selber. Sie sagt mir was ich falsch mache. Es gibt viele negative Beispiele wie z.B. Roman Wallner, die im Ausland kaputt gegangen sind. Die logische Fortführung deiner Karriere wäre in ein, zwei Jahren der Wechsel zu einem europäischen Spitzenverein.Ich muss mich jetzt mal entwickeln und in der deutschen Bundesliga etablieren. Ein Schritt folgt nach dem anderen. Ich habe in Österreich eine maximale Entwicklungsstu-fe erreicht. Wenn ich auf dem niveau eines Michael Ballacks in Deutschland bin, kann ich dann auch zu Chelsea wechseln.Was ist dein absoluter Lieblinsverein?Barcelona, eine technisch starke Mann-schaft. Sie laufen wenig, spielen dafür umso mehrWas sind deine Ziele mit dem Verein und der Nationalmannschaft?Unser Ziel ist es, die 46 Punkte aus der letzten Saison zu überbieten. Wir haben eine hungrige Mannschaft. Ein Platz im europäischen Wettbewerb wäre sehr schön.Zu wem hast du bis jetzt den besten Draht in der Mannschaft?Da ich in der Reha bin, kenne ich bis jetzt am besten die Spieler mit ähnlichem Verletzungsschicksal. Sehr gut verstehe ich mich mit Zlatan Bajramović (Anm. der Redaktion: bosnischer nationalspieler), weil wir uns auch jeden Tag sehen und seine Verletzung meiner ähnelt. Er fällt allerdings etwas länger als ich aus.

Zur Person:Vor vier Jahren spielte der 22jährige Wiener aus Wien-Fünf-haus noch in der Wie-ner Oberliga. Binnen zwei Jahren schaffte es Korkmaz bis zum Rekordmeister Rapid und übersprang dabei innerhalb eines Jah-res vier Spielstufen. Bei Rapid wurde er über Nacht zum abso-luten Publikumslieb-ling und dem Schreck aller Abwehrspieler. Mit seiner quirligen und wendigen Spiel-weise wurde Ex-Team-chef Hickersberger auf den Austro-Türken aufmerksam. Während der Heim-EM sorgte er bei allen drei Spielen für frischen Wind und blitzschnel-le Dribblings. Der Wechsel zum Traditi-onsverein Eintracht Frankfurt in die deutsche Bundesliga erfolgte im Sommer.

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Die viLLen Der

Gast-arbeiter

Jahr für Jahr ist im Osten Serbiens im Sommer richtig was los. Während das Leben in der Bergregion zwischen Donau, Morava und Timok sonst unspektakulär vor sich hinplätschert, erleben die Einwohner den alljährlichen Ausnahmezustand. In der Urlaubs-zeit wird das Siedlungsgebiet der Bezirke Braničevo, Bor, Zaječar und Pomoravlje zum Treffpunkt serbischer Gastarbeiter, die nach wieder einem Jahr „vorübergehender Arbeit im Ausland“ („na privremenon radu“) schwere Geschütze auffahren: Spachtel, Be-tonmischer, Asphaltmaschine und Stemmgerät werden in Betrieb genommen.

PrunKVOller als Der nachbar

Der Hausbau geht weiter. Höher, prunkvoller, besser als der nachbar. Das ist das Motto. Und so reihen sich in den Hoch-burgen der Gastarbeiter wie Samarinovac, Radujevac, Jabukovac oder Urovica Häuser an Häuser „und du kannst nicht mehr sagen, welches schöner und größer ist“, so eine Bewohnerin.

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Kitsch exklusiv: Die Fassaden sind mit weiß lackierten beton-schnörkseln verziert, die höfe schmücken löwen, schwäne und anderes mörtelgetier. Doch die rollos sind fest geschlossen. Denn es ist keiner zu hause – in den Villen der serbischen Gastarbeiter.

