84
GeWINO Innovation im Nordosten 1. Kinderreport Nordost 2017 Entwicklung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen in den Nordost Regionen Antibiotikagebrauch Allergische Erkrankungen Adipositas September 2017 Gesundheitswissenschaftliches Institut Nordost (GeWINO) der AOK Nordost

Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO Innovation im Nordosten

1. Kinderreport Nordost 2017

Entwicklung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen

in den Nordost Regionen

Antibiotikagebrauch

Allergische Erkrankungen

Adipositas

September 2017

Gesundheitswissenschaftliches Institut Nordost (GeWINO) der AOK Nordost

Page 2: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 2

Vorwort zum 1. Kinderreport Nordost

– aus Sicht der Praxis –

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute halten Sie den ersten Kinderreport der AOK Nordost in Händen, der

vom Gesundheitswissenschaftlichen Institut Nordost (GeWINO) der AOK Nord-

ost erarbeitet worden ist. Gleich zu Beginn möchte ich aus der Einleitung zu

diesem Report zitieren. Dort heißt es zutreffend: "Kinder sind ein wertvolles Gut

unserer Gesellschaft. Ihre Bedarfe in der gesundheitlichen Versorgung unter-

scheiden sich deutlich von denen der Erwachsenen." Als Präsident des Berufs-

verbands der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) möchte ich diese Aussage

einmal mehr unterstreichen und beglückwünsche die AOK Nordost zu ihrem

Entschluss, ihr Augenmerk nicht nur an das Lebensende mit all den damit ver-

bundenen Versorgungsproblemen zu lenken, sondern die ebenfalls von Ge-

sundheitsrisiken bedrohten Kinder und Jugendlichen nicht zu vergessen.

Drei große "A" ziehen sich durch den Report und greifen Bereiche aus vielen

heraus, die uns als Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte gemeinsam mit

den Krankenkassen große Sorgen bereiten. Zunächst geht es um das Thema

"Antibiotikagebrauch". Die gute Nachricht vorweg: Das Gesundheitswissen-

schaftliche Institut Nordost der AOK Nordost konnte zeigen, dass entgegen

anderer Behauptungen gerade in der Kinder- und Jugendmedizin der Antibi-

otikagebrauch in Deutschland rückläufig ist, was für einen verantwortungs-

bewussten Umgang der Pädiater mit dem Rezeptblock spricht. Das ist sehr

wichtig, wenn wir die weitere Zunahme multiresistenter Erreger eindämmen

wollen, die uns bereits heute vorwiegend in Kliniken und Pflegeeinrichtungen

große Probleme bereiten. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch die Ent-

scheidung der Gesundheitsminister der Europäischen Union, endlich in allen

Mitgliedsländern die Antibiotikaanwendung unter Rezeptpflicht zu stellen.

Das zweite "A" steht für "Allergie" und da sieht es alles andere als rosig aus. Seit

etlichen Jahren beobachten wir mit regionalen Unterschieden eine stetige

Zunahme allergischer Erkrankungen nicht nur in Deutschland. Auch wenn es

bezüglich der Ursachen viele interessante Theorien und auch Erkenntnisse

gibt, bleiben die Erkrankungen des allergischen Formenkreises eine Heraus-

forderung. Wegweisend ist die Etablierung eines selektivvertraglichen Ange-

botes der AOK Nordost im "AOK Junior - Vertrag", das die Hyposensibilisie-

Page 3: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 3

rungsbehandlung gegen Allergene fördert, die einen Meilenstein bei der Be-

handlung des allergischen Asthma bronchiale darstellt.

Das letzte "A" steht für Adipositas, und das ist ein Problemfeld, wo wir alle bis-

her kaum Land gutmachen konnten. Um die gesundheitlichen Schäden der

Adipositas weiß heute eigentlich jeder und das ist durchaus vergleichbar mit

dem Rauchen. Beim Kampf gegen das Rauchen sind wir aber wesentlich er-

folgreicher als bei der Bekämpfung der Adipositas. Wirksam können nur gut

aufeinander abgestimmte und ineinandergreifende Angebote sein, die ne-

ben der medizinischen Seite auch die Ernährungsberatung, die Bewegungs-

förderung im Bereich der Lebenswelten und eine psychologische Komponen-

te vereinen. Auch hier ist die AOK Nordost einen wichtigen Schritt gegangen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre des 1. Kinderreports Nordost so-

wie viele interessante Erkenntnisse.

Mit den besten Grüßen

Dr. med. Thomas Fischbach

Präsident des Bundesvorstandes des Berufsverbandes der Kinder- und Ju-

gendärzte e. V.

Page 4: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 4

Vorwort zum 1. Kinderreport Nordost

– aus Sicht der Wissenschaft –

Liebe Leserinnen und Leser,

die Entwicklung von Antibiotika seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sicher zur

Senkung der Kindersterblichkeit beigetragen. Infektionserkrankungen im Kin-

desalter müssen jedoch nicht immer mit Antibiotika behandelt werden. Im

Zeitalter der zunehmenden Resistenzen von Bakterien gegenüber antimikrobi-

ell wirkenden Substanzen muss der Einsatz wohl überlegt sein. Auch können

Antibiotika Nebenwirkungen, Störung der Darmflora oder allergische Reaktio-

nen verursachen.

Um eine bessere Verordnungspraxis von Antibiotika zu erreichen, ist das Studi-

um regionaler Unterschiede diesbezüglich sinnvoll, um darüber zu informieren

und ein größeres Problembewusstsein zu schaffen. Im ambulanten Umfeld ist

die Verordnung von Breitbandantibiotika selten nötig, aber immer noch zu

häufig üblich. Der Kinderreport der AOK Nordost (Gesundheitswissenschaftli-

ches Institut Nordost - GeWINO) hilft im Rahmen der Versorgungsforschung mit

seiner Analyse regionaler Unterschiede im Nordosten Deutschlands, Abwei-

chungen von der Verordnungspraxis auch im internationalen Vergleich aufzu-

zeigen und Ansatzpunkte zu geben für eine bessere Versorgung von Kindern

und Jugendlichen in der Zukunft.

Gleichzeitig widmet sich der Report noch zwei anderen großen Volkskrankhei-

ten, von denen leider auch Kinder nicht verschont bleiben: allergische Erkran-

kungen und die Adipositas. Hier gibt es regionale Unterschiede in Hinblick auf

Zu- oder Abnahme der Prävalenzen im Vergleich zu Voruntersuchungen, die

es näher zu beleuchten gilt.

Prof. Dr. med. Susanne Lau

Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie

Sektionsleitung Pädiatrische Allergologie/Immunologie

Charité - Universitätsmedizin Berlin, Charité Campus Virchow

Page 5: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 5

Vorwort zum 1. Kinderreport Nordost

– aus Sicht der Politik –

Sehr geehrte Damen und Herren,

Gesundheitserziehung ist ein Thema für alle, die mit Kindern zu tun haben:

Kitas, Schulen, Sportvereine und andere. An erster Stelle stehen aber die El-

tern, die wir aktiv einbeziehen wollen.

Fast jedes vierte Kind erleidet in Deutschland eine atopische Erkrankung wie

Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis oder ein Kontaktekzem. Akute sowie

länger andauernde allergische Probleme kosten viel Kraft und schwächen die

Betroffenen. Schülerinnen und Schüler können dadurch in der Leistungsfähig-

keit beeinträchtigt werden. Hinzu kommen zahlreiche Kinder und Jugendliche

mit Nahrungsmittelallergien, auf die im Schulalltag in vielerlei Hinsicht Rück-

sicht genommen wird.

Ebenso ist die Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland in den

letzten Jahren angestiegen. Therapien sind oft nicht erfolgreich, so dass Prä-

vention oft die einzige Lösung ist, um die Fettleibigkeit zu bekämpfen. Daher

ist es sinnvoll, den Kindern frühzeitig die Grundlagen gesunder Ernährung und

Bewegung zu vermitteln. Die Schule ist dafür ein guter Ort unter Einbeziehung

der Eltern, die hier entscheidend mitwirken müssen.

Gesundheitliche Bildung und Erziehung lassen sich nicht auf bestimmte Aktivi-

täten beschränken, sondern sind Teil des Schulalltags. Auch deshalb ist es mir

wichtig, dass die Pädagoginnen und Pädagogen zu diesen Themen sensibili-

siert werden. Die vorliegende Studie unterstützt die Arbeit an den Schulen und

leistet wertvolle Aufklärungsarbeit.

Es grüßt Sie herzlich

Sandra Scheeres

Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin

Page 6: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 6

Inhaltsverzeichnis

1 Zusammenfassung ...................................................................... 7

2 Einleitung ...................................................................................... 9

3 Datengrundlagen und Studienpopulation .............................. 11

4 Entwicklung des Antibiotikagebrauchs ................................... 14

4.1 Hintergrund und Motivation .....................................................................14

4.2 Studienmethode ........................................................................................15

4.3 Analyseergebnisse .....................................................................................16

4.4 Schlussfolgerungen und Maßnahmen der AOK Nordost ....................32

5 Entwicklung allergischer Erkrankungen .................................. 35

5.1 Hintergrund und Motivation .....................................................................35

5.2 Studienmethode ........................................................................................36

5.3 Analyseergebnisse .....................................................................................38

5.4 Schlussfolgerungen und Maßnahmen der AOK Nordost ....................53

6 Entwicklung der Adipositas ...................................................... 57

6.1 Hintergrund und Motivation .....................................................................57

6.2 Studienmethode ........................................................................................58

6.3 Analyseergebnisse .....................................................................................58

6.4 Schlussfolgerungen und Maßnahmen der AOK Nordost ....................71

7 Ausblick ..................................................................................... 74

8 Literatur ....................................................................................... 75

Abbildungsverzeichnis .................................................................... 79

Tabellenverzeichnis ......................................................................... 81

Anhang ............................................................................................. 82

Liste der Berliner Prognoseräume ......................................................................82

Page 7: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 7

1 Zusammenfassung

Antibiotikagebrauch

In der Region ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit mindestens

einer Antibiotikaverordnung von 2010 bis 2016 um 7,8% auf 29,5% deut-

lich gesunken. Ein besonders starker Rückgang von 11,5% auf 29,7% ist in

Mecklenburg-Vorpommern zu verzeichnen.

Der Rückgang des Antibiotikagebrauchs zeigte sich für alle untersuchten

Wirkstoffgruppen, jedoch erfreulicherweise in besonderem Maße für Re-

serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation.

Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten Verordnung von Antibio-

tika, insbesondere bei akuten Ateminfektionen, zu erhalten, unterstützt

die AOK Nordost zum Beispiel niedergelassene Ärzte im Rahmen der

Pharmakotherapieberatung und das CHANGE-3-Projekt1 unter Leitung

von Prof. Dr. med. A. Altiner (Universitätsmedizin Rostock), gefördert vom

Bundesministerium für Gesundheit.

Allergische Erkrankungen

Mit einem Anteil von 22,4% ist fast jedes vierte Kind zwischen 0 und 16

Jahren im Nordosten Allergiker.

Am häufigsten sind Kinder und Jugendliche mit 11,9% an Neurodermitis

erkrankt, gefolgt von Heuschnupfen mit 6,1% und Asthma mit 5,9%.

Zwischen 2010 und 2015 ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit

einer Allergie in Mecklenburg-Vorpommern um 1,0 % und in Brandenburg

um 0,2% auf jeweils 23,2% gestiegen. In Berlin zeigte sich dagegen eine

gegenläufige Entwicklung mit einem deutlichen Rückgang um 2,4% auf

21,7%.

Eine frühzeitige spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) im Kin-

des- und Jugendalter kann zu einer deutlichen Reduktion von Allergien

führen. Die AOK Nordost hat bereits vor 10 Jahren mit dem AOK-Junior

eines der ersten speziellen Kinder- Programme geschaffen, an dem mitt-

lerweile fast 56.000 Kinder teilnehmen. Seit 2016 umfasst AOK Junior auch

ein spezielles Allergie Modul u. a. mit zusätzlicher Honorierung für erfolg-

reich abgeschlossene Hyposensibilisierungen.

1Converting Habits of Antibiotic Use for Respiratory Tract Infections in German Primary Care (CHANGE-3)

Page 8: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 8

Adipositas

Die Häufigkeit der Adipositas unter den AOK Nordost versicherten Kin-

dern und Jugendlichen ist zwischen 2010 (5,8%) und 2015 (5,9%) nahezu

konstant geblieben.

Dennoch stieg gerade bei Mädchen der Anteil der Adipösen mit zu-

nehmendem Lebensalter kontinuierlich an. Unter den 16-jährigen Mäd-

chen war im Jahr 2015 fast jede zehnte adipös, bei den gleichaltrigen

Jungen waren es immerhin 8,3%.

Es zeigten sich regionale Unterschiede in der Entwicklung des Anteils adi-

pöser Kinder und Jugendlicher von 2010 bis 2015. So stieg deren Anteil in

Mecklenburg-Vorpommern von 6,6% auf 7,3% und sank in Berlin von 5,6%

auf 5,4%.

Der negative Einfluss eines starken Übergewichts auf die Lebensqualität

und das körperliche und psychische Wohlbefinden auch im späteren Er-

wachsenenalter ist unbestritten. Die AOK Nordost investiert daher in Initia-

tiven wie zum Beispiel die Erstattung von Beiträgen für Sportvereine und

Ernährungskurse, die frühkindliche Bewegungsförderung in Zusammenar-

beit mit den Landessportbünden, und in Schulen durch Schultheater, die

Bio-Brotboxen für Einschüler und zahlreiche Apps und Online Bildungs-

programme für Eltern und Kinder.

Page 9: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 9

2 Einleitung

Kurzvorstellung des GeWINO

Das Gesundheitswissenschaftliche Institut Nordost (GeWINO) der AOK Nordost

widmet sich der Analyse der Gesundheitsversorgung in den Regionen der

nordöstlichen Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-

Vorpommern. Diese bilden eine Vielfalt städtischer und ländlicher Lebens-

räume, unterschiedlicher regionaler soziodemographischer Eigenschaften der

Bevölkerung und variierender infrastruktureller Gegebenheiten der gesund-

heitlichen Versorgung ab. Diese Vielfalt wiederum stellt besondere Anforde-

rungen an die Gestaltung einer effektiven und gerechten gesundheitlichen

Versorgung.

Das Ziel des GeWINO ist es, die Versorgungssituation in den Nordost-Regionen

aus Sicht der Versicherten anhand fundierter Methoden und in Kooperation

mit Partnern aus der Forschung und kommunalen Verwaltung zu analysieren.

Damit wird die Basis gelegt, um gemeinsam mit den Leistungserbringern vor

Ort und den Kommunen innovative regionale Lösungsansätze zu entwickeln

und den Erfahrungsaustausch zwischen den Regionen auf eine fundierte

Grundlage zu stellen.

Kinder und Jugendliche in der AOK Nordost

Kinder sind ein wertvolles Gut unserer Gesellschaft. Ihre Bedarfe in der ge-

sundheitlichen Versorgung unterscheiden sich deutlich von denen der Er-

wachsenen. Daraus ergeben sich spezifische Anforderungen für die Gestal-

tung von medizinischen Behandlungsangeboten aber auch bei der Konzipie-

rung präventiver Maßnahmen, die darauf abzielen, der Entstehung von Er-

krankungen vorzubeugen. Eine altersgerechte Ausrichtung der medizinischen

Versorgung ist ein Kernanliegen der AOK Nordost, nicht zuletzt weil mehr als

200.000 Kinder und Jugendliche bei uns versichert sind.

Durch die Entwicklung innovativer Versorgungskonzepte in Ergänzung zum

Regelleistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung wollen wir zu

einer möglichst unbeschwerten frühen Lebensphase unserer Versicherten bei-

tragen. Dazu zählen viele zusätzliche altersgerechte Leistungen im Bereich der

Gesundheitsförderung, der Früherkennung und Gesundheitsvorsorge, wie zum

Beispiel im AOK Junior Programm.

Page 10: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 10

Kinderreport Nordost

Der 1. Kinderreport Nordost legt seinen Schwerpunkt auf Themen, denen eine

besondere Bedeutung für die Gesundheit und Entwicklung von Kindern und

Jugendlichen zukommt. Dabei nutzen wir die Möglichkeit, die zeitliche Ent-

wicklung der vergangenen Jahre auch in den örtlichen Lebensräumen zu

analysieren.

Es wird zum einen die Entwicklung des Antibiotikagebrauchs im pädiatrischen

Setting untersucht. Um die Gefahren von Antibiotikaresistenzen nicht unnötig

zu befördern und das Risiko – auch von langfristigen – Arzneimittelnebenwir-

kungen zu minimieren, ist gerade bei Kindern und Jugendlichen ein zurückhal-

tender und gezielter Einsatz antibiotischer Medikamente von evidenter Be-

deutung.

Ein zweiter Schwerpunkt befasst sich mit allergischen Erkrankungen als den

häufigsten chronischen Leiden in den frühen Lebensphasen, die mit starken

Einbußen an Lebensqualität und schulischem Erfolg einhergehen können

(Greiner et al., 2011, Weidinger & Novak, 2016).

Der dritte inhaltliche Schwerpunkt des vorliegenden Reports betrachtet die

Entwicklung von Adipositas als Gesundheitsstörung, von der auch Kinder und

Jugendliche betroffen sind. Adipositas geht mit deutlichen Einschränkungen

der Lebensqualität einher und ist eine wichtige Ursache für schwere chroni-

sche Folgeerkrankungen. Sie erfordert deswegen Versorgungskonzepte, die

sowohl präventive als auch kurative Maßnahmen umfassen und an denen

neben medizinischen auch pädagogische und soziale Fachkräfte beteiligt

sind. Darüber hinaus bieten digitale Produkte eine neue Möglichkeit, die

Technikaffinität von vielen Kindern und Jugendlichen im Sinne eines langfristi-

gen Therapieerfolgs zu nutzen.

Das Ziel des Kindereports Nordost ist es, die Entwicklung von Erkrankungen und

medizinischen Leistungen auf kleinräumiger regionaler Ebene darzustellen.

Dies ist ein wichtiger Schritt für die Bewertung regionaler Unterschiede in der

jungen Bevölkerung. Die Analysen sollen, auch in Zusammenarbeit mit regio-

nalen Partnern wie Sozialplanern, Leistungserbringern, Schulen oder Kinderta-

gesstätten, Grundlage für die gezielte Anwendung und Anpassung beste-

hender AOK Nordost-Versorgungskonzepte oder präventiver Maßnahmen für

Kinder und Jugendliche sein.

Damit liefert das GeWINO der AOK Nordost nach Untersuchungen zu 100-

Jährigen und der Reihe Pflegereport Nordost erstmals Daten auf kleinräumiger

regionaler Ebene auch für das Kinder- und Jugendalter.

