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Mittelstand: Leistung durch Vielfalt

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Mittelstand: Leistung durch Vielfalt

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft undTechnologie herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder vonParteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbungverwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informations -ständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oderWerbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon,wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohnezeitlichen Bezug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierungzugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.

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Text und RedaktionBernd Geisen, Regine Hebestreit, PID Arbeiten für Wissenschaft und Öffentlichkeit GbR, Berlin

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn

Weitere MitarbeitPeter Kromminga, Bundesinitiative „Unternehmen: Partner der Jugend“ (UPJ) e.VDr. Rene Leicht, Institut für Mittelstandsforschung der Universität MannheimDr. Frank Wießner, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg

Gestaltung und ProduktionPRpetuum GmbH, München

DruckSilber Druck oHG, Niestetal

HerausgeberBundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)Öffentlichkeitsarbeit11019 Berlinwww.bmwi.de

StandMärz 2009

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ist mit dem audit berufundfamilie®

für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.

BildnachweisUpperCut Images – Getty Images (Titelfoto)ZDM – Fotolia (S. 4)MEV (S. 6)Alexander Rochau, Kurhan – Fotolia (S. 8)aidasonne – Fotolia (S. 9)Ljupco Smokovski – Fotolia (S. 10)Dmitry Goygel-Sokol – Fotolia (S. 14)Randy Faris – Corbis (S. 18)LWA – Getty Images (S. 20)Steve Cole – Getty Images, Denis Dryashkin – Fotolia (S. 21)Dick Luria – Getty Images (S. 23)frank trautvetter – Fotolia (S. 24)James Thew, eyewave – Fotolia (S. 26)Anyka – Fotolia (S. 27)Fotolia V – Fotolia (S. 28)Tim Pannell – Corbis (S. 30)ant236 – Fotolia (S. 33)frankoppermann – Fotolia (S. 35)Reinhard Eisele – project photos – Fotofinder (S. 36)FotoFrank – Fotolia (S. 38)Digital Vision (S. 39)Westend61 – Getty Images (S. 40)Olga Lyubkina – Fotolia (S. 42)javarman – Fotolia (S. 45)Glen Jones – Fotolia (S. 48)

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Mobilität und Verkehrstechnologien

www.bmwi.de

Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation

Das 3. Verkehrsforschungsprogramm derBundesregierung

Mittelstand: Leistung durch Vielfalt

Vorwort .................................................................................................... 4

Leistung durch Vielfalt Das ist der Mittelstand .............................................................................. 8

Verantwortung für Unternehmen und MitarbeiterDer Mittelstand als Arbeitgeber ............................................................... 10

Qualität heute und in ZukunftMittelstand und Ausbildung ..................................................................... 14

Ideen für den Wohlstand Innovationen im Mittelstand .................................................................... 18

Kunden und Märkte im BlickDie Erfolgsrezepte erfolgreicher KMU ..................................................... 24

Frischzellenkur für die Wirtschaft Unternehmensnachwuchs durch Existenzgründungen ............................ 30

Aus guter Tradition Mittelstand und Familienunternehmen.................................................... 36

Die Gesellschaft und das Gemeinwohl im BlickVerant wortliche Unternehmensführung .................................................. 42

Wachstumsimpulse für den Mittelstand Mittelstandsinitiative der Bundesregierung ............................................ 48

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Vorwort

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Liebe Leserinnen und Leser,

der Mittelstand ist das Herz der Sozialen Markt wirt -schaft und der Motor für Wachstum und Beschäf tigungin Deutschland. Etwa 3,6 Mio. mittelständische Unter -nehmen und Selbständige in Industrie, Handwerk,Handel, Dienst leistungen und den Freien Berufen sindtagtäglich für ihre Kunden im In- und Ausland aktiv.

In den vergangenen Jahren ist es vielen mittelständischen Unternehmengelungen, ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen. Sie stehen zu meist auf einer soliden Grundlage. Dies hilft ihnen, Konjunktur schwan-kungen besser überstehen zu können. Gerade jetzt zahlen sich die Tugen den des Mittelstandes aus: langfristig orientiertes Gewinnstreben,gesundes Wachstum und eine enge Verbundenheit mit ihren Kunden,den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihrer Region.

Damit haben die mittelständischen Unternehmen maßgeblich zu den Erfolgen der vergangenen Jahre – expandierende Exporte, zusätz -liche Arbeits- und Ausbildungsplätze und Impulse für Innovation undWachstum – beigetragen. Damit diese Erfolge in der jetzigen Situationnicht in Gefahr geraten, unterstützt die Bundesregierung die kleinen undmittleren Unternehmen, indem sie die wirtschaftlichen Rahmen bedin -gungen in unserem Land weiter verbessert. Unseren Reformkurs setzenwir konsequent fort: Wir bauen bürokratische Hemmnisse ab, senkenSteuern und Abgaben und erleichtern den Schritt in die Selbständigkeit.Wir stärken die Innovationskraft der Unternehmen und verbessern dieFinanzierungsbedingungen. Ich bin optimistisch, dass wir auf dieseWeise den Herausforderungen, vor denen wir stehen, erfolgreich begeg-nen werden.

Mit der vorliegenden Broschüre wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick geben, was der Mittelstand für unsere soziale Marktwirtschaftund unsere Gesellschaft bedeutet und was ihn bewegt. Wir würden uns freuen, wenn es uns gelingt, Ihr Interesse zu wecken und Ihren Blickfür den Mittelstand zu schärfen.

Ihr

Hartmut SchauerteParlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und

Technologie und Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand

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Leistung durch Vielfalt Das ist der Mittelstand

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Der Mittelstand ist das stabile Fundament unsererVolkswirtschaft. Garant für Flexibilität und Anpas sungs-fähigkeit. Ein fester Anker auch in stürmischen Wirt -schaftszeiten: Diese und viele andere Wertschätzungenerfährt der deutsche Mittelstand immer wieder – unddas zu Recht: Statistisch gehören fast alle Betriebe inDeutschland zu den kleinen und mittleren Unterneh -men (KMU). Nur rund 0,3 Prozent der etwa 3,6 Millio nenBetriebe insgesamt zählen zum Kreis der Großunter -neh men. Über 70 Prozent der hierzulande Beschäftig tenarbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen. Undüber 80 Pro zent der Auszubildenden werden von ihnenfür den Arbeitsmarkt fit gemacht. Zum Gesamt umsatzaller deutschen Unternehmen steuern sie zudem fast 40 Pro zent bei.

Es sind insbesondere die kleinen und mittleren Unter nehmen, die für dieVielfalt und die Wettbewerbs fähig keit unserer Marktwirtschaft stehen.Von der freiberuflichen Arztpraxis oder Anwaltskanzlei über Dienst leis -tungs- und Handelsunternehmen, Handwerksbetriebe bis hin zu Maschi -nenbauern und Hightech-Schmieden: Sie beteiligen sich am Wettbewerbum die besten Ideen, Angebote und Leistungen. Zu den Stärken von KMUzählen die schnelle Umsetzung von Ideen in marktfähige Produkte, ihrhoher Spezialisierungsgrad und die Fähigkeit, sogar kleinste Markt ni -schen zu besetzen. Sie sind der „Motor“, der unsere Wirtschaft antreibtund für Wachstum und Fortschritt und damit für Wohlstand und sozialeSicherheit sorgt.

Bilanz der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) 2006/2007in % aller Unternehmen

Unternehmen 99,7

Auszubildende 83,0

Beschäftigte 70,6

Umsätze 38,3

Quelle: IfM Bonn 2008

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Mut zum Risiko

Mittelständische Unternehmen werden in der Regelvon ihren Inhaberinnen und Inhabern geführt. Ihremgroßen persönlichen Einsatz ist es zu verdanken, dassUnternehmen immer wieder neu entstehen und oft-mals über Generationen erhalten bleiben. Meist betei-ligen sie sich mit ihrem persönlichen Ver mögen anihrer Unternehmung und tragen auf diese Weiseauch privat das unternehmerische Risiko für Fehlent -schei dun gen .

Jährlich machen sich mehr als 400.000 Gründe -rin nen und Gründer beruflich selbständig. Ihnen bietet unsere Marktwirt schaft die Chance, ihre Ge -schäfts ideen und Träume von Leben und Arbeiten indie Tat umzusetzen. Einige von ihnen sind mit kleinenBe trie ben erfolgreich, andere beschäftigen bereitsnach we nigen Jahren zahlreiche Mitarbeiterinnenund Mitar beiter. Sie alle steuern immer wieder aufsNeue ein eigenes Ka pitel zur „Erfolgsgeschichte Mit -tel stand“ bei.

Leistung durch Vielfalt | Das ist der Mittelstand

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Aristoteles

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Lokalmatador und Exportweltmeister

Ob in Innenstädten oder Gewerbegebieten: Die aller-meisten kleinen und mittleren Unternehmen wirt-schaften eher regional orientiert, nicht selten weitabseits der Ballungszentren. Immer mehr KMU habenin den vergangenen Jahren aber auch den Blick überden lokalen oder regionalen Tellerrand gewagt. DieZahl derer, die exportieren, ist – von 1996 bis 2006 –um etwa 21 Prozent gestiegen. Rund 345.000 mittel-ständische Unter neh men sind auf Auslandsmärktenunterwegs.

Das heißt: Etwa jeder zehnte Mittelständ ler ver-dient sein Geld auch durch den Export. Tendenz: stei-gend. Und bezogen auf den Gesamt um satz der KMUwird jeder zehnte Umsatz-Euro bereits im Aus landverdient. Viele Mittelständler, vor allem im indus -triellen Mittel stand, können sogar Exportquoten vonüber 50 Prozent vorweisen (BDI-Mittelstandspanel).Das gilt vor allem für die „KMU-Stars“ der “HiddenChampions“, die in ihren Branchen nicht selten sogarWeltmarktführer sind. Zum Titel „Export weltmeisterDeutschland“ tragen damit also auch die kleinen undmittleren Unter neh men in erheblichem Um fang bei.

Wer gehört zum Mittelstand?

Kleine UnternehmenBeschäftigte: 1 bis 9Umsatz: weniger als 1 Mio. Euro

Mittlere UnternehmenBeschäftigte: 10 bis 499Umsatz: 1 Mio. Euro bis unter 50 Mio. Euro

Quelle: IfM Bonn 2008

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Verantwortung für Unternehmen und MitarbeiterDer Mittelstand als Arbeitgeber

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„Hier im Landkreis Meißen gehören wir zu den größtenprivaten Arbeit gebern“, erklärt Dr. Werner J. Maiwald,Geschäftsführer der BuS Elektronik GmbH & Co.KG.„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommenfast ausschließlich aus der Region, aus einem Umkreisvon 30 Kilometern.“

Das ist typisch für kleine und mittlere Unterneh men: Sie spielen nicht nurdie Hauptrolle auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Sie sind gerade auch an lokalen und länd lichen Standorten vertreten, an die sich Groß unter -neh men selten verirren. Im Jahr 2007 beschäftigten die mittelständischenUnternehmen allein rund 16,8 Mil lionen sozialversicherungspflichtigePersonen, das sind rund zwei Drittel (65,9 Prozent) aller sozial versiche -rungs pflichtigen Arbeitsplätze in Deutschland. Bezieht man die Selb stän -digen mit ein, waren es sogar über 70 Prozent aller sozialversiche rungs -pflichtig Beschäf tigten.

Personalpolitische Entscheidungen, die Personal suche und Personal -pla nung ist insbesondere in den kleineren Unternehmen in der Regel„Chef sache“. Perso nal abteilungen, die solche Aufgaben erledigen, gibt esin Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeite rinnen und Mitarbeiternkaum.

Jobmotor und Konjunkturpuffer

In den Jahren 2006 und 2007 wurden in Deutschland allein rund eine Mil lion neue Stellen für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte geschaf-fen. Etwa 732.000 Arbeitsplätze (72 Prozent) ge hen davon auf das Kontoder kleinen und mittleren Unternehmen. Der Mit tel stand hat sich damiter neut als Job motor erwiesen, übrigens auch für ältere Arbeitnehme rin -nen und Ar beit nehmer, die angesichts der demografischen Ent wick lungund Verknappung von Fachkräf ten hier zunehmend eine Anstellung finden. Kleine und mittlere Unternehmen stellen aber nicht nur die meis -ten Mit arbeiterinnen und Mit arbeiter ein: In der Vergan genheit zeigtesich auch, dass sie an diesen – be harrlicher als Großunternehmen – auchin wirtschaftlich schlechten Zeiten so lange wie möglich fest halten: DerMit tel stand ist also auch ein Kon junk tur puffer für den Arbeitsmarkt.

Der Arbeiter sollseine Pflicht tun.Der Arbeitgeber soll mehr als seine Pflicht tun.Marie von Ebner-Eschenbach

KMU stellen die Mehrzahl aller Arbeitsplätzein % aller Unternehmen

1 bis 9 Beschäftigte 18,2

10 bis 49 Beschäftigte 23,7

50 bis 499 Beschäftigte 37,4

500 und mehr Beschäftigte 20,6

Quelle: IfM Bonn 2008

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Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter | Der Mittelstand als Arbeitgeber12

Oft sind mehrere Familienmitglieder bei uns beschäftigt.“Interview mit Dr. Werner J. Maiwald, Geschäftsführer bei der BuS Elektronik GmbH & Co.KG

Wofür steht der Name BuS Elektronik?Dr. Maiwald Zunächst einmal steht er für die Namen seiner Herkunftsländer Bayern undSachsen. Daher stammen nämlich die Gründer Werner J. Maiwald und Dieter Folkmer, diedas Unternehmen 1991 gegründet haben. Und er steht natürlich für unsere Leistungen: DieEntwicklung und Produktion von elektronischen Baugruppen z. B. aus der Medizin, Kommu-ni kations technik oder Automobiltechnik. Und für eine ganze Palette von Dienst leis tungen, die sich darum herum gruppiert.

