2
21o 4 Zusammen]assung: I. Vergleichende Blutgruppenunter- suchungen an Litauern und OstpreuBen ergaben eine nahe serologische Verwandtschaft untereinander und auch eine solche zu dem Durchschnitt Deutschlands. 2. Zwischen Blutgruppen und ausgesprochenea Konstitu- tionstypen nach dem Kretschmersehen Schema besteht keine erhebliche Korrelation, wenn auch ein gewisses I)berwiegen der Gruppe A bzw. Urrasse p bet Asthenikern unverkennbar ist. 3. Bet Individuen der Gruppe O bzw. Urrasse r kommt in relativ hSherem MaBe eine hohe positive Gruber-Widalsche Reaktion bet Typhus und Paratyphus zur Beobachtung als bet Individuen der Gruppe O bzw. Urrasse r der Gesamt- bev61kerung. Literatur: 1 STEFFAN, Arch. Rassenbiol. 15 (1923). -- 2 SCHIFF, Iilin. Vv'schr. 5, Nr 36. -- 3 KRUSE, Zbl. Bakter. I 93, 1~ (1924). -- IKRUSE, Arch. Rassenbiol. 9, H. I, 2 (1927). -- 5 A. BgZZENBI~RGER, Beitr~tge zur Geschichte der litauischen Sprache, S. 94--119. G6ttingen 1877. -- ~ BRENNSOHN, Zur Anthropologie der Litauer (Inaug.-Diss. Dorpat 1883). -- v T. SCHLAKE, KOrpermessungen yon Landkindern an der Sfidkfiste des Kurischen Haffes. (Inaug.-Diss. KOnigsberg 1916.) -- s BEZZENBJ~RGER, Sitzungsber. d. Altertums- ges. Prussia ~893, H. I8. -- ~ FISCHER, Grundrig der menschlichen Erblichkeitslehre. 3. Aufl., S. 146. 1927. 10 K. T. WOLFF, Rassen- lehre. Leipzig 1927, S. 47. -- x~ F. KERN, Stammbaum und Art- "bild. d. Deutschen. Lehmann: Mtinchen 1927 . -- ~ L. HIRSZFELD, Erg. Hyg. 8, 43 ~ u. 444 (1926). -- 13 LOELE und KRUMBIF-G:EL, 5Iiinch. reed. Wschr. x927, Nr 2L -- ~a Yon Geheimrat KRUSE pers6nlich mitgeteilt. -- 15 -~V. HALBER und I. MYDLARSKI, Z. Immun.forschg 43 (1925). -- ~ I. "Vu Sitzungsber. d. anthro- pol. Ges., Wien I926/27. -- ~ I. VVELLISCH, Mfineh. reed. Wschr. I927, Nr I5; Wien. reed. Wsehr. I928, Nr 38. -- is FORST, Mfineh. reed. Wschr. I927, Nr 4. -- ~9 CONNERTH, Z. Tbk. i927, Nr 48, H. 2. _ ~0 1~. DUJARRIC DE LA I~IVIERE et KOSSOVlTCH, Presse m6d. I927. __ 21 L. HERMANNS, Mfinch. reed. Wschr. x927, 967. -- ~ POEHL- MANN, Mfinch. reed. "Wsehr. x927, Nr 28. -- ~s DOSSENA und LEU- ZARA, git. nach L. HIRSZFgLD a. a. O. -- 21. ]~. KRETSCHMER, K6rper- bau und Charakter. 4. Aufl. Berlin. -- ~s WILCZKOWSKI, Kiin. "vVschr. ~927, ~68. -- ~s~IWARNOWSKL Miinch. reed. Wschr I927, Nr 4~, I758. -- e~ ARNOLD, Z. Schulgesdh.pfl. 4 I. Nr 12 (1928). -- as O. v. YERSCHUER, Arch. Rassenbiol. 20, H. L -- ~ O. HENKEL, Klin. Wschr. I9~5, Nr 45. -- a0 GRAFE und GRAHAM, Mfinch. reed. Wschr. IgxI, 2257. -- $1 F. SCHOTZ und E. WOHLISCH, Klin. Wschr. ~924 ' i614" _ s~ L. BLEYER, Z. Immun.forschg 53, 386. -- ss "W. HALBER, H. HIRSZFELD und M. MaYZNER, Z. Immun.forschg 53, 391. -- s4 AMZEL, W. HALBER und STRASZYNSKI. Ref. : Z. Hyg. Io. -- sa 1. c. -- s~ R. ]3URGDORF, Zbl. Bakter. I Orig. 95, 417 . CAROTISDRUCKVERSUCH UND BLUTDRUCK- SENKUNG. Von Privatdozent Dr. E. KOCH und Dr. H. SIMON, Assistenten am Institut ffir normale und pathologischePhysiologieder Universit~itKSIn. Wie H. E. HERING 1 gezeigt hat, ist der Sinus caroticus der Ausgangsort Ifir zwei Reflexe: fiir einen hemmenden Herzreflex und einen dell Blutdruck senkenden Gef~Breflex: Der Nachweis des GefiiBreflexes war im Tierversuche leicht dadurch zu fiihren, dab auch noch nach der Injektion von Atropin oder nach beiderseitiger Vagusdurchschneidung bet 1Reizung des Sinus caroticus der Blutdruck absinkt. Auch am Nfenschen 2 konnte beim Carotisdruckversuche mit Hilfe der RivA-RoccI-Nfethode eine zuweilen sehr deutliche Senkung des Blutdruckes festgestellt werden. DaB diese nicht allein durch bloBe Vaguswirkung auf das Herz zustande kommt, lieB sich haupts~chlich dadurch zeigen, dab der kurvenm~il3ig dargestellte Yerlauf der Herzfrequenz~nderung nicht mit der Kurve der Blutdrucksenkung fibereinstimlnt. Neuerdings hat sich W. STOWSAI;D~ mit dem Carotisdruck- versuch am Menschen besch~iftigt undist dabei zu dem merk- wfirdigen Ergebnis gekommen, dab zwar reflektorisch eine aktive Erweiterung peripherer Gef~iBe an der Hand eintrete, dab aber die nach RIVA-RoccI gefundene Blutdrucksenkung nur eine scheinbare set, Um diese irrtiimtiche Ansicht yon ST0WSAND ZU wider- legen, l~Bt es sich nicht vermeiden, n~iher darauf einzugehen, KLINISCIKE VVOCHENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 44 28. OKTOBER 1928 welche Wege er bet seinen Untersuchungen eingeschlagen hat. Die Voraussetzung ffir die Richtigkeit der Blutdruckbestim- mung nach RIVA-RoccI ist, dab die Oberarmarterie in dem Augen- blick verschlossen wird, wo der Manschettendruck gerade so groB ist, wie der auf die Innenwand des Gef~13es einwirkende Blutdruck. Das trifft abet strenggenommen