Page 11: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 11

3 Datengrundlagen und Studienpopulation

Grundlage der Analysen waren anonymisierte Routinedaten der AOK Nordost

über die Abrechnung der medizinischen Versorgung ihrer rund 1,75 Mio. Ver-

sicherten. Diese Daten können sowohl jahresübergreifend als auch in Verbin-

dung mit den ebenfalls anonymisierten Stammdaten der gesetzlichen Kran-

kenversicherung analysiert werden.

Die vorgestellten Ergebnisse stellen die Entwicklung des Antibiotikagebrauchs

im Zeitraum von 2010 bis 2016 sowie von 2010 bis 2015 für die Entwicklung der

Allergiehäufigkeit und der Adipositas dar. Aufgrund der Verzögerung bei der

Übermittlung der ambulanten Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Verei-

nigungen lagen letztere zum Zeitpunkt des Erscheinens des Kinderreports nur

bis zum 3. Quartal 2016 vollständig vor. Analysen auf Grundlage ambulanter

Diagnosen konnten deshalb nur bis zum Jahr 2015 durchgeführt werden.

Die Analysen wurden auf unterschiedlichen geographischen Ebenen durch-

geführt:

- Region Nordost gesamt,

- differenziert nach den 3 Bundesländern,

- differenziert nach 26 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten

sowie den 12 Berliner Stadtbezirken sowie

- differenziert nach den 316 Ämtern und amtsfreien Gemeinden in den

Flächenländern und den 60 Berliner Prognoseräumen (siehe Anhang)

Die Berliner Prognoseräume stellen eine der drei Ebenen der lebensweltlich

orientierten Räume der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

dar.2

Die Ergebnisse für Ämter und Gemeinden mit weniger als 50 bei der AOK

Nordost versicherten Kindern und Jugendlichen werden nicht ausgewiesen.

Zusätzliche Untersuchungen wurden auf Basis des EU Gemeindekennzeichens

vorgenommen. Dabei wird die auf EU-Richtlinien basierende und vom Statisti-

schen Bundesamt umgesetzte Klassifikation der Gemeinden in ländlich, halb-

städtisch und städtisch angewandt. Mittels dieser Klassifikation lässt sich selbst

in den oft heterogenen Landkreisen der „Flächenländer“ der Einfluss eines

ländlichen oder städtischen Wohnumfeldes auf die Versorgung analysieren.

Die Stammdaten der GeWINO Forschungsdatenbasis enthalten Informationen

zur Nationalität der versicherten Kinder und Jugendlichen. Die 20 am häufigs-

ten in der AOK Nordost vertretenden Nationalitäten wurden separat betrach-

tet. Alle weiteren Nationen wurden zu sechs Gruppen zusammengefasst.

2 Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen:

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/lor/ (Abruf: 16. März 2017)

Page 12: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 12

Werden Ergebnisse einer Nationalitätengruppe berichtet, sind die zugehöri-

gen Nationalitäten in der Fußnote aufgeführt. Es werden nur Ergebnisse von

Nationalitäten (-gruppen) berichtet, der mindestens 200 Kinder und Jugendli-

che angehören. Die Nationalität kann - wenn auch mit Einschränkung - als

Operationalisierung des Migrationshintergrunds angesehen werden. Es muss

jedoch angenommen werden, dass deutlich mehr Kinder einen Migrationshin-

tergrund aufweisen als anhand ihrer Nationalität ermittelt werden kann.

Als Studienpopulation wurden alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis

16 Jahre in die Analysen einbezogen, die innerhalb des betrachteten Jahres

vollständig bei der AOK Nordost versichert oder Neugeborene waren und die

in den drei Bundesländern Berlin (BE), Brandenburg (BB) und Mecklenburg-

Vorpommern (MV) lebten. Bei der Interpretation muss bedacht werden, dass

Neugeborene in einem Kalenderjahr unterjährig eine kürzere Versicherungs-

zeit aufweisen. Im Jahr 2006 umfasste die Studienpopulation ca. 182.000 und

im Jahr 2016 rund 205.000 Kinder und Jugendliche (Tabelle 1).

Die Nationalität der Kinder und Jugendlichen wurde entsprechend der Natio-

nalität des Pflichtversicherten eines Kindes bestimmt. Im Jahr 2016 besaßen

die bei der AOK Nordost versicherten Kindern mit 83,8% (2015: 85,5%) am häu-

figsten die deutsche Staatsbürgerschaft, 3,5% waren türkischer (2015: 4,1%)

und 1,9% syrischer Nationalität (2015: 0,6%).

Die Studienteilnehmer wurden pro Kalenderjahr in Abhängigkeit wichtiger al-

terstypischer Entwicklungsphasen und in Anlehnung an internationale Emp-

fehlungen den folgenden Altersgruppen zugeordnet (Williams et al., 2012):

- 0 - 1 Jahr: Babys

- 2 - 5 Jahre: Kleinkinder

- 6 - 10 Jahre: Grundschulkinder

- 11 - 16 Jahre: Jugendliche

Page 13: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 13

Studienpopulation

Jahr 0-1 Jahr 2-5 Jahre 6-10 Jahre 11-16 Jahre 0-16 Jahre

2010 Gesamt 23.520 42.289 51.530 64.977 182.316

Männlich 12.119 21.849 26.297 33.277 93.542

Weiblich 11.401 20.440 25.233 31.700 88.774

BE 11.977 21.906 26.579 33.514 93.976

BB 6.223 10.993 13.334 17.587 48.137

MV 5.320 93.90 11.617 13.876 40.203

2015 Gesamt 25.807 46.943 58.107 67.809 198.666

Männlich 13.168 24.146 29.947 34.491 101.752

Weiblich 12.639 22.797 28.160 33.318 96.914

BE 14.300 25.128 30.970 35.871 106.269

BB 6.388 11.928 14.995 17.610 50.921

MV 5.119 9.887 12.142 14.328 41.476

2016 Gesamt 27.236 48.358 60.529 68.946 205.069

Männlich 13.953 24.748 31.214 35.144 105.059

Weiblich 13.283 23.610 29.315 33.802 100.010

BE 15.076 26.277 32.396 36.848 110.597

BB 6.788 12.194 15.546 17.780 52.308

MV 5.372 9.887 12.587 14.318 42.164

Tabelle 1: Größe der Studienpopulation pro Kalenderjahr, Altersgruppe, Geschlecht und Bundesland

Page 14: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 14

4 Entwicklung des Antibiotikagebrauchs

4.1 Hintergrund und Motivation

Im allgemeinen Sprachgebrauch und auch im klinischen Kontext sind mit An-

tibiotika Wirkstoffe gemeint, die das Wachstum von Bakterien hemmen oder

diese abtöten. Seit geraumer Zeit werden die Gefahren von Antibiotikaresis-

tenzen in der Öffentlichkeit vermehrt diskutiert. Durch einen jahrzehntelangen,

übermäßigen und ungezielten Antibiotikaeinsatz hat sich die Zunahme von

Unempfindlichkeiten bakterieller Erreger weltweit zu einer bedeutenden

Public-Health-Problematik entwickelt. Zunehmend werden Patienten und Ärz-

te mit Bakterienstämmen konfrontiert, die eine Resistenz gegenüber vielen

gängigen antibiotischen Wirkstoffen aufweisen (WHO, 2015). Als Folge der Zu-

nahme sogenannter multiresistenter Erreger steigen Behandlungsdauer, Er-

krankungsschwere und das Sterberisiko durch schwerwiegende Infektionen.

Gleiches gilt für die daraus resultierenden Kosten einer angemessenen medi-

zinischen Versorgung (Aloush et al., 2006, Maragakis et al., 2008, Song et al.,

2003, Qavi et al., 2005).

Die Höhe des ambulanten Antibiotikagebrauchs ist ein wichtiger Faktor bei

der Entstehung von Antibiotikaresistenzen. Regionen und Länder mit hohem

Verbrauch zeigen höhere Resistenzhäufigkeiten bei klinisch bedeutenden

Keimen (Bell et al., 2014, Goossens et al., 2005). Eine große Rolle spielt auch

die Auswahl verordneter Wirkstoffe. Je breiter das Wirkspektrum der eingesetz-

ten Arzneimittel, desto stärker ist auch der sogenannte Selektionsdruck, der

auf bakterielle Erreger ausgeübt wird (Bätzing-Feigenbaum et al., 2016).

Da das Erkrankungsspektrum bei Kindern durch akute Infektionen dominiert

wird (RKI, 2008), kommen Antibiotika besonders häufig in der medizinischen

Versorgung der unteren Altersgruppen zum Einsatz (Holstiege et al., 2014).

Ausschlaggebend ist dabei eine alterstypische Häufung von akuten Atem-

wegsinfektionen. Erkrankungen wie die akute Bronchitis, Mandel- und Ra-

chenentzündungen und auch Erkältungskrankheiten im Allgemeinen sind ge-

rade bei Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter deutlich häufiger als bei

Erwachsenen (RKI, 2008). Allerdings heilen die meisten Atemwegsinfekte von

selbst aus und werden in der großen Mehrheit von Viren und nicht von Bakte-

rien hervorgerufen (Mäkelä et al., 1998, Monto, 1995, van Gageldonk-Lafeber

et al., 2005). Aus diesem Grund weisen Antibiotika, die ausschließlich gegen

Bakterien, nicht aber gegen Viren wirken, bei der Behandlung der meisten

akuten Atemwegsinfektionen nur einen geringen Nutzen auf. Demgegenüber

steigt jedoch das Risiko, die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen un-

nötig zu beschleunigen (Ahovuo-Saloranta et al., 2014, Kenealy & Arroll, 2013,

Lemiengre et al., 2012, Smith et al., 2014, Venekamp et al., 2013). Zudem sind

Page 15: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 15

Antibiotika häufig mit Nebenwirkungen verbunden (Kenealy & Arroll, 2013).

Deutsche und internationale Praxis-Leitlinien empfehlen deshalb einen zu-

rückhaltenden Einsatz von Antibiotika bei akuten Atemwegsinfektionen

(AkdÄ, 2014, DEGAM, 2014, DEGAM, 2009, DEGAM, 2008, Hersh et al., 2013,

NICE, 2008).

Aktuelle Verbrauchsdaten deuten darauf hin, dass deutsche Mediziner ver-

mehrt die einschlägigen Leitlinienempfehlungen im Versorgungsalltag aufgrei-

fen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ging die Verordnungshäufigkeit

von Antibiotika deutschlandweit bis 2014 deutlich zurück. Dennoch unter-

scheidet sich die Neigung, im pädiatrischen Setting Antibiotika zu verordnen,

zwischen den deutschen Bundesländern (Bätzing-Feigenbaum et al., 2016). Es

kann angenommen werden, dass die Erkrankungslast je Altersgruppe durch

bakterielle Erreger keine grundlegenden regionalen Unterschiede aufweist.

Die Frage nach den Ursachen für diesen unterschiedlich hohen Antibiotika-

Verbrauch in Deutschland ist noch nicht hinreichend beantwortet. Über die

kleinräumige Entwicklung des Antibiotikaeinsatzes im pädiatrischen Setting

unterhalb der Bundeslandebene liegen ebenfalls nur wenige Erkenntnisse vor.

Die detaillierte Kenntnis der regionalen Verordnungspraxis kann jedoch eine

wichtige Basis für die gezielte Entwicklung von Programmen zur Förderung ra-

tionaler Verordnungsmuster unter Berücksichtigung der regionalen Gegeben-

heiten sein.

4.2 Studienmethode

Operationalisierung des Antibiotikagebrauchs

Da Antibiotika in Deutschland sowohl verschreibungspflichtig als auch erstat-

tungsfähig sind, ermöglichen die anonymisierten Abrechnungsdaten der am-

bulanten Arzneimittelversorgung eine Vollerfassung aller durch Apotheken an

die Versicherten abgegebenen Antibiotika. Zur Ermittlung der Höhe des Anti-

biotikagebrauchs im Kindes- und Jugendalter wurde die Ein-Jahres-Prävalenz

des Antibiotikagebrauchs, d.h. der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit

Antibiotikaverordnung(en) in einem Kalenderjahr, als Verbrauchskennzahl

verwendet.

Für eine weiterführende Analyse des Antibiotikagebrauchs wurden systemi-

sche Antibiotika in Wirkstoffgruppen unterteilt (ATC-Kode in Klammern). Dabei

haben nicht alle aufgeführten Wirkstoffe Bedeutung in der Versorgung von

Kindern und Jugendlichen.

- Schmalspektrumpenicilline (J01CE, J01CF)

- Breitspektrumpenicilline (J01CA, J01CR)

Page 16: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 16

Die Ergebnisse für den Wirkstoff Amoxicillin (J01CA04) werden zusätz-

lich auch separat berichtet.

- Ältere Makrolide (J01FA01, J01FA02, J01FA07)

- Neuere Makrolide (J01FA06, J01FA09, J01FA10, J01FA15)

- Cephalosporine der 2. Generation (J01DC)

- Cephalosporine der 3. Generation (J01DD)

- Sulphonamide und Trimethoprim (J01EB, J01EE, J01EA)

- Tetracycline (J01AA)

- Andere Antibiotika (alle anderen Wirkstoffe der ATC Hauptgruppe J01)

4.3 Analyseergebnisse

4.3.1 Nach Altersgruppen und Geschlecht

In den Jahren 2010 bis 2016 zeigte sich ein genereller Trend hin zu einem deut-

lichen Rückgang der Häufigkeit der Antibiotikaverordnungen in Nordost-

deutschland. Diese Entwicklung zeigte sich sowohl für alle vier Altersgruppen

als auch für beide Geschlechter, wobei Mädchen jeweils einen geringfügig

höheren Verbrauch aufwiesen als Jungen (vgl. Tabelle 2).

Alter Geschlecht 2010 2016

0-16 Jahre

Gesamt 37,2% 29,5%

Männlich 36,6% 28,8%

Weiblich 37,9% 30,1%

0-1 Jahr

Babys

Gesamt 30,0% 21,8%

Männlich 31,9% 23,5%

Weiblich 28,1% 20,1%

2-5 Jahre

Kleinkinder

Gesamt 53,5% 41,9%

Männlich 54,3% 42,5%

Weiblich 52,6% 41,4%

6-10 Jahre

Grundschulkinder

Gesamt 35,2% 29,4%

Männlich 34,2% 28,3%

Weiblich 36,2% 30,7%

11-16 Jahre

Jugendliche

Gesamt 30,8% 23,8%

Männlich 28,5% 21,9%

Weiblich 33,3% 25,8%

Tabelle 2: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2010

und 2016

Während in 2010 noch 37,2% der Studienpopulation mindestens ein Antibioti-

kum verordnet bekam, bezifferte sich dieser Wert in 2016 auf nur noch 29,5%.

Page 17: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 17

Abbildung 1: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Altersgruppe in den Jahren 2010 und 2016

Trotz des allgemeinen Rückgangs wird deutlich, dass ein unterschiedliches

Verbrauchsniveau zwischen den Altersgruppen vorlag (Abbildung 1). Kinder

im Kleinkindalter wiesen mit 53,5% im Jahr 2010 und 41,9% im Jahr 2016 jeweils

die höchsten Anteile von mindestens einer Antibiotikaverordnung auf, ver-

zeichnen aber mit 11,6% auch den stärksten absoluten Rückgang. Demge-

genüber konnte zwischen 2010 und 2016 mit 27,3% die deutlichste relative

Reduktion bei der Gruppe der Neugeborenen und Säuglinge (0-1 Jahr) beo-

bachtet werden.

Der besonders hohe Antibiotikaverbrauch im Kleinkind- bzw. Kindergartenalter

resultiert aus dem Umstand, dass ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem in

dieser Lebensphase mit vielen Erregern erstmalig konfrontiert wird, beispiels-

weise in der Kinderkrippe oder im Kindergarten. Als Folge treten in dieser Al-

tersgruppe auch viele akute Infektionen, insbesondere der Atemwege, sehr

häufig auf (RKI, 2008).

4.3.2 Nach Bundesländern und Gemeindetypen

Abbildung 2 veranschaulicht die Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs in den

drei nordöstlichen Bundesländern in den Jahren 2010 und 2016. Deutlich wird,

dass der Antibiotikagebrauch im Kindes- und Jugendalter in den drei Bundes-

ländern stark rückläufig war. Sowohl in 2010 als auch in 2016 war die Häufig-

keit des Antibiotikagebrauchs in Brandenburg am niedrigsten. Der stärkste

Rückgang zeigte sich mit 11,5% auf 29,7% in Mecklenburg-Vorpommern.

0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

Gesamt 0-1 Babys 2-5 Kleinkinder 6-10Grundschulkinder

11-16 Jugendliche

Ante

il

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Altersgruppe in den Jahren 2010 und 2016

2010 2016

Page 18: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 18

Abbildung 2: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Bundesland in den Jahren 2010 und 2016

Die Gemeinden und Ämter der Bundesländer wurden auf Grundlage von EU-

Richtlinien in ländliche, halbstädtische und städtische Gebiete unterschieden

(Abbildung 3, Tabelle 3).

Abbildung 3: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren

2010 und 2016

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

35,0%

40,0%

45,0%

Gesamt BE BB MV

An

teil

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Bundesland

2010 2016

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

35,0%

40,0%

45,0%

BE BB MV BB MV BB MV

Städtisch Halbstädtisch Ländlich

An

teil

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Gemeindetyp und Bundesland

2010 2016

Page 19: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 19

Analysejahr

Städtisch Halbstädtisch Ländlich

BE BB MV BB MV BB MV

2010 37,2% 32,2% 38,8% 34,3% 41,0% 34,2% 42,6%

2016 30,8% 26,6% 26,8% 25,1% 29,5% 27,9% 31,8%

Differenz 2016-2010 -6,4% -5,7% -12,1% -9,2% -11,5% -6,3% -10,8%

Tabelle 3: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren 2010

und 2016

Für Mecklenburg-Vorpommern zeigten sich für alle Gemeindetypen hohe

Rückgänge des Antibiotikagebrauchs. Mit 12,1% auf 26,8% war der Rückgang

in den städtischen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns am höchsten. In

2016 war er damit in den städtischen Gemeinden ähnlich hoch wie in den

städtischen Gemeinden Brandenburgs. In den halbstädtischen und ländli-

chen Gemeinden von Mecklenburg-Vorpommern lag der Antibiotikage-

brauch dagegen auch 2016 noch über denen in Brandenburg.

Die dargestellten deutlichen Reduktionen des Antibiotikagebrauch im Kindes-

und Jugendalter sind ein Hinweis darauf, dass sich die Verordnungskultur im

Nordosten in den letzten Jahren gewandelt hat und Antibiotika zurückhalten-

der und vermutlich auch gezielter eingesetzt wurden. Diese positive Entwick-

lung betrifft insbesondere Mecklenburg-Vorpommern, das zumindest bis ins

Jahr 2010 hinein noch als ausgewiesene Hochverbrauchsregion bei der An-

wendung von Antibiotika im pädiatrischen Setting galt (Hering et al., 2014).

