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52. Jahrgang Nr. 40 Montag, 10. Oktober 2016 Deckname Pegasus „Glück ab“: Fallschirmjäger trainieren in Frankreich die Luftlandung – und für den anschließenden Auftrag am Boden Seiten 6/7 POLITIK Abteilung CIT Die neue Abteilung Cyber- und Informationstechnik im Verteidi- gungsministerium ist mit Grund- befähigung aufgestellt. Seite 3 EINSATZ Counter Daesh Oberst Holger Radmann hat das deutsche Kontingent im türkischen Incirlik geführt – ein Interview. Seite 5 SPORT Im Freistil Schwimmer Sebastian Iwanow hat keine Knie und Schienbeine. Die Bundeswehr unterstützt den Spitzen-Para-Sportler. Seite 10 VIDEO DER WOCHE D 8512 . [email protected] Neu: Die Media-App der Bundeswehr.

Bundeswehr aktuell, Gesamtausgabe Nr. 40. … · Cyber-Abwehr und Krypto- Sicherheit gehören zu den künf-tigen Herausforderungen. Jeden Tag Angriffe auf das Regierungsnetz Die Ministerin

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52. Jahrgang Nr. 40 Montag, 10. Oktober 2016

Deckname Pegasus„Glück ab“: Fallschirmjäger trainieren in Frankreich die Luftlandung – und für den anschließenden Auftrag am Boden Seiten 6/7

POLITIK

Abteilung CITDie neue Abteilung Cyber- und Informationstechnik im Verteidi-gungsministerium ist mit Grund-befähigung aufgestellt. Seite 3

EINSATZ

Counter DaeshOberst Holger Radmann hat das deutsche Kontingent im türkischen Incirlik geführt – ein Interview. Seite 5

SPORT

Im FreistilSchwimmer Sebastian Iwanow hat keine Knie und Schienbeine. Die Bundeswehr unterstützt den Spitzen-Para-Sportler. Seite 10

VIDEO DER WOCHE

D 8

512

.

[email protected]

Neu:

Die Media-App

der Bundeswehr.

2 aktuell INTERN 10. Oktober 2016

BILD DER WOCHE

Bananen an Bord: Teile der Besatzung von U 34 beim Verpflegen auf engem Raum. Das U-Boot der Klasse 212A zählt zu den modernsten der Welt, aber der vorhandene Raum ist knapp. Der Proviant wird – nach bewährter Methode – dort mit Netzen verstaut, wo Platz ist.

E D I T O R I A L

Mit Superlativen sollte man sparsam sein. Es gibt sie jedoch, die seltenen Anlässe, bei denen Superlative durch-aus angebracht sind. Nun ist so ein Moment gekommen.

Die Aufstellung der ministeriellen Abteilung Cyber- und Informationstech-nik (CIT) ist zweifellos ein ganz besonders wichtiger Meilen-stein auf dem Weg hin zu einer schlagkräftigeren Cyber-Vertei-digung. Insgesamt ist ihr Auf-bau ein Thema von herausra-gender Bedeutung. Nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die digitale Agenda der Bundesregierung.

Es geht nicht allein um den Schutz vor hochspezialisierten Cyberattacken auf die Infor-mations- und Kommunikan-tionsnetze der Bundeswehr – ob im In- und Ausland oder in den Einsätzen. Vielmehr ist der Aufbau einer modernen Cyber-Verteidigung ein essen-tieller Beitrag zur gesamtstaat-lichen Sicherheitsvorsorge.

Wie wichtig diese für unser Land ist, wird im Hinblick auf

die Bedrohungslage deutlich. In Zeiten von Terror, Propaganda

und hybrider Kriegsführung ist unser Regierungs-

netz fast täglich Cyberangriffen ausgesetzt.

Die Bedrohung aus dem Netz ist einer der neuen Krisenherde unse-

rer Zeit. Die Reak-tion darauf muss nicht

schnell, sondern noch schneller kommen. Diese Herausforderung hat die Bundeswehr angenom-men. Unkonventionell geht es zur Sache. In einem dynami-schen Aufbauprozess werden in vielerlei Hinsicht neue Wege beschritten.

Neue Wege beim Aufbau effizenterer Strukturen. Neue Wege bei der Gewinnung von hochqualifiziertem Personal. So ist mit Klaus-Hardy Mühleck, dem Leiter der Abteilung CIT, ein IT-erfahrener Top- Manager aus der Wirtschaft gewonnen worden. Das ist ein gutes Signal zum Start in eine neue Dimension.

Jörg FleischerRessortleiter Politik

Z I T A T

„Für seine entschlossenen Anstrengungen,

den mehr als 50 Jahre andauernden Bürger-

krieg in dem Land zu beenden“.

Das Nobelkommitee zu seiner Begründung, den Friedens- nobelpreis in diesem Jahr an Kolumbiens Präsidenten Juan Manuel Santos zu verleihen.

K A L E N D E R B L A T T

Vor 170 Jahren: Am 16. Oktober 1846 führt William Thomas Green Morton in Boston erstmals öffentlich eine Narkose mittels einer Ätherkugel bei einem chirurgischen Eingriff durch. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Anästhesie.

Vor 145 Jahren: Am 10. Oktober 1871 gelingt es, einen Groß-brand in Chicago zu löschen. Zwei Tage lang steht die US-ame-rikanische Stadt zuvor in Flammen, wird fast vollständig zerstört.

Vor 105 Jahren: Am 10. Oktober 1911 wird der letzte Kaiser der chinesischen Mandschu-Dynastie, der sechsjährige Puyi, gestürzt. Vorausgegangen war der Aufstand einer Militäreinheit in Wuhan, die sich auf ganz China ausweitet.

Vor 90 Jahren: Am 14. Oktober 1926 erscheint das Erstlings-werk „Winnie-the-Pooh“. Nach Erscheinen avanciert das Werk über den Spielzeugbären zu einem Klassiker der Kinderliteratur und wird in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Vor 30 Jahren: Am 12. Oktober 1986 treffen sich der US-Präsi-dent Ronald Reagan und der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow. Die Verhandlungen enden ohne Ergebnisse, die erreichte Annäherung wird aber letzt-lich zur Beendigung des Kalten Krieges führen. (eb)

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

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Vertreter: ( - 2421)Oberleutnant Sebastian Nothing (sn)

Produktionsunterstützung: ( - 2422)Obergefreiter Daniel Wieland

Politik: Jörg Fleischer (jf, - 2830)

Streitkräfte/Einsatz:Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Major Alexandra Möckel (all), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie)

Zoom/Sport: Björn Lenz (ble, - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie),

Personal/Soziales/Vermischtes:Christiane Tiemann (tie - 2850)

Mediendesign:Daniela Hebbel ( - 2650), Daniela Prochaska, Eva Pfaender

aktuell als E-Paper und als PDF:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

SKA GrpRegMgmtBw/ MediendispositionKommerner Straße 18853879 EUSKIRCHENDEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org

ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wie-der. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Geneh-migung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail wer-den nur mit wirklichem Namen und Adresse berück-sichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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10. Oktober 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Eine neue DimensionNeue Abteilung Cyber- und Informationstechnik: Klaus-Hardy Mühleck übernimmt Leitung.

Von Jörg Fleischer

Berlin. Die neue Abteilung Cyber- und Informationstechnik (CIT) im Verteidigungsministe-rium (BMVg) ist mit Grundbe-fähigung aufgestellt. „Heute ist ein wegweisender Tag“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Festakt am vergangenen Mittwoch in Berlin. Die Bundeswehr erschließe sich eine neue Dimension. „Sehr viel moderner und noch viel schlag-kräftiger“, sagte von der Leyen.

Die Ministerin stellte auch den Leiter der Abteilung CIT vor – den bisherigen Chief Informa-tion Officer (CIO) bei Thyssen-Krupp Klaus-Hardy Mühleck. „Ich freue mich, in diesem tollen Land diese Aufgabe wahrneh-men zu dürfen“, sagte der 61-Jäh-rige bei seiner Amtseinführung. „Ich habe diesem Land viel zu ver danken, das möchte ich gern zurückgeben.“

Führung aus einer Hand bei Cyber und IT

Mühleck war CIO in mehreren Deutschen DAX-Unternehmen. Zu seinem Selbstverständnis sagte er: „Ich fühle mich als einer, der immer hart in der IT gearbeitet hat.“ Mühleck ist der Bundeswehr verbunden. Vor 40 Jahren machte er bei der Luft-waffe in Roth eine Ausbil-dung zum Richtfunker. „Schön, dass Sie den Weg zurück in die

Bundeswehr gefunden haben“, sagte die Ministerin.

Die neue ministerielle Abtei-lung mit rund 130 Dienstposten in Berlin und Bonn soll das Fun-dament für die weitere Profes-sionalisierung der Bundeswehr im Cyber- und Informationsraum legen und die Digitalisierungs-projekte der Truppe strategisch steuern. Damit soll die Digitale

Agenda der Bundesregierung wei-ter vorangetrieben werden. „Wirleisten einen weiteren Beitrag zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvor-sorge“, erklärte die Ministerin.Diese Sicherheitsvorsorge imCyberraum sei eine Aufgabe dergesamten Bundesregierung.