nicht zu: denn wenn ein auf die Arterie allseitig einwirkender AuBendruck dem Innendrucke gerade das Gleichgewicht h~tlt, so ist das Arterienrohr lediglich entspannt, aber noch nicht verschlossen. Hierzu muB der AuBendruck wetter erhOht werden, und zwar um den Betrag, der der formerhaltenden Kraft der Arterie entspricht. Der nach RIVA-RoccI erhaltene \u ist also, wenn man den Kompressionswiderstand der Weichteile vernachl~issigt, gleich dem Blutinnendrucke plus der sog. Arterien- wandspannung: RR = BD + AW. D, DE VRIES-REILINGH 4 hat versucht, die Arterienwandspannung A~V am Menschen nach folgendem Verfahren zu messen: Es wird naeh WIERSMA in die Hand ein Meiner Gunlmiball eingewickelt, der in Verbindung mit einem Volumschreiber steht. Erh6ht man jetzt den Druck in ether um den Oberarm angelegten Manschette sicher fiber den maximalen Blutdruck, so schreibt der Plethysmo- graph eine gerade Linie. L~Bt man dann den Manschettendruck RR langsam absinken, so beginnt die Kurve in dem Augenblicke an- zusteigen, wo das Blut in die Arterien einfliegt; denn da die Venen am Oberarm noch verschlossen sind, kommt es zur Stauung. In diesem Zeitpunkte soll RR gerade unter den Wert yon (BD+AW) sinken. Es wird so lange ]glut in den Arm einstr6men, bis der Druck in den Venen wie in kommunizierenden ROhren gleich dem in den Arterien geworden ist*; an der plethysmographischen Kurve er- kennt man das daran, dab sie nicht mehr tiber einen gewissen H6chst- wert hinaus ansteigt. L~Bt man nun den Manschettendruck noch wetter absinken, so kommt ein Augenblick, wo die plethysmo- graphische Kurve abzufallen beginnt. Dies entspricht dem Zeit- punkt, wo das Blut aus den Venen unter der Manschette hindurch entweicht** ; es muB also der Druck in der Manschette eben niedriger geworden sein als der Druck in den Venen, der gleich dem arteriellen war. Vernachl~ssigt man die formerhaltende Kraft der nachgiebigen Wenenwandung, so w~ire also in diesem Augenblick der Manschetten- druck gleich dem :Blutinnendruck: RR = BD. Vorher war in dem Augenblicke des Ansteigens der plethysmographischen Kurve der %Vert (BD q- AW) gefunden worden. Die Differenz beider erg~tbe demnach die Arterienwandspannung: (BD + AW) -- BD = AW. Ob dieser Differenzwert A\u tats~chlich der Arterienwand- spannung entspricht, kann fflr die vorliegende Frage, bet der es sich um die Blutdrucksenkung beim Carotisdruckversuche handelt, dahingestellt bleiben. Es kommt hier lediglich auf das Methodische an. Mit Hilfe dieses Verfahrens hat STOWSANDan 15 Kranken, yon denen 8 einen erhOhten Blutdruck hatten, den Wert AW vor und bet dem Carotisdruckversuch gemessen. Er land dabei zun~chst 9mal ein Absinken des nach RIvA-RoccI bestimmten Blutdruckes. Bet allen 9 war auBerdem eine zuweilen sehr erhebliche Abnahme yon AW nachweisbar. Aus der Differenz der beiden gemessenen Werte -con RR und AW berechnete ST0WSAND dann den Blutinnen- druck (BD = RR- AW) und kam dabei zu dem auffallenden Ergebnis, dab dieser in den meisten F~illen beirn Carotisdruckversuch sogar ansteige. Daraus sctllog er, dab die mit der Riva-Rocci- Methode gefundene Blutdrueksenkung nur eine scheinbare set und blo13 daranf beruhe, dab sich die Arteria brachialis aktiv erweitere und infolge Verringerung der Arterienwandspannung leichter durch den AuBendruck komprimierbar set. Die Erweiterung peripherer GefiiBe glaubte ST6WSAND daraus entnehmen zu k6nnen, dab die Blutmenge der Hand bet maximaler Stauung w~ihrend des Carotis- druckversuches stets grSBer gefunden wurde als vorher. DaB bet diesen SchluBfolgerungen ein Irrtum vorliegt, erschien yon vornherein Mar. Finder sich doch schon in der eingangs er- w~hnten Mitteilung yon H. E. HERINO eine Abbildung (Hund; Tonometer in der Arteria femoralis; beide Vagi durchsehnitten), die einwandfrei zeigt, dab der Blutdruck bet Druck auf den Sinus caroticus absinkt. Die weiteren Ausffihrungen hierfiber in der Mono- graphie yon H. E. HERING*** scheinen W. STOWSANDunbekannt ge- blieben zu seth. Hier ist auch auf Seite 136 eine mit denl Htirthle- schen Verfahren gewonnene Blutdruckkurve yore Menschen wieder- gegeben, aus der die Senkung hervorgeht. Idm die Befunde ST0WSANDS mit den bisherigen Tatsachen in Einklang zu bringen, wurden eigene Versuche gemacht: Wiersmasche Plethysmographie mit Eingipsen der Hand und * Vgl. die Einw/inde yon H. SAHLI (Lehrbuch d. Min. Untersuchungsmethoden, 7. Aufl., 1, 246 [I928], sowie die experimentelle Best/itigtlng yon H. CHANTRAINE (Zbl. inn. Med. 14, I [I923]). ** Genauer: wo der venSse Abflug gr6ger als der arterielIe ZuflnB wird. *** Die Carotissinusreflexe ant Herz und GefiiBe, bes. S. i1, Dresden 1927.