Wie hat sich die Mitarbeiterzahl seit 1991 entwickelt?Dr. Maiwald Das Unternehmen hat heute 730 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn Siedaran denken, dass wir 1991 mit sechs Mitarbeitern angefangen haben, können Sie ermessen,was das bedeutet. Selbst angesichts des Sprungs von zehn auf 105 Beschäftigte im Jahr 1993,als wir die restliche ehemalige VEB Kombinat Robotron von der Treuhand übernommenhaben.

Wie wichtig ist das Unternehmen als Arbeitgeber in der Region?Dr. Maiwald Hier am Standort Riesa nahe Dresden ist BuS der größte private Arbeitge ber, imLandkreis Meißen der zweitgrößte. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen fastausschließlich aus der Region, aus einem Um kreis von 30 Kilometern. Es sind übrigens in derMehrzahl Frauen, die der Familien wegen nicht in andere Regionen pendeln oder umziehenkönnen. Und für die die Arbeitsplätze bei BuS deshalb ein Glücksfall sind.

Wie versteht das Unternehmen selbst seine Rolle als Arbeitgeber in der Region?Dr. Maiwald Wir sind uns unserer Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbei -ter sehr bewusst. Sie haben wesentlichen Anteil am Wachstum des Unternehmens. Sie habenoftmals Überdurchschnittliches geleistet. Dazu kommt, dass in vielen Fällen mehrere Fami -lienmitglieder bei uns beschäftigt sind. Aus all dem ergibt sich für uns die moralische Ver -pflich tung, die Arbeitsplätze am Standort zu erhalten und zu sichern. Und solange sich dieRahmenbedingungen nicht wesentlich verschlechtern, werden wir in der Region ein be -deutender Arbeitgeber bleiben.

Wie „kümmert“ sich das Unternehmen um seine Mitarbeiter?Dr. Maiwald Um es ganz deutlich zu sagen: In der Dienstleistungsbranche und in einer ehernicht prosperierenden Region kann man die Belegschaft nicht mit materiellen Anreizenüberschütten. Trotzdem bieten wir unseren Mitar beiterinnen und Mitarbeitern eine ganzeReihe immaterieller Leistungen an. Beispielsweise Krippen- und Kindergartenplätze. OderFirmenver anstaltungen wie die jährliche gemeinsame Radtour. Und wir pflegen nicht zuletzteine Firmenkultur, die von sozialer Verantwortung geprägt ist. Dazu zählt vor allem unserAusbildungsprogramm im Rahmen der BuS Akademie. Denn Sie wissen ja: Die beste Arbeits -platzgarantie ist eine gute Berufsbildung.

www.bus-elektronik.de

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Attraktive Arbeitsplätze

Mittelständische Unternehmen bieten nicht nur viele,sondern auch ab wechslungsreiche und anspruchsvol-le Arbeits plätze. Dafür gibt es mehrere Gründe: Inkleinen Unternehmen müssen und dürfen Mitarbei te -rinnen und Mitar beiter eher Generalisten als Spe zia -lis ten sein. Darüber hinaus erhalten die Beschäfti g tenbesondere Freiräume bei der Gestaltung der Arbeits -abläufe. Und mittelständische Unterneh mens lei tun -gen binden – anders als dies in großen Betrie ben mitvielen Hierarchieebenen möglich ist – ihre Mitarbei -terinnen und Mitarbeiter häufiger in wichtige Unter -nehmensentscheidungen ein.

Verantwortungsbewusste Arbeitgeber

Dazu kommt: In kleinen und mittleren Unternehmengeht es persönlicher zu. „Oft sind sogar mehrere Mit -glie der einer Familie bei uns beschäftigt“, sagt Wer nerJ. Maiwald. „Gerade dann sind wir uns unserer Ver ant -wortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitar bei tersehr bewusst. Obwohl wir sie nicht mit materiellenAnreizen überschütten können, bieten wir ihnendoch eine ganze Reihe immaterieller Leistungen an.Beispielsweise Krippen- und Kinder gartenplätze.“

Die besondere persönliche Nähe zeigt sich auchim Umgang miteinander: An stelle schriftlicher Be -triebs ver ein barun gen, in denen Groß unter nehmenihren „Workflow“ regeln, ist in kleinen und mittlerenUn ternehmen die informelle, unkomplizierte Abspra -che bei der Arbeit an der Tagesordnung. Bei fünf, zehnoder 20 Beschäftigten ist der direkte Kontakt unter-einander jederzeit möglich. Auch mit der Ge schäfts -führung: um beispielsweise Wünsche zu äußern, etwazur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Oder Pro -bleme anzusprechen, wie z. B. Mängel im Arbeits ab -lauf oder Bedarf an zusätzlichem Know-how.

Apropos Know-how: „Unser Ausbil dungspro -gramm im Rahmen der BuS Akademie macht be son -ders deutlich, wie ernst wie unsere Verantwortunggegenüber unseren Mitarbeitern nehmen“, so Wer -ner J. Maiwald. „Denn Sie wissen ja: Die beste Arbeits -platzgaran tie ist eine gute Berufsausbildung.“

Beschäftigungsförderung

KfW Mittelstandsbank Unternehmerkapital – KfW-Kapital fürArbeit und InvestitionenDas Programm fördert Investitionsvorhaben etablierter Unternehmen, die damit Arbeitsplätzeschaffen oder sichern.

Bundesagentur für Arbeit (BA)Beschäftigungszuschuss (JobPerspektive)Beschäftigungszuschüsse erhalten Arbeitgeber,wenn sie Langzeitarbeitslose, erwerbsfähige Hil fe -bedürfti ge mit besonders schweren Vermittlungs -hemm nis sen, die in der Person des Hilfebedürf-tigen liegen, einstellen.

Bundesagentur für Arbeit (BA)EingliederungszuschüsseEingliederungszuschüsse erhalten Arbeitgeber,wenn sie Personen mit Vermittlungshemmnissen,arbeitslose Arbeitnehmer, die das 50. Lebensjahrvollendet haben oder jüngere Arbeitslose, die beiAufnahme der Beschäftigung das 25. Lebensjahr nochnicht vollendet haben, einstellen.Einstellungszuschüsse bei Neugründungen und VertretungNeu gegründete Unternehmen, die Arbeitslose un -befristet einstellen, und Arbeitgeber, die einemArbeit nehmer die Teilnahme an einer beruflichenWeiter bildung ermöglichen und dafür einenArbeits losen einstellen, können einen Einstellungs -zuschuss zum Arbeitsentgelt erhalten.

BMASJob 4000 – Programm zur besseren beruflichenIntegration besonders betroffener schwer behinderter Menschen Das Programm fördert u.a. Arbeitgeber, die neueArbeitsplätze oder Ausbildungsplätze für schwer-behinderte Menschen schaffen.

Auch die Bundesländer bieten eigene Förder- pro gramme an.

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Qualität heute und in ZukunftMittelstand und Ausbildung

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„Für uns ist es genauso wichtig wie für jedes andereUnternehmen, dem demografischen Wandel zu be gegnen“, sagt Jutta Braun, Geschäftsführerin desKon gresshotels Potsdam am Templiner See. „Und werselbst gründlich ausbildet, bekommt gute Fachkräfteund motivierte Mitarbeiter für die Zukunft.“

Derzeit lernen 21 Auszubildende am Templiner See das Hotelfach von derPike auf kennen: eine stattliche Anzahl. Kein Wunder, dass die Indus trie-und Handels kammer Potsdam das Hotel am Templiner See als anerkann-ten Ausbildungsbetrieb geehrt hat. Es ist eines der vielen kleinen undmittleren Unternehmen, die gemeinsam den Löwenanteil der beruf-lichen Aus bil dung in Deutschland schultern: Im Jahr 2007 wurden fast626.000 Ausbildungsverträge geschlossen. Die kleinen und mittlerenUnternehmen stellen davon rund 80 Prozent zur Verfügung. Dabei hatweit über die Hälfte dieser Ausbildungsbetriebe nur höchstens neun Mit -arbeiter, ein weiteres Drittel maximal 49 Be schäftigte. Eine stolze Bilanz.

Arbeitsalltag hautnah

Die Ausbildung des Fachkräftenach wuchses geschieht in Deutschland imDualen System: sowohl in der Berufs schule als auch in einem oder sogarmehreren Betrieben. Diese Kombina tion aus praktischer und theoreti-scher Aus bildung ist es, die den guten Ruf des deutschen Ausbildungs sys -tems auch im Ausland begründet. Sie sorgt für einen hohen Ausbildungs -standard, der sich zudem in der Qualität deutscher Pro duk te und Dienst -leistungen niederschlägt.

Mittelständische Unternehmen bieten dabei ein wichtiges Ausbil -dungs-Plus: Sie beziehen ihre Auszubildenden meist direkt in betriebli-che Abläufe mit ein. Während Großunternehmen ihren Nachwuchs häufig in Lehrwerkstätten „neben“ dem eigentlichen Produk tions ge -schehen an die Ausbildungsinhalte heranführen, lernt dieser im KMUauch unternehmerische Zusammenhänge kennen.

Vor allem für kleinere Unternehmen ist die Ausbildung von Jugend -lichen mit einem spürbaren Aufwand verbunden: so erfordert es Zeit,sich über neue Aus bil dungsberufe und aktuelle Ausbil dungs verord nun -gen zu informieren. Hinzu kommen Kosten z. B. für Ausbil d er, Arbeits -materialien und Verwal tung.

Lernen ist wieRudern gegen denStrom. Sobald man aufhört,treibt man zurück.

Laotse

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Qualität heute und in Zukunft | Mittelstand und Ausbildung16

KMU stellen die Mehrzahl aller Ausbildungsplätzein % aller Unternehmen

1 bis 9 Beschäftigte 22,4

10 bis 49 Beschäftigte 26,0

50 bis 499 Beschäftigte 34,6

500 und mehr Beschäftigte 17,0

Quelle: IfM Bonn 2008

Nur so entwickelt man sich auch selbst weiter.“ Interview mit Jutta Braun, Geschäftsführerin Kongresshotel Potsdam am Templiner See

In einem Hotelbetrieb gibt es viel zu tun, oder?Braun Allerdings. Wir haben uns auf Tagungen, Kongresse und Events spezialisiert, amLuftschiffhafen in Potsdam, wo einst Graf Zeppelin seine Luftschiffe gebaut hat. Wir habendafür einen großen Kongress-Saal mit modernster Technik, ganze 46 Tagungsräume, insge-samt 496 Einzel- und Doppelzimmer, Apartments und Juniorsuiten, dazu zwei Restaurants.Hört sich viel an, ist auch viel Arbeit.

In welchen Berufen bilden Sie aus? Braun Da finden Sie die ganze Palette unserer Leistungen als Tagungshotel wieder: Wir habenAuszubildende, die Restaurant-, Hotelfach-, Büro- oder Veranstaltungskaufleute werden wollen. Außerdem natürlich unsere Köche. Und wir bilden Fachkräfte für das Gastgewerbe imAuftrag der TÜV-Akademie aus und betreuen Studierende der Berufsakademie im Hotel ma -nagement bei uns im Haus. Das macht alles in allem 21 Auszubildende.

Warum bilden Sie aus? Braun Ich selbst komme ursprünglich aus dem Bereich der Aus- und Weiterbildung, bei derSparkassenakademie. Und darum habe ich den Anspruch, Wissen weiterzugeben. Das kostetnatürlich Zeit: für Einarbeitung, Anleitung, Arbeitsproben, Trainings. Und man muss auchbereit sein, Risiken einzugehen, das Zugeständnis machen, dass auch ein Azubi Fehler machendarf. Auszubilden bedeutet gleichzeitig auch, sich selbst und die Herangehensweise an dieArbeit immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Nur so entwickelt man sich selbst weiter.

