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.33 Yoga-Typologie: Yogis und Yoginis, vom Ashram bis ins Yoga-Loft 52 Reines Wasser: Wie Kunst den Klimawandel porträtiert 58 Essbare Kosmetik: Vom Garten in die Küche und auf die Haut 80 #FOODPORN Die Inszenierung von Essen zwischen Sinn und Sinnlichkeit AUSGABE 33 — OKTOBER / NOVEMBER 2014. WWW.BIORAMA.EU KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR P.B.B. — 11Z038861 M — 1040 WIEN —— WWW.FACEBOOK.COM/BIORAMA

BIORAMA #33

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#Foodporn Die Inszenierung von Essen zwischen Sinn und Sinnlichkeit Yoga-Typologie: Yogis und Yoginis vom Ashram bis zum Yoga-Loft; Reines Wasser: Künstlerin Ursula Biemann über die Folgen des Klimawandels; Essbare Kosmetik: Vom Garten, in die Küche und auf die Haut Und vieles mehr! http://www.biorama.eu http://www.facebook.com/biorama http://twitter.com/biorama_mag

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Yoga-Typologie: Yogis und Yoginis, vom Ashram bis ins Yoga-Loft — 52Reines Wasser: Wie Kunst den Klimawandel porträtiert — 58Essbare Kosmetik: Vom Garten in die Küche und auf die Haut — 80

#Foodporn Die Inszenierung von Essen zwischen Sinn und Sinnlichkeit

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Bio-Wiesenmilch ist eine Erfolgsgeschichte der Weidehaltung. Seit rund einem Jahr ist die Milchqualität unter verschiedenen Marken im Handel erhältlich. Ein Erfolg für die Innova-tionskraft der Bio-Landwirtschaft. Und diese ist mit ihren Ideen noch lange nicht am Ende.

INNOVATION AUF DIE MAN STOLZ IST

Mehr Grasland - mehr Klimaschutz! Das Meer ist der größte CO2-Speicher unseres Planeten. Etwa ein Viertel der von Menschen verursachten CO2-Emissionen wird von den Ozeanen absorbiert. Wussten Sie, dass Gras-land der zweitgrößte CO2-Speicher der Erde ist? Das Futter der Bio-Wiesenmilchkuhe stammt hauptsächlich von Wiesen und Weiden. Fur die Erzeugung von Bio-Wiesenmilch wird des-halb viel mehr Grasland benötigt. Mehr Grasland heißt mehr Klimaschutz. Die Bio-Wiesenmilchbäuerinnen und -bauern zeigen mit ihrer Wirtschaftsweise, wie man den großen Heraus-forderungen der Gegenwart und der Zukunft begegnen kann. Nämlich „von Grund auf natürlich“. Genießen Sie mit gutem Gewissen die wertvolle Bio-Wiesenmilch und gehen Sie mit uns auf unserer Milchstraße ... in die richtige Richtung!

Mit besten Wünschen, die ARGE Bio-Wiesenmilch

www.biowiesenmilch.at /biowiesenmilch

Höchste Zeit, Grundlegendes zu verändern!

Die gesamte Doppelseite erfolgte:

Biologische Landwirtschaft ist fur Marlies Pötscher der beste Weg, ihren Hof zu betreiben. „Das ist am tiergerechtesten, schont die Ressourcen und ver-spricht die beste Lebensqualität“, meint die junge Mutter. Sie ist eine der BIO AUSTRIA-Bäuerinnen, die auf Weidehaltung ihrer Milchkuhe setzt und am Projekt Bio-Wiesenmilch teilnimmt. Das be-deutet, dass sie auf ihrem Hof in höchstem Maß energie- und ressourceneffizient arbeitet – nach den wissenschaftlich erarbeiteten Bio-Wiesenmilch-Richtlinien.

Im Zentrum steht dabei die Milchproduktion aus der Kraft der Wiese. Das ist die naturlichste Form der Milchviehhaltung und stiftet Nutzen fur die gan-ze Gesellschaft. Durch Klimaschutz zum Beispiel, da Wiesenfutter energiesparend gewonnen und Kohlenstoff in den Weide-Böden gebunden wird. Bio-Wiesenmilchbetriebe schutzen auch die Vielfalt an Gräsern, Kräutern, Blumen und wildlebenden Tieren, die in Wiesen und Weiden ihren Lebens-raum finden. Somit erhalten sie unsere einzigarti-ge Kulturlandschaft mit ihren offenen Grasflächen, auch wenn manche davon maschinell kaum bewirt-schaftbar sind.

Letztendlich sind wir alle Teil des Ganzen. Nur wenn wir die Artenvielfalt schützen und fördern und unsere Tiere artge-recht behandeln, kommen wir in den Genuss hochwertiger Lebensmittel!

Große Ackerflächen fur den Anbau von Kraftfutter uberlassen sie lieber der Produktion von Speise-pflanzen zur menschlichen Ernährung. Bio-Wiesen-milchbäuerinnen und -bauern unterstutzen also auch die Ernährungssicherheit.

Von dem Projekt profitieren die Kuhe, die mehr Weidezeit genießen und durch eine gemäßigte Milchleistung ihre Lebensenergie sparen können. Doch auch den Bio-Wiesenmilchbäuerinnen und -bauern bedeutet diese Milchqualität viel. „Der tägliche Rhythmus mit den Tieren macht mir be-sonders Freude. Es ist außerdem schön den Erfolg zu sehen, wenn man etwas Neues ausprobiert, wie zum Beispiel die Kurzrasenweide“, erzählt Marlies Pötscher. Die Innovation gibt den Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern neues Selbstvertrauen in die eige-ne Gestaltungskraft, unabhängig von fixen Richtli-nien und Zwängen des Marktes. Sie schafft neue Einkunfte durch ein Produkt, auf das man stolz ist. Und sie stellt sicher, dass sich alle im Sinne der ge-meinsam festgelegten Ziele weiterentwickeln. Denn in den Biobäuerinnen und -bauern steckt noch viel mehr Innovationskraft.

Marlies Pötscher, Bio-Wiesenmilchbäuerin

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Bio-Wiesenmilch ist eine Erfolgsgeschichte der Weidehaltung. Seit rund einem Jahr ist die Milchqualität unter verschiedenen Marken im Handel erhältlich. Ein Erfolg für die Innova-tionskraft der Bio-Landwirtschaft. Und diese ist mit ihren Ideen noch lange nicht am Ende.

INNOVATION AUF DIE MAN STOLZ IST

Mehr Grasland - mehr Klimaschutz! Das Meer ist der größte CO2-Speicher unseres Planeten. Etwa ein Viertel der von Menschen verursachten CO2-Emissionen wird von den Ozeanen absorbiert. Wussten Sie, dass Gras-land der zweitgrößte CO2-Speicher der Erde ist? Das Futter der Bio-Wiesenmilchkuhe stammt hauptsächlich von Wiesen und Weiden. Fur die Erzeugung von Bio-Wiesenmilch wird des-halb viel mehr Grasland benötigt. Mehr Grasland heißt mehr Klimaschutz. Die Bio-Wiesenmilchbäuerinnen und -bauern zeigen mit ihrer Wirtschaftsweise, wie man den großen Heraus-forderungen der Gegenwart und der Zukunft begegnen kann. Nämlich „von Grund auf natürlich“. Genießen Sie mit gutem Gewissen die wertvolle Bio-Wiesenmilch und gehen Sie mit uns auf unserer Milchstraße ... in die richtige Richtung!

Mit besten Wünschen, die ARGE Bio-Wiesenmilch

www.biowiesenmilch.at /biowiesenmilch

Höchste Zeit, Grundlegendes zu verändern!

Die gesamte Doppelseite erfolgte:

Biologische Landwirtschaft ist fur Marlies Pötscher der beste Weg, ihren Hof zu betreiben. „Das ist am tiergerechtesten, schont die Ressourcen und ver-spricht die beste Lebensqualität“, meint die junge Mutter. Sie ist eine der BIO AUSTRIA-Bäuerinnen, die auf Weidehaltung ihrer Milchkuhe setzt und am Projekt Bio-Wiesenmilch teilnimmt. Das be-deutet, dass sie auf ihrem Hof in höchstem Maß energie- und ressourceneffizient arbeitet – nach den wissenschaftlich erarbeiteten Bio-Wiesenmilch-Richtlinien.

Im Zentrum steht dabei die Milchproduktion aus der Kraft der Wiese. Das ist die naturlichste Form der Milchviehhaltung und stiftet Nutzen fur die gan-ze Gesellschaft. Durch Klimaschutz zum Beispiel, da Wiesenfutter energiesparend gewonnen und Kohlenstoff in den Weide-Böden gebunden wird. Bio-Wiesenmilchbetriebe schutzen auch die Vielfalt an Gräsern, Kräutern, Blumen und wildlebenden Tieren, die in Wiesen und Weiden ihren Lebens-raum finden. Somit erhalten sie unsere einzigarti-ge Kulturlandschaft mit ihren offenen Grasflächen, auch wenn manche davon maschinell kaum bewirt-schaftbar sind.

Letztendlich sind wir alle Teil des Ganzen. Nur wenn wir die Artenvielfalt schützen und fördern und unsere Tiere artge-recht behandeln, kommen wir in den Genuss hochwertiger Lebensmittel!

Große Ackerflächen fur den Anbau von Kraftfutter uberlassen sie lieber der Produktion von Speise-pflanzen zur menschlichen Ernährung. Bio-Wiesen-milchbäuerinnen und -bauern unterstutzen also auch die Ernährungssicherheit.

Von dem Projekt profitieren die Kuhe, die mehr Weidezeit genießen und durch eine gemäßigte Milchleistung ihre Lebensenergie sparen können. Doch auch den Bio-Wiesenmilchbäuerinnen und -bauern bedeutet diese Milchqualität viel. „Der tägliche Rhythmus mit den Tieren macht mir be-sonders Freude. Es ist außerdem schön den Erfolg zu sehen, wenn man etwas Neues ausprobiert, wie zum Beispiel die Kurzrasenweide“, erzählt Marlies Pötscher. Die Innovation gibt den Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern neues Selbstvertrauen in die eige-ne Gestaltungskraft, unabhängig von fixen Richtli-nien und Zwängen des Marktes. Sie schafft neue Einkunfte durch ein Produkt, auf das man stolz ist. Und sie stellt sicher, dass sich alle im Sinne der ge-meinsam festgelegten Ziele weiterentwickeln. Denn in den Biobäuerinnen und -bauern steckt noch viel mehr Innovationskraft.

Marlies Pötscher, Bio-Wiesenmilchbäuerin

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inhalt

Biorama Nº. 33 auftakt

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07 Editorial08 Global Village

Die Welt im Großen & Kleinen

Schwerpunkt: Über Essen18 #Foodporn

Warum Menschen das inszenie-ren, was auf ihren Tellern liegt

23 Politik geht durch den Magen Kulinarik und Diplomatie

26 Aufgegessen Die Ästhetik leerer Teller

Magazin35 Zwischen Einkaufswagerl

und Ernteanteil Wie viel Regionalität steckt drin?

38 Der Geschmack der Heimat Der komplizierte Weg regionaler Lebensmittel zum Verbraucher43 I Love Brot Zwischen Social Design und Lebensmittelmüllvermeidung48 Simplicity: »Einfach leben,

erhaben denken« KarmaKonsum-Gründer

Christoph Harrach im Interview52 Vom Ashram ins Yoga-Loft Eine Yogi-& Yogini-Typologie58 »Hoffnung ist fehl am Platz« Künstlerin Ursula Biemann im Gespräch62 Der Lechweg wird kulinarisch Eine Wanderung mit Mehrwert71 Braurezept: CO2-neutral Bier aus der Ökobrauerei

Marktplatz74 Blütenzauber im Glas Honig für’s Maul76 DIY-Rezept

Dashi – das ist Japan80 Kosmetik aus der Küche Essbares für die Haut

Kolumnen40 Elternalltag46 Die Welt, die wir uns wünschen79 Speis & Trank82 Und hinter mir die Sintflut

#foodporn: essen & inszenierungDie sozialen Netzwerke quellen über vor lauter Fotos von Essen. Was soll das und wieso inszenieren die Menschen das, was auf ihren Teller kommt? Wir haben uns angeschaut, was hinter dem Hashtag #Foodporn steckt. Außer-dem: Welche Rolle spielt Essen und das kulinarische Erbe eines Landes im Dialog zwischen Regierungen und der Öffentlichkeit? Guten Appetit!

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braurezept: co2-neutralBier gibt’s in bio, in Mehrweg und aus der Region. So manche Halbe ist jetzt auch CO2-neutral – so wie die hier. Besonders in der Steiermark braut man heute klimabewusst.

meine stadt: budapestZita Majoros sorgt mit ihrem Label Printa für frischen Wind in der nach- haltigen Mode- und Designszene. Uns verrät sie ihre Eco-Hotspots im »Paris des Ostens«.

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vom ashram ins yoga-loftSo vielfältig wie die Asanas, die Körperübungen im Yoga, so vielfältig sind auch die Vorurteile, die gegenüber der aus Indien stammenden Lehre gehegt werden. Zwischen Räucherstäbchen und Funktionswäsche wird ge-schwitzt und gedehnt. Ist Yoga Lebensphilosophie oder Lifestyle-Konzept? Der Versuch einer Typologisierung.

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blick.dicht neues Kunstbuch!

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21. – 22. November 2014 ehemalige ANker expedithAlle Brotfabrik

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Biorama Nº. 33 editorial, impressum

Zeig mir, was du isst und ich sage dir, wer du sein möchtest. Warum und wie wir uns – oder zumin-dest sehr viele von uns – durch die Inszenierung unserer Speisen selbst in Szene setzen, erklärt Thomas Stollenwerk in der diesmaligen Coversto-

ry. Seine kulturgeschichtliche Herleitung der feinen Un-terschiede unserer mal mehr, mal weniger ausgeprägten Tischmanieren leitet logisch zum Text seiner Kollegin Sarah Krobath über Gastro-Diplomatie über. Sie erläu-tert, wie zahlreiche Länder ihr kulinarisches Erbe di-plomatisch instrumentalisieren. Ob Staatsbankett oder Momentaufnahme aus der Küche – zu Foodporn werden die Bilder von servierten Speisen erst, wenn sie in Blogs, auf Facebook, Twitter oder Instagram Verbreitung fin-den. Denn Pornografie – das ist für die anderen gedacht! Durch #Foodporn wird Essen zum öffentlichen Akt, der selbst dann noch ein sozialer sein kann, wenn man näch-tens alleine zuhause zulangt.

Dass sich Essen auch ganz und gar undiplomatisch und indiskret instrumentalisieren lässt, beweist dieser Tage ein verbitterter Greis. Der deutsche Wendekanz-ler Helmut Kohl soll über seine Nachfolgerin geäußert haben, Angela Merkel habe einstmals nicht mit Messer und Gabel essen können. Will heißen: Sie war ein Nichts, bevor er, der von seinem politischen Ziehkind nunmehr Verratene, dieses in bessere Kreise eingeführt hat. Pein-lich ist das heute vor allem für Kohl. Denn Manieren kann sich einer aneignen, Charakter eher kaum. Und im-merhin war Merkel klug genug, zu lernen, wie man sich bei Tisch verhält. Dass sie sich auch am Bankett bewährt hat, wird niemand in Frage stellen.

Außerdem: Bei allem Posieren, Parlieren und Fotogra-fieren bleibt die wahre Königsdisziplin ohnehin nur das Selberkochen. Und dass Helmut Kohl diese beherrscht, nimmt ihm keiner ab.

#Foodporn oder: AngelA Merkels TischMAnieren

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Thomas Weber, [email protected]@th_weber

iMpressuMHERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Johanna Stögmüller

AUTOREN Claas-Hendrik Berg, Mirjam Bromundt, Sylvia Buchacher, Iwona Dullinger, Anne

Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Miriam Frühstück, Tina Gallach, Yannick Gotthardt,

Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Micky Klemsch, Franz Knipp, Sarah

Krobath, Astrid Kuffner, Zita Majoros, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Sebastian Rahs, Theres

Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Matthias Schickhofer, Jürgen

Schmücking, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Sarah Stamatiou, Thomas Stollenwerk,

Werner Sturmberger, Erwin Uhrmann, Katharina Wiesler, Jörg Wipplinger PRAKTIKUM

Astrid Dober, Edeltraud Günthör COVERBILD Thomas Albdorf FOTOGRAFIE Elisabeth

Els, Arnold Pöschl ILLUSTRATIONEN Katharina Hüttler / agentazur.com GESTALTUNG

Elisabeth Els, Manuel Fornhofer, Erli Grünzweil, Katharina Kvasnicka, Thomas Wieflingseder

LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky

Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek,

Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH,

Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT

Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu,

[email protected] BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000

10005177968, BIC BKAUATWW

ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr

ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien

BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem

nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und

Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie

zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde.

Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.

Biorama wird nach den Vorgaben des Österreichischen

Umweltzeichens in der Druckerei Janetschek auf Lenza

Top Recycling gedruckt. 100 % Recycling-Papier. Eh klar.

21. – 22. November 2014 ehemalige ANker expedithAlle Brotfabrik

craftbierfest.at • facebook.com/craftbierfest

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Wir sind buch!biorama-Herausgeber Thomas Weber feiert dieser Tage mit »Ein guter Tag hat 100 Punkte … und andere alltagstaugliche Ideen für eine bessere Welt« das Erscheinen seines Erstlingswerks (Residenz Verlag).Und biorama-Bloggerin Sophia Hoffmann entführt per Kochbuch in »Sophias vegane Welt« (Edel Books).

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Irritation macht sich breit. Inmitten der Stille der Föhrennadeln und der Symmetrie der Baumstämme blitzt ein Mann im Adamskostüm durch. Die Atmosphäre ist melancholisch und bizarr und fühlt sich an, als ob die Realität hier verschoben wäre. Ist das, was man sieht, tatsächlich wahr? Der Fotograf Marko Zink manipuliert sein Filmmaterial, um solche Störmomente zu inszenieren. Er spielt mit der surrealen Enttarnung der Körperlichkeit, die behutsam in die Szenerie eingepflanzt ist. Der Wald dient als Symbol des Unbewussten und ist prädestiniert für die Verlagerung des Gewohnten ins Unheimliche. Mario Zinks Fotografien sind unter anderem im Rahmen des Fotofestivals »Eyes On« von 28. Okto-ber bis 30. November in Wien zu bestaunen. Im Monat der Fotografie können in Wien 175 Ausstel-lungen mit mehr als 650 beteiligten nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern besucht werden. www.eyes-on.at / www.europeanmonthofphotography.org

Im Wald

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Echt stark!Das steirische NaturkundemuseumDienstag bis Sonntag von 10 – 17 UhrJoanneumsviertel, 8010 Graz www.museum-joanneum.at

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Nina Mohimi und Dani Terbu haben sich dem Thema Essen verschrieben. Regional, saisonal, biologisch und fair soll es sein und vor allem eins: gut schmecken. Mit Ihrer Online-Plattform Taste Austria wollen sie österrei-chischen Klein(st)betrieben einen Raum eröffnen, sich und ihre Produkte vorzustellen. Im Oktober wird der erste Tastemakers-Award verliehen, der herausragende Lebensmittelproduzenten auszeichnet und ins verdien-te Rampenlicht stellt. Dabei wird auch der biorama-Innovationspreis an den findigsten Hersteller vergeben. Was einen Tastemaker überhaupt ausmacht? Hier ein kleiner Auszug aus dem Kriterienkatalog: Tastemaker nutzen Rohstoffe aus der Region, bevorzugen Produkte aus biologischer Landwirtschaft und setzen auf eine um-weltfreundliche Verpackung und kurze Transportwege. Nina und Dani sind übrigens auch die Gründerinnen der Coolinary Society, einer Agentur, die Lokale, Lebensmit-telerzeuger, Foodblogger und kulinarisch versierte Men-schen zusammenbringen möchte – an den gemeinsamen Esstisch quasi. Uns schmeckt’s! www.tasteaustria.at

Die Plattform »Taste Austria« will der industriellen Lebensmittelproduktion die Vielfalt kleiner Produ-zenten aus Österreich entgegensetzen.