Carotisdruckversuch und Blutdrucksenkung

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Page 1: Carotisdruckversuch und Blutdrucksenkung

21o 4

Zusammen]assung: I . V e r g l e i c h e n d e B l u t g r u p p e n u n t e r - s u c h u n g e n a n L i t a u e r n u n d O s t p r e u B e n e r g a b e n e ine n a h e se ro log i sche V e r w a n d t s c h a f t u n t e r e i n a n d e r u n d a u c h e ine so lche zu d e m D u r c h s c h n i t t D e u t s c h l a n d s .

2. Z w i s c h e n B l u t g r u p p e n u n d a u s g e s p r o c h e n e a K o n s t i t u - t i o n s t y p e n n a c h d e m K r e t s c h m e r s e h e n S c h e m a b e s t e h t ke ine e r h e b l i c h e K o r r e l a t i o n , w e n n auch ein gewisses I ) b e r w i e g e n de r G r u p p e A bzw. U r r a s s e p be t A s t h e n i k e r n u n v e r k e n n b a r is t .

3. Bet I n d i v i d u e n d e r G r u p p e O bzw. U r r a s s e r k o m m t in r e l a t i v h S h e r e m MaBe eine h o h e p o s i t i v e G r u b e r - W i d a l s c h e R e a k t i o n be t T y p h u s u n d P a r a t y p h u s z u r B e o b a c h t u n g als bet I n d i v i d u e n d e r G r u p p e O bzw. U r r a s s e r de r G e s a m t - b e v 6 1 k e r u n g .