Denken Sie bei der Ausbildung nicht auch an die Zukunft Ihres Hotels?Braun Natürlich tue ich das. Für uns ist es genauso wichtig wie für jedes andere Unterneh -men, dem demografischen Wandel zu begegnen. Das heißt: Wir müssen unseren eigenenNachwuchs fördern und uns unsere Fachkräfte für die Zukunft sichern. Dafür durchlaufenalle Auszubildenden in ihrer dreijährigen Berufsausbildung alle Abteilungen der Hotellerieund der Gastronomie, einschließlich des Controllings und des Marketing- und Verkaufs-be reiches. Das können kleine Häuser kaum leisten. Das Ergebnis sind gute Fachkräfte und motivierte Mitarbeiter. Unsere Ausbildung ist nicht von ungefähr als gut und qualifiziertbekannt. Und wir haben in diesem Jahr alle Auszubildenden übernommen, um unseren eigenen Qualitätsstandard zu sichern.

www.kongresshotel-potsdam.de

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Unternehmerische Verantwortung

Aber der Aufwand lohnt sich: Ausbil dung und Quali fi -zierung junger Men schen sind Voraussetzung für dieIn no vationskraft der deutschen Wirt schaft und derGesellschaft insgesamt. So sparen sich KMU, wenn sieihre Auszubil denden als Arbeitskräfte übernehmen,nicht nur eine aufwendige Personal suche oder ärger-liches „Lehrgeld“ für Fehlbesetzungen. Sie sorgenzudem für den notwendigen Fachkräftenach wuchs.Die Zahl der ausbildungswilligen Ju gend lichen wird

Ausbildungsförderung

Bundesagentur für Arbeit (BA)Einstiegsqualifizierung JugendlicherBetriebe, die Jugendlichen ohne Ausbildungsplatzeine sechs- bis zwölfmonatige Einstiegsquali fizie -rung anbieten, können einen Zuschuss zum Unter -halt der Jugendlichen erhaltenAusbildungsbonus Arbeitgeber erhalten einen Ausbildungsbonus,wenn sie für besonders förderungsbedürftige Ju -gendliche zusätzliche betriebliche Ausbildungs -plätze bereitstellen

BMASJob 4000 – Programm zur besseren beruflichenIntegration besonders betroffener schwerbehin-derter Menschen Neue Ausbildungsplätze für schwerbehinderteJugendliche

BMBFFörderung der überbetrieblichen AusbildungDas Programm fördert überbetriebliche Berufs bil -dungsstätten, um KMU die Berufsausbildung ineinem anerkannten Ausbildungsberuf zu erleich-tern. Jobstarterprogramm Das Programm fördert Vorhaben, die der Gewin -nung zusätzlicher betrieblicher Ausbildungsplätzesowie der nachhaltigen Verbesserung regionalerAusbil dungs strukturen dienen

Auch die Bundesländer bieten eigene Förder- pro gramme an.

aufgrund der demografischen Entwicklung in dennächs ten Jah ren in fast allen Wirtschaftsbe reichenund Ausbil dungsberufen geringer werden. Den Be -darf an qualifiziertem Fach personal durch Neu an -stellun gen zu decken, wird daher auch für viele KMUimmer schwieriger. Es besteht somit Handlungs be -darf. Jutta Braun: „Also müssen wir den Mitarbeiter -bedarf für die Zu kunft selbst decken. Darum habenwir in diesem Jahr alle Auszubildenden übernom-men, um unseren eigenen Qualitätsstandard zusichern.“

Gesellschaftliche Verantwortung

Jugendlichen den Weg in ihre Zu kunft zu ebnen,ihnen dabei zu helfen, ihre Talente, Fähigkeiten undFertigkei ten zu entwickeln: Diese Aufgabe ist für vieleKMU über den Eigennutz hinaus ein wichtiger Grund,Ausbildungsplätze anzubieten. Diese Verantwortungkommt nicht zuletzt im Ausbildungs pakt zum Aus -druck, den Bundesregie rung und Wirtschaft geschlos -sen haben. Darin verpflichten sich die Pakt-Partner,allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigenjungen Menschen ein Angebot für Ausbildung oderQualifizie rung zu unterbreiten. Darüber hinaus wol-len sie für zusätzliche Ausbildungs plätze sorgen: ImBerufsbildungsjahr 2007 wurden in Deutschland625.900 Ausbildungsverträge geschlossen, 49.800mehr als im Vorjahr. Über 53.000 Betriebe haben imJahr 2007 erstmalig eine Ausbildung angeboten.Speziell für Jugendliche mit eingeschränkten Ver -mitt lungschancen haben rund 42.000 UnternehmenPlätze für eine betriebliche Einstiegsqualifizierungzur Verfü gung gestellt.

Das Thema Ausbildung bietet für viele kleine undmittlere Unternehmen auch Anlass, sich mit sichselbst und den unternehmerischen Perspektiven aus-einanderzusetzen. Jutta Braun: „Auszu bilden bedeu-tet auch, sich selbst und die Herangehensweise an die Arbeit immer wieder zu hinterfragen. Nur so ent-wickelt man sich selbst weiter.“

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Ideen für den Wohlstand Innovationen im Mittelstand

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„Innovationen gelingen uns, wenn wir den Markt imAuge behalten und erkennen, welche Angebote bereitsexistieren und was wir selbst anbieten können“, sagtGabi Grützner. Sie ist Geschäftsführende Gesellschaf te -rin der micro resist technology GmbH in Berlin, diekleinste Bauteile z. B. für die Medizintechnik produziert.„Das, was wir anbieten wollen, müssen wir dann mitden Angeboten der Konkurrenz vergleichen, es korri-gieren und verbessern.“

So wie sie, die micro resist technology, gehen viele mittelständische Un -ternehmerinnen und Unterneh mer vor. Sie prägen europaweit Deutsch-lands Ruf als Volk der „Tüftler und Bastler“: Deutschlands Mittelständlerhaben im EU-Vergleich bei der Entwicklung neuer Produkte oder derAnwendung neuer Techniken und Verfahren die Nase vorn. Es stimmtzwar: Je größer ein Unternehmen ist, desto eher ist es mit Produkt- oderProzessinnovationen erfolgreich. Aber: Allein in der Industrie und beiden wissensintensiven Dienstleistern zählt gut jedes zweite deutscheKleinunternehmen mit 5 bis 49 Beschäftigten zu diesen so genanntenInnova toren. Unter den größeren Mittelständlern mit 50 bis 499 Beschäf -tigten liegt der Anteil schon bei stattlichen 70 Prozent.

Umsätze und Wertschöpfung – etwa im Maschinen bau oder auchder IT- und Software-Branche – wachsen in innovationsstarken Unter -neh men in aller Regel in besonderem Maß. Und ein erfreulicher „Neben -effekt“ ist: Sie schaffen im Vergleich zur eher wenig innovativen Markt -kollegenschaft mehr als sieben Mal so viele Ar beitsplätze. Damit ist derMittelstand sowohl Jobmo tor als auch Ideenmotor für die deutscheVolkswirt schaft.

Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.

Philip Rosenthal, deutscher Unternehmer

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Ideen für den Wohlstand | Innovationen im Mittelstand20

Wettbewerbsfähigkeit durch Ideen

Über den eigenen unternehmerischen Erfolg hinaustragen die KMU mit ihren neuen Ideen entscheidendzur Wett be werbsfähigkeit der deutschen Wirtschaftund zum gesellschaftlichen Wohl stand bei. Deutsch -land ist ein eher rohstoff armes Land. Unternehmenpunkten da her vor allem durch Erfindungsreich tumund unternehmerisches Geschick. Das gilt in ersterLinie für hoch wertige Güter und Dienstleis tun gen,beispielsweise im Maschinenbau oder in der Ener -gietechnik. Gerade der weltweite Absatz innovativerProdukte und Leis tungen, bei dem viele mittelstän-dische Unternehmen auf den hart umkämpften Welt -märkten erfolgreich sind, trägt mit zum Ehrentitel„Export weltmeister Deutschland“ bei.

Innovationen spielen aber auch für Kleinun ter -nehmen, die nur den heimischen Markt bedienen,eine große Rolle. Mit neuen Geschäfts ideen, Produk -ten oder Verfahren behaupten sie sich gegen aus -ländische Konkurrenten.

Kundennähe, flache Hierarchien,Schnelligkeit

Innovationen fallen nicht vom Himmel. Ein großerVorteil der innovationsfreudigen kleinen und mittle-ren Unter neh men gegenüber den „Großen“ ist ihrebesondere Markt- und Kundennähe. Da mit schaffensie es, neue Marktchan cen wahrzunehmen und maß-geschneiderte Lösungen für neue Kundenwünschezu entwickeln. Flache Hierarchien und kurze Kom -munikations- und Entschei dungswege sorgen zusätz-lich für ihre besondere Schnelligkeit und Flexibilitätim Innovationsprozess: Ganz besonders wichtig fürMärkte und Forschungs felder, in denen Geschwin dig -keit und ein rascher Marktauftritt über Wohl undWehe entscheiden, wie beispielsweise in den Bio-und Nanotechno lo gien. „Unser Markt“, erläutertGaby Grützner, „die Mikro- und Nanotechnologie,verändert sich fast täglich. Das verlangt von uns stän-dige Erneuerung, Ergän zung, Vervollkommnung,eine permanente Forschungsarbeit, um auf Trend-bzw. Marktveränderungen schnell reagieren zu kön-nen und neue Produkt generationen zu entwickeln.“

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Erfolgsrezept für Mittelständler:Innovationskooperationen

Auch wenn kleine und mittlere Unter nehmen einenrespektablen Anteil am Innovationsgeschehen haben:Systema tische, langfristig angelegte Forschung undEntwicklung (FuE) können sie – anders als Großun ter -nehmen – meist nicht aus eigener Tasche bezahlen.Allerdings nutzen viele KMU für ihre FuE-Engage -ments eine findige Alter native: Sie arbeiten mit ande-ren Unter nehmen oder Hochschulen und For schungs-einrichtungen zusammen. Gut jeder dritte Mittel -ständler forscht ge meinsam mit Partnerbetriebenoder Institutionen. Derartige Innovations ko opera-tio nen finden häufig in regionalen Netzwerken statt, die sich in der Ini tiative „KompetenznetzwerkeDeutsch land“ zusammengeschlossen haben.

Wie sehr eine derartige Verbundfor schung In -nova tionen beflügelt, erlebt auch Gaby Grütznerimmer wieder: „Die Zahl unserer Forschungs- undEntwick lungsprojekte, nicht zuletzt mit Partner -unternehmen, nimmt jährlich zu. Es lohnt sich: Wirhaben beispielsweise an einem Verfahren zur Her -stellung von Halb leitern gearbeitet, das 2003 in dieITRS Roadmap, die internationale Vor gabe für dieEntwicklung von Halb lei tern, aufgenommen wurde.Eine Art Rit terschlag für uns.“

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Ideen für den Wohlstand | Innovationen im Mittelstand22

Alles wird ständig kleiner, besser und schneller.“

Interview mit Gabi Grützner, Diplom-Chemikerin, geschäftsführende Gesellschafterin der micro resist technology GmbH, Berlin

Welche Art von Unternehmen führen Sie?Grützner Wir produzieren eine ganze Reihe photoempfindlicher Materialien und Polymere.Die benötigt man für die Herstellung kleinster Bauteile, beispielsweise für die Informations-und Kommunikationstechnik oder die Medizintechnik. Oder auch für den Automobilbau,unter anderem für Sensoren für Airbags. Außerdem bieten wir eine technologische Beratungzur Anwendung unserer Produkte an. Wir haben das Unternehmen 1993 gegründet und derzeit 43 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und wir bedienen nicht nur dendeutschen Markt, sondern exportieren auch in die USA, nach Südkorea, Japan oder Israel.

Sie sind in Ihrer Branche sogar Weltmarktführer? Warum? Grützner Sie erleben ja selber die Schnelllebigkeit in der Mikroelektronik und Mikrosystem-technik. Alles wird ständig kleiner und besser und schneller. Genau diesen Prozess unter stüt-zen wir ganz konsequent durch unsere Produkte und Dienstleistungen. Mit großem Erfolg.

Wie halten Sie mit dieser Entwicklung Schritt? Grützner Sie müssen sich das so vorstellen: Unser Markt, die Mikro- und Nanotechnologie, verändert sich fast täglich. Das verlangt von uns ständige Erneuerung, Ergänzung, Vervoll -kommnung, eine permanente Forschungsarbeit, um auf Trend- bzw. Marktveränderungenreagieren zu können und neue Produktgenerationen zu entwickeln. Das geht nicht ohneWeit sicht. Und schon gar nicht ohne die Bereitschaft, in die Vorlaufentwicklung mit vollemRisiko einzusteigen und zu investieren. Deshalb nimmt die Zahl unserer Forschungs- undEntwicklungsprojekte jährlich zu. Ein gutes Beispiel für unsere Forschung ist folgendes: Von1998 an haben wir an einem Verfahren zur Herstellung von Halbleitern gearbeitet. 2003wurde es als Alternativtechnik in die ITRS Roadmap aufgenommen, also die internationalwissenschaftlich anerkannte Prognose über die zukünftige Entwicklung der Halbleitertech-nologie, die dann für alle Chip- und Gerätehersteller als roter Faden gilt. Das war so eine ArtRitterschlag für uns. Unser Erfolg hat aber auch etwas mit dem systematischen Schutz unse-rer Forschungen und Entwicklungen zu tun. Wir haben insgesamt neun nationale und inter-nationale Patente angemeldet. Und für zwei Produkte nutzen wir eine Lizenz.

Was bringt Sie bei Ihren Innovationen auf den richtigen Weg?Grützner Wunder geschehen ja nicht so einfach. Wir müssen – wie gesagt – unsere Produkt-und Leistungspalette immer wieder runderneuern und erweitern. Das schaffen wir nur,indem wir den Markt im Auge haben und erkennen, was bereits existiert und was wir selbstdem Markt anbieten können. Was wir anbieten können und wollen, müssen wir gegebenen-falls mit den Angeboten der Konkurrenz vergleichen, möglicherweise dann korrigieren undverbessern. Und in Produkte und Dienstleistungen für den Markt umsetzen: Das geschiehtimmer in einer engen Abstimmung mit unseren Kunden. Dafür braucht man eine technischkompetente Betreuung. Und ein gutes Gespür für die Wünsche der Kunden.

www.microresist.de

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Innovationsförderung

BundHightech-Strategie für DeutschlandDie ressortübergreifende Strategie umfasst alle innovations- und tech-nologiepolitischen Maßnahmen der Bundesregierung. Dabei wurdenerstmalig alle Fördermaßnahmen und Aktivitäten zur Verbesser ung derRahmenbedingungen zu einer Innovationspolitik aus einem Guss ver-knüpft.

BMWiEXIST-GründerstipendiumDas Programm fördert die Vorbereitung innovativer Gründungsvor -haben aus Hochschulen und For schungseinrichtungen.EXIST-Forschungstransfer Das Programm fördert technisch besonders an spruchsvolle Gründungs -vorhaben aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)Das Programm fördert FuE-Kooperationsprojekte zwischen KMU sowievon KMU mit Forschungsein richtun gen, Netzwerkprojekte sowie inno-vationsunterstützende Dienst- und Beratungsleistungen für KMU für Ko operationsprojekte.

High-Tech Gründerfonds GmbHHigh-Tech GründerfondsDas Programm stellt Beteiligungskapital für junge Technologieunter-nehmen bereit, um Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bis zurBereitstellung eines Prototypen oder bis zur Markteinführung zu führen.

KfW Mittelstandsbank ERP-StartfondsDas Programm fördert die Entwicklung neuer oder wesentlich verbesser-ter Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen und/oder deren Markt -ein führungERP-InnovationsprogrammDas Programm fördert innovative Vorhaben, die bis zum Abschluss derfür die kommerzielle Nutzung notwendigen Entwicklungsarbeiten anfal-len sowie die Einführung neuer Produkte und Produktions verfahren.