4.3.3 Nach Regionen

Neben der Analyse der Entwicklung des Antibiotikagebrauchs in den drei

Bundesländern und Gemeindetypen wurden diese auch auf kleinräumiger

Ebene der Landkreise beziehungsweise Berliner Stadtbezirke sowie der Ämter

und Gemeinden beziehungsweise der Berliner Prognoseräume durchgeführt.

Für die Landkreise und Berliner Stadtbezirke ist die Prävalenz des Antibiotika-

gebrauchs im Jahr 2016 in der Abbildung 4 dargestellt.

Page 20: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 20

Abbildung 4: Regionale Verteilung des Antibiotikagebrauchs bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2016

in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken

Der höchste Anteil von Kindern und Jugendlichen mit mindestens einer Anti-

biotikaverordnung im Jahr 2016 wurde in Mecklenburg-Vorpommern mit

Page 21: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 21

36,4% im Landkreis Vorpommern-Greifswald, der niedrigste mit 21,3% in

Schwerin gemessen. Für den Landkreis Märkisch-Oderland wurde mit 32,9%

der höchste Antibiotikagebrauch in Brandenburg ermittelt und im Landkreis

Oberspreewald-Lausitz mit 19,7% der niedrigste. Zwischen den Berliner Stadt-

bezirken variierte der Anteil zwischen Pankow mit 22,0% und Friedrichshain-

Kreuzberg mit 34,7%.

In der Abbildung 5 ist die Entwicklung des Antibiotikagebrauchs im untersuch-

ten Zeitraum in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken dargestellt.

Abbildung 5: Regionale Änderung des Antibiotikagebrauchs zwischen 2010 und 2016 bei Kindern und

Jugendlichen in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken

Erfreulicherweise nahm in allen Landkreisen sowie in den Berliner Stadtbezirken

der Antibiotikagebrauch bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2010 und

Page 22: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 22

2016 ab. Der höchste Rückgang wurde in Mecklenburg-Vorpommern in

Schwerin mit 14,4% auf 21,3% ermittelt, der niedrigste mit 8,3% auf 30,2% im

Landkreis Ludwigslust-Parchim. In Brandenburg zeigte sich der höchste Rück-

gang im Landkreis Oberspreewald-Lausitz mit 14,3% auf 19,7% und der nied-

rigste in der Prignitz mit 2,0% auf 31,3%. Unter den Berliner Stadtbezirken variier-

te der Rückgang des Antibiotikagebrauchs zwischen 11,9% auf 22,0% in Pan-

kow und 2,8% auf 30,6% in Steglitz-Zehlendorf.

In der Gesamtregion ist neben der erfreulichen Entwicklung hin zu einem ge-

ringeren Verbrauch auch der Trend einer Annäherung der Verordnungsraten

zwischen den betrachteten Einheiten zu verzeichnen. Das heißt, die Unter-

schiede bei den Verordnungshäufigkeiten zwischen den Landkreisen und

Stadtbezirken gingen zurück. Im Jahr 2010 variierte der Anteil der Kinder und

Jugendlichen mit mindestens einer Antibiotikaverordnung zwischen 27,8% und

50,2% im Jahr 2016 dagegen nur noch zwischen 19,7% und 36,4%. Unter der

Annahme, dass die Erkrankungslast durch bakterielle Infektionen keine be-

deutenden Unterschiede zwischen den Regionen aufweist, gibt diese Entwick-

lung einen weiteren wichtigen Hinweis auf eine Zunahme der Verordnungs-

qualität systemischer Antibiotika im Kindes- und Jugendalter in Nordost-

deutschland.

Die Abbildung 6 veranschaulicht den Anteil von Kindern und Jugendlichen

mit mindestens einer Antibiotikaverordnung in den Ämtern Brandenburgs und

Mecklenburg-Vorpommerns sowie den Berliner Prognoseräumen im Jahr 2016.

Die Ergebnisse für Ämter und Gemeinden mit weniger als 50 bei der AOK

Nordost versicherten Kindern und Jugendlichen werden als 0% ausgewiesen.

Page 23: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 23

Abbildung 6: Regionale Verteilung des Antibiotikagebrauchs bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2016

in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen

Page 24: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 24

Der höchste Antibiotikagebrauch in Mecklenburg-Vorpommern wurde mit

57,3% für das Amt Goldberg-Mildenitz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) ermit-

telt, der niedrigste mit 14,6% für die Gemeinde Neuburg (Landkreis Nordwest-

mecklenburg). Ein sehr hoher Anteil wurde mit 57,1% auch für Wriezen (Land-

kreis Märkisch-Oderland) in Brandenburg gemessen. In der Gemeinde Schip-

kau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz zeigte sich mit 10,1% der niedrigste

Antibiotikagebrauch. Zwischen den Berliner Stadtbezirken variierte der Anteil

zwischen 40,8% in Marienfelde und 19,4% im nördlichen Prenzlauer Berg. In

fünf Ämtern und Gemeinden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

lag der Anteil bei über 50%; das heißt hier wurde mehr als jedem zweiten Kind

und Jugendlichen mindestens ein Antibiotikum verordnet.

Um die Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs im Kindes- und Jugendalter und

dessen Entwicklung zwischen 2010 und 2016 auf kleinräumiger Ebene zu beur-

teilen, wurde dieser auch auf der Ebene der Ämter beziehungsweise amts-

freien Gemeinden und der Berliner Prognoseräume ausgewertet (Abbildung

7). Die Ergebnisse für Ämter und Gemeinden mit weniger als 50 bei der AOK

Nordost versicherten Kinder und Jugendlichen sind weiß dargestellt.

Page 25: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 25

Abbildung 7: Regionale Änderung des Antibiotikagebrauchs zwischen 2010 und 2016 bei Kindern und

Jugendlichen in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen

Bei der Betrachtung der Ämter, Gemeinden und Berliner Stadtbezirke wird

deutlich, dass es auf dieser regionalen Ebene durchaus auch Zunahmen des

Antibiotikagebrauchs gab. Der höchste Anstieg wurde mit 14,4% auf 42,6% im

brandenburgischen Neuenhagen bei Berlin (Landkreis Märkisch-Oderland)

ermittelt. Im Landkreis Oberspreewald Lausitz wurde in Ruhland mit 32,3% auf

19,8% die höchste Abnahme in Brandenburg gemessen. In Mecklenburg-

Vorpommern betrug der höchste Anstieg 5,2% auf 30,2% in Satow (Landkreis

Rostock) und der höchste Rückgang 27,9% auf 22,3% Ueckermünde (Land-

kreis Vorpommern-Greifswald). Der höchste Anstieg zeigte sich in Berlin mit

3,3% auf 33,2% in Grunewald-Schmargendorf und die größte Abnahme mit

17,5% auf 23,3% im südlichen Weißensee.

4.3.4 Nach Nationalität für Berliner Kinder und Jugendliche

Eine Voraussetzung für die Gestaltung erfolgreicher Maßnahmen zur Stärkung

eines sachgerechten Umgangs mit Antibiotika in der Gesellschaft sind Kennt-

nisse der Faktoren, die einen unterschiedlich starken Antibiotikagebrauch er-

Page 26: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 26

klären. Internationale Untersuchungen weisen darauf hin, dass individuelle

Eigenschaften von Kindern und Jugendlichen, wie beispielsweise der soziokul-

turelle Hintergrund und die ökonomischen Verhältnisse der Familien, eine gro-

ße Bedeutung für die Verordnung von Antibiotika in den unteren Altersgrup-

pen haben (Mangrio et al., 2009, Thrane et al., 2003).

Für in Berlin lebende Kinder und Jugendliche wurde deswegen untersucht, ob

sich der Antibiotikagebrauch zwischen den Nationalitäten unterscheidet

(Tabelle 4, Abbildung 8). Auf eine Auswertung für die Bundesländer Branden-

burg und Mecklenburg-Vorpommern wurde verzichtet, da dort nur sehr weni-

ge Nationalitäten (-gruppen) die Mindestanzahl von 200 AOK Nordost-

versicherten Kindern und Jugendlichen erfüllten. Die Darstellung beschränkt

sich auf die vier Nationalitäten(-gruppen) mit dem höchsten und die vier mit

dem niedrigsten Antibiotikagebrauch in 2010 sowie die Kinder und Jugendli-

che mit deutscher Staatsangehörigkeit.

Nationalität

(-engruppe) 2010 2016 Absolute Reduktion

2010 bis 2016

Relative Reduktion

2010 bis 2016

Libanon 48,4% 34,7% -13,7% -28,3% Irak 42,8% 28,6% -14,1% -33,0% Polen 40,5% 31,1% -9,3% -23,0% Türkei 38,2% 31,5% -6,7% -17,5% Deutschland 37,2% 30,8% -6,4% -17,3% EU3 31,4% 23,8% -7,6% -24,1% Vietnam 27,8% 20,5% -7,2% -26,0% Afrika4 27,4% 22,4% -5,0% -18,2% Asien5 25,3% 19,1% -6,2% -24,5%

Tabelle 4: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs bei Berliner Kindern und Jugendlichen Nationalität in den

Jahren 2010 und 2016

3 Europäische Union (EU): belgisch, britisch, dänisch, estländisch, finnisch, französisch, französisch, Gibraltar, irisch,

isländisch, lettisch, liechtensteinisch, litauisch, luxemburgisch, maltesisch, mauretanisch, mauritisch, monegassisch,

niederländisch, norwegisch, österreichisch, portugiesisch, schwedisch, schweizerisch, slowakisch, tschechisch, unga-

risch 4 ägyptisch, algerisch, angolanisch, angulianisch, antiguanisch, äquatorialguinesisch, äthiopisch, beninisch, bhuta-

nisch, botsuanisch, burkinisch, burundisch, eritreisch, gabunisch, gambisch, ghanaisch, guinea-bissauisch, guineisch,

guyanisch, ivorisch, jemenitisch, kamerunisch, kenianisch, kongolesisch, kongolesisch, laotisch, lesothisch, liberianisch,

malawisch, malisch, marokkanisch, mosambikanisch, namibisch, naururisch, nigerianisch, nigrisch, papua-

neuguineisch, ruandisch, salomonisch, sambisch, samoanisch, samoanisch, senegalesisch, sierraleonisch, simbab-

wisch, somalisch, südafrikanisch, sudanesisch, sudanesisch, südsudanesisch, swasiländisch, tansanisch, togoisch,

tongaisch, tschadisch, tunesisch, ugandisch, v. Ost Timor, vanuatisch, vincentisch, zentralafrikanisch 5 bangladeschisch, dschibutisch, fidschianisch, Hongkong, indisch, indonesisch, japanisch, kambodschanisch, kiriba-

tisch, koreanisch, koreanisch, madagassisch, malayisch, mikronesisch, mongolisch, Myanmar, nepalesisch, singapu-

risch, srilankisch, surinamisch, taiwanesisch, thailändisch, v.d. St. Kitts und Nevis

Page 27: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 27

Abbildung 8: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs bei Berliner Kinder und Jugendlichen nach Nationali-

tät in den Jahren 2010 und 2016

Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit mindestens einer Antibiotikaver-

ordnung im Jahr 2010 variierte zwischen 48,4% bei Kindern mit libanesischer

Staatsangehörigkeit und 25,3% bei Kindern der asiatischen Nationalitäten-

gruppe. Libanesische Kinder und Jugendliche bekamen folglich fast doppelt

so häufig mindestens ein Antibiotikum verordnet als asiatische Kinder. Für alle

dargestellten Nationalitäten zeigten sich deutliche absolute und relative Re-

duktionen im Antibiotikagebrauch zwischen 2010 und 2016. Der größte abso-

lute (14,1%) und relative (33,0%) Rückgang wurde für Kinder und Jugendliche

mit irakischer Staatsangehörigkeit gemessen.

0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

An

teil

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Nationalität in den Jahren 2010 und 2016

2010 2016

Page 28: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 28

Abbildung 9: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs bei Berliner Kinder und Jugendlichen nach Nationali-

tät im Jahr 2016

In Abbildung 9 sind die Nationalitäten (-gruppen) mit dem höchstem und

dem niedrigsten Antibiotikagebrauch im Jahr 2016 nach Geschlecht unter-

schieden dargestellt. Den Mädchen aller dargestellten Nationalitäten

(-gruppen) wurden häufiger Antibiotika verordnet als den Jungen. Einzige

Ausnahme: Von den libanesischen Kindern und Jugendlichen wurden Mäd-

chen mit 33,9% seltener Antibiotika verordnet als den Jungen (35,5%). Zudem

war der Geschlechtsunterschied unterschiedlich stark ausgeprägt. Im beson-

deren Maße unterschieden sich die Anteile zwischen den Geschlechtern bei

vietnamesischen Kindern und Jugendlichen (Jungen: 16,3%, Mädchen: 22,1%)

und denen mit einer Staatsangehörigkeit der afrikanischen Nationalitäten-

gruppe (Jungen: 20,3% und Mädchen: 24,9%).

4.3.5 Nach Wirkstoffgruppen

Bei der Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen gegenüber Antibiotika

spielt nicht nur die Häufigkeit des Antibiotikaeinsatzes sondern auch die Wirk-

stoffauswahl eine zentrale Rolle. In Tabelle 5 ist jeweils der Anteil an Kindern

und Jugendlichen mit mindestens einer Verordnung eines Antibiotikums aus

der jeweiligen Wirkstoffgruppe im Analysejahr dargestellt, darüber hinaus die

relative und absolute Reduktion des Anteils zwischen 2010 und 2016.

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

35,0%

40,0%

45,0%

Ante

il

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Nationalität und Geschlecht in Berlin im Jahr 2016

Männlich Weiblich

Page 29: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 29

Wirkstoffgruppe

2010 2016 Absolute Redukti-

on 2010 bis 2016

Relative Reduktion

2010 bis 2016

Schmalspektrumpenicilline 10,4% 8,3% -2,1% -19,9%

Breitspektrumpenicilline 10,5% 10,1% -0,4% -4,2%

- Wirkstoff Amoxicillin 9,2% 8,8% -0,4% -4,1%

Cephalosporine, 2. Gen. 8,8% 7,7% -1,0% -11,9%

Cephalosporine, 3. Gen. 6,1% 2,6% -3,5% -57,9%

Neuere Makrolide 8,0% 4,8% -3,2% -40,0%

Ältere Makrolide 4,6% 2,5% -2,1% -44,9%

Sulphonamide + Trime-

thoprim 2,4% 1,3% -1,1% -46,7%

Tetracycline 1,0% 0,5% -0,6% -55,8%

Andere 2,0% 1,2% -0,7% -37,6%

Antibiotika; gesamt 37,2% 29,5% -7,8% -20,8%

Tabelle 5: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Wirkstoffgruppe für die Jahre 2010 und 2016

Der Wirkstoff Amoxicillin, ein Penicillin mit erweitertem Wirkspektrum, wurde

zusätzlich separat ausgewiesen, da er bei vielen Atemwegsinfektionen im

Kindesalter durch Leitlinien empfohlen wird und in der Gruppe der

Breitspektrumpenicilline den Hauptteil der Verordnungen ausmacht.

Erfreulicherweise ging der Verbrauch aller Substanzgruppen zurück (Tabelle

5). Der stärkste absolute und relative Rückgang konnte für Cephalosporine

der dritten Generation beobachtet werden. Dies ist eine besonders erfreuli-

che Entwicklung. Cephalosporine der zweiten und der dritten Generation soll-

ten als Reserveantibiotika vor allem im ambulanten Setting nur zurückhaltend

verordnet werden. In deutschen Leitlinien werden diese Wirkstoffe zumeist als

Arzneimittel der Reserve oder gar nicht für die Behandlung häufiger Infekte im

Kindesalter empfohlen (DEGAM 2009, DEGAM 2014, AkdÄ 2014, DEGAM

2014a, DEGAM 2014b). Ein sachgerechter Einsatz von Cephalosporinen ist

aufgrund ihrer wichtigen Rolle bei der Entstehung von Multiresistenzen beson-

ders wichtig (GERMAP 2012). Eine weitere Reduktion des Gebrauchs der Ce-

phalosporine der 2. und 3. Generation ist folglich anzustreben.

Sehr deutliche relative Reduktionen von bis zu 55,8% konnten außerdem für

Tetracycline, Sulphonamide + Trimethoprim sowie neuere und ältere Makroli-

de beobachtet werden. Das könnte vor allem dadurch zu erklären sein, dass

die früher häufig bei Harnwegsinfekten eingesetzte Wirkstoffkombination Tri-

methoprim + Sulfamethoxazol (bekannt als Cotrimoxazol) wegen häufiger Re-

sistenzen nicht mehr in erster Linie eingesetzt werden soll. Demgegenüber wie-

sen Breitspektrumpenicilline nur einen geringen Rückgang auf. Da jedoch

Amoxicillin bei vielen Infektionen der Atemwege entsprechend der Leitlinien

das Mittel der ersten Wahl bei Kindern ist, deutet auch dieser mäßige Rück-

Page 30: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 30

gang in dieser Substanzgruppe auf eine Zunahme der Versorgungsqualität

hin.

Abbildung 10: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen nach Bundesland im

Jahr 2016

Die Abbildung 10 veranschaulicht den Anteil der Kinder und Jugendlichen mit

mindestens einer Verordnung eines Wirkstoffes der Wirkstoffgruppen mit ho-

hem Verordnungsanteil, unterschieden nach Bundesland. Es wird deutlich,

dass Kindern und Jugendlichen in Berlin deutlich häufiger Schmalspektrum-

und Breitspektrumpenicilline verordnet wurden als in Brandenburg und Meck-

lenburg-Vorpommern. Demgegenüber wurden in Berlin die Cephalosporine

der 3. Generation sowie neuere und ältere Makrolide seltener verordnet als in

den beiden Flächenländern. Dieses Muster des Antibiotikagebrauchs über die

Wirkstoffgruppen kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Verord-

nung in Berlin häufiger entsprechend der geltenden Leitlinien erfolgte.

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

Schmalspektrum-penicilline

Breitsprektrum-peniclline

(inkl. Amoxicillin)

Cephalosporine,2. Gen.

Cephalosporine,3. Gen.

Neuere Makrolide Ältere Makrolide

Ante

il

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen nach Bundesland im Jahr 2016

BE BB MV

Page 31: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 31

Abbildung 11: Differenz in der Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen zwi-

schen 2016 und 2010 nach Bundesland

Aus der Abbildung 11 ist ersichtlich, dass es in den drei Bundesländern bei

allen Wirkstoffgruppen zu einem Rückgang der Verordnungshäufigkeit kam.

Mit Ausnahme der Schmalspektrumpenicilline nahmen bei allen

Wirkstoffgruppen die Anteile der Kinder und Jugendlichen mit mindestens

einer Antibiotikaverordnung in Mecklenburg-Vorpommern am deutlichsten

ab. Besonders begrüßenswert ist diese Entwicklung bei den Cephalospronen

der 3. Generation. Mit Blick auf Abbildung 10 zeigt sich jedoch, dass der Anteil

in Mecklenburg-Vorpommern trotz dieses deutlichen Rückgangs von 6,7%

auch im Jahr 2016 höher war als in Berlin und Brandenburg.