Von Ivana Cucujkić

alles Für Die lieben KinDer

Auch Frau Čuburović aus dem Dorf Dušanovac baut. Es ist bereits ihr drittes Haus: „Eines ist zwei Straßen weiter. Ihrem Sohn hat sie woanders auch eines gebaut. Aber der ist nie da. „Es gibt auch drei Stockwerke und einen Lift, wissen Sie“, erklärt der rumänische Bauarbeiter, der gerade die Fassade in erdigem Orangeton streicht. Die Hausherrin selber sei selten da. „Sie kommt hin und wieder und schaut, wie weit wir sind.“ Das orangene Haus hier baue sie für ihren Enkel, der später einmal mit seiner Familie darin wohnen soll.

lÖWen, lÖWen, lÖWen

Worin Leute wie Frau Čuburović ihren ganzen Stolz sehen, stößt bei den vielen im Ort auf Unbehagen. Etwa bei Milena aus kučevo: „Das ist doch sinnlos. Die kommen her, bauen diese grandiosen Häuser auf, um sich wichtig zu machen, aber wer weiß wie die dort im Ausland leben: ‚Seljačka posla‘ (‚typisch Bauer‘).“

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„hÖren sie auF Zu FOTOGraFieren. Wenn Die DOrT sehen, Was Wir hier haben, Dann WerDen sie uns Die lÖhne KürZen.“

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Sie müsse sich ständig vor Freunden aus den Großstädten recht-fertigen, keine Gastarbeiterin zu sein. „Die Leute verbinden diese Region sofort mit denen. Die Gastarbeiter sind eine richtige Marke geworden. Und überall Löwen, Löwen, Löwen. Jeder Haus hat Löwen am Zaun.“

niemanD isT Zu hause

Ein Aushängeschild ist auch das blaue, vierstöckige Gebilde in Dušanovac geworden. Es ist nämlich – so wird es erzählt – das derzeit größte Haus in der Region. Man kann es schon von Wei-tem sehen. G-förmig entfaltet es sich in drei Gebäuden rund um den Hof, geschmückt von Fontanen, Betonstörchen und saftigen Grünflächen. Es ist alles sauber, die Palmen sind frisch gegossen, die weißen Plastiksessel an der marmornen Veranda laden zum Verweilen ein. Doch es niemand zu Hause. Der nachbar klärt auf: „Sie zahlen mir 20 Euro im Monat damit ich die Blumen gieße und aufpasse, dass keine Einbrecher kommen. Das ist gut für mich.“ Ein anderer Villenbesitzer aus dem Ort weiß auch Pikantes zu erzählen: „Mein Sohn hat gesehen, wie der aus Wien gebrauchte Matratzen hergetragen hat, um sie ins Haus zu stellen. Schmutzige Matratzen hat der da drin! Stellen Sie sich vor!“

��0.000 eurO Für einen PalasT

Aber umso lieber zeigt uns der nachbar seinen ganzen Stolz. Herr Tošić aus Deutschland verpasste seinem Haus sogar einen „Palast“-Schriftzug in goldenen Lettern. „Ich habe bis jetzt 350.000 Euro investiert. Drei kredite hab ich. Jetzt ist das Haus fertig. Der Zaun allein hat 50.000 Euro gekostet. Jetzt soll es mal so stehen. Mein Enkel soll es dann innen einrichten.“ Auf die Frage, ob er sich sicher sei, dass seine Enkel aus Deutschland darin wohnen werden, gab er sich dennoch ängstlich: „Was soll ich machen. Sie sollen es halt haben.“ Was Herr Tošić bereitwillig zur Schau stellt, mag der nachbar von nebenan gar nicht gerne: „Hören Sie auf zu fotogra-fieren. Wenn die dort sehen, was wir hier haben, werden sie uns die Löhne kürzen.“

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utVor drei Jahren ist

Janima nam von new york hierher gezogen. ihr Problem: Wie kann sie ohne Geburtsurkunde beweisen, dass sie überhaupt existiert?

foto: natascha unkart

Dieses Jahr sticht die Friedens-flotte „mirno more“ aus Dalma-tien bereits zum 1�. mal mit 100 schiffen in see. Das motto: „To-leranz üben und Vorurteile über bord werfen.“

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„Mirno More!“ grüßen die Fischer in Ex-Jugoslawien, wenn sie in See stechen und wünschen einander eine „ruhige See“. Als Anfang der 90er-Jahre der brutale Bür-gerkrieg in Jugoslawien ausbrach, war von dieser Redewendung keine Spur mehr.Vorurteile, Intoleranz und gegenseitiges Misstrauen zwischen Serben, kroaten und Bosniaken mutierten zu Hass und Rassis-mus. � schiFFe, 17 FlüchTlinGsKinDer Um diesem absoluten Wahnsinn zu begegnen, gründete Christian Winkler, ein absoluter Adria-Fan und Hobby-Segler, im Jahr 1992 den Verein Mirno More. Das zentrale Ziel dabei war es, den kriegshandlungen im ehemaligen Jugoslawien eine Friedensinitiative entgegenzusetzen. nach einigen humanitären kleinprojekten, welche in den ersten beiden Jahren seiner Gründung durchgeführt wurden, brach die erste Mirno More Friedensflotte im Jahr 1994 mit 3 Schiffen und 17 Flüchtlingskindern an Bord in die Adriagewässer auf.