BMBFKMU-innovativDas Programm fördert risikoreiche und anwendungsnahe Forschungs-und Entwicklungsvorhaben in den Bereichen Biotechnologie, Infor ma-tions- und Kommunikationstechnologie, Nanotechnologie, OptischeTechnologien, Produktionsforschung, Ressourcen- und Energieeffizienz.

Auch die Bundesländer bieten eigene Förder pro gramme an.

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Kunden und Märkte im BlickDie Erfolgsrezepte erfolgreicher KMU

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Die Firma „flexi“ stellt Rollleinen her, mit denen Hun de halter ihre Vierbeiner wahlweise bei Fuß oderaber an der langen Leine laufen lassen können. DiesenLei nen typ hat Manfred Bogdahn, Eigentümer undGeschäfts füh rer von „flexi“, vor 35 Jahren erfunden.„Heute sind wir Marktführer und exportieren unsereProdukte in über 50 Länder der Erde.“

Kleine und mittlere Unternehmen bringen nicht nur eine beachtlicheMannschaftsleistung zustande. Viele von ihnen – wie z. B. die Firma„flexi“ – schaffen auch für sich allein und oftmals von der Öffentlichkeitunbemerkt Großes. Sie geben in ihren Märkten nicht selten den Ton an,haben Weltmarktanteile von über 50, man chmal sogar bis zu 90 Prozent.

Führung und Ziele

Das Fundament für diesen Erfolg ist eine klare Ziel set zung: der Beste sein zu wollen, wie Prof. Hermann Simons, Geschäftsführer der Unterneh -mens beratung Simon Kucher & Partners, in seiner Betrachtung derErfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer herausgefunden hat.Die von ihm beschriebenen „Hid den Champions“ verfügen zudem überdie Willens stärke und die Energie, ihre Ziele in Taten umzusetzen undihre Inspiration auf viele Mitstreiterinnen und Mitstrei ter in aller Welt zuübertragen.

Hochleistungsmitarbeiter

Besondere Leistungen sind nur mit einer besonderen Mannschaft mög-lich. Sie muss in hohem Maße motiviert sein und sich in besondererWeise mit ihrem Unternehmen identifizieren. „Wir schaf fen das bei unsdurch ein hohes Maß an Eigenverant wortung“, so Manfred Bog dahn von„flexi“. „Die Mitarbeiter erhalten nur für jedes einwandfrei produzierteTeil einen Stücklohn. Das erzieht zur Qualität. Was Qualität ist, entschei-det jeder selbst. Und durch die eigenverantwortliche Endprüfung kannder Mitar beiter oder die Mitarbeiterin auch sagen: Das habe ICH ge -macht.“ Die „Heim li chen Ge win ner“ unter den Unterneh men schaffen soArbeitsbedingungen, unter denen Höchstleistung und eine äußerstgeringe Fluktuation das Bild bestimmen.

Je erfolgreicher Sie sind, desto wichtiger ist es für Sie, nüchtern und bescheiden zu bleiben. Bleiben Sie lieber ein Hidden Champion. Hermann Simon, Vorsitzender der Geschäftsführung von Simon Kucher & Partners

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Kunden und Märkte im Blick | Die Erfolgsrezepte erfolgreicher KMU26

Alles aus einer Hand

Auffällig ist zudem, dass vor allem die „Stars“ unterden „Heimlichen Gewin nern“ nur in geringemUmfang Leis tun gen von Dritten erledigen lassen.„Wir machen alles selbst“, ist die typische Devise die-ser Sonderklasse. Damit steht sie im Gegensatz zu verbreiteten strategischen Entscheidungen wie „Daslassen wir erledigen“. Sie sind auch zurückhaltendbei strategischen Allianzen, vor al lem dort, wo es umihre Kernkompeten zen geht. Das mag altmodischerscheinen. Es ist aber offenbar genau der Kern ihrerÜberlegenheit.

An der langen Leine führen

„Hidden Champions“ sind überwiegend aus Fami -lienunternehmen hervorgegangen. Sie verfügenüber starke Füh rungspersönlichkeiten, meist inVerbin dung mit einer straffen Organisation im Un -ternehmen. Dennoch sind die Ver ant wortlichen nachaller Erfahrung leidenschaftliche Dezentralisierer,die ih ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei derErledigung ihrer Arbeit mehr Frei heiten gestatten alsgroße Unter neh men.

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International Nischen besetzen

Gera de die kleinen „Heimlichen Gewin ner“ habendie Globalisierung als Chan ce genutzt: Selbst kleinsteNischen märk te erreichen in globaler Dimension loh-nenswerte Größenordnungen. Der leichte Zugangper Internet und das moderne Transportwesen habenihnen dabei den Weg geebnet. Und sie haben sichnicht entmutigen lassen, denn der Aufbau weltweiterProduktions- und Vertriebssysteme funktioniert nichtüber Nacht und verlangt einen langen Atem. Diegrößte Herausforderung steckt da bei in der Qualifi -zie rung der Mitar bei te rin nen und Mitarbeiter fürneue Aufga ben.

Innovationen in kleinen Schritten

Die Erfolge der „Hidden Champions“ sind in ersterLine auf ihre Innovationen zurückzuführen. Diesesind keineswegs nur eine Sache des dafür verfügba-ren Forschungs- und Entwicklungsbudgets. EinPatent erreichen sie denn auch mit nur etwa einemFünftel des Aufwandes, den Großunternehmen benö-tigen. Ihre Innovationsstrategie verfolgt stetige klei-ne Verbesserungen von Produkten oder Verfahren,nicht unbedingt sensationelle Erfindungen. In dieserStrategie der kleinen Schritte zur Qualitätsverbes se -rung sind die Kunden und Kunden wün sche entschei-dende Bausteine.

Größtes Kapital: Kundennähe

Apropos Kundenwünsche: Topkunden sollte manähnlich wie Topkonkurren ten als Leistungstreibereinsetzen: Das ist eine der zentralen Lehren der„Heim lichen Gewinner“. Sie sehen in den langjähri-gen Beziehungen zu ihren Kunden ihre größte Stärke.Wichtig zu wissen ist dabei: Kundennähe und Kun -denbin dung erreicht man über die Zeit und nur invielen kleinen Schritten.

Nur eines, aber Spitze

„Wir machen nur eines, aber das ma chen wir Spitze“.Mit seinem Leitspruch haben Manfred Bogdahn undviele an dere „Heimlichen Gewinner“ ihre Er folgs stra -tegie auf den Punkt gebracht: durch die Fokussierungauf ein Ziel und die Vermeidung sinnlosen Kräftever -schleißes durch „Tänze auf zu vielen Hoch zeiten“.Man fred Bogdahn: „Wenn man sich – wie bei uns –auf ein Produkt spezialisiert, wenn sich Ingenieure,Tech niker und Kaufleute nur um ein Produkt küm-mern, dann wird man einfach besser als andere, diesich in der Diversi fi ka tion verlieren.“

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Kunden und Märkte im Blick | Die Erfolgsrezepte erfolgreicher KMU28

Absatzförderung

BMWi, BMVELAuslandsmesseprogrammDas Programm unterstützt die Beteiligung deutscherUnternehmen an Auslandsmessen

BMWiVermarktungshilfeprogrammDas Programm fördert Exportaktivitäten für mittel-ständische Hersteller von Investitions- und Konsum -gütern in den neuen Bundesländern

AKAExportfinanzierungskrediteDie AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft unterstützt diedeutsche und europäische Exportwirtschaft bei derFinanzierung von Exportgeschäften.

KfW Mittelstandsbank ERP-ExportfinanzierungsprogrammDas Programm fördert Ausfuhrgeschäfte deutscherExporteure von Investitionsgüterexporten inEntwicklungsländer

Auch die Bundesländer bieten eigene Förder -pro gramme an.

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Wir schaffet beim flexi.“

Interview mit Manfred Bogdahn, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens „flexi“

Was macht Ihr Unternehmen?Bogdahn Kurz gesagt: Wir haben uns spezialisiert auf Hunderollleinen. Diesen Leinentyphabe ich vor 35 Jahren erfunden, unter dem Markennamen „flexi“. Und diese Leinen produ-zieren und vertreiben wir heute weltweit. Wir beschäftigen 270 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter am Stammsitz in Bargteheide bei Hamburg. Unser Umsatz liegt bei ca. 60 Mio.Euro. 90 Prozent davon kommen durch den Export.

Sie sind mit Ihren Rollleinen zum Weltmarktführer geworden. Wie? Bogdahn Mit unserem Leitspruch: Wir machen nur eines, aber das machen wir Spitze. Wennman sich auf ein Produkt spezialisiert, wenn sich Ingenieure, Techniker und Kaufleute nurum ein Produkt kümmern, dann wird man einfach besser als andere, die sich in der Diversifi -kation verlieren. Jede Reklamation, die zu uns kommt, auch wenn das nur wenige sind, wird von einem Fachmann untersucht. Und wenn tatsächlich ein Fehler vorliegt, dann wirddieser sofort abgestellt. Dazu kommt: Wenn sich unsere Entwicklungsingenieure nur mitRollleinen beschäftigen, dann erlangen sie dabei so viel Wissen über Materialien und mecha-nische Be anspruchungen, dass man uns nicht „eben Mal“ nachahmen kann.

Welchen Anteil haben Ihre Mitarbeiter an diesem Erfolg? Bogdahn Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen in hohem Maße Verantwortungfür die Qualität. Obwohl es sich bei unseren Leinen um eine Massenproduktion handelt, wer-den alle Arbeitsgänge an Einzelarbeitsplätzen von Hand ausgeführt. Mit Montageroboternhaben wir keine guten Erfahrungen gemacht. Und die Mitarbeiter erhalten nur für jedes ein-wandfrei produzierte Teil einen Stücklohn. Das erzieht zur Qualität. Und durch die eigenver-antwortliche Endprüfung kann der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin dann auch sagen: Dashabe ICH gemacht. Und zwar gut. Diese Eigenverantwortung ist bei uns ein ganz entschei-dender Punkt. Die fördern wir übrigens durch betont flache Hierarchien. Das bedeutet, dasswir immer im Team arbeiten, auch in der Verwaltung.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern?Bogdahn Bei uns herrscht ein gutes Betriebsklima. Dafür sorgt nicht zuletzt, dass Kümmer -nisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns noch Chefsache sind. Fast die Hälfte derMontagemitarbeiter sind länger als zehn Jahre bei uns beschäftigt. Wo gibt es das noch?Wären wir in Baden Württemberg, würden sie sagen: ‚Wir schaffet beim flexi‘. Ich bin ja derÜberzeugung, dass auch Produkte eine Seele haben. Und diese Seele wird ihnen von moti-vierten und engagierten Mitarbeitern eingegeben. Seele ist natürlich wie Liebe schwer zuerklären. Vielleicht kann man es so sagen: ‚Wie der Herr, so’s Gescherr‘.

www.flexi.de

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Frischzellenkur für die WirtschaftUnternehmensnachwuchs durch Existenzgründungen

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Alte Röhrenradios und Schallplattenspieler warenschon immer Horst Jähners besondere Leidenschaft.„Aber darum kümmert sich heute kaum noch jemand.Also habe ich eine Radiowerkstatt in der AugsburgerAlt stadt gegründet: den HiFi-Doc. Damit habe ich of fen-sichtlich erfolgreich eine Nische besetzt.“

Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker Horst Jähner ist einer von400.000 bis 500.000 Gründerinnen und Gründern, die hierzulande Jahrfür Jahr den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Die meisten gehen mit Dienstleistungen an den Start, viele auch als Einzel händler oder imBau gewerbe. Frauen bzw. Männer sind dabei zu rund 40 bzw. 60 Prozentan der Zahl aller Gründungen beteiligt.

Wie für den HiFi-Doc Jähner führt der Schritt in die Selbständigkeitviele Gründerinnen und Gründer auf einen Weg, der ihnen im Ange stell -tendasein versperrt ist: zu einem nach Talenten und Wünschen „maß -geschneiderten“ Arbeitsplatz. Er verschafft ihnen die Gelegenheit, dereigene Chef zu sein und den beruflichen Erfolg selbst in die Hand zu nehmen. Dabei setzen viele junge Unternehmerinnen und Unternehmerinnovative Geschäftsideen in die Tat um. Gerade diese innovativen Grün -dungen sind es, die besonders viele neue Arbeitsplätze schaffen.

Wettbewerb durch Angebotsfülle

Existenzgründungen sorgen dafür, dass auf diejenigen Unternehmen, dieschließen, neue folgen. Dieser marktwirtschaftliche Ebbe-und-Flut-Rhyth mus trägt dazu bei, dass die Zahl der Unternehmen in etwa gleichhoch bleibt. Die hohe Zahl und Vielfalt sind wichtig für den Wettbewerb,dem zentralen Element unserer Wirtschaftsordnung, das ohne Existenz -grün dungen an Kraft und Dynamik verlieren würde. Dazu kommt: Jemehr gesunde Unternehmen eine Volkswirtschaft aufweist, desto stabilerist auch ihr Gemeinwesen.

Gründerinnen und Gründer sorgen schließlich auch dafür, dass be -stehende Unternehmen erhalten bleiben: durch Unternehmens nach -folgen. Denn auch jede Übernahme eines bestehenden Be triebs ist fürdiejenigen, die das Ruder übernehmen, der Schritt in die Selb stän digkeit.

Lieber der erste Mann im Dorf als der zweite bei Hofe.