Für die Bundeswehr nannte die Ministerin IT eine „Kernres-source“. Mit Blick auf den Leiter des neuen Organisationsberei-ches sagte von der Leyen: „Mit einer Führung aus einer Hand legen wir Verantwortlichkeiten bei den Themen Cyber und IT an zentraler Stelle zusammen.“

Die neue Abteilung CIT glie0 E B 1 -dert sich in zwei UnterabteilunB 0 -gen: Cyber-/IT-Governance mit Dienstsitz in Berlin und IT-Ser-vices mit Sitz in Bonn. Die Unterabteilung Cyber-/IT-Go-vernance ist für die Planung zuständig und mit Aufgaben wie Cyber- und Digitalpolitik oder IT-Innovationsmanage-ment betraut. Die Realisierung

soll dann in der Unterabteilung IT-Services geschehen. Opera-tiver Schutz der IT-Systeme, Cyber-Abwehr und Krypto- Sicherheit gehören zu den künf-tigen Herausforderungen.

Jeden Tag Angriffe auf das Regierungsnetz

Die Ministerin zeigte die Not-wendigkeiten, die ihren Angaben zufolge zum Handeln drängten, auf. Fast täglich komme es zu „erheblichen, hochspezialisierten Cyberangriffen“ auf das Regie-rungsnetz. Zwar seien diese Atta-

cken nicht zu stoppen. „AberF 0A 8 wir können unsere IT-Systeme4 A 0 A so resilient machen, dass diese Angriffe keine

5 E schwerwiegenden

Folgen haben“, sagte die Minis-terin. Im Innern wie im Einsatz seien stabile und sichere Infor-mations- und Kommunikations-netze unverzichtbar. Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin sei die Einführung einer

digitalen Akte, an der mit Hoch-druck gearbeitet werde.

Vor rund einem Jahr war der Aufbaustab Cyber eingesetzt wor-den. Die ersten Handlungsemp-fehlungen wurden vor einem hal-ben Jahr vorgelegt – „und heute haben wir schon den ersten von zwei Meilensteinen erreicht“, sagte von der Leyen. Der nächste soll mit der Aufstellung des Kom-mandos für den Cyber- und Infor-mationsraum (CIRK) im Frühjahr 2017 gelegt werden.

Mehr Informationen im Internet unter www.bmvg.de.

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Ist jetzt Chief Information Officer im BMVg: Klaus-Hardy Mühleck (l. und 4. v. l.). Er machte einst bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Richtfunker, wurde später Manager in DAX-Unternehmen.

CYBERAbteilung Cyber/IT (CIT)

Abteilungsleiter CIT/ Ressort Chief Information Officer (CIO)entscheidungsbefugtes Vertreten von CIT nach außen, IT-Beauftragter des Ressorts, Vertretung des BMVg in internationalen IT-Gremien, gewährleistet die Übereinstim-mung des IT-Einsatzes mit den politischen, strategischen und operativen Zielen des

Ressorts und den IT-Festlegungen der Bundesregierung

CIT BWIInhaltlich-strategische

Steuerung BWI

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Unterabteilung Cyber-/IT-Governance

UAL CIT I Vertreter Ressort-CIO in internationalen Gremien

CIT I 1: Cyber- und Digitalpolitik, Cyber-/IT-Strategie, IT-Steue- rung und IT-Konsolidierung Bund, nationale/internationale Cyber-/IT- Gremien und Zusammenarbeit, Leiter Sekretariat AG IT-Strategie undLeiter AG Umsetzung IT-Strategie, Unterstützung der Aufgaben des CIO als Senior National Representative in NATO-Gremien

CIT I 2: IT-Innovationsmanagement, Zukunftsentwicklung und Weiter-entwicklung Cyber/IT-Fähigkeiten, Forschung und Technologie, Kura-toriumsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft/FKIE

CIT I 3: Cyber-/IT-/Sicherheits-Architekturmanagement, Priorisierung Bedarfsträgerforderungen, IT-Personal und Ausbildung

CIT I 4: Digitale Verwaltung, Leiter in der Projektgruppe und Beauf-tragter für die Koordinierung der Digitalisierung der Verwaltungsarbeitim Geschäftsbereich BMVg

CIT I 5: Geoinformationswesen der Bundeswehr, Koordinierung Geoinformationsunterstützung für IT-System der Bundeswehr, Euro-päisierung Geoinformationswesen, Leistungsprozessverantwortlicher des LP „Geoinformationswesen sicherstellen“

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Unterabteilung IT-Services/Informationssicherheit

UAL CIT II

CIT II 1: Grundsatz und Steuerung IT-System Bundeswehr, Bedarfskoordinierung IT-Serviceprovider

CITII 2: Operativer Schutz IT-Systeme, Cyber-Abwehr, Informations-sicherheit, Krypto-Sicherheit, Akkreditierung, IT-Krisenmanagement

CIT II 3: Basis-, Querschnitts- und Infrastrukturdienste, Vertragssteu-erung BWI

CIT II 4: Anwendungsdienste für Einsatz und Übungen, deutscher Sprecher im NATO AirC2 (Command and Control) Steering Committee

CIT II 5: Prozessorientierte IT- Unterstützung, Standard-Anwendungs- Software-Produkt-Familien (SASPF) und IT-Prozessgestaltung

Plan – Build – Run: Dem Prinzip Plan-Build-Run folgend sind für die Abteilung CIT zwei Unterabteilungen geplant. Die Unterabteilung CIT I nimmt Aufgaben der Cyber-/ITGovernance (PLAN) wahr. Die Unterabteilung CIT II nimmt Aufgaben für Realisierung (BUILD) sowie für den operativen Betrieb und Schutz (RUN) wahr.

Hercules C130 J soll kommen

Paris. Deutschland und Frankreich wollen im Bereich des taktischen Lufttrans-ports kooperieren. Bei einem Besuch in Paris unterzeich-neten die Verteidigungsmi-nister Ursula von der Leyen und Jean-Yves Le Drian eine entsprechende Absichtser-klärung. Ziel ist der gesicherte Zugriff auf geeignete Luft-transportmittel, vordringlich zur nationalen Krisenvorsorge. Die Vereinbarung sieht vor, dass Deutschland und Frank-reich bis 2021 eine gemein-same Lufttransportstaffel mit Flugzeugen vom Typ Hercu-les C-130J aufbauen, die in Frankreich stationiert sein soll. Nach gegenwärtigen Bedarfsprognosen sind vier bis sechs deutsche Luftfahr-zeuge in der Transportstaf-fel angedacht. Die Minister besprachen außerdem wei-tere Schritte zur Umsetzung der deutsch-französischen Verteidigungsinitiative. Die Vorschläge zur Stärkung der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik wurden Ende September auf dem Informellen Treffen der EU-Verteidigungsminister ein-gebracht und der Hohen Ver-treterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, überreicht. (eb)

Abgeordnete reisen nach Incirlik

Incirlik. Nach monatelangem Streit mit Ankara haben Bun-destagsabgeordnete am vergan-genen Mittwoch erstmals wie-der die Bundeswehrsoldaten auf dem türkischen Militärstütz-punkt Incirlik besuchen kön-nen. Die sieben Parlamentarier von CDU/CSU, SPD, Grünen und Linken im Verteidigungs-ausschuss informierten sich vor Ort über die Einsatzbedingungen der rund 250 deutschen Solda-ten im Kampf gegen die Terror-miliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und im Irak. Delegations-leiter Karl Lamers (CDU) sagte, einer Verlängerung des Mandats, das derzeit noch bis Dezember läuft, stehe nun „nichts mehr im Wege“. Der SPD-Verteidigungs-experte Rainer Arnold sagte, der Türkei-Besuch habe die „Eiszeit, die ein bisschen geherrscht hat, beendet“. Die Türkei hatte den Abgeordneten zunächst nicht erlaubt, die deutschen Soldaten in Incirlik zu besuchen. Erst Anfang September gab Ankara grünes Licht. Hintergrund des Konflikts war die im Juni verabschiedete Armenien-Resolution des Bun-destags. (eb)

4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 10. Oktober 2016

„Eine Welt in Unordnung“„Wir müssen denen den Kampf ansagen“ – Außenminister a. D. Klaus Kinkel im Interview.

Berlin. Außenminister außer Dienst Klaus Kinkel ist ein Freund der Bundeswehr. Gern erinnert er sich daran, dass ihm die Bundeswehr stets ein verläss­licher Partner war – tausende von Flugkilometern war er während seiner Reisen mit der Flugbereit­schaft unterwegs. Heute verfolgt Kinkel die Aktivitäten der Streit­kräfte weiterhin engagiert mit. Die Redaktion der Bundeswehr hat ihn im Vorfeld der Bundes­wehrtagung um eine Einschät­zung gebeten.

Wie nehmen Sie – vor dem Hintergrund Ihrer politischen Erfahrung aus Jahrzehnten – das Engagement der Bundes­wehr gegen den internationalen Terror wahr?

Ich begrüße das Engagement der Bundeswehr gegen den inter­nationalen Terror ausdrücklich. Wir können und sollten nicht bei­seite stehen. Wir müssen denen den Kampf ansagen, die für eine total in Unordnung geratene Welt maßgeblich verantwortlich sind. Die Bundeswehr ist dafür ausge­bildet und geeignet. Unsere Part­ner und Freunde in der Völker­gemeinschaft erwarten diesen Einsatz und begrüßen ihn. Wir sollten es auch tun.