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Geschmackssache

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Alexandre26, StudentFrankly, I don’t know my neigh-bours and I am not interested in it. All my neighbours are old and I just don’t want to get to know them.

Cornelia64, PensionistinJa! Wir haben eine tolle Hausge-meinschaft. Dazu habe ich eine kurze Geschichte: Die Hausverwal-tung wollte nicht, dass mein Hund in den Garten kommt, daraufhin hat die gesamte Hausgemeinschaft einen Brief unterschrieben, dass sie wollen, dass der Hund in den Garten soll. Jeder war dafür. Seitdem darf mein Hund in den Hof.

Birgit50, PR-BeraterinZum Teil kenne ich meine Nach-barn, aber leider zu wenig. Ich habe mir das schon einmal gedacht, dass es eigentlich besser wäre, sie zu ken-nen – aber auch nicht alle.

» kennsT du eigenTlich deine nAchbArn?«

sTreeT TAlk Wir FrAgen, FünF nAchbArn AnTWorTen.

Vroni27, StudentinJa, weil die haben ihr Klo am Gang. Das ist wirklich so! Außerdem ha-ben sie dort auch viele Pflanzen.

Mit Nachbarn ist es wie mit Verwandten, oder? Stimme aus dem Off

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Bernhard33, Behindertenbetreuer Jein. Ein paar kenne ich, ein paar davon sind meine Freunde und ein paar grüße ich gar nicht und sie mich auch nicht. Einige wissen, dass ich gerne Räder repariere und fragen mich deshalb, ob ich ihnen helfen kann.

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Der Verein Stadtbienen hat es sich zum Ziel gemacht, artgerechte Bienenhaltung im städtischen Raum zu för-dern und zu etablieren. Dafür haben die Mitglieder unter anderem die »Bienenbox« entwickelt. Diese Behausung soll es auf einfache Weise und für jedermann möglich machen, Bienen zu halten und und ihnen so auch in der Stadt Lebensraum und Schutz zur Verfügung zu stellen. Ob Balkon, Terrasse oder Garten – die Bienenbox findet überall Platz. Sogar an einer Fensteranbringung für die Box wird derzeit gearbeitet. Im Rahmen von Seminaren und Workshops werden die Basics für angehende Bie-nenmamas und -papas vermittelt. Auch Schulen, Organi-sationen und Kommunen sind gefordert und können ih-ren Beitrag zum Erhalt der überaus nützlichen Insekten leisten. Die Plattform soll urbane Bienenhalter vernet-zen und einen Austausch ermöglichen. Außerdem hält die Webseite aktuelle Informationen zum Thema bereit. Über Kooperation mit Universitäten und Forschungs-projekten möchte Stadtbienen e.V. der Bienenhaltung in der Stadt auch wissenschaftlich nachgehen. www.stadtbienen.org

Wenn man aus der stupiden, grauen Gebäudewelt aus-brechen will und nach einem Zufluchtsort sucht, der ei-nem Klarheit und Einfachheit bietet, dann gibt es bald nur einen Ort, der das wirklich kann: die Natur. Genau deshalb kombiniert das Buch »Hide And Seek« Archi-tektur mit Landschaft. Die rund 250 Seiten decken mit den vier Kapiteln »Where Land Meets Water«, »Sky High«, »Open Range« und »In This Neck Of Woods« die wesentlichen Bereiche der Natur ab: wassernahe Umgebungen, Berglandschafen, offene Felder und wil-de Wälder. Verschiedenste Formen und Größen wie ein in einen Stein eingebautes Apartment bis hin zu kleinen Verstecken und Kabinen, manchmal sogar nur ein Kokon, sind so naturnah »eingepflanzt«, dass man den Übergang zwischen Natur und Bauwerk kaum er-kennen kann. Manche Bauten stehen aber genau wegen ihrem unpassenden Aussehen in einer Landschaft und lenken so die Aufmerksamkeit auf die Natur. Ein Buch für Architektur- und Naturliebhaber, das die Nähe und Verbundenheit zur Natur auch auf einem Coffee Table spüren lässt.

Dass die Biene um’s Überleben kämpft, ist nicht neu. Neu hingegen: die Initiative Stadtbienen e.V. und ihre Bienenbox.

Das Architektur-Buch »Hide And Seek« zeigt individuelle Bauwerke, die sich auf Formen der Natur einlassen.

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Ben R. Kneppers, David M. Stover und Kevin J. Ahearn haben eine Mission: Die drei jungen Herren aus den usa haben sich der nachhaltigen und umweltschonenden Produktion von Skateboards verschrieben. Ihre Erzeu-gungskriterien? Die Boards werden aus recycelten Fi-schernetzen in Chile hergestellt. Über die Initiative Net Positiva werden nicht mehr verwendete Netze zu Sam-melstellen gebracht und finden von dort aus den Weg in die Skateboard-Herstellung. Seit dem Start der Initiative im Januar konnten über drei Tonnen an Material gesam-melt werden. Achtlos weggeworfene Fischernetze ma-chen bis zu zehn Prozent der Plastik-Verschmutzung in den Ozeanen aus. Das Bureo-Team setzt darüber hinaus Maßnahmen zur Säuberung von Küstenarealen und ar-beitet eng mit Gemeinschaften in chilenischen und US-amerikanischen Küstengebieten zusammen, um das fra-gile Ökosystem Ozean zu erhalten und ein Bewusstsein für dessen Gefährdung zu schaffen. »Bureo« bedeutet auf chilenisch Wellen – und Wellen der Veränderung möch-te dieses Projekt auch schlagen. www.bureoskateboards.com

Das Design-Label Bureo Skateboards verbindet die Leidenschaft für den Sport mit den Anliegen Umweltschutz, Recycling und Nachhaltigkeit.

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Große Windräder sind in manchen Gegenden aus dem Landschaftsbild kaum mehr wegzudenken, die persön-liche Nutzung der Windkraft ist aber noch nicht so weit. Ein Open-Source-Projekt einer polnischen 3D-Drucker-Firma soll hier Abhilfe schaffen. Diverse Teile, vor allem der Vertikalrotor, werden vom Käufer am 3D-Drucker selbst hergestellt. Alles, was nicht gedruckt werden kann, wird geliefert. Mit 300 Watt Spitzenleistung bei einer Windgeschwindigkeit von 36 km/h kann schon einiges betrieben werden. Ein eingebauter Akku speichert die nicht genutzte Energie.

Das aufgebaute Gerät hat eine Höhe von 2,5 m und einen Durchmesser von 125 cm. Mit 25 kg Gewicht ist es vor allem für portable Einsätze gedacht, z. B. beim Campen. Für Gebiete ohne Stromversorgung bietet sich die kostengünstige Lösung ebenfalls an. Wie bei großen Windkraftanlagen liegt der Preis in der Größenordnung von 1.000 Euro pro Kilowatt. www.kickstarter.com

Ein polnisches Kickstarter-Projekt verspricht die Nutzung von Windkraft zum günstigen Preis. Voraussetzung: ein 3D-Drucker.

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REINES WASSERDie kostbarste Ressource der Welt3.10.2014–15.2.2015

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Auch auf www.biorama.eu gibt es Interessantes zu entdecken. Hier eine Auswahl aktueller Interviews, Artikel und Videos unserer Online-Dependance:

Moschusochsen-Safari für Anfänger: Im Dovrefjell-Ge-birge in Norwegen bekommt man die seltene Gelegen-heit, die beeindruckenden Urtiere zu sehen. www.biorama.eu/moschusochse

Carlien Helmink, Managerin und Co-Gründerin des niederländischen Eco-Fashion-Labels Studio Jux, im Video-Interview mit Raphaela Steiner. www.biroama.eu/studio-jux

Das Start-up Etepetete sammelt B-Ware von Bauern rund um München ein und produ-ziert damit Soßen, Suppen und Eintöpfe. www.biorama.eu/etepetete

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Im August haben wir die zweite Runde des Social Startup-Votings ausgerufen. Nun stellen wir euch das Gewinner-Projekt vor: die Fahrrad-Garderobe.

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Der gute alte Drahtesel erlebt derzeit eine Renaissance: Zugeparkte Innenstädte und hohe Kosten für die In-standhaltung eines Autos lassen immer mehr Menschen den täglichen Weg zur Arbeit oder zum Einkauf mit dem Fahrrad bestreiten. Aber auch für einen anderen Strecke ist das Rad eine ausgezeichnete Alternative zum Auto und zu öffentlichen Verkehrsmitteln: die Anreise zum Festival. In Hamburg, wo die Idee der Fahrrad-Garde-robe entstand, nutzen seit Jahren viele Festivalbesucher gerne das Fahrrad. Doch vor Ort es gibt meist ein Prob-lem: Wohin mit dem treuen Gefährten? Darüber hinaus ist die Mischung aus Festival-Euphorie und Fahrradab-stell-Chaos auch immer eine Gelegenheit für Langfinger.

park & ride am festival Dem Wunsch, mit dem Fahrrad zum Festival zu radeln,

begegnen Michael Kellenbenz und Helen Schepers mit einer simplen und ebenso cleveren Idee: einem Fahrrad-Parkplatz speziell für Festivalbesucher. Die Fahrrad-Garderobe ist schon vielerorts vertreten – vom kleinen Straßenfest bis hin zu Großveranstaltungen wie dem MS Dockville, dem Hurricane oder dem Reeperbahn-Festival. Startup-Gründer Michael Kellenbenz: »Das Reeperbahn-Festival war für uns ein riesiger Erfolg. Nicht nur in Zahlen, sondern insbesondere auch im Sinne der Wahrnehmung

der mit dem Rad anreisenden Besucher, die uns wiederholt als Teil eines Festivals oder einer Veranstaltung gesehen haben. Dass unser Service ein in die Veranstaltung inte-griertes Modul darstellt und vom ersten Moment an die Besucher anspricht, ist uns sehr wichtig.«

beitrag zum wandel urbaner mobilitätDoch das ist noch nicht alles. Der positive Zuspruch vie-

ler Festival-Besucher hat Helen und Michael dazu veran-lasst, sich über weitere Einsatzmöglichkeiten Gedanken zu machen. Auch am Wochenende auf der Hamburger Ree-perbahn sollen die Abstellplätze zum Einsatz kommen. So besteht hier die Chance, positiv auf die Stadtplanung ein-zuwirken. Letztendlich stellen sie mit ihrem Konzept auch die Frage nach neuen Mobilitätskonzepten in urbanen Zentren. Mit einem Blick nach Skandinavien, wo Fahrrad-Schnellstraßen immer mehr das Stadtbild prägen, wird deutlich, dass in deutschen und österreichischen Städten noch eine Menge Nachholbedarf besteht.

Mit der gewonnenen Fördersumme von 2.000 Euro wird das Fahrrad-Garderoben-Team weitere Abstellsys-teme für Fahrräder anschaffen, um künftig noch mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, unbesorgt eine Ver-anstaltung zu besuchen – ganz frei von jeglicher Sorge um das Lieblingsrad.

Sorgen dafür, dass es euren Fahrrädern gut geht: Michael Kellenbenz und Helen Schepers

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medence concept storeMedence vereint seit dem Jahr 2000 junge ungarische Designer, Grafiker und visuelle Künstler. Taschen und Sitzmöbel für den Außenbereich werden aus recycelten Werbeplanen, Event-Zelte und Großinstallationen aus schnell nachwachsendem Bambus und anderen natürli-chen Materialien hergestellt. Der neu eröffnete Concept-Store in der Pipa utca vereint Ausstellungsraum, Werk-statt und Geschäft. Regelmäßig stattfindende Workshops bieten die Gelegenheit, unter professioneller Hilfe eigene Re+Concept-Taschen herzustellen.www.medencedesign.com

bauernmarkt am hunyadi térIm Herzen der Stadt, unweit vom Oktogon, befindet sich der frisch renovierte Hunyadi-Platz (Hunyadi tér), wo es jeden Samstag die besten Naturprodukte ungarischer Biobauern zu verkosten und zu kaufen gibt. Hier findet man echte Unikate: selten gewordene heimischen Gemüse- und Obstsorten, hausgemachten Käse, Marmeladen und Szörp (ungarischer Fruchtsi-rup). Für die kleinen Besucher gibt es gleich daneben auch einen Spielplatz.

printa concept-storeWer nach mehr Inspiration sucht, findet unseren Concept-Store inmitten der Budapester Innenstadt. Wir bemühen uns, einen Ort zu schaffen, der nachhaltige Mode, kreatives Upcycling-Design, ungarische Siebdruckgrafik und richtig guten Kaffee vereint. Wir versuchen, nicht nur Altkleidung und Vintage-Textilien zu neuem Leben zu erwecken, son-dern wollen auch unsere Gäste für ungarisches Upcycling begeistern. Wer an unseren Siebdruck-Workshops teil-nimmt, kann auch ein Stück Printa als selbstbedrucktes Kleidungsstück oder Tasche mit nach Hause nehmen.www.printa.hu

Biorama Nº. 33 meine stadt

Zita Majoros, Grafikdesignerin aus Budapest und Mutter zweier Kinder, sorgt mit ihrem Label Printa nicht nur im »Paris des Ostens«, sondern auch in Wien Neubau für frischen Wind in der nachhaltigen Mode- und Design-szene. Ihre neue Upcycling-Kol-lektion für den Winter wird in Wien am 16. Oktober vorgestellt. Auf der biorama Fair Fair im Juli verriet sie uns ihre fünf Lieb-lingsplätze und Eco-Hotspots in ihrer Heimatstadt Budapest.

Von ZIta majoros

MEINE STADT:BUDAPESTlIeblInGsplätZe und eco-hotspots

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ecseri-flohmarktMein Geheimtipp für Budapest-Entdecker ist der Ec-seri-Flohmarkt, wo ich oft auf einzigartige Ausgangs-materialen für unsere Kollektion stoße, sei es hand-geflochtenes Hanfleinen oder bestickte Tischtücher aus vergangenen Zeiten. Dieser Ausflugsort ist jedoch nichts für Siebenschläfer und Bustourenliebhaber, denn frühes Aufstehen und eine Portion Abenteuerlust sind hier Grundvoraussetzung. Von unbrauchbarem Ramsch bis hin zu den außergewöhnlichsten Schät-zen lässt sich hier fast alles finden und zu jedem Preis. Feilschen gehört daher absolut dazu.

szatyor boltEinzigartig in Budapest ist Szatyor, eine Initiative, bei der nicht nur saisonale Biolebensmittel bester Qualität, sondern auch direkter Kontakt zwischen lokalen Pro-duzenten und umweltbewussten Verbrauchern ganz oben auf der Liste stehen. Im zentral gelegenen Szatyor- Laden kann man nicht nur nachhaltig einkaufen, son-dern an Kursen und Workshops teilnehmen und dabei tolle Leute kennenlernen.www.szatyorbolt.hu

Gestickte MoralSpruchtücher zwiSchen tradition, rollenzuSchreibung und illuSion

7. Juni 2014 bis 8. Februar 2015

eine künStleriSche intervention mit beate luger-goyer und werken von Flurina badel, kathrin haller, renate hinterkörner, barbara huSar, a.m. Jehle, chriStine lederer, chriStine pavlic, carmen pFanner, zSóFi pittmann, daniel Spoerri, maria Stockner und weiberwirtSchaFt.

gestickte tücher mit sinnigen, religiösen, moralisch belehrenden aber auch ironisch-subversiven weisheiten waren in fast jedem haushalt zu finden. Sie erzählen von rollen-festschreibungen, wertvorstellungen, disziplinierungsstrategien und menschli-chen beziehungen als wunschbild, realität oder bürde. zeitgenössische positionen hinterfragen traditionen und setzen kontrapunkte.kuratorin: Stefania pitscheider Soraperra

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Jeden Tag landen abertausende Essensfotos im Social Web. Der Hashtag #Foodporn liefert bei Instagram über 35 Mio., der Hashtag #food sogar mehr als 128 Mio. Bil-der. Was ist es, das so viele Menschen dazu bringt, ihr Essen zu fotografieren und ihren Kontakten zu präsen-tieren? Ist es eine Disziplin im Wettbewerb um Auf-merksamkeit, Anerkennung und Status, vergleichbar mit den immer gleichen Fotos von rucksackreisenden Wohl-standskindern an exotischen Destinationen? Ist das Ziel Überlegenheit? Isst man mit den Augen, seit der physio-logische Zustand Hunger immer seltener geworden ist? Worum geht es bei #Foodporn?

Eines ist klar: Essen ist nicht gleich Essen. Ein Insta-gram-Foto vom Süßkartoffel-Minze-Tabuleh mit Seitan und Cashew-Topping lässt Individualismus, interkul-turelle Kompetenz, bewussten Lebenswandel und den ethisch motivierten Verzicht auf Fleisch erahnen. Das Foto-Tweet vom saftigen Hamburger verweist auf das Bekenntnis zum Genuss, auf laissez faire, Hedonismus,

Lebensfreude, Pop. Und in Kombination mit dem Hinweis auf ein angesagtes Have-to-go-Lokal oder die heimische Küche lässt sich am Foodpic sogar noch ein bisschen mehr über den sozialen Status des Urhebers ablesen. Und klar: Auch kulinarische Geschlechter-Klischees gibt es.

EssEn als sozialEs DistinktionsmErkmalDass sich gesellschaftliche Milieus auch durch ihre

Ernährung voneinander abgrenzen, ist weder neu noch ein Geheimnis. Durch das Erodieren klassischer sozia-ler Milieus ist es allerdings mehr denn je der Lifestyle, der Identität stiftet und das Social-Self-Marketing in den Sozialen Netzwerken eignet sich zum Gestalten der eigenen Identität blendend. Dass dabei ausgerechnet das Essen eine wichtige Rolle spielt, ist für die Online-Stra-tegin Judith Denkmayr plausibel. Für die Wiener Social- Media-Beraterin sind Fotos von Mahlzeiten niedrig-schwellige Massenware: »Welchen Content hat jeder von uns, ohne sich besonders kreativ oder technisch aufwen-

textThomas Stollenwerk

illustrationKatharina Hüttler / agentazur.com

#Foodporn ?Die Sozialen Netzwerke quellen über vor lauter Fotos von Essen.

Was soll das und wieso inszenieren die Menschen das, was auf ihren Teller kommt?