Für die Wirkstoffgruppen mit hohem Verordnungsanteil im Kindes- und Ju-

gendalter wurde außerdem untersucht, inwiefern sich Unterschiede im Antibi-

otikagebrauch zwischen den Bundesländern und den Altersgruppen zeigen.

Page 32: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 32

Abbildung 12: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen im Jahr 2016 nach

Altersgruppe

Die Abbildung 12 verdeutlicht, dass der Antibiotikagebrauch in allen Wirk-

stoffgruppen im Kleinkindalter besonders hoch war. Hohe Verordnungsanteile

zeigten sich für diese Altersgruppe insbesondere für die Penicilline und Ce-

phalosporine der 2. Generation. Dabei hatten die Breitspektrumpenicilline mit

16,4% bei den 2 bis 5-Jährigen den höchsten Verordnungsanteil. In der Alters-

gruppe der Kleinkinder zeigte sich mit 13,1% jedoch auch ein hoher Verord-

nungsanteil der Schmalspektrumpenicilline. In den beiden Altersgruppen der

Grundschüler und Jugendlichen glichen sich die Anteile der dargestellten

Wirkstoffgruppen weiter an.

4.4 Schlussfolgerungen und Maßnahmen der AOK Nordost

In den Jahren 2010 bis 2016 ging der Antibiotikagebrauch der Altersgruppe

0 bis 16 Jahre in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-

Vorpommern deutlich von 37,2% auf 29,5% zurück. Ein besonders starker

Rückgang konnte in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet werden, das

zumindest bis ins Jahr 2010 noch als Bundesland mit ausgewiesen hohem Ver-

brauch bei Kindern und Jugendlichen galt (Hering et al., 2014). Diese Entwick-

lung deutet darauf hin, dass die Verordnungskultur im Nordosten in den letz-

0,0% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% 10,0% 12,0% 14,0% 16,0% 18,0%

Ältere Makrolide

Neuere Makrolide

Cephalosporine,3. Gen.

Cephalosporine,2. Gen.

Breitsprektrum-penicilline

(inkl. Amoxicillin)

Schmalspektrum-penicilline

Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen nach Altersgruppe im Jahr 2016

0-1 Babys 2-5 Kleinkinder 6-10 Grundschulkinder 11 und älter Jugendliche

Page 33: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 33

ten Jahren einem wichtigen Wandel unterworfen war und Antibiotika zurück-

haltender und vermutlich auch gezielter eingesetzt wurden. Neben dem

Trend hin zu einer selteneren Antibiotikaanwendung wird dieser Eindruck auch

durch einen überproportional starken Rückgang der Verordnungen von Ce-

phalosporinen der dritten Generation untermauert. Diese Wirkstoffe sollten

wegen ihrer Eigenschaft als Reserveantibiotika und ihrer Bedeutung bei der

Entstehung bestimmter gefährlicher Antibiotikaresistenzen (Bätzing-

Feigenbaum et al., 2016) nicht als Therapie der ersten Wahl eingesetzt wer-

den.

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung des pädiatrischen Antibiotikagebrauchs

bestanden im Jahr 2016 noch immer große regionale Unterschiede in der

Häufigkeit, mit der Antibiotika zum Einsatz kamen. So war der Antibiotikage-

brauch bei Kindern und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern im Kreis

Vorpommern-Greifswald mit 36,4% fast doppelt so hoch wie der im branden-

burgischen Oberspreewald-Lausitz (19,7%). Hieraus lassen sich weiterhin be-

stehende wichtige Potentiale für die Verbesserung des Antibiotikaeinsatzes in

den nordostdeutschen Regionen ableiten. Den insgesamt positiven rückläufi-

gen Trend gilt es zu erhalten, denn noch immer ist der Anteil der Kinder und

Jugendlichen mit mindestens einer ambulanten Antibiotikaverordnung für be-

stimmte Wirkstoffgruppen, zum Beispiel der Cephalosporine der 2. Generation

im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hoch.

Es liegt nahe, dass auch die breite öffentliche Diskussion zu einem stärkeren

Bewusstsein für die Gefahren durch Antibiotikaresistenzen und damit zum

Rückgang des Antibiotikagebrauchs bei Kindern und Jugendlichen beigetra-

gen hat. Die verstärkte mediale Auseinandersetzung der letzten Jahre mit den

Risiken eines breiten Antibiotikaeinsatzes hat vermutlich zu besser informierten

Patienten und Eltern als auch zu einem bewussteren Antibiotikaeinsatz durch

ambulant tätige Mediziner geführt.

Die vorgestellten Ergebnisse können als Basis für die gezielte Entwicklung von

Programmen zur Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes unter Berück-

sichtigung der regionalen Gegebenheiten genutzt werden. Studien belegen,

dass mittels spezifischer Kommunikationstrainings für Ärzte deutliche Verbesse-

rungen der Verordnungsmuster erreicht werden können. Ziel derartiger Trai-

nings ist es, Mediziner für die Sorgen und Sichtweisen der Patienten zu sensibili-

sieren und sie über die Vermittlung von Kenntnissen zu Krankheitsverlauf, Be-

handlungsoptionen sowie Nutzen und Risiken von Antibiotika stärker in den

Entscheidungsprozess einzubinden (Altiner et al., 2007, Little et al., 2013). Die

hier beobachteten Unterschiede des Antibiotikagebrauchs zwischen Kindern

mit unterschiedlichem Migrationshintergrund weisen darauf hin, dass es sinn-

voll sein kann, die Kompetenzen von Medizinern im Umgang mit unterschied-

Page 34: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 34

lichen kulturell geprägten Wirksamkeitserwartungen bezüglich von Antibiotika

zu stärken.

Auch die Kompetenzen der Patienten zum Thema Antibiotika müssen weiter

gestärkt werden – deshalb unterstützt die AOK Nordost das CHANGE-3-

Projekt6 unter Leitung von Prof. Dr. med. A. Altiner (Universitätsmedizin

Rostock), gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit.

Die AOK Nordost bietet bereits seit vielen Jahren Ärzten bei Themen rund um

die Verordnung von Arzneimitteln Unterstützung an. So können niedergelas-

sene Ärzte im Rahmen der Pharmakotherapieberatung durch beratende

Apotheker der AOK Nordost Rückmeldung zu ihrem Verordnungsverhalten

erhalten. Hierbei werden dem Arzt unter anderem zum Thema Antibiotika

vergleichende Verbrauchszahlen zu den Kollegen seiner Fachgruppe zur Ver-

fügung gestellt. Der Arzt kann in diesen individuellen Gesprächen zudem über

einen leitliniengerechten Einsatz von Antibiotika informiert werden.

Zu Beginn des Jahres 2017 wurden außerdem niedergelassene Ärzte, die im

Vergleich besonders häufig Antibiotika, die nur als Zweitlinientherapie ver-

wendet werden sollten, verordneten, telefonisch kontaktiert und auf Wunsch

umfassend zum Thema beraten. Diese Ärzte wurden auf die Relevanz eines

umsichtigen Einsatzes von Antibiotika hingewiesen.

6Converting Habits of Antibiotic Use for Respiratory Tract Infections in German Primary Care (CHANGE-3)

Page 35: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 35

5 Entwicklung allergischer Erkrankungen

5.1 Hintergrund und Motivation

Unter einer Allergie beziehungsweise einer allergischen Reaktion wird eine

überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde, im All-

gemeinen jedoch unschädliche, Stoffe (Allergene) verstanden. Allergische

Erkrankungen spielen im Kindes- und Jugendalter eine besondere Rolle. Sie

gehören zu den häufigsten Erkrankungen in dieser vulnerablen Lebensphase

und können vielfältige, sehr belastende Symptome zur Folge haben. Zudem

machen Allergien eine häufige, zum Teil auch dauerhafte Einnahme von Me-

dikamenten erforderlich, verringern die Lebensqualität und haben darüber

hinaus einen negativen Einfluss auf den schulischen Erfolg (Greiner et al., 2011,

Weidinger & Novak, 2016).

Betroffene Kinder und Jugendliche wie auch ihre Familien sind durch diese

Erkrankungen häufig in ihrem Alltag und ihrer Lebensführung deutlich einge-

schränkt. So können Allergien beispielsweise dazu führen, dass bestimmte Ak-

tivitäten (z. B. im Freien in der Pollensaison, Auswärtsmahlzeiten) oder Hobbys

(z. B. Haustiere) nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich sind.

Zu den häufigsten allergischen beziehungsweise atopischen Erkrankungen im

Kindes- und Jugendalter gehören (Schmitz et al., 2017):

- Asthma bronchiale: Dies ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der

Atemwege. Beim allergischen Asthma bronchiale kommt es als Reakti-

on auf die Allergene anfallsartig zu Luftnot, Husten und erschwerter

Ausatmung begleitet von Pfeifgeräuschen.

- Allergische Rhinopathie (Heuschnupfen): Dies ist eine allergische Reak-

tion der Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut, welche zu ver-

mehrter Sekretion, Niesen, Einschränkungen bei der Nasenatmung und

Juckreiz führt. Die allergische Rhinopathie kann durch Pollen oder an-

dere Allergene, wie Hausstaubmilben oder Tierhaare ausgelöst werden.

- Kontaktdermatitis (Kontaktekzem): Dies ist eine nicht infektiöse Entzün-

dung der Haut, die durch äußerlich auf die Hautstelle einwirkende Al-

lergene verursacht wird. Das klinische Bild ist durch Juckreiz, Knötchen,

Bläschen und entzündliche Rötung der Haut an der Stelle des Allergen-

kontaktes gekennzeichnet.

- Nahrungsmittelallergien: Dabei reagiert das Immunsystem auf bestimm-

te, in der Nahrung enthaltene Stoffe. Die allergische Reaktion variiert

sehr stark: sie kann Schwellungen der Schleimhut im Mund-, Nasen- und

Rachenraum sowie ein Anschwellen der Zunge, aber auch Magen-

Darm-Beschwerden, wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder Durchfall

Page 36: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 36

umfassen. Auch eine allergische Reaktion der Atemwege (allergisches

Asthma) und der Haut sind möglich. Als extreme Reaktion kann es auch

zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen.

- Neurodermitis: Dies ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkran-

kung. Sie verläuft in Schüben und geht mit roten, schuppenden und

manchmal nässenden Ekzemen auf der Haut einher.

Kinder und Jugendliche leiden häufig an mehreren atopischen Erkrankungen

gleichzeitig oder entwickeln im Verlauf unterschiedliche Ausprägung einer

solchen, zum Beispiel ist ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von

Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis bekannt (Jacob, Keil & Kostev,

2016). Insbesondere Heuschnupfen und Asthma treten häufig gemeinsam

auf. Das Risiko, an Asthma zu erkranken, ist beim Vorliegen einer allergischen

Rhinopathie etwa 4fach erhöht (Shaaban, 2008).

5.2 Studienmethode

Operationalisierung allergischer Erkrankungen

Als allergische Erkrankungen wurden die in Tabelle 6 dargestellten 29 ICD-10

Codes gewertet. Ein Versicherter wurde folglich als allergisch erkrankt bewer-

tet, wenn für diesen innerhalb des Analysejahres mindestens einmal eine gesi-

cherte ambulante oder eine stationäre Haupt- bzw. Nebendiagnose mit ent-

sprechendem ICD-10 Code abgerechnet wurde.

Die ICD-10 Codes wurden zudem sechs verschiedenen Kategorien allergi-

scher Erkrankungen zugeordnet:

- Asthma,

- Heuschnupfen,

- Kontaktekzem,

- Nahrungsmittel,

- Neurodermitis und

- Sonstige Allergien.

Page 37: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 37

ICD-10 Code und Bezeichnung Kategorie

J45.0 Vorwiegend allergisches Asthma bronchiale Asthma

J45.8 Mischformen des Asthma bronchiale Asthma

J45.9 Asthma bronchiale, nicht näher bezeichnet Asthma

H10.1 Akute allergische Konjunktivitis Heuschnupfen

J30.1 Allergische Rhinopathie durch Pollen Heuschnupfen

J30.2 Sonstige saisonale allergische Rhinopathie Heuschnupfen

J30.3 Sonstige allergische Rhinopathie Heuschnupfen

J30.4 Allergische Rhinopathie, nicht näher bezeichnet Heuschnupfen

L23.0 Allergische Kontaktdermatitis durch Metalle Kontaktekzem

L23.1 Allergische Kontaktdermatitis durch Klebstoffe Kontaktekzem

L23.2 Allergische Kontaktdermatitis durch Kosmetika Kontaktekzem

L23.3 Allergische Kontaktdermatitis durch Drogen oder Arzneimittel

bei Hautkontakt

Kontaktekzem

L23.4 Allergische Kontaktdermatitis durch Farbstoffe Kontaktekzem

L23.5 Allergische Kontaktdermatitis durch sonstige chemische Produk-

te

Kontaktekzem

L23.6 Allergische Kontaktdermatitis durch Nahrungsmittel bei Haut-

kontakt

Kontaktekzem

L23.7 Allergische Kontaktdermatitis durch Pflanzen, ausgenommen

Nahrungsmittel

Kontaktekzem

L23.8 Allergische Kontaktdermatitis durch sonstige Agenzien Kontaktekzem

L23.9 Allergische Kontaktdermatitis, nicht näher bezeichnete Ursache Kontaktekzem

K52.2 Allergische und alimentäre Gastroenteritis und Kolitis Nahrungsmittel

T78.0 Anaphylaktischer Schock durch Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittel

T78.1 Sonstige Nahrungsmittelunverträglichkeit, anderenorts nicht

klassifiziert Nahrungsmittel

L20.8 Sonstiges atopisches [endogenes] Ekzem Neurodermitis

L20.9 Atopisches [endogenes] Ekzem, nicht näher bezeichnet Neurodermitis

L30.0 Nummuläres Ekzem Neurodermitis

L30.3 Ekzematoide Dermatitis Neurodermitis

L50.0 Allergische Urtikaria Sonstige Allergien

T63.4 Toxische Wirkung: Gift sonstiger Arthropoden Sonstige Allergien

T78.3 Angioneurotisches Ödem Sonstige Allergien

T78.4 Allergie, nicht näher bezeichnet Sonstige Allergien

Tabelle 6: ICD-10 Codes und Bezeichnungen zur Operationalisierung der allergischen Erkrankungen

Page 38: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 38

5.3 Analyseergebnisse

5.3.1 Nach Altersgruppen und Geschlecht

Im Jahr 2015 waren insgesamt 22,4% aller in der AOK Nordost versicherten

Kinder und Jugendlichen Allergiker (Tabelle 7). Damit war fast jedes vierte

Kind in der Altersgruppe von 0 bis 16 Jahren von einer allergischen Erkrankung

betroffen.

Alter Geschlecht 2010 2015

0-16 Jahre

Gesamt 23,4% 22,4%

Männlich 24,3% 23,4%

Weiblich 22,4% 21,3%

0-1 Jahr

Babys

Gesamt 19,7% 18,1%

Männlich 22,0% 19,5%

Weiblich 17,2% 16,5%

2-5 Jahre

Kleinkinder

Gesamt 27,6% 25,0%

Männlich 28,4% 26,0%

Weiblich 26,7% 23,9%

6-10 Jahre

Grundschulkinder

Gesamt 24,3% 23,1%

Männlich 25,5% 24,6%

Weiblich 23,1% 21,5%

11-16 Jahre

Jugendliche

Gesamt 21,2% 21,6%

Männlich 21,5% 22,1%

Weiblich 20,9% 21,1%

Tabelle 7: Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2010

und 2015

Die Analyse der Häufigkeiten in den verschiedenen Altersgruppen zeigte

(Abbildung 13), dass im Jahr 2015 bereits bei 18,1% der Babys eine Allergie

diagnostiziert wurde. Kleinkinder waren besonders häufig Allergiker. So litt je-

des vierte Kind zwischen zwei und fünf Jahren an mindestens einer allergi-

schen Erkrankung. Die Krankheitshäufigkeit nahm unter den Grundschülern

(23,1%) und den Jugendlichen (21,6%) wieder leicht ab.

Page 39: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 39

Abbildung 13: Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Altersgruppe und Geschlecht im Jahr 2015

Über alle Altersgruppen hinweg waren Mädchen seltener an einer Allergie

erkrankt als Jungen. Dieser Geschlechtsunterschied zeigte sich in den unteren

Altersgruppen besonders deutlich. Bei den 0 bis 1-Jährigen betrug er im Jahr

2015 3,0%, bei Kleinkindern 2,1% und bei Grundschulkindern 3,1%. Bei den Ju-

gendlichen lag der Unterschied zwischen an einer Allergie erkrankten Mäd-

chen und Jungen nur noch bei 1,0%.

Die Zahlen verdeutlichen, dass viele Kinder bereits früh an einer Allergie leiden

und dauerhaft eine angemessene medizinische Versorgung benötigen: zum

einen zur Linderung der aktuellen Beschwerden, zum anderen um den Verlauf

der Erkrankung möglichst positiv zu beeinflussen. So kann beispielsweise eine

frühzeitige Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen-Patienten nicht nur die Al-

lergiesymptome verringern, sondern auch das Risiko für die Entstehung von

Asthma deutlich senken (Pfaar, Bachert & Bufe, 2014).

Neben diesen wichtigen Aspekten der medizinischen Versorgung der be-

troffenen Kinder und Jugendlichen muss bedacht werden, dass Allergien

auch sehr verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen Lebens betreffen. Vor

dem Hintergrund, dass fast jedes vierte Kind und Jugendlicher an einer Aller-

gie leidet, braucht dieses Thema insbesondere auch in Schulen und Kinderta-

gesstätten mehr Beachtung. So sollten die baulichen, technischen und orga-

nisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden, dass allergische Kinder

dort gleichberechtigt lernen können.

Bereits werdende Eltern sollten frühzeitig über Allergien informiert und beraten

werden, insbesondere weil wichtige Möglichkeiten zur Vorbeugung bereits

während oder kurz nach der Geburt relevant sind, so beispielsweise das Stillen

und die Vermeidung unnötiger Kaiserschnitt-Geburten (Schäfer et al., 2014).

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

Gesamt 0-1 Babys 2-5 Kleinkinder 6-10Grundschulkinder

11-16 Jugendliche

Ante

il

Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Altersgruppe und Geschlecht im Jahr 2015

Männlich Weiblich

Page 40: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 40

5.3.2 Nach Kategorien und Bundesland

Unter den allergischen Erkrankungen war die Neurodermitis mit 11,9% am häu-

figsten vertreten, gefolgt von Heuschnupfen mit 6,1% und Asthma mit 5,9%.