Ist nach Ihrer Ansicht das Bewusstsein in der Bevölke­rung für die neue Rolle Deutsch­lands in der Welt genügend ausgeprägt?

Da bin ich nicht sicher. Die politisch Verantwortlichen sind ja bisher nicht ohne Grund so zurückhaltend gewesen, was den Einsatz der Bundeswehr anbe­langte. Zwei Weltkriege und ihre Folgen sind bei den Deutschen nicht vergessen. Sie führen zu größter Zurückhaltung. Jedoch kann ein Land von der Größe und Wirtschaftskraft Deutschlands in dieser globalisierten Welt nicht auf Dauer vorwiegend am Spiel­feldrand stehen und freundlich nicken. Uns ist eine große Ver­antwortung zugewachsen. Dafür muss das öffentliche Bewusstsein geschärft werden – maßgeblich durch die Politik.

Muss vor dem Hintergrund wachsender terroristischerBedrohung die Sicherheits­architektur unseres Staates reformiert werden?

Das sehe ich nicht. Wir sind mit unseren Instrumenten zur Abwehr von Bedrohungen alles in allem gut ausgestattet. Bei der Bekämpfung des Terrorismus müssen wir allerdings Anpas­sungen vornehmen. Das betrifft auch die Bundeswehr. Aber ich

habe den Eindruck, dass die poli­tisch Verantwortlichen diese Herausforderung sehen und ent­sprechend planen und handeln.

Polizei und Bundeswehr planen im Bund­/Länder­Maßstabgemeinsame Übungen des Ter­rorfalls. Was halten Sie davon?

Richtig, notwendig und gut. Es wäre fahrlässig, diese Übun­gen zu unterlassen. Das politische Gezerre in diesem Zusammen­hang finde ich grotesk.

Es gibt eine breite öffentliche Debatte darüber, den Einsatz der Bundeswehr im Innern durch eine Änderung des Grundgesetzes neu zu regeln. Was meinen Sie?

Ich glaube nicht, dass wir ange­sichts der Möglichkeiten, die wir bereits haben, für den Einsatz der Bundeswehr im Innern eine Verfassungsänderung benöti­gen. Unsere Verfassung gibt da manches her. Ich bitte darum, nicht immer sofort an Gesetzes­

änderungen zu denken, nur weil Umfragen es fordern. Damit habe ich in meiner Zeit als Justizmi­nister manche ungute Erfahrung gemacht.

Wie beurteilen Sie die Leistun­gen der Bundeswehr bei der Flüchtlingshilfe?

Prima! Ich hätte mir die Hilfe der Bundeswehr schon viel f rüher gewünscht. Sie kann das. Es gilt, manche politische Hemm­schwelle zu überwinden. Wir können uns hier andere Länder zum Vorbild nehmen.

Wie haben nach Ihrem Ein­druck die bisherigen Auslands­ einsätze die Bundeswehr ver­ändert?

Die Auslandserfahrungen, die zum Teil extremen Erlebnisse unserer Soldaten, die im äußers­ten Fall ihr Leben einsetzen, die Bedrohungen – all das hat unsere Soldaten und die Führungs­kräfte der Bundeswehr letztend­lich weiter gebracht. Wir können

stolz sein auf die Auslandsein­sätze unserer Bundeswehr. Sie hat an den Einsatzorten Vorbild­liches geleistet. Diese Einsätze haben das Ansehen Deutschlands in der Welt gemehrt.

Hat sich das außenpolitische Tagesgeschäft nach Ihrem Ein­druck gravierend verändert?

Ja, das stelle ich fest. Zu mei­ner politisch aktiven Zeit war die Welt bipolar. Von den zwei Weltmächten USA und UdSSR gesteuert und bis 1990 einigerma­ßen balanciert, überschaubar und wohl beherrschbar. 1990 nährte das Ende der Ost­West­Kon­frontation Hoffnungen auf eine ruhigere Weltlage. Diese Hoff­nungen haben leider getrogen. Heute haben wir eine multipolare Welt. Eine Welt in Unruhe und Unordnung. Die Welt ist aus den Fugen geraten. Das außen­politische Tagesgeschäft hat sich dadurch zweifellos verändert. Es ist noch schneller geworden und verzeichnet radikale Umbrüche. Ich glaube aber, dass Bundes­kanzlerin Angela Merkel, Bun­desaußenminister Frank­Walter Steinmeier und Bundesverteidi­gungsministerin Ursula von der Leyen in diesen schwierigen Zei­ten für unser Land und für Europa eine kluge Politik betreiben. Ich bin heilfroh, dass ich in dieser vertrackten Weltlage keine politi­sche Verantwortung mehr tragen muss.

In diesem Jahr hat Ihre Partei mit Guido Westerwelle, Hans­Dietrich Genscher und Walter Scheel drei sehr bedeu­tende Liberale verloren.

Ja, wir haben in diesem Jahr mit Walter Scheel, Hans­Dietrich Genscher und Guido Westerwelle drei herausragende Liberale ver­loren. Genscher und Scheel haben die deutsche Nachkriegszeit im Innern und Äußeren entschei­dend mitgestaltet. Beide waren langjährige Vorsitzende der FDP und haben die Partei geprägt. Die FDP hat mit diesen herausragen­den Politikern wirkungsvoll zum Wiederaufbau unseres Landes und zur Rückkehr in die Völ­kergemeinschaft nach zwei von Deutschland verschuldeten Welt­kriegen und dem Holocaust bei­getragen. Guido Westerwelle hat als Parteivorsitzender der FDP zu ihrem größten Wahlerfolg in der Nachkriegsgeschichte ver­holfen. Er war ein guter Außen­minister in liberaler Tradition – entgegen manchen Unkenrufen. Sein früher Tod ist eine Tragödie.

Die Fragen stellte Jörg Fleischer.

Klaus Kinkel: Außenminister und BND-Chef

Klaus Kinkel (79) war von 1992 bis 1998 Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war er von 1991 bis 1992 Bundesminister der Justiz. Der FDP-Politiker war während der Amtszeit von Helmut Kohl von 1993 bis 1998 Stellvertreter des Bundeskanzlers. Außerdem war der promovierte Jurist von 1993 bis 1995 Bundesvorsitzender der Liberalen. Vor seiner Zeit als Bundesminister hatte Kinkel von 1979 bis 1982 das Amt des Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes inne und wurde schließlich im Oktober 1982 zum Staatssekretär im Bundesminis-terium der Justiz ernannt. Von 1994 bis 2002 war Kinkel Abgeord-neter des Deutschen Bundestags. Hier war er von 1998 bis 2002 Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Bis Dezember 2014 war Kinkel Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung. Kinkel lebt in St. Augustin bei Bonn. (jf)

Konferenz verspricht Afghanistan Milliarden

Brüssel. Afghanistan bekommt weiter massive Unterstützung von der internationalen Gemein­schaft. Bis 2020 sagte eineGeberkonferenz in Brüssel in der vergangenen Woche 13,6 Milli­arden Euro an Hilfe zu. Die EU und ihre Mitgliedstaaten steu ­ern fünf Milliarden Euro bei, Deutschland davon bis zu 1,7 Milliarden. Die Geldgeber zeig­ten damit, dass es nicht an der Zeit sei, die Unterstützung zu verringern, sagte EU­Entwick­lungskommissar Neven Mimica. In der A bschlusserklärungwurde betont, dass es notwen­dig sei, Korruption und Armut zu bekämpfen, rechtsstaatliche Reformen umzusetzen sowie den Schutz der Menschen­ und Frau­enrechte zu garantieren. An dem Treffen nahmen 75 Länder und 26 Organisationen teil. (eb)

Bundesregierung setztweiter auf Diplomatie

Damaskus. Die Bundesregie­rung wirbt im Syrien­Konflikt ungeachtet der gescheiterten Gespräche zwischen den USA und Russland für diplomatische Bemühungen. Es müsse weiter nach Wegen gesucht werden, „das Sterben und das Morden zu beenden“, sagte Außenminister Frank­Walter Steinmeier in der vergangenen Woche. Angesichts der humanitären Krise im Osten Aleppos forderte Steinmeier „begrenzte Sicherheitsgarantien“ für humanitäre Hilfskonvois. Die USA und Russland hatten Anfang September eine Feuerpause ver­einbart, die aber nach einer Woche scheiterte. Angesichts der Kämpfe um Aleppo hatten die USA am vergangenen Montag die Syrien­ Gespräche mit Russland für be­ endet erklärt. (eb)

Kolumbiens Präsident glaubt an den Frieden

Bogota. Trotz der Ablehnung des Friedensabkommens mit den Farc­Rebellen durch die Bevölke­rung sieht Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ein Ende des jahrzehntelangen Konflikts in greifbarer Nähe. Er kündigte einen neuen Dialog über die Friedensbemühungen an. „Der Frieden in Kolumbien ist nah und wir werden ihn erreichen“, sagte der Staatschef vergangene Woche. Zuvor hatte die Bevöl­kerung das Abkommen in einem Referendum überraschend abge­lehnt. Eine Mehrheit von 50,21 Prozent stimmte mit Nein. Die Gegner des Abkommens kritisie­ren unter anderem, dass Gueril­lakämpfer gemäß dem Vertrag straflos ausgehen könnten. (eb)

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10. Oktober 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

Zurück zur RoutineTürkei: Der Putschversuch hat sich auch auf deutsche Soldaten vor Ort ausgewirkt. Ein Interview.

