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Rechtspluralismus in der Antike: Das Beispiel Ägypten Bulletin • Bollettino 92 X 2018

Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

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Page 1: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgypten

Bulletin bull Bollettino 92 X 2018

Bulletin 922018 3

BULLETIN 922018 Vorwort 4

Thematischer Artikel 5 Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgypten 5

Anzeigen und Mitteilungen 23 Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel 23 Informationen zu Reisen und Studienwochen 25 Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster 26 Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute 27 De leone et camelo 28

Euroclassica 30 Euroclassica 2018 30

Weiterbildung 32 Weiterbildungen 2019 32

Rezension 33 Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen 33

Personelles 35 Neumitglieder SAV 35 Kantonskorrespondenten SAV 36 Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC 37

Rechtspluralismus in Aumlgypten

4 Bulletin 922018

VORWORT Liebe Leserinnen liebe Leser Rechtspluralismus in der Antike so lautet der Titel des Leitartikels Er stammt von Joseacute Luis Alonso der den Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papy-rologie und Privatrecht an der Universitaumlt Zuumlrich innehat Seine Abhandlung bietet einen sehr spannenden Einblick in ein zumindest mir bislang weitgehend unbekanntes Thema Der Ort an dem die diesjaumlhrige Jahresversammlung stattfindet ist dagegen uns allen wahrscheinlich sehr vertraut das Lateacutenium Die Einladung und Anmel-dung dazu findet sich auf den Seiten 23 - 24 Vorher findet im Kloster Wettingen der 6 Lateintag statt Unserem Bulletin ist der Flyer dieser Veranstaltung beigelegt Da es sich bei diesem Bulletin um das letzte von mir als Redaktorin betreute handelt moumlchte ich an dieser Stelle allen die jeweils zum Gelingen einer Aus-gabe beigetragen haben ganz herzlich danken Ohne diejenigen die einen Text beigesteuert haben haumltte es uumlberhaupt nie ein Bulletin gegeben Ein ganz beson-deres Dankeschoumln geht an Lucius Hartmann Er war so oft mein geduldiger Retter in der Not Auf eine anregende Lektuumlre

Petra Haldemann

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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THEMATISCHER ARTIKEL

Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgyptenlowast

1 Papyrologie Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens ist beinahe so alt wie Aumlgypten selbst Die aumlltesten der von uns bislang entdeckten Dokumente (datiert auf die Re-gierungszeit des Cheops ca 2620 bis 2580 v u Z) wurden erst im Jahre 2013 in einem fuumlr das antike Reich besonders bedeutungsvollen Hafen am Golf von Suez dem heutigen Wadi al-Jarf von Pierre Tallet entdeckt Die bis dato publizierten Papyri bdquoPapyrus Jarf Aldquo und bdquoPapyrus Jarf Bldquo bilden einen Teil des Tagebuchs von Merer einem Beamten welcher den Transport von Kalkstein nach Gizeh fuumlr die Fertigstellung der Grossen Pyramide uumlberwachte

Als physisch greifbare Artefakte gehoumlren Papyri somit zu den aumlltesten Zeugnis-sen der aufgezeichneten Geschichte als Disziplin ist die Papyrologie hingegen noch ziemlich jung Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts gelangten nur sehr wenige Papyrusfragmente nach Europa welche sich daruumlber hinaus noch als grosse Enttaumlu-schung entpuppten Beruumlhmtestes Beispiel dafuumlr bildet wohl die sogenannte bdquoCharta Borgianaldquo Es handelt sich dabei um ein Dokument welches Stefano Kar-dinal Borgia im Jahre 1778 von einem Reisenden der es in Gizeh erstanden hatte geschenkt bekam Der Legende nach wurden dem Reisenden fuumlnfzig Papyrusrollen angeboten da er aber nur eine gekauft haumltte seien die uumlbrigen vor seinen Augen verbrannt worden

Die bdquoCharta Borgianaldquo bildet ein imposantes Stuumlck enthaumllt sie nicht minder als fuumlnfzehn Spalten an griechischem Text Man kann sich nur vorstellen wie aufre-gend es gewesen sein mag davon zu traumlumen womoumlglich ein verlorengeglaubtes grosses literarisches oder philosophisches Werk der griechischen Kultur wiederent-

lowast Vorliegender Text wurde in seiner urspruumlnglichen Fassung am 30 Mai 2018 als Vortrag vor den bdquoFreunden der Alten Sprachenldquo gehalten Fuumlr das Redigieren des Manuskripts bin ich Herrn MLaw Dominique Jacques Brugger sehr verpflichtet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

6 Bulletin 922018

deckt zu haben Spaumltestens zehn Jahre nach der Schenkung an Kardinal Borgia als der Papyrus vom daumlnischen Gelehrten Niels Iversen Schow entziffert wurde fan-den diese Traumlume ein jaumlhes Ende Kein Sophokles kein Aristoteles Der Text entpuppte sich als blosse Liste von Einwohnern des Dorfes Tebtynis nahe der Oase Fayum welche im Jahre 193 n u Z als Liturgen fuumlr die Reinigung der Bewaumlsse-rungskanaumlle eingesetzt wurden

Nach dieser Enttaumluschung vergingen trotz Napoleons Aumlgyptenfeldzug beinahe zwei Jahrhunderte ohne jegliches Interesse an den Papyri Aumlgyptens Wie dieser Schlummer endete ist Material fuumlr ein Epos oder einen Roman

Alles begann mit dem amerikanischen Buumlrgerkrieg von 1861 Der Krieg unter-brach den Export von Baumwolle aus den wirtschaftlich stark von der Sklaverei abhaumlngigen Suumldstaaten Amerikas nach Europa womit sich der aumlgyptischen Baum-wollproduktion welche sich bereits einige Jahrzehnte zuvor zu etablieren versuchte eine grosse Chance eroumlffnete Der gesteigerte Anbau an Baumwolle erforderte eine intensive Duumlngung von groumlsseren Landstrichen In Aumlgypten gewann man das dazu benoumltigte Substrat aus sogenanntem bdquoSebbachldquo Briketts von verrotteter Erde die dem europaumlischen Torf nahekommen und sich uumlber Jahrtausende aus komprimier-tem stickstoffreichem Nilschlamm bildeten Gruppen von Sebbach-Graumlbern die sogenannten bdquoSebbachinldquo extrahierten das Material aus geografischen Erhoumlhungen die sich uumlber die Zeit hinweg aus den Uumlberresten altaumlgyptischer Staumldte gebildet ha-ben

1877 stiessen Sebbachin in Kiman Fares einem Dorf noumlrdlich von Medinet el-Fayyum auf etwas das zu einem durchaus attraktiveren Preis verkauft werden konnte Tausende von Papyrusfragmenten Sie hatten die alte Muumlllhalde der Haupt-stadt des Fayums in ptolemaumlischer und roumlmischer Zeit entdeckt Krokodilopolis auch bekannt als Ptolemais Euergetis oder Arsinoites

Die Papyri wurden vom oumlsterreichischen Teppichhaumlndler Theodor Graf ange-kauft der sie wiederum an die Wiener Sammlung des Erzherzogs Rainer an den Louvre und an die Koumlniglichen Museen zu Berlin verkaufte Dieser Fund wird als sogenannter bdquoerster Fayum-Fundldquo bezeichnet und bildet die Grundlage der papyro-logischen Sammlungen von Wien Paris und Berlin

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Zwei Jahre spaumlter wurde in einer anderen Region Aumlgyptens in Oxyrhynchos ei-ne Kopie eines verloren geglaubten Werkes der aristotelischen Schule entdeckt Die Athenaion Politeia Dies bildete den Anstoss dafuumlr dass unverzuumlglich archaumlo-logische Missionen nach Aumlgypten gesendet wurden um nach weiteren Papyri zu graben Die wichtigsten Missionen wurde ab 1896 von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt (im Auftrag der Egypt Exploration Society) in Oxyrhynchos angefuumlhrt Sie publizierten den ersten Band der bdquoOxyrhynchus papyrildquo im Jahre 1898 mittlerweile haben wir mit den fortlaufenden Editionen der bdquoOxyrhynchus papyrildquo Band 83 erreicht

Die Zahl der bisher publizierten Papyri naumlhert sich insgesamt der Hunderttau-sender-Grenze Viel schwieriger ist es eine praumlzise Anzahl derjenigen Fragmente anzugeben die auf ihre Veroumlffentlichung warten Ungeachtet derer die sich in pri-vaten und aus diesem Grund unbekannten Sammlungen befinden koumlnnten ndash wenn wir uns also auf diejenigen beschraumlnken die in den Sammlungen von Museen und Universitaumlten auf der ganzen Welt katalogisiert sind ndash naumlhert sich ihre Zahl der Millionen-Grenze

2 Demetria

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Papyrologen standen gewoumlhnlich die Do-kumente in griechischer Sprache Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens beginnt fuumlr uns mit Papyrus Elephantine 1 Dieser Papyrus wurde im Jahre 1906 auf der Nilinsel Elephantine nahe Assuan gefunden Es stellt das aumllteste erhaltene griechische Dokument aus Aumlgypten dar dabei handelt es sich als Ehevertrag be-zeichnenderweise um eine Urkunde rechtlichen Inhalts Rechtliche Urkunden gehoumlren auch in der heutigen Zeit zu den sorgfaumlltiger aufbewahrten Arten von Do-kumenten weshalb es nicht erstaunen mag dass ein Grossteil der in Aumlgypten uumlberdauerten schriftlichen Zeitzeugnisse in einen juristischen Kontext eingeordnet werden koumlnnen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

Rechtspluralismus in Aumlgypten

12 Bulletin 922018

aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

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Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 2: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Bulletin 922018 3

BULLETIN 922018 Vorwort 4

Thematischer Artikel 5 Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgypten 5

Anzeigen und Mitteilungen 23 Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel 23 Informationen zu Reisen und Studienwochen 25 Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster 26 Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute 27 De leone et camelo 28

Euroclassica 30 Euroclassica 2018 30

Weiterbildung 32 Weiterbildungen 2019 32

Rezension 33 Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen 33

Personelles 35 Neumitglieder SAV 35 Kantonskorrespondenten SAV 36 Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC 37

Rechtspluralismus in Aumlgypten

4 Bulletin 922018

VORWORT Liebe Leserinnen liebe Leser Rechtspluralismus in der Antike so lautet der Titel des Leitartikels Er stammt von Joseacute Luis Alonso der den Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papy-rologie und Privatrecht an der Universitaumlt Zuumlrich innehat Seine Abhandlung bietet einen sehr spannenden Einblick in ein zumindest mir bislang weitgehend unbekanntes Thema Der Ort an dem die diesjaumlhrige Jahresversammlung stattfindet ist dagegen uns allen wahrscheinlich sehr vertraut das Lateacutenium Die Einladung und Anmel-dung dazu findet sich auf den Seiten 23 - 24 Vorher findet im Kloster Wettingen der 6 Lateintag statt Unserem Bulletin ist der Flyer dieser Veranstaltung beigelegt Da es sich bei diesem Bulletin um das letzte von mir als Redaktorin betreute handelt moumlchte ich an dieser Stelle allen die jeweils zum Gelingen einer Aus-gabe beigetragen haben ganz herzlich danken Ohne diejenigen die einen Text beigesteuert haben haumltte es uumlberhaupt nie ein Bulletin gegeben Ein ganz beson-deres Dankeschoumln geht an Lucius Hartmann Er war so oft mein geduldiger Retter in der Not Auf eine anregende Lektuumlre

Petra Haldemann

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 5

THEMATISCHER ARTIKEL

Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgyptenlowast

1 Papyrologie Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens ist beinahe so alt wie Aumlgypten selbst Die aumlltesten der von uns bislang entdeckten Dokumente (datiert auf die Re-gierungszeit des Cheops ca 2620 bis 2580 v u Z) wurden erst im Jahre 2013 in einem fuumlr das antike Reich besonders bedeutungsvollen Hafen am Golf von Suez dem heutigen Wadi al-Jarf von Pierre Tallet entdeckt Die bis dato publizierten Papyri bdquoPapyrus Jarf Aldquo und bdquoPapyrus Jarf Bldquo bilden einen Teil des Tagebuchs von Merer einem Beamten welcher den Transport von Kalkstein nach Gizeh fuumlr die Fertigstellung der Grossen Pyramide uumlberwachte

Als physisch greifbare Artefakte gehoumlren Papyri somit zu den aumlltesten Zeugnis-sen der aufgezeichneten Geschichte als Disziplin ist die Papyrologie hingegen noch ziemlich jung Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts gelangten nur sehr wenige Papyrusfragmente nach Europa welche sich daruumlber hinaus noch als grosse Enttaumlu-schung entpuppten Beruumlhmtestes Beispiel dafuumlr bildet wohl die sogenannte bdquoCharta Borgianaldquo Es handelt sich dabei um ein Dokument welches Stefano Kar-dinal Borgia im Jahre 1778 von einem Reisenden der es in Gizeh erstanden hatte geschenkt bekam Der Legende nach wurden dem Reisenden fuumlnfzig Papyrusrollen angeboten da er aber nur eine gekauft haumltte seien die uumlbrigen vor seinen Augen verbrannt worden

Die bdquoCharta Borgianaldquo bildet ein imposantes Stuumlck enthaumllt sie nicht minder als fuumlnfzehn Spalten an griechischem Text Man kann sich nur vorstellen wie aufre-gend es gewesen sein mag davon zu traumlumen womoumlglich ein verlorengeglaubtes grosses literarisches oder philosophisches Werk der griechischen Kultur wiederent-

lowast Vorliegender Text wurde in seiner urspruumlnglichen Fassung am 30 Mai 2018 als Vortrag vor den bdquoFreunden der Alten Sprachenldquo gehalten Fuumlr das Redigieren des Manuskripts bin ich Herrn MLaw Dominique Jacques Brugger sehr verpflichtet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

6 Bulletin 922018

deckt zu haben Spaumltestens zehn Jahre nach der Schenkung an Kardinal Borgia als der Papyrus vom daumlnischen Gelehrten Niels Iversen Schow entziffert wurde fan-den diese Traumlume ein jaumlhes Ende Kein Sophokles kein Aristoteles Der Text entpuppte sich als blosse Liste von Einwohnern des Dorfes Tebtynis nahe der Oase Fayum welche im Jahre 193 n u Z als Liturgen fuumlr die Reinigung der Bewaumlsse-rungskanaumlle eingesetzt wurden

Nach dieser Enttaumluschung vergingen trotz Napoleons Aumlgyptenfeldzug beinahe zwei Jahrhunderte ohne jegliches Interesse an den Papyri Aumlgyptens Wie dieser Schlummer endete ist Material fuumlr ein Epos oder einen Roman

Alles begann mit dem amerikanischen Buumlrgerkrieg von 1861 Der Krieg unter-brach den Export von Baumwolle aus den wirtschaftlich stark von der Sklaverei abhaumlngigen Suumldstaaten Amerikas nach Europa womit sich der aumlgyptischen Baum-wollproduktion welche sich bereits einige Jahrzehnte zuvor zu etablieren versuchte eine grosse Chance eroumlffnete Der gesteigerte Anbau an Baumwolle erforderte eine intensive Duumlngung von groumlsseren Landstrichen In Aumlgypten gewann man das dazu benoumltigte Substrat aus sogenanntem bdquoSebbachldquo Briketts von verrotteter Erde die dem europaumlischen Torf nahekommen und sich uumlber Jahrtausende aus komprimier-tem stickstoffreichem Nilschlamm bildeten Gruppen von Sebbach-Graumlbern die sogenannten bdquoSebbachinldquo extrahierten das Material aus geografischen Erhoumlhungen die sich uumlber die Zeit hinweg aus den Uumlberresten altaumlgyptischer Staumldte gebildet ha-ben

1877 stiessen Sebbachin in Kiman Fares einem Dorf noumlrdlich von Medinet el-Fayyum auf etwas das zu einem durchaus attraktiveren Preis verkauft werden konnte Tausende von Papyrusfragmenten Sie hatten die alte Muumlllhalde der Haupt-stadt des Fayums in ptolemaumlischer und roumlmischer Zeit entdeckt Krokodilopolis auch bekannt als Ptolemais Euergetis oder Arsinoites

