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CHANGZHOU, VOLKSREPUBLIK CHINA: China ist dabei, die neue Weltmacht der Werften zu werden. In den kommenden Jahren wird das Land an Korea, der bisherigen Nummer 1, vorbeiziehen. HOERBIGER ist weltweit einer der führenden Hersteller von Explosionsentlastungsventilen für Schiffsdieselmotoren. Um gemeinsam mit der Werftindustrie in China am Wachstum der Seeschifffahrt in Asien partizipieren zu können, hat HOERBIGER in Changzhou eine eigene Produktion für Explosionsentlastungsventile aufgebaut. (Seite 14)
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www.hoerbiger.com
HOERBIGER Valves (Changzhou) Co., Ltd.
DER DRACHE HAT
SCHWIMMEN GELERNT …Rostroter Stahl nicht Schrott, sondern fein säuberlich geschnittene, rechteckige Stücke, füllen die Docks am Rand des Huangpu-Flusses. Ein Stück weiter nimmt der Stahl Formen an, Fragmente von Schiffen sind zu erkennen, Bugwulste, Teile des Vorstevens, Segmente aus Schiffswänden und -böden. All das wartet darauf, schon bald zusammengesetzt zu werden. Dort, wo aus den einzelnen Segmenten neue Hochseefrachter werden, spritzt glühender Stahl von den Werkzeugen der Schweißer auf. Es riecht nach Ozon, verbrannter Luft und Eisenschlacke. Den Takt dazu geben die hellen Warnsignale der nie ruhenden Brückenkräne an. TEXT: Marcus Franken · FOTOS: Papu Pramod Mondhe
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I m Zentrum von Shanghai, keine zehn Kilo-
meter vom ultramodernen Finanzzentrum
Pudong entfernt, blüht Chinas Schiffbau-
industrie. Aus Stahlblech entstehen hier
neue Ozeanriesen. Reeder aus Europa,
Amerika, Japan und China bestellen im großen
Stil, bis zu zehn Schiffe von einem Typ sind
keine Seltenheit.
Serienproduktion für einen
globalen Markt
Während ein fertig lackiertes Schiff schon im
Huangpu liegt und dort seine Aufbauten und an
einigen Stellen schon den letzten Feinschliff be-
kommt, setzen die Portalkräne beim Schwester-
schiff gerade das Heck an. Bei einem dritten
Schiff der Serie werden im gleichen Moment die
Einzelteile des Mittelschiffs verbunden: Jedes
einzelne Segment würde ein vierstöckiges Haus
überragen.
In den doppelwandigen Seitenteilen sind die für
den Betrieb notwendigen elektrischen und hy-
draulischen Leitungen schon eingebaut. Ebenso
die Rohrleitungen für das Flüssigkeitsmanage-
ment im Schiff. An manchen Stahlhüllen sind
die künftigen Bullaugen zu erkennen. Die Kunst
der Werften besteht darin, die tonnenschweren
Segmente mit allen Einbauten so genau zu ferti-
gen, dass jedes Segment an das nächste Stück
passt, selbst wenn sich der Stahl unter der Hit-
ze des Schneidens und Schweißens biegen und
wellen will.
Woche für Woche entsteht ein
neues Hochseeschiff
Auf der Werft, die wir besuchen, werden vier
Schwesterschiffe zur gleichen Zeit produziert:
Die Einzelteile für das Schiff, das zuletzt zu Wasser
gelassen wird, liegen noch verstreut herum. Für
Laien ist es undenkbar, dass aus den groben
Metallplatten ein seetüchtiges Schiff wird. Das
täuscht: Woche für Woche zeigen Feuerwerk
und das rituelle Krachen von Böllerschüssen
an, dass die Arbeiter wieder ein Schiff vollendet
haben und einen Stapellauf feiern.
In einer der Werften bei Shanghai nimmt ein
Reeder uns mit zu dem Schiff, das für ihn
gebaut wird. Es steht kurz vor der Probefahrt.
Auf der stählernen Gangway kommen uns
Männer entgegen, die jetzt die letzten Arbeiten
erledigen: Die Schornsteine müssen noch mal
gestrichen werden, der gesamte Innenausbau
für den Mannschaftsteil fehlt, genauso viele
Elektromotoren und andere Teile der tech-
nischen Ausrüstung. Und auch die Ladekräne
des Frachters sind noch nicht montiert.
„Das Schiff soll einmal Schwergut fahren“,
erklärt der Reeder. In den Laderäumen wird
sich dann all das wiederfinden, was zu schwer
oder zu groß ist für einen Container: Kranteile
und Containerbrücken, Generatoren, Turbinen,
Windkraftanlagen, sogar Eisenbahnwaggons.