Incirlik. Mit der Übergabe desKommandos Ende Septemberendete die viermonatige Einsatz-zeit von Oberst Holger Radmann als Kontingentführer bei CounterDaesh, dem Einsatz der Bun-deswehr im Kampf gegen die Terrormi-liz „Islamischer Staat“ (IS). Im Inter-view blickt er auf vier ereignis-r e i c h e M o n a t e , einen Mili-tärputsch in der Türkei und die Leis-tungen seiner Sol-daten zurück.

Was charakterisiert den Einsatz Counter Daesh?

Dieser Einsatz hat in den letz-ten vier Monaten mehrere Facet-ten gezeigt. Vom 15. auf den 16. Juli, der Nacht des Putschver-suches in der Türkei, veränderten

sich die sonst stabilen Rahmenbe-dingungen. Die türkischen Auto-ritäten verhängten ein Flugverbot und schnitten den Flugplatz von der externen Stromversorgung ab. Sie können sich sicher gut

vorstellen, was es für einen Einsatzverband mit

etwa 250 Frauen und Männern

in dieserR e g i o n b e d e u -te t , aufBeleuch-tung, Kli-m a t i -

s i e r u n g , C o m p u t e r ,

Waschmaschi-nen und Warmwas-

ser von jetzt auf gleich und für mehrere Tage verzich-ten zu müssen. Niemand konnte im Vorfeld davon ausgehen, mit einer solchen Herausforderung konfrontiert zu werden.

Wie haben die Soldaten die Situation bewältigt?

Letztlich ist es dem Kontingent sehr gut gelungen, in dieser Zeit zu improvisieren und die Situ-ation gemeinsam mit unseren amerikanischen Verbündeten vor Ort zu meistern. Wir sind hier in Incirlik auch durch diese Zeit ins-gesamt noch stärker zusammen-gewachsen. Heute hat sich die Lage wieder normalisiert. Wir können den Einsatzflugbetrieb und auch alle sonstigen Aspekte des täglichen Dienstes wieder in einer ruhigen und stabilen Umge-bung, in enger Abstimmung mit unseren türkischen Partnern, routiniert bewerkstelligen.

Auf welche Regionen verteilt sich das deutsche Einsatzkon-tingent?

Ein weiteres Merkmal dieses Einsatzes stellt die große Ent-fernung zwischen den einzelnen Kontingentanteilen dar. Sie müs-sen wissen, dass mir neben dem Einsatzkontingent in Incirlik im Rahmen der Operation Inherent Resolve auch die deutschen Sol-daten beim Combined Air and

Space Operations Centre in Al Udeid/Katar und beim Haupt-quartier Combined Joint Task Force in Kuwait, sowie Verbin-dungsoffiziere in Jordanien und seit jüngstem auch im Nordirak unterstellt waren.

Welche Bilanz ziehen Sie im Bereich Auftragserfüllung?

Meine Bilanz ist sehr positiv. Wir haben in den vergangenen Monaten sehr gute Arbeit geleis-tet. Bis heute wurden mehr als 2600 Flugstunden mit den Auf-klärungsflugzeugen vom Typ Tornado und dem A310 MRTT in der Luftbetankungsrolle in mehr als 700 Aufklärungseinsät-zen und Betankungsflügen durch-geführt. Zusätzlich zeigt mir die starke Nachfrage am deutschen Beitrag bei der Operation Inhe-rent Resolve, dass unser Auftrag eine wichtige Unterstützung der Koalitionspartner im Kampf gegen den IS darstellt.

Die Fragen stellte der PAO Counter Daesh

MINUSMA bereitet sich auf Heron 1 vorDeutsche Luftwaffe bringt Ladesystem nach Mali, um den Betrieb der Aufklärungsdrohne vorbereiten zu können.

Gao. Ein Transportflugzeug des Typs A 400 M der Luftwaffe istzum ersten Mal auf dem Flug-platz im malischen Gao gelandet. Die Maschine traf am 1. Oktober in Gao ein. Die Fracht an Bord: Material, um die Einsatzbereit-schaft der AufklärungsdrohneHeron 1 herstellen zu können.

Der A400M brachte ein selbst-fahrendes und vielseitig einsetz-bares Lade- und Transportsystem – den PFA-50 –, das bis zu 22,7 Tonnen heben kann. Das Sys-tem wird in Mali benötigt, umTeile und Komponenten derDrohne Heron 1 sowie der ent-sprechenden Bodenkontroll-station sicher zu entladen. DasMaterial wird in den kommen-den Wochen in Mali erwartet.

Ende Oktober wird die Heron-1-Drohne dann voraussichtlich für einen ersten Aufklärungsflug über Gao starten. Die Fähig-keit zur Luftaufklärung gilt für die Multidimensionale Integ-rierte Stabilisierungsmission

der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) als immens wichtig.

Da der Flughafen von Gao in den vergangenen Jahren durch Kämpfe schwer beschä-digt wurde, fehlte es bisher an geeignetem Gerät zum Be-

und Entladen von Flugzeugen. Diese Fähigkeitslücke ist nun geschlossen.

Mit einer Spannweite von 16 Metern bei einem maxi-malen Startgewicht von 1200 Kilogramm hat Heron 1 eine

Reichweite von mehr als 1000 Kilometern und kann mehr als 30 Stunden ohne Unterbrechung in der Luft bleiben. Reißt die Ver-bindung zur Bodenstation ab, kehrt die Drohne selbstständig zu ihrem Startplatz zurück. (eb)

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Taliban greifen in Kundus an

Kundus. Vergangene Woche haben Taliban-Kämpfer erneut die afghanische Provinzhaupt-stadt Kundus angegriffen. Die Kämpfer seien vermutlich als Zivilisten getarnt in die Stadt gelangt, sagte Brigadegeneral Hartmut Renk, Kommandeur des deutschen Einsatzkontin-gents bei Resolute Support (RS) in einem Interview mit der ARD. Das Muster der Angriffe lässt darauf schließen, dass es den Angreifern vor allem darum ging, Angst und Unruhe in der Bevölkerung zu schüren. Offenbar hatten sie auch zum Ziel, mediale Aufmerksamkeit zu erreichen: Schon vor dem Angriff hatten Taliban-Kämpfer Bilder ihrer vermeintlichen Erfolge über soziale Netzwerke im Internet verbreitet. Tatsächlich han-delte es sich dabei um Bil-der, die bereits im vergange-nen Jahr entstanden waren.

Die afghanischen Sicher-heitskräfte bekamen die Lage zügig unter Kontrolle. (eb)

Tornados bleiben vorerst am Boden

Berlin. Der Flugbetrieb von 39 Tornados in der Version ASST A3 ist vorerst ausgesetzt. Hinter-grund ist ein technischer Mangel an einem Bauteil, das für das tak-tische Fliegen notwendig ist. Um jedwede Gefährdung auszuschlie-ßen, bleiben die Maschinen vor-sorglich am Boden. Betroffen sind auch sechs Tornado-Aufklärungs-flugzeuge des deutschen Einsatz-kontingentes der Operation Coun-ter Daesh. An einer Lösung wird gearbeitet. (eb)

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Gelandet in Gao: Der A 400 M wird auf dem Rollfeld entladen (l.). Es war die erste Landung eines deutschen A 400 M in der malischen Stadt.

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1. Ein Soldat der 5. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26 wartet auf die Verlegung in den Einsatzraum bei der Übung Colibri.

2. Der Operationsraum soll per Fallschirmsprung erreicht werden. 3. Bevor es los geht, wird der Fallschirm überprüft.

4. Die Hauptkräfte verlegen mit der Transall in das Operationsgebiet.5. Und springen schließlich über der erkundeten Landezone ab.6. Am Fallschirm gleiten die Soldaten hinab.7. In der Operationszentrale wird die Lageentwicklung besprochen.

8. Währenddessen überwinden die Soldaten weitere Hindernisse.9. Und kämpfen schließlich Haus für Haus des Dorfes „Jean Cousy“ frei.10. Im urbanen Gelände wird zudem das Überwinden von ungewöhnlichen

Hindernissen, wie das Klettern in einem Schacht, geübt.

PEGASUS GREIFT ANÜbung Colibri: Zweibrücker Fallschirmjäger üben in Frankreich Luftlandeoperationen.

Von Anika Wenzel Fotos Sebastian Wilke

FRANKREICH

Caylus

Die Kämpfer der Auver-gandan Resistance Group werden am frühen

Sonntagvormittag durch den Fluglärm französischer Trans-portflugzeuge alarmiert. Blitz-schnell gehen sie in Stellung. Schnell ist klar: Das ist der Beginn einer Luftlandeoperation mit dem Ziel, die Miliz zu schla-gen und die Gewalt gegen Zivilis-ten zu beenden. Es ist der Auftakt der länderübergreifenden Übung Colibri, eine jährlich stattfindende multinationale Luftlandeübung. Dabei wird vor allem der Fall-schirmsprungeinsatz mit anschlie-ßender Bodenoperation geübt. In diesem Jahr steht der Kampf im urbanen Gelände im Fokus.