Unternehmer-Motto

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Frischzellenkur für die Wirtschaft | Unternehmensnachwuchs durch Existenzgründungen32

Startvorteil Erfahrung: Gründungen durch Ältere

Einen zunehmenden Anteil an der Zahl der Existenz -gründungen haben ältere Gründerinnen und Grün -der (51 Jahre und älter). Ein Grund dafür liegt im de -mografischen Wandel: Die geburtenstarken Jahr gän -ge (die „Baby-Boomer“) kommen „in die Fünfziger“.Und sie sind fit für das Aben teuer „Selbständigkeit“.Viele der älteren Gründerinnen und Grün der sehennicht nur um viele Jahre jünger aus als ihre Altersge -nossen noch vor wenigen Dekaden. Sie sind auch umein Vielfaches gesünder und leistungsfähiger.

Dabei nutzen die älteren Gründerin nen undGründer ihre besonderen Start chancen: ihre privateLebenserfahrung, vielfältige berufliche Fertigkeitensowie eine gestandene soziale Kompetenz. „Nachmeiner Lehre zum Radio- und Fern sehtechniker“,erzählt Horst Jähner, „war ich über dreißig Jahre imAusland, zuletzt als technischer Direktor in verschie-denen Firmen in Nord westafrika. Ich bin nachDeutsch land zurückgekommen und hatte dann nocheine weitere Anstel lung als IT-Aus bilder.“

Derart ausgestattet gehen Ältere bei einer Grün -dung ganz offensichtlich eher besonders besonnenund zielgerichtet zu Werke. Dazu gehört auch, dasssie Ri siken realistischer einschätzen als jünge re „Heiß-sporne“. Und sie sind ge wohnt, Verantwortung zutragen: Frauen und Männer, die nach einer Fa mi lien -pause per Gründung ins Berufs leben zu rückkeh ren,können auf eine Pla nungs- und Führungs er fahrungzu rückgrei fen, die sie sich durch die Orga nisation desKleinunternehmens „Fami lie und Haus halt“ erwor-ben haben.

Alternative: Gründungen aus der Arbeitslosigkeit

Keine Frage: Selbständigkeit ist für viele Gründe rin -nen und Gründer – wie auch für Horst Jähner – dieAlternative zur Arbeitslosigkeit. „Als es meinemArbeit geber schlechter ging, bin ich entlassen wor-den. Und war mit 58 Jahren zum ersten Mal in mei-nem Leben arbeitslos. Mit 58 eine neue Beschäf ti -gung zu finden, ist schwierig. Ich hatte damals aberschon sehr bald ernsthaft ins Auge ge fasst, mich selbständig zu machen.“

Gründungen in Deutschland

2000 471.700

2001 454.700

2002 451.800

2003 508.600

2004 572.600

2005 495.450

2006 471.200

2007 425.800

Quelle: IfM Bonn 2008

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Neugründungen von Ausländern 2007Deutsche 82 % ■

Ausländer 18 % italienisch 7.000 ■

rumänisch 7.000 ■

ehem. jugoslawisch 5.000 ■

polnisch 41.000 ■

türkisch 20.000 ■

sonstige Ausländer 60.000 ■

Rund ein Fünftel aller Gründerinnen und Grün -der sind arbeitslos oder befürchten, es zu werden(KfW-Gründungs mo nitor 2007). Die meisten startenübrigens mit Hilfe des Gründungszuschusses derBun desagentur für Arbeit. Die geförderten Gründe -rinnen und Gründer sind nach aller Erfahrung über-aus erfolgreich: Rund zweieinhalb Jahre nach derGrün dung waren bis zu vier von fünf Geförderten (bis2006 durch Überbrückungsgeld und Existenz grün -dungszu schuss (Ich-AG)) noch immer selbständigtätig, so das Institut für Arbeits markt- und Berufs -forschung.

Nicht nur Döner: Gründungen mitMigrationshintergrund

Die Gesamtzahl der Selbständigen in Deutschland istseit Anfang der 90er Jahre um rund ein Drittel gestie-gen. An diesem Zuwachs sind zu einem großen Teildrei Gruppen beteiligt: Soloselb stän dige, Frauen und– vor allem – Mi granten. Die Zahl der Selbständigenmit Migrationshinter grund hat sich im ge nanntenZeitraum verdoppelt und be trägt laut Insti tut fürMittelstandsfor schung der Universität Mannheimmittlerweile 364.000 (2006), Tendenz steigend. Alleinim Jahr 2007 wurde rund ein Fün ftel aller Unter neh -men von Migrantinnen und Migranten eröffnet. IhrAnteil am Gründungsgeschehen ist damit mehr alsdoppelt so hoch wie ihr Bevölkerungsanteil.

Von Migranten geführte Betriebe schaffen etwadrei Prozent aller Arbeits plätze in Deutschland. Dabeisind sie nicht mehr nur im Einzelhandel und Gastge -wer be tätig, sondern mittlerweile auch in den FreienBerufen, im Dienst leistungsbereich, im Handwerkund im Verarbeitenden Gewerbe. Apropos Ein zelhan -del: In vielen Gemeinden und Stadtteilen sind es mitt-lerweile die von Migranten betriebenen Läden, diedie Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfsaufrechterhalten: dort, wo deutsche Selbständige ihrGeschäft inzwischen wegen bescheidener Ge winn -chancen aufgegeben haben.

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(Nicht) in die Röhre gucken.“

Interview mit Horst Jähner, Gründer von HiFi-Doc

Was ist Ihre Geschäftsidee? Jähner Ich repariere alte Röhrenradios und Schallplattenspieler. Die waren schon immermeine besondere Leidenschaft. Aber darum kümmert sich heute kaum noch jemand. Alsohabe ich eine Radiowerkstatt in der Augsburger Altstadt gegründet: den HiFi-Doc. Damithabe ich offensichtlich ganz erfolgreich eine Nische besetzt: Meine Kunden sind Sammler,die an ihren alten Geräten hängen und diese zu einem fairen Preis fachmännisch reparierenlassen wollen.

Welche Qualifikationen haben Sie für Ihre Tätigkeit?Jähner Ich habe eine Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker abgeschlossen und war danachüber dreißig Jahre im Ausland, zuletzt als technischer Direktor und technischer Leiter in ver -schiedenen Firmen in Zentralafrika. Im März 2001 bin ich nach Deutschland zurückgekom-men und habe zunächst wieder eine gut bezahlte Anstellung als IT-Ausbilder gefunden. Alses meinem Arbeitgeber dann zwei Jahre später schlechter ging, bin ich entlassen worden.Und war mit 58 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben arbeitslos.

Wie kamen Sie auf die Idee, sich selbständig zu machen?Jähner Mit 58 eine neue Beschäftigung zu finden, ist schwierig. Sie kennen ja die Lage aufdem Arbeitsmarkt. Da haben wir Älteren wenig Aussicht auf eine Anstellung. Und außerdemhatte ich damals noch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Ich habe dann zumberuflichen Wiedereinstieg Unterstützung von der Beschäftigungsinitiative Augsburg fürÄltere (BIA) bekommen. Hier habe ich den „AdA-Schein“ gemacht: eine Fortbildung bei derIHK zum Ausbilder. Aber ich hatte damals schon sehr bald ernsthaft ins Auge gefasst, michselbständig zu machen.

Wie haben Sie den Plan dann in die Tat umgesetzt? Jähner Erst einmal habe ich ein intensives „Gründer-Erstgespräch“ mit einem Gründerbe ra -ter der BIA gehabt. Daraufhin habe ich das Existenzgründerprojekt PROEnterprise besuchtund hier an Trainings zu den Themen Gründungskonzept, Marketingstrategie, Angebots-,Kommunikations- und Preispolitik sowie Kostenrechnung teilgenommen. Und dann miteinem Coach und einer hinzugezogenen Marketingexpertin ein Marketingkonzept und pas-sende Werbematerialien erarbeitet. Das Startkapital habe ich durch eine Förderung derArbeitsagentur zusammenbekommen.

Wie läuft Ihr Unternehmen heute? Jähner Gut. Und die Vorbereitungszeit liegt gedanklich schon weit zurück. Es muss ja weiter-gehen. Ich plane für die nahe Zukunft, einen Radio- und Fernsehtechniker mit der Spezia li -sierung auf alte Röhrengeräte auszubilden. Die dafür erforderliche Qualifikation habe ich ja.Und dieser Mitarbeiter soll nicht nur mitarbeiten. Ich möchte, wenn ich mal aufhöre, meinUnternehmen auch in die richtigen Hände übergeben.

www.hifi-doc.com

Frischzellenkur für die Wirtschaft | Unternehmensnachwuchs durch Existenzgründungen34

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Gründungsförderung

Bundesagentur für ArbeitGründungszuschussGründungsförderung für arbeitslose Gründerinnenund Gründer mit Anspruch auf Arbeitslosengeld

KfW MittelstandsbankKfW-StartGeldGründungsförderdarlehen bis max. 50.000 EuroGesamtfremdfinan zie rungsbedarfERP-Kapital für GründungenGründungsförderdarlehen bis max. 500.000 Euro UnternehmerkreditGründungsförderdarlehen bis max. 10 Mio. Euro

BMWiExistenzgründungsportalInformationen, Praxishilfen, Beratung und Hilfe für Gründungen und junge Unternehmen (auch inEnglisch, Türkisch, Französisch, Russisch)SoftwarepaketSoftwareunterstützung für die Gründungsplanungund Unternehmens führung

EXISTExistenzgründungen aus der WissenschaftFördert Projekte an Hochschulen und Forschungs -einrichtungen, die zu einer Kultur der unternehmeri-schen Selbständigkeit beitragen und das Grün dungs -geschehen an Hochschulen und außeruniversitärenFor schungseinrichtungen stärken.

„nexxt“ Initiative UnternehmensnachfolgeInformationen und Beratung sowie Nachfolgebörse„nexxt-change“

Auch die Bundesländer bieten eigene Förder -pro gramme an.

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Aus guter Tradition Mittelstand und Familienunternehmen

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Viele mittelständische Familienunternehmen inDeutschland sind bereits in zweiter oder dritter Ge ne -ration und zum Teil sogar noch länger tätig. Beispiels -weise die Westdeutsche Farbengesellschaft Brüche &Co. GmbH & Co. KG, kurz „Wefa“: 1923 gegründet,schon in der dritten Generation in Familienbesitz.

Ge schäftsführer ist heute Robert Schramm, Enkel des FirmengründersOscar Brüche. „Tradition zieht sich durch unsere Firmengeschichte wieein roter Faden. Und sie wird vor allem in einem „Wir-Gefühl“ und derIdentifikation mit dem Betrieb spürbar. Das gilt für die Familie genau sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Ein-Personen-Unterneh -men bis zum börsennotierten Familienkonzern. Die meisten sind kleineund mittlere Unter nehmen mit bis zu 499 Beschäf tig ten. Das bedeutet:Mit Familienunter nehmen sind in erster Linie kleine und mittlereUnternehmen gemeint. Und um gekehrt.

Tragende Säule für Wachstum und Beschäftigung

Kein Wunder also, dass alle Familienun ternehmen zusammen (also auchdie zahlenmäßig wenigen, aber umso stärkeren großen) 41,5 Prozent derUmsätze aller Unternehmen erwirtschaften. Au ßerdem sind bei ihnenweit über die Hälf te (57,3 Prozent) aller sozialversicherungspflichtigenArbeit nehmerin nen und Arbeitnehmer in Lohn und Brot. Da zu trägt auchbei, dass die meisten Fami lienunternehmen deutlich mehr Perso nalbeschäftigen als z. B. ma nagerge führ te Aktiengesellschaften. Ein triftigerGrund: Sie pflegen ihre Kernkompeten zen sehr sorgfältig und erledigendaher möglichst viele Arbe iten selbst und „zu Hause“.

Familienunternehmen geben ein „Markenversprechen“, das eng an den Namen gekoppelt und mit ver läss-licher Orientierung und Qualitätssicherheit assoziiert ist.

Prof. Dr. Arist v. Schlippe, Private Universität Witten/Herdecke

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Aus guter Tradition | Mittelstand und Familienunternehmen38

Dabei gibt es nicht allein besonders viele, son-dern zusätzlich besonders viele erfolgreiche Familien -unter neh men in Deutschland. So haben gerade zahl-reiche Familienunternehmen in den letzten Jahrenauch Auslandsmärkte erobert: Ihre Exportumsätzesind dabei überdurchschnittlich gewachsen. Das be -deu tet: Familienunternehmen sind da mit die tragen-de Säule für Wachstum und Beschäftigung.

Viele größere Unternehmen haben in den ver-gangenen Jahren auch Produk tionen oder Teile davonins Ausland verlagert. Bei vielen Unternehmen be -deuten solche Veränderungen, dass die Zahl der imUnternehmen Beschäfti g ten in Deutschland zurück-geht. Nicht so bei Familienunternehmen (den 500größten): Sie haben mit ihrer Expan sions strategieeinen Beschäftigungs zu wachs im Inland vorzuwei-sen. Sogar in wirtschaftlich schwächeren Jahren.200.000 Mitarbeiter im Zeitraum 2003 bis 2005 (IfMBonn 2007). Ein starkes Be kenntnis für den ange-stammten Stand ort.