Deutlich seltener litten die Kinder und Jugendlichen an einem Kontaktekzem

(1,2%) oder einer Nahrungsmittelallergie (0,7%) (Abbildung 14). Studien weisen

zudem darauf hin, dass mehr Kinder als ärztlich diagnostiziert an Asthma lei-

den (Schlaud et al., 2007).

Abbildung 14: Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen für die Jahre 2010 und

2015

In der Abbildung 14 ist dargestellt, wie sich die Häufigkeit der kategorisierten

allergischen Erkrankungen im Nordosten von 2010 auf 2015 verändert hat.

Dabei blieb der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Heuschnupfen und

Neurodermitis relativ konstant. Ein leichter Rückgang zeigte sich für die Grup-

pe der sonstigen Allergien, das Kontaktekzem und Asthma. Nahezu eine Ver-

dopplung wenn auch auf niedrigem Niveau, wurde bei den Nahrungsmittel-

allergien beobachtet.

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

Ante

il

Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen

2010 2015

Page 41: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 41

Abbildung 15: Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen im Jahr 2015 nach Bun-

desland

Unterschieden nach Bundesländern zeigte sich, dass in Berlin im Jahr 2015 mit

5,8% der Anteil von an Heuschnupfen erkrankten Kindern und Jugendlichen

kleiner als in den beiden Flächenländern (Brandenburg: 6,3%, Mecklenburg-

Vorpommern: 6,8%) war (Abbildung 15). An Asthma waren die Berliner Kinder

und Jugendlichen 2015 mit 6,2% dagegen häufiger erkrankt im Vergleich zu

denen aus Brandenburg (5,3%) und Mecklenburg-Vorpommern (5,8%).

Ähnliche Ergebnisse zeigten die drei Bundesländer hinsichtlich des Anteils von

Kindern und Jugendlichen mit Kontaktekzem, Nahrungsmittel- oder sonstigen

Allergien.

Während in Berlin der Anteil der Allergiker von 24,0% im Jahr 2010 auf 21,7% im

Jahr 2015 deutlich abnahm, stieg er in Mecklenburg-Vorpommern um 1,0%

auf 23,2%. In Brandenburg kam es zu einer leichten Zunahme von 0,2% auf

ebenfalls 23,2%. Damit war der Anteil der Allergiker unter den Kindern und Ju-

gendlichen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in 2015 um 1,5%

höher als in Berlin.

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

Ante

il

Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen nach Bundesland 2015

BE BB MV

Page 42: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 42

Abbildung 16: Differenz in der Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen zwischen

2015 und 2010 nach Bundesland

Diese Zunahme der Allergiehäufigkeit außerhalb von Berlin als Ballungsraum

zeigte sich deutlich für Heuschnupfen, Neurodermitis und Asthma (Abbildung

16). In Berlin kam es dagegen zu einer Abnahme dieser Erkrankungen in den

letzten sechs Jahren. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit einem Kon-

taktekzem nahm in einem ähnlichen Ausmaß ab, und der Anteil derer mit ei-

ner Nahrungsmittelallergie in einem ähnlichen Ausmaß zu.

Eine Ursache für diese Zunahme von Allergien in den Flächenländern Bran-

denburg und Mecklenburg-Vorpommern kann sein, dass Faktoren, die ur-

sprünglich auf dem Land vor einer Allergie wie Heuschnupfen oder Tierhaaral-

lergien schützten, zum Beispiel intensiverer Kontakt mit Allergenen von Tier und

Pflanzen, nicht mehr zutreffen.

Im Folgenden werden die Ergebnisse für Asthma, Heuschnupfen und Neuro-

dermitis als die drei häufigsten Kategorien allergischer Erkrankungen nach Al-

tersgruppen dargestellt. Während die Häufigkeit von Asthma und Heuschnup-

fen über die Altersgruppen zunahm, war der Anteil von Kindern mit einer Neu-

rodermitis mit 16,1% unter den Kleinkindern am höchsten, gefolgt von Babys

mit 13,2% (Abbildung 17).

-3,0%

-2,0%

-1,0%

0,0%

1,0%

2,0%

3,0%

Diffe

renz 2

015-2

010

Differenz in der Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen zwischen 2015 und 2010

BE BB MV

Page 43: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 43

Abbildung 17: Häufigkeit ausgewählter Kategorien allergischer Erkrankungen im Jahr 2015 nach Alters-

gruppe

In den drei Altersgruppen Babys, Kleinkinder und Grundschulkinder nahmen

die Häufigkeiten von Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis zwischen

2010 und 2015 ab oder blieben konstant (Abbildung 18). Nur bei den Jugend-

lichen stieg der Anteil mit Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis. Der

größte Anstieg trat mit 0,9% im Jahr 2015 bei den Jugendlichen mit Heu-

schnupfen auf.

Abbildung 18: Differenz in der Häufigkeit ausgewählter Kategorien allergischer Erkrankungen zwischen

2015 und 2010 nach Altersgruppen

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

16,0%

18,0%

20,0%

Asthma Heuschnupfen Neurodermitis

Ante

il

Häufigkeit ausgewählter Kategorien allergischer Erkrankungen nach Altersgruppen 2015

0-1 Babys 2-5 Kleinkinder 6-10 Grundschulkinder 11 und älter Jugendliche

-1,5%

-1,0%

-0,5%

0,0%

0,5%

1,0%

1,5%

Asthma Heuschnupfen Neurodermitis

Diffe

renz 2

015-2

010

Differenz in der Häufigkeit ausgewählter allergischer Erkrankungen zwischen 2015 und 2010 nach Altersgruppen

0-1 Babys 2-5 Kleinkinder 6-10 Grundschulkinder 11 und älter Jugendliche

Page 44: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 44

5.3.3 Nach Regionen und Gemeindetypen

Es wurden auch die Veränderungen hinsichtlich der Allergiehäufigkeit zwi-

schen 2010 und 2015 auf regionaler Ebene ausgewertet.

Die Abbildung 19 veranschaulicht, dass die Häufigkeit allergischer Erkrankun-

gen im Kindes- und Jugendalter zwischen den Landkreisen beziehungsweise

Stadtbezirken in der Region Nordost stark variierte, nämlich zwischen 17,0% im

Berliner Stadtbezirk Reinickendorf und 29,2% in Frankfurt (Oder).

Page 45: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 45

Abbildung 19: Regionale Verteilung der Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendli-

chen im Jahr 2015 in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken

Page 46: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 46

In Mecklenburg-Vorpommern waren Kinder und Jugendlichen mit 26,4% im

Landkreis Vorpommern-Greifswald am häufigsten, in der Stadt Rostock mit

20,7% am seltensten an einer Allergie erkrankt.

In Brandenburg waren Kinder und Jugendliche in Frankfurt (Oder) mit 29,2%

und in den Landkreisen Spree-Neiße (27,5%) und Elbe-Elster (27,4%) besonders

häufig erkrankt. Der Landkreis Prignitz weist mit 19,7% den niedrigsten Anteil

allergiekranker Kinder auf.

Innerhalb von Berlin variierte der Anteil allergiekranker Kinder und Jugendli-

cher zwischen 17,0% im Stadtbezirk Reinickendorf und 26,8% in Charlotten-

burg-Wilmersdorf. Niedrige Prävalenzen zeigten sich besonders in den nord-

westlichen Stadtbezirken.

In der Abbildung 20 ist die Entwicklung der Allergiehäufigkeit bei Kindern und

Jugendlichen zwischen 2010 und 2015 in den Landkreisen und Berliner Stadt-

bezirken als Differenz dargestellt.

Page 47: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 47

Abbildung 20: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit allergischer Erkrankungen zwischen

2010 und 2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken

Während es in fast allen Landkreisen in Mecklenburg-Vorpommern zu Anstie-

gen der Allergiehäufigkeit kam, nahm der Anteil der Kinder und Jugendlichen

mit einer Allergie in allen Berliner Stadtbezirken und einigen Brandenburger

Landkreisen ab.

In Mecklenburg-Vorpommern nahm der Anteil in Schwerin mit 2,9% auf 26,2%

am deutlichsten zu, und nur im Landkreis Ludwigslust-Parchim kam es zu einer

leichten Abnahme von 0,6% auf 22,2%.

Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz sank der Anteil der allergiekranken Kinder

und Jugendlichen innerhalb von Brandenburg mit 3,6% auf 23,7% am deut-

lichsten. Den höchsten Anstieg verzeichnet mit 4,3% auf 23,8% in Cottbus.

In allen Berliner Stadtbezirken nahm die Allergiehäufigkeit zwischen 2010 und

2015 ab, den größten Rückgang verzeichnete hier Reinickendorf von 4,3% auf

17,0%.

Page 48: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 48

Um die Häufigkeit allergischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter und

deren Entwicklung zwischen 2010 und 2015 auf kleinräumiger Ebene zu beur-

teilen, wurden sie auch auf der Ebene der Ämter beziehungsweise amtsfreien

Gemeinden und der Berliner Prognoseräume ausgewertet (Abbildung 21). Die

Ergebnisse für Ämter und Gemeinden mit weniger als 50 bei der AOK Nordost

versicherten Kinder und Jugendlichen werden als 0% ausgewiesen.

Page 49: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 49

Abbildung 21: Regionale Verteilung der Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendli-

chen im Jahr 2015 in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen

Page 50: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 50

Der geringste Anteil allergiekranker Kinder und Jugendlicher In Mecklenburg-

Vorpommern wurde im Jahr 2015 mit 12,7% in Neubukow im Landkreis Rostock

ermittelt und der höchste mit 45,2% in Barth im Landkreis Vorpommern-Rügen.

In Brandenburg variierte der Anteil Allergiekranker zwischen 9,6% in der Stadt

Werneuchen im Landkreis Barnim und 49,3% in Woltersdorf im Landkreis Oder-

Spree. Dort hatte folglich fast jedes zweite Kind oder Jugendlicher eine Aller-

gie.

Unter den Berliner Prognoseräumen betrug der niedrigste Anteil allergiekran-

ker Kinder und Jugendlicher 13,1% in Frohnau-Hermsdorf und der höchste

31,2% im Prognoseraum Allende-Viertel/Müggelheim.

In der Abbildung 22 ist die Entwicklung der Allergiehäufigkeit im untersuchten

Zeitraum in den Ämtern und den Berliner Prognoseräumen dargestellt. Die Er-

gebnisse für Ämter und Gemeinden mit weniger als 50 bei der AOK Nordost

versicherten Kinder und Jugendlichen sind weiß dargestellt.

Page 51: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 51

Abbildung 22: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit allergischer Erkrankungen zwischen

2010 und 2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen

Die höchste Abnahme der Allergiehäufigkeit in Mecklenburg-Vorpommern

zwischen 2010 und 2015 wurde mit 9,1% auf 21,6% für die Stadt Grimmen im

Landkreis Vorpommern-Rügen, und der höchste Anstieg mit 15,6% auf 45,2%

für Barth im Landkreis Vorpommern-Rügen ermittelt.

Innerhalb Brandenburgs sank in Neuzelle im Landkreis Oder-Spree der Anteil

der allergiekranken Kinder und Jugendlichen mit 19,0% auf 14,9% am deut-

lichsten und der größte Anstieg wurde mit 20,0% auf 49,3% für Woltersdorf

(Landkreis Oder-Spree) ermittelt.

Unter den Berliner Prognoseräumen hatte Frohnau-Hermsdorf mit 11,3% auf

13,1% die höchste Abnahme zu verzeichnen, und im Prognoseraum Zehlen-

dorf Nord und Südwest kam es mit 3,7% auf 23,5% zur höchsten Zunahme.

Page 52: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 52

Zwischen den Ämtern und Gemeinden der großen Landkreise in den Flächen-

ländern gab es zum Teil deutliche Unterschiede hinsichtlich der Allergiehäu-

figkeit und deren Entwicklung zwischen 2010 und 2015. Im brandenburgischen

Landkreis Oder-Spree wurde für das Amt Neuzelle die höchste Abnahme

(19,0%) in der Region Nordost ermittelt und für die ebenfalls im Landkreis O-

der-Spree liegende Stadt Woltersdorf mit 20,0% der höchste Anstieg auf 49,3%.

Der niedrigste Anteil allergiekranker Kinder und Jugendliche im Landkreis O-

der-Spree wurde für Storkow (Mark) mit 13,9% ermittelt. In der Abbildung 23

sind die Allergiehäufigkeiten in den Ämtern und Gemeinden des Landkreises

Oder-Spree noch einmal separat dargestellt.

Abbildung 23: Regionale Verteilung der Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendli-

chen im Jahr 2015 in den Ämtern des Landkreises Oder -Spree

Um den Einfluss ländlicher und städtischer Lebensräume zu untersuchen, wur-

den die Gemeinden in der Region Nordost auf Grundlage von EU-Richtlinien

in ländliche, halbstädtische und städtische Gemeinden unterschieden

(Tabelle 8, Abbildung 24).

Analysejahr

Städtisch Halbstädtisch Ländlich

BE BB MV BB MV BB MV

2010 24,0% 22,9% 21,1% 23,9% 23,1% 22,1% 22,4%

2015 21,7% 23,9% 21,9% 24,0% 24,6% 22,1% 23,0%

Differenz 2015-2010 -2,4% 1,0% 0,8% 0,1% 1,6% 0,1% 0,6%

Tabelle 8: Häufigkeit allergischer Erkrankungen in der Altersgruppe 0-16 Jahre im Jahr 2010 und 2015

nach Gemeindetyp und Bundesland

Page 53: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 53

Abbildung 24: Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren

2010 und 2015

In Berlin als rein städtische Gemeinde nahm, wie bereits dargestellt, der Anteil

der allergiekranken Kinder und Jugendlichen von 24,0% im Jahr 2010 auf

21,7% im Jahr 2015 deutlich ab.

In Brandenburg bleib der Anteil der Allergiker in halbstädtischen und ländli-

chen Gebieten relativ konstant und nahm in den Städten um 1,0% auf 23,9%

leicht zu.

In Mecklenburg-Vorpommern nahm der Anteil der Allergiker in allen drei Ge-

meindetypen von 2010 bis 2015 zu. Diese Zunahme war in den ländlichen

Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns mit 0,6% auf 23,0% am geringsten

und in den halbstädtischen Gemeinden mit 1,6% auf 24,6% am höchsten.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern hinsichtlich der Allergiehäufig-

keit und deren Entwicklung im betrachteten Zeitraum lassen sich folglich nicht

allein durch Unterschiede zwischen städtischen oder ländlichen Gebieten er-

klären.

5.4 Schlussfolgerungen und Maßnahmen der AOK Nordost

Im Jahr 2015 war fast jedes vierte Kind oder Jugendlicher Allergiker. Allergien

sind Volkskrankheiten, die für den Betroffenen hohen Leidensdruck bedeuten

können und auf gesellschaftlicher Ebene mit großen Herausforderungen ver-

bunden sind. Sie erfordern ganz unterschiedliche Maßnahmen auf individuel-

ler und gesellschaftlicher Ebene.

19,0%

20,0%

21,0%

22,0%

23,0%

24,0%

25,0%

BE BB MV BB MV BB MV

Städtisch Halbstädtisch Ländlich

Ante

il

Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Gemeindetyp und Bundesland

2010 2015

Page 54: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 54

Eine zentrale Maßnahme ist dabei die bessere Information und Aufklärung

über Allergien, deren Prävention und Behandlung. Informationskampagnen

sollten dabei nicht nur die Betroffenen und deren Angehörige im Blick haben,

sondern auch das Bewusstsein der Gesellschaft für diese Erkrankungen erhö-

hen. Wichtig ist, darüber aufzuklären, dass Allergien keine harmlosen Erkran-

kungen sind und dazu beizutragen, dass zeitnah eine Diagnose gestellt und

die notwendige Therapie eingeleitet wird. Eine frühzeitige Therapie kann nicht

nur den Leidensdruck mindern und einer Verschlimmerung vorbeugen, son-

dern die Erkrankten mittels Hyposensibilisierung – der bis dato einzigen ursäch-

lichen Therapie bei Allergien - bestenfalls vollständig kurieren.

Anlässlich der Freischaltung eines onlinebasierten Informationsportals zum

Thema Allergien im April 2017 verwies auch Bundesgesundheitsminister Her-

mann Gröhe auf die negativen Folgen von Allergien und unterstrich die Be-

deutung von Informations- und Aufklärungsmaßnahmen, mit deren Hilfe die

Prävention und Versorgung gezielt gestärkt werden können (BMG, 2017).

Die AOK Nordost bietet deshalb bereits heute wichtige Angebote als zusätzli-

che Satzungsleistungen für Kinder und Jugendliche mit allergischen Erkran-

kungen. Dabei handelt es sich beispielsweise um kindgerechte Allergie- und

Lungenfunktionstests zur Früherkennung chronischer Atemwegserkrankungen,

wie beispielsweise Asthma. Die AOK Nordost hat bereits vor 10 Jahren mit

dem AOK-Junior eines der ersten speziellen Kinder- Programme geschaffen,

an dem mittlerweile fast 56.000 Kinder teilnehmen. Es umfasst Maßnahmen zur

Information, Prävention und medizinischen Versorgung von Kindern und Ju-

gendlichen und seit 2016 auch ein spezielles Modul für den Bereich Allergie.

Das neue Beratungs- und Betreuungsmodul für Kinder und Jugendliche mit

Heuschnupfen wurde mit dem Berufsverband der Kinder und Jugendärzte

(BVKJ) vereinbart. Eine frühzeitige spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisie-

rung) über mindestens 3 Jahre kann im Kindes- und Jugendalter zu einer deut-

lichen Reduktion der allergisch-bedingten Morbidität sowie der damit ver-

bundenen Gesundheitsausgaben führen. Dadurch kann beispielsweise bei

Heuschnupfen-Patienten die Asthmaentstehung um 40% verringert werden

(Schmitt et al., 2015).

Neben einer solchen möglichst frühzeitigen Hyposensibilisierung bei Pollen-

und Hausstauballergikern empfehlen sich zur Verringerung des Allergie-

Erkrankungsrisikos noch weitere Maßnahmen. So gibt es Hinweise darauf, dass

Kinder nach Kaiserschnittentbindung ein erhöhtes Allergierisiko (besonders für

allergisches Asthma) haben. Als Ursache wird eine fehlende Immunstimulation

vermutet, die ein Neugeborenes bei einer natürlichen Geburt durch die Kon-

tamination mit der normalen Keimflora des mütterlichen Geburtskanals er-

fährt. Darüber hinaus sollten Säuglinge möglichst gestillt werden und Eltern

Page 55: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 55

keine unnötigen diätetischen Einschränkungen während der Säuglingsperio-

de der Kinder vornehmen (Schäfer et al., 2014).

Der Information und Schulung von betroffenen Kindern und Jugendlichen und

deren Eltern kommt bei einer Allergie eine besondere Bedeutung zu. Die Kin-

der und Jugendlichen müssen selbst im Umgang mit ihrer Erkrankung sowie

der Vermeidung von Allergenen oder den Umgang mit Notfällen geschult

sein. Die Auseinandersetzung mit Symptomen und deren Therapie einer le-

bensbegleitenden Erkrankung kann für Kinder und Jugendliche und auch de-

ren Eltern eine große Herausforderung darstellen, bei der sie Unterstützung

benötigen.