„Wir müssen hier an der Straße entlang über die Fran-zosen hinweg zum Zwischen-ziel. Wir sind Deckungsele-ment und geben Deckungsfeuer. Bravo-Zug bezieht links neben uns Sturmausgangsstellung“, weist der Zugführer des Char-lie-Zuges, Oberfeldwebel M., seine Gruppenführer ein. Zuvor ist er mit Teilen der 5. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 26, Deckname Pegasus, in der Nähe von Caylus abgesprungen.

Die Kompanie wurde auf zwei Anflüge aufgeteilt. Obwohl sie noch nicht vollzählig ist, muss die Kompanie angreifen – in unmit-telbarer Nähe zum Absetzplatz sind die Milizen in Stellung.

Spezialisierte Kräfte voraus

Die erste Welle des angreifen-den Gefechtsverbandes bilden französische Fallschirmjäger. Die deutschen Soldaten folgen in der zweiten und dritten Welle. Die Franzosen haben bereits im Feuerkampf gestanden und einen Teil des Dorfes „Jean Cousy“ eingenommen, als die deut-schen Fallschirmjäger eintreffen. Aber: Sie können nicht weiter angreifen. Sonst überdehnt der Gefechtsstreifen.

Die saarländischen Fallschirm-jäger sollen über die Franzosen weiter angreifen. Ihr gemeinsa-mer Auftrag: Die Kämpfer der Auvergandan Resistance Group, kurz ARG, zerschlagen und die Gewalt gegen Zivilisten stoppen sowie weitere Ausschreitungen verhindern.

Die Landung der Fallschirmjä-ger ist aber nicht der Beginn der

militärischen Operation. Unbe-merkt von der Miliz hat die Angriffsoperation bereits zwei Tage zuvor begonnen.

Absetzplätze erkunden und sichern – das ist einer der Auf-träge des Fallschirmspezialzuges des Fallschirmjägerregimentes 26 aus Zweibrücken. Zusammen mit dem Pathfinder-Zug des 8e Régi-ment de Parachutistes d‘Infante-rie de Marine sind sie bereits zwei Tage zuvor im Freifallsprung in das feindliche Gebiet eingedrun-gen. Denn die Luftlandeoperation kann erst beginnen, wenn Lan-deplätze für Luftfahrzeuge und Absetzplätze für die Fallschirm-springer verfügbar sind. Geeig-nete Gebiete zu erkunden und den Nahbereich aufzuklären, ist Auf-trag dieser spezialisierten Kräfte.

Sturm und Einbruch

Inzwischen hat Ob erfeldwebel Marius M. mit seinem Zug die befohlene Stellung erreicht. „Wir sind das Deckungsele-ment, für das Deckungsfeuer ist das Gebäude A1 die linke Grenze, der Bravo-Zug greift links umfassend an, auf meinen

Befehl verlegen wir das Feuer nach rechts in die Tiefe“, infor-miert er erneut seine Gruppen-führer. Jeder weiß, was zu tun ist. Die Fallschirmjäger sind ein eingespieltes Team. Die Schützen gehen so in Stellung, dass sie wirken können.

Kampf durch die Tiefe

Dann die Meldung an den Kompaniechef: „Deckungs-element einsatzbereit.“ Es geht Schlag auf Schlag. Das Deckungsfeuer beginnt: Für die erste Gruppe des Bravo-Zu-ges das Zeichen zum Stürmen. Mit den Gewehren im Anschlag nähern sie sich dem ersten Gebäude. Noch keine Gegen-wehr. Die Einbruchstelle ist die Eingangstür. Der erste Raum wird ohne Verluste von den Fall-schirmjägern genommen. Wei-tere Soldaten des Bravo-Zuges folgen. Im Gebäude kämpfen sie sich weiter vor. Immer noch keine Gegenwehr vom Feind. Dann die Meldung zum Kom-paniechef: „Haus feindfrei.“ Der Bravo-Zug kämpft noch ein wei-teres Haus ohne Feindkontakt

frei. Jetzt wechseln die Rol-len. Der Bravo-Zug wird zum Deckungselement und überwacht aus den Gebäuden das Vorge-hen des Charlie-Zuges. Charlie greift rechts umfassend an. Ein Haus nach dem anderen wird von den Soldaten genommen. Zwischendurch die Meldung: „Dorf vermutlich feindfrei.“ Doch das kann erst bestätigt werden, wenn alle Gebäude genommen sind. Charlie kämpft sich weiter vor.

Im letzten Haus wird klar, dass die Milizen geflohen sind. Aber zum Ausruhen bleibt keine Zeit. Das Dorf wird durch die französischen und deutschen Fallschirmjäger gesichert. Die französische und amerikanische Luftwaffen fliegen ständig wei-teres Personal und Material ein. Ein ganzes zusätzliches Regi-ment aus Spaniern, Briten und Franzosen landet und sammelt sich in der Nacht im Dorf. Von dort greifen sie am nächsten Tag weitere Verstecke der Auvergan-dan Resistance Group an.

Colibri 2016 endet nach zwei Wochen fordernder Übungen. 2017 läuft die Übungsreihe zum 50. Mal – dann in Deutschland.

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Ohne Sprit läuft „nix“Husumer Spezialpioniere bauen ein Feldtanklager in Ungarn auf.

Von Markus Theis Fotos Christian Thiel

Papa/Ungarn. Auf der Air Base Papa im Westen Ungarns herrscht emsiges Treiben: Deut-sche und ungarische Soldaten schleppen meterlange Stahl-rohre und verkuppeln sie mit vereinten Kräften. Dazwischen bauen sie verschiedene Geräte ein: Pumpen, Filter und Schieber mit großen Schraubgewinden. Geländegängige Gabelstapler lie-fern immer wieder neues Mate-rial. Die Soldaten haben Schweiß auf der Stirn. Der Auftrag der Pipelinepioniere: Aufbau eines Feldtanklagers. Der Name der Übung: Safety Fuel 2016.

Binationales Ausbildungsprojekt

Oberstabsgefreiter Martin Knospe ist einer von fünf Mann-schaftssoldaten der 8. Kompanie des Spezialpionierregiments 164 aus Husum. Schon dutzende Male hat er ein solches Depot aufgebaut. Der bärtige Norddeut-sche strahlt Ruhe und Routine aus. „Auf dieser Übung kann ich meine Erfahrung an die Kame-

raden weitergeben“, sagt er.Auch für einige deutsche Kame-raden sei es das erste Mal, dass sie ein Feldtanklager real betrei-ben, erklärt Knospe.

Der ungarische Captain Gergely Beseny und Oberfeld- webel Uwe von Dollen koordi-nieren den Aufbau des Tank- lagers. Die Leitung obliegt in diesem Jahr den Ungarn. Gesprochen wird meist Englisch. Doch zwischendurch fallen auch Fachbegriffe auf Deutsch. „Viele ungarische Pipelinepi-oniere wurden in Deutschland ausgebildet“, erklärt von Dol-len. „Bei einigen Fachwörtern war es schwer, diese eins zu eins zu übersetzten. Da haben wir einfach das deutsche Fachwort beibehalten“, so der Pipeline-pionier. Für besonders knifflige Absprachen steht Dolmetscher Lars Petersen zur Verfügung.

Um möglichst wie im Einsatz zu üben, ist das Areal innerhalb der Air Base wie ein Feldlager aufgebaut – quasi eine Base in der Base. Über eine Fahrzeug-schleuse gelangt man in die Logistikbasis. Von den Unter-kunfts- und Sanitärcontainern über den Instandsetzungsbe-

reich bis hin zum Betreuungs-zelt hat der ungarische Leitver-band alles vorbereitet.

Einsatznahes Übungsgelände

Nach und nach nimmt das Feldtanklager Gestalt an. Aus der Vielzahl von Rohren, Ver-bindungstücken, Filterelementen und Messgeräten wird ein Sys-tem erkennbar. Im Routinebetrieb wird der Betriebsstoff mit unge-fähr acht Bar Druck durch die Leitungen gepumpt. Die Rohre halten jedoch ein Vielfaches aus.

Zentrales Element ist der Tankgruppenverteiler. Über zahl-reiche Schieber mit wuchtigen Schraubgewinden zum Öffnen und Schließen der Leitungen führen alle Rohre zu den Ein- und Ausgängen der Tankbla-sen. Diese kann man sich wie riesengroße olivfarbene Ballons v o r s t e l l e n . Noch liegendie vier Tank- blasen flachund leer in einem Auf-fangbecken. Prall gefüllt

fassen die ballonartigen Tanks bis zu 50 000 Liter Diesel, Kero-sin oder eines anderen Betriebs-stoffes.

Nach zwei Tagen schweiß-treibender Arbeit ist das Tan-klager fertig. Das Betriebs-stoffdepot kann befüllt und betrieben werden. Für von Dollen ist jedoch klar, dass weiter geübt wer-den muss. Auf-

bau und Funktionsprüfung haben dem zielstrebigen Oberfeldwebel zu lange gedauert.

Außerhalb des Sicherheitsbe-reichs gönnt sich Oberstabsge-freiter Knospe mit seinen Kame-raden derweil eine wohlverdiente

Pause. „Unsere Arbeit wird allzu oft als selbstverständ-lich wahrgenommen“, sagt Knospe. „Doch ohne Sprit

läuft nix!“

8 aktuell 10. Oktober 2016

Turm fällt – im zweiten AnlaufAuf dem Truppenübungsplatz in Lehnin verläuft das Sprengen eines alten Feuerwachturmes nicht ganz nach Plan.