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Biorama Nº. 33 Foodporn

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dig betätigen zu müssen? Baby- und Familienfotos, Fotos unserer Haustiere, Urlaubsfotos – und eben auch Essens-fotos.« Auf der anderen Seite liefert professionelle Food-Fotografie die Blaupause für die Fotoflut des Social Web. Der Fotograf Cliff Kapatais fotografiert seit Jahren Essen und beobachtet in den letzten Jah-ren einen Boom. »Die Entwicklung ging vom Bodenständigen zum Adventure – es geht nicht mehr nur darum, satt zu werden, Essen muss ein Erlebnis sein und auch so aus-sehen. Das Auge isst mehr denn je mit!« Dabei gibt es Moden, weiß der Profi-Foodpornograf: »Früher war alles eher opulent angerichtet. Heu-te kommen reduzierte Schlichtheit und Minimalismus auf den Teller.«

Das Thema Essen ist natürlich auch an den Sozialwissenschaften nicht vorbeigegangen. Der Kultur-anthropologe Claude Lévi-Strauss stellte Anfang der 60er Jahre fest, in der »Sprache der Küche« seien alle gesellschaftlichen Strukturen repräsentiert, und stellte sie daher gleichwertig neben die »Sprache der Worte«. Dieser schöngeistige Kunstgriff ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Judith Denkmayr sieht es nüchterner: »Wir reagieren auf Essensfotos sehr stark – kein Wunder. Essen und Trinken sind in der Maslow’schen Bedürfnis-pyramide Teil der untersten Stufe. Essen ist ein Grundbedürfnis, kein gesunder Mensch kann ohne Essen auskommen.« Dass Essen darüber hinaus als soziales Ausdrucksmit-tel und Unterscheidungs-Merkmal dient, liegt auf der Hand. Es ist kein Wunder, dass Pierre Bourdieu seine

Studie über »Die feinen Unterschiede« mit dem Thema Essen einleitet. Am Anfang des sozialen Habitus steht das Essen, könnte man zusammenfassen. Nicht allen ist die soziale Bedeutung, mit der wir unser Essen ver-sehen, geheuer. Der Guardian-Kolumnist Steven Poole zum Beispiel fühlte sich schon vor einer Weile von Hips-tern, die ihm ihr Essen unter die Nase rieben, genervt und hat unter dem Titel »You Aren’t What You Eat: Fed Up With Gastroculture« 2012 ein ganzes Buch darüber geschrieben, dass Foodisten ihre Nahrungsmittel zu ernst nehmen. Er unterstellt dem verbreiteten Food-Fetisch etwas Asoziales: Schließlich seien die Foodisten

auf ein durch Billigfleisch und Fer-tigprodukte gesättigtes Nahrungs-prekariat angewiesen, um sich an ihrer kulinarischen Überlegenheit zu erfreuen.

zEig mir, was Du isst, unD ich glaub zu wissEn, wEr Du bist

Wer am Anfang des Monats sein Budget auf den Bauernmarkt trägt, landet am Monatsende vielleicht doch noch beim Discounter. Nach außen getragen wird freilich lie-ber die Szene vom Bauernmarkt. Kocht man für Gäste, dann überlegt man sich vorher, was man kocht. Wirft man mit exotischen Zutaten um sich, bei denen man eventuell noch eine Anekdote über die indi-gene Bevölkerung des Anbauge-biets mitliefern kann? Oder soll es doch lieber das heimliche Leibge-richt aus Mutters Küche geben, das man schon seit Jahrzehnten kennt und das auf dem Teller eher hässlich aussieht, aber an dem so viele Erin-nerungen hängen, dass man es nur mit ganz bestimmten Leuten teilen mag? Was man gerne isst, das gehört zur eigenen Identität. Jeder hat sei-ne kulinarischen Favoriten, Guilty Pleasures und No-Gos. Was davon man öffentlich macht, das gehört zur Inszenierung der eigenen Per-son. Weinliebhaber trinken gerne

guten Wein. Leute, die als Weinliebhaber wahrgenom-men werden wollen, reden gerne über guten Wein.

Foodporn ist da viel einfacher. Man braucht keine Fachterminologie zu kennen und nicht einmal kochen können, um sich als Gourmet in Szene zu setzen. Im Handumdrehen bringt man sich in Verbindung mit der uralten und hochangesehenen Kulturtechnik des Zube-reitens exquisiter Speisen. Je nach Situation lässt sich

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Biorama Nº. 33 Foodporn

what thE f*** is fooDporn?

Im engeren Sinne hat Foodporn wenig mit Por-nografie zu tun, ist asexuell und höchstens auf sehr individuelle und spezielle Art und Weise erotisch. Foodporn basiert auf dem Fotogra-fieren von Essen, also auf dem Anfertigen von Nahrungsmittel-Fotos, in aller Regel vor dem Verzehr. Hochglanz-Magazine und das Internet sind voll von Essensfotos. Werden diese Bilder ins Social Web gestellt, ob bei Facebook, Twitter oder Instagram, versehen die User sie meist mit dem Hashtag #Foodporn. Es ist zum geflügelten Wort geworden. Hashtags ordnen die unterschiedlichsten Arten von Postings nach Begriffen, sie sortieren das Netz. Im ge-ruchs- und geschmacklosen Web 2.0 ist dabei irgendwie die Essens-Abteilung zu einer der größten in den sozialen Netzwerken geworden.

Lesungen rund um die Uhr!

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BuchQuartierDer Markt der Independent- und Kleinverlage

Öffnungszeiten: 10 – 19 UhrMuseumsQuartier • Arena21 und OvalhalleMuseumsplatz 1 • 1070 Wien

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25. & 26. Oktober 2014

MuseumsQuartier Wien

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EINTRITT

FREI!

die kulinarische Inszenierung variieren. Hausmanns-kost oder Haute Cuisine, Fast oder Slow Food, Hedo-nismus oder Askese, Gastronomie oder selbst gekocht, exotisch oder heimatverbunden. Welche Spielarten von Foodporn das Netz dominieren, das dokumentiert die Seite foodpornindex.com. Sie wertet die mit dem Hash-tag #Foodporn geposteten Darstellungen von Essen aus und zeigt, wie viel davon gesund, ungesund, fettig, leicht, Gemüse, Fleisch ist. Soviel sei gesagt: Fettige Speisen dominieren das Netz.

wiE inszEniErEn wir uns als nächstEs?Es ließe sich nun die Frage stellen, ob das alles alar-

mierend oder beruhigend ist. Mit ein wenig gutem Willen ist anzunehmen, dass die meisten Urheber von Foodporn nicht die alltäglichen Speisen ins Netz stel-len, sondern die seltenen Eskapaden. Die interessante Frage ist: Über welchen Lebensbereich inszenieren wir uns online als nächstes? Mode, Haustiere, Sport, Reisen

– alles schon da. Autos und Immobilien sind elitär, also bestens geeignet – und doch antiquiert. Mit Bildung lässt sich gut kokettieren. Selfies vor Bücherregalen, #Shelfie genannt, hat es als kurzen Trend schon gegeben. Müs-sen wir uns auf #Flatporn oder #Gardenporn einstellen? Geht der Trend ins Grüne, zu #Natureporn oder #Out-doorporn? Vielleicht werden handwerkliche Fertigkei-ten bedeutender, sodass #DIYporn das Next Big Thing wird. Und was steht eigentlich am Ende der Selbstinsze-nierungen? Bleibt irgendwann nur mehr #Porn?

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politik geht durch den magEn

Essen spielt im Dialog zwischen Regierungen und der Öffentlichkeit eine derart wichtige Rolle,

dass es dafür sogar eine Bezeichnung gibt: Gastrodiplomatie.

textSarah Krobath

bildOfficial White House / Pete Souza

Biorama Nº. 33 Gastrodiplomatie

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Obama und Medvedev essen 2010 gemeinsam Burger. Die Fotos gehen um die Welt.

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der Wikipedia-Eintrag zu den Begriffen »Culina-ry Diplomacy« und »Gastrodiplomacy« mag erst gut ein Jahr alt sein, zeremonielle Mahlzeiten aber haben bereits seit den frühen Tagen der Diplomatie für Staaten und ihre Repräsentanten eine wesentliche Bedeutung. Schon im antiken Griechenland kamen konkurrierende Städte beim Mittagsmahl zusammen, um Streitthemen zu diskutieren und Verträge zu ratifizieren. Der ehema-lige britische Premierminister Winston Churchill war bekannt für seine »Tabletop Diplomacy« und seine Vor-liebe dafür, politische Gespräche beim Abendessen zu führen. Bis heute werden die politische Agenda, mulit-laterale Meetings und Verhandlungen rund um Mahl-zeiten geplant und dabei Räumlichkeiten, Sitzordnung und Menüfolge genutzt, um non-verbale Botschaften zu senden. Als Präsident Obama und Präsident Medvedev 2010 den formellen Rahmen des Weißen Hauses verlie-ßen, um bei Ray’s Hell Burger leger zu Mittag zu essen, gingen die Fotos davon um die Welt.

Alessandra Roversi, MA in Food Culture & Com-munications, hat sich im Rahmen ihrer Masterarbeit ¹ damit auseinandergesetzt, inwiefern unterschiedliche Staaten kulinarische bzw. Gastrodiplomatie betreiben. »Der Unterschied zwischen den beiden Konzepten liegt vor allem im Publikum, an das sie sich richten«, erklärt sie. Während sich kulinarische Diplomatie auf Eliten und diplomatische Kreise beschränke, ziele Gastrodi-plomatie auf die breite Masse, insbesondere die auslän-dische Öffentlichkeit ab, erläutert Roversi. So hätten in den letzten Jahren mehrere Nationen Kampagnen mit dem Ziel gestartet, ihr kulinarisches Erbe über die Landesgrenzen hinaus zu vermarkten, um damit das Image ihres Landes zu stärken und wirtschaftliches Investment durch Tourismus und Handel anzukur-beln. Die meisten Kampagnen gehen von kleinen und mittelgroßen Staaten aus und richten sich momentan

gastroDiplomatiE & kulinarischE DiplomatiE

Auslandsbeziehungen, in deren Rahmen Regie-rungen und Institutionen nationale Lebensmit-tel und Kochkunst als Kommunikationsmittel einsetzen.

Ziele — Einfluss bei Verhandlungen erhöhen— Image stärken— Inlandsinvestitionen werben— Lebensmittelexporte und -handel fördern— Gastro-Tourismus steigern

noch primär an Amerika und Hauptstädte, so Roversi. Ein Umstand, den sie darauf zurückführt, dass Esskul-tur als soft power gilt, die sich Staaten zunutze machen können, um ihr Defizit an militärischer oder wirtschaft-licher hard power zu kompensieren und ihr politisches Standing zu verbessern.

Mit der nationalen Esskultur von der unesco als immaterielles Kulturerbe gelistet zu werden, steht hier-bei bei vielen ganz oben auf der To-do-Liste. Frankreich ist dies 2010 mit der hohen Form der französischen Kochkunst als einem der ersten Länder gelungen. Ver-gangenes Jahr sind auch die japanische Kochkunst des Washoku, die koreanische Kimchi-Zubereitung und die uralte georgische Weinausbaumethode in Amphoren zum Weltkulturerbe erklärt worden. Mit biorama hat Alessandra Roversi über Rolle und Chancen der Gastro-diplomatie gesprochen.

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Biorama Nº. 33 Gastrodiplomatie

mit Alessandra Roversi (MA Food Culture & Communications)

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Biorama Nº. 33 Gastrodiplomatie

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biorama: Gibt es Erfolgsgeschichten von Staaten, denen es gelungen ist, ihre Esskultur als soft power einzusetzen?

alessandra roversi: Die Erfolgsmessung hinsicht-lich soft power ist immer problematisch. Edward R. Mur-row, ein ehemaliger Geschäftsführer der Informations- agentur der usa, hat einmal gesagt: »Keine Kasse klin-gelt, wenn ein Mann seine Meinung ändert.« Trotzdem können wir Länder beobachten, die signifikante Gas-trodiplomatie-Programme implementiert haben und in den letzten Jahren auf der kulinarischen Bühne der Welt mehr geboten haben als andere. Peru und die Nor-dic Cuisine etwa haben dadurch an Popularität gewon-nen und werden weltweit geschätzt. Welche Länder sind die Big Player in Sachen Gastro-diplomatie? Wie sieht’s mit Europa aus?

Bei der berühmtesten Landesküche denken die mei-sten an Frankreich oder Italien. Dabei haben beide kein explizites Gastrodiplomatie-Programm mit definierten finanziellen oder personellen Ressourcen, wie es seit 2002 etwa in Thailand, Malaysien, Taiwan und Südko-rea, aber auch in Peru und den Nordländern der Fall ist. Einige europäische Länder haben sich aktiv dafür einge-setzt, um mit ihrem kulinarischen Erbe von der unesco gelistet zu werden, eine gastrodiplomatische Strategie haben sie aber noch nicht entwickelt.Im Fall von Korea ist von »Kimchi Diplomacy« die Rede, bei Taiwan von »Dim Sum Diplomacy«. Wes-halb diese Reduzierung auf ein Nationalgericht?

Das sind simple Schlagworte für Kampagnen. Es ist viel einfacher, ein Gastrodiplomatie-Programm zu prä-sentieren, das sich in einem Wort zusammenfassen lässt. Essen wurde schon immer gerne verwendet, um eine nationale Identität auszudrücken: Krauts für die Deut-schen, Frösche für die Franzosen oder Makkaroni für die Italiener. Leider werden solche Bezeichnungen häu-fig abschätzig gebraucht. Viele Länder sind aber stolz auf ihre Assoziation mit einem Produkt.2015 findet die Expo in Mailand statt. Eine poten-zielle Bühne für gastrodiplomatische Kampagnen?

Die Weltmessen sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Marketinginstrument für Nationen. Da das Thema der Expo 2015 einen kulinarischen Bezug hat (Anm. d. Red.: »Feeding The Planet« ist das Generalthe-ma), wird es spannend werden zu sehen, wie sich Län-der mit ausgeklügelten Gastrodiplomatie-Programmen im Vergleich zu anderen am Event präsentieren.

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#aufgEgEssEn»Sind sie damit fertig? Ich würde das gerne fotografieren.«

Was kommt nach dem Foodporn? Unser Fotograf hat die Ästhetik leer gegessener Teller am Benediktiner-Markt

in Klagenfurt festgehalten.

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bildArnold Pöschl

#gemischter #salat

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@linksOben #zwei #faschierte #laibchen #pueree@rechtsOben #tiroler #knoedl #sauerkraut #grammel@linksUnten #forelle #kartoffelsalat

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Biorama Nº. 33 post Foodporn

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32Biorama Nº. 33 post Foodporn

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text & bildJürgen Schmücking

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Zwischen einkauFswagerl und ernteanteil

Ein Blick in unsere Kühlschränke und Vorratskammern ist aufschlussreich. Sie sind die Spiegel unserer Esskultur.

Wie regional ist, was wir darin finden?

Wer es mit dem Genuss regionaler Produkte ernst meint, wird sich ein Netzwerk an Produzenten aufbauen und öfter mal auf dem Bauernhof vorbeischauen müssen.

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gEwinn an lEbEnsqualität unD wohlbEfinDEn

Um Lebensmittel einzukaufen, die in der eigenen Region angebaut und / oder produziert werden, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Dazu aber gleich eine Warnung vorweg: Wer es ernst meint, wird für die Beschaffung mehr tun müssen, als nur in den Supermarkt zu gehen. Sich mit guten, handwerklich hergestellten, regionalen und saisonalen Lebensmitteln zu versorgen ist ein Prozess. Es gilt, ein Netzwerk aufzubauen, die per-

sönlichen Beschaffungswege zu planen, zu lagern und mit groß-er Wahrscheinlichkeit auch, die Kochgewohnheiten zu ändern. Das klingt zwar nach größerem Aufwand (was es definitiv auch ist), allerdings ist es insgesamt ein Gewinn. Der Einkauf am Bauernmarkt, das Abholen des Ernteanteils bei der Food-Coop oder das Treffen mit dem Rin-der- oder Schweinezüchter für die Übergabe des Fleischpakets. All das ist wesentlich befrie-digender, als jeder Einkauf im Supermarkt, bei dem meist unbedacht und unpersönlich seelenlose und in der Regel weit gereiste Nahrungsportionen in den Einkaufswagen wandern. Es ist ein Gewinn an Lebensqua-lität und Wohlbefinden.

Allerdings hat der Lebensmit-teleinzelhandel die Zeichen der Zeit erkannt und bietet eigene Linien regional hergestell-ter Produkte an. Den Anfang machte Hofer, bzw. Werner Lampert, mit seiner »Zurück zum Ursprung«-Linie. Biolo-gischer Anbau als Grundvo-raussetzung, CO²-Bilanz als zusätzliche Information für die

Kunden und immer mit entsprechendem Herkunfts-hinweis. Mittlerweile haben die anderen großen Ketten nachgezogen. Die Rewe Group positioniert sich mit der neuen Eigenmarke »Da komm’ ich her«, Spar bietet in seinen Interspar-Märkten seit kurzem lokale Produkte unter der Marke »Von dahoam des Beste« an. Das Logo, ein Apfel in der Form eines Herzens, spricht dabei genau an, worum es geht. Die tiefe Sehnsucht nach Heimat, Ursprünglichkeit und einfachen Dingen. Diese Projekte sind zwar ambitioniert und begrüßenswert, greifen letzt-lich aber zu kurz. Der cremige Hochland-Honig von den Mühlviertler Hochland-Imkern ist ein grandioses Pro-

es ist eine der Schlüsselsze-nen im Film »Ratatouille«. Der griesgrämige Restaurantkritiker kostet, überheblich und gelang-weilt, von einem einfachen Gericht und erlebt Unfassbares. Binnen Sekundenbruchteilen lösen Aroma und Geschmack des provencalischen Gemüse-gerichts kristallklare Erinne-rungen aus. Plötzlich steht er als kleiner Bub in der Küche der Mutter, sieht sie Melan-zani, Zwiebel und Zucchini schneiden und kann den Kräu-terduft nach Lavendel, Salbei und Thymian riechen. In die-sem Moment verändert sich der Kern seines Wesens.

Regionale Lebensmittel sind vor allem deshalb ein Trend, weil sie unsere Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Authen-tischen stillen. Und natürlich, weil es die Konsumenten satt haben, sich permanent mit den Fehlentwicklungen der Lebens-mittelindustrie auseinander zu setzen. Pferdefleisch und ehec seien genannt, sind aber nur die Spitze des ungustiösen Eisbergs.