DalmaTinische aDriaKüsTeAb diesem Zeitpunkt wuchs das Projekt zügig, sowohl in seinem Umfang als auch in seinem Wirkunsgrad. Heute ist diese private sozio-kulturelle nGO zu einer Plattform für die verschiedensten Ziel-gruppen und sonstigen sozialen Anliegen geworden. neben Flüchtlingskindern und kriegswaisen nehmen seit Jahren auch Behindertengruppen, straffällig gewordene Jugendliche, sowie kinder aus gesicherten oder aus schwierigen sozialen Verhältnis-sen daran teil. Die Friedensflotte segelt seit 1994 jährlich an der dalmatinischen Adriaküste in kroatien. Darüber hinaus wird sie seit 2003 auch als unabhängiges Teilprojekt (kids for Freedom) in der Türkei veranstaltet. Durch diese alljährliche Segelwoche schafft die Friedensflotte ideale Voraussetzungen um ihre Leitziele – Frie-den, Toleranz und İntegration erfolgreich umsetzen zu können. inTOleranZ GeGen KinDerMit mehr als über 20 teilnehmenden natio-nalitäten gilt es dabei, der Verständigung zwischen dem Projekt und dem Gastge-berland kroatien die größte Aufmerksam-

keit zu schenken. Denn obwohl seitens der kroatischen Regierung jedes Mal eine enorme Unterstützung gewährleistet wird, haben die Erfahrungen der letzten Projekt-jahre deutlich gezeigt, dass die einheimische Bevölkerung teilweise nicht in der Lage ist, der Friedensflotte einen toleranten und vor-urteilsfreien Umgang entgegenzubringen. Dies gilt besonders für Teilnehmer aus dem ehemaligen Jugoslawien. Besonders erschüt-ternd ist dabei, dass sich diese Intoleranz sehr oft auch gegen kinder und Jugendliche richtet.

nOch Viel Zu TunDiese Erkenntnisse der Vergangenheit haben gezeigt, dass auf dem Gebiet eines vorurteilsfreien Miteinanders noch sehr viel zu leisten ist. Die Bedeutung der Mirno More Friedensflotte scheint somit wichtiger den je. Auch dieses Jahr, wenn die Flotte zum 14. Mal in ihrer Geschichte (1995 wegen krieg in kroatien ausgefallen) mit insgesamt 100 Schiffen unter dem Motto „Toleranz üben und Vorurteile über Bord werfen“ in See sticht.

seGeLn FÜr Den FrieDenVon Bojan Kantar

nach meinem Umzug nach Wien vor drei Jahren wollte ich mir einen Lebenstraum erfüllen und ein Doktoratsstudium ma-chen. Ich konnte es kaum erwarten, mich kopfüber in das europäische Hochschul-leben zu stürzen, mit all seinen Verhei-ßungen von niedrigen Studiengebühren und hohen akademischen Standards. Meine tatsächlichen Erfahrungen waren – nun – ein wenig ernüchternd. Gleich vorweg: in Wien stürzt man sich nicht mit einem Freudensprung in neue Projekte. Jeder diesbezügliche Versuch erleidet auf Verwal-tungsebene eine Bruchlandung, und trifft dort auf Teilnahmslosigkeit, wenn nicht auf Missbilligung und Widerstand.

anmelDunG,ummelDunG, abmelDunGDie österreichische Bürokratie ist eine jahrhundertealte Institution und wird noch eine Weile bestehen. Anmeldung, Ummel-dung oder Abmeldung, jedes offizielle Le-benszeichen, erfordert ein Sich-Ausweisen mit mannigfaltigen Dokumenten. Doku-mente, die nicht aus Österreich stammen, erfordern dabei Stempelmarken aus ihren Herkunftsländern, eben um die Echtheit ihrer Herkunft zu beweisen. Was wiederum die Echtheit der Herkunft der Stempelmar-ken beweist, sei dahingestellt – vermutlich die kosten und Mühen, die es macht, sie zu bekommen.