Die Papyri wurden vom oumlsterreichischen Teppichhaumlndler Theodor Graf ange-kauft der sie wiederum an die Wiener Sammlung des Erzherzogs Rainer an den Louvre und an die Koumlniglichen Museen zu Berlin verkaufte Dieser Fund wird als sogenannter bdquoerster Fayum-Fundldquo bezeichnet und bildet die Grundlage der papyro-logischen Sammlungen von Wien Paris und Berlin

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Zwei Jahre spaumlter wurde in einer anderen Region Aumlgyptens in Oxyrhynchos ei-ne Kopie eines verloren geglaubten Werkes der aristotelischen Schule entdeckt Die Athenaion Politeia Dies bildete den Anstoss dafuumlr dass unverzuumlglich archaumlo-logische Missionen nach Aumlgypten gesendet wurden um nach weiteren Papyri zu graben Die wichtigsten Missionen wurde ab 1896 von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt (im Auftrag der Egypt Exploration Society) in Oxyrhynchos angefuumlhrt Sie publizierten den ersten Band der bdquoOxyrhynchus papyrildquo im Jahre 1898 mittlerweile haben wir mit den fortlaufenden Editionen der bdquoOxyrhynchus papyrildquo Band 83 erreicht

Die Zahl der bisher publizierten Papyri naumlhert sich insgesamt der Hunderttau-sender-Grenze Viel schwieriger ist es eine praumlzise Anzahl derjenigen Fragmente anzugeben die auf ihre Veroumlffentlichung warten Ungeachtet derer die sich in pri-vaten und aus diesem Grund unbekannten Sammlungen befinden koumlnnten ndash wenn wir uns also auf diejenigen beschraumlnken die in den Sammlungen von Museen und Universitaumlten auf der ganzen Welt katalogisiert sind ndash naumlhert sich ihre Zahl der Millionen-Grenze

2 Demetria

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Papyrologen standen gewoumlhnlich die Do-kumente in griechischer Sprache Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens beginnt fuumlr uns mit Papyrus Elephantine 1 Dieser Papyrus wurde im Jahre 1906 auf der Nilinsel Elephantine nahe Assuan gefunden Es stellt das aumllteste erhaltene griechische Dokument aus Aumlgypten dar dabei handelt es sich als Ehevertrag be-zeichnenderweise um eine Urkunde rechtlichen Inhalts Rechtliche Urkunden gehoumlren auch in der heutigen Zeit zu den sorgfaumlltiger aufbewahrten Arten von Do-kumenten weshalb es nicht erstaunen mag dass ein Grossteil der in Aumlgypten uumlberdauerten schriftlichen Zeitzeugnisse in einen juristischen Kontext eingeordnet werden koumlnnen

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Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

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Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

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Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

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Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 3: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

4 Bulletin 922018

VORWORT Liebe Leserinnen liebe Leser Rechtspluralismus in der Antike so lautet der Titel des Leitartikels Er stammt von Joseacute Luis Alonso der den Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papy-rologie und Privatrecht an der Universitaumlt Zuumlrich innehat Seine Abhandlung bietet einen sehr spannenden Einblick in ein zumindest mir bislang weitgehend unbekanntes Thema Der Ort an dem die diesjaumlhrige Jahresversammlung stattfindet ist dagegen uns allen wahrscheinlich sehr vertraut das Lateacutenium Die Einladung und Anmel-dung dazu findet sich auf den Seiten 23 - 24 Vorher findet im Kloster Wettingen der 6 Lateintag statt Unserem Bulletin ist der Flyer dieser Veranstaltung beigelegt Da es sich bei diesem Bulletin um das letzte von mir als Redaktorin betreute handelt moumlchte ich an dieser Stelle allen die jeweils zum Gelingen einer Aus-gabe beigetragen haben ganz herzlich danken Ohne diejenigen die einen Text beigesteuert haben haumltte es uumlberhaupt nie ein Bulletin gegeben Ein ganz beson-deres Dankeschoumln geht an Lucius Hartmann Er war so oft mein geduldiger Retter in der Not Auf eine anregende Lektuumlre

Petra Haldemann

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 5

THEMATISCHER ARTIKEL

Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgyptenlowast

1 Papyrologie Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens ist beinahe so alt wie Aumlgypten selbst Die aumlltesten der von uns bislang entdeckten Dokumente (datiert auf die Re-gierungszeit des Cheops ca 2620 bis 2580 v u Z) wurden erst im Jahre 2013 in einem fuumlr das antike Reich besonders bedeutungsvollen Hafen am Golf von Suez dem heutigen Wadi al-Jarf von Pierre Tallet entdeckt Die bis dato publizierten Papyri bdquoPapyrus Jarf Aldquo und bdquoPapyrus Jarf Bldquo bilden einen Teil des Tagebuchs von Merer einem Beamten welcher den Transport von Kalkstein nach Gizeh fuumlr die Fertigstellung der Grossen Pyramide uumlberwachte

Als physisch greifbare Artefakte gehoumlren Papyri somit zu den aumlltesten Zeugnis-sen der aufgezeichneten Geschichte als Disziplin ist die Papyrologie hingegen noch ziemlich jung Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts gelangten nur sehr wenige Papyrusfragmente nach Europa welche sich daruumlber hinaus noch als grosse Enttaumlu-schung entpuppten Beruumlhmtestes Beispiel dafuumlr bildet wohl die sogenannte bdquoCharta Borgianaldquo Es handelt sich dabei um ein Dokument welches Stefano Kar-dinal Borgia im Jahre 1778 von einem Reisenden der es in Gizeh erstanden hatte geschenkt bekam Der Legende nach wurden dem Reisenden fuumlnfzig Papyrusrollen angeboten da er aber nur eine gekauft haumltte seien die uumlbrigen vor seinen Augen verbrannt worden

Die bdquoCharta Borgianaldquo bildet ein imposantes Stuumlck enthaumllt sie nicht minder als fuumlnfzehn Spalten an griechischem Text Man kann sich nur vorstellen wie aufre-gend es gewesen sein mag davon zu traumlumen womoumlglich ein verlorengeglaubtes grosses literarisches oder philosophisches Werk der griechischen Kultur wiederent-

lowast Vorliegender Text wurde in seiner urspruumlnglichen Fassung am 30 Mai 2018 als Vortrag vor den bdquoFreunden der Alten Sprachenldquo gehalten Fuumlr das Redigieren des Manuskripts bin ich Herrn MLaw Dominique Jacques Brugger sehr verpflichtet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

6 Bulletin 922018

deckt zu haben Spaumltestens zehn Jahre nach der Schenkung an Kardinal Borgia als der Papyrus vom daumlnischen Gelehrten Niels Iversen Schow entziffert wurde fan-den diese Traumlume ein jaumlhes Ende Kein Sophokles kein Aristoteles Der Text entpuppte sich als blosse Liste von Einwohnern des Dorfes Tebtynis nahe der Oase Fayum welche im Jahre 193 n u Z als Liturgen fuumlr die Reinigung der Bewaumlsse-rungskanaumlle eingesetzt wurden

Nach dieser Enttaumluschung vergingen trotz Napoleons Aumlgyptenfeldzug beinahe zwei Jahrhunderte ohne jegliches Interesse an den Papyri Aumlgyptens Wie dieser Schlummer endete ist Material fuumlr ein Epos oder einen Roman

Alles begann mit dem amerikanischen Buumlrgerkrieg von 1861 Der Krieg unter-brach den Export von Baumwolle aus den wirtschaftlich stark von der Sklaverei abhaumlngigen Suumldstaaten Amerikas nach Europa womit sich der aumlgyptischen Baum-wollproduktion welche sich bereits einige Jahrzehnte zuvor zu etablieren versuchte eine grosse Chance eroumlffnete Der gesteigerte Anbau an Baumwolle erforderte eine intensive Duumlngung von groumlsseren Landstrichen In Aumlgypten gewann man das dazu benoumltigte Substrat aus sogenanntem bdquoSebbachldquo Briketts von verrotteter Erde die dem europaumlischen Torf nahekommen und sich uumlber Jahrtausende aus komprimier-tem stickstoffreichem Nilschlamm bildeten Gruppen von Sebbach-Graumlbern die sogenannten bdquoSebbachinldquo extrahierten das Material aus geografischen Erhoumlhungen die sich uumlber die Zeit hinweg aus den Uumlberresten altaumlgyptischer Staumldte gebildet ha-ben

1877 stiessen Sebbachin in Kiman Fares einem Dorf noumlrdlich von Medinet el-Fayyum auf etwas das zu einem durchaus attraktiveren Preis verkauft werden konnte Tausende von Papyrusfragmenten Sie hatten die alte Muumlllhalde der Haupt-stadt des Fayums in ptolemaumlischer und roumlmischer Zeit entdeckt Krokodilopolis auch bekannt als Ptolemais Euergetis oder Arsinoites

Die Papyri wurden vom oumlsterreichischen Teppichhaumlndler Theodor Graf ange-kauft der sie wiederum an die Wiener Sammlung des Erzherzogs Rainer an den Louvre und an die Koumlniglichen Museen zu Berlin verkaufte Dieser Fund wird als sogenannter bdquoerster Fayum-Fundldquo bezeichnet und bildet die Grundlage der papyro-logischen Sammlungen von Wien Paris und Berlin

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 7

Zwei Jahre spaumlter wurde in einer anderen Region Aumlgyptens in Oxyrhynchos ei-ne Kopie eines verloren geglaubten Werkes der aristotelischen Schule entdeckt Die Athenaion Politeia Dies bildete den Anstoss dafuumlr dass unverzuumlglich archaumlo-logische Missionen nach Aumlgypten gesendet wurden um nach weiteren Papyri zu graben Die wichtigsten Missionen wurde ab 1896 von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt (im Auftrag der Egypt Exploration Society) in Oxyrhynchos angefuumlhrt Sie publizierten den ersten Band der bdquoOxyrhynchus papyrildquo im Jahre 1898 mittlerweile haben wir mit den fortlaufenden Editionen der bdquoOxyrhynchus papyrildquo Band 83 erreicht

Die Zahl der bisher publizierten Papyri naumlhert sich insgesamt der Hunderttau-sender-Grenze Viel schwieriger ist es eine praumlzise Anzahl derjenigen Fragmente anzugeben die auf ihre Veroumlffentlichung warten Ungeachtet derer die sich in pri-vaten und aus diesem Grund unbekannten Sammlungen befinden koumlnnten ndash wenn wir uns also auf diejenigen beschraumlnken die in den Sammlungen von Museen und Universitaumlten auf der ganzen Welt katalogisiert sind ndash naumlhert sich ihre Zahl der Millionen-Grenze

2 Demetria

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Papyrologen standen gewoumlhnlich die Do-kumente in griechischer Sprache Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens beginnt fuumlr uns mit Papyrus Elephantine 1 Dieser Papyrus wurde im Jahre 1906 auf der Nilinsel Elephantine nahe Assuan gefunden Es stellt das aumllteste erhaltene griechische Dokument aus Aumlgypten dar dabei handelt es sich als Ehevertrag be-zeichnenderweise um eine Urkunde rechtlichen Inhalts Rechtliche Urkunden gehoumlren auch in der heutigen Zeit zu den sorgfaumlltiger aufbewahrten Arten von Do-kumenten weshalb es nicht erstaunen mag dass ein Grossteil der in Aumlgypten uumlberdauerten schriftlichen Zeitzeugnisse in einen juristischen Kontext eingeordnet werden koumlnnen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

8 Bulletin 922018

Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

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Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

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Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 4: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 5

THEMATISCHER ARTIKEL

Rechtspluralismus in der Antike Das Beispiel Aumlgyptenlowast

1 Papyrologie Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens ist beinahe so alt wie Aumlgypten selbst Die aumlltesten der von uns bislang entdeckten Dokumente (datiert auf die Re-gierungszeit des Cheops ca 2620 bis 2580 v u Z) wurden erst im Jahre 2013 in einem fuumlr das antike Reich besonders bedeutungsvollen Hafen am Golf von Suez dem heutigen Wadi al-Jarf von Pierre Tallet entdeckt Die bis dato publizierten Papyri bdquoPapyrus Jarf Aldquo und bdquoPapyrus Jarf Bldquo bilden einen Teil des Tagebuchs von Merer einem Beamten welcher den Transport von Kalkstein nach Gizeh fuumlr die Fertigstellung der Grossen Pyramide uumlberwachte

Als physisch greifbare Artefakte gehoumlren Papyri somit zu den aumlltesten Zeugnis-sen der aufgezeichneten Geschichte als Disziplin ist die Papyrologie hingegen noch ziemlich jung Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts gelangten nur sehr wenige Papyrusfragmente nach Europa welche sich daruumlber hinaus noch als grosse Enttaumlu-schung entpuppten Beruumlhmtestes Beispiel dafuumlr bildet wohl die sogenannte bdquoCharta Borgianaldquo Es handelt sich dabei um ein Dokument welches Stefano Kar-dinal Borgia im Jahre 1778 von einem Reisenden der es in Gizeh erstanden hatte geschenkt bekam Der Legende nach wurden dem Reisenden fuumlnfzig Papyrusrollen angeboten da er aber nur eine gekauft haumltte seien die uumlbrigen vor seinen Augen verbrannt worden

Die bdquoCharta Borgianaldquo bildet ein imposantes Stuumlck enthaumllt sie nicht minder als fuumlnfzehn Spalten an griechischem Text Man kann sich nur vorstellen wie aufre-gend es gewesen sein mag davon zu traumlumen womoumlglich ein verlorengeglaubtes grosses literarisches oder philosophisches Werk der griechischen Kultur wiederent-

lowast Vorliegender Text wurde in seiner urspruumlnglichen Fassung am 30 Mai 2018 als Vortrag vor den bdquoFreunden der Alten Sprachenldquo gehalten Fuumlr das Redigieren des Manuskripts bin ich Herrn MLaw Dominique Jacques Brugger sehr verpflichtet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

6 Bulletin 922018

deckt zu haben Spaumltestens zehn Jahre nach der Schenkung an Kardinal Borgia als der Papyrus vom daumlnischen Gelehrten Niels Iversen Schow entziffert wurde fan-den diese Traumlume ein jaumlhes Ende Kein Sophokles kein Aristoteles Der Text entpuppte sich als blosse Liste von Einwohnern des Dorfes Tebtynis nahe der Oase Fayum welche im Jahre 193 n u Z als Liturgen fuumlr die Reinigung der Bewaumlsse-rungskanaumlle eingesetzt wurden

Nach dieser Enttaumluschung vergingen trotz Napoleons Aumlgyptenfeldzug beinahe zwei Jahrhunderte ohne jegliches Interesse an den Papyri Aumlgyptens Wie dieser Schlummer endete ist Material fuumlr ein Epos oder einen Roman

Alles begann mit dem amerikanischen Buumlrgerkrieg von 1861 Der Krieg unter-brach den Export von Baumwolle aus den wirtschaftlich stark von der Sklaverei abhaumlngigen Suumldstaaten Amerikas nach Europa womit sich der aumlgyptischen Baum-wollproduktion welche sich bereits einige Jahrzehnte zuvor zu etablieren versuchte eine grosse Chance eroumlffnete Der gesteigerte Anbau an Baumwolle erforderte eine intensive Duumlngung von groumlsseren Landstrichen In Aumlgypten gewann man das dazu benoumltigte Substrat aus sogenanntem bdquoSebbachldquo Briketts von verrotteter Erde die dem europaumlischen Torf nahekommen und sich uumlber Jahrtausende aus komprimier-tem stickstoffreichem Nilschlamm bildeten Gruppen von Sebbach-Graumlbern die sogenannten bdquoSebbachinldquo extrahierten das Material aus geografischen Erhoumlhungen die sich uumlber die Zeit hinweg aus den Uumlberresten altaumlgyptischer Staumldte gebildet ha-ben

1877 stiessen Sebbachin in Kiman Fares einem Dorf noumlrdlich von Medinet el-Fayyum auf etwas das zu einem durchaus attraktiveren Preis verkauft werden konnte Tausende von Papyrusfragmenten Sie hatten die alte Muumlllhalde der Haupt-stadt des Fayums in ptolemaumlischer und roumlmischer Zeit entdeckt Krokodilopolis auch bekannt als Ptolemais Euergetis oder Arsinoites