Motortechnologie aus Europa –
Sicherheit aus China
Im Rumpf des Schiffes hallen die Schritte der
Arbeitsschuhe wider, es riecht nach Öl, man
hört das ewige Rauschen und Sausen von Lüf-
tungen und Pumpen. Vier steile Treppen unter
dem Deck ist der mächtige Dieselantrieb ver-
baut. Die MAN-Maschine hat die Größe eines
kleineren Hauses, die Abgasleitung kann sich
mit jedem Industrieschornstein messen. Der
Motor leistet fast 10.000 kW oder 13.600 PS
und trägt das Maschinenschild mit dem MAN-
Produktionsort Augsburg. Die dort hergestellten
Schiffsdiesel werden mit Druckentlastungs-
ventilen von HOERBIGER ausgerüstet. So auch
dieser Motor.
Die HOERBIGER Entlastungsventile, die dazu
beitragen, Schäden durch eine Ölnebelexplo-
sion im Kurbelwellengehäuse des Motors zu
vermeiden, wurden bei der HOERBIGER Ventil-
werke GmbH & Co KG in Wien produziert. Künf-
tig werden die europäischen Hersteller Schiffs-
motoren für den Weltmarkt vermehrt in China
unter Lizenz herstellen. Um sie und zunehmend
auch lokale Hersteller vor Ort beliefern zu kön-
nen, wurde die HOERBIGER Valves (Chang-
zhou) Co., Ltd. gegründet. Europäische Sicher-
heitstechnik – made in China.
Die riesige Antriebsmaschine erstreckt sich über mehrere Ebenen im
Schiffsrumpf. Die HOERBIGER Entlastungsventile im unteren Bereich
helfen, Schäden durch Ölnebelexplosionen zu vermeiden. Mit dem
neuen Produktionsstandort in Changzhou kann HOERBIGER zuneh-
mend auch lokale Antriebshersteller vor Ort beliefern.
Die Antriebsmaschine hat die Größe eines
Hauses, die Abgasleitung kann sich mit
jedem Industrieschornstein messen.
Stück für Stück werden die Ozeanriesen auf der Werft
zusammengefügt. Die tonnenschweren Segmente sind
so gefertigt, dass jedes Einzelteil an das nächste passt.
Riesige Kräne bringen die jeweiligen Bauteile in die
richtige Position.
Experten des Prüfunternehmens Germanischer
Lloyd nehmen eines der HOERBIGER Entlastungs-
ventile in den Blick, mit denen die Antriebsmaschi-
nen ausgestattet sind (Bild unten).
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Bis 2015 die größte Werft der Welt:
Chinas Schiffbauindustrie wächst weiter
Wenn Shanghai-Touristen auf ihren Ausflugs-
schiffen den Huangpu weiter herunterfahren,
sich an Schwergut- und Containerterminals und
an dem kleinen weißen Leuchtturm in der Mün-
dung des Huangpu in den Yangtse vorbeischie-
ben, sehen sie am anderen Ufer die riesigen
Werften der Insel Changxing: Auf den schweren
roten Brückenkränen prangt das Logo der
CSSC, der China State Shipbuilding Corporation.
Vier Kilometer lang und eineinhalb Kilometer
breit ist allein das Werftgelände der CSSC an
diesem Standort. 2005 war das ganze Gebiet
der Werft noch roher Baugrund und Acker.
Heute werden hier Containerschiffe gebaut, die
mehr als 8.000 Container tragen können.
Neben ihren Rümpfen sehen die Arbeiter, die in
großen Gruppen zu den Kantinen ziehen, wie
Ameisen aus.
CSSC will weiter wachsen: Bis hin zur Spitze der
Insel Changxing, wo heute Mandarinen-Planta-
gen blühen und kleine Häuser zwischen den
Feldern stehen, sollen in wenigen Jahren schon
die Schweißgeräte blitzen. Die alten Werften im
Zentrum von Shanghai sind längst viel zu klein
geworden. Auch auf Changxing sind die Men-
schen weggezogen, um der Erweiterung der
Werft Platz zu machen.
