Burda - Verteilungswirkungen - kas.de · PDF fileArbeitsmarktreformen und ihre Verteilungswirkungen - Ein Rückblick Prof. Michael C. Burda Humboldt-Universität zu Berlin Keynote

Arbeitsmarktreformen und
ihre Verteilungswirkungen -Ein Rckblick
Arbeitsmarktreformen und
ihre Verteilungswirkungen -Ein Rckblick
Prof. Michael C. Burda
Humboldt-Universitt zu Berlin
Keynote Address fr die Konferenz
Eine faire Arbeitsmarktordnung Reine Utopie?
Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung
Berlin, 21.Mrz 2013

Zusammenfassung
Grundstze der Volkswirtschaftslehre
Der titanische Konflikt: Effizienz vs. Gerechtigkeit
Ziel der Agenda 2010: Die Effizienz steigern nach den
Herausforderungen der Wiedervereinigung
Das Ergebnis: Mehr Jobs, weniger Arbeitslosigkeit
Der Preis: Mehr Ungleichheit, Ungerechtigkeit?
Was kann der Staat tun, um diese Lage zu korrigieren?
2Burda / Arbeitsmarktreformen und ihre Verteilungsauswirkungen

Grundstzliches
Effizienz versus Gerechtigkeit: Der titanische Konflikt der Nationalkonomie
Was ist eine effiziente Verteilung? Eine gerechte
Verteilung?
Fairness ist wichtig soziologisch, politisch, auch konomisch
Verteilungsmastbe
Funktionale Einkommensverteilung
Streuung der Entlohnung fr beobachtete Merkmale
Streuung der unbeobachteten Komponenten

Hintergrnde der Agenda 2010
Stets steigende Arbeitslosenquoten, niedrige
Beschftigtenquoten bei lteren Arbeitnehmer
Leere Sozialkassen
Trge und modernisierungsbedrftige Arbeitsmter
Heftiger Strukturwandel sowohl im Osten als auch im
Westen
Finanzierung der Wiedervereinigung ist auf die Sozialversicherung zurckgefallen

Sozialversicherungsbeitrge (Arbeitgeber und -nehmer) im % des
Bruttoentgeltes aus unselbststndiger Arbeit, 1970-2009
1970-1989 1990-2008 2009*
Niederlande 29 29 27
Deutschland 28 34 32
USA 10 12 12
Quelle: OECD, eigene Berechnungen; vor 1992 Zahlen aus Westdeutschland

.05
.10
.15
.20
.25
.30
.35
.40
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
6
NL
GER
USA
Source: OECD, authors calculations.
Burda / Arbeitsmarktreformen und ihre Verteilungsauswirkungen
Die Kosten der Wiedervereinigung wurden ber
die Sozialversicherungsbeitrge abgewlzt

.05
.10
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.25
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.35
.40
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
7
NL
D
USA
Quelle: OECD, eigene Berechnungen; vor 1992 Zahlen aus Westdeutschland
Die Kosten der Wiedervereinigung wurden ber
die Sozialversicherungsbeitrge abgewlzt

Was war die Agenda 2010?
Novelle zur Arbeitnehmerberlassungsgesetz (2002)
Hartz I (seit 1.1.2003): Leiharbeit/Zeitarbeit, Personal-
Service-Agenturen
Hartz II (seit 1.1.2003,2004): Minijobs/Ich-AGs
Hartz III (seit 1.1.2004): Professionalisierung der
Dienstleisungen: Arbeitsmter Arbeitsagenturen
Hartz IV (seit 1.1.2005): Arbeitslosengeld + Sozialhilfe
ALG II

Novum: Das erste Mal, dass man das Problem
beim Namen genannt hat (Lohnnebenkosten,
Lohnstckkosten, Wettbewerbsfhigkeit)
Auch: Dass Gewerkschaften, Arbeitgeber und Betriebsrte das Problem verstanden haben
Problematik der Anreize am Arbeitsmarkt:
Frdern und Fordern
Hartz IV: Der Anspruchsniveau und die Anspruchsdauer wurden beschnitten
Was war die Agenda 2010?

Evidenz
Fahr/Sunde (2009):
Die Abgangsrate aus der Arbeitslosigkeit ist angestiegen
bzw. die Besetzung von offenen Stellen mit
Arbeitssuchenden ist schneller geworden
Die Beschftigtenquote bei lteren Arbeitnehmern (50-64 Jahre alt) hat um 70% zugenommen
Fitzenberger: Die Ungleichheit hat zugenommen. Im
Osten primr eine Spreizung der Gehaltsstruktur nach
oben; im Westen nach unten

Burda / Arbeitsmarktreformen und ihre
Verteilungsauswirkungen11
Arbeitnehmeranteil am BIP, Deutschland,
1970-2012

0.0
0.2
0.4
0.6
0.8
1.0
1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Source: Statistics Netherlands. Total labour share is defined as: total compensation including social security contributions as
a fraction of GDP. The private labour share is the ratio of total wages and compensation, less social security contributions to
GDP. Public labour share is the difference between the total labour share and the private labour share.
Total labour share
Private labour share
Public labour share
Arbeitnehmeranteil am BIP, Niederlande,
1920-2010

Evidenz
Whrend die Lohndispersion eindeutig zugenommen
hat, gab es in den Mengen an Arbeit (Stunden,
Personen) deutliche, seit Jahrzehnte nicht mehr
gesehene Bewegung

Der Aufschwung 2003 war beschftigungsintensiver
BurnsMitchell Analyse um das Konjunkturtief
Quarter after
trough (t)
Source: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank

Starker Rckgang der Arbeitslosigkeit
Alle Arbeitslosen Langzeitarbeitslosen

Arbeitslosenquote 1969-2012

Abbau der Langzeitarbeitslosen war nachhaltig

MBA Macro Session #4 21Quelle: Die Welt

Was kann der Staat noch tun?
Mindestlhne
Aufstocker Hartz IV fr gemindert
Erwerbsttige
Beschrnkung von prekren bzw. geringfgen Beschftigungsverhltnissen
Der Preis?

Schlussfolgerungen
Die Ungleichheit der funktionalen Lohnverteilung hat sich
nicht besonders gendert
Die individuelle Ungleichheit (Lohndispersion, Streuung der Haushaltseinkommen) hat zugenommen, sowohl
nach oben als nach unten
Das deutet darauf hin, dass die Renditen fr
Humankapital (Bildung und Fhigkeiten) angestiegen sind
Der Zugewinn an Beschftigung ist kaum zu bersehen
Der Gerechtigkeit wegen muss der Staat ttig werden

Labor market before payroll taxation
Burda / Arbeitsmarktreformen und ihre Verteilungsauswirkungen 24
Net
wage
Employment
Labor
Demand
(firms)
Labor supply
(households)
w
L

25
Net
wage
Employment
Labor
Demand
(firms)
Labor supply
(households)
LL
w (take-home pay)
w (cost to firm)
Labor market after payroll taxation
Tax wedge

26
Net
wage
Employment
Labor
Demand
(firms)
Labor supply
(households)
LL
w (take-home pay)
w (cost to firm)
Obvious question: Who pays for it?
Tax wedge

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