Lehnin. „Hier sieht‘s ja aus wie bei ‘nem Justin-Bieber-Konzert“, kommentiert OberstleutnantMarkus Schulze Harling denAnblick dutzender Smartpho-nes. Die sind über eine Waldlich-tung auf den 200 Meter entfern-ten Truppenübungsplatz Lehnin gerichtet. Genauer: Auf einen alten Feuerwachturm, der dort über die Baumwipfel ragt. Heute wird er gesprengt und der Kom-mandeur des Panzerpionierbatail-lons 803 aus Havelberg wird die Zündung auslösen. Das Publikum besteht aus Soldaten, zivilen Bun-deswehrangehörigen, Polizisten und Forstarbeitern.

Monate zuvor hatten die Vorbe-reitungen begonnen. „Die Forst-verwaltung wollte den Turm abreißen lassen“, sagt Stabsfeld-webel René Meier. Gemeinsam mit der zivilen Behörde kamen die Panzerpioniere dann aber über-ein, den baufälligen Riesen im Zuge einer Brigadeweiterbildung zu sprengen. „So etwas bekom-men wir natürlich nicht alle Tage

in die Finger“, sagt Schulze Har-ling. Die Sprengung des Turms sei etwas „Besonderes für die Män-ner.“ Etwa 20 Sprengberechtigte der Panzergrenadierbrigade 41 wurden zur Weiterbildung in Lehnin zusammengezogen. Die „scharfe Sprengung“ ist der krö-nende Abschluss.

Den Turm systematisch schwächen

Meier ist Sprengmeister und als Leitender für den reibungs-losen und sicheren Ablauf ver-antwortlich. Gemeinsam mit

Stabsfeldwebel Marko Köpke, ebenfalls Sprengmeister, hat er die Sprengstoffmengen berech-net. Unter ihrer Anleitung haben die Sprengberechtigten der Bri-gade den Turm systematisch geschwächt. Seit dem frühen Morgen wurden die Ladungen an den vorgesehenen Stellen plat-ziert. Gegen 14 Uhr ist alles fertig.

Im Sicherheitsbereich stößt Köpke schließlich ins Signalhorn. Ein langer Ton – mindestens vier Sekunden gehalten – fordert zur Räumung des Gefahrenbereichs auf. Darauf folgen zwei kurze Töne, die die Zündung ankündi-

gen. Schulze Harling betätigt die Zündmaschine. Etwa auf halber Höhe des Turms wird eine Deto-nationsreihe sichtbar. Ein kurzer ohrenbetäubender Knall, Rauch ... und der Turm bleibt stehen. Ungläubiges Schweigen.

Es läuft – aber anders als geplant

Ein paar Sekunden warten die Sprengmeister noch. Dann ist klar, dass irgendetwas nicht so funktioniert hat, wie geplant. Nach einer kurzen Besprechung mit ihrem Kommandeur bege-

ben sich die beiden Stabsfeld-webel zum Sprengobjekt. Bald sind sie zurück. Offenbar haben Ladungen vereinzelt nicht umge-setzt. „Das kann vorkommen“, sagt Meier, der es jetzt eilig hat. Die Inspektion hat ergeben, dass einige Träger bei der Explosion nicht ganz durchschnitten wur-den. Der Turm hängt sozusagen am seidenen Faden.

Die Sprengmeister Meier und Köpke erledigen das mit zwei zusätzlichen Ladungen. Ein dumpfes Dröhnen und der Turm schwankt. Langsam legt er sich auf die Seite und verschwindet hinter der Baumreihe. Nach der Beurtei-lung durch die Sprengmeister darf der gefällte Riese in Augenschein genommen werden. Dass es Kom-plikationen gab, spielt schon keine große Rolle mehr. „Hauptsache er liegt“, sagt Oberstleutnant Schulze Harling. Die beiden Sprengmeis-ter dokumentieren unterdessen die Wirkung der Sprengmittel. Jede Erfahrung wird analysiert und in die Ausbildung einfließen. (mat)

Gut verkuppelt: Ungarische und deutsche Pipelinepioniere verbin-den Rohre (o.), um einen Zugang zur Tankblase (u.) zu schaffen.

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Gut vorbereitet: Die Sprengmeister Köpke und Meier (v.l.n.r.) bei den Vorbereitungen der Sprengung (l.) und beim Anbringen der Ladungen am Turm (M.), der am Ende schließlich doch noch fällt (r.).

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FÜR DEMOKRATIE UND FREIHEIT

Die größte Kaserne in Berlin trägt seinen

Namen: Der SPD-Politiker Julius Leber

leistete Widerstand gegen Hitler –

und bezahlte mit dem Leben.

Von Gabriele Vietze

Benannt nach einem Mann im Widerstand: Die heutige Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Tegel (l.). Im Jahr 1939 war das Gelände Heimat des Infanterie-Regiments „Gene-ral Göring“ (M.). Vor Gericht: Der Volksgerichtshof verurteilt Julius Leber (r.) im Prozess nach dem gescheiterten Attentat gegen Adolf Hitler am 20. Juli 1944.

Ju l i u s L e b e r ? Ist das

ein Verwand-ter von Georg Leber, demBundesvertei-digungsminis-ter von 1972 b i s 1 9 7 8 ?So reagierenviele, wenn der Name fällt.

Die Ant-wort: Nein, ist er nicht. Dabei

dürfte zumindest jedem Soldaten die Julius-Leber-Kaserne in Berlin ein Begriff sein. Die Lie-genschaft nahe dem Flughafen Tegel nutzten nach 1945 die alli-ierten Streitkräfte Frankreichs unter der Bezeichnung „Quartier Napoleon“. 1994 wurde sie der Bundeswehr zur Nutzung überge-ben und am 5. Januar 1995, dem 50. Todestag von Julius Leber, in Julius-Leber-Kaserne umbe-nannt. Auch Straßen, Schulen und Brücken in diversen deut-schen Städten tragen den Namen des SPD-Politikers.

Schon als Schüler Sozialdemokrat

Eine Generation vor seinem 1920 geborenen Namensvetter Georg kommt Julius Leber auf die Welt, am 16. November 1891 im elsässischen Biesheim als unehe-liches Kind von Katharina Schu-beter. Deren späterer Ehemann, der Maurer Jean Leber, nimmt ihn dann an Kindes statt an. Der junge Leber ist noch ein Schü-ler, als er 1912 den Sozialde-mokraten beitritt. Wegen seines Widerstands gegen den National- sozialismus wird er 1944 zum Tode verurteilt. Das Urteil wird am 5. Januar 1945 in Berlin- Plötzensee vollstreckt.

Nach dem Prozess hinter-lässt der Widerstandskämpfer in den mehr als zwei Monaten

des Wartens auf seine Hinrich-tung der Nachwelt die Botschaft: „Für eine so gute und gerechte Sache ist der Einsatz des eigenen Lebens der angemessene Preis. Wir haben getan, was in unserer Macht gestanden hat. Es ist nicht unser Verschulden, dass alles so und nicht anders ausgegangen ist.“

Leber ist auf dem Berliner Waldfriedhof Zehlendorf begra-ben. Seine letzte Ruhestätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin. Seit 1992 ist ihm auch eine von 96 Gedenktafeln in der Nähe des Reichstags gewidmet. Sie erinnern an Reichstagsabgeord-nete, die die Nationalsozialisten ermordeten.

Leber studierte nach dem Abitur im Jahr 1912 in Straßburg Nati-onalökonomie und Geschichte. Ab dem Wintersemester 1913/14

wechselte er an die Albert- Ludwigs-Universität Freiburg. 1914 meldete sich Leber freiwil-lig zum Kriegsdienst. Als Soldat wurde er zweimal verwundet. Nach anschließendem weiterem Studium promovierte er an der Universität Freiburg. 1921 wurde Leber Chefredakteur des sozialde-mokratischen „Lübecker Volks-boten“. Für den schrieb Anfang der Dreißigerjahre auch der spä-tere Bundeskanzler Willy Brandt, damals noch Schüler. Von 1924 bis 1933 befasste sich Leber als Reichstagsabgeordneter für die SPD vor allem mit der Wehr-

politik. Am 21. November 1927 heiratete er Annedore Rosenthal, mit der er zwei Kinder bekam.

Wegen seiner heftigen Ausein-andersetzungen mit der politischen Rechten war Leber, nachdem Adolf Hitler zum Reichskanz-ler ernannt worden war, gefähr-det. Schon in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1933 wurde er erstmals verhaf-tet. Am 23. März 1933 wurde er dann in „Schutzhaft“ genommen, um zu verhindern, dass er an der Abstimmung über das Ermäch-tigungsgesetz teilnahm. Am 27. Mai 1933 wurde Leber zu 20 Monaten Gefängnis verur-teilt. Er war mit der Sturmabtei-lung (SA) aneinandergeraten, die ihn bezichtigte, an einem „Rauf-handel“ beteiligt gewesen zu sein. Nachdem er die Strafe ver-büßt hatte, hielt ihn das Regime bis Mai 1937 in verschiedenen Konzentrationslagern fest.