Familienunternehmen in Deutschland in % aller Unternehmen

Großunternehmen 0,1KMU 95,0Insgesamt 95,1

Quelle: IfM Bonn 2008

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Langfristige Planung

Ein weiter Planungshorizont: Das ist das eigentlicheMerkmal von Familien un ter nehmen. „Wie wohl alle anderen Fa milienunternehmen“, sagt RobertSchramm, „bauen wir unser Unterneh men langfristigauf. Im Oktober werden wir unser 85-jähriges Fir men -jubiläum feiern.“ So wie bei der Westdeutschen Far -bengesellschaft Brüche auch, unternehmen die fami-liengetreuen Unter nehmenslenker alles für den dau-erhaften Erhalt des Unternehmens für die Familieund deren Nachkommen. Fami lienunternehmen ver-zichten gerade in schwierigen Situationen eher aufeine höhere Rendite, um das Geschäft nicht zugefährden. Das Unternehmen wird als Vermächtnisfür die nachkommenden Generationen gesehen, des-sen Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit es zu wah-ren gilt. Robert Schramm: „Typisch für unser Fami -lienunterneh men ist darum, dass wir einen Großteilder Gewinne in das Unternehmen inves tieren, um fürden Aufbau und Ausbau des Geschäftes zu sorgen.“

Wichtiger Baustein dieser langfristigen Orien tie -rung ist die Nachfolge. Jährlich steht – nach Berech -nungen des IfM Bonn – in rund 71.000 Familien un -ternehmen die Regelung der Nachfolge an. Ganzoben auf der Wunschliste steht in Familienunter neh -men die familieninterne Nachfolge, d. h. die Überga-be des Unternehmens an die nächste Gene ration:nicht selten eine große Heraus forderung, wennNach kommen fehlen oder diese sich nicht für eineFührungs aufgabe eignen. Oder aber nicht willenssind, diese zu übernehmen.

Tradition als Richtschnur

Unternehmerische Entscheidungen sind in Familien -unternehmen kaum von zeit geistgeprägten Manage -ment mo del len getragen. Sie entspringen vielmehr inerster Linie dem Familieninteresse, meist einer viel-fach über mehrere Gene ratio nen gewachsenen undgefestigten Tra dition, die sich auch in Konzept undQualität von Produkten oder Dienstleis tungen undder Auswahl besonderer Kundensegmente nieder-schlägt (BDI-Mittelstandsbefragung 2006). Diese Tra -dition ist Richtschnur ihres unternehmerischen undsozialen Handelns.

Entscheidungen im Familienkreis. Typisch fürFamilienunternehmen ist zu dem, dass strategischwichtige Ent scheidungen im Familienkreis getroffen

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Aus guter Tradition | Mittelstand und Familienunternehmen40

Unternehmensnachfolge

„nexxt“ Initiative UnternehmensnachfolgeAktions- und Informationsplattform sowie Unterneh -mens börse nexxt-change. Sie hilft Gründern undGründe rinnen bei der Suche nach Unterneh men, diezur Unternehmensnachfolge anstehen. Gleichzeitigbietet sie Unter nehmerinnen und Unternehmern dieMöglichkeit, eine Nachfolgerin oder einen Nachfol -ger zu finden, an die sie ihr Unternehmen übergebenkönnen.

Auch die Bundesländer bieten eigene Förder -pro gramme an.

werden. Ein nicht immer leichtes Unter fangen, wennunternehmerische Fragen mit persönlichen familiä-ren Aspekten vermischt sind. „Man muss es so sehen“,erläutert Robert Schramm. „Die Familie ist der Dreh-und Angelpunkt für die strategische Unternehmens -planung. Sie muss möglichst einstimmig hinter denZielen des Unternehmens stehen. Des wegen ist es beiunserem Familienbe trieb so, dass die Verantwortungnur bei zwei Personen liegt, damit eine Eini gungleicht zu erzielen und eine effektive Planung gewähr-leistet ist.“

Dieser effektiven Planung dienen auch die vonFamilienunternehmen üblicherweise gewähltenFinanzie rungs instrumente. Kurz gesagt: Kredite ja,Be teiligungskapital eher nein, da es dem Beteili -gungs geber ein unternehmerisches Mitspracherechteinräumt.

Treue gegenüber Mitarbeitern und Standort

Familienunternehmen sind eng mit ih ren Mitarbei -tern verbunden. Sie bauen ihr Unternehmen häufigsogar nach familiären Beziehungsmustern auf. AufMitarbeiterseite bleibt das nicht ohne Wirkung: EinGefühl der Zusammen gehörigkeit mit „ihrem“ Un -ternehmen und eine besondere Einsatzbereitschaftsind das Resultat. Sie sind meist auch der Grund füreine besondere emotionale und soziale Bindung vonFamilienunter nehmen an ihren Unternehmens stand -ort. „Wir sind unserem Standort Essen seit derGründung 1923 treu geblieben. Entscheidend dafürwar, dass man im Ruhrgebiet nach wie vor gute undmotivierte Arbeitskräfte findet. Zuverlässige undtreue Menschen, die sich mit ihrer Arbeit, ihrerHeimat und auch ihrem Unternehmen identifizie-ren“, erklärt Robert Schramm.

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Dreh- und Angelpunkt für unsere Unternehmensplanung.“

Interview mit Robert Schramm, Geschäftsführer Westdeutsche Farbengesellschaft Brüche & Co. GmbH & Co. KG (Wefa)

Was genau macht Ihr Unternehmen? Schramm Die Wefa wurde 1923 in Essen durch Oscar Brüche gegründet. Er hat bis zu seinemTode 1969 auch das Unternehmen geleitet, danach und vor mir meine Mutter, die Tochter vonOscar Brüche. Zunächst hat die Wefa mit chemischen Baustoffen gehandelt. Nach dem Kriegkam dann die Entwicklung und Produktion von Farben und Lacken dazu. Das ist seit 1975unser Kerngeschäft, während wir das Handelsprogramm kontinuierlich zurückgefahren haben.

Wie wichtig ist der Faktor „Familie“ für die strategische Unternehmensplanung? Schramm Ganz einfach: Die Familie ist der Dreh- und Angelpunkt für die Unternehmenspla -nung. Sie muss nämlich sozusagen „wie ein Mann“ hinter den Zielen des Unternehmens stehen.Deswegen ist es bei unserem Familienbetrieb so, dass die Verantwortung nur bei zwei Per -so nen liegt. Nur so können Sie zu schnellen Entscheidungen kommen und eine effektive Pla -nung gewährleisten.

Wie wichtig ist der Faktor „Familie“ für den Erfolg? Schramm Eine Familie sieht ihr Unternehmen und auch seinen Erfolg immer langfristig. Da -rum investieren wir einen Großteil der Gewinne wieder in das Unternehmen, anstatt demUnternehmen Kapital zu entziehen. Auf diese Weise sorgen wir für den weiteren Aufbau undAusbau des Geschäftes. Und erhöhen seine Eigenkapitalquote stetig, bis zu 70 Prozent, einganz wichtiger Faktor für ein langes und gesundes Firmenleben.

Wie wichtig ist Tradition? Schramm Unser Unternehmen ist in der dritten Generation in Familienbesitz. Wir feiern dem -nächst unser 85-jähriges Firmenjubiläum. Tradition zieht sich durch unsere Firmengeschichtewie ein roter Faden, an dem entlang sich die Entwicklung vollzieht. Tradition wird vor allemin einem „Wir-Gefühl“ und der Identifikation mit dem Betrieb spürbar. Das gilt für die Familiegenau so wie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie zeigt sich auch in unserer Verbun -denheit zum Standort Essen, dem wir seit unserer Gründung durch Oscar Brüche treu ge-blieben sind. Klar: Essen hat eine zentrale Lage und eine sehr gute Verkehrsanbindung. Aber was für uns noch viel wichtiger ist: Im Ruhrgebiet sind nach wie vor gute, motivierte und zu verlässige Arbeitskräfte zu finden. Ein pflichtbewusster, zuverlässiger und treuer Men schen -schlag, der sich mit Arbeit, Heimat und dem Unternehmen, in dem gearbeitet wird, identi fi -ziert. Die geringe Fluktuation, die wir haben, belegt das deutlich.

Wie wirkt sich der Faktor „Familie“ im unternehmerischen Alltag aus? Schramm So wichtig die Familie ist: Zu viele Familienmitglieder in einem Unternehmen können sich auch negativ auswirken. Besonders dann, wenn sie zu großen Einfluss auf dieUn ter nehmensleitung nehmen, ohne aktiv im Geschäft zu sein. Es gibt nichts Schlimmeres,als wenn Familienmitglieder nur stille Gesellschafter sind, vom Alltagsgeschäft nichts ver-stehen und nur bestrebt sind, dem Unternehmen so viel Gewinn wie möglich zu entziehen.Bei unserem Unternehmen ist das nicht so. Wir haben nur zwei Gesellschafter. Und schwie-rige Ent scheidungen treffen wir, wenn es sein muss, mit Hilfe eines Beiratsvorsitzenden, der uns zur Einstimmigkeit verhilft.

www.wefa-wasserlacke.de

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Das „Königliche Pädagogium“ in Putbus auf der InselRügen wurde 1836 gegründet, hat Schüler und Lehrerherangebildet oder Gehörlose betreut. Heute werdenhier IT-Fachleute ausgebildet, wie Karen Petzold vonder EDV-Service Garz GmbH erklärt. „Ab 2000 standdas Haus leer. Seit 2002 fördern wir hier durch Spendenund personelle Unterstützung ein IT-College, einemitt lerweile staatlich anerkannte überbetrieblicheAus- und Weiterbildungseinrichtung für Informatik.Ein Hoffnungsträger für die Stadt und die Region, diein erster Linie vom Tourismus leben, aber dringendneue Wirtschaftszweige benötigen.“

Rund 200 Fachkräfte bildet das IT-College inzwischen jährlich zuFachinformatikern oder Software-De velopern aus. Manche bleiben nachihrer Ausbil dung auf der Insel, einige finden Arbeit im IT-College selbst.Dessen Träger sind nach wie vor der „Förderverein Pä dagogium“, darü-ber hinaus die Stadt Putbus und der EDV-Service Garz.

Das Einsatz des EDV-Service Garz ist kein glück li cher Einzelfall. Vielekleine und mittelgroße Betriebe in Deutschland kümmern sich um sozia-le Belange, ihre Region oder die Umwelt. Diese freiwilligen verantwor-tungsvollen Aktivitäten von Unternehmerinnen und Unternehmern sindheute weltweit unter dem Namen „Corporate Social Responsibility (CSR)“bekannt. Fast alle mittelständischen (Industrie-)Un ter nehmen (98,4 Pro -zent) haben, unabhängig von ihrer Größe, mindes tens eine CSR-Maß nah -me vorzuweisen (BDI-Mit tel standspanel). CSR ist demnach keine Rand er -scheinung des Wirtschaftsle bens, sondern gängige Praxis im Mit tel stand.

Unternehmen, die sich aktiv im Gemeinwesen engagieren, handeln nicht nur sozial verant-wortungsvoll, sondern auch ökonomisch klug. Sie stiften Sinn und zugleich Nutzen.

Aus dem Frankfurter Aufruf zur Gründung des UPJ-Unternehmensnetzwerkes

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dass Zulieferer die gesetzlichen Sozialleistungen beiKrankheit und Schwangerschaft anbieten, Vorsor gezum Gesundheitsschutz treffen und nicht vonKinderarbeit profitieren.

Gemeinwesen

Ihr bürgerschaftliches Engagement für das Gemein -wesen pflegen Mittelständ ler auf vielfältige Art undWeise: durch Spenden (z. B. für die Kinderkrebs for -schung), Sponsoring (z. B. von Freiwilli gen tagen),gemeinnützige Stiftungen oder durch den ehrenamt-lichen Einsatz von Unternehmern und ihren Mitar -bei tern: z. B. bei Aufbau und Organisation einer Not -aufnahme für Obdachlose. Der bürgergesellschaftli-che Einsatz kommt meist gemeinnützigen Organisa -tionen und deren „Schützlingen“ vor Ort zugute – wieSchulen und Einrichtungen für behinderte oder be -dürftige Menschen.

Die Gesellschaft und das Gemeinwohl im Blick | Verant wortliche Unternehmensführung 44

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Viele kleine und mittlere Unternehmen kümmernsich in besonderer Art und Weise um ihre Beschäf -tigten: beispielsweise durch Angebote, durch die sichBeruf und Familie besser vereinbaren lassen, wie z. B. eigene Betriebskinder gärten oder individuell ver -einbarte Ar beits zei ten. Dazu kommen häufige über-tarifliche Gesundheits- oder So zial leis tun gen so wiefreiwillige Maßnahmen zum Ar beitsschutz, die Betei -ligung der Be leg s chaft an unternehmerischen Ent -schei dun gen oder auch das konsequent verwirklichtePrinzip der Gleichberech ti gung von Geschlechternund Na tio na li täten.

Kunden und Lieferanten

Zahlreiche kleine und mittlere Unter neh men versu-chen, ihren unternehmerischen Pflichten in besonde-rer Weise gerecht zu werden: bei der Qualität ihrerProdukte und Dienstleistungen, bei de ren Sicherheitoder auch den Bedingun gen, unter denen ihre Liefe -ran ten arbeiten. So bieten sie ihren Kun den z. B. frei-willig Produktinfor ma tio nen über das gesetzlich vor-geschriebene Maß hinaus an: etwa über die Verträg -lichkeit von Lebensmitteln. Oder achten z. B. darauf,

Hier sind KMU CSR(Corporate Social Responsibility)-aktivAnteile der Unternehmen in %

Arbeitsplatz 94,0

Soziale Belange der Bürgergesellschaft 87,2

Ökologie 62,8

Marktliches Umfeld 54,9

Quelle: IfM Bonn 2008

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Umwelt

Ihr ökologisches Verantwortungs be wusstsein bewei-sen kleine und mittlere Unternehmen beispielsweisedurch um weltfreundliche Produktions anla gen, Ver -fahren oder Rohstoffe, die Energie einsparen oderUmweltressourcen schonen: beispielsweise durch dieVerwen dung von Hölzern aus nachhaltiger Wald -bewirtschaftung. Nicht selten sorgen Umweltma na -ge mentsysteme da für, dass alle Unternehmensab läufeso weit wie möglich umweltgerecht gestaltet sind.

Nutzen für alle Beteiligten

Es ist kein Geheimnis, sondern der „Clou“ von CSR: Mitverantwortlicher Unter nehmensführung bringen diemeisten Unternehmen Gemeinwohl und Unter neh -menswohl, die „gute Tat“ und den unternehmerischenErfolg, „unter ei nen Hut“.