L i t e r a t u r : 1 STEFFAN, Arch. Rassenbiol. 15 (1923). -- 2 SCHIFF, Iilin. Vv'schr. 5, Nr 36. -- 3 KRUSE, Zbl. Bakter. I 93, 1~ (1924). --

IKRUSE, Arch. Rassenbiol. 9, H. I, 2 (1927). -- 5 A. BgZZENBI~RGER, Beitr~tge zur Geschichte der l i tauischen Sprache, S. 94--119. G6tt ingen 1877. -- ~ BRENNSOHN, Zur Anthropologie der Li tauer (Inaug.-Diss. Dorpa t 1883). -- v T. SCHLAKE, KOrpermessungen yon Landkindern an der Sfidkfiste des Kur ischen Haffes. (Inaug.-Diss. KOnigsberg 1916.) -- s BEZZENBJ~RGER, Sitzungsber. d. Al ter tums- ges. Prussia ~893, H. I8. -- ~ FISCHER, Grundr ig der menschlichen Erblichkeitslehre. 3. Aufl., S. 146. 1927. 1 0 K. T. WOLFF, Rassen- lehre. Leipzig 1927, S. 47. -- x~ F. KERN, S t a m m b a u m und Art- "bild. d. Deutschen. L ehm ann : Mtinchen 1927 . -- ~ L. HIRSZFELD, Erg. Hyg. 8, 43 ~ u. 444 (1926). -- 13 LOELE und KRUMBIF-G:EL, 5Iiinch. reed. Wschr. x927, Nr 2L -- ~a Yon Geheimrat KRUSE pers6nlich mitgeteilt. -- 15 -~V. HALBER und I. MYDLARSKI, Z. Immun . fo r schg 43 (1925). -- ~ I. "Vu Sitzungsber. d. anthro- pol. Ges., Wien I926/27. -- ~ I. VVELLISCH, Mfineh. reed. Wschr. I927, Nr I5; Wien. reed. Wsehr. I928, Nr 38. -- is FORST, Mfineh. reed. Wschr . I927, Nr 4. -- ~9 CONNERTH, Z. Tbk. i927, Nr 48, H. 2. _ ~0 1~. DUJARRIC DE LA I~IVIERE et KOSSOVlTCH, Presse m6d. I927. __ 21 L. HERMANNS, Mfinch. reed. Wschr . x927, 967. -- ~ POEHL- MANN, Mfinch. reed. "Wsehr. x927, Nr 28. -- ~s DOSSENA und LEU- ZARA, git. nach L. HIRSZFgLD a. a. O. -- 21. ]~. KRETSCHMER, K6rper- bau und Charakter . 4. Aufl. Berlin. -- ~s WILCZKOWSKI, Kiin. "vVschr. ~927, ~68. -- ~s~IWARNOWSKL Miinch. reed. W s c h r I927, Nr 4~, I758. -- e~ ARNOLD, Z. Schulgesdh.pfl . 4 I. Nr 12 (1928). -- as O. v. YERSCHUER, Arch. Rassenbiol. 20, H. L -- ~ O. HENKEL, Klin. Wschr . I9~5, Nr 45. -- a0 GRAFE und GRAHAM, Mfinch. reed. Wschr. IgxI , 2257. -- $1 F. SCHOTZ und E. WOHLISCH, Klin. Wschr . ~924 ' i614" _ s~ L. BLEYER, Z. Im m un . fo r s chg 53, 386. -- ss "W. HALBER, H. HIRSZFELD und M. MaYZNER, Z. Immun . fo r schg 53, 391. -- s4 AMZEL, W. HALBER und STRASZYNSKI. Ref. : Z. Hyg. Io. -- sa 1. c. -- s~ R. ]3URGDORF, Zbl. Bakter. I Orig. 95, 417 .

C A R O T I S D R U C K V E R S U C H U N D B L U T D R U C K -

S E N K U N G .

Von

P r i v a t d o z e n t D r . E . KOCH u n d D r . H . SIMON, Assistenten am Institut ffir normale und pathologische Physiologie der Universit~it KSIn.