Ein Mann von „sittlicher Größe“

Nach seiner Entlassung nach Berlin knüpft Leber Kontakte zu verschiedenen Widerstands-kreisen. Nach einem Sturz des NS-Regimes soll Leber Innen-minister werden, so der Plan des als Reichskanzler vorgesehenen Carl Friedrich Goerdeler. Am 5. Juli 1944 wird Leber, der unter polizeilicher Überwachung steht, wieder verhaftet. Nach dem miss-glückten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 wird er am 24. Okto-ber zum Tode verurteilt.

Auf der Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag von Julius Leber in der Gethsemanekirche in Berlin am 15. November 1991 sprachen die ehemaligen Bun-deskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt. Sie würdigten Lebers sittliche Größe und seinen unbeugsamen Willen, mit Ver-nunft, Leidenschaft und Augen-maß für Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit einzutreten.

Idee der sozialen Republik

Als Journalist und Politiker entwickelte Leber die Idee der „sozialen Republik“. Damit wollte er die demokratischen und nationalen Elemente der bür-gerlichen Befreiungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts mit sozialistischen Überzeugungen

verbinden. Im Laufe der Zeit distanzierte er sich zusehends von den marxistischen Theorien. In seiner Partei gehörte er dem Reformflügel an und war Mitglied des ebenfalls reformorientierten Frei-maurerbundes „Zur aufgehenden Sonne“.

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Zu Ehren von Julius Leber: Eine Gedenktafel in Berlin.

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10 aktuell SPORT

Ein Leben im Freistil

Sebastian Iwanow kam ohne Knie

und Schienbeine zur Welt – und wurde Leistungssportler. Mit aktuell hat er über Erfolge und Rückschläge gesprochen.

Von Stefan Rentzsch

Berlin. Seit fast drei Jahren kooperiert die Bundeswehr mit dem Deutschen Behin-dertensportverband. Sebastian Iwanow ist einer der paralym-pischen Athleten, der einen Spe-zialvertrag mit der Bundeswehr für die Sportförderung hat.

Der Schwimmer hat eine Kar-riere mit Höhen und Tiefen hin-ter sich. Bei seinem Verein Bayer Leverkusen ist Iwanow fast schon sein gesamtes Leben lang. Im benachbarten Bergisch-Gladbach geboren, trat er mit sechs Jahren bei Bayer ein. „Er ist mit Abstand der beste deutsche Verein, was Parasport angeht. Das Nonplus- ultra“, sagt der 31-Jährige.

Dass bei Iwanow das Poten-zial bis ganz nach oben da sein würde, ergab sich nach und nach. „Irgendwann kam die paralympi-sche Abteilung auf mich zu und fragte, ob ich bei den Deutschen Meisterschaften mitschwimmen möchte.“ Danach ging es steil bergauf.

Dennoch: 2011 suchte der Schwimmer eine andere Pers-pektive und zog nach Berlin. „Ich brauchte neue Reize, ein neues Umfeld“, so seine Begründung. Eine rein sportliche Entscheidung sei es gewesen. Mittlerweile hat es ihm die Hauptstadt angetan. „In Berlin ist die Infrastruktur perfekt. Hier hat man einfach alles.“ Seine sportliche Heimat ist das Sportforum Hohenschön-

hau-s e n . Dennoch startet er wei-ter für Bayer Lever-kusen. Der Erfolg zeigte, dass der Weg Richtung Be rlin richtig war. 2012 gewann Iwanow bei den Sommer-Paralympics in London Silber über 100 Meter Freistil und Bronze über 100 Meter Rücken. Es folgten Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften.

Nach dem Erfolg: Ernüchterung

Doch dann kamen musku-läre Probleme in der Schulter: „Seit Oktober 2015 konnte ich nur noch mehr schlecht als recht trainieren.“ Eine Verletzung zur falschen Zeit, fiel sie doch direkt in die heiße Phase der Vorberei-tung für die Paralympics in Rio. „Im Frühling konnte ich mich bei der EM mit Ach und Krach qua-lifizieren. Danach habe ich mir nochmal einen Schlag weggeholt.

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klar, dass es keinen Sinn

macht, nach Rio zu fahren“, erinnert sich Iwanow.

Für den Athleten war es eine schwierige Zeit. „Nach Para-lympics-Teilnahmen in Athen, Peking und London und danach drei Jahren harter Trainingsarbeit war es natürlich extrem bitter, Rio nur vorm Fernseher ver-folgen zu können. Zumal eine Medaille durchaus drin gewesen wäre.“ Doch Iwanow ist zufrie-den mit seiner bisherigen sport-lichen Karriere: „Ich habe viel erreicht. Irgendwann erwischt es eben jeden“, sagt er.

Zumal seine sportliche Auszeit auch etwas Gutes hatte. Denn in der Zeit konnte er sich intensiv seinem Studium der Sozialwis-senschaften widmen. „Seit vier Jahren studiere ich an der Hum-boldt-Universität und schreibe gerade an meiner Bachelorarbeit.

Im Sommer konnte ich mehr Kurse besuchen und richtig durchpowern.“

Leistungssport: nicht ohne Risiko

Der Weg nach oben im deutschen Parasport ist steinig.

„Wenn man 18 oder 19 Jahre alt ist und körperlich noch nicht die Voraussetzungen gegeben sind, in der Spitze mitzuhalten, muss man schon überlegen: Ris-kiere ich es, weiterzumachen? Oder kümmere ich mich um mein berufliches Fortkommen?“ Für Leistungssportler sei es unge-

mein schwierig, für den Lebens-unterhalt zu sorgen. „Selbst im A-Kader, also der sportlichen Elite, erhalten die Athleten ganze 150 Euro Sporthilfe im Monat“, sagt Iwanow. Umso wichtiger sei ihm die Unterstützung durch die Bundeswehr. Seine sport-liche Zukunft kann der gebür-tige Bergisch-Gladbacher der-zeit nicht einschätzen. „Alles hängt davon ab, wie die Schul-ter verheilt. Im besten Fall kann ich Ende Herbst oder im Winter wieder mit dem Training anfan-gen.“ Zeitdruck verspürt er aber nicht, schließlich sind die Para-lympics gerade vorbei.

Umstritten: die Startklassen im Parasport

Von Geburt an fehlen Sebastian Iwanow beide Knie und Schienbeine. Auch kleinere Einschränkungen an den Händen muss er hinnehmen. Im Einstufungswirrwarr des Parasports findet sich Iwanow damit in der Klasse S 6 wieder. „Schwim-mer mit uneingeschränkten Arm- und Handfunktionen, etwas Rumpfkontrolle, aber keine verwertbaren Beinmuskeln. Athle-ten mit Koordinationsproblemen, obwohl sie noch gehen kön-nen. Auch für Zwergwüchsige und Schwimmer mit größeren Verlusten an zwei Gliedmaßen“, so definiert das Bundesins-titut für Sportwissenschaft die Kategorie. Ganze 14 solcher Kategorien gibt es allein im paralympischen Schwimmsport. Andere Sportarten haben andere Einteilungen. Und die sind nicht unumstritten: „Selbst innerhalb einer Kategorie gibt es große Unterschiede zwischen den Sportlern. Im Sinne der Fair-ness müsste man noch mehr differenzieren“, erklärt Iwanow. Doch dann gebe es wohl einfach zu viele Wettkämpfe, sagt der Sportler. Das stimmt: In Rio wurden bei den Paralympics 528 Goldmedaillen vergeben, bei den Olympischen Spielen hingegen nur 306.

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Wahl-Berliner: Sebastian Iwanow in sei-ner Wohnung in der Hauptstadt (l. u.

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Jahr 2012 (o. M.). Foto

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10. Oktober 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Richtig gut betreut In der Krippe „Fördewichtel“ zählen die Bedürfnisse von Soldatenfamilien.

Von Julia Weigelt

Kiel. Monika Clausing ist begeis-tert: „Es ist einfach super, wie viel Platz wir hier haben.“ Sie steht in den Räumen der Kinderkrippe Fördewichtel, die in der ehema-ligen Telefonzentrale des Mari-nestützpunkts in Kiel entstanden ist. Clausing ist Geschäftsfüh-rerin des Vereins Pädiko, dem Träger der Krippe. Sie ist für 30 Kinderbetreuungseinrichtungen verantwortlich. Selten sind die Räume ihrer Schützlinge so groß-zügig geschnitten wie hier in der Kaserne.

Auch das Engagement der Eltern sei ungewöhnlich groß, berichtet Erzieher Marcel Fünkner: „Die Eltern haben zum Beispiel Geld für unseren Spielplatz gesam-melt und die Wände gestrichen. Das Gemeinschaftsgefühl ist sehr groß.“

Die Kinderkrippe hat sich auf die Bedürfnisse von Soldaten-familien eingestellt. 20 Kinder bis zu drei Jahren werden bei den Fördewichteln betreut. Die Krippe hat von 6.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, nach Absprache auch länger. „Wenn das Boot mit Papa an Bord nicht pünktlich im Hafen ist, bleiben wir halt länger auf – ohne Stress zu machen“,

sagt Krippen-Geschäfts-führerin Clausing.