Die Papyri wurden vom oumlsterreichischen Teppichhaumlndler Theodor Graf ange-kauft der sie wiederum an die Wiener Sammlung des Erzherzogs Rainer an den Louvre und an die Koumlniglichen Museen zu Berlin verkaufte Dieser Fund wird als sogenannter bdquoerster Fayum-Fundldquo bezeichnet und bildet die Grundlage der papyro-logischen Sammlungen von Wien Paris und Berlin

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 7

Zwei Jahre spaumlter wurde in einer anderen Region Aumlgyptens in Oxyrhynchos ei-ne Kopie eines verloren geglaubten Werkes der aristotelischen Schule entdeckt Die Athenaion Politeia Dies bildete den Anstoss dafuumlr dass unverzuumlglich archaumlo-logische Missionen nach Aumlgypten gesendet wurden um nach weiteren Papyri zu graben Die wichtigsten Missionen wurde ab 1896 von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt (im Auftrag der Egypt Exploration Society) in Oxyrhynchos angefuumlhrt Sie publizierten den ersten Band der bdquoOxyrhynchus papyrildquo im Jahre 1898 mittlerweile haben wir mit den fortlaufenden Editionen der bdquoOxyrhynchus papyrildquo Band 83 erreicht

Die Zahl der bisher publizierten Papyri naumlhert sich insgesamt der Hunderttau-sender-Grenze Viel schwieriger ist es eine praumlzise Anzahl derjenigen Fragmente anzugeben die auf ihre Veroumlffentlichung warten Ungeachtet derer die sich in pri-vaten und aus diesem Grund unbekannten Sammlungen befinden koumlnnten ndash wenn wir uns also auf diejenigen beschraumlnken die in den Sammlungen von Museen und Universitaumlten auf der ganzen Welt katalogisiert sind ndash naumlhert sich ihre Zahl der Millionen-Grenze

2 Demetria

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Papyrologen standen gewoumlhnlich die Do-kumente in griechischer Sprache Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens beginnt fuumlr uns mit Papyrus Elephantine 1 Dieser Papyrus wurde im Jahre 1906 auf der Nilinsel Elephantine nahe Assuan gefunden Es stellt das aumllteste erhaltene griechische Dokument aus Aumlgypten dar dabei handelt es sich als Ehevertrag be-zeichnenderweise um eine Urkunde rechtlichen Inhalts Rechtliche Urkunden gehoumlren auch in der heutigen Zeit zu den sorgfaumlltiger aufbewahrten Arten von Do-kumenten weshalb es nicht erstaunen mag dass ein Grossteil der in Aumlgypten uumlberdauerten schriftlichen Zeitzeugnisse in einen juristischen Kontext eingeordnet werden koumlnnen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

8 Bulletin 922018

Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 9

Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

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2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

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Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

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Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

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22 Bulletin 922018

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Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 23

ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 5: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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deckt zu haben Spaumltestens zehn Jahre nach der Schenkung an Kardinal Borgia als der Papyrus vom daumlnischen Gelehrten Niels Iversen Schow entziffert wurde fan-den diese Traumlume ein jaumlhes Ende Kein Sophokles kein Aristoteles Der Text entpuppte sich als blosse Liste von Einwohnern des Dorfes Tebtynis nahe der Oase Fayum welche im Jahre 193 n u Z als Liturgen fuumlr die Reinigung der Bewaumlsse-rungskanaumlle eingesetzt wurden

Nach dieser Enttaumluschung vergingen trotz Napoleons Aumlgyptenfeldzug beinahe zwei Jahrhunderte ohne jegliches Interesse an den Papyri Aumlgyptens Wie dieser Schlummer endete ist Material fuumlr ein Epos oder einen Roman

Alles begann mit dem amerikanischen Buumlrgerkrieg von 1861 Der Krieg unter-brach den Export von Baumwolle aus den wirtschaftlich stark von der Sklaverei abhaumlngigen Suumldstaaten Amerikas nach Europa womit sich der aumlgyptischen Baum-wollproduktion welche sich bereits einige Jahrzehnte zuvor zu etablieren versuchte eine grosse Chance eroumlffnete Der gesteigerte Anbau an Baumwolle erforderte eine intensive Duumlngung von groumlsseren Landstrichen In Aumlgypten gewann man das dazu benoumltigte Substrat aus sogenanntem bdquoSebbachldquo Briketts von verrotteter Erde die dem europaumlischen Torf nahekommen und sich uumlber Jahrtausende aus komprimier-tem stickstoffreichem Nilschlamm bildeten Gruppen von Sebbach-Graumlbern die sogenannten bdquoSebbachinldquo extrahierten das Material aus geografischen Erhoumlhungen die sich uumlber die Zeit hinweg aus den Uumlberresten altaumlgyptischer Staumldte gebildet ha-ben

1877 stiessen Sebbachin in Kiman Fares einem Dorf noumlrdlich von Medinet el-Fayyum auf etwas das zu einem durchaus attraktiveren Preis verkauft werden konnte Tausende von Papyrusfragmenten Sie hatten die alte Muumlllhalde der Haupt-stadt des Fayums in ptolemaumlischer und roumlmischer Zeit entdeckt Krokodilopolis auch bekannt als Ptolemais Euergetis oder Arsinoites

Die Papyri wurden vom oumlsterreichischen Teppichhaumlndler Theodor Graf ange-kauft der sie wiederum an die Wiener Sammlung des Erzherzogs Rainer an den Louvre und an die Koumlniglichen Museen zu Berlin verkaufte Dieser Fund wird als sogenannter bdquoerster Fayum-Fundldquo bezeichnet und bildet die Grundlage der papyro-logischen Sammlungen von Wien Paris und Berlin

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Zwei Jahre spaumlter wurde in einer anderen Region Aumlgyptens in Oxyrhynchos ei-ne Kopie eines verloren geglaubten Werkes der aristotelischen Schule entdeckt Die Athenaion Politeia Dies bildete den Anstoss dafuumlr dass unverzuumlglich archaumlo-logische Missionen nach Aumlgypten gesendet wurden um nach weiteren Papyri zu graben Die wichtigsten Missionen wurde ab 1896 von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt (im Auftrag der Egypt Exploration Society) in Oxyrhynchos angefuumlhrt Sie publizierten den ersten Band der bdquoOxyrhynchus papyrildquo im Jahre 1898 mittlerweile haben wir mit den fortlaufenden Editionen der bdquoOxyrhynchus papyrildquo Band 83 erreicht

Die Zahl der bisher publizierten Papyri naumlhert sich insgesamt der Hunderttau-sender-Grenze Viel schwieriger ist es eine praumlzise Anzahl derjenigen Fragmente anzugeben die auf ihre Veroumlffentlichung warten Ungeachtet derer die sich in pri-vaten und aus diesem Grund unbekannten Sammlungen befinden koumlnnten ndash wenn wir uns also auf diejenigen beschraumlnken die in den Sammlungen von Museen und Universitaumlten auf der ganzen Welt katalogisiert sind ndash naumlhert sich ihre Zahl der Millionen-Grenze

2 Demetria

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Papyrologen standen gewoumlhnlich die Do-kumente in griechischer Sprache Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens beginnt fuumlr uns mit Papyrus Elephantine 1 Dieser Papyrus wurde im Jahre 1906 auf der Nilinsel Elephantine nahe Assuan gefunden Es stellt das aumllteste erhaltene griechische Dokument aus Aumlgypten dar dabei handelt es sich als Ehevertrag be-zeichnenderweise um eine Urkunde rechtlichen Inhalts Rechtliche Urkunden gehoumlren auch in der heutigen Zeit zu den sorgfaumlltiger aufbewahrten Arten von Do-kumenten weshalb es nicht erstaunen mag dass ein Grossteil der in Aumlgypten uumlberdauerten schriftlichen Zeitzeugnisse in einen juristischen Kontext eingeordnet werden koumlnnen

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Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

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Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

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Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

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28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 6: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 7

Zwei Jahre spaumlter wurde in einer anderen Region Aumlgyptens in Oxyrhynchos ei-ne Kopie eines verloren geglaubten Werkes der aristotelischen Schule entdeckt Die Athenaion Politeia Dies bildete den Anstoss dafuumlr dass unverzuumlglich archaumlo-logische Missionen nach Aumlgypten gesendet wurden um nach weiteren Papyri zu graben Die wichtigsten Missionen wurde ab 1896 von Bernard Pyne Grenfell und Arthur Surridge Hunt (im Auftrag der Egypt Exploration Society) in Oxyrhynchos angefuumlhrt Sie publizierten den ersten Band der bdquoOxyrhynchus papyrildquo im Jahre 1898 mittlerweile haben wir mit den fortlaufenden Editionen der bdquoOxyrhynchus papyrildquo Band 83 erreicht

Die Zahl der bisher publizierten Papyri naumlhert sich insgesamt der Hunderttau-sender-Grenze Viel schwieriger ist es eine praumlzise Anzahl derjenigen Fragmente anzugeben die auf ihre Veroumlffentlichung warten Ungeachtet derer die sich in pri-vaten und aus diesem Grund unbekannten Sammlungen befinden koumlnnten ndash wenn wir uns also auf diejenigen beschraumlnken die in den Sammlungen von Museen und Universitaumlten auf der ganzen Welt katalogisiert sind ndash naumlhert sich ihre Zahl der Millionen-Grenze

2 Demetria

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Papyrologen standen gewoumlhnlich die Do-kumente in griechischer Sprache Die Geschichte der griechischen Papyri Aumlgyptens beginnt fuumlr uns mit Papyrus Elephantine 1 Dieser Papyrus wurde im Jahre 1906 auf der Nilinsel Elephantine nahe Assuan gefunden Es stellt das aumllteste erhaltene griechische Dokument aus Aumlgypten dar dabei handelt es sich als Ehevertrag be-zeichnenderweise um eine Urkunde rechtlichen Inhalts Rechtliche Urkunden gehoumlren auch in der heutigen Zeit zu den sorgfaumlltiger aufbewahrten Arten von Do-kumenten weshalb es nicht erstaunen mag dass ein Grossteil der in Aumlgypten uumlberdauerten schriftlichen Zeitzeugnisse in einen juristischen Kontext eingeordnet werden koumlnnen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

8 Bulletin 922018

Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 9

Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

10 Bulletin 922018

Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 11

Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 23

ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

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Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

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Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 7: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

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Auch fuumlr diejenigen welche die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Antike erforschen sind solche Dokumente von unschaumltzbarem Wert Die Papyri gewaumlhren uns naumlmlich einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Antike die Moumlglichkeit wie man oft sagt bdquodurch das Kuumlchenfenster ganz normaler Menschen zu blickenldquo die sich nie vorgestellt haumltten dass ihre persoumlnlichen Papiere ndash manchmal mit pein-lichen Details ndash zweitausend Jahre nach ihrer Verfassung von Historikern untersucht werden wuumlrden

Wir lesen

Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου βασιλεύοντος ἔτει ἑβδόμωι Πτολεμαίου σατραπεύοντος ἔτει τεσαρε | σκαιδεκάτωι μηνὸς Δίου Zu Deutsch Unter der Regierung von Alexander Sohn des Alexander im siebten Jahr unter der Sat-rap-Herrschaft von Ptolemaumlus im vierzehnten Jahr im Monat Dios

Bereits das Ausstelldatum der Urkunde verdient beachtliche Aufmerksamkeit Lediglich zwoumllf Jahre sind seit Alexanders Tod vergangen Ptolemaios ndash sein Ge-neral ndash praumlsentiert sich weiterhin als Satrap Koumlnig ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Alexanders und Roxanes zwoumllfjaumlhriger Sohn Alexander In einem Jahr wird der junge Koumlnig ermordet Ptolemaios wird zu Ptolemaios I Soter Koumlnig von Aumlgypten Basileus ndash fuumlr die einheimische Bevoumllkerung Pharao Lesen wir weiter συγγραφὴ συνοικισίας Ἡρακλείδου καὶ Δημητρίας λαμβάνει Ἡρακλείδης | Δημητρίαν Κώιαν γυναῖκα γνησίαν παρὰ τοῦ πατρὸς Λεπτίνου Κώιου καὶ τῆς μητρὸς Φιλωτίδος ἐλεύθερος | ἐλευθέραν Ehevertrag von Herakleides und Demetria Herakleides nimmt zu seiner rechtmaumlssigen Ehefrau Demetria die Koin ein freier Mann und eine freie Frau von ihrem Vater Lepti-nes Koer und ihrer Mutter Philotis hellip

Vor uns liegt eine bemerkenswerte Symbiose aus Neu und Alt Beide Ehepartner sind griechische Siedler in dieser von Alexander geschaffenen neuen Welt Die Frau stammt aus Kos der Braumlutigam wie wir weiteren Angaben aus der Urkunde entnehmen koumlnnen aus Temnos Die alte griechische Regel die die legitime Ehe auf Buumlrger derselben Polis beschraumlnkt gilt in dieser kolonialen Welt nicht mehr

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Bulletin 922018 9

Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

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Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

Rechtspluralismus in Aumlgypten

16 Bulletin 922018

Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

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28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 8: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 9

Alexander selbst hatte sie durch seine Heirat mit der baktrischen Prizessin Roxane abgeschafft Bald werden die Griechen auch einheimische Aumlgypter ehelichen

Wie man es aber von einer griechischen Polis nicht anders erwarten wuumlrde wird die Braut zur Ehefrau indem sie von ihrem Vater an den Braumlutigam bdquouumlbergebenldquo wird Diese sogenannte ekdosis war ndash wie wir vermuten ndash das konstitutive Moment der Ehe nach griechischer Tradition Und doch tritt erstaunlicherweise die Mutter zusammen mit dem Vater als bdquoMitgeberinldquo der Tochter in Erscheinung ndash Entspre-chend ist man hier versucht eine Lockerung des alten strengen Patriarchats in dieser neuen kolonialen Umgebung zu sehen

Die Frau bringt eine substantielle Mitgift in die Ehe mit ein ndash Kleidung und Schmuck im Wert von 1000 Drachmen [l 4 προσφερομένην εἱματισμὸν καὶ κόσμον (δραχμῶν) Α] was einem mehrjaumlhrigen durchschnittlichen Einkommen entsprach Wir haben es somit eindeutig mit wohlhabenden Griechen zu tun Diese Mitgift soll der Ehefrau in doppeltem Masse zuruumlckgegeben werden sollte der Ehemann gegen seine Pflichten verstossen Missachtet die Gattin jedoch ihre eige-nen Verpflichtungen faumlllt die gesamte Mitgift dem Ehemann zu Natuumlrlich sind wir in der Art und Weise wie diese Pflichten statuiert werden sehr weit von Ge-schlechtergleichstellung entfernt εἰὰν δέ τι κακοτεχνοῦσα ἁλίσκηται 〚ἁλίσκηται〛 ἐπὶ αἰσχύνηι τοῦ ἀνδρὸς Ἡρακλείδου Δημητρία |7 στερέσθω ὧμ προσηνέγκατο πάντων ἐπιδειξάτω δὲ Ἡρακλείδης ὅτι ἂν ἐγκαλῆι Δημητρίαι ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν |8 οὓς ἂν δοκιμάζωσιν ἀμφότεροι μὴ ἐξέστω δὲ Ἡρακλείδηι γυναῖκα ἄλλην ἐπεισάγεσθαι ἐφ᾽ ὕβρει δημητρίας μηδὲ |9τεκνοποιεῖσθαι ἐξ ἄλλης γυναικὸς μηδὲ κακοτεχνεῖν μηδὲν παρευρέσει μηδεμιᾶι Ἡρακλείδην εἰς Δημητρίαν|10 εἰὰν δέ τι ποῶν τούτων ἁλίσκηται Ἡρακλείδης καὶ ἐπιδείξηι Δημητρία ἐναντίον ἀνδρῶν τριῶν οὓς ἂν δοκιμάζωσιν |11 ἀμφότεροι ἀποδότω Ἡρακλείδης Δημητρίαι τὴμ φερνὴν ἣν προσηνέγκατο (δραχμῶν) Α καὶ προσαποτεισάτω ἀργυρί|12ου Ἀλεξανδρείου (δραχμὰς) Α ἡ δὲ πρᾶξις ἔστω καθάπερ ἐγ δίκης κατὰ νόμον τέλος ἐχούσης Δημητρίαι καὶ τοῖς μετὰ|13 Δημητρίας πράσσουσιν ἔκ τε αὐτοῦ Ἡρακλείδου καὶ τῶν Ἡρακλείδου πάντων καὶ ἐγγαίων καὶ ναυτικῶν Wenn Demetria entdeckt wird dass sie zur Schande ihres Ehemannes Herakleides etwas Boumlses tut |7 muss sie allem was sie (in die Ehe) mit eingebracht hat beraubt werden aber Herakleides soll vor drei Maumlnnern |8 zu deren (Auswahl) sie beide zustimmen be-weisen was immer er Demetria vorwirft Es wird Herakleides nicht gestattet sein eine andere Frau unter Beleidigung von Demetria nach Hause zu bringen oder |9 Kinder von einer anderen Frau zu bekommen oder Demetria unter irgendeinem Vorwand boumlses zu tun |10 Wenn Herakleides entdeckt wird eines dieser Dinge zu tun und Demetria es (= dieses Tun) vor drei Maumlnnern zu deren (Auswahl) sie beide |11zustimmen beweist wird Herakleides Demetria die Mitgift von 1000 Drachmen die sie (in die Ehe) mit einge-bracht hat zuruumlckgeben und daruumlber hinaus |12 1000 Silberdrachmen des Alexander drauflegen Demetria und diejenigen die |13 Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen haben wie aus einer gerichtlichen Entscheidung hervorgeht uumlber Herakleides selbst und uumlber sein ganzes Vermoumlgen zu Lande und zu Wasser das Vollstreckungsrecht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