W i e H . E . HERING 1 geze ig t h a t , i s t d e r S inus c a r o t i c u s de r A u s g a n g s o r t Ifir zwei R e f l exe : fiir e inen h e m m e n d e n H e r z r e f l e x u n d e inen dell B l u t d r u c k s e n k e n d e n Gef~Breflex: D e r N a c h w e i s des Gefi iBref lexes w a r i m T i e r v e r s u c h e le ich t d a d u r c h zu f i ihren, d a b a u c h n o c h n a c h de r I n j e k t i o n v o n A t r o p i n o d e r n a c h be i de r s e i t i ge r V a g u s d u r c h s c h n e i d u n g bet 1Reizung des S inus c a r o t i c u s de r B l u t d r u c k a b s i n k t . A u c h a m Nfenschen 2 k o n n t e b e i m C a r o t i s d r u c k v e r s u c h e m i t Hi l fe de r R i v A - R o c c I - N f e t h o d e e ine zuwe i l en s e h r deu t l i che S e n k u n g des B l u t d r u c k e s f e s tge s t e l l t w e r d e n . DaB diese n i c h t al lein d u r c h bloBe V a g u s w i r k u n g a u f d a s H e r z z u s t a n d e k o m m t , lieB s ich h a u p t s ~ c h l i c h d a d u r c h zeigen, d a b d e r kurvenm~il3ig d a r g e s t e l l t e Y e r l a u f de r H e r z f r e q u e n z ~ n d e r u n g n i c h t m i t de r K u r v e de r B l u t d r u c k s e n k u n g f i b e r e i n s t i m l n t .

N e u e r d i n g s h a t s ich W. STOWSAI;D~ m i t d e m C a r o t i s d r u c k - v e r s u c h a m M e n s c h e n besch~if t igt u n d i s t dabe i zu d e m m e r k - wf i rd igen E r g e b n i s g e k o m m e n , d a b z w a r r e f l e k t o r i s c h eine a k t i v e E r w e i t e r u n g p e r i p h e r e r Gef~iBe a n de r H a n d e in t re te , d a b a b e r die n a c h R I V A - R o c c I g e f u n d e n e B l u t d r u c k s e n k u n g n u r e ine s c h e i n b a r e set,

U m diese i r r t i i m t i c h e A n s i c h t y o n ST0WSAND ZU wide r - legen, l~Bt es s ich n i c h t v e r m e i d e n , n~iher d a r a u f e inzugehen ,

K L I N I S C I K E V V O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 44 28. OKTOBER 1928

we l che W e g e er bet s e inen U n t e r s u c h u n g e n e i n g e s c h l a g e n hat.

Die Vorausse tzung ffir die Richtigkeit der Blu tdruckbes t im- m u n g nach RIVA-RoccI ist, dab die Oberarmarter ie in dem Augen- blick verschlossen wird, wo der Manschet tendruck gerade so groB ist, wie der auf die I n n e n w a n d des Gef~13es einwirkende Blutdruck. Das tr iff t abe t s t renggenommen nicht zu: denn wenn ein auf die Arterie allseitig einwirkender AuBendruck dem Innendrucke gerade das Gleichgewicht h~tlt, so ist das Arter ienrohr lediglich en tspannt , aber noch n icht verschlossen. Hierzu muB der AuBendruck wetter erhOht werden, und zwar u m den Betrag, der der formerhal tenden Kraf t der Arterie entspricht . Der nach RIVA-RoccI erhaltene \ u ist also, wenn man den Kompress ionswiders tand der Weichteile vernachl~issigt, gleich dem Blut innendrucke plus der sog. Arterien- w a n d s p a n n u n g : R R = BD + AW.

D, DE VRIES-REILINGH 4 ha t versucht , die Ar te r i enwandspannung A~V a m Menschen nach folgendem Verfahren zu messen: Es wird naeh WIERSMA in die H a n d ein Meiner Gunlmibal l eingewickelt, der in Verbindung mit einem Volumschreiber steht . E rh6h t man jetzt den Druck in ether u m den Oberarm angelegten Manschet te sicher fiber den maximalen Blutdruck, so schreibt der Ple thysmo- graph eine gerade Linie. L~Bt man dann den Manschet tendruck R R langsam absinken, so beginnt die Kurve in dem Augenblicke an- zusteigen, wo das Blut in die Arterien einfliegt; denn da die Venen a m Obera rm noch verschlossen sind, k o m m t es zur Stauung. In diesem Zei tpunkte soll R R gerade unter den Wer t yon ( B D + A W ) sinken. Es wird so lange ]glut in den Arm einstr6men, bis der Druck in den Venen wie in kommunizierenden ROhren gleich dem in den Arterien geworden ist*; an der p le thysmographischen Kurve er- kennt man das daran, dab sie nicht mehr tiber einen gewissen H6chst- wer t h inaus ansteigt . L~Bt man nun den Manschet tendruck noch wetter absinken, so k o m m t ein Augenblick, wo die p le thysmo- graphische Kurve abzufallen beginnt. Dies entspr icht dem Zeit- punkt , wo das Blut aus den Venen un te r der Manschet te h indurch entweicht** ; es muB also der Druck in der Manschet te eben niedriger geworden sein als der Druck in den Venen, der gleich dem arteriellen war. Vernachl~ssigt man die formerhal tende Kraf t der nachgiebigen Wenenwandung, so w~ire also in diesem Augenblick der Manschetten- druck gleich dem :Blutinnendruck: R R = BD. Vorher war in dem Augenblicke des Ansteigens der p le thysmographischen Kurve der %Vert (BD q- AW) gefunden worden. Die Differenz beider erg~tbe demnach die Ar te r ienwandspannung: (BD + AW) -- BD = AW.