Ein besserer Umgang mit der eigenen allergischen Erkrankung kann durch die

Nutzung von Allergiker-Apps (zum Beispiel Pollen App der Stiftung Deutscher

Polleninformationsdienst) erreicht werden.

Viele Betroffene empfinden auch den Austausch mit anderen als hilfreich.

Hier bietet der Deutsche Allergie- und Asthmabund (www.daab.de) Informa-

tionen für Eltern von betroffenen Kindern.

Jedoch sind beim Thema Allergie nicht nur der individuelle Umgang mit der

Erkrankung und deren medizinische Versorgung wichtig. Da Allergien in sehr

vielen Lebensbereichen relevant sein können, muss zum einen das öffentliche

Bewusstsein für diese Erkrankungen verbessert werden. Zum anderen müssen

sie bei der Ausgestaltung von öffentlichen Räumen mit bedacht werden. Im

Kindes- und Jugendalter sind dies vor allem Kindertagesstätten und Schulen.

Laut Berliner Senat werden in den nächsten Jahren aufgrund wachsender

Schülerzahlen etwa 30 Schulen neu gebaut. Weiterhin besteht in vielen Berli-

ner Schulen erheblicher Sanierungsbedarf. Seit 2012 wurden dafür bereits rund

1,1 Milliarden Euro ausgegeben, und eine weitere Milliarde wird in den nächs-

ten Jahren folgen.7 Bei der Planung dieser Maßnahmen sollten neben den

Gesichtspunkten einer modernen Pädagogik und verschiedenen Aspekten

des Gesundheits- und Arbeitsschutzes (z. B. Atemluft) auch die baulichen,

technischen und organisatorischen Notwendigkeiten bedacht werden, um

allergiekranken Kindern ein gleichberechtigtes Lernen zu ermöglichen. Vorbild

können hier Krankenhäuser sein, die sogenannte Umweltzimmer unter ande-

rem Multiallergiker anbieten, und so bereits Erfahrungen gesammelt haben,

welche baulichen Besonderheiten zu beachten sind.8

7 Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

https://www.berlin.de/sen/bjf/schulsanierung/ (Abruf: 22. Mai 2017)

8 Agaplesion Diakonie Klinikum Hamburg: http://www.d-k-h.de/Umweltzimmer.1888.0.html

(Abruf: 23. Mai 2017)

Page 56: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 56

Die vorgestellte regionale Analyse der Häufigkeit von Allergieerkrankungen im

Kindes- und Jugendalter zeigt, dass Allergien bereits am Beginn der Lebens-

spanne eine große Belastung für viele Betroffene und eine Herausforderung

für die medizinische Versorgung sind. Die Auswertungen auf kleinräumiger

Ebene der Ämter und Gemeinden ermöglichen verantwortlichen Planern auf

regionaler Ebene zudem, Ursachenanalyse zu betreiben und Maßnahmen zu

entwickeln.

Bei der Planung von Maßnahmen sollten den Kleinstädten und ländlichen

Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern und den Kleinstädten in Branden-

burg besondere Beachtung geschenkt werden, da dort Allergien besonders

häufig auftreten und zudem ein Anstieg zwischen 2010 und 2015 zu verzeich-

nen ist.

Künftige Analysen werden zeigen, ob sich der Trend einer abnehmenden Al-

lergiehäufigkeit in den Ballungsräumen und zunehmenden Allergiehäufigkeit

außerhalb der Ballungsräume weiter fortsetzen wird.

Page 57: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 57

6 Entwicklung der Adipositas

6.1 Hintergrund und Motivation

Übergewicht und Adipositas gelten in den Industrienationen, aber auch in

vielen Schwellenländern als ein wachsendes gesundheitliches Problem. Ne-

ben den physischen und psychosozialen Folgen und Einschränkungen einer

Adipositas im Kindes- und Jugendalter kommt dieser Gesundheitsstörung

auch eine gesundheitsökonomische Bedeutung zu (Wabitsch et al., 2015,

Knoll & Hauner, 2008).

Eine Adipositas liegt vor, wenn der Anteil des Körperfetts am Körpergewicht

pathologisch erhöht ist. Zur Abschätzung des Körperfettanteils hat sich welt-

weit der Body-Mass-Index (BMI = Körpergewicht / Körpergrösse2 (kg/m2))

durchgesetzt. Dieser wird im Kindes- und Jugendalter vom Alter und Ge-

schlecht beeinflusst, so dass zur Beurteilung populationsspezifische Referenz-

werte in Form von alters- und geschlechtsspezifischen Perzentilen genutzt

werden. Eine Adipositas im Kindes- und Jugendalter liegt vor, wenn der BMI

über der 97. Perzentile liegt. Als Referenz dienen die von der Arbeitsgemein-

schaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) publizierten Perzentile

(Kromeyer-Hauschild et al., 2001, Kromeyer-Hauschild et al., 2015).

Übergewicht und Adipositas sind multifaktoriell bedingt. Als Ursache für den

Anstieg der Prävalenz in den vergangenen Jahrzehnten werden vor allem die

veränderten Lebensbedingungen verantwortlich gemacht. Als Hauptursa-

chen gelten der übermäßige Verzehr von kalorien- und fettreicher Nahrung

und mangelnde körperliche Aktivität. Als mögliche Einflussfaktoren auf Über-

gewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter werden der soziale Status,

elterliches Übergewicht und Migrationshintergrund diskutiert (Kurth & Schaf-

frath Rosario, 2007, Wabitsch et al., 2015, Zeiher et al., 2016).

Adipositas verläuft in vielen Fällen chronisch und kann weitreichende medizi-

nische und psychosoziale Folgen haben. Bereits im Kindes- und Jugendalter

kann Adipositas zu erhöhter Morbidität, wie Störungen im Fett- und Glukose-

stoffwechsel und orthopädischen Folgeerkrankungen, führen. Darüber hinaus

haben adipöse Kinder und Jugendliche auch im späteren Erwachsenenleben

ein höheres Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Adipositas steht auch mit psy-

chosozialen Einschränkungen in Zusammenhang. So werden schwer überge-

wichtige Kinder und Jugendliche häufig stigmatisiert, was zu einem erniedrig-

ten Selbstwertgefühl und verminderter Lebensqualität beitragen kann (Krause

et al., 2014).

Page 58: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 58

6.2 Studienmethode

Operationalisierung der Adipositas

Alle bei der AOK Nordost versicherten Kinder und Jugendlichen im Alter von 0

bis 16 Jahren, bei denen im Analysejahr mindestens eine gesicherte ambulan-

te oder eine stationäre Haupt- oder Nebendiagnose mit einem ICD Code des

Typs E66x (E66.- Adipositas) abgerechnet wurde, gelten als adipös. Dies

schließt die folgenden ICD-10 Codes ein:

E66.0 Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr

E66.1 Arzneimittelinduzierte Adipositas

E66.2 Übermäßige Adipositas mit alveolärer Hypoventilation

E66.8 Sonstige Adipositas

E66.9 Adipositas, nicht näher bezeichnet.

6.3 Analyseergebnisse

6.3.1 Nach Altersgruppen und Geschlecht

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit einer Adipositas ist in der Region

Nordost von 2010 bis 2015 um 0,1% auf 5,9% nur leicht gestiegen. Dieser leich-

te Anstieg zeigte sich mit Ausnahme bei den Grundschülern in allen unter-

suchten Altersgruppen (Tabelle 9).

Alter Geschlecht 2010 2015

0-16 Jahre

Gesamt 5,8% 5,9%

Männlich 5,6% 5,7%

Weiblich 5,9% 6,0%

0-1 Jahr

Babys

Gesamt 1,4% 1,6%

Männlich 1,6% 1,5%

Weiblich 1,2% 1,6%

2-5 Jahre

Kleinkinder

Gesamt 3,1% 3,2%

Männlich 2,7% 2,8%

Weiblich 3,6% 3,7%

6-10 Jahre

Grundschulkinder

Gesamt 6,3% 6,3%

Männlich 6,0% 6,0%

Weiblich 6,5% 6,5%

11-16 Jahre

Jugendliche

Gesamt 8,8% 9,0%

Männlich 8,8% 9,1%

Weiblich 8,7% 8,9%

Tabelle 9: Häufigkeit der Adipositas nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2010 und 2015

Page 59: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 59

Im Kleinkindalter und als Grundschulkinder hatten Mädchen im Jahr 2015 häu-

figer Adipositas als Jungen. Bei den Kleinkindern betrug dieser Geschlechtsun-

terschied 0,9%, unter den Grundschulkindern noch 0,5%. In der Altersgruppe

der Jugendlichen war dieser Unterschied kaum noch vorhanden (Abbildung

25).

Abbildung 25: Häufigkeit der Adipositas nach Altersgruppe und Geschlecht im Jahr 2015

In Abbildung 26 ist der Anteil der Schulkinder (6 bis16 Jahre) mit einer Adiposi-

tas nach Lebensjahren und Geschlecht dargestellt. Sie veranschaulicht, dass

im Jahr 2015 Mädchen bis zum 10. Lebensjahr häufiger adipös waren als

gleichaltrige Jungen, sich dieser Geschlechtsunterschied in den Lebensjahren

11 bis 13 jedoch umkehrte. Mädchen im Alter von 15 und 16 Jahren waren im

Jahr 2015 wieder häufiger stark übergewichtig als ihre männlichen Altersge-

nossen. Dabei veranschaulicht die Abbildung auch, dass mit zunehmendem

Lebensalter der Anteil der adipösen Mädchen anstieg. Dagegen erreichte

bei den Jungen der Anteil Adipöser im 12. Lebensjahr sein Maximum und ging

dann zurück.

0,0%

1,0%

2,0%

3,0%

4,0%

5,0%

6,0%

7,0%

8,0%

9,0%

10,0%

Gesamt 0-1 Babys 2-5 Kleinkinder 6-10Grundschulkinder

11-16 Jugendliche

Ante

il

Häufigkeit der Adipositas nach Altersgruppe und Geschlecht im Jahr 2015

Männlich Weiblich

Page 60: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 60

Abbildung 26: Häufigkeit der Adipositas nach Alter und Geschlecht im Jahr 2015

Insgesamt zeigt sich in dieser Querschnittsbetrachtung also eine deutliche Zu-

nahme der Häufigkeit von Adipositas während der Schulzeit. Die Prävalenz

war im Jahr 2015 unter den 16-Jährigen fast doppelt so hoch wie unter den

6-Jährigen.

6.3.2 Nach Bundesländern und Gemeindetypen

Es liegen Studien vor, die zeigen, dass die Häufigkeit von Übergewicht und

Adipositas zwischen den Bundesländern eine hohe Variabilität aufweist (Moß

et al., 2007, Kroll & Lampert, 2010). Die folgende Abbildung 27 veranschau-

licht die unterschiedlichen Häufigkeiten der Adipositas in den drei Bundeslän-

dern in den Jahren 2010 und 2015.

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Ante

il

Alter

Häufigkeit der Adipositas nach Alter (6-16 Jahre) und Geschlecht im Jahr 2015

Männlich Weiblich

Page 61: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 61

Abbildung 27: Häufigkeit der Adipositas nach Bundesland in den Jahren 2010 und 2015

In Berlin sank der Anteil der stark übergewichtigen Kinder und Jugendlichen

von 2010 bis 2015 um 0,2% auf 5,4%. In Brandenburg stieg er um 0,2% auf 5,7%,

und in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich sogar ein Anstieg von 0,7% auf

7,3%. Obwohl in Mecklenburg-Vorpommern bereits 2010 der Anteil stark über-

gewichtiger Kinder und Jugendlicher am höchsten war, zeigte sich dort auch

der stärkste Anstieg im Zeitverlauf.

Im nächsten Schritt wurden die Gemeinden in der Region Nordost auf Grund-

lage von EU-Richtlinien in ländliche, halbstädtische und städtische Gemein-

den unterschieden (Tabelle 10, Abbildung 28). In Mecklenburg-Vorpommern

stieg die Häufigkeit der Adipositas zwischen 2010 und 2015 in allen drei Ge-

meindetypen am deutlichsten (Tabelle 10) und lag im Jahr 2015 jeweils deut-

lich höher als in den anderen Bundesländern. Der größte Anstieg fand sich mit

1,3% auf 7,3% in den städtischen Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns. Die

Unterschiede zwischen den Bundesländern hinsichtlich der Häufigkeit von

Adipositas und deren Entwicklung von 2010 bis 2015 lassen sich demnach

nicht allein durch Unterschiede zwischen städtischen oder ländlichen Gebie-

ten erklären. Auch in einer Untersuchung zur Häufigkeit von Übergewicht und

Adipositas bei Einschülern war der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern im

bundesweiten Vergleich am höchsten (Moß et al., 2007).

0,0%

1,0%

2,0%

3,0%

4,0%

5,0%

6,0%

7,0%

8,0%

BE BB MV

Ante

il

Häufigkeit der Adipositas nach Bundesland

2010 2015

Page 62: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 62

Analysejahr

Städtisch Halbstädtisch Ländlich

BE BB MV BB MV BB MV

2010 5,6% 5,2% 6,0% 5,5% 7,3% 5,6% 6,5%

2015 5,4% 5,4% 7,3% 6,0% 8,0% 5,4% 6,8%

Differenz 2015-2010 -0,2% 0,3% 1,3% 0,5% 0,7% -0,1% 0,3%

Tabelle 10: Häufigkeit der Adipositas in der Altersgruppe 0-16 Jahre im Jahr 2010 und 2015 nach Ge-

meindetyp und Bundesland

Abbildung 28: Häufigkeit der Adipositas nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren 2010 und

2015

6.3.3 Nach Regionen

Regionale Daten zur Verbreitung und Entwicklung der Adipositas sollen es er-

möglichen, Maßnahmen und Interventionen verstärkt an die Orte zu bringen,

wo der Bedarf besonders hoch ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass es

auch auf Ebene der Landkreise zu einer hohen Variabilität hinsichtlich der

Häufigkeit von Adipositas im Kindesalter kommen kann. Als mögliche Gründe

für diese regionalen Differenzierungen werden Unterschiede in der Sozial- und

Altersstruktur diskutiert (Moss et al., 2007, Kroll & Lampert, 2010, Kurth & Schaf-

frath Rosario, 2010).

Im Folgenden werden sowohl die Prävalenzraten der Adipositas auf der Ebe-

ne der Landkreise beziehungsweise Berliner Stadtbezirke als auch auf der

Ebene der Ämter und Gemeinden beziehungsweise Berliner Prognoseräume

berichtet.

Die Abbildung 29 veranschaulicht zunächst die Prävalenz der Adipositas in

den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken.

0,0%

1,0%

2,0%

3,0%

4,0%

5,0%

6,0%

7,0%

8,0%

9,0%

BE BB MV BB MV BB MV

Städtisch Halbstädtisch Ländlich

Ante

il

Häufigkeit der Adipositas nach Gemeindetyp und Bundesland

2010 2015

Page 63: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 63

Abbildung 29: Regionale Verteilung der Häufigkeit von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Jahr

2015 in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken

Regional fanden sich die höchsten Anteile stark übergewichtiger Kinder und

Jugendlicher im Jahr 2015 in Mecklenburg-Vorpommern, beispielsweise in

Page 64: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 64

Nordwestmecklenburg (7,9%) sowie dem Landkreis Rostock und der kreisfreien

Stadt Rostock mit jeweils 7,8%. Für den Landkreis Vorpommern-Rügen wurde

mit 6,0% der kleinste Anteil in Mecklenburg-Vorpommern ermittelt. Im Ver-

gleich mit den anderen Bundesländern ist die Prävalenz dort dennoch bes-

tenfalls durchschnittlich. In Brandenburg wurde der höchste Anteil 7,4% in

Frankfurt (Oder) und der niedrigste 3,7% in Potsdam ermittelt. In den Berliner

Stadtbezirken variierten die Anteile stark übergewichtiger Kinder und Jugend-

licher zwischen 6,7% in Spandau und 3,9% in Treptow-Köpenick.

In der Abbildung 30 ist die Entwicklung der Häufigkeit der Adipositas im unter-

suchten Zeitraum in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken dargestellt.

Page 65: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 65

Abbildung 30: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit von Adipositas zwischen 2010 und

2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken

In Mecklenburg-Vorpommern war zwischen 2010 und 2015 in Rostock der

stärkste Zuwachs zu verzeichnen: Um 1,8 Prozentpunkte (auf 7,8%) stieg hier

die Häufigkeit von Adipositas. Im unmittelbar angrenzenden Landkreis

Rostock war die positivste Entwicklung zu beobachten: um 0,6% auf 7,8% sank

die Prävalenz.

Für den brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald wurde mit 1,3% auf

7,4% der größte Anstieg ermittelt und in Cottbus sank der Anteil stark überge-

wichtiger Kinder und Jugendlicher mit 1,0% auf 5,7% am deutlichsten.

Innerhalb Berlins variierte die Entwicklung der Adipositashäufigkeit zwischen

einem Anstieg um 1,8% auf 6,3% in Tempelhof-Schöneberg und einer Abnah-

me von 0,9% auf 6,2% in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Page 66: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 66

Die Abbildung 31 zeigt den Anteil stark übergewichtiger Kinder und Jugendli-

cher in den Ämtern Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns sowie den

Berliner Prognoseräumen. Die Ergebnisse für Ämter und Gemeinden mit weni-

ger als 50 bei der AOK Nordost versicherten Kindern und Jugendlichen wer-

den als 0% ausgewiesen.

Page 67: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 67

Abbildung 31: Regionale Verteilung der Häufigkeit von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Jahr

2015 in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen

Auf Amtsebene differierten die Häufigkeiten zum Teil sehr stark. Die höchsten

Anteile stark übergewichtiger Kinder und Jugendlicher fanden sich in Ge-

meinden Mecklenburg-Vorpommerns, wie Dargun (Landkreis Mecklenburgi-

Page 68: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 68

sche Seenplatte) mit 22,8%, Gnoien (Landkreis Rostock) mit 16,1% oder Lud-

wigslust (Landkreis Ludwigslust Parchim) mit 14,8%. In der Gemeinde Feldber-

ger Seenlandschaft im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte waren dage-

gen nur 0,8% der Kinder und Jugendlichen stark übergewichtig.

In Brandenburg war in Schlieben (Landkreis Elbe-Elster) mit 12,6% der Anteil

adipöser Kinder und Jugendlicher am höchsten. In Kleinmachnow (Landkreis

Potsdam Mittelmark) und in Birkenwerder (Landkreis Oberhavel) hatte dage-

gen keine der bei der AOK Nordost versicherten Kinder und Jugendlichen die

Diagnose Adipositas.