10 Bulletin 922018

Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 11

Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

Rechtspluralismus in Aumlgypten

12 Bulletin 922018

aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

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Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

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22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 9: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

10 Bulletin 922018

Keiner kann dem anderen Schaden zufuumlgen aber abgesehen davon wird die Ehe-frau fuumlr schuldig befunden wenn sie ihren Mann in irgendeiner Weise beschaumlmt waumlhrend er lediglich davon absehen muss eine andere Frau nach Hause zu bringen oder aussereheliche Kinder zu zeugen

Aus rechtlicher Sicht ist es durchaus bemerkenswert auf welche Weise diese Bestimmungen abgesichert wurden Der Vertrag soll uumlberall in Wirksamkeit er-wachsen wo immer er vorgebracht wird als ob er an diesem spezifischen Orte abgeschlossen worden waumlre ἡ δὲ συγγραφὴ |14 ἥδε κυρία ἔστω πάντηι πάντως ὡς ἐκεῖ τοῦ συναλλάγματος γεγενημένου ὅπου ἂν ἐπεγφέρηι Ἡρακλείδης κατὰ |15 Δημητρίας ἢ Δημητρία τε καὶ τοὶ μετὰ Δημητρίας πράσσοντες ἐπεγφέρωσιν κατὰ Ἡρακλείδου Dieser Vertrag |14 soll in jeder Hinsicht rechtskraumlftig sein wo immer Herakleides ihn ge-gen |15 Demetria oder Demetria und diejenigen die Demetria bei der Vollstreckung unterstuumltzen ihn gegen Herakleides |16 vorbringen kann als ob die Vereinbarung an die-sem Ort getroffen worden waumlre

In der Tat existiert kein gemeinsames Recht fuumlr Parteien welche aus verschiede-nen Poleis stammen und weit weg von zu Hause leben In dieser neuen Welt gibt es zusaumltzlich keine Gewissheit welcher Gerichtsbarkeit ein allfaumllliger Konflikt unter-stellt wird Um einen solchen beizulegen wurde im Vertrag tatsaumlchlich kein Gerichtsstand vorgesehen sondern lediglich Schlichtung durch Dreier-Schiedsspruch vereinbart (ll 7-8 und 10-11 im Text supra) ndash nicht nur weil es we-niger unangenehm ist solche Ehekonflikte privat zu regeln sondern auch weil ausserhalb der beiden poleis Naukratis und Alexandria keine ordentlichen Gerichte existierten Die griechischen Bewohner der Chora bdquodes Landesldquo besassen ndash soweit unsere Erkenntnisse reichen ndash keine Gerichte

Soweit wir wissen wurden organisierte Gerichte im ptolemaumlischen Aumlgypten erst durch Ptolemaios II (Philadelphos) eingefuumlhrt Unter den Gesetzen dieses Phila-delphos erwaumlhnen die Papyri ein Diagramma ndash Diagrammata scheinen umfassende Gesetzestexte gewesen zu sein die typischerweise einen ganzen Rechtsbereich re-gelten ndash welches das aumlgyptische Gerichtssystem und -verfahren neu organisierte Hauptprinzip dieser neuen Prozessordnung ist folgendes (a) Fuumlr die Siedlerbevoumllkerung und zwar hauptsaumlchlich fuumlr die griechische wurden Gerichte eingerichtet vor denen in griechischer Sprache und nach griechischer Rechtstradition prozessiert wurde Diese Gerichte nannte man dikasteria (b) Die aumlgyptische Bevoumllkerung behielt hingegen ihre eigenen Gerichte welche nach aumlgyptischem Recht und in aumlgyptischer Sprache judizierten Diese Richter wurden bdquoBevoumllkerungsrichterldquo laokritai genannt

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

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aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 10: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 11

Einige Dokumente erwaumlhnen daruumlber hinaus ein sogenanntes koinodikion Dar-uumlber wissen wir so gut wie nichts ndash man kann dabei aber wohl von einem griechisch-aumlgyptischen Mischgericht ausgehen vor welchem Streitigkeiten zwi-schen Siedlern und den autochthonen Aumlgyptern beigelegt wurden

Der wichtigste und aus unserer modernen Perspektive heraus gesehen vielleicht der schockierendste Aspekt dieser Regelung ist dass ndash wie wir sehen ndash absolut kein Wunsch nach Vereinheitlichung des Rechts bestand Philadelphos akzeptierte den rechtlichen Pluralismus seines Landes wie er war und sorgte mit seiner Reform bloss dafuumlr dass die autochthone Bevoumllkerung Aumlgyptens genauso wie die griechi-schen Neusiedler nach ihrer eigenen Tradition beurteilt werden konnte

3 Tabubu

Bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra hatte sich an dieser Haltung der Gerichts-praxis gegenuumlber nichts geaumlndert obwohl Mischehen ndash zusammen mit der Hellenisierung eines Teils der lokalen Bevoumllkerung ndash die Grenze zwischen Ein-wanderer und Einheimischen nachhaltig verwischt hatten Daraus resultierte dass ihre Rechtstraditionen fuumlr gegenseitige Kontamination nicht voumlllig undurchlaumlssig waren Trotz allem kann aber zu keiner Zeit von einer Verschmelzung beider Tradi-tionen zu einem Einheitsrecht gesprochen werden Anschaulich dazu ist ein beruumlhmtes prostagma ndash ein koumlniglicher Erlass ndash welches um 118 v u Z von Pto-lemaios VIII Euergetes II erlassen wurde das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes das wir als Teil einer grossen Sammlung von Erlassen dieses Koumlnigs kennen P Tebt I 5 col IX l 207ff |207 προστετάχασι δὲ καὶ περὶ τῶν κρινομένων Α[ἰ]γυπτίων |208 πρὸς Ἕλληνας καὶ περὶ τῶν Ἑλλήνων τῶν [π]ρὸς τοὺς |209 Αἰγυπτίους ἢ Αἰγυ(πτίων) πρὸς ltΑἰγυπτίους καὶ Ἕλλήνων πρὸςgt Ἕλληνας γενῶν πάντων |210 πλὴν τῶν γεω(ργούντων) βα(σιλικὴν) γῆν καὶ τῶν ὑποτελῶν καὶ τῶν |211 ἄλλων τῶν ἐπιπεπλεγμένων ταῖς προσόδοις τοὺς |212μὲν καθrsquo Ἑλληνικὰ σύμβολα συνηλλαχότας |213 Ἕλλησιν Αἰγυπτίους ὑπέχειν καὶ λαμβάνειν |214 τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν χρηματιστῶν ὅσοι δὲ Ἕλληνες |215 ὄντες συνγράφονται κατrsquo αἰγύ(πτια) συναλλάγματα |216 ὑπέχειν τὸ δίκαιον ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |217 τῆς χώρας νόμους τὰς δὲ τῶν Αἰγυ(πτίων) πρὸς τοὺς |218 αὐτοὺς Γυ(πτίους) κρίσεις μὴ ἐπισπᾶσθαι τοὺς χρημα(τιστὰς) |219 ἀλλrsquo ἐᾶν 〚κριν〛 διεξάγεσθαι ἐπὶ τῶν λαοκριτῶν κατὰ τοὺς |220 τῆς χώρας νόμους |207 Sie (dh der Koumlnig Ptolemaios und die Koumlnigin Kleopatra seine Schwester und die Koumlnigin Kleopatra seine Frau) haben zudem bezuumlglich Aumlgypter die |208 gegen Griechen klagen und Griechen die gegen |209 Aumlgypter (klagen) oder Aumlgypter die gegen ltAumlgypter (klagen) und Griechen die gegengt Griechen jeglicher Art (klagen) |210ausser denen die koumlnigliches Land bewirtschaften den Monopolarbeitern und den |211 anderen die mit den Einkuumlnften verbunden sind (bestimmen) |212 dass Aumlgypter die mit Griechen durch grie-chische Urkunden verbunden sind |213 das Recht bei den Chrematisten geben und nehmen |214 Soweit es Griechen sind |215 die durch aumlgyptische Urkunden kontrahiert haben |216 leisten sie das Recht bei den Laokriten laut |217 dem Recht des Landes dass

Rechtspluralismus in Aumlgypten

12 Bulletin 922018

aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

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|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 17

Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

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Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

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Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 11: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

12 Bulletin 922018

aber die Klagen der Aumlgypter gegen |218 Aumlgypter die Chrematisten nicht an sich ziehen sol-len |219 sondern dass sie zu Ende gefuumlhrt werden bei den Laokriten laut |220 dem Recht des Landes

Es ist bemerkenswert dass der Text trotz zweier Jahrhunderte Mischehe noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen Griechen und Aumlgyptern voraussetzt Im Gegensatz zu Philadelphos uumlbernimmt Euergetes den vertraglichen Austausch zwi-schen ihnen aber als Regel und nicht mehr als Ausnahme

Entscheidend ist dann wenn eine Partei griechisch und die andere aumlgyptisch ist die Vertragssprache Wenn die aumlgyptische Partei akzeptiert den Vertrag in griechi-scher Sprache zu schliessen verzichtet sie auf die eigene Gerichtsbarkeit und laumlsst die Sache in die griechische Gerichtsbarkeit der Chrematistai fallen Aber auch die griechische Partei die bereit war in aumlgyptischer Sprache zu kontrahieren musste akzeptieren vor das einheimische Gericht der Laokritai gezogen zu werden und nach dem Recht des Landes dh nach dem autochthonen aumlgyptischen Recht beur-teilt zu werden

Vertraumlge zwischen Parteien gleicher Herkunft werden nur erwaumlhnt um zu un-terstreichen dass allfaumlllige Streitigkeiten aus einem zwischen Aumlgyptern geschlossenen Vertrag nicht vor dem griechischen Chrematistengericht behandelt werden sollten - dies musste betont werden da zu jener Zeit Aumlgypter immer haumlufi-ger vor einem staatlichen Notar einem agoranomos griechische Vertraumlge abschlossen

Der Grundsatz dass jeder Bevoumllkerungsgruppe ein eigenes Gericht zur Verfuuml-gung steht und jedes Gericht sein eigenes Recht seine lex fori anwendet bleibt also bis zum Ende der ptolemaumlischen Aumlra bestehen

Wie unterschiedlich das aumlgyptische Recht vom griechischen war koumlnnen wir am Beispiel der Ehevertraumlge verdeutlichen Die auffaumllligste Darstellung einer in der aumlgyptischen Tradition uumlblichen Ehevereinbarung wurde uns mitunter durch einen beruumlhmten demotischen Roman der Geschichte von Prinz Setne uumlberliefert (sog erster Setne-Roman P Cair 30646 wahrscheinlich aus dem 3 Jh v u Z stam-mend Uumlbersetzung gemaumlss Guumlnter Vittmann demotische Textdatenbank zugaumlnglich via Thesaurus Lingua Aegyptiae httpaaew2bbawdetlaindexhtml)

Setne als Sohn des Pharao Prinz von Aumlgypten sieht eines Tages auf einer Stras-se in Memphis eine bdquosehr schoumlne Frau wie es keine andere gabldquo Sklaven im Gefolge und mit Juwelen bedeckthellip Der arme Setne aber wagt einen der wohl schlimmsten Annaumlherungsversuche in der gesamten Literaturgeschichte Er bietet der schoumlnen Dame zehn Goldstuumlcke fuumlr eine einzelne Stunde der Zweisamkeit Sie mit Namen Tabubu ist uumlber dieses Angebot freilich entsetzt und entgegnet dem Prinzen daraufhin bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun begehrst was du willst musst du zur Domaumlne der Bastet in mein Haus kommenldquo

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 13

Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

14 Bulletin 922018

Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 15

|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

Rechtspluralismus in Aumlgypten

16 Bulletin 922018

Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 12: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 13

Tabubu ist in der Tat die Tochter eines Priesters der Bastet der Katzengoumlttin der Liebe aber auch ndash zumindest in ihrer verwandelten Gestalt als Loumlwengoumlttin Sach-met ndash der Goumlttin des Krieges und der Zerstoumlrung bdquonaumlhrende Mutterldquo und bdquoHerrin des Zitternsldquo

Setne begibt sich also auf die Suche nach ihrem Haus und vernimmt als er die-ses schliesslich trunken vor Lust auffindet Tabubus weitere Bedingungen bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du mir eine Unterhaltsschrift und eine Geldbezahlung(sschrift) uumlber alle Dinge und alles Vermoumlgen das dir gehoumlrt ausstellenldquo

Als all dies getan ist erscheint die in derart feines Leinen gekleidete Tabubu er-neut so dass Setna bdquodarin jedes Glied von ihr sahldquo Aber sie stellt ihm noch eine weitere Forderung bdquoIch bin eine Priesterin Ich bin keine geringe Person Wenn du mit mir zu tun wuumlnschst was du willst musst du veranlassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um dei-nen Besitz streitenldquo

Setne der ndash wie an dieser Stelle anzumerken noumltig erscheint ndash bereits verheiratet war und Kinder hatte (die sich im Roman ploumltzlich auf wunderbare Weise an Ort und Stelle befinden) liess diese den Verkauf seiner Guumlter an Tabubu bestaumltigen Tabubu aber ist immer noch nicht zufrieden denn sie will Setnes Kinder tot sehen Und dieser zwar entsetzt aber von Wollust erfuumlllt stimmt zu seinen Kindern wird vor seinen Augen das Leben genommen Als sich Setne auf Tabubu zubewegt um sie nach all diesen Taten in seine Arme zu schliessen oumlffnet diese ihren Mund in einem lauten schrecklichen Schreihellip und in diesem Moment erwacht Setne ndash nackt auf der Strasse liegend wo im selben Augenblick der Pharao vorbeikommt und ihn dergestalt vorfindet

Rechtspluralismus in Aumlgypten

14 Bulletin 922018

Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 15

|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

Rechtspluralismus in Aumlgypten

16 Bulletin 922018

Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 17

Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

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Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

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Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

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Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

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28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

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Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 13: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

14 Bulletin 922018

Die Forderungen von Tabubu moumlgen durchaus unertraumlglich grauenhaft erschei-nen abgesehen von der Opferung der Kinder sind sie in der Praxis jedoch nicht ungewoumlhnlich und auch nicht selten anzutreffen Tabubu verlangt in der Tat nichts anderes als was uns in den gewoumlhnlichen aumlgyptischen Eheurkunden ndash von denen uns Dutzende in demotischen Papyri uumlberliefert wurden ndash uumlblicherweise begegnen kann Eine Unterhaltsurkunde (sẖn s nḫ griechisch συγγραφὴ τροφῖτις) aus der ein Unterhaltsanspruch erwaumlchst und eine sogenannte Geldbezahlungsurkunde (sẖ ḏb -ḥḏ griechisch πρᾶσις) Das war der technische Name des demotischen Kaufvertrages (der immer mit den Worten bdquoDu hast mein Herz zufriedengestellt mit dem Preis dieses hellipldquo begann)