Auch Auslandsein-sätze sind bei den Fördewichteln immer wie-der Thema. „ Wi r s i nd e s gewohn t , dass Müt-ter und V ä t e r l ä n g e r e Zeit allein mit ihren Kindern leben, wenn der Partner im Einsatz ist“, sagt Erzieher Fünkner. In die-ser Zeit müsse man Verständ-nis haben, wenn der zurückge- bliebene Elternteil dünnhäuti-ger reagiere als sonst oder die Kinder ihren Vater oder ihre Mutter vermissen. „Auch wenn sie noch sehr klein sind, spü-ren die Kinder ganz genau, dass etwas anders ist“, sagt Fünkner.

Kinderbetreuung in der Bundeswehr

Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Pfeiler der Agenda Attraktivität. Ein wichtiger Aspekt dabei ist eine Kinderbe-treuung, die an die Arbeitszeiten der Eltern angepasst ist. Dies wird in der Bundeswehr vor allem durch Belegrechte in zivilen Kitas (rund 400 Plätze) und die Einrichtung von Großtagespflegen (rund 100 Plätze) geför-dert. Kitas gibt es in München, Koblenz, Ulm und Bonn. Eine Kita in Berlin ist in Planung. An fünf Lehrgangsstandorten laufen außerdem Pilotprojekte mit Belegrechten und der Kurz-

zeitbetreuung in Großtagespflegen. Für Not-fälle, in denen keine Kinderbetreuung organisiert werden konnte, stehen 335 Eltern-Kind- Arbeitszimmer zur Verfügung. 60 weitere sind geplant.

Die Infopunkte in vielen Bundeswehrstandorten vermitteln Ansprechpartner zu Fragen rund um die Kinderbetreuung.

Für weitere Informationen hat die Bundeswehr das Onlineportal www.bundeswehr-kinderbetreuung.de eingerichtet.

P E R S O N A L B O G E N

Norddeutsche Präzisionsarbeit Papa/Ungarn. Martin Knospe mag seine Arbeit. Sonst wäre der Oberstabsgefreite nicht schon so lange dabei. Der Pipelinepionier ist seit zehn Jahren bei der Bundeswehr, er ist ein alter Hase im Geschäft. Ans Aufhören denkt Knospe trotz-dem nicht: Der 31-Jährige ist noch für weitere neun Jahre verpflich-tet.

Knospe dient seit der Grundaus-bildung in der gleichen Einheit aus Nordfriesland – dem 8. Spezialpionier-regiment 164. „Ich bin seit 2006 in Husum und war praktisch immer in der gleichen Kompa-nie, auch wenn sie zwischenzeitlich mal umbenannt wurde“, sagt er. Auch seine Jugend hat Knospe an der Küste verbracht: Er stammt von der Ostseein-sel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Oberstabsgefreite ist ein echtes Nordlicht. Bodenständig, etwas kühl. Aber ehrlich. Und

auch unter Stress fast immer gelassen. Knospe ist nicht nur in der Pipeline-

technik ausgebildet, sondern kann auch Kräne und Baumaschinen führen. „Mir macht das Spaß, das ist genau mein Ding“, sagt der zwei-fache Familienvater.

Das stellt Knospe gern unter eweis: Kürzlich baute der Pipeline-

pionier im Zuge der Übung „Safety Fuel 2016“ zusammen mit ungarischen Pionieren

ein mobiles Tanklager. Viele Worte wurden nicht gewechselt, jeder Handgriff saß. Knospe weiß genau, was er tut – auch wenn es ernst wird: Sechs Mal war er in Afghanistan, blickt auf 692 Tage im Auslandseinsatz zurück. (päs)

Was ist Ihr höchstes Gut?Meine Familie und meine Kinder.

Wie können Sie am besten abschalten?Beim Fußballspielen.

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?Ich bin ganz zufrieden und möchte mit niemandem tauschen.

Haben Sie ein Vorbild?Nö!

Was motiviert Sie?Die Arbeit. Ich möchte schnell vorankommen und sehe gern, was ich geschafft habe.

Was schätzen Sie an anderen Menschen?Ehrlichkeit ist mir am wichtigsten. Man kann über alles reden.

Karrieretage an der Bundeswehr-Uni

München. In dieser Woche fin-det an der Universität der Bun-deswehr in München (UniBw)das 7. Unternehmens- und Kar-riereforum statt. Bundeswehr-angehörige können sich am 14. und 15. Oktober über berufliche Perspektiven informieren – und Kontakte knüpfen.

Studenten und Absolventen, wissenschaftliche Mitarbeiter und Zeitoffiziere, die die Bun-deswehr verlassen, können sich auf dem Universitätscampus in Neubiberg bei Arbeitgebern aus Wirtschaft und Verwaltung über Jobs und Berufsperspektiven erkundigen. Weitere Themen sind Karriereförderung und wis-senschaftliche Weiterbildung. Die Teilnahme ist kostenlos.

Erstmals läuft das Forum an zwei Tagen. Am Freitag, den 14. Oktober, liegt der Schwer-punkt auf dem Übergang von der militärischen in die zivile Lauf-bahn. Erfolgreiche Absolventen der UniBw geben einen Einblick in ihre Jobs und vermitteln Tipps und Erfahrungen. Zeitoffiziere werden in einem fünfstündigen „Career Booster“-Seminar auf die Zeit nach der Bundeswehr-laufbahn vorbereitet.

Am Samstag, den 15. Oktober, stehen Vertreter namhafter Firmen – unter anderem der Flugzeugher-steller Airbus, der Onlinehändler Amazon und der Einzelhändler Lidl – für persönliche Gespräche zur Verfügung. Auch Behörden, Verbände und Bildungsanbieter sind vor Ort. Vier erfahreneBewerbungstrainer bieten indi-viduelle Coachings an. (kat)

Mehr zum Thema unter https://www.unibw.de/karriere/unter-nehmensforum. Für das „Career Booster“-Seminar und die indi-viduellen Coachings bitte Vor-anmeldung per E-Mail unter [email protected].

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Eine Krippe direkt am Standort: Die „Fördewichtel“ sind in der einstigen Telefonzentrale des Marinestützpunktes Kiel zu Hause.

Foto: Bundeswehr/Chris

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12 aktuell VERMISCHTES 10. Oktober 2016

Wenn alles still stehtJom Kippur – der Tag der Sühne und der Versöhnung – ist der höchste Festtag im jüdischen Kalender.

Von Timo Kather

Juden in aller Welt feiern vom 11. bis 12. Oktober Jom

Kippur, den Tag der Sühne und der Versöhnung. Jom Kippur ist der höchste Festtag des jüdischen Glaubens – er wird mit Beten, Fasten und innerer Einkehr ver-bracht. Die etwa 14,5 Millionen Gläubigen bekennen und bereuen ihre Sünden vor Gott. Sie leis-ten Abbitte und hoffen darauf, dass ihnen ihre Verfehlungen vergeben werden.

Tage der Reue und Umkehr

Jom Kippur wird im Herbst, im September oder Oktober, began-gen. Das genaue Datum variiert von Jahr zu Jahr, es wird nach dem Mondkalender bestimmt. Jom Kippur liegt zehn Tage nach dem jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Es beschließt die Tage der Reue und Umkehr: An Neujahr hält Gott Gericht über die Gläubigen – an Jom Kippur fällt er sein Urteil. Juden versuchen zwischen den Festtagen, Fehler wieder gut zumachen, Streitig-keiten beizulegen und Missver-ständnisse auszuräumen.

An Jom Kippur kommt das öffentliche Leben in Israel vollständig zum Erliegen. Auf den Straßen sind kaum Autos

unterwegs, Geschäfte und Res-taurants bleiben geschlossen. Selbst Fernseh- und Radiosen-der strahlen kein Programm

aus. Das israelische Mili-tär bleibt allerdings in voller Alarmbereitschaft. Eine Lehre aus dem Jom-Kippur-Krieg

1973, als Israel am Festtag von seinen arabischen Nachbarn überfallen wurde. 2200 Israelis kamen in dem knapp dreiwöchi-gen Krieg ums Leben.

Die Feierlichkeiten beginnen schon am Abend vor Jom Kippur – mit dem Kol Nidre, dem gemeinsamen Sündenbekenntnis. In den Häusern werden Lichter für die Toten angezündet. Nach Sonnenuntergang wird gefastet – für 25 Stunden wird tradito-nell nichts gegessen und getrun-ken. Davon sind nur Kinder und Schwangere ausgenommen.

Ein Tag voller Gebete

Viele Juden verbringen fast den ganzen Festtag mit Got-tesdiensten. Sie wünschen sich gegenseitig „gmar chatima tova“ – zu deutsch: „Möge deine Ein-schreibung (in das Buch des Lebens) gut abgeschlossen wer-den.“ Jom Kippur wird nach Ein-bruch der Dunkelheit mit einem Festmahl beschlossen. Anschlie-ßend beginnen die Vorberei-tungen für den nächsten großen Feiertag: Nur fünf Tage nach Jom Kippur feiern Juden das Laubhüttenfest.

R Ä T S E L

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Glück

402016

Senden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 40/2016” und Ihrer Postanschrift an:

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Lösung 38/2016: 8 6 1 5

Gewonnen hat: Thomas RockelSpielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.

Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Autofreier Tag: Zwei Frauen laufen an Jom Kippur in Jerusalem über eine menschenleere Straße. Am höchsten jüdischen Feiertag stellen sogar israelische Fernseh- und Radiosender ihren Betrieb ein.