Unter den Berliner Prognoseräumen war im Gebiet Kurfürstendamm-

Mierendorffplatz der Anteil mit 8,2% am höchsten und Heiligensee-

Konradshöhe hatte mit 2,0% den niedrigsten.

In Abbildung 32 ist die Entwicklung der Häufigkeit von Adipositas bei Kindern

und Jugendlichen von 2010 bis 2015 in den Ämtern und Berliner Prognose-

räumen als Veränderung dargestellt. Die Ergebnisse für Ämter und Gemein-

den mit weniger als 50 bei der AOK Nordost versicherten Kinder und Jugendli-

chen sind weiß abgebildet.

Page 69: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 69

Abbildung 32: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit von Adipositas zwischen 2010 und

2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen

Der höchste Zuwachs wurde in Mecklenburg-Vorpommern für Ludwigslust

(Landkreis Ludwigslust Parchim) mit 7,4% auf 14,8% ermittelt und die Adiposi-

tashäufigkeit hat sich damit verdoppelt. Die deutlichste Abnahme hingegen

zeigte sich in Kröpelin (Landkreis Rostock) mit 10,1% auf nur noch 4,6%. In

Brandenburg stieg in Gerswalde (Landkreis Uckermark) der Anteil stark über-

gewichtiger Kinder und Jugendlicher mit 8,9% auf 10,4% am deutlichsten. Da-

gegen sank in Leegebruch im Landkreis Oberhavel der Anteil um 10,7% auf

8,3%. Der höchste Anstieg zeigte sich in Berlin mit 2,7% auf 5,9% in Marienfelde

und die größte Abnahme mit 3,2% auf 4,1% in Charlottenburg-Nord.

6.3.4 Nach Nationalität für Berliner Kinder und Jugendliche

Für Berliner Kinder und Jugendliche wurde zudem untersucht, ob sich der An-

teil stark Übergewichtiger zwischen den Nationalitäten unterscheidet

(Abbildung 33), denn Untersuchungen haben gezeigt, dass Übergewicht und

Adipositas auch mit dem Migrationshintergrund im Zusammenhang stehen

(Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). Auf eine entsprechende Auswertung für die

Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurde verzichtet,

Page 70: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 70

da dort nur sehr wenige Nationalitäten (-gruppen) die Mindestanzahl von 200

AOK Nordost-versicherten Kindern und Jugendlichen erfüllten. Die Darstellung

beschränkt auf die drei Nationalitäten mit dem höchsten und dem niedrigs-

ten Anteil stark übergewichtiger Kinder und Jugendlicher sowie die Ergebnisse

für Kinder und Jugendliche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

Abbildung 33: Häufigkeit der Adipositas bei Berliner Kinder und Jugendlichen nach Nationalität im Jahr

2015

Es wird deutlich, dass der Anteil adipöser Kinder und Jugendlicher zwischen

den Nationalitäten stark variiert. Serbische Kinder und Jugendliche hatten mit

9,7% fast vier Mal so häufig starkes Übergewicht als Kinder und Jugendliche

mit vietnamesischer Staatsangehörigkeit (2,5%). Mehr als jeder zehnte serbi-

sche Junge (10,6%) war stark übergewichtig, bei den serbischen Mädchen

waren es noch immer 8,8%. Hier waren die Unterschiede zwischen den Ge-

schlechtern besonders auffallend. Auch türkische Kinder und Jugendliche

wurden sehr häufig als adipös diagnostiziert (Jungen: 8,5%, Mädchen: 8,6%).

Hohe Anteile fanden sich mit 7,3% der Jungen und 7,8% der Mädchen auch

bei Kindern und Jugendlichen mit griechischer Staatsangehörigkeit. Bei den

Kindern und Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit betrug der An-

teil stark Übergewichtiger bei den Jungen und Mädchen jeweils 5,1%.

Der niedrigste Anteil wurde mit 1,3% für rumänische Mädchen ermittelt. Unter

den rumänischen Jungen war der Anteil mit 3,8% mehr als doppelt so hoch,

lag aber deutlich unter dem Durchschnitt (5,4%). Ein ähnliches Bild zeigte sich

für Kinder und Jugendliche mit vietnamesischer Staatsangehörigkeit. Auch für

vietnamesische Mädchen wurde mit 1,6% ein niedriger Anteil ermittelt. Der

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

Ante

il

Häufigkeit der Adipositas nach Nationalität und Geschlecht in Berlin im Jahr 2015

Männlich Weiblich

Page 71: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 71

Anteil stark übergewichtiger vietnamesischer Jungen war mit 3,3% mehr als

doppelt so hoch.

Für die Prävention der Adipositas und die Versorgung adipöser Kinder und Ju-

gendlicher zeigt dies, dass insbesondere im Ballungsraum Berlin Maßnahmen

in unterschiedlichen Sprachen zu Verfügung stehen und kultursensitiv ausge-

staltet werden sollten.

6.4 Schlussfolgerungen und Maßnahmen der AOK Nordost

Die Häufigkeit der Adipositas unter den AOK Nordost versicherten Kindern und

Jugendlichen ist zwischen 2010 und 2015 nahezu konstant geblieben. Den-

noch stieg in der vorliegenden Querschnittsbetrachtung gerade bei den

Mädchen der Anteil der Adipösen mit zunehmendem Lebensalter kontinuier-

lich an. Unter den 16-jährigen Mädchen war im Jahr 2015 fast jedes zehnte

stark übergewichtig, bei den gleichaltrigen Jungen waren es immerhin 8,3%.

Außerdem zeigten die Analysen, dass es deutliche regionale Unterschiede in

der Entwicklung des Anteils adipöser Kinder und Jugendlicher von 2010 bis

2015 gab. So stieg der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern um 0,7% auf 7,3%

am deutlichsten.

Der negative Einfluss eines starken Übergewichts auf die Lebensqualität und

das körperliche und physische Wohlbefinden auch im späteren Erwachse-

nenalter ist unbestritten. Ziel sollte es folglich sein, sowohl der Adipositas durch

präventive Maßnahmen entgegen zu wirken, als auch eine gute Versorgung

für adipöse Kinder und Jugendliche zu gewährleisten.

Im Rahmen des AOK Junior Programms wird Übergewicht ebenfalls themati-

siert. Dabei soll durch den Arzt vermittelt werden, dass Übergewicht und Adi-

positas ernst zu nehmende Gesundheitsstörungen sind. Familien sollen über

Möglichkeiten der Gewichtsreduktion beraten und ggf. entsprechende Maß-

nahmen eingeleitet werden. Dabei ist Bestandteil des Programms, dass zwi-

schen Patient und Eltern sowie dem behandelndem Arzt Zielvereinbarungen

abgeschlossen werden. Außerdem kann eine Ernährungsberatung in An-

spruch genommen werden. Ziele sind die Änderung der Ernährungs- und Be-

wegungsgewohnheiten und dadurch die Verringerung des Morbiditäts- und

Mortalitätsrisiko im Erwachsenenalter.

Da das Angebot an adäquaten, evidenzbasierten Interventionen zur Behand-

lung einer Adipositas im Kindes- und Jugendalter jedoch unzureichend ist und

diese nur mäßigen Erfolg haben (Wabitsch et al., 2015), sind Maßnahmen der

Primärprävention von besonderer Bedeutung. Diese gelten auch als eine be-

deutende gesundheitspolitische Herausforderung. Seit 2015 fördert das Bun-

Page 72: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 72

desministerium für Gesundheit im Rahmen eines Förderschwerpunktes Projekte

zu diesem Thema.9

Mit dem AOK-Gesundheitskonto können AOK-Versicherte Präventions- und

Gesundheitsleistungen im Wert von 270 Euro pro Jahr in Anspruch nehmen

(https://nordost.aok.de/inhalt/aok-gesundheitskonto/). Für AOK Nordost-

versicherte Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre werden zum Beispiel pro Ka-

lenderjahr bis zu 50 Euro Mitgliedsbeitrag im Sportverein erstattet. Im Rahmen

des AOK-Gesundheitskontos können sich alle AOK-Versicherten jedes zweite

Kalenderjahr bis zu 50% der Kosten (maximal 50 Euro) für die Anschaffung digi-

taler Fitness-Geräte wie Pulsmesser erstatten lassen.

Die AOK Nordost hält außerdem ein kostenfreies Kursprogramm in den The-

men Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und Entspannung an über 75

Standorten vor. Weiterhin gibt es die Möglichkeit der Erstattung von zertifizier-

ten Gesundheitskursen externer Anbieter. Für Kinder und Jugendliche zwi-

schen 6 und 18 Jahren erfolgt die Erstattung zu 100 % des Kurspreises ohne

Obergrenze für max. 2 Kurse.

Um der Entstehung einer Adipositas vorzubeugen sollten präventive Maß-

nahmen bereits während der Schwangerschaft und in frühen Kindheitsphasen

und Lebensumwelten, wie zum Beispiel in Kindergärten und Schulen ansetzen.

Die AOK Nordost hat dafür verschiedene Maßnahmen konzipiert oder ist an

diesen beteiligt. Sie haben das Ziel, Kindern und Jugendlichen die Themen

Ernährung und Bewegung näher zu bringen. „JolinchenKids“ ist zum Beispiel

ein Programm zur Förderung der Gesundheit von Kindern bis sechs Jahre in

Kindertagesstätten. Im Fokus stehen die Themen Ernährung, Bewegung und

seelisches Wohlbefinden. Dabei wird Wert darauf gelegt, die Eltern aktiv ein-

zubeziehen und auch die Gesundheit der Erzieherinnen zu fördern

(https://nordost.aok.de/inhalt/jolinchenkids-4/). Die Einbindung der Familie,

insbesondere der Eltern, ist wichtig, um ein Problembewusstsein zu schaffen

und langfristige Änderungen des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens zu

erzielen (Wabitsch et al., 2015), denn das Verhalten der Eltern beeinflusst das

Risiko der Kinder, übergewichtig zu werden, besonders stark (RKI, 2008).

Darüber hinaus wurden im Bereich der Prävention durch die AOK Nordost

zahlreiche Maßnahmen initiiert oder ist an diesen beteiligt, welche die Förde-

rung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zum Ziel haben. Dabei

haben die Themen Ernährung und Bewegung als die wichtigsten Säulen für

ein gesundes Körpergewicht eine besondere Bedeutung.

9 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/praevention-

von-kinder-uebergewicht.html

Page 73: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 73

Ein Programm, dass Großstadtkinder dabei unterstützen soll, Bewegungserfah-

rungen zu sammeln und ihre motorischen Fähigkeiten zu entwickeln ist „Kleine

kommen ganz groß raus“ in Kooperation mit dem Landessportbund der Sport-

jugend Berlin (https://nordost.aok.de/inhalt/kleine-kommen-ganz-gross-raus/).

In Mecklenburg-Vorpommern werden die gleichen Maßnahmen innerhalb

des Programms „KinderBewegungsLand“ in Kooperation mit dem dortigen

Landessportbund und der Sportjugend angeboten.

Bereits seit 10 Jahren ist das AOK Präventionstheater mit Henrietta auf Tour.

Das Kindertheater ist in ganz Deutschland zu sehen und vermittelt in drei ver-

schiedenen Stücken unter anderem die Bedeutung von gesunder Ernährung

und Bewegung (https://nordost.aok.de/inhalt/aok-kindertheater-auf-tour/).

Mit „Henrietta & Co. – Gesundheit spielend lernen“ hat die AOK 2017 das Prä-

ventionstheater zu einem leitfadengetreuen Präventionsprogramm weiter-

entwickelt. Durch Multiplikatorenschulungen und didaktische Materialien

werden neue Impulse zur Kompetenzentwicklung gesetzt.

Weiterhin unterstützt die AOK Nordost seit 15 Jahren die „Bio-Brotbox“-Aktion

mit dem Ziel, Kinder und Eltern über gesunde Ernährung zu informieren. Sie ist

ein weiteres „greifbares“ Beispiel für das Engagement der AOK Nordost im Be-

reich gesunder Ernährung. Hier bekommen Erstklässler zur Einschulung eine

wiederverwendbare Frühstücksdose gefüllt mit Produkten aus ökologischer

Landwirtschaft.

Im Landesprogramm „Gute Gesunde Schule“ unterstützt die AOK Nordost

nordostweit Schulen mit verschiedenen Projektangeboten. Mit dem Pro-

gramm „KlasseEssen-Box“ gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Schulverpfle-

gung Berlin e.V. werden Schulen nordostweit durch ein breites Fortbildungs-

angebot in der fächerübergreifende Ernährungs- und Verbraucherbildung

unterstützt. In Mecklenburg-Vorpommern wird seit 2016 das Projekt „Bewe-

gung und Sport für Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg Vorpommern“

zusammen mit dem dortigen Landessportbund und Bildungsministerium an-

geboten.

Unterstützung durch digitale Produkte können Eltern und Jugendliche durch

Apps und Onlineprogramme der AOK Nordost erfahren (Apps:

https://nordost.aok.de/leistungen-services/services/aok-apps/, Onlinepro-

gramme: https://nordost.aok.de/inhalt/gesundheitskurse-7/). Zum Thema Er-

nährung, Bewegung und Fitness stehen die AOK-Apps „Bewusst einkaufen“

und „Gesund genießen“ zur Verfügung. Die kostenlose App „FitMit“ ist ein di-

gitales Vorteils- und Prämienprogramm (https://nordost.aok.de/inhalt/fitmit-

aok/), das einen gesunden Lebensstil unterstützt.

Page 74: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 74

7 Ausblick

Unter dem Dach des Kinderreports Nordost wird das Gesundheitswissenschaft-

liche Institut Nordost (GeWINO) zukünftig Versorgungsanalysen zu Themen aus

dem Bereich Kinder- und Jugendgesundheit vorstellen. Als Partner der Regio-

nen wird das GeWINO dabei auch weiterhin Kennzahlen auf kleinräumiger

regionaler Ebene für die Kreise und Berliner Stadtbezirke bereitstellen. Dabei

werden die Themen neben dem umfangreicheren Format eines Reports auch

in anderen Formen, zum Beispiel als Spotlight veröffentlicht. Ein erstes Spotlight

ist zum Thema Essstörungen für Herbst 2017 in Vorbereitung.

Zusätzlich zu den Druckversionen plant das GeWINO die Analyseergebnisse

der Kinderreporte analog zu den GeWINO Pflegereports auch für Ämter und

Gemeinden über die web basierte SAHRA – Forschungsplattform zugänglich

zu machen. Damit will das GeWINO einen Beitrag dazu leisten, dass Ergebnis-

se der Versorgungsforschung direkt für regionalen Entscheider und Leistungs-

erbringer zugänglich und nutzbar werden.

Page 75: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 75

8 Literatur

Ahovuo-Saloranta, A., Rautakorpi, U.-M., Borisenko, O.V., Liira, H., Williams, J.W., & Mäkelä, M.

(2014). Antibiotics for acute maxillary sinusitis in adults. Cochrane Database Syst Rev, 2:

CD000243.

AkdÄ - Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Stellungnahme der Arzneimittel-

kommission der deutschen Ärzteschaft zum Entwurf der weiterentwickelten Deutschen

Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) vom 18. November 2013. 2014. Verfügbar unter:

http://www.akdae.de/Stellungnahmen/Weitere/20140228.pdf (Abruf: 30. August

2017).

Aloush, V., Navon-Venezia, S., Seigman-Igra, Y., Cabili, S., & Carmeli, Y. (2006). Multidrug-

resistant Pseudomonas aeruginosa: risk factors and clinical impact. Antimicrob Agents

Chemother, 50, 43–8.

Altiner, A., Brockmann, S., Sielk, M., Wilm, S., Wegscheider, K., & Abholz, H.-H. (2007). Reduc-

ing antibiotic prescriptions for acute cough by motivating GPs to change their attitudes

to communication and empowering patients: a cluster-randomized intervention study.

J Antimicrob Chemotherm, 60, 638–44.

Bätzing-Feigenbaum, J., Schulz, M., Schulz, M., Hering, R., & Kern, W.V. (2016). Outpatient An-

tibiotic Prescription. Dtsch Arzteblatt Int, 113, 454–9.

Bell, B.G., Schellevis, F., Stobberingh, E., Goossens, H., & Pringle, M. (2014). A systematic review

and meta-analysis of the effects of antibiotic consumption on antibiotic resistance.

BMC Infect Dis, 14: 13.

BMG – Bundesministerium für Gesundheit (2017). Pressemitteilung:

http://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2017/2-

quartal/allergieportal.html (Abruf: 22. Mai 2017)

DEGAM - Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (2014a). Husten. DEGAM-Leitlinie Nr. 11.

Stand Februar 2014. 2014. Verfügbar unter: http://www.degam.de/degam-leitlinien-

379.html (Abruf: 30. August 2017).

DEGAM - Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (2014b). Ohrenschmerzen. Aktualisierte

Fassung 2014. S2k-Leitlinie. 2014 (b). Verfügbar unter: http://www.degam.de/degam-

leitlinien-379.html (Abruf: 30. August 2017).

DEGAM - Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (2008). Rhinosinusitis. DEGAM – Leitlinie

Nr. 10. 2008. Verfügbar unter: http://www.degam.de/degam-leitlinien-379.html (Ab-

ruf: 30. August 2017).

DEGAM - Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Halsschmerzen. DEGAM-Leitlinie Nr. 14.

Stand Oktober 2009. Verfügbar unter: http://www.degam.de/degam-leitlinien-

379.html (Abruf: 30. August 2017).

GERMAP. Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch. Bericht über den Antibiotikaverbrauch und

die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in

Deutschland. 2012. Verfügbar unter:

http://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/08_PresseInfothek/Germap_2012.p

df?__blob=publicationFile&v=2. (Abruf: 30. August 2017).

Greiner, A.N., Hellings, P.W., Rotiroti, G., & Scadding, G.K. (2011). Allergic rhinitis. Lancet; 17;

2112-2122.

Goossens, H., Ferech, M., Vander Stichele, R., Elseviers, M., & ESAC Project Group. (2005).

Outpatient antibiotic use in Europe and association with resistance: a cross-national

database study. Lancet; 365, 579–87.

Hering, R., Schulz, M., & Bätzing-Feigenbaum, J. (2014). Entwicklung der ambulanten Antibio-

tikaverordnungen im Zeitraum 2008 bis 2012 im regionalen Vergleich. Verfügbar unter:

http://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/50/VA_50_2014_Antibiotika_imZ

eitverlauf_2008bis2012_Bericht.pdf. (Abruf: 20. Februar 2017).

Page 76: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 76

Hersh, A.L., Jackson, M.A., Hicks, L.A., & American Academy of Pediatrics Committee on In-

fectious Diseases (2013). Principles of judicious antibiotic prescribing for upper respira-

tory tract infections in pediatrics. Pediatrics; 132, 1146–54.

Holstiege, J., Schink, T., Molokhia, M., et al. (2014). Systemic antibiotic prescribing to paediat-

ric outpatients in 5 European countries: a population-based cohort study. BMC Pediatr

14, 174.