Was hier schockierend erscheinen mag ist dass die Urkunde bdquoalle Dinge und al-les Vermoumlgen das dem Setne gehoumlrtldquo umfasst Aber auch dies ist eine in demotischen Ehevertraumlgen gut belegte Praxis Tatsaumlchlich reichte ein solches Do-kument nicht aus um den Ehemann um sein Eigentum zu bringen ndash dies haumltte zusammen mit der Kaufurkunde eine sogenannte bdquoAbstandsurkundeldquo (sẖ n w y griechisch ἀποστάσιον) erfordert Aber die blosse Kaufurkunde reichte aus um der Frau ein Recht auf das gesamte Vermoumlgen des Mannes einzuraumlumen mit der Folge dass er ohne ihre Zustimmung nichts veraumlussern konnte Dass ein Mann bezuumlglich der Veraumlusserung seines eigenen Eigentums die Erlaubnis von seiner Frau einholen muss ist der griechischen Rechtspraxis unbekannt ja sogar unvorstellbar und den-noch werden diese Vereinbarungen unter den Ptolemaumlern beachtet und durchgesetzt

In der Realitaumlt war dieses Recht nicht auf die Frau beschraumlnkt weswegen Tabu-bu verlangt dass die Urkunde von Setnes Kindern bestaumltigt wird Die Zustimmung der Kinder mindestens des Erstgeborenen ist auch in demotischen Kaufurkunden jeweils explizit dokumentiert Tabubu erklaumlrt ausdruumlcklich dass sie mit dieser Zu-stimmung nicht nur ihre eigene Position schuumltzen will sondern diejenige der zukuumlnftigen gemeinsamen Kinder die sie mit Setne haben wird bdquoDu musst veran-lassen dass deine Kinder meine Urkunde unterschreiben Lass nicht zu dass sie mit meinen Kindern um deinen Besitz streitenldquo

Auch in roumlmischer Zeit sind ndash zumindest bis ins zweite Jahrhundert ndash diese ein-heimischen Traditionen erhalten und vor Gericht nun jedoch vor roumlmischen Gerichten durchsetzbar Die Bestaumltigung dazu finden wir in P Oxy XLII 3015 einem weit bekannten Fragment aus einer Sammlung von Praumlzedenzfaumlllen zur Tes-tierfreiheit nach aumlgyptischem Recht

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 15

|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

Rechtspluralismus in Aumlgypten

16 Bulletin 922018

Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 17

Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

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Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

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Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 14: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 15

|13 [(ἔτους) ] θεοῦ Τρα[ι]αν[ο]ῦ Τῦβι κ ἐπὶ τῶν κατὰ Τρύφωνα |14 [πρὸ]ς Διδ[ ] μεθrsquo ἕ[τερα] Σουλ[πίκι]ος Σίμιλις |15 [συνλ]αλή[σας τοῖ]ς συνβ[ούλοις] καὶ ἀνα[κοιν]ωσαμέν[ος] |16 [Ἀρ]τεμιδώρῳ νομικῷ ἔ[φηλ]έγεται [ ] ονε [ ] |17 [ ] οὔτε ἡ γυνὴ ἐφrsquo ἧς καινότερόν τι συνεφώνη[σεν] |18 ὁ πατὴρ τοῦ γαμοῦντος οὔτε οἱ υἱοὶ αὐτῆς περίεισι |19 οἷς ἐδύνατο κατέχεσθαι τὰ κατὰ τὴν συμφωνίαν |20 ἄκυρόν ἐστιν ἤδη τοῦτο τὸ γράμμα ὁ δὲ νόμος ὡς λέ|21γεται δίδωσιν ἐξουσίαν τῶι τὸ πανπράσιον οἰκονομή|22σαντι καὶ κατασχόντα τοῖς τέκνοις τὰ ἴδια ἐκλέ|23ξασθαι ἐξ αὐτῶν ἕνα καὶ κληρονόμων ποιῆσαι οὐκουν |24 παραπεσούσης τῆς δευτέρας ἀσφαλείας εἰς τὴν προ|25τέραν ἀνέκαμψεν τὸ δίκαιον ἐξῆν αὐτῶ ὡς ἐβούλετο |26 διαθέσθαι κληρονόμους καταλιπόντι τοὺς παῖδας αὐ|27τοῦ ἐφrsquo οἷς ἐποιήσατο τὸ πανπράσιον |13 (Jahr hellip ) des vergoumlttlichten Trajan 20 Tybi Im Fall des Tryphon |14 gegen Did[] nach anderen Fragen Sulpicius Similis sagte|15 nach dem Gespraumlch mit seinen Beratern und der Uumlberweisung des Falles |16 an Artemidoros den Rechtsexperten Mir wird gesagt hellip |17 hellip dass weder die Frau uumlber die der Vater des Braumlutigams |18 eine neue Vereinba-rung traf noch ihre Soumlhne am Leben sind |19 fuumlr die es moumlglich war (das Vermoumlgen) nach der Vereinbarung zu beanspruchen |20 Dieses Dokument ist nun unwirksam Das Recht so wird mir |21 gesagt gibt einem Mann der einen Gesamtverkauf ausgehandelt |22 und der bdquoVerfangenschaftldquo uumlber sein eigenes Eigentum seinen Kindern gewaumlhrt hat die Macht |23 einen von ihnen zu waumlhlen und diesen zu seinem Erben einzusetzen Es ist also |24 so dass mit dem Untergang der zweiten Urkunde das Recht an die erste |25 zuruumlckfaumlllt Es war rechtmaumlssig fuumlr ihn seinen Willen so zu testieren wie es ihm beliebte |26 (vorausgesetzt dass) er als Erben diejenigen Kinder von |27ihm hinterliess uumlber die er den bdquoGesamtverkaufldquo machte

Richter ist hier der houmlchste roumlmische Beamte Aumlgyptens der Praumlfekt das heisst der Statthalter selbst in unserem Papyrus der wohlbekannte Servius Sulpicius Si-milis Ab Zeile 14 handelt der Papyrus von einem Vater der wie wir lesen ein sogenanntes panprasion gemacht hat aus dem wie es scheint das Recht der Kin-der auf das vaumlterliche Erbe hervorgeht Unter panprasion kann man hier nur einen Gesamtverkauf verstehen einen Verkauf von allem was man besitzt Ohne Zweifel der gleiche Gesamtverkauf von dem auch Tabubu spricht Wie wir sehen bewirkt ein solches panprasion nicht nur dass das Eigentum des Ehemannes ohne Zustim-mung der Ehefrau unveraumlusserlich ist sondern auch dass es gesichert als Erbe der gemeinsamen Kinder zu Familieneigentum wird

Rechtspluralismus in Aumlgypten

16 Bulletin 922018

Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 17

Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 15: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

16 Bulletin 922018

Dieser Text ist in vielerlei Hinsicht von besonderer Wichtigkeit Er bestaumltigt dass mehr als ein Jahrhundert nach der roumlmischen Annektierung das einheimische aumlgyptische Recht uumlberlebt hat und auch von den roumlmischen Behoumlrden gebilligt wurde Dasselbe geschieht freilich auch mit den griechischen Rechtstraditionen die die griechische Kolonialelite mit sich gebracht hatte Die roumlmische Billigung schwankt nicht einmal vor Praktiken die aus roumlmischer Sicht geradezu skandaloumls waren Paradebeispiel dafuumlr ist freilich die Geschwisterehe die in der Bevoumllkerung so verbreitet war wie bei den Ptolemaumlern selbst seit Philadelphos seine Voll-schwester Arsinoe zur Frau nahm

4 Dionysia Das Recht des Landes praumlsentiert sich demnach unter den Roumlmern nach wie vor als ein Mosaik verschiedener ndash aumlgyptischer griechischer dazu noch juumldischer um nur die wichtigsten zu nennen ndash Rechtstraditionen Man wuumlrde vielleicht annehmen dass jede Gemeinde dabei ihrer eigenen folgt Und doch laumlsst sich diese Annahme nicht immer bestaumltigen was anhand unseres letzten Dokuments vortrefflich illust-riert werden kann P Oxy II 237 ein Papyrus aus dem spaumlten zweiten Jahrhundert n u Z eines der bekanntesten juristischen Dokumente aus dem roumlmischen Aumlgyp-ten uumlberhaupt der sogenannten Petition der Dionysia

Dionysia zaumlhlte als Tochter eines ehemaligen Gymnasiarchen Chairemon zur griechischen Elite von Oxyrhinchos Durch das uns uumlberlieferte Dokument wird ersichtlich dass sie sich in einem verwickelten Konflikt mit ihrem eigenen Vater befand Soweit wir wissen begann dieser Konflikt mit einer finanziellen Auseinan-dersetzung zwischen Tochter und Vater uumlber Chairemons Verpfaumlndung von Eigentum das seine Frau Dionysias Mutter in den Familienbesitz mit eingebracht hatte Eine derartige Verpfaumlndung durch Chairemon sei so behauptet Dionysia ohne ihre Zustimmung nicht zulaumlssig

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 17

Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 23

ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

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Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 16: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 17

Das ist an sich bereits bemerkenswert All unsere Protagonisten sind Griechen nicht nur gewoumlhnliche sondern zur absoluten Elite einer der reichsten Metropolen Aumlgyptens gehoumlrend und doch erinnert das Recht welches Dionysia fuumlr sich bean-sprucht verdaumlchtig an die der einheimischen aumlgyptischen Hauskinder

Der Konflikt eskalierte und Chairemon reagierte auf die haumlrteste Weise Er ver-suchte die sogenannte apospasis die bdquoEntfernung der Tochter aus dem Haus ihres Mannesldquo das heisst ihre Ehe zu brechen und sie gegen ihren eigenen Willen ndash und den ihres Mannes ndash zu scheiden

|4 (hellip) ὁ δὲ πάλιν ἐπιθέμενός μοι οὐκ ἔληξε[ν] ἀλλrsquo ἐπιστάμενος ὅτι περὶ |5 τῆς κατοχῆς οὐκέτι οἷόν τέ ἐστιν αὐτῷ ἐνκαλεῖν μετὰ τὰς τοσαύτας ἐξετάσεις καὶ τοσαῦτα γράμματα ἑτέρῳ ἐπέτρεψεν τὴν |6 κατrsquo ἐμοῦ ἐπιβουλήν (hellip) σοι διὰ τῆς ἐπιστολῆς δεδήλωκεν |12 τάδε |12 Χαιρήμων Φανίου γυμνασιαρχήσας τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως τῆς θυγατρός μου Διονυσίας ἡγεμὼν κύριε |13 πολλὰ εἰς ἐμὲ ἀσεβῶς καὶ παρανόμως πραξάσης κατὰ γνώμην Ὡρίωνος Ἀπίωνος ἀνδρὸς αὐτῆς ἀνέδωκα ἐπιστο|14λὴν Λογγαίῳ Ῥούφῳ τῷ λαμπροτάτῳ (hellip) ἐπεὶ οὖν |17 κύριε ἐπιμένει τῇ αὐτῇ ἀπονοίᾳ ἐνυβρίζων μοι ἀξιῶ τοῦ νόμου διδόντος μοι ἐξουσίαν οὗ τὸ μέρος ὑπέταξα ἵνrsquo εἰδῇς |18ἀπάγοντι αὐτὴν ἄκουσαν ἐκ τῆς τοῦ ἀνδρὸς οἰκίας μηδεμίαν μοι βίαν γείνεσθαι ὑφrsquo οὗτινος τῶν τοῦ Ὡρίωνος ἢ αὐ|19τοῦ τοῦ Ὡρίωνος συνεχῶς ἐπαγγελλομένου ἀπὸ δὲ πλειόνων τῶ[ν] περὶ το[ύ]των πραχθέντων ὀλίγα σοι ὑπέταξα ἵνrsquo εἰ|20δῇς (ἔτους) κϛ Παχών

|4 (hellip) Er hat seine Angriffe gegen mich jedoch noch einmal ohne Unterbrechung wieder-holt die |5 Unmoumlglichkeit aber anerkennend mich nach so gruumlndlichen Untersuchungen und so viel Schriftwechsel betreffend meiner bdquoVerfangenschaftldquo zu beschuldigen fuumlhrten seine Plaumlne in eine andere Richtung (hellip) und er schrieb Dir folgenden Brief |12 bdquoVon Chairemon Sohn des Phanias Exgymnasiarch von Oxyrhynchus Meine Tochter Dionysia mein Herr Praumlfekt |13 hat auf Veranlassung ihres Mannes Horion Sohn des Apion viele pietaumltlose und rechtswidrige Handlungen gegen mich begangen weshalb ich einen Brief |14 an seine Exzellenz Longaeus Rufus sandte (hellip) Seit dem |17 mein Herr setzt sie ihr unverschaumlmtes und beleidigendes Verhalten gegenuumlber mir fort ich beanspruche die mir vom Recht anerkannte Befugnis welche ich zu deiner Information unten anhaumlnge auszu-uumlben |18 auf dass sie von ihres Mannes Haus gegen ihren Willen entfernt werde ohne mich selbst irgendwelcher Gewalt auszusetzen sei es seitens irgend eines Agenten des Horion oder durch |19 Horion selbst der immer fortwaumlhrend damit droht diese anzuwen-den Ich habe zu deiner |20 Information eine Auswahl aus einer grossen Anzahl von Faumlllen die diese Frage betreffen unten angehaumlngt Im 26 Jahr im Monat Pachonldquo

Vor Gericht beruft sich Chairemon auf die Autoritaumlt des Gesetzes ndash nomos ndash welche ihm ein solches Recht zusprechen wuumlrde indem er es durch bdquonur wenige Faumllle aus der Menge [hellip] uumlber diese Sachenldquo illustriert um zu beweisen dass ein derartiges Recht tatsaumlchlich existiert und mehrmals von den roumlmischen Gerichten anerkannt wurde Diese Praumlzedenzfaumllle wurden uns durch die Petition von Dionysia leider nicht uumlberliefert (Dionysia wollte somit ihre Position wahrscheinlich nicht durch deren Einbeziehung schwaumlchen) Stattdessen legt sie ihre eigene Reihe von Praumlzedenzfaumlllen bei in denen dieses vaumlterliche Recht von roumlmischen Richtern abge-lehnt wurde

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

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20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

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Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

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28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 17: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

18 Bulletin 922018

Der erste dieser Praumlzedenzfaumllle wurde 128 n u Z vor dem Praumlfekt Flavius Titi-anus verhandelt

|19 ἐξ ὑπομνη|20ματισμῶν Φλαουίου Τειτιανοῦ τοῦ ἡγεμονεύσαντος (ἔτους) ιβ θεοῦ Ἁδριανοῦ Παῦνι η ἐπὶ τοῦ ἐν τῇ ἀγορᾷ βήματος Ἀντωνίου |21 τοῦ Ἀπολλωνίου προσελθόντος λέγοντός τε διὰ Ἰσιδώρου νεωτέρου ῥήτορος Σεμπρώνιον πενθερὸν ἑαυτο[ῦ] ἐκ μη[τ]ρὸς ἀφορ|22μῆς εἰς διαμάχην ἐλθ[όν]τα ἄκουσαν τὴν θυγατέρα ἀπεσπακέναι νοσησάσης δὲ ἐκείνης ὑπὸ λοίπης τὸν ἐπιστράτηγον Βάσσον |23 μεταπαθῶς ἀναστραφ[έν]τα ἀποφαίνεται ὅτι οὐ δεῖ αὐτὸν κωλύεσθαι εἰ συνοικεῖν ἀλλήλοις θέλοιεν ἀλλὰ μηδὲν ἠνυκέναι |24 τὸν γὰρ Σεμπρώνιον ἀποσι[ω]πήσαντα τοῦτο καὶ τῷ ἡγεμόνι περὶ βίας ἐντυχόντα ἐπιστολὴν παρακεκομικέναι ἵνα οἱ ἀντίδι|25κοι ἐκπεμφθῶσι αἰτεῖσθαι οῦrsquo ἐὰν δοκῇ μὴ ἀποζευχθῆναι γυναικὸς οἰκείως πρὸς αὐτὸν ἐχούσης (hellip) |29 (hellip) Τιτιανός διαφέρει παρὰ τίνι βούλεται εἶναι ἡ γεγαμημένη ἀνέγνων σεσημ(είωμαι)

|19 Auszug aus den |20 Protokollen des Flavius Titianus ehemaliger Praumlfekt bdquoIm 12 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian am 8 Payni am Gericht in der Agora Antonius |21Sohn des Apollonius erschien und erklaumlrte durch seinen Anwalt Isidorus dem Juumlngeren dass sein Schwiegervater Sempronius durch seine Mutter veranlasst wurde |22 mit ihm zu streiten und seine (Sempronius) Tochter gegen ihren Willen zu entfernen und dass als sie auf-grund des Verlassen-worden-seins krank wurde der Epistrategus Bassus |23 wohlwollend erklaumlrte dass wenn sie zusammenleben wollten Antonius nicht daran gehindert werden sollte |24 Sempronius aber nahm davon keinerlei Notiz und sandte diese Entscheidung ignorierend eine Petition an den Praumlfekten indem er Antonius der Gewaltanwendung be-schuldigte woraufhin er eine Antwort erhielt die die Gegner anordnet |25 zu erscheinen Antonius behauptete deshalb dass er wenn es dem Praumlfekten gefiele nicht von einer Frau geschieden werden solle mit der er sich gut verstand (hellip) |29 (hellip) Titianus sagte sbquoDie Ent-scheidung haumlngt von der Frage ab mit wem die Frau zusammenleben willlsquo Ich habe das Urteil gelesen und unterschriebenldquo