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dukt. Ebenso die Amlacher Kasnudeln oder Grüne Velt-liner aus dem Burgenland. Es sind auch lokale Produkte, aber natürlich nur dort, wo sie auch hergestellt werden. In den Filialen in Vorarlberg oder der Steiermark (wo es ebenfalls sensationellen Honig gibt), sind die Honige der Hochland-Imker keine regionalen mehr. Dabei eignet sich gerade Honig als Beispiel dafür, denn eines der zentralen Argumente aus der Perspektive gesunder Ernährung ist, dass Lebensmittel, die im näheren Umfeld entstehen, deswegen gesund sind, weil sie das biolo-gische Milieu der Region widerspiegeln. Der Honig von der Wiese ums Eck enthält also die gleichen Pollen und Partikel, mit denen auch der Mensch täglich konfrontiert ist. Es gibt Fachleute, wie die Salzburger Kräuter-Spezi-alistin Karin Buchard, die die Entstehung von Allergien auf den dauerhaften Genuss von Lebensmitteln zurück-führen, die nicht aus dem eigenen Lebensraum kommen.

was ist rEgional?Die Frage, was »regional« ist, ist eigentlich gar nicht

so verzwickt. Die Rohstoffe müssen innerhalb eines vernünftigen Umkreises angebaut werden. Die Ver-arbeitung muss ebenfalls innerhalb der Region liegen. Wie genau »Region« dabei definiert ist, muss jeder für sich entscheiden. Für den Fleisch- und Fischkonsum ist natürlich noch zu klären, woher die Futtermittel kom-men. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene – tierethische Aspekte sind wichtig, lassen wir in dieser Diskussion aber außen vor – sprechen wir von Fleischproduktion. Dabei ist die Frage wichtig, wieviel Protein ist erfor-derlich, um ein Kilogramm Schweine- oder Rindfleisch zu produzieren. Für die Entscheidung, ob Fleisch regi-onal ist, reicht es also nicht, nach Waldviertler Blond-vieh, Sulmtaler Hühnern oder Turopolje-Schweinen zu fragen. Es ist auch zu klären, wie diese Tiere gefüttert wurden und woher das Futter dafür kam. Wenn all diese Fragen beantwortet sind, steht dem Genuss von regio-nalen Produkten nichts mehr im Weg. Der Inhalt des Kühlschranks, der Gefriertruhe und der Speisekammer wird sich dann verändert haben. Es ist aber eine Verän-derung in die richtige Richtung. Für Körper, Geist und Seele. Und für die Welt.

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einfach betrachtet, wäre die Sache ja ganz einfach. Was »bio« ist, bestimmt die EU-Verordnung, was »saiso-nal« ist, der Kalender, und was »regional« oder »lokal« bedeutet, der Boden bzw. die Landschaft – und weil das alles so schön zusammenpasst, reden wir von »saisonal, regional und bio« als der heiligen kulinarischen Drei-faltigkeit der Lohas-Generation. Nur ist es leider nicht so einfach. Die drei sind zwar Geschwister und haben demnach viel gemeinsam, aber wie das bei Geschwi-stern eben ist, hängt hin und wieder der Hausfrieden auch schief. Welthandel, moderne Logistik und ganz und gar nicht stabile Konsumpräferenzen haben alles ziemlich durcheinandergebracht.

bEgrifflichkEitEn unD bEfinDlichkEitEnWenn wir uns den Begriffen zuwenden, bleiben wir

sehr schnell bei »regional« hängen. Bio ist hinläng-lich reglementiert, den Takt für »saisonal« gibt der gregorianische Kalender vor. Das Gespür für die rich-tige Saisonalität von Produkten ist bei uns ohnehin gut ausgeprägt. Denken wir nur an etablierte Insti-tutionen wie die herbstlichen Wildbretwochen, die Jungwein-Euphorie, den jährlichen Spargel-Wahnsinn oder den Wachauer Marillen-Hype. Bei den meisten Konsumenten ist die Präferenz für Regionalität ausge-prägter als die für Bio-Produkte. Dieser Wunsch nach Authentizität, persönlichem Bezug zu Produkt und Produzenten, Einfachheit und in letzter Konsequenz auch Heimat wurzelt tief. Er kann als Gegenhaltung zu einer Lebensmittelindustrie verstanden werden, die uns genau um diese Werte betrügt. Handwerkliche Produk-tion, persönliche Beziehung und Herstellung in naher,

text & bildJürgen Schmücking

intakter Landschaft werden uns höchstens noch in der massenmedialen Werbung vorgegaukelt. Irgendwie ist es schlüssig, dass es die Menschen satt haben und sich in regional und handwerklich hergestellten Lebensmit-teln sinnvolle Alternativen suchen. Aber Moment! Was heißt eigentlich »regional«? Schon bei dieser scheinbar einfachen Begriffsklärung geraten wir ins Wanken. Egal, ob man den Begriff googelt oder ordentlich recherchiert, man wird eine Unzahl von Definitionen finden, jede davon mehr oder weniger brauchbar für unseren Zweck.

Josef Floh, Wirt in Langenlebarn in Niederösterreich, hat sich seine eigene regionale Wirklichkeit geschaffen, indem er mit Landkarte und Zirkel einen Kreis fest-gelegt hat, innerhalb dessen er die Produkte für sein grandioses »Radius 66-Menü« bezieht. Es funktioniert. Getreide beispielsweise in allen Varianten vom Meier-hof, Rohmilchkäse von Robert Paget, das Gemüse von Peter Lassnig – alles innerhalb der selbst gewählten 66 km. Der Floh trifft damit genau den Zeitgeist und vor allem erfüllt er damit ein Kriterium, das ein regi-onales Produkt aufrichtig zu einem solchen macht. Es wird nicht nur in einer Region hergestellt (schließ-lich wird jedes Produkt in irgendeiner Region herge-stellt), es wird auch in derselben Region verarbeitet und konsumiert. Genau das ist der Unterschied, der einen Unterschied macht. Niemand wird bezweifeln, dass steirisches Kürbiskernöl ein regionales Produkt ist. (Nein, ich will jetzt nicht darauf hinaus, dass auch chinesische Kerne zu Kernöl verarbeitet werden). Aber ist es immer noch »regional«, wenn es in Bregenz im Supermarktregal steht oder wenn im Hotel am Arlberg damit gekocht wird?

der geschmack der heimat

»Regional ist das neue Bio« ist ein Spruch, der an Dämlichkeit kaum zu überbieten ist. Der Weg regionaler Produkte zum Gast

oder Kunden ist steinig und nicht immer klar.

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DiE logik DEs rEgionalEnErst kürzlich brachte die Tiroler Marke Bio vom Berg

ein neues Joghurt auf den Markt. Ein Fruchtjoghurt in drei Geschmacksrichtungen. Hergestellt in Italien. #Aufschrei? Mitnichten. Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass das Joghurt zwar in Vipiteno, sprich Ster-zing, hergestellt wird, dabei aber Milch von Biobauern aus Nord- und Südtirol verarbeitet wird. Bio vom Berg argumentiert sogar gerade mit Regionalität und stellt damit Landesgrenzen als Gegenargument für regionale Produkte in Frage: »Damit auch zur Besonderheit die-ses regionalen Bio-Produktes: Die frische Bio-Milch wird in Sterzing verarbeitet und kommt von Bio-Bau-ern aus Nordtirol und Südtirol. Diese Kooperation macht Sinn. Für die Bio-Betriebe dies- und jenseits des Brenners sind sehr gute Milchpreise möglich. Die Qualität des Joghurt ist heraus-ragend, eine besondere Regi-onalität ist gesichert.« Womit wir bei einem Kernproblem bei der ganzen Thematik ange-kommen sind: Der Logistik des Regionalen. Um das zu skiz-zieren, ein kurzes Beispiel. In Tirol, im oberen Unterland, bzw. im unteren Oberland, also zwischen Zillertal und dem Mieminger Plateau, gibt es eine Reihe von Bio-Hotels. Eine der Kernkompetenzen der Bio-Hotels ist die hundertprozen-tige Verwendung zertifiziert biologischer Lebensmittel in der Küche. Es gibt Ausnahmen im Bereich Wild, Schwammerl und einigen Exoten. Darum geht es hier aber nicht. Es geht viel-mehr darum, dass die Betriebe klarerweise auch Partnerschaf-ten mit Bio-Produzenten, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft liegen, eingehen. Jetzt das Beispiel: Die Hersteller sind ein Ziegenbauer und eine Ziegenbäue-rin, die im Alpbachtal leben und arbeiten. Die Käserei produziert sensationellen Bio-Ziegen-Rohmilchkäse und ist prädestiniert, das nächstgelegene Bio-Hotel am Pillberg zu beliefern. 30 Kilometer Luftlinie. Gut, das Konzept »Luftlinie« ist in Tirol nicht wirklich brauchbar, trotzdem ist es das Nachbartal, und für die Hotelgäste bedeutet das gefühlte Regionalität.

Die Frage ist, wie kommt der Käse ins Hotel? Genau hier wird es haarig. Es gibt ein paar Möglichkeiten, und keine davon ist überzeugend. Erstens: Der Ziegenbauer liefert direkt ins Hotel. Das ist für den Hotelier bequem,

der Bauer muss erst aus seinem Tal raus, ein kurzes Stück Autobahn und dann den Pillberg hinauf, bis ans Ende der Straße. Weil in den Tiroler Bergen auch immer einmal viel Schnee liegt und die Straßen eng und steil sind, ist er mit seinem Geländewagen unterwegs. Nicht mit so einem urbanen Bobo-SUV, bei dem die Besitzer Herzflattern bekommen, wenn sie durch gemähtes Gras fahren und die Alufelgen dreckig werden. Mit einem richtigen. Was das für den ökologischen Fußabdruck der Produkte bedeutet, braucht nicht weiter erörtert zu werden. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Produkte über das System der Gastro-Logistik zugestellt werden.

Für den Hotelier bedeutet das, dass er den Alpbachtaler Bio-Ziegen-Rohmilchkäse (Artikel-Nummer N3-1290556a) bequem über einen Webshop bestel-len kann. Der Käse ist dann zwei oder drei Tage später bei der wöchentlichen Lieferung dabei, mit der auch Brokkoli, Rindfleisch und Mineralwasser geliefert werden. Der Haken dabei: Der Käse wird natürlich nicht unmittelbar ins Hotel geliefert, sondern muss erst in ein Zentrallager und von dort dann ins Hotel gebracht wer-den. Diese Zentrallager sind in der Regel nicht in Tirol, ja nicht einmal im Westen des Landes. Sie sind im Großraum Linz, in Zwettl oder irgendwo in der Nähe von Salzburg. Für den Gast bedeutet das: Sein regio-naler (und der Hotelier wird natürlich weiterhin erzählen, dass es ein Käse vom Nachbartal ist) Käse hat ein paar hundert Kilometer am Buckel, bevor

er aufs Brot oder die Käseplatte kommt. Vom Aspekt des ökologischen Fußabdrucks betrachtet, ist er damit immer noch günstiger und nachhaltiger als der, den der Bauer im Kofferraum seines Defenders selbst den Berg hinaufkarrt. Das ist logisch und rational.

Darum geht es aber nicht. »Der Geschmack der Hei-mat« hat nichts (oder wenig) mit Vernunft zu tun. Es ist ein hochemotionales Bedürfnis. Eine Frage des Herzens. Wenn der Kopf verstanden hat, dass sich die Grenzen zwischen zwei Ländern und regionale Produktion nicht widersprechen und dass es manchmal notwendig und für die Umwelt besser ist, lokale Produkte über einen weiten Umweg zum Gast zu schicken, wird auch das Herz sich freuen.

Werden die Schafe im Nachbarort mit Sojaschrot aus Südafrika gefüttert, dann ist der Käse kein »regionales« Erzeugnis mehr.

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Direkt neben unserem Spielplatz wurde ein Baum gefällt. Zwei Mitarbeiter des Wiener Stadtgartenamtes sägten ihn um, eine Art Ringlottenbaum, der weit

und breit als der beste Kletterbaum Wiens und der Welt bekannt war. Er hatte dicke Äste, die ersten schon direkt über dem Boden; sie bildeten außer-dem ein annähernd dichtes Dach, durch das man kaum hinein-, aber gut hinaussehen konnte. Alle Kinder der Umgebung kletterten dort ständig und dauernd herum, spielten Verstecken, bau-ten sich Lager, bewarfen andere Kinder mit matschigen Ringlotten, das Übliche. Und jetzt: umgesägt. Ich stieß einen Schrei aus und der Mann mit der Säge stoppte sie und drehte sich zu mir um. Ich fragte ihn, wie es ein Mensch mit Herz denn schaffen könne, die-sen Godfather aller Kletterbäume einfach umzuschneiden!? (Okay, ich fürchte, ich habe ihn sogar leicht beschimpft. Denn später musste ich mich meinem Sohn, aka das Jüngste Gericht, stellen: »Mama, was hast du zu dem Mann gesagt?« Und: »Das darf man eigentlich nicht sagen, stimmt’s?«) Zur Verteidigung des Ket-tensägenmörders muss ich sagen, er fühlte sich nicht unbedingt wohl in seiner Haut, er entschuldigte sich, er führe nur eine Anweisung von oben aus etc., weil: der Baum sei zu ge-fährlich zum Klettern.

Wird schon passenDas regt mich so auf! Es ärgert

mich, dass mir meine Kompetenz genommen wird, selbst zu ent-scheiden, was gefährlich und was nicht gefährlich ist. Wieso nimmt die Stadt Wien mir und damit

meinen Kindern die Chance, selbst zu lernen, wie leicht ein Ast brechen kann

und wie hoch sie sicher klettern können? Dahinter steckt natürlich die Angst davor, das Kind eines bissigen Anwalts könnte

einmal beim Klettern abstürzen. Das ärgert mich fast noch mehr als die Tatsache, dass

man ständig bevormundet wird. Und sich irgendwann so sehr an diese Bevormundung gewöhnt hat, dass man, sobald kein Achtung-

Schild dran hängt, automatisch davon ausgeht, dass es schon passen wird: Bevor man nach den

Kleinteilen sucht, schaut man erst nach dem »Achtung, Kleinteile!«-Aufkleber. Bevor man einem Zweijährigen ein Lego gibt, liest man die

Altersangabe (und lässt es dann, weil es ab Vier ist). Wenn keine Geschwindigkeitsbeschränkung

angegeben ist, fahren wir trotzdem mit hundert Sachen in die Kurve. Wird schon passen! Wenn es

gefährlich wäre, würde es schon dranstehen! Lasst uns doch in Ruhe mit euren Auf- und Vor-

schriften. Lasst uns doch selber ausprobieren, was geht und was nicht. Gebt uns Eltern doch unsere

Kompetenz zurück, damit wir sie an die Kinder wei-tergeben können. Und lasst uns doch selber die Kon-sequenzen tragen. Lasst uns doch unsere Spielräume!

Wir versprechen dafür, euch nicht zu verklagen.

040 »Ich wIll selbst entscheIden, was gefährlIch und was nIcht gefährlIch Ist.«

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Biorama Nº. 33 EltErnalltag / Ursel Nendzig

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Gula Java Cacao von Amanprana Am Anfang des Schultages für Ausdauer, Energie und mit vielen AntioxidantienDie neuen gesunden Familiengetränkefür bessere Leistungen Gula Java Leistungsgetränke (Matcha, Safran, Earl Grey, Rooibos und Cacao) sind lecker mit Milch, Wasser, in Getreidegetränken oder Fruchtsäften. Heiß, lauwarm oder kalt. Für Jung und Alt. Randvoll mit gesunder Ener-gie. Bereits beim Frühstück ein guter Start, als energierei-che Zwischenmahlzeit, bei Erholung, Sport, Spielen, Studieren, Ausgehen und anderen Augenblicken, wenn du körperlich oder geistig eine Leistung bringen musst. Gula Java Leistungsgetränke laden deine Batterien auf und lassen dich das Leben pur gesund genießen. Der enthaltene Kokosblütenzucker stammt aus einem Fair-World-Projekt und hilft 850 Familien auf Java mit einem extra Einkommen.

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Das neue gesunde Sport-getränk für TopsportlerMichael Phelps, 8-facher Olympiasieger im Schwimmen, trank wäh-rend der Olympischen Spiele Kakao. Neue For-schungen bestätigen, dass man sich mit einem mageren Schokoladege-tränk rascher von schwe-ren körperlichen Anstren-gungen erholt und diese auch länger durchhält als mit Sportgetränken. Die James Madison-Universität folgerte, dass bei Fußballern, die magere Schokoladenmilch (Gula Java Cacao) trinken, weniger Muskelabbau auftritt als mit anderen Sportge-tränken. Die Indiana-Universität veröffentlichte, dass Radrennfahrer mit magerer Schokolademilch (Gula Java Cacao) 50 % länger fahren konnten und sich schneller erholten. Die Harrisonburg-Universität in Virginia fügte kohlenhydratreichen Sportgetränken etwas Eiweiß bei und entdeckte, dass sich die maximale Kraftanstrengung um mehr als 29 % bis 40 % verlängerte.

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Ein multidisziplinäres Team hat sich dem unverkauften Brot

von heute angenommen und ein Geschäftsmodell von morgen

geschaffen.

es ist 20 Uhr und die Filiale der Bäckerei Felzl in der Wiener Lerchenfelder Straße ist so leer wie meine Brot-dose zuhause. Ich mache mich also auf den Weg zum ehemaligen Standort in der Schottenfeldgasse 88, wo sich nach wie vor die Backstube von Felzl befindet. Dort, im Nischeneingang, gibt es seit Kurzem einen Brotauto-maten, der jeden Abend nach Ladenschluss mit dem Brot und Gebäck des Tages bestückt wird, das von vergess-lichen Spätkunden wie mir zu einem günstigeren Preis gekauft werden kann. Die Idee dazu stammt von einem fünfköpfigen Expertenteam aus den Bereichen Social Design, Nachhaltigkeitsberatung, Umweltbewertung und Ökobilanzierung rund um Kathrina Dankl. »Ich wollte ein Projekt zum Thema Lebensmittelabfall mit einem konkreten Unternehmen umsetzen«, erklärt die Produktdesignerin und Initiatorin der von der Wiener Kreativagentur Departure geförderten Arbeitsgruppe.

textSarah Krobath

43Biorama Nº. 33 I lovE Brot

Gula Java Cacao von Amanprana Am Anfang des Schultages für Ausdauer, Energie und mit vielen AntioxidantienDie neuen gesunden Familiengetränkefür bessere Leistungen Gula Java Leistungsgetränke (Matcha, Safran, Earl Grey, Rooibos und Cacao) sind lecker mit Milch, Wasser, in Getreidegetränken oder Fruchtsäften. Heiß, lauwarm oder kalt. Für Jung und Alt. Randvoll mit gesunder Ener-gie. Bereits beim Frühstück ein guter Start, als energierei-che Zwischenmahlzeit, bei Erholung, Sport, Spielen, Studieren, Ausgehen und anderen Augenblicken, wenn du körperlich oder geistig eine Leistung bringen musst. Gula Java Leistungsgetränke laden deine Batterien auf und lassen dich das Leben pur gesund genießen. Der enthaltene Kokosblütenzucker stammt aus einem Fair-World-Projekt und hilft 850 Familien auf Java mit einem extra Einkommen.