Jacob, L., Keil, T., & Kostev, K. 2016). Comorbid disorders associated with asthma in children in

Germany - National analysis of pediatric primary care data. Pediatr Allergy Immunol;

27(8), 861-866.

Knoll, K.P., & Hauner, H. 2008). Kosten der Adipositas in der Bundesrepublik Deutschland – Eine

aktuelle Krankheitskostenstudie. Adipositas – Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie,

2 (4), 204-2010.

Krause, L.,·Ellert, U.,·Kroll, L.E., & Lampert, T. (2014). Gesundheitsbezogene Lebensqualität von

übergewichtigen und adipösen Jugendlichen. Welche Unterschiede zeigen sich nach

Sozialstatus und Schulbildung? Bundesgesundheitsbl, 57, 445–454.

Lars, E., Kroll, L.E. & Lampert, T. (2012). Regionale Unterschiede in der Gesundheit am Beispiel

von Adipositas und Diabetes mellitus. In Robert Koch-Institut (Hrsg) Daten und Fakten:

Ergebnisse der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell 2010«. Beiträge zur Gesund-

heitsberichterstattung des Bundes. RKI: Berlin.

Little, P., Stuart, B., Francis, N,, et al. (2013). Effects of internet-based training on antibiotic pre-

scribing rates for acute respiratory-tract infections: a multinational, cluster, random-

ised, factorial, controlled trial. Lancet Lond Engl, 382, 1175–82.

Kenealy, T., & Arroll, B. (2013). Antibiotics for the common cold and acute purulent rhinitis.

Cochrane Database Syst Rev; 6: CD000247.

Kromeyer-Hauschild, K., Moss, A., & Wabitsch, M. (2015). Referenzwerte für den Body-Mass-

Index für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Deutschland. Anpassung der AGA-

BMI-Referenz im Altersbereich von 15 bis 18 Jahren. Adipositas; 9, 123-127.

Kromeyer-Hauschild, K., Wabitsch, M., Kunze, D., et al. (2001). Perzentile für den Body-Mass-

Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher

Stichproben. Monatsschr Kinderheilk, 149, 807-818

Kurth, B.M., & Schaffrath Rosario, A. (2007). Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas

bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des bundesweiten Kinder-

und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch –

Gesundheitsschutz, 50, 736–743.

Lemiengre, M.B., van Driel, M.L., Merenstein, D., Young, J., & De Sutter, A.I. (2012). Antibiotics

for clinically diagnosed acute rhinosinusitis in adults. Cochrane Database Syst Rev.

Mangrio, E., Wremp, A., Moghaddassi, M., Merlo, J., Bramhagen, A.-C., & Rosvall, M. (2009).

Antibiotic use among 8-month-old children in Malmö, Sweden--in relation to child

characteristics and parental sociodemographic, psychosocial and lifestyle factors.

BMC Pediatr, 9: 31.

Mäkelä, M.J., Puhakka, T., Ruuskanen O, et al. (1998). Viruses and bacteria in the etiology of

the common cold. J Clin Microbiol, 36, 539–42.

Maragakis, L.L., Perencevich, E.N., & Cosgrove, S.E. (2008). Clinical and economic burden of

antimicrobial resistance. Expert Rev Anti Infect Ther, 6, 751–63.

Monto, A.S. (1995). Viral respiratory infections in the community: epidemiology, agents, and

interventions. Am J Med, 99, 24S–27S.

NICE - National Institute for Health and Clinical Excellence (2008). Respiratory Tract Infections

- Antibiotic Prescribing: Prescribing of Antibiotics for Self-Limiting Respiratory Tract In-

fections in Adults and Children in Primary Care. London: National Institute for Health

and Clinical Excellence (UK); 2008. Verfügbar unter:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK53632/. (Abruf: 30. August 2017).

Page 77: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 77

Pfaar, O., Bachert, C., & Bufe, A. (2014). Guideline on allergen-specific immunotherapy in IgE-

mediated allergic diseases. Allergo J Int, 23, 282–319.

Qavi, A., Segal-Maurer, S., Mariano N, et al. (2005). Increased mortality associated with a

clonal outbreak of ceftazidime-resistant Klebsiella pneumoniae: a case-control study.

Infect Control Hosp Epidemiol, 26, 63–8.

RKI - Robert Koch Institut (2008). Lebensphasenspezifische Gesundheit von Kindern und Ju-

gendlichen in Deutschland. Ergebnisse des Nationalen Kinder- und Jugendgesund-

heitssurveys. Gesundheitsberichterstattung Bundes. Verfügbar unter:

https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung

/GBEDownloadsB/KiGGS_SVR.pdf?__blob=publicationFile (Abruf: 30. August 2017).

Schäfer, T., Bauer, C.P., Beyer, K., et al. (2014). S3-Leitlinie Allergieprävention – Update 2014.

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGA-

KI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Allergo J

Int, 23, 32-45.

Schlaud, M., Atzpodien, K.,·& Thierfelder, W. (2007). Allergische Erkrankungen. Ergebnisse aus

dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsbl - Gesund-

heitsforsch – Gesundheitsschutz, 50, 701–710.

Schmitt, J., Schwarz, K., Stadler, E. et al. (2015). Allergy immunotherapy for allergic rhinitis ef-

fectively prevents asthma: Results from a large retrospective cohort study. J Allergy

Clin Immunol, 136 (6), 1511-16.

Schmitz, R.,·Thamm, M.,·Ellert, U.,·Kalcklösch, M., Schlaud, M.,& KiGGS Study Group (2014).

Verbreitung häufiger Allergien bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland Ergebnis-

se der KiGGS-Studie – Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). Bundesgesundheitsbl, 57,

771–778

Shaaban, R., Zureik, M., Soussan, D., Neukirch, C., Heinrich, J., Sunyer, J., Wjst, M., Cerveri, I.,

Pin, I., Bousquet, J., Jarvis, D., Burney, P.G., Neukirch, F., & Leynaert, B. (2008). Rhinitis

and onset of asthma: a longitudinal population-based study. Lancet, 372 (9643), 1049-

57.

Shehab, N., Lovegrove, M.C., Geller, A.I., Rose, K.O., Weidle, N.J., & Budnitz, D.S. (2016). US

Emergency Department Visits for Outpatient Adverse Drug Events, 2013-2014. JAMA,

316, 2115–25.

Smith, S.M,, Fahey, T., Smucny, J., & Becker, L.A. (2014). Antibiotics for acute bronchitis.

Cochrane Database Syst Rev; 3: CD000245.

Song, X., Srinivasan, A., Plaut, D., & Perl, T.M. (2003). Effect of nosocomial vancomycin-

resistant enterococcal bacteremia on mortality, length of stay, and costs. Infect Con-

trol Hosp Epidemiol, 24, 251–6.

Thrane, N., Olesen, C., Schønheyder, H.C., & Sørensen, H.T. (2003). Socioeconomic factors

and prescription of antibiotics in 0- to 2-year-old Danish children. J Antimicrob

Chemother, 51, 683–9.

van Gageldonk-Lafeber, A.B., Heijnen, M.-L.A., Bartelds, A.I.M,, Peters, M.F., van der Plas, S.M.,

& Wilbrink, B. (2005). A case-control study of acute respiratory tract infection in general

practice patients in The Netherlands. Clin Infect Dis Off Publ Infect Dis Soc Am, 41, 490–

7.

Venekamp, R.P., Sanders, S., Glasziou, P.P., Del Mar, C.B., & Rovers, M.M. (2013). Antibiotics for

acute otitis media in children. Cochrane Database Syst Rev; 1: CD000219.

Wabitsch, M., & Kunze, D. (federführend für die AGA) (2015). Konsensbasierte (S2) Leitlinie zur

Diagnostik, Therapie und Prävention von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und

Jugendalter. Version 15.10.2015; Verfügbar unter: www.a-g-a.de (Abruf: 30. August

2017).

Weidinger, S., & Novak, N. (2016). Atopic dermatitis. Lancet, 12, 1109-1122.

Page 78: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 78

WHO - Regionalbüro für Europa. Strategischer Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotikare-

sistenzen. 2011. Verfügbar unter:

http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0010/147736/wd14G_AntibioticResista

nce_111382bhn.pdf. (Abruf: 30. August 2017).

Williams, K., Thomson, D., Seto, I., et al. (2012). Standard 6: age groups for pediatric trials. Pe-

diatrics, 129 (3), 153-160.

Zeiher, J., Varnaccia, G., Jordan, S., & Lange, C. (2016). Was sind die Einflussfaktoren kindli-

cher Adipositas? Eine Literaturübersicht im Rahmen des Projekts „Bevölkerungsweites

Monitoring adipositasrelevanter Einflussfaktoren im Kindesalter“. Bundesgesundheitsbl -

Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz, 59, 1465-1475.

Page 79: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Altersgruppe in den Jahren 2010 und 2016 ...... 17

Abbildung 2: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Bundesland in den Jahren 2010 und 2016 ........ 18

Abbildung 3: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren

2010 und 2016 ............................................................................................................................................... 18

Abbildung 4: Regionale Verteilung des Antibiotikagebrauchs bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2016

in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken ....................................................................................... 20

Abbildung 5: Regionale Änderung des Antibiotikagebrauchs zwischen 2010 und 2016 bei Kindern und

Jugendlichen in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken .............................................................. 21

Abbildung 6: Regionale Verteilung des Antibiotikagebrauchs bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2016

in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen ......................................................................................... 23

Abbildung 7: Regionale Änderung des Antibiotikagebrauchs zwischen 2010 und 2016 bei Kindern und

Jugendlichen in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen ............................................................... 25

Abbildung 8: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs bei Berliner Kinder und Jugendlichen nach

Nationalität in den Jahren 2010 und 2016 ............................................................................................... 27

Abbildung 9: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs bei Berliner Kinder und Jugendlichen nach

Nationalität im Jahr 2016 ............................................................................................................................. 28

Abbildung 10: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen nach Bundesland im

Jahr 2016 ........................................................................................................................................................ 30

Abbildung 11: Differenz in der Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen

zwischen 2016 und 2010 nach Bundesland ............................................................................................. 31

Abbildung 12: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs ausgewählter Wirkstoffgruppen im Jahr 2016 nach

Altersgruppe .................................................................................................................................................. 32

Abbildung 13: Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Altersgruppe und Geschlecht im Jahr 2015.... 39

Abbildung 14: Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen für die Jahre 2010 und

2015 ................................................................................................................................................................. 40

Abbildung 15: Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen im Jahr 2015 nach

Bundesland .................................................................................................................................................... 41

Abbildung 16: Differenz in der Häufigkeit verschiedener Kategorien allergischer Erkrankungen zwischen

2015 und 2010 nach Bundesland............................................................................................................... 42

Abbildung 17: Häufigkeit ausgewählter Kategorien allergischer Erkrankungen im Jahr 2015 nach

Altersgruppe .................................................................................................................................................. 43

Abbildung 18: Differenz in der Häufigkeit ausgewählter Kategorien allergischer Erkrankungen zwischen

2015 und 2010 nach Altersgruppen .......................................................................................................... 43

Abbildung 19: Regionale Verteilung der Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Kindern und

Jugendlichen im Jahr 2015 in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken ...................................... 45

Abbildung 20: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit allergischer Erkrankungen zwischen

2010 und 2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken ..... 47

Abbildung 21: Regionale Verteilung der Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Kindern und

Jugendlichen im Jahr 2015 in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen ........................................ 49

Abbildung 22: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit allergischer Erkrankungen zwischen

2010 und 2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen ....... 51

Abbildung 23: Regionale Verteilung der Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Kindern und

Jugendlichen im Jahr 2015 in den Ämtern des Landkreises Oder -Spree .......................................... 52

Abbildung 24: Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren

2010 und 2015 ............................................................................................................................................... 53

Abbildung 25: Häufigkeit der Adipositas nach Altersgruppe und Geschlecht im Jahr 2015 ........................ 59

Abbildung 26: Häufigkeit der Adipositas nach Alter und Geschlecht im Jahr 2015 ....................................... 60

Abbildung 27: Häufigkeit der Adipositas nach Bundesland in den Jahren 2010 und 2015 ........................... 61

Abbildung 28: Häufigkeit der Adipositas nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren 2010 und

2015 ................................................................................................................................................................. 62

Abbildung 29: Regionale Verteilung der Häufigkeit von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Jahr

2015 in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken .............................................................................. 63

Page 80: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 80

Abbildung 30: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit von Adipositas zwischen 2010 und

2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Landkreisen und Berliner Stadtbezirken ....................... 65

Abbildung 31: Regionale Verteilung der Häufigkeit von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Jahr

2015 in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen ................................................................................ 67

Abbildung 32: Regionale Verteilung der Differenz in der Häufigkeit von Adipositas zwischen 2010 und

2015 bei Kindern und Jugendlichen in den Ämtern und Berliner Prognoseräumen ........................ 69

Abbildung 33: Häufigkeit der Adipositas bei Berliner Kinder und Jugendlichen nach Nationalität im Jahr

2015 ................................................................................................................................................................. 70

Page 81: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 81

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Größe der Studienpopulation pro Kalenderjahr, Altersgruppe, Geschlecht und Bundesland .. 13

Tabelle 2: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2010

und 2016 ......................................................................................................................................................... 16

Tabelle 3: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Gemeindetyp und Bundesland in den Jahren 2010

und 2016 ......................................................................................................................................................... 19

Tabelle 4: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs bei Berliner Kindern und Jugendlichen Nationalität in den

Jahren 2010 und 2016 .................................................................................................................................. 26

Tabelle 5: Häufigkeit des Antibiotikagebrauchs nach Wirkstoffgruppe für die Jahre 2010 und 2016 ......... 29

Tabelle 6: ICD-10 Codes und Bezeichnungen zur Operationalisierung der allergischen Erkrankungen ..... 37

Tabelle 7: Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2010

und 2015 ......................................................................................................................................................... 38

Tabelle 8: Häufigkeit allergischer Erkrankungen in der Altersgruppe 0-16 Jahre im Jahr 2010 und 2015

nach Gemeindetyp und Bundesland ....................................................................................................... 52

Tabelle 9: Häufigkeit der Adipositas nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2010 und 2015 ... 58

Tabelle 10: Häufigkeit der Adipositas in der Altersgruppe 0-16 Jahre im Jahr 2010 und 2015 nach

Gemeindetyp und Bundesland ................................................................................................................. 62

Page 82: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 82

Anhang

Liste der Berliner Prognoseräume

Lebensweltlich orientierte Räume der Senatsverwal-

tung für Stadtentwicklung und Wohnen10

Bezeichnungen der Prognoseräume innerhalb

des GeWINO Kinderreports

Zentrum Zentrum

Moabit Moabit

Gesundbrunnen Gesundbrunnen

Wedding Wedding

Kreuzberg Nord Kreuzberg Nord

Kreuzberg Süd Kreuzberg Süd

Kreuzberg Ost Kreuzberg Ost

Friedrichshain West Friedrichshain West

Friedrichshain Ost Friedrichshain Ost

Buch Buch

Nördliches Pankow Nördliches Pankow

Nördliches Weißensee Nördliches Weißensee

Südliches Pankow Südliches Pankow

Südliches Weißensee Südliches Weißensee

Nördlicher Prenzl. Berg Nördlicher Prenzl. Berg

Südlicher Prenzl. Berg Südlicher Prenzl. Berg

CW1 Charlottenburg-Nord

CW2 Heerstrasse-Westend

CW3 Kurfürstendamm-Mierendorffplatz

CW4 Grunewald-Schmargendorf

CW5 Wilmersdorf-Barstraße

SPA 1 Spandau Mitte - Hakenfelde

SPA 2 Wilhelmstadt - Heerstraße Nord

SPA 3 Haselhorst-Siemensstadt

SPA 4 Gatow / Kladow

Region A Albrechtstrasse-Schloßstrasse

Region B Lankwitz-Ostpreußendamm

Region C Drakestrasse-Teltower Damm

Region D Zehlendorf Nord und Südwest

Schöneberg-Nord Schöneberg-Nord

Schöneberg-Süd Schöneberg-Süd

Friedenau Friedenau

Tempelhof Tempelhof

Mariendorf Mariendorf

Marienfelde Marienfelde

Lichtenrade Lichtenrade

Neukölln Neukölln

Britz/Buckow Britz/Buckow

Gropiusstadt Gropiusstadt

Buckow Nord/ Rudow Buckow Nord/ Rudow

10 Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen:

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/lor/ (Abruf: 16. März 2017)

Page 83: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 83

Treptow-Köpenick 1 Plänterwald-Johannisthal

Treptow-Köpenick 2 Ober-/Niederschöneweide

Treptow-Köpenick 3 Altglienicke-Grünau

Treptow-Köpenick 4 Allende-Viertel/Müggelheim

Treptow-Köpenick 5 Friedrichshagen-Dammvorstadt

Marzahn Marzahn

Hellersdorf Hellersdorf

Biesdorf Biesdorf

Kaulsdorf/ Mahlsdorf Kaulsdorf/ Mahlsdorf

Hohenschönhausen Nord Hohenschönhausen Nord

Hohenschönhausen Süd Hohenschönhausen Süd

Lichtenberg Nord Lichtenberg Nord

Lichtenberg Mitte Lichtenberg Mitte

Lichtenberg Süd Lichtenberg Süd

Reinickendorf-Ost Reinickendorf-Ost

Tegel Tegel

Heiligensee-Konradshöhe Heiligensee-Konradshöhe

Frohnau-Hermsdorf Frohnau-Hermsdorf

Page 84: Business Plan Health Risk Institut - pflegeakademie.aok.de · serveantibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine der dritten Generation. Um den rückläufigen Trend bei der ambulanten

GeWINO – Innovation im Nordosten – www.gewino.de Seite 84

Impressum

Forschungsteam

Gesundheitswissenschaftliches Institut Nordost (GeWINO)

der AOK Nordost – Die Gesundheitskasse

Dipl.-Psych. Christine Witte, MPH

Versorgungsforschung

Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn

Geschäftsführer GeWINO der AOK Nordost

AOK Nordost – Die Gesundheitskasse

Dr. Sabine Ludwig

Beratende Apothekerin Verträge

UE Arzneimittelversorgung

Dipl.-Kffr. (FH) Andrea Spreenberg

Unternehmensbereich Versorgungsmanagement –

Programme und Verträge

Bildquelle: iStock (http://www.istockphoto.com/de/foto/freunde-essen-mittagessen-zusammen-in-der-

schule-gm487705718-73609381?clarity=false)

Gesundheitswissenschaftliches Institut Nordost (GeWINO)

der AOK Nordost – Die Gesundheitskasse

Wilhelmstrasse 1, 10963 Berlin

www.gewino.de

[email protected]

Kontakt

Sven-David Muller, MSc Öffentlichkeitsarbeit GeWINO

Telefon 0800 265080-20293

E-Mail [email protected]