Wie wir lesen bestaumltigte der Praumlfekt in seinem Urteil die fruumlher ergangene Ent-scheidung eines epistrategos und weigerte sich eine Regel anzuwenden die dem Vater eine solche Befugnis einraumlumt bdquoDie entscheidende Frageldquo sagt der Praumlfekt bdquoist mit wem die Frau leben willldquo

Hier sehen wir dass die roumlmische Toleranz durchaus auch Grenzen kannte Das lokale Recht wird gewoumlhnlich respektiert und kommt zur Anwendung nicht aber wenn der Richter dessen Jurisdiktionsgewalt in der roumlmischen Tradition immer mit enormer Ermessensfreiheit ausgestalten war entscheidet dass es gegen bdquoelementa-re Gerechtigkeitldquo ndash das heisst gegen das roumlmische Verstaumlndnis elementarer Gerechtigkeit ndash verstoumlsst Ein solch grundlegendes Gerechtigkeitsprinzip war in der roumlmischen Rechtstradition eben die Ehefreiheit ndash matrimonia sunt libera (Alex C 8382) Die Entscheidung uumlber Ehe und Scheidung liegt ausschliesslich bei den sich bindenden Parteien duldet somit keinerlei Einmischung

Die Onomastik ist hier beachtenswert Sie suggeriert dass die Parteien durch und durch griechisch oder wenigstens hellenisiert sind mit einer Vorliebe fuumlr rouml-misch klingende Namen Antonios Sohn des Apollonius gegen seinen Schwiegervater Sempronios

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 18: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 19

Und doch werden im zweiten Praumlzedenzfall vor dem Epistrategos Pacomius Fe-lix im Jahre 133 n u Z Antonios und Sempronios auffallend als bdquoAumlgypterldquo bezeichnet und als Praumlzedenzfall zur Verteidigung unverkennbar eth-nisch und kulturell autochthoner Einwohner hinzugezogen die rein aumlgyptische Namen tragen und daruumlber hinaus mit dem Griechischen so wenig vertraut sind dass das Maumldchen vor Gericht sogar einen Dolmetscher benoumltigt

|29 ἐξ ὑπομ[νηματισ]μῶν |30 Πακωνίου Φήλικος ἐπιστρατήγου (ἔτους) ιη θεοῦ Ἁδριανοῦ Φαῶφι ιζ ἐν τῇ παρὰ ἄνω Σεβεννύτου ἐπὶ τῶν κατὰ Φλαυήσιος |31 Ἀμμούνιος ἐπὶ παρούσῃ Ταειχήκει θυγατρὶ αὐτοῦ πρὸς Ἥρωνα Πεταήσιος Ἰσίδωρος ῥήτωρ ὑπὲρ Φλαυήσιος εἶπεν τὸν οὖν αἰτιώμενον |32 ἀποσπάσαι βουλόμενον τ[ὴ]ν θυγατέρα αὐτοῦ συνοικοῦσαν τῷ ἀντιδίκῳ δεδικάσθαι ὑπογύως πρὸς αὐτὸν ἐπὶ τοῦ ἐ[πι]στρατήγου |33 καὶ ὑπερτεθεῖσθαι τὴν δίκην ὑμεῖν ἵνα ἀναγνωσθῇ ὁ τῶν Αἰγυπτίω[ν νό]μος Σεουήρου καὶ Ἡλιοδώρου ῥητόρων ἀποκρειναμένων |34 Τειτιανὸν τὸν ἡγεμονεύσαντα ὁμοίας ὑποθέσεως ἀκούσαντα [ἐξ] Αἰγυπτιακῶν προσώπων μὴ ἠκολουθηκέναι τῇ τοῦ νό|35μου ἀπανθρωπίᾳ ἀλλὰ τ[ῇ] ἐπι[νοί]ᾳ τῆς παιδός εἰ βούλεται παρὰ τ[ῷ ἀνδρὶ] μένειν Πακώνιος Φῆλιξ ἀναγνωσθητο ὁ ν[ό]μ[ος ἀ]να|36γνωσθέντος Πακώνιος [Φῆ]λιξ ἀνάγνωται καὶ τὸν Τειτιανοῦ ὑπομ[ν]ηματισμόν Σεουήρου ῥήτορος ἀναγν[όντος] ἐπὶ τοῦ ιβ (ἔτους) Ἁ[δρια]νοῦ |37 Καίσαρος τοῦ κυρίου Παῦν[ι] η Πακώνιος Φῆλιξ καθὼς ὁ κράτιστος Τ[ειτ]ιανὸ[ς] ἔκρεινεν πεύσονται τῆς γυναικός καὶ ἐκέλευ[σε]ν διrsquo [ἑρ]μη|38νέως αὐτὴν ἐνεχθῆν[α]ι τί βούλεται εἰπούσης παρὰ τῷ ἀνδρὶ μένειν Π[α]κώνιος Φῆλιξ ἐκέλευσεν ὑπομνηματι[σ]θῆναι

|29 Auszug aus den Protokollen |30 von Paconius Felix Epistrategus bdquoIm 18 Jahr des vergoumlttlichten Hadrian 17 Phaophi am Gerichtshofe im oberen Bezirk des sebennyti-schen Gaus im Falle von Phlauesis |31 Sohn des Ammounis in Anwesenheit seiner Tochter Taeichekis gegen Heron Sohn des Petaesis Isidorus Anwalt des Phlauesis sag-te dass der Klaumlger der |32 seine beim Angeklagten lebende Tochter wegzunehmen wuumlnschte vor kurzem eine Klage gegen den Epistrategus erhoben hatte |33und dass der Fall aufgeschoben worden war damit das aumlgyptische Recht gelesen werden koumlnne Seve-rus und Heliodorus die Anwaumllte (des Heron) antworteten |34 dass der ehemalige Praumlfekt Titianus eine aumlhnliche von aumlgyptischen Parteien vorgebrachte Klage houmlrte und dass sein Urteil nicht der Unmenschlichkeit |35 des Rechts entsprach sondern die Wahl der Tochter uumlberliess ob sie bei ihrem Ehemanne bleiben wolle Paconius Felix sprach bdquoLasst das Recht verlesenldquo Als es |36 gelesen wurde sprach Paconius Felix bdquoLies auch das Proto-koll von Titianusldquo Als Severus der Anwalt bdquoIm 12 Jahr des Hadrianus |37 Caesar der Herr am 8 Payni (usw)ldquo las (sagt) Paconius Felix bdquoNach der Entscheidung seiner Ho-heit Titianus sollen sie von der Frau erfahrenldquo Und er ordnete an dass sie durch einen |38 Dolmetscher gefragt werden solle was ihre Wahl sei Auf ihre Antwort bdquobei meinem Ehemann zu bleibenldquo befahl Paconius Felix dass das Urteil in das Protokoll eingetragen werden solleldquo

In der Petition von Dionysia wird dieses Recht des Vaters durchwegs als Teil der bdquonomoi ton Aigyptionldquo des bdquoRechts der Aumlgypterldquo bezeichnet Wie sollen wir das verstehen

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 19: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

20 Bulletin 922018

Grenfell und Hunt postulierten eine autochthone Herkunft fuumlr diese vaumlterli-che exousia was spaumlter auch die Meinung von Hans Julius Wolff darstellte Joseph Meacutelegraveze Modrzejewski hat sich intensiv fuumlr einen griechischen Ursprung eingesetzt wobei unsere apospasis eine spaumltere Erscheinung der athenischen Aphairesis sei Beim derzeitigen Stand der Quellen ist das Problem so fuumlrchte ich unloumlsbar

Etwas ist jedoch sicher Was auch immer der Ursprung dieses Rechts sein mag es wird sowohl von den bescheidensten Einheimischen als auch von den stolzesten Mitgliedern der griechischen Elite hinzugezogen wie eben von Chairemon dem Vater der Dionysia dem Exgymnasiarchen Auch Dionysia bringt in ihre Verteidi-gung Praumlzedenzfaumllle mit ein die Einheimische betreffen Und wenn sie noch alle erdenklichen Argumente gegen den Anspruch ihres Vaters vorbringt gibt es eines welches auf auffaumlllige Weise abwesend bleibt naumlmlich dass sie beide keine ein-heimischen Aumlgypter sondern Griechen sind Dies laumlsst sich nur auf eine vernuumlnftige Weise erklaumlren Ein solches Argument waumlre voumlllig irrelevant Die rouml-mische Gerichtsbarkeit anerkennt freilich keinen Unterschied im rechtlichen Status zwischen den Griechen der Chora wie Dionysia und ihr Vater und der einheimi-schen Bevoumllkerung Alle sind fuumlr Rom peregrini nullius civitatis und daher einfach Aumlgypter im Gegensatz zu den Roumlmern den Alexandrinern und den Buumlrgern der anderen drei griechischen Poleis Das ist der Sinn von bdquoAumlgypterldquo wie der Begriff uns auch in roumlmischen Gesetzestexten des zweiten Jahrhunderts ndash wie dem soge-nannten bdquoGnomon des Idios Logosldquo ndash begegnet

All dies macht es sehr wahrscheinlich dass wenn der Begriff bdquoRecht der Aumlgyp-terldquo von den Roumlmern verwendet wird er schlicht und einfach das Recht der Nichtbuumlrger ob Griechen oder einheimische Aumlgypter bedeutet Nicht weil die griechische und die aumlgyptische Tradition zu einem einheitlichen Ganzen ver-schmolzen waumlren ndash wir wissen sehr wohl dass das nicht der Fall war ndash sondern weil der Unterschied zwischen beiden fuumlr die Roumlmer irrelevant war Die roumlmische Gerichtsbarkeit war offensichtlich bereit beide Rechtstraditionen undifferenziert anzuwenden ohne Ruumlcksicht darauf ob die Parteien Griechen oder Aumlgypter sind Mischehe und Hellenisierung hatten die Grenzen zwischen beiden Gruppen laumlngst verwischt und Rom verzichtete von Anfang an auf jeglichen Versuch denjenigen Griechen die keine politai waren einen eigenen Status zuzuweisen Alle Griechen der Chora wie Einheimische gelten fuumlr die Roumlmer einfach als Aumlgypter

Dass diese Haltung der roumlmischen Verwaltung beide Gruppen zu bdquoshopping for the lawldquo verleiten wuumlrde sich also opportunistisch auf die fuumlr ihre Zwecke guumlns-tigste Regel zu berufen wuumlrden wir auch mangels Quellen vermuten Aber genau dies wird durch die Bittschrift von Dionysia in eindrucksvoller Weise bestaumltigt

Joseacute Luis Alonso Lehrstuhl fuumlr Roumlmisches Recht Juristische Papyrologie und Privatrecht

Universitaumlt Zuumlrich

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

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ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 20: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 21

Literaturhinweise 1 Allgemeine Einfuumlhrungen in die Papyrologie

Turner EG 1980 Greek Papyri An Introduction 2 Aufl Oxford OUP

Montevecchi O 1988 La Papirologia 2 Aufl Milano Vita e Pensiero

Pestman PW 1994 The New Papyrological Primer 2 Aufl Leiden Brill

Capasso M 2005 Introduzione alla papirologia Bologna Il Mulino

Bagnall R S (Hrsg) 2009 The Oxford Handbook of Papyrology New York OUP

2 Einfuumlhrungen in die juristische Papyrologie Fuumlr die breite Leserschaft

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2012 Le droit grec apregraves Alexandre Paris Dalloz

Eine detailliertere Einfuumlhrung mit einer guten Auswahl an Dokumenten in der Uumlbersetzung

Keenan JG Manning J G Yiftach-Firanko U 2014 Law and Legal Practice in Egypt from Alexander to the Arab Conquest Cambridge CUP

Standardwerke fuumlr ein tieferes Studium der Disziplin

Mitteis L Wilcken U 1912 Grundzuumlge und Chrestomathie der Papyruskunde Berlin Teubner

Taubenschlag R 1955 The Law of Greco-Roman Egypt in the light of the papyri 2 Aufl Warszawa Państwowe Wydawnictwo Naukowe

Seidl E 1962 Ptolemaumlische Rechtsgeschichte 2 Aufl Gluumlckstadt J J Augustin

Seidl E 1973 Rechtsgeschichte Aumlgyptens als roumlmische Provinz Sankt Augustin H Richarz

Wolff H J 1978 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 2 Bd Muumlnchen Beck

Wolff H J Rupprecht H-A 2002 Das Recht der Griechischen Papyri Aumlgyptens 1 Bd Muumlnchen Beck

Rupprecht H-A 1994 Kleine Einfuumlhrung in die Papyruskunde Darmstadt Wissenschaft-liche Buchgesellschaft Wolff H J 1998 Vorlesungen uumlber Juristische Papyruskunde Berlin Duncker amp Humblot

Meacutelegraveze Modrzejewski J 2014 Loi et coutume dans lEacutegypte grecque et romaine Wars-zawa Fundacja im R Taubenschlaga 3 Uumlber das sogenannte Kompetenzgesetz des Euergetes (P Tebt I 5 ll 207-220)

Meacutelegraveze Modrzejewski J 1975 bdquoChreacutematistes et Laocritesldquo in J Bingen et al (Hgg) Le monde grec ndash penseacutee litteacuterature histoire documents Hommages agrave Claire Preacuteaux Bruxelles Editions de lUniversiteacute 699-708 4 Aumlgyptische Ehepraxis

Pestman P 1961 Marriage and Matrimonial Property in Ancient Egypt A Contribution to Establishing the Legal Position of the Woman Leiden Brill

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 23

ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 21: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

22 Bulletin 922018

5 Uumlber die Petition von Dionyisia (P Oxy II 237) Kreuzsaler C Urbanik J 2008 bdquoHumanity and Inhumanity of Law The Case of Dionysialdquo in The Journal of Juristic Papyrology 38 119-155

Platschek J 2015 Nochmals zur Petition der Dionysia (P Oxy II 237) in The Journal of Juristic Papyrology 45 145-163 6 Allgemein uumlber Rechtspluralismus in den Papyri

Alonso JL 2013 bdquoThe status of Peregrine Law in Egypt Customary Law and Legal Pluralism in the Roman Empireldquo in The Journal of Juristic Papyrology 43 351-404

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 23

ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 22: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Rechtspluralismus in Aumlgypten

Bulletin 922018 23

ANZEIGEN UND MITTEILUNGEN

Einladung zur 101 Jahresversammlung des SAV am Freitag den 30112018 in Neuchacirctel