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Diese Damen und Herren lieben Brot (von links nach rechts): Angie Rattay, Wolfgang Wimmer, Thomas Hruschka, Andrea Lunzer und Kathrina Dankl

We love Brot!Mit Bäckermeister Horst Felzl als Partner hat das

Team eineinhalb Jahre lang an einem Konzept zur Abfallreduzierung gewerkt und schließlich das Projekt »I love Brot« gestartet. Die Umweltbewertung von Wolf-gang Wimmer, bei der Energieverbrauch, Bestellwesen und Spritverbrauch bei der Auslieferung genau unter die Lupe genommen wurden, aber auch Gespräche mit Mit-arbeitern, von Kunden geführte Brottagebücher und als Tischsets gestaltete Kurzfragebögen lieferten wertvol-le Informationen. So wurde ermittelt, dass pro Woche eine Sonntagsladung (16 % der Produktion) Brot aus den Filialen retour kommt und bei den Kunden ein Viertel des gekauften Brots im Müll landet. Was folgte, war ein »wechselseitiger Lernprozess«, wie es Thomas Hru-schka, beschreibt. »Anfangs haben wir uns lange damit beschäftigt, ob man die Logistik des Nachbestellens verbessern kann. Ein theoretisch interessanter Aspekt, bei dem man an kleinen Schräubchen drehen kann, was aber das Problem nicht löst.« Stattdessen setzte man bei der zu Ladenschluss unverkauften Ware an.

Neben dem Brotautomaten entwickelte das Team gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien aus Retourware veredelte Brotchips, die sogenannten Felzolini. »Ich glaube, dass viele kmu nicht daran den-ken, eine Kooperation mit einer Uni einzugehen – ein weiterer Mehrwert, den das Zusammenarbeiten mit unterschiedlichen Disziplinen bringen kann«, betont Kathrina Dankl. Das Projekt wird Ende des Jahres abgeschlossen sein, die Zusammenarbeit aber soll weitergehen und sich künftig auch Problemstellungen anderer Unternehmen widmen – wie, das verraten Kathrina Dankl, Thomas Hruschka und Andrea Lun-zer im Interview.

biorama: Wie kann man sich euren Co-Kreations-prozess vorstellen?

andrea: Co-Kreation heißt einerseits, dass wir mit-einander, aber auch mit den Kunden und Mitarbeitern eines Unternehmens arbeiten. Das Ziel ist, dass alle in einem sehr frühen Stadium miteinbezogen werden.

kathrina: Bei Felzl wollten wir den persönlichen Bezug herstellen und Ideen von beiden Seiten speisen, indem wir schauen, was jede Kundin, jeder Kunde tun kann und was die Bäckerei machen sollte, um am Ende weniger Brotabfall zu haben.

thomas: In so einem Prozess kriegt man einerseits Informationen und damit auch Ideen von den Konsu-menten, die ja in gewisser Weise auch Experten fürs Brotkaufen sind. Auf der anderen Seite haben wir ihnen über das Projekt erzählt. Was da passiert, ist also sehr multidimensional.Gemeinsam entwickelt ihr »zukunftsfähiges Design«. Was versteht ihr darunter?

kathrina: An den Kern des Problems zu gehen und unter Einbeziehung derer, die es betrifft, an einer Lösung zu arbeiten. Lebensmittelabfall ist auf den ers-ten Blick kein glamouröses Thema. Deshalb ist es umso essenzieller, dass die Lösung kommuniziert wird und greifbar wird, bei Felzl etwa durch die Brottagebücher und unsere Präsenz in den Shops.

andrea: Beim Marketing haben wir uns gefragt: Wie können wir das anders angehen als mit dem tausendsten Slogan? Wir haben sehr darauf geachtet, mit Transpa-renz zu arbeiten und die Kunden am Prozess teilhaben zu lassen.Wie bestimmt ihr, ob »I love Brot« erfolgreich war?

kathrina: Die Evaluierung war ein wichtiger Fak-tor für uns, deshalb haben wir am Beginn des Projekts

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auch diese Datengrundlage geschaffen. Die Erfolgs-messung wird aber nicht nur in Zahlen stattfinden, sondern auch in Gesprächen mit Horst Felzl, den Mit-arbeitern und Kunden darüber, wie sie die Veränderun-gen wahrnehmen.An welche Unternehmen richtet sich euer Service-Angebot?

kathrina: Wir haben viel Erfahrung im Bereich Essen und Produktion von Lebensmitteln gesammelt, deshalb sind im ersten Schritt Kunden in einem ver-wandten Bereich naheliegend. Es muss sich aber nicht darauf beschränken.Was zeichnet eure Arbeitsweise in Kooperation mit Unternehmen aus?

thomas: Im Fall von Felzl hatten wir ein konkretes Problem zu lösen. Wenn man sich anschaut, wie Fir-men Problematiken wahrnehmen, spüren sie häufig ein Symptom, kennen aber das eigentliche Problem dahin-ter nicht. Der Mehrwert dieser Gruppe wird sein, von so einem gefühlten Symptom zunächst auf das eigentliche Problem und in Folge auf konkrete Lösungen zu kommen.

kathrina: Wir legen uns nicht darauf fest, ob die Lösung ein verbessertes System, eine Dienstleistung oder ein Produkt ist, gehen aber davon aus, dass es etwas Greifbares ist, was uns auch von anderen Bera-tern unterscheidet.

thomas: Ein Mehrwert für den Unternehmer ist sicherlich die Fülle an Ideen, die er durch die Transdis-ziplinarität der Gruppe und die verschiedenen Lebens-erfahrungen ihrer Mitglieder bekommt.

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Nur weil es sieben Uhr Abend schlägt, verliert das Brot nicht seine Wertigkeit. Thomas Hruschka

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46Biorama Nº. 33 DIE WElt, DIE WIr uns WünschEn

Wasser verspricht für das 21. Jahrhundert das zu wer-den, was Erdöl für das 20. Jahrhundert war: das kost-bare Gut, welches den Reichtum einer Nation bestimmt. 85 % der Weltbevölkerung lebt in den trockensten Regi-onen der Erde, unter denen sich gleichzeitig einige der ärmsten Länder befinden. Aufgrund dieser ungleichen Voraussetzungen und aus Angst vor daraus resultie-renden Konflikten sehen Regierungen und multinati-onale Energiekonzerne Wasser auf globaler Ebene als ein knappes Wirtschaftsgut an, das rationiert werden muss, anstatt als grundlegendes Menschenrecht. Das führt zu einer paradoxen Situation: Auf der einen Seite Großkonzerne wie Nestlé, die in Schwellenländern wie Brasilien, Pakistan oder Südafrika die sauberen Trink-wasserquellen für ihre Abfüllanlagen anzapfen. Auf der anderen Seite die Bewohner, ohne eigenen Zugang zu frischem Wasser, dafür mit Wasser in Plastikflaschen in den Geschäften, das sie sich nicht leisten können. Ihnen bleibt nur, kilometerweit zu den wenigen verbliebenen

öffentlichen Quellen zu wandern oder das mit Chemi-kalien und Bakterien verschmutzte örtliche Wasser zu trinken. Sechs Mrd. Euro Gewinn macht der Schweizer Konzern jährlich mit seinen weltweit 73 Wassermarken. Die bekannteste heißt »Pure Life« und wird vor allem in Entwicklungsländern verkauft.

sauBere energie und sauBeres WasserMotiv genug für die 17-jährige Schülerin Cynthia

Lam aus Melbourne, eine universale Lösung anzubie-ten: Ihre bahnbrechende Erfindung reinigt verschmutz-tes Abwasser per Fotokatalyse und erzeugt dabei Strom. Der »H²Pro« ist ein mobiles Gerät zur Wasserreinigung, braucht außer der Sonne keine externe Energiequelle und nutzt die aus dem Wasser gefilterten Schadstoffe zur Stromerzeugung. Damit zählte die Jugendliche ver-dientermaßen zu den Finalisten der diesjährigen Google Science Fair, ein Wissenschafts- und Technologiewett-bewerb, der einmal im Jahr weltweit für Schüler und Schülerinnen zwischen 13 und 18 Jahren ausgeschrie-ben wird – für Erfindungen, die unsere Welt nachhaltig verbessern sollen.

»Im Prozess der Fotokatalyse wird Wasser nicht nur gereinigt und sterilisiert, durch die Aufspaltung des Wassers wird zusätzlich auch Wasserstoff produziert, der zur Stromerzeugung genutzt werden kann«, erzählt die chemiebegeisterte Schülerin über den Ursprung ihrer Idee. Mit ihrer Forschungsarbeit zur Fotoka-talyse begann Lam vor eineinhalb Jahren, nachdem sie für ihr Vorhaben ein Stipendium des Victoria Sci-ence Talent Search bekommen hatte. Das verblüffende Resultat war die Entwicklung des tragbaren »H²Pro«-Wasserreinigers, der lediglich Sonnenlicht und Titan zum funktionieren braucht. In einem chemischen Vor-gang absorbiert Titanoxid die UV-Energie aus dem Son-

nicht jeder auf der welt hat freien zugang zu sauberem trinkwasser und elektrizität. eine 17-jährige erfinderin aus kanada hat sich aufge-macht, beide probleme auf einen schlag zu lösen.

electric Water

von wolfgang smejkal

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nenlicht, was zu einer sogenannten Redox-Reaktion führt, die organische Verbindungen oxidieren lässt. In der Praxis läuft das folgendermaßen ab: Auf der einen Seite des Behälters wird verschmutztes Wasser einge-füllt und durch ein von der Sonne aktiviertes Titange-webe geleitet. Das so sterilisierte Wasser nimmt dann seinen weiteren Weg durch einen zweiten Filter und ist am Ende gereinigt und trinkbar. Bis zu 90 % der im ver-unreinigten Wasser enthaltenen organischen Substan-zen können so innerhalb von zwei Stunden in unschädli-ches Kohlendioxid sowie Wasser umgewandelt werden. Durch die Aufspaltung von Wasser entsteht zusätzlich Wasserstoff, der sich über eine integrierte Brennstoffzel-le zur Energieerzeugung nutzen lässt. »Die Stromerzeu-gung verläuft noch etwas instabil«, wie Lam einräumt, »aber ich werde das Gerät solange weiterentwickeln, bis es verlässlich Strom erzeugt.«

Das Revolutionäre an Cynthia Lams Entwicklung: Neben Titan benötigt der Prozess der Wasserreinigung lediglich Sonnenlicht. Bei vergleichbaren Konzepten war stets eine weitere Energiequelle vonnöten gewe-sen, wodurch sie für abgeschiedene oder weniger ent-wickelte Regionen nicht einsetzbar waren. Der »H²Pro« hat durchaus das Potenzial, die Welt zu verändern – weltweit leben 1,2 Mrd. Menschen ohne Elektrizität und 780 Mio. haben keinen Zugang zu sauberem Was-ser. Von dieser Innovation werden vor allem Menschen in der Dritten Welt profitieren, die so einen Zugang zu Trinkwasser und Strom auf einfache und vor allem autarke, unabhängige Art erhalten. Und Cynthia Lam will sich auch künftig dem Wohl der Menschheit wid-men. »Ich möchte gerne Medizin oder Umwelttechnik studieren, weil ich dann in der Lage bin, Menschen in Not zu helfen«, erklärt die sympathische Nachwuchs-forscherin ihr Lebensziel.

bildCynthia Sin Nga Lam

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interVieWAstrid Dober, Johanna Stögmüller

bildKarma-Konsum

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»einfach leben, erhaben denKen«

Wie geht einfach? Christoph Harrach lädt Ende Oktober zur Karma-Konsum-Konferenz. Unter dem Titel »Simplicity.

Die Notwendigkeit von Einfachheit und Entschleunigung im Business« wird dort viel über das Weniger diskutiert.

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biorama: Christoph, hast du schon mal gezählt, wie viele Dinge du besitzt oder kannst du das ungefähr schätzen?

christoph harrach: Nein, gezählt noch nicht. Aber ich bin mit meiner vierköpfigen Familie umgezogen und da haben wir zum ersten Mal unser gesamtes Hab und Gut in einen 7,5-Tonner reingepackt und das hat gerade so gepasst. Ich habe auch andere Familien gefragt und die meinten, dass sie drei 7,5-Tonner gebraucht haben. Es war trotzdem viel für uns, obwohl wir denken, dass wir sehr bescheiden leben. Laut Statistik besitzt der Durchschnitts-Europäer zirka 10.000 Gegenstände. Ab wann belastet Besitz?

Jedes Stück, das man besitzt, braucht ja seine Zeit und seine Aufmerksamkeit. Sei es in der Anschaffung, bei der Installation, beim Reparieren oder bei der Entsorgung am Schluss. Jedes Produkt ist ein Zeitfresser – je mehr neue Produkte man hat, desto mehr Zeit: Man muss sie kennenlernen, installieren und vor dem Kauf die Ange-bote vergleichen. Mit steigendem Konsum wird auch mehr Zeit gefressen. Ich denke, das ist ein sehr indivi-duelles Gefühl, ab wann es belastet. Ich denke, dass jeder für sich diese Zeitbelastung abschätzen muss. Der Konsumklima-Index des deutschen Marktfor-schers Gfk ist im September so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht. Kommt den Menschen die Lust am Konsum schön langsam abhanden?

Ob man das alleine am Konsumklima-Index festma-chen kann? Das müsste man an einer längeren Zeitrei-he beobachten, aber mein Gefühl ist auf jeden Fall, dass Menschen in der westlichen Welt merken, dass reine Konzentration auf das Materielle nicht glücklich macht. Da sind sich Glücksforscher einig, und Studien zeigen auch, dass zu einem gewissen Grad von Wohlstand das Glück mitwächst. Da wir gerade in Deutschland einen sehr hohen Lebensstandard und damit allgemeinen Wohlstand haben, wächst das Glück nicht mit weiteren Produkten. Deswegen könnte es sein, dass sich Leute belastet fühlen von den Produkten, die dann wieder Zeitfresser sind, aber auch ökonomisch eine Belastung darstellen können und dass sich Menschen daher in dem Bewusstseinswandel befinden, dass weniger Konsum und die Konzentration auf Soziales wie Freunde, Familie

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oder Ökologisches wie die Natur besser ist. Viele Dinge, die individuellen Wert stiften, sind kostenlos. Vielleicht findet da jetzt ein Umdenken statt. »Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt« lautet eine sogenannte Lebensweisheit. Kannst du dem Spruch etwas abgewinnen?

Auf jeden Fall! Wenn man eine Grundversorgung, eine Grundsicherheit hat, wie ein Dach über dem Kopf, ein Einkommen, so dass man am gesellschaftlichen Leben – wie auch immer das aussieht – teilhaben kann, dann gibt das auf jeden Fall ein gutes Gefühl. Man sollte aber auch etwas vorsichtig mit der Aussage »Weniger ist mehr« sein, weil es letztendlich Menschen gibt, die am Exis-tenzminimum leben und damit von vielen gesellschaft-lichen Bereichen ausgeschlossen sind. Dieter Rams, Pionier des Produktdesigns, hat mit seinem Leitsatz »Weniger, aber besser« ein gestal-terisches Ideal etabliert. Lassen sich seine zehn The-sen für gutes Design auch in anderen Lebensberei-chen anwenden?

Qualitativ hochwertige Produkte zu kaufen macht nicht nur ökologisch Sinn, sondern auch langfristig öko-nomisch. Sie sind am Anfang zwar teurer, aber durch die lange Lebenszeit halten sie länger. Das heißt, dass man sich keine Neuanschaffungen leisten muss. Man soll-te vor jeder Konsumentscheidung prüfen: Brauche ich das wirklich oder will ich das nur haben? Weniger, aber besser zu konsumieren ist eine Laien-Maxime für suf-fiziente Wirtschaft bzw. für ein suffizientes Leben. Es geht ja darum, die beste Qualität zu bekommen. Wenn ein Produkt Massenware aus Fernost ist, da habe ich a) keine persönliche Beziehung und b) im tiefen Inneren weiß ich, dass da sehr viel Leid drinnen steckt – ja, auch der Mainstream hat schon einmal gehört, dass norma-le Schokolade oder Textilien mit Kinderarbeit gefertigt werden, das schwingt ja auch in den Massenartikeln mit. Die diesjährige Karma-Konsum-Konferenz steht unter dem Motto »Simplicity«. Wie definierst du Einfachheit?

Einfachheit ist für mich die Reduktion auf das Wesentliche, was ich tatsächlich brauche. Durch Redu-zierung befreie ich mich vom Überfluss. Der Überfluss hat ja auch seinen Preis, nicht nur in Euro, sondern auch

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in Raum und Zeit, die er verbraucht. Einfachheit ist eine Reduzierung, die für mich aber auch eine Lebensform darstellt. Es gibt ein Zitat eines Yoga-Meisters, in dessen Tradition ich stehe, der sagt: »Einfach leben, erhaben denken.« Das Einfache in der Materie gibt Zeit für sozi-ales Engagement, Philosophie, Kunst und Kultur. Wenn man sich im Materiellen reduziert, dann hat man für die-se Dinge mehr Freiraum. Niko Paech, der Post-Wachs-tumsökologe, sagt auch, dass man Arbeitszeit reduzieren soll, damit man weniger Geld für Konsum hat und damit wieder mehr Zeit für soziales Engagement, Suffizienz, Subsistenzwirtschaft bleibt. Viele Menschen denken beim Begriff Einfachheit an Verzicht, aber für mich ist das eher Befreiung vom Überfluss. Was kann die Karma-Konsum-Konferenz der Stei-gerungslogik des »Immer weiter, immer schneller, immer mehr« entgegensetzen?

Wir haben wieder sehr viele inspirierende Vorden-ker, die am ersten Tag am Kongress auf wissenschaft-licher und wirtschaftlicher Ebene Beispiele liefern, wie ein Weniger mehr sein kann. Wir haben Angelika Zahnt, die skizziert, wie wir mit weniger besser leben können

– besser im Sinne von nachhaltiger Entwicklung – oder

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Die von Christoph Harrach initiierte Karma-Konsum-Konferenz findet heuer bereits zum achten Mal in Frankfurt am Main statt.

Überfluss hat ja auch seinen Preis, nicht nur in Euro, sondern auch in Raum und Zeit, die er verbraucht. Christoph Harrach

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auch den Glücksforscher Mathias Binswanger aus der Schweiz, der belegt, dass das Mehr nicht besser ist, son-dern dass es andere Wohlstandsindikatoren gibt. Das eine ist, Inspiration zu liefern, das andere die Vernet-zung von Menschen, die an einem einfachen Leben inte-ressiert sind, so dass man sich gegenseitig stärkt. Das ist der Kulturwandel vom Massenkonsum zu einer suffi-zienten Wirtschaft: sich gegenseitig stärken, vernetzen, Kooperationen schließen. Das Weniger kann sich ja in der Tauschökonomie ausdrücken, denn hier muss man gar nicht so viel besitzen, da man aus der Gemeinschaft heraus Dinge zeitweise zur Nutzung leiht. Das kann man auch auf Geschäftsmodelle übertragen, dass man bei-spielsweise nicht alles selber haben muss, sondern über Kooperationen und Tauschgeschäfte abschließt.Konkret wird unter anderem der Faktor Entschleu-nigung in der Arbeitswelt thematisiert. Wo krankt unser derzeitiges System deiner Meinung nach?