Mittelständische Unternehmerinnen und Unter -nehmer wollen durch ihr En ga gement zu einer nach-haltigen sozialen und ökologischen Entwicklung bei-tragen. Gleichzeitig sorgen CSR-Akti v itäten natürlichauch für den guten Ruf des Unternehmens und hel-fen, z. B. neue Kunden zu gewinnen. Wer kennt nichtdas Grundgesetz der erfolgreichen Öffentlichkeitsar-beit: „Tue Gutes und rede darüber.“ Mit ihren arbeit-

nehmerfreundlichen Maßnahmen schaffen sie esaußerdem, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für dasUnternehmen zu finden und im Unternehmen zu hal-ten: ein wichtiger Effekt in Zeiten des zunehmendenFachkräftemangels. Dazu kommt, dass die Mitarbei -terzufrie denheit durch das Gemeinschaftserlebnisbei gemeinnützigen Einsätzen steigt und die Perso -nalfluktuation sinkt. Und jeder Unternehmer, der sichfür seine Kommune oder Region stark macht, weißauch, dass gerade kleine und mittlere Unternehmenauf ein intaktes Um feld angewiesen sind, im dem sichgute Geschäfte mit Kunden und Zulieferern machenlassen.

Und es funktioniert, wie Karen Pet zold vom EDV-Service Garz bestätigen kann: „Viele Kunden sindgerade zu uns gekommen, weil sie von unserem IT-College erfahren haben. Ganz deutlich ist: Gerade öf -fentliche Auftraggeber kommen wegen unserer ge -meinnützigen Bildungsarbeit gezielt auf uns zu. Naja, und was aus unserer Sicht auch nicht unwichtigist: Eine ganze Reihe von Absolventen ist heute beiuns angestellt. Ein gewichtiger Grund für unsere guteUnternehmensentwicklung.“

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Die Gesellschaft und das Gemeinwohl im Blick | Verant wortliche Unternehmensführung 46

Initiativen

„Freiheit und Verantwortung“Auszeichnung von herausragenden gesellschaftlichenEngagements durch BDA, BDI, DIHK, ZdH und Wirt -schaftswoche unter der Schirmherr schaft des Bundes -präsidenten.

„Zivil“Unternehmerpreis der Wirtschaftsjunioren Deutsch -land für das soziale Engagement mittelständischerUnternehmen

Förderpreis „Nachhaltiger Mittelstand“Auszeichnung der Ethikbank für mittelständische Un -ternehmen, die in ihrer täglichen Arbeit die Elemen teÖkologie, Ökonomie und soziales Engagement lang-fristig in Einklang bringen.

„GenerationenArbeit – Unternehmen mit Weitblick“Preis für das aktive und erfolgreiche Engagement derUnternehmen, die sich besonderen Herausforderungendes demografischen Wandels in ihren Betrieben stellen.www.generationenarbeit.de

„Preis der Arbeit“Preis des Forums Zukunftsökonomie, ein Verbund kri-tischer Medien, für Einzelbetriebe, deren unternehme-rische Entscheidungen wirtschaftliche, soziale, ökolo-gische, emanzipatorische und demokratische Kriterienin herausragender Weise erfüllen.www.forum-zukunftsoekonomie.de

Bürgerpreis des Deutschen Sparkassen- undGiroverbandes „Initiative für mich, für uns, für alle“ Auszeichnung für herausragende Arbeit, Projekte,Initiativen und Unternehmen im Bereich des Ehrenamtswww.buerger-engagement.de

Beschäftigung gestalten – Unternehmen zeigen VerantwortungAuszeichnung des Bundesministeriums für Arbeit undSoziales (BMAS) und der Initiative für Beschäftigung fürherausragendes Engagement im Bereich Beschäf ti -gung und Qualifizierungwww.beschaeftigunggestalten.de

Gütesiegel „Ethics in Business“Die Initiative „Ethics in Business“ vergibt ein Gütesiegelfür ethisches Wirtschaften und den Deutschen Preis fürWirtschaftsethikwww.ethics.de

„Sozialkampagne“Auszeichnung der Bank für Sozialwirtschaft AG für Agen -turen, die gesellschaftliche und soziale Frage stellun -gen aufgreifen und für gemeinnützige Ein rich tungenwerben.www.sozialbank.de

„Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz“Auszeichnung im Rahmen der Kampgane „Vielfalt alsChance“ für Unternehmen, die in ihrer eigenen Be -legschaft das Potenzial der kulturellen Vielfalt nutzen.www.vielfalt-als-chance.de

„DURA – Deutscher Umwelt Reporting Award“Wettbewerb der Wirtschaftsprüferkammer um diebeste Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichterstattungkleiner, mittlerer und großer Unternehmen www.wpk.de/dura/dura.asp

Quelle: Bundesinitiative „Unternehmen: Partner der Jugend“ (UPJ) e.V.

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Zukunftschancen für unsere Region.“

Interview mit Karen Petzold, EDV-Service Garz GmbH

Der EDV-Service Garz sitzt in Putbus auf der Insel Rügen. Warum also „Garz“?Petzold Weil das Unternehmen in Garz auf Rügen 1991 gegründet wurde, von dem Physikerund Ingenieur Reinhardt Wendlandt. Mit zunächst zwei Mitarbeitern ging es zu nächst vorallem um Hard- und Softwareservice. Ein äußerst erfolgreiches Produkt, genannt „Wuwa“,das die Datenübertragung zwischen verschiedenen Programmen sowie alter und neuer Soft -ware ermöglicht, brachte uns 1999 den Durchbruch auf dem Markt. Damals sind wir dannumgezogen. Heute gehören neben der EDV-Service Garz fünf weitere Unternehmen zumFirmenverbund. Alles in allem sind hier heute etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt, davon 30 imEDV-Service Garz selbst.

Wie engagieren Sie sich für das Gemeinwohl? Petzold Wir kümmern uns vor allem um die Wiederbelebung und Sanierung des 1836 ge -grün deten „Königlichen Pädagogiums“ in Putbus. Es diente in der Vergangenheit z. B. alsOberschule, und von 1945 bis 1975 wurden hier Lehrer ausgebildet. Zuletzt, bevor es seit 2000leer stand, war es im Besitz des Stiftungsverbunds für mehrfach behinderte Gehörlose, Schwer -hörige und Taubblinde e. V. Seit 2002 fördern wir in seinen Räumen ein IT-College. Dabei handelt es sich um eine überbetriebliche Aus- und Weiterbildungseinrichtung sowie einehöhere Berufsfachschule für Informatik, mittlerweile übrigens staatlich anerkannt. In derAufbauphase haben wir sämtliche Kosten übernommen. Heute unterstützen wir es vor allemdurch Personal in der Organisation oder in der Verwaltung, was immerhin noch bis zu 15 Pro zent seines Gesamtbudgets ausmacht. Inzwischen werden dort jährlich ca. 200 Fach -kräfte aus verschiedenen Bundesländern ausgebildet, z. B. zu Fachinformatikern oder Soft -ware-Developern.

Wie wichtig ist dieses Engagement für die Region? Petzold Sehr wichtig. Die Insel Rügen und Vorpommern leben ja in erster Linie vom Tou ris -mus. Der allein wird hier aber auf Dauer nicht alle Menschen ernähren können. Wir benöti-gen also neue Wirtschaftszweige. Und genau dazu trägt das IT-College in Putbus bei. Es ist ein Hoffnungsträger für die Stadt und die Region geworden und mittlerweile auch ein wich-tiger Arbeitgeber und Ansprechpartner, wenn es um die Themen Aus- und Fortbildung imBereich der Informatik geht. In Putbus erhofft man sich auch, dass es zur Belebung des Stadt -zentrums und des örtlichen Dienstleistungsgewerbes beiträgt. Und dass junge Menschenbzw. Familien den Weg hierher finden, in einen überwiegend ländlich geprägten Raum derInsel. Nicht zuletzt knüpfen wir mit unserem College an die Tradition des ehemaligen Schul -standortes Putbus mit seinem „Königlichen Pädagogium“ an.

Wie wichtig ist dieses Engagement für Ihr Unternehmen? Petzold Viele unserer Geschäftsbeziehungen sind über dieses Engagement entstanden. Undvor allem öffentliche Auftraggeber kommen oft wegen dieser Bildungsarbeit auf uns zu. Eine ganze Reihe von Absolventen ist außerdem heute bei uns angestellt, was ein wichtigerGrund für die gute Unternehmensentwicklung ist. Und besonders erfreulich ist: So mancherKunde, der vielleicht über unseren guten Ruf zu uns gefunden hatte, ist heute selbst Förde-rer des IT-Colleges.

www.edv-service-garz.de

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Wachstumsimpulse für den Mittelstand Mittelstandsinitiative der Bundesregierung

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Für mehr Investitionen, neue Ideen undneue Pro duk te im Mittelstand zu sorgen,die die Chancen auf stärkeres Wachs -tum und mehr Beschäftigung erhöhen:Das ist das Ziel der Mittelstandsinitiativeder Bundesregierung, die am 19.6. 2006vom Bundes kabinett beschlossen wur de.Maßnahmenbereiche auf dieses Ziel hin sind:

3 die Rahmenbedingungen für kleinere und mitt-lere Unternehmen (KMU) zu verbessern

3 bürokratische Hemmnisse für den Mittelstandabzubauen

3 die Startbedingungen für Gründerinnen undGründern sowie Kleinunternehmen zu verbes-sern

3 die Innovationsfähigkeit des Mittelstands zu stärken

3 die berufliche Bildung zu modernisieren und den Fachkräfte-Nachwuchs zu sichern

3 die Finanzierungssituation für den Mittelstandzu verbessern, um Investitionen zu erleichtern

3 Wagniskapital zu mobilisieren3 mittelständische Unternehmen auf Auslands -

märkten stärker zu unterstützen

I. Schaffung günstiger Rahmen -bedingungen für kleine und mittlere Unternehmen

Hintergrund Attraktive Rahmenbedingungen sindeine wichtige Voraussetzung für die Investitions fä -hig keit des Mittelstandes. Die großen Potenzialemittelständischer Unternehmen voll zu nutzen unddem Mittelstand durch bessere Arbeitsvorausset-zungen neue Perspektiven zu eröffnen, ist eines derwichtigsten Anliegen der Bundesregierung.

Maßnahmen

3 Günstigere Abschreibungsbedingungen für Un -ternehmen (Erhöhung der degressiven Abschrei -bung für Investitionen von 20 auf 30 Prozent) in 2006 und 2007

3 Anhebung der Umsatzgrenze für die Ist-Versteu -erung im Umsatzsteuerrecht in den alten Län -dern ab dem Jahr 2006 von 125.000 Euro auf250.000 Euro sowie Verlängerung der in denneuen Ländern geltenden Umsatzgrenze von500.000 Euro bis 31.12.2009

3 Verbesserte steuerliche Absetzbarkeit von hand-werklichen und haushaltsnahen Dienstleis tun -gen durch private Haushalte

3 Aufstockung des Fördervolumens für die ener -getische Gebäudesanierung (bis 2009 jährlich1,4 Mrd. Euro), wovon insbesondere Handwerkund Bauwirtschaft profitieren

3 Fortführung der Investitionszulagenförderung inden neuen Ländern bis 2013 und Verbesserungder regionalen Wirtschaftsförderung für kleineund mittlere Unternehmen im Rahmen derGemeinschaftsaufgaben von Bund und Ländern

3 Verringerung der Lohnzusatzkosten auf unter40 Prozent

3 Reform der Erbschaftsteuer zur Erleichterungdes Betriebsübergangs mit Wirkung zum 1.1.2007

3 Unternehmensteuerreform mit den Zielen derVerbesserung der internationalen Wettbe werbs -fähigkeit und einer weitgehenden Rechtsform -neutralität zum 1.1.2008

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50 Wachstumsimpulse für den Mittelstand | Mittelstandsinitiative der Bundesregierung

II. Bürokratieabbau

Hintergrund Überbordende bürokratische Rege lun-gen erschweren Unternehmensgründungen undgefährden den unternehmerischen Erfolg, weil sievermeidbare Kosten verursachen, die Möglichkeitenwirtschaftlicher Entfaltung behindern und die Wett -bewerbsfähigkeit von Unternehmen schwächen.Unternehmensumfragen und Untersuchungen zei-gen, dass gerade kleine und mittlere Unternehmenvon bürokratischen Regulierungen überproportionalbetroffen sind.