in KOrea GibT es Keine GeburTsurKunDeIn der österreichischen Bürokratie gibt es einen Drang zur Überprüfung offensicht-licher Sachverhalte, was diese zunehmend

verschleiert. Schon vor meiner Uni-Anmel-dung erlebte ich den Ausweis-Albtraum rund um meinen Aufenthaltstitel. Die Bearbeitung dauerte, wie an der Uni, ein Jahr, und erreichte den Höhepunkt, als ich die Geburtsurkunde vorweisen sollte. Mir war eine solche nie ausgestellt worden, ver-mutlich gab es das in meinem Herkunfts-land korea nicht. Für den österreichischen Beamten schwer zu verstehen, stellt sich doch die Frage: Welchen Beweis gibt es dann für diese Existenz? Mein Mann, der mich begleitete, erwähnte, dass es zwar keinen schriftlichen, aber einen visuellen Beweis gäbe. Auf einem alten Passfoto trägt mich meine Mutter am Arm. Der Beamte war erleichtert, das Foto sollte auf der Stelle herbeigeschafft werden. Meine Mutter konnte den Pass nicht finden und schickte ein anderes altes Foto von sich mit Baby am Arm. Gewiss, das hätte irgendeine Frau mit irgendeinem kind sein können – in dem Fall war es von Vorteil, Asiatin zu sein.

DiPlOm aus Dem bilDerrahmenMein Bakkalaureats-Diplom holte ich aus dem Bilderrahmen, um es einzureichen. Ein amerikanischer Freund bat gar seine Mutter, seine Mittelschulzeugnisse zu

suchen, sie wurden bei der Bewerbung als Englischlehrer verlangt. Ich fand es schon verwunderlich, mein Bakkalaureat nach-zuweisen, wo ich den Magister hatte. Aber Mittelschulzeugnisse, wenn man bereits Doktor ist?

Keiner WussTe, WOVOn ich sPrach Beglaubigte Übersetzungen sind nach menschlichem Ermessen Beweis genug für die bisherigen Abschlüsse. Immerhin werden alle Prüfungen und Studienjahre genau dokumentiert. Allein, das reicht nicht aus in Österreich. Ich wurde gebe-ten, die Prüfungen in sogenannte ETCS-Credits umzurechnen. Als ich an meiner Heimatuni nachfragte, wusste keiner, wovon ich sprach. Ich wandte mich an die Österreichische HochschülerInnenschaft. Am Ende erfuhr ich, dass nicht ich für die Umrechung in ETCS-Credits zuständig sei; das hätte mir sechs Monate meiner Insk-riptions-Irrfahrt erspart. Ein paar Wochen später war meine Anmeldung plötzlich durch – ob die Prüfungen je umgerechnet wurden, weiß ich nicht.

Ich habe gelernt, nicht lange zu fragen.

Übersetzung: Gabriele konrad

eine amerika-nerin

in Wien

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PoLitische PerversionenDie anbiederung der FPÖ an die serbische community ist peinlich. Die Freiheitlichen sind dadurch nicht weniger ausländerfeindlich, sie sind nur noch durchschaubarer.

Diesmal fährt die FPÖ unter Heinz-Chris-tian Strache keine radikal ausländerfeind-liche kampagne. Auf den Plakaten sucht man vergeblich Slogans wie „Daham statt Islam“ oder gar „Stopp der Überfrem-dung“. Stattdessen heißt es ganz brav: „Für uns Österreicher“.

Die FPÖ ist deshalb nicht ausländer-freundlicher geworden. Die Freiheitlichen versuchen nur, auch Österreicher mit ausländischem Hintergrund auf ihre Seite zu ziehen. Das ist kein Wunder: Immerhin ist auch den blauen Strategen nicht entgan-gen, dass ein zunehmender Teil der Wähler migrantische Wurzeln hat.

sOGar einen OrThODOxen POPen schlePPTe Der FPÖ-cheF Zu einer PresseKOnFerenZ.