Das System krankt an verschiedenen Stellen. Einer-seits ist es das Wachstumsparadigma, ein wesentliches Krankheitssymptom, so nenne ich das jetzt mal. Wenn wir in die Medizin sehen: Ein unbegrenztes Zellwachs-tum nennen wir Krebs. Wenn man das auf die Wirtschaft überträgt – also ein unendliches Wirtschaftswachstum, das nicht naturgemäß ist, denn die Natur bewegt sich in Zyklen und kann gar nicht weiter wachsen –, dann führt diese denaturierte Perspektive, dass immer alles wachsen kann, zu Krankheiten. Und Krankheiten drü-cken sich bei Menschen in der heutigen Wirtschaft als psychologische Leiden wie Burn-out, innere Kündigung und hoher Stress aus.

Auf der anderen Seite ist natürlich auch der Wett- bewerbsgedanke in der Wirtschaft meiner Meinung nach nicht gesund. Der Mensch ist aus meiner Pers-pektive ein kooperatives, gutes, soziales Wesen, das mit Menschen kooperieren möchte und nicht im Wettbe-werb stehen soll. Doch die Wirtschaft geht von Konkur-renz der Menschen aus, der andere immer ausstechen will. Das verursacht ebenfalls Stress. Denn das trennt die Menschen und verbindet sie nicht. Man spricht von »Wettbewerbsabgrenzung« oder »Kundensegmentie-rung«: Hier grenzen sich Menschen bewusst ab. Das sind trennende Begriffe, die nicht menschengerecht sind und uns krank machen. Wir haben uns zwar schon daran gewöhnt, aber kooperatives Miteinander ist, was der Natur des Menschen inneliegt.

8. Karma-Konsum-Konferenz: »Simplicity. Die Notwen-digkeit von Einfachheit und Entschleunigung im Business«,28.–29. Oktober 2014, Frankfurt am Mainwww.karmakonsum.de

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FLORIAN DAVID

FITZJULIA

KOSCHITZJürgen

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Ab 24. Oktober

im Kino

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Vom aShram inS Yoga-loft

Zwischen Räucherstäbchen und Funktionswäsche wird geschwitzt und gedehnt. Ist Yoga Lebensphilosophie oder

Lifestyle-Konzept? Versuch einer Typologisierung.

So vielfältig wie die Asanas, also die Körperübungen im Yoga, so vielfältig sind auch die Vorurteile, die gegen-über der aus Indien stammenden Lehre gehegt werden. Eins vorweg: Das, was wir landläufig unter Yoga verste-hen, hat mit der ursprünglichen alten indischen Phi-losophie freilich nur mehr wenig gemein. Asketische Weltentsagung als Mittel und Weg zur reinen Selbster-kenntnis ist heutzutage, sagen wir mal, nicht unbedingt das hehre Ziel. Die Erleuchtung besorgt dem gemeinen Europäer lieber die Energiesparlampe als die Meditation. Yoga westlicher Prägung umweht da und dort noch immer ein sektenhafter Hauch (die Beatles lassen grü-ßen), aber mitunter ist auch die Schulmedizin auf das Geheimnis der Asanas, die Kraft, Flexibilität, Gleichge-wichtssinn und Muskelausdauer trainieren, aufmerk-sam geworden: Yoga ist einfach gesund – wenn man’s richtig macht. Die Yoga-Studios schießen wie Pilze aus dem Boden und wer nicht selbst auf der Matte sitzt, kennt zumindest jemanden, der sich bei Hatha, Ashtan-ga oder Bikram verknotet. Wir haben die unterschied-lichsten Yoga-Charaktere unter die Lupe genommen.

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textJohanna Stögmüller

illustrationKatharina Hüttler / agentazur.com

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die Ballett-tänzerinWährend man selber keuchend oder bereits im Halb-schlaf versunken auf der Matte darnieder liegt, wie-derholt die Tänzerin nach der Stunde das Einmaleins für kleine Ballett-Elevinnen an der Stange. Für sie ist die Yoga-Einheit das Training nach dem Training, denn an einem vorstellungsfreien Tag pendelt sie zwischen Fitnessstudio, Sportbecken und Yoga-Matte. Der Ballett-Tänzerin geht es um die Perfektion ihrer Posen und weil sie Profi ist, fehlt ihr genau das, was es beim Yoga eigent-lich braucht: Gelassenheit. Trotzdem: Die Vorbildwir-kung ihrer körperlichen Grazie für die eigene Motiva-tion ist nicht zu unterschätzen. Und in die Staatsoper wollte man auch schon länger wieder mal gehen.

Position: Natarajasana, der Tänzer. Balanceposition auf einem Bein, bei dem alle tiefen Rückenmuskeln sehr aktiv sind.

der mit den rückenproBlemenBevor ihn der 70-Stunden-Job abwechselnd an den Bürostuhl und den Business-Class-Sitz gefesselt hat, war er Captain im Ruder-Team und einer von denen, die einen Berg hinaufrennen anstatt zu gehen. Und jetzt: Alles ist verkürzt! Überall kracht’s! Die besten Ortho-päden des Landes hat er schon aufgesucht, sogar den Teamarzt vom FC … ach, tut ja hier nichts zur Sache, weil: die Schmerzen, die gingen einfach nicht weg. Dann hat er Steve Jobs‘ Autobiografie gelesen, und Steve Jobs hat Yoga gemacht und er hat sich gedacht … und am nächsten Tag hat er die 21-Uhr-Klasse besucht (früher geht’s nicht) und am Wochenende dann gleich noch ein-mal. Das ist jetzt gut ein Jahr her und das »Namaste« am Ende der Klasse bringt er noch immer nicht über die Lippen. Aber die Schmerzen, die sind weg.

Position: Shashankasana (mit ausgestreckten Armen), der Hase. In dieser Position entspannt sich der ganze Rücken; die Atmung in den Rücken wird vertieft.

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Yogi-oma / Yogi-opaManche behaupten ja, ein Glas Rotwein am Abend oder Olivenöl oder diese Hautcreme um 500 Euro oder Sex ist das Geheimnis für ewige Jugend. Nun, Letzteres (in Kombination mit Ersterem) kommt der Wahrheit wahr-scheinlich am nächsten, denn: Bewegung! Bewegung ist alles. Mens sana in corpore sano, sagten schon die alten Römer. Und fast so alt wie die sind auch der Yogi-Opa bzw. die Yogi-Oma. Während sich andere Mitglieder ihrer Alterskohorte mithilfe des Rollators durch das Leben schieben, denken die Yoga-Pensionisten nicht mal im Traum daran, sich die Schnürsenkel vom Zivi im Altersheim binden zu lassen. Sie sind nämlich fitter als so mancher 18-Jähriger und dafür gebührt ihnen vor allem Respekt und unsere Bewunderung.

Position: Mayurasana, der Pfau. Wirkt positiv auf den Verdauungstrakt. Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen und Nieren werden gestärkt.

der nachWuchs-YogiAuf einer leichten Sandelholz-Wolke schwebt der Nach-wuchs-Yogi in den Raum und knotet sich graziös in den Lotussitz. Eigentlich lebt er ja in Südost-Asien, aber auf dem Weg ins Nirwana führt die eine oder andere Abzweigung halt auch zurück nach Unterpremstätten. Oder so. Sein Wunsch: Er will wieder zurück in den Ashram, um dem Yoga-Meister zu lauschen und end-lich wieder bunte Röcke und Perlen im Haar zu tragen, ohne dass die Leute doof schauen. Weil aber erst ein-mal der Flug nach Indien bezahlt werden muss, jobbt er nebenbei im Yoga-Studio und stapelt die Matten mit einer Ausgeglichenheit, die Julia Roberts in »Eat Pray Love« vergeblich gesucht hat.

Position: Padmasana, der Lotussitz oder Sirsasna, der Kopfstand. Angeblich verlangsamt der Kopfstand das Grauwerden der Haare. Und wenn’s dafür zu spät ist, hilft die Position u. a. bei Verstopfung.

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die tapfereNormalerweise werden die Wörter »Sport« und »Lei-stung« in einem Atemzug genannt, nur hat Zweiteres mit Yoga nichts zu tun. Das weiß die Tapfere und hat sich deswegen von der Aufregung nicht anstecken lassen, die ein Artikel in der New York Times, in dem vor gebrochenen Rippen und neurologischen Schäden durch Yoga gewarnt wird, ausgelöst hat. Dass es nicht um das Müssen, sondern um das Probieren geht, das gefällt der Tapferen an Yoga. Gut, ab und an ist Durch-haltevermögen gefragt und ein hochroter Kopf zeugt von Anstrengung und Biss. Die Tapfere weiß aber, wo ihre Grenzen liegen, auch wenn sie sich an manchen Tagen dann selber überrascht. Der Moment, in dem der Kopfstand das erste Mal klappt …

Position: Virabhadrasana II, der Krieger II. Stär-kt die innere Verfassung und Geisteshaltung. Oder, für fortgeschrittene Yogis: Virabhadrasana III, der Krieger III. Die dynamische Haltung des Kriegers fördert Stärke, Stabilität und Konzentration.

21.11. –

23.11.2014

im Wiener

MAK

Die Veranstalter der JOYA Yoga-Convention unter-stützen die erste YogaMesse Österreichs, die YogaPlanet, von 21.11 - 23.11 im Wiener MAK. Sie findet gemeinsam mit der VeganPlanet statt. Tauche in die Welt von Yoga und Veganismus ein und finde heraus, was hinter dem Trend steckt. Ausstellungen, Work-shops und Vorträge bieten die Gele-genheit diese spannenden Lebensstile am Puls der Zeit kennen zu lernen.

JOYA präsentiert die YogaPlanet Messe.

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der promiIst das nicht der / die ...? Das Problem mit Prominenten ist ja, dass sie in echt nie so aussehen, wie im Fernse-hen oder in den Magazinen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ihr Erscheinungsbild durch Turnkleidung zusätzlich abstrahiert wird – außer es handelt sich um US-amerikanische R’n’B-Sänger, die kennt man ja nur in Jogginghose. Zumindest einen C-Promi trifft man aber in jeder Yoga-Schule, denn Yoga sorgt ja bekanntlich für innere Balance und die hat ein Leben im Rampen-licht bitter nötig. Das Schöne am Promi-Yogi: Spätestens in dem Moment, in dem durch die Verquickung von Umständen (Topinambur-Suppe beim Asiaten zu Mit-tag, Entspannung der Verdauungsorgane, exponierte Körperhaltung) der prominente Leibwind die Stille im Raum durchbricht, hat man die Gewissheit: Stars sind auch nur Menschen.

Position: Adho Mukha Svanasana, der Hund. Fördert gleichzeitig Entspannung und Anspannung.

die freundinnen »Hastdudasschongelesendasistjadasärgsteundsiehat-

danngesagtdassergesagthatdassdassoniegesagtworde-nistwogibtsdieseschuheeigentlichundwasistdasfürein-nagellack?« Je nach persönlicher Tagesverfassung liebt man (Gossip fremder Leute mithören können, wie inte-ressant!) oder hasst man (Gossip fremder Leute mithören müssen, was interessiert mich das!) die Freundinnen, die der Yoga-Stunde einen Hauch von »Aerobic mit Cindy Crawford« verleihen – von der Matte bis zum Haarband, das Outfit ist aus einem Guss. Schwitzen? Fehlanzeige. Schweißdrüsenverödung macht’s möglich. Die Freun-dinnen denken gar nicht daran, sich vor der Yoga-Stunde abzuschminken, lieber wird noch einmal der Lippenstift nachgezogen. Zur Sicherheit. Vielleicht ist der mit den Rückenproblemen ja heute auch wieder da.

Position: Vrkshasana, der Baum. So wie diese Position braucht auch eine Freundschaft eine stabile Basis.

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Rund jede zweite Bodylotion, jedes zweite After-shave sowie jede fünfte Zahnpasta enthielt bei einer umfassenden Untersuchung durch die Umweltschutzor-ganisation GLOBAL 2000 im Dezember des Vorjahres hormonell wirksame Chemikalien. Diese werden vor allem als Konservierungsmittel und als UV-Filter einge-setzt und durch die Haut aufgenommen. Sie werden mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, die in den letzten Jahrzehnten vermehrt auftreten: Bestimmte hormonbedingte Krebsarten wir Brust- Pro-stata oder Hodenkrebs, verfrühte Pubertät und Verhal-tensauffälligkeiten bei Kindern.

Die Stadt Wien und GLOBAL 2000 kämpfen gemein-sam gegen den Hormon-Cocktail im Badezimmer und wollen nun auf EU-Ebene den Druck für hormonfreie Kosmetika und den Schutz der Konsumentinnen und Konsumenten erhöhen. Mit der Gratis ToxFox-App, die seit neuestem auch für alle android-Systeme funk-tioniert und auf einer verbesserten Datenlage basiert, können Kosmetika in Sekundenschnelle auf hormonell wirksame Chemikalien gescannt werden.

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Hormonfreie Alternativen verfügbar! Bei belasteten Produkten kann zugleich eine Protest-nachricht an den Hersteller gesendet werden, man kann damit ein deutliches Signal setzen, dass man Kosmeti-ka ohne schädliche Stoffe will. „Hormonell wirksame Stoffe haben in Körperpflegeprodukten nichts verloren, denn sie stellen ein Risiko für die Gesundheit dar. Wir müssen hier unbedingt den Hebel bei den Ursachen ansetzen, potenziell gesundheitsschädliche Stoffe meiden und nicht erst dann tätig werden, wenn die Krankheit bereits aufgetreten ist“, so Professor Andreas Lischka, langjähriger Vorstand der Kinderklinik Glanzing. Dabei gibt es bereits viele Alternativen zu den problematischen Produkten, Naturkosmetika sind hormonfrei und etliche Hersteller konventioneller Produkte verzichten ebenfalls auf hormonell wirksame Substanzen in ihren Cremen, shampoos und bodylotions.

Die Stadt Wien hat gemeinsam mit GLOBAL 2000 eine Informationsbroschüre produziert, die man unter 01/4000-81349 kostenlos anfordern kann.

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Hormonfreie Alternativen verfügbar! Bei belasteten Produkten kann zugleich eine Protest-nachricht an den Hersteller gesendet werden, man kann damit ein deutliches Signal setzen, dass man Kosmeti-ka ohne schädliche Stoffe will. „Hormonell wirksame Stoffe haben in Körperpflegeprodukten nichts verloren, denn sie stellen ein Risiko für die Gesundheit dar. Wir müssen hier unbedingt den Hebel bei den Ursachen ansetzen, potenziell gesundheitsschädliche Stoffe meiden und nicht erst dann tätig werden, wenn die Krankheit bereits aufgetreten ist“, so Professor Andreas Lischka, langjähriger Vorstand der Kinderklinik Glanzing. Dabei gibt es bereits viele Alternativen zu den problematischen Produkten, Naturkosmetika sind hormonfrei und etliche Hersteller konventioneller Produkte verzichten ebenfalls auf hormonell wirksame Substanzen in ihren Cremen, shampoos und bodylotions.

Die Stadt Wien hat gemeinsam mit GLOBAL 2000 eine Informationsbroschüre produziert, die man unter 01/4000-81349 kostenlos anfordern kann.

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Ursula Biemann, »Egyptian Chemistry« (2012) / Multimedia-Videoinstallation

bild maschekS. 2014

Gregor Hartl

»hoffnung iSt fehl am platz«

Die Schweizer Künstlerin, Autorin und Videoessayistin Ursula Biemann beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den Folgen

des Klimawandels, chronischem Wassermangel und Naturrechten. Sie fordert eine allumfassende Kosmopolitik, die nicht

nur den Menschen berücksichtigt.

interVieWErwin Uhrmann

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Die Künstlerin Ursula Biemann bei der Feldforschung an der mexikanischen Grenze, 1988.

biorama: Wie lange werden wir noch unseren Lebensstandard halten können? Haben wir eine rea-listische Zukunftsperspektive in der Art und Weise, wie wir leben?

ursula biemann: Das sind spekulative Fragen, um deren Antwort derzeit sehr viele Wissenschafter fieber-haft bemüht sind. Einiges lässt sich an Modellen errech-nen, doch die Entwicklung des Klimawandels übersteigt unsere derzeitige Fähigkeit der Berechnung, die Model-le kollabieren. Unrealistisch erscheint mir zu diesem Zeitpunkt, dass wir überhaupt mit der möglichen Wei-terführung des kapitalistischen Ökonomiemodells spe-kulieren. Naomi Klein, die soeben in New York ihr neu-estes Buch »This Changes Everything« vorgestellt hat, in dem es um die Erderwärmung geht, sieht jedenfalls keine Vereinbarung dieser beiden Systeme. New York ist besonders sensibilisiert, denn unmittelbar nach der Finanzkrise, die die Fehlbarkeit der Wall Street demons-trierte, setzte der Hurricane Sandy die Stadt vielerorts unter Wasser.

In einer ihrer ganz aktuellen Arbeiten themati-sieren Sie das Problem der Ölförderung in Kana-da. Dort gibt es die Protestwegung »Idle No More«. Gibt es eine Chance, dass etwa indigene Gruppen mit ihren Anliegen, ihre Territorien vor kapitalistischen Großprojekten zu schützen, durchkommen?

In den Amerikas steht die Öl- und Mineralförde-rung in direktem Konflikt mit der autochtonen Bevöl-kerung, auf deren Territorien diese Großprojekte statt-finden sollen. Die Indigenen im Amazonas, den usa und Kanada setzen alle Mittel ein, diese zu verhin-dern. Auf juristischem Weg, indem sie vor das Intera-merikanische Gericht für Menschenrechte gehen und vor Ort mit Protesten und Medienkampagnen. »Idle No More« geht im Besonderen gegen die projektierte Northern Gateway-Ölpipeline vor, die schweres Öl aus den Asphaltsanden von Alberta durch indigenes Land an die Westküste leiten soll. Die aktivistische Organisa-tion hat bereits große Teile der Bevölkerung hinter sich gebracht. Ich bezweifle, dass die Pipeline gebaut wer-den kann. Ölfirmen scheuen heftigen Widerstand dieser Art, die große Verzögerungen verursachen und teuer zu stehen kommen, wenn das Projekt bei der Bevölkerung verhasst ist. Einer der First Nations hat man dieses Jahr das Recht auf Berufung zugesprochen. Die Ölkonzerne überlegen sich bereits, die Pipeline über die viel längere Route an eine Ostküste zu leiten. Eines Ihrer jüngsten Projekte, »Deep Weather«, setzt die beiden Flüssigkeiten Wasser und Öl in einen Zusammenhang.

Der kurze Video-Essay zum Klimawandel – der Titel bezieht sich auf die Tiefenzeit, d. h. den geologischen, fossilen Aspekt des Klimawandels – gibt aus Flugsicht

einen eindrücklichen Einblick in das Ausmaß der Ver-wüstung von Nadelwäldern in Kanada, in der auf einem Gebiet der Größe Englands nach dem ölhaltigen Sand gegraben wird. Diese dunklen Bilder verbinde ich im zweiten Teil des Videos mit einer Szene aus dem Delta von Bangladesch, in der die einheimische Bevölkerung von Hand einen riesigen Lehmwall zum Schutz ihres Dorfes gegen steigende Wasserspiegel baut. Sie wehren sich schon jetzt gegen die Folgen des zukünftigen Aus-stoßes, den diese fossilen Energien verursachen werden. Die beiden entlegenen Erdteile werden im Flüsterton im Video durch die Chemie in der Atmosphäre kausal ver-bunden, unsichtbar, aber mit steigender Gewalt. Wie kann man die gefährdeten Terrains am besten schützen? Nützt es langfristig etwas, das Rechts- system zu ändern?