Ob dieser Differenzwert A \ u tats~chlich der Arter ienwand- spannung entspricht , kann fflr die vorliegende Frage, bet der es sich u m die Blu tdrucksenkung beim Carot isdruckversuche handelt , dahingestell t bleiben. Es k o m m t hier lediglich auf das Methodische an.

Mit Hilfe dieses Verfahrens ha t STOWSAND a n 15 Kranken, yon denen 8 einen erhOhten Blutdruck hat ten, den Wer t A W vor und bet dem Carot isdruckversuch gemessen. Er land dabei zun~chst 9mal ein Absinken des nach RIvA-RoccI bes t immten Blutdruckes. Bet allen 9 war auBerdem eine zuweilen sehr erhebliche Ab n ah me yon A W nachweisbar . Aus der Differenz der beiden gemessenen Werte -con R R und AW berechnete ST0WSAND dann den Blut innen- druck (BD = R R - AW) und kam dabei zu dem auffallenden Ergebnis, dab dieser in den meisten F~illen beirn Carot isdruckversuch sogar ansteige. Daraus sctllog er, dab die mit der Riva-Rocci- Methode gefundene Blu tdrueksenkung nur eine scheinbare set und blo13 daranf beruhe, dab sich die Arteria brachialis ak t iv erweitere und infolge Verr ingerung der Ar te r i enwandspannung leichter durch den AuBendruck kompr imierbar set. Die Erwei te rung peripherer GefiiBe glaubte ST6WSAND daraus en tnehmen zu k6nnen, dab die Blutmenge der Hand bet maximaler S tauung w~ihrend des Carotis- druckversuches stets grSBer gefunden wurde als vorher.

DaB bet diesen SchluBfolgerungen ein I r r t u m vorliegt, erschien yon vornherein Mar. Finder sich doch schon in der eingangs er- w~hnten Mitteilung yon H. E. HERINO eine Abbi ldung (Hund; Tonometer in der Arteria femoralis; beide Vagi durchsehni t ten) , die einwandfrei zeigt, dab der Blutdruck bet Druck auf den Sinus caroticus absinkt . Die weiteren Ausffihrungen hierfiber in der Mono- graphie yon H. E. HERING*** scheinen W. STOWSAND u n b e k a n n t ge- blieben zu seth. Hier ist auch auf Seite 136 eine mi t denl Htirthle- schen Verfahren gewonnene Blu tdruckkurve yore Menschen wieder- gegeben, aus der die Senkung hervorgeht .

Idm die B e f u n d e ST0WSANDS m i t den b i s h e r i g e n T a t s a c h e n in E i n k l a n g zu b r i nge n , w u r d e n eigene V e r s u c h e g e m a c h t : W i e r s m a s c h e P l e t h y s m o g r a p h i e m i t E i n g i p s e n d e r H a n d u n d

* Vgl. die Einw/inde yon H. SAHLI (Lehrbuch d. Min. Untersuchungsmethoden, 7. Aufl., 1, 246 [I928], sowie die experimentelle Best/itigtlng yon H. CHANTRAINE (Zbl. inn. Med. 14, I [I923]). ** Genauer: wo der venSse Abflug gr6ger als der arterielIe ZuflnB wird.

*** Die Carotissinusreflexe ant Herz und GefiiBe, bes. S. i1, Dresden 1927.

Page 2: Carotisdruckversuch und Blutdrucksenkung

28. OKTOBER 1928

empf ind l i chem P i s tonrekorde r* . Dabe i wurde gefunden, dab das Handvolumen beim Carotisdruekversuche stets abnahm (Abb. x), gleichgtiltig, ob die H a n d ges t au t w a r oder n icht . Diese V o l u m a b n a h m e dfirf te n ich t auf e iner ak t i v en GefAB- v e r e n g e r u n g beruhen , sonde rn pass iv d a d u r c h zus t an d e kom- men, dab der B lu td ruck infolge Gef~Berwei te rung an d e re r Gebie te abs ink t** .