Die Ambitionen der CSSC stehen für die An-
sprüche der chinesischen Werftindustrie insge-
samt: Mit 60 Unterfirmen und rund 100.000
Arbeitern und Angestellten will das 1999 ge-
gründete Staatsunternehmen spätestens 2015
die größte Werft der Welt werden. Und bis dahin
eine Jahreskapazität von 14 Millionen Tonnen
Zuladung (engl: dwt) anbieten, jeden Tag würde
damit allein CSSC zwei Schwergutschiffe in
Dienst stellen.
gen entwickelten Entlastungsventile der Typenreihen EVT und EVM sowohl
in stationäre Anlagen als auch in Marineanwendungen eingesetzt.
In Zukunft werden die Gas- und Dual-Fuel-Motoren im Marine-Bereich an
Bedeutung gewinnen, da diese vor allem umweltfreundlicher im Vergleich
zu herkömmlichen Dieselmotoren verbrennen. Viele dieser Motoren-
konzepte erfüllen bereits jetzt die mit 2016 in Kraft tretenden Abgasvor-
schriften IMO Tier III der International Maritime Organisation. Für die not-
wendige Sicherheit an Bord sorgen unter anderem die HOERBIGER
Entlastungsventile.
PART OF
Werften gelten als Schlüsselbranche der Schwerindustrie. Sowohl Süd-
korea als auch China haben ihren Ausbau darum massiv mit staatlichen
Subventionen vorangetrieben. Nach wie vor ist die Volksrepublik Eigen-
tümer der CSSC und besitzt noch weitere Werften.
Aufgrund der im Weltmarktvergleich niedrigen Lohnkosten der Werftarbei-
ter werden Schiffe für den Massentransport heute nur noch in Asien
gebaut. Europa, dessen Weltmarktanteil auf weniger als fünf Prozent
gesunken ist, fertigt heute vor allem Spezialschiffe und Kreuzfahrtschiffe
und bietet weltweit seine Ingenieurdienstleistungen an.
Im Januar 2011 meldete die Zeitung China Daily, dass die chinesischen
Werften im ersten Halbjahr 2010 zum ersten Mal die bisher marktbeherr-
schende Werftindustrie in Südkorea beim Auftragseingang überholt haben.
Sämtliche Marktbeobachter erwarten, dass China Südkorea in wenigen
Jahren auch beim Laderaum der gebauten Schiffe überholt haben wird.
PART HOERBIGER Explosionsschutzventile
In den 50er Jahren gab es auf Schiffen ein großes Gefahrenpotenzial:
Ölnebelexplosionen. Explosionen in Kurbelkästen von Motoren führten zu
Maschinenausfällen. Dadurch wurden die Schiffe manövrierunfähig. Die
Anzahl der Marineunfälle mehrte sich und häufig gingen Schiffe aufgrund
der schwerwiegenden Folgen dieser Explosionen verloren. Für Motoren-
hersteller, Werften, Reeder und Versicherungsgesellschaften musste eine
adäquate Lösung zur Verhinderung dieser folgeschweren Katastrophen
gefunden werden.
Die HOERBIGER Ventilwerke in Wien erkannten den Bedarf. Es gelang
ihren Ingenieuren, ein Entlastungsventil für Schiffsdieselmotoren zu ent-
wickeln, das die Folgen von Ölnebelexplosionen bedeutend abminderte.
Dadurch konnten Motorenausfälle aufgrund von Ölnebelexplosionen ver-
hindert werden.
Nach wie vor ist der Explosionsschutz bei Schiffsmotoren der größte
Anwendungsbereich der HOERBIGER Entlastungsventile. HOERBIGER ist
in diesem Segment globaler Marktführer. 2009 hat HOERBIGER mit der
HOERBIGER Valves (Changzhou) Co., Ltd. einen neuen Standort zur
Herstellung von Entlastungsventilen für Schiffsmotoren aufgebaut.
Für Schiffsmotoren kommen heute vor allem die von der IACS (Internatio-
nal Association of Classification Societies) zertifizierten Typenreihen EVO
und EVS zum Einsatz. Die einschlägigen Vorschriften – UR M9 und M66 –
werden zuverlässig erfüllt.
Explosionsschutz auch für Ansaug- und Abgasleitungen
Ein neuer, interessanter Anwendungsbereich für HOERBIGER Entlastungs-
ventile ist der Schutz vor Gasexplosionen in Ansaug- und Abgasleitungen
von Gas- und Dual-Fuel-Motoren. Zurzeit werden die für diese Anwendun-
HOERBIGER Valves (Changzhou) Co.,
Ltd. hat 2009 die Produktion aufge-
nommen. An dem neuen Standort in
Changzhou werden Entlastungsventile
für Schiffsmotoren hergestellt. Dazu
zählen etwa die von der IACS zertifizier-
ten Typenreihen EVO und EVS.