»Forest Law«, meine neue Arbeit in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Architekten Paulo Tavares, ent-stand im Urwald von Ecuador, einem der artenreichs-ten Gebiete der Welt. Dort gibt es einen großen Reich-tum an Kupfer, Gold, Uran und anderen Mineralien. In vielen Teilen Amazoniens stehen der Wald und dessen Bevölkerung deshalb unter dem Druck von Öl- und Mineralkonzernen aus aller Welt. »Forest Law« kon-zentriert sich auf drei juristische Fälle. Ecuador hat vor einigen Jahren die Natur als juristisches Subjekt in die Verfassung geschrieben. So hat diese beispielsweise das Recht, sich ungehindert zu reproduzieren. Die Saraya-kus haben den Staat Ecuador verklagt, weil er Ölfirmen erlaubt hat, auf ihrem Territorium seismische Explo-ration durchzuführen und ein Grid von Sprengsätzen durch eine geschützte Zone zu legen. Letztes Jahr haben sie den Fall gewonnen. Sie argumentierten mit ihrer Kosmologie des »lebendigen Waldes«, in dem alle Wesen mit der Natur verbunden sind. Das sind inter-national wichtige Momente im Errichten und Durch-setzen von Naturrechten, die als Modell für univer-salistische Gesetze gesehen werden können. Wie es

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seinerzeit wichtig war, für Menschenrechte zu kämp-fen, ist es zum jetzigen Zeitpunkt dringend nötig, der Natur Rechte einzuräumen. Welche Rollen spielen Kunstschaffende in diesem Geflecht?

Faktisch verstehen wir diese Zusammenhänge viel-leicht. Doch die Kunst kann auf der Ebene des Imagi-nären und der intuitiven Wahrnehmung einwirken mit einer Kraft, die faktische Informationen nie erreichen werden. Spekulieren spielt dabei eine interessante Rolle. Durch die Frage »Was wäre wenn?« entsteht ein speku-lativer Moment, in dem es möglich ist, die Aufmerksam-keit der Zuschauer von einer bestimmten Sichtweise auf eine andere zu verschieben, eine neue Perspekti-ve zumindest zu erwägen. Wir buhlen ja alle um etwas Aufmerksamkeit in dieser Informationsgesellschaft. Die epischen Videobilder der Zerstörung und des Ringen ums Überleben wirken auf emotionaler Ebene nach und bewirken ein völlig anderes Resultat als das Vorlegen von Forschungsdaten. Ist es überhaupt möglich, dass Regierungen in kapi-talistischen Ländern die Klimakatastrophe aufhal-ten bzw. bremsen können?

Pauschal kann ich die Frage kaum beantworten. Ich bin an kleineren Dimensionen interessiert, die mich weniger machtlos machen. Für die Rechte der Natur einzustehen scheint mir jedenfalls sinnvoll. Gegen-wärtig ist es ja vornehmlich so, dass die Natur lediglich in der Form von Besitz- oder Landrechten verhandelt wird, als Ressource für den Menschen, aber vor Gericht keine Rechte hat. Große Teile unseres Erdsystems sind vor dem Gesetz unsichtbar und das ist zu einer realen Gefahr für die Erde geworden.

Die Folgen des Klimawandels sind ohnehin nicht mehr aufzuhalten …

Wir haben lange Zeit die Tatsache verdrängt, dass wir nicht mehr so weiterleben können, nicht weil es ethi-scher oder vernünftiger wäre, unseren verschwende-rischen Lebensstil zu drosseln, sondern weil sich die Umstände so rasant und unaufhaltsam verändern, dass wir einfach dazu gezwungen werden. Wir tauchen erst jetzt so richtig aus einer langen Verdrängung auf und in diesem Zustand werden sich viele nichts mehr vorma-chen wollen. Hoffnung ist meiner Ansicht nach fehl am Platz, sie macht diffus und untätig. Was sich hingegen aktiv und auf allen Ebenen verändern muss, ist unsere Beziehung zur materiellen Realität, mit anderen Worten, unsere Kosmopolitik, die alles einschließt, nicht nur den Menschen.

info-Box

Mit ihrer Arbeit »Egyptian Chemistry« thematisiert Ursula Biemann den chronischen Wassermangel in Ägypten. Das Land, in dem der Nil fließt, ist ein Brennpunkt der Politik und der Folgen von Klimawandel und Naturzerstö-rung. »Egyptian Chemistry« ist im Rahmen der Ausstellung »Reines Wasser« im Linzer Lentos Museum bis 15. Februar 2015 zu sehen. Zur Ausstellung erscheint das Buch »Reines Wasser«, in dem Ursula Biemann einen Beitrag zum Thema veröffentlicht hat.www.lentos.at

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der lechWeg Wird KulinariSch

Der Lechweg ist eine Wanderung von der Quelle zur Mündung, von der Natur zur Kultur und vom Ursprung in die Gegenwart.

Der Weg führt durch wilde Landschaften und kulinarische Abenteuer.

text & bildJürgen Schmücking

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hoch über Lech geht es los. Der Lech – hier heißt er noch Forma-rinbach – formt sich zu einem klei-nen Bach, der Weg führt an seinem Anfang durch das Quellgebiet. An einigen Stellen fließt kristallklares Wasser aus der steinigen Erde, und auch der Lechweg selbst ist hier noch ein schmaler Pfad, der an Latschen- kiefern und Almrosen vorbei durch die atemberaubende Bergkulisse des Arlbergs führt. Weiter unten, im Lechtal, wird das Flussbett breiter und formt eine einzigartige Land-schaft. Es ist ein spektakuläres Spiel mit Farben, Licht und Formen, die der Lech, der letzte Wildfluss der Nordalpen, hier bietet. Das Gehen verspricht also Abwechslung, innere Einkehr, sportlichen Anspruch und natürlich allerhand Köstlichkeiten. Die Lechweg-Produkte, kulinarische Botschafter des Wegs, sind besonde-re Lebensmittel, die sorgfältig, hand-werklich und aus Zutaten der Region hergestellt werden. Und es sind Pro-dukte, die in jedem Rucksack Platz fin-den. Die Vielfalt reicht von krummen Kaminwurzen und Lechtaler Käse hin zum sensationellen Durstlöscher, dem Lechweg-Bier und dem hochgeistigen Kramat, dem rustikalen Gin mit dem historischen Namen. Es ist eine Reise wie auf dem Jakobsweg. Nur besser. Landschaftlich wie kulinarisch.www.lechweg.com

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oben: Liesbeth Fritz und ihre Chrommi Chämmiwürza, dialektfrei »krumme Kaminwurzen«. Wahlweise mit Kräutern oder Beeren verfeinert und grandios gut. — — unten: Bayerischer Hopfen und kristallklares Wasser aus den Vilser Bergen sorgen für eines der feinsten Biere Tirols: das elegant-herbe Lechweg-Bier. — — links: Auf der ersten Etappe begleitet man den wilden Fluß auf seinen ersten Metern. Hier ist er noch klein und schlängelt sich als Formarinbach dahin.

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oben: Kurt Sojer in seinem Paradies. In seinen Reiferäumen reifen wahre Schätze der Käsekunst. Hier wird Heumilch regionaler Bergbauern verarbeitet. — — unten: Zu den Käsespezialitäten der Sennerei gehört der Beerige Lechtler, ein würziger Schnittkäse mit Beeren und frischen Kräutern vom Berg. — — rechts: Der Kramat (lechtalerisch für Wacholder) von der Destillerie Lechtaler Haussegen ist der Gin der Region. Blitzsauber und hocharomatisch.

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Vor dem Lechfall wird das Flussbett nicht nur weitläufig, sondern auch zu einem Paradies für Vielfalt und Leben. Im Naturpark Tiroler Lech tummeln sich unzählige Vogelarten.

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sarah:Irgendwie dekadent. Sich gar nicht erst zwischen Bier und Wein zu entscheiden, sondern kurzerhand beides einzuschenken. Noch dazu, wo ich ein Achterl bzw. Sei-del jedem Barmixgetränk vorziehe. Andererseits heißt es auch: »Bier auf Wein, das lass sein!« Dann lieber gleichzeitig. Reinhold Bartas Cerevinum ist, wie der Name verrät, mit Gerstenmalz, Hopfen und unvergore-nem Zweigelt-Traubenmost sowohl Bier als auch Wein. Ein wenig von Prosecco mischt im 8,1-prozentigen Hybriddrink dank der Nachgärung mit Champagner-hefe auch noch mit. Wie bei allem aus dem demeterzer-tifizierten Brauhaus Gusswerk stammen auch die Zu-taten für Cerevinum aus Bio-Anbau. Den Traubensaft bezieht die Salzburger Brauerei vom biodynamischen Weingut Meinklang in Pamhagen. Angekündigt wird der Bierwein in Bernstein mit Turmfrisur aus dichtem, weißem Schaum von einem erhebenden Korkenknallen. Der Nase nach könnte auch etwas Apfelmost, Maril-lennektar und ein Schuss Karottensaft im Spiel sein. Erfrischend und fruchtig-bitter im Abgang folgt letzt-endlich doch wieder Bier auf Wein. Das Cerevinum zu probieren, sollte man trotzdem keinesfalls sein lassen. Gelegenheit dazu gibt es etwa am 21. und 22. November am Wiener Craft Bier-Fest.

Woraus: Champagnerkelch – der Nase zuliebe, Cock-tailschale – weil’s so schön prickelt.Wozu: Mädelsabend – Sorry, Jürgen. Und kandierten Orangen.Mit wem: Das ist aufgelegt: Conchita Wurst natürlich!

jürgen:»Wo die Brauer hausen, können sich die Hauer brau-sen.« Ein Gassenhauer und Schenkelklopfer, ich weiß. Trotzdem, der Spruch birgt eine tiefere Wahrheit. Was Gott (oder wer oder was auch immer) durch kli-matische und andere Unterschiede getrennt hat, soll der Mensch nicht wieder zusammenführen. In den meisten Fällen geht das schief. In den meisten wohl-gemerkt, nicht in allen. Ich muss gestehen, dass mich das Rieslingbier vom Hofbräu Kaltenhausen über-rascht hat. Es ist mit seinen verspielt duftigen und ju-gendlich fruchtigen Noten zwar ein Frühlings- oder zumindest Frühsommer-Bier, aber eben diese Noten lassen es irgendwie charmant und unschuldig wirken. In Wahrheit hat es das Riesling Style aber faustdick hinter den Ohren. Hinter den vordergründig juveni-len Noten verstecken sich 7,7 % Alkohol und machen den Schmeichler zum Starkbier, zu einer Eisenfaust im Samthandschuh. Bitte nicht falsch verstehen. Das Bier ist eh gut. Hocharomatisch, frisch, fruchtig. Ein super Aperitiv und vermutlich auch ein sensationeller Speisenbegleiter, der sogar zur Wildente oder zu Fish & Chips eine gute Figur machen würde. Aber das ma-chen ein echtes Pils oder ein mineralischer Riesling auch.

Woraus: Manche Fragen erübrigen sich einfach.Wozu: Mädelsabend – genau. Vor dem Cerevinum. Viel Spaß damit, Ladys!Mit wem: Höchstens mit dem Mädel, das auch auf richtigen Riesling steht.

Wein und Bier, verträgt sich das? Diese zwei HybriDgetränke sprecHen Dafür.

Ein AchtErl BiEr

Biorama Nº. 33 glasgeflüster / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

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StEiriSchES BrAurEzEpt: cO2-nEutrAl

Bier gibt’s in bio, in Mehrweg und schon fast standardmäßig aus der Region. So manche Halbe ist jetzt

auch CO2-neutral. Besonders in der Steiermark braut man heute

klimabewusst.

Kühl, würzig, prickelnd. Was will man mehr von einem Bier? Innovative Brauereien in der Steiermark wollen viel mehr. Vor allem der Klimaschutz ist Teil des visionären Braurezepts. Roman Schmidt hat sich der Entwicklung der Region Vulkanland verschrieben. Er wünscht sich, dass Bürger ihren Lebensraum mehr wertschätzen – nicht nur dessen regionalen Lebens-mittel, sondern die Umwelt als Ganzes. Der Humusan-teil der Böden in der Region ist gering, das kommt vom intensiven Maisanbau mit Kunstdüngern ohne Frucht-folgen. Seine Lava Brau- und Whisky-Manufaktur setzt dem ein Gegengewicht: Bio-Anbau der Rohstoffe schont den Boden, möglichst regionaler Bezug und Ver-trieb minimieren den Transport. Die Produktion läuft mit Vulkanlandstrom, Ökostrom aus Photovoltaik und Wasserkraft, der im Umkreis von 20 km erzeugt wird. Auch wenn man die CO²-Bilanz nicht genau nachrech-net, wird nachhaltig gebraut. Denn Schmidt will selbst die Veränderung sein, die er sich für folgende Genera-tionen wünscht.

textDoris Fröhlich

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Die Lava Braumanufaktur produziert Bio-Bier im steirischen Vulkanland. Der Bio-Anbau der Rohstoffe schont den Boden.

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72Biorama Nº. 33 Ökologisch Brauen

Auch das Toni Bräu setzt auf Klimaneutralität. Der Brauprozess der kleinen Brauerei wurde durch die Forschungseinrichtung aee, Institut für Nachhaltige Technologien, bereits als klimaneutral bestätigt. Brau-meisterin Erika Hofer hat allerdings zukünftig den ganzen Wertschöpfungsprozess im Blick. Sie setzt auf Braugersten von CO²-neutralen Humusböden der Öko-region Kaindorf und produziert Überschussstrom aus Photovoltaik. Das wesentliche Ziel, erklärt ihr Mann als ausgebildeter Europäischer Energiemanager, ist CO²-Neutralität ohne Zukauf von Zertifikaten.

CO2-Zertifikaten der ÖkOregiOnDas mit den Zertifikaten ist ja so eine Sache. Nicht

zuletzt, weil sich CO²-Zertifikate des EU Emission Tra-de System keinen guten Ruf eingehandelt haben. Diese verbriefen nur das Recht, Schadstoffe auszustoßen. Die Emission wird mit der Zahlung aber nicht durch Gegen-maßnahmen kompensiert. Anders ist das bei regionalen Umweltprojekten, die messbar dazu beitragen, CO² in der Atmosphäre zu verringern. Die Ökoregion Kaindorf hat ein solches gestartet. Sie verkauft Kompensations-zertifikate und bezahlt Landwirten im Projekt für nach-weislich in Ackerflächen gebundenes CO² ein Erfolgs-honorar. Das funktioniert durch Bewirtschaftung mit Fruchtfolgen, Dauerbegrünung, minimaler Bodenbear-beitung und Verzicht auf Mineraldünger, was Humus im

Boden aufbaut. So kann mehr Kohlenstoff (C) aus dem CO² der Luft von Pflanzen als Baustoff verwendet und im Boden gespeichert werden. Gänzlich »CO²-neutral« kann man ohne Kompensation kaum produzieren. Da-für bräuchte man null Emissionen im gesamten Pro-duktlebenszyklus – vom Rohstoffanbau über Transport und Brauprozess bis zum Recycling der Flaschen. Wenn man es ernst meint mit der Ganzheitlichkeit, müssen alle Emissionen der Wertschöpfungskette berücksich-tigt werden. Alois Gratzer aus Obertiefenbach nimmt es so ernst. Sein Betrieb braut jährlich rund 1.000 Hekto-liter CO²-neutrales Bier. Gratzer hat sich dafür an die Forschungsinstitution Joanneum Research gewandt, um alle Emissionen der Wertschöpfungskette analysie-ren zu lassen. Man konnte einiges optimieren, so werden zum Beispiel ausschließlich Mehrweggebinde aus Glas, Holz und Metall verwendet. Was an Emissionen nicht eingespart werden kann, gleicht Gratzer durch Ankauf von CO²-Zertifikaten der Ökoregion Kaindorf aus.

grOSSe, grüne BrauereienMaßnahmen für Klimaschutz in einer ganz anderen

Größenordnung setzen zwei der bekanntesten stei-rischen Brauereien um. Murauer, Bierproduzent mit einem Ausstoß von rund 300.000 Hektoliter, setzt auf Nachhaltigkeit auf mehreren Ebenen. Dabei geht es auch um Klimaschutz und Energieeffizienz. Die Pro-

Die Brauerei Gratzer betrachtet nicht nur die hausinterne Produktion für die CO²-Bilanz, sondern die gesamte Wertschöpfungskette.

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Biorama Nº. 33 Ökologisch Brauen

duktion der Getränke in der Brauerei selbst ist CO²-neutral. Die Prozesse funktionieren ohne fossile Brenn-stoffe, dafür gibt es eine hauseigene Kläranlage und Wasserkraft aus der Region. Auch Gösser befindet sich im Wandlungsprozess zur »grünen Brauerei«. In Göss geht es um die CO²-Neutralität des Brauprozesses, zu der nur mehr die Umstellung auf Treberfermentierung zur Biogas-Gewinnung fehlt. Dieses soll den letzten Rest Erdgas ersetzen, der noch verwendet wird. Bei der Wär-merückgewinnung ist man schon sehr weit und mit der 1.500 m² großen Solaranlage kann ein Teil des benöti-gten Stroms selbst erzeugt werden.

geSChütZter Standard gefOrdert»CO²-Neutralität« ist nicht nur Klimaschutz. Es ist

auch ein Marketing, das funktioniert. Noch. Denn ohne Reglement fragt sich, wie lange das noch geht. Eine ein-heitliche Definition gibt es nicht. Gerfried Jungmeier von Joanneum Research bestätigt, dass die Bezeichnung »CO²-neutral« nicht geschützt ist. »Meist ist damit ge-meint, dass Brauereien keine fossilen Energien verbren-nen«, erklärt er. Rohstoffanbau, Transport und Gebinde nicht miteinzubeziehen, vernachlässigt allerdings unge-fähr die Hälfte der Emissionen. Ein geschützter Stan-dard des Begriffs »CO²-neutral« bleibt vorerst Wunsch-denken – und ein Appell an den Gesetzgeber oder die Brauereibranche.