Chegraveres et chers collegravegues care colleghe e cari colleghi liebe Kolleginnen und Kollegen Der Vorstand des SAV freut sich Sie zur Jahresversammlung und zu einer Fuumlhrung im Lateacutenium in Neuchacirctel einladen zu koumlnnen 1345 Workshops des VSG zur moumlglichen MAR-Revision (Lyceacutee Denis de Rougemont NE) 1600 Jahresversammlung des SAV 2018 Assembleacutee annuelle de lrsquoASPC 2018 Lateacutenium Espace Paul Vouga CH-2068 Hauterive (wwwlateniumch Ab Bahnhof Neuenburg mit dem Funrsquoambule (Seilbahn) ab Haltestelle bdquoUniversiteacuteldquo mit der Buslinie 101 (Richtung Marin) bis zur Haltestelle bdquoLateacuteniumldquo (Hauterive)) Traktandenliste Ordre du jour

1 Protokoll der Jahresversammlung Procegraves-verbal de lrsquoassembleacutee 2017

2 Jahresbericht des Praumlsidenten Rapport du preacutesident

3 Finanzen Rechnung Rapport du caissier Revision Reacutevision Budget

Mitgliederbeitrag cotisation des membres

4 Verabschiedung Vorstandsmitglieder Lucius Hartmann Petra Haldemann Philipp Xandry

5 Wahlen Elections

Praumlsident Martin Stuumlssi neue Vorstandsmitglieder Islegraveme Sassi (ZH) NN

6 Antraumlge und Vorschlaumlge des Vorstands Motions et propositions du comiteacute

Portalseite Latein-Schweizch latin-Suissech Latina-Svizzerach Latin-Svizrach 7 Antraumlge und Vorschlaumlge der Mitglieder Motions et propositions des membres

Bitte Antraumlge und Vorschlaumlge bis 25112018 richten an philippxandryphilologiach 8 Varia

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 23: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Mitteilungen

24 Bulletin 922018

1700 - 1800 Fuumlhrung im Lateacutenium durch Marc-Antoine Kaesar 1830 - Apeacutero amp Nachtessen im Chez Max et Meuron (wwwchezmaxetmeuronch) 4 passage Maximilien de Meuron 2000 Neuchacirctel salutations cordiales cari saluti herzliche Gruumlsse Philipp Xandry Praumlsident Anmeldung fuumlr die Fuumlhrung undoder das Abendessen (mit Angabe ob Fleisch oder vegetarisch) bitte bis am 23112018 an philippxandryphilologiach

Menu 1 Rillettes de truite fumeacutee Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Saucisson neuchacirctelois Poireaux et pommes de terre agrave la cregraveme Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40-

Menu 2 (veacutegeacute) Tartare de chegravevre aux petites graines Carpaccio de betteraves agrave lrsquohuile de noix et parmesan Lasagne veacutegeacutetarienne agrave la courge et aux poireaux Parfait glaceacute agrave lrsquoabsinthe 40- Un menu speacutecial sera proposeacute aux personnes intoleacuterantes au lactose qui voudront bien sannoncer

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

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26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 24: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Mitteilungen

Bulletin 922018 25

Informationen zu Reisen und Studienwochen

Auf unseren Aufruf haben sich bereits einige Kolleginnen und Kollegen gemeldet welche Unterlagen Tipps und Informationen zu einzelnen Destinationen zur Ver-fuumlgung stellen Gerne nehmen wir auch weitere Hinweise entgegen welche zusammen mit den schon vorhandenen auf der Website des SAV publiziert werden sollen Bologna

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Bologna und Ravenna von Andrea Weber (2018)

Kleinasien

bull Reiseunterlagen des Seminars fuumlr Griechische und Lateinische Philologie der Universitaumlt Zuumlrich (2017)

Mailand

bull PowerPoint-Praumlsentation zu Mailand und Neapel von Andrea Weber (2017)

Neapel

bull Tipps fuumlr Carunternehmen von Claude Aubert (2010)

Rom

bull Ausfuumlhrliches Programm zu den antiken Staumltten und Museen sowie wertvol-le Restaurationstipps von Andrea Krebs amp Christian Bordin (2017)

bull PowerPoint-Praumlsentation von Andrea Weber (2016) bull PowerPoint-Praumlsentation von Tobias Ebneter ua mit Bemerkungen zum

Grossstadtleben in Rom und wertvollen Tipps fuumlr die Vorbereitung der Reise bull Programm und Unterkunft von Marie Louise Reinert bull Unterkuumlnfte von Claude Aubert (2010)

Auch Bruno Colpi stellt sich sehr gerne zur Verfuumlgung Sein Erfahrungsschatz in Sachen Reisen ist sehr gross Seine Spezialgebiete sind ganz Griechenland Rom (Pompeij) Neapel und Umgebung Mailand weite Teile der Tuumlrkei inklusive Is-tanbul und Troja Auf Wunsch stellen wir gerne die Kontakte her redaktionphilologiach Besten Dank

Petra Haldemann

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

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Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

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28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 25: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Mitteilungen

26 Bulletin 922018

Schweizer Lateintag zu Gast im Kloster

Samstag 27 Oktober 2018 ab 9 Uhr Campus der Kantonsschule Wettingen

Die 6 Ausgabe des Schweizerischen Lateintags findet dieses Jahr in den Raumlumen des Klosters und der Kantonsschule Wettingen statt Passend zum praumlchtigen histo-rischen Rahmen bietet er unter dem Motto ORA ET LABORA eine Auswahl von 25 Referaten Workshops Fuumlhrungen und Konzerten an die das Fortleben der alten Sprache in den unterschiedlichsten Lebensbereichen zeigen Ein Einsiedler Moumlnch erzaumlhlt vom Klosterleben in einer Fuumlhrung werden lateinische Inschriften im Klos-ter erklaumlrt eine Lateinstudentin erzaumlhlt von der beruumlhmtesten Dinnerparty der roumlmischen Literatur Graffitis auf den Waumlnden Pompejis werden vorgestellt die Ereignisse am Tag von Caesars Ermordung rekonstruiert Spuren antiker Aquaumlduk-te verfolgt

Auch von Herzoumlgen und Fischern Marktfrauen Haumlndlern und vielen anderen Menschen ist die Rede die die Stadt Murten im Mittelalter gepraumlgt haben Der Re-ferent wirft mit Hilfe des lateinischen Stadtrechts aus dem 13 Jahrhundert einen Blick auf das mittelalterliche Rechtsleben und fragt wie die Murtner Buumlrger ihr Leben organisiert haben Er geht der Uumlberlegung nach welche Rechte und Pflich-ten die Buumlrger hatten welche Stellung Frauen einnahmen und wie Ehen geschlossen wurden Daruumlberhinaus legt er Fotos der Stadtrechtsurkunde vor und zeigt auf was die Urkunde uumlber die Entstehung des Stadtrechts verraten kann

Es gibt auch Referate in den lateinischen Tochtersprachen franzoumlsisch und ita-lienisch Das Vokalensemble und das Orchester der Kantonsschule Wettingen lassen Vertonungen lateinischer Texte erklingen

Wie koumlnnen sich Schuumllerinnen und Schuumller beteiligen Ihre Schuumllerinnen erstel-len im Rahmen des Lateinunterrichtes kleine Produkte und halten sie im Bild fest Diese Produkte speichern sie digital ab und stellen sie dem Lateintag 2018 zur Ver-fuumlgung Die Besucherinnen des Lateintages 2018 haben dann die Moumlglichkeit anhand des QR-Codes mit dem Smartphone diese Produkte auf dem Rundgang durch die Gaumlnge anzuschauen So fliesst auf eine lebendige Art die Sicht von Ju-gendlichen ein Damit leisten sie einen Beitrag zur Bedeutung und zum Erhalt des Lateins auf der Sekundarstufe I und II

Der Lateintag lockt viele Lateinliebhaberinnen an er richtet sich aber auch an Neugierige jeden Alters ohne Vorkenntnisse Er will das Bewusstsein fuumlr die Be-deutung der lateinischen Sprache fuumlr unsere europaumlische Kultur wecken und wach halten So ist er auch Akteur im Schweizerischen Kulturerbe-Jahr das unter dem Patronat des BAK von Bundesrat Alain Berset steht (httpswwwkulturerbe2018ch)

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 26: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Mitteilungen

Bulletin 922018 27

Treffpunkt fuumlr Besucherinnen ist ab 900 Uhr die Cafeteria Die Kuumlche der Kantonsschule Wettingen wird die Anwesenden mit einem feinen Essen verwoumlhnen und auch fuumlr die Pausenverpflegung sorgen Buumlcherstaumlnde und weitere Attraktionen werden den Tag bereichern Beim Abschluss-Apeacutero koumlnnen wir alle den Tag im Bild und Ton nochmals Revue passieren lassen Jugendliche begleiten mit der Ka-mera den diesjaumlhrigen Anlass machen Interviews und halten Momente fest

Bitte planen Sie den Lateintag mit Ihren Lateinschuumllern und -schuumllerinnen ins Schuljahresprogramm ein damit besonders auch die Jugend die alte Sprache jung haumllt Natuumlrlich sind Sie auch alleine oder mit Ihren Bekannten herzlich willkom-men

Das genaue Programm finden Sie ab 8 September auf wwwlateintagch und in gedruckter Form in der Post Auf der Website koumlnnen Sie auch jederzeit unserem Traumlgerverein beitreten

Pius Meyer Fachdidaktiker Latein SEKI und Praumlsident des OK Lateintagch

Nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute

Une nouvelle revue sur lrsquoAntiquiteacute Pax Romana Gaulois Romains amp Barbares qui sadresse agrave tous adultes comme adolescents a vu le jour ce mois-ci en France Elle est vendue 690 euros dans les kiosques en France mais elle peut aussi ecirctre acheteacutee sur httpwwwysecfrpax-romana

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 27: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Mitteilungen

28 Bulletin 922018

De leone et camelo

Mani Matterum illum poetam cantatoremque Bernensem celeberrimum multa et clara carmina composuisse quis ignoret Pauci vero sciunt illum et fabulas breves neque easdem minoris momenti quam carmina creasse Quarum quandam in linguam Latinam versam hic vobis lectrices lectoresque maxime honorabiles proponere ausim Videbitis Mani Matterum fabulis antiquis quoque incubuisse

Sole nescio quo die ferventissime de caelo lucente duo cameli tacentes et cogitantes multa ac graviora per deserta Africana meavere Sic alter iuxta alterum meabant cum leo quidam relicto harenoso acervo apparuit camelisque obstaculo fuit Qui paulatim territi leonem regem illum bestiarum reverentissime salutaverunt

Neque vero eodem modo agens leo quem valde sitientem conspiceres laquoCalidumraquo inquit laquocaelum hodie Horribiliter sitio Nonne vos quoque siti vexaminiraquo ndash Cameli autem subridentes laquoNon vexamurraquo responderunt laquoaquam enim semper nobiscum portamusraquo Talibus dictis leoni gibberes dorsales ostenderunt laquoQuid audioraquo leo mirari se simulans exclamavit laquoVosne re vera aquam vobiscum portatis Nonne dare potestis mihi guttas aquae solas nonnullas Maesti abnuentes laquoIam potata est aqua et sita in gibberibus nostris nec ullo modo reddibilis Nobis tantum ipsis ea utendum estraquo cameli explicaverunt leonem hoc scire rati

Leo contra voce imminente dentibus fremens laquoSic estraquo inquit laquoavaritiae pleni aquam ut vobiscum tenetis ita ne minimam illius partem quidem concedere vultis mihiraquo ndash laquoNon nolumus sed nequimus dareraquo dicturum camelum alterum leo iam unguibus cepit ac laceravit Alter intuens scelus tam nefarium nec umquam visum quam celerrime effugit Leo sanguinis sugendi percupidus persecutione abstinuit At camelus domum cucurrit ut toti familiae ibi congregatae tremens quaecumque essent acta narraret

Stupebant tristes ob talia audita cameli omnes oculis multorum lacrimis impletis Camelus parvulus tandem timide laquoHaec in memoriam mihi revocant de agno et lupo fabulam quam avia nuper narravitraquo Assentientes cuncti curarum pleni adstabant Pater devorati solus non flevit Non cura sed ira dirissima oculos flagrantes reddidit Subito laquoUlciscendus nobisraquo exclamavit laquoUlciscendus nobis estraquo Postea oculis terrificantibus seriem familiarium observans laquoQuis mecum venietraquo rogavit laquoHonos familiaris tutandus est Egeo quorundam mecum sponte venturorumraquo Omnibus ultio atrocior videbatur quam ut per eos fieret

Denique filius maior se ad ulciscendum fratrem paratum esse locutus cum patre in deserto abiit

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 28: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Mitteilungen

Bulletin 922018 29

Die subsequente primum gibberes ad oasim aqua complevere deinde in via heri sibi a camelo servato descripto ierunt ut ad sceleris locum pervenirent

Vix fratris et filii corpus mortui conspiciebant cum iterum leo ne procederent eos impedivit Dicenti laquoCalidum hodie caelum nonne vos quoque sititisraquo pater camelus odio ac metu vix occultato laquoCertoraquo respondit laquositimus Quam ob rem rectissima ituri sumus via ad fontem proximumraquo Leo valde miratus laquoNum fons estraquo inquit laquoin hac desertorum parteraquo Putaverat enim antea se latius a fecunda regione aberravisse At nunc oculi gaudii et spei aquae pleni lucebant

Pater camelus laquoScilicet fons estraquo respondit laquopost proximum acervum harenosum Num tu ignorasraquo Et ire perrexit Leo qui se fontem bene scire sed de eius situ dubitavisse affirmavit iuxta camelos migrare conatus est Qui vero tam celeriter ierunt ut leo summis modo viribus consumptis eos sequeretur Advenientibus ad locum indicatum eis nullus potuit aquae fons conspici Pater camelus laquoErravisse me constat proximum post collem fontem esse oportetraquo Quo celerius ire perrexit Leoni sequendi fere impotenti nihil nisi potionis spes robora dedit ad currendum Prope proximum acervum cum denuo ne minimum quidem liquorem aspexissent camelus pater leonem consolans laquoLongior est quam putavi viaraquo dixit

Sic a colle ad collem properavere Tandem leo quid facere vellent cameli intellexit sed tum cameli adhuc cito meantes subito cucurrerunt ut assequi eos non iam posset Ira dentibus fremens ac rauca voce clamitans misero modo in harena periit

Scripsit Martinus Vilicus Palaeopolitanus (vulgo Martin Meier Altendorf)

Personelles

30 Bulletin 922018

EUROCLASSICA

Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 29: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

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Confeacuterence annuelle et Assembleacutee geacuteneacuterale Londres 24-25 aoucirct 2018

Lrsquoarriegravere-eacuteteacute a ses charmes agrave Londres quand le temps est de la partie Le quartier de Bloomsbury avec ses squares et leurs eacutecureuils nrsquoaccueille pas seulement le British Museum mais aussi lrsquoUniversity College London (UCL) Lagrave coinceacute entre lrsquoinstitut de chimie et celui drsquoarcheacuteologie se trouve le bacirctiment qui heacuteberge les langues anciennes En lrsquoabsence des eacutetudiants encore en vacances la cinquantaine drsquoenseignants europeacuteens qui avait fait le deacuteplacement srsquoy est sentie comme agrave la maison

Une douzaine drsquointervenants se sont succeacutedeacute le vendredi mettant lrsquoattention des participants - pour la tregraves grande majoriteacute des non native speakers ndash agrave rude eacutepreuvehellip Mais crsquoest toujours un plaisir de deacutecouvrir lrsquoenseignement tel qursquoil se pratique ou peut se pratiquer au Royaume-Uni Car il ne faut pas croire que tout va pour le mieux sur lrsquoicircle qui a certes toujours connu le clivage entre lrsquoenseignement public et lrsquoenseignement priveacute mais qui depuis une cinquantaine drsquoanneacutees subit comme nous tous une succession de reacuteformes laquo peacutedagogiques raquo Les langues anciennes ont eacuteteacute mises agrave mal menaceacutees de disparaicirctre du public Gracircce agrave la volonteacute et agrave lrsquoeacutenergie de chercheurs et drsquoenseignants convaincus sachant tirer parti des possibiliteacutes que leur laissait le systegraveme eacuteducatif plusieurs projets ont vu le jour et se sont peu agrave peu imposeacutes agrave la satisfaction de tous Il y a des icirclots ougrave les langues anciennes ont leur place ndash mecircme dans des reacutegions deacutefavoriseacutees ndash et des endroits ougrave rien ne se passe ndash encore Mais on ne deacutesespegravere pas de reconqueacuterir du terrain