Bereits seit Längerem versuchen die Blauen deshalb vor allem bei der serbischen Community in Wien zu punkten. Strache reist öfters nach Belgrad, trifft sich mit Ver-tretern der rechten Radikalen Partei (SRS) und agitiert gegen die Unabhängigkeit des kosovo. Selbst auf den Plakaten gibt er den Serbenfreund. Demonstrativ trägt er am Handgelenk eine blaue Brojanica (ortho-doxe Gebetskette). Sogar einen orthodoxen Popen schleppte der FPÖ-Chef zu einer Pressekonferenz, um seine Solidarität mit

dem serbischen Volk zu betonen. Ob das zieht? Ich kann mir das nicht

vorstellen. Eine Partei, die von der eigenen Bevölkerung keine ausreichende Unterstüt-zung hat, wird nie von einer jenen Minder-heiten, gegen die sie jahrelang gehetzt hat, gewählt werden. Es gibt zwar immer ein paar verwirrte Ausländer, die einen Min-derwertigkeitskomplex haben, ihre kinder nach Hollywood-Schauspielern benennen und zu Hause ihren kindern die Mutter-sprache verbieten. Aber die Anzahl dieser Personen ist so gering, dass sie nicht einmal alle Plätze im Riesenrad füllen können.

Die serbische Bevölkerung in Österreich ist eine aufgeklärte Gesellschaft und wird nicht auf diese peinliche, angebliche von der FPÖ „klug überlegte Taktik“ herein-fallen. Also, eine blaue Heimat mit eine Portion Cevapcici, das wird es nicht geben. Und überhaupt: Wie viele Serben gibt es in Österreich, wie viele von ihnen werden auf den FPÖ-Boss hören? Wer davon wieder-um wird zur Wahl gehen? Mit den paar Hundert kann man wohl leben.

Aus Sicht der FPÖ mag es „intelligent“ sein, sich mit einer bestimmten Minderheit zu solidarisieren. Dadurch stellt sie sich automatisch wieder gegenüber viele andere Minderheiten. So tritt die FPÖ nun als Fürsprecher der christlichen Serben gegen die muslimischen Türken auf.

Mit dieser Politik werden sie auch nicht

viel erreichen, da es bekannt ist, dass Isla-misten und Rechtsradikale sich gegenseitig verstärken. Aber immerhin: Für die FPÖ ist es nun möglich, dem Image als auslän-derfeindliche und rassistische Partei etwas entgegenzusetzen. Jetzt sind die Blauen sozusagen nur mehr gegen „Fremde“, die von außerhalb Europas sind.

Den FreiheiTlichen GehT es nur Darum, Die leuTe GeGeneinanDer ausZusPielen.

Es ist möglich, über die neue FPÖ-Li-nie viele Witze zu machen und zu enthül-len, dass eigentlich die Politik der FPÖ in die Sackgasse geraten ist, wenn sie sich nun sogar bei den Ausländern anbiedern muss. Deutlich sieht man, dass es den Freiheitlichen nicht darum geht, für die ganze Bevölkerung gute Politik zu machen, sondern einfach Menschen gegeneinander auszuspielen. Egal wen gegen wen.

Die blauen Funktionäre können von Tür zur Tür laufen, aber nach den Wahlen wird die FPÖ weiterhin eine Partei ohne einen realen politischen Einfluss sein. Es tut mir leid für die hübsche Blondine, die für die FPÖ auf der Favoritnerstrasse Flugblätter verteilt. Aber blond, blauäugig und vielleicht serbenfreundlich – das reicht nicht für ein politisches Programm.

koLumne

Von Sedat Pero und Petra Rautenstrauch (Fotos)

Verantwortung für Österreich

Im Einsatz für Wien

Jetzt entdecken plötzlich alle den

Gratiskindergarten als Wahlkampfschlager. Wir fordern das in

Wien schon seit Jahren. Die SPÖ Wien verhindert es mit ihrer Mehr-

heit. Und erhöht die Kindergartengebühr. Die wahren Probleme

verlangen ernsthafte Diskussionen. Und ehrliche Antworten.

Ihr Johannes Hahn, Ihre Christine Marek, ÖVP Wien

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Wien lebt Vielfalt*

Wir bieten…

Kostenlose Beratung und Service in unternehmerischen Fragen

Unterstützung bei der Umsetzung betrieblicher Wachstums- und Innovationsschritte

Informationen über die Förder- und Beratungsangebote der Stadt Wien

Unterstützung beim Umgang mit Ämtern und Behörden

Hilfe bei der Vernetzung mit den Wirtschaftsinstitutionen der Stadt Wien

* Mehr Service für migrantische Unternehmen

Mingo Migrant Enterprises:

Mag.a Nilgül RaekeKundratstraße 6/2. OG, 1100 Wien

T +43 1 231 49 99, F +43 1 231 49 61

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