D u r c h dieses Ergebn i s s ind n i c h t nu r die ta tsAchl ichen B e funde Yon ST6WSA~'O vers tAndl ich geworden, s o n d e r n auch seine i r r t t iml ichen Ans ich ten erklArt. E r b e n u t z t das H a n d - v o l u m e n als Ind ica to r fiir eine VerAnderung, die sich an der Ar t e r i a brachia l is abspie len soll. Das k6nn t e nur zulAssig sein, w e n n m a n wfiBte, dab der Ind ica to r se lbs t w~hren d des Ver- suches gleich bliebe. Dies is t aber n i ch t de r Fall , da das Handvolumer l , be im Caro t i sd ruckversuche a b n i m m t . H ie raus e rk l~r t sich ohne wei te res der Befund, dab m a n be im Carot is- d ruckve r suche einen n iedr igeren W e f t tiir A W erhAlt als vor-

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . 44 210 5

ve r sch ieden : vor d e m Versuche l iegt das N o r m a l v o l u m e n vor ; b e i m V e r s u c h e se lbs t aber ein ge r ingeresVolumen , so dab d a n a eine gr6Bere B l u t m e n g e his zur m a x i m a l e n Ff i l lung n o t w e n d i g ist.

SchlieBlich is t auch die Ans ich t ST6WSA~DS, dab eine GetABwand, deren Tonus ger inger wird, le ichter d u t c h den AuBendruck k o m p r i m i e r b a r sei als bei h 6 h e r e m Tonus, keineswegs gerech t fe r t ig t . D e n n der Tonus der Gef~Bmuskula- t u r s te l l t eine K r a f t dar , die gleichsinnig mi t d e m AuBendruck gegen den B l u t i n n e n d r u c k a rbe i t e t und im Grenzfal le das GeIAB sogar allein zu verschl ieBen ve rmag . L~Bt der Tonus nach, so kann eine gr6Bere AuBenkra i t no twend ig werden , u m das GefXB zu k o m p r i m i e r e n 5.

ZusammenJassung. Beim Caro t i sd ruckve r such ko rnmt es re f lek tor i sch zu einer ech ten A b n a h m e des ]31utdruckes. Die Ans ich t W. ST6WSA.~DS, dab der ]31utdruck dabe i n u t schein- bar sinke, wird wider legt . Seine Befunde erklAren sich da- dutch , dab das H a n d v o l u m e n be im Caro t i sd ruckver suehe ab- n i m m t .

L i t e r a t u r : 1 Miinch. ned . ~Vschr. x924, Nr 22, 7Ol. -- ~ ~. KOCH, Mflnch. ned . Wschr. x9z 4, Nr 22, 7o 4. -- a Klin. \u 7, 988 (1928). -- ~ Die Blutdruckmessung, S. 42. Mtinchen 1918. -- 5 E. KOCH und H. MIES, Z. exper. Med. I928.

Abb. I. L. 70 Jahre, Glaukom. Maximaler Blutdruck naeh RIVA-ROCCI x4o mm Hg. Plethysmogramm der Hand nach WIERSMA. Eine Abw~irtsbewegung des Rebels entspricht einer VoIumabnahme. Zeit: r Sekunde. Auf der untersten Linie fat die Dauer markiert, w~thrend tier auf den reehteu Carotissinus gedriickt wurde, lEs handelt sich urn den gleiehen Fall, yon den die Abb. 44 in der Monographie yon

H. E. HERING gewonnen worden ist.)

her . Diese E rn ied r igung des Di f fe renzwer tes A W k a n n also nicht , wie STOWSAND es tu t , auf eine A b n a h m e der W a n d - s p a n n u n g de r Ar t . brachia l is bezogen werden .

Die Tatsaehe , dab das H a n d v o l u m e n be im Carot i sdruck- ve r suche a b n i m m t , w ide r sp r i ch t fe rner d e r A n s i c h t STOWSANDS, daB die GefABe der H a n d sich ak t iv e rwe i te r t en , n i ch t aber sei- nero ta tsAchl ichen Befunde. D e n n er h a t n u t fes tges te l l t , dab die BIu tmenge , die , ,die H a n d bei m a x i m a l e r S t auung a u f z u n e h m e n i m s t a n d e i s t" , be im Caro t i sd ruckve r such gr6ger i s t als vorher . E r verg le ich t dabei die max imaIe Ffi l lung vor u n d be im Caro t i sdruckversuche . Wie die e igenen Befunde e rgeben haben , is t aber die Ausgangsff i l lung in be iden FAllen

* Der an 7 gesunden Versuehspersonea x7mal bestimmte Wert ffir AW sehwankte zwisehen 7 und 2o und betrug im Mittet x4 mm Hg, ist also yon der gleichen GrSgen- ordnung wie bei DE VRIES-REILINGH und ST0WSAND.