Une initiation au latin peut intervenir degraves le niveau primaire avec une meacutethode telle que Minimus Plusieurs meacutethodes drsquoapprentissage ndash gratuites et en accegraves libre ndash ont eacuteteacute mises en ligne eacutegalement Les enseignants des geacuteneacuteralistes pour la plupart ont eacuteteacute formeacutes par les concepteurs qui restent par ailleurs ouverts agrave toute forme de collaboration en particulier pour rendre leurs meacutethodes accessibles au plus grand nombre en autorisant leur traduction en langues eacutetrangegraveres il suffit de prendre contact

avec eux On pourra srsquoen faire une ideacutee en consultant les sites httpwwwminimus-etccouk et pour un cours plus eacutelaboreacute httpswwwhands-up-educationorg ou wwwimperiumlatincom la meacutethode mise au point par Julian Morgan

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

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(Anmeldung bis am 132019)

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Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 30: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Euroclassica

Bulletin 922018 31

Apregraves lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale pendant laquelle il a eacuteteacute question de la situation critique des langues anciennes dans certains pays mais aussi des tests ELEX et EGEX (dans le cadre eacutelargi de la Journeacutee europeacuteenne des langues) qui remportent un franc succegraves puisque quelque 4500 eacutelegraveves ont passeacute les eacutepreuves lrsquoanneacutee passeacutee mais nrsquoen doivent pas moins ecirctre revus et deacuteveloppeacutes pour satisfaire la demandelowast LrsquoAcademia Homerica agrave Chios srsquoest bien deacuterouleacutee alors que lrsquoAcademia Saguntina a ducirc ecirctre annuleacutee faute de participants suffisamment nombreux pourtant les activiteacutes proposeacutees aux eacutelegraveves du secondaire dans le cadre de la Domus Baebia sont riches instructives tout en restant ludiques Pour diffeacuterentes raisons les dates de cette Academia ne peuvent malheureusement pas ecirctre deacuteplaceacutees dans le temps

La prochaine Confeacuterence annuelle se deacuteroulera agrave Anvers le dernier weekend

drsquoaoucirct 2019 Lors de lrsquoassembleacutee geacuteneacuterale auront lieu les eacutelections du Comiteacute exeacutecutif et du preacutesident pour la peacuteriode 2019-2023

Des visites culturelles sont venues couronner ces deux journeacutees lrsquoune agrave la National Gallery ougrave les guides avaient fait une seacutelection de toiles agrave caractegravere mythologique et lrsquoautre au British Museum ougrave sur les pas de nos guides nous avons eu le plaisir de deacutecouvrir drsquoautres piegraveces que les marbres du Partheacutenon ou les vestiges du Mausoleacutee drsquoHalicarnasse

Peseux le 5 septembre 2018 Christine Haller (christine_hallerhotmailcom)

lowast Les enseignants inteacuteresseacutes par les eacutepreuves 2018 (deux niveaux pour le grec et deux niveaux pour le latin) peuvent prendre contact avec Christine Haller

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 31: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Personelles

32 Bulletin 922018

WEITERBILDUNG

2 April 2019 Weiterbildung des FASZ Religion (Datum erst provisorisch das definitive Datum sowie der genaue Titel werden so rasch als moumlg-lich auf der FASZ-Webseite httpwwwfaszchfaszaktuell publiziert)

8 Mai 2019 Weiterbildung der HEP Lausanne De la villa agrave la via en passant par le fanum et le castrum agrave la deacutecouverte du nord vaudois agrave lrsquoeacutepoque romaine

httpsis-academiaheplchimoniteur_ISAHEPitfHEPFichesdescriptifid=407269860 ampww_n_key=681176637ampww_n_nopage=1ampww_c_tri_ordre=ASCampww_c_tri_col=titre

(Anmeldung bis am 132019)

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 32: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Personelles

Bulletin 922018 33

REZENSION

Frank Hildebrandt Antike Bilderwelten Was griechische Vasen erzaumlhlen Verlag Philipp von Zabern Darmstadt 2017 160 Seiten euro 3995 ISBN 978-3-8053-5109-6

Von den uumlber 100rsquo000 Gefaumlszligen und Fragmenten aus der Zeit vom 8 bis 4 Jahr-hundert vChr dem Ende der Vasenmalerei steht in Hildebrandts Buch die Bilderwelt attischer Vasen im Fokus hauptsaumlchlich aus der Privatsammlung von Manfred Zimmermann (1935ndash2011) die seit 2005 im Antikenmuseum im Schnoor in Bremen der Oumlffentlichkeit zugaumlnglich ist wobei das Augenmerk nicht nur auf den Motiven die von der Goumltterwelt uumlber Heroen bis zur Darstellung des Alltags-lebens reichen sondern auch auf der Herstellung der Gefaumlszlige ihrer Form und Funktion liegt

Die groszlige Anzahl (zumindest teilweise) erhaltener antiker Gefaumlszlige ist ua der Verwendung durch die Etrusker als Grabbeigabe zu verdanken Sie sind dabei eine nicht zu unterschaumltzende Quelle zur Erforschung der Antike wobei zu beachten ist dass Bildinhalte die alltaumlgliche Szenen aus Politik Theater Handel Literatur oder historischen Ereignissen keine Momentaufnahmen sondern idealisierte Bilder sind in denen womoumlglich mehrere Handlungsmomente komprimiert sind bzw fruumlhere und spaumltere Zeitpunkte einer fortlaufenden Erzaumlhlung kombiniert werden weswe-gen die Interpretation der Bildinhalte kompliziert sein kann

Auf die interessante Frage nach dem Zusammenhang der Motive mit der Funkti-on der Gefaumlszlige geht das zweite Kapitel ein Erklaumlrt wird die Entwicklung seit der Zeit des geometrischen Stils die Entstehung der schwarzfigurigen bzw der Uumlber-gang zur rotfigurigen Technik die Unterschiede zwischen der attischen und korinthischen Kunst sowie die Beschaffenheit und Verwendung der Gefaumlsse die zur Grob- bzw Feinkeramik zu zaumlhlen sind

Das dritte Kapitel untersucht die Toumlpfer und Vasenmaler die nur zum Teil na-mentlich auf ihren Erzeugnissen erscheinen Durch sorgfaumlltige Beobachtungen und Vergleiche koumlnnen diese jedoch haumlufig bestimmten Gruppen von Kuumlnstlern mit ihrem jeweils eigenen Stil zugeordnet werden noch immer wichtig dafuumlr ist die Arbeit des britischen Archaumlologen John Davidson Beazley (1885ndash1970) Kapitel vier widmet sich der Darstellung der Goumltter wobei in der Erzaumlhlung der Mythen viel Bekanntes vorzufinden ist Im weiteren geht es um Heroen von denen Hera-kles am haumlufigsten dargestellt ist interessant ist die Beobachtung dass er bis 5087 vChr dh zur Zeit der Peisistratiden der favorisierte Heros ist waumlhrend seit der Einfuumlhrung der attischen Demokratie Theseus der bevorzugte Held der Vasenmale-rei wird (in Einzelfaumlllen ist eine sichere Identifikation nicht moumlglich)

Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

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Rezension

34 Bulletin 922018

Es folgen die Helden des trojanischen Krieges und weiterer Sagenerzaumlhlungen wobei auch hier die detailreich geschilderten Handlungen dem Leser zur Genuumlge bekannt sind

Nach der Behandlung der mythischen Zeit geht es weiter mit den Bildern des taumlglichen Lebens aus dem Bereich der Arbeit und Freizeit sportlicher Wettkaumlmpfe Theater und kultischen Handlungen Nach den Goumlttern und Heroen folgen schliess-lich die Bilder des taumlglichen Lebens wobei sich Uumlberschneidungen zwischen mythologischen und nicht-mythologischen Bildern ergeben koumlnnen (beispielsweise in der barfuumlssigen Darstellung von Kriegern die sonst fuumlr Heroen typisch ist) die Bilder des vermeintlichen Alltags sind Konstrukte in einem bestimmten Kontext die den Haushalt Ausbildung Kunst Freizeitaktivitaumlten Liebesleben Feste To-tenehrung uvm umfassen

Das siebte Kapitel behandelt ausfuumlhrlich den Verlauf des griechischen Symposi-ons das ja auf vielen Trinkgefaumlssen dargestellt ist wo diese wiederum verwendet wurden

Im Laufe der Lektuumlre wird dem Leser die (an sich selbstverstaumlndliche) Tatsache wieder richtig bewusst welch wichtigen Beitrag fuumlr eine breite Kenntnis des anti-ken Lebens in all seinen Facetten die detaillierte Betrachtung griechischer Vasen liefert und welchen Stellenwert ihre Untersuchung in der Archaumlologie hat sich mit ihnen intensiv zu befassen ist ein lohnendes Unternehmen waren sie doch nicht nur im ganzen Mittelmeerraum sondern weit daruumlber hinaus verbreitet Nur relativ wenige Vasendarstellungen von deren Herstellung selbst und spaumlrliche literarische Zeugnisse lassen den grossen Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Produktion mit ihren vielen Einzelschritten die ohne weiteres missraten konnten erahnen

Iwan Durrer

Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

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Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

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Personelles

Bulletin 922018 35

PERSONELLES

Neumitglieder

Der Vorstand heisst folgendes Neumitglied in unserem Verband willkommen (Stand September 2018)

Catherine Fidanza Le Locle Solmeng-Jonas Hirschi Epalinges Etienne Morel Basel

Hinweis Adressaumlnderungen (inkl Mailadresse) sind an informationvsg-sspesch zu richten

Hinweis fuumlr pensionierte Mitglieder

Pensionierte koumlnnen ohne Beitragspflicht beim SAV bleiben (unabhaumlngig davon ob sie auch Mitglieder des VSG sind) Mitglieder des VSG bezahlen diesem nach der Pensionierung einen reduzierten Mitgliederbeitrag Bitte melden Sie den Eintritt in den Ruhestand an das Sekretariat des VSG (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) damit Ihre Mitgliederrechnung korrekt ausgestellt wird

Les retraiteacutes peuvent rester membres de lrsquoASPC sans obligation de cotiser Les membres affilieacutes agrave la SSPES peuvent comme retraiteacutes srsquoacquitter drsquoune cotisation reacuteduite aupregraves de la SSPES Toute entreacutee en retraite doit ecirctre signaleacutee en preacutecisant le choix drsquoaffiliation au secreacutetariat de la SSPES (Postfach 3000 Bern 056 443 14 54 informationvsg-sspesch wwwvsg-sspesch) qui eacutetablira le cas eacutecheacuteant la facture correspondante

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 35: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Personelles

36 Bulletin 922018

Kantonskorrespondenten SAV Correspondants cantonaux ASPC Corrispondenti cantonali ASFC

AG Beat Brandenberg Dorfstrasse 42a 5430 Wettingen 056430 12 25 agphilologiach

AI Iwan Durrer St Antonstrasse 11 9050 Appenzell 071534 15 18 aiphilologiach

AR Rebecca Graf Laumlmmlisbrunnenstrasse 43 9000 St Gallen 071220 16 04 arphilologiach

BE Andreas Haumlnni Eichholzstrasse 95a 3084 Wabern 031371 93 42 bephilologiach

BL Adele Netti Kirchgasse 4 4104 Oberwil 076437 82 12 blphilologiach

BS Monika Buder Am Baumlchle 5 D-79540 Loumlrrach-Stetten +49 7621 578435 bsphilologiach

FL Holger Marxer Silligatter 1 9492 Eschen flphilologiach

FR Franccedilois Zingg Route drsquoAmont 6A 1720 Corminboeuf 026424 18 34 frphilologiach

GE Jacques Morard rue Sonnex 3 1218 Le Grand-Saconnex 022788 16 10 gephilologiach

GL Martin Stuumlssi Durschen 8750 Riedern 055640 12 59 glphilologiach

GR Urs Grazioli Gufel 2 7204 Untervaz 081322 57 38 grphilologiach

JU Christian Mottaz Av de la Gare 42 2800 Deleacutemont 032423 23 91 juphilologiach

LU Christine Stuber Schoumlnruumltirain 4 6045 Meggen 041377 43 38 luphilologiach

NE Christine Haller Aellig 15 ch des Carrels 2034 Peseux 032731 16 12 nephilologiach

NW Dominique Stehli Untere Kohliweidstrasse 28 4656 Starrkirch-Wil 079771 35 63 nwphilologiach

OW Angela Keller-Dietrich Stucklistr 5 6072 Sachseln 079682 46 42 owphilologiach

SG Daniel Rutz Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91 sgphilologiach

SH Urs Walter Breitenaustrasse 144 8200 Schaffhausen 052625 64 42 shphilologiach

SO Thomas Henzi Marenstrasse 54 4632 Trimbach 062293 65 37 sophilologiach

SZ Bernhard Diethelm Albisstrasse 37 8038 Zuumlrich 044450 20 27 szphilologiach

TI Andrea Jahn Via Aprica 32 6900 Lugano 091966 45 57 tiphilologiach

TG Louis Raumlber Kleiberweg 6A 8500 Frauenfeld 052720 26 77 tgphilologiach

UR Karin Schaedler Gotthardstrasse 59 6460 Altdorf 041874 77 00 urphilologiach

VD Antje Kolde ch des Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02 vdphilologiach

VS Thierry Bueche La Tuilliegravere 1894 Les Eacutevouettes 024481 17 06 vsphilologiach

ZG Christa Omlin Loretostrasse 7 6300 Zug 041760 33 57 zgphilologiach

ZH Philipp Xandry Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 zhphilologiach

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare

Page 36: Bulletin • Bollettino 92kumente in griechischer Sprache. Die Geschichte der griechischen Papyri Ägyptens beginnt für uns mit Papyrus Elephantine 1. Dieser Papyrus wurde im Jahre

Personelles

Bulletin 922018 37

Vorstand SAV ndash comiteacute ASPC ndash comitato ASFC

Praumlsident Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Preacutesident Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74

Vizepraumlsidentin Antje-Marianne Kolde Dr antjekoldephilologiach Vice-preacutesidente Crecircts-de-Champel 14 1206 Genegraveve 079458 39 02

Bulletin-Redaktion Petra Haldemann lic phil petrahaldemannphilologiach Reacutedaction du bulletin Pfandernstrasse 16 3608 Thun 033335 51 27

Martin Stuumlssi martinstuessiphilologiach Durschen 8750 Riedern 055640 12 59

Verantwortlicher fuumlr Weiterbildung Philipp Xandry lic phil philippxandryphilologiach Responsable de la formation Albisriederstrasse 342 8047 Zuumlrich 043539 49 74 continue

Kassier Daniel Rutz danielrutzphilologiach Caissier Melibuumlndtenweg 22 8887 Mels 081723 89 91

Aktuarin Lucia Orelli Dr luciaorelliphilologiach Secreacutetaire aux verbaux Salita san Biagio 18 6600 Locarno 091743 39 39

Website Lucius Hartmann Dr luciushartmannphilologiach Site internet Im Zil 52 8620 Wetzikon 044361 20 86

Newsletter Barbara Cristian barbaracristianphilologiach Infolettre Moosgasse 18a 2575 Taumluffelen 032721 15 91

Beisitzer Rudolf Wachter Prof Dr phil rudolfwachterphilologiach Autre membre Gundeldingerstrasse 61 4053 Basel 061228 78 09

Assoziiertes Mitglied Karin Schlapbach Prof Dr karinschlapbachphilologiach Membre associeacutee Pierre-Aeby 16 1700 Fribourg 026300 78 36

Delegierte Melanie Kissling melaniekisslingphilologiach Deacuteleacutegueacutes Seestrasse 214 8708 Maumlnnedorf 044950 43 93

Andreas Kuumllling andreaskuellingphilologiach Roumlttelerstrasse 6 4058 Basel 061681 08 10

Redaktionsschluss Bulletin 932019 15 Maumlrz 2019

Impressum

Herausgeber Schweizerischer Altphilologenverband (SAV) wwwphilologiach ndash wwwlateinch

Druck Gamma-Print Reprografie AG Luzern Auflage 320 Exemplare