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1 // MalZiger SChMelZGleich vorweg, der Buchweizenhonig ist kein Faser-schmeichler. Vielmehr sind seine Aromen intensiv, kräf-tig und rustikal. Dieser hier kommt aus der Steiermark, ist dunkler als andere Blütenhonige und besticht durch malzigen Schmelz. www.rainbauer.at

2 // gOld iM gOldBügelglaSDas Glas ist nicht nur optisch eine Freude. Der Bio-Wa-benhonig kommt direkt aus dem Bienenstock, inklusive dem Entdeckelungswachs, in dem ätherische Öle und Wirkstoffe enthalten sind. Absolut köstlich, diese Waben. www.neber.at

3 // Brauerei hOfStetten feat. hOChland-iMkerNicht zu kalt servieren. Dann entfaltet das Mühlviertler Hochland-Honigbier seine ganze aromatische Vielfalt: Malz, Nuss, Honig. Wer es noch stärker haben will: in Kürze auch als Honigbock erhältlich. Ein Kraftbierla-ckel der Extraklasse! www.hofstetten.at

4 // neueS vOM keltenhOfDas ist neu. Und alt. Alt, weil es lange gereifter Met, also Honigwein ist. Neu, weil das noch keiner so gemacht hat. Der Cernunnos ist eine tiefdunkle Essenz, der an die besten Madeiras erinnert. Absolut grandios. www.keltenhof-schneider.jimdo.com

5 // feurige SüSSeDer Teufel (Alkohol, Chili) fährt in Samtpatschen (Ho-nig, Zimt) die Kehle hinunter. In jedem Fall ist der Chili-Zimt-Honiglikör ein Geschmackserlebnis der besonde-ren Art. www.honigschaf.com

6 // hOnig uMS kinderMaulWer Kinder hat, kennt die Zeit, in der Ketchup über alles geschüttet wird, was essbar ist. In dieser Zeit ist Vielfalt und Abwechslung gefragt und guter Rat teuer. Das Honig-Barbeque-Kinderketchup bietet diese Ab-wechslung, und zwar auf absolut köstliche Art. www.honigschaf.com

Biorama Nº. 33 Marktplatz food

Das Motto muss heißen: Essen, was wir retten wol-len – denn der Druck auf unsere Bienen ist enorm. Kaum haben sich Bio-Imker (halbwegs) auf die Varroamilbe eingestellt, steht mit dem kleinen Beutekäfer eine neuer Feind vor den Toren Europas. In Europa hat der Druck der Öffentlichkeit zwar gereicht, um jene politischen Entscheidungsträger, die nicht völlig unter der Fuchtel der Agrarindustrie stehen, zumindest nachdenklich zu machen. Die Amerikaner sind gerade mittendrin in die-sem Erkenntnisprozess. Naja, und dann ist da noch das, was unserer lieben Biene Maja in Kino und Fernsehen angetan wurde. Nicht nur der faule Willi musste abspe-cken. Auch der kleinen Maja wurde eine Wespentaille verpasst, um dem – vermeintlichen – Schönheitsideal moderner Zuseherinnen und Zuseher zu entsprechen. Glückliche Bienen? Ja, vielleicht. In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit …

Die Bienen machen gerade harte Zeiten durch. Pestizide setzen ihnen ebenso zu

wie alte Milben und neue Käfer. Grund genug, sich genauer anzusehen,

was sie kulinarisch zu bieten haben.

diY-tipp Egal, ob geräucherter Lachs, Filet vom Huhn

oder gebackenes Blutwurstradl – Honig-Senf-Dip ist ein sensationeller Begleiter zu einer Vielzahl

von Gerichten. Wer nicht kochen will (oder kann), verwendet den Dip einfach, um rohe Gemüse-

streifen zu veredeln. Für den Honig-Senf-Dip sind jedenfalls keine Kochkenntnisse erforderlich.

Das Ergebnis ist überraschend. 1 Becher Sauerrahm, 1 Becher Frischkäse oder

Labneh, 2 Esslöffel Estragon-Senf (Schärfe nach Belieben), 3 Esslöffel Honig. Das ganze in eine

Schüssel geben und kräftig verrühren und in den Kühlschrank. Dauert keine zwei Minuten und

schmeckt beeindruckend gut.

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textJürgen Schmücking

bildElisabeth Els

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76Biorama Nº. 33 diY-rezept

eine fischlose Version von Dashi. Auf Basis von Kombu und getrockneten Shiitake-Pilzen – die mit ihren natür-lichen Glutamaten für die richtige Portion Umami sorgen

– habe ich eine wunderbare Dashi-Brühe zubereitet, die alle Herzen höher schlagen lässt. Und weil mich Japans Esskultur und Ästhetik schon seit langer Zeit begeistert, träume ich davon, eines Tages in Kyoto zu sein und dort in einem Zen-Kloster einen Kochkurs zu belegen. Bis dahin aber koche ich weiter meine eigene Dashi-Suppe. Und während ich genieße, denke ich mir: »Zenbu Zen« – letzt-lich ist alles Zen. Auf lange Sicht wird alles in Ordnung sein. Unsere Hochs, unsere Tiefs und alles dazwischen, weil sie Teil unseres Lebens sind.

textParvin Razavi

bildArnold Pöschl

DAS rEzEpt im BilD:

DAShi – DAS iSt JApAn

textParvin Razavi

bildArnold Pöschl

Mit freundlicher unterstützung von

Feine Dinge

Dashi ist eines der wichtigsten Elemente der authenti-schen japanischen Küche. Diese Suppe dient als Basis vieler verschiedener Gerichte, Saucen, Nudelgerichte, Dressings – oder nur, um Gemüse darin zu blanchieren. Die drei traditionellen Hauptzutaten einer Dashi-Suppe sind: Katsuobushi – getrockneter und fermentierter Bo-nito- oder Skipjack-Tuna, Kombu-Algen und Wasser. In der japanischen Küche dreht sich alles um Umami, den wohl wichtigsten Begriff der japanischen Küche: Herz-haftigkeit, die fünfte Geschmacksrichtung neben salzig, süß, bitter und sauer.

Da in Japan der Zen-Buddhismus praktiziert wird und die Zen-Mönche sich vegetarisch ernähren, gibt es auch

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Man kann alle Komponenten in einzelnen Schalen servieren oder Seidentofu in eine Schüssel geben, mit Dashi über

gießen und mit Jungzwiebeln und Ingwer garniert servieren.

77Biorama Nº. 33 diY-rezept

Die Shiitake-Pilze mit 1,5 Liter etwa 50 Grad heißem Wasser übergießen und mindestens zwei Stunden, besser noch über Nacht ziehen lassen.

Danach die Pilze auf kleiner Flamme erwärmen und noch bevor das Wasser kocht die Suppe vom Herd nehmen und stehen lassen. Tipp: Die eingeweichten Pilze können für ein an-deres Gericht weiterverwendet werden.

Komu-Algen in zwei Liter heißem, nicht ko-chendem Wasser mindestens eine Stunde lang ziehen lassen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Flüssigkeit nicht über 60 Grad erhitzt wird, weil sich sonst bestimmte Duftstoffe freisetzen würden, die der Suppe ein unangenehmes Aro-ma verleihen.

Beide Flüssigkeiten durch ein feinmaschiges Sieb seihen und miteinander vermischen.

Anschließend kann die Dashi-Suppe mit Mi-rin (Reiswein) verfeinert und mit Seidentofu, Jungzwiebel und geriebenem Ingwer serviert werden.

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ZUTATEN

» 40 g Kombu-Algen

» 100 g getrocknete Shiitake-Pilze

» 200 g Seidentofu

» 2 Jungzwiebelstangen, fein geschnitten

» 2 cm Ingwer, gerieben

» 1–2 EL Mirin (optional)

» Maisstärke und Staubzucker zum Bemehlen

» 1 Beutel Agartine (entspricht 6 Blatt Gelatine)

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textMicky Klemsch

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Biorama Nº. 33 speis und trank

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DOSEnBiEr GlASKlAr?

Bier in der Dose? Soll angeblich auch in der Ökobilanz gar nicht

so schlecht abschneiden. Aber brauchen wir das wirklich?

irgendwann war auch ich mal ein Dosenbier-konsument. Lange ist es her, da ich einfach nicht so schwer schleppen wollte. Und der Wochenendvorrat im Blechgebinde war einfach leichter zu tragen als in der schwereren Flasche. Das Pfand hab ich mir dabei auch gespart. Und wegwerfen hat sich damals leich-ter angefühlt als zurückbringen. Später, als ich schon mit etwas mehr Bewusstsein kaufte und konsumierte, kam mir wieder Blech in den Einkaufskorb. Ich wollte für längere Zeit keinen Alkohol trinken und das alko-holfreie Bier beim Diskonter war dem Original einfach am nächsten. Schmeckte wie richtiges Bier, gab es aber leider nur in der Dose. Ich kaufte und trank, wenn auch mit schlechtem Gewissen.

Im neuen frischen Kreativbereich der Craftbier-Bewegung ist Dosenbier nun auch wieder ein Thema. Obwohl bei der breiten Masse der Bierkenner wegen angeblich metallischem Geschmack großteils noch immer verpönt, beschäftigen sich nun auch Kreativ-brauer mit dieser Gebindeform. Bekannte US-Craft-biermarken lassen in Dosen abfüllen und mit Fritz Wülfing von Ale Mania gibt es auch den ersten deut-schen Kreativbrauer, der seine Sude in Dosen abfüllen lässt. Warum aber? Die Dose bietet einige Vorteile: Sie spart durch geringeres Volumen und Gewicht Trans-portkosten, verträgt mehr Druck als Einwegflaschen und ist im Gegensatz zu Glas weder licht-, noch gas-durchlässig, was eine längere Haltbarkeit für dieses empfindliche Lebensmittel zulässt.

WO landet die dOSe?Dem gegenüber steht aber eine Umweltbilanz, die

mich weiterhin zweifeln lässt: extrem hoher Energie-verbrauch und höhere Umweltrisiken der Aluminium-produzenten. Vorausgesetzt, die Dose findet ihren Weg zum Recycling, muss sie schon nach dem ersten Ge-brauch eingeschmolzen werden. Die meisten Verglei-che zwischen Dose und Flasche setzen aber ein funkti-onierendes Mehrweg-Pfandsystem mit kurzen Wegen und eine korrekt in den Wiederverwertungskreislauf rückgeführte Aluminiumdose voraus. An beiden Mo-dellen muss ich zweifeln. Getränkekonzerne und Han-delsketten betreiben zentrale Sammelstellen, in denen Flaschen und Kisten umsortiert werden. Das führt zu zusätzlichen Transportwegen. Die Sammelquote bei Dosen liegt weit hinter Glas und pet. In allen Ökobilan-zen bilden Einwegflaschen und Dosen das Schlusslicht.

Wobei aktuelle Studien auf Grund der Transport- emissionen immer von einem Vorzug der Flasche spre-chen, wenn sie nicht weiter als 75 Kilometer zum Kon-sumenten benötigt. Bei größeren Entfernungen würde die Dose besser bilanzieren. Einen längeren Weg muss ein Bier für mich gar nicht mehr zurücklegen. Dank der neuen Craft-Brauer in meiner Umgebung muss ich kein Witbier mehr aus Belgien importieren lassen, sondern hol es bei Xaverbräu in Ottakring. Gutes Indian Pale Ale hole ich gerne vom Lichtenthaler Bräu im Alser-grund, dabei muss kein Gebinde den Ozean überqueren. Denn auch bei Bier zählt für mich Regionalität – daher: Think global, drink local!

textMicky Klemsch

illustrationKatharina Hüttler

agentazur.com

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Was essbar ist, ist auch hautverträglich. In der Naturkosmetik wird gern auf Zutaten aus Küche und Garten zurückgegriffen.

KOSmEtiK AuS DEr KüchE

1 // rOSige ZeitenDas Rosenwasser Vital Spray & Tonic von Apeiron enthält nur Wasser und Blütenextrakt der Damaszener-Rose. Das vegane Spray kann als Gesichtswasser oder für den Frischekick zwischendurch verwendet werden. Es vitalisiert, klärt den Teint und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit. www.natur-apeiron.de

2 // SanftMütigGerade bei empfindlicher Haut ist es wichtig, bei der Pflege möglichst wenigen Inhaltsstoffen ausgesetzt zu sein. Wie bei dem Wohltuenden Mandel-Gesichtsöl von Weleda, das allein mit Mandelöl, Pflaumenkernöl und einem Auszug aus Schlehenblüten beruhigt. Kann auch als Augen-Make-up-Entferner verwendet werden.www.weleda.de

Biorama Nº. 33 Marktplatz kosMetik

Die Nahrung unserer Haut sind die Produkte, mit denen wir sie täglich pflegen. Naturkosmetik ist in der Herstellung oft sehr aufwendig, da großer Wert darauf gelegt wird, die Rohstoffe so rasch und natürlich wie möglich zu verarbeiten. Nichts wird dem Zufall über-lassen, hinzugefügt oder herausgefiltert. Dabei bewegen wir uns in einem Spannungsfeld zwischen modernen Herstellungsverfahren und traditionellem Wissen. Seit Tausenden von Jahren werden Lebensmittel aus Küche und Garten für die Produktion von Kosmetikproduk-ten verwendet. Heilerde macht die Haut geschmeidig, Gurke spendet Feuchtigkeit, Erdbeere strafft, Molke reinigt, Mehl beruhigt und Honig versorgt mit wund-heilenden Stoffen. Auch Öle, Fette und Wachse wie Arganöl, Olivenöl, Sheabutter, Kakaobutter, Sojaöl oder Bienenwachs sowie Kräuterextrakte, Blütenwässer und Zucker spielen bei »essbarer« Kosmetik eine wichtige Rolle. Wir zeigen die besten Produkte für eine natürlich und gesund ernährte Haut.

3 // kuSSeChtZucker und feines Meersalz entfernen abgestorbene Hautschüppchen, während Jojoba- und Kokosöl die Lip-pen mit Feuchtigkeit versorgen. Für wunderbar weiche Schmuselippen. www.lush.at

4 // SChÖner SChMÖkernGrüne Kosmetik – Bio-Pflege aus Küche und Garten von Naturpädagogin Gabriela Nedoma ist ein Koch-buch für die Haut mit naturbelassenen, sinnlichen und frischen Rezepten, wie etwa Limoncello-Deodorant, Mohn-Gesichtsreinigung oder Hautcreme mit Rose, Apfel und Karotte. www.gruenekosmetik.at

5 // alleS in eineMDie Authentic Formulas-Linie von Davines besteht aus 98–100 % rein natürlichen Inhaltsstoffen, die sich für die Pflege von Haaren, Körper und Gesicht eignen und ba-siert auf dem pflegenden Färberdistelöl. www.sustainablebeauty.at

6 // JungBrunnenMan kann sich seine Haut auch schöntrinken, indem man hin und wieder ein paar Detox-Tage einlegt. Max Juices bieten diese Kuren für Anfänger und Fortge-schrittene an. www.maxjuices.com

7 // kOkOSBuSSerlKalt gepresstes Kokosöl ist ein wahres Wundermittel. Es kann nicht nur zum Backen und Kochen, sondern auch für die tägliche Gesichts- und Körperpflege verwendet werden. Unser Favorit ist das Bio-Kokosöl von Rinatura. www.rila.de

8 // reinheitSgeBOtEine Alternative zur herkömmlichen Zahnpasta ohne Mikroplastik bietet uns das Zahnöl von Ringana. Eine Mischung aus verschiedenen Ölen, Grüntee-Extrakt und mikrofeinen Putzkörpern aus Kieselsäure sorgt für ein erfrischendes, sauberes Gefühl. Vor allem in der kalten Jahreszeit stärkt das Ölziehen die Abwehrkräfte. www.ringana.com

80 textSylvia Buchacher

bildElisabeth Els

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9 // ehrliChe SäfteDie Säfte von Frank Juice sind roh verarbeitet, vegan, gesund und köstlich. Sie versorgen den Körper mit wichtigen Vitaminen, Enzymen und Nährstoffen und unterstützen beim Entgiften und Entschlacken. www.thefrankjuice.com

10 // friSChZellenkurAmanprana vertritt das Motto: »Was man nicht essen kann, verwendet man auch nicht für die Haut«. Danach wurde auch das Shangri-la Gesichts- und Augenkon-tur-Serum entwickelt, das »ewige Jugend« verspricht.www.noble-house.tk

Biorama Nº. 33 Marktplatz kosMetik

diY-tipp SüSSeS MOhnpeeling Mit hOnig und rahMDieses Waschpeeling ist selbst für Kin-der und Menschen mit sensibler Haut gut verträglich. Es spendet Feuchtig-

keit, reinigt und beruhigt. 1 EL Sauerrahm, 1 TL Honig, ¼ TL Mohn-samen miteinander verrühren und als Reinigung verwenden. Kurz einwirken

lassen, danach abspülen, den Rest ein-fach aufessen. Das Peeling kann auch als vegane Variante mit Kokosmilchjo-

ghurt und Agavensirup hergestellt werden. (aus dem Buch

»Grüne Kosmetik – Bio-Pflege aus Kü-che und Garten« von Gabriela Nedoma).

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81bildElisabeth Els

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Aufmerksame Leserinnen und Leser wissen ja: Ursel lässt uns mit ihrer Ko-lumne »Elternalltag« an ihrem (wie ich finde) sehr unterhaltsamen und

mit witzigen und geistreichen Pointen gespick-tem Leben mit Kindern teilhaben. Aus dem Elternalltag könnte ich nur insofern berich-ten, als dass ich selber einmal Kind war und mithilfe meiner Brüder den Alltag meiner El-tern maßgeblich, sagen wir mal, aufgemischt habe. Liebe Ursel, ich borge mit kurz den Titel deiner Kolumne, um das Ganze aus zwei, drei Metern Entfernung zu betrach-ten. Willkommen im Nicht-Elternalltag, oder anders gesagt: im Freunde-von-Eltern-oder-von-Leuten-die-es-bald-werden-möchten-Alltag.

Nur damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Manche Menschen bekom-men Kinder und manche Menschen bekommen keine Kinder. Eine der Er-rungenschaften westlicher Zivilisati-on, Demokratie und Emanzipation ist unter anderem, dass wir erstens die Wahl haben – und zweitens auch die des Zeitpunkts. Chacun à son goût.

Wenn JeMand daMit anfängt …Allerdings, wenn jemand damit an-

fängt … und in meinem Freundeskreis ist es jetzt so weit. Nicht nur meine Fa-

cebook-Timeline ist übersät mit Neuge-borenen, Ein-Jahres-Geburtstagstorten,

lachenden, weinenden und sich unter diversen eingetrockneten Essensresten

versteckenden Kindergesichtern. Ich bin sogar Patentante (Hallo, Mina!) und selbst

thematisch weit entfernte Gespräche lan-den irgendwann bei der Sache. Weil: Ir-

gendwer ist immer grad schwanger. Warum das hier relevant ist? Menschen, die Kinder

bekommen, verändern ihr Leben. Haben sie es vorher nicht getan, kaufen sie jetzt Bio. Sie

lesen Lebensmitteletiketten und die Konsu-mentenschutzzeitung. Sie interessieren sich

plötzlich für das Bildungssystem und private Pensionsvorsorge. Sie wollen keine Chemie in

Klamotten und viel frische Luft. Manche be-rechnen dann sogar ihren CO²-Fußabdruck. Sie

tun das alles mit ansteckender Überzeugung. Und wenn jemand damit anfängt …

Jedenfalls, macht weiter so! Für die Freunde-von-Eltern-oder-von-Leuten-die-es-bald-werden-möchten bedeutet das Inspiration. Und immer gutes

Bio-Essen, wenn wir euch besuchen (in Breiform halt). Und spannende Lektüre am Küchentisch. Und

wenigstens eine Handvoll Freunde, die später mal eine Pension bekommen und dann die Betriebskosten der Senioren-WG bezahlen können. Ach, Kinder sind was

Herrliches! Eltern auch! illu

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082 »könnte ja sein, Dass sie glauben, Die welt sei ganz in OrDnung.«

82Biorama Nº. 33 und hinter Mir die sintflut / Johanna Stögmüller

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Biorama Nº. 33 und hinter mir die sintflut / Johanna Stögmüller

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