Maßnahmen

3 Abbau von wachstumshemmenden Regulie run -gen und bürokratischen Belastungen durch dasErste Mittelstands-Entlastungsgesetz als Sofort -maßnahme mit 16 Einzelvorhaben, z. B. Befreiungvon Statistikpflichten und Anhebung der Buch -füh rungsgrenze von 350.000 auf 500.000 Euro

3 Zweites Mittelstands-Entlastungsgesetz mit wei-teren 19 Maßnahmen zur Bürokratieentlastunginsbesondere der mittelständischen Wirtschaft,darunter z. B. Übertragung der Betriebsprüfungder Unfallversicherungsträger auf die Betriebs -prüfung der Rentenversicherung, Vereinfachungdes Auskunftsverfahrens für Daten aus dem Ge -werberegister

3 Drittes Mittelstands-Entlastungsgesetz mit 23 De regulierungsmaßnahmen, z. B. Vereinfachungder Handwerkszählung und Erleichterungen imGewerberecht

3 Maßnahmenkatalog mit 37 längerfristigen mit -telstandsfreundlichen Reformvorhaben

3 Einführung des Standard-Kostenmodells zurErmittlung und Reduzierung der durch bundes-staatliche Informationspflichten verursachtenBürokratielasten, insbesondere der Unterneh men

3 Steuerung des Bürokratieabbau-Prozesses durchden beim Bundeskanzleramt angesiedelten Ko -ordinator für Bürokratieabbau und Bessere Recht-setzung sowie den von ihm geleiteten Staats se -kre tärsausschuss

3 Einrichtung eines unabhängigen Gremiums vonFachleuten (Normenkontrollrat) beim Bundes -kanzleramt, das den bestehenden Normenbe standund Rechtsetzungsvorhaben auf damit verbun-dene Bürokratiekosten prüft und ggf. Verbesse -rungsvorschläge macht

3 Aufstellung von „Aktionsplänen zur Verrin ge -rung bürokratischer Hemmnisse in der Land-,Forst- und Ernährungswirtschaft“ im Rahmeneiner Initiative zur Stärkung des AgrarstandortsDeutschland durch Innovationsförderung undBürokratieabbau (erster Plan liegt vor)

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IV. Stärkung der Innovationsfähigkeit desMittelstandes

Hintergrund Innovative Unternehmen des Mittel -standes sind von zentraler Bedeutung für Wachstumund Beschäftigung. Sie schaffen überdurchschnitt-lich viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze. In Deutsch -land gibt es rund 32.000 mittelständische Unterneh -men, die kontinuierlich in Forschung und Entwick -lung investieren. Rund 110.000 Unternehmen brin-gen jährlich innovative Produkte oder technologi-sche Neuheiten auf den Markt. Hinzu kommt eineVielzahl weiterer Unternehmen, die ständig ihre Lei s -tungsangebote anpassen und in neue Technikeninvestieren. Aber: Das Leistungsvermögen innovati-ver Unternehmen ist jedoch bei Weitem noch nichtausgeschöpft.

Maßnahmen

3 Tagungen des Rates für Innovation und Wachs -tum unter Leitung der Bundeskanzlerin, miteinem Schwerpunkt beim innovativen Mittel -stand

3 Deutliche Erhöhung der Mittel für die mittel-standsorientierte technologieoffene Förderung

3 Vorbereitung mittelständischer Unternehmenauf Forschungskooperation mit anderen Unter -nehmen und Forschungseinrichtungen (Ein -stiegsförderung)

3 Erweiterung der Fördermöglichkeiten im Rah -men der industriellen Gemeinschaftsforschung

3 Förderung des Kompetenzausbaus in Industrie -forschungseinrichtungen der neuen Länder(Vorlaufforschung)

3 Erweiterung der Fördermöglichkeiten ostdeut-scher kleiner und mittlerer Unternehmen imRahmen des Programms INNO-WATT

3 Bündelung der marktnahen und technologie-offenen Kooperations- und Netzwerkprogrammefür den Mittelstand in ein „Zentrales Innovations -programm Mittelstand“ (ZIM)

3 Konzentration der Förderberatung für Bundes-,Landes- und EU-Programme der Forschungs- undTechnologieförderung auf eine Informations- stel le

III. Existenzgründungsoffensive als Startschuss für mehr Gründungen

Hintergrund Unternehmensgründungen sind einewichtige Triebfeder für wirtschaftliches Wachstumund mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Neue Un ternehmen tragen wesentlich dazu bei, die Dyna -mik der Märkte in Gang zu halten, indem sie die An ge bots struktur verändern oder ergänzen.

Maßnahmen

3 Inbetriebnahme der Internetplattform „starto-thek“ mit allen gründungsrelevanten Auflagen,Genehmigungen und Vorschriften, um dieGründungsberatung zu vereinfachen und dieVoraussetzungen für die Schaffung einheitlicherAnsprechpartner zu verbessern

3 Beschleunigung der Eintragungen in die Han -dels-, Genossenschafts- und Partnerschafts regis -ter und Schaffung eines Unternehmensregisters

3 Erleichterung von GmbH-Gründungen im Rah -men einer Reform des GmbH-Rechts

3 Bündelung und Neuausrichtung der einzelbe-trieblichen Beratungsförderung für Gründer/Gründerinnen und kleinere Unternehmen mitdem Ziel größerer Transparenz und Effizienz

3 Erhöhung des Anteils und der Qualität der Exis -tenzgründungen und Unternehmensnach folgendurch Frauen

3 Fortentwicklung der Existenzgründungs för de -rung aus der Arbeitslosigkeit (Einführung desGründungszuschusses)

3 Einführung eines Pfändungsschutzes zur ver-besserten Sicherung der Altersvorsorge für Selbstän dige

3 Verstärkte Förderung des Gründungsklimas anHochschulen und Forschungseinrichtungen

3 Neuausrichtung der Unterstützung innovativerGründungen aus der Wissenschaft

3 Gezielte Förderung von Gründungen im Multi -mediabereich

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Wachstumsimpulse für den Mittelstand | Mittelstandsinitiative der Bundesregierung52

V. Modernisierung der beruflichenBildung und Sicherung des Fachkräfte-Nachwuchses

Hintergrund Die Innovations- und Wettbewerbs -fähig keit der Wirtschaft hängt im hohen Maße vongut ausgebildeten Fachkräften ab. Nur hervorragendqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kön-nen deutsche Spitzenpositionen bei Technologie undInnovation sichern, auch mit Blick auf die zu erwar-tende demografische Entwicklung in Deutschland.Aufbauend auf innovationsorientierten Aus-, Fort-und Weiterbildungskonzepten wird die Bundes regie -rung die Berufsbildung fortentwickeln.

Maßnahmen

3 Fortsetzung und Weiterentwicklung des Natio -nalen Paktes für Ausbildung und Fachkräfte -nach wuchs

3 Fortlaufende Modernisierung bestehender undSchaffung neuer Ausbildungsordnungen sowievon Verordnungen zur beruflichen Fortbildungeinschließlich Meisterprüfungsverordnungen

3 Erweiterung des Angebotsspektrums an Berufenauch durch gestufte Ausbildungsordnungen

3 Bessere Verzahnung von Aus- und Weiterbildung 3 Schaffung eines eigenständigen, bis auf Bache -

lor-Niveau führenden Weiterbildungsstrangs fürdie Absolventen der Beruflichen Bildung

3 Vollwertige Berücksichtigung des deutschenSystems der Dualen Ausbildung mit seiner star-ken Betonung der beruflichen Lehre innerhalbder Europäischen Union

3 Stärkung des Fachkräftepotenzials, insbesonderebei den MINT-Qualifikationen

3 Förderung der Beschäftigungsfähigkeit ältererArbeitnehmer (zum Teil bereits umgesetzt bzw.in Umsetzung)

3 Förderung familienfreundlicher Strukturen imMittelstand zur nachhaltigen Sicherung desArbeitskräftebedarfs

3 Projekt „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ mit demZiel einer stärkeren Vernetzung

3 Verbesserung des Zugangs der kleinen und mitt-leren Unternehmen zu den technologiespezifi-schen Programmen des Bundes für industrielleSchlüsseltechnologien (KMU-innovativ)

3 Einführung einer Forschungsprämie für Hoch -schulen und Forschungseinrichtungen bei Auf -trägen von kleinen und mittleren Unternehmenzur Verbesserung der Verwertungsorientierungder Wissenschaft

3 Unterstützung von KMU bei der Entwicklung desmobilen Internets und von sicheren Anwendun-gen im Rahmen des IKT-Programms SimoBIT

3 Unterstützung mittelständischer Unternehmenbei der Entwicklung einer internetbasiertenWissensinfrastruktur im Rahmen des IT-Gipfel-Leuchtturmprojekts THESEUS Technologie wett -be werb für KMU

3 Ausrichtung der Normungs- und Standardisie -rungsprozesse an die Anforderungen undBe dürf nisse der Unternehmen, vor allem derkleinen und mittleren Unternehmen

3 Verbesserung des Zugangs von KMU zur Normungund der Einbeziehung von KMU in die Normungsowie Erhöhung des Normungswissens in KMU

3 Neukonzeption der Offensive zur besseren Ver -wertung von Hochschulerfindungen

3 Ausbau der technologieorientierten Service leis -tungen der technischen Bundesanstalten für denMittelstand

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VI. Verbesserung derFinanzierungssituation desMittelstandes

Hintergrund Finanzierungsengpässe behindern drin-gende Investitionen in Unternehmen und erhöhendie Insolvenzgefahr. Die ausreichende Versorgungdes Mittelstandes mit Krediten ist Aufgabe der Kredit -wirtschaft. Zusätzlich unterstützt der Bund kleineund mittlere Unternehmen, insbesondere Gründerin -nen und Gründer sowie innovative Unternehmen,durch Fördermittel des ERP-Sondervermögens, derKfW und der Landwirtschaftlichen Rentenbank.

Maßnahmen

3 Einführung des Kleinkreditprogramms KfW-StartGeld für Gründerinnen und Gründer zum1.1.2008

3 Einführung einer 50-prozentigen Haftungsfrei -stellung beim Unternehmerkredit zum 1.7.2007

3 Neugestaltung des ERP-Innovationsprogrammsmit dem Ziel, Entwicklungsrisiken stärker durcheigenkapitalähnliche Mittel zu finanzieren

3 Zinsgünstige Kredite für energiesparende Maß -nahmen in kleinen und mittleren Unternehmenund Förderung der Energieberatung (Sonder -fonds Energieeffizienz in KMU)

3 Neues Genussrechts-Programm der KfW zurFinanzierung des breiten Mittelstandes

3 Erhöhung der Bereitschaft der Banken, verstärktKredite zu vergeben durch neue Rückbürg schafts-und Rückgarantieerklärungen des Bundes undder Länder für 2008 bis 2012

3 Mittelstandsfreundliche Umsetzung der neueninternationalen Regeln zu den Eigenkapital an -for derungen für Kreditinstitute in deutschesRecht („Basel II“)

3 Forderungssicherungsgesetz mit dem Ziel derVerbesserung der Zahlungsmoral von Auftrag -gebern (im parlamentarischen Verfahren)

VII. Mobilisierung von Wagniskapital für Innovationen

Hintergrund Hochtechnologie-Gründungen undjunge Technologieunternehmen benötigen vor allemWagniskapital, um ihr Wachstum zu finanzieren.Noch werden viele gute Ideen in Deutschland des-halb nicht umgesetzt, weil keine Finanzierungzustande kommt. Bankkredite sind für Gründerinnenund Gründer, die ein hohes technisches und wirt-schaftliches Risiko eingehen, praktisch unzugäng-lich; die Finanzierung über Risikokapital bleibt daheroft die einzige Finanzierungsmöglichkeit.

Maßnahmen

3 Schaffung von regulatorisch und steuerlich attra ktiven Rahmenbedingungen für die Anlage von Vermögen in Wagniskapital durch ein Wag -nis ka pi talfinanzierungsgesetz

3 Ausbau der Fonds für Gründer und junge Tech -nologieunternehmen (High-Tech Gründerfonds,ERP-Startfonds, ERP/EIF Dachfonds) mit Partnernaus der Wirtschaft

3 Entwicklung eines Netzwerks „Innovationsfinan -zie rung“ zur regionalen Stimulierung des Mark tesfür Eigenkapitalinvestitionen in junge Tech no lo -gieunternehmen

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Wachstumsimpulse für den Mittelstand | Mittelstandsinitiative der Bundesregierung54

VIII. Stärkere Unterstützung des Mittel standes auf Auslandsmärkten

Hintergrund Der weltweite Handel und die grenz-überschreitenden Investitionen leisten einen wesent-lichen Beitrag zur Wirtschaftsdynamik in Deut sch -land. Sie sichern jeden fünften Arbeitsplatz, in derIndustrie sogar jeden dritten. Rund 45 Prozent derkleinen und mittleren Unternehmen mit einem Um -satz von 1 bis 50 Mio. Euro sind heute bereits imRahmen von Exporten und Direktinvestitionen aufden Weltmärkten aktiv – mit zunehmender Tendenz.Ziel ist es, das Außenwirtschaftsinstrumentariumnoch stärker auf mittelständische Unternehmen undschwierige Märkte zu fokussieren.

Maßnahmen

3 Einsatz der Bundesregierung für die weltweiteMarktöffnung von Gütern und Dienstleistungenund Fortentwicklung der weltweiten Handels -regeln in der Welthandelsrunde

3 Bereinigung und Straffung des Außenwirt schafts -gesetzes (in Planung) und der Außenwirtschafts -verordnung (Teile bereits umgesetzt) mit demZiel, sie übersichtlicher und leichter handhabbarzu machen

3 Fortführung der Exportkreditgarantien und In -vestitionsgarantien, um vor allem die technolo-gieorientierte Exportwirtschaft bei der Erschlie -ßung schwieriger Märkte in Entwicklungs- undSchwellenländern zu unterstützen und demMittelstand einen schnellen Zugang zu den Bun -desgarantien zu ermöglichen

3 Beschleunigung und Entbürokratisierung derGenehmigungsverfahren in der Exportkontrolleund der Entscheidungsverfahren für Exportkredit -garantien

3 Ausbau der bilateralen Investitionsförder- und -schutzverträge und der Bundesgarantien zur Absicherung von Auslandsinvestitionen

3 Fortführung und Innovation des Deckungs-ins tru ments der Ungebundenen Finanzkredite zur Roh stoffsicherung der deutschen Industrie

3 Fortsetzung des Auslandsmesseprogramms aufhohem Niveau und ab Juni 2007 Ergänzung um

ein Programm zur Förderung der Teilnahme junger innovativer Unternehmen auf internatio-nalen Leitmessen in Deutschland in Kooperationmit den Ländern, insbesondere bei der Auswahlder Messen

3 Ausbau der Auslandshandelskammern inZusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft

3 Verbesserung der unternehmensorientiertenAngebote der Bundesagentur für Außenwirt -schaft (bfai)

3 Mittelstandsorientierte politische Flankierungbei Auslandsprojekten

3 Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherungdurch Wachstumsstärkung“ (Finanzkrise)

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Mittelstand: Leistung durch Vielfalt

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