Hat man die Hand blutleer eingegipst und den Ballon nit einem Manometer ver- btmden, so kann sieh das naeh Authebung der Blutleere einstr6mende BIut wegen des starren und inkompressiblen Systems nur als Druck gegen das Manometer him auswirken. Auf diese Weise l~Bt sieh der Blutdruek am Menschen verzeichnen, und zwar besser, sowie kliniseh anwendbarer als nit den Hfirthlesehen Verfahren (vgl. E. KOCH und H. SIMON, Mtinch. ned. Wsehr. 1928). Dahei wurde an 7 gestmden Personeu nie- malseine Blutdrucksenkung beimCarotisdruekversuchevermiBt, wenn sie in einemFalle aueh nur als Nachwirkung auftrat. ** Vgl. das analoge Verhalten der I-Iaut- und Muskelgef~ifle des Kaninehens bei Reizung des Aortennerven [M.W. BAYLISS, J. of Physiol. 14, 303 (x893)].

ZUR BEHANDLUNG DES ULCUS VENTRICULI UND DES ULCUS DUODENI.

Von Dr . m e d . ROECK, A u g s b u r g .

Die B e h a n d l u n g des Ulcus ven t r icu l i und des Ulcus duo- deni i s t e igent l ich in der H a u p t s a c h e sei t J a h r e n und J a h r - z eh n t en dieselbe geblieben. Sie wechse l te lediglich je n a c h der Wand lung , die die A n s c h a u u n g e n y o n der E n t s t e h u n g eines Ulcus d u r c h g e m a c h t haben . In der b r e i t en Masse der Jkrzte domin i e r t auch heu te noch die 1)berzeugung, dab das Ulcus u n d seine B e s c h w e r d e n in e rs te r Linie t l y p e r a c i d i t ~ t s - be schwerden sind. E ine wesent l iche ~ n d e r u n g in d iesem S t a n d p u n k t h a t auch der Nachweis n i ch t gebrach t , dab es Ulce ra gibt , die ohne myperac id i tAt e inhergehen , urld die B e k ~ m p f u n g der H y p e r a c i d i t ~ t m i t Alkal ien k o n n t e schl ieg- l ich in der S ippykur ih ren Gip fe lpunk t l i n d en .

Die Nr i f ik h a t s ich zwar in den le tz ten J a h r e n be sonde r s auch gegen die S ippykur in f ramer s t e igende rem MaBe gel- t e n d gemacht , und m a n weiB lXngst, dab d e n n i t Alkali b e k ~ m p f t e n SXureanst ieg ein r eak t ive r zwei ter Ans t i eg folgt, dessen Gip fe lpunk t u n t e r Ums tAnden h6her l iegen kann , als der des zue r s t bek~mpf ten . Man h a t schlieBlich die l~ber- a lkal is ierung sogar als e inen m6gl ichen A u s g a n g s p u n k t yon K o n k r e m e n t b i l d u n g e n in der Niere beze ichne t .

Die Alka l ibehand lung des Ulcus begegne t desha lb i m m e r g r6ge rem Wide r sp ruch . E ines i s t sicher, sie i s t wahl los u n d re in s chema t i s ch v o r g e n o m m e n , b e s t i m m t keine zweck- mABige Methode , sie h a t we i t e rh in d u r c h die i m m e r k ta re r h e r v o r t r e t e n d e E r k e n n t n i s , dab das Ulcus keine Folge der Hyperac id i tAt sein kann , ihre wesen t l i chs te St i i tze ver loren .

Die B e r g m a n n s c h e A n s c h a u u n g yon der E n t s t e h u n g des U1- cus auf d e m B o d e n yon Ang iospasme n h a t d a n n zu a n d e r e r Therap ie gefiihrt , die V e r o r d n u n g yon A t r o p i n wurze l t in d iesen Vors te l lungen. Aber auch h ier s ind die Erfo lge besche iden gewesen und gebl ieben. Wenigs tens habe ich bei m e i n e m Mater ia l keine be f r i ed igenden Erfolge gesehen. Die Teil- erfolge s ind vers tAndlich, w e n n m a n bedenk t , dab h e u t e sehon das S o d b r e n n e n n i c h t m e h r allein als Sekre t ions- , s o n d e rn als Mot i l i tAtsph~nomen b e t r a c h t e t wi rd (KATSC~).

Sehr wich t ig s ind n u n die U n t e r s u c h n n g e n y o n NON- J~TZNI, dab das Ulcus sehr hAufig auf d e n B o d e n e iner Ga- s t r i t i s e n t s t e h t . Seine Be funde sind e igent l ich i m m e r wieder a n e r k a n n t und bes tAt ig t worden , und zwar i s t es haup t s~ch- lich die Gast roskopie , die seine Ans i ch t en ges t t i t z t ha t . Der schwere K a t a r r h i s t e in s te t iger Begle i ter des Ulcus, u n d ohne seine Bese i t igung sche in t das Ulcus n i ch t auszuhei len. E r v e r m a g se lbs t nach ope ra t i ve r E n t f e r n u n g d e s Ulcus die Beschwerden fas t u n v e r ~ n d e r t f o r t d a u e r